Tradition mit Zukunft

Lernen und Leben 3

Lehre und Kind

Lehre und Kind? Schwierig, denn auf dem Lehrstellenmarkt haben junge, meist

alleinerziehende Mütter kaum Chancen. Was aber möglich ist, zeigt die eindrück-

liche Geschichte von M.K., Lernende bei der Stiftung LBB im dritten Jahr.

Im 9. Schuljahr wird M.K. Mutter einer Tochter. Eine schwierige Situation, sowohl privat

wie auch für die Lehrstellensuche. M.K. lässt sich aber nicht beirren und packt die Chance

als Lernende bei der LBB Gärtnerei. Sie zeigt von Anfang an ihren enormen Willen und ihre

Fähigkeit, diese Lebenssituation zu meistern. Sogar Spezialeinsätze oder Stellvertretungen

bei Krankheit sind kein Tabu. Hilfreich ist, dass die Tochter während der Arbeitszeit fremdbe-

treut werden kann. Regelmässig unterstützt auch ihre Mutter. Aber ohne Selbstbewusstsein,

Überzeugung und Eigeninitiative ist diese Leistung nicht möglich. Von «Null-Bock-Stimmung»,

wie sie unserer Jugend immer wieder nachgesagt wird, also keine Spur.

Diese Entwicklung ist nicht alltäglich, aber auch nicht ungewöhnlich bei LBB-Lernenden.

Sie zeugt von der Qualität des integrierten Ausbildungs- und Betreuungskonzepts, von den

sozialen Kompetenzen der Berufsbildner und Ausbildner und von der gegenseitigen

Wertschätzung. Heute ist M.K. im 3. Lehrjahr und der Berufsbildner traut ihr eine richtige

Gärtnerinnenkarriere zu!

Lernen und Leben Lehre und Kind 3

Auftrag Von ersten sozialen Gehversuchen bis zum Lehrbetrieb 5

Ausbildung Ausbildung fürs Leben 7

Betriebe Alles unter einem Dach 9

Social Entrepreneurship Nachhaltiges soziales Unternehmertum 11

Dienstleistung Erfolgreich im realen Markt 13

Statements 15

Organisation Eigenständige Stiftung 19

Von ersten sozialen Gehversuchen bis zum LehrbetriebDie Stadt Basel widmet sich bereits im frühen 20. Jahrhundert den sozial

Schwächeren. Mit der Gründung des Vereins Basler Webstube ermöglicht sie im

Jahr 1917 erstmals zwei behinderten Jugendlichen, einer geregelten Arbeit

nachzugehen. Eine Pionierleistung mit Folgen.

Das fürsorgliche Bestreben einzelner Bürgerinnen und Bürger entwickelt sich nach der

Eröffnung der Webstube kontinuierlich zu einem umfassenden Sozialwerk mit zahlreichen

Institutionen in und um Basel. Teil dieses Sozialwerks ist die Stiftung LBB Lehrbetriebe Basel,

eine gemeinnützige Organisation, die ursprünglich aus dem Verein Basler Webstube

(Verein Jugendfürsorge) hervorgeht.

Die Stiftung LBB gilt als fachlich und pädagogisch kompetenter Lehrbetrieb für handwerk-

liche Berufe und gleichzeitig als professioneller, im realen Markt aktiver Produktionsbetrieb.

Soziales Engagement und unternehmerische Leistung sind eng miteinander verbunden.

Die praktische Ausbildung erfahren die Lernenden in den betriebswirtschaftlich selbststän-

digen LBB-Betrieben. Die theoretischen Grundlagen vermitteln die Lehrkräfte in der eigenen

Berufsfachschule.

Der Auftrag der Stiftung LBB ist vielschichtig

• Wir führen junge Menschen mit und ohne soziale Indikation zu einem erfolgreichen

eidgenössischen Berufsabschluss.

• Die Lernenden, die oft nicht auf der Sonnenseite des Lebens stehen, werden Teil des

Arbeitsmarktes und schaffen sich eine selbstständige und sichere Lebensgrundlage.

• Mit der Bereitstellung von Arbeitsplätzen und der professionellen Vorbereitung der

Jugendlichen für weiterführende Berufe leisten wir einen bedeutenden gesellschaft-

lichen Beitrag zur Bekämpfung der Jugendarbeitslosigkeit in der Region Nordwest-

schweiz.

• Wir arbeiten nach betriebswirtschaftlichen Grundsätzen und stehen im direkten

Wettbewerb mit anderen Anbietern. Die drei Betriebe stellen hochwertige, marktreife

Produkte her und erbringen erstklassige Dienstleistungen. Beides zu konkurrenzfähigen

Preisen. Damit sichern sie den erforderlichen Eigenfinanzierungsgrad von mindestens 50%.

Auftrag 5

Ausbildung fürs Leben

Die Stiftung LBB bieten pro Jahr 63 Jugendlichen im Alter von 16 bis 25 Jahren eine

Ausbildung gemäss eidgenössischem Berufsbildungsgesetz BBG an. Befähigung

und Sozialverhalten dieser jungen Menschen sind bewusst sehr unterschiedlich.

Alle Lernenden absolvieren eine Lehre in einem der drei Betriebe LBB Mechanik, LBB Gärt-

nerei sowie LBB Schreinerei und schliessen mit dem eidgenössischen Fähigkeitszeugnis EFZ

oder dem eidgenössischen Berufsattest EBA ab – dies unabhängig der sozialen Indikation.

Die Ausbildung ist stark auf die wirtschaftliche Realität ausgerichtet, was den späteren

Berufseinstieg deutlich erleichtert.

Wir sorgen für geeignete Strukturen, Vorbilder und Bezugspersonen. Die Betreuenden

kennen die Vergangenheit der Jugendlichen, zeigen ehrliches Interesse, bauen Vertrauen

auf und geben den nötigen Rückhalt. So fühlen sich die Lernenden aufgehoben und sind zu

einem überdurchschnittlichen Engagement bereit. Sie erreichen mehrheitlich reibungslos

das Ausbildungsziel und meistern die Herausforderungen des Arbeitsalltags.

Besonders fördern wir die Sozialkompetenzen: Die Jugendlichen lernen eigenverantwortlich

zu denken, selbstständig zu handeln, im Team zu agieren, gute Umgangsformen zu zeigen

und verlässlich zu sein.

Dieses umfassende Wirken trägt Früchte, denn die LBB-Lernenden glänzen seit Jahren bei

den Prüfungen mit einer überdurchschnittlichen Abschlussquote von rund 93%.

Ausbildung 7

Alles unter einem Dach

Herzstück der Stiftung LBB sind die drei Betriebe Mechanik, Gärtnerei und

Schreinerei, sowie die eigene Berufsfachschule.

Mit Ausnahme der Gärtnerei befinden sich die Betriebe und die Berufsfachschule zusam-

men mit der Geschäftsleitung und der Administration zentral am Nonnenweg in Basel. Ein

kleiner Campus, wo die Lernenden umfassend auf die Berufswelt und ihre Anforderungen

vorbereitet werden. Die Gärtnerei liegt ganz in der Nähe an der Bungestrasse. Ein Paradies

für Pflanzenliebhaber.

Dank der eigenen, internen Berufsfachschule gehen Theorie und Praxis nahtlos ineinander

über. Am Arbeitsplatz und im Schulbetrieb agieren die gleichen Betreuenden als Berufsbild-

ner, Ausbildner und Ansprechpartner für betriebliche, schulische und private Angelegen-

heiten. So gehen wir optimal auf die individuellen Bedürfnisse der Auszubildenden ein und

begleiten sie ganzheitlich.

Die Geschäftsbereiche der Stiftung LBB

Nonnenweg 68, Basel

• LBB Mechanik

• LBB Schreinerei

• LBB Berufsfachschule

• Geschäftsleitung und

Administration

Bungestrasse 75, Basel

• LBB Gärtnerei mit Blumenladen

Betriebe 9

Nachhaltiges soziales Unternehmertum

Eine gute berufliche Qualifikation gilt als beste Arbeitslosenversicherung.

Davon profitieren der Staat und seine Sozialwerke. Soziale Härtefälle können

jedoch nicht in jedem Fall abgefedert werden. Ausbildungsstätten wie die Stiftung

LBB füllen die Lücke und tragen zu einer positiven Sozialbilanz bei.

Der Arbeitsmarkt verändert sich laufend. Die Anforderungen an Lernende und Arbeitende

steigen weiter. Erwartet werden immer bessere Qualifikationen und eine grössere Leistungs-

bereitschaft. Viele Jugendliche bringen diese Voraussetzungen in dieser Lebensphase nicht

mit. Sie finden keinen geeigneten Ausbildungs- oder Arbeitsplatz.

Hier setzt das Geschäftsmodell der Stiftung LBB an: Perspektive durch Ausbildung!

Jugendliche mit weniger guten Voraussetzungen erhalten die Chance zum Berufseinstieg.

Sie lernen, im Arbeitsmarkt erfolgreich zu agieren und sich in der wirtschaftlichen Realität

zu behaupten. Dieses Modell des sozialen Unternehmertums («Social Entrepreneurship»)

ist für die Stiftung LBB von zentraler Bedeutung. Wir lösen soziale Probleme unternehme-

risch und unterstützen so die Bestrebungen, einen langfristig positiven Wandel in der Gesell-

schaft herbeizuführen. Zudem tragen wir aktiv dazu bei, Lücken im Sozialsystem zu füllen

und die Sozialbilanz positiv zu beeinflussen. Ein unbestritten volkswirtschaftlicher Gewinn!

Die Finanzierung dieses Geschäftsmodells ist gleichzeitig zukunftsweisend, denn mindes-

tens 50% der erforderlichen Mittel erwirtschaftet die Stiftung LBB durch Eigenleistungen

der drei Betriebe. Mit diesem überdurchschnittlichen Deckungsbeitrag begünstigen wir eine

gesunde und nachhaltige Subventionsregelung – heute und in der Zukunft.

Social Entrepreneurship 11

Erfolgreich im realen Markt

Die drei Lehrbetriebe sind nicht nur Ausbildungsstätten mit sozialem Hintergrund,

sondern auch ökonomisch geführte Produktionsunternehmen. Sie stellen auf

Auftragsbasis marktreife Produkte her und erbringen erstklassige Dienstleistungen

für den kommerziellen und privaten Markt.

Die Lernenden bereiten wir nach dem Prinzip des sozialen Unternehmertums glaubwürdig

auf die Berufswelt vor und schaffen damit die Grundlage für ein ökonomisches Denken

und Handeln. Alle LBB-Betriebe produzieren für den realen Markt und stehen im direkten

Wettbewerb mit anderen Marktteilnehmenden.

Die Kunden profitieren mit jeder Auftragserteilung von unseren erstklassigen Leistungen

und unterstützen gleichzeitig einen immer dringenderen sozialen Auftrag.

Unser Angebot: ein handwerkliches Versprechen.

Namhafte Unternehmen – ob Kunden oder Lieferanten – haben der Stiftung LBB das

Vertrauen geschenkt. Langjährige Partnerschaften zeugen von Qualität und Kontinuität.

Kompetenz, Leistungsfähigkeit, Leistung und Liebe zum Detail, dies macht die Stiftung LBB

besonders. Testen Sie uns, wir werden Sie überzeugen.

Ihr Auftrag: ein Gewinn für alle.

• Sie erhalten Produkte und Dienstleistungen in hoher Qualität und zu fairen Preisen.

• Sie übernehmen gesellschaftliche Verantwortung und unterstützen die berufliche und

soziale Förderung junger Erwachsener in der Region: ein in der Öffentlichkeit gern

gesehenes Engagement.

• Sie sichern der Stiftung LBB den für künftige staatliche Subventionen erforderlichen

Eigenfinanzierungsgrad von mindestens 50%.

Dienstleistung 13

LBB Mechanik Bearbeitung von Metallen und Kunststoffen

• Spezialisiert auf Teilefertigung und Serien jeder Grösse

• Einsatz von CNC gesteuerten Maschinen

• Kundenspezifische Beratung

• Professionelle Edelstahlbearbeitung

LBB Schreinerei Möbel und Innenausbau nach Mass

• Küchen- und Badezimmereinrichtungen

• Schränke und Türen

• Dachausbauten

• Renovationen und Reparaturen

• Einsatz von CNC gesteuerten Maschinen

LBB GärtnereiBlumen und Pflanzen für jeden Zweck

• Schnittblumen, Topfpflanzen, Flor, Sträucher und Stauden

für Haus und Garten

• Bepflanzung von Gefässen und Begrünung von Innenräumen

• Gartengestaltung und Unterhalt

• Überwinterung von Kübelpflanzen

• Eigener Blumenladen mit Lieferservice (auch für Engroshandel)

LBB BerufsfachschuleEigener, interner Schulbetrieb

• Fachlehrer als theoretische und gleichzeitig praktische Ausbildner

• Spezielle Fördermassnahmen für Jugendliche mit sozialer Indikation

• Abschluss mit EFZ oder EBA

Statements 15

Wir übernehmen Verantwortung für die Sicherung von qualifiziertem Berufsnachwuchs, auch mit Jugendlichen mit sozialer Indikation.

Wir machen aus unseren Lernenden keine «Superhelden», aber Lehrabgänger mit Format.

Wir nehmen uns Zeit, um den Lernenden im täglichen Arbeitsumfeld Gewissenhaftigkeit, Fleiss, Einsatzbereit-schaft und Frustrationstoleranz näher zu bringen.

Wir «bilden» mit Herz und Verstand, um jungen Menschen ein glückliches und selbstbestimmtes Leben zu ermöglichen.

Für unsere Kunden ist die Stiftung LBB eine langjährige, verlässliche Partnerin, die manchmal auch beinahe Unmögliches möglich macht.

Hohe Qualität in Ausbildung, Produktion und Dienstleis-tung ist unsere tägliche Intention. So bleiben wir auf dem freien Markt wettbewerbsfähig.

In der Gärtnerei verknüpfen wir soziales Engagement mit unternehmerischer Leistung. Wir sind nicht einfach nur eine Lehrwerkstatt, sondern eine professionell geführte Produktionsgärtnerei.

In unserem Betrieb stellen wir marktreife Produkte und Dienstleistungen unter realen Bedingungen bereit. Dadurch können sich unsere Lernenden später auch in der realen Berufswelt behaupten.

Die vielseitige Lehrfunktion im Betrieb, an überbetriebli-chen Kursen und an der Berufsfachschule ist immer wieder eine Herausforderung. Sie erfüllt mich aber jeden Tag aufs Neue.

Lukas Allemann

LBB Gärtnerei

Peter Bräm

LBB Mechanik

Uta Ehrhardt

LBB Schreinerei

Statements 17

Die LBB unterstützt jeden einzelnen von uns, auch wenn es im privaten Bereich mal schwierig wird. Jeder von uns wird als Mensch wahrgenommen und man merkt, dass wir wertgeschätzt werden.

Mir gefällt die LBB, weil Betrieb und Berufsfachschule die gleichen Ansprechpersonen haben. Die schulischen Themen werden sehr praxisnah erklärt.

Die Gärtnerei ist innovativ und die Ausbildung sehr praxisnah. Eine gute Voraussetzung für den Berufseinstieg. Ich werde zudem von meinem Berufsbildner und den Ausbildnern jederzeit kompetent betreut. Sehr schätze ich die soziale Durchmischung der Lernenden. Das fördert unsere Sozialkompetenz.

Hier lerne ich, moderne Maschinen zur Fertigung von Einzelteilen zu programmieren und zu bedienen. Ein tolles Gefühl, nach der Herstellung ein Präzisionsprodukt in den Händen zu halten, das irgendwo auf der Welt eine wichtige Funktion erfüllt. Etwas Kleines wird ganz gross!

Als Mutter einer 4-jährigen Tochter habe ich hier die Möglichkeit, eine Ausbildung mit eidgenössischem Fähig-keitszeugnis zu absolvieren. Mein Berufsbildner und die Ausbildner unterstützen mich jederzeit. Die Ausbildung ist sehr vielseitig. Hervorheben möchte ich noch das für die Region Basel ausgesprochen grosse Pflanzensortiment.

Die LBB bietet mir die Möglichkeit, mein Selbstvertrauen zu stärken und mich auf den geregelten Berufsalltag vorzubereiten.

Gärtner sind bekanntlich die glücklichsten Menschen der Welt. Dank der LBB kann ich meine Freude an Pflanzen auch beruflich ausleben. Und durch die umfassende Ausbildung bin ich für den Beruf als Gärtnerin in jeglicher Hinsicht gut gerüstet. Bald kann ich diesen Beruf glückli-cherweise vollumfänglich ausüben.

Eigenständige Stiftung

Im Jahr 2010 wird der Verein Jugendfürsorge nach 93 Jahren als Trägerschaft der

vier angegliederten Institutionen aufgelöst. Seit 1. Januar 2010 tritt die LBB Lehr-

betriebe beider Basel als operativ eigenständige Stiftung auf.

Der Stiftungsrat besteht aus vier Mitgliedern und amtiert als oberstes Organ. Ein «wachen-

des Auge», das die Stiftung LBB zusammen mit der Geschäfts- und Betriebsleitung mit

sozialer und ökonomischer Kompetenz erfolgreich führt.

Stiftungsrat

Ursula Sarasin-Wechsler, Präsidentin des Stiftungsrates, lic. iur.

Peter H. Altherr, Vize-Präsident des Stiftungsrates, lic. rer. pol.

Willy Grolimund, Stiftungsrat, lic. rer. pol.

Dominik Nussbaumer, Stiftungsrat, lic. iur.

Geschäftsleitung

Giancarlo Bezzola, Geschäftsführer

Lukas Allemann, Stellvertretender Geschäftsführer, LBB Gärtnerei

Peter Bräm, Mitglied der Geschäftsleitung, LBB Mechanik

Uta Ehrhardt, Mitglied der Geschäftsleitung, LBB Schreinerei

Organisation 19

Für unsere Jugendlichen ist es im Hinblick auf die künftige Berufswelt enorm wichtig, im realen Markt agieren zu können.

Die Stiftung LBB bietet den Jugendlichen eine Perspektive und bereitet sie individuell auf die berufliche Laufbahn vor.