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eben der Ausführung von Repa- raturen begann er mit einem kleinen Team von Mitarbeitern – Mi- chael Allen war einer der ersten – mit der Herstellung von Handmade-Kopf- stücken aus Silber und Gold. Der nächste Schritt war Anfang der 1980er Jahre der Beginn einer Reihe eigener Querflöten. Die Flöten wurden in Eng- land entwickelt, ein Teil der Werkzeuge stammte aus England, die eigentliche Herstellung der Flöten findet – damals wie heute – in einem mit Trevor James eng verbundenem Werk in Taiwan statt. Nachdem zunächst jahrelang keine klare Auskunft über die Herkunft zu be- kommen bzw. die taiwanesische Her- kunft der Instrumente anfangs regelrecht abgestritten worden war, wurde dies einige Jahre später offiziell zugestanden. Die Flötenproduktion las- tete Trevor James völlig aus, sodass er den Flöten-Shop seinem Bruder Nigel James überließ. Dies alles ist über 20 Jahre her. Mittlerweile handelt es sich bei Trevor James Flöten um eine über Jahrzehnte bewährte Marke, die mit an- deren namhaften Herstellern von Schü- lerflöten wie Yamaha und Pearl um die Gunst der Schüler konkurriert. Trevor James selbst hat sich vor einigen Jahren aus dem aktiven Geschäft zurückgezo- gen. Trevor James Flöten gibt es in drei Qua- litäts-Klassen. Die einfachste und preis- günstigste Reihe heißt TJ15x. Zu der mittleren Qualitätsklasse gehören die „Performer“-Serien mit den Modellen „Privilege“ (versilbert, Mundlochplatte und -kamin aus 925 Sterling Silber), „Cantabile“ (Silber-Kopf) und „Vir- tuoso“ (Silber-Rohr). Eine „Performer“- Baureihe gibt es seit über 10 Jahren. Auf der Frankfurter Messe 2009 wurden die neuen Modelle vorgestellt. Was ist neu: Sie verfügen über eine Spitzdeckelme- chanik, eine neu entwickelte Krone und eine neu entwickelte Mundlochplatte. Die Mundplatten aller „Performer“ Flö- ten erfahren eine fachkundige manuelle Nachbearbeitung. Verantwortlich hier- für zeichnen zwei namhafte englische Flötenbauer: Michael Allen und Andrew Oxley. Sämtliche Flöten werden in Eng- land vor der Auslieferung überprüft und falls nötig reguliert. Darüber hinaus gibt es schließlich die „Recital Line“. Die neuen „Recital“ Flö- ten verfügen seit 2011 über aufgelötete Tonlöcher als Standard-Ausstattung. Um ein handgearbeitetes Instrument der Spitzenreihe zu einem erschwingli- chen Preis zu ermöglichen, hat die Firma Trevor James weit ausgeholt. Das Silberrohr wird von einem ausgewähl- ten japanischen Hersteller zugeliefert. In Taiwan werden die Tonlochkamine aufgelötet und die Mechanik aufgesetzt. Für die Nadelfedern wird Weißgold an- stelle von Stahl verwendet. Das Einset- zen und Justieren der Polster wird in England von David Farley, einem der Mitarbeiter/Entwickler von Trevor James, erledigt. Das Kopfstück schließ- 36 sonic TEST N Die Geschichte begann 1979, als Trevor J. James in London eine kleine Service- und Reparaturwerkstatt für Londoner Musiker eröffnete, aus der später ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Flöten-Spezial-Shop werden sollte: „All Flutes Plus“. Von Klaus Dapper Trevor James

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eben der Ausführung von Repa-raturen begann er mit einem

kleinen Team von Mitarbeitern – Mi-chael Allen war einer der ersten – mitder Herstellung von Handmade-Kopf-stücken aus Silber und Gold. Dernächste Schritt war Anfang der 1980erJahre der Beginn einer Reihe eigenerQuerflöten. Die Flöten wurden in Eng-land entwickelt, ein Teil der Werkzeugestammte aus England, die eigentlicheHerstellung der Flöten findet – damalswie heute – in einem mit Trevor Jameseng verbundenem Werk in Taiwan statt.Nachdem zunächst jahrelang keineklare Auskunft über die Herkunft zu be-kommen bzw. die taiwanesische Her-kunft der Instrumente anfangsregelrecht abgestritten worden war,wurde dies einige Jahre später offiziellzugestanden. Die Flötenproduktion las-tete Trevor James völlig aus, sodass erden Flöten-Shop seinem Bruder NigelJames überließ. Dies alles ist über 20Jahre her. Mittlerweile handelt es sichbei Trevor James Flöten um eine überJahrzehnte bewährte Marke, die mit an-deren namhaften Herstellern von Schü-lerflöten wie Yamaha und Pearl um dieGunst der Schüler konkurriert. Trevor

James selbst hat sich vor einigen Jahrenaus dem aktiven Geschäft zurückgezo-gen.

Trevor James Flöten gibt es in drei Qua-litäts-Klassen. Die einfachste und preis-günstigste Reihe heißt TJ15x. Zu dermittleren Qualitätsklasse gehören die„Performer“-Serien mit den Modellen„Privilege“ (versilbert, Mundlochplatteund -kamin aus 925 Sterling Silber),„Cantabile“ (Silber-Kopf) und „Vir-tuoso“ (Silber-Rohr). Eine „Performer“-Baureihe gibt es seit über 10 Jahren. Aufder Frankfurter Messe 2009 wurden dieneuen Modelle vorgestellt. Was ist neu:Sie verfügen über eine Spitzdeckelme-chanik, eine neu entwickelte Krone undeine neu entwickelte Mundlochplatte.Die Mundplatten aller „Performer“ Flö-ten erfahren eine fachkundige manuelleNachbearbeitung. Verantwortlich hier-für zeichnen zwei namhafte englischeFlötenbauer: Michael Allen und AndrewOxley. Sämtliche Flöten werden in Eng-

land vor der Auslieferung überprüft undfalls nötig reguliert.Darüber hinaus gibt es schließlich die„Recital Line“. Die neuen „Recital“ Flö-ten verfügen seit 2011 über aufgelöteteTonlöcher als Standard-Ausstattung.Um ein handgearbeitetes Instrumentder Spitzenreihe zu einem erschwingli-chen Preis zu ermöglichen, hat dieFirma Trevor James weit ausgeholt. DasSilberrohr wird von einem ausgewähl-ten japanischen Hersteller zugeliefert.In Taiwan werden die Tonlochkamineaufgelötet und die Mechanik aufgesetzt.Für die Nadelfedern wird Weißgold an-stelle von Stahl verwendet. Das Einset-zen und Justieren der Polster wird inEngland von David Farley, einem derMitarbeiter/Entwickler von TrevorJames, erledigt. Das Kopfstück schließ-

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TEST

N

Die Geschichte begann 1979, als Trevor J. James in London eine kleineService- und Reparaturwerkstatt für Londoner Musiker eröffnete, aus derspäter ein über die Landesgrenzen hinaus bekannter Flöten-Spezial-Shopwerden sollte: „All Flutes Plus“. Von Klaus Dapper

Trevor James

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lich ist handmade in England undstammt von dem namhaften englischenFlötenbauer Michael Allen.

Zum Test erhielten wir 3 Flöten der„Performer“ Serien und eine „Recital“Flöte. Da die Trevor James Flötenreihenbaukastenartig aufgebaut sind (ver-schiedene Kopfstücke werden mit ver-schiedenen Korpussen kombiniert),wollen wir es bei diesem Test ebensohalten und uns zunächst die einzelnenKomponenten vornehmen.

Wie hält man die drei „Performer“ Se-rien (versilbert, Silberkopf, Silberrohr)eigentlich auseinander? Die Instru-mente selbst sind nicht unterschiedlichgraviert. An der Krone sollt ihr sie er-kennen: Die außergewöhnlich gestylte

Krone der Performer Flöten tragen denSeriennamen in einem umlaufendenSchriftzug: „Privilege“, „Cantabile“ und„Virtuoso“.

Äußere ErscheinungDie Test-Flöten kommen in der hierzu-lande am häufigsten gefragten Ausfüh-rung: mit E-Mechanik, die G-Klappe istoff-set. Sie sind alle preisgleich in Ring-klappen- oder Deckelklappen-Ausfüh-rung lieferbar. Unsere „Privilege“ kammit geschlossenen Deckeln, alle übrigenFlöten in Ringklappen-Ausführung. FürRingklappen-Einsteiger werden selbst-verständlich Verschluss-Stöpsel aus Si-

likon mitgeliefert. Alle Flöten sind wahl-weise mit C- oder H-Fuß (Aufpreis) lie-ferbar. Die Silberrohr-Flöte „Virtuoso“kam mit H-Fuß, alle übrigen Testflötenmit C-Fuß. Das Klappenwerk der „Performer“ und„Recital“ Serien ist im Spitzdeckel-De-sign ausgeführt. Diese früher den hö-heren Preisklassen vorbehalteneAusführung gilt als eleganter und me-chanisch stabiler, ihre Herstellung er-forderte mehr Aufwand. Daher war dieAusführung mit einem zum Teil be-trächtlichen Aufpreis verbunden. In den

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Gravur Recital

Trevor James Modelle PF-ESLR „Performer“und CF-ROE „Cantabile“, sowie die VF-ROEH „Virtuoso“ und die handgearbeitete „Recital“ (von oben nach unten)

Mundplatte Recital

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letzten Jahren wurden Fertigungstech-niken entwickelt, die es gestatten, auchpreisgünstige Querflöten mit einerSpitzdeckelmechanik auszustatten.Weitere Gemeinsamkeit sämtlicherTestinstrumente sind die üblichen 5Einstellschrauben zur Justierung derwichtigsten Klappenkoppelungen.Die schlichten glatten Ringe an den Ver-bindungsstellen der drei Rohrab-schnitte („Performer“ und „Recital“)gefallen uns deutlich besser als dieetwas protzigen Facettenschliff-Ringefrüherer Trevor James Flöten. Silber-Korpus und -Fuß der „Virtuoso“Flöte tragen zur Kennzeichnung einendeutlich sichtbaren „925“-Stempel.

Ungewöhnlich: Bei der „Recital“-Flöteist die Haupt-Säulchenschiene nachoben verlängert und trägt auch dasobere Säulchen der Trillerklappen-Achse. Dies scheint aber eher ein auf-fälliges Design-Merkmal zu sein, esdient wohl mehr der optischen Unter-scheidung und hat keine funktionaleBedeutung. Weitere geringfügige De-sign-Abweichungen (sechseckige Säul-chen o. ä.) sind keine ausdrücklicheHervorhebung wert. Es ist aber zu er-kennen, dass die Mechanik grundsätz-lich aus demselben Baukastensystemstammt wie die der „Performer“ Flö-ten. Neben der uns vorliegenden Sil-berrohr-Flöte „Recital II“ gibt es nochdie „Recital III“, die auch über eineVollsilber-Mechanik verfügt.

Die Kopfstücke der „Performer“ Flötentragen ein schwungvolles „tj“-Mono-gramm, die Silber-Kopfstücke dazu amoberen Ende die Stempel „925“ für denSilbergehalt in Promille. Darunter be-findet sich bei allen drei Köpfen derStempel „TJ-AP“. „TJ“ heißt „TrevorJames“, die Frage nach der Bedeutungvon „AP“ konnte uns selbst das engli-sche Werk nicht beantworten. DieMundplatten („Performer“ und „Reci-tal“) sind im Bereich der Unterlippe ein-wärts gewölbt, auf der Höhe desMundlochs dagegen gerade. Der Mund-lochkamin („Performer“ und „Recital“)ist sowohl unterschnitten (undercut) alsauch an den oberen Mundlochflankenleicht angeschnitten (overcut). Verwunderung beim Vermessen derMundlöcher: Die (im Prinzip bauglei-chen) drei Mundplatten der „Performer“Flöten zeigten auffällig uneinheitlicheMaße. „Privilege“: 12,5 x 10,0 mm,„Cantabile“: 12,2 x 10,2 mm, „Virtuoso“:12,7 x 9,9 mm. Das sind relativ großeAbweichungen innerhalb einer Serie,die sich wohl mit der manuellen Nach-bearbeitung im englischen Werk erklä-ren lassen. Das Mundloch der „Recital“Flöte hat die klassischen Maße 12,0 x10,0 mm.

Die massiven Stimmkork-Kronen(„Performer“ und „Recital“) sind mit 23Gramm mehr als doppelt so schwer wiedie Standard-Kronen (ca. 10 g). Dies sollakustische Vorteile bieten.

Das wichtigste Merkmal der „Recital“Serie ist ein besonderes Kopfstück. Esträgt die Maschinen-Gravur „Flutema-kers Guild“ und wurde von dem nam-haften englischen Flötenbauer MichaelAllen für diese Flöte gebaut. Der Ehr-lichkeit halber muss gesagt werden: Mi-chael Allen hat mit der alten undberühmten „Flutemakers Guild“ nichtdas Geringste zu tun. Mit Michael Allenund der „Flutemakers Guild“ war das so:Die „Flutemakers Guild of London“wurde 1963 von den ehemaligen Ru-dall-Carte-Mitarbeitern Harry Seeley,Roger Harris, Ewen McDougall undDavid Keen gegründet. Zeitweise gehör-ten noch andere Mitarbeiter dazu wieHowel Roberts, Chris Bouckley undMartin Gordon. Der Flötenbau endete1996, als Harry Seeley aus gesundheit-lichen Gründen nicht mehr weiterar-beiten konnte. Zu dieser Zeit befandsich nur noch Russel Phillips bei der„Guild“ in der Ausbildung. Er war nachSeeleys Ausscheiden aus dem aktivenGeschäft noch kurze Zeit als Kopfstück-bauer aktiv, vollständige Flöten wurdenaber nicht mehr hergestellt. Bald darauferwarb Trevor James die Firma und mitihr den Firmennamen.

Michael Allen besitzt eine Ausbildungals Goldschmied und Juwelier. Den Bauvon Kopfstücken, später von Flöten er-lernte er autodidaktisch, viele Arbeits-abläufe sind ähnlich wie bei derGoldschmiedekunst. Er war Anfang der1980er Jahre einer der ersten, der beiTrevor James als Kopfstückbauer be-schäftigt worden war. Später machte ersich selbstständig, da er vollständigeFlöten bauen wollte. Seine Silberflötenwerden heute für fünfstellige Preise ge-handelt. Daneben arbeitet er zeitweiseimmer wieder für Trevor James. Er warallerdings nie Mitglied der alten „Flute-makers Guild of London“. Etwas Ähnliches gilt für Andrew Oxley,der ebenfalls nie zu der alten „Guild“ ge-hörte, der sich aber einen guten Namenals Kopfstück-Bauer gemacht hat undbereits vor 15 Jahren in einem Interviewsagte, er habe mehr als 1000 Flöten-Köpfe gebaut.

Andrew Oxley und Michael Allen sindfür die Kopfstücke verantwortlich, die

Produktinfo

Hersteller:Worldwind Music Ltd, Lenham, UK, bis 2007: Trevor J. James & Co., in Verbindung mit einem Partnerbetrieb in Taiwan Deutsche Vertretung: DM Vertrieb GmbH, Dinslaken

Modellbezeichnung: PF-ESLR („Performer Privilege“ Flute)Spitzdeckelmechanik, C-Fuß, E-Mechanik offset-G, geschlossene Klappen(preisgleich in Ringklappe-Ausführung erhältlich)Kopfstück, Korpus, Fuß und Mechanik Neusilber versilbert, Mundlochplatteund Kamin 925 Sterling Silber, Mundplatte von Hand nachbearbeitetGewicht: 412 GrammUVP: 675 Euro

Modellbezeichnung: CF-ROE („Performer Cantabile“ Flute)Spitzdeckelmechanik, C-Fuß, E-Mechanik offset-G, RingklappenKorpus und Mechanik Neusilber versilbert, Kopfstück 925 Sterling Silber,Mundlochplatte von Hand nachbearbeitetGewicht: 426 GrammUVP: 1.025 Euro

Modellbezeichnung: VF-ROEH („Performer Virtuoso” Flute) Spitzdeckelmechanik, H-Fuß, E-Mechanik offset-G, RingklappenKorpus und Kopfstück 925 Sterling Silber, Mechanik versilbert,Mundlochplatte von Hand nachbearbeitetGewicht: 477 Gramm (H-Fuß!)UVP: 1.975 Euro

Modellbezeichnung: Recital II-ROE handmade, Spitzdeckelmechanik, C-Fuß, E-Mechanik offset-G, Ringklap-pen, gelötete Tonlöcher, Nadelfedern aus WeißgoldKorpus und Kopfstück 925 Sterling Silber, FMG Kopfstück handmade inEngland, Mechanik versilbertGewicht: 448 GrammUVP: 2.995 Euro

Lieferumfang „Performer“ Serien: kunstlederüberzogenes Holzkern-Etui, Textil-Etuibezug, Wischerstab ausHolz, Wischertuch (innen), Pflegetuch (außen), Garantiekarte

Lieferumfang „Recital“ Serien: mit echtem Leder überzogenes Holzkern-Etui, Leder-Etuibezug, Wischer-stab aus Holz, Wischertuch (innen), Pflegetuch (außen), Garantiekarte

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TEST

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heute mit der Gravur „FlutemakersGuild“ versehen werden. Formal ist dasin Ordnung. Wer die Instrumente deralten „Flutemakers Guild of London“kennt und schätzt, sollte zumindest er-fahren, dass die alte und die neue„Guild“ nicht dieselbe ist. Die guteNachricht ist, dass die heute unter demNamen „Flutemakers Guild“ hergestell-ten Kopfstücke von zwei namhaftenund sehr kompetenten Kopfstückbau-ern in Handarbeit geschaffen werden.

Auf der Steckverbindung der „Recital“Flöte findet sich unter dem Modell- undFirmen-Namen der Schriftzug „Eng-land“. Wir haben oben dargelegt, wieweit dies als Herstellerland bzw. als An-gabe des Firmensitzes zu verstehen ist.

VerarbeitungBei Trevor James bemüht man sich of-fensichtlich um Qualität. Jedes Instru-ment kommt mit einer mit derSerien-Nummer versehenen Garantie-karte, die den Namen der Person trägt,welche diese Flöte überprüft und fürden Versand freigegeben hat. Das istsympathisch. Wir wollen sehen, ob esauch erfolgreich ist.

Auf den ersten Blick stellen wir eine ge-nerell sorgfältige handwerkliche Verar-beitung fest. Saubere Lötstellen,tadellose Versilberung, weder Achsspielnoch toter Gang. Auch auf den zweitengenaueren Blick sind keine Makel zu er-kennen. Auf den dritten Blick mit derStirnbandlupe zeigt sich eine kleineSchlamperei: Bei der Silberkopf-Flöte

„Cantabile“ sind die Einstellschraubenfür die Koppelung F-Fis und A-B schrägeingesetzt. Das sollte bei einer Flöte mitdiesen Ambitionen nicht passieren.Zwar handelt es sich nicht um eine Be-einträchtigung der Funktion, aber esmindert das Vertrauen in die mechani-sche Qualität des Instruments. Ein weiterer Fertigungsfehler zeigtesich beim Fußstück der „Virtuoso“Flöte: Am Fußstück bewegt sich zwardie H-Rolle, die C-Rolle ist verklemmtund lässt sich auch bei kräftigem Druckkaum bewegen. Das hätte der im Garan-tie-Heft benannte Haus-Tester derFirma Trevor James bemerken undrichten müssen. Zum Aufspüren von Deckungsfehlernwurde eine Leuchtstoffröhre in denKorpus sämtlicher Flöten eingeführt: Inallen Fällen alles dicht, hier wurde guteArbeit geleistet.

SpieltestHandhabungDas Spielgefühl ist bei beiden Modellrei-hen sehr gut: Die Finger fühlen sich aufallen Testflöten sofort zu Hause. Der Fe-derdruck ist mittelweich eingestellt,ideal für die kleinen Hände jüngererFlötisten. Aber auch Fortgeschritteneund Profis haben keinen Grund zurKlage: Trotz des geringen Federdrucksreagiert die Mechanik leicht und blitz-schnell.

Die Fußstück-Drücker der „Performer“Flöten könnten bequemer geformt sein:Die Kante des (recht schmalen) Cis-Drückers ist kaum gerundet, sodass der

rechte kleine Finger beim Rutschenvom Dis zum Cis hängen bleiben kann.Auch die Verrundung am Anfang derRolle(n) ist nur angedeutet, was demkleinen Finger das Rutschen von Disnach C bzw. H nicht gerade erleichtert.Bei der „Recital“ Flöte sind die Drückerund die Rolle am Fußstück genau sofingerfreundlich gerundet, wie wir esuns für die „Performer“ Flöte ge-wünscht hätten.

Ansprache und KlangPerformer SerienDie „Cantabile“ Silberkopf-Flöte sprichtbesonders leicht an, der Blaswiderstandliegt im unteren Bereich. Ein fetter Tonund eine kernige Tiefe lassen sich ohnegroße Anstrengung erzielen, auch biszum oberen Rand des Tomumfangsgeht alles. Ein zartes Pianissimo ist kein

obere Hälfte

untere Hälfte

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Problem, allerdings liegt der Flöte dasForte in der tiefen Lage einen Hauchbesser als das Piano in der hohen. Nochetwas: Dieses Kopfstück / diese Mund-platte formt den Ton der Flöte in gro-ßem Maße selber. Der Vorteil: Die Flöteverzeiht kleinere Ansatzschwächen. DerPreis dafür ist, dass die Wandlungsfähig-keit ein wenig verloren geht. Dem fort-geschrittenen Schüler und dem nochnicht völlig ausgereiften Flötisten ver-helfen diese Kopfstücke zu bequemenSpieleigenschaften und einer großenKlangfülle. Ein Profi wird wahrschein-lich andere Präferenzen haben, er wirdmöglicherweise mehr Wert auf klangli-che Wandlungsfähigkeit legen und einanderes Kopfstück vorziehen. Der Blaswiderstand der versilberten„Privilege“ Flöte ist etwas höher als derder Flöten mit Silberkopf, aber die Flötelässt sich immer noch bequem spielen.Sie geht leicht los, allerdings hat sie unsklanglich nicht so gut gefallen. Kraftvollgespielt gerät der Klang etwas derb.

Auch bei der „Virtuoso“ Silberrohr-Flötebegeistert die Leichtigkeit der Anspra-che. Allerdings gefiel sie uns klanglich

nicht so gut wie die Silberkopf-Flöte,der Klang war etwas diffus, unzentriert.Zur Probe tauschten wir die Kopfstücke.Siehe da, es war nicht die Flöte, sonderndas Kopfstück für den Klangunterschiedverantwortlich. Zwischen der Silber-kopf- und der Silberrohrausführungkönnen wir kaum einen Unterschiedausmachen: Die Kopfstücke unterschei-den sich klanglich stärker voneinanderals die Korpusse.

Was noch auffällt: Bei den „Performer“Flöten ist (nicht bei allen in gleichemMaße) bei schwungvoller Spielweise eindeutliches Aufschlag-Geräusch derKlappenpolster hörbar, das sollte in die-sem Maße nicht sein.

Recital IIDie „Recital“ Flöte geht so leicht los wiedie Silberkopf-Flöte, die uns bis jetzt ambesten gefiel. Der Klang der „Recital“Flöte ist wandlungsfähiger, weniger vor-geformt als der der oben beschriebenenSilberkopf-Flöte. Der Kopf mit der „Flu-temakers Guild“-Gravur würde wahr-scheinlich unter Profis mehr Anhängerfinden als der „Cantabile“ Kopf.

Intonation Als Erste nehmen wir uns die „Canta-bile“ Flöte vor, stellvertretend für die„Performer“ Flöten, die alle über den-selben Korpus, also dasselbe Tonloch-netz, verfügen. Zunächst stellen wir das Stimmgerätauf A = 440 Hz ein und spielen die Flötewarm.

Für diese Grundstimmung muss dasKopfstück etwa 7 mm ausgezogen wer-den. Wer meint, dies sei zu viel, mögean Weihnachtskonzerte in einer unge-heizten Kirche denken. Pro Grad Cel-sius steigt/sinkt die Stimmung um 3Cent. Der Unterschied zwischen einerwarmgespielten Flöte (ca. 35 Grad inder Nähe der Mundplatte) und einer ab-gekühlten Flöte bei 15 Grad Raumtem-peratur macht 60 Cent! Wohl dem, derdies nach einer längeren Pause (Erkal-ten) durch Einschieben des Kopfstücksausgleichen kann.

Die „üblichen Verdächtigen“ intonierenbei der Trevor James Flöte unauffällig,

weder ist e3 besonders hoch, noch a3besonders tief, b3 ist leicht zu tief, wiegewohnt. Beunruhigend ist allerdings,dass langgriffige Töne nach unten ten-dieren. Bis F1 ist alles im grünen Be-reich, ab E1 muss ausgeglichen werden,bei D1 und darunter ist das Stimmgerätbei -15 bis -20 Cent.

Beim nächsten Durchgang stellten wirdas Stimmgerät auf A = 443 Hz. DieseGrundstimmung ist im professionellenund halbprofessionellen Bereich inDeutschland weitverbreitet. ZwischenA = 440 - 443 Hz liegt der Einsatzbe-reich der meisten modernen Querflö-ten. Um die 443 Hz Stimmung zuerreichen, muss das Kopfstück immernoch etwa 3 mm ausgezogen werden.Die hohe Stimmung tut einer ohnehinlangen Skala nicht gut. Die Tendenzder tiefsten Töne nach unten wirkt sichetwas stärker aus.

Die beiden anderen Flöten der „Perfor-mer“ Serien – „Privilege“ und „Vir-tuoso“ – reagieren sehr ähnlich.Die „Recital“ Flöte wird mit einer Nor-malstimmung von A = 442 Hz angege-ben. Für die Performer-Flöten habenwir auf der Homepage keine Angabegefunden. Andere Skala, andereGrundstimmung? Die Nachfrage beiTrevor James ergab: Beide Baureihenverfügen über dieselbe Skala und die-selbe Grundstimmung. Wir wollen esaber genau wissen. Also das Ganzenoch einmal: Für A = 440 Hz muss das Kopfstückder warmgespielten Flöte etwa 6 mmausgezogen werden. Da ist noch reich-lich Platz nach oben. Auch hier: Keinebesonderen Auffälligkeiten hinsicht-lich der meisten Problemzonen, ledig-lich dieselbe leichte Tendenzlanggriffiger Töne, nach unten abzu-weichen. Auch hier wirkt sich dies beiA = 443 Hz etwas stärker aus. Dahergefällt uns auch diese Flöte bei A = 440Hz besser als bei einer höheren Grund-stimmung.

ZubehörUngewöhnlich und im positiven Sinnekonservativ: Jedes Instrument kommtmit einer gedruckten Pflege-Anleitungund einer Art Inspektions-Heft. Zusätz-

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Gravur Flutemakers Guild früher (unten) und heute (oben)

nach oben verlängerte Säulchenschiene

schiefe Einstellschrauben

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lich gibt es eine mit der Serien-Num-mer versehene Garantiekarte mit An-gabe des Namens der Person, die dieseFlöte überprüft und für den Versandfreigegeben hat. Hier bemüht man sichoffensichtlich um Qualität, und das istgut so, auch wenn es nicht immer zuperfekten Ergebnissen führt (sieheoben). Zum Lieferumfang der Flöte ge-hört ein mit schwarzem Kunstlederbezogenes Holz-Etui. Das mit (je nachModell unterschiedlich gefärbtem)Plüsch ausgekleidete Etui ist genaunach den Konturen des Instrumentsgearbeitet. Auch an die kleine Stoff-La-sche, die die Berührung des Kopf-stücks durch den Gis-Drückerverhindert, hat man gedacht. Aller-dings steht die Lasche fast senkrechthoch: Sie ist anscheinend nicht an dengroßen Durchmesser der neuen Kroneangepasst. Dazu gibt es einen Wi-scherstab aus Holz, ein Putztuch fürinnen (Gaze) und ein Pflegetuch füraußen. Das Ganze trägt man in einer

üppig gefütterten Etui-Hülle mit Tra-gegriff und verstellbarem Schulter-gurt.

Für die „Recital“ Flöte verspricht dieHomepage ein mit echtem Leder über-zogenes Etui sowie eine Etui-Hülle ausLeder. Für diesen Test stand das Edele-tui leider nicht zur Verfügung.

ResumeeDie Testinstrumente sind preislich weitgestreut: von der Silberkopfflöte ausder 700 Euro Klasse bis zur handmadeSilberflöte mit gelöteten Tonlöchern fürca. 3.000 Euro. Sämtliche Testinstru-mente sind – bis auf die beschriebenenFertigungs-Ausreißer – sorgfältig undstabil hergestellt, spielen sich leicht undsind in Bezug auf Klangfülle so man-cher Flöte einer ähnlichen Preisklasseüberlegen. Die Skalen sämtlicher Flötensind etwas zu lang, bei den „Performer“Modellen etwas stärker wahrnehmbarals bei der „Recital“ Flöte. Die tiefsten

vier Halbtöne müssen angehoben wer-den, insbesondere bei einer hohenGrundstimmung (A = 443 Hz). Diesnimmt man einer versilberten 700Euro Flöte weniger übel als einerhandmade Silberflöte für rund 3.000Euro. Die prinzipiell baugleichenMundplatten („Performer“) zeigen un-tereinander deutliche Unterschiede beiden Maßen der Mundlöcher, was Aus-wirkungen auf die Spieleigenschaftenhat. Man sollte also nicht nach Katalogkaufen, sondern beim Fachhändler,und man sollte zwischen verschiede-nen Exemplaren wählen können. Diebeste Relation zwischen Preis undQualität hat nach unserem Eindruckdie Silberkopf-Flöte „Cantabile“.

Seit sich Trevor James vor ein paar Jah-ren aus dem aktiven Geschäft zurück-zog, fehlt der Firma möglicherweiseder Mann mit Visionen, der sich denleicht behebbaren Schwachstellen wid-men könnte. �

Pro & Contra

+ große Klangfülle+ besonders leichte

Ansprache+ Spitzdeckeldesign

„Recital“ Flöte: gelötete Tonlochkamine

- die tiefsten vier Halbtöneintonieren zu tief

- „Performer“ Flöten:mehrere Nachlässigkeitenbei der Herstellung

- „Performer“ Flöten:laute Aufschlag-Geräuscheder Klappen-Polster

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