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Tipps für Angehörige Alkoholkranker 1. Informieren Sie sich darüber, was Alkoholismus ist. Wir können heute mit Überzeugung sagen, dass es für den alkoholkranken Menschen berechtigte Hoffnung gibt, von seiner Sucht loszukommen. Die Erfolge liegen bei denen, die bereit waren, sich helfen zu lassen. Grundvoraussetzung ist nun einmal, dass der Alkoholkranke und seine Angehörigen die Hilfsangebote annehmen, die ihnen zur Verfügung stehen. Wir wissen heute, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, wie jede andere Krankheit auch. Sie hat aber eine Besonderheit: sie entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Zur Entfaltung benötigt sie viele Jahre. Es ist also nicht mit dem allgemein vertretenen Standpunkt " willensschwach " abgetan. Dieser Standpunkt ist falsch. Er muss unbedingt berichtigt werden. Vielleicht haben auch Sie früher oft gedacht, der Angehörige braucht " nur " aufhören zu trinken. Sie haben vielleicht gedacht, der Partner will gar nicht, er will Sie nur ärgern, es ist ihm alles egal. Auch das stimmt nicht. Der Suchtkranke möchte aufhören zu trinken, er versucht es auch oft, aber er kann nicht. Er kann erst mit Hilfe anderer aufhören. Darum nochmals die Bitte: Informieren Sie sich !! 2.Akzeptieren Sie, dass Alkoholismus eine Krankheit ist. Die Anerkennung der Tatsache, dass es sich um eine Krankheit handelt, ist unerlässlich. Aber wenn Sie das Wissen nur mit dem Verstand aufnehmen, können Sie dem alkoholkranken Menschen kaum helfen. Hilfe können Sie erst dann geben, wenn Sie diese Tatsache auch gefühlsmäßig aufgenommen und verarbeitet haben. Akzeptieren Sie den Alkoholiker als kranken Menschen, der dringend Hilfe - auch Ihrer Hilfe bedarf. Bevormunden und belehren Sie ihn nicht. Vorwürfe sind fehl am Platz.Nörgeln und schimpfen ist falsch. Denn alles, was Sie sagen, hat der Alkoholkranke sich schon oft selbst gesagt. Das Denken des Alkoholkranken geht um viele Ecken, egal ob er nüchtern ist oder nicht. Wenn Sie Erklärungen für verschiedene Verhaltensweisen vom Suchtkranken erwarten, fördern Sie nur den Hang zum Lügen oder Sie zwingen ihn zu Versprechungen, die er anschließend, aufgrund seiner Krankheit , nicht einhalten kann. 3.Versuchen Sie nicht, einen Alkoholkranken vor dem Alkohol zu schützen. Erinnern wir uns zurück: In einem der vorherigen Punkte hie? es "überlassen Sie dem Alkoholkranken die Entscheidung". Das ist besonders wichtig Wenn Sie diesen Grundsatz verlassen, ist das oftmals einer der schnellsten Wege, um Ihren Partner zu einem " Rückfall " zu verhelfen. Wenn Sie in Ihrer Umgebung Warnungen aussprechen, dem Alkoholkranken Alkohol zu servieren, rühren Sie bei ihm alte Gefühle von Unzulänglichkeit und Schuldbewusstsein auf. Der Alkoholiker muss und wird selbst lernen, nein zu sagen

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Tipps für Angehörige Alkoholkranker

1. Informieren Sie sich darüber, was Alkoholismus ist.

Wir können heute mit Überzeugung sagen, dass es für den alkoholkranken Menschen

berechtigte Hoffnung gibt, von seiner Sucht loszukommen. Die Erfolge liegen bei denen,

die bereit waren, sich helfen zu lassen. Grundvoraussetzung ist nun einmal, dass der

Alkoholkranke und seine Angehörigen die Hilfsangebote annehmen, die ihnen zur

Verfügung stehen. Wir wissen heute, dass Alkoholismus eine Krankheit ist, wie jede

andere Krankheit auch.

Sie hat aber eine Besonderheit: sie entwickelt sich nicht von heute auf morgen. Zur

Entfaltung benötigt sie viele Jahre. Es ist also nicht mit dem allgemein vertretenen

Standpunkt " willensschwach " abgetan. Dieser Standpunkt ist falsch. Er muss

unbedingt berichtigt werden. Vielleicht haben auch Sie früher oft gedacht, der Angehörige

braucht " nur " aufhören zu trinken. Sie haben vielleicht gedacht, der Partner will gar

nicht, er will Sie nur ärgern, es ist ihm alles egal. Auch das stimmt nicht.

Der Suchtkranke möchte aufhören zu trinken, er versucht es auch oft, aber er kann nicht.

Er kann erst mit Hilfe anderer aufhören. Darum nochmals die Bitte: Informieren Sie

sich !!

2.Akzeptieren Sie, dass Alkoholismus eine Krankheit ist.

Die Anerkennung der Tatsache, dass es sich um eine Krankheit handelt, ist unerlässlich.

Aber wenn Sie das Wissen nur mit dem Verstand aufnehmen, können Sie dem

alkoholkranken Menschen kaum helfen. Hilfe können Sie erst dann geben, wenn Sie diese

Tatsache auch gefühlsmäßig aufgenommen und verarbeitet haben. Akzeptieren Sie den

Alkoholiker als kranken Menschen, der dringend Hilfe - auch Ihrer Hilfe bedarf.

Bevormunden und belehren Sie ihn nicht. Vorwürfe sind fehl am Platz.Nörgeln und

schimpfen ist falsch. Denn alles, was Sie sagen, hat der Alkoholkranke sich schon oft

selbst gesagt. Das Denken des Alkoholkranken geht um viele Ecken, egal ob er nüchtern

ist oder nicht. Wenn Sie Erklärungen für verschiedene Verhaltensweisen vom

Suchtkranken erwarten, fördern Sie nur den Hang zum Lügen oder Sie zwingen ihn zu

Versprechungen, die er anschließend, aufgrund seiner Krankheit , nicht einhalten kann.

3.Versuchen Sie nicht, einen Alkoholkranken vor dem Alkohol zu schützen.

Erinnern wir uns zurück: In einem der vorherigen Punkte hie? es "überlassen Sie dem

Alkoholkranken die Entscheidung". Das ist besonders wichtig Wenn Sie diesen

Grundsatz verlassen, ist das oftmals einer der schnellsten Wege, um Ihren Partner zu

einem " Rückfall " zu verhelfen. Wenn Sie in Ihrer Umgebung Warnungen aussprechen,

dem Alkoholkranken Alkohol zu servieren, rühren Sie bei ihm alte Gefühle von

Unzulänglichkeit und Schuldbewusstsein auf. Der Alkoholiker muss und wird selbst lernen,

nein zu sagen

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4.Lassen Sie sich nicht durch Rückschläge entmutigen

Lassen Sie sich nicht durch Fehler, die Sie machen, entmutigen! Werden Sie nicht

ungeduldig über die Unfähigkeit des Alkoholikers, schnell zur Nüchternheit zu finden.

Überlegen Sie doch einmal, wie lange der Weg in die Sucht gedauert hat. Diese

Erfahrungen kann man nicht von heute auf morgen ablegen oder ändern. Grundlage ist,

dass der Alkoholiker nicht mehr trinkt. Grundlage für Sie beide ist ein klarer kritischer

Verstand. Denken Sie daran, dass der Angehörige Sie braucht. Schaffen Sie eine

Vertrauensbasis. Wichtig ist für Sie beide, aus begangenen Fehlern zu lernen. Nur so

können Sie gemeinsam Erfahrungen sammeln, die Sie weiterführen.

5. Erwarten Sie nicht sofort zufriedene Nüchternheit

Die schwierigen Zeiten sind - wie bei anderen Krankheiten auch - die Krisen. Für den nun

alkoholfrei lebenden Menschen beginnt die Zeit der Aufarbeitung und Stabilisierung seines

Lebens .Es werden sicher schwierige Tage für Sie und Ihren Partner kommen. Tage, an

denen alte Gewohnheiten und Unsitten auftreten. Helfen Sie Ihrem Partner, indem Sie ihm

sagen, dass Sie an ihn glauben

6.Nehmen Sie den Alkoholkranken ernst, wenn er versucht alkoholfrei zu leben

Wenn Ihr alkoholkranker Angehöriger anfängt, Interesse für eine Veränderung zu zeigen,

dieses Interesse aber Ihrer Meinung nach nicht sofort in die Tat umsetzt, machen Sie bitte

keine abfälligen Bemerkungen darüber. Der Alkoholkranke muss seine Entscheidungen

treffen. Er muss fühlen, dass Sie ihm glauben, dass er etwas unternimmt. überlassen Sie

ihm die Initiative und Verantwortung. Zeigen Sie ihm, dass Sie an ihn und an den Erfolg

einer Veränderung glauben. In unseren Gruppen erleben wir oft, dass die Angehörigen der

Meinung sind, dass sich der nun alkoholfrei Lebende nicht schnell

genug " positiv " entwickelt. Lassen Sie ihm Zeit. Fordern Sie ihn, aber überfordern sie

ihn nicht.

Besuchen Sie mit ihrem Angehörigen gemeinsam eine Selbsthilfegruppe oder

eine Beratungsstelle

Diese gemeinsamen Besuche sind deshalb von Anfang an so wichtig, weil Sie und Ihr

Partner hier positive Ansatzpunkte finden. Hier sind Fachleute und Betroffene, die bereit

sind, Ihnen zu helfen. Diese Menschen können Ihnen zwar keine Entscheidungen

abnehmen,

sie sind aber bereit, Ihnen Entscheidungshilfen zu geben.

Sind Sie Ko Alkoholiker ?

Angehörige von Suchtkranken haben es nicht selten in der Hand, Suchtkarrieren

zu beenden.

Konsequent ist es, einem Suchtkranken nur etwas anzudrohen, das auch

verwirklicht werden kann.

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Z.B " Ich gehe zu einer Beratungsstelle, wenn ....oder Ich schalte den

Betriebsarzt ein, wenn .....

Diese Androhungen dürfen keine leeren Drohungen sein, sie müssen auch

durchgeführt werden, wenn Sie nicht Ihre Glaubwürdigkeit verlieren wollen.

Diese Empfehlungen haben sich in der Beratung von Angehörigen bewährt.

Sie können - Ihrerseits konsequent angewandt - Suchtkarrieren verkürzen.

Sie müssen sich nur der Rolle bewusst werden, die Sie spielen.

Warten Sie nicht auf das missglückte Weihnachtsfest oder den nächsten Streit,

um Ihren Umgang mit Suchtkranken neu zu überdenken.

1.Haben Sie schon häufiger mit ihm / ihr getrunken,

damit er / sie nicht in der Wirtschaft versackt?

2.Fühlen Sie sich stark, wenn der / die Abhängige sich schwach fühlt ?

3.Werden Sie von der Verwandtschaft / Nachbarschaft gelobt,

weil Sie tapfer sind ?

4.Fühlen Sie sich zum Lügen und Decken von Unregelmäßigkeiten gezwungen,

weil Sie Ihren Partner nicht ausliefern wollen ?

5.Hängen Ihre Gefühle sehr stark von der Situation des Partners ab ?

6.Kümmern Sie sich um alles, weil der Partner es nicht mehr kann ?

7.Haben Sie Angst, der Abhängige könnte aggressiv werden,

wenn Sie mit ihm über Alkohol sprechen ?

8.Vermeiden Sie es, mit anderen Leuten über das Trinkproblem

Ihres Partners zu sprechen ?

9.Haben Sie Ihrem Partner schon einmal mit Scheidung gedroht,

weil er so viel trinkt ?

10.Ärgern Sie sich, weil Ihr Partner Ihre Ermahnungen nicht ernst nimmt ?

11.Wünschen Sie sich manchmal den Tod des Partners ?

12.Haben Sie häufiger das Gefühl, dass Sie gegen den Alkoholabhängigen

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Partner machtlos sind ?

13.Haben Sie häufiger schon Drohungen, die Sie dem Betroffenen

gegenüber gemacht haben, nicht wahr gemacht und vergessen ?

14.Haben Sie das Gefühl, dass der Alkohol eine immer wichtigere Rolle

in Ihrer Partnerschaft spielt ?

15.Übernehmen Sie zunehmend Aufgaben, die eigentlich

der Partner noch ausführen könnte ?

16.Nehmen die Trennungsgedanken zu oder feste Formen an ?

17.Sind Sie in letzter Zeit häufiger deprimiert und verzweifelt,

weil sich am Trinkverhalten des Partners nichts ändert ?

18.Sind Sie wegen psychosomatischer Beschwerden in ärztlicher Behandlung ?

19.Wissen Sie manchmal nicht, woher Sie das Geld für den Haushalt nehmen sollen ?

20.Wechseln Ihre Gefühle für den Partner häufiger zwischen tiefem Hass und großer

Liebe ?

21.Haben Sie das Gefühl, dass Ihr Partner noch tiefer abrutscht, wenn Sie ihn verlassen ?

22.Wissen Sie nicht mehr, wie es weitergehen soll, weil sie so verzweifelt sind ?

Mit diesem Fragebogen können Sie testen, ob Sie Ko - Alkoholiker / in sind.

Jede mit ja beantwortete Frage erhält einen Punkt.

Erreichen Sie mehr als fünf Punkte, dann sollten Sie eine Beratungsstelle

aufsuchen oder wenden Sie sich an eine Selbsthilfegruppe.

Wichtig ist :TUN SIE ETWAS FÜR SICH;

DAMIT SIE WIRKLICH HELFEN KÖNNEN.