MATERIALMAPPE ZUR INSZENIERUNG

TÜRKISCH GOLD Kontakt:

Susanne Schmitt, Dramaturgin Tel.: 07071.1592-50 e-Mail: schmitt@landestheater-tuebingen.de Tobias Ballnus, Theaterpädagoge Tel.: 07071.1592-52 e-Mail: ballnus@landestheater-tuebingen.de

KJT. Kinder und Jugendtheater Tübingen am LTT Eberhardstraße 6 72072 Tübingen

Fax: 07071.1592-78

Internet: www.landestheater-tuebingen.de

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INHALT:

I. Grundsätzliche Informationen zur Inszenierung 1. Besetzung ............................................................................................... 4 2. Die Autorin............................................................................................... 5 3. Das Inszenierungsteam .......................................................................... 5 4. Worum geht’s im Stück? ......................................................................... 6 5. Interview mit der Regisseurin .................................................................. 6

II. Freundschaft und Liebe

1. Platonische Freundschaft: Da läuft doch was - oder? ............................ 8 2. Erster Kuss, erste Liebe, erster Sex ....................................................... 10 3. Ratgeber: Sechs Zeichen, dass er/sie an Ihnen interessiert ist .............. 13

III. Migration // Klischees und Vorurteile

1. Deutsche und türkischstämmige Familien .............................................. 15 2. Feridun Zaimoglu: "Kanak Sprak" ........................................................... 19 3. Hatice Akyün: "Einmal Hans mit scharfer Soße" .................................... 20

V. Unterrichts- und Spielideen

1. Vorurteilen auf der Spur .......................................................................... 22 2. Im Einteilungsdschungel ......................................................................... 23 3. Arbeitsblatt 1 ........................................................................................... 24 4. Arbeitsblatt 2 ........................................................................................... 25 5. ABC-Rollenspiel ...................................................................................... 26

VI. Textbeispiele

1. Ausschnitte aus TÜRKISCH GOLD von Tina Müller............................... 27

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TÜRKISCH GOLD von Tina Müller // Rechte: Rowohlt Theater Verlag // für Zuschauer ab 13 Jahren Premiere // 20.02.10 Premiere der Umbesetzung // 04.07.10 Aufführungsdauer: ca. 60 Minuten, ohne Pause

Jonas Sebastian Schmid

Luiza Stefanie Klimkait

Regie Katrin Aissen

Ausstattung Cornelia Brey

Dramaturgie Susanne Schmitt

Spielleitung Umbesetzung Felix Schmidt

Regieassistenz Corinna Reinhard

Inspizienz Conni Lelič

Theaterpädagogik Tobias Ballnus / Uschi Berberich

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// DIE AUTORIN Tina Müller, 1980 in Zürich geboren und dort aufgewachsen, studierte Kulturwissenschaften an der Universität Hildesheim und Szenisches Schreiben an der Universität der Künste, Berlin. 2003 wurde sie zum Nachwuchsdramatikerfestival „World Interplay“ nach Australien eingeladen, 2005 erhielt sie Stückaufträge für die Oberthurgauer Festspiele und die Theaterfabrik Gera. Ihr Jugendstück „Bikini“ gewann 2005 den 3. Preis des niederländisch-deutschen Kinder- und Jugendtheaterfestivals „Kaas & Kappes“, den 2. Baden-Württembergischen Jugendtheaterpreis 2006 und den Deutschen Jugendtheaterpreis 2008. TÜRKISCH GOLD entstand als Auftragsarbeit für das Theater Zamt & Zunder in Baden (Schweiz), wo es 2006 unter dem Titel „Schweiz küsst Türkei“ uraufgeführt wurde. In der Spielzeit 2007/08 war Tina Müller Stipendiatin des Autorenlabors am Düsseldorfer Schauspielhaus, zurzeit lebt sie in Berlin. // DAS INSZENIERUNGSTEAM Katrin Aissen studierte an der LMU München Neuere deutsche Literatur, Theaterwissenschaft und Geschichte. Sie war danach fünf Jahre lang als Regieassistentin am Mainfranken Theater Würzburg und von 2005 bis 2009 als Dramaturgin am KJT engagiert. Als Regisseurin arbeitete sie bisher in Wien, am Mainfrankentheater Würzburg, an der Westfälischen Landesbühne Castrop-Rauxel und an der Württembergischen Landesbühne Esslingen. Am KJT hat sie zuletzt HARAM von Ad de Bont und eine eigene Bühnenfassung von George Orwells FARM DER TIERE inszeniert. Cornelia Brey, geboren in Hamburg, absolvierte ihr Bühnen- und Kostümbildstudium an der HdK Berlin. Als freie Ausstatterin ist sie seitdem unter anderem am Volkstheater Wien, Staatstheater Wiesbaden, Stadttheater Klagenfurt, Düsseldorfer Schauspielhaus, am Theater Vorpommern in Greifswald und am Theater der Stadt Koblenz tätig. Am KJT hat sie in den vergangenen Jahren zahlreiche Produktionen betreut, zum Beispiel YVONNE, DIE BURGUNDERPRINZESSIN, WIE KATER ZORBAS DER KLEINEN MÖWE DAS FLIEGEN BEIBRACHTE oder zuletzt FRITZ – A GERMAN HERO.

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// WORUM GEHT’S IM STÜCK? Luiza und Jonas sind befreundet – irgendwie schon seit immer. Sie kennen sich in- und auswendig, aber nach dem Urlaub ist plötzlich alles ganz anders. Jonas hat sich in der Türkei Hals über Kopf in Aynur verliebt. Vom Sehen kennt er sie schon aus Deutschland, sie wohnt in der gleichen Stadt und geht sogar in Luizas Parallelklasse. In der Türkei verbringen Jonas und Aynur einen wunderschönen Nachmittag zusammen am Strand, doch dann hat sie es ziemlich eilig und stürmt davon ohne sich richtig zu verabschieden. Zurück in Deutschland weiß Jonas nicht so recht, wie er sich verhalten soll. Spielerisch exerzieren Luiza und Jonas daher alle möglichen Situationen durch: Was sagen Aynurs muslimische Eltern zu einem Verhältnis ihrer Tochter mit einem „Ungläubigen“? Wie werden sich die Mitschüler das Maul zerreißen? Was wird Aynurs Bruder Jonas antun für die Schande, die er über die Familie bringt? Außerdem ist da noch der Rechtsradikale Marius, der auch nicht gerade zimperlich ist, wenn Deutsche sich mit Ausländern „einlassen“. Und vor allem: Was ist mit Aynur? – Steht sie überhaupt auf deutsche Jungs, oder findet sie sie langweilig? // INTERVIEW MIT DER REGISSEURIN KATRIN AISSEN Am Samstag feiert das Kinder- und Jugendtheater Tübingen seine nächste Premiere: „Türkisch Gold“ von Tina Müller, ein Stück für Zuschauer ab 13 Jahren. Im Vorfeld der Premiere sprach KJT-Dramaturgin Susanne Schmitt mit der Regisseurin Katrin Aissen über ihre Inszenierung der türkisch-deutschen Liebesgeschichte. Susanne Schmitt: TÜRKISCH GOLD ist ein Stück über die erste Liebe, über Freundschaft, Migration, Klischees und Vorurteile. Katrin, welcher dieser Aspekte steht für dich im Vordergrund? Katrin Aissen: Ich finde gerade die Mischung dieser Themenkomplexe sehr spannend. Die Autorin Tina Müller hat die Frage nach Kulturunterschieden bzw. in erster Linie die Klischeebilder davon, die viele in unserer Gesellschaft von „Ausländern“ haben, sehr geschickt in eine Freundschafts- und Liebesgeschichte eingebaut. Die Grundidee des Stücks ist dabei clever komponiert: Die beiden Hauptfiguren Luiza und Jonas stellen sich spielerisch vor, was passieren könnte, wenn Jonas mit Aynur zusammen sein würde. Dadurch bedienen sie einerseits lustvoll vorhandene Klischees, andererseits werden diese aber auch immer wieder gebrochen, da sie ganz klar der Projektion der jeweiligen Figur entstammen.

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Luiza und Jonas schlüpfen dabei ständig in andere Rollen, sie sind mal sie selbst und im nächsten Moment Aynur, ihr Bruder Kerim, Jonas’ Vater etc. Welche Auswirkungen haben diese schnellen Wechsel auf die Spielweise der Schauspieler? In TÜRKISCH GOLD gibt es ja eigentlich zwei Ebenen: Da ist zum einen die Beziehung zwischen Jonas und Luiza. Diese Spielebene haben wir sehr psychologisch angelegt. Zum anderen gibt es diverse Personen, in die Luiza und Jonas schlüpfen. Bei den jeweiligen Figuren haben wir auf den Proben genau untersucht, inwieweit man mit Übertreibungen und Klischees arbeitet oder inwieweit man sie ernst nimmt. Das hängt auch immer davon ab, wer die Figur gerade „erfindet“ und was man mit ihr „bezweckt“. Das bedeutet für die Schauspieler natürlich eine große Herausforderung. Sie müssen von einem Moment auf den anderen ihre Spielweise ändern: von einer Personenpersiflage switchen sie in eine emotional sehr berührende Szene und zurück. Ihr verzichtet bei den rasanten Rollenwechseln nahezu vollständig auf äußere Verwandlungen. Wie kam es zu dieser Entscheidung? Kostüm- und Maskenwechsel standen für mich eigentlich nie wirklich zur Debatte. Ich denke, das ist auch schon durch das Grund-Setting vorgegeben. Die Ausgangsbasis ist ja die, dass die Jugendlichen Jonas und Luiza die anderen Personen „spielen“: Sie stellen sich vor „was wäre, wenn“. Das heißt, es geht nicht um eine möglichst perfekte Verwandlung der Schauspieler in die jeweiligen Figuren, sondern vor allem auch darum, wie Luiza und Jonas sich diese Personen vorstellen und dementsprechend verkörpern. Du hast in deiner Inszenierung in die sehr schnellen, pingpongartigen Dialoge von Tina Müller stumme Szenen eingefügt. Was passiert in diesen „Zwischenspielen“? Zum einen kann man in den Zwischenspielen sozusagen einen Blick in die Köpfe der Hauptfiguren Jonas und Luiza werfen. Innere Gefühle wie Angst, Freude, Sehnsucht etc. werden ohne Text, nur über Musik und den körperlichen Ausdruck dargestellt. Zum anderen haben die Zwischenspiele für mich auch eine dramaturgische Funktion: Man kann sich als Zuschauer ein wenig von den aberwitzigen Dialogschlachten „erholen“. aus: Schwäbisches Tagblatt, 19. Februar 2010

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PLATONISCHE FREUNDSCHAFT: DA LÄUFT DOCH WAS - ODER? Ich verlor meinen besten Freund Jan mit Anfang 20. Aber nicht der Tod war Schuld. Es war die Liebe. "Ich glaube, es ist besser, wenn wir uns erstmal nicht mehr sehen", hatte er gesagt und die Tür hinter sich zugezogen. Ich blieb allein zurück und konnte es nicht fassen. War das jetzt das Ende unserer Freundschaft? Was sollte ich denn ohne ihn machen? Gemeinsam hatten wir ganze Nächte verquatscht, über die Zukunft, unsere Träume, die Liebe sinniert. Und uns dabei gegenseitig unsere musikalischen Neuentdeckungen vorgespielt. Bei meinem Umzug in die neue Wohnung schleppte Jan freiwillig meinen wuchtigen Schrank. Und wenn es mir schlecht ging, rief ich ihn an, zehn Minuten später stand er mit einer Packung Schokoeis vor meiner Tür. Nie langweilten wir uns miteinander. Wir verstanden uns einfach gut. Vielleicht zu gut. Psychologen nennen so was "Harry-und-Sally-Syndrom". In der amerikanischen Liebeskomödie ist es der skeptische Harry (gespielt von Billy Crystal), der die These aufstellt: "Männer und Frauen können nie nur Freunde sein, der Sex steht immer zwischen ihnen." Am Ende behält er Recht. Besonders Männern fällt es schwer, bei der besten Freundin nicht auch ans Fummeln zu denken. Laut einer Untersuchung der Psychologinnen Cornelia Rohde-Höft und Regine Heißenbüttel-Röhr von der Universität Oldenburg fühlen sich 44 Prozent der befragten Männer von ihrer besten Freundin angezogen. Bei den Frauen sind es nur 31 Prozent. Ein weiteres Hindernis liegt in unserer Erziehung: In der Schule werden wir erst darauf geeicht, uns aus dem Weg zu gehen ("Mädchen spielen doch eh nur mit Puppen"), und später in der Pubertät darauf, im anderen Geschlecht das Objekt der Begierde zu sehen. Nach der Sache mit Jan habe ich gesagt: Nein! Klappt nicht. Heute weiß ich: Eine platonische Freundschaft zwischen Junge und Mädchen kann doch funktionieren! Dank Markus. Ich habe ihn bei einem Praktikum kennengelernt. Wir verstanden uns sofort. Ich lachte Tränen, wenn er mir per Mail witzige YouTube-Videos schickte. Er liebte die Musik, die ich ihm auf CDs brannte. Gemeinsam lästerten wir bei einem Feierabend-Pils über die Macken unserer Partner. Aber immer waren die Fronten geklärt. Wir steckten jeweils in festen Partnerschaften. Überhaupt ist mit ihm alles so entspannt. Wenn er vorbeischaut, muss ich weder den Bauch einziehen, noch auf meine alte Jogginghose verzichten. Und kippt er auf einer Party betrunken vom Barhocker, rege ich mich nicht auf - er ist ja schließlich nicht mein Freund. Zum Glück sahen unsere Liebsten das ebenso entspannt. Denn so eine Mädchen-Jungs-Freundschaft bietet den perfekten Nährboden für Eifersucht. Die Vorstellung, dass die eigene Freundin sich einmal in der Woche mit einem anderen Jungen trifft und dabei Geheimnisse austauscht, behagt den meisten gar nicht. Besonders das Umfeld reagiert auf diese Konstellation meist höchst misstrauisch und mit klaren Unterstellungen: "Da läuft doch was!" Weil sich eben keiner vorstellen kann, dass mal nichts läuft, wenn Mädchen und Junge sich häufig sehen, sich in den Arm nehmen oder sich beim jeweils anderen ausheulen. Das passt nicht in unser traditionelles Bild. Dabei hat es nur Vorteile, eine beste Freundin und einen besten Freund zu haben! Mit ihr suche ich nach Makeln bei den "Germany's Next Topmodel"-Kandidatinnen, mit ihm die Anschlussfehler bei Star Wars. Sie weiß genau, welcher Schal zu welchem Top passt - er kann mir endlich die Abseits-Regel erklären. Sie versteht, warum Reden in einer Beziehung so wichtig ist - er, warum Mann manchmal lieber

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schweigt. Wer einen besten Freund hat, braucht keinen professionellen Beziehungsberater. Aber was, wenn doch etwas lief? Kann aus Liebe Freundschaft werden? Die Berliner Freundschaftsforscherin Ann-Elisabeth Auhagen fand heraus, dass immerhin 30 Prozent aller Mann-Frau-Freundschaften aus Partnerschaften hervorgehen. Sicher wird man trotzdem leiden, auch wenn man sich freundschaftlich trennt. Weil ein Scheitern in der Liebe, diesem ultimativen Glücksziel, einfach schwer zu akzeptieren ist. Nach längeren Beziehungen kann es Monate dauern, vielleicht sogar Jahre, bis die Scherben zusammengekehrt sind. Richtiger Liebeskummer ist eine traumatische Erfahrung. In der psychologischen Stress-Skala steht eine Trennung auf Platz zwei, nach dem Tod eines Angehörigen. Aber man wird trotzdem in Kontakt bleiben. Und wenn man nur bei Facebook schaut, was der andere gerade so treibt. Weil einen mehr verbindet als trennt. Und je zufriedener sich beide in verschiedene Richtungen entwickeln, je glücklicher sie in einer neuen Beziehung sind, desto einfacher gelingt die Freundschaft. Vor einem Jahr habe ich Jan wiedergetroffen. Ich hatte in der Stadt zu tun, in der er heute lebt. Gemeinsam mit seiner Freundin. Wir haben uns auf ein Bier verabredet. Seit er gegangen war, haben wir das nicht mehr gemacht. Plötzlich war alles wie früher: Wir haben in alten Zeiten geschwelgt, über Feten, Freunde, unser früheres Leben geredet. Und viel gelacht. Es war schon sehr spät, als wir uns zum Abschied fest umarmten. Für einen kurzen Augenblick sahen wir uns an und ich glaube, wir waren beide traurig. Weil wir erkannten, dass es nie mehr so werden würde wie früher. Dass wir beide einen Freund verloren haben. Katrin Brinkmann, Harry und Sally. Mädchen-Jungs-Freundschaften, kann das gut gehen? Zumindest solange es nicht knistert., in: Yeaz. Die Jugendzeitung, Nr. 42, November 2009.

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ERSTER KUSS, ERSTE LIEBE, ERSTER SEX

"Ich check die jetzt ab"

West, 15, will eine Freundin, die richtig gut aussieht, "alles andere wäre doch voll blamabel". Also gibt er bei der Anmache alles. Herzklopfen im SchulSPIEGEL - das zweite von sechs Gesprächen über Flirten, Verliebtsein, Sex.

Frage: Gibt's ein Mädchen, für das du schwärmst?

West: Ja. Sie geht in eine Klasse über mir.

Frage: Und warum gerade sie? Was ist an ihr so toll?

West: Na ja, wie sie aussieht. Sie einen guten Körper, ein schönes Gesicht. Sie ist nett, freundlich. Sie hat Humor. Mal ehrlich: Gutes Aussehen ist wichtig. Alle sagen: innere Werte und so. Aber wenn sie nicht gut aussieht, dann kann ich mich mit ihr nirgendwo blicken lassen. Das wäre voll blamabel. Der erste Eindruck ist einfach der äußere. Das ist einfach so. Aussehen und Klamotten machen Menschen. Sie sollte also schon gut aussehen, nicht fett sein und 'ne schöne Oberweite haben. Muss jetzt nicht Doppel-D sein, aber schon so C.

Frage: Und? Hast du schon mal mit ihr geredet?

West: Ja, klar. Sie ist meine Nachbarin und eine Freundin. Aber ich hätte gerne, dass da mehr draus wird. Ich muss mir nur noch eine gescheite Taktik ausdenken.

Frage: Was willst du dafür tun?

West: Also zuerst mal reden und dann sagen: Hey, gib mal deine Telefonnummer, dann kann ich ja mal anrufen und wir können was zusammen machen, Kino, McDonalds oder so. Aber an der Taktik muss noch gefeilt werden. Tja, das ist schwer. Ist voll scheiße, dass das die Mädels nie machen. Bei manchen funktioniert es, wenn man voll die Aufziehsprüche macht: Ey, chica, und so. Aber das sind dann voll die Bitches. Nur für eine Nacht gut.

Frage: Also gefällt es dir nicht, wenn Mädels leicht zu kriegen sind?

West: Doch doch, das gefällt mir schon. Es gibt zwei Arten von Mädchen: die für eine Nacht und die für länger. Wenn ich sie liebe und mit ihr zusammen bin, dann will ich keinen One-Night-Stand.

Frage: Wie sollte denn ein Mädchen einen Jungen anmachen?

West: Also die meisten Mädchen sind so schüchtern, die machen das nicht. Ich habe noch nie ein Mädchen gesehen, das einen Jungen angemacht hat. Das Problem ist: Wenn ein Junge einen Korb bekommt, dann macht er sich darüber lustig. Aber wenn ein Mädchen einen Korb bekommt, dann ist sie voll traurig. Deshalb haben sie Angst davor. Wenn ein Mädchen einfach herkommen und mich küssen würde, ich sie aber nicht toll fände, dann würde ich sie wegschieben und sagen: Bäh, was machst du, Alte? Dann würde sie nie wieder einen Jungen ansprechen und hätte ein Trauma für's Leben.

Frage: Und ihr Jungs habt keine Angst, einen Korb zu bekommen?

West: Nö, eigentlich nicht. Aber wenn es um Liebe geht, also wenn ich vielleicht was für sie empfinde, dann ist es schon schwieriger. Aber wenn ich sie nur fürs Bett haben will, dann ist es leicht.

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Frage: Und wie macht man das dann?

West: Man spricht die Mädchen an und sagt: Hey, willst du 'ne Runde spazieren gehen? Dann kann man ein bisschen herumlaufen. Wir machen die an, wenn keiner dabei ist, sonst kommt das peinlich. Wenn ein Mädel mit ihrer Clique dasteht und dann kommt einer und macht sie an, das wäre komisch. Also muss man sie erst mal wegkriegen, dann ein bisschen reden und dann läuft das.

Frage: Wie sollte denn das Mädel, das du toll findest, reagieren, wenn du sie ansprichst?

West: Mir ihre Telefonnummer geben. Wenn wir ins Kino gehen oder so, dann darf sie dafür den Film aussuchen.

Frage: Sie darf dann alles bestimmen?

West: Also man denkt immer, dass Frauen bei Muslimen keine Rechte haben. Aber das stimmt so nicht. Bei uns ist es so: Die Mutter ist heilig, dann kommt die Freundin. Die ist auch voll wichtig und kann auch was bestimmen. Wenn sie in eine andere Disco gehen will als ich, dann gehe ich halt dorthin mit.

Frage: Bist du denn als Muslim streng religiös erzogen?

West: Nein, meine Mutter, die ist Iranerin, sagt: Ich glaube an Gott, aber der Rest ist deine Sache. Mein Vater ist Italiener, also sowieso kein Muslim. Meine Eltern sind da nicht so streng. Und mein Opa und meine Oma essen auch Schweinefleisch.

Frage: Ist das Mädel, um das es geht, auch Muslimin?

West: Nein, die ist griechisch-orthodox. Meinen Eltern ist das egal. Ich könnte auch eine Jüdin als Freundin haben. Nur bei einer deutschen Freundin würden meine Kumpels vielleicht sagen: Hey, was geht bei euch? Und so. Das ist nicht so gut, was machst du da? Aber weiter ist das kein Problem.

Frage: Wissen denn deine Freunde, dass du sie toll findest? Redet ihr darüber?

West: Nein, nicht so. Wenn wir über Mädchen reden, geht das eher so: Ich check die jetzt ab. Aber wenn ich jetzt eine liebe, dann sage ich: Hey, ich habe eine neue Freundin, und ihren Namen, aber sonst nichts. Es geht eher um Sex, wenn wir reden, das ist interessanter. Außer jetzt mit meinem besten Kumpel. Da vielleicht. Aber nicht so, wie Mädels das machen, so in der Runde, so nicht. Aber ich denke oft an sie. Ich kann nachts nicht schlafen und denke an sie.

Frage: Was würdest du denn gerne mal mit ihr machen?

West: Weggehen. Kino, Disco, gerne Gammeln, also 'rumhängen, zu ihr gehen, da Musik hören, Film angucken… Ich würde sie dann auch zu meinen Kumpels mitbringen. Und ich würde dann auch zu ihren Homies gehen, quatschen, so was. Das soll drei bis vier Jahre halten. Ich will den Rekord von einem Kumpel brechen. Der ist mit seiner Freundin schon zwei Jahre zusammen.

Frage: Und wie glaubst du, dass sie reagiert, wenn du's ihr sagst?

West: Ich weiß nicht. Ein Klassenkamerad hat ihr mal einen Brief geschrieben, so einen Erste-Klasse-Brief: Willst du mit mir gehen? – ja, nein, vielleicht. Und da hat sie ein viertes Kreuz gemacht: Warum soll ich das beantworten?

Frage: Was würde denn passieren, wenn sie bei dir nein sagen würde?

West: Dann muss ich mir eine Neue suchen, dann habe ich halt einen Korb bekommen. Ich würde jetzt nicht groß herumflennen oder so.

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Frage: Was könntest du denn Romantisches für sie machen?

West: Ein Candlelight-Dinner könnte ich nur machen, wenn ich älter wäre. Also man sieht das doch auch in der Entwicklung. In der Grundschule hat man Liebesbriefe geschrieben mit ja, nein und vielleicht. Jetzt in meinem Alter ist so was total abwegig. Und jetzt: Wir müssen die auf der Straße anmachen oder so. Und wenn man älter wird, dann macht man was Romantisches, geht erst in einen Liebesfilm und lädt sie zum Essen ein. Oder wenn man jemand anmacht und ihn zum Kaffee einlädt, das macht man auch erst in der Oberstufe, also so mit 20 und älter. In meinem Alter macht man das nicht. aus: www.spiegel.de/schulspiegel/leben/0,1518,479447,00.html // 15. Mai 2007

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RATGEBER: SECHS ZEICRATGEBER: SECHS ZEICRATGEBER: SECHS ZEICRATGEBER: SECHS ZEICHEN, DASS ER/SIE AN HEN, DASS ER/SIE AN HEN, DASS ER/SIE AN HEN, DASS ER/SIE AN IHNEN INTERESSIERT IIHNEN INTERESSIERT IIHNEN INTERESSIERT IIHNEN INTERESSIERT ISTSTSTST Das Kennenlernen ist eine knifflige Phase: Wir kennen den anderen noch nicht gut genug, um seine Signale zu deuten. Ist er/sie nur schüchtern oder hat er/sie einfach kein Interesse? Kein Problem, mit folgendem Ratgeber finden Sie im Nu heraus, wie er zu Ihnen steht.

Zeichen eins: Er zeigt Schwächen Am Anfang des Kennenlernens tun viele erst einmal so, als würde ihr Leben nahezu problemfrei verlaufen. Na klar, schütten wir beim ersten Date nicht gleich unser Herz aus, erst einmal sind die Schokoladenseiten Gesprächsthema. Das tun wir - natürlich -, um uns gegenseitig zu beeindrucken. Ist sein Interesse jedoch echt, fängt er an, seine Gedanken oder Probleme zu schildern. Es geht nicht mehr nur um den liebsten Bundesligaverein oder den besten Italiener der Stadt, sondern um wirkliche Themen. Zum Beispiel, dass sein Job ihn auf Dauer doch unterfordert oder dass er als Kind unter seinem strengen Vater gelitten hat. Ein sicheres Zeichen, dass er sich bei Ihnen wohl fühlt und Sie hinter seine starke Fassade schauen lassen will. Zeichen zwei: Er fragt nach Zukunftsplänen Das muss nicht gleich der konkrete Kinderwunsch sein. Er zeigt auch echtes Interesse, wenn er Sie nach Ihren Karriereplänen für die nächsten fünf Jahre fragt oder ob Sie immer in der Stadt leben möchten. Mit diesen scheinbar harmlosen Fragen möchte er herausfinden, ob sie zueinander passen. Zeichen drei: Er hört zu Sie erzählen von sich, ohne gleich beim ersten Date Ihr gesamtes Leben auszubreiten? Gut, dann haben Sie alles richtig gemacht. Aber wie reagiert er? Hört er Ihnen zu? Stellt er Fragen oder ermuntert er Sie, weiter zu sprechen, wenn Sie zögern? Erzählt er etwas von

Zeichen eins: Sie zeigt Schwächen Am Anfang des Kennenlernens tun viele erst einmal so, als würde ihr Leben nahezu problemfrei verlaufen. Na klar, schütten wir beim ersten Date nicht gleich unser Herz aus, erst einmal sind die Schokoladenseiten Gesprächsthema. Das tun wir - natürlich -, um uns gegenseitig zu beeindrucken. Ist sein Interesse jedoch echt, fängt sie an, ihre Gedanken oder Probleme zu schildern. Es geht nicht mehr nur um ihre liebsten Freundinnen oder den besten Italiener der Stadt, sondern um wirkliche Themen. Zum Beispiel, dass ihr Job sie auf Dauer doch unterfordert oder dass sie als Kind unter ihrem strengen Vater gelitten hat. Ein sicheres Zeichen, dass sie sich bei Ihnen wohl fühlt. Zeichen zwei: Ihre Körpersprache ist offen Die Körpersprache verrät oft mehr, als Worte. Schließlich hat uns die Natur mit einem unbewussten Paket an non-verbalen Flirtsignalen ausgestattet, die in Action springen, wenn uns jemand gefällt. Dazu gehören: Sie lehnt sich in Ihre Richtung, während Sie mit Ihnen spricht. Sie spielt in ihren Haaren herum. Sie spiegelt Ihre Bewegungen mit ihren eigenen. Sie lächelt, wenn Sie sie ansehen. Zeichen drei: Sie ist neugierig Eine Frau, die sich für Sie interessiert, wird Sie mit allerlei Fragen bombardie-ren: Hobbies, Freundeskreis, Beruf oder Lieblingsmusik. Ihr Ziel ist es natürlich, möglichst viele Gemeinsam-keiten herauszufinden. Wenn Sie sich dann noch Kleinigkeiten merkt, die Sie irgendwann im

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sich, das zum Thema passt? Oder schweift sein Blick durch den Raum, blickt er auf die Uhr oder wechselt er abrupt das Thema - dann sollten Sie alarmiert sein. Mangelndes Interesse äußert sich zuallererst darin, dass er wenig über Sie wissen möchte. Zeichen vier: Er merkt sich Kleinig-keiten Sie haben mal beiläufig erwähnt, dass Sie verrückt nach dänischer Lakritze sind und bei einem späteren Gespräch erinnert er sich daran? Sehr schön. Er hat zugehört und ist an allem interessiert, was Sie angeht. Was Sie glücklich macht, was Sie mögen und was Sie auf den Tod nicht ausstehen können. Zeichen fünf: Er sieht Sie an Wenn zwei Menschen am Anfang des Kontakts echtes Interesse füreinander empfinden, so suchen sie häufigen Augenkontakt, beobachten einander und nehmen sich gegenseitig wahr. Okay, wenn er Ihnen nicht unentwegt schmachtend in die Augen starrt, ist das noch kein schlechtes Zeichen. Aber ein unauffälliger, kurzer Blick, selbst wenn Sie sich an verschiedenen Ecken eines Raumes befinden, spricht Bände. Zeichen sechs: Er ruft Sie zurück Er ruft Sie an. Wenn ein Mann wirklich interessiert ist, wird es schwer sein, ihn davon abzuhalten. Na klar, es gibt wichtige Meetings, stressige Jobtage und andere Verpflichtungen. Wenn er trotzdem zwischendurch eine kurze SMS schickt, haben Sie gewonnen. Und zum Thema "Anruf nach dem ersten Date" gilt: Wenn er sich nach einigen Tagen nicht gemeldet hat, sehen Sie der Tatsache ins Gesicht und akzeptieren Sie sein Desinteresse.

Laufe eines Gesprächs erwähnt haben, sind Sie auf der sicheren Seite: Diese Frau hat mehr im Kopf als bloße Bekanntschaft. Hinzu kommt, dass die Dame Ihres Herzens versucht, künftige Dates abzumachen: Zum Beispiel erzählen Sie von Ihrer Leidenschaft für Max Goldt, sagt sie: "Wir müssen unbedingt zusammen zu einer Lesung gehen." Zeichen vier: Sie merkt sich Kleinig-keiten Sie haben mal beiläufig erwähnt, dass Sie schwedische Kriminalromane lieben und gerne Mountainbike fahren? Bei einem späteren Gespräch erinnert sie sich daran und fragt danach? Sehr schön. Sie hat zugehört und ist an allem interessiert, was Sie angeht. Was Sie glücklich macht, was Sie mögen und was Sie auf den Tod nicht ausstehen können. Zeichen fünf: Sie sieht Sie an Wenn zwei Menschen am Anfang des Kontakts echtes Interesse füreinander empfinden, so suchen sie häufigen Augenkontakt, beobachten einander und nehmen sich gegenseitig wahr. Okay, wenn sie Ihnen nicht unentwegt schmachtend in die Augen starrt, ist das noch kein schlechtes Zeichen. Aber ein unauffälliger, kurzer Blick, selbst wenn Sie sich an verschiedenen Ecken eines Raumes befinden, spricht Bände. Zeichen sechs: Sie hat Zeit für Sie Eine wichtige Regel im Kennenlernspiel: Wenn eine Frau an Ihnen interessiert ist, ist sie auch erreichbar und hat immer Zeit für Sie. Konkret: Sie lässt Sie nicht stundenlang nach einem Anruf zappeln, bevor sie ihn erwidert. Und wenn sie doch einmal keine Zeit haben sollte, lehnt sie ab, liefert aber gleich einen Alternativtermin mit.

aus: www.radioton.de // www.ElitePartner.de

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aus: Rubin. Wissenschaftsmagazin der Ruhruniversität Bochum, Winter 09/10.

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DEN FREMDLÄNDER KANNST DU NIMMER AUS DER FRESSE WISCHEN

Akay, 29, vom Flohmarkt

[...] Hinter jeder straßenecke einer, der haßt, weil'n olivenkern im dickdarm hakt oder seinem herrmann die richtige länge fehlt. Weiß der teufel, was all den weichhirnis fehlt und nicht richtig tickt, sicher ist, daß die schon 'n eigenes volk von spinnern bilden, ich meine, die haben tüchtig an zahl zugelegt, und man kann die spinnerten typen überall lungern sehen, 'n wichtiger lebensdraht ist wohl oberschlimm durchgebrannt, und deren mundwinkel hängen wie tote hundepfoten in so nem blöden winkel, aber ich sag dir kumpel: was erwartest du von ollen krämern? Die alemannen hassen sich und jeden, der ihnen über'n weg läuft, und irgendwann kriegen welche so ne störung reingewürgt, weil sie ihre gottverdammte seele in so nem batzen schiß baden, und da kommt die rache, du kannst die uhr danach stellen. Honey, ich liefer dir den rechten zusammenhang, du willst es wissen, ich geb dir das verschissene wissen: wir sind hier allesamt nigger, wir haben unser ghetto, wir schleppen's überall hin, wir dampfen fremdländisch, unser schweiß ist nigger, unser leben ist nigger, die goldketten sind nigger, unsere zinken und unsere fressen und unser eigner stil ist so verdammt nigger, daß wir wie blöde an unsrer haut kratzen, und dabei kapieren wir, daß zum nigger nicht die olle pechhaut gehört, aber zum nigger gehört ne ganze menge anderssein und andres leben. Die haben schon unsre heimat prächtig erfunden: kanake da, kanake dort, wo du auch hingerätst, kanake blinkt dir in oberfetten lettern sogar im traum, wenn du pennst und denkst: joker, jetzt bist du in deiner eigenen sendung. Als hättest du'n krebsklumpen mitten in der visage und würdest dich verstricken in so schleifen aus luft, von jedem und allem fortgewirbelt, um in einem fort zu grübeln, was dir verdammt noch mal den boden unter'n füßen wegzieht, und ich sage, mann, das ist obergroße etikette mit deinem eigentlichen elenden hundescheißnamen drauf. Der pegel steigt bis zum großen knall, danach bist du abgebrannt und unsauber, ne kleine kriminelle type, die sich die hufe ablatscht, um denn in seinem verschissenen kuhdorf den ganz großen provinzmacker zu mimen, und das nimmt dir ja jeder ab da unten, wenn du ganz schnieke sattes fleisch zeigst. Das ist die niggernummer, kumpel, es gibt die saubere kanakentour und die schmutzige, was auch immer du anstellen magst, den fremdländer kannst du nimmer aus der fresse wischen. Und noch eins: wir sind alle anbieter, nur das land ist mager, das land drückt deinen eignen stil. Deshalb ist das land so richtig im arsch, da geb ich dir'n siegel.

aus: Feridun Zaimoglu, Kanak Sprak. 24 Mißtöne von Rande der Gesellschaft, Hamburg: Rotbuch Verlag, 1995.

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EINMAL HANS MIT SCHARFER SOSSE Als ich Anfang 20 war, sagte mein Vater zu mir 'Du brauchst endlich einen Mann. Mir ist egal wer, Hauptsache er ist Türke und Moslem.' Wir fuhren gerade in seinem neuen Mercedes. Seltsamerweise fuhren wir immer im Auto, wenn wir wichtige Themen besprachen. Meine Mutter sagt dann immer, kurz bevor wir aufbrachen, 'Fahrt ihr beiden doch schon mal vor, wir kommen dann mit deinem Bruder nach.' Somit wusste ich, dass es mal wieder Zeit war für ein Heiratsgespräch zwischen meinem Vater und mir. Neulich erinnerte ich mich wieder an diese Gespräche, denn da fragte mich meine Freundin, ob ich eigentlich auch zwangsverheiratet werden sollte. Ich war ein wenig überrascht. Nicht, dass sie mir die Frage gestellt hat, sondern eher darüber, dass sie mich das nach so vielen Jahren Freundschaft fragt. 'Ja, für vier Kamele und einen Traktor, aber es gab damals in Südostanatolien keine Kamele und den Traktor wollte die Familie auch nicht rausrücken, weil der in die Braut des älteren Sohnes investiert werden sollte, so dass ich nochmal drumrum kam, aber ein starkes Trauma davontrug und ein Kerl aus der Landwirtschaft für mich nicht mehr in Frage kommt.' Meine Freundin schaute mich schockiert an, ich genoss das Mitleid noch ein wenig und sagte dann: 'Das war ein Scherz, getürkt sozusagen.' Ich muss zugeben, dass ich mir heute manchmal wünsche, dass mein Vater mich zwangsverheiratet hätte. Das ersparte mir das lästige Suchen und ich käme endlich leicht und ohne viel Zeit zu verschwenden zu einem Ehemann. Ich trage kein Kopftuch, habe immer noch keinen Ehemann und arbeite in Berlin als Journalistin, d.h. ich habe viel Stress und wenig Geld. Ab und zu besuche ich meine Eltern im Ruhrgebiet. Und jedes Mal, wenn ich in die Türkei fahre, heißt es: 'Hast Du jetzt endlich einen Hans gefunden?' Natürlich habe ich ihn noch nicht gefunden. Ein Hans, der galant genug wäre, mir beim ersten Date - wie in der Türkei üblich - die Autotür aufzuhalten, ist mir noch nicht begegnet. Und türkische Männer trauen sich nicht mehr in meine Nähe. Seither bin ich das Sorgenkind meiner Familie. Sie kennen meine Familie noch nicht? Dann kommen Sie her und setzen Sie sich, und vergessen Sie nicht, etwas zu essen mitzubringen, denn das macht man so bei uns. Und stellen Sie sich auf einen langen und vergnüglichen Nachmittag ein! Ich entführe Sie in ein Deutschland, das Sie unter Garantie noch nicht kennen. Man könnte beinahe sagen, wir sind eine normale türkische Gastarbeiterfamilie in Deutschland. Da ist mein Vater, der immer, wenn es draußen mindestens zwei Grad Plus hat, seinen Grill im Garten aufstellt und schwungvoll große Mengen Hammelfleich darauf wirft. Noch heute lacht er sich halbtot, wenn er an den Moment denkt, an dem ich einmal verkündete, ich sei jetzt Vegetarierin. Dann gibt es meine drei Schwestern und meine beiden Brüder. Mein Bruder Mustafa ist außer mir vielleicht, das einzige schwarze Schaf in der Familie. Er ist Anfang 20 und sehr intelligent, und natürlich spräche er perfektes Deutsch, wenn er nur wollte. Wenn ich ihn frage, wie es denn mit seiner neuen Freundin läuft, antwortet er: 'ey, hab isch mit die Schluss gemacht.' Dann korrigiere ich ihn: 'Mustafa, das heißt, mit der habe ich Schluss gemacht.' Und er sagt cool, mit einem schiefen Lächeln: 'Is doch Määdschen, is doch die.' Mein anderer Bruder ist stiller. Er ist gerade 30 und besitzt drei brummende Computerläden im Ruhrgebiet. Als mein allererster Freund mit mir Schluss gemacht hat, ging ich zu meinem Bruder und befahl ihm: 'Knöpf dir den Blödmann mal vor, er hat Deine Schwester gedemütigt. Du bist doch Türke! Warum passiert hier nichts?' ...

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er sah mich vorsichtig an und sagte: 'Willst du nicht lieber doch nochmal mit ihm reden?' Mein Name ist Hatice. Ich bin Türkin, mit deutschem Pass, für Politiker eine gelungene Integration, für deutsche Männer die verbotene, exotische Frucht und für deutsche Frauen der Grund, ihre Haare zu hassen. Mein Name hat keine Bedeutung! Oder zumindest nur so viel Bedeutung wie Mandy, Gaby oder Erna. Die erste Frau unseres Propheten Mohammed hieß Hatice, sie war die erste Muslima (wer hat eigentlich aus der Muslime eine Muslima gemacht und müsste die Steigerung dann nicht Muslimus heißen?). Eine meiner Schwestern lebt seit ihrer Hochzeit in der Türkei und versteht überhaupt nicht, warum ich mich im Beruf so stresse. Natürlich mache ich was falsch, ich versuche in zwei Welten gleichgut zurechtzukommen, die sich einfach nicht unter einen Hut bringen lassen. Zwei Gesellschaften, die sich, selbst wenn sie dieselbe Sprache sprächen, einfach nicht verstehen. Es gibt noch zahllose Dinge zu erzählen über meine Parallel-Universen. Da ist z.B. der Dönerverkäufer, der sich freut, wenn ich ein Lahmacun oder ein Dürüm bestelle und er mir als erster Kundin an diesem Tag keinen 'Döner mit alles und schaffe Sosse' machen muss. Und da ist noch vieles mehr. Was ist die wirkliche Rolle von 'Türkenkoffern' in türkischen Familien, was hat es mit dem Goldschmuck junger Türkinnen auf sich, wie werden Familienfeste gefeiert und warum lehnt sich bei Hochzeiten der Schwager immer mit der Kamera aus dem Auto? Weshalb sehen unsere Möbel aus wie in den Fernsehserien der 60er Jahre? Und glauben Sie mir, Geschenke sind ein Grauen! Ein ausgeliehener Teller geht niemals leer zurück, der geborgte Zucker kommt in Form eines Kuchens wieder. Da sind natürlich auch die Vorstellungen davon, was Hans und Helga so machen. Hans und Helga heißen alle Deutschen bei uns Türken. Und es ist klar, dass Hans ein Brötchenholer ist, dass man beim ersten Date mit Hans getrennt bezahlt, dass Helga niemals zum Friseur gehen würde, einfach nur um sich die Haare föhnen zu lassen, all das wissen wir Türken längst über Hans und Helga. Und noch eins: man kann den ganzen Abend beieinandersitzen und richtig schön diskutieren. Auszüge aus: Hatice Akyün, Einmal Hans mit scharfer Soße. Leben in zwei Welten, München: Goldmann Verlag, 2005.

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// VORURTEILEN AUF DER SPUR Diskutiert folgende Begriffe Was fällt euch zu folgenden Personengruppen ein? Was wird über sie gedacht? Arbeitslose Ärzte

Preußen Bayern

AIDS-Kranke Studenten

Russen Türken

Behinderte Drückeberger

Sinti und Roma Schotten

Kapitalisten Amerikaner

Politiker Japaner

Iren Haftentlassene

Afrikaner Obdachlose

Juden Politiker

Moslems Asylbewerber

Stereotypen Menschen werden oft aufgrund ihres Glaubens, ihrer Herkunft, ihrer Kultur oder äußerer Merkmale wie Hautfarbe, Frisur oder Kleidung in Gruppen eingeteilt und beurteilt. Stereotypen entstehen jedoch erst, wenn Beurteilungen auch mit bestimmten Eigenschaften, wie z. B. Intelligenz, Faulheit, Fleiß, Aggressivität, etc., kombiniert werden. Der Begriff Stereotyp kommt aus dem Griechischen und wird von den Worten stereos (fest, unbeweglich, starr) und typos (Modell, Muster, Eindruck) abgeleitet. Stereotypen sind also vereinfachte, unveränderliche Urteile. Zu Vorurteilen werden sie jedoch erst, wenn sie bewertet werden und sich verfestigen. aus: Florian Frenzel, TÜRKISCH GOLD - theaterpädagogische Materialien, Schnawwl. National-theater Mannheim, 2008.

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// IM EINTEILUNGSDSCHUNGEL Weise die Begriffe den entsprechenden Beschreibungen zu Asylbewerber, Migranten, Gastarbeiter, Deutschtürken, Spätaussiedler, Ausländer, Deutschsprachige Ausländer, Bürgerkriegsflüchtlinge, Türken, EU- Ausländer, Zuwanderer 1 Sie wurden ab 1955 gezielt von der Bundesrepublik angeworben, um in

Deutschland zu arbeiten. 1973 endete diese Phase mit dem sogenannten Anwerbestopp.

2 Sie müssen aus ihrem Land fliehen, weil sie politisch verfolgt werden und oft sogar in Lebensgefahr schweben. Das Grundgesetz sieht vor, ihnen uneigennützige Hilfe zu geben. Sie warten auf die Genehmigung ihres Antrages auf Schutz.

3 Sie bringen sich - vorübergehend - in einem anderen Land in Sicherheit, weil in ihrem Land Krieg herrscht. Sie warten auf das Ende des Krieges, um in ihre Heimat zurückkehren zu können.

4 Sie wandern aus wirtschaftlichen Gründen nach Deutschland ein. Sie hoffen, dort ein besseres Leben zu haben oder ihre daheim gebliebenden Familien unterstützen zu können. Bei der Frage, welche Einwanderer in Deutschland aufgenommen werden, hat die Bundesrepublik auch wirtschaftliche Interessen.

5 Allgemeine Bezeichnung für alle nach Deutschland eingewanderten Personen, die keinen deutschen Pass haben oder Personen, deren Eltern nach Deutschland eingewandert sind.

6 Alle Deutschen, deren Vorfahren sich in anderen Ländern niedergelassen hatten, die deren kulturelle Traditionen bewahrt haben und die dabei sind, nach Deutschland zu immigrieren.

7 Türken, die schon viele Jahrzehnte in Deutschland leben und einen deutschen Pass haben.

8 Menschen mit z.B. einem österreichischen oder schweizer Pass, deren Muttersprache Deutsch ist. In den Statistiken fallen sie unter die Rubrik Ausländer.

9 Staatsangehörige von Mitgliedstaaten der Europäischen Union, die besondere Freizügigkeit genießen. Sie müssen z.B. keine Arbeitsgenehmigung beantragen.

10 Bezeichnung für eine ethnische Gruppe in Anatolien und benachbarten Regionen, die zu den sogenannten Turkvölkern gehört und sprachlich mit einigen Völkern Zentral- und Mittelasiens verwandt ist.

11 In Deutschland gebräuchliche Bezeichnung für Menschen ohne deutschen Pass.

aus: Florian Frenzel, TÜRKISCH GOLD - theaterpädagogische Materialien, Schnawwl. National-theater Mannheim, 2008.

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// ARBEITSBLATT 1 Erkläre die Begriffe Vorurteil, Klischee und Stereotyp? Welche Gefahren stecken in der Dynamik dieser Begriffe? Inwiefern können sie gesellschaftszersetzend sein?

Vorurteil

Klischee

Stereotyp

1. Bist du selbst einmal Opfer eines Vorurteils geworden? Wie war diese Erfahrung für dich? Wie

hast du dich gefühlt? Und konntest du es aus der Welt schaffen?

2. Was ist das beste Mittel gegen ein Vorurteil. Wie kann man es aus der Welt schaffen? Nenne mindestens 3 Mittel und Wege, wie du gegen ein hartnäckiges Vorurteil erfolgreich bekämpfst!

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Linktipps: Vorurteile http://www.exil-club.de/dyn/57688.asp Reaktionen auf Vorurteile http://www.bpb.de/publikationen/07832805755201919593630022475198,6,0,T%FCrkische_Minderheit_in_Deutschland.html#art6 Vorurteile gegenüber Türken http://www.fluter.de/look/article.tpl?IdLanguage=5&IdPublication=2&NrIssue=19&NrSection=20&NrArticle=2053 Türken stehen noch vor Wien http://www.n24.de/politik/hintergrund/index.php/a2004100616443502037

aus: www.exil-club.de

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// ARBEITSBLATT 2 1. Die folgende Aufgabe soll in zwei Gruppen gemacht werden. Gruppe A stellt Vertreter der türkischen Gesellschaft dar, Gruppe B bildet die Vertreter der deutschen Gesellschaft. Ihr sollt jetzt eine Liste mit Vorurteilen anlegen, die ihr über die andere Gruppe habt. Beachtet die folgenden Aspekte bei der Bewältigung dieser Aufgabe:

Gruppe A Welche Vorurteile haben wir Türken

gegenüber den Deutschen? Wie nehmen wir

sie wahr? Was glauben wir, über sie zu

wissen?

Gruppe B Welche Vorurteile haben wir Deutschen

gegenüber den Türken? Wie nehmen wir sie

wahr. Was glauben wir, über sie zu wissen?

Bitte sammelt mindestens 6 Vorurteile und tragt die Ergebnisse in der Klasse vor. Ihr könnt auch spielen, dass ihr an einer Talkshow teilnehmt. Wie reagiert die andere Gruppe darauf? Welchen Vorurteilen seid ihr selbst ausgesetzt? - Wenn euch nicht genügend Vorurteile einfallen, könnt ihr euch auch von den Vorurteilen in der Themenstation „Vorurteile“ im Exil-Club http://www.exil-club.de/dyn/57688.asp inspirieren lassen. aus: www.exil-club.de

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// ABC-ROLLENSPIEL Bei einem ABC-Rollenspiel wird ein Konflikt gleichzeitig von mehreren Kleingruppen gespielt. Zur Vorbereitung des ABC-Rollenspiels wird die gesamte Gruppe in Kleingruppen mit je drei Teilnehmern aufgeteilt. Jede Kleingruppe einigt sich, wer Person A, B und C sein möchte. Es gibt in jeder Gruppe immer eine Person, die die beiden anderen beobachtet und den Verlauf des gespielten Dialogs in Stichworten notiert. Der Rollenwechsel (Spielverlauf) sollte in tabellarischer Form (z.B. auf der Tafel) einsehbar sein. Die Geschichte wird in drei Teilen gespielt, aber jeder Teil simultan von allen Gruppen, so dass sich keine Gruppe beobachtet fühlt. Der Spielleiter leitet den jeweiligen Spielteil ein. Jeder Spielabschnitt wird für alle Kleingruppen zur gleichen Zeit beendet, damit die Einstiegssituation für den neuen Abschnitt allen mitgeteilt werden kann. Nach dem Durchspielen der Geschichte in allen Teilen setzt sich die Gruppe in einer großen Runde zur Diskussion über das Erlebte zusammen. 1. Spiel 2. Spiel 3. Spiel

A Jonas Kerim Beobachter B Luzia Beobachter Markus C Beobachter Aynur Beni

Jonas und Luzia kenne sich schon seit vielen Jahren. Sie ist 16 und er ist 15 Jahre alt. Sie die besten Freunde, die man sich vorstellen kann. Luzia könnte sich vielleicht eine Beziehung mit Jonas vorstellen. Sie haben aber nie darüber gesprochen. Sie treffen sich zum ersten Mal nach den Sommerferien wieder. 1. Jonas berichtet Luzia, dass er sich in den Ferien in Aynur verliebt hat. Eine

in Deutschland geborene Türkin, die in Luzias Parallelklasse geht. Auch Aynur hat sich in Jonas verliebt. Noch in der Türkei erzählt sie ihrer liebe- und verständnisvollen Großmutter davon. Durch Zufall bekommt ihr älterer Bruder Kerim alles mit, der ein radikaler Moslem ist. 2. Kerim versucht, Aynur die Liebe auszureden und macht ihr die Deutschen

im allgemeinen und Jonas im Besonderen schlecht. Trotz allem kommen Jonas und Aynur zusammen. In der Schule sind sie Gesprächsthema Nummer eins. Die Meinungen gehen sehr weit auseinander. 3. In einer Pause geraten der multikulturell offene Beni und der rechtsradikale

Marius aneinander. von: Tobias Ballnus (basierend auf dem ABC-Rollenspiel-Prinzip von Ulrich Baer), KJT Tübingen, 2010.

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// AUSSCHNITTE AUS "TÜRKISCH GOLD" VON TINA MÜLLER

1

Luiza Und, wie war’s?

Langweilig?

Jonas Bei dir?

Luiza Langweilig.

Jedes Jahr dasselbe. Tanten, Onkel, Cousinen, Küsschen hier, Küsschen da und

jeden Abend irgendwo n riesen Gelage.

Jonas Klingt doch super.

Luiza Weißt du, hier denke ich oft an Rumänien. Ans Meer. Manchmal hab ich so ne

Sehnsucht, für immer dort zu leben. Aber wenn ich dort bin, will ich immer

sofort wieder zurück.

Jonas Luiza, ich hab dir was mitgebracht.

Kitschige Ohrringe.

Luiza Türkisch Gold?

Jonas Das sind Monde. Türkische Monde.

Sie zieht sie an, schickt ihm einen Luftkuss.

Luiza War bestimmt total langweilig mit Thomas.

Jonas Meistens.

Luiza Allein mit dem Vater in den Ferien, das stell ich mir öde vor.

-

Und, hat er ne Frau aufgegabelt?

Jonas Nee. Erstaunlich. Aber mit seiner Taktik reißt man in der Türkei nicht so

schnell eine auf.

Luiza Stell dir mal vor, Thomas mit so einer Kopftuchfrau. Er grapscht und grapscht

und plötzlich kommen die Brüder.

Luiza spielt Maschinengewehr.

Luiza Die Türkei ist echt das ödeste Ferienziel für deinen Vater.

Jonas Die Ohrringe stehen dir gut.

Luiza Bist wohl die ganze Zeit nur am Strand rumgelegen.

Jonas Ich find’s gar nicht so langweilig, am Strand rumliegen.

Luiza Sonst hast du immer gesagt...

Jonas Diesmal war’s eben anders.

-

Luiza Was jetzt?

Jonas Nichts.

Luiza Was jetzt?

Jonas bisschen verlegen Ich hab halt jemanden kennen gelernt.

Luiza Jonas, was denn jetzt?

Jonas Besser gesagt, richtig kennen gelernt, anders, besser, eigentlich kannte ich sie

ja schon.

Luiza Sie?

Und jetzt schreibt ihr euch?

28

Jonas Das ist es ja, sie wohnt hier.

Luiza Hier?

Jonas Hier.

Rat mal.

Luiza Ich kenn sie auch?

Jonas Aus deiner Schule.

Denk an Anatolien.

Luiza Wir sind so viele Ausländerinnen. Da weiß man gar nicht mehr, wer jetzt

eigentlich wo herkommt.

Jonas Sie ist keine Ausländerin.

Sie ist hier geboren.

Luiza Die? Zeigt Locken.

Jonas Na ja, eher glatt.

Luiza Die kleine, ernste?

Jonas So ernst ist die gar nicht.

Luiza Aynur?

Jonas lächelt verlegen.

Luiza Natürlich ist die Ausländerin. Was denn sonst?

2

Luiza Sie hat aber kein glattes Haar.

Jonas Aynur hat schwarzes langes Haar.

Luiza Sie ist dunkelblond.

Wenn eine nicht strohblond ist, sagen die Jungs immer gleich schwarzhaarig.

Jonas Schöne Lippen, schöne Augen, schöne Wimpern.

Luiza Ich finde, dass sie ziemlich schmale Lippen hat.

Sie ist auch ganz schön ehrgeizig.

Und sie trägt immer diese engen T-Shirts. Aber ohne Aufdruck.

Sonst schauen die Jungs auf ihre Brüste.

Jonas Aynur hat ein schönes Gesicht.

Luiza Wenn du auf Pickel stehst.

Jonas Schöne Füße, schöne Beine, schöne Hände. Alles schön.

Aynur kann super tanzen.

Luiza Man kann nicht mit ihr diskutieren. Sie hält immer an ihrem Standpunkt fest.

Ich habe mal ein lustiges Erlebnis mit ihr gehabt.

Es war Ramadan und Aynur hat einen Kaugummi gekaut und dann kamen ihre

Kopftuch-Freundinnen und haben gesagt, es ist doch Ramadan, das darfst du

nicht. Vor Schreck hat sie den Kaugummi verschluckt.

Jonas Du kennst sie nicht richtig.

Luiza Hallo. Ich gehe seit drei Jahren in ihre Parallelklasse.

Jonas Und ich bin mit ihr zusammen.

Luiza Du bist mit ihr zusammen?

-

Luiza Das bildest du dir ein.

29

-

Luiza Woher willst du wissen, dass ihr beide jetzt zusammen seid?

Habt ihr geküsst?

Jonas Nein.

Ja und nein.

Luiza Habt ihr geküsst?

Jonas Nein.

Geredet.

Luiza Jonas. Aynur ist als „Misses Iceblock“ bekannt.

Die redet nicht mit Jungs. Außer mit ihrem Bruder. Und vielleicht mal mit

einem seiner türkischen Kumpels.

Jonas Sie hat einen Bruder?

11

Jonas und Luiza spielen ihre Mitschüler/innen.

Sophie (L) Du Edita, weißt du, wen ich da grade mit Jonas gesehen habe?

Aynur. Ich hab meinen Augen nicht getraut!

Edita (L) Beni, Aynur ist zusammen mit Jonas. Knutschen in der Öffentlichkeit. Ich hätte

Respekt, aber sie werden schon wissen, was sie tun.

Beni (J) Weißt du schon das Neuste, Meret? Jonas und Aynur sind zusammen. Ich finde

das supersüß. We are one World.

Meret (L) Mit einer Türkin? Wenn das nicht wieder Zoff gibt!

Beni(J) Integration muss man eben leben, nicht nur davon sprechen.

Meret (L) Aber was meinst du, Moritz. Jonas und eine Blondine, das wär doch noch viel

süßer.

Moritz (J) (johlt) Alle sind dabei, außer die Türkei!

Leyla (L) Yasemin, wie verzweifelt muss man sein, mit diesem Milchgesicht?

Yasemin (J) Aber Leyla, er wird sie auf Händen tragen. Schade, dass er kein Moslem ist.

Meret (L) Hast du das auch gehört: Die waren schon zusammen im Bett.

Moritz (J) Also unter meiner Decke hätte ne Türkin nichts verloren!

Moritz (J)/Meret (L) Alle sind dabei, außer die Türkei!

Yasemin (J) Was meinst du, was Kerim dazu sagt? Wenn mein Bruder so was von mir

hören würde, uiuiui.

Leyla (L) Kerim, das Arschloch. Der ruft mich nicht zurück.

12

Jonas spielt Kerim, Luiza kommt als Marius dazu.

Kerim (J) Du fragst mich, warum ich n Gesicht mach wie sechs Monate Dreckswinter im

Allemannenland? Is nischt witzig, Junge, is ne Strapaze der Sonderklasse.

Aynur hat die definitive Tendenz zum Schlampentum.

Wäre es einer von uns, ich schwِr’s dir, ich würd dem dermaßen den Kopf

umdrehn!

Aber die adrette Bulette gibt ja seit neusten Dingen dem deutschen Hurenland

30

die Ehre. Morgen bleicht sie sich die Haare gelb und übermorgen steht sie mit

nem geschorenen Pudel vor unserm Haus.

Marius (L) Jonas hat also ne kleine Braut genagelt, geil, endlich mal eine abgekriegt, so

geil, hat ja schon fast n Arm abgewichst, endlich steht eine auf sein

Pickelgesicht, bravo, geile Frau, geiler Arsch, alles geil, nur n kleiner Haken,

klitzeklein, die Kleine ist n elender Dönerfresser. Also Jonas, Pfoten weg vom

Abschaum, alles drin im Schädel?

Kerim (J) Klaro, ich könnt sie im nächsten Expresspaket in die anatolische Pampa

verschickn und aufm Bauernmarkt vertickn. Oder ich spendier sie Mustafa,

dem hässlichen Junior von Ömer. Aber wozu? Damit die alten Türken sich hier

vor Lachen über meinen geschändeten Vatter und meine geliebte... geschändete

Mutter den Bauch aufreißen?

Marius (L) So billig wie n Döner in Berlin, die kleine Moschee-Muschi.

Kerim (J) Bruder, schau mich an, du an meiner Stelle, habe ich ne Wahl? Soll dieses

Babylon hier ganz diskret all unsre Frauen zu Deutschlands Fummelobjekt

Nummero Eins umschulen? Ich schwör’s dir, da kannst du bald die Uhr nach

stellen.

Marius (L) Kommen hier alle auf die gleiche Tour, Araber, Türken, Taliban, alles die

gleichen Nigger, ficken sich hoch und spucken irgendwann von oben auf

unseren Kopf drauf, aber ohne mich, Leute, ohne mich, lass mich nicht von so

Terroristen rum kommandieren, alle vermummt und wenn nicht, haben sie n

Schnauz bis übers halbe Gesicht. Gehören doch alle mal kräftig an die Wand

gestellt!

Kerim (J) Ich sag dir eins, Bruder, wer einmal mit diesem Volk der Superspinner

anbändelt und mit sonem blonden Hochleistungsarschloch unterm Arm

auftaucht, is bei mir dermaßen unten durch, der trample ich das Genick ein, ich

schwör’s dir beim Allmächtigen.

Marius (L) Wenn der Türkenknutscher Jonas nicht bald aufhört, kleine Dönerfresser zu

züchten, muss ich wohl deutlich werden.

Kerim (J) In der Frau, die mal meine Schwester war, steckt n Dämon drin. Und wie ich

den rauskriegen tu, muss mir keiner diktieren.

Marius (L) Hab den Kerl mal gemocht, hätte gewünscht, wäre ihm erspart geblieben...

Kerim (J) Ein echter Kanake hat das in den Knochen drin.

Marius (L) ...das Bordsteinfressen.

-

Kerim (J) Und wenn du’s vergessen hast, was Ehre heißt, dann pack deine Koffer und leg

dich in en Schweinefressergrab.

aus: Tina Müller, Türkisch Gold, Rowohlt Theater Verlag // Spielfassung des KJT Tübingen.