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Arbeitsgruppe „Qualitäts- und Sicherheitskriterien“ Plattform Wasser Tiroler Oberland

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Inhaltsverzeichnis i. Vorwort

LHStv. Hannes Gschwentner LR Dr. Anna Hosp

ii. Einleitung Arbeitsgruppe „Qualitäts- und Sicherheitskriterien“

1. Juristische Betrachtungen zum Raftingsport

1.1 Rechtliche Grundlagen 1.2 Zur Unfall- und Rechtsproblematik im Allgemeinen 1.3 Strafrecht, Haftung 1.4 Fahrlässigkeit 1.5 Zivilrecht 1.6 Vertragsrecht 1.7 Zur versicherungsrechtlichen Absicherung

2. Tourenplanung

2.1 Einleitung 2.2 Im Vorfeld – am Vortag 2.3 Am Tag der Tour 2.4 Materialcheck 2.5 Letzte Vorbereitungen vor der Tour 2.6 Verhalten auf dem Wasser 2.7 Nachbereitung nach der Tour

3. Signale und Zeichen 3.1 Handzeichen

Die drei wichtigsten Handzeichen; Weitere Handzeichen 3.2 Pfeifsignale

4. Gewässerkunde 4.1 Einleitung 4.2 Definitionen und Begriffe 4.3 Schwierigkeitsstufen 4.4 Strömungsformen 4.5 Fahrtechniken und Anwendungsbereiche

5. Materialkunde

5.1 Raft - Schlauchboot Material; Symmetrische und asymmetrische Rafts; Allgemeine Vorschriften; Lenzung; Behandlung und Pflege von Rafts

5.2 Paddel 5.3 Ausrüstung

Ausrüstung Gast; Ausrüstung Guide; Ausrüstung am Raft; Behandlung und Pflege der Ausrüstung

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6. Knoten 6.1 Einleitung 6.2 Basisknoten 6.3 Weitere Knoten 6.4 Zusammenfassung

7. Safety Talk 7.1 Aktivitäten und Regeln im Boot 7.2 Aktivitäten und Regeln außerhalb des Bootes

8. Verhalten beim Unfall 8.1 Einleitung 8.2 Unfallarten und Rettungsmethoden 8.3 Checkliste Raftingunfall / Erste Hilfe 8.4 Alpiner Notruf – Richtiger Umgang mit dem Handy 8.5 Richtiges Verhalten bei einem Hubschraubereinsatz

9. Rescue – Bergetechniken 9.1 Einleitung 9.2 Basis-Rescuetechniken

(Die 15 Regeln der Flussrettung, Vom niedrigen zum hohen Risiko, Fähigkeiten, Situationen)

9.3 Fortgeschrittene Rescuetechniken 10. Schifffahrtszeichen

10.1 Einleitung 10.2 Verbotszeichen 10.3 Gebotszeichen 10.4 Hinweiszeichen 10.5 Zusatzzeichen 10.6 Empfehlende Zeichen 10.7 Beschränkungszeichen

iii. Anhang

iii.1 Abbildungsverzeichnis iii.2 Literaturverzeichnis iii.2 Autoren iii.3 Haftungsausschluss

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i. Vorwort LHStv. Hannes Gschwentner

Innsbruck, 05.04.2004 Liebe Freunde des Wildwassersportes! Rafting und andere Wildwassersportarten haben in den vergangenen Jahren in Tirol stark an Bedeutung zugenommen. Stand am Anfang dieses Booms noch vorwiegend das „wilde“ Befahren des Inns und seiner Nebenflüsse, so wurde die Ausübung dieses Freizeitvergnügens zuletzt nach und nach behördlich geregelt. Dies war notwendig, um die verschiedensten Interessen, wie die des Tourismus, des Naturschutzes, der Fischerei und dergleichen mehr, möglichst konfliktfrei unter einen Hut zu bringen. Es ist überaus erfreulich, dass mittlerweile in Tirol nur noch konzessionierte Unternehmen den Wildwassersport als touristische Attraktion anbieten. Die jetzt vom Tiroler Rafting-Verband, von EU-Regionalvereinen und vom Alpinen Sicherheits- und Informationszentrum (ASI) entwickelte Fachausbildung für Bootsführer ist ein neuerlicher Meilenstein in Sachen Qualität und Sicherheit – beide Kriterien sind sowohl beim Wildwassersport als auch im Tourismus absolute Erfolgsfaktoren.

LHStv. Hannes Gschwentner Landesrat für Verkehr, Umwelt und Sport

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i. Vorwort LR Dr. Anna Hosp

Innsbruck, 11.06.2003 Liebe Wassersportinteressierte! Wenn das ASI-Tirol in Zusammenarbeit mit dem Rafting-Verband, den Regionalentwicklungsvereinen und anderen Experten den vorliegenden Lehrplan für eine gemeinsame Rafting-Ausbildung veröffentlicht, so kann dies als Teil einer durchaus positiven Entwicklung des Raft-Sportes angesehen werden. Am Beginn dieser Entwicklung stand das „wilde“ Befahren von Tiroler Flüssen, begleitet von entsprechend negativen Erscheinungen und auch Risiken. Mittlerweile ist der Rafting-Sport ein ernst zu nehmender Teil des Sommertourismus geworden und können auch Regionen davon profitieren, die mit den Wintersport-Spitzendestinationen nicht mithalten können. Ich erinnere dabei etwa an den oberen Inn, den Lech oder die Isel. Dieser Leitfaden ist auch ein Beispiel für gute Zusammenarbeit zwischen Interessenvertretern und Behörden, wofür ich mich ganz besonders bedanken möchte. Ich wünsche mir, dass der Lehrplan das Bestreben nach einem qualitätsvollen und nachhaltigen Angebot im Tiroler Tourismus unterstützt. Nicht zuletzt geht es um die ungetrübte Freude an der Ausübung des Wassersportes.

Landesrätin für Raumordnung, Naturschutz und Gemeindeangelegenheiten

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ii. Einleitung

Arbeitsgruppe „Qualitäts- und Sicherheitskriterien“ Der Wildwassersport hat in Tirol eine touristische Bedeutung erreicht, die aus vielen Regionen unseres Bundeslandes nicht mehr wegzudenken ist. Das Jahr 2003 war das Jahr des Wassers und um auch dem Wildwassersport in dieser Hinsicht Rechnung zu tragen, haben das Alpine Sicherheits- und Informationszentrum ASI-Tirol sowie die Regionalentwicklungsvereine in den Bezirken Imst und Landeck in Zusammenarbeit mit dem Tiroler Raftingverband eine Plattform ins Leben gerufen, die sich dem Thema Sicherheit im Wildwasser angenommen hat. Ziel dieser Plattform ist es, die Sicherheitskriterien speziell des Raftingsports zusammenzufassen, zu koordinieren und zu standardisieren. Hiermit soll in Tirol eine einheitliche Betrachtung aller Sicherheitsthemen erreicht und somit allen Rafting-Firmen ein Konzept bereitgestellt werden, das überregionale Übereinstimmung und Gültigkeit hat. Das Ergebnis dieser Sicherheits-Plattform mit den erarbeiteten Sicherheitskriterien kommt allen Beteiligten zugute, den Betreibern der Outdoorfirmen, den Führern und vor allem den Kunden, die somit in unserem Land eine Trendsportart unter dem Aspekt höchster Sicherheit und Qualität genießen können. Mag. Friedrich-Karl Huber Obmann des Tiroler Raftingverbandes im Namen aller an der Erarbeitung des Lehrplans beteiligten Personen

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Aktive Mitarbeit in der Arbeitsgruppe: Mag. Friedrich-Karl Huber, Obmann des Tiroler Raftingverbands, Sport Camp Tirol, Landeck Josef Edinger, Gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Rafting, Schwaz Andy Leaney, Feelfree Outdoor, Haiming/Ötz Marcel Pachler, Faszinatour Outdoor, Haiming/Pfunds Neil Newton Taylor, Rescue3 International Mag. Ariane Guem, Regionentwicklung Bezirk Imst DI Christian Klingler, Alpines Sicherheits- und Informationszentrum ASI-Tirol, Landeck Mag. Werner Senn, Alpines Sicherheits- und Informationszentrum ASI-Tirol, Landeck (siehe dazu auch Anhang iii.2 Autoren) Support der Arbeitsgruppe: DI Hartwig Röck, Regionalentwicklung Bezirk Imst Mag. Marius Massimo, Regionalentwicklungverein MIAR, Landeck Dr. Alois Amprosi, Obmann-Stv des Tiroler Raftingverbands, Feelfree Outdoor, Ötz Christian Zweibrot, Amt der Tiroler Landesregierung Abteilung Verkehr Ing. Marcel Innerkofler, Leiter der Landeswarnzentrale Tirol Robert Veider, Vacancia Outdoor, Sölden Harald Wolf, h2o Outdoor, Ried i.O. Oswald Stock, Sport Ossi, Kramsach Michael Paul, Natur Pur, Sautens Hans Neuner, Bruno Pezzey Rafting, Silz Alex Schuchter, Liquid Bliss Adventures, Pfunds Anton Auer, Obmann des Vereins Regionalentwicklung Bezirk Imst Mag. Werner Kräutler, Regionentwicklung Bezirk Imst Alois Thurner, Tirol Werbung, Innsbruck

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1. Juristische Betrachtungen zum Raftingsport 1.1 Rechtliche Grundlagen 1.1.1 Bundesgesetze 1.1.2 Landesgesetze 1.2 Zur Unfall- und Rechtsproblematik im Allgemeinen 1.3 Strafrecht, Haftung 1.4 Fahrlässigkeit 1.5 Zivilrecht 1.6 Vertragsrecht 1.7 Zur versicherungsrechtlichen Absicherung

1.1 Rechtliche Grundlagen

1.1.1 Bundesgesetze Die rechtliche Grundlage des Raftings bilden folgende Bundesgesetze: Schifffahrtsgesetz SchFG (Bundesgesetzblatt Nr. 62/1997) Schiffsführerverordnung (Bundesgesetzblatt Nr. 258/1997) Die jeweils gültige Fassung ist im Rechtsinformationssystem RIS zu finden: http://www.ris.bka.gv.at/bundesrecht/

1.1.2 Landesgesetze Ansprechpartner beim Land Tirol ist die für die Schifffahrt zuständige Abteilung Verkehrsrecht, FB Fahrzeugtechnik DI Klaus Bültemeyer A-6020 Innsbruck, Valiergasse 1 Tel +43(0)512/508-3663 Fax +43(0)512/508-3665 Email mailto:[email protected] http://www.tirol.gv.at/themen/verkehr/verkehrsrecht/schifffahrt Ebenfalls unter dieser Internetadresse verfügbar sind Dokumente mit Informationen zu den Befahrungszeiten, den ausgestellten Konzessionen, der nötigen Infrastruktur, zum Raftführerschein (Bootsführerprüfung), etc. Die jeweils gültige Fassung der Landesgesetze ist ebenfalls im Rechtsinformationssystem RIS zu finden: http://www.ris.bka.gv.at/lr-tirol/

1.2 Zur Unfall- und Rechtsproblematik im Allgemeinen Die alpine Landschaft Österreichs ist derart vielgestaltig und abwechslungsreich, dass es das ganze Jahr über möglich ist, jede nur denkbare Form von sportlicher

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Tätigkeit auszuüben. Die Sucht nach dem Abenteuer, der Kick für den Augenblick und den Adrenalinspiegel ist heute für Junge bzw. Junggebliebene in unserer erlebnis- und abenteuerhungrigen Freizeitgesellschaft das Höchste. Der Nervenkitzel, sei es beim Bungee-Jumping, Rafting, Paragliding, das Herunterrasen mit dem Mountainbike über steile Hänge und Schneefelder, Flying Fox, Hydrospeeding, Canyoning etc. verdrängt die Angst vor der Langeweile. Alle hoffen natürlich, dass man dabei von Unfällen verschont bleibt, dennoch können sie nicht ausgeschlossen werden. Es gibt sogar immer wieder Bestrebungen, dass Freizeitunfälle aus dem Leistungskatalog der Krankenkassen gestrichen werden sollen. Diese grundsätzlichen sozialpolitischen Fragen haben aber nichts mit rechtlicher Verantwortung zu tun. Juristisch betrachtet könnte man einerseits sagen, dass eine gewisse, bei den einzelnen Sportarten mehr oder weniger große und verschiedenartig bedingte Gefährdung der körperlichen Unversehrtheit der Sportausübenden im Wesen des Sports begründet liegt. Das notwendigerweise damit verbundene Risiko für die körperliche Unversehrtheit wird daher auch zu einem Großteil und in einem gewissen Maß gebilligt. Andererseits kommt es seitens der Verletzten nach Unfällen auch bei den sogenannten Adrenalinsportarten sehr schnell zu Schuldzuweisungen und der Zurückdrängung von Eigenverantwortung. Allgemein wird jedoch bei einem Unfall mit Verletzungsfolgen, und dies natürlich auch im Raftingbereich oder Canyoningbereich, der grundlegenden Frage nachgegangen, ob die Verletzung auf Eigenverschulden oder Fremdverschulden zurückzuführen ist. In Österreich sind daher solche Ereignisse im Bereich der sogenannten Offizialdelikte angesiedelt, das heißt sie werden von Amts wegen verfolgt, selbst gegen den erklärten Willen des Opfers und unabhängig vom Bestehen eines öffentlichen Interesses. Der juristische Laie unterscheidet meist nicht zwischen straf- und zivilrechtlicher Haftung und vermischt diese haftungsrechtlichen Unterschiede.

1.3 Strafrecht, Haftung Haftung ist das Einstehen-Müssen für die Folgen einer schädigenden Handlung oder Unterlassung. Im Strafverfahren wird geprüft, ob ein Tatbestand des Strafgesetzbuches verwirklicht wurde und ob der Täter mit Geld- oder Freiheitsstrafe bestraft werden muss. Strafrechtlich haftet immer nur eine natürliche Person bei eigenem Verschulden (Bootsführer, Schluchtenführer, Raftingunternehmer etc). Das Strafverfahren wird von Amts wegen durchgeführt, der Sachverhalt von der Gendarmerie erhoben und von einem Staatsanwalt angezeigt. Im Falle einer Anklage durch den Staats- bzw Bezirksanwalt kommt es zu einer Hauptverhandlung vor dem zuständigen Gericht. Die Prozesshandlung endet entweder mit Einstellung des Verfahrens, Freispruch oder Verurteilung. Mit Ausnahme des § 81 StGB und schwerer Fälle des § 177 StGB ist das Bezirksgericht zuständig. Im Anschluss an das Strafverfahren folgt meist ein Zivilprozess, wenn es zu keiner außergerichtlichen Einigung kommt. Auch bei einer Einstellung oder einem Freispruch im Strafverfahren kann es zu zivilrechtlicher Haftung kommen.

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1.4 Fahrlässigkeit Im Strafverfahren werden im Zusammenhang mit Freizeitunfällen Fahrlässig-keitsdelikte geprüft, Vorsatzdelikte kommen wohl nur selten zur Anwendung. Wie wird nun der Begriff Fahrlässigkeit (zur Abgrenzung vom Vorsatz) streng juristisch definiert: Die Fahrlässigkeit § 6 StGB: Fahrlässig handelt, wer die Sorgfalt außer Acht lässt, zu der er nach den Umständen verpflichtet und nach seinen geistigen und körperlichen Verhältnissen befähigt ist und die ihm zuzumuten ist, und deshalb nicht erkennt, dass er einen Sachverhalt verwirklichen könne, der einem gesetzlichen Tatbild entspricht. Fahrlässig handelt auch, wer es für möglich hält, dass er einen solchen Sachverhalt verwirkliche, ihn aber nicht herbeiführen will. Nach dem Strafgesetzbuch kommen in der Regel folgende Tatbestände zur Anwendung: fahrlässige Körperverletzung § 88 Abs. 1 StGB fahrlässige Tötung § 80 StGB fahrlässige Tötung unter besonders gefährlichen Verhältnissen § 81 StGB fahrlässige Gemeingefährdung § 177 StGB Gefährdung der körperlichen Sicherheit § 89 StGB Imstichlassen eines Verletzten § 94 StGB Strafrechtlich wird man nur zur Verantwortung gezogen, wenn man zumindest fahrlässig gehandelt hat. Der „Täter“ muss geistig und körperlich in der Lage sein, die objektiv geforderte Sorgfalt einzuhalten. Die Einhaltung der geforderten Sorgfalt muss auch zumutbar sein. Mit dem Element der Zumutbarkeit können außergewöhnliche Umstände des Einzelfalles berücksichtigt werden, in der eine Zumutbarkeit nicht mehr gegeben ist, etwa in außergewöhnlichen Extremsituationen. Auch im Bereich der Fahrlässigkeit einzustufen ist die sogenannte Einlassungsfahrlässigkeit! Damit ist gemeint, dass sich Personen ohne ausreichende geistige und körperliche Qualifikation auf eine Raftingtour einlassen, der sie in keiner Weise gewachsen sind. Beispielhaft wäre hier etwa zu nennen, dass ein unerfahrener und nicht ausgebildeter Bootsführer eine Fahrt unternimmt und durch fehlendes Wissen ein Unfall verursacht wird.

1.5 Zivilrecht Im Zivilverfahren geht es um die finanzielle Abgeltung des angerichteten Schadens. Dabei gilt der Grundsatz: „Wo kein Kläger, da kein Richter.“ Wenn der Geschädigte keine Ansprüche stellt und keine Klage einbringt, kommt es zu keinem Prozess. Das gesamte zivilrechtliche Haftungsrisiko kann durch Abschluss einer Haftpflichtversicherung abgedeckt werden. Wird dann ein Bootsführer, ein

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Schluchtenführer oder der Raftingunternehmer zivilrechtlich zum Schadenersatz verurteilt, bezahlt diesen Anspruch die Haftpflichtversicherung. Zudem gibt es auf Zivilrechtsbasis auch die Möglichkeit, nicht die betreffenden Bootsführer als Einzelperson zu klagen, sondern das ihm übergeordnete Rafting-Unternehmen, was in der Praxis in solchen Fällen die Regel ist, zumal der Bootsführer „Erfüllungsgehilfe“ des Unternehmens ist und bei diesem in der Regel ein höherer finanzieller Rückhalt zu erwarten ist. Eine Kategorie des Zivilrechtes ist das sogenannte Vertragsrecht, das für „raftingrechtliche“ Belange von wesentlicher Bedeutung ist, wie sich in der Folge zeigen wird. Ein Überblick zum Vertragsrecht gibt einen ersten Einstieg:

1.6 Vertragsrecht Täglich schließen wir im juristischen Sinne Verträge, ohne uns dessen und deren Tragweite bewusst zu sein. Bei einer Buchung einer Raftingtour wird ein spezieller Beförderungsvertrag mit sämtlichen Haupt- und Nebenleistungspflichten abgeschlossen. Die meisten rechtsgeschäftlichen Handlungen des Alltags beruhen auf einem Vertrag, der nach Einigung über die wesentlichsten Vertragsbestandteile durch Antrag und Annahme zustande kommt. Aus dem Prinzip der Vertragsfreiheit folgt, dass Abschluss, Form, Gestaltung und Beendigung der Rechtsgeschäfte grundsätzlich den Parteien vorbehalten sind. Das Vertragsverhältnis inkludiert häufig ein Schuldverhältnis, das sich grundsätzlich auf Hauptleistungspflichten und Nebenleistungspflichten bezieht. Hauptleistungspflichten können etwa folgende sein: bei einem Kauf typischerweise die Übergabe einer Sache und die Bezahlung des Kaufpreises. Die klassische Hauptleistungspflicht beim Rafting ist die Beförderung auf einem mehr oder weniger schwierigen Fluss. Die unselbständigen Nebenleistungspflichten sind dabei etwa diverse Aufklärungspflichten, Warnpflichten, Schutzpflichten und andere Sorgfaltspflichten. Letztere müssen nicht ausdrücklich vereinbart sein, sondern ergeben sich aus dem betreffenden Vertragsverhältnis bzw der Übung des redlichen Verkehrs. Vom Grundsätzlichen her ist die Haftung aus strafrechtlicher und zivilrechtlicher Sicht gleich. Gehaftet wird für ein kausales, rechtswidriges und schuldhaftes, in der Regel fahrlässiges Verhalten, das zum Schaden eines anderen geführt hat. Die zivilrechtliche Haftung geht weiter als die strafrechtliche, es wird auch gehaftet: § wenn es zu keiner Anzeige kommt § wenn kein strafrechtlicher Schuldspruch erfolgte § wenn strafrechtlich das Verfahren eingestellt wurde oder ein Freispruch

erfolgte § Der Kreis der Haftenden ist größer (Erfüllungsgehilfen § 1313a) § Im Zivilprozess kann auch abweichendes ausländisches Recht (§ 48 IPRG) zur

Anwendung kommen.

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1.7 Zur versicherungsrechtlichen Abdeckung Der Vorteil im zivilrechtlichen Haftungsbereich ist, dass man bestimmte Risiken versicherungsrechtlich abdecken kann. Jedes konzessionierte Gewerbe benötigt für die Erlangung einen Versicherungsschutz im Sinne einer Haftpflichtversicherung. Für den Versicherungsschutz und allfällige Regressansprüche an einen Bootsführer ist aus juristischer Sicht zuerst das Anstellungsverhältnis des Bootführers von Bedeutung. Er kann als Angestellter des Unternehmens tätig sein, er kann in Form eines freien Dienstvertrages oder ev. sogar mit Werkvertrag beim Unternehmen tätig sein. Gerade bei einem Werkvertrag müsste er sich nämlich selbst um den Versicherungsschutz kümmern und auch beim freien Dienstvertrag könnte es unterschiedliche versicherungsrechtliche Regelungen geben. Daher ist jeder Bootsführer bzw Canyoningführer gut beraten, wenn er mit seinem Unternehmen abklärt, ob und wie das Risiko für seine Tätigkeit auch versicherungsmäßig abgedeckt ist. Dies ist ein sehr wichtiger Hinweis, wie Nachfragen bei diversen Versicherungsunternehmen ergeben haben. Eine „normale“ Sporthaftpflichtversicherung deckt in der Regel das Risiko für Rafting und Canyoning nicht ab - es muss daher mit dem jeweiligen Versicherungsunternehmen zusätzlich vertraglich vereinbart werden. Daher ganz wichtig, dass man einerseits mit dem Unternehmen abklärt, ob für die Tätigkeit ein ausreichender Versicherungsschutz gegeben ist und andererseits (je nach Anstellungsverhältnis) man sich selbst um einen ausreichenden versicherungsrechtlichen Schutz kümmern muss.

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2. Tourenplanung 2.1 Einleitung 2.2 Im Vorfeld – am Vortag 2.3 Am Tag der Tour 2.4 Materialcheck 2.5 Letzte Vorbereitungen vor der Tour 2.6 Verhalten auf dem Wasser 2.7 Rückmeldungen und Erfahrungsaustausch

2.1 Einleitung Mit einer professionellen Tourenplanung sollen Risiken und Unfälle im Vorhinein minimiert oder verhindert werden. Generell gilt bei der Tourenplanung eine Sorgfaltspflicht: mehrere Informationsquellen befragen, Informationen hinterfragen (wie sicher ist die Quelle? Wie alt ist die Information, hat sie noch Gültigkeit?). Aus welchem Medium (Internet, Radio, TV, …) die Information bezogen wird ist nicht wichtig. Zentrale Elemente der Tourenplanung Gruppe Wer? Wie viele? Körperlicher und geistiger Zustand Verantwortung

Ausrüstung Materialcheck Notfallausrüstung

Tour / Fluss Gebiet Anforderungen Dauer / Schwierigkeit Ausweich- / Umkehrmöglichkeit

Wetter Wetterbericht Entwicklung Temperaturen Niederschlag Sichtverhältnisse

Jahreszeitliche Situation Wasserstand Tageslicht Gewitterneigung

Informationen Kartenmaterial Topos Führerliteratur Expertenauskunft

Objektive Gewässerbedingungen – (siehe Kap. 8 Verhalten beim Unfall) Erzählungen anderer und deren vage Hinweise über auftretende Schwierigkeiten reichen für die Befahrung schwieriger Gewässer auf keinen Fall aus. Informationen über Pegel, Fluss- und Gewässerbeschreibungen sind unbedingt einzuholen, insbesondere Schlüsselstellen sind vor Ort zu besichtigen. Bei Erkundungen ist schließlich auszumachen an welchen Stellen Sicherungs- und Bergungsmaßnahmen bei einer Notsituation vorzusehen sind.

2.2 Im Vorfeld – am Vortag Erkundigungen über den Flussabschnitt einholen - bei Kajakvereinen, Raftingfirmen, Privatpersonen etc.

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Streckenstudium: Die Strecke, falls längere Zeit nicht gefahren, selbst erkunden. Evakuierungspunkte feststellen - wo kann man zum Fluss zufahren (ev. Rettungsauto – etc.)? - Wo ist Platz für Helikopter?

Wetterberichte + Vorhersagen – TV – Radio – Internet - Zeitungen Pegelstände - sinken oder steigen sie bis zum Tag der Tour?

Quelle: Tonbandpegel oder Internetpegel Bootsführer:

den Vorabend so leben, dass man am Tag der Tour fit und einsatzfähig ist (genügend Schlaf, keinen Alkohol etc.) Mobiltelefon laden

2.3 Am Tag der Tour Meist findet zu diesem Zweck in der Base eine Teambesprechung statt (Leiter der

Base, Tripleader, Bootsführer).

Infos über gefährliche Veränderungen der Flussstrecke: Quellen: TV, Radio, Zeitungen, Internet (zB www.alpinesicherheit.com) Gibt es neue Hindernisse? Pegelstände Sannapegel auch unter: 05442 61222 oder bei den Raftingfirmen, Kajakvereinen, Privatpersonen Informationsaustausch der Rafting/Outdoor-Firmen untereinander

Wasserstand:

bei hohem Wasserstand beachten: Veränderung des Flusscharakters Fließgeschwindigkeit - mangelnde Kehrwasser – welche gibt es noch? Rückläufe in Stufen und Wehren - ev. Treibholz Umtragen?

Wetterbericht in Tourenplanung miteinbeziehen

Quellen: TV, Radio, Internet, Zeitungen z.B. Auswirkungen bzw. Bedrohung von starkem Regen, Hagel, Schlagwetter, Wettersturz, Gewitter, Kälte, Hitze etc. http://wetter.orf.at/tir/ http://www.zamg.ac.at Möglichkeit lokaler Gewitter beachten

Die Sorgfalt entscheidet, nicht die Art der Quelle der eingeholten Information!

2.4 Materialcheck Bootsführerausrüstung überprüfen - siehe Materialkunde ist die Ausrüstung okay und alles einsatzbereit? Mobiltelefon am Körper in wasserdichter Box tragen – Check ob Akku geladen

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Nummern der Raftbasis und der anderen Bootsführer einspeichern Notrufnummern

Euronotruf 112 – funktioniert in ganz Europa Rettung 144 Wasserrettung: 144 Bergrettung: 140 Einspeichern und auch geistig parat haben Handy ausschalten – wieder einschalten – PIN 112 eingeben und sofort auf ‚anrufen’ drücken à Notruf 112 über alle Netze möglich, nicht nur über eigenes (Nähere Info dazu in Kap. 8.4 Alpiner Notruf – Richtiger Umgang mit dem Mobiltelefon)

Ausrüstung des Bootes - Einsatzfähigkeit des Bootes überprüfen

siehe Materialkunde Ausrüstung der Kunden

auf Sicherheit hin genau überprüfen - siehe Kap. 5 Materialkunde Personen auf Fahrtauglichkeit überprüfen

(Alkohol, Medikamente, medizinischer und psychischer Zustand, etc.)

2.5 Letzte Vorbereitungen vor der Tour Bei den meisten Raftingunternehmen gibt es vor der Tour eine Teambesprechung, bei der alle Guides des Trips/Konvois zusammen mit dem Verantwortlichen in der Base die geplante Tour gemeinsam besprechen. Der Tripleader (Konvoiführer) bestimmt das Sicherheitsverhalten für die Fahrt: § Einteilung der Führer auf die Boote § Reihenfolge der Boote beim Ablegen und Anlanden § Bootsverteilung auf dem Wasser - Konvoi fahren - in Gruppen fahren § Gegenseitiges Absichern bei Gefahrenstellen, z.B. nach Schwällen - Umtragen

2.6 Verhalten auf dem Wasser Das Verhalten auf dem Wasser muss im Vorfeld besprochen sein. Auf dem Wasser ist die Kommunikation meist nur über Signale und Zeichen möglich. Häufig wird in 3er/4er Konvois gefahren. Der aktuelle Zustand der Strecke kann selbstverständlich vom vorhergesehenen abweichen: zB durch hohen bzw niedrigen Wasserstand, Niederschlag/Gewitter, Treibholz, Hindernisse, etc. oder auch durch veraltete Topos/Karten. Der Wasserstand des Inns kann beispielsweise innerhalb einer halben Stunde bis zu 1 m steigen. Verantwortungs- und Sicherheitsbewusstsein zeigen – immer vorausschauend handeln.

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Übersicht und Überblick über die Gruppe und den Flussabschnitt bewahren.

2.7 Rückmeldungen und Erfahrungsaustausch Der Erfahrungsaustausch ist ein wichtiger Baustein im modernen Sicherheitsmanagement. Ähnlich wie bei der Teambesprechung vor der Tour soll auch nach der Tour in der Gruppe über Beobachtungen, Gefahrenstellen, Wasserstand und außergewöhnliche Ereignisse auf dem Wasser diskutiert werden. Unfälle und Gefahrenstellen sollen (zB im Internet) bekannt gegeben werden, damit auch andere Rafter davon wissen. Diese Rückmeldungen bilden die Grundlage für die nächste Tourenplanung.

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3. Signale und Zeichen

3.1 Handzeichen

3.1.1 Die drei wichtigsten Handzeichen Achtung - Hilfe

Achtung! Notsituation – Hilfe wird benötigt

Arm heben

Eine Hand ausgestreckt über dem Kopf Unfahrbare Stelle

Unbefahrbare Stelle

Beide Arme über dem Kopf kreuzen

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Person in Gefahr

Person in Gefahr – sofort helfen

Beidarmiges Schwenken über Kopf

3.1.2 Weitere Handzeichen Erste Hilfe / Arzt

Wir benötigen Erste Hilfe und Arzt

Beide Arme überkreuzt vor der Brust-

ein Arm horizontal – einer vertikal Okay

Alles okay

Faust mit Daumen nach oben

Hand über den Kopf

(bei großer Entfernung)

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Kehrwasser fahren - einschlingen

Nach links/rechts fahren bzw. ins Kehrwasser

1. Ein Arm gestreckt mit dem Zeigefinger

nach oben und kreisförmige Bewegungen machen…

2. … und dann (nach Erkennung des

Zeichens) in die gewünschte Richtung zeigen

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3.2 Pfeifsignale Um selber gerettet zu werden oder um eine Rettung zu leiten muss man sich erst einmal bemerkbar machen können. Bei lauter Umgebung oder schlechter Sicht gelingt dies oft nur mit einer Signalpfeife. Die Signalpfeife hilft auch bei der Suche in der Dunkelheit oder im unwegsamen Gelände. Jeder Bootsführer trägt deshalb eine Trillerpfeife mit sich, meist auf der Brust befestigt.

Abb. 3.2 Signalpfeife

Pfeifsignale Achtung – Stopp 1 Pfiff

Aufmerksamkeit stromaufwärts 2 Pfiffe

Aufmerksamkeit stromabwärts 3 Pfiffe

Notfall / Notsituation 3 Pfiffe, mehrmals wiederholt

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4. Gewässerkunde 4.1 Einleitung 4.2 Definitionen und Begriffe 4.3 Schwierigkeitsstufen 4.4 Strömungsformen 4.5 Fahrtechniken und Anwendungsbereiche

4.1 Einleitung Ziel des folgenden Kapitels über Gewässerkunde ist die Kenntnis der wichtigsten Fachausdrücke und Gewässermerkmale in geographischer, hydrologischer, meteorologischer, morphologischer und nautischer Hinsicht.

4.2 Definitionen und Begriffe Hindernisse Ein Hindernis ist alles, was den glatten Lauf eines Flusses stört. Man unterscheidet natürliche und künstliche Hindernisse:

1. Natürliche Hindernisse: Stromschnellen, Wasserfälle, Flussbiegungen, Steine und Felsen, Felsbarrieren, Verblockungen, Stufen, Schwelle, Katarakte, verklemmte Bäume

2. Künstliche Hindernisse: Wehre aller Art, Brückenpfeiler, Buhnen und Uferbefestigungen, Eisen, Holzpfähle und Piloten, Reste gesprengter und verfallener Brücken, Staudämme, Geschiebesperren, Sohlschwellen, Seile (zB Querseile für Wassermessungen), Müll Flussorientierung Die Orientierung auf dem Fluss erfolgt immer flussabwärts. Rechte Seite: Rechte Flussseite, wenn wir flussabwärts blicken. Linke Seite: Linke Flussseite, wenn wir flussabwärts blicken. Hinweis: Weitere Begriffsdefinitionen finden sich im Skriptum des Landes Tirol. (siehe Fragen zu Gewässerkunde)

4.3 Schwierigkeitsstufen Das Flussbewertungssystem ist das System, welches den Schwierigkeitsgrad eines Flussabschnittes festlegt. Der Grad wechselt oft mit verschieden hohen Wasserständen, die Verhältnisse können sich mit hohen oder tiefen Ständen drastisch ändern.

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Wildwasserstrecken werden je nach ihrer Befahrbarkeit in verschiedene Schwierigkeitsgrade unterteilt: Von I (unschwierig) bis VI (Grenze der Befahrbarkeit). Bedeutung der Schwierigkeitsgrade Voraussetzung für die Wildwasserskala ist eine gewisse Wildheit des Gewässers. Darunter versteht man, dass Flussbett, Uferbett und Strömungsformen weitgehend naturbelassen sind - Staustufen und Wehranlagen sind also sinngemäß kein Wildwasser. Wildwasser Schwierigkeitsgrade

Schwierigkeitsgrad Beschreibung Beispiel I Unschwierig Regelmäßiger Stromzug,

regelmäßige Wellen Inn (ab Mötz)

II Mäßig schwierig Unregelmäßiger Stromzug und Wellen, mittlere Schwälle, Walzen und Wirbel, einzelne Blöcke

Inn Landeck - Imst

III Noch übersichtliche Durchfahrten

Hohe unregelmäßige Wellen, größere Schwälle, kräftige Walzen, Wirbel und Presswasser, einzelne Blöcke, Stufen, vielfache Hindernisse im Stromzug

Inn - Imster Schlucht (bei Pegel 200 in Haiming)

IV Sehr schwierig Durchfahrten nicht immer erkennbar, Erkundung meist nötig, hohe andauernde Schwälle, kräftige Walzen, Wirbel und Presswasser, Blöcke versetzt im Stromzug, höhere Stufen mit Rücksog

Ötztaler Ache - Waldschlucht (bei Pegel 120 in Tumpen), Sanna (bei Pegel 801)

V Äußerst schwierig

Erkundung unerlässlich, extreme Schwälle, Walzen und Presswasser, enge Verblockungen, höhere Gefällestufen mit schwierigen Ein- oder Ausfahrten

Inn Neuer Zoll – Nesselgarten (Obere Landecker Schlucht – „Inn Shoots“)

VI Grenze der Befahrbarkeit

Befahrbarkeit im Allgemeinen unmöglich, bei bestimmten Wasserständen eventuell befahrbar, hohes Risiko

(kein Beispiel)

Anmerkung: Beim Rafting gibt es in unseren Regionen keinen 6. Schwierigkeitsgrad – deshalb auch kein Beispiel. Kommerzielles Rafting ist nur bis inklusive Grad IV erlaubt. Die angeführten Beispiele gelten für die angeführten Wasserstände und können sich bei abweichendem Wasserstand ganz erheblich verschieben. Deshalb können die 1 Hydrografischer Pegel – entspricht Kanupegel 170 bei der Huberbrücke

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gemachten Schwierigkeitsangaben lediglich eine ungefähre Vorstellung von der Schwierigkeit des Flusses geben.

4.4 Strömungsformen Aufgrund der geologischen Bedingungen, der Wassermenge und der physikalischen Gesetzmäßigkeiten, denen das Wasser unterliegt, können recht verschiedenartige Ufer- und Flussbettformationen entstehen, die ihrerseits wiederum die Strömungsformen beeinflussen.

Abb. 4.1: Ufer und Flussbettformationen (Schichtlinien und Profil)

Wellen Wenn Wasser zu einer Änderung seines Bewegungszustandes durch Steine oder andere Hindernisse gezwungen wird, entstehen Wellen. Für sie ist eine regelmäßige, periodische Auf- und Abbewegung der Wasseroberfläche kennzeichnend. Der Unterschied von Wellen im Fluss zu Wellen im Meer besteht darin, dass das Wasser im Fluss abwärts fließt, die Welle jedoch an derselben Stelle bleibt. Man unterscheidet verschiedene Arten von Wellen: brechende Wellen, explodierende Wellen (bauen sich periodisch auf, erreichen ihre volle Höhe und brechen dann in sich zusammen) und versetzte Wellen.

Abb. 4.2: Wellen nach einem Fels

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Kehrwasser/Eddies Zur Bildung von Kehrwasser kommt es infolge der Sogwirkung, dort wo strömendes Wasser an ruhendem Wasser vorbeifließt. Je schneller die Hauptströmung, umso schneller das Kehrwasser. Dabei wird auch eine Linie zwischen den beiden Strömungen erkennbar (Eddy-Line, Verschneidungslinie), wo es zu mehr oder weniger starken Wirbeln kommen kann.

Abb. 4.3: Kehrwasser/Eddy

Walzen Größere Wassermengen, die rasch nach unten abfließen und denen ein genügend großer Widerstand entgegengesetzt wird, wälzen sich um eine horizontale Achse flussauf. Das Unterwasser fließt im Normalfall nach unten ab. Weiterhin kennzeichnend ist eine konstante Rotation.

Abb. 4.4: Walzenbildung nach einem überspülten Hindernis

Stromschnelle Eine Stromschnelle entsteht durch die Erhöhung der Strömungsgeschwindigkeit an einer Engstelle oder bei Zunahme des Gefälles. Die Beschaffenheit einer Stromschnelle wird durch Form und Größe der Steine oder von anderen Hindernissen im Flussbett bestimmt.

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Prallwand/Prallwasser Fließt das Wasser gegen eine Felswand oder die Uferböschung, entsteht durch die Stauwirkung ein Prallpolster. Unterhalb der Wasserlinie ergeben sich Erosionen zur Seite und nach unten. Die Felswand wird unterhöhlt und der Kiesgrund vor der Wand tief ausgespült. Je stärker die Felswand unterhöhlt ist, desto geringer ist das Prallpolster. Das an der Felswand nach unten reflektierte Wasser rotiert flussabwärts der Anprallstelle zur Oberfläche zurück und quillt dort in Pilzen wieder auf. An einer Prallwand kann man auch mit einer Schwimmweste unter Wasser gezogen werden. Beispiele: Aschbach im Ötztal, Tösens

Abb. 4.5: Strömungsverhältnisse an unterschiedlichen Prallwänden

4.5 Fahrtechniken und Anwendungsbereiche Der folgende Abschnitt erklärt Fahrtechniken in Verbindung mit der Anwendung bei verschiedenen Gegebenheiten. Kehrwasser einfahren

Kehrwasser können mit verschiedenen Techniken angefahren werden: Variante 1: Schnelles Anfahren eines Kehrwassers

hoch anfahren (Winkel ca. 45° - Richtwert!) schnell anfahren, Gewichtsverlagerung, Überfahren der Kehrwasserlinie/Verschneidungslinie, paddeln bis Stopkommando è Abdrift

Variante 2: Seilfähren vorwärts und rückwärts sind sichere Varianten, die genaues langsames Anfahren ermöglichen

Kehrwasser ausfahren Normalerweise mit Bug flussaufwärts ausfahren Viel Geschwindigkeit mitnehmen, um die Verschneidungslinie zu überwinden Anstellwinkel Raft nach Verhältnissen

Hilfsschlinge Manöver um eine sichere Linie über ein Kehrwasser an einem Hindernis vorbei zu fahren

Seilfähre Anstellwinkel und Geschwindigkeit hängt von Strömungsverhältnissen und Fahrtroute ab

Seilfähre vorwärts Seitliches Versetzen mit Hilfe eines Anstellwinkels des

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Bootes flussaufwärts, ohne das Boot in Fließrichtung zu bringen. Somit kann man ohne weit flussabwärts zu driften das andere Ufer oder auch einen Mann bzw. Gegenstand über Bord erreichen.

Seilfähre rückwärts Ausweichen von Hindernissen in schnell strömenden oder verblockten Flussabschnitten. Man stellt das Heck im geeigneten Anstellwinkel zur Strömung und lässt rückwärts paddeln, um die Geschwindigkeit des Bootes zu verlangsamen und das Boot seitlich zu versetzen.

Queren Überqueren des Flusses von Ufer zu Ufer, ohne Seilfähre - das Boot befindet sich dabei nahe oder manchmal auch in der Fließrichtung Man verliert hiermit mehr an „Höhe“ bzw. Uferlänge als bei der Seilfähre.

Treideln Das Boot wird vom Ufer aus im Wasser liegend flussauf- oder flussabwärts bewegt - mit dem Seil angehängt.

Walzen Schrägwalzen, Querwalzen, Deckwalzen (s.a. Wehre) und Löcher

Walzen sind mit Geschwindigkeit im rechten Winkel zur Drehachse der Walze zu durchfahren, Walzen mit Rücklauf >¼ der Bootslänge ist auszuweichen. Walzen können auch als Steuerhilfe verwendet werden. Starke bzw große Walzen mit viel Tempo an- und durchfahren, um ein Surfen bzw ein Festgehaltenwerden zu vermeiden.

Abfälle Mit Geschwindigkeit unter Verlagerung des Gewichtes der Rafter nach rückwärts und zur Innenseite des Bootes fahren è Kommando: „Alle ins Boot“ bzw „Position“ (Auflösung). Achte auf Katapulteffekte bei Führer und Teilnehmern.

Katarakte Erfordern genaues Besichtigen, Suchen der sichersten Spur, Erfassen der Möglichkeiten zur Sicherung, kontrollierte Befahrung mit Tempowechsel unter besonderer Sorgfalt auf „Mann über Bord“ und entsprechende Rettungsmaßnahmen. Eine oft wichtige Technik bei Katarakten ist ein Verlangsamen der Geschwindigkeit und Ausweichen von Verblockungen durch Seilfähre rückwärts und hiermit seitliches Versetzen des Bootes.

Ziehschlag Das Paddel wird seitlich vom Boot und Person möglichst steil (senkrecht) eingesetzt, wobei man sich möglichst weit hinauslehnt und dann zur Bootslängswulst gezogen – das bewirkt ein seitliches Versetzen des Bootes.

Wriggen Das Paddel wird seitlich vom Boot steil (möglichst

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senkrecht) eingesetzt und und in 8-er Schlingen vorwärts und rückwärts bewegt. Dabei wird die gekehlte Seite des Blattes abwechselnd so hin und her gedreht, dass es durch den Anstellwinkel einen Widerstand erfährt und das Boot seitlich versetzt wird. Anmerkung: Fortgeschrittene Paddeltechnik

4.5.1 Hindernisse anfahren Nicht vermeidbares Auffahren auf Hindernisse erfordert: § Geschwindigkeit verringern (rückwärts Paddeln), möglichst im rechten Winkel

zur Bootslängsachse anfahren - wenn man mit der Längsseite des Bootes auf das Hindernis auffährt, dann Kommando geben: „Alle nach links“ / „Alle nach rechts“ - immer zum Hindernis hin, um ein Anpressen des Bootes mit den Personen zu vermeiden; Füße bleiben im Boot

§ Prallpolster von Hindernissen (Steine) können auch als Fahrhilfe genutzt werden - indem man auf das Polster auffährt, wobei das Boot in die Fahrtrichtung weitergeleitet wird.

§ Grundsätzlich ist bewusstes Auffahren zu vermeiden è die Flippgefahr mit entsprechenden Folgen ist zu hoch!

Gefahrenstellen sind zu beurteilen auf: § Allgemeine Befahrbarkeit § Möglichkeiten zur Sicherung, Anlanden, Umtragen. § Achte auf Folgestrecke (Unfall, Schwimmer, Sicherung!) § Qualifikation meiner Mannschaft § Qualifikation meiner Begleitboote im Konvoi § Wasserstand und Strömung Prallwände können eine besondere Gefahr darstellen, vor allem, wenn sie unterspült sind. Das ist bei Prallwänden ohne deutlich ausgeprägtes Prallpolster der Fall. Achte auf die Lage und Stärke der Presswässer („Schwammerl“). Hier gilt ebenfalls Sicherheit vor Risiko, dh rechtzeitig Richtung ändern (Seilfähren), entweder über Kehrwasser (Hilfsschlinge) oder mit Heck zur Prallwand (Vorwärtsschlag hat mehr Power) vorbeifahren. Im Notfall wie „Quer vor Stein“. Brückenpfeiler Verhalten bei Brückenpfeiler: notfalls im rechten Winkel (bezogen auf die Bootslängsachse) frontal mit dem Bug (Heck) auffahren.

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5. Materialkunde 5.1 Raft - Schlauchboot 5.1.1 Material 5.1.2 Symmetrische und asymmetrische Rafts 5.1.3 Allgemeine Vorschriften 5.1.4 Lenzung 5.1.5 Behandlung und Pflege von Rafts 5.2 Paddel 5.3 Ausrüstung 5.3.1 Ausrüstung Gast 5.3.2 Ausrüstung Guide 5.3.3 Ausrüstung am Raft 5.3.4 Behandlung und Pflege der Ausrüstung

5.1 Raft - Schlauchboot Begriff Raft „Raft“: aufblasbares Ruderfahrzeug, das zum Befahren von Flüssen mit hoher Strömungsgeschwindigkeit (Wildwasser) bestimmt ist und auf Grund seiner Bauart die Beförderung von mindestens vier Personen zulässt. (aus der ÖNORM)

5.1.1 Material Die häufigsten für Rafts verwendeten Materialien sind § Gummi (Kautschuk) - wird geklebt

und § Plastik/hypalonbeschichtetes Polyestergewebe (Polyester hochfest) - wird

verschweißt durch erhitzen Notwendige Eigenschaften: reißfest - stoßfest - witterungsfest - kältebeständig - luftdicht - relativ hart - steif - verwindungsfest – temperaturbeständig: von minus 40 bis plus 80 Grad – ozonbeständig Boote werden geklebt - vulkanisiert - oder auch im Heißvulkanisationsverfahren hergestellt: Teile aus Rohkautschuk werden miteinander verklebt und erst das fertige Boot wird mit Druck und Hitze vulkanisiert, das führt zu einer homogenen Einheit des Bootes und zu höchster Luftdichtheit. Rafts unterliegen in Österreich der ÖNORM2 und müssen bestimmte Auflagen erfüllen.

2 ÖN V5868/2000

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Jedes Boot muss von der Prüfstelle (verkehrstechnische Abteilung) der Landesregierung abgenommen werden, dabei wird ihm ein amtliches Kennzeichen zugewiesen. Dieses Kennzeichen ist auf beiden Seiten des Rafts anzubringen (Schrifthöhe 150 mm – Schriftstärke 20 mm). Das Boot erhält zusätzlich eine Zulassungsurkunde und eine Kontrollkarte. Die Kontrollkarte muss immer beim Raft mitgeführt werden.

5.1.2 Symmetrische und asymmetrische Rafts Die ÖNORM unterscheidet zwischen symmetrischen und asymmetrischen Rafts: § Asymmetrische Rafts

Der Bug ist gegenüber den Längsschläuchen erhöht ausgeführt, das Heck besteht aus einer Wandkonstruktion, die mit den Längsschläuchen verbunden ist. Längswülste laufen vorne spitz zusammen, Heckabschluss ist mit einem Heckspiegel versehen - das Heck muss mindestens so hoch wie die Längsschläuche sein.

§ Symmetrische Rafts Bug und Heck haben gleiche Form und sind gegenüber den Längsschläuchen erhöht ausgeführt. International werden Rafts, die mit Stechpaddel fortbewegt werden, Rafts mit Ruderanlage - Oarboats, Katarafts und Pontons unterschieden.

Rafts gibt es mit und ohne Hecksteuerung.

5.1.3 Allgemeine Vorschriften für Rafts Ein Raft muss mindestens fünf voneinander unabhängige Luftkammern aufweisen. Die Trennung der Kammern kann durch ein Quer- oder ein Längsschott erfolgen (je nach Hersteller).

Hinsichtlich Stabilität legt die ÖNORM fest, dass bei einem mit der zulässigen Nutzlast beladenen Raft sichergestellt sein muss, dass es auch dann schwimmfähig bleibt, wenn aus einer der Kammern die Luft entweicht, und mit seiner Nutzlast mittels seines Antriebs- und Steuersystems noch das Ufer erreichen kann. Das Gleiche gilt für die Belastung mit der Mindestbesatzung ohne Gepäck. Der Boden kann aufblasbar oder ausgeschäumt sein und muss so gestaltet sein (vulkanisiert, geklebt oder eingeschnürt), dass seine Festigkeit ein sicheres Begehen zulässt. Die Längsschläuche müssen so dimensioniert sein, dass sie den Gesamtproportionen des Rafts entsprechen und für die vorgesehene Verwendung ausreichend Freibord und Stabilität sicherstellen.

Das Heck muss mindestens so hoch wie Längsschläuche sein (gilt besonders für asymmetrische Rafts).

Das Raft kann mit Querschläuchen ausgestattet sein. Diese können im Raft entweder fest eingeklebt oder auch abnehmbar (eingeschnürt, eingekeilt etc.) sein.

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Die Sitzfläche der Passagiere muss eine rutschfeste Oberfläche aufweisen.

Ein eingeschnürter Boden muss des Öfteren abgeknüpft werden (viermal mindestens), eingeschnürte Fußhalterungen ebenso (siehe unten).

Jede Luftkammer muss mit einem Ventil (Rückschlagsystem) ausgestattet sein.

Die Ventile müssen sich unabhängig vom Rückschlagsystem von Hand luftdicht verschließen lassen und eine dosierte Druckreduzierung zulassen bzw. das Messen des Aufblasdrucks mittel Druckmessgerät (Druckanzeige) ermöglichen.

Die Ventile müssen so angebracht sein, § dass sie während der Fahrt zum Anschließen der Aufblasvorrichtung erreichbar

sind § dass sie die Passagiere in ihren Positionen nicht stören § dass sie das Steuern des Rafts nicht behindern § dass sie nicht durch bewegliche Konstruktionsteile beschädigt oder abgerissen

werden können und § dass sie beim Herausnehmen nur in das Innere des Rafts fallen können. Das Raft besitzt vier oder mehr Tragegriffe. Ein Raft muss eine Rundumleine (auch Umlaufleine oder Griffleine genannt) aufweisen, die an jeweils mindestens 4 D-Ringen pro Seite straff so fixiert bzw. verknotet ist, dass ein Durchrutschen bzw. Hängebleiben von Personen bzw. an Gegenständen (Steinen, Felsen etc.) nicht möglich ist. Die Leine muss einen Durchmesser von mindestens 12 mm haben und kann mittels Schläuchen (Gartenschlauch) ummantelt sein.

5.1.4 Lenzung Eintretendes Wasser muss aus dem Boot permanent nach außen ablaufen können – das wird als Lenzung bezeichnet.

Rafts müssen selbstlenzend sein. Die Lenzung muss dauernd wirksam sein und in der Lage sein, eintretendes Schwallwasser und Spritzwasser unabhängig von der Position am Fluss (z.B. Bug flussaufwärts schauend) rasch aus dem Raft abzuleiten.

Lenzsysteme: Ösenlenzung (Lenzösen) - Schlauchlenzung - eingebundener Boden

Das Raft muss für jeden Passagier 2 geeignete Fußhaltevorrichtungen aufweisen, deren Anbringung so zu erfolgen hat, dass ein Durchrutschen oder ein Hängenbleiben möglichst verhindert wird. Fußhaltevorrichtungen können sein: Fußschlaufen (Gurte oder Leinen), Fußtaschen, oder Querwülste.

5.1.5 Behandlung und Pflege von Rafts Luftdruck 0,2 - 0,3 bar Vorsicht beim Aufpumpen an heißen Sonnentagen: direkte Sonneneinstrahlung vermeiden, ein voll aufgepumptes Boot kann durch die Ausdehnung der Luft in den Kammern platzen. Ventildeckel gut schließen Scharfe Kanten beachten (beim Laden – besonders bei voll aufgeblasenen Booten)

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Boote immer tragen - nicht über Sand, Kies etc. ziehen. Defekte melden, damit der nächste Führer wieder ein intaktes Raft hat. Bootspflege: je nach Material (Gummi oder Plastik) – Pflegehinweise des Herstellers beachten Pflege des äußeren Kunststoffgewebes mit Bootsmilch - Pflege der inneren Kammern mit Federweiß Raft an einem trockenen und schattigen Platz aufbewahren Lagerung in soll in leicht aufgeblasenem Zustand erfolgen Reparaturen an Land im Trockenen am trockenen Raft besorgen

5.2 Das Paddel Stechpaddel - bestehend aus Knaufgriff bzw. Spatengriff, Schaft und Blatt. Das Material ist meist eine Kunststoff - Aluminium Verbindung. Es gibt aber auch Holzpaddel bzw. andere Verbindungs-Kombinationen. Länge: ca. 145 cm - 175 cm, beim Führer eventuell etwas länger (155 cm - 175 cm) In jedem Boot muss ein Reservepaddel mitgeführt werden.

Abb. 5.2 Das Stechpaddel

5.3 Ausrüstung

5.3.1 Ausrüstung Gast Neopren-Anzug - Longjohn, Neopren Jacke - oft beidseitig Nylon-beschichtet. Die Nähte sind geklebt oder mit Mauserstichen genäht. Stark beanspruchte Stellen (Knie, Gesäß) sollen durch Einsätze geschützt werden bzw. eine ausreichende Sitzhaftung besitzen. Die Dicke des Neoprens orientiert sich an den Wetterverhältnissen: 3 bis 4 mm mindestens, an heißen Tagen sind auch Wind- oder Paddeljacke möglich. Schuhwerk: Neoprensocken, Sandalen (Teva), Turnschuhe, oder Neopren Schuhe – sollen einigermaßen gute Passform aufweisen, sodass man nicht rausrutscht oder in ihnen „schwimmt“. Schwimmweste: Schwimmwesten müssen der EN (Europa-Norm) entsprechen und einen Auftrieb von mindestens 7,5 kg aufweisen. Sie müssen den Körpermaßen der Passagiere entsprechen und anpassbar sein. Sie bestehen aus Auftriebskörpern (meist aus Schaumstoff), der in eine (Cotex) Nylontextur eingenäht ist. Helm: Der Helm ist meist aus Plastik (oder auch Carbon etc.). Er soll gute Passform haben und am Kopf nicht verrutschen. Gut wäre, wenn er über die Ohren reicht. Empfehlung: Helm mit weichem Sonnenschild kaufen.

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5.3.2 Ausrüstung Guide Neopren Longjohn, Neopren Jacke (je nach Wetterverhältnis, ansonsten Wind oder Paddeljacke), festes Schuhwerk - Neopren Schuhe (auch Neoprensocken im Trekkingschuh), Helm, Stechpaddel, Schwimmweste mit Bergesystem und integriertem Wurfsack, 2 Karabiner, Bergerolle, Messer, Trillerpfeife, Flip-Leine, (zusätzlich empfehlenswert: Prusiks und Bandschlinge – kleiner Wurfsack in der Schwimmwesten-Rückentasche). Wurfsack: Das schwimmfähige Seil muss mindestens 20 m lang und 8mm im Durchmesser haben. Berge- und Flippleine: Seil oder Band mit Karabiner – Länge den Körpermaßen des Bootsführers entsprechend – mindestens 3,5 Meter Messer: Die Klinge muss feststellbar (fixierbar) sein, sodass ein Boot (starkes Gewebe) damit durchstochen werden kann. Es muss mit einer Hand auch unter Wasser bedienbar sein.

5.3.3 Ausrüstung am Raft § Erste-Hilfe-Tonne oder -Box (Verbandkasten gemäß ÖNORM V 5101) § Wurfsack mindestens 20m lang, 8 mm Durchmesser inkl. Wurfsackhalterung § 2 Karabiner § Rundumleine § Bugleine u. Heckleine 3 - 4 m § Ersatzpaddel - Reservepaddel - im Boot § evtl. Trinkwasser bei langen Touren § Empfohlen: Mobiltelefon

5.3.4 Behandlung und Pflege der Ausrüstung Neoprensachen: regelmäßig waschen, desinfizieren und trocknen Paddeljacken: regelmäßig waschen, desinfizieren und trocknen Schuhe: regelmäßig waschen, desinfizieren und trocknen Sicherheitscheck: Schwimmweste – Wurfsack - Bergesysteme:

funktionieren Reißverschlüsse bzw. Klipp/Klettverschlüsse Helm: Gurtüberprüfung, Verschluss, anpassbarer Kopf-Einsatz Paddel: ab- oder angebrochene Paddel reparieren oder entsorgen Pumpe: regelmäßig einfetten Wurfsack: nach der Tour immer zum Trocknen aufhängen (Öffnung nach

unten) Erste-Hilfe-Box: öffnen wegen ev. Kondenswassers - bei Benutzung Teile

wieder erneuern Boot siehe oben bei Raft

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6. Knoten 6.1 Einleitung 6.2 Basisknoten 6.3 Weitere Knoten 6.4 Zusammenfassung

6.1 Einleitung Für einen Guide gehören die Beherrschung der Basisknoten und das Wissen um den richtigen Knoten für eine bestimmte Situation zu den Grundkenntnissen. Guides müssen Aufgaben schnell, effizient und sicher erfüllen. Unter Druck den richtigen Knoten zu wählen und zu beherrschen ist eine Fähigkeit, die sich nur durch ständiges Üben entwickeln kann. Ein guter Knoten beschädigt das Seil nicht, kann einfach erkannt und leicht gelöst werden. Nicht jeder Knoten besitzt all diese Eigenschaften, und deshalb ist es wichtig, den richtigen Knoten mit den gewünschten Eigenschaften für jede Situation zu wählen. Die Stärke eines Knotens hängt davon ab, wie sehr er das Seil schwächt. Alle engen Biegungen in einem Knoten drücken die Fasern innen zusammen und dehnen sie außen – auf diese Art schwächen sie das Seil. Um dieses Risiko zu minimieren, ist es bei sehr schweren Belastungen notwendig, lange Knoten - wie zB Achterknoten – anzuwenden. Das einfache Erkennen-Können von Knoten ist besonders wichtig, wenn mehrere Guides sich an einem geschäftigen Einsatzort beteiligen. Wenn alle Guides die gleichen Knoten verwenden, braucht es nur einen schnellen Check um zu sehen, ob das System fertig und sicher ist. Das Lösen von Knoten, besonders wenn sie unter Zug stehen, kann sehr schwierig sein. Besonders wenn das Seil nass war, als der Knoten gemacht wurde und dann in der Sonne zum Trocknen gelassen wurden. Den Knoten hin und her schieben oder das Biegen einer Schleife außen erzeugt oft genügend Bewegung, um auch die festesten Knoten zu öffnen. Das Bearbeiten eines Knotens mit Werkzeugen wie Hammer oder sogar Steinen ist zu vermeiden, weil dadurch die Fasern des Seils beschädigt werden können. Folgende Knoten muss ein Guide für die Raftingprüfung beherrschen:

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6.2 Basis-Knoten Einfacher Achterknoten

Der einfachste Knoten ist der einfache Achterknoten. Er wird meist verwendet zur Belegung freier Seilenden zur Sicherung oder als Ausgangsposition für einen Folgeknoten, der durchgelegt wird. Er lässt sich leicht wieder lösen.

Doppelter Achterknoten, Heuknoten, doppelter Sackstich

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Gesteckter Achter:

Der doppelte Achterknoten ist einer der einfachsten und dennoch einer der stärksten und vielseitig verwendbarsten Knoten. Er wird hauptsächlich angewandt, um zwei Seile zu verbinden, um einen Flaschenzug herzustellen, um eine Schleife am Ende des Seils zu machen, um etwas zu befestigen, und als Halterung/Fixierung.

Mastwurf, Webleinstek

Der Mastwurf ist ein Knoten zum schnellen und sicheren Fixieren eines Seils an einem Baum oder einem Stein (als Verankerung). Er wird oft zur Befestigung eines Karabiners an einem Seil verwendet und ist normalerweise nach Gebrauch wieder leicht zu öffnen. Er kann mit nur einer Hand gemacht werden.

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Kreuzknoten, Weberknoten

Mit dem Kreuzknoten können zwei gleich dicke Seile verbunden werden, die auf Zug sind. Er hält also nur, solange er auf Zug ist. Zur Sicherung gegen ein Lösen des Knotens kann man einen Achterknoten in die Seilenden knüpfen.

Palstek, Bulinknoten

Der Palstek oder Bulinknoten ist ein Basisknoten mit einer Reihe von Anwendungsmöglichkeiten. Er wird hauptsächlich beim Klettern verwendet, wo die Belastungen nicht so groß sind. Eine seiner Anwendungen ist das Knüpfen einer festen Seilschlinge am Seilende. Mit einem Palstek kann auch ein einfacher Flaschenzug hergestellt werden, wenn kein Karabiner oder Schäkel verfügbar ist.

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HMS-Knoten, Halbmastwurf

Der Halbmastwurf ist ein Reibungsknoten – sehr beliebt zum Sichern oder zum

Abseilen.

6.3 Weitere Knoten Die oben genannten Knoten sind das Minimum, das ein Guide beherrschen muss! Es ist wichtig, dass der Guide sich anstrengt die folgenden Knoten zu lernen um ein einfaches Rettungssystem aufzusetzen und Rafts richtig anzulegen (aufzutakeln).

Barrelknoten

Ein starker, selbst fixierender Knoten zur Verbindung von zwei Seilen mit gleichem oder beinahe gleichem Durchmesser.

Prusikknoten Der Prusik ist ein Reibungsknoten. Es greift das Seil gut, wenn er unter Last (auf Zug) gesetzt wird, lässt sich aber leicht verschieben, wenn er lose ist. Er kann auf einem gespannten Seilsystem als Bremse verwendet werden.

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Truckers Hitch Wird verwendet, um Seile zu spannen oder Lasten herunter zu lassen. Er ist schnell und einfach zu knoten.

Bandschlingenknoten

Der Bandschlingenknoten wird verwendet, um zwei Bänder zusammenzubinden oder eine Schleife in ein Bandende zu machen. Der Knoten wird in ein Bandende gemacht und dann das andere Ende von der anderen Seite durchgefädelt, um eine Schleife zu bilden.

Doppelte Achterschleife Ein sehr starker und universeller Knoten. Er kann an einem Karabiner angemacht zur Lastverteilung verwendet werden, oder um ein sehr einfaches aber effektives selbstausgleichendes Ankersystem zu bauen.

6.4 Zusammenfassung Es gibt noch eine Menge weiterer nützlicher Knoten, welche verwendet werden können, sobald man mehr Erfahrung mit den Basis-Knoten gesammelt hat. Es ist grundsätzlich wichtig, die Basis-Knoten korrekt und schnell zu beherrschen und in der richtigen Situation zu verwenden.

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7. Safety Talk 7.1 Aktivitäten und Regeln im Boot 7.1.1 Begrüßung 7.1.2 Sitzposition 7.1.3 Paddeltechnik 7.1.4 Kommandos 7.1.5 Ökologische Aspekte 7.2 Aktivitäten und Regeln außerhalb des Bootes 7.2.1 Verhalten als Schwimmer 7.2.2 Schwimmen im Wildwasser 7.2.3 Verhalten der Bootsbesatzung - Bergung 7.2.4 Flipp 7.3 Zusammenfassung Safety Talk Das folgende Kapitel enthält den Ablauf und weiteres Basiswissen zum Safety Talk – dem Einweisungsgespräch (Sicherheitsgespräch) für Bootsführer.

7.1 Aktivitäten und Regeln im Boot

7.1.1 Begrüßung § Kurze Vorstellung der eigenen Person § Erklärung der Sitzposition zuerst (vor eigentlicher Begrüßung) § den Gästen vorzeigen wie im Boot sitzen § vorzeigen wie in die Fußschlaufe steigen § zeigen wie paddeln § dann alle ins Boot Erst jetzt folgt die eigentliche Begrüßung. Frage: Können alle Schwimmen? - Wer hat eine Krankheit oder ein anderes Gebrechen? Frage: Nimmt jemand Drogen – Arzneimittel – hat jemand Kreislauf- Herzschwäche - hat jemand Alkohol konsumiert? Keine Raftingtour darf durchgeführt werden, wenn der Bootsführer Angst, Ermüdung, oder Schwäche zeigt oder ein Leistungsdruck erkennbar ist sowie bei Hochwasser. Überprüfe, dass niemand Wertsachen bei sich trägt z.B. Ringe, Uhren, ... Anmerkung: Die Überprüfung, ob jeder Kunde ein Formular (Versicherungsformular, Haftungsausschluss, o.ä.) unterschrieben hat, wird nicht bei jedem Unternehmen gemacht.

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Der Guide muss sich für den Safety Talk so ins Boot setzen, dass ihn alle Gäste gut sehen und hören können (Blickkontakt)! D.h. man setzt sich am geschicktesten vorne ins Boot!

7.1.2 Sitzposition Ein- und Aussteigen § Ein- und Aussteigen erklären § Vor der Fahrt: Beim Einsteigen in das Boot:

Die Flussseite steigt zuerst ein, dann steigt die Uferseite ein. Der Vordermann am Ufer hält das Boot. Er steigt ein, wenn ich es sage.

§ Beim Anlanden: Die Uferseite steigt zuerst aus. Der Vordermann flussseitig hält das Boot bis alle draußen sind. Die Flussseite paddelt weiter – bis ich sage: aussteigen!

Hinweis: Sind Kinder unter den Gästen, muss immer zuerst ein Erwachsener ins Boot. Erklärung der verschiedenen Plätze im Boot § Symmetrisches Raft, wo ist vorne und hinten (Anhaltspunkte: Fußschlaufen,

Wurfsackhalterung, Bodenventil)? § Lenzvorrichtungen – Lenzlöcher im Boden § Wofür sind die Fußschlaufen, Fußkappen und Querwulste gedacht? § Jedes Bein hat einen Haltepunkt! § Beide Beine sind immer innerhalb des Rafts! § Man sitzt auf den rutschfesten Verstärkungen der Wulste, eher mittig, nicht zu

weit nach innen rutschen! § Plätze ganz vorne – Schlagleute, verantwortlich für den Rhythmus, nass, viel

Action! § Plätze weiter hinten sind nicht ganz so nass § Ängstliche, nervöse Kunden sollten neben dem Guide sitzen § Übergewichtige Kunden sollten in der Mitte sitzen um das Gleichgewicht im

Boot halten zu können Zwei Bootsführer Die Position der Bootsführer, wenn zwei im Boot sind, ist strecken- und wasserabhängig und wird von den Unternehmen selbst entschieden. Möglich sind beide hinten oder einer vorn, einer hinten.

7.1.3 Paddeltechnik Das Stechpaddel besteht aus drei Teilen: Knauf (Spatengriff), Schaft und Blatt. Es ist das wichtigste der Utensilien, die wir benötigen. Eine Hand umfasst den Knauf, die andere den Schaft. Die Hände sollten etwa soweit voneinander entfernt sein, dass, wenn das Paddel über dem Kopf gehalten wird, der Unter- mit dem Oberarm einen rechten Winkel bildet.

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Wichtig ist, dass der Knauf immer festgehalten wird - Verletzungsgefahr für den Nebenmann. Man sollte die Kunden über die Verletzungsgefahr aufmerksam machen, die beim Abstoßen an einem Felsen gegeben ist. Wir haben zwei Arten von Paddelschlägen: 1. Grundschlag vorwärts Oberkörper weit nach vorne beugen, Paddel mit gestreckten Armen senkrecht vor dem Körper einstechen und mit Hilfe des ganzen Körpers nach hinten ziehen – bis zur Höhe wo man sitzt. Das Einsetzen des Oberkörpers spart Kraft, man kann länger paddeln und das Paddeln wird effektiver. 2. Grundschlag rückwärts Das Paddel in der Hüfte anlegen (am Hüftknochen). Dieser dient als Drehpunkt. Oberkörper nach vorne lehnen und nach außen drehen. Durch Zurücklehnen des Oberkörpers und Zug/ Druck der Arme wird das Paddelblatt im Wasser nach vorne gedrückt. Das Paddel bleibt die ganze Zeit in der Hüfte fixiert. Die Personen an den vorderen Positionen (Schlagleute) geben den Rhythmus an.

7.1.4 Kommandos Zum Befahren des Flusses ist es nötig, dass alle als Team zusammenarbeiten. Kommandos sollten klar und präzise gegeben werden. Damit die Zusammenarbeit koordiniert klappt, ist es nötig, dass alle synchron nach Kommandos paddeln, die der Guide gibt. Es gibt dazu folgende Kommandos: Alle Vorwärts – Alle Rückwärts – Rechts rückwärts – Links rückwärts Kommandos werden klar angesagt, zB Rechts vorwärts, links rückwärts (kein automatisches Gegenpaddeln). Bei schwereren Flüssen bzw Abschnitten können weitere Kommandos sinnvoll sein, weil schnell reagiert werden muss: § Ziehschlag links und rechts § Rechts rückwärts und automatisch links vorwärts (vorher auszumachen) § Links rückwärts und automatisch rechts vorwärts (vorher auszumachen) Anmerkung zum Ziehschlag: zu komplex, für den Gast nicht sinnvoll. Kann unterrichtet werden, wenn das Unternehmen es will. Stopp Alle Kommandos werden durch das Kommando Stopp beendet. Erst beim Stopp hört die Mannschaft auf zu paddeln. Sicherheitskommandos Weiters gibt es Kommandos, die zur Erhaltung der Sicherheit befolgt werden müssen. Diese werden nur selten zum Einsatz kommen. Gebe ich ein Sicherheitskommando, gilt es dieses schnell auszuführen.

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Es gibt folgende Sicherheitskommandos: “Alle nach rechts!“ “Alle nach links!“ Zusammenfassung Kommandos: Deutsch English Alle vorwärts All forward Alle rückwärts All backward Links vorwärts Left forward Links rückwärts Left backward Rechts vorwärts Right forward Rechts rückwärts Right backward Stopp Stop Alle nach links Over left bzw. Highside left Alle nach rechts Over right bzw. Highside right Alle ins Boot Get down Position Position Anmerkung zu „Alle ins Boot“: Die Gäste sollen dabei aus den Fußschlaufen rausgehen (Verletzungsgefahr).

7.1.5 Ökologische Aspekte Ökologisches Verhalten sollte bei so einer naturnahen Sportart wie beim Rafting selbstverständlich sein. Die wichtigsten Verhaltensregeln: § Keine Verschmutzung von Fluss und Ufer § Keinen Müll wegwerfen § Ein- und Ausstiegsstellen sauber halten § Die vorgesehenen öffentlichen Toiletten verwenden § Unnötigen Lärm vermeiden § Wenn Fischer begegnet wird: Ruhig sein und vorbeigleiten – möglichst auf der

gegenüberliegenden Flusshälfte

7.2 Aktivitäten und Regeln außerhalb des Bootes

7.2.1 Verhalten als Schwimmer Es kann während der Fahrt sein, dass jemand freiwillig oder aber auch unfreiwillig schwimmen geht. Das ist nicht weiter schlimm, denn ihr seid durch Schwimmwesten und Neoprenanzug gut gegen das Wasser geschützt. Es gibt trotzdem einige Dinge zu beachten: Das Wasser ist sehr kalt (zwischen 6 und 10° C), d.h. wenn Ihr ins Wasser fällt, ist das erst einmal ein Schock für den Körper. Die erste Reaktion auf die Kälte ist, dass einem die Luft wegbleibt. Deshalb ist es ganz wichtig, dass man, sobald man wieder auftaucht, bewusst ruhig weiter atmet. Orientiert euch immer sofort ans Boot. D.h. sobald ihr auftaucht, schaut zum Boot und versucht aktiv zum Boot zu schwimmen. Solltet ihr das Boot nicht sofort sehen,

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bekommt keine Panik, sondern dreht euch einfach einmal um. Meistens ist das Boot direkt hinter euch. Greift sobald ihr könnt die Leine am Boot und haltet euch fest. Euch wird dann wieder ins Boot geholfen. Ganz wichtig! Versucht niemals im Wasser zu stehen. Nehmt immer die Füße hoch, legt euch flach ins Wasser. Im Flussbett können Steine oder Bäume am Boden liegen, unter denen man sich mit den Füssen verklemmen kann. Das Wasser würde einen dann nach unten drücken. (Demonstrieren am Querwulst!) Wenn man im Wasser schwimmt – Blickkontakt zum Bootsführer aufnehmen und auf seine Anweisungen (Signale) achten.

7.2.2. Schwimmen im Wildwasser Es gibt zwei verschiedene Arten von „Schwimmen im Wildwasser“: aktiv und passiv. Ihr solltet immer zunächst versuchen, durch aktives Schwimmen euch selber zum Boot zurück zu retten. Aktiv Schwimmen heißt: Bauchlage und Kraulbewegung! Solltet Ihr nicht mehr in der Lage sein, aktiv zum Boot zurück zu schwimmen oder in Katarakten, nehmt Ihr die passive Wildwasserschwimmlage ein, d.h.: Rückenlage, Füße flussabwärts, Beine leicht angebeugt. Wenn Ihr so im Wasser liegt, seht Ihr worauf Ihr zutreibt und könnt Euch von Hindernissen mit den Füssen abstoßen. Die Arme können seitlich stabilisieren. Wichtig: Versucht die Zehenspitzen aus dem Wasser zu bringen. So kann ich immer sehen, ob ihr gut im Wasser liegt. In Schwällen auf den Rücken drehen – Beine stromabwärts etc.

7.2.3. Verhalten als Bootsbesatzung - Bergung Die Mannschaft hilft dabei einen Schwimmer wieder zu retten. Schwimmer ins Boot ziehen: Ist der Schwimmer direkt im Boot und hängt an der Leine, zieht einer der Besatzung den Schwimmer wieder ins Boot. Wichtig: Nur einer hilft beim Einsteigen, nicht die ganze Mannschaft. Der Rest der Mannschaft folgt weiter den Kommandos des Guides. Technik zum Einsteigen: Der Helfer verkeilt sich mit den Füssen unter dem Längswulst. Der Schwimmer wird mit beiden Händen an der Schwimmweste (Träger) angefasst. Durch Zurücklehnen des ganzen Köpers wird der Schwimmer, mit einem kräftigen Zug wieder ins Boot gezogen. (Demonstrieren!) Schwimmer zum Boot holen: Hängt der Schwimmer nicht an der Leine am Boot, kommen wir mit dem Boot zum Schwimmer, während der Schwimmer versucht aktiv zum Boot zu schwimmen. Ist der Schwimmer in Reichweite, kann man ihm das Paddel mit dem Knauf reichen (einziger Fall in dem der Knauf losgelassen wird!) und ihn zum Boot zurückziehen. Wurfsack: Sollte ein Schwimmer weiter vom Boot entfernt sein als ihm und mir recht ist und nicht mehr aktiv zum Boot zurück gelangen kann, (z.B. Schwimmen gegen die Strömung), sollte man versuchen, mit dem Boot hinzukommen (optimal). Ansonsten gibt es den Wurfsack, um den Schwimmer zum Boot zurückzuziehen.

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Handhabung: Ihr als Schwimmer sollt immer mit mir auf dem Boot Blickkontakt aufnehmen. Habe ich mit Euch Blickkontakt, kommt von mir der Ruf „Wurfsack“. Ich werfe Euch dann den Wurfsack so zu, dass er im Idealfall über Eure Schulter hinweg fliegt oder aber nahe bei euch landet. Ihr ergreift dann mit beiden Händen das Seil (nicht den Sack). Niemals das Seil um das Handgelenk, den Arm oder gar um den Hals wickeln. Kommt Zug auf das Seil könnt Ihr so nicht mehr loslassen und Arm oder Hals werden abgeschnürt! Ihr lasst Euch dann zum Boot zurückziehen. Idealerweise in Rückenlage, weil sich so das Wasser hinter Eurem Kopf staut und Ihr vor dem Gesicht Luft zum atmen habt. Das Seil haltet Ihr vor der Brust und lasst es über die Schulter nach hinten, in Richtung Boot, laufen. Wichtig: Haltet die Leine fest bis Ihr am Boot seid. Nicht einfach loslassen, weil Zug auf das Seil kommt! Seid Ihr am Boot angekommen, wird Euch wie zuvor erklärt ins Boot geholfen. (Demonstrieren!)

7.2.4 Flipp 1. Erklären wann und wie ein Flipp zustande kommt! Ein Flipp ist eine Kenterung. Mit einem Flipp ist immer zu rechnen. 2. Verhalten beim Flipp: Flippt das Boot, sind wir alle, auch ich als Guide im Wasser. Wichtig: Auch hier keine Panik, ruhig weiter atmen! Zum Boot orientieren und aktiv zum Boot schwimmen! Verteilt euch an Bug und Heck des Bootes und haltet Euch an der Leine am Boot fest! Es kann sein, dass Ihr, wenn das Boot flippt, unter dem Boot wieder auftaucht! Auch hier: keine Panik! Unter dem Boot hat man Luft und Licht! Orientiert euch wo Ihr seid und taucht unter dem Boot heraus. Da euch die Schwimmwesten Auftrieb geben, müsst Ihr euch aktiv mit den Händen am Wulst nach unten drücken. Wandert mit den Händen am Wulst entlang und schon seid ihr draußen! Um das Boot zurück zu flippen, steige ich aufs Boot und drehe es mit Hilfe der Flippleine wieder um. Dazu gibt es für euch nur ein Kommando: „Alle loslassen“. Das heißt für alle, dass ihr die Leine kurz loslasst, damit ich das Boot wieder umdrehen kann. Es ist wichtig, dass Ihr alle kurz loslasst, auch wenn Ihr Euch am Boot am sichersten fühlt, weil ich sonst das Boot nicht zurück flippen kann. Ich steige dann wieder ins Boot und helfe euch hinein. Zusammenfassung Verhalten beim Flipp: § Keine Panik § Gast ist (kurz) auf sich allein gestellt § Paddel festhalten § Guide dreht das Boot um (Leine auslassen) § Auf flussaufwärtsgewandte Seite schwimmen wenn möglich § Alle Gäste wieder ins Boot § Besatzung zählen – auf Vollständigkeit überprüfen

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7.3 Zusammenfassung Safety Talk: 1. Begrüßung 2. Sitzposition 3. Paddeltechnik 4. Kommandos 5. Verhalten im Wildwasser (Verhalten der Bootsbesatzung inkl. Bergen) 6. Flipp Abschluss: Letztendlich bist du als Bootsführer für alles verantwortlich. Also vergewissere dich, dass du mit allen Punkten, die im Sicherheitsgespräch beachtet werden müssen, vertraut bist. Du musst sicher sein, dass die Aufmerksamkeit der Kunden gegeben ist. Vergewissere dich, dass jeder Punkt genau verstanden wurde, bevor du zum nächsten gehst. Jeder Guide ist nur so gut, wie das schwächste und am wenigsten erfahrendste Mitglied der Mannschaft.

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8. Verhalten beim Unfall (Allgemeine Sicherheitsprinzipien)

8.1 Einleitung 8.2 Unfallarten und Rettungsmethoden 8.3 Checkliste Raftingunfall / Erste Hilfe 8.4 Alpiner Notruf – Richtiger Umgang mit dem Handy 8.5 Richtiges Verhalten bei einem Hubschraubereinsatz

8.1 Einleitung Bei einem Unfall im Wasser muss nicht immer von einem Unfall mit Verletzten und Toten gerechnet werden, sondern es kann sich dabei genau so um ein vorhergesehenes oder um ein nicht vorhergesehenes Missgeschick handeln. Die verschiedenen Bedingungskomplexe, die in ihrem Zusammenwirken Sicherheit gewährleisten oder beeinträchtigen können, sind materielle Bedingungen, objektive Gewässerbedingungen und personelle Bedingungen. Materielle Bedingungen stehen in engem Zusammenhang mit der Ausrüstung. Sie muss in Bezug auf die Befahrung eines vorgesehenen Gewässers vollständig und funktionstüchtig sein. Ist die Ausrüstung nicht funktionsgerecht handelt der Benutzer fahrlässig. Darauf hinzuweisen ist, dass Sicherheit nicht eingekauft werden kann! Die teurere oder bessere Ausrüstung alleine gewährleistet nicht gleichsam automatisch für Sicherheit. Objektive Gewässerbedingungen - Erzählungen anderer und deren vage Hinweise über auftretende Schwierigkeiten reichen für die Befahrung schwieriger Gewässer auf keinen Fall aus. Informationen über Pegel, Fluss- und Gewässerbeschreibungen sind unbedingt einzuholen, insbesondere Schlüsselstellen sind vor Ort zu besichtigen. Bei Erkundungen ist schließlich auszumachen an welchen Stellen Sicherungs- und Bergungsmaßnahmen bei einer Notsituation vorzusehen sind. Personelle Bedingungen - der Bootsführer sollte möglichst das ganze Repertoire an Technik und Fahrtaktiken beherrschen. Er muss, wenn er Wildwasserbefahrungen vornehmen will, gut und ausdauernd schwimmen können. Ein Bootsführer, der nur über mangelhafte Techniken und Fahrtaktiken verfügt, gefährdet nicht nur sich selbst, sondern alle Gäste, die man ihm für die Wildwasserfahrt anvertraut hat. Mit einer Notsituation muss man immer rechnen. Wie dabei Gäste reagieren, die nie eine Wildwasserfahrt absolviert haben, kann vorher nicht beurteilt werden. Weiteres ist bei länger dauernden Unternehmungen mit einer Ermüdung der Gäste zu rechnen, das heißt, auch der Bootsführer ermüdet schneller, je weniger er trainiert ist. Der Bootsführer ermüdet auch dann schneller, wenn seine Technik und Fahrtechnik mangelhaft ist, er fährt nicht mehr mit voller Aufmerksamkeit.

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8.2 Unfallarten und Rettungsmethoden

Unfallarten § Ein oder mehrere Passagiere schwimmen § In relativ ruhigem Gewässer § In Stromschnellen § In einer Walze § Im Kehrwasser hinter einem natürlichen oder künstlichen Hindernis § In einem Wehr § Schiffsführer (Guide) schwimmt § Bootskenterung (Flipp) § Boot ist verklemmt (Hindernis, Brückenpfeiler, Baum, Fels, usw.) § Mehrere Boote sind verklemmt § Boot bleibt im Rücklauf hängen § Totalschaden am Boot § Verlust von Boot und Paddel § Physische und psychische Überforderung (Blackout)

Wie kann ich bei einem Unfall erfolgreich helfen? Um bei Unfällen erfolgreich helfen können, muss ich zuerst meine eigenen Kräfte sowie die Kräfte des Wassers einschätzen können. So gibt es Unfälle, wo eine erfolgreiche Rettung fraglich oder sogar unmöglich ist. Um die Sicherheit im Wildwasser systematisch erfassen zu können, müssen wir es in Teilbereiche zerlegen: § Wie helfe ich? § Wo helfe ich? § Womit helfe ich?

Frage: Wie helfe ich? Wenn man alleine ist? (Selbsthilfe) Rettung mit Helfer? Welche Rettungsmethoden wende ich an? In welcher Lage ist der Verunglückte? Wie und wieweit kommt man zum Verunglückten hin? Wie viel Zeit habe ich noch? Frage: Wo helfe ich? Zuerst muss die Entscheidung getroffen werden, wo man anlanden kann und wohin man die nachkommenden Boote (bei Konvoi) dirigieren kann. Das schönste Kehrwasser nützt nichts, wenn es an der falschen Flussseite liegt. Überlege, ob ein nachkommendes Boot besser gleich an das andere Ufer zusteuern oder im nächsten Kehrwasser wartend im Boot verbleiben soll. Nachträgliches Einbooten benötigt kostbare Zeit. Frage: Womit helfe ich? Welche Rettungsgeräte kann man vorbereiten, beziehungsweise welche kann man am schnellsten und effizientesten anwenden bzw. einsetzen.

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Rettungsmethoden jährlich üben und ausprobieren! Durchlesen eines Skriptums oder Anschauen einer Übung genügt in keinster Weise. Rettungsmethoden:

Schwimmunfall Selbsthilfe, Selbstbergung, Bergung vom Boot, Bergung mit Paddel, Wurfsack, Bergung mit Seil, Retter frei, Retter gesichert, Seilüberspannung, Notruf

Klemmunfall Selbsthilfe, Selbstbergung, Wurfsack, Bergung mit Seil, Retter am Seil, wie viel Zeit habe ich, Notruf.

Wehrunfall Selbsthilfe, Austauchen, Wurfsack, Bergung mit Seil, Bergung mit Boot, Bootskette, Rettungsring, Rettungsboje, Rettungshacken, Retter gesichert, Seilüberspannung, wie viel Zeit habe ich, Notruf Um ein panikartiges Durcheinander zu vermeiden, soll der Erfahrenste das Kommando übernehmen. Zuerst Menschen, dann Material retten. Fremde Helfer, die keine Ahnung vom Wildwasser haben, nur zum Ziehen oder Halten eines Seils einsetzen.

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8.3 Checkliste Raftingunfall / Erste Hilfe Die Rafting-Checkliste ist bei einem Unfall bzw für Erste-Hilfe-Maßnahmen nützlich. Sie wird wasserdicht laminiert.3

Abb. 8.1: Checkliste Raftingunfall / Erste Hilfe

8.4 Alpiner Notruf – Richtiger Umgang mit dem Mobiltelefon Notrufnummern: 112 Euro-Notrufnummer

Funktioniert in ganz Europa Funktioniert auch ohne SIM-Karte Kostenlos Anruf wird mit höchster Priorität im Netz behandelt Funktioniert aus allen Netzen: Handy ausschalten, einschalten, PIN 112 eingeben und sofort auf ‚anrufen’ drücken

140 Notruf für alpine Notfälle

Österreichweit Kostenlos

144 Notruf für medizinische Notfälle

Österreichweit Kostenlos

3 Kann bei ASI-Tirol bestellt werden: [email protected]

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Checkliste Handy-Notruf

Notfallmeldung 1. Was ist passiert? 2. Wie viele Verletzte? 3. Wo ist es passiert? 4. Wer meldet? 5. Wann ist es passiert? 6. Wetter am Unfallort Beende das Gespräch mit der Notrufzentrale erst, wenn Du dazu aufgefordert bist. Verwende keine Rufnummernunterdrückung. Gib auch Deine eigene Nummer an (wegen Rückruf des Rettungsdienstes).

Habe ich Empfang?

Wählen: 140, 144, 112 Notruf absetzen

Ja

Nein

1. Handy ausschalten 2. Handy einschalten 3. Statt dem Pin 112 eingeben, aber nicht ‚OK’ drücken, sondern 4. Auf ’anrufen’ drücken

Nummer wird

gewählt? Notruf absetzen

Ja

Standort wechseln, in regelmäßigen Abständen 112 wählen Notruf absetzen

Unversorgtes Gebiet, Funkschatten Kein Notruf möglich

Nein

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8.5 Richtiges Verhalten bei einem Hubschraubereinsatz Bei einem Rettungseinsatz mit dem Hubschrauber gibt es oft Probleme mit Unbeteiligten, die dem Hubschrauber zuwinken und dadurch der Eindruck entsteht, dass Hilfe benötigt wird. Befindet sich deshalb ein Hubschrauber im Suchflug über Dir oder deiner Gruppe, zeige eindeutig an, ob du Hilfe benötigst oder nicht: Zeige ein eindeutiges NO:

NO

Ich / wir benötigen keine Hilfe

Zeige ein eindeutiges YES:

YES

Ich / wir benötigen Hilfe

Signalraketen, Rauchkörper oder ein leuchtfarbenes Tuch ermöglichen das Kennzeichnen eines Einsatzortes. Das Einweisen eines Hubschraubers sollte gegen den Wind erfolgen. Am Landeplatz sollten alle losen Gegenstände entfernt werden, welche in den Rotor gelangen könnten.

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9. Rescue - Bergetechniken 9.1 Einleitung 9.2 Grundlegende Rescue-Techniken 9.2.1 Die 15 Richtlinien der Wildwasserrettung 9.2.2 Vom niedrigen zum hohen Risiko 9.2.3 Techniken und Fähigkeiten 9.2.4 Notsituationen 9.3 Fortgeschrittene Bergetechniken

9.1 Einleitung Wildwasserrettung (Rescue) und Bergetechniken sind ein großes Gebiet, deshalb werden bei der Bootsführerausbildung nur die grundlegenden Rescuetechniken behandelt. Der „Swiftwater Rescue Course“ bietet eine weitergehende Ausbildung mit Rettungstechniken auf schwierigeren Gewässern. Wie alle Fähigkeiten muss die Bergetechnik immer wieder geübt werden, weil man sie sonst nicht beherrscht, wenn man sie wirklich braucht. Deshalb sollte man sie am Beginn einer neuen Saison in einem Training auffrischen, und besonders das Wiederaufrichten eines geflippten Rafts und das Schwimmen im Wildwasser üben.

Abb. 9.1: Ein verklemmtes Raft

9.2 Grundlegende Rescue Techniken

9.2.1 Die 15 Richtlinien der Wildwasserrettung Die Beachtung dieser 15 Regeln gewährleistet die Sicherheit des Retters und erhöht die Chance auf einen erfolgreichen Rettungseinsatz:

1. Trage immer eine Schwimmweste. Selbst wenn du nur am Ufer stehst, kannst du als Retter sehr schnell im Wasser landen. Alle Schwimmwesten sollen gut passen und in einem wassertauglichen und guten Zustand sein. Zerrissenes Material, kaputte Schnallen oder alter Schaumstoff haben keinen Platz auf dem Wasser.

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2. Stelle jemanden am Rettungsort auf, der mit einer Pfeife ausgerüstet, vor eventuellen Gefahren warnt - entweder flussabwärtskommenden Verkehr oder vor Gefahren flussaufwärts.

3. An erster Stelle steht immer deine eigene Sicherheit, dann die deiner Mannschaft, die der Bootsführer und Gäste und zum Schluss die des Opfers. Steigt die Zahl der Opfer, sinkt die Zahl der Retter für den ursprünglich Verunglückten. Zu viele Menschen sterben beim Versuch Verunglückte aus dem Wasser zu retten, da die Opfer für sie wichtiger sind, als sie selbst.

4. Bereite einen Ersatzplan vor, der wertvolle Zeit spart, wenn dein erster Plan nicht funktionieren sollte.

5. Positioniere mehrere Retter an beiden Uferseiten flussabwärts. Sie sollten mit Wurfsäcken (die sie werfen können) und mit Verfolgungsbooten (Rafts oder Kajaks) ausgerüstet sein.

6. Wende zuerst einfache, risikoarme Techniken an. Einfache Rettungsmaßnahmen sind für jeden schneller und einfacher zu verstehen. Weniger Risiko bedeutet mehr Sicherheit für die Retter.

7. Verwende immer die richtige Ausrüstung. Die Verwendung falscher Ausrüstung führt zu erfolglosen Rettungseinsätzen und Verletzungen. Vergewissere dich immer, dass du die minimale Bootsführerausrüstung bei dir bzw auf deinem Boot hast und überprüfe sie, ob sie in einem guten Zustand ist.

8. Setze nie deine Füße in fließendes Wasser. Auch Bootsführer können sich mit den Füßen verfangen!

9. Erwarte nie von einem Verunglückten, bei seiner eigenen Rettung behilflich zu sein.

10. Binde nie ein Seil direkt an einen Retter. Brustgurte sind eine sicherere Methode um ein Seil zu befestigen; wobei es immer gefährlich ist, wenn man an ein Seil gebunden ins Wasser geht. Binden nie jemanden an ein Raft.

11. Spanne nie ein Seil im rechten Winkel zur Strömung. Der Wasserdruck bewirkt, dass sich das Seil zu einem "V" formt, wobei die Person bzw das Gewicht in der Mitte des Flusses zurückgehalten wird.

12. Wenn du ein eingeklemmtes Boot befreist, stell dich oberhalb des gespannten Seiles auf. Um Verletzungen vorzubeugen, die durch Seile oder ausgerissene D-Ringe (Schäkel) verursacht werden können, verwende so oft wie möglich eine richtungsumleitende Seilrolle.

13. Wenn du einmal das Opfer hast, verliere es nicht wieder. Zum Beispiel hören die meisten Menschen auf zu schwimmen, sobald sie einen Wurfsack in den Händen halten. Wenn du jetzt die Leine loslässt, ist das Opfer in einer schlimmeren Lage als vorher.

14. Verwende immer die passende Ausrüstung für deinen persönlichen Schutz. Vergewissere dich, dass diese für die Verwendung im Wildwasser geeignet ist, und schütze dich ausreichend gegen die Kälte für den Fall, dass du dich unerwartet lange im Wasser aufhalten musst.

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15. Versuche immer einen Unfall zu vermeiden, bevor es zu spät ist. Erfahrene Bootsführer können Unfälle oft voraussehen. Aus diesem Grund ist ein erfahrener Bootsführer trip leader und nur erfahrene Bootsführer sollten auf schwierigen Flüssen arbeiten. Rafting in Tirol wird durch Gesetze geregelt, welche die Sicherheit unserer Gäste gewährleisten und die gute Umsetzung innerhalb der Raftingfirmen. Ein Beispiel ist das Raftingverbot bei Hochwasser.

9.2.2 Vom niedrigen zum hohen Risiko Es ist generell immer besser eine wenig riskikoreiche Rettungsmöglichkeit zu wählen als eine riskante. Folgende Möglichkeiten der Bergung sollten dabei der Reihe nach gewählt werden:

Erreichen Niedriges Risiko Werfen Rudern Schwimmen Ziehen Hubschrauber Hohes Risiko

Als erste Option versuche den/die zu Bergenden mit dem Paddel zu erreichen, falls er/sie innerhalb der Reichweite ist. Wenn das nicht möglich ist, dann werfe den Wurfsack. Als nächste Möglickeit paddelt man mit dem Boot zu den zu Bergenden. Nur wenn wir selbst alle Paddel verloren haben, müssen wir selbst ins Wasser springen und ihnen beim Zurückschwimmen helfen bzw. - wenn sie nicht zurückschwimmen können - zurückziehen zum Raft oder ans Ufer. Wenn alle diese Rettungsversuche nicht geklappt haben, dann ruft man besser den Notruf, um den Hubschrauber anzufordern.

9.2.3 Techniken und Fähigkeiten Um einem erfahrenen Bootsführer bei einer Rettungsaktion helfen zu können, sollte ein neuer Führer alle notwendigen Knoten sicher beherrschen (siehe dazu das Kapitel 6 - Knoten). Sichere Beherrschung bedeutet dabei, den Knoten schnell und auch unter Stress und im Dunkeln knüpfen zu können. Alle Führer sollten am neuesten Stand sein bei Erster Hilfe und Wiederbelebungsmaßnahmen. Alle Führer sollten die volle Länge eines Wurfsackes präzise werfen können (bei einem 20 Meter entfernten Ziel mit einer Toleranz von 1 Meter nach links und rechts). Alle Führer sollten fit genug sein, um bei einer Rettungsaktion helfen zu können: zB hinlaufen um jemandem zu helfen, ihn aus starker Strömung retten, ihn aus dem Wasser heben und die Wiederbelebungsmaßnahmen 15 Minuten alleine durchführen zu können.

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9.2.4 Notsituationen Flipps Bootsführer müssen darin ausgebildet werden, wie man sich bei Kenterungen und der Bergung der Mannschaft verhält. Je schwieriger der Fluss bzw der reißende Bach, umso schneller muss man bei der Rettung seiner Mannschaft aus dem Wasser sein. Die Schwimmenden können entweder zurück in das wiederaufgerichtete Boot, auf den Boden des immer noch umgekehrten Bootes, oder in ein anderes Boot gerettet werden. Manchmal müssen die Leute ans Ufer gerettet werden, oder sie retten sich selbst, indem sie ans Ufer schwimmen. Wenn ein oder mehrere der anderen Boote im Konvoi flippen, ist es das oberste Gebot, auf die Sicherheit seines eigenen Bootes zu achten. Wenn das erste Boot im Konvoi flippt, dann muss sich das nächste Boot flussabwärts von diesem bewegen, um jeden Schwimmer aufzusammeln, der flussabwärts getrieben wird. Personen, die sich an der Seite eines gekenterten Bootes festhalten, sollten nur dann zuerst gerettet werden, wenn kein Bootsführer mehr zugegen ist. Sobald ihr Führer das Boot wieder aufrichtet, werden sie ohnehin schnell gerettet werden. Personen, die sich jedoch flussabwärts vom Boot befinden, werden durch die Strömung immer weiter vom Boot weg getrieben und für den Führer wird es immer schwieriger werden diese zu retten. Besonders deshalb, weil diese durch das lange Schwimmen erschöpft sein werden und möglicherweise die meisten Paddel verloren hat (auch wenn man ihnen sagt, dass sie die Paddeln nicht loslassen dürfen). Verklemmungen Boote können entweder auf Steine oder auf verschiedene Brückenpfeiler (wie zB in der Imster Schlucht) durch die Strömung angepresst und an Ort und Stelle festgehalten werden, weil der auf beide Seiten des Bootes einwirkende Druck gleich groß ist – siehe Abbildung 9.1. Die flussabwärts gerichtete Wulst wird schnell nach oben gedrückt und das Boot wird sich letztendlich in vertikaler Position befinden, festgehalten von mehr als zwei Tonnen Wasserdruck auf das Boot. Obwohl mit Hilfe verschiedener Seilsysteme das Boot wieder befreit werden kann, ist es oberstes Gebot, derartige Situationen von vornherein zu vermeiden, indem man Steinen und Brückenpfeilern ausweicht. Wenn eine Person zwischen dem Boot und einem Stein oder einem Pfeiler eingeklemmt ist, muss das Boot aufgeschnitten werden, um diese zu befreien. Hierfür braucht man ein gutes Wildwassermesser, das der Führer so zu tragen hat, dass es auch beim Schwimmen nicht verloren geht.

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Abb. 9.3: Wildwassermesser Wehre Wehre sind gefährlich, unglücklicherweise viel gefährlicher als sie aussehen. Das Wehr, das im westlichen Nordtirol am meisten beachtet werden muss, ist das Brunauer Wehr in der Mitte der Raftingstrecke auf der Unteren Ötz. Es ist oft sehr schwierig, jemanden lebend aus einem Wehr zu retten, ohne die (eigene) Sicherheit zu vernachlässigen, außer wenn der Verunfallte nahe dem Ufer ist und sich die Retter schon dort mit der erforderlichen Rettungsausrüstung befinden. Ein Bootsführer muss sich vergewissern, wo die Ausstiegstelle oberhalb des Wehrs liegt, und wo sich notfalls noch ein zusätzliches Kehrwasser befindet, falls er das erste nicht schafft. 6 tote Kunden kann man nicht dadurch entschuldigen, dass man einen zusätzlichen, 10 Meter längeren Fußweg nicht auf sich nehmen wollte! Brustgeschirr Das Brustgeschirr wird vorrangig gebraucht, um einen Retter auf eine sichere Art und Weise an ein schwimmendes Seil im Wasser zu binden. Wenn man sich an einem Brustgeschirr anhängt, bedeutet dies, dass man sich in kritischen Situationen von dem Seil, an dem man hängt, lösen kann. Viele Möchtegern-Retter sind schon, an Seile angehängt, im fließenden Gewässer gestorben. Direkt an ein Seil befestigt zu sein auf eine Art und Weise, dass man sich nicht mehr befreien kann, ist problematisch. Falls sich das Seil am Flussboden verklemmt, wird der Retter in der Folge auf den Flussboden gezogen und dort festgehalten. Darüber hinaus können sich Seile um die Beine und den Körper des Retters wickeln und ihm somit die Möglichkeit nehmen, das Seil zu lösen und sich zu befreien. Da ein gespanntes Seil eine daran fixierte Person unweigerlich unter Wasser zieht, ist es lebensnotwendig, ein Wildwassermesser bei sich zu haben, das man mit einer Hand bedienen kann, um nötigenfalls das Seil durchzuschneiden.

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Das Brustgeschirr kann auch verwendet werden, um einen Retter, der sich am Ufer befindet, davor zu schützen in den Fluss gezogen zu werden (sehr gut verwendbar auf nassen, rutschigen Steinen und auf Beton). Der Retter kann sich an einem festen Objekt (Baum oder Stein) festbinden, welches sich nicht bewegt, falls der Retter den Stand verliert. Der Retter kann sich immer noch loslösen und sich schnell flussabwärts bewegen, sollte dies notwendig sein. Darüber hinaus glauben Leute oft, dass ein Brustgeschirr stark genug wäre, um sich damit abzuseilen. Da das Brustgeschirr nicht für vertikales Abseilen gemacht ist, sollte es auch nicht dafür verwendet werden (der Zug-Winkel ist komplett falsch). Für eine Rettung in der Vertikalen kann ein improvisiertes Sitzgeschirr aus einer normalen Kletterschlinge gemacht werden. Es ist zwar überhaupt nicht komfortabel aber es funktioniert besser als die traditionelle, alte, schulische Abseilweise. Bemerkung: Cow Tail-Bergeleinen (Rettungsleinen), die an Brustgeschirre festgemacht sind, sind nicht so ideal für das Rafting, da sie dazu neigen, sich mit dem Karabiner an der Rundumleine des Bootes festzuklipsen, ohne dass es der Bootsführer bemerkt. Da dies sehr gefährlich ist, ist es besser diese Art von Bergeleinen nicht zu verwenden.

Abb. 9.3: Cowtail

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9.3 Fortgeschrittene Bergetechniken Die Kenntnis der folgenden Seilsysteme kann uns bei Ziehsystemen mit geringem (Zug)Winkel helfen, entweder um ein verklemmtes Boot zu befreien, oder um ein Seil über den Fluss zu spannen.

Abb. 9.4: Flaschenzug

Der Flaschenzug ist das gebräuchliche Ziehsystem der Rafter. Man benötigt hierfür nur minimale Ausrüstung und erfahrene Führer können ihn relativ schnell aufbauen.

Abb. 9.5: Pig Rig - System

Das Pig Rig - System ist geeigneter um Seile zu spannen, weil es vom Hauptseil entfernt werden kann, wenn es nicht mehr gebraucht wird – was mit dem Flaschenzug nicht möglich ist. Die Verwendung des Halbmastwurfs bedeutet, dass man das Hauptseil leicht fest- und losmachen kann. Beachte: Wurfsackseile haben eine maximale Bruchlast von 1000 kg und sind deshalb kein geeignetes Ausrüstungsmittel um verklemmte Boote aus der Strömung zu befreien. Für diesen Zweck sind statische 11 mm-Canyoningseile mit einer maximalen Bruchlast von 3000 kg gut geeignet.

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10. Schifffahrtszeichen 10.1 Einleitung 10.2 Verbotszeichen 10.3 Gebotszeichen 10.4 Hinweiszeichen 10.5 Zusatzzeichen 10.6 Empfehlende Zeichen 10.7 Beschränkungszeichen

10.1 Einleitung Die Schifffahrtszeichen der Seen- und Flussverkehrsordnung in diesem Kapitel sind kategorisiert. Dazu kommen noch die Zusatzzeichen. Wird die Rückseite nicht als Schifffahrtszeichen dargestellt, ist sie in weißer Farbe zu halten. Anmerkung: Nachdem die Ablegung der Bootsführerprüfung ein Schiffsführerpatent bedeutet, ist dazu die Kenntnis aller im Bundesgesetzblatt angegebenen Zeichen notwendig. Schifffahrtsgesetz Bundesgesetzblatt Nr. 62/1997 http://www.bgbl.at/htmlausgabe.aspx?ID=2285 http://www.via-donau.org/deutsch/documents/pdf/Schifffahrtsgesetz.pdf

10.2 Verbotszeichen Fahr- oder Durchfahrtsverbot

Auf der nachfolgenden Strecke dürfen keine Fahrzeuge fahren

Rechteckige rote Tafel mit waagerechtem weißen Streifen

Fahrverbot für Ruderfahrzeuge

Auf der nachfolgenden Strecke dürfen keine Ruderfahrzeuge fahren

Quadratische weiße Tafel mit rotem Rand, rotem Schrägstrich und einem

schwarzen Ruderboot

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Fahrverbot für Sportfahrzeuge

Auf der nachfolgenden Strecke dürfen keine Sportfahrzeuge fahren

Rechteckige weiße Tafel mit rotem

Rand, rotem Schrägstrich und schwarzem Schriftzug "SPORT"

Liegeverbot

An der Stelle dürfen keine Fahrzeuge anlegen

Quadratische weiße Tafel mit rotem Rand, rotem Schrägstrich und einem

schwarzen "P" Beispiel: Ötzschlag, weil dort Saug-/Pumpstation Fahrverbot im roten Zonenbereich

Fahrbereich muss im weißen Zonenbereich passiert werden

Zwei quadratische, auf der Spitze

stehende rot-weiße Tafeln Beispiel: Mühlauer Eisenbahnbrücke Verbot Wellenschlag oder Sog zu erzeugen

In der nachfolgenden Strecke oder an der Stelle darf nicht so schnell gefahren werden, dass Gefährdungen durch Sog oder Wellenschlag eintreten

Quadratische weiße Tafel mit rotem Rand, rotem Schrägstrich und zwei

waagerechten schwarzen Wellenlinien Überholverbot

In der nachfolgenden Strecke oder an der Stelle darf nicht überholt werden

Quadratische weiße Tafel mit rotem

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Rand, rotem Schrägstrich und zwei kurzen schwarzen Pfeilen

Begegnungs- und Überholverbot

In der nachfolgenden Strecke oder an der Stelle darf weder begegnet noch überholt werden

Quadratische weiße Tafel mit rotem Rand, rotem Schrägstrich und zwei

langen schwarzen Pfeilen Anmerkung: Nur bei Gegenverkehr sinnvoll; kommt im Tiroler Oberland nicht vor

10.3 Gebotszeichen Vorgeschriebene Fahrtrichtung

Die durch den Pfeil angezeigte Richtung muss eingeschlagen werden (wird oft auch ergänzt durch blaue Tafeln wie im Straßenverkehr)

Rechteckige weiße Tafel mit rotem Rand und waagerechtem schwarzen

Pfeil. Gebot zu besonderer Vorsicht

Besondere Vorsicht an dieser Stelle bzw der nachfolgenden Strecke walten lassen

Quadratische weiße Tafel mit rotem

Rand und vertikalem schwarzen Strich Anhaltegebot bei bestimmten Umständen

Vor der Tafel muss angehalten werden, solange die Durchfahrt nicht freigegeben ist. Oft ergänzt durch eine Ergänzung zum Hauptzeichen

Quadratische weiße Tafel mit rotem Rand und einem schwarzen Querstrich

(mit Ergänzungstext unten) Beispiel: Anhalten zur Zollabfertigung, zB am Inn bei Finstermünz

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Gebot, Schallzeichen zu geben

Ein Schallzeichen kann ein Pfiff mit der Trillerpfeife oder ein Schrei sein. Ein kurzer Ton (üblich ist etwa 1 Sekunde)

Quadratische weiße Tafel mit rotem

Rand und schwarzem Punkt

10.4 Hinweiszeichen Aufhebung

Ende einer Gebots- oder Verbotsstrecke in einer Richtung (Allgemeines Zeichen)

Rechteckige blaue Tafel mit weißem Diagonalstreifen von links oben nach

rechts unten

10.5 Zusatzzeichen Unter Zusatzzeichen versteht man alle Verkehrszeichen, die auch am Wasser verwendet werden, zB Allgemeines Fahrverbot, Richtungspfeil, Ein- und Ausstiegsstellen oder Ankündigungszeichen. Gesperrtes Gewässer

Abb. 10.1: Beispiel für ein gesperrtes Gewässer

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Ankündigung

Abb. 10.2: Beispiel für eine Ankündigungstafel

Einstiegszeichen

Einstiegstelle rechts

Einstiegstelle links

Beispiel Ötztaler Ache, Einstiegstelle in Ötz

Abb 10.3: Beispiel für eine Einstiegsstelle

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Ausstiegszeichen

Ausstiegstelle rechts

Ausstiegstelle links

10.6 Empfehlende Zeichen Empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken für beide Richtungen

Die Tafel markiert die für Verkehr in beiden Richtungen empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken

Quadratische, auf der Spitze stehende

gelbe Tafel Anmerkung: Nur bei Gegenverkehr sinnvoll; kommt im Tiroler Oberland nicht vor Empfohlene Brückendurchfahrtsöffnung für eine Richtung

Die Tafel markiert die für Verkehr in eine Richtung empfohlene Durchfahrtsöffnung bei Brücken

Zwei quadratische, auf der Spitze

stehende gelbe Tafeln

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Empfohlene Durchfahrt (Fahrrinne)

Der grüne Bereich markiert die empfohlene Fahrrinne

Zwei quadratische, auf der Spitze

stehende grün-weiße Tafeln Empfohlener Fahrbereich

Der grüne Bereich markiert die empfohlene Fahrrinne

Quadratische, auf der Spitze stehende

grün-weiße Tafel

10.7 Beschränkungszeichen Beschränkte Durchfahrtshöhe

Die Durchfahrtshöhe ist beschränkt. Oft ergänzt durch eine Ergänzung zum Hauptzeichen mit der Angabe der Höhe

Quadratische weiße Tafel mit rotem

Rand und einem schwarzen Dreieck von oben

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Beschränkte Durchfahrtsbreite

Die Durchfahrtsbreite ist beschränkt. Oft ergänzt durch eine Ergänzung zum Hauptzeichen mit der Angabe der Breite

Quadratische weiße Tafel mit rotem

Rand und je einem schwarzen Dreieck links und rechts

Abstandsgebot

Das Fahrtwasser ist eingeengt - der angegebene Abstand vom Ufer (in Meter) ist auf der nachfolgenden Strecke einzuhalten

Rechteckige weiße Tafel mit rotem Rand. Der schwarze Grund mit der weißen Zahl zeigt den zu haltenden

Abstand an. (Beispiel: 40 m von der rechten Seite in Fahrtrichtung)

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iii. Anhang

iii.1 Abbildungsverzeichnis Titelbild: Inn bei Landeck kurz nach der Sannamündung

Foto Christian Klingler (ASI-Tirol)

Kap. 3: Fotos: ASI-Tirol, Hersteller

Kap. 4: Abbildungen Christian Klingler (ASI-Tirol) nach Baur/Hahn/Holz und Bennett

Kap. 5: Abbildung Christian Klingler (ASI-Tirol)

Kap. 6: Abbildungen Benett, ASI-Tirol, Bergrettungsdienst Vorarlberg Fotos: Faszinatour

Kap. 8: Checkliste ASI-Tirol Fotos: Thomas Kracker (Faszinatour) / Team Christophorus 5

Kap. 9: Fotos: Neil Newton Taylor / Rescue3 International, Hersteller

Kap. 10: Fotos: Josef Edinger, Christian Klingler Abbildungen Christian Klingler (ASI-Tirol)

iii.2 Literaturverzeichnis Georg Fernsebner, Wolfgang Huber Faszination Wildwasser, Lehrbuch der der Österreichischen Wasser-Rettung Tirol Wildwasserschwimmen · Rafting · Canyoning / Gefahren – Sicherheit - Rettung Tyrolia-Verlag 1998, ISBN 3-7022-2154-9 Holger Machatschek Richtig Wildwasserfahren BLV Verlagsgesellschaft, 2. Auflage 1993, ISBN 3-4051-4494-9 Robert Steidle Wildwasserfahren, Technik – Training - Taktik BLV Verlagsgesellschaft 1976, 2. Auflage 2000, ISBN 3-4051-1929-4 Gerhart Büchl Kajakfahren heute, Lehr- und Praxisbuch für den alpinen Wildwassersport Bruckmannverlag München 1987, ISBN 3-7654-2085-9 William Nealy Lustige Kajakschule Pollner Verlag 2000, ISBN 3-9256-6012-7

iii.3 Autoren Josef Edinger aus Schwaz ist gerichtlich zertifizierter Sachverständiger für Rafting.

Er ist Prüfer der obersten Schifffahrtsbehörde für Rafting.

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Mag. Ariane Guem war Geschäftsführerin des Vereins Regionalentwicklung Bezirk

Imst. Die Regionalentwicklungsvereine im Bezirk Imst und Landeck haben die Plattform Wasser Tiroler Oberland ins Leben gerufen, deren Ziel es ist, die Projekte zum Thema Wasser im Tiroler Oberland zusammenzufassen und zu bündeln, um eine Bewusstseinsbildung in diesem Bereich zu erreichen. Im vergangenen Jahr hat die Plattform Wasser Tiroler Oberland den Tiroler Umweltpreis gewonnen.

Mag. Friedrich-Karl „Fuzzi“ Huber vom Sport Camp Tirol, das direkt am Ausstieg

der Sanna in Landeck liegt, ist Obmann des Tiroler Raftingverbands und arbeitet seit dem Start des Raftingsports im Tiroler Oberland in den frühen 80er Jahren immer wieder an dessen Weiterentwickung mit. Er leitet die Projektgruppe, deren Mitglieder gemeinsam den Lehrplan entwickelt haben.

DI Christian Klingler ist beim Alpinen Sicherheits- und Informationszentrum ASI-

Tirol in Landeck verantwortlich für die Bereiche Technologie und Kommunikation. Er hat die Beiträge der verschiedenen Autoren in einem Dokument zusammengeführt und betreut die ASI-Outdoorsite www.alpinesicherheit.com/outdoor.

Andy Leaney ist General Manager der Raftbasis Haiming bei Feelfree Touristik und

ist ebenfalls seit dem Start des Raftingsports im Tiroler Oberland mit dabei. Weiters nimmt er für das Land Tirol den praktischen Teil der Bootsführerprüfung ab.

Marcel Pachler ist Geschäftsführer von faszinatour Adventure & Sports Österreich.

Er ist seit Beginn des Raftingsports mit dabei, durch seine langjährige Erfahrung ist er ein ständiger Mitstreiter zum Thema Sicherheit und Weiterentwicklung im Wildwasserbereich in Tirol.

Mag. Werner Senn, Geschäftsführer des Alpinen Sicherheits- und

Informationszentrum ASI-Tirol in Landeck, war mehrfacher Tiroler Kanumeister, ist jetzt Alpingendarm und Jurist und ist Verfasser des ASI-Tirol Ratgeber Skirecht.

Neil Newton Taylor arbeitet für Rescue3 International und veranstaltet im Tiroler

Oberland immer wieder Ausbildungskurse für den „Swiftwater Rescue Course“.

iii.4 Haftungsausschluss Die Vielzahl an Informationen im Tiroler Rafting Lehrplan können als Bausteine zur Vorbereitung auf die Tiroler Bootsführerprüfung und das Rafting am Wildwasser gesehen werden. Sie dürfen aber nie darüber hinwegtäuschen, dass die Verantwortung und Entscheidung immer bei einem selbst liegt. Der Lehrplan erhebt weder Anspruch auf Vollständigkeit, noch können haftungsrechtliche Ansprüche daraus abgeleitet werden.