Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird...

24
Alles im grünen Bereich 2/2016 Magazin Der vergessene Unfallschwerpunkt Trautes Heim Elektromobilität Zwischen Rad und Krad – E-Bikes erweitern ihren Einsatzbereich Lifestyle Im Haus von morgen – der digitale Wandel in unserer Wohnung Interview Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus – Fairness und Sicherheit im Fußball

Transcript of Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird...

Page 1: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Alles im grünen Bereich 2/2016

Magazin

Der vergessene Unfallschwerpunkt Trautes Heim

Elektromobilität Zwischen Rad und Krad – E-Bikes erweitern ihren Einsatzbereich

Lifestyle Im Haus von morgen – der digitale Wandel in unserer WohnungInterview Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus – Fairness und Sicherheit im Fußball

Page 2: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Stefan Kölblüber Sicherheit zu Hause

Liebe Leserin, lieber Leser,zu Hause fühlen wir uns sicher. Geborgenheit und Gemütlichkeit verbinden wir damit. Doch hätten Sie das gedacht? Daheim lebt es sich gefährlicher als im Straßenverkehr: Dort verunglückten 2015 allein in Deutschland 3.475 Menschen. Mehr als doppelt so viele sterben zu Hause. Zum Glück enden viele Haushaltsunfälle nicht tödlich, doch jeder Unfall ist einer zu viel. Unsere zahlreichen Produktprüfungen helfen bei der Unfallvermei-dung mit: Wir testen zum Beispiel die Funktions-sicherheit von Elektrogeräten und Kinderspiel-zeug, überprüfen aber auch Aufzüge und ganze Gebäude. So räumen wir potenzielle Risiken früh-zeitig aus dem Weg. Unfallanalysen zeigen oft Leichtsinn und Selbstüberschätzung als Ursa-che. Wer zum Gardinenabhängen Möbel stapelt, anstatt die geprüfte Trittleiter zu verwenden, lan-det schnell im Krankenhaus. Gefährdet sind auch „Leiter-Akrobaten“, die sich zu weit herauslehnen – statt die Leiter umzustellen.

Zwei Trends sorgen dafür, dass wir künftig noch mehr Augenmerk auf die Sicherheit zu Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr-dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst-sein können hier neue Wohnkonzepte mit intelli-gentem Einsatz von Lichtquellen helfen.

Zweitens digitalisiert sich das traute Heim zunehmend. Alles verbindet sich automatisch ohne Kabel. Das hat viele Vorteile, wirft aber auch Fragen zu Datensicherheit und Elektromagneti-scher Verträglichkeit (EMV) auf. Fragen, die wir für Ihre Sicherheit klären.

Ihr Stefan Kölbl

Vorsitzender des Vorstands DEKRA e. V. und DEKRA SE

368

18

12

3038

InhaltTrautes Heim

2/2016

18 Wertvolle Sammlung Das Oldtimer-Hobby ist mehr als nur Leidenschaft fürs Automobil. Oft geht es auch um Werte, die es zu schützen gilt. 24 Forschung Auf dem werkseigenen Campus gehen die Wissenschaftler bei Philips neue Wege bei Beleuchtung und Medizintechnik.

26 Interview Steinhaus Schiedsrichterin Bibiana Steinhaus über Fairness und Sicherheit beim Sport.

30 Elektromobilität Ob Cityflitzer, Geländegänger oder Nutz- fahrzeug, E-Bikes erweitern ihren Ein- satzbereich mit neuen Modellen.

36 Interview Sobek Das smarte Haus von morgen erzeugt mehr Energie, als es verbraucht, meint Werner Sobek. Er hat es schon gebaut.

38 Zukunft zu Hause Das Haus und seine Ausstattung schließt sich dem Internet der Dinge an.

Standards 02 Editorial 04 News 42 Impressum

08 Verkannte Gefahr Titelthema Das unheimliche Phänomen häuslicher Unfälle. DEKRA solutions stellt erschre- ckende Statistiken vor und benennt Gegenmaßnahmen, die jeder treffen kann.

12 Unfälle zu Hause Wo passieren sie? Wen trifft es? Die Land- karte der Unfallschwerpunkte zeigt die Gefahrenstellen auf einen Blick.

16 Interview Zoetbrood Bert Zoetbrood, Leiter DEKRA Produkt- prüfung & -zertifizierung, über die Sicher- heit zu Hause und die Vernetzung der Gesellschaft.

Icons

Digital

E-Paper Sie möchten DEKRA solutions auf dem Tablet lesen und direkt auf Links und Videos klicken? Kein Problem, einfach kostenlos downloaden.

solutions online Das DEKRA Magazin hat nun auch seine eigene Homepage mit täglichen Neuigkeiten aus der Welt von DEKRA – mit Sicherheit spannend. Wir freuen uns auf Ihren Besuch.

Termin

Video

Telefon

Web-Verweis

E-Mail

Mehr Informationen zu diesem Thema: www.dekra- solutions.com

Sie finden das E- Paper bei Google Play, im App Store und auf: www. dekra-solutions.com

Wendig durch die City mit dem zweiten Wind

Haushaltshilfe von morgen

Schneller passiert als gedacht

Unfall-schwer-punkte

Stararchitekt Werner Sobek zu Smart Homes

Editorial

Mobile Werte

TIT

ELF

OTO

: PE

TER

BB

E; F

OTO

S D

IES

E S

EIT

E: T

ILLM

AN

N F

RA

-

NZ

EN

, PE

TER

BB

E,

HA

NS

-DIE

TER

SE

UFE

RT,

NIK

O W

ILK

ES

MA

NN

, BLO

OM

BE

RG

, SH

UTT

ER

-

STO

CK

, HE

RS

TELL

ER

3 DEKRA solutions 2/20162 DEKRA solutions 2/2016

Page 3: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Vorsicht vor Smombies!

Das Dach zur EMZUR FUSSBALL-EUROPAMEISTERSCHAFT bekam das Stade Vélodrome in Marseille von der Taiyo Europe GmbH eine spek-takuläre Dachkonstruktion und Fassade installiert. Mit seiner Membrane aus PTFE-beschichtetem Glasgewebe bedeutet das für die bis zu 67.000 Zuschauer einen beträchtlichen Gewinn an Komfort und Atmosphäre. Hubert Reiter, Geschäftsführer der Taiyo Europe GmbH, lobte bei dem Projekt auch die DEKRA Experten des Labors für Technische Textilien und Folien: „Sie haben entscheidend zur Qualitätssicherung des neuen Hallen-daches im EM-Stadion in Marseille beigetragen. Im Labor in Stuttgart prüften die Experten in Laborversuchen die Mate-rialsteifigkeit, die Kompensation für den Zuschnitt der Bah-nen und überwachten die Ausführung während der Bauphase, indem sie Nahtproben sowie Proben der Anschlussdetails der Festigkeitsprüfung unterzogen.“

NICHT NUR IN EUROPÄISCHEN Großstädten, son-dern überall dort, wo Smartphones verbreitet sind, müssen Verkehrsteilnehmer mit sogenann-ten Smombies rechnen: mit Fußgängern, die wie Zombies ihre Umgebung ausblenden, weil sie auf ihr Smartphone starren und dabei über Kreu-zungen und Fußwege laufen. Abgelenkt durch das Schreiben von Textnachrichten, Telefonie oder Musikhören, gefährden sie sich und andere Verkehrsteilnehmer. Wie die DEKRA Unfallfor-schung in ihrer kürzlich vorgestellten interna-tionalen Untersuchung herausfand, sind die 25- bis und 35-Jährigen die am meisten betrof-fene Altersgruppe. Auch eine geschlechtsspe-zifische Differenzierung konnten die Beobach-

terteams feststellen: Frauen nutzten häufiger das Smartphone fürs Schreiben von Textnach-richten, die Männer priorisierten das Musikhö-ren. In beiden Fällen wird jedoch die Gefahr, die von einer Ablenkung durch das Smartphone aus-geht, unterschätzt. Immerhin sind 22 Prozent aller Verkehrstoten in der Europäischen Union Fußgänger und jeder zehnte Todesfall auf deut-schen Straßen geht auf falsches Verhalten der Fußgänger zurück. Bei den sechs untersuch-ten europäischen Hauptstädten ist Stockholm mit 23,6 Prozent Spitzenreiter bei der Nutzung von Smartphones durch alle Altersgruppen. In Amsterdam lag die Quote nur bei knapp über acht Prozent.

13.822

Ablenkung Der Chat zur falschen Zeit kann Fußgänger gefährden

Hightech-Dach am Stade Vélodrome

in Marseille

» Sicherheit ist ein menschliches Grundbedürfnis.Wir brauchen sie so notwendig wie die Luft zum Atmen «

Stefan Kölbl, DEKRA Vorstandsvorsitzender

FUSSGÄNGER beobachteten DEKRA Unfallforscher

für die „Smombie-Studie“

NachrichtenNachrichten

25 % 100 %

80 %

60 %

40 %

20 %

0 %

20 %

15 %

10 %

5 %

0 %

Smartphone-Nutzung bei Fußgängern nach Städten Smartphone-Nutzung bei Fußgängern nach Altersgruppen

16,9 %

Gesamt Amsterdam Berlin Brüssel Paris Rom Stockholm

15–25 Jahre1,86 %Kombination 2,03 % 0,94 % 0,63 %1,76 %Telefonieren 3,52 % 2,40 % 2,52 %9,28 %Tippen 9,43 % 7,50 % 5,63 %5,93 %Musik hören 7,50 % 5,00 % 2,09 %

81,17 %keine Nutzung 77,52 % 84,17 % 89,12 %

25–35 Jahre 35–45 Jahre 45–60 Jahre8,3 %

14,9 % 14,1 % 14,5 %

10,6 %

23,6 %

Quelle: DEKRA UnfallforschungQuelle: DEKRA Unfallforschung

VERKEHRSSICHERHEITSREPORT 2016Personenverkehr

DEKRA Automobil GmbH

Strategien zur Unfallvermeidung auf den Straßen Europas

Unfallgeschehen: EU-Ziele für 2020 sind akut in Gefahr

Faktor Mensch: Aufmerksamkeit ist die beste Sicherheitsstrategie

Fahrzeugtechnik: Leben retten durch technische Sicherheit

GUTE VERBINDUNG UM DIE VERKEHRSSICHERHEIT zu erhöhen, werden in Zukunft die Digitalisierung und die Vernetzung von Fahrzeugen mit-einander und mit anderen Dingen wie Verkehrsampeln oder Verkehrsleitsystemen eine immer wichtigere Rolle spielen. Diese sogenannte Car-to-X-Kommunikation ermöglicht einen Informationsfluss in Sekundenbruchteilen und kann den Fahrer auf Gefahren entlang der Strecke hinweisen. Dies ist eines der Ergebnisse des kürzlich in Berlin vorgestellten DEKRA Verkehrssicherheitsreports zum Thema Personenverkehr. Automatisierte Systeme – so der Report – bedeuten einen hohen Sicher-heitsgewinn. Auch die Mobilfunktechnologien seien eine wichtige Basis für die Vernetzung. Als Beispiel für einen wichtigen Schritt, um die Zahl der Unfalltoten in der EU pro Jahr um bis zu zehn Prozent zu senken, wird das bordeigene eCall-Notrufsystem aufgeführt, das bis zum 31. März 2018 EU-weit in allen zur Homologa-tion vorgestellten neuen Fahrzeugtypen von Pkw und leichten Nutzfahrzeugen installiert sein muss.

Mehr Informationen zum Thema: www.dekra-roadsafety.com

Auto zu Auto

Auto zu Haus

Auto zu öffent-lichen Diensten

Auto zu Infra-struktur

Auto zu Fußgänger

Auto zu Fahrrad/ Motorrad

Intra Car- Kommunikation

Auto zu Fahrer

Auto zu Satellit

5 DEKRA solutions 2/20164 DEKRA solutions 2/2016

Page 4: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

FOTO

S: D

AIM

LER

, DE

KR

A, D

ING

O P

HO

TOS

, TA

IYO

EU

RO

PE

der Deutschen

würden ihre Daten zur

Identifizierung von

Verkehrssündern der

Polizei zur Verfügung

stellen. Das ergab eine

Umfrage des Vodafone

Instituts für Gesellschaft

und Kommunikation in

acht Ländern Europas.

Italiener (47 %) und Iren

(44 %) zeigten sich viel

aufgeschlossener. Der

Durchschnittswert lag

bei 29 Prozent.

Lernende LieferkettenIm „Trend Radar 2016“

beschreibt DHL Logistics

26 künftige Entwicklun-

gen, die der Transport-

branche neu Impulse

geben werden. Darunter

der Trend zu kleineren

Losgrößen und On-

demand-delivery sowie

lernfähige Lieferketten.

Automatisiertes Fahrenrückt näher. Das Kabinett

hat einen Gesetzesent-

wurf zur Umsetzung

des geänderten Wiener

Abkommens beschlossen

und damit den Grundstein

für Rechtssicherheit

gelegt. Die Systeme

müssen aber technisch

den UNECE-Regeln

entsprechen.

Nachrichten

Prozent13

E-TAXI im Test

DEKRA AWARD 2016

DER GEBRAUCHTWAGENREPORT von DEKRA ermittelte dieses Jahr aus rund 15 Millionen Hauptuntersuchungen das Auto mit den geringsten Mängeln: Unter den bewerteten 474 Fahrzeug-typen war der Audi A6 „Bester aller Klassen“. Alle Ergebnisse sind im Internet verfügbar unter: www.gebrauchtwagenreport.com

AUTONOM FAHRENDE FAHRZEUGE wie das Concept Car „∑tos“ der Schweizer Rinspeed AG werden in Zukunft auf unseren Straßen unterwegs sein. Der Clou am ∑tos ist neben dem falt- und versenkbaren Lenkrad seine Fähigkeit, sich die persönlichen Vorlieben und Bedürfnisse seines Fahrers zu merken und darauf einzustellen. Der Datenstrom geht damit

weit über klassische Telematikwerte zu Antrieb, Verbrauch und Postion hinaus. Zur Auswertung der hochsensiblen Daten steht die DEKRA Automobil GmbH als unabhängiger Kooperationspartner an der Seite des ∑tos-Projekts. So können alle gesam-melten Informationen und wirtschaftlich relevanten Faktoren von einem neutralen Dritten unabhängig analysiert werden.

„Von der Kooperation im Rahmen des ∑tos-Projekts erhoffen wir uns eine Reihe von Erkenntnissen, die uns hier weiter-bringen“, sagte der Geschäftsführer der DEKRA Automobil, Dr. Gerd Neumann, bei der Vorstellung des Konzeptfahrzeugs auf dem Genfer Autosalon.

SAFETY CHAMPIONS GESUCHT: DEKRA schreibt in Zusammenarbeit mit der Zeitschrift „Wirtschaftswoche“ den renommierten DEKRA Award aus. Unternehmen und Initiativen können sich bis zum 16. September 2016 in den Kategorien Sicherheit im Verkehr, bei der Arbeit und zu Hause bewerben. www.dekra-award.de

E-TAXIS HABEN ZUKUNFT – so lautet das generelle Fazit, das die Projektpartner bei der Abschluss-konferenz des Forschungspro-jekts „GuEST“ im April gezogen haben. Für einen wirtschaftli-chen Taxibetrieb müssten jedoch Schnell-Ladesäulen an Taxi- standplätzen installiert und die Stromtarife wirtschaftlicher gestaltet werden.

Mobile Zukunft

20 Prozent bis 2020

KURZ NOTIERT

Dr. Gerd Neumann mit dem „Besten aller Klassen“

Präzise Platzierung der Leuchtdichte-Messkamera

Vier Vorserien-Elektrofahrzeuge von Mercedes-Benz kamen in Stuttgart auf 140.000 Kilometer Laufleistung

Fahrzeugdaten sind bald wie die Uhrzeit am Handgelenk abzulesen

BLENDUNFALL IM FOKUSUM GENAUE AUSSAGEN über die Sichtbarkeit, Reaktionszeit und damit Vermeidbarkeit eines Unfalls zu treffen, stellen die DEKRA Unfallanalytiker im Auftrag von Gerichten eine Unfallsituation genau nach. Mehr als 80 Experten für solche

Dunkelheitsunfall-Rekonstruktionen hat DEKRA bundesweit. Für die detail-lierte lichttechnische Untersuchung ver-wenden die Experten in praktischen Versuchen eine Leuchtdichte-Messka-mera, die auf Augenhöhe des Fahrers montiert wird. Anhand dieser Daten können sie feststellen, ob und wie stark der Fahrer geblendet wurde, wie gut

erkennbar das Unfallopfer war und wie zusätzliche Faktoren, etwa Schneefall oder Nässe, die Sicht reduzierten.

Bester unter 474

DER VERBAND DER europäischen Automobil-hersteller (ACEA) sieht bei schweren Lastwagen bis in vier Jahren ein Spritsparpotenzial von gut einem Fünftel gegenüber dem Flottendurch-schnitt von 2014. Am effektivsten und besonders kostengünstig sind dabei Fahrerschulungen. Dazu kommen technische Verbesserungen am Fahrzeug, die vor allem Antrieb, Aerodynamik und Reifen betreffen. Vielversprechend ist auch das Koppeln von Lkw

per funkgesteuerter elektronischer Deichsel - das sogenannte Platooning. Dabei sind etwa die Notbremssysteme der Lkw in Echtzeit mit dem Führungsfahrzeug verbunden, sodass auch bei nur 15 Meter Abstand die Sicherheit gewährleistet ist.

Kolonnenverkehr sorgt für erhebliche

Aerodynamikvorteile

Nachrichten

6 DEKRA solutions 2/2016 7 DEKRA solutions 2/2016

Page 5: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Das Leben ist gefährlich. Eine Binsenweisheit. Die Wahrscheinlichkeit, einem Flugzeugabsturz oder einem Terroranschlag zum Opfer zu fallen,

ist sehr gering. Wesentlich bedrohter sind wir dort, wo wir uns am sichersten wähnen: zu Hause.

Text Regina Weinrich

VerkannteGefahr

Sicherheit zu Hause

9 DEKRA solutions 2/20168 DEKRA solutions 2/2016

Page 6: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

S icherheit ist ein großes Thema in unserer Gesellschaft. Sichere Autos, sichere Spiel-plätze, sichere Arbeitsplätze. Aber in unse-

ren Wohnungen spielt uns das eigene Sicherheits-bewusstsein wohl einen Streich. Hier setzen wir uns ziemlich ungehemmt Gefahren aus. Wie ließe sich sonst erklären, dass die Zahl der tödlichen Unfälle in den eigenen vier Wänden in Deutsch-land mit jährlich rund 9.000 Opfern weit mehr als doppelt so hoch liegt wie die im Straßenverkehr mit etwa 3.500 Unfalltoten?

Die meisten Unfälle passieren zu Hause. Das zumindest sagen die Daten des Statistischen Bundesamtes, aber eine genau aufgeschlüsselte Erfassung von Unfällen gibt es in Deutschland nicht. Denn wer mit einer abgeschnittenen Fin-gerkuppe in die Notaufnahme eines Krankenhau-

ses kommt, wird behandelt, aber der Unfall zu Hause wird nicht als solcher registriert. Deshalb fasst auch die Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin (BAuA) für ihren Überblick verschiedene Statistiken von Unfallversicherun-gen, Statistischem Bundesamt und Schätzun-gen des Robert-Koch-Instituts (RKI) zusammen. Danach verletzen sich zu Hause jährlich 2,8 Milli-onen Menschen. Wenn die Statistiker den Freizeit-bereich hinzuaddieren, sind gar 5,9 Millionen Ver-letzte zu beklagen. Im Straßenverkehr sind es zum Vergleich etwa 370.000.

Das Vertraute als RisikoWie kommt es zu so hohen Zahlen? Dr. Jörg Ange-nendt, Psychologe am Universitätsklinikum Frei-burg, sieht unsere Gefühle in der Verantwortung,

Sicherheit zu Hause

da sie das Erleben von Risiko und Sicherheit steu-ern: „Zu Hause kennt man sich aus, ist im vertrau-ten Nahraum. Da hat man kein Bedrohungserle-ben oder ein Bewusstsein für Gefahren, wenn man mal eben irgendwo draufsteigt und dabei statt der Leiter den Stuhl nimmt.“ Die eigene Kontrolle über die Situation werde überschätzt und den meisten Menschen seien die spektakulären Zahlen zu den alltäglichen Risiken auch gar nicht bekannt, sagt er. „Wenn zu Hause etwas schiefläuft, bekommen das allenfalls ein paar Nachbarn mit. Anders als bei Flugzeugabstürzen, die weltweit die Nach-richten bestimmen und massive Angst auslösen“, betont Angenendt. Obwohl das Flugzeug statis-tisch gesehen ein äußerst sicheres Verkehrsmit-tel sei, dringe ein Unfall, bei dem auf einen Schlag 150 Menschen ums Leben kämen, ins Bewusstsein. „Die vielen Unfälle zu Hause sind stille, unspek-takuläre Einzelereignisse, die nicht an uns heran-reichen und zu denen es keine Bilder gibt“, sagt der Psychologe. „Wir sehen nicht, wie die alte Frau hilf-los und schmerzverkrümmt im Treppenhaus liegt, bis die Rettungskräfte kommen. Das ist ein priva-tes Geschehen ohne Öffentlichkeitswirksamkeit.“

Die Bedeutung häuslicher Unfälle wird aber nicht nur verkannt, sondern auch verdrängt. Weder Politik noch Verbraucherschutz gehen das Thema offensiv an. Die Beneluxstaaten oder die Skandi-navier sind da weiter und erst recht gilt das für die Schweiz, die mit ihrer Beratungsstelle für Unfall-verhütung (BFU) vorbildhaft arbeitet.

Unfallverhütung in der SchweizUnter dem Motto „Wir machen Menschen sicher“ erstellt die BFU jedes Jahr eine „Statistik der Nicht-berufsunfälle und des Sicherheitsniveaus in der Schweiz“. Dabei geht es um Straßenverkehr, Sport,

Haus und Freizeit. „Wir decken den ganzen Prä-ventionskreislauf ab“, sagt BFU-Direktorin Brigitte Buhmann. Ihre Organisation betreibt Forschung, bildet Lehrer, Polizisten oder Sicherheitsfachleute in Betrieben aus, berät Architekten und Baufach-leute und konzipiert Informationskampagnen. Die jüngste Großaktion widmet sich dem Stürzen (www.sichergehen.ch). Für die komplexen Aufgaben arbeiten Psychologen, Juristen, Sozial-, Wirtschafts- und Bewegungswissenschaftler Hand in Hand.

„Am Anfang stehen die Fragen, was passiert, warum passiert es und wie lässt es sich verhin-dern“, erläutert Buhmann. Dann werden Ziele fest-gesetzt und Maßnahmen beschlossen. „Was heute erforscht wird, kann morgen bereits umgesetzt wer-den.“ Das gehe jedoch nur mit den entsprechenden Zahlen. Diese zeigten auch, ob Maßnahmen wirken und wie hoch der volkswirtschaftliche Nutzen der Unfallprävention sei. Das Ergebnis: Jeder in die Prä-vention investierte Franken spart das Siebenfache an Folgekosten von Unfällen ein. „Wir wollen Ver-halten beeinflussen, aber auch Verhältnisse “, sagt Buhmann und meint damit Infrastrukturen, Pro-dukte, Normen und Gesetze. Die Unabhängigkeit von wirtschaftlichen oder politischen Interessen ist ihr wichtig – die Beratungsstelle kann schließlich gefährliche Produkte mit Verkaufsverbot belegen.

Die BFU existiert seit 1938, seit 1984 hat sie als private Stiftung auch einen gesetzlichen Auftrag. Die Zusammenarbeit mit vielen verschiedenen Bundesämtern, Institutionen und Organisationen wird großgeschrieben. Das Budget der Beratungs-stelle liegt bei umgerechnet etwa 25 Millionen Euro, die mehrheitlich aus einem Prämienzuschlag der Unfallversicherer stammen. In der Schweiz ist jeder Erwerbstätige über seinen Arbeitgeber unfallversichert. (www.bfu.ch)

»Was passiert? Warum passiert

es? Und wie lässt es sich verhindern?«

Brigitte Buhmann, Direktorin der Beratungs-stelle für Unfallverhütung

der Schweiz

»Für eine gezielte Prä-

ventionsarbeit brauchen wir eine

verläss liche Statistik, die uns sagt, wie viele Unfälle

es tatsächlich gibt«

Dr. Susanne Woelk, Geschäftsführerin Aktion Das Sichere Haus e. V.

Anteil der Getöteten in Haus und Freizeit nach Alter, Ø 2008-2012 Quelle: BFU

Unfalltote – In der Freizeit und im Haus ist das Risiko am größten Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2013

Unfallverletzte – Die Verletzten werden in Millionen gezählt Quelle: Bundesanstalt für Arbeitsschutz und Arbeitsmedizin, 2013

88+11+1+z3+12+15+35+35+z12+3+1+42+42+z 81+8+1+1+1+8+zAnteil der Getöteten in Haus und Freizeit nach Unfallhergang, Ø 2008-2012 Quelle: BFU

88 %0-16

StürzeHausbereichHausbereich

2,8 Mio.8.675

1,27 Mio.

71,02 Mio.492

0,37 Mio.3.542

3,12 Mio.9.217

Gefährdung der Atmung (Ertrinken)

ArbeitArbeit

Landtransport-mittelSchuleSchule

Rauch/Feuer/Flamme

VerkehrVerkehr

Einwirkung mechanischer Kräfte

FreizeitFreizeit

Andere

17-64

65+

81 %

7 %

8 %1 %1 %1 %11 %

1 %

ElektrizitätUnfälle damit haben oft schwere Verbrennungen und Muskellähmungen mit potenziell tödlichem Ausgang zur Folge

Mehr Informationen zum Thema: www.bfu.ch

Mehr Informationen zum Thema: www.das-sichere-haus.de

10 DEKRA solutions 2/2016 11 DEKRA solutions 2/2016

Page 7: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

25,6 % Wohn- und Schlafzimmer

7,7 % Parkplatz und Zufahrt

17,8 % Pool und Garten

6,1 % Badezimmer

9,3 % Treppe15,7 %

Küche

0,5 % SpielplatzUnfälle

zu Hause Überraschend sind die Statistiken, wie sich im Haus das Unfallrisiko verteilt. Weniger dagegen, welche Personengruppen besonders betroffen sind.

60 % aller Unfälle bei Kindern

passieren zu Hause (Im Vergleich: Straße 14 %)

88 % der zu Hause tödlich

Verunglückten sind älter als 65 Jahre

42 % aller Unfälle passieren

Frauen zu Hause (Im Vergleich: 24 % Männer)

84 % aller Unfälle beim

Heimwerken passieren Männern

13,2 %Unterschenkel

16,9 %Unterschenkel

8,9 %Gesicht

6,6 %Gesicht

6,5 %Augen

3,5 %Augen

9,1 %Füße

12,8 %Füße

Die 5 am häufigsten betroffenen Körperpartien bei Sturz-Unfällen zu Hause im Durchschnitt aller Altersgruppen, nach Geschlechtern differenziert.

1,8 %Ober-schenkel

1,4 %Ober-

schenkel

Quellen: Studie der GfK Finanzmarktforschung im Auftrag des GDV, 2012; Beratungsstelle für Unfallverhütung, BFU, Status 2015; Gesundheitsberichterstattung des Bundes, Robert-Koch-Institut, 2013

9,0% sonstiger Wohnbereich innen

8,3% sonstiger Wohnbereich aussen

Page 8: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

FOTO

S: P

ETE

R H

ÜB

BE

(3),

DE

KR

A (2

), IS

TOC

K, U

NIV

ER

SIT

ÄTS

KLI

NIK

ULM

; IN

FOG

RA

FIK

: NIK

O W

ILK

ES

MA

NN

Sicherheit zu Hause

ben. Das sollte Erwachsene aber nicht davon abhal-ten, mit ihnen über Gefahren zu sprechen oder zu verhindern, dass das Sofa fahrlässig als Trampolin missbraucht wird. Jeder dritte Kinderunfall ereig-net sich zudem mit Haushaltsgeräten, hat die Bun-desanstalt für Arbeitsschutz herausgefunden. Des-sen Prüfsiegel belegt die Betriebssicherheit im normalen Gebrauch, doch es kann nicht verhin-dern, dass ein unbeaufsichtigter Zweijähriger am herunterhängenden Kabel des Wasserkochers zieht und sich verbrüht. Auch wenn das Kinderbuch vom „Struwwelpeter“ in seiner Darstellung nicht mehr ganz zeitgemäß ist, sind manche Aussagen immer noch aktuell. Pauline allein zu Haus entdeckt eben die liegengebliebenen Zündhölzer und entfacht den Brand, genauso wie der zappelnde Philipp mit sei-nem Stuhl umkippt. Heutige Eltern können immer-hin auf Rauchmelder vertrauen und kippsichere Hochstühle mit Prüfsiegel für die Kleinen gibt es auch. Ebenso sind Kindersicherungen für Steck-dosen und Schränke mit gefährlichem Inhalt hilf-reich. Ein Gitter vor der Treppe beugt dem Absturz aus der Höhe vor. Weil Kinder Gefahren nicht ein-schätzen können, ist der Weitblick von Erwachse-

nen gefragt. Aber auch Achtsamkeit. Denn wenn das Baby vom Wickeltisch fällt, ist häufig Ablen-kung oder Hektik bei den Eltern im Spiel.

Besonders gefährdet sind auch die Senioren. Die Gefahr, sich zu Hause zu verletzen, ist bei ihnen drei Mal größer als die Wahrscheinlichkeit eines Autounfalls. Trotzdem wollen viele ältere Men-schen ihre Eigenständigkeit behalten und das sol-len sie auch. Aber die Einsicht, dass manche ehe-mals einfachen Dinge schwieriger und gefährlicher werden, lässt sich schulen, ein entsprechendes Ver-halten ebenso. So ist gerade bei schlechter werden-dem Sehvermögen eine gute Beleuchtung wichtig. Dicke Teppichkanten, Türschwellen und rutschige Bodenbeläge sollte es in einem Rentnerhaushalt besser nicht geben, dafür aber an jeder Treppe ein Geländer. Auch wenn es gegen die Gewohnheit ist, geschlossene Hausschuhe gewähren im Gegensatz zu Pantoffeln einen sichereren Tritt.

Es ist der Faktor Mensch, der die Sicherheit zu Hause bestimmt. Das beginnt beim Bau, reicht über die Ausstattung mit geprüften Elektro geräten, Spielzeug und Möbelstücken bis zum Gefahren-bewusstsein der Bewohner.

Das sichere Haus„Für eine gezielte Präventionsarbeit brauchen wir eine verlässliche Statistik, die uns sagt, wie viele Unfälle es tatsächlich gibt“, sagt auch Dr. Susanne Woelk. Die Hamburgerin ist Geschäftsführerin der Aktion Das Sichere Haus – Deutsches Kuratorium für Sicherheit in Heim und Freizeit e. V. (DSH) und hat das Ziel, die hohen Unfallzahlen mit Rat-schlägen und Tipps zu senken. Legt man die Zah-len des Statistischen Bundesamts zugrunde, ist der Anstieg tödlicher Unfälle im privaten Bereich enorm. Im Jahr 2005 hatten sie einen Anteil von 33,5 Prozent an der Gesamtzahl der Unfallopfer, zehn Jahre später sind es knapp 40 Prozent. Davon sind knapp drei Viertel über 65 Jahre alt, weshalb die Statistiker diese Steigerung auf den demografi-schen Wandel zurückführen. Zudem sei davon aus-zugehen, dass sich hinter den Todesfällen unter der Rubrik „sonstige Unfälle“ noch eine ganze Reihe Heim- und Freizeitunfälle verbergen, sagt Woelk.

Unter der Rubrik „sonstige Unfälle“ werden Opfer erfasst, die keiner anderen Kategorie zuzu-rechnen sind wie beispielsweise Erfrorene. Die große Zahl der nicht näher beschriebenen Todesar-ten ist auch darauf zurückzuführen, dass bei diesen Sterbefällen vom Arzt keine nähere Angabe zum Unfallgeschehen auf dem Leichenschauschein gemacht wurde. Das Statistische Bundesamt geht aber davon aus, dass sich hinter der hohen Zahl auch viele häusliche Unfälle verbergen.

Den traurigen Rekord auf der Liste der tödlichen Unfälle halten Stürze mit einem Anteil von mehr als 80 Prozent. Mehr als drei Viertel der Opfer sind Personen im Alter ab 60 Jahren, hält Woelk fest. Aber auch jeder zweite Kinderunfall ist ein Sturz. Und für den Personenkreis zwischen diesen beiden Gruppen wird es gefährlich, wenn statt der sicheren Trittleiter aus Bequemlichkeit der Klappstuhl beim Fensterputzen zum Einsatz kommt. Auch vorüber-gehend auf der Treppe abgestellte Gegenstände, ein herumstehender Putzeimer oder ein dicker Tep-pich werden schnell zur Stolperfalle. Und obwohl es schwerfällt, das zu glauben, passieren Stürze zu ebener Erde besonders häufig.

Es scheint zu Hause keinen sicheren Ort zu geben. Auch im Schlafzimmer kann man fallen, wenn man im Dunkeln die Hausschuhe vor dem Bett übersieht. Und zu oft beschränken sich die Folgen leider nicht auf Knochenbrüche, Prellun-gen oder eine Zerrung. Woelk wünscht sich größe-

Zu Tode gestürztBei Stürzen starben 2014 nach Angaben von Das Sichere Haus 7.786 Menschen. Davon waren mit 4.330 Perso-nen weit über die Hälfteim Alter zwischen 75 und 90 Jahren, 2.047 Personen waren 90 Jahre und älter

res Interesse von staatlicher Seite für das Thema Sicherheit zu Hause. Das koste Geld, aber beim Arbeitsschutz und der Verkehrssicherheit werde schließlich auch viel getan. „Man denke nur an die Einführung des Sicherheitsgurts, durch den die Zahl der Unfalltoten stark zurückging“, gibt sie zu bedenken. Der Schutz der Privatsphäre setzt solchen Eingriffen „von oben“ allerdings enge Grenzen, das weiß auch Woelk. Dennoch ist in Deutschland als prominente gesetzliche Maß-nahme immerhin der Rauchmelder flächendeckend in den Wohnungen durchgesetzt worden. Brände stehen immerhin auf Platz vier als Ursache töd-licher Verletzungen bei Kindern.

Unterschätzte Risiken„Es gibt bei Unfällen zu Hause zwei Kategorien“, sagt Professor Florian Gebhard, Präsident der Deut-schen Gesellschaft für Unfallchirurgie. „Die, die durch Unachtsamkeit passieren, und solche, die mit dem unsachgemäßen Bedienen von Geräten verbunden sind.“ Die häufigste Unfallursache von Patienten bis 60 Jahren sei das Unterschätzen von Gefahren nach dem Motto „Klappt schon“. Der Klas-siker sei die defekte Glühbirne, die schnell mithilfe eines Drehstuhls ausgewechselt werden soll. „Da fällt man dann runter und bricht sich etwas, weil man die Gefahr unterschätzt.“

Geräte sind eher für Heimwerker gefährlich. „Wir beobachten zunehmend, dass Menschen etwas zu Hause reparieren oder bauen wollen und sich dafür Profi-Maschinen ausleihen, die sie dann überfordern, auch weil sie die Betriebsan-leitung nicht lesen“, sagt Gebhard. Dazu fällt ihm ein Patient ein, der mit einem geliehenen Hobel sein Parkett abschleifen wollte. Das Gerät habe sich dann selbstständig gemacht und schwere Verletzungen verursacht. Es gebe natürlich auch den unsachgemäßen Gebrauch von Rasenmähern oder Gartenunfälle mit elektrischen Heckensche-ren. Nicht zuletzt ende die Obsternte des Öfteren mit Knochenbrüchen, wenn waghalsig und unsach-gemäß versucht werde, auch noch die am höchsten hängenden Früchte zu erreichen.

Kindlicher LeichtsinnWas tun? Das Thema „Sicherheit zu Hause“ erfor-dert die aktive Auseinandersetzung damit. Von Kin-dern ist dies in der Regel nicht zu erwarten. Sie wollen und müssen ihren Bewegungsdrang ausle-

»Die häufigste Unfallursache ist das Unter-schätzen von

Gefahren«

Prof. Dr. Florian Gebhard,

Präsident der Deutschen Gesellschaft für Unfall-chirurgie und Ärztlicher

Direktor des Zentrums für Chirurgie am Universi-

tätsklinikum Ulm

14 DEKRA solutions 2/2016

Page 9: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Interview

FOTO

S: D

EK

RA

Produkttests als LebensretterBert Zoetbrood, Leiter DEKRA Produktprüfung & -zertifizierung, über die

Sicherheit zu Hause und die Vernetzung der Gesellschaft.Interview Bernd Ostmann

Herr Zoetbrood, die Zahl der Getöte-ten im Verkehr geht zurück, aber die Zahl der Unfalltoten zu Hause steigt. Woran liegt das? Zoetbrood: In den westlichen Ländern sehen wir in der Tat einen Rückgang der Verkehrsunfälle. Die Statistiken über Ver­kehrssicherheit und die Sicherheit am Arbeitsplatz sind leichter verfügbar und zuverlässiger als die über die Sicherheit zu Hause. Diese hängt stark von der Qua­lität der Produkte, deren Wartung und auch von der ordnungsgemäßen Verwen­dung ab. Offensichtlich gehen die Ver­braucher beim Kauf der Produkte davon aus, dass diese sicher sind in der Anwen­dung. DEKRA ist ein führender Anbieter im Bereich Prüfung von Produktsicher­heit und Zertifizierung und arbeitet mit vielen Interessengruppen zusammen, um die Produktsicherheit im Straßenverkehr, am Arbeitsplatz und zu Hause zu gewäh­ren. Leider steigt die Zahl der Unfälle zu Hause, was zum Teil darauf zurückzufüh­ren ist, dass Produkte von geringer Qua­lität und sogar gefährliche Produkte auf dem Markt sind.

Liegt die hohe Unfallrate zu Hause vielleicht auch daran, dass in anderen Bereichen, beispielsweise bei Unfäl-len in Betrieben, gleich umfangreiche Ermittlungen eingeleitet werden?Zoetbrood: Die Statistiken über Unfälle

BERT ZOETBROOD

ist bei DEKRA verantwortlich für den weltweiten Geschäftsbereich Produktprüfung & -zertifizierung und die Niederlande. Er verfügt über mehr als zehn Jahre Erfah­rung in den Bereichen Produkt­prüfung und -zertifizierung, Unterhaltungselektronik und Beratung. Davor hatte er inter­nationale Führungspositionen in den Bereichen Telekommu­nikation, IT­Dienstleistung und in der Unterhaltungselektronik. 2006 wurde er Geschäftsführer der KEMA Quality B. V., die DEKRA 2009 übernommen hat.

am Arbeitsplatz werden viel besser geführt. Dafür gibt es auch gesetzliche Rahmenbedingungen. Wenn dagegen ein Patient nach einem Unfall zu Hause zum Arzt kommt, wird die Ursache meist nicht festgehalten. Aber es gibt auch andere Beispiele. So wurden in Großbritannien in den Jahren 2011 bis 2014 ungefähr 12.000 Brände in Wohnungen und Häu­sern untersucht. Brandursache war meist defekte weiße Ware wie Waschmaschinen oder Trockner.

Wir haben außerdem festgestellt, dass ein hoher Prozentsatz der auf dem euro­päischen Markt angebotenen Elektro­geräte für Verbraucher nicht sicher, ja sogar gefährlich ist. In der Europäischen Union wird für eine Vielzahl von Konsum­gütern das System der Selbstkonformi­tätserklärung durch Hersteller und Impor­teure angewandt. Aber viele arbeiten auch mit unabhängigen Zertifizierungsgesell­ schaften zusammen.

Die jüngste Studie, die DEKRA zusam­men mit Industriepartnern durchgeführt und im letzten November den Mitgliedern der Europäischen Kommission und dem Europäischen Parlament in Brüssel vor­gelegt hat, zeigt, dass 14 Prozent der elek­trischen Verbrauchsgüter, die auf Basis einer Konformitätserklärung des Herstel­lers in Europa vertrieben werden, gefähr­lich sind und viele davon nicht den Vor­schriften entsprechen. Bei Produkten,

die von einer unabhängigen Prüfstelle geprüft und zertifiziert wurden, sind es weniger als ein Prozent – ein Beweis dafür, dass die unabhängige und kompetente Produktprüfung ein echter Mehrwert ist.

Wodurch könnten die Unfälle im Haus reduziert werden?Zoetbrood: Zunächst sollte den Menschen klar sein, wo die Gefahren lauern. Das Wichtigste ist die Qualität der Produkte. Und dann sollte man sie richtig verwen­den. Ein wichtiger Punkt ist auch deren ordnungsgemäße Instandhaltung. Sie sehen, ein großer Teil der Verantwortung liegt bei den Nutzern. Wir von DEKRA haben deshalb am 30. Juni einen jährlich stattfindenden Tag der Sicherheit für unsere Mitarbeiter eingerichtet, an dem wir sie auf die Sicherheit im weitesten Sinn, nicht nur bei der Arbeit, hinweisen. Der Sicherheitsansatz von DEKRA vereint Technologie, Standards und Denkweise.

Welche Rolle spielt in diesem Zusam-menhang eine Prüforganisation wie DEKRA bei der Reduzierung von Unfäl-len zu Hause?Zoetbrood: Wir sind aktiv in der Prüfung von elektrischen Produkten, die weitge­hend von Verbrauchern verwendet wer­den. Hatten wir uns ursprünglich auf die elektrische Sicherheit konzentriert, so haben wir unsere Aktivitäten nun sehr

stark auf andere Dienstleistungen aus­geweitet: zum Beispiel auf chemische Analysen, Überprüfung der elektromag­ netischen Verträglichkeit, der draht­losen Vernetzung und vieles mehr. Es geht aber auch um neue Dienstleistun­gen wie funktionale Sicherheit, also ob ein Produkt so funktioniert, wie es soll, und um Cyber­Sicherheit. Wir sehen den Trend, dass immer höhere Anforderun­gen an komplexe Produkte gestellt wer­den. Viele davon sind miteinander verbun­den und kommunizieren miteinander, sie haben Internet­Schnittstellen und Soft­ware, die regelmäßige Updates erhält. Die Überprüfung bestimmter Produkte in all diesen Aspekten rückt immer mehr in den Mittelpunkt eines echten Sicher­heitspartners. Sie sehen dies unter ande­rem im Gesundheitsbereich, bei IT­Lösun­gen, Haushaltsgeräten und natürlich im Automobilbereich. In dieser hypervernetz­ten Welt müssen die Menschen sich dar­auf verlassen können, dass ihre Produkte sicher, zuverlässig und leicht zu bedienen sind. Und die meisten Menschen achten auch auf Datenschutz und Nachhaltigkeit.

Welche Rolle spielt künftig das Internet der Dinge?Zoetbrood: Das Internet der Dinge wird in den kommenden Jahren der Haupt­treiber für viele Innovationen sein. Heute gibt es rund fünf Milliarden Geräte, die eine Internetverbindung haben. In fünf bis sechs Jahren werden es höchstwahr­scheinlich 50 Milliarden Geräte sein. Damit wird es auch neue Sicherheits­risiken geben wie Internetkriminalität. Wir haben heute schon Autos auf der Straße, die jede Woche oder jeden Monat ein Software­Update bekommen. Dieser Bereich ist rechtlich noch nicht geregelt. Denn wenn ein neues Update nicht richtig getestet und verifiziert wird, dann könnte es die komplette Funktionalität und Sicherheit des Produktes beeinträchtigen. Wir werden viel mehr Funktionalitäten von Software und Produkten überprüfen und zertifizieren müssen, in Zukunft auch durch Online­Prüfung und Real Time­Zer­tifizierung. Wir sehen hier große Wachs­tumschancen für DEKRA. Ziel unserer Dienstleistungen ist es, zu einer siche­ren vernetzten Welt beizutragen.

Welche Rolle werden Roboter künftig im Haushalt spielen?Zoetbrood: Ich glaube, dass Roboter eine immer größere Rolle spielen werden. Des­halb helfen wir beim Aufbau eines Robo­ter­Testzentrums hier im niederländi­schen Arnheim. Eines unserer Hauptziele ist dabei der Gesundheitsbereich. Wir glauben, dass Roboter in Krankenhäu­sern, Altersheimen, aber auch daheim das Leben von älteren und kranken Menschen verbessern werden. Patienten sollen künf­tig nach Operationen schneller das Kran­kenhaus verlassen und dann zu Hause von Geräten rund um die Uhr überwacht werden können. Einer unserer Kunden hat beispielsweise Überwachungsgeräte für Patienten nach Herzinfarkten ent­wickelt. Für eine bestimmte Zeit besteht das Risiko, dass diese Patienten wieder einen Herzanfall bekommen. Dafür gibt es jetzt Frühwarnsysteme. Diese Systeme sind in den USA, in Holland und in Groß­britannien bereits im Einsatz. Sie redu­zieren das Risiko, dass man an Herzversa­gen stirbt – und sie tragen auch dazu bei, die Kosten im Gesundheitsbereich erheb­lich zu senken. Das ist eine Möglichkeit, die steigenden Kosten der immer älter werdenden Bevölkerung in den Griff zu bekommen.

Was prüft DEKRA in Zukunft?Zoetbrood: Das Internet der Dinge ist das Leitthema, auf das wir uns konzentrieren. Anbindung und Konvergenz sind im Fokus unserer Strategie. Wir betrachten Inter­ operabilität, Software und Netzwerkfähig­keit als die Treiber für die Entwicklung neuer Produkte. Wir denken, dass die Ver­netzung der Mobilität und die Urbanisie­rung auch unser Umfeld daheim stark verändern werden. DEKRA nimmt in vie­len Bereichen wie der Medizintechnik, im Haushalt, bei Mobilgeräten und elek­trischen Installationen in Häusern und Industriegebäuden eine führende Posi­tion ein. Wir haben die richtigen techni­schen Fähigkeiten und unser Prüfspek­trum wird immer breiter. Wir glauben, dass unabhängige Produktprüfungen den Unternehmen helfen, innovativ zu sein und in einer vernetzten Welt gedeihen zu können und sie somit zu einem sichereren Ort zum Leben und Arbeiten zu machen.

»Der Sicherheits­ansatz von DEKRA vereint Technologie, Standards undDenkweise«

Mehr Information zum Thema: www.dekra-certification.com

Die DEKRA Produktprüfer testen nicht nur eine sichere Funktionalität, sondern fahnden auch nach Schadstoffen

17 DEKRA solutions 2/2016

Page 10: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Leidenschaft fürs Automobil

Very British: Ein ehemaliger Geschäfts-mann sammelt englische Oldtimer und hat in seiner Lagerhalle in Düsseldorf die wohl bedeutendste Jaguar- Sammlung zusammengestellt.Text Bernd Ostmann, Frank Mühling

Alles für die

Katz18 DEKRA solutions 2/2016 19 DEKRA solutions 2/2016

Page 11: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Leidenschaft fürs Automobil

E ine alte Industriehalle in einem Hinterhof in Düsseldorf-Heerdt. Hinter einem Rolltor eine Hebebühne, Ersatzteile und ein paar Jung-

handwerker, die Fenster zusammenbauen. Dann ein zweites Rolltor. Niemand würde in dieser Tris-tesse einen Schatz vermuten, schon gar nicht die Kronjuwelen des englischen Automobilbaus.

„Ich betreibe kein Museum. Autos zum Rum-stehen brauche ich nicht“ “, stellt Dieter Zens klar. „Mir macht es Spaß, solche Fahrzeuge zu bewegen.“ Alle seine Oldies sind fahrbereit – und sie müssen bei Zens einiges aushalten. Der 79-Jährige fährt zwischen zehn und zwölf Oldtimer-Rallyes pro Jahr. Und seine Schätzchen, auch die aus den Vorkriegs-jahren „müssen Silvretta-tauglich sein“. Das heißt, sie müssen die Silvretta-Hochalpenstraße im Mon-tafon, die 1.000 Höhenmeter und 33 Kehren zwi-schen Partenen und der Bieler Höhe überstehen. Idealerweise sollte die Kühlwasser-Temperatur 85 Grad dabei nicht übersteigen. Selbstverständlich haben alle Oldies bei Zens Zusatzlüfter. Denn die Oldies müssen nicht allein höhen-, sondern auch langstreckentauglich sein. Oft reist Zens zu den Rallyes auf eigener Achse an. Gelegentlich geht es auch bei den Rallyes über lange Distanzen. Ein Jaguar E-Type war beispielsweise schon in Indien, fuhr 2.500 Kilometer durch China und legte in Russland stramme 8.000 Kilometer zurück.

Warum hat sich der Unternehmer aus dem Rheinland ausgerechnet den Engländern verschrie-

ben? Es sind nicht allein die äußeren Formen, die ihn begeistern, sondern vor allem die inneren Werte. Mit Blick auf die Leder- und Holzarbeiten betont Zens: „Das ist eine Welt für sich.“ Und dann fasziniert ihn natürlich vor allem das Drehmo-ment der langhubigen Triebwerke, „das nicht auf-hört“. Die meisten seiner Motoren sind leistungs-gesteigert, wie beispielsweise das 300-PS-Aggregat im E-Type. Aber manchmal ist die Leistungsaus-beute selbst Zens etwas suspekt. Das Arden-Trieb-werk des XJ 12 C mobilisiert beispielsweise aus 6,8 Liter Hubraum 400 PS. Speziell bei Nässe ist der Jaguar „schwer zu fahren“, weil das Drehmo-ment explosionsartig nach oben schnellt. Neben der Leistung investiert Zens, der seinen Kugel-lager-Handel gerade an seine Söhne abgegeben hat, in die Sicherheit seiner Oldies. „Ich gebe Geld aus, damit die Autos für meine Verhältnisse fahr-bar sind.“ Deshalb bekam der E-Type eine Vier-Kol-ben-Bremsanlage. Und selbst der SS Jaguar 2,5 Liter Salon aus dem Jahr 1936 musste sich einige Modi-fikationen an der Bremsanlage gefallen lassen. Zens: „Mit der serienmäßigen Bremsanlage war es schwierig, die Bremsbalance zwischen links und rechts einzustellen.“

Zens hat die wohl bedeutendste Jaguar-Samm-lung in Deutschland. Aber auch einige Fremdfa-brikate haben sich bei ihm eingeschlichen. Bei-spielsweise ein Rolls-Royce Corniche Cabrio aus dem Jahr 1978. Mit seiner Komfortabstimmung

Auch in der Sammlung Ein Nachbau des legendären C-Type, der 1951 das berühmte 24- Stunden-Rennen in Le Mans gewonnen hat

Britische Formen- sprache Limousinen, Cabrios und Sportwagen von 1932 bis 1978

ist es das „vom Fahren her am wenigsten geliebte Auto“. Das Rolls-Royce Pininfarina Coupé bekam deshalb schon mal ein anderes Set-up mit straf-feren Federn, Dämpfern und Stabis – und ist des-halb speziell beim Spurwechsel auf der Autobahn viel eleganter zu steuern. Im Vergleich dazu ist der Bent ley S3 aus dem Jahr 1963 „wie ein Sportwagen zu fahren“. Erstanden hat er ihn von einem Russen, der schnell Geld brauchte. Zens hat einen Großteil seiner Sammlung bei Auktionen erworben. „Denn“, so der ehemalige Geschäftsmann mit einem ver-schmitzten Lächeln: „Ich kaufe immer unter dem Marktpreis.“

Der perfekte Weg zum eigenen Oldtimer Für alle, die auch mit dem Gedanken spielen, sich einen Oldtimer zu kaufen, stellt sich die Frage: Was darf’s denn sein? Youngtimer, Oldtimer oder gar ein Vorkriegsfahrzeug? Ein deutscher, italieni-scher oder englischer Klassiker? Die Auswahl ist riesig. Einen guten Überblick für Einsteiger bie-ten die regelmäßigen Kaufberatungen in einschlä-gigen Oldtimer-Fachmagazinen, wie sie am Kiosk reichlich zu finden sind oder deren digitale Able-ger im Internet.

Eine Frage der persönlichen Vorliebe ist es, ob man das Objekt der Begierde von privat oder beim Händler kaufen soll. Oftmals zeigt sich leider erst im Nachhinein, dass man über den Tisch gezogen wurde. Schwarze Schafe gibt es überall. Für renom-

mierte Oldtimer-Händler steht der gute Ruf auf dem Spiel – also ist das Risiko hier für den Käu-fer generell niedriger. Dafür liegen dort die Preise auch höher. Unter www.classic-trader.com finden Interessenten einen internationalen Marktplatz für den An- und Verkauf von klassischen Fahrzeu-gen. Ein guter Tipp ist in jedem Fall, zur Fahrzeug-besichtigung einen ausgewiesenen Experten mit-zunehmen, der keine rosarote Brille trägt und den Interessenten in seiner Begeisterung bremst. Zu den Grundsätzen gehören eine ausgiebige Probe-fahrt, der gründliche Check aller Papiere sowie der Blick auf Technik, Elektrik und Unterboden. Spezi-ell Markenclubs können hier mit Rat und Tat wei-terhelfen. Aber auch DEKRA hat auf diesem Gebiet reichlich Expertise zu bieten. Das beginnt bei der Hauptuntersuchung und beinhaltet sämtliche Gut-achten, die für ein klassisches Automobil wichtig sind, etwa zur Erlangung eines H-Kennzeichens oder zur Wertermittlung. Spezielle Oldtimer-Exper-ten der DEKRA Classic Services stehen bundesweit zur Verfügung. Sie unterstützen auch Oldtimer-In-teressenten bei der Kaufberatung.

Wenn es nicht ein extrem seltener Exot sein muss, ermöglicht auch eine Suchabfrage bei den einschlägigen Gebrauchtwagenportalen im Inter-net einen ersten Überblick über die Preislage des anvisierten Fahrzeugs. Hier lässt sich beim Suchen sogar ein bestimmter Zeitraum von Baujahren vor-geben. Wer dies über Jahre praktiziert, wird erken-

21 DEKRA solutions 2/201620 DEKRA solutions 2/2016

Page 12: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

FOTO

: HA

NS

-DIE

TER

SE

UFE

RT

(6),

DE

KR

A, A

RTC

UR

IAL,

DA

RIN

SC

HN

AB

EL/

CO

UR

TES

Y O

F R

M S

OTH

EB

YS

, MAT

HIE

U H

EU

RTA

ULT

/GO

OD

ING

& C

OM

PAN

Y, B

RIA

N H

EN

NIK

ER

/GO

OD

ING

& C

OM

PAN

Y, D

AR

IN

SC

HN

AB

EL/

CO

UR

TES

Y O

F R

M S

OTH

EB

YS

, PAT

RIC

K E

RN

ZE

N/C

OU

RTE

SY

OF

RM

SO

THE

BY

S, L

UK

E G

ILB

ER

TSO

N, M

ATH

IEU

HE

UR

TAU

LT, D

AR

IN S

CH

NA

BE

L/C

OU

RTE

SY

OF

RM

AU

CTI

ON

S, B

ON

HA

MS

Leidenschaft fürs Automobil

Porsche 956

Baujahr: 1982 Auktionshaus: Gooding & Co. Ort: Pebble Beach/USA

Ferrari 250 GT California Spider (SWB)

Baujahr: 1961 Auktionshaus: Gooding & Co. Ort: Pebble Beach/USA

Ferrari 250 GT Tour de France

Baujahr: 1956 Auktionshaus: RM Sothebys Ort: Monterey/USA

Ferrari 250 LM

Baujahr: 1964 Auktionshaus: RM Sothebys Ort: Monterey/USA

Jaguar C-Type Works Light

Baujahr: 1953 Auktionshaus: RM Sothebys Ort: Monterey/USA

Ferrari 250 GT California Spider (SWB)

Baujahr: 1961 Auktionshaus: Artcurial Ort: Paris/F

PLATZ 1 PLATZ 6PLATZ 3 PLATZ 8PLATZ 5 PLATZ 10PLATZ 2 PLATZ 7PLATZ 4 PLATZ 9

Ferrari 250 LM

Baujahr: 1964 Auktionshaus: RM Sothebys Ort: Scottsdale/USA

Ferrari 250 GT SWB Berlinetta Speciale

Baujahr: 1962 Auktionshaus: Gooding & Co. Ort: Pebble Beach/USA

Ferrari 275 GTB Competizione

Baujahr: 1966 Auktionshaus: Bonhams Ort: Scottsdale/USA

McLaren F1 LM

Baujahr: 1998 Auktionshaus: RM Sothebys Ort: Monterey/USA

10.120.000 $16.830.000 $ 13.200.000 $17.600.000 $ 13.200.000 $18.200.000 $ 9.625.000 $16.500.000 $ 9.405.000 $13.750.000 $

Mehr Information: www.dekra-clas-sic-services.de

nen, dass der Preistrend steil nach oben zeigt. Die Tatsache, dass sich alte Autos stetiger Beliebtheit erfreuen, spiegelt auch der Oldtimer-Index wieder, den der Verband der Automobilhersteller (VDA) all-jährlich veröffentlicht. 2015 legten Oldtimer auf dem deutschen Markt um 5,6 Prozent zu. Dieser Zuwachs entspricht fast exakt dem durchschnittli-chen jährlichen Anstieg seit Beginn der Erhebung des Index im Jahr 1999.

Wie fast überall, gibt es auch hier extreme Bei-spiele: Der teuerste Klassiker des Jahres 2015 wech-selte für mehr als 18 Millionen Dollar den Besit-zer. Das Auktionshaus Artcurial in Paris hat einen unrestaurierten, aber heruntergekommener Fer-rari 250 GT California Spider von 1961 versteigert. Und im Februar 2016 wurde dieser Rekord gleich überboten: Wieder war es ein Ferrari, der vom glei-chen Auktionshaus veräußert wurde: Bei der Old-timer-Messe Rétromobile in Paris ersteigerte ein US-amerikanischer Sammler einen Ferrari 355 Sport Scaglietti von 1957. Der Preis: sagenhafte

37,8 Millionen Dollar. Der offene Rennwagen wurde von einigen der bekanntesten Rennfahrern dieser Epoche gelenkt: Prominente Namen wie Maurice Trintignant, Mike Hawthorn, Graf Berghe von Trips und Stirling Moss fuhren mit dem V12-Rennwagen bei legendären Veranstaltungen wie den 24 Stun-den von Le Mans oder bei der Mille Miglia.

Genau in dieser interessanten Geschichte liegt auch der Rekordpreis begründet – typisch für den Trend im Hochpreissegment: leistungsstarke Sportwagen in geringer Stückzahl produziert, mit zweifelsfreier Herkunft und erfolgreicher Rennge-schichte. Doch die spektakulären Millionenwerte der High-End-Oldtimer sind eher die Ausnahme, nicht die Regel. Der Durchschnittswert eines Old-timers beträgt laut dem Deutschen Oldtimer Index des VDA rund 15.000 Euro – da zählt die Freude am historischen Fahrzeug oft mehr als der Wert.

Und gerade in diesem Preissegment um 15.000 Euro ist die Auswahl riesig: Ob Alfa Bertone, BMW 02, Citroën DS, Fiat Spider, Ford Mustang,

Mercedes S-Klasse, Opel Commodore, Triumph TR6 oder ein VW Bus – je nach Kontostand und auto-mobiler Neigung dürfte hier wirklich jeder fündig werden. Ein weiterer Vorteil für Käufer mit einer „normal“ gefüllten Geldbörse: Bei diesen bekann-ten Fahrzeugen besteht für den Oldie-Einsteiger höchstens die Gefahr auf einen schlecht restau-rierten Blender hereinzufallen – und hier wiede-rum kann DEKRA mit den Classic Services helfen, solche Pleiten zu verhindern. Denn eigentlich ist ein originalgetreu erhaltener Oldtimer per se mit „eingebauter“ Wert steigerung ausgestattet.

Eine handfeste Fälschung wird man in dieser volkstümlichen Preisklasse wohl kaum erleben. Im Hochpreissegment hingegen besteht die Gefahr schon eher, etwa bei vermeintlichen Rennwagen mit gefälschter Historie, limitierten Sonderserien und bei Vorkriegsfahrzeugen, wie dem Bentley Blo-wer oder dem legendären Mercedes SSK. Von dem schwäbische Ungetüm mit dem heulenden Kom-pressormotor sollen heute – wie auch von seinem britischen Kontrahenten – deutlich mehr Fahrzeuge im Umlauf sein, als jemals gebaut wurden.

Betrüger nutzen die hohe Nachfrage nach den raren Klassikern und schaffen aus Ersatzteilen oder nachgefertigten Teilen handfeste Fälschun-gen, die sie dann zu horrenden Preisen unters Volk bringen. Um solchen Gaunern nicht auf den Leim zu gehen hilft nur, einen ausgewiesenen Exper-ten hinzuzuziehen. Bei Bedarf kann DEKRA auch hierfür einen Marken-Spezialisten mit dem nöti-gen Know-how vermitteln.

Generell gilt beim Kauf von Old- und Young-timern: nicht blenden lassen, einen kühlen Kopf bewahren, Rat einholen und statt auf Emotionen lieber auf die Vernunft setzen. Schnellschüsse ver-bieten sich auch bei der Wahl der besten Versiche-rungspolice. Zahlreiche Assekuranzen haben spe-zielle Tarife für Old- und Youngtimer im Programm.

Thorsten Ruthmann, Koordinator der DEKRA Classic Services

Welche Gutachten sind besonders wichtig für Oldtimerbesitzer?Nach dem zur Erteilung des H-Kennzeichens, sicher das Wertgutachten, das die Versicherungen vor Vertragsabschluss fordern. Bei einer Restauration erstellen wir für den Besitzer das Wiederaufbaugutachten mit exakter Doku-mentation aller Schritte bis zum fertigen Oldtimer.Was gilt es zu beachten, wenn ein Oldtimer im Wert steigen sollte?Wir raten jedem, das Wertgutachten alle zwei bis drei Jahre auffrischen zu lassen. So bekommt beispielsweise ein Porsche 911-Besitzer nicht nur 70.000 Euro für sein gestohlenes Auto, wie vor drei Jahren im Gutachten taxiert, sondern eben 100 000 Euro, die der Porsche aktuell wert ist. Wie hilft DEKRA jenen, die einen Old- oder Youngtimer kaufen wollen?Hier ist unser Gutachten zur Kaufberatung genau das Richtige: Das ist ein super Service speziell für jene, die sich einen Oldtimer ausgesucht haben, der weit von ihrem Wohnsitz entfernt angeboten wird. Wir haben 500 Sachver-ständige in unseren 75 Niederlassungen, die für den Käufer das Auto genau unter die Lupe nehmen und auch damit fahren. Etwaige „böse Überraschun-gen“ nach dem Kauf können wir somit ausschließen. Das Gutachten zur Kaufberatung gilt natürlich auch vor Ort – es wird übrigens immer beliebter.

DREI FRAGEN AN ...

Bei der Auswahl können Gleichgesinnte vom Mar-kenclub ebenso helfen, wie ein Studium von Versi-cherungsvergleichen. Wenn schließlich alles unter Dach und Fach ist, steht der ersten ausgiebigen Oldie-Ausfahrt durch die sonnige Frühlingsland-schaft nichts mehr im Weg.

Links Dieter Zens beim Studium technischer Unterlagen: Die Beschaffung von Ersatzteilen ist vor allem bei den Vorkriegsmodel-len schwierig

Rechts Zeugen des bri-tischen Automobilbaus: Rolls-Royce Corniche Cabrio, Bentley S3 und Jaguar E-Type

Auktions-Top Ten – Die teuersten Oldtimer des Jahres 2015

22 DEKRA solutions 2/2016 23 DEKRA solutions 2/2016

Page 13: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Innovation

Aus dem ZukunftslaborMit mehr als 100 Jahren Erfahrung und mehr als 130.000 Patenten ist Philips einer der innovativsten Technikkonzerne der Welt. DEKRA solutions wirft einen Blick auf die Welt von morgen. Text Andreas Techel

S elten öffnen sich die Tore der acht Forschungs- und Entwicklungslabore von Philips, die sich in Asien, Europa und Nordamerika befinden

für Außenstehende. Ab und zu darf ein DEKRA Ingenieur hinein. Mit dem Prüf- und Zertifizie-rungsdienstleister besteht eine langjährige ver-trauensvolle Zusammenarbeit, denn es gibt ein gemeinsames Ziel: Sicherheit.

Auf die Herausforderungen der Zukunft reagiert Philips, wie man es sonst nur von Apple oder Google kennt. An vielen Standorten heißt das Firmenge-lände Campus. Das Work Place Innovation Con-cept hat eine faszinierende und inspirierende Atmosphäre geschaffen, mit Breakout Areas, wo sich Menschen unterschiedlichster Abteilungen zum Austausch treffen, mit Focus Rooms, in die

sich der Einzelne zum hochkonzentrierten Arbei-ten zurückziehen kann. Die ausgeklügelte Beleuch-tungstechnik, eine der Schlüsselkompetenzen des Konzernverbundes, synchronisiert sich intelligent gesteuert mit dem Tageslicht und den jeweiligen Anforderungen der Räume.

Philips Lighting sieht in der vernetzten und intelligenten Steuerung von Beleuchtungseinrich-tungen ein riesiges Potenzial, zu Hause, im Verkehr und bei der Arbeit für mehr Sicherheit, Energieef-fizienz und Komfort zu sorgen. Ein Beispiel ist die Smartroad in der Hamburger Hafencity mit intelli-genter LED-Straßenbeleuchtung. Die ohnehin sehr sparsamen Laternen sind bei normalem Lkw-Ver-kehr nochmals auf 80 Prozent gedimmt, da die Fahrzeuge selbst ihre Fahrspur ausleuchten. Erken-

»Neue Ideen entstehen oft, wenn offene Forschungs-

fragen abteilungs-

übergreifend diskutiert werden«

nen die Laternen jedoch einen Radfahrer, schalten sie auf volle Leistung und geleiten ihn so sicher ans Ziel. Die anderen Verkehrsteilnehmer erkennen die Situation von Weitem am helleren Spot.

Smart Cities werden mit intelligenter Steue-rungssoftware die LED-Beleuchtung in Echtzeit an Verkehrsströme, Wettersituationen und den Tagesrhythmus anpassen. Wartungssituationen lokalisiert das System selbstständig. Überdies fun-gieren die vernetzten Straßenlaternen als WLAN-Spots und Zapfsäulen für Elektrofahrzeuge. An der Leistungsfähigkeit der LED-Technik zweifelt längst niemand mehr. Philips stattete unlängst die ersten Fußballstadien mit LED-Flutlicht aus. Den Forschern gelang es, die geforderte Lichtintensität absolut flackerfrei darzustellen – wichtig für die hochfrequenten Bildfolgen der Zeitlupenkameras.

In Gebäuden ermöglicht LED-Licht eine zur Tageszeit passende Steuerung der Lichtfarbe und -intensität, was dem Biorhythmus des Menschen entgegenkommt. Das sorgt für Wohlbefinden zu Hause und unterstützt die Konzentration bei der Arbeit. Auch auf die speziellen Ansprüche von

Pflanzen lässt es sich anpassen. Das vereinfacht City Farming auf kleiner Fläche in mehreren Eta-gen ohne Pestizide und ermöglicht Gartenbau für Langzeitinstallationen im Weltall.

Die Philips-Forscher entdeckten zudem, dass sich blaue LEDs eignen, um Rückenbeschwerden zu lindern. Medizintechnik hat bei Royal Philips eine lange Tradition. „Wir wollen das größte Gesund-heitsunternehmen der Welt werden“, sagt Unter-nehmenssprecher Sebastian Lindemann. Sein Kollege aus der Forschung, Dr. Karsten Sommer, ergänzt: „Wir betrachten dabei das gesamte Health Continuum vom gesunden Leben über Prophylaxe, Diagnose und Therapie bis hin zur Rehabilitation.“

Auch hier geht es um intelligente Vernetzung: So können etwa Senioren mit Produkten aus dem Aging-Well-Programm ihre Fitness fördern und behalten per App mit smarten Diagnose-Tools wie Armbanduhren, Waagen, Thermometern und Blut-druckmessern ihre Gesundheit im Auge. Jeder kann selbst entscheiden, ob er diese wertvollen Daten mit seinem Arzt teilen möchte.

Der 30-jährige Physiker Sommer arbeitet über-wiegend an Geräten der bildgebenden Diagnose für den Klinikbetrieb. „Wir arbeiten hier in Teams, tref-fen uns aber regelmäßig mit anderen Gruppen und stellen uns gegenseitig die Probleme vor, an denen wir gerade arbeiten, das inspiriert oft zu neuen Ideen.“ So empfindet er die Arbeitsatmosphäre bei Philips auf dem Hamburger Campus als eine noch kreativere Forschung, als er es von der Uni-versität her kennt.

Wer sich bei Philips in Hamburg, im Headquar-ter für den deutschprachigen Raum, umsehen darf, kann ein Stück weit die Zukunft sehen – und nicht nur die der Arbeitswelt.

Zusammen mit Medizinern entwickelt Philips immer weiterführendere Geräte für die bildgebende Diagnose

In den USA bietet das Aging-Well-Programm von Philips bildschirmgestützte Rehamaßnahmen für zu Hause an

Mit Steuersoftware spart diese Lichtinstallation in Nanjing selbst gegenüber herkömmlichen LEDs 60 Prozent Energie ein

Mehr Information zum Thema: www.research.philips.com/FO

TOS

: PH

ILIP

S

Dr. Karsten Sommer, Research Scientist

25 DEKRA solutions 2/201624 DEKRA solutions 2/2016

Page 14: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Rund 53 % aller Sportunfälle in Deutschland passieren im organisier-ten Vereinssport, 47 % ereignen sich im nicht organisierten Freizeitsport. Fußball führt die Verletzungsstatistik an, da es hierzulande die am häufigs-ten betriebene Sportart ist – vor allem bei den Männern.

Quelle: ARAG

FußballHandballVolleyballBasketballGymnastik

JudoTurnenTennis

Radsport (m) Reiten (f)

Leichtathletik

59 921

114,9

10,5

9,53

83,5

4

1463,5

22111

1

Die Top-10-Unfallsportarten in Prozent

Interview

Fußball ist Volkssport Nummer eins in Deutschland. Im Fußball passieren ein Drittel aller Sportunfälle. Was hat der Beruf des Schiedsrichters mit Sicher-heit zu tun?Steinhaus: Fußball bewegt die Welt wie keine andere Sportart. Gerade in Deutsch-land ist Fußball die Sportart Nummer eins. Im Zuständigkeitsbereich des DFB finden am Wochenende circa 80.000 Spiele statt, die von Schiedsrichterinnen und Schieds-richtern geleitet werden. Ihre Aufgabe

FIFA-Weltschiedsrichterin Bibiana Steinhaus trifft DEKRA Schadengutachterin Monique Kordes. Ein Gespräch über Sicherheit im Fußball und Straßenverkehr,

Fairness und Sachverstand in einer Männerdomäne. Interview Diddo Ramm

„Es geht um Gerechtigkeitssinn, aber auch Loyalität“

Neutralität, Sachverstand und Unab-hängigkeit, das sind Kernwerte des Wirkens bei DEKRA und auch die eines Schiedsrichters. Würden Sie dem noch weitere Attribute anfügen?Steinhaus: Ja, denn sowohl die Schieds-richterinnen und Schiedsrichter als auch die Mitarbeiterinnen und Mitarbeiter von DEKRA stehen für Souveränität, Trans-parenz und Professionalität. Werte und Normen, die über das reine Einhalten von Regeln hinausgehen und das gesell-schaftliche Miteinander beschreiben – auch den Umgang im sportlichen Wett-kampf. Dazu kommen Gerechtigkeitssinn, Durchsetzungsvermögen, Empathie, Dip-lomatie, Loyalität, Neutralität, Objektivi-tät und natürlich auch die Einhaltung von Fair Play.

Diese drei Kernwerte – Neutralität, Sachverstand und Unabhängigkeit –gelten für Ihr Wirken bei DEKRA, wo sehen Sie weitere Attribute?Kordes: Ganz wichtig ist, in diesem Beruf selbstsicher zu sein. Dass man zu den Ent-scheidungen, die man getroffen hat, steht und sich nicht von äußeren Einflüssen lenken lässt. Diplomatie gehört in einem gewissen Maß auch dazu. Man muss natürlich sehen, dass man, gerade im Schadenbereich, mit den Parteien spricht.

Im Fernsehen wird oft über Regel-kunde und -anwendung geurteilt. Wie schafft es ein Schiedsrichter all das Wissen und diese Entscheidungskom-petenz in so kurzer Zeit am Ort des Geschehens abzurufen?Steinhaus: Genau darin besteht die Her-ausforderung: Aufgrund meiner Fach-kenntnisse, die ich mir angeeignet habe, meiner Erfahrungen, die ich gesammelt habe, aufgrund meiner Wahrnehmung und der Beratung mit meinem Team ist es mir möglich, eine belastbare Entscheidung zu treffen. Und diese Entscheidung dann nach außen zu kommunizieren. Nicht nur verbal gegenüber den Beteiligten auf dem Feld, sondern auch durch meine

die genaue Einführung des Videobeweises tatsächlich ausgestaltet werden soll, ist mir zum heutigen Zeitpunkt noch nicht bekannt.

Das klingt nach einer Prise Skepsis?Steinhaus: Wie gesagt, ich bin techni-schem Fortschritt grundsätzlich nicht abgeneigt, gebe aber zu bedenken: Wo fängt der Videobeweis an und wo hört er auf? Wann ist es einer Mannschaft gestat-tet, auf den Videobeweis zu gucken und die Bewertung der TV-Bilder einzufordern? Könnte der Videobeweis unter Umständen so als taktisches Hilfsmittel genutzt wer-den? Die inhaltliche Ausgestaltung ist hier sicher von massiver Bedeutung.

„Frau Kordes, wann kommt denn Ihr Kollege?“ Als Kfz-Gutachterin in einem gänzlich von Männern domi-nierten Feld, nimmt man Ihnen das Wort „Sicherheit“ ab?Kordes: Nein, zuerst oftmals nicht. Da gibt es ein Beispiel, wie ein Kunde, der partout nicht wollte, dass eine Frau sein Auto begutachtet. Er hätte es keiner Frau zugetraut, den Schaden und den Wert sei-nes Fahrzeugs festzulegen. Tatsächlich war es so, dass kein männlicher Kollege hinfahren konnte, denn ich war als ein-zige für den Raum verfügbar. Im Nach-gang ist der Kunde mein größter Fan. Er freut sich wahnsinnig und sobald er wie-

BIBIANA STEINHAUS

ist Schiedsrichterin im deutschen Profifußball. Sie leitet Spiele in der 2. Bundesliga, der 3. Liga und im

DFB-Pokal.

MONIQUE KORDES

ist Schadengutachterin bei DEKRA in Hannover. Sie ist spezialisiert auf

Motor- /Aggregateschäden.

Kompetent Bibiana Steinhaus

(links) und Monique Kordes im Stadion

in Hannover

besteht unter anderem auch darin die Gesundheit der Spieler zu schützen.

Was trägt der Beruf der Kfz-Gutach-terin zur Sicherheit bei?Kordes: Sobald wir einen Schaden besich-tigt haben, sind wir verantwortlich das Fahrzeug auf Verkehrstüchtigkeit, Ver-kehrssicherheit zu überprüfen, um andere Verkehrsteilnehmer im Nachhin-ein nicht zu gefährden. Das ist ein wich-tiger Aspekt.

Körpersprache gegenüber den Zuschauern Transparenz herzustellen: Warum wurde so entschieden und nicht anders? Ich kann mir vorstellen, dass dieses Vorgehen Ähn-lichkeiten mit der Vorgehensweise bei der Bewertung eines Objektes hat. Kordes: Ich bin auch der Auffassung, dass es viele Parallelen in unseren Berufen gibt. Auch wir Gutachter müssen in der Lage sein, während der Besichtigung am Fahrzeug und des gesamten Umfeldes eine sofortige Einschätzung des Schadens und der Sachlage durchzuführen. Wir haben die Vorteile, dass unsere Objekte sich in der Regel zur Besichtigung nicht bewe-gen und wir einzelne Details nach der Besichtigung mit unserem Team bespre-chen können. Die erste Einschätzung am Fahrzeug ist jedoch immer maßgeblich.

Der DFB überlegt den Videobeweis einzuführen. Inzwischen haben Mil-lionen Zuschauer mehr Möglichkei-ten, Ihre Entscheidungen zu beurtei-len. Wo sehen Sie persönlich Vor- und Nachteile des Videobeweises? Steinhaus: Ich bin offen für technische Hilfsmittel bei allem, was uns in der Frage weiterhilft, am Ende des Tages die korrekte Entscheidung zu treffen. Die Torlinientechnologie wurde mittlerweile erfolgreich in der Bundesliga eingeführt und ich begrüße diese Unterstützung sehr. Sie nimmt den Entscheidungsdruck. Wie

»Die Aufgabe der Schiedsrichter besteht unter anderem auch darin, die Gesundheit der Spieler zu schützen«

Bibiana Steinhaus

27 DEKRA solutions 2/201626 DEKRA solutions 2/2016

Page 15: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Interview

FOTO

S: A

ND

RE

GE

RM

AR

; IN

FOG

RA

FIK

: ELA

STR

ICK

ER

T

der ein Fahrzeug mit einem Unfallschaden hat, ruft er mich an. Ich denke, man muss einfach als Frau überzeugen. Wenn man als Frau ein Hobby oder einen Beruf hat, der in der Männerdomäne zu Hause ist, ist man sowieso die ganze Zeit bestrebt zu zeigen, was man kann, ist ehrgeiziger.

Und bei Ihnen Frau Steinhaus?Steinhaus: Ich sträube mich dagegen,

blick auf die Förderung der Akzeptanz nicht hilfreich. Jeder Unparteiische hat im Vorfeld eines Einsatzes die gleichen Rahmenbedingungen zu erfüllen. Auch im Hinblick auf die Überprüfung der athletischen Fähigkeiten. Keine Ausnah-men. Schließlich spielen die Fußballer nicht langsamer aus Rücksicht auf eine Schiedsrichterin, die unter Umständen nicht schnell genug ist, um dem Spiel zu

folgen. Wir haben neben mir mit Riem Hussein eine Schiedsrichterin in der 3. Liga, mit Katrin Rafalski, eine Assisten-tin in der 2. Liga. Das alles wurde völlig geräuschlos eingeführt. Sie machen ein-fach einen tollen Job, sind sehr anerkannt, sowohl nach außen, als auch nach innen.

Was zeichnet Sie dann aus? Steinhaus: Uns Schiedsrichterinnen und

10 %

Unfälle ereignen sich in Europa jedes Jahr im Zusammenhang mit Wassersport.

Sportunfälle passieren jährlich beim Fußball

50.000

555.000

Menschen verletzen sich jährlich beim Radfahren.

90.000

Menschen verletzen sich jährlich beim Inline- Ska-ten, Skateboard- und Kickboard-Fahren.

111.000

aller Winter- sportler ver- letzen sich.

40 %aller Reitunfälle betreffen Mädchen unter 14 Jahren.

58 %der Unfälle beim Seil-klettern sind die Folge falschen Sicherns

Angaben in Prozent*

* Bundesliga 2014 / 2015

Verletzungen* nach Körperteil, in Prozent

SonstigeKopf

FußKnie

Rücken

Knöchel

Unter-schenkel

Oberschenkel

28

2113

977

123

Quellen: universimed.com, Hörterer H. und ASU (Auswertungsstelle für Skiunfälle)

Quelle: fussballverletzungen.com, GDV-Schadenstatistik 2012

Quelle: hasenclever.de/wassersport/

Quelle: Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Quelle: Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Verletzungen im Skisport nach Körperregionen, in Prozent

Sonstige

Kopf

Knie

Schulter

Hand

Rumpf

Sprung-gelenk

33

201010

96

12

Quelle: DAV* mit Mehrfachangaben

Quelle: www.dfv.aero

Quelle: Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

Typische Verletzungen beim Seilklettern nach Körperregion

untereExtremität

Sonstige

Kopf

Rumpf

obereExtremität

42

31

19

1610

Mehr Information zum Thema: www.dekra.de/de/fussball

diese „Frau in Männerdomäne“-Schub-lade zu bedienen. Es geht mir vor allem darum, für meine Leistung anerkannt zu werden. Und mit meinem Sachverstand entsprechend meiner Funktion und mei-ner Rolle im Fußballkontext wahrgenom-men zu werden. Und ob ich jetzt groß oder klein, dick oder dünn, blond oder braun, Männlein oder Weiblein bin, ist unterm Strich für die Erfüllung der Aufgabe uner-

heblich. Ich bin seit 2007 als Schiedsrich-terin in der 2. Liga aktiv. Ich bin sicher, dass ich über diesen langen Zeitraum in der 2. Liga nicht hätte bestehen kön-nen, wenn nicht auch die Qualität meiner Arbeit für sich spräche.

Sie wollen also keine Ausnahmere-gelung? Steinhaus: Ausnahmen sind im Hin-

In Deutschland kommt es pro Jahr zu ca. 1.500.000* Sportunfällen.Das sind dreimal so viele Unfälle wie im Verkehr.

5 Menschen starben in Deutschland im Jahr 2015 beim Fallschirmspringen.

Schiedsrichter zeichnet Durchhaltever-mögen aus. Selbstdisziplin und ein gro-ßes Maß an der Fähigkeit zur Selbstkritik. Wir arbeiten intensiv, um jedes Wochen-ende bestmögliche Leistungen abzurufen.Wir sind Teamplayer, unterstützen uns. Wir lieben den Fußball!

Auf diese Frage gibt es keine einfache Ant-wort. Auch wenn das Risiko statistisch

nicht so exakt erfasst wird wie im Verkehr, im Freizeitbereich passieren etwa dreimal so viele Unfälle wie auf der Straße. Deswegen aber kom-plett auf Sport zu verzichten wäre gesundheit-lich gesehen ebenfalls ein großes Risiko. Nur eben nicht so offensichtlich wie bei mancher Sportart. Ohne ausreichend Bewegung ist der Körper sehr viel anfälliger für die so genannten Zivilisationskrankheiten, die mit Übergewicht, Bluthochdruck sowie Herz- und Kreislaufstö-rungen einhergehen und einen hohen Anteil

bei den häufigsten Todesursachen einnehmen. Besser ist es also, sich bis ins hohe Alter fit zu halten und Sportarten auszuüben, die zum eigenen Leistungsvermögen passen. Unfälle lassen sich oft vermeiden, wenn der Sportler bewusst und verantwortungsvoll mit dem Risiko umgeht, sprich sich die Zeit nimmt für eine umfassende Ausbildung im Umgang mit den Sportgeräten und den Einflussfaktoren. Viele Freizeitsportler verzichten auch auf das wichtige Aufwärmen der Muskulatur. Damit ist bei hohen Anforderungen die Verletzung schon vorprogrammiert.

Gesundheitsrisiko Sport?

*Quelle: Bundesanstalt für Arbeits-schutz und Arbeitsmedizin (BAuA)

29 DEKRA solutions 2/201628 DEKRA solutions 2/2016

Page 16: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

In rasantem Tempo erweitert das E-Bike die Möglichkeiten, wie wir uns fortbewegen. DEKRA solutions geht der Erfolgs-story auf den Grund.Text Felix Krakow

StromerStarke

Elektromobilität

31 DEKRA solutions 2/201630 DEKRA solutions 2/2016

Page 17: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Elektromobilität

Schätzungen des Zweirad-Industrie-Verbands (ZIV) bereits 520.000 Stück. Tendenz: stei-gend. Boten vor wenigen Jahren nur einige Spezialisten Elektro-Fahrräder an, hat heute praktisch jede Fahrrad-marke in fast jedem Segment ein E-Bike im Programm – min-destens. Vom E-Faltrad über den klassischen Tief-einsteiger bis zum schnel-len S-Pedelec.

TypenkundeTatsächlich steht das Wort E-Bike dabei als Überbegriff aller Arten per Elektromotor angetriebener Zweiräder. Spe-ziell in Deutschland hat sich aber das Pedelec (Pedal Electric Cycle) durchgesetzt – bei dem der Motor ledig-lich die Pedalkraft unterstützt, und zwar bis zu einer Geschwindigkeit von 25 km/h. Das S-Pedelec wiederum, „S“ steht hier für Speed, unterstützt den Fahrer bis 45 km/h. Allerdings sind hier Versiche-rungskennzeichen und Führerschein sowie der Helm Pflicht.

Doch woher kommt er, der Boom des E-Bikes? Anfangs griff vor allem die Zielgruppe der Senio-ren zu. Doch die Qualitätshersteller im Fahrrad-markt entdeckten zunehmend die Vorteile des Elektroantriebs auch für Trendsegmente wie Mountainbikes oder Lastenräder. Dazu kam in den vergangenen Jahren nochmals ein ordentlicher Entwicklungsschub bei der Technik. So unterstüt-zen moderne Motoren wesentlich dynamischer, direkter und feinfühliger. Die Akkus und damit die Reichweite der E-Bikes wachsen stetig. Eine zunehmende Integration, etwa der in den Rahmen integrierte Akku, sorgt für immer höherwertige und optisch ansprechendere Fahrräder. Rahmen und Anbauteile werden mittlerweile speziell auf die höheren Belastungen ausgelegt. Auch die Ver-bindung zwischen E-Bike und Smartphone spielt eine immer größere Rolle.

Schneller, weiter, leichterEin großer Vorteil des E-Bikes ist der deutlich vergrößerte Bewegungsradius im Vergleich zum Fahrrad. Laut des vom Bundesumweltminis-

A m Rahmen hängt ein Wasserstofftank, daneben sitzt eine Brennstoffzelle, die über einen kleinen Akku den Mittelmotor befeu-

ert. Das wasserstoffbetriebene E-Bike fährt schon auf unseren Straßen – wenn auch (noch) nicht in Serie. Entwickelt vom deutschen Linde-Konzern, auf Basis eines bestehenden E-Bikes. Ob so die Zukunft des Fahrrades aussieht, bleibt abzuwar-ten. Doch das Linde H2 zeigt die Dynamik in der Entwicklung des E-Bikes: ein stark wachsender Markt, in dem derzeit alles möglich scheint.

Manche Insider prognostizieren, dass das E-Bike in der Zukunft das normale Fahrrad über-wiegend ablösen wird. Schon jetzt macht der elek-trische Rückenwind den guten alten Drahtesel zu einer besonders spannenden Alternative für die innerstädtische Mobilität. Spätestens mit dem Ein-stieg von großen Systemlieferanten wie Bosch oder Brose ist der Markt seit dem Jahr 2010 geradezu explodiert. Fristeten Fahrräder mit Hilfsmotor, wie es sie mit Benzinbetrieb schon seit Jahrzehn-ten gibt, bis dahin ein Nischendasein, steigen die Absatzzahlen mit Elektromotor seit einigen Jah-ren rasant. So wurden im Jahr 2005 deutschland-weit 25.000 E-Bikes verkauft, 2015 waren es nach

Connected Per App und Blue-tooth lässt sich die elektrische Unterstützung beim Gocycle G2 individuell einstellen

terium geförderten Forschungsberichts „Pedelec-tion“ erhöht sich der sogenannte Attraktivitäts-raum mit dem E-Bike von 5 auf 15 Kilometer. Dazu kommen die höhere Geschwindigkeit bei weniger Anstrengung, die schweißfreie Fahrt zum Arbeits-platz oder der problemlose Transport der schwe-ren Supermarkt-Einkäufe. Und wie gesagt: Das E-Bike ermöglicht auch älteren oder körperlich ein-geschränkten Menschen das Radfahren bei recht hohen Geschwindigkeiten.

Genau in diesem Punkt sehen Kritiker aller-dings ein Problem: Wenn Menschen mit vermin-dertem Reaktionsvermögen und wenig Fahrrad-erfahrung plötzlich mit Tempo 25 über die Radwege und Straßen rauschen, seien Unfälle programmiert, so die Argumentation. Belastbare

Zahlen gibt es bislang kaum, die Tendenz deutet allerdings darauf hin, dass die Zahl der Unfälle mit E-Bike-Beteiligung zunimmt.

Nach Angaben des Statistischen Bundesamts entfielen von allen Verkehrstoten des Jahres 2014 etwa zwölf Prozent auf die Gruppe der Fahrradfah-rer. In reinen Zahlen waren dies 396 Personen und davon waren 39 mit einem E-Bike unterwegs. Mehr als die Hälfte dieser Opfer war älter als 65 Jahre.

„Tendenziell nutzen natürlich viele Leute ein Pedelec, die vorher nicht oder nur selten mit dem Fahrrad unterwegs waren und entsprechend uner-fahren sind“, erklärt Andreas Richter, Leiter des Kompetenzzentrums Elektromobilität bei DEKRA. Doch Richter weiß auch: „Durch die Unterstützung des Motors ermüden die Fahrer natürlich auch

Wasserstoff-Bike Linde arbeitet am H2-Bike. Mit leicht zu wechselnder H2-Kartusche soll es bis zu 100 Kilometern Elektrounterstützung bieten

»Viele Leute, die vorher kaum Fahrrad gefahren sind, nutzen jetzt ein E-Bike«

Andreas Richter DEKRA Com-petence Center Elektromobilität +49 711 7861-2145e-mobility@ dekra.com

Stark Fatbike mit Elektroschwung

der verkauften E-Bikes fahren in China. Das entspricht 35 Millionen. Zum Vergleich: In Europa sind es etwa 1,25 Millionen

QUELLE: GREENFINDER.DE

90 %

32 DEKRA solutions 2/2016 33 DEKRA solutions 2/2016

Page 18: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Elektromobilität

1KennenlernenAufregend und kraftvoll – das neue E-Bike ist eine spannende

Sache. Doch bevor es richtig losgeht, sollten Sie es in Ruhe kennenlernen. Drehen Sie zunächst behutsam ein paar kleine Runden in vertrauter Umgebung. So lernen Sie, die Kraft des Motors, die Geschwindigkeit und auch das Gewicht des Rades besser einzuschätzen.

2Auf- und AbsteigenDas Abfahren und Ankommen mit einem schwereren Fahrrad ist

im ersten Moment ungewohnt. Steigen Sie also anfangs behutsam über den Rahmen. Stehen Sie zentral über dem Rad, bevor Sie die Füße auf die Pedale stellen. Denn bei Druck auf das Pedal bewegt sich das E-Bike gegebenenfalls schneller, als Sie es vom Fahrradfahren gewohnt sind.

3Schiebehilfe clever nutzenViele moderne E-Bikes verfügen über eine praktische Schiebehil-

fe, mit der sich etwa Rampen aus Keller oder Garage leicht bewältigen lassen.

4Augen aufmachenMit dem E-Bike sind Sie schnel-ler und dynamischer unterwegs

als früher. Fahren Sie deshalb beson-ders vorausschauend. Bedenken Sie auch, dass viele Autofahrer Ihre Ge- schwindigkeit unterschätzen dürften.

5Bremskraft beherrschenDie Bremsen sind beim E-Bike in der Regel sehr kraftvoll ausge-

legt. Deshalb sollten Sie lernen, dosiert am Bremshebel zu ziehen. Speziell in Kurven, bei Nässe und vor allem auf Schotterwegen gilt besondere Vorsicht.

6Abstand haltenEine der häufigsten Unfallursa-chen für Fahrradfahrer ist die

unachtsam geöffnete Tür eines gepark-ten Autos. Deshalb: Halten Sie Abstand und rechnen Sie immer damit, dass eine Tür sich öffnen könnte.

7Einen Tritt rausnehmenAuch wenn viele moderne Motoren über eine Schaltunter-

brechung verfügen: Für einen harmo-nischen Gangwechsel sollten Sie wäh-rend des Schaltens kurz etwas Kraft vom Pedal nehmen. Das gilt speziell in Anstiegen, um den Verschleiß zu verringern.

SICHER UNTERWEGS MIT DEM E-BIKE

weniger schnell. So können sie die Konzentration länger aufrechterhalten.“

Was der Markt immer wieder an Neuheiten bietet, zeigt der DEKRA Pedelec Check. Darin nehmen Richter und seine Kollegen regelmäßig Pedelecs, vor allem mit neuen und weiterentwi-ckelten Technologien, unter die Lupe. „Auf unse-rer Website bieten wir außerdem viele praktische Tipps rund um das Thema. Etwa wenn es darum geht, was der Kunde beim Kauf eines Pedelecs beachten sollte“, sagt Richter (www.dekra- elektromobilitaet.de).

PreisfrageKlar ist natürlich: Die zusätzlichen Features eines E-Bikes haben im Vergleich zum Fahrrad ihren Preis. Mit 2.000 Euro muss man schon rechnen, wenn es ein qualitativ ordentliches Vehikel sein soll. Nach oben sind die Grenzen offen. So gibt es beispielsweise ein High-End-E-Mountainbike für satte 15.000 Euro.FO

TOS

: MA

RTI

N E

RD

, TH

OM

AS

PP

ERS

, WW

W.C

AR

RO

UX.

CO

M, L

IND

E, H

ERS

TELL

ER (5

)

Mehrzweck-Rad Ob Nutzfahrzeug oder Freizeittransporter – das Riese und Müller Load kann beides

DauerläuferDas Conway EMR 827 hat einen Lithium-Ionen-Akku mit einer Kapazität von 13,88 Ah

Überhaupt boomt das E-Mountainbike wie kein anderes E-Bike-Segment. Keine Gattung verkauft sich besser, längst gibt es eine eigene Rennszene. Ein ganz besonderer Trend sind dabei die Elek tro-Fatbikes. Mit ihren extrem breiten Reifen, die mit wenig Druck gefahren werden können, bieten sie besonders hohen Grip, also mehr Kontrolle in Kur-ven, bei Nässe und auf losem Untergrund.

Outdoor-Spaß Dynamischer Ritt durch die Berge mit dem Haibike Nduro Pro

Mehr Information zum Thema: www.dekra-elektromobilitaet.de

35 DEKRA solutions 2/2016

Page 19: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

FOTO

S: Z

OO

EY

BR

AU

N, T

ILLM

AN

N F

RA

NZ

EN

Interview

„Smart Homes“ werden seit Jahren als „das nächste große Ding“ gehandelt. In Privathäusern ist der Einsatz der entsprechenden Technik aber über­schaubar. Viele Systeme sind teuer und manche unausgereift oder mit nur begrenztem Einsatzfeld. Wie sehen Sie den Markt?Sobek: Der Markt ist sehr groß und chan­cenreich – für Käufer wie für Hersteller. Bislang fehlen allerdings häufig die pas­senden Produkte. Vieles ist zu teuer, ist zu kompliziert in der Installation, ist häufig nicht ausgereift oder bietet nur eine Insellösung. Und manches braucht man auch einfach nicht wie zum Beispiel selbst nachbestellende Kühlschränke.

Bleibt es ein Thema für Tüftler und Tech­nikbegeisterte oder wird’s in ein paar Jahren Standard sein?Sobek: Selbstlernende und sich selbst organisierende Systeme zur Steuerung des Energieverbrauchs und des Nut­zerkomforts werden in wenigen Jahren Standard sein, denn die weltweite Ener­giewende ist nur dadurch zu schaffen, dass wir mit derartigen Systemen nicht nur einzelne Häuser ausstatten, sondern ganze Gruppen von Häusern bis hin zu Siedlungen und Städten miteinander ver­

WERNER SOBEK

Der promovierte Bauinge-nieur und Architekt lehrt als Professor unter anderem in Stuttgart, an der Harvard University und der National University of Singapore. Er ist Mitglied zahlreicher Gremien für nachhaltiges Bauen und zudem als Prüfingenieur für Baustatik tätig.

Das Aktivhaus B10 gewann im Januar 2016 den iF Design Award

Wir bleiben beim Thema Sicherheit: Wie sind Smart Homes gegen Hacker­angriffe und sonstige Manipulationsver­suche geschützt? Gibt es eine Rückfall­ebene, falls die Technik ausfällt?Sobek: Ich kann hier natürlich nur für das System sprechen, mit dem wir arbei­ten. Das selbstlernende und sich selbst organisierende System der Firma alpha­EOS aus Stuttgart arbeitet prädiktiv. Es besitzt eine Einzelraumregelung. Wir haben uns für dieses System ent­schieden, weil es die maximale Energie­einsparmöglichkeit bietet und die glei­chen Sicherheitsstandards besitzt, die auch beim Online­Banking der deutschen Banken Anwendung finden, und weil es Nutzerdaten nicht in irgend einer Cloud speichert. Die Daten werden bei alpha­EOS auch nicht an Dritte verkauft, son­dern alle relevanten Daten verbleiben beim Nutzer.

Bei dem von uns eingesetzten System kann höchstens die Temperaturführung in einem einzelnen Raum ausfallen, da ein zeitgleiches Versagen von zwei oder mehr Komponenten sehr unwahrscheinlich ist. Über einen vom System selbst oder vom Bewohner via Handy durchgeführten Neu­start lässt sich das System zudem in der Regel schnell wieder in Betrieb setzen.

Wie zukunftssicher und damit wertstabil ist die zurzeit verfügbare Smart­ Home­Technik?Sobek: Ein funkbasiertes Energiema­nagementsystem wie alphaEOS hat bei Bestandsgebäuden eine durchschnitt­liche Amortisationszeit von weniger als vier Jahren, in Einzelfällen betrug sie weniger als zwei Jahre. Das ist sehr kurz. Die Installation erfolgt sehr schnell in weniger als 30 Minuten pro Wohnung. Die verbaute Technik besteht zu wesent­lichen Teilen aus Elektronik, ist robust und hat eine lange Lebensdauer. Die ein­zigen mechanischen Bauteile sind die Ventile – technisch ausgereifte Massen­ware mit hoher Verfügbarkeit. Wertsta­bilität und eine lange Lebensdauer sind damit gegeben. Zudem kann das Sys­tem durch Software­Aktualisierungen oder den Ersatz einzelner Module durch modernere, höherwertigere lange Zeit dem Stand der Technik entsprechen.

Sie haben mit dem B10 ein Musterhaus errichtet, dass nicht nur intelligent, son­dern auch nachhaltig ist. Mit welchen Materialien erreichen Sie dies? Wie las­sen sich Nachhaltigkeit und aktuelle Baustoffe unter einen Hut bringen?Sobek: Zur Nachhaltigkeit gehören viele Faktoren. Wir haben schon 1999 das Triple­Zero­Konzept entwickelt, also die dreifache Null: Unsere Gebäude sollen im Jahresmittel nicht mehr Energie ver­brauchen, als sie selbst aus erneuerba­ren Quellen erzeugen, keine schädlichen Emissionen erzeugen und so konstruiert sein, dass sie vollständig in den Stoff­kreislauf zurückgeführt werden können. Mittlerweile sind unsere Gebäude noch besser. Sie benötigen jetzt noch weniger Baustoffe, erzeugen bis zu 200 Prozent der benötigten Energie selbst und geben Überschussenergie an Nachbarhäuser, Elektrofahrzeuge oder das Netz ab.

Wir verwenden viele unterschiedliche Baustoffe, die allesamt vollkommen rezy­klierbar sind. Wichtig ist die Frage, wie die Materialien miteinander verbunden sind. Es geht hier um Fügetechniken und die Frage, ob alle Verbindungen reversi­bel sind – oder ob ein Verbundwerkstoff geschaffen wird, der nicht mehr sorten­rein wiederverwendet werden kann. Im

netzen. Und dass wir die Elektromobili­tät an das Energiesystem der Immobilien koppeln. Leider hat das Bauschaffen bis­her weder die Notwendigkeit noch die darin eingebetteten Chancen erkannt. Es ist auf dem besten Weg, dieses Feld anderen zu überlassen, zum Beispiel der ausländischen Kommunikationsindust­rie. Wie bei vielen technischen Neuent­wicklungen sind es zunächst Tüftler und Technikbegeisterte gewesen, welche die Entwicklungen vorangetrieben haben.

Stichwort Smart Home und Sicherheit: Inwieweit schützt ein intelligentes Haus vor Einbrüchen oder hilft bei Unfällen im Haus? Sind Smart Homes eine Hilfe, um im Alter möglichst lange selbst bestimmt zu wohnen?Sobek: Zunächst einmal: Nicht das Haus soll intelligent sein, sondern seine Pla­ner. Ein Gebäudeautomationssystem kann dazu beitragen, Energie zu sparen und den Nutzerkomfort, also das physi­sche wie das psychische Wohlbefinden der Nutzer, zu steigern. Darüber hinaus kann es sicher auch zu mehr Sicherheit und Autonomie im Alter beitragen. Tech­nische Systeme können uns unterstützen und manches leichter machen – sie dürfen aber nie das soziale Miteinander ersetzen.

Smarter wohnenNicht nur Telefone und Autos werden immer „intelligenter“, auch die eigenen vier Wände

steigern ihren IQ. Architekt Werner Sobek hat bereits mehrere „Smart Homes“ erbaut und weiß, wie sich das Wohnen entwickeln wird. Interview Karl-Gerhard Haas

B10 haben wir zum Beispiel vor die unbe­handelte Holzkonstruktion einfach eine textile Fassade gespannt, die als Wit­terungsschutz dient – und die bei einem eventuellen Rückbau des Gebäudes ganz einfach abgenommen werden kann.

Wie sind nach eineinhalb Jahren die ersten Erfahrungen im B10? Was hat sich bewährt, wo hakt es? Gibt es Dinge, die Sie beim heutigen Stand ergänzen oder weglassen würden?Sobek: Wir sind sehr zufrieden mit dem, was wir bei B10 realisieren konn­ten. Natürlich gibt es immer wieder Dinge, die wir nachjustieren und opti­mieren. Mit B10 waren wir quasi in der Vorserien entwicklung. Bei den von uns soeben in Planung befindlichen Nach­folgeprojekten setzen wir noch sehr viel mehr auf einen rein elektrischen Betrieb. Angesichts fallender Batte­riepreise und einem hochentwickelten Energiemanagementsystem macht das absolut Sinn.

So weit man es zum jetzigen Zeitpunkt sagen kann: Ließe sich das Konzept technisch und zu einem vertretbaren Preis auf komplette Siedlungen über­tragen?Sobek: Ja. Die Verknüpfung von ener­getisch starken und von energetisch schwachen Gebäuden kann und sollte

auf Siedlungsanlagen und Stadtquar­tiere übertragen werden. Das Wissen hierüber ist vorhanden, die technischen Voraussetzungen sind gegeben. Auch die Kosten sind überschaubar – geht es doch nicht um den Aufbau einer neuen Infrastruktur, sondern vor allem um die Verknüpfung bestehender Erzeuger und Verbraucher durch ein vorausschauen­des, selbstlernendes elektronisches Sys­tem. Was uns noch fehlt, sind die ord­nungspolitischen Rahmenbedingungen für eine solche Verknüpfung.

37 DEKRA solutions 2/201636 DEKRA solutions 2/2016

Page 20: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Trend

Roboter, die Kinder und Haustiere betreuen, intelligente Möbel, die über unseren Kalender und sogar die Gesundheit wachen – so sieht der digitale Wandel zu Hause aus.Text Karl-Gerhard Haas

Zukunft zu HauseVirtuell und real

In 3-D simuliert das Wand-Display ein Fenster oder zeigt Informationen aus

dem Internet

Leuchten und locken Sternenhimmel an der

Decke und Verpackungen, die mit Video werben

Lesen und entspannen E-Paper entrollen und holografisches Kaminfeuer genießen

G anz schön scharf: „Pepper“, ein rund 1.500 Euro teurer Roboter des Herstellers Alde-baran Robotics, begrüßt in Japan Kunden,

plaudert mit ihnen und gibt Auskünfte – in natür-licher Sprache. Aber seine Schöpfer denken wei-ter: In der stark alternden japanischen Gesellschaft soll der humanoide Computer Menschen betreuen und unterhalten oder im Notfall Hilfe holen. Wäh-rend Pepper klar als Maschine zu erkennen ist, geht Toshiba den nächsten Schritt: Chihira Kanae heißt die Roboterdame, die ihre Technik unter einer menschlich anmutenden Hülle aus Silikonhaut und Echthaarperücke verbirgt. Auf der Berliner Reise-messe ITB arbeitete sie unlängst als Hostess.

Schon jetzt saugen Roboter selbsttätig unsere Teppiche oder mähen den Rasen. In Zukunft könn-ten sie uns mit frischen Zutaten bereitete Speisen servieren, sobald wir zu Hause sind – trotz Stress gäbe es gesunde Kost, bliebe die Tiefkühlpizza öfter mal kalt. Für den Kochroboter „Cooki“ beispiels-weise hat der Anbieter Sereniti Kitchens soeben das nötige Risikokapital gesammelt.

Die künstliche Intelligenz nimmt zuWeniger futuristisch sind elektrisch betriebene Fenster und Rollläden, die sich dank Sensoren bei Regen oder Sturm ohne Zutun der Hausbewohner schließen. Ob autarke Heizungssteuerung, Alarm-technik oder tages- und saisonabhängige Licht-stimmung – in unsere Häuser und unsere Autos zie-hen „smarte“, vernetzte Technologien ein. Hersteller und Ingenieure sprechen auch zu Hause vom Inter-net der Dinge (Internet of Things, IoT). Bekannt ist der Kühlschrank mit Kamera, der per Smartphone Einblick in sein Inneres gewährt, damit sein Besit-zer im Supermarkt Fehlendes ergänzen kann. Das Folgemodell wird dies womöglich per Online-Or-der selbst erledigen. Dazu kommt die Verknüpfung smarter Haustechnik mit dem Thema Mobilität.

Vernetzte Autos könnten morgens die Staus auf der Pendlerstrecke melden, die der Betroffene als Einblendung im Badezimmerspiegel sehen kann, während er sich vielleicht gerade rasiert. BMW zeigte so ein Beispiel Anfang des Jahres auf der Consumer Electronics Show (CES) in Las Vegas. Dort demonstrierten die Automobilbauer, wie sie sich das künftige Zusammenspiel von intelli-gentem Haus und Pkw vorstellen. Ein intelligen-ter Spiegel dient als Display, um etwa den persön-lichen Tagesablauf und weitere Informationen für

39 DEKRA solutions 2/201638 DEKRA solutions 2/2016

Page 21: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Trend

Vom nachhaltigen Bauprojektmanagement bis zur Haustechnik mit Aufzug und Trinkwasserversorgung

– alles unter Kontrolle.

Schlechte Luft zu Hause kann Gesundheitsschä-

den verursachen. DEKRA Experten finden die

Ursache.

Produktprüfungen sorgen für Sicherheit im Umgang

mit Elektrogeräten.

Geprüfte Qualität für die lieben Kleinen bedeutet

Schutz vor Gefahrstoffen oder Verletzungen.

1 Pepper bespricht den Menüplan der Woche mit seiner Besitzerin2 Chihira Kanae im Gespräch mit echten Menschen3 Das Bett von morgen zeigt Körperfunktionen auf dem virtuellen Display an

Zeigen und fühlen Sensoren für Raum- und Wassertemperatur sorgen für mehr Komfort im Bad

trifft ein gewöhnlicher Staubsaugerroboter. Etwa so viel, wie ein Mensch in gleicher Zeit Sinneseindrücke verarbeitet.

Vieles im Haus funktioniert heute schon drahtlos und das wird noch viel mehr.

DEKRA kümmert sich um den Emissionsschutz.

Immobilien Luftqualität Elektrische Geräte Spielzeug Elektrosmog

Was prüft DEKRA?Sicherheit zu Hause birgt vielfältige Herausforderungen. DEKRA prüft vor Ort und

in modernsten Laboratorien in Europa und Asien. Einige Beispiele:

bilbranche will sich zum Technologie-Dienstleister mausern. Konzerne wie Apple oder Google inves-tieren ebenso in selbstfahrende Autos wie auch in Technik fürs smarte Haus („HomeKit“, „Nest“). Sie wollen, dass die Nutzer die eigenen Produkte und Dienste nutzen, aber ob die Kunden auf Dauer bereit sind, in proprietäre Systeme zu investieren, muss sich noch zeigen. Offene Schnittstellen wür-den die Entwicklung sicher beschleunigen. Wie im Automobilbereich, wo die angestrebte Car-to-Car- und Car-to-X-Kommunikation einheitliche Systeme erfordert, gilt dies genauso für Smart Homes.

Aber auch hier könnten Roboter die Lösung brin-gen. So formierte sich kürzlich ein Kickstarter-Pro-jekt namens Autonomous Personal Robot mit dem Ziel, einen mit kompletter Kamera- und Umweltsen-sorik ausgestatteten Hausassistenten zu entwi-ckeln, der neben WLAN und Bluetooth auch die in der Gebäudesteuerung verbreiteten Funkstandards Z-Wave und Zigbee an Bord hat.

Initiiert vom Mobilfunkchip-Hersteller Qual-comm gründete sich bereits 2013 die AllSeen Alliance, deren Ziel ein herstellerübergreifendes Vernetzungsprotokoll für alle Arten von Geräten ist. Und gerade erst startete die Linux-Stiftung das Projekt Zephyr, das einen offenen Betriebssystem-kern für IoT-Geräte hervorbringen soll – mit genüg-samen Hardware-Anforderungen und für Geräte-steuerung optimiert.

Mindestens genauso wichtig ist die Sicher-heit der Systeme – egal ob auf vier Rädern oder in

vier Wänden. Bereits vor fünf Jahren demonstrier-ten Teams der Universität von Kalifornien in San Diego und der Universität des Staates Washing-ton in Seattle (zusammengeschlossen zum „Cen-ter for Automotive Embedded Systems Security“ – CAESS), wie sich Autos aus der Ferne übernehmen lassen. Attraktivster Angriffspunkt für die Forscher war die Kombination aus Navi und Mobilfunkzu-gang. Die Forscher fanden eine Lücke, über die sie das Fahrzeug per GSM-Netz komplett übernehmen konnten. Für den Versuch wählten die Forscher

Entscheidungen pro Sekunde

60

den Nutzer zusammenzuführen. Der „Mobility Mirror“ zeigt neben dem Spiegelbild Termine und Aufgaben an und geht auf persönliche Gewohnhei-ten ein. Zudem dient er zur Steuerung der Haus-technik. Über die Open Mobility Cloud ist er etwa mit dem BMW i3 vernetzt und vereint so die Berei-che Mobilität und Wohnen im Smart Home.

Ob diese Visionen wünschenswert sind und von der Kundschaft angenommen werden, wird die Zeit zeigen. Faszinierend sind sie allemal – und schon heute oder in naher Zukunft umsetzbar. Ein Bei-spiel? In der vom Bauhaus geprägten Stuttgar-ter Weißenhofsiedlung realisierte ein Konsor-tium unter Federführung des Architekten Werner Sobek 2014 ein Haus namens B10, dessen Intelli-genz die Gebäudetechnik einschließlich Energie-gewinnung/-speicherung und die Ladestation fürs Elektroauto umfasst (siehe auch Interview S. 36). Nachhaltig, bis hin zum voll recyclefähigen Abriss-material, ist das Projekt außerdem.

Worauf warten wir also?Wenn somit im Jahr 2016 ein komfortableres, stressärmeres Leben bereits längst Wirklichkeit sein kann – warum stürmt die Menschheit nicht längst die Läden und stattet sich mit der Tech-nik aus? Ganz einfach: Manche Dinge sind für die breite Masse noch zu teuer. Aber, wie Pepper zeigt, in vielen Bereichen wird es erschwinglicher. Ein anderer Hemmschuh: Noch stricken zu viele Fir-men an Insellösungen. Denn nicht nur die Automo-

FOTO

: ALD

EB

AR

AN

.CO

M, F

AB

IAN

KIR

CH

BA

UE

R/B

MW

GR

OU

P, M

ELI

SS

A S

TER

RY

/TH

E S

LEE

P C

OU

NC

IL, R

EU

TER

S, S

IEM

EN

S; I

LLU

STR

ATIO

N: M

ICH

AE

L S

TAC

H

+49 711 7861-3900 [email protected]

41 DEKRA solutions 2/201640 DEKRA solutions 2/2016

1 2

3

Page 22: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Trend

IMPRESSUM

Herausgeber:

DEKRA e. V.

Kommunikation

und Marketing

Verantwortlich für den

Herausgeber:

Stephan Heigl

Chefredaktion:

Bernd Ostmann (v. i. S. d. P.)

Redaktion:

Jana Bronsch, Andreas Techel,

Georg Weinand

Autoren:

Matthias Gaul, Karl-Gerhard

Haas, Felix Krakow, Frank Müh-

ling, Diddo Ramm, Bernd Ost-

mann, Andreas Techel, Regina

Weinrich

Korrektorat:

Birte Labs, Isabel Link,

Monika Roller

Kreativ-Direktor:

Diddo Ramm

Produktionsleitung:

Johann Girteit

Layout:

Dennis Bock, Marten Mochel

Verlag:

ETMservices,

ein Geschäftsbereich der

EuroTransportMedia Verlags-

und Veranstaltungs-GmbH

Handwerkstraße 15

70565 Stuttgart

in Kooperation mit

Motor Presse Stuttgart

Corporate Media

Leuschnerstraße 1

70174 Stuttgart

Projektleitung:

Andreas Techel

E-Mail:

[email protected]

Internet:

www.dekra-solutions.com

Repro:

Otterbach Medien KG

GmbH & Co.

Druck:

Dierichs Druck + Media GmbH

& Co. KG, Kassel

Artikel-Nr.: 84593

Solutions 2.2016

Name, Vorname

Firma

Funktion

Straße, Hausnummer

PLZ/Stadt

Land

E-Mail

Telefon für Rückfragen

Coupon ausfüllen und einsendenper Post an: DEKRA/ETMservices, Handwerkstraße 15, 70565 Stuttgart

per Fax an: +49 711 784 9846

per E-Mail an: [email protected]

Mit Sicherheitlesen!

Möchten Sie DEKRA solutions regelmäßig kostenlos nach Hause

bekommen? Fax oder E-Mail genügt

einen Chevrolet Impala, dessen Freisprecheinrich-tung und Navigationsgerät sie zudem in Wanze und Bewegungsmelder verwandelten.

Ähnliche Meldungen über Lücken in Gebäude-steuerungen gab es ebenfalls schon. Teils waren die Systeme offen wie ein Scheunentor, teils waren es Anwenderfehler. Angreifer hätten nicht nur Scha-bernack treiben, sondern auch ernsthafte Schäden verursachen können. Wie Computer im herkömm-lichen Internet brauchen also auch vernetzte Häu-ser einen guten Schutzwall.

Den Wunsch, die Technik für besseren Kom-fort zu nutzen, mindert das nicht. Der individuelle Bedarf und das Portemonnaie werden entscheiden, wer in einem Bett schläft, das Blutdruck, Körper-fettmessung, Puls, Atemfrequenz und andere Kör-perfunktionen in die Cloud stellt. Sicher braucht auch nicht jeder Hausgeräte, die den Eigentümer per Sprachnachricht oder gar Frontscheibenprojek-tion mit Kleinigkeiten behelligen. Doch die digitale Revolution zu Hause verspricht auch eine Menge Komfort als Ausgleich für den Stress, den sie in vielen Jobs verursacht – etwa bei denen, die sich um die nötige Datensicherheit kümmern müssen.

BMW vernetzt Auto und Haus mit dem Mobility Mirror

42 DEKRA solutions 2/2016

Page 23: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Automation Dr. Nix GmbH & Co. KG · Robert-Perthel-Straße 2 · 50739 KölnTelefon +49 (0)221-917455-0 · Telefax +49 (0)221-171221 · [email protected] · www.automation.de

Der WAHrHeitAuf Der spur ...

» Großer Messbereich (bis 5000 µm) auf Stahl (Fe) und Aluminium (nFe)

» Einfache Bedienung durch praxisgerechtes Format

» Kein aufwändiges Kalibrieren mit Messfolien (nur Null-Abgleich)

» Hohe Betriebssicherheit und Präzision

» Hohe Robustheit und Langlebigkeit

» Qualität „Made in Germany“ mit 3 Jahre-Herstellergarantie

» Herausragender Kundendienst

… mit dem Klassiker unter den Lackschichtdicken-Messgeräten

Lief

erum

fang

ein

schl

. Her

stel

lerp

rüfz

erti

fikat

Des

ign:

Str

eng

+ Ch

rist

Kom

mun

ikat

ions

desi

gn, K

öln

dekra-solution-1500 - final.indd 1 08.03.16 11:50

Page 24: Trautes Heim - dekra-solutions.com€¦ · Hause legen müssen. Erstens, unsere Gesellschaft wird immer älter, weshalb eine besonders gefähr - dete Gruppe wächst. Neben mehr Risikobewusst

Shield_White_2013

Version 1.1 – 25 October 2013

Philips MRT-Geräte geben Medizinern lebenswichtige Einblicke.

www.philips.de/gesundheit

35.000 Patente für ihre GesundheitForschung, Innovationen und 100 Jahre Erfahrung für Ihre Gesundheit.

228742_Anzeigenadaption_OOH_DEKRA Solutions Magazin_215x280_DE.indd 1 27.04.16 10:37