Thun, Éva: Die Geschlechterfrage in ungarischen kulturellen Diskursen der 90er Jahre.

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In: „Frauen und Politik: Feminismen mit Östlicher Note”. Dokumentation. Druda Knezevic, Koraljka Dilic, Anne Dabbs (ed.). Dubrovnik, Zenska Infoteka, 2000. – 273-286. p.

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Urednice/Editors/Editorinnen:Durdo Kncievié, Koraljka Dilié, Anne Dabb

GrafiCko oblikovanje/Graphic design/Design:Karmen Gasparini

Prijevod/Translation/Überzetzung:Iva Krtalié, Koraljka Dilié, Antje Smock, Branimira Mrak

Lektura/Language editing/Lektorinnen:Sanja Galekovié, Anne Dabb, Ant je Smock

'.<orektura/Proof-reading/Korrektur:Zenska infoteka

Fi~a~cijska potpora/Financial support/Finanzierung:Heinneh Boell Stiftung

SEMINAR/SEMINAR

v

"Zene i politika:Feminizmi na istoeni neéin"

NWomen and Politics:Feminisms With an Eastern Touch"

"Freuen und Politik:Feminismen mit Östlicher Note"

DOKUMENTACIJA/DOCUMENTATION/DOKUMENTATION

Dubrovnik, 17-2l. 5. 2000.

2000.

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ClP - Katalogizacija u publikaciji lNacionalna i sveuőilisnc knjiznico, Zaareb

UDK 316.66-055.2(4-69)"199"(063\342.7-955.2(4-69)" 199"(063)'

SEMINAR "Zene ipolitika: Feminizmi naistoeni noéin" (2000; Dubrovnik)

Seminar Zene ipolitika: Feminizmi naistoeni nocin, Dubrovnik .. 17-21.5.2000.: dokumentacija = Seminar Women andPolitics: Ferninisms With on Eastern Touch. documentation = Seminar Frou undPolitik: Feminismen mit Oestlicher Note :Dokumentation / < prijevod Iva Krtalié ...<et ol.> ; urednica Durda KneZevié ... etol.>. - Zagreb : Zenska infoteko, 2000.

Tekst usporedo na hrv -, engl. i njern. jeziku.Bibliografija uz neke radove i uz tek st.

ISBN 953-6860-02-3

I~ Prava Zena - - Zemlje u tranziciji II..Zene - - Drustveni status - - Zemlje utranziciji Ill. Feminizam . - Zbornik

401219085'-- ..-l

SADRZAJ/CONTENTS/INHALT:

1. SVETLANA A. ASLANYANARMENUA/ ARMEN!A/ ARMENINENZenska ljudska prava u Armeniji, u penodu tranzicije:[ednakosr spolova "odozgo" . . . . . . . . . . . . . . .. . 11

Gender Equaliry "From Above":Wormns Rights JS Human Righrs in Transition in Arrncrua 99,'\knscl'<::lift'C.htc von Fraucn in Arrnemen wahrencl des Übergangs:GieichbcTechtigung "von oben" 185

2. VALERIJA BERNIKSLOVEN UA/SLOVEN IA/SLOWEN IENFerninizarn kao prijetnja dcrnokraciji:Antiferninizarn izene u slovenskoj policici , 19

Ferrunism as a Threat for Democracy:Amiferninisrn and Women in Slovenian Politics 105

Ferninismus als 13cdrohung für die Demokratie:Anriferninismus und Frauen in der slowcnischen Politik .193

3. GORDANA BUJISléHRVATSKA/CROATIA/KROATIENPsihOlcrapcutski pristup rnodcrnoj 7.eni:Perspckuva psihorerapcmkinja .3iA Psychotherapeur.Íc Approach to "Today's" Wornan:Perspeccive ot Psychothcrapists 115Psychotherapeutische Auffassung der modernen Frau:Srandpunkt einer weiblichen Psvchotherapcutiu 209

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4. JASMI~..JA HUSANOV!éBOSNA I HERCEGOVINA/80SNIA Af,m HERZEGOVlt"-lA/BOSNIEN Ui'~D HERZEGO'NINADiskurs i/ili praksa?Sadasnja reminisriék., i poststrukruralistiőka tuisao o "idcutitccu polirike"i slucaju "zenske scene" u kontcksru istok - zapad .35Discourse and/or Practice?Recent Feminist and Post-Structuralist Thought Oll "Idenriry Politics"and the Case of a "Wornen's Scene" in the East/Vvcst Context 119Diskurs oder Praxis?Neueste ferninistische und postsirukturalistische Gedanken übcr dic"Politik Jer Identitat" und den Fali der "Fraucnszcnc"im Ost/West-Kontcxr 213

5. ERMA IVOS-NIKSléHRVATSKA/CROATIA/KROATIENZene u Hrvarskoj devedesetih:Privrcrncna bilanea icdn« polirike . . . . .. . .45Women in Croatian in the 1990,:'Iemporary Balance of Politics 1.31Frauen im Kroatien der neunziger Jahre:Vorübergehendes Glcichgewicht der Politik 227

6. BARBARA L1MANOWSKAPOUSKA/POLAND/POLENTrgovina zcnama kao ferninistiéko pitanje 55Trafficking and Ferninism: Reframing Trafficking in Women as a HumanRights Issue . .141Frauenhandel als feministisches Therna ' 237

7. MARIJA MOLNARHRVATSKA/CROATIA/KROATIENKako ne "skoéiti": Priőa ferninistice iz malog grada .59Learning Not to "lump": Tales of a Fennnisi in J Small Town 145Lernen, nicht zu "springen' - Geschichten ciner Feministin in eincrKlcinstadt 243

8.VIVIJANA RADMANHRVATSKA/CROATIA/KROATIENZena kao nacíja :Ljubuvne price u postjugoslavenskim kincmawgt',üljama 65

Wornan as Nation.Love Stories in Post-rugoslav Cincmarogruphies 151

Die Frau als Nation.Liebesgeschichten im postjugoslawischen Film 249

9. MARlAGRAZIA ROSSILLIITALIJA/ITALY/ITALlENGradansko pravo zen a II suvrcmcnom ferninizarn:Ponovno pitanje gradanskog prava 73Womcn and Citizenship in Contcrnporary Ferninism:Citizenship Revisited 159Die Bürgerrechre VOll Frauen im zeitgenössischem Ferninismus:Bürgerrechte n.íhcr bcrrachrer 259

10. EVA THUNMAf)ARSKA/HUI~GARY /UNGARNKoustruiranje spola II madarskorn kulturnom diskursudevedcsctih godina , 83

Constructing Gender inHungariari Cultural Discourses in the 1990s , ., .169

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EVA THUN, UNGARN

Die Geschlechterfrage inungarischen kulturellen Diskursender 90er Jahre

Als Ungarn dem Kreis der liberalen Demokratien und freienMarktwirtschaften beitrat war es einerseits beeinflu/3t durchVersprechen auf individuelle und pluralistische Mitwirkung, anderer-seits aber konfrontiert mit der Wirklichkeit von ökonomischen undgesellschaftlichen Einschrankungen.Mit dieser scheinbar weitéren Perspektive (verglichen mit der sozial-istischen Vergangenheit des Staates) karn die Erkenntnis, da/3 dieerlangten Freiheit "negative Freiheit" war, d.h. man war frei "vonerwas", nicht aber frei "etwas zu tun", was positive und kreativeFreiheit bedeuten würde. Neue Möglichkeiten führten nicht unbed-ingt zur Schaffung neuer Strukturen zur Mitwirkung vielerEinzelner. Stattdessen löste die neue demokratische Ordnung einenneue aggressive Schichtenbildung aus, die sich am Geschlecht, derEthnizitat, dem Bildungshintergrund und der geographischenRegion orientierte. Der "öffentliche" Bereich, in dem Frauen Raumgefunden hatten zu sprechen ist nicht entstanden, und eine zivileGeselschafft hat sich nicht entwickelt. Im Falle Ungarns haben sichdie aufere Stabilitat, die Stabilitat des politischen Systems und das rel-

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Em SEMINAR: "FEMINISMEN MIT ÖSTLlCHER NOTE"

ativ vielversprechende Wirtschaftswachstum auf Kosten der zugrun-deliegenden liberalen demokratischenHaltung entwickelt, also zu Lasten von sozialer Gerechtigkeit, indi-vidueller Freiheit und von durch Dialog entstandenen gemeinsamenWerten. Öffentlichkeit besteht hauptsachlich aus Wirtschaftspolitik,internationaler Politik, Parteipolitik und Medien. [ede andereAktivitat. die sonst traditionell in die zivile Öffentlichkeit gehört,scheint vom "Privaten'' aufgesogen worden zu sein, auch die halb-öffentliche Welt, wie umstrittene soziale Stiftungen, Firmen undVerbaride. Auf diese Weise versuchen diese Organisationen struk-turelle und institutioneIle Zwange, und Verantwortlichkeiten zuumgehen, und allmahlich werden soziale Missionen in einzelne,profitorientierte U nternehmen umgewandelt. Es ist wichtig, nach denU rsachen für diesen Mangel an sozialem Bewul3tsein zu forschen,nach den Gründen zu suchen für die mangelnde Kerintnis vonMöglichkeiten, für das Fehlen öffentlicher Diskussion über die entste-henden sozial-politischen und kulturellen Werte dieser Über-gangsara, Es ist auch an der Zeit, die Besonderheiten dieser sozialenProzesse zu analysieren, die Frauen zunehmend aus derÖffentlichkeit (politisch und die Arbeitsmöglichkeiten betreffend)ausschliel3en und zurn Schweigen bringen, indem sie dieüberkommenen Argumente einer patriarchalischen Tradition nutzenund die Werte einer Konsumgesellschaft und Pop kultur propagieren.Die allmachtige Stellung von hoher Politik und die Hegemonie tra-ditioneller kultereller My then werden nicht in Frage gestelIt. Es gibtkein Forum für öffentliche Debatten, für den Austausch uriter-schiedlicher Standpunkte und Meinungen. Die verschiedenenInteressen bestimmter sozialer Gruppen treten nicht miteinander inDialog, Kommunikation findet nicht statt, die Standpunkte desanderen werden nicht beachtet, es werden keine Argumente ausge-tauscht und abgewogen.

Bürgerbewegungen und soziale InstitutionenDie offensichtliche Apathie unter Frauen kann trotzdem nicht ein-fach dem wirtschaftlichen Individualismus und der Distanz zuretablierten Politik zugeschrieben werden, sondern rnuf vielmehr alsallgemeines Fehlen von Strategien zu Mobilisierung von Frauen gese-

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hen werden. Frauenorganisationen werden, wie viele andereBürgerbewegungen auch, im wesentlichen vom Staat finanziert, wasbedeutet, daf Infrastruktur und Politik von Frauenorganisationenvöllig von staatlicher Finanzierung und unsicheren auslaudischenMitteln abhangen. Die angebotenen Mittel sind normalerweise rnitZielen verbunden, die aus dem Programm von jemand anderemstammen. Dies schafft weder die angemessene Umgebung, noch dieMöglichkeiten für eine Frauenbewegung sich zu entwickeln undeigene Einrichtungen, Strukturen und modus vivendi zu schaff en.Diese Bedingungen haben auch zu einer Professionalisierunggeführt, die dahin führt, dal3 feministische Raume marginalisiert wer-den als "alternative" Lebenstile und als "Job"-Auffassungen, die manals Teil des des formalen hierarchischen Sektors identifiziert. DieseSituation ist für Mitwirkende an der zivilen Gesellschaft paradox,auch für die Frauenbewegung und Frauenorganisationen: Wenn sieantreten, um ein strukturelles Merkmal einer Politik zu andern. wieerfolgreich können sie dann sein, wenn sie genau von der Strukturabhangen, die sie verandern wollen? Frauenorganisation, deren Zieleausdrücklich unpolitisch sind (d.h. Kulturgruppen, Bewulítseinweckende Gruppen) treff en sogar auf noch mehr Schwierigkeiten.

"Dies schuf eine Situation und einen sozialen Kontext, in demdie aktivsten Teile der Frauenbewegung sehr stark von denStrukturen und Institutionen abhangen, die der Feminismusals Schwellen gegen die Gleichberechtigung der Geschlechteridentifiziert hat, und die, feministische Forderung, Ziele vonSubversion und Wandel sein sollten. Diese Abhangigkeit gehtweit über ein funktionellles Verhaltnis. das auf Finanzenberuht, hinaus.Sie schliel3t auch Einmischung des Staates beiEntscheidungen darüber ein, welche Institution finanziertwird und welche nicht. In finanziell schweren Zeiten fördert esgröl3ere Konkurrenz und Reibereien unter den Projekten,anstatt koordinierte Anstrengungen, Entscheidungsfindungzu beeinflussen." (Lang, 1997)"

Es scheint, als teilten diese Gruppen kein gemeinsamens Interessedaran, Bürger über Werkzeuge und Fertigkeiten, die Demokratiebenötigt zu informieren und zu trainieren. Auf eine Art wird es für

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selbsrverstandlich gehalten, daf ungarische Staatsbürger sich dieserFertigkeiten bewulit sind und sie kennen, allerdings wurde dieMehrheit von ihnen in einer Kultur sozialisiert, in der der Staat für siedachte und handelte.Die gegenwartige Schwache der ungarischen Frauenbewegung liegtan ihrer Unfahigkeit diese Schwierigkeiten und Abhangigkeiten zuartikulieren und zu zeigen. Stattdessen nimrnt jede InitiativeStrategien der Geheimhaltung, des Nichtteilenwollens an.Aufplitterung und Konkurrenz innerhalb der Bewegung hemmt dieKonzentration auf ein gemeinsames Programm. "Private"Beeinflussung findet statt anstelle von gesuchter Öffentlichkeit undöffentlicher EinfluBnahme. Daher haben die Gruppen zu wenigPrasenz in der öffentlichen Debatte über die zivile Gesellschaft undstecken ihre Energien stattdessen in private Strategien. Dies bedeutetauch, daf Gewicht und Bedeutung mancher Themen verzerrt wer-den können - enrweder an den Rand gedrangt oder mal3los über-

trieben werden, aus Mangel an Dialog, Kompromiss, undKoalitionsbildung. Die Abhangigkeit von Frauen in Büros undMinisterien auf lokaler und staatlicher Ebene funktioniert so langewie diese Institutionen starke Positionen haben, Verhandlungsmachtin Emscheidungsprozessen. Dies ist aber nicht der FalI. Die Realitatfeministischer politischer Oganisation hat sich versehoben auf kleineMitwirkungsmöglichkeiten und entsprechend wenig Möglichkeiten,eine Stimme innerhalb der Öffentlichkeit der Zivilgesellschaft zugewmnen.Die halbstaatliche und halbzivile Natur des Ungarischen Frauen Rates(Hungarien Women's Council) ist beispielhaft für diesen Prozefí. DieTeilnahme von NGOs in einem entscheidenden Gremium desStaates könnte die dürftigen geselschaftlichen Aktivitaten von Frauenersticken. Die Etablierung des Frauenrates ist nicht das Ergebnis vonlanger demokratischer Diskussionen der TeilnehmerinnenderFrauenbewegung, sondern ist stattdessen verbunden mit einersubtilen Neudefinition der Frauenfrage als Teil einer Wiederbelebungvon konservativer, am rechten Flügel angesiedelter Politik als Aktiondes Staates. Zum Beispiel ist kürzlich die soziale Empörung überAbtreibung als Teil eines viel breiteren ideologischen Streits über dieBedeutung von Familie, M utterschaft, weibliche Sexualitat, Privatheit

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und Staat aufgekommen. Die kulturelle Botschaft ist klar:dominierender politscher Vorstellung nach, ist der Bereich der Frauenauf die Familie und darauf beschrankr, für den Staat Kinder zu pro-duzieren. Feministinnen werden offen "Mutterrnörderinnen" genan-nt. Also sollten die Strategien der postsozialistischen regressivenIdeolgie, die auf der Nicht-Prasenz von Frauen im öffentlichen Lebenberuhen, weiter untersucht werden. Julia Kristeva beschreibt dasPhanornen mit gerechtfertigten bitteren U ntertönen:

"Die neuesten Studien die langsam über die der sowjetischenGesellschaft und der Übergansphase (die schon verbittert "cat-astroika" genannt wird) zugrundeliegenden Logik veröf-fentlicht werden, zeigen, in welchem MaBe eine Gesellschaft,die auf der Befriedung zu überleben fuBt, die regressive sado-masochistischen Neigungen wecken könnte und sich, ohne sieüberhaupt zu emanzipieren, auf sie verlassen könnte bei derKreation von Stagnation, von parareligiöder Unterstützungdes status quo, der die elemeritaren Rechte eines Menschenverletzt."

Zusatzlich erscheinen Entscheidungstrager und Politiker nicht in derLage, zwischen Parteipolitik und Staatspolitik und sozialpolitischenAngelegenheiten zu unterscheiden. Entweder absichtlich oder wegendes fehlenden Wissens über Sozialpolitik, neigen sie dazuEntscheidungen zu treffen, ohne Betroffene azuhören und ohne eineweitere Öffentlichkeit einzubeziehen, Sie entscheiden sich stattdessendazu Informationen zurückzuhalten und die Kommunikation zuerschweren, aber andererseits können sie bei Bühnenauftritten mitPublikationen mit magerem oder irreführendem lnhalt erscheinen(das jüngste Beispiel ist das des CEDAW Country Report).Was die Internationalen Verpflichtungen Ungarns angeht,dieEU Gesetzes-Harmonisierungen und die Politik zurFörderung der Gleichberechtigung mit einbezogen, scheinen dieRegierungsoffiziellen eine Strategie des doppelten Denkens und dop-pelten Handelns zu verfolgen. Im nationalen legislativen Prozef ist esklar, daf Fragen der Rollenverteilung im Rahmen der sozialenungarischen Grundeinheit namiich der Familie gesehen werden.Deshalb zum Beispiel erkennt familienorientierte Politik eher dieArbeitsrechte von Frauen im Kontext ihrer sogenanmen natür-

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lichen/traditionellen Verantwortlichkeiten für die Familie an alsPolitik, die die Beschafiigung oder die Geschlechterfrage betrifft.Zudem ist' die Dokumentation der Politik oft unzuverlassig undunprofessionell. Die Formulierung von Politik ist haufig vage undverleitet zu Fehl- oder "alternativ"-Interpretationen. Standards undProtokolle zur Übersetzung und Sprachgebrauch wurden nichtentwickelt und werden nicht kontrolliert.

Diskurse der IdentitatDie vielverspreechenden Notwendigkeiten der neuen Markwirtschafthaben für viele Ungarn Priori tat. Programme und Diskurse überIderititat blieben unbeachtet ode wurden verzerrt, eine Situation diezivile Aktivitaten entmutigt hat. Die Produktion einer monolithis-chen patriarchalischen Identitat ist trotzdem weit verbreitet. Diedominierende gültige (d.h. maskuline) Identitat ist aggressiv, wennungeschickt, und offenbart eine Art von Tunnelblick der auf politischeMacht und ökonomischen Status geschult ist. Diese Iderititat ist ver-wurzelt in einer traditionellen Ideologie von Nationalstolz, der Witzund Gerissenheit Prioritat einraumt und die traditionellen europais-chen/ungarischen Werte wahrt. Wegen der allgemeinen Politischenund ideologischen Verwirrung oder besser, wegen des Mangels anakzeptierten Standards, ist es sehr schwer, Auffassungen von Privatemund Öffentlichem im ungarischen sozialen Kontext zu interpretieren.Diese Schwierigkeit der Interpretation liegt auch an der Kornplexitatder ererbten politischen und kulturellen Ideologien und Praxis.Schichten verschiedener Diskurse haben sich in schneller Abfolgeaufeinandergelegt und dabei wenig Zeit und Raum für Reflexion undDiskussion gelassen. György Csepeli identifiziert die Verlaufer dieserEinstellungen:

"Der staatliche Sozialismus hat das Lagerhaus diversermöglicher Identitaren ausgerottet, die in der Mitte einer bürg-erlichen Gesellschaft geschaffen werden, und er hat trotzdemgleichzeitig sehr strenge und unflexible neue Identitatengeschaffen, die mit negativem Inhalt ge fu lit sind. N iemandkann sagen, wer er ist, trotzdem kann jeder beschreiben, wer erNICHT ist. Der öffentliche Diskurs der Iderititat ist von diesernegativen Identitat kontaminiert in dem Sinne, daf es immer

SEMINAR: "FEMINISMEN MIT ÖSTLlCHER NOTE" Emnoch eine grolle Stufe gibt zwischen der offiziellen (in derÖffentlichkeit verkündbaren) Iderititat und derprivdten(geheimen) Identitat, In dieser postmodernen Weltrragt Zentralosteuropa die Maske der Modernitat, was aberkeinen Effekt auf die historische Verspatung und"Rückstandigkeir" des sozialen Prozesses hat".

Stereotype Identitaten überwiegen als Modelle wegen des Fehlensvon Erziehung und Fahigkeiten in der Entwicklung von Identitat,diese zweidimensionalen stereotypen Modelle und Charakterscheinen die zuganglichen, verstandlichen und somit für dieEinzelnen zu bevorzugen zu sein. Diese Modelle werden bereitwilligvon den Produkten der Komsumkultur und den Medien geliefert.

Umverteilungvon Macht und kulturellern KapitalErzsébet Szalai beobachtet, daB sich die ungarische Gesellschaftschnell der Postmodern itat angepaBt hat und ihren postmodenenStatus sogar sehr übertreibt, indem sie Freiheit und Menschenrechteals grenzenlose Freiheit ohne kollektive ader individuelleVerantwortung interpretiert. Dies gilt auch für die Mitglieder derakademischen sozialwissenschaftlichen Szene (Diskurse über dieneue Verteilungsgerechtigkeit tendieren dazu, Identitatspolitik zuignorieren und schaff en es nicht, die an Geschlechtern orientierteNatur von sozialen Prozessen zu analysieren). Szalai behauptet:

"Es ist ein sehr auffalliges Phanornen, daf Kommunikationunter den Aktanten der Sozialwissenschaften zurückgegan-gen, ja fast gestorben ist. Das Umfeld für bedeutsameDiskussion ist ebenso verschwunden, und selbst die spezifischeSprache der der Sozialwissenschaften hat ihre Bedeutungenverloren. In den 70er und 80er Jahren schaffteund pflegte dieSoziologie die Sprache und den Diskurs derSozialwissenschaften, und sie war eine starke Kraft bei derSchaffung kultureller (wenn auch nur elitarer)Diskussionen.Vom Ende der 80er bis in die 90er Jahre ist es derpolitische Diskurs der zum Mittel kulturellen Schaff ens wird.Kultureller un sozialer Diskurs beschranken sich selbst auf dieDiskussion bestimmter politischer Ikone ader auf dieDiskussion unerwarteter Geschehnisse. Heute ist die

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Wiederholung von Phrasen und Slogans zu einer akzeptiertenArt der Interaktion geworden. Die einzigen Raurne, die nochfur bedeutsame Kommunikation geblieben sind, sind dieLiteratur und das kulturelle Leben."

Die meisten ungarischen Sozialwissenschaftler lehnen es ab, dieBedeutung von Geschlechterfragen und Problemen patriarchalischerDominanz anzuerkennen. So wie die kommunistische Ideologie dasProblem der .patriarchalischer Dominanz ausgelöscht hat(Klassenherrschaft, Klassensystem), löschen die postsozialistischenSozialwissenschafien von heute das Problem der Ungleichheit zwis-chen den Geschlechtern aus. Die Gründe für diese Kurzsichtigkeitsind vielfaltig. Erstens könnten die Forscher selbst durch rigideSozialisation eingenommen von Wissenschafi im autóritaren Stilsein, die wissenschaftliche "Objektivitat" wertschatzt und Forschung,die aufErfahrung oder anderen Methoden beruht geringschatzt. Dieskann leicht geschehen, da wegen des Fehlens des zivilen DiskursesErfahrung immer in den privaten Raum eingeschlossen ist und nichtin der Öffentlichkeit steht, Als Folge bleiben die Sozialwissenschafienunantastbare, dogmagleiche Sozialwissenschaften.Das Vorherrschen der deskriptiven und statistischen anstelle der ana-lytischen, kritischen und partizipatorischen Soziologie wird akzep-tiert, Zweitens ist hegemoniale und hierarchische Machtdynamik inden Sozialwissenschaften Überbleibsel und Gewohnheiten aus denStrategien politischer Kommunikation der Vergangenheit. Dies hateine Klasse "neuer Experten" wachsen lassen, deren Sachverstand dieangeblich "wissenschaftliche" Entwicklung sozialpolitischer Fragenbetrifft. Die Frage nach der ZuverJassigkeit und Verantwortlichkeitkann wegen des "wissenschaftlichen" Kontextes und den darangeknüpften Ansprüchen von Objektívitat nicht gestelIt werden. DieTatsache, daf die meisten "Wisssenschaftler" nicht ausgebildet underfahren darin sind, Sozialpolitik in einem demokratischen Umfeldzu entwickeln wird in keiner Weise bestritten. DieseSozialwissenschaftler, insbesondere Soziologen, besitzen eine gewisseArt von kultureller Macht, da viele von ihnen der ehemaligenDissidentenelite angehören. Um diese Macht beizubehalten und indie verandérten Anforderungen zu übertragen und auch, um in derLage zu sein, die sich verschlechternde Infrastruktur und schwinden-

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den Möglichkeiten der wissenschaftlichen und besonders dersozialen Forschung auszugleichen, haben die meisten Forscher dieNeudefinition des Machtsystems auf der Grundlage der Sauberungder Sozialwissenschafien von jedem sozialen Engagement od ersozialer Mitwirkung akzeptiert.Somit ist der kritische Rand sozialer Forschung erfolgreich aus-gelöscht.

Dies ist deutlich in den Aktivitaten von "akademischenAlibifeministinnen und -feminismus" auszumachen. Wer inseiner/ihrer Laufbahn, egal warum und egal wir kurz, Forschung undPublikation betrieben hat, die mit Frauen zu tun hane, wird unwider-sprochen als femistische/r Wissenschaftler/in betrachtet, damit dieStatistiken insbesondere in der internationalen akdemischenGemeinschaft gut aussehen. Über Methodologie und Verpflichtungwerden keine Fragen gestelit. Es gibt auch noch eine andere SorteFeministin, das "Charnaleon od er die Abenteurerfeministin", die sichselbst yor der kulturell und intellektuell dem modischem Mainstreamangehörenden Öffentlichkeit als Feministin bezeichnet und ihreFarben je nach Publikum verandert. selbst aber auf feministischeAktivistinnen herabblickt und es manchmal sogar ablehnt, mit ihnenzu sprechen. Diese Vorgehensweisen und Verhaltensmuster könnenden negativen Effekt der Verringerung der Glaubwürdigkeit authen-tischer feministischer Stimmen haben, die gleichzeitig karnpfen, umden patriarchalischen Gegenschlag zu überleben.

Kulturelle StrategienIn ihrem Buch Justice Intemepius charakterisiert Nancy Fraser die"postsozialistische" Situation und bemerkt:

"Ein Fehlen jeglichen glaubwürdigen emanzipatorischenProjekts trotz des Wachsens einer Streitfront; eine allgemeineLösung der Kulturpolitik von der Anerkennung derSozialpolitik der Neuverteilung und eine Maf3igung derForderungen nach Gleichberechtigung angesichts aggressiverVermarktung und stark wachsender materieller Ungleichheit"

Kulturtheorie ist weit von Sozialtheorie entfernt, intellektuelles Lebenspiegelt die praktische Loslösung der Anerkennung der Politik derNeuverteilung wider, die im sozialen Leben auftritt. Theorien von

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Anerkennung und Differenz tendieren dazu, Verteilung zu ignori-eren, so als hatte die Problematik der kulturellen Unterschiede nichtsmit sozialer Gleichberechtigung zu tun.

So wird die Dissoziation von politischer Wirtschaft und Kultur nichtangemessen hinterfragt. Dies wird in der Analyse osteuropaischerKontexte oft übersehen. Es ist historische Tatsache, daf es, wahrendwir die vorausschauenden Qualitaten Iiberaler Ideologie undfortschrittlicher Sozialpolitik erkennen, wenig Tradition gibt unddeswegen Praktiken und Kenntnisse der Sozialisierung für solchessoziales Denken in der Region offen sind. Infoigedessen erscheint esextrem wichtig, hisrorisch-kulturellen Diskurse die Kraft undDynamik in der Region darstellten, zu betrachten.

Anerkennung von feministischem kulturellem GedachtnisEine mögliche zukünftige Gedankenlinie und Strategie sollte dieMöglichkeit einer machtigeren Bildung kultureller Institutionengegen die NGüisierung berücksichtigen. Die Bildung kulturellerInstitutionen kann die "Schaffung von bedeutenden Beziehungendurch die Zusammenfuhrung der aktionsorientierten Perspektivenindividueller Agierenden" betreffen. Diese Beschreibung erfordertvor allem eine Konzentration auf die Schaffung einer gemeinsamenBedeutung in einer Vielzahl von Individuen. Die Bildung kulturellerInstitutionen würde zeitweise die Kornplexitat und Unterschied zwis-chen Feminismen reduzieren mit dem Zweck ein gemeinsamenProgramm, eine gemeinsame Strategie und Intervention zu enrwick-eln. Die Bildung kultureller Institution könnte einhergehen mit derÜbertragung kultureller Symbo le und My then in politische Aktionenund so die traditionelle westliche Trennung von Asthtik und Politikherausfordern. In dieser Hinsieht hat der moderne ungarischeFeminismus von der Vergangenheit sehr vid Munition geerbt, umunverdienterweise vernachlassigtes kulturelles feministisches Denkenwiederzubeleben. Historischer ungarischer Feminismus hat sich alsKonsequenz sozialer Veranderungen entwickelt, die Bildung undKultur von Frauen in der Mitte des nationalen sozialen Fortschrittsangesiedelt haben. Gegen Ende des 19. Jahrhunderts entstandenmehrere Trends feministischen Denkens (radikales, sozialistisches,

SEMINAR: "FEMINISMEN MIT ÖSTLICHER NOTE" Em

religiöses und kulturelles). Die Stellung und Bildung der Frauenwaren aktuell kulturelle Themen, die neben der sozial-politischenfeministischen Diskussion bestanden. Wie im Ungarn des 18. [h,wurden Frauen in den ersten Jahrzehnten des 20. Jh. zum Thema derLiteratur und des Journalismus. Eine Zussammenfassung der zahlre-ichen Dispure über die Iderititat und Stellung der Frau liefert MargitKaffkas Die Frauenfrage:

"Sie rnuf eine Person werden, in deren Charakter Werte wieEhrlichkeit, Zuverlassigkeit, Verantwortung, Diskretion undGrof3zügigkeit dem weiblcihen Charme, den sie besitzt gle-ichkommen.( ...) Sie muf3 in der Lage sein zu wachsen, sichaufzurichten und ihr inneres Gleichgewicht finden und diesnicht nach dem Geschmack der Manner, und yor allem rnufsie sich selbst finden, sie muf diese lange verborgenenLebensenergien und Werte ausgraben, die sie der Welt schuldetund ohne die die Welt leerer und halilicher ist, und an dieOberflache bringen."

Diversitát der Diskurse - Der "Kameval" der Ansichten undVorstellungen:In dieser Diskussion von Theorien, Perspektiven, Idealen und Ideen,die an der Kreuzung von alten und neuen Einflüsse aus Üst und Westund der Perrnissivitat der emotionalen und intellektuellen Welten inUngarns kultureller Tradition auftauchen, scheinen BakhtinsKonzepte des "Karnevals" und der "Groteske" als Leitbegriffeangemessen. Auch wenn die Ausdrücke von Bakhtin zurKonzeptualisierung sozialer Formationen, sozialen Konflikts und despolitischen Bereichs gebraucht wurden, sind sie auch zurBeschreibung soziokultureller Phanornene anwendbar. Bakhtin iden-tifiziert den Terminus Karneval mit rituellen Spektakeln: Festgelageund Marktplatzfeste und das verba le und nonverbale Verhalten derÖffentlichkeit wahrend dieser Feste. Das Gelachter und dieungezwunge Rede, die mit den Karnevalsspektakeln des Mittelatersverbunden werden waren nach Bakhtin sehr positiv. Bakhtins Fokusauf den Karneval im frühmodernen Europa entha It eine Kritik vonModernitat und ihrer stilistischen Auswirkung als eine radikaleVerminderung der Möglichkeiten von menschlicher Freiheit und kul-

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EIliI SEMINAR: "FEMINISMEN MIT ÖSTLICHER NOTE"

tureller Produktion. Er halt die Kultur der Moderne für genausostreng und isolierend wie die offizielle religiöse Kultur desMittelalters, die er kontrastiert mit der Freude an Heterogénitat desKarnevals und mit der an dem karnevalesken Stil und Geist. DieMasken und Stimmen des Karnevals halten den Unterscheidungenund Grenzen stand, die kulturelle Standards und organisierteGeselschaft kennzeichnen und aufrechterhalten, sie übertreiben unddestabilisieren sie.Der Karneval weigert sich, sich den kritischen und kulturellenWerkzeugen der dominierenden Klasse zu ergeben, und in diesemSinne kann Karneval yor allem als ein Platz des Aufstands gesehenwerden und nicht als Rückzug. Die Leitmotive von Karneual und derGrotesee tauchen immer wieder in verschieden Ausdrucksformen undkünstlerischem Schaff en auf, in metaphorischen Diskussionen derepistemologischen, sozialen und kulturellen Bedeutungen osteu-ropaischer und europaischer Existenz.Produktionen von Kultur um es in westeuropaischen Termini zusagen, übersehen haufig langsamere, kontemplativere und wenigergesteuerte Modelle kultureller "Evolution", wie man sie in einigenosteuropaischen Kontexten findet. Letztlich könnten kulturelleMythen genauso "produktiv" sein.AbschlieBend so llen Estella Lauters Kommentare in Women asMythmakers die Aufmerksamkeit derer auf sich ziehen, die sich für dieAnalyse des sich entwickelnden kulturellen Lebens in postkornrnu-nistischen Landern Zentralosteuropas interessieren:

"Inmitten einer Kultur, die immer noch verzweifelt ein für alleMal definierien will "was ist", ist es schwierig, eine andereGeisteshaltung zu etablieren, die uns erlauben würden, unsüber unseren kulturellen Abschnitt hinaus in die Flügel weib-licher Erfahrung zu bewegen, ohne zu behaupten wir hattendie Essenz der weiblichen Natur gefunden. Ich glaube trotz-dem, daf eine feministische archetypische Theorie uns helfenwürde, diese Aufgabe zu erfüllen. Wenn wir den Archetyp neudefinieren als eine Tendenz Abbilder in Relation zuwiederkehrenden Erfahrungen zu schaff en, und wenn wireingestehen, daf Mariner wie Frauen diese Fahigkeit haben,

SEMINAR: "FEMINISMEN MIT ÖSTLICHER NOTE" ED

müssen wir nur genug von Frauen verzierte Bilder zumVorschein bringen, um die Muster in unseren Erfahrungen zuentdecken. Wenn wir Mythos als eine Struktur auffassen, ummit gemeinsamen Krisen der Selbstdefinition im Gesicht derUnbekannten umzugehen, brauchen wir nur von Frauengeschaffene mythische Geschichten ausfindig zu machen, umzu erfahren, welche unserer Erfahrungen die schwierigstenoder dauerndsten waren. Die Effizienz dieser Strategie hangtvon unserer Bereitschafi: ab, das UnbewuBte (was gegenwartigeher ein Freudscher "Text" als ein menschliches Phanornen zusein scheint) neu zu definieren als das Unbekannte in uns ,anstatt als das Lagerhaus unterdrückter Dinge. Sie hangt auchvon unserer Bereitschaft ab, die vorherrschende Idee her-auszufordern, daf alles mit Hilfe eines semiotischen Modeliserklart werden kann."

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