Themenzentriertes bei Trennung und Scheidung und Vorgespräch … · 2014-02-26 · Institut für...

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Institut für Mediation, Streitschlichtung und Konfliktmanagement (IMS) Schulstraße 30 85586 Poing www.mediation-ims.de Themenzentriertes Kinder-Interview bei Trennung und Scheidung 2. Voraussetzungen und Vorgespräch mit den Eltern Dipl.-Psych. Hanspeter Bernhardt (Mediator BAFM / NCRC) Rabbentalstraße 70 CH-3013 Bern Tel +41 (0)31 352 38 91 Clemensstraße 40 D-80803 München +49 (0)170 29 43 400 mailto: [email protected] © Dipl.-Psych. Hanspeter Bernhardt mailto: [email protected] mobil: (+49) (0)170 29 43 400

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Institut für Mediation,

Streitschlichtung und Konfliktmanagement (IMS)

Schulstraße 30 – 85586 Poing

www.mediation-ims.de

Themenzentriertes

Kinder-Interview

bei Trennung und Scheidung

2. Voraussetzungen

und Vorgespräch mit den Eltern

Dipl.-Psych. Hanspeter Bernhardt (Mediator BAFM / NCRC)

Rabbentalstraße 70 – CH-3013 Bern – Tel +41 (0)31 352 38 91

Clemensstraße 40 – D-80803 München – +49 (0)170 29 43 400

mailto: [email protected]

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Kinder-Interview 2 – 2

Fähigkeit der Eltern zur Perspektive-Übernahme

• Das Kinder-Interview

fokussiert auf die Fähigkeit der Eltern,

die Perspektive des Kindes einzunehmen

(reflektierende Funktion)

• Das Ausmaß der reflektierenden Fähigkeit der Eltern,

zwischen ihrer eigenen emotionalen Verfassung

und der inneren Verfassung ihres Kindes zu unterscheiden,

führt zur Sicherheit für das Kind

in seinen familiären Beziehungen und in seinem Erleben eines Selbst.

• Im besten Fall

muss das Kind seine eigenen Gefühle nicht modifizieren,

(damit seine Eltern besser mit Trennung/Scheidung zurecht kommen)

R Marvin, G Cooper, K Hoffman & B Powell (2002). The Circle of Security project: Attachment

based intervention with caregiver-pre-school child dyads. Attachment and Human Development,

4, 107 – 124. JE McIntosh (2005). Because it‘s for the kids: Building a secure base for parenting

after separation. Canberra: Australian Government Attorney General‘s Department. JE McIntosh

(2007). Child inclusion as a principle and as evidence-based practice: Applications to family law

services and related sectors. AFRC Issues, 1, 1 – 23. A Slade (2005). Parental reflective function-

ing: An introduction. Attachment and Human Development, 7, 269 – 282

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Kinder-Interview 2 – 3

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• Die Eltern sind getrennt (oder haben definitive Trennungsabsichten)

• Die Auseinandersetzungen der Eltern enthalten kind-bezogene Streitfragen

(Aber es können gleichzeitig finanzielle Auseinandersetzungen vorliegen).

• Das betroffene Kind ist im Schulalter

(Für jüngere Kinder kommen Modifizierungen in Betracht).

• Die Eltern

sollten auf dem Niveau eines 7-jährigen Schulkindes

Deutsch sprechen / lesen können

JE McIntosh, YD Wells & CM Long (2007). Child-focused and child-inclusive family law dispute

resolution: One year findings from a prospective study of outcomes. Journal of Family Studies,

13, 8 – 25

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Kinder-Interview 2 – 4

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• eine angemessene Reife des Ichs bei beiden Eltern

relevante Kriterien hierfür:

o die ernsthafte Absicht,

den Konflikt besser managen bzw. ihn lösen zu wollen

o Bereitschaft,

das Kind als Person mit eigenen Bedürfnissen wahrzunehmen

o Bereitschaft – mit Hilfe eines professionellen Dritten –

über die Sichtweisen der Kinder nachzudenken

und diese in Betracht zu ziehen

o Bereitschaft,

die eigenen Sichtweisen neu zu überdenken

• (Laut Forschung ist die Intervention

für Eltern mit einer ausgeprägten Persönlichkeitsstörung kontraindiziert,

weil ihre Absicht und ihre Fähigkeit,

auf die Bedürfnisse ihrer Kinder zu fokussieren

und/oder die Erfahrungen des anderen ET zu berücksichtigen,

ernsthaft in Frage gestellt sind.

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Kinder-Interview 2 – 5

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• psychische Erkrankungen (inkl. reaktiver Depression)

werden von beiden Eltern als gut gemanagt erlebt.

(Laut Forschung besteht

die Notwendigkeit einer Erhebung von psychischen Erkrankungen –

insbesondere in frühen Phasen einer unbehandelten Erkrankung

(vgl. McIntosh & Long (2006) für Details).

Nicht diagnostizierte und schlecht behandelte psychische Erkrankungen

sind für diese kurze Intervention kontra-indiziert.

Hier bedarf es intensiverer Dienstleistungen.)

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Kinder-Interview 2 – 6

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• Es können sowohl freiwillige als auch mandatierte Fälle

in Betracht kommen.

• Die Intervention kommt auch

für hoch-konflikthafte Scheidungen in Betracht.

(Eine Exploration hinsichtlich häuslicher Gewalt muss jedoch stattfinden,

sodass Eltern,

die aktiv Einschüchterung und Bedrohung fortsetzen,

erfasst werden können

und Überlegungen

zur physischen und/oder psychischen Sicherheit von Eltern und Kindern

angestellt werden können.

Separate Formate und shuttle-Verkehr können dann in Frage kommen,

wenn die Eltern nicht in der Lage sind,

sich gleichzeitig in einem Raum aufzuhalten.)

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Kinder-Interview 2 – 7

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• Beide Eltern stimmen einer Konsultation ihres Kindes zu.

• Das Kind stimmt einer Teilnahme an der Konsultation zu,

wenn es von seinen Eltern (oder vom Interviewer) gefragt wird.

• Es kann voraussichtlich erwartet werden,

dass das Kind von seiner Beteiligung profitieren wird.

• Das Verfahren wiederholt nicht

eine andere professionelle Konsultation des Kindes

aus der jüngeren Vergangenheit

(z.B. die Erhebungen eines familiengerichtlichen Sachverständigen)

• Kinder,

die sich in einer therapeutischen Behandlung befinden,

werden nur dann beteiligt,

wenn das Interview nicht mit der therapeutischen Arbeit interferiert

bzw. das Kind von der zusätzlichen Veranstaltung nicht überfordert wird

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Kinder-Interview 2 – 8

Kinder-Interview: Voraussetzungen

• Beide Eltern haben ein Verständnis

für die Immunität der gewonnenen Informationen

und können der Arbeitsbedingung zustimmen,

dieses Material

nicht in einem familiengerichtlichen Verfahren zu verwenden.

J McIntosh (2000). Child-inclusive divorce mediation: Report on a qualitative research study.

Mediation Quarterly, 18, 55 – 69. JE McIntosh & CM Long (2006). Children beyond dispute: A

prospective study of outcomes from child focused and child inclusive post-separation family

dispute resolution. Final report. Canberra: Australian Government Attorney General’s Depart-

ment. JE McIntosh, YD Wells & CM Long (2007). Child-focused and child-inclusive family law

dispute resolution: One year findings from a prospective study of outcomes. Journal of Family

Studies, 13, 8 – 25. JE McIntosh, CM Long & YD Wells (2009). Children beyond dispute. A four

year follow up study of outcomes from child focused and child inclusive post-separation family

dispute resolution. North Carlton: Family Transitions.

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Kinder-Interview 2 – 9

Kinder-Interview: Struktur und Agenda des Arbeitsprozesses

• vorbereitendes Elterngespräch

(zirka 1,50 Std.)

• Auswertung des Elterngesprächs

inkl. Vorbereitung des Kinder-Interviews

(zirka 0,50 Std.)

• Kinder-Interview

(zirka 1,25 Std.)

ein oder zwei Gespräche

in der Regel ohne Anwesenheit der Eltern

und in der Regel individuell

(ohne Anwesenheit der Geschwister)

• Auswertung des Kinder-Interviews

(zirka 0,75 Std.)

• mündlicher Bericht an die Eltern Gesamtaufwand:

bzw. an Eltern und Mediator/Berater zirka

(zirka 1,50 Std.) 5,50 Zeitstunden

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Kinder-Interview 2 – 10

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

• Erhebung der aktuellen familiären Situation und Verhältnisse

(einschließlich Lebensmittelpunkt des Kindes,

elterliche Arbeitsteilung, Umgangsregelung, usw.)

• Erhebung der Wünsche, Sorgen, Fragen und Differenzen der Eltern

hinsichtlich der kind-bezogenen Entscheidungen

• Exploration der Motivation und der Ziele der Eltern

(Welche Antworten erwarten die Eltern vom Interview des Kindes?)

• Antizipation des „schlechtesten Falls“

(„Wie können Sie dann eine gute Mutter / ein guter Vater sein?“)

• Aufklärung der Eltern über die Dienstleistung,

ihre Voraussetzungen und ihre Grenzen

(mündlicher Bericht, Autorisierung durch das Kind,

Immunität der gewonnenen Informationen)

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Kinder-Interview 2 – 11

Revers (für Eltern): Zeugnisverweigerungsrecht und Schweigepflicht

1. Die Eltern können anerkennen, dass der Kinder-Interviewer für den Fall eines Rechtsstreits zwischen den Eltern ein eigenes Zeugnisverweigerungsrecht hat

2. Die Eltern verpflichten sich, den Kinder-Interviewer weder einzeln noch gemeinsam von seiner Verschwiegenheitspflicht zu entbinden

3. Die Eltern verpflichten sich außerdem, die aus dem Kinder-Interview gewonnenen Informationen nicht in einer (familien-)gerichtlichen Auseinandersetzung und insbesondere nicht als Munition gegeneinander zu verwenden

München, den (Datum)

…………………………………… ……………………………………

(Unterschrift der Mutter) (Unterschrift des Vaters)

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Kinder-Interview 2 – 12

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

• Das Kind und seine Antworten sollen nicht die Konfliktlösung liefern,

zu der die Eltern nicht in der Lage sind

• Das Kind und seine Antworten

sollen nicht die Dekonstruktion

einer dysfunktionalen Familiendynamik bzw. Scheidungsdynamik

übernehmen

• Das Kind soll weder Regie führen noch Zünglein an der Waage sein

• vielmehr:

• Das Kind und seine Antworten sollen die Eltern in die Lage versetzen,

ihre eigenen Positionen zu reflektieren

und bessere / kompetentere Entscheidungen fällen zu können

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Kinder-Interview 2 – 13

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

Exkurs: Exploration der Konfliktgeschichte (inkl. häusliche Gewalt)

• Beispiele:

o Kennen Sie den Streit bereits aus ihrer Ehe

oder sind das eher neue Erfahrungen,

die Sie seit der Trennung machen?

o (z.B. während der Ehe:)

Sind die Auseinandersetzungen erst in jüngster Zeit aufgetreten

oder sind sie bereits längerfristig an der Tagesordnung?

Wie lange schon und wie oft?

o Haben Sie den Konflikt hauptsächlich mit Argumenten

oder auch mit lautem Anschreien und Anbrüllen ausgetragen?

Ist es zu physischen Attacken und Handgreiflichkeiten gekommen?

o Haben die Auseinandersetzungen

die Kinder und/oder Kinderfragen

oder inhaltlich andere Themen zum Gegenstand gehabt?

JB Kelly (2003). Parents with enduring child disputes: Focused interventions with parents in

enduring disputes. Journal of Family Studies, 9, 51 – 62

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Kinder-Interview 2 – 14

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

Exkurs: Exploration der Konfliktgeschichte (inkl. häusliche Gewalt)

• Eltern können Paarkonflikte haben,

aber ihre Kinder (ver-)schonen.

• deshalb:

• Beispiele:

• Wie oft haben Ihre Kinder

den offen ausgetragenen Konflikt gesehen oder gehört?

• Wie haben Ihre Kinder darauf reagiert,

wenn Sie gestritten haben?

• Hat eines Ihrer Kinder interveniert,

um in den Streit einzugreifen und ihn zu unterbrechen?

• mit welchem Erfolg? Was ist dann passiert?

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Kinder-Interview 2 – 15

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

Exkurs: Exploration der Konfliktgeschichte (inkl. häusliche Gewalt)

• Exploration der Erwartungen der Eltern

hinsichtlich einer Zunahme, Konstanz oder Abnahme ihres Konflikts

• Beispiele:

• (z.B. bei Abnahme des Konflikts)

o Was brauchen die Eltern dafür individuell vom anderen Elternteil

und was ist dafür ein notwendiger eigener Beitrag jedes ET ?

• (z.B. bei Zunahme oder bei Konstanz auf hohem Niveau)

o Warum gehen die Erwartungen der Eltern in diese Richtung?

o Sind die Eltern bereit,

Überlegungen zur Reduktion ihres Konflikts

bzw. zu ihrer wechselseitigen Reaktivität

(auf die Äußerungen und Verhaltensweisen des anderen Elternteils)

anzustellen?

o Was hat die Eltern in der Vergangenheit davon abgehalten,

eigenständige Lösungen zur Konfliktreduktion zu entwickeln?

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Kinder-Interview 2 – 16

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

Exkurs: Exploration der Konfliktgeschichte (inkl. häusliche Gewalt)

• Beispiele:

• (z.B. hoher Konflikt aufgrund der Trennung)

o Was sind die (primären) Anlässe und Gründe für den Konflikt?

o Welche Ereignisse und welche Erfahrungen

haben den Konflikt hervorgebracht

bzw. haben den Eltern Schwierigkeiten bereitet?

o (Beispiele: Transfers zwischen den Haushalten, Telefonanrufe,

die Tonlage der Stimme, Forderungen statt Wünsche,

Bruch von Vereinbarungen, abwertende Kommentare, usw.)

o Wie oft ist das vorgekommen?

o Welche Telefonate haben die Kinder (zufällig) mitgehört?

o (Telefonate mit Rechtsanwält(inn)en,

mit Freund(inn)en oder zwischen den Eltern

sind potente Informationsquellen für Kinder

und können maßgeblich zu ihrer Verstörung / Verwirrung beitragen)

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Kinder-Interview 2 – 17

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

Exkurs: Exploration der Konfliktgeschichte (inkl. häusliche Gewalt)

• weitere Beispiele:

• Sind die Kinder über den Konflikt auf dem Laufenden?

• Sind die Kinder in den Konflikt eingeweiht?

• Haben sie den Konflikt mit angesehen oder mit angehört?

• Wenn ja,

glauben beide Eltern,

dass die Kinder sich im Mittelpunkt des Konflikts fühlen?

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Kinder-Interview 2 – 18

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

konkrete Vorbereitungen mit den Eltern

• Ist das Kind über die Trennung/Scheidung der Eltern aufgeklärt?

(Das Kind muss darüber Bescheid wissen,

dass seine Eltern sich trennen bzw. sich scheiden lassen.)

• Wie informieren die Eltern das Kind über das Interview bzw. den Besuch?

(Information und Aufklärung – statt Täuschung – sind das Beste.

Kinder sollen jedoch in einem vernünftigen Ausmaß informiert werden,

so dass ihre Kapazität nicht überschritten wird.)

• Bei Interview im Büro des Interviewers:

Wer bringt das Kind und wer holt es ab?

• Absprache mit den Eltern:

keine inhaltliche Instruktion des Kindes vor dem Interview

und auch keine Ausforschung des Kindes nach dem Interview.

(Aber Achtung:

Die Erwartung einer völligen Abstinenz der Eltern ist lebensfremd)

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Kinder-Interview 2 – 19

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

konkrete Vorbereitungen mit den Eltern

aber wichtig:

• Die Eltern müssen ihrem Kind sagen,

dass es über die Familie, über Trennung/Scheidung

und über seine Anliegen sprechen kann !

• Freiwilligkeit des Interviews für das Kind:

Wenn das Kind Kontakt und Interview ablehnt,

wird diese Zurückhaltung respektiert.

• Vertraulichkeit des Interviews mit dem Kind:

Das Kind soll das sagen können, was es möchte.

Denn: Alle Inhalte sind vertraulich („geheim“).

Am Schluss kann das Kind entscheiden,

was seinen Eltern gesagt werden kann und was nicht.

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Kinder-Interview 2 – 20

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

konkrete Vorbereitungen mit den Eltern

• Erhebung der Namen wichtiger Bezugspersonen

(Geschwister, (Schul-)Freunde, Großeltern, neue Partner, usw.)

• Erhebung eines „neutralen“ Themas

(Hobby, Haustier, Geburtstag, Ferienreise, Lieblingsfach, usw.)

• Besprechung des (Lieblings-)Getränks des Kindes

und der Verträglichkeit von Popcorn

• Information und Vereinbarung über Kosten und Honorar

(einschließlich der Aufteilung der Kosten zwischen den Eltern:

entweder 50/50 oder anteilsmäßig nach verfügbarem Einkommen.

Dass nur ein Elternteil zahlt,

ist in der Regel nicht akzeptabel)

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Kinder-Interview 2 – 21

Kinder-Interview: vorbereitendes Gespräch mit den Eltern

spezielle Vorbereitungen mit den Eltern: Aufklärung des Kindes

• wer informiert das Kind?

• wie wird das Kind informiert?

• wer begleitet das Kind?

• das Kind sollte wissen:

• wer der/die Interviewer/in ist

• wo das Interview stattfindet

• dass das Interview solo stattfindet

(ohne Geschwister und ohne Eltern)

• dass geredet wird

• was das Thema des Interviews ist

• dass das Kind nichts falsch machen kann

• dass das Kind die Erlaubnis der Eltern hat,

von der Familie erzählen zu können (!)

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Kinder-Interview 2 – 22

Kinder-Interview: Auswertung des Elterngesprächs

• Identifizierung der individuellen Sorgen der Eltern

• Identifizierung kritischer Punkte bzw. strittiger Fragen

(einschließlich der individuellen Positionen der Eltern)

• Formulierung von nicht-suggestiven Fragen

• Herstellung von einer (oder mehreren) Vignette(n)

• Auswahl von Bildvorlagen

• Einkauf von Getränk

und Popcorn (in unbegrenzter Menge)

• Einladung des Kindes (inkl. Prospekt)

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Kinder-Interview 2 – 23

Kinder-Interview: Ausstattung und Handwerkszeug

• Scheidungskinder können im Stress sein:

Kinderzeichnungen an der Wand signalisieren,

dass andere Kinder da waren und über ihre Familie „gesprochen“ haben

• vier Stühle und ein Tisch

• Mineralwasser oder Saft sowie Popcorn

(beides in unbegrenzter Menge,

damit sich das Kind gut versorgt fühlen kann)

• möglichst kein Spielzeug

(wenn ja, wenig und simples Spielmaterial)

• Papier, Bleistift, Spitzer und Radiergummi für das Kind

• Papier und Kugelschreiber für den Interviewer

• Vignetten, Bildvorlagen, Gefühlsbarometer, Bären-Karten, usw.

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