Travego bleibt Travego - BUS-Fahrt · 2015. 3. 26. · Travego bleibt Travego Der 44-sitzige...

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B 8 Fahrbericht_Mercedes-Benz Travego Safety Coach Z uletzt ist es etwas ruhig um ihn geworden. Die Konzernkollegen von Setra wurden mit großem Tamtam gefeiert und haben die souveräne Führung im Reiserevier über- nommen. Comfortclass und Topclass sind in aller Munde, doch was wird aus dem seit 1999 gebauten Evergreen Travego? Anfang 2014 ging er mit neuen Euro-6-Mo- toren an den Start, die Produktstrategen von Mercedes ließen ihm dazu eine kleine Mo- dellpflege angedeihen. Er bekam auch nicht al- les, was gut und teuer ist. Wohlwissend, dass er ohnehin spätestens 2016 in Rente gehen muss, darf er sich im Markt noch kurzzeitig als der wohl weltweit sicherste Reisebus son- nen. Nur er fährt momentan den ABA3-Not- bremsassistenten spazieren, der bis 60 km/h jeden Auffahrunfall verhindern kann. Natürlich schaut fast jeder Passant, wenn ein signalgelber Omnibus mit der Aufschrift „Safety Coach“ seine Bahn zieht. Sein etwas angejahrtes Outfit ist aber sattsam bekannt, deshalb altern Trave- go-Fuhrparks auch we- nig: Selbst das älteste Travego-Baujahr fällt gegenüber neueren Kollegen unangenehm auf. Die treuen Trave- go-Fans schätzen die hohe Reife der Fahrzeuge und die hohe Quali- tät der Ausführung – ob sich das zuletzt noch ändert? Unser Travego stammt noch aus deut- scher Fertigung, künftig soll das Mercedes- Flaggschiff bekanntlich in der Türkei gefertigt werden. Travego bleibt Travego In seine wohl letzte Etappe biegt der Travego mit dem neuen Sechszylinder OM 470 im Heck. Als Modellpflege spendieren die Evobus-Techniker den brandneuen Notbremsassistent ABA3, der die Fahr- gäste in Sicherheit wiegen darf. 0 21 54/95 80-0 www.boeckels.de ANZEIGE

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Fahrbericht_Mercedes-Benz Travego Safety Coach

Zuletzt ist es etwas ruhig um ihn geworden. Die Konzernkollegen von Setra wurden mit großem Tamtam gefeiert und haben

die souveräne Führung im Reiserevier über-nommen. Comfortclass und Topclass sind in aller Munde, doch was wird aus dem seit 1999 gebauten Evergreen Travego? Anfang 2014 ging er mit neuen Euro-6-Mo-toren an den Start, die Produktstrategen von Mercedes ließen ihm dazu eine kleine Mo-dellpflege angedeihen. Er bekam auch nicht al-les, was gut und teuer ist. Wohlwissend, dass er ohnehin spätestens 2016 in Rente gehen muss, darf er sich im Markt noch kurzzeitig als der wohl weltweit sicherste Reisebus son-nen. Nur er fährt momentan den ABA3-Not-

bremsassistenten spazieren, der bis 60 km/h jeden Auffahrunfall verhindern kann.

Natürlich schaut fast jeder Passant, wenn ein signalgelber Omnibus mit der Aufschrift „Safety Coach“ seine Bahn zieht. Sein etwas

angejahrtes Outfit ist aber sattsam bekannt, deshalb altern Trave-go-Fuhrparks auch we-nig: Selbst das älteste Travego-Baujahr fällt gegenüber neueren Kollegen unangenehm auf. Die treuen Trave-go-Fans schätzen die

hohe Reife der Fahrzeuge und die hohe Quali-tät der Ausführung – ob sich das zuletzt noch ändert? Unser Travego stammt noch aus deut-scher Fertigung, künftig soll das Mercedes-Flaggschiff bekanntlich in der Türkei gefertigt werden.

Travego bleibt TravegoIn seine wohl letzte Etappe biegt der Travego mit dem neuen Sechszylinder OM 470 im Heck. Als Modellpflege spendieren die Evobus-Techniker den brandneuen Notbremsassistent ABA3, der die Fahr-gäste in Sicherheit wiegen darf.

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Hier klappert nichts, weder Gepäckablagen

noch Sitze, die Einbauten geben auf

Holperstrecken keinen Laut von sich.

Travego bleibt TravegoDer 44-sitzige Travego ist auch kein Leicht-

gewicht, er bringt fahrfertig 14.125 kg auf die Waage. Mit an Bord: 490 l Diesel, 40 l Adblue, 22 l Scheibenwaschwasser und der Fahrer. Macht 88 kg pro Fahrgast, als 48-Sitzer taugt er kaum. Andererseits fühlt sich der Travego fest wie ein Burg an. Hier klappert nichts, we-der Gepäckablagen noch Sitze, die Einbauten geben auf Holperstrecken keinen Laut von sich.

Kein BilligheimerFür den signalgelben Travego, so wie er vor uns steht, werden stolze 355.000 Euro fällig, ohne Rabattabschläge natürlich – man muss sich einen Travego schon leisten wollen. Wer einsteigt, wird von einem hinterleuchteten

Markenschriftzug begrüßt, nachts leistet die LED-Trittkantenbeleuchtung à la Citaro gute Dienste. Die Einstiege bleiben so, wie sie im-mer waren – vorn sehr bequem und hinten schmale steile Stufen. Die blauen teilbeleder-ten Sitze laden mit hochwertiger Optik und Haptik ein – und immer die alte Leier: zu kurze Lehnen, für großgewachsene Mitfah-rer gibt es keinen Ruhekomfort. Was wir uns sonst noch wünschen: Wie wär’s mit Mittel-armlehnen, so wie im Flugzeug auch? Sonst finden wir im Innenraum nur wenig Anlass für Kritik. Heizung, Lüftung und Klimaanla-ge arbeiten auch an einem feuchtkalten Tag unauffällig gut. Und wenn der Fahrer mit sei-nen Dachluken durchlüftet, muss er keinen plötzlichen Regenschauer fürchten. Die Luken

Von links: Der Travego geht jetzt mit Modellpflege ins 16. Produktionsjahr.

Wesentliche Neuheit im Heck: Hinter den Kühlrippen der Heckklappe sitzt ein moderner Reihensechszylinder mit 10,7

l Hubraum. Geht es ums Gepäck, ist der Travego

kein Maximalist.

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Kein Omnibus ist sichererJetzt wird der Notbremsassistent für Rei-sebusse gesetzlich vorgeschrieben. Der Travego geht einen Schritt weiter, kann schwerwiegende Fahrfehler ausbügeln.

Das Horrorszenario ist bekannt. Ein schwerer Reisebus fährt ungebremst in ein Stauende, der Fahrer hatte nicht mal reagiert. Diagnose: Sekundenschlaf, ob-wohl der Chauffeur seine Lenk- und Ru-hezeiten eingehalten hatte. Der Travego hat etwas dagegen. Ein ganzes Bündel Assistenzsysteme nämlich. Vor allem den brandneuen Notbremsassistent, er heißt ABA3 (Active Brake Assist Gene-ration 3) und setzt im öffentlichen Ver-kehrsraum neue Maßstäbe.

„Bis 60 km/h können wir selbst bei stehenden Hindernissen einen Unfall vermeiden“, erklärt Peter Schumacher. „Wir können das auch noch mit 80 km/h“, erklärt der Leiter Fahrwerk/Sys-tem bei Daimler, „wenn der Reibwert der Straße optimal ist.“ Am Steuer sitzt Man-fred Bachus, der Nerven wie Stahlseile besitzt. Mit exakt eingestellten 80 km/h rollt der 18-Tonner auf die schwarzen Li-mousinen zu, die einen Stau simulieren. Wir kommen immer näher, Otto Normal-fahrer hätte längst gebremst. Himmel, wird das knapp. Jetzt noch eine kurze Warnung im Display, die letzte Chance für den Fahrer, noch etwas zu retten. Doch jetzt wirft der Bus den Anker, ob es noch gut geht? Knapp hinter den unver-sehrten C-Klassen kommt das schwere Gefährt zum Stehen, der Abstandsradar weist noch 3,2 m Distanz aus. Die Be-satzung applaudiert, der Versuch wird gleich noch einmal wiederholt. Und dies-

mal registrieren die Mitfahrer, dass es nochmal knapper hergeht. Knapp 1 m hinter der Limousine macht der Travego Halt, Schumacher ist alles andere als re-laxt. „Wir reduzieren auf 75 km/h“, gibt er als Losung aus, mit dieser Geschwin-digkeit klappt die autonome Notbrem-sung perfekt.

Mercedes-Benz marschiert in puncto Sicherheit seit mehr als einem Jahrzehnt vorneweg. Der Travego war es auch, der als erster seiner Art ein ESP-System bekam. Und später einen Abstandsre-geltempomaten (ART), der das Tempo-mat-Fahren absicherte. Auch beim Not-bremsassistenten leistete der Travego Pionierdienste. Jeder Kunde, der seinen Reisebus mit ART bestellte, bekam den

Notbremsassistenten ABA gratis dazu. Und jetzt eben ABA3, das System kann bei stehenden Hindernissen automa-tisch eine Vollbremsung einleiten. Jetzt ist der Travego in der Lage, nicht nur die Folgen eines schweren Auffahrunfalls zu reduzieren. Er kann selbsttätig Unfälle vermeiden, natürlich immer im Rahmen der physikalischen Möglichkeiten.

Er kann auch mehr, als der Gesetz-geber fordert. Ab 1. November 2015 müssen nämlich alle in Europa neu zu-gelassenen Reisebusse einen Notbrems-assistenten an Bord haben. Die Bestim-mung schreibt das Szenario genau vor: Aus 80 km/h Reisegeschwindigkeit muss der Bus hinter einem 50 km/h schnellen Fahrzeug rechtzeitig bremsen. Bei einer Vollbremsung aus 80 km/h auf ein stehendes Hindernis muss das Tempo um mindestens 10 km/h selbst-tätig verringert werden. Diese Anforde-rungen werden ab Herbst 2018 nochmal verschärft. Der Travego mit ABA3 kann heute schon weit mehr, als es der Gesetz-geber übermorgen verlangt. Demnächst können es auch die Setra-Reisebusse: ABA3 wird auch dort in die Elektronik eingepflegt.

machen per Regensensor dicht, so wird ein Nässeschaden vermieden. Der Arbeitsplatz für den Fahrer ist wohl vertraut, der Travego bekommt jetzt auch die neuen Instrumente und das Funktionslenkrad – wie seine Setra-Kollegen, die neuen (hängenden) Pedale sind erst für den Nachfolger adressiert. Die Schal-ter sind gut gruppiert, fast alles sitzt an der richtigen Stelle. Bis auf die Türdrückschalter, die werden vom Lenkrad verdeckt. Wer alle Segnungen der modernen Elektronik erfahren

will, muss sich in die Bedienmenüs und Un-termenüs einarbeiten. Einsehbare Ablagen für den Fahrer gibt es nur wenige, auch der Na-vimonitor sitzt zu tief. Das Navigationssystem ist noch so ein Thema: Es entspricht einfach nicht mehr dem neuesten Stand.

Die schnellstmögliche ÜbersetzungAber richtig neu ist das Sechszylinder-Trieb-werk im Heck. Es heißt OM 470 und setzt mit 10,7 l Hubraum maximal 428 PS und 2.100

Autonome Vollbremsung auf ein Stauende – selbst bei 80 km/h kann ein Auffahrunfall vermieden werden.

Infotainment im Trend: gleich vier Monitore für die Fahrgäste

Links: Haarscharf, aber gut gegangen – der Versuchsfahrer muss seine Reflexe absolut im Griff haben.

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Fahrbericht_Mercedes-Benz Travego Safety Coach

Maße und GewichteLänge/Breite/Höhe 12.180/2.550/3.710 mm

Radstand 6.080 mm

Überhang vorn/hinten 2.800/3.300 mm

Wendekreis 21.040 mm

Kraftstofftank 490 l

Volumen Adblue 40 l

Kofferraumvolumen 8,4 m³

Zul. Achslasten VA/HA 7.500/11.500 kg

Zulässiges Gesamtgewicht 18.000 kg

KraftübertragungAutomatisches Achtgang-Getriebe MB GO 250-8 Powershift, Übersetzungen: i = 6,57–0,63, einfach untersetzte Hinterachse i = 3,58, Tempo 100 bei 1.189/min.

FahrwerkVorderachse mit Einzelradaufhängung ZF RL 75 E an Doppelquerlenkern; zwei Luft-bälge, zwei Stoßdämpfer, Stabilisator; hinten starre Antriebsachse RO 440, zwei Längslenker, aufgelöster Dreiecklenker; vier Luftfederbälge, vier Stoßdämpfer, Stabili-sator; Reifen 295/80 R 22,5.

Bremsanlage und AssistenzsystemeElektronisch geregelte Zweikreis-Druckluft-bremsanlage (EBS), an allen Achsen Schei-benbremsen, Dauerbremse Sekundär-Was-serretarder von Voith, Serienausstattung mit ESP (Elektronisches Stabilitätsprogramm), Bremsassistent, DBL (Dauerbremslimiter), ART (Abstandsregeltempomat) mit ABA3 (Notbremsassistent), SPA (Spurassistent).

MotorWassergekühlter Reihensechszylinder Mercedes OM 470 LA, stehend montiert, 4 Ventile pro Zy-linder, Common-Rail-Hochdruckeinspritzung, Abgasturbolader und Ladeluftkühlung, abgas-arm nach Euro 6 mit Abgasrückführung, Oxikat, SCR-Abgasnachbehandlung plus Partikelfilter.Hubraum 12.677 cm³Nennleistung 315 kW/428 PS bei 1.800/minMax.Drehmoment 2.100 Nm bei 1.100/min

Fahrgastkapazität3*- Sitzplätze 44+1+1

Preis Testfahrzeug 355.000 Euro

Technische Daten: Mercedes Benz Travego Safety Coach

Nm in Szene. Und wie er das kann: Aus dem Stand, fast bei Leerlaufdrehzahl, tritt der Dop-pelnockenwellen-Motor an – nicht mit der Kraft großvolumiger Drehmomentriesen, aber schön linear, der gute alte OM 457 ist schnell verges-sen. Der neue Reihensechser kann auch dre-hen, selbst wenn er es nur selten muss. Denn das Powershift-3-Getriebe sortiert seine acht Gänge meisterhaft (und korrigiert den Fahrer, wenn der es mal wieder besser wissen möchte). Für einen sparsamen Umgang mit dem Treib-stoff sorgt eine ellenlange Übersetzung, Tempo 100 im achten Gang werden mit 1.189 Touren realisiert. Auf kleinen Autobahnhügeln kann der Sechszylinder sogar noch Drehmomentre-serven bieten, die das brandneue PPC-System hinreichend nutzt. Predictive Powertrain Con-trol heißt der Assistent, der auf Knopfdruck das Kommando übernimmt. Der Fahrer gibt die gewünschte Fahrgeschwindigkeit ein, den Rest erledigt der intelligente Tempomat, nur das Lenken bleibt dem Fahrer noch übrig. Auch das Bremsen nicht, das erledigt der Abstands-regeltempomat. Doch wenn der Verkehr dichter wird, sieht das schon wieder anders aus – ein guter Fahrer fährt hier lieber mit dem Gasfuß, anstatt ständig an den Tasten zu fummeln. Ganz nebenbei und ein wenig enttäuschend am Busbahnhof: Der Travego ist kein bisschen lei-ser geworden, innen ohne Befund, aber außen noch immer auffällig.

Richtig Freude kommt auf, wenn der Tra-vego auf die Straße darf. So flink und wendig wie er sind nur wenige, es ist ja nicht nur der Wendekreis von gerade mal 21 m. Es ist auch die Art und Weise, wie sich der Travego auf der Straße schlägt. Der präzisen Lenkung, die beim Rangieren eine kräftige Hand verlangt, folgt er geradezu mit Leib und Seele. Der Travego zir-kelt um Kurven, dass es eine Art hat. Und lehnt sich nur wenig zur Seite, dem Fahrgast wäre es jetzt längst schon zu viel. Erst spät reagiert das ESP-System, der Travego kann es sich leisten. Das neueste Fahrwerkssetup der Konzernreise-busse hat der Travego nicht an Bord, er poltert nach wie vor, wenn es über fiese Frostaufbrü-che und deftige Querfugen geht.

Zuletzt wollten wir wissen, wie es um den neuen ABA3-Notbremsassistenten steht. Die Mercedes-Testmannschaft hat uns dabei unter-stützt: natürlich abseits der Straßen, mit allen Vorkehrungen, um die Sicherheit zu gewähr-leisten. Als Hintergrund: ABA3 hat sich im Schwerlastwagen Actros bereits zwei Jahre be-währt, der Travego ist jetzt der erste Omnibus im Daimler-Konzern, der mit diesem System auf die Straße darf (siehe Kasten: Kein Omni-bus ist sicherer).

44 appetitliche Sitze für den 12-m-Travego: Damit ist seine Kapazität aber auch ausge-schöpft.

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Unser Fazit Er ist, was er immer war. Kein Traum von Rei-sebus, aber ein solider Partner. Seriös, komfor-tabel und sicher, mit dem Travego macht man nichts falsch. Dennoch steht in den nächsten Jahren eine Erneuerung an. Der Travego er-füllt die neue Umsturznorm ECE-R-66-02 nicht, er hat auch etwas Speck auf den Rippen. Größere Kofferräume würden ihm gut zu Ge-

sicht stehen, mancher Wettbewerber bietet be-quemere Einstiege. Wie die Comfortclass von Setra, die den Travego bedrängt, der Tourismo macht mit günstigen Konditionen Druck. Die ausgereifte Fahrzeugtechnik ist freilich über-zeugend, mit der jüngsten Modellpflege darf sich der Travego „sicherster Serien-Reisebus weltweit“ nennen.

Wolfgang Tschakert

Richtig Freude kommt auf, wenn der Travego

auf die Straße darf. So flink und wendig

wie er sind nur wenige.

Ansehnlich und gut zu bedienen: das Travego-Cockpit mit Funktionslenkrad