Tirol gegen Faschismus und Nazismus

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1 Tiroler – Dokumentation 54/2008 und um die Achtung der Rechte anderer Völker. Es ging um die Vergötzung des imperialistischen Staates, der für sich das „Recht des Stärkeren“ auf die Unterdrückung anderer Völker und Men- schen in Anspruch nahm. Auf diesem Weg waren abgetrennte Volksgruppen wie die Südti- roler nur lästige Stolpersteine, die notfalls durch Umsiedlung aus dem Weg geräumt werden konnten. Hitler gegen Südtirol – Mussolini ein „überragendes Genie“ Jede Kritik an Hitlers geliebtem Vorbild stieß von Anfang an auf dessen Ablehnung. Bereits am 16. Oktober 1923 brachte die römi- sche Tageszeitung „Corriere Italiano“ ein Interview mit Adolf Hit- ler unter dem Titel „Hitler über seine politischen Ziele“. Darin wurde der damals noch wenig bekannte Politiker zitiert: „Ich kämp- fe hier einen verzweifelten Kampf, um den Leuten klarzumachen, daß Südtirol zwischen Italien und Deutschland keineswegs ein Zankapfel sein dürfe ... Als Nationalist vermag ich mich durchaus in die italienischen Gedankengänge zu versetzen und verstehe so- gar den italienischen Anspruch auf eine gesicherte Grenze.“ (Über Hitlers Buhlen um Mussolinis Gunst siehe auch: Paul Herre: „Die Südtiroler Frage“, München 1927, S. 300 f) Grundsatzerklärung ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer: Tirol: Gegen Faschismus und Nazismus Hitler und sein großes Vorbild Mussolini. Im Jahre 1926 veröffentlichte Hitler in dem Münchner Parteiverlag Eher einen Auszug aus seinem Buch „Mein Kampf“ unter dem Titel „Die Südtiroler Frage und das Deutsche Bündnis- problem“. Die Sicherung Deutschlands, sagte Hitler, könne nur durch ein Bündnis mit dem starken und vorbildlichen faschistischen Itali- en herbeigeführt werden, dessen „Duce“ Mussolini „als überragen- des Genie das nationale Gewissen Italiens verkörpert.“ (Seite 6) Hitler: Südtirol – ein jüdisches Steckenpferd Dieses Bündnis (welches in Wahrheit der größte Sargnagel des Deutschen Reiches werden sollte) werde von dem „internationa- len Börsenjudentum“ wütend bekämpft, welches die „Versklavung“ Deutschlands wünsche. Dazu reite „der Jude“ ein „besonderes Steckenpferd“, nämlich „Süd- tirol“! (Seite 30) In seiner Schrift beschimpfte Hitler die Freunde Südtirols wü- tend als „Spießbürger“ und erklärte, „eine Abrechnung zu halten mit diesem allerverlogensten Pack“, welches hier „nationale Em- pörung“ mime, „die besonders diesen parlamentarischen Betrügern ferner liegt als einer Elster redliche Eigentumsbegriffe.“ (S. 30 f) „Gerade wir Nationalsozialisten aber haben uns zu hüten, in das Hitlers Südtirolschrift aus dem Jahre 1926. Auch heute noch wird gelegentlich die Meinung vertreten, der Nationalsozialismus habe letztlich Südtirol nicht verra- ten wollen. Sein Verhalten gegenüber Italien sei durch die weltpolitische Lage erzwungen und rein taktischer Natur gewesen. Bei erstbester Gelegenheit wäre Südtirol doch an Deutschland angeschlossen worden. Dies stimmt nachweislich nicht. Es ging Hitler bereits um im- periale Zielsetzungen, die vielfach in Gegensatz zu Volks- und Volksgruppenrechten des eigenen Volkes wie auch anderer Völker stehen mußten. Hitler war die Schlüsselfigur Der Nationalsozialismus war keine geschlossene Ideologie, bereits die 25 Punkte seines Parteiprogramms waren willkürlich aus ver- schiedenen geistigen Richtungen zusammengewürfelte Thesen. Wenn man „den Nationalsozialismus“ beurteilen will, muß man daher vor allem Adolf Hitler und sein Handeln beurteilen. Er gab in allen Dingen die Richtung vor, auch bei allen ideologischen Schwenks seiner Partei. Der Weg in den Imperialismus Hitlers überraschende politischen Erfolge waren darauf zurück zu führen, daß er seine Bewegung als Befreiungsbewegung in außen- und innenpolitischer Hinsicht darstellte. Außenpolitisch forderte er die Befreiung des deutschen Volkes von den auch materiell drückenden Ketten der Friedensverträge von Versailles und St. Germain. Innenpolitisch vertrat er einen „na- tionalen Sozialismus“. Damals werden wohl zahlreiche seiner Wähler und Anhänger noch nicht geahnt haben, daß Hitler keineswegs nur die Befreiung des eigenen Volkes anstrebte, sondern, seinem bewunderten Vorbild Mussolinis folgend, den Weg in die Diktatur und in den Imperia- lismus zu Lasten anderer Völker wählte. Diese Zielrichtung wur- de vielen erst klar, als Widerspruch im totalitären Staat nicht mehr möglich war und während des Krieges auch als Hochverrat ver- folgt wurde. Mussolini war der große und bewunderte Lehrmeister Hitlers Eine weitgehend unterlassene Vergangenheitsbewältigung in Ita- lien läßt heute Mussolini vielfach als „halb-so-schlimmen“ Dikta- tor und den faschistischen Terror als vergleichsweise harmlos er- scheinen. So war es aber nicht! Der große Lehrmeister seines Zauberlehrlings Hitler war jedoch Mussolini gewesen. Bereits Anfang der Zwanzigerjahre des 20. Jahrhunderts begeisterte sich Hitler an Mussolinis Konzept der Staatsallmacht, an dessen Ablehnung der Demokratie und an dem Ausschließlichkeitsanspruch der Faschistischen Partei. Hitlers Verehrung für den „Duce“ kam auch in der Übernahme des „römi- schen Grußes“ und in der Errichtung öffentlicher Bauten im Stile faschistischer Pseudo-Römertempel zum Ausdruck. Hitler übernahm von seinem bewunderten Vorbild Mussolini das Führerprinzip mit streng hierarchischer Durchorganisation und Gleichsetzung von Partei und Staat. Er richtete nach Mussolinis Vorbild eine terroristische Geheimpolizei und Konzentrationsla- ger ein – in den italienischen KZs in Lybien und Äthiopien sollten immerhin Hunderttausende Menschen umkommen. Hitler schätzte an Mussolini auch dessen Rassenwahn der angeb- lichen Überlegenheit der „italischen Rasse“ über die anderen Mittelmeervölker und dessen Idee der Errichtung eines Mittel- meerimperiums nach altrömischem Vorbild. Ähnlich gedachte Hitler, seine Herrschaft nach Osten auszuweiten. Er übernahm von dem „Duce“ auch die Idee der Zwangsassimilierung sowie der Umsiedlung und Vertreibung ganzer Völkerschaften. Es ging nicht mehr um die natürlichen Rechte des eigenen Volkes

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1Tiroler – Dokumentation 54/2008

und um die Achtung der Rechte anderer Völker. Es ging um dieVergötzung des imperialistischen Staates, der für sich das „Rechtdes Stärkeren“ auf die Unterdrückung anderer Völker und Men-schen in Anspruch nahm.Auf diesem Weg waren abgetrennte Volksgruppen wie die Südti-roler nur lästige Stolpersteine, die notfalls durch Umsiedlung ausdem Weg geräumt werden konnten.

Hitler gegen Südtirol – Mussolini ein„überragendes Genie“Jede Kritik an Hitlers geliebtem Vorbild stieß von Anfang an aufdessen Ablehnung. Bereits am 16. Oktober 1923 brachte die römi-sche Tageszeitung „Corriere Italiano“ ein Interview mit Adolf Hit-ler unter dem Titel „Hitler über seine politischen Ziele“. Darinwurde der damals noch wenig bekannte Politiker zitiert: „Ich kämp-fe hier einen verzweifelten Kampf, um den Leuten klarzumachen,daß Südtirol zwischen Italien und Deutschland keineswegs einZankapfel sein dürfe ... Als Nationalist vermag ich mich durchausin die italienischen Gedankengänge zu versetzen und verstehe so-gar den italienischen Anspruch auf eine gesicherte Grenze.“(Über Hitlers Buhlen um Mussolinis Gunst siehe auch: Paul Herre: „DieSüdtiroler Frage“, München 1927, S. 300 f)

Grundsatzerklärung ehemaliger Südtiroler Freiheitskämpfer:

Tirol: Gegen Faschismus und Nazismus

Hitler und sein großes VorbildMussolini.

Im Jahre 1926 veröffentlichte Hitler in dem Münchner ParteiverlagEher einen Auszug aus seinem Buch „Mein Kampf“ unter demTitel „Die Südtiroler Frage und das Deutsche Bündnis-problem“.Die Sicherung Deutschlands, sagte Hitler, könne nur durch einBündnis mit dem starken und vorbildlichen faschistischen Itali-en herbeigeführt werden, dessen „Duce“ Mussolini „als überragen-des Genie das nationale Gewissen Italiens verkörpert.“ (Seite 6)

Hitler: Südtirol – ein jüdisches SteckenpferdDieses Bündnis (welches in Wahrheit der größte Sargnagel desDeutschen Reiches werden sollte) werde von dem „internationa-len Börsenjudentum“ wütend bekämpft, welches die „Versklavung“Deutschlands wünsche.Dazu reite „der Jude“ ein „besonderes Steckenpferd“, nämlich „Süd-tirol“! (Seite 30)In seiner Schrift beschimpfte Hitler die Freunde Südtirols wü-tend als „Spießbürger“ und erklärte, „eine Abrechnung zu haltenmit diesem allerverlogensten Pack“, welches hier „nationale Em-pörung“ mime, „die besonders diesen parlamentarischen Betrügernferner liegt als einer Elster redliche Eigentumsbegriffe.“ (S. 30 f)„Gerade wir Nationalsozialisten aber haben uns zu hüten, in das

Hitlers Südtirolschrift aus demJahre 1926.

Auch heute noch wird gelegentlich die Meinung vertreten,der Nationalsozialismus habe letztlich Südtirol nicht verra-ten wollen. Sein Verhalten gegenüber Italien sei durch dieweltpolitische Lage erzwungen und rein taktischer Naturgewesen. Bei erstbester Gelegenheit wäre Südtirol doch anDeutschland angeschlossen worden.Dies stimmt nachweislich nicht. Es ging Hitler bereits um im-periale Zielsetzungen, die vielfach in Gegensatz zu Volks- undVolksgruppenrechten des eigenen Volkes wie auch andererVölker stehen mußten.

Hitler war die SchlüsselfigurDer Nationalsozialismus war keine geschlossene Ideologie, bereitsdie 25 Punkte seines Parteiprogramms waren willkürlich aus ver-schiedenen geistigen Richtungen zusammengewürfelte Thesen.Wenn man „den Nationalsozialismus“ beurteilen will, muß mandaher vor allem Adolf Hitler und sein Handeln beurteilen. Er gabin allen Dingen die Richtung vor, auch bei allen ideologischenSchwenks seiner Partei.

Der Weg in den ImperialismusHitlers überraschende politischen Erfolge waren darauf zurückzu führen, daß er seine Bewegung als Befreiungsbewegung inaußen- und innenpolitischer Hinsicht darstellte.Außenpolitisch forderte er die Befreiung des deutschen Volkes vonden auch materiell drückenden Ketten der Friedensverträge vonVersailles und St. Germain. Innenpolitisch vertrat er einen „na-tionalen Sozialismus“.Damals werden wohl zahlreiche seiner Wähler und Anhänger nochnicht geahnt haben, daß Hitler keineswegs nur die Befreiung deseigenen Volkes anstrebte, sondern, seinem bewunderten VorbildMussolinis folgend, den Weg in die Diktatur und in den Imperia-lismus zu Lasten anderer Völker wählte. Diese Zielrichtung wur-de vielen erst klar, als Widerspruch im totalitären Staat nicht mehrmöglich war und während des Krieges auch als Hochverrat ver-folgt wurde.

Mussolini war der große und bewunderteLehrmeister HitlersEine weitgehend unterlassene Vergangenheitsbewältigung in Ita-lien läßt heute Mussolini vielfach als „halb-so-schlimmen“ Dikta-tor und den faschistischen Terror als vergleichsweise harmlos er-scheinen. So war es aber nicht!Der große Lehrmeister seines Zauberlehrlings Hitler war jedochMussolini gewesen. Bereits Anfang der Zwanzigerjahre des 20.Jahrhunderts begeisterte sich Hitler an Mussolinis Konzept derStaatsallmacht, an dessen Ablehnung der Demokratie und an demAusschließlichkeitsanspruch der Faschistischen Partei. HitlersVerehrung für den „Duce“ kam auch in der Übernahme des „römi-schen Grußes“ und in der Errichtung öffentlicher Bauten im Stilefaschistischer Pseudo-Römertempel zum Ausdruck.Hitler übernahm von seinem bewunderten Vorbild Mussolini dasFührerprinzip mit streng hierarchischer Durchorganisation undGleichsetzung von Partei und Staat. Er richtete nach MussolinisVorbild eine terroristische Geheimpolizei und Konzentrationsla-ger ein – in den italienischen KZs in Lybien und Äthiopien solltenimmerhin Hunderttausende Menschen umkommen.Hitler schätzte an Mussolini auch dessen Rassenwahn der angeb-lichen Überlegenheit der „italischen Rasse“ über die anderenMittelmeervölker und dessen Idee der Errichtung eines Mittel-meerimperiums nach altrömischem Vorbild. Ähnlich gedachteHitler, seine Herrschaft nach Osten auszuweiten. Er übernahmvon dem „Duce“ auch die Idee der Zwangsassimilierung sowie derUmsiedlung und Vertreibung ganzer Völkerschaften.Es ging nicht mehr um die natürlichen Rechte des eigenen Volkes

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Schlepptau unserer von Juden geführten bürgerlichen Wortpatri-oten zu kommen.“ (Seite 35)Die nationalsozialistische Bewegung müsse „unser Volk lehren,über Kleinigkeiten hinweg auf das Größte zu sehen, sich nicht inNebensächlichkeiten zu zersplittern“. (Seite 41) Derzeit führe das„faszistische Italien“ den Kampf gegen das Judentum (Seite 43).Auch für Deutschland gelte es nun, „den bösen Feind der Mensch-heit ... dem allgemeinen Zorn zu weihen“. Dies müsse an die Stelle„des blöden Hasses gegen Arier“ treten, „mit denen uns jedoch ge-meinsames Blut oder die große Linie einer gemeinsamen Kulturverbindet.“ (Seite 47)Am 28. September 1930 veröffentlichte die faschistische Zeitung„Gazzetta del Popolo“ in Rom aus einer Unterredung ihres Korre-spondenten mit Adolf Hitler dessen Stellungnahme zu Südtirol:„Die Freundschaft einer großen Nation wie Italien kann nicht durchSüdtirol getrübt werden.“

Sozialdemokratische Kritik an der NS-Haltung zuSüdtirol: „So schmachtet deutsches Land!“In einer im Verlag „Vorwärts“ in Wien erschienenen Broschüremit dem Titel „Südtirol verrecke!!“ (angeblich hatten reichs-deutsche Nationalsozialisten am 1. Dezember 1931 bei der Spren-gung einer christlichsozialen Versammlung im Innsbrucker Stadt-saal diesen Ruf ausgestoßen) beklagten die österreichischen Sozi-aldemokraten die Unterdrückung der Südtiroler durch den Fa-schismus: „So schmachtet deutsches Land in grausamer Unterjo-chung und Not und alle Kulturmenschen sind sich einig in derVerachtung für die Bedrücker Südtirols.“ Hitler hingegen übe of-fenen Verrat an den nationalen Grundsätzen. So habe es in einemKommentar zu der ersten Auflage des NS-Parteiprogrammes nochgeheißen, daß ein künftiger deutscher Nationalstaat auch dieDeutschen „in Südtirol“ umfassen müsse. In der 5. Auflage desJahres 1929 seien die Worte „in Südtirol“ gestrichen worden. Da-mit würde Hitler „die Deutschen in Südtirol einfach dem italieni-schen Faschismus preisgeben.“Am 14. November 1922 habe Hitler auf einer Versammlung inMünchen-Haidhaus erklärt: „Mit Italien, das seine nationale Wie-dergeburt erlebt und eine große Zukunft hat, muß Deutschlandzusammengehen. Dazu ist nötig ein klarer und bündiger VerzichtDeutschlands auf die Deutschen in Südtirol. Das Geschwätz überSüdtirol, die leeren Proteste schaden uns nur, da sie uns Italienentfremden. In der Politik gibt es keine Sentiments, sondern nurKaltschnäuzigkeit.“ (Anm.: Hier hatten die Sozialdemokraten wörtlichaus einem Bericht des „Bayerischen Kurier“ vom 15. Jänner 1932 zitiert.)

Hitler trifft Tolomei: „Jene vier Älpler“dürfen Deutsch-land nicht behindernAm 14. August 1928 kam es in einer versteckten Villa in Nym-phenburg bei München zu einem durch das italienische General-

konsulat in München vermittelten Geheimtreffen des faschisti-schen Senators Ettore Tolomei mit dem emporstrebenden NSDAP-Parteiführer Adolf Hitler.Tolomei, der fanatische Urheber der Entnationalisierungsplänegegen Südtirol, berichtete am 30. September 1928 in einem Schrei-ben an Mussolini:„Ich trug von der Person einen im wesentlich guten Eindruck da-von. Hitler ist ein junger und von großer und reifer Energie beseel-ter Politiker, mit feuriger Redegewandtheit, einem unbegrenztenVertrauen in sich selbst; bestimmt, über jedes Hindernis hinweg-zugehen, mit der Sicherheit, das Ziel zu erreichen. Er will sich ei-nes Tages an der Spitze Deutschlands sehen, ihm sein Programmauferlegen ...Hinsichtlich der Assimilierung konnte Hitler nicht ausdrücklichersein, als er es war.Er sprach sich sehr rüde in Worten, die ich geradezu als grob be-zeichnen könnte, aus (‚ganz wurst‘, ‚ich pfeif darauf‘); jene vier Älplervon Bozen und von Meran dürfen Deutschland nicht hindern, dasim Spiel seiner außenpolitischen Beziehungen frei sein will ..., wobeiman sich von der Behinderung durch kleine gefühlvolle Rückstän-de befreien muß, wie es gerade die irritierende Frage des Alto Adigeist ... Er legt sich Rechenschaft ab, daß in einem kurzen Zeitraumdie größeren Zentren des Alto Adige soweit italianisiert sein wer-den, daß sogar die Pangermanisten den Eindruck einer verlorenenPartie erhalten werden und daß folglich die Assimilierung derHochtäler und der abgelegenen Täler nur eine Frage der Zeit seinwird. Er möchte lediglich, daß die Aktion der italienischen Regie-rung gegen die deutschen Zeitungen und Zeitschriften lebhafterwäre, um auf diese Weise dem Überhandnehmen der wütenden anti-italienischen und antifaschistischen Anschuldigungen einen Dammentgegenzustellen ... Hitler findet persönlich ein Hindernis in sei-ner Kampagne für eine offene Übereinstimmung mit Italien undauch im allgemeinen für den Fortschritt seines politischen Ein-flusses nicht in den ‚Maßnahmen‘ für das Alto Adige selbst oder imrealen Fortschritt in der Assimilierung, sondern in dem Lärm derböswilligen Pangermanisten, die seinen Einfluß auf die Massenbekämpfen, indem sie ihm die Zustimmung zu den behauptetenitalienischen Greueln vorwerfen ...Hitler wünscht, einmal den Chef der italienischen Regierung ken-nenzulernen und mit ihm zu sprechen. Die Bewunderung für diehistorische italienische Persönlichkeit ist in ihm durch das leiden-schaftliche Ideal eines gleich geführten Deutschland gewachsen,eines Deutschland, das stark und einig sein soll.“Gegen Ende seines Schreibens empfahl Tolomei seinem „Duce“,jenen Teil „seiner politischen Konzeption in Betracht zu ziehen undaufmerksam zu fördern, der das absolute Desinteressement an deritalienischen Assimilierung des Oberetsch enthält.“(Zitiert bei: Karl Heinz Ritschel: „Diplomatie um Südtirol“, Stuttgart 1966,S. 134 ff)

Die sozialdemokratische Broschü-re, in welcher das Bündniszwischen Nationalsozialismusund Faschismus und der Verratan Südtirol scharf angegriffenwurden.

Die Sozialdemokraten wandten sich indiesem Flugblatt an die Nordtiroler

Bevölkerung und forderten sie auf, dienationalsozialistischen und Heimwehr-Führer an einem Verrat an Südtirol zuhindern und in dieser Frage zu einem

Zusammengehen mit den Sozial-demokraten zu bewegen.

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Pistoia, einem engen Verwandten des italienischen Königs, dieHand schütteln. Fotos dieser Schande sind im Innsbrucker Stadt-archiv erhalten.Der Andreas-Hofer-Bund in Innsbruck gab dazu eine Erklärungan die Presse ab, in welcher er darauf hinwies, „daß das italieni-sche Siegesdenkmal als Sinnbild der Unterdrückung des dortigenDeutschtums errichtet wurde und daß an seiner Stirn das Bildeiner Kriegsgöttin angebracht ist, die ihren Pfeil nach Nordenschießt. Der Andreas-Hofer-Bund stellt weiter fest, daß zum Baudes Siegesdenkmals gerade jener Platz gewählt wurde, wo sich biszum Jahre 1926 das Ehrenmal für die gefallenen Tiroler Kaiser-jäger befand, und daß dieses Ehrenmal zerstört wurde, um jenemfür den angeblichen italienischen Sieg Platz zu machen.Der Andreas-Hofer-Bund stellt endlich fest, daß auf dem Geländedes Siegesdenkmals vor 120 Jahren eine der edelsten Gestaltendes Tiroler Freiheitskampfes, Peter Mayr, der Wirt an der Mahr,am gleichen Tage erschossen wurde, an dem Andreas Hofer zuMantua starb.Wenn heutzutage Mitglieder einer großen deutschen Partei auf derTreppe dieses Siegesdenkmals inmitten italienischer Frontkämp-fer jeder Waffengattung sich huldigend aufstellen, so reihen siesich damit von selber unter die Feinde tirolischen Lebens und Er-lebens ein und haben das Recht verloren, sich fortan Sachwalterdes deutschen Volkes zu nennen.Der Andreas-Hofer-Bund spricht seine tiefste Empörung über einsolches Verhalten aus, für das er keine geeignete deutsche Bezeich-nung zu finden vermag.“(Michael Gehler: „Eduard Reut-Nicolussi und die Südtirolfrage 1918 –1958“, Teil 2, Schlern Schrift 333/2, Innsbruck 2007, Dokument 258, An-hang)

Reut-Nicolussi im „Braunen Haus“ –Adolf Hitler im Gleichklang mit heutigen Politikern:Südtirol hat völkerverbindende BrückenfunktionDr. Eduard Reut-Nicolussi, Kaiserjäger, Träger der Goldenen Tap-ferkeitsmedaille, nahm als Südtiroler Abgeordneter zum Öster-reichischen Nationalrat in einer ergreifenden Rede am 6. Sep-tember 1919 Abschied vom Vaterland Österreich und kündigtean, daß nun ein erbitterter Kampf um die Selbstbehauptung Süd-tirols beginnen werde.Als Südtiroler Abgeordneter im römischen Parlament vertrat er

SA-, SS-Männer und italienische Faschisten1932 vereint vor dem „Siegesdenkmal“:

Der SS-Standartenführer Theodor Eickedarf dem Herzog Filiberto von Pistoia,

einem engen Verwandten des italienischenKönigs, die Hand schütteln.

Reichsdeutsche Nationalsozialistenvor dem faschistischen SiegesdenkmalAm 28. Oktober 1932 erschien eine etwa 30 Kopf starke unifor-mierte reichsdeutsche Abordnung von SA und SS in Bozen undnahm gemeinsam mit ebenfalls uniformierten Faschisten an demFestakt zum zehnjährigen faschistischen Regierungsjubiläum vordem faschistischen „Siegesdenkmal“ in Bozen teil. Das amtlichefaschistische Organ von Bozen, „La Provincia di Bolzano“ berich-tete darüber: „Wir wollen auch die sympathische Geste einerHitlerischen Gruppe hervorheben, die an der Kundgebung teilge-nommen hat ... Der gesunde Teil des deutschen Volkes empfindetfür die Nation, welche heute die Fahne der Gerechtigkeit schwingt,nicht bloß Dankbarkeit, sondern will auch seine Bewunderung undBrüderlichkeit bezeugen. Die starke Abordnung der Hitler-Leutehatte sich auf der Freitreppe des Siegesdenkmales aufgestellt.“Welchem Geist das faschistische „Siegesdenkmal“ Ausdruck ver-lieh, hatte der Minister für die öffentlichen Arbeiten, GiovanniGiurati, bereits bei der Denkmaleinweihung am 12. Juli 1928 ver-kündet gehabt, als er die angeblich „überlegenen Eigenschaften“des italienischen Volkes in einer ebenso überheblichen wie dum-men Rede gerühmt hatte:„Ohne diese klare Überlegenheit der Eigenschaften ließen sich we-der das rasche Vorwärtsschreiten unseres Volkes, noch die Helden-taten erklären, wofür heute an den Grenzen des Vaterlandes dasMonument eingeweiht wird, in dieser Stadt, die Drusus gegründethat, die bis zum Morgengrauen des vorigen Jahrhunderts ihrenecht italienischen Charakter behalten hat und die sich nun schnellvon jeder ausländischen Schminke befreit ... Ein Volk, das durchden Sieg seine Einheit wiederentdeckte und das im Faschismussein Gewissen wiedergefunden hat, ein großes Volk von bescheide-nen und klugen Arbeitern, von tapferen Soldaten, kann nicht tole-rieren, daß die von Gott errichteten Grenzen auch nur diskutiertwerden.Es kann nicht zulassen, daß als Vorwand für die kühnen Ansprü-che die unendlich kleinen Minderheiten dienen, die während dervergangenen Jahrhunderte in einige unserer Provinzen eingewan-dert sind.“Nun, Ende Oktober 1932, drei Monate vor Hitlers Machtergrei-fung, feierte die nationalsozialistische Delegation zusammen mitden Faschisten vor dem „Siegesdenkmal“. Dabei durfte der SS-Standartenführer Theodor Eicke sogar dem Herzog Filiberto von

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trotz Todesdrohungen der Faschisten unerschrocken SüdtirolsRechte. Als am 24. April 1921 in Bozen der Marlinger Lehrer FranzInnerhofer von Faschisten meuchlings erschossen wurde, hieltReut-Nicolussi am Grab des Blutzeugen die ergreifende und an-klagende Gedenkrede.1927 mußte Reut-Nicolussi bei Nacht und Nebel nach Österreichfliehen. Ein Jahr später erschien sein berühmtes Buch „Tirol un-term Beil“. Er wirkte an der Innsbrucker Landesuniversität alsProfessor für Völkerrecht, und als Obmann des Andreas-Hofer-Bundes vertrat er unermüdlich die Anliegen Südtirols.Am 31. März 1932 kam es nach langem Drängen seitens der Süd-tiroler dazu, daß Adolf Hitler im Braunen Haus in München dieSüdtiroler Dr. Reut-Nicolussi, Graf Bossi Fedrigotti und den ehe-maligen Bezirkshauptmann Mumelter empfing. Über diese Un-terredung sind uns Aufzeichnungen von Reut-Nicolussi erhalten.Demnach brachten die Südtiroler die konkrete Bitte vor, dieNSDAP möge ihnen gegenüber die Erklärung abgeben, daß sichdie nationalen Ziele der Partei auch auf Südtirol bezögen. Desweiteren sollten Verbrüderungen von Nationalsozialisten mit Fa-schisten und der Gebrauch des faschistischen Grußes durch Na-tionalsozialisten abgestellt werden.Hitler antwortete laut der Niederschrift von Reut-Nicolussi:„Er wünsche eine Entgiftung der Südtirolerfrage, die heute partei-politisch ausgenützt werde, und sprach von einer krankhaft über-steigerten Bedeutung der Südtirolerfrage ... Südtirol solle eineBrücke der Verständigung werden zwischen dem deutschen unddem italienischen Volke.“(Bericht von Eduard Reut-Nicolussi, 31. 3. 1932 „Vertrauliche Ausspra-che im Braunen Haus, München, am 31. März 1932, 4-3/4 7 nachm.“ In:Michael Gehler a.a.O., Dokument 248)

Der Schwachsinn, wonach ausgerechnet eine aufgezwungeneLandesteilung eine positive und völkerverbindende Brücken-funktion haben solle, wird übrigens auch heute noch von zahlrei-chen opportunistischen Politikern wiederholt, die sich damit ide-ellen Verpflichtungen gegenüber Südtirol entziehen wollen.Ob sie sich dessen bewußt sind, daß sie hier Hitler nachbeten?Am 17. Oktober 1932 nahm Reut-Nicolussi zu der NS-These der„Brückenfunktion“ Südtirols auf einer Veranstaltung des „Andre-as-Hofer-Bundes“ in Innsbruck Stellung. Er sagte: „Vielleicht mei-nen die Wortführer den Begriff ‚Brücke‘ im geistigen Sinne ... Dannwolle man die Mahnung gefälligst an die Italiener richten, denneine Berührung und Verständigung zwischen zwei Kulturen kannnur dort stattfinden, wo es zwei Kulturen gibt. Italien aber arbei-tet seit zehn Jahren mit Keulenhieben nicht an der Pflege, sondernan der Vernichtung der deutschen Kultur in Südtirol.“(Rede von Eduard Reut-Nicolussi „Die Lehre eines Jahrzehnts“ In: Mi-chael Gehler: a. a. O., Dokument 258)

Reut-Nicolussi wurde aber auch in Österreich politisch schwerenttäuscht. Er mußte entdecken, daß die Heimwehr von den ita-lienischen Faschisten finanziert wurde. Obwohl selbst dem ka-tholischen Lager zugehörig, geriet der Vorkämpfer für die RechteSüdtirols wegen „fortwährender schwerer außenpolitischer Ent-gleisungen“ bald in Konflikt mit dem Ständestaatsregime. Aus

Liebedienerei gegenüber Mussolini ging man soweit, sogar kriti-sche Zeitungsartikel von Reut-Nicolussi polizeilich zensieren undunterdrücken zu lassen. Veranstaltungen, auf welchen er spre-chen wollte, wurden verboten und die Presse erhielt die Weisung,keine Aussendungen des Andreas-Hofer-Bundes mehr abzudruk-ken. (Michael Gehler: a. a. O., Dokument 448)Die Zeitschrift „Der Südtiroler“ wurde behördlich eingestellt.

Huldigung an den „Duce“1934 erschien in Deutschland ein Huldigungsbuch, welches denDeutschen die Freundschaft mit dem Faschismus schmackhaftmachen sollte. Es hieß „Wir haben’s gewagt! Weg und Wollender Führer in Deutschland und Italien“ In dem Buch wurdendie Parteigrößen der NSDAP unddes Faschismus in einer Spracheverherrlicht, die heute lächerlichanmutet. So heißt es in dem Bei-trag über Mussolini: „Seit wenigmehr denn einem Jahrzehnt be-neidet die Welt Italien um Mus-solini ... Die Welt steht unter demEindruck einer ungewöhnlichenGröße, eines Zyklopen ... der Ge-nialität im Tun und planvollenDenken des Duce ... Dazu kenntsie einigermaßen MussolinisMenschlichkeit, eine Menschlich-keit, die jede seiner Handlungenbestimmt und lenkt.“ Er sei ein„vielfältiges Genie“, „auch derWelt den vernünftigsten Weg zuden ersehnten Zielen des Friedensund des gedeihlichen Wohlstan-des zu weisen.“ Und so fort undso weiter. (Dr. R. O. Stahn und Filippo Bojano (Hrsg.): „Wir haben’s ge-wagt! Weg und Wollen der Führer in Deutschland und Italien“, Stuttgartund Berlin 1934, S. 161 ff)

Vergebliche HoffnungenAls im Jahre 1935 das Saarland durch Volksabstimmung wiederzurück zum Deutschen Reich kam, ging in Südtirol der optimisti-sche Spruch um: „Die Saar ist frei, jetzt kommen wir an die Reih‘!“Die Hoffnungen waren vergeblich. Ab 1936 bewirkte die gemein-same italienisch-deutsche Unterstützung Francos im spanischenBürgerkrieg eine weitere Annäherung zwischen Rom und Berlin.Am 22. Oktober 1936 schlossen Deutschland und Italien ein Ab-kommen, welches Mussolini als „Achse Rom-Berlin“ bezeichnete.Im September 1937 folgte Mussolini einer Einladung Hitlers zueinem mehrtägigen Staatsbesuch in Deutschland, wo begeisterteMassenempfänge für ihn organisiert wurden.Am 28. September 1937 sprachen beide Diktatoren auf dem Berli-ner Maifeld zu einer Million aufmarschierter Nationalsozialisten.In seiner Ansprache erwähnte Hitler natürlich mit keinem einzi-gen Wort das ungelöste Südtirolproblem, sondern betonte das po-litische Bündnis mit Rom: „...hinter uns liegt vor dem Machtan-tritt des Nationalsozialismus eine Periode von 15 Jahren, die eineeinzige Folge von Unterdrückungen, Erpressungen, verweigertemgleichen Recht und damit von unsagbarer seelischer und materiel-ler Not war ... In dieser Zeit bitterster Prüfungen, da hat sich ...Italien und besonders das faschistische Italien, an den Demüti-gungen unseres Volkes nicht beteiligt ... Aus der Gemeinsamkeitder faschistischen und der nationalsozialistischen Revolution istheute eine Gemeinsamkeit nicht nur der Ansichten, sondern auchdes Handelns gekommen“.Mussolini antwortete: „Faschismus und Nationalsozialismus sindbeide Ausdrücke jener Gleichartigkeit des geschichtlichen Lebensunserer Nationen.“Dann bedankte er sich dafür, daß sich Deutschland den Sanktio-nen des Völkerbundes gegen Italien (nach dem italienischen Über-fall auf Äthiopien und den dort verübten Gräueln) nicht angeschlos-sen hatte. „Wir werden das niemals vergessen.“ Er fuhr fort: „DerFaschismus hat seine Ethik, der er treu zu bleiben beabsichtigt,

Der unermüdliche Vorkämpfer Südtirols, Univ. Prof. Dr. EduardReut-Nicolussi. Hier auf einer Südtirolkundgebung unmittelbarnach dem Zweiten Weltkrieg.

Das NS-Huldigungsbuch, inwelchem die faschistischen

Führer verherrlicht wurden.

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und diese Ethik deckt sich mit meiner persönlichen Moral: Klarund offen miteinander reden und, wenn man einen Freund hat,mit ihm zusammen bis ans Ende marschieren ... Wichtig ist, daßunsere beiden großen Völker zusammenstehen in einer einzigen un-erschütterlichen Geschlossenheit.“(Zitiert nach „8Uhr-Blatt“, Nürnberg 29. September 1937)

Hitler sichert Mussolini die Brennergrenze auf ewig zuMit Hitler hatten die Austrofaschisten des österreichischenStändestaates um die Gunst Mussolinis gewetteifert. In Öster-reich wehrten sich der sozialdemokratische „Südtiroler Freiheits-bund“ und Freundeskreise wie der Andreas-Hofer-Bund um denim Innsbrucker Exil tätigen ehemaligen Südtiroler AbgeordnetenDr. Reut-Nicolussi mit ihren Publikationen gegen die PreisgabeSüdtirols.Mussolini gab letztlich dem mächtigeren Deutschen Reich denVorzug und ließ die österreichische Schmalspurdiktatur fallen.Damit besiegelte er maßgebend das spätere Schicksal des Deut-schen Reiches (Krieg auf dem Balkan, Krieg in Griechenland, Kriegin Afrika und im Mittelmeer).Um Mussolini angesichts des Einmarsches reichsdeutscher Trup-pen nach Österreich von einer Intervention abzuhalten, richteteder „Führer“ am 11. März 1938 einen im herzlichsten Ton derFreundschaft gehaltenen Brief an den „Duce“, in welchem es hieß:„Ich ziehe jetzt eine klare Grenze gegenüber Italien. Es ist der Bren-ner. Diese Entscheidung wird niemals in Zweifel gezogen, nochangetastet werden.“ (Zitiert nach Conrad F. Latour: „Südtirol und dieAchse Berlin-Rom 1938 - 1945“, Stuttgart 1962, S. 21)

Die Getäuschten in Nord- und SüdtirolAls deutsche Truppen im März 1938 am Brenner standen, jubel-ten viele illegale Nationalsozialisten in Nord- und Südtirol, wel-che Hitlers Stellungnahmen zu Südtirol nur für taktische Manö-ver gehalten hatten. Nun würde der Brenner überschritten unddas Land von der Fremdherrschaft befreit werden.Diese Hoffnung war in den vergangenen Jahren durch NS-Kreisein Süddeutschland genährt worden, welche sogar in Zeitungenoffen ihre Sympathie zu Südtirol bekundet hatten. Vor diesemHintergrund ist es auch erklärlich, daß die meisten NordtirolerNationalsozialisten im Jahre 1932 den Aufmarsch ihrer reichs-deutschen Kameraden vor dem „Siegesdenkmal“ in Bozen ledig-lich für eine bedauerliche aber ansonsten bedeutungslose Fehllei-stung norddeutscher Parteigenossen gehalten hatten. In Südtirolselbst war mit Unterstützung durch illegale Nordtiroler Natio-nalsozialisten eine nationalsozialistische Bewegung entstanden,welche auf den Anschluß Südtirols zusammen mit Österreich andas Deutsche Reich hinarbeitete.

Am 11. März 1938, zwei Tage vor dem Einmarsch deutscher Trup-pen, hatte sich in Salzburg, Linz und Innsbruck das fantastischeGerücht verbreitet, Italien habe Südtirol bedingungslos anDeutschland abgetreten. In Tirol glaubte man begeistert daran.Als die Deutsche Wehrmacht in Innsbruck einmarschierte undim Triumphzug zum Brenner vorrückte, drängten sich die Men-schen an den Straßenrändern und es erschollen die Rufe „HeilHitler“, „Heil Mussolini“ und „Hoch Italien“. Zahlreiche Menschenmachten sich in Autos mit Hakenkreuzfahnen zum Brenner auf,um Zeugen des Einmarsches der deutschen Truppen nach Südti-rol zu sein. Ihre Hoffnungen wurden bitter enttäuscht.Das offizielle Dementi des Innsbrucker Gauleiters ließ die Stim-mung rasch in Wut umschlagen, die sich in Demonstrationen undDrohungen gegen das italienische Konsulat entlud. Die aufge-brachte Volksmenge mußte durch die Polizei zerstreut werden.Am 28. März 1938 überreichte der italienische Botschafter in Ber-lin eine Denkschrift, in welcher Klage über „revisionistische“ und„antiitalienische“ Propaganda geführt wurde, als deren UrheberTeile der Innsbrucker NSDAP bezeichnet wurden. (Conrad F. Latour:„Südtirol und die Achse Berlin-Rom 1938 - 1945“, Stuttgart 1962, S. 22 f)

Falschen Hoffnungen hatten sich aber nicht nur die Nordtirolerhingegeben. In der Umgebung von Bozen und im Pustertal wur-den auf den Bergen Freudenfeuer abgebrannt. Auf Häusern wur-den Hakenkreuze und die Aufschrift „Bis Salurn“ angebracht. Nunüberfielen Carabinieri und bewaffnete Faschistentrupps deutscheDörfer und schossen auf die Südtiroler, es gab Schwerverletzteund einen Toten. Zahlreiche Südtiroler wurden verhaftet und inden Carabinierikasernen schwer mißhandelt. Eine regelrechteTerrorwelle ging über das Land.

Mussolini bei Hitler in Deutschland – Verbrüderung zweier Diktatoren.

Als die reichsdeutschen Truppen am Brenner standen, durften sienicht weiter vorrücken. Stattdessen reichte man sich am Schlag-baum die Hand.

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6 Tiroler – Dokumentation 54/2008

Am 21. April 1938 berichtete der deutsche Konsul Bene kurz vorHitlers Staatsbesuch in Rom nach Berlin, daß die Südtiroler im-mer noch auf die Vereinigung mit Deutschland hofften: „Weitver-breitet ist der kindliche Glaube, daß der Duce dem Führer in RomSüdtirol übergeben werde ... Der Duce habe von einem Geschenkan den Führer gesprochen, das die Welt in Erstaunen versetzenwerde. Ein solches Geschenk kann nach Ansicht der Südtiroler ebennur Südtirol sein.“

„Ernst und nachdenklich blickten unsdiese Südtiroler Deutschen nach“Hitler zeigte jedoch, daß ihm mit dem Verzicht auf Südtirol ernstwar. Mussolinis Freundschaft stand über allem, Südtirol war einelästige Nebensache. Kritiker wurden auch in Nordtirol eingesperrt.Am 2. Mai 1938 begab sich Hitler auf einen Staatsbesuch zuMussolini nach Rom. In seinem Waggon blieben die Vorhänge ge-schlossen. Der „Führer“ wünschte das deutsche Volk Südtirolskeineswegs zu sehen.

Wie wenig die Nordtiroler Nationalsozialisten an einenwirklichen Verzicht ihres „Führers“ auf Südtirolglaubten, geht aus diesem Flugblatt aus dem Jahre1937 hervor. Hier wird die Heimwehr des Verrates anSüdtirol bezichtigt, während die illegalen Nationalso-zialisten für Südtirol einzutreten vermeinen.

Der damalige Konferenzdolmetscher Paul Schmidt abersah die begeisterten Italiener und die enttäuschten Süd-tiroler. Er berichtet:„Blumen und Fahnen begrüßten uns auf dem Bahnsteigder Brennerstation; breite Teppiche zogen sich auf ihmhin, an deren Rand die Formationen des italienischenHeeres und der faschistischen Partei aufgestellt waren.Als wir in den Bahnhof einfuhren, ertönten die National-hymnen, und der Vertreter des italienischen Königs, derHerzog von Pistoia, kam mit einer großen Abordnung inherrlich bunten Uniformen zur Begrüßung an den Zug.Weiter ging die Fahrt durch Südtirol, wo die Menschensich zwar auch an der Strecke entlang auf den Bahnhö-fen drängten, aber beim Anblick unseres Zuges merkwür-dig still blieben. Kein Hitler- oder Faschistengruß, kaumein vereinzeltes Winken oder Tücherschwenken.Ernst und nachdenklich blickten uns diese SüdtirolerDeutschen nach, die wohl mit zu den besten unter den

deutschen Volksstämmen gehören. ‚Werdet ihr uns jetzt in Rom ver-raten?‘, so glaubte ich eine bange Frage auf ihren Gesichtern zulesen.“ (Dr. Paul Schmidt: „Statist auf diplomatischer Bühne 1923 – 45“,Wien 1952, S. 385)In Rom wurden sie dann tatsächlich wiederum durch Hitler ver-raten. In seinem Trinkspruch auf den „Duce“ auf dem Staats-bankett im römischen Palazzo Venezia sagte er: „Es ist mein uner-schütterlicher Wille und mein Vermächtnis an das deutsche Volk,daß es die von Natur zwischen uns beiden aufgerichtete Alpengrenzefür immer als eine unantastbare ansieht, die die Vorsehung unddie Geschichte unseren beiden Völkern ersichtlich gezogen haben.“Der Dolmetscher Schmidt vermerkt dazu: „Als ich Hitlers Wortean jenem Abend hörte, fielen mir sofort die stillen Gesichter wiederein, die südlich des Brenners unserem Zug nachgeschaut hatten.“(Dr. Paul Schmidt, a. a. O., S. 388)

NS-Drohung strafrechtlicher Verfolgunggegen SüdtirolfreundeIm „Völkischen Kampfring Südtirol“ (VKS) und in der NordtirolerNSDAP wollten es viele nicht glauben. Sie klammerten sich im-mer noch an die Hoffnung, daß Hitlers Äußerungen rein takti-scher Natur seien und doch noch die Stunde der Freiheit schlagenwerde. Hitlers Stellvertreter Rudolf Heß sah sich daher im Juniund dann nochmals im November 1938 veranlaßt, eine strengeAnordnung an „alle Parteigenossen und SA-Kameraden“ zu rich-ten, in welcher jegliche Tätigkeit und Propaganda für Südtiroluntersagt wurde: „Rücksichtslose Entfernung aus der Partei undstrafrechtliche Verfolgung werden den Beteiligten für die Zukunftjede Lust nehmen, sich über wohlbegründete Entscheidungen desFührers hinwegzusetzen.“Ab nun wurde die Gestapo für allzu heftige Sympathiebezeu-gungen für Südtirol zuständig. Sie beschlagnahmte Bücher überSüdtirol und entfernte in Innsbruck Kränze und Blumen, welchean der Gedenktafel für den von den Faschisten in Bozen ermorde-ten Südtiroler Lehrer Franz Innerhofer niedergelegt worden wa-ren. (Steininger-Pitscheider: „Tirol und Vorarlberg in der NS-Zeit“, Inns-bruck 2002, S. 195 f)

Die Fenster fest geschlossenUnter den nachgelassenen Papieren von Reut-Nicolussi befindetsich auch ein Bericht eines wohl aus Vorsicht namentlich nichtgenannten Vertrauensmannes aus Südtirol vom 20. Juni 1938 überdie „Stimmung in Südtirol nach Hitlers Reise nach Rom“.Der Gewährsmann berichtete, daß zunächst, als die Nachricht überHitlers Tischrede in allen Zeitungen zu lesen war, Verzweiflungüber den „Verrat Hitlers“ ausgebrochen sei. „Die Mehrzahl hatte

Der „Führer“ bei dem „Duce“ in Rom: Feierlicher Verzicht aufSüdtirol.

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sich Hoffnungen hingegeben und ist zutiefst enttäuscht worden ...Diese gefahrvolle seelische Verfassung im Lande währte nicht all-zu lange. Es ist wieder allgemeine Entschlossenheit eingetreten,vielleicht noch härter als zuvor. ‚Jetzt geht es überhaupt erst los. Eswird noch 10, 15, vielleicht noch 20 Jahre dauern, aber der Tagwird kommen.‘“In ganz Südtirol wurden vervielfältigte Zettel von Hand zu Handgereicht, auf denen die Strophen eines Liedes geschrieben stan-den, welches nach der Melodie des Horst-Wessel-Liedes zu singenwar.In diesem Lied wurden der „Führer“ und seine Romreise ange-sprochen. Es handelte sich aber um keine Lobpreisung, ganz imGegenteil:

„Im tiefen Schlaf, die Fenster fest geschlossen,fuhrst Du durchs heilge deutsche Südtirol.Du letzte Hoffnung unsrer Volksgenossen,du letzter Traum der Rettung, fahre wohl!

Es sank der Arm, der schon zum Gruß erhoben,doch nicht der Mut, der immer uns beseelt,obgleich wir hörten, daß am Brenner drobendie Grenze bleibt, die zwar kein Gott gewählt.

Noch war kein Rom, kein Römer war geboren,als unsre Alpen längst die Sonn beschien;wir haben nur den letzten Krieg verlorenund Saint Germain war seine Rächerin.

Wir fühlen uns auch jetzt noch nicht geschlagenund denken deutscher noch als je zuvor.Es kommt ein Tag nach diesen Festgelagen,da schwingt der rote Adler sich empor.

Hebt Euren Blick, wenn unsre Firnen glänzenund haltet unsre Südmark stets in Treu,dann zieht uns die Natur die alten Grenzen,dann kommt der Südtiroler schönster Mai!“

(Bericht von Unbekannt vom 20. 6. 1938 an Eduard Reut-Nicolussi „Stim-mung in Südtirol nach Hitlers Reise nach Rom“. In: Michael Gehler: a. a.O., Dokument 466)

NS-Berichtsverbot über SüdtirolAm 22. Juni 1938 ergriff der Nordtiroler Gauleiter Hofer Maß-nahmen, um ein Übergreifen der Südtiroler Stimmungslage aufden Tiroler Norden zu verhindern. Er erteilte den Vertretern derPresse den Auftrag, ab nun überhaupt nichts mehr über Südtirolzu berichten. Am Tag davor hatte er allen Parteiformationen diestrikte Weisung einer vollständigen Enthaltung in allen Südtiro-ler Angelegenheiten erteilt. Er sagte, er habe von Hitler persön-lich einen diesbezüglichen Befehl erhalten.(Aufzeichnung von Eduard Reut-Nicolussi, 22. 6. 1938 „Gauleiter Hoferund Südtirol“. In: Michael Gehler: a. a. O., Dokument 467)

Endgültiger Verrat an Südtirol: Die OptionAm 22. Mai 1939 kam es zum Abschluß des deutsch-italienischenBündnispaktes (von Mussolini „Stahlpakt“ genannt), welcher denWeg in den Zweiten Weltkrieg öffnen und Deutschland in denAbgrund führen sollte.Für die Südtiroler hatte dieses enge Bündnis verheerende Fol-gen. Mit der Option von 1939 planten und vereinbarten Hitlerund Mussolini nämlich die „ethnische Säuberung“ des TirolerSüdens von seiner angestammten deutschen und ladinischen Be-völkerung. Diese „Säuberung“ des Landes von seinen eigenen Ein-wohnern sollte auf ewig den Zankapfel Südtirol beseitigen. Siewäre auch geglückt, wenn nicht die Kriegsereignisse der weiterenDurchführung einen Riegel vorgeschoben hätten.

„Der Geist des Faschismus“Trotz aller katastrophalen Fehlleistungen und Niederlagen Itali-ens in den mutwillig angezettelten Kriegen in Nordafrika, auf demBalkan und in Griechenland hielt Adolf Hitler seinem bewunder-ten Freund Mussolini weiterhin die Stange. Im Jahr 1941 muß-

Die „Dolomiten“ mußten am 24. Mai 1939 über ein großesFreundschaftstreffen zwischen Hitlerjugend und italienischenJungfaschisten auf dem Brenner berichten.

ten daher deutsche Soldaten in einer „Tornisterschrift des Ober-kommandos der Deutschen Wehrmacht“, (1941 - Heft 38, „Nur fürden Gebrauch innerhalb der Wehrmacht“) Ergüsse lesen, welcheder „Duce“ bei verschiedenen Gelegenheiten von sich gegebenhatte.“ Diese Schrift trug den Titel „Der Geist des Faschismus“.Der Verfasser war Benito Mussolini, der Inhalt weitgehend vonder Wirklichkeit abgehobenes pseudophilosophisches Geschwafel.Zum Beispiel auf Seite 3: „Der Faschismus ist eine religiöse Auf-fassung, in der der Mensch in seiner inneren Verbundenheit miteinem höheren Gesetz gesehen wird, einem objektiven Geist, derüber das besondere Individuum hinausgeht und es zu einem mit-wissenden Gliede einer geistigen Gemeinschaft macht.“Hitler blieb während des ganzen Krieges seinem Idol Mussoliniunerschütterlich treu. Auch der Bündnisabfall Italiens im Jahr1943 erschütterte diese Freundschaft nicht. Selbst als Mussolininur noch ein Miniherrscher von Hitlers Gnaden in der ober-italienischen faschistischen „Sozialrepublik“ von Salo war undlängst deutsche Truppen die „Operationszone Alpenvorland“ kon-trollierten, enttäuschte der „Führer“ alle – auch von dem TirolerGauleiter Hofer gehegten – Hoffnungen auf Revision der Brenner-grenze.

Bereits im Jahre 1928 meldeten Zeitungen die Absicht Hitlers aufdie Preisgabe Südtirols.

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Absage an die unselige Vergangenheit –Forderung nach Beseitigung heutiger FaschismenDen Kräften einer unseligen Vergangenheit muß von uns heuteLebenden eine deutliche Absage erteilt werden.Wer die Rechte des eigenen Volkes einfordert, muß die Rechteanderer Völker achten. Nur so kann eine gerechte Ordnung ent-stehen.Wir fordern auch, daß die immer noch bestehenden äußeren Zei-chen des faschistischen Unrechts endlich beseitigt werden.Mitten in Bozen steht das vom Faschismus errichtete und mitfaschistischen Emblemen geschmückte riesige „Siegesdenkmal“,auf welchem geschrieben steht, daß man von hier aus den Südti-rolern die Sprache, die Kultur und die Gesetze gebracht hätte.Noch schlimmer kann man das deutsche und ladinische Kultur-volk Südtirols nicht verhöhnen.Vor diesem Denkmal finden alljährlich neofaschistische Kundge-bungen statt, auf denen gegen die Südtirolautonomie demonstriertund die Rückkehr zu den alten Zeiten der Unterdrückung gefor-dert wird.Ebenfalls in Bozen befindet sich sogar ein richtiges Mussolini-Relief, auf welchem der „Duce“ hoch zu Roß in den Abessinien-feldzug reitet. Damals haben italienische Kolonialtruppen einengrausamen Völkermord begangen und hunderttausende von Men-schen nur aufgrund ihrer Rassenzugehörigkeit ermordet und inKonzentrationslagern verhungern lassen. Mitten in Bozen wirdheute noch solchen Verbrechen gehuldigt.In Bruneck verherrlicht ein Denkmal jene Truppen, die in Äthio-pien Völkermord begangen haben.Welche Auffassung man im Faschismus von Justiz und Gerech-tigkeit hatte, verkündet heute noch eine riesige Inschrift an demBozner Justizpalast: Mit Zähnen und Klauen für das italischeImperium! In diesem Geist wurden in diesem Gebäude auch nach1945 noch schandhafte Prozesse abgehalten.

Die faschistischen Denkmälerverkünden unsere VersäumnisseMan denke sich nur, in Innsbruck würde ein Denkmal des Siegesüber die Feinde Hitlers stehen, mit Hakenkreuzen versehen und

mit dem „Führer“ hoch oben darauf in Siegerpose. Vor diesemDenkmal würden sich dann „Jungnazis“ mit Hakenkreuzfahnenversammeln und der staunenden Umgebung den Hitlergruß zei-gen. Unvorstellbar!In Bozen und in einer Reihe weiterer Orte in Südtirol ist dies aberder Alltag. Wir alle haben uns schon viel zu sehr daran gewöhnt.Wir rütteln unsere und die Weltöffentlichkeit nicht auf. Die Süd-tiroler Landesregierung nimmt es widerspruchslos hin, wenn einLandeskonservator öffentlich für das Weiterbestehen dieser poli-tischen und kulturellen Ungeheuerlichkeiten eintritt.Kein Finanzbeamter und kein Steuerpflichtiger weigert sich, dasFinanzgebäude in Bozen durch den Vordereingang zu betreten,über welchem Mussolini nach wie vor hoch zu Roß reitet.Diese Untertänigkeitsgesinnung ist nicht nur in Südtirol zur Nor-malität geworden, sondern auch in Nordtirol, wo es ebenfalls anöffentlichem Protest mangelt.So werden wir ein neues Europa der Gleichberechtigung und Frei-heit der Völker und Volksgruppen nicht bauen können.

Setzen wir jedoch einen neuen Anfang! Schweigen wir nichtlänger und fordern wir bei jeder Gelegenheit die politischenSelbstverständlichkeiten auch für Südtirol ein!

Verlieren wir dabei auch nie das Ziel der Landeseinheitaus den Augen!

Für die ehemaligen Südtiroler Freiheitskämpfer:

Dr. Günther Andergassen Sepp Mitterhofer Dr. Erhard Hartung

Auf dem Finanzamt in Bozen – dem früheren Sitz derFaschistischen Partei – prangt heute noch das steinerneBildnis des „Duce“. Die Inschrift „credere, obbedire,combattere“ fordert heute noch die Südtiroler auf, anden Faschismus zu glauben, ihm zu gehorchen und fürihn zu kämpfen.

Bozner „Siegesdenkmal“ auf einer Postkarte aus der Faschistenzeit.

Der Bozner Justizpalast trägt heute nocheine Inschrift, welche das faschistische

Rechtsverständnis bezeichnet: „Für dasitalische Imperium mit Tapferkeit, der

Justiz, der faschistischen Hierarchie undmit Zähnen und Klauen“.

Impressum

Tiroler – Dokumentation 54/2008 ISBN 3-921916-04 6Arbeitsgemeinschaft zur Herausgabe des „Tiroler“ – Für den Inhalt verant-wortlich: Peter KienesbergerPostanschrift: PF 8, A-6170 Zirl Tirol (Nord)[email protected] oder [email protected]

Zustimmungserklärungen, die veröffentlicht werden dürfen, für eine Neu-auflage erwünscht!