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Colloquium in Tirol, 26.-28. September 2014 Akademie der Bildenden Künste Wien Prof. Dr. Angelika Schnell Theorie und Form im Entwurf. Das Diagramm bei OMA/Rem Koolhaas zwischen 1989 und 1992. Holger Schurk, Abstract, 16.09.2014 "... Unterdeterminiertheit ... architektonische Spezifität ... Für uns ist es eine grosse Herausforderung, diese beiden Dinge miteinander zu kombinieren." Rem Koolhaas, 1990 Meine Untersuchung zum Zusammenspiel von Theorie und Form im architektonischen Entwurfsprozess wird anhand einer Gruppe von Entwurfsprojekten des Büros OMA/Rem Koolhaas durchgeführt. Diese (nicht realisierten) architektonischen Entwürfe, so meine These, können als Diagramme betrachtet werden. Damit bilden sie die Schnittstelle Theorie/Form in ihrer Gesamtheit ab. Sie fungieren einerseits als schematische Darstellungen der Denkprozesse der Entwurfsakteure und sind als solche ein Mittel um theoretische Zusammenhänge (Gesellschaft, Zeit, Ort, Programm, etc.) zu reflektieren. Andererseits bilden die Projekte konkrete Formen ab, die als (physische) Bauwerke in einen realen Kontext überführt werden können. In den Fokus meiner Untersuchungen rücke ich die Manifestationen der Entwürfe – die Zeichnungen und Modelle – die, als Diagramme betrachtet, zur Untersuchung zur Verfügung stehen. Die konkrete Vorgehensweise orientiert sich dabei an den Methoden der Iconologie (Panofsky), die neben den Formen der Projekte auch deren Bedeutungen nachgeht. In diesem Zusammenhang werden die zugrundeliegenden künstlerischen und intellektuellen Konzepte und deren zeitgeschichtlicher Kontext (Moderne/Post-Moderne, Surrealismus, Strukturalismus/Post-Strukturalismus, Neoliberalismus, Privatheit/Öffentlichkeit, Informationstechnologie, etc.) einbezogen und deren formgebendes Potential dargestellt. Zusätzlich – da es sich bei den Untersuchungsgegenständen nicht um Kunstwerke, sondern Repräsentationen von Architekturen handelt – werden auch die Auswirkungen der jeweiligen formalen Organisationsstrukturen auf die Nutzer innerhalb einer gebauten Wirklichkeit betrachtet. Dabei geht es vor allem um die Bedingungen und Ereignisse, die durch die räumlichen, programmatischen und organisatorischen Konstellationen im Raum in Gang gesetzt werden. Die Kernthematik des Diagramms gewährleistet ausserdem die Verbindung zu wichtigen Diskursfeldern, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Werk von OMA/Rem Koolhaas stehen: Bigness, Congestion, Campain of Specification, Iconic Architecture, etc.. Gegenüber meinem Exposé vom 15.11.2012 ergibt dies eine Korrektur meiner Haupttese. An die Stelle des "Unbewussten" als entscheidender Motor des Entwurfs bei OMA/Rem Koolhaas, rückt das Diagramm. Es dient als Organisationsstruktur sowohl des Entwurfsprozesses, als auch der zu entwerfenden Architektur. Als zeichnerisches Artefakt dient es für OMA/Rem Koolhaas als Entwurfsmittel und als Entwurfsresultat. Im Rahmen meiner Forschung stellt das Diagramm ein Untersuchungsfeld bereit, das zahlreiche und heterogene Themenfelder, Akteure und Kräfte – darunter auch unbewusste – bündeln und in Formen spiegeln kann. Anlage: - Gliederung - Literaturliste - Exposé vom 15.11.2012 (inkl. Projektliste)

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Colloquium in Tirol, 26.-28. September 2014

Akademie der Bildenden Künste Wien Prof. Dr. Angelika Schnell

Theorie und Form im Entwurf. Das Diagramm bei OMA/Rem Koolhaas zwischen 1989 und 1992. Holger Schurk, Abstract, 16.09.2014

"... Unterdeterminiertheit ... architektonische Spezifität ... Für uns ist es eine grosse Herausforderung, diese beiden Dinge miteinander zu kombinieren." Rem Koolhaas, 1990

Meine Untersuchung zum Zusammenspiel von Theorie und Form im architektonischen Entwurfsprozess wird

anhand einer Gruppe von Entwurfsprojekten des Büros OMA/Rem Koolhaas durchgeführt. Diese (nicht realisierten) architektonischen Entwürfe, so meine These, können als Diagramme betrachtet werden.

Damit bilden sie die Schnittstelle Theorie/Form in ihrer Gesamtheit ab. Sie fungieren einerseits als schematische Darstellungen der Denkprozesse der Entwurfsakteure und sind als solche ein Mittel um theoretische

Zusammenhänge (Gesellschaft, Zeit, Ort, Programm, etc.) zu reflektieren. Andererseits bilden die Projekte konkrete Formen ab, die als (physische) Bauwerke in einen realen Kontext überführt werden können. In den

Fokus meiner Untersuchungen rücke ich die Manifestationen der Entwürfe – die Zeichnungen und Modelle – die,

als Diagramme betrachtet, zur Untersuchung zur Verfügung stehen. Die konkrete Vorgehensweise orientiert sich dabei an den Methoden der Iconologie (Panofsky), die neben den

Formen der Projekte auch deren Bedeutungen nachgeht. In diesem Zusammenhang werden die zugrundeliegenden künstlerischen und intellektuellen Konzepte und deren zeitgeschichtlicher Kontext

(Moderne/Post-Moderne, Surrealismus, Strukturalismus/Post-Strukturalismus, Neoliberalismus, Privatheit/Öffentlichkeit, Informationstechnologie, etc.) einbezogen und deren formgebendes Potential dargestellt.

Zusätzlich – da es sich bei den Untersuchungsgegenständen nicht um Kunstwerke, sondern Repräsentationen von Architekturen handelt – werden auch die Auswirkungen der jeweiligen formalen Organisationsstrukturen auf

die Nutzer innerhalb einer gebauten Wirklichkeit betrachtet. Dabei geht es vor allem um die Bedingungen und Ereignisse, die durch die räumlichen, programmatischen und organisatorischen Konstellationen im Raum in Gang

gesetzt werden. Die Kernthematik des Diagramms gewährleistet ausserdem die Verbindung zu wichtigen Diskursfeldern, die in einem direkten Zusammenhang mit dem Werk von OMA/Rem Koolhaas stehen: Bigness,

Congestion, Campain of Specification, Iconic Architecture, etc..

Gegenüber meinem Exposé vom 15.11.2012 ergibt dies eine Korrektur meiner Haupttese. An die Stelle des "Unbewussten" als entscheidender Motor des Entwurfs bei OMA/Rem Koolhaas, rückt das Diagramm. Es dient

als Organisationsstruktur sowohl des Entwurfsprozesses, als auch der zu entwerfenden Architektur. Als zeichnerisches Artefakt dient es für OMA/Rem Koolhaas als Entwurfsmittel und als Entwurfsresultat. Im Rahmen

meiner Forschung stellt das Diagramm ein Untersuchungsfeld bereit, das zahlreiche und heterogene Themenfelder, Akteure und Kräfte – darunter auch unbewusste – bündeln und in Formen spiegeln kann.

Anlage: - Gliederung

- Literaturliste - Exposé vom 15.11.2012 (inkl. Projektliste)

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Sea Terminal, Zeebrugge, Belgium, 1989

Bibliothèque de France, Paris, France, 1989

Zentrum für Kunst und Medientechnologie (ZKM), Karlsruhe, Germany, 1989 - 1992

6. Projektauswahl OMA/Rem Koolhaas 1989 - 1992

Hotel and, Convention Center, Agadir, Morocco, 1990

2 Bibliothèques Jussieu, Paris, France, 1992