TOUREN-TEST Suzuki VS1400: Die aktive Imagepflege · 2015. 8. 21. · TOUREN-TEST Suzuki VS1400:...

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TOUREN-TEST Suzuki VS1400: Die aktive Imagepflege Als HaHey-Kopie bestaunt und beschimpft, wurde Suzukis Super-Chopper auf Anhieb ein Verkaufserfolg. Wir prüften, ob die Faszination auch im harten Einsatz erhalten bleibt. Die Suzuki VS 1400 veran- schaulicht, wie lächerlich die bisherigen Vergleiche zwi- schen japanischen Softchop- pern und den Originalen von Harley Davidson waren. Denn sie ist das erste nicht- amerikanische Serienmotor- rad, das den Namen Chop- per wirklich verdient. Gleich- zeitig verkörpert sie auch ei- nen Rückfall in die 50er und 60er Jahre. Damals kupferten die Japaner alles ab, was ih- nen vor die Kamera kam. Es folgten die Jahre des soge- nannten High-Tech, in denen die einstigen Nachahmer dominierten. Nun besinnt man sich wieder auf alte Werte. Und die finden sich nun einmal nicht im eigenen Lande, zumindest nicht, wenn es um Motorräder geht. Da wir nicht die Meinung teilen, Chopperfahrer wür- den nur mit Zahnbürste und Kreditkarte reisen, verpaßten wir der VS 1400 ein Paar Kof- fer, die sich harmonisch in die barocke Chopperlinie ein- fügten. Zur Befestigung der Givi-Plastikcontainer diente ein verchromter Träger von JF-Motorradzubehör. Als völ- lig untauglich erwies sich da- bei die Gepäckbrücke, da der Bügel dem Sozius ins Kreuz schlägt. Zudem sind die Blinker so ungeschickt an- gebracht, daß sie vom Ge- päck verdeckt werden. Auf den flachen Tank setz- ten wir eine amerikanische Tanktasche IBagman von Schebitz, s. TF 4/87), die mit vier Saugnäpfen die aufwen- dige Lackierung schont und absolut fest sitzt. 20 Tourenfahrer 5/1987 Allenthalben erntete die »schwere Maschine« Wohl- wollen ob ihrer Eleganz und ihres Wohlklangs. Egal wo der Elektrostarter die zwei mächtigen Zylinder zum Le- ben erweckte, nie hinterließ die Suzuki verschreckte Pas- santen. Vielmehr verdient sie einen Orden für die Pflege des ramponierten Motorrad- Images. Unbedarfte Bewunderer der Suzuki - davon gab es zahllose - mutmaßten ange- sichts der schwungvollen Sitzpolster stets, daß das Rei- sen mit ihr sehr bequem sein müsse. Dem kann nur mit Ab- strichen zugestimmt werden. Zwar findet der Fahrer einen fast schon würdevollen Ar- beitsplatz vor, hinter ihm geht es aber ausgesprochen eng zu. Die JF-Gepäckbrücke tat noch ein übriges, dem Bei- fahrer das Chopperleben zu versalzen. Abhilfe schaffte ei- ne Rückenpolsterung in Ge- stalt eines Schlafsacks. Derart präpariert, schickten wir die VS 1400 auf Tour, wo- bei ihr keine Strapazen er- spart blieben. Die bisher ver- öffentlichte Meinung über den japanischen Super- Chopper glänzt zwar mit Nettigkeiten über das gelun- gene Harley-Plagiat, doch wir wollten ganz gerne mal wissen, ob man mit dieser Suzuki denn auch Motorrad fahren kann. Die zwei gigantischen Zy- linder heben nicht nur das Selbstbewußtsein des VS- Fahrers, sie sorgen auch für einen kräftigen Antritt aus dem Drehza h I keller. Zwi- TOUREN-TEST 5/1987 Tourenfalirer

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TOUREN-TEST

Suzuki VS1400: Dieaktive Imagepflege

Als HaHey-Kopie bestaunt und beschimpft, wurde SuzukisSuper-Chopper auf Anhieb ein Verkaufserfolg. Wir prüften,ob die Faszination auch im harten Einsatz erhalten bleibt.

Die Suzuki VS 1400 veran-schaulicht, wie lächerlich diebisherigen Vergleiche zwi-schen japanischen Softchop-pern und den Originalen vonHarley Davidson waren.Denn sie ist das erste nicht-amerikanische Serienmotor-rad, das den Namen Chop-per wirklich verdient. Gleich-zeitig verkörpert sie auch ei-nen Rückfall in die 50er und60er Jahre. Damals kupfertendie Japaner alles ab, was ih-nen vor die Kamera kam. Esfolgten die Jahre des soge-nannten High-Tech, in denendie einstigen Nachahmerdominierten. Nun besinntman sich wieder auf alteWerte. Und die finden sichnun einmal nicht im eigenenLande, zumindest nicht, wennes um Motorräder geht.

Da wir nicht die Meinungteilen, Chopperfahrer wür-den nur mit Zahnbürste undKreditkarte reisen, verpaßtenwir der VS 1400 ein Paar Kof-fer, die sich harmonisch in diebarocke Chopperlinie ein-fügten. Zur Befestigung derGivi-Plastikcontainer dienteein verchromter Träger vonJF-Motorradzubehör. Als völ-lig untauglich erwies sich da-bei die Gepäckbrücke, dader Bügel dem Sozius insKreuz schlägt. Zudem sinddie Blinker so ungeschickt an-gebracht, daß sie vom Ge-päck verdeckt werden.

Auf den flachen Tank setz-ten wir eine amerikanischeTanktasche IBagman vonSchebitz, s. TF 4/87), die mitvier Saugnäpfen die aufwen-dige Lackierung schont undabsolut fest sitzt.

20 Tourenfahrer 5/1987

Allenthalben erntete die»schwere Maschine« Wohl-wollen ob ihrer Eleganz undihres Wohlklangs. Egal woder Elektrostarter die zweimächtigen Zylinder zum Le-ben erweckte, nie hinterließdie Suzuki verschreckte Pas-santen. Vielmehr verdient sieeinen Orden für die Pflegedes ramponierten Motorrad-Images.

Unbedarfte Bewundererder Suzuki - davon gab eszahllose - mutmaßten ange-sichts der schwungvollenSitzpolster stets, daß das Rei-sen mit ihr sehr bequem seinmüsse. Dem kann nur mit Ab-strichen zugestimmt werden.Zwar findet der Fahrer einenfast schon würdevollen Ar-beitsplatz vor, hinter ihm gehtes aber ausgesprochen engzu. Die JF-Gepäckbrücke tatnoch ein übriges, dem Bei-fahrer das Chopperleben zuversalzen. Abhilfe schaffte ei-ne Rückenpolsterung in Ge-stalt eines Schlafsacks.

Derart präpariert, schicktenwir die VS 1400 auf Tour, wo-bei ihr keine Strapazen er-spart blieben. Die bisher ver-öffentlichte Meinung überden japanischen Super-Chopper glänzt zwar mitNettigkeiten über das gelun-gene Harley-Plagiat, dochwir wollten ganz gerne malwissen, ob man mit dieserSuzuki denn auch Motorradfahren kann.

Die zwei gigantischen Zy-linder heben nicht nur dasSelbstbewußtsein des VS-Fahrers, sie sorgen auch füreinen kräftigen Antritt ausdem Drehza h I keller. Zwi-

TOUREN-TEST

5/1987 Tourenfalirer

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Der Junior.TOUREN-TESTsehen 2000 und 4500 Tourenliegt das Drehmoment jen-seits von 100 Newtonmetern.Daneben verblaßt sogar ei-ne 1340er Harley. Um dieseKraft auf die Kurbelwelle zuwuchten, hämmern 94 mmdicke Kolben auf und ab, be-wältigen dabei einen Hubvon 98 mm.

Das alleine bringt denDampf sicher nicht - immer-hin weist der Harley-Motorsogar 108 mm Hub auf; hin-zu kommen auf der Einlaßsei-te je zwei Ventile, die für eineoptimale Brennraum-Füllungsorgen. Jeder Zylinder ver-fügt übrigens über seinen ei-genen Gleichdruckvergaserund einen Luftfilter. Der Suzu-ki-Motor sieht daher auchfast symmetrisch aus, weistzwei »Schokoladenseiten«auf. Bei den Evolution-Engi-nes von Harley wird die eineSeite hingegen vom volumi-nösen Luftfilter und von Aus-puffkrümmern verdeckt.

So schlicht und dezent derV-Motor aussieht, so raffiniertist er aufgebaut. Währendder vordere Zylinder nur vomFahrtwind gekühlt wird, ver-steckt sich unter den Kühlrip-pen des hinteren Zylindersei-ne ölkühlung, wie Suzuki sieschon mit Erfolg bei den Super-sportmodellen IGSX-R) ange-wendet. Trotzdem registrier-ten wir harleytypische Allü-ren, wenn das Triebwerk heißwar und Ampelstopps denHighway-Ritt unterbrachen.Beim Gaswegnehmen stellteder 1360-ccm-Motor manch-mal mit einem »Paff« denDienst ein. Indiz dafür, daßdie Vergaser doch sehr starkaufgeheizt werden, so daßdie Spritversorgung unter-brochen wird.

Ernsthafte thermische Pro-bleme sind damit nicht ver-bunden. Es kann eben nurmal passieren, daß im hitzi-gen Stadtverkehr plötzlichder Saft wegbleibt und mankräftig am Starterknopf or-

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Spartanischoder edel? Jedenfalls

muß man sich miteinem Tachometer begnügen.

Der mächtige V-Motorist luftgekühlt, wobei der

hintere Zylinder zusätzlichdurch öl auf niedrigen

Temperaturen gehalten wird.

geh muß. Der kleine Elektro-motor tut sich übrigens er-staunlich leicht, selbst wennes gilt, die Riesen-Kolben beiniedrigen Temperaturen zumLeben zu erwecken. Verant-wortlich für diese material-schonende Tugend ist einautomatisches Dekompres-sionssystem.

Vom angenehmen Aus-puffsound war schon die Re-de. Er ist kein Zufallsprodukt,sondern Ergebnis einer be-sonderen Anordnung derHubzapfen auf der Kurbel-welle. Diese sind um 45 Gradversetzt, so daß in Verbin-dung mit dem 45-Grad-Win-kel der Zylinder praktisch ein90-Grad-V simuliert wird.Wohlklang und - vor allem -geringe Vibrationen sind dieFolge. Relativ hoch liegt derVerbrauch mit 6,8 Litern blei-freiem Normalbenzin, waseine Reichweite von maximal190 Kilometern ergibt.

Da ein Drehzahlmessernicht zur Verfügung steht,kann man nur vermuten, wiehoch die Maschine geradedreht. Bei Einsatz der Höchst-leistung von 67 PS sind es

5000 Touren. Doch es dürfenauch ruhig weniger sein,denn satten Schub offeriertdas Triebwerk immer, egal inwelchem Gang und mit wie-viel U/min. Klar, daß nur vierGetriebestufen vorhandensind, drei täten's auch.

Bei so viel Dampf an derKette, pardon am Kardan,verwundern die deutlichenLastwechselreaktionen nicht.Womit wir uns schon demKapitel Fahrverhalten zuwen-den. Laut technischer Datenbieten die zwei hydrauli-schen Federbeine 105 mmFederweg, doch bleibt beimbelasteten Motorrad davonnur wenig übrig. Durchschla-gen ist also angesagt, wenndie Bodenwellen abrupteroder die Schlaglöcher tieferwerden.

Betrachtet man dann nochdas »Sitzbrötchen« hinterdem Fahrer, wird klar, daßdie VS 1400 einen echtenPrüfstein für Partnerschaftendarstellt. Wer es darauf ei-ne ganze Reise lang aushält,hat Liebe zu Mensch undMaschine bewiesen. Wasnun nicht heißen soll, daß der

Der 17 cmbreite HinterradreHen

und der 166 mm großeNachlauf (extrem flacheGabel) sind Superlative

im Großserienbau. ta 1 I I I

Soziusplatz generell einemFolterthron gleichkäme. Viel-mehr hängt einiges vom Fah-rer ab, dem es ja freisteht,Streckenwahl und Reisetem-po »sozialer« zu gestalten.

Allzu holprig sollten die Ur-laubswege also nicht sein,zumal die extrem breiten Rei-fen für ein recht indifferentesLenkverhalten sorgen.ExakteKurvenlinien und plötzlicheLenkkorrekturen erfordern je-denfalls konzentrierte Arbeit,wenn sich die breiten Gum-miwalzen von Rillen undTeerflecken beeinflussen las-sen. Entsprechend mühseligwird die Fahrerei, wennder Asphalt endet, wasin südlichen oder nördlichenReiseländern schon mal vor-kommen kann.

Fürs sportliche Kurvenfah-ren ist dieser Chopper nochweniger geeignet als einevergleichbare Harley David-son. Die ohnehin schon sehrgeringe Bodenfreiheit wirdvon den Kardanreaktionenund der schlechten Dämp-fung der Federbeine beein-trächtigt. Die VS muß saubermit dem Gas durch die Kur-ven gezogen werden, soll sienicht brutal aufsetzen. DieseKritik klingt vielleicht etwas zu»sportlich«. Doch sollte manbedenken, daß die breitenReifen schon bei geringenKurvengeschwindigkeitenrecht starke Schräglagen er-fordern.

Von Handlichkeit kannman durchaus sprechen, al-lerdings ist es verwegen, von»spielerisch« zu schreiben,wie verschiedentlich nachzu-lesen war. Paßfahrten bedür-fen schon eines ordentlichenKrafteinsatzes, simple Wen-demanöver werden zur Ak-tion. Chopper bleibt nun ein-mal Chopper, daran kannauch fernöstliche Ingenieurs-kunst nichts ändern.

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TOUREN-TEST

Technische Daten Suzuki VS 1400Motor: Leistung 49 kW 167 PS) bei 5000 U/min, maximalesDrehmoment 108 Nm bei 3400 U/min, Hubraum 1360 ccm,Bohrung x Hub 94 x 98 mm, Verdichtung 9,3:1, luft/ölgekühlterZweizylinder-Viertaktmotor mit 45 Grad Zylinderwinkel und 45Grad Hubzapfenversatz, drei Ventile pro Zylinder mit hydrauli-schem Spielausgieich, Steuerung über je eine kettengetriebene,obenliegende Nockenwelle, zwei Gleichdruckvergaser mit je36 mm Durchlaß, Naßsumpf-Schmierung, kontaktlose Transi-stor-Zündung, 280 W-Lichtmaschine, Batterie 12 Volt/14 Ah,H 4-Sch einwerf er mit 145 mm Durchmesser, Elektro-StarterKraftübertragung: Mehrscheibenkupplung im Ölbad mit Rück-drehmoment-Begrenzer, 4-Gang-Getriebe, Hinterradantriebüber Kardanwelle

Fahrwerk: Doppelschleifen-Stahlrohrrahmen, vorne Teleskop-gabel, hydraulisch gedämpft mit 160 mm Federweg, hintenSchwinge mit zwei fünffach verstellbaren, hydraulisch ge-dämpften Federbeinen mit 105 mm Federweg, Radstand 1620mm, Lenkkopfwinkel 54 Grad, Nachlauf 166 mm, Speichenrä-der, Bereifung vorne 110/90 H 19, hinten 170/80 H 15, vornehydraulisch betätigte Festsattel-Scheibenbremse mit 295 mmDurchmesser, hinten hydraulisch betätigte Scheibenbremse mit275 mm DurchmesserMaße und Gewichte: Leergewicht fahrbereit 260 kg, Zuladung200 kg, Sitzhöhe 725 mm, Tankinhalt 13 Liter, davon drei LiterReserve, Testverbrauch 6,8 Liter bleifreies NormalbenzinHöchstgeschwindigkeit: 170 km/hPreis: 14.419,- DM inkl. NebenkostenWartungsintervalle: Ölwechsel alle 6000 km, Inspektionen alle12.000 km

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Suzuki VS 1400Leistung und Drehmoment

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Drehmomentsatt: Selbst eineHariey verblaßtangesichts dieser Kraft.Dabei ist die Latrf-laritur des Motors ver-blüffend.

Während manvorne bei niedrigenTempi kommod sitit,muß der Beifahrer «honviel Liebe zu Fahrerund Maschine mitbringen.

TOUREN-TEST!Nachlaufs von 166 mm blei-ben Autobahnlängsrillenpraktisch ohne Wirkung. Biszur Höchstgeschwindigkeitvon knapp 170 km/h wird dieSpur problemlos gehalten.Allerdings gehört ein solchesTempo ohnehin nichtzum All-tag des Intruder-Piloten. An-gesichts der weit vorn liegen-den Fußrasten sind Dauerge-schwindigkeiten von über130 km/h eine Qual. Werstundenlang unterwegs ist,pendelt sich zwischen 100und 110 ein - Hariey läßtgrüßen. Das ist das richtigeTempo, um auch ausgedehn-te Autobahnfahrten gen Sü-den im Sattel eines Chopperszu genießen.

Der 170/80 H 15 hinten istder breiteste Reifen, der je-mals in einem Serienmotor-rad zum Einsatz kam. Er istdamit breiter als die meistenAutoreifen. Sicher liegt auchdarin ein Grund dafür, daßPassanten und Laien der Su-zuki soviel Anerkennung undGoodwill entgegenbringen.Nicht nur die Optik profitiertvon diesem Gummi-Fetisch,der das Herz jedes Chopper-fans höher schlagen läßt,auch die Bremsleistung derhinteren Scheibe ist dank desBreitreifens enorm, was manvon der vorderen Brems-scheibe nicht behauptenkann. Diese verblaßt - vor al-lem im Zwei-Personenbetrieb- gegenüber der Fußbremse.

Das satte Drehmomentund die Bremskräfte werdennicht zuletzt auch dadurch sobeeindruckend auf die Stra-ße gebracht, weil das Profileine weiche Gummimi-schung aufweist. Gerade5000 Kilometer hielt der Hin-terradreifen unserer Testma-schine. Da ist es erfreulich,daß Bridgestone seine Mono-polstellung nicht ausnutzt,sondern mit 210,- DM einenfairen Preis für einen Ersatz-Pneu verlangt.

Überhaupt ist die Intruder

im Unterhalt nicht so teuer,wie ihrexklusiver Anstrich ver-muten läßt. Um die Motor-Ventile braucht man sich nichtzu kümmern, das besorgt derhydraulische Spielausgleich.Inspektionen werden alle12.000 km, Ölwechsel alle6000 km vorgeschrieben. DieBatterie ist wartungsfrei, dasHinterrad wird von einer Kar-danwelle angetrieben.

Sucht man sich nicht gera-de die schlechtesten Berg-straßen aus, kann das Reisenund Touren mit der VS 1400durchaus zum besonderenErlebnis werden. Aufrecht sit-zend ist man offen für Landund Leute, hat nichts vom ver-bissenen, zusammenge-kauerten Kurvenhetzer, zudem man auf vielen Maschi-nen zwangsläufig degradiertwird. Das spüren wohl auchdie Leute, die man unterwegstrifft, von den verzückten Au-gen und Ohren am Straßen-rand gar nicht zu reden...

Wer so ungeniert abkup-fert, muß sich natürlich aucheinem Vergleich mit dem Vor-bild stellen. Die Suzuki glänztzweifelsohne mit dem harmo-nischeren Styling und demkraftvolleren Motor, was fürChopper-Fans genausohandfeste Argumente sindwie der rund 9000,- DM ge-ringere Preis gegenüber ei-nem original Low Rider SportEdition oder einer Sport Gli-de. Dafür bieten die Harleysneben dem nicht kopierfähi-gen Image das etwas kurven-freudigere Fahrwerk und imFalle der Sport Glide denbesseren Soziuskomfort.

Bei Hariey ist man dennauch gar nicht gram über dieKopie. Wer so penetrant ko-piert wird, muß ja wohl aucheiniges vorzuweisen haben.So gesehen ist die Suzuki VS] 400 ein bildschönes Kompli-ment an die amerikanischeTraditionsmarke.

Reiner H.Nitschke

Eignungstest Suzuki VS 14OO

LANDSTRASSE:Hervorragende Motor-charakteristik, bequeme Sitz-position, harte Federung

GUT

BERGSTRASSE:Sehr guter Durchzug, mäßi-ges Handling, geringe Bo-denfreiheit, Lastwechselre-aktionen

AUSREICHEND

STADTVERKEHR:Sehr niedrige Sitzposition,großer Wendekreis, nur mä-ßiges Handling

BEFREDKEND

SCHOTTERPISTE:Zu geringe Bodenfreiheit,extrem schlechter Gerade-auslauf wegen zu breiterReifen

MANGEUWT

AUTOBAHN:Hohe Laufkuttur, guter Gera-deauslauf, geringe Reich-weite, Sitzposition bis 120km/h angenehm

BEFRIEDIGEND

SPORTLICHE FAHRWEISE:Kraftvoller Motor, zu wenigBodenfreiheit, Lastwechsel-reaktionen, mäßige Vorder-radbrernse

MANGELHAFT

SOZIUSTAUGLICHKEIT:Sehr schmaler und harterSitzplatz, Federbeine schla-gen bei höherem Tempodurch

MANGELHAFT

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