Thema Innovation finanzieren - KfW · 2020-07-15 · Mut zum Risiko Deutschland hat eine sehr...

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vc Der KfW-Ratgeber für Start-ups und Investoren Sonderausgabe Frühjahr/Sommer 2016 Thema Innovation finanzieren Bund und KfW fördern Hightech-Gründer Coparion beteiligt sich an jungen Unternehmen KfW investiert in Risikokapitalfonds

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vcDer KfW-Ratgeber für Start-ups und Investoren Sonderausgabe

Frühjahr/Sommer 2016

Thema

Innovation finanzieren

Bund und KfW fördernHightech-Gründer

Coparion beteiligt sich an

jungen Unternehmen

KfW investiert in Risikokapitalfonds

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Mut zum RisikoDeutschland hat eine sehr lebendige Start-up-Szene. Doch allein aus eigener Kraft schaffen viele junge Unternehmen den Durch-bruch nicht. Es mangelt nicht an Ideen für innovative Produkte. Auch die Rahmenbedingungen für erfolgreiches Wirtschaften stimmen, politische Stabilität, soziale Balance und Rechtssicher- heit existieren hierzulande seit Jahrzehnten. Vielen Start-ups aber fehlt der Wachstumsbeschleuniger: Sie brauchen Kapital.

Im Vergleich mit Ländern wie den USA, Frank- reich oder Großbritannien verfügt Deutschland über weniger private institutionelle Investoren. Auch das Anlageverhalten der Investoren ist konserva tiver. Daran haben selbst die Erfolgs- geschichten von Apple, Alphabet (Google) und Microsoft nichts geändert. Start-ups zu finanzieren, ist immer ein Wagnis. Längst nicht alles, was heute vielversprechend aussehen mag, wird morgen auch die Erwar- tungen erfüllen. Die KfW, wichtigster Gründungs- finanzierer Deutschlands, geht hier bewusst ins Risiko. Sie übernimmt damit Verantwortung für die ökonomische Entwicklung des Landes und das Wohlergehen der Menschen.

Gegenwärtig ist die heimische Volkswirtschaft in einer guten Verfassung. Die Zahl der Jobs wächst und das Wirtschafts-wachstum liegt über dem europäischen Durchschnitt. Aber Deutschland wird nur dann unter den weltweit führenden Indus- triestaaten bleiben, wenn seine Unternehmen auch weiter Hightech-Produkte auf den Markt bringen.

Gemeinsam mit dem Bundesministerium für Wirtschaft und Energie stellt die KfW für den VC-Markt daher in den kommen-den Jahren insgesamt mehr als 600 Millionen Euro Wagnis-kapital bereit: Sie beteiligt sich seit 2015 wieder als Investor an Venture-Capital-Fonds. Und sie hat zusammen mit dem Ministerium den VC-Fonds Coparion aufgelegt, der sich gemein-sam mit privaten Investoren direkt an innovativen Start-ups beteiligt. Insgesamt werden damit in den kommenden Jahren etwa 2,5 Milliarden Euro zusätzliches privates Venture Capital gehebelt.

So machen wir den Wirtschaftsstandort Deutschland fit für die Zukunft.

Dr. Ingrid Hengster

Mitglied des Vorstands der KfW

Mehr zum Thema: www.kfw.de/vcf

Hightech-Dämmung

Joachim Kuhn aus Würzburg ist einer der Gründer der Firma va-Q-tec. Er und seine Kollegen entwickeln extra-dünne Isolationspaneele, am Markt eine viel beachtete Innovation (Seite 10)

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Inhalt 4 Finanzierungslücke geschlossen

Bund und KfW stärken den Markt für Venture Capital

6 Die WachstumsbeschleunigerInterview mit den Chefs des neuen VC-Fonds Coparion

8 Hockeyschläger aus der F lechtmaschineStart -up geht mit KfW-Hilfe in Serienfertigung

10 Beteiligungskapital für Erfinderva-Q-tec entwickelt Lösungen für Energiewende

12 „Deutschland muss sich nicht v erstecken“Forbion-Topmanager Reithinger über Wagniskapital

16 Risikokapital für die KrebsforschungBonner Unternehmen forscht an neuem Wirkstoff

19 Netzwerken leicht gemachtFachkundige Unterstützung für Gründer in Deutschland

12 Wenn es drauf

ankommtAls Chef von Forbion

Deutschland ebnet Holger Reithinger

jungen Firmen den Weg in den Markt

8Innovative Technik Eine Flechtmaschine von Munich Composites formt Bauteile aus Carbonfaser

6Aus dem Markt für den MarktIhre Erfahrung zeichnet die Chefs von Coparion, David Zimmer (li.) und Christian Stein, aus

Impressum Verleger: KfW, Anstalt des öffentlichen Rechts, Kommunikation, Palmengartenstraße 5–9, 60325 Frankfurt am Main Verantwortlich: Bernd Salzmann (V.i.S.d.P.) Kontakt: [email protected] Redaktion: KfW Bankengruppe, Konzernkommunikation; fischerAppelt, relations GmbH Gestaltung: Ligalux GmbH Fotos: Dominik Buschardt, Titel, S. 2 (unten), S. 3 (oben), S. 11, S. 12, S. 14; KfW Bankengruppe / Thorsten Futh, S. 3 (unten), S. 6–7; KfW Bankengruppe / Jens Steingässer, S. 3 (Mitte), S. 8–9; KfW-Bildarchiv / Susanne Schmidt-Dominé, S. 2 (oben); Alex Kraus, S. 16–18 Druck: Schirmer Medien GmbH & Co. KG, Ulm Redaktionsschluss: 11. März 2016. Diese Publikation wurde klimaneutral auf FSC®-zertifiziertem Papier gedruckt.

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Regierung und KfW stärken VC-MarktMit einem neuen Konzept verbessern das Bundeswirtschafts-

ministerium und die KfW die Finanzierungsmöglichkeiten innovativer Unternehmen in der Start- und Wachstumsphase.

Sie legten Anfang des Jahres einen neuen VC-Fonds auf, der ab sofort Beteiligungen an vielversprechenden jungen

Firmen eingeht. Bereits im vergangenen Jahr hatte die Förder-bank damit begonnen, im Risiko des ERP-Sondervermögens

Wagniskapital in private VC-Fonds zu investieren.

Text: Christoph Albrecht-Heider

Die Resonanz ist erfreulich. „Unser Engagement als Inves-tor in Venture-Capital-Fonds ist im Markt sehr positiv

aufgenommen worden“, sagt Albrecht Deißner, Direktor Beteiligungsfinanzie-rung im Geschäftsbereich KfW Mittel-standsbank. Vor gut einem Jahr startete die Bank das Produkt ,ERP-Venture Capital-Fondsinvestments‘. Inzwischen hat die KfW in vier Fonds investiert. Sie wurden von den niederländischen VC-Gesellschaften Forbion und LSP, der französischen Partech und der deut-schen Acton aufgelegt. Forbion und LSP engagieren sich bei Start-ups in der Life-Sciences-Branche, Acton und Partech sind auf junge Unternehmen der Informations- und Kommu nika tions-technik (IKT) spezialisiert.

Das Interesse in- wie ausländischer Fondsgesellschaften an der KfW als Investor erklärt Deißner mit dem guten

Ruf der Bank. „Unser Engagement ist ein Gütesiegel“, sagt er. Die Erfahrung zeigt: Beteiligt sich die KfW an VC-Fonds, ziehen private institutionelle Investoren eher mit.

„Wir verstehen uns auch als

Kommunikator zwischen

Unternehmern und Investoren.“

Albrecht Deißner

4 | VC Innovation finanzieren

Bis 2019 stehen insgesamt bis zu 400 Millionen Euro bereit. Pro Jahr sind fünf bis acht Fondsinvestments geplant. Bei der marktüblichen Due Diligence prüft die KfW insbesondere die Invest-mentphilosophie der Fondsgesellschaft und den Track Record des Managements. Sobald die KfW investiert hat, übt sie allerdings – wie auch alle anderen Inves-toren – keinen Einfluss mehr auf die operativen Investmententscheidungen des Managements aus. Für das Wirtschaftsministerium und die KfW als Förderbank spielen über den ökonomischen Erfolg hinaus auch Nachhaltigkeitsziele, beispielsweise die Energiewende, eine besondere Rolle.

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Die Bank möchte daher speziell Start-ups und junge innovative Unternehmen unterstützen, die Technik für Umwelt-schutz und saubere Energie am Markt anbieten. Aber auch Zukunftsbranchen wie IKT, Life Sciences, Biotech und Medtech, die für die deutsche Wirt-schaft besonders wichtig sind, stehen im Fokus des KfW-Engagements.

Indem die KfW sich an ausländischen Fonds von Partech, Forbion oder LSP beteiligt, macht sie deutsche Firmen, die Venture Capital benötigen, auch für Investoren aus anderen Ländern attraktiv. Und deren Engagements nützen letztlich wiederum dem Wirt-schaftsstandort Deutschland. Mit dem Management ausländischer Fonds vereinbart die KfW im Übrigen, dass in deutsche Start-ups mindestens in Höhe der KfW-Beteiligung investiert wird. Mit der Gründung von Coparion in diesem Frühjahr gehen Wirtschafts-ministerium und KfW neue Wege. Coparion, mit Hauptsitz in Köln und einem Büro in Berlin, ist ein Fonds, der sich – immer gemeinsam mit einem privaten Lead investor – direkt an innovativen Start-ups und jungen Technologieunternehmen beteiligt. Mit einem Fondsvolumen in Höhe von 225 Millionen Euro ist er von Beginn an einer der ganz großen Player am deutschen VC-Markt. Investoren sind die KfW und das ERP-Sondervermögen, das vom Ministerium verwaltet wird und 80 Prozent des Coparion-Kapitals einbringt.

Nach der Gründung von Coparion hat der ERP-Startfonds seine Investments in neue Unternehmen eingestellt. Bestehende Engagements werden davon aber nicht beeinträchtigt. Auch Folge- investments sind möglich. Aus dem ERP-Startfonds, der vor mehr als zehn Jahren ins Leben gerufen wurde, flossen insgesamt rund 600 Millionen Euro Wagniskapital in das Wachstum von mehr als 500 Unternehmen.

225 Millionen Euro stehen im VC-Fonds

Coparion für innovative Start-ups bereit.

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400 Millionen Euro

investiert die KfW bis 2019 in VC-Fonds, die

Hightech-Unternehmen finanzieren.

„Marktnäher, schneller, flexibler“, so beschreibt Deißner die Vorteile des Co-Investitionsfonds Coparion, der außerhalb der KfW agiert. Dabei hält der Fonds an dem bewährten Prinzip fest, sich nur dann an einem Unterneh-men zu beteiligen, wenn ein privater Leadinvestor Kapital in gleicher Höhe zur Verfügung stellt. Coparion kann mit allen Marktakteuren co-investieren, mit Business Angels beispielsweise, aber auch mit Family Offices oder anderen VC-Fonds.

Die beiden neuen Aktivitäten der KfW zielen darauf ab, Start-ups vor allem in der Wachstumsphase zu finanzieren. Denn gerade wenn junge Unternehmen entwickelte Produkte am Markt platzie-ren und Produktionsanlagen schaffen wollen, benötigen sie dringend zusätz- liches Kapital. Bei den Anschlussfinan-zierungen haben das Ministerium und die KfW in Deutschland jedoch eine Angebotslücke identifiziert – und han-deln entsprechend. Für Finanzierungen in der besonders risikoreichen Seed- Phase gibt es seit mehr als zehn Jahren den High-Tech Gründerfonds. Die KfW ist bei diesem Fonds nach dem Ministe-rium der größte Investor. Damit enga-giert sich die Förderbank im Auftrag der Bundesregierung in der kompletten Frühphasenfinanzierung.

Die Rolle der KfW im deutschen Ven-ture-Capital-Markt geht aber über die eines reinen Geldgebers hinaus. „Wir verstehen uns auch als Marktentwickler und als Kommunikator zwischen jungen Unternehmern und Investoren“, sagt Deißner. So unterstützt die KfW bei-spielsweise Businessplan-Wettbewerbe. Gemeinsam mit der Deutschen Börse lädt sie auch einmal im Jahr zum Deut-schen Eigenkapitalforum ein, damit junge Unternehmen potenzielle Kapital-geber kennenlernen können. Und als kontinuierlicher Unterstützer von Netz-werken trägt die KfW ganz im Sinne des Wirtschaftsministeriums zur Belebung der Investorenszene bei.

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Projekt ZukunftDavid Zimmer und Christian Stein managen den neuen Fonds Coparion, mit dem die KfW innovativen Unternehmen in der Frühphase hilft. Im Gespräch schauen die Geschäftsführer auf die deutsche Start-up-Branche und erklären, was sie antreibt.

Gespräch: Leonore Esser

Warum ist die Neugründung von Coparion für Sie ein bedeutender Schritt?David Zimmer Sie ist ein starkes Signal für Deutschland: Nachdem sich das Bundesministerium für Wirtschaft und Energie und die KfW durch den High-Tech Gründerfonds bereits für die Finanzierung in der Seed-Phase enga-gieren, bietet Coparion jungen Unter-nehmern nun einen hervorragenden Weg zur Finanzierung der folgenden Entwicklungsphasen. Das ist von hohem volkswirtschaftlichen Nutzen, schafft Innovation und Arbeitsplätze. Christian Stein Diese Neugründung schafft ein zusätzliches Finanzierungs-angebot in der Unternehmensphase, in der die Beschaffung von signifikanten Finanzierungsmitteln nötig, aber sehr schwierig ist: in der Start-up- und jungen Wachstumsphase. Häufig ist die zweite, dritte oder vierte Finanzierungs-runde zu klein, um erste Erfolge in einen signifikanten Durchbruch zu ver-wandeln. Dieses Problem habe ich als Unternehmer am eigenen Leib erfahren. Während zum Beispiel in den USA vergleichbare Unternehmen zehn Milli-onen Euro einwerben, erhält ein deut-sches in gleicher Situation nur eine bis drei Millionen Euro. Das soll nicht

heißen, dass alle zehn Millionen benö-tigen, ist aber ein Indikator für ein Problem. Somit können deutsche Start-ups ihr volles Potenzial oft nicht aus-schöpfen. Aber um Missverständnisse zu vermeiden: Wir sind nicht auf eine spezielle Entwicklungsphase oder ein Finanzierungsvolumen beschränkt. Wir sind sehr flexibel.

Was braucht es, damit Coparion ein voller Erfolg wird?Stein Für uns ist der wesentliche Erfolgsfaktor, Coparion marktgerecht aufzustellen. In den vergangenen Wochen konnten wir gemeinsam mit unseren Investoren, das heißt unseren Ansprechpartnern vom ERP-Sonder-vermögen und der KfW, eine sehr gute Struktur erarbeiten, mit der wir ebenso schnell, mehrwertstiftend und nah an den Unternehmen agieren können wie ein privater Investor. Mein Kollege Zimmer und ich verfügen zudem über langjährige Investmenterfahrung aus dem Markt, um diese Struktur mit Leben zu füllen.

David Zimmer

Ausbildung: Volljurist, MBA (Kellogg- WHU) Zuletzt tätig bei: Quadriga Capital Alter: 45 Familienstand: Ledig Interessen: Mountainbiking, Kochen

6 | VC Innovation finanzieren

Zimmer Marktakzeptanz wird der Schlüssel sein. Wir werden intensiv mit den privaten Marktteilnehmern kom-munizieren, um die Möglichkeiten und den Mehrwert von Coparion deutlich

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zu machen. Es gibt in Deutschland nicht viele Fonds mit einem vergleichbaren Volumen. Daher spielt die Größe von Coparion mit Sicherheit eine wichtige Rolle. Zusätzlich ist Langfristigkeit für uns von hoher Bedeutung. Auf unse-rem Gebiet ist das ein wichtiger Faktor. Mit dieser Mischung wollen und werden wir erfolgreich sein.

Christian Stein Ausbildung: B.Sc. (Wirtschafts- informatik), MBA (University of Chicago) Zuletzt tätig bei: Creathor Venture, zadego Alter: 38 Familienstand: Verheiratet Interessen: Yoga, Jogging, ,Nerd sein‘

Welche Erfahrungen aus Ihrem bisherigen Werdegang werden Ihnen bei Ihrer Arbeit für Coparion besonders helfen?Stein Ich war bereits sieben Jahre als Investment-Manager und Partner eines Venture-Capital-Fonds tätig. Dabei arbeitete ich unmittelbar mit Kollegen zusammen, deren VC-Erfah-rung in Deutschland und Europa nur wenig Vergleich findet – so konnte ich außerordentlich viel lernen. Außerdem kenne ich die operativen Herausforde-rungen junger Technologieunternehmen: aus meiner Zeit als Mitgründer eines Start-ups im Jahr 2000 – was leider nicht lange gut gegangen ist – und als Interim-COO eines stark wachsenden IT-Unternehmens. Zimmer Innerhalb des Management- Teams ergänzen sich unsere bisherigen beruflichen Erfahrungen sehr gut: Während Christian Stein über exzellente Kenntnisse der Frühphasenfinanzierung und damit der Bedürfnisse kleinerer Unternehmen verfügt, liegt ein großer Teil meiner Erfahrung in der Wachs-tumsfinanzierung mittelständischer Unternehmen. Zudem habe ich sowohl operative Erfahrungen in Linienfunk- tionen gesammelt als auch als Unter-nehmensgründer, die ich in unsere gemeinsame Arbeit einbringen werde.

Welche Unternehmen sollten sich bei Coparion um Wagniskapital bewerben?Stein Wichtig ist, dass die Unter- nehmen erste sichtbare Erfolge sowie ein überdurchschnittliches Wachs- tumspotenzial vorweisen können. Und wir benötigen für unser Investment unbedingt einen privaten Co-Investor,

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der ,pari passu‘ mitfinanziert. Somit sollten insbesondere auch private Investoren auf uns zukommen, die mit uns gemeinsam finanzieren möchten. Zimmer Die Dienstleistung oder Pro-duktneuheit sollte durch hohe Innova-tionsstärke überzeugen. Auch eine Skalierbarkeit des Angebots ist wichtig. Klar ist: Eine hohe Wahrscheinlichkeit der Wertsteigerung der Investition ist für uns entscheidend. Unser Fokus liegt auf innovativen Technologie- und Dienstleistungsunternehmen. Thema-tische Einschränkungen nehmen wir nicht vor.

Vollenden Sie zum Ende unseres Gesprächs bitte den Satz: Die Start-up-Branche in Deutschland ...Stein … bleibt leider noch hinter ihrem Potenzial zurück. Grund hierfür ist sicherlich ein nicht so weit entwickeltes Ökosystem wie im Silicon Valley, ins-besondere hinsichtlich der Möglichkeit für Start-ups, hohe Exit-Bewertungen zu erreichen – aber auch hinsichtlich der Fähigkeit, große Finanzierungsrunden auf dem Weg dorthin zu stemmen. Zimmer ... ist spannend wie nie! Und hat ein Niveau erreicht, auf dem auch Rückschläge den langfristigen, positiven Trend nicht aufhalten können. Was wir uns wünschen, sind noch mehr innova-tive Start-ups, die nicht nur innovative Geschäftsmodelle besitzen, sondern auch die hohe deutsche Innovations-kraft in technologischen Bereichen für ihre Unternehmensgründungen nutzen.

Tel.: +49 30 58 58 44 [email protected], www.coparion.de Büro Berlin: Chausseestraße 49 10115 Berlin Büro Köln: Charles-de-Gaulle-Platz 1d 50679 Köln

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Herzstück Mit prüfendem Blick steht Olaf Rüger, Gründer von Munich Composites, an der Flechtmaschine. 96 Spulen speisen Carbonfasern ein, aus denen das Geflecht für die Werkstücke entsteht

Hockeyschläger aus der FlechtmaschineMunich Composites stellt hohle Bauteile aus carbonfaserverstärktem Kunststoff her. Mithilfe privater Investoren und der KfW baute das Unternehmen eine Produktions-straße für die Serienfertigung.

Text: Nicolas A. Zeitler

Ein Hockeyschläger, die Antriebs- welle für den Heckrotor eines Hubschraubers oder Greifarme zum Anheben von Whirlpool-

Abdeckungen – so verschieden diese Gegenstände auch sind, eines haben sie gemeinsam: Ihre Form erhalten sie durch ein Geflecht aus schwarzgrauen Kohlenstofffasern. Nahtlos liegen die Fasern an- und übereinander, zu eben-

mäßigen Zopfmustern geflochten. Vollbracht hat diese Präzisionsarbeit die Flechtmaschine in der Werkshalle von Munich Composites. Das Unter- nehmen aus Ottobrunn nahe der baye-rischen Landeshauptstadt hat sich auf die Entwicklung und Herstellung von Produkten aus carbonfaserverstärktem Kunststoff spezialisiert. Mit einer paten-tierten Methode entstehen bei Munich

Composites hohle Bauteile und End- produkte, die ansonsten meist in Billig-lohnländern gefertigt werden. „Unser Verfahren stellt durch Automatisierung gleichbleibend hohe Qualität sicher, außerdem ist die Fertigung bei uns bis zu einem Drittel günstiger als von Hand“, sagt Felix Fröhlich, der das Unternehmen 2011 mit Olaf Rüger gegründet hat.

Die beiden Luft- und Raumfahrt- techniker bauen auf ihrer Produktions-straße beispielsweise Mountainbike- Lenker, die beidseitig 200 Kilogramm Belastung aushalten – dabei aber mit nur 199 Gramm um 30 Prozent leichter sind als ein Pendant aus Aluminium. Auch Fahrwerksstabilisatoren für Autos stellen sie aus carbonfaserver-stärktem Kunststoff her. Diese sind nur halb so schwer wie die Alternative aus Stahl.

In der Flechtmaschine, einem blauen Metallring von gut eineinhalb Metern Durchmesser, wird ein wiederverwend-barer Kern in der Form des späteren Produkts mit einem Carbongeflecht umspannt. 96 rundherum befestigte

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Spulen speisen die Fasern in die Maschine ein. Drei orangerote Roboter-arme ziehen den Kern durch die Mitte des Rings und drehen und winden ihn dabei so, dass die Fasern eng und naht-los um ihn herumgeflochten werden. Anschließend werden der Kern ent- fernt und das Fasergeflecht mit einem Epoxidharz gefestigt – ebenfalls auto- matisiert. Das Produktionsverfahren mit dem Namen BRAIDform haben Rüger und Fröhlich selbst entwickelt und patentieren lassen. Mehrfach wurde Munich Composites dafür von dem internationalen Branchenverband JEC ausgezeichnet, außerdem erhielt es den Innovationspreis Bayern 2014.

Produkt-Check Oben: Commercial Director Martin Stoppel (li.) begutachtet mit den Gründern Fröhlich (M.) und Rüger ein Bauteil. Unten: Das Unternehmen stellt Produkte wie diese industriellen Hebearme her. Rechts: Auch ein Verfahren bei Munich Composites – das Wickeln

Erfolg kam mit Venture CapitalZu den Kunden zählen heute neben namhaften deutschen Autoherstel- lern unter anderem Firmen wie der australische Hockeyausrüster Ritual. Möglich wurde der internationale Erfolg durch den Innovationsgeist der beiden Gründer und Geschäftsführer – und durch die Finanzierung, die von der KfW mitgetragen wurde. Ein EXIST-Gründerstipendium des Bun-

deswirtschaftsministeriums erleich- terte Rüger und Fröhlich den Start, den sie 2011 mit ihrem Mentor, dem Werkstoffwissenschaftler Professor Klaus Drechsler von der TU München, wagten. 2013 dann investierte eine Reihe von Venture-Capital-Gebern und Business Angels in das junge Unter- nehmen. Munich Composites beantragte bei der KfW außerdem Beteiligungs- kapital aus dem ERP-Startfonds, der jetzt vom neuen VC-Fonds Coparion abgelöst wurde. „Erst mit dem Geld aus der Finanzie-rungsrunde konnten wir unsere heutige Produktionsstraße aufbauen und in die Serienfertigung gehen“, sagt Olaf Rüger. Bis zu diesem Zeitpunkt leistete Munich Composites meist nur Ent- wicklungsarbeit. „Wir haben zu Beginn unserer Tätigkeit beispielsweise für die Sonderedition eines Sportwagens einen Stabilisator entwickelt – weil wir ihn damals noch nicht in Serie fertigen konnten, gab der Autohersteller die Produktion im Ausland in Auftrag“, sagt Felix Fröhlich. Heute kann Munich Composites in seiner Produktionsstraße

rund 5.000 ausgehärtete Bauteile pro Jahr herstellen. Das Führungsduo Rüger und Fröhlich denkt darüber nach, auf einen Mehrschichtbetrieb umzustellen und die bestehende Anlage so besser auszulasten. Auch ein Ausbau der Produktion um weitere Flechtanlagen ist in der Diskussion. Seit der Finanzie-rungsrunde 2013 ist das Team von damals sieben auf nun 20 Mitarbeiter inklusive Praktikanten und Werk- studenten gewachsen. „Wir bezeichnen uns mittlerweile nicht mehr gern als Start-up“, sagt Olaf Rüger. „Nach fünf Jahren am Markt sind wir ein etablierter kleiner Mittelständler.“

Als Nächstes streben die Gründer von Munich Composites die Großserien- produktion von Bauteilen für die Auto-mobilbranche an. Und sie wollen neue Kunden gewinnen, auch in Branchen wie dem Flugzeugbau, zu denen noch keine Geschäftsbeziehungen existieren. „Vorstellbar wäre, dass wir mit unserem Verfahren zum Beispiel die Rahmen- struktur von Flugzeugsitzen herstellen“, sagt Felix Fröhlich. Das Ziel der Unter-nehmer ist klar: weiteres Wachstum.

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Die Erfinder aus Würzburg

Die Hightech-Schmiede va-Q-tec stellt besonders effektives Dämmmaterial her. Ihre Gründer, zwei Physiker, entwickeln

auf diese Weise neue Lösungen für die Herausforderungen der Energiewende.

Die KfW ist von Beginn an beteiligt.

Text: Bernd Salzmann

Kaum ist eine Fotoidee für den KfW-Ratgeber ,VC‘ geboren, steht va-Q-tec-Chef Joachim Kuhn mit einer Leiter da und

hockt Sekunden später in vier Metern Höhe auf dem Rand eines geöffneten Containers. Die Beine baumeln lässig aus dem wärmeisolierten Spezialbehäl-ter, der die Aufschrift „va-Q-tainer“ trägt. Der Vorstandsvorsitzende lächelt zufrieden. Der 51-Jährige ist ein Macher, und das zeigt er auch.

10 | VC Innovation finanzieren

In der Lagerhalle der Hightech- Schmiede, die in einem Industriegebiet in Würzburg Lösungen für die Energie-wende entwickelt, sind die va-Q-tainer turmhoch gestapelt. „Unser Wachstum ist sehr sportlich“, sagt Kuhn. Im vergan- genen Jahr habe sich der Umsatz mit den Mietcontainern fast verdreifacht. Absolute Zahlen nennt der Manager nicht. „Wir reden hier über zwei stellige Millionenbeträge“, gibt er zu verstehen. Der Würzburger Mittelständler dämmt alles, was mit einer schützenden

Hülle energieeffizient wird. Häuser, auch einmal eine denkmalgeschützte Kirche im fernen Schottland. Er isoliert Kühlschränke und Rohre, ummantelt Autobatterien, Kraftstofftanks – und Con tainer. Die Behälter gibt es in vier Größen, die Innentemperatur ist nahezu frei wählbar und für fünf Tage garan-tiert. So kann zum Beispiel die phar- mazeutische Industrie Medikamente gekühlt in heiße Regionen liefern.

Gute Dämmung bei wenig PlatzHerzstück eines va-Q-tec-Produkts ist das Vakuumisolationspaneel (VIP). Es funktioniert wie eine Thermoskanne, nur eben in Form einer Platte. Im Hohl-raum des Paneels steckt ein verpresstes, mikroporöses Pulver. Details gibt das Unternehmen nicht preis. Der Wett-bewerbsvorteil der Bastler aus Unter- franken: Ihre VIP sind raumsparender als konventionelles Dämmmaterial. Wo andere 20 Zentimeter dickes Styropor verwenden, kommt va-Q-tec mit einem

nur zwei Zentimeter starken Paneel aus. „Das eröffnet uns Marktchancen dort, wo eine sehr gute Wärmedämmung gefragt, aber wenig Platz vorhanden ist“, erklärt Kuhn. In Flugzeugen etwa oder in Schiffen, kleinen Wohnungen oder engen Stadtquartieren. Die Hightech-Platten sind freilich nicht billig. „Zugegeben, bei unserem Material sind die Quadratmeterkosten höher als etwa bei Styropor“, räumt CEO Kuhn ein. „Aber wenn Sie mit dem Einsatz dünner Paneele Platz sparen oder um zusätzliche Bauarbeiten herum- kommen, dann zahlt sich das unterm Strich aus.“ Als Beispiel führt er ein Wohn- und Geschäftshaus in München an, das aus Platzgründen nicht mit kon- ventionellem Material isoliert werden durfte. „Mit unserer Dämmung konnten wir mehr Innenraum bewahren, den der Bauherr entsprechend rentabler vermieten oder verkaufen konnte.“ Überzeugend hat Kuhn schon vor 15 Jahren gewirkt. Als Gründer beein-druckten er und Entwicklungsvorstand Roland Caps mit ihrer Geschäftsidee die KfW. Gemeinsam mit einem privaten Leadinvestor beteiligte sich die Förder-bank mit Kapital aus dem ERP-Start-fonds – der jetzt vom VC-Fonds Coparion abgelöst wurde – an der noch jungen Aktiengesellschaft. „Bei uns hat die Finanzierung immer gut geklappt, auch dank der KfW, die zu unseren Grün-dungsinvestoren zählt und auf der Suche nach weiteren Geldgebern eine wichtige Referenzadresse war“, sagt Kuhn. Von Hause aus ist der bodenständige Manager wie sein Kollege Caps promo-vierter Physiker. Beide studierten in Würzburg, beide bauten ebenda das Bayerische Zentrum für Angewandte Energieforschung mit auf – und beiden war eine Karriere an dem anerkannten Forschungsinstitut nicht genug. Das nötige Rüstzeug für die Selbstständig-keit war vorhanden. „Schon während meines Physikstudiums habe ich im Nebenfach BWL und nicht etwa Astro-nomie belegt“, erzählt Kuhn. Lehrgeld musste er trotzdem zahlen. So ging die ursprüngliche Geschäftsidee, die va-Q-tainer zu verkaufen, nicht auf.

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Containerwirtschaft Joachim Kuhn (Foto) baut

das Geschäft mit va-Q-tainern aus. Er ist einer von drei Forschern,

die va-Q-tec im Jahr 2000 gründeten. Heute gehören neben Kuhn Mitgründer

Roland Caps sowie Christopher Hoffmann zum Vorstand

Erst eine Leasingvariante verhalf zum Durchbruch. Weltweit existieren nun bereits 23 Anlaufstellen für Kunden, 19 weitere Stationen sind geplant. Zuletzt eröffnete va-Q-tec gemeinsam mit dem Speditionsunternehmen Yusen Logistics die erste Basis in Indien. Die Erwartungen an das Geschäft in dem wachstumsstarken Land sind hoch.

Gewappnet für NeuesWenn CEO Kuhn an Asien denkt, schlägt sein Unternehmerherz ohnehin schneller. Nach den ersten beiden Auslandsnieder- lassungen in Großbritannien und den USA hat va-Q-tec in Südkorea eine dritte eröffnet. „In Asien spielt Platz eine wich- tigere Rolle als bei uns“, erläutert der Manager, der für Veränderungen am Markt gewappnet sein will. Daher fährt va-Q-tec mehrgleisig, expandiert im Ausland, erweitert aber auch die Produkt- palette. Inzwischen beschäftigt das Unternehmen 230 Männer und Frauen, bald schon wird die Belegschaft auf

mehr als 250 wachsen. Voriges Jahr startete das Geschäft mit VIP-isolierten Warmwasserspeichern. Der Verlust an Wärme gegenüber konventionell um- mantelten Speichern liege in der Regel um 40 bis 50 Prozent niedriger, schwärmt Kuhn. Bei einem typischen 500-Liter- Speicher könnten jährlich 550 Kilowatt-stunden eingespart werden, sagt er.

230

Mitarbeiter hat das

Unternehmen inzwischen.

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Dann rechnet Kuhn. Pro 100.000 ins-tallierten VIP-Speichern könnten pro Jahr rund 35.000 Tonnen CO₂-Emissionen vermieden werden, ermittelt er. Für den Vorzeigeunternehmer drückt sich Erfolg nicht nur in der Umsatzrendite aus, sondern auch in messbaren Effekten für die Umwelt. Diese Einstellung erfährt auch öffentlich Anerkennung. Die Würzburger wurden für ihre grüne Technologie bereits mehrfach ausge-zeichnet, zuletzt mit dem ,KGCCI Inno-vation Award‘ der Deutsch-Koreanischen Industrie- und Handelskammer und dem ,Step Award‘ von Infraserv Höchst und Frankfurt Business Media.

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„Deutschland muss sich nicht

verstecken“

Wählerisch Holger Reithinger investiert aus- schließlich in Biotechnologie, Medizin-technik und Diagnostik. Er ist vom Fach, hat in Biochemie promoviert

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Seit 2015 investiert die KfW in private VC-Fonds. Einer davon ist Forbion. Dessen Leiter Holger Reithinger erklärt, wie er und sein Team junge Hightech- Firmen unterstützen, bis sie sich etabliert haben.

Interview: Alia Begisheva

Herr Reithinger, hat Sie heute schon ein Start-up kontaktiert?Heute rief tatsächlich schon jemand an. Wir werden uns die Idee des Herrn noch genau anschauen. Die spontanen Anrufe sind aber selten, die Gründer schicken in der Regel eine Präsentation.

Wie wahrscheinlich ist es, dass er von Ihnen Kapital erhält?Wir bekommen etwa 600 Anfragen pro Jahr – machen aber nur zwei bis fünf Investments, ausschließlich in Biotechnologie, Medizintechnik und Diagnostik. Aus der Sicht des Gründers ist es also eine große Her- ausforderung, eine Finanzierung von uns zu erhalten.

Warum ist das so?Es gibt viele Gründer mit pfiffigen Ideen, aber nicht jede ist für Venture Capital, also Risikokapital, geeignet. Um die hohen Risiken abzufedern, können wir nur in Unternehmen investieren, deren technologischer Vorsprung sehr groß ist und deren Produkte in großen Märkten hohe Gewinne versprechen. Um solche Unternehmen zu finden, begeben wir uns auch selbst auf die Suche, gehen auf Konferenzen, in Universitäten und nutzen unsere Kontakte.

700Millionen Euro

Mit dieser Summe ist Forbion

derzeit weltweit an etwa

30 innovativen Unternehmen

beteiligt.

Markt im Fokus KfW Research hat den Beteiligungs-

markt in Deutschland untersucht. Fokus Volkswirtschaft, Nr. 98:

www.kfw.de/fokus

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In den USA buhlen Fonds für Venture-Capital in vielen Fernseh-shows um junge Unternehmen. In Deutschland gilt diese Finanzie-rungsform als Zockerei. Weshalb?Das heutige Venture Capital ist in Amerika erfunden worden, Technologie-unternehmen wie Intel, Google oder Apple sind anfangs so finanziert worden. Während die Amerikaner also auf mehr als 50 Jahre Erfahrung mit Venture Capital zurückblicken, setzt der Deut-sche nach wie vor auf die Fremdkapital-finanzierung über Banken. Auch sind die Amerikaner risikofreudiger – und auch risikobewusster. Die Dotcom-Blase im Jahr 2000 konnte den amerikanischen Venture-Capital-Markt nicht nachhaltig erschüttern. Der deutsche Markt hat sich aber noch nicht vollständig von dem Schock erholt. Venture Capital führt hierzulande immer noch ein Schatten-dasein. Wir brauchen Geduld.

Mit Geduld lässt sich aber keine hohe Rendite erzielen …Deshalb müssen wir noch viele Ver- bindungen knüpfen, nicht nur zu den Unternehmen, sondern auch in die Hochschulen und in die Gesellschaft hinein. Wir brauchen dringend Privatkapital. Die deutschen Anleger investieren typischerweise in eine Immobilie, ein Containerschiff oder einen Windpark, aber kaum in junge Technologieunternehmen.

Wo ist der Bedarf im deutschen Start-up-Markt besonders groß?Das klassische Risikokapital richtet sich an Hightech-Gründungen. Wenn aber die Produktentwicklung abgeschlossen ist, brauchen die Unternehmen das große Geld, um ihr Produkt international zu vermarkten. In Deutschland gibt es vor allem eine Lücke bei diesen Brückenfinanzie- rungen. In anderen Ländern – zum Beispiel in Frankreich, Belgien oder

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den Niederlanden – funktioniert diese Wachstumsfinanzierung auch über die Börsen. In Deutschland haben wir keine ausgeprägte Börsenkultur.

Holger Reithinger kam 2010 zu Forbion. Er leitet in München den deutschen Zweig der niederländischen Gesellschaft

Kann sich unter diesen Vorausset-zungen überhaupt eine interessante Venture-Capital-Szene entwickeln?Deutschland muss sich nicht verste-cken: Wir sind ein Hightech-Land mit vielen Patentanmeldungen, der Staat steckt Geld in Forschung und in die frühe Phase der Unternehmens finan-zierung, es gibt eine sehr aktive Start-up-Szene. Trotzdem: Der Techno-logietransfer von den Hochschulen in die Start-up-Szene ist in anderen Ländern wesentlich eingespielter. Auch könnte der Staat gezielt dazu bei-tragen, dass Privatpersonen – statt in die dritte Immobilie – in Unternehmen investieren, die zum Beispiel molekular-diagnostische Verfahren entwickeln. Steuerliche Rahmenbedingungen müs-sen verbessert werden, damit neue Fonds hier ansässig werden.

Die KfW investiert in Venture- Capital-Fonds. Was kann eine

Förderbank in diesem Segment bewirken? Die KfW ist ein Investor, der Ruhe ausstrahlt. Und lange dabeibleibt. So kann sie wichtige Signale setzen und privates Kapital anlocken. Auch die französische Förderbank BPI investiert verstärkt in den französischen Venture- Capital-Markt, der sich momentan gut entwickelt.

„Die KfW ist ein Investor,

der Ruhe ausstrahlt. Und lange

dabeibleibt.“Holger Reithinger

Impulsgeber KfW Die KfW investiert aus dem Produkt

,ERP-Venture Capital-Fondsinvestments‘ bis 2019 bis zu 400 Millionen Euro

in Venture-Capital-Fonds – und lockt damit im großen Stil privates Kapital

für Hightech-Start-ups an

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Sie sind der erste Fonds, in den die KfW investiert hat. Womit haben Sie überzeugt?Wir sind sehr lange am Markt und unser Investmentteam besteht aus Ärzten, Biologen und Biochemikern, nur zwei Mitarbeiter haben einen Finanzhinter-grund, was uns von Banken und Private Equity stark unterscheidet.

Wie entsteht überhaupt ein Fonds?Mit einer Idee, die die Investoren über- zeugen muss. In unserer kapitalinten-siven Branche braucht ein Fonds etwa 70 bis 100 Millionen Euro, um sinnvoll starten zu können. Dieses Geld fließt in etwa 13 bis 16 Unternehmen mit dem Ziel, das Risiko breit zu streuen. Wir

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fangen an zu investieren, bevor wir das gesamte Geld beisammenhaben. So kön-nen potenzielle Investoren beurteilen, wie spannend unsere Unternehmen sind und wer die anderen Anleger sind.

Wer kommt als Anleger infrage?Die Investoren müssen bereit sein, mindestens zwei Millionen zu inves- tieren, und unter Umständen zehn Jahre warten, bis sie das eingesetzte Kapital zurückerhalten. Läuft alles wie ge- wünscht, winkt eine sehr hohe Rendite. Obendrein haben sie das gute Gefühl, in die neuen Technologien investiert zu haben, die zum Beispiel einen Durch-bruch in der Krebsforschung bringen. Aber wir sind ein Risikokapitalgeber: Investoren müssen also auch auf einen Totalverlust gefasst sein.

Welche Exit-Strategien verfolgen Sie bei Forbion? Im Idealfall bringen wir das Unterneh-men nach einigen Jahren an die Börse – Beispiel: die deutsche Diagnostikfirma Curetis – oder veräußern es an einen größeren Konzern, wie vergangenen September beim Verkauf von Dezima Pharma an das amerikanische Unter-nehmen Amgen geschehen. Unter Umständen ist das Unternehmen auch so profitabel, dass ein anderer Investor unsere Anteile herauskauft. Das pas-siert aber selten.

Wie sieht Ihr Portfolio derzeit aus?Wir haben derzeit etwa 30 Unterneh-men im Portfolio – verteilt auf drei Hauptfonds. Etwa zwei Drittel kommen aus Europa, ein Drittel aus den USA. Die geografische Diversifizierung ist ein wesentlicher Aspekt des Risikomanage-ments. In Deutschland sind wir an sechs Unternehmen beteiligt, unter anderem am Bonner Start-up Rigontec, das einen weltweit neuartigen Ansatz in der Immuntherapie gegen Krebs verfolgt (siehe Porträt Seite 16).

DIE FONDSPARTNER DER KFW

Acton Capital Partners 1. Branchenfokus: Consumer Internet 2. Fondsvolumen: 350 Millionen Euro 3. Phasenfokus: Wachstumsfinanzierung 4. Portfolio1: Clio, Linas Matkasse, momox5. Exits: audibene (verkauft an Sivantos, 2015), windeln.de (IPO, 2015), mytheresa (Neiman Marcus Group, 2014) 6. Gründung: 2008 (Team existiert seit 1999, investierte als Burda Digital Ventures) 7. Standort: München 8. Fonds mit KfW-Beteiligung: Heureka II Growth Fund9. Mehr Informationen: www.actoncapital.com

Forbion Capital Partners 1. Branchenfokus: Life Sciences2. Fondsvolumen: 700 Millionen Euro 3. Phasenfokus: Frühphasen- und Wachstumsfinanzierung4. Portfolio: Curetis, Exosome Diagnostics, Rigontec 5. Exits: Dezima (Amgen, 2015), PneumRx (BTG, 2014), Santaris (Roche, 2014)6. Gründung: 2000 als ABN Amro Capital Life Sciences, Umbenennung 20067. Standorte: Naarden (NL, Zentrale), München 8. Fonds mit KfW-Beteiligung: FCF III9. Mehr Informationen: www.forbion.com

Life Sciences Partners (LSP)1. Branchenfokus: Life Sciences, Bio Sciences, Healthcare2. Fondsvolumen: eine Milliarde Euro3. Phasenfokus: Frühphasen- und Wachstumsfinanzierung 4. Portfolio: Curetis, Nouscom, Probiodrug5. Exits: Prosensa (BioMarin, 2015), Activaero (Vectura, 2014), Okairos (GlaxoSmithKline, 2013)6. Gründung: 1988 7. Standorte: Amsterdam (Zentrale), München, Boston 8. Fonds mit KfW-Beteiligung: LSP III Fund, LSP V Fund9. Mehr Informationen: www.lspvc.com

Partech Ventures

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1. Branchenfokus: Informations- und Kommunikationstechnologie, Software, Fintech, Internet der Dinge2. Fondsvolumen: 760 Millionen Euro3. Phasenfokus: Start-, Wagnis- und Wachstumsfinanzierung 4. Portfolio: auxmoney, Chronext, made.com5. Exits: Qype (Yelp, 2012), brands4friends (eBay, 2010)6. Gründung: 1982 7. Standorte: Paris, San Francisco, Berlin 8. Fonds mit KfW-Beteiligung: Partech Growth FPCI9. Mehr Informationen: www.partechventures.com

1 In den Rubriken Portfolio und Exit ist lediglich eine Auswahl aktueller beziehungsweise früherer Investments genannt.

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Experten für Immuntherapie Vorstandsvorsitzender Christian Schetter und die wissenschaftliche Leiterin Christine Schuberth-Wagner

Risikokapital für die KrebsforschungDas Biotech-Unternehmen Rigontec hat mehr als 14 Millionen Euro Risikokapital ein- gesammelt. Das hilft dem Bonner Start-up dabei, aus einem neuen Wirkstoff eine Arznei gegen Krebs zu entwickeln.

Text: Alia Begisheva

Christian Schetter, Vorstandsvor-sitzender der Rigontec GmbH und promovierter Molekularbio-loge, streift einen weißen Kittel

über und startet mit uns den Rundgang durch die Räume im Life&Brain-Zen trum auf dem Campus des Bonner Uniklini-kums. Ein Empfangstresen, zwei Büro-

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räume, dann fängt schon der Steril-bereich an. In zwei Laboren mit großen Fenstern sitzen vier der acht Mitarbeiter von Rigontec vor Geräten und Reagenz- gläsern. Frisch promovierte Biomedi-ziner, Pharmakologen, Humanbiologen.

„Dieses Zentrum ist extra für wissen-schaftliche Ausgründungen geschaffen

worden“, erklärt Schetter und in seiner Stimme ist Begeisterung zu spüren. Rigontec betreibt Krebsforschung, und zwar mit Fokus auf der Krebsimmun- therapie. Im Gegensatz zur Chemo- oder Strahlentherapie wird hier mit spe-ziellen Wirkstoffen das Immunsystem des Patienten zum Kampf gegen die Krankheit mobilisiert. Alle Immun- und Körperzellen werden aktiv – sogar die befallenen. Letztere sterben am Ende den natürlichen Zelltod. „Die Therapeu-tika wirken so, dass die Krebszellen sich selbst zum Ziel erklären“, sagt Schetter. Die Krebsimmuntherapie ist zwar bereits seit Jahrzehnten bekannt und kann seit etwa zehn Jahren auch Erfolge vorweisen. Doch erst vor zwei Jahren verkündete das führende US-Forschungs-magazin ‚Science‘ den ‚Break through of the Year‘ in dieser Sparte. Alle großen Pharmakonzerne wollen heute Immuntherapeutika in ihrem Portfolio. Kommt der Wirkstoff von Rigontec tatsächlich auf den Markt, haben alle, die in die Firma investiert haben, ihr Geld gut angelegt.

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Momentan sind es mehr als 14 Millio-nen Euro. Diese hat Rigontec in einer sogenannten Serie-A-Finanzierungsrunde eingeworben, an der nur professionelle Venture-Capital-Geber beteiligt sind. Allein 4,8 Millionen Euro steuerte Forbion (Interview Seite 12) aus den Nieder-landen zusammen mit einem weiteren Risikokapital investor aus Dänemark bei. Das Forbion-Engagement wird auch von der KfW unterstützt, die seit neuestem in Venture-Capital-Fonds investiert, um den Technologie standort Deutschland zu stärken. „Unsere Investoren sind ein hohes Risiko eingegangen“, sagt der Vor-standsvorsitzende. Denn: Floppt das Medikament, verlieren sie ihr Geld. Hinzu kommt, dass sie – selbst bei Erfolg – unter Umständen jahrelang auf die Rendite warten müssen. Für deutsche Anleger, die sonst in Immo-bilien investieren, ist diese Anlageform in der Regel zu riskant: Deshalb sind die 14 Millionen Euro eine außerge-wöhnlich hohe Summe für ein Start-up in Deutschland. „Unsere Investoren treibt aber auch die Motivation, die Forschung voranzubringen, die viele Menschenleben retten kann.“ Mit Erfolgen und Niederlagen von Biotechnologie-Start-ups kennt sich Christian Schetter aus. Zuvor war er sechs Jahre lang CEO der Fresenius Biotech GmbH. Das neue Arzneimittel gegen Krebs, das das Unternehmen auf den Markt brachte, erhielt sogar einen Preis. Unter der Regie von Schetter wurde die Biotech-Sparte von Fresenius erfolgreich verkauft. Davor gehörte er dem Führungsteam von Coley Pharmaceutical an – benannt nach dem Pionier der Krebs immun-therapie William Coley. Die Firma gibt es heute nicht mehr: „Leider funktio-nierte unser Medikament in einer wich-tigen Studie damals aus verschiedenen Gründen nicht.“ Die zehn Jahre For-schung waren aber nicht vergebens: Das Unternehmen wurde 2007 vom Pharmariesen Pfizer aufgekauft.

Grundlagen der Wissenschaft Farbstoffe machen Eiweiße und Erbsubstanzen sichtbar

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Die Welt der Krebsimmuntherapie ist klein. So steckt hinter den Forschungs-

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ergebnissen von Coley Pharmaceutical unter anderem Gunther Hartmann, Professor am Institut für Klinische Che-mie und Klinische Pharmakologie am Universitätsklinikum Bonn. Er ist einer der Gründer von Rigontec. Der zweite Gründer ist Professor Veit Hornung vom Bonner Institut für Molekulare Medizin. Gemeinsam untersuchten sie RIG-I, einen Rezeptor des Immunsystems. Sobald bestimmte Viren in unseren Kör-per eindringen, macht RIG-I unsere Abwehrkräfte angriffslustig. Die beiden Forscher fanden heraus, wie RIG-I die Viren identifiziert. „Der Rezeptor erkennt deren RNA, eine DNA-Kopie, die übli-cherweise genetische Informationen in Proteine verwandelt“, so Schetter. RIG-I macht sich dabei die besonderen Merk-male der viralen RNA zunutze. Da der Rezeptor in allen Zell typen vorhanden ist – auch in Krebs zellen –, wollten die Wissenschaftler ihre Entdeckung zur Bekämpfung von Krebs nutzen. So grün-deten sie im Januar 2014 Rigontec, be- nannt nach RIG-I. Professor Hartmann sitzt heute im Aufsichtsrat, Professor Hornung ist Rigontecs wissenschaft-licher Berater. Die wissenschaftliche Leitung hat Christine Schuberth-Wagner über-nommen, eine energische Frau mit lachenden Augen, die früher auch am Bonner Institut für Klinische Chemie und Klinische Pharmakologie forschte. „Rigontecs Wirkstoff imitiert die Virus-RNA. Anders als das Virus ist er aber nicht krankheitserregend“, erklärt sie. „Wenn man diese RNA in die Tumore einbringt, wird RIG-I sie erkennen und die Tumorzellen in den Zelltod treiben. Parallel dazu wird das Immunsystem des Patienten wie durch eine Software zum Kampf gegen die Tumorzellen programmiert.“ Rigontecs Wirkstoff ist sehr genau: „Mit unserem Wirkstoff RGT100 wird nur RIG-I und damit ein einziger Immunrezeptor aktiviert. Das minimiert die Nebenwirkungen der Therapie.“ Vor allem Haut-, Brust- und Prostatakrebs, aber auch weitere Tumorarten, die Metastasen bilden, könnten so behandelt werden. Die

Forscher gehen sogar davon aus, dass die neuen Therapeutika die Bildung eines Immungedächtnisses fördern, sodass in Zukunft neue Tumore erst gar nicht entstehen.

Millionen Euro

4 ,8

steuerte Forbion zusammen mit einem weiteren Risikokapital- investor aus

Dänemark bei.

Die Aufgabe des Rigontec-Teams ist nun, die Wirkstoffe in marktfähige Therapeutika zu verwandeln. Deshalb soll der sogenannte führende Medika-mentenkandidat möglichst bald in der Klinik an ersten Patienten getestet werden. Spätestens Anfang 2017 soll es losgehen – wann genau, entscheidet das Bundesinstitut für Arzneimittel und Medizinprodukte in Bonn. Parallel läuft unter der Regie von Christine Schuberth-Wagner die Forschung weiter.Die ersten klinischen Tests der Phase I/II werden mindestens zwei Jahre dauern, dann soll der Wirkmechanismus auch in Patienten erste Erfolge zeigen. Chris-tian Schetter schätzt, dass Rigontec dafür bis Ende 2018 weitere 20 Millio-nen Euro benötigen wird. Darüber, ob das Unternehmen eines Tages an die Börse gebracht wird, will der Vorstands-vorsitzende nicht spekulieren: „Das wäre ein großer Erfolg, aber es gibt auch andere Varianten, bei denen die Firma erfolgreich wäre. Uns geht es zunächst vor allem um die Technologie – und damit darum, Patienten mit neuen Therapieoptionen helfen zu können.“

18 | VC Innovation finanzieren

Licht ins Dunkel Mit einem Transilluminator können

Forscher Moleküle entdecken. Bei der Arbeit mit diesem Gerät tragen

sie eine orange Filterbrille, die einen sichtbaren Kontrast zwischen dem

Licht des Transilluminators und dem eingefärbten Molekül erzeugt

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Netzwerken leicht gemachtBei bundesweiten Initiativen erhalten Gründer fachkundige Beratung und können wichtige Kontakte knüpfen. Die KfW

unterstützt verschiedene dieser Netzwerke.

Wegbereiter für Hightech-Unternehmen

Auch in den Branchen Life Sciences und Chemie ist ein guter Business-plan für eine erfolgreiche Gründung unerlässlich. Professionelle Unterstützung gibt es beim bundesweit größten branchenspezifischen Businessplan-Wettbewerb, dem ,Science4Life Venture Cup‘. Von der Idee über das Geschäftskonzept bis zum perfekten Businessplan erhal-ten Teilnehmer wertvolles Expertenwissen in Form von individuellem Feedback, Online-Seminaren, Workshops und Coachings sowie die Chance auf Preisgelder von insgesamt 67.500 Euro. Nützliche Kontakte bietet zudem ein Netzwerk aus über 160 Unternehmen, zu denen auch die KfW zählt. Die Bank unterstützt ebenfalls die Weiterentwick-lung der Geschäftsideen: wie etwa im vergangenen Jahr als Gastgeber des ersten ,Science4Life Technology Slam‘. Dabei sollen Gründer- teams komplizierte Zusammenhänge in nur drei Minuten erklären, um so potenzielle Geschäftspartner und Investoren für ihre Vorhaben zu gewinnen. www.science4life.de

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Fokus auf Industrie 4.0

Technologieorientierte Start-ups treffen beim Venture Forum Neckar (vfn) auf erfahrene Investoren, die zumeist selbst mittelständi-sche Unternehmer sind oder waren. Einmal im Jahr steht die Industrie 4.0 im besonderen Fokus. Dann präsentieren Gründer aus den Bereichen Sensorik, Mechatronik, Embedded Systems, Cloud und Internet der Dinge auf einem Kongress ihre Ideen. Kommt es zur Einigung zwischen Start-up und Investor, unterstützt das Netzwerk beide Seiten. Als Partner ist die KfW auf Foren des vfn präsent und informiert Gründer in kosten-freien Workshops über ihre Angebote. www.venture-forum-neckar.de

Starthilfe in Bayern

Jeden Herbst lädt das Finanzierungs-netzwerk BayStartUP zu Business- plan-Wettbewerben in München, Nord- und Südostbayern und Schwa-ben ein. Ein Einstieg ist bis kurz vor dem Finale möglich. Binnen neun Monaten werden Businesspläne optimiert und von Experten, darun-ter auch KfW-Mitarbeiter, bewertet. Am Ende stehen Business- und Finanzplan. Bei den Investoren-konferenzen des Netzwerks treffen Gründer auf potenzielle Geldgeber: Rund 100 Investoren und 200 Busi-ness Angels gehören zu BayStartUP. Im Wett bewerb 2014/15 wurden insgesamt 37,8 Millionen Euro an 49 Techno logie-Start-ups vermittelt. www.baystartup.de

Breite Unterstützung im Gründer-Mekka Berlin-Brandenburg

DDeutschlands größte regionale Existenzgründungsinitiative ist der Businessplan-Wettbewerb Berlin-Brandenburg (BPW). Gründer, die ihre Idee in Berlin oder Brandenburg umsetzen wollen, können sich jederzeit anmelden. In drei Phasen werden ihre Geschäftskon-

zepte (klassischer Businessplan oder Business Model Canvas) von Experten bewertet. Zur finalen Jurysitzung lädt die KfW in ihre Berliner Niederlassung. Rund 20 Teams gewinnen jährlich insgesamt mehr als 50.000 Euro. Zudem können Gründer zahlreiche Seminare und Netzwerkveranstaltungen besuchen. Auch den Business Angels Club Berlin-Brandenburg (BACB) unterstützt die Förderbank. 2015 verlieh der Club seinen Unternehmerpreis in der KfW-Nieder- lassung. Jährlich reichen bis zu 600 junge Unternehmen aus der Region Geschäftspläne beim Club ein. Davon werden rund 300 evaluiert und etwa 40 bei einem Matching vorgestellt – eine monatliche Präsentationsmöglich- keit für Start-ups, die bereits einen BACB-Angel haben. 2015 stellten 34 Grün-der ihre Geschäftsideen vor. Vier erhielten eine Finanzierung von insgesamt 200.000 Euro. Durch die Kooperation mit den Angels konnten 2,5 Millio-nen Euro für 28 Start-ups gehebelt werden. www.b-p-w.de, www.bacb.de

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