Trophische Ursachen für Erkrankungen · Milch (Fett, Eiweiß, Harnstoff) Blutinhalte Metaphylaxe:...

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04.02.2015 1 Trophische Ursachen für Erkrankungen Stoffwechselerkrankungen Kritische Fütterungsbereiche im Laktationsverlauf

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Trophische Ursachen für Erkrankungen

Stoffwechselerkrankungen

Kritische Fütterungsbereiche im Laktationsverlauf

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Ernährungsbedingte Krankheiten

4 Gruppen: Veränderte Pansenbesiedelung (keine Vorbereitungsfütterung, unausgeglichene Nährstoffumsetzung)

Regulationskrankheiten Fehlernährung, Auftreten in kritischen Phasen wie z. B. in der HochträchtigkeitWeidetetanie, Gebärparese, Labmagenverlagerung

Reine MangelkrankheitenUnterversorgung mit Vitaminen, Mineralstoffen

Vergiftungen

Prophylaxe: Abstellen der Enährungsfehler-Wiederkäuergerecht-Tetanie Mg – Gabe (nicht überdosiert) ….. Kreislauf!-Gebärparese: Vit D 2 – 3 Tage vor Kalben (max. 10 Mio. IE)Ca-arme, P-reiche NahrungAm Ende d. Trächtigkeit (Aktivierung der Schilddrüse!)

Prophylaxeuntersuchung: FütterungsüberwachungMilch (Fett, Eiweiß, Harnstoff)Blutinhalte

Metaphylaxe: Ziel: Gefahrenzone überbrücken-Stoffe zur Pansenstimulierung…Stoffwechsel anregen!!-Substanzen zur Stimulierung des Energiestoffwechsels-Mittel zur Heilung der geschädigten Leber-Substitute: Mineralstoffe….

SpurenelementeVitamine

Grundsatz der Stoffwechselkrankheiten:Gleiche Symptome haben gleiche Ursachen!

Begleiterscheinungen meist im Pansen und Leber!

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Risiken für Pansenfunktionen

Krankheit

Verminderte Futteraufnahme

Rückgang der physikalischen u.

chemischen Verdauung

Fehlender Reiz für die Drüsentätigkeit

Appetisverlust

Verdauungsstörung

Rückgang der Motorik u. Peristaltik

Ungenügender oder fehlender Nahrungsaufschluss, Störung d.

physiolog. Darmmikroben

Folgereaktionen bei gestörter Futteraufnah-me u. Verdauungsstö-rungen

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Veränderte Pansenbesiedelung

Ursache: PansenbakterienProtozoenAusbildung von Pansenzotten

von Fütterung abhängig….pH-Wert

Pansenbesiedelung stirbt bei einseitiger Ernährung!

EiweißreichKH-reich pH-Wert

Verlauf meist unauffällig z.B.: AzidoseAlkalose

Pansenfäule

Schleimhautentzündung, Leberabzesse

Weidetetanie

Wesen: -nach dem Auf- oder Umtrieb auf junge Weide mit üppigen Graswuchs

-Fast ausschließlich Kühe mit hohen Leistungen

- vielfach mit Hypokalzämie u. Hypomagnesämie

- gehäuftes Auftreten bei ungünstigeme Wetter (Regen)Gesamtregulationskapazität des Tieres!

Symptome: Festliegen, Stöhnen, Koma, Tod (selten)

Spätfolgen: FruchtbarkeitsstörungenMilchminderleistungLahmheitHoher Pflegeaufwand (bis 400€ Verlust je Kuh)

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Entwicklung von Faktoren, die einen Magnesiummangel begünstigen

Azidose (Pansenazidose):

Überangebot an leicht verdaulichen KH (Mais, Getreide)

Folge: Strukturmangel in der Ration führt zur Übersäuerung der Schleimhäute vor allem im Pansen – ACIDOSE

aber auch in anderen Organen, wie Uterus, Milchdrüseübersäuerter Pansen zu wenig Essigsäure Östrogenmangel Stillbrünstigkeit

AppetitmangelLeistungsminderungFestliegenUterustetanie Tod

pH-Wert sinkt von 6 – 7 auf <4!

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Ketose:

Zu schneller Energieabbau Leber Glykogen (Glykogenabbau)

Zwischenabbauprodukte (Ketokörper) werden gebildet und ausgeschieden (Harn)Mangelnde Energiezufuhr

Zu gute Ernährungssituation in der Hochträchtigkeit, zu schnelle Futterumstellung nach Kalbung

azetonämisches Erbrechen

Symptome:AppetitlosigkeitStöhnen, Atem riecht n. Azeton ( auch in Blut, Harn, Kot, Milch, Lochialsekreten)Leistungsabfall

Pansenfäule

Überangebot an Eiweiß und NPN bei zu wenig KH verminderte Produktion von flüchtigen Fettsäuren.

Pansen – pH-Wert steigt auf >7,2

AppetitmangelMilchfettgehalt sinktAufblähenLeistungsminderungschwankender Ganghäufiges Liegen

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Gebärparese (downer cow syndrom)(auch Hypokalzämisches Festliegen, Milchfieber, Kalbefieber)

Wesen: …gehört zu den sog. ProduktionskrankheitenStörung des Mineralstoffwechsels …Ca, P, Vit. D

Bei Laktationsbeginn einsetzende Störung des Mineralstoffhaus-haltes durch HypokalzämieLähmung der quergestreiften und glatten Muskulatur, Kreislaufschwäche u. Bewußtseinstrübung

Ursache: Ca-Gehalt in Milch ca. 10 – 12 mal höher als im Blut.Mit hoher Milcheinsatzleistung geht viel mehr Ca dem Tier verloren, ca. 1g Ca /Std.In Hochträchtigkeit nur ca. 0,2g Ca /Std.

Umstellung des Stoffwechsels!!!

Ca muss zeitweise aus dem Skelett mobilisiert werden.Zeitweises Versagen der Ausgleichvorgänge

Symptome:6 – 48 Std. p.p. nachlassender Appetit, gehäuftes Liegen, gestörtes Aufstehen, (Hintergliedmaßen überkötet), Trippeln, steifer Gang, einknickende Hinterbeine, Muskelzittern, Festliegen

Folgen:Verletzungen, Nervenlähmungen

Gebärparese

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Übersicht zum Ca-Stoffwechsel der Milchkuh

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Einsatz der Harn-pH-Bestimmung zur Kontrolle der Wirkung von saurer Salze

Harn-pH Bewertung

>8 physiologisch für die Milchkuh, ohne Riskiko für eine Acidose, typisch für Rationen ohne erhöhten Anionengehalt, hohes Risiko für Gebärparese

6 – 7 Optimum für Gebärpareseprophylaxe über die Zufütterung eines sauren Salzgemisches

<6 übermäßige Ansäuerung, Korrektur des Anioneneinsatzes

Primäres Festliegen

Metabolisch-Gebärparese-Fettmobilisations-syndrom

Toxisch-Mastitis-Metritis

Nervenlähmungu. Muskelschäden während des Kalbens

Sonstige Ursachen

Sekundäres FestliegenDurch Druckschädigung oder Ischämie von Muskeln

und Nerven

Endgültiges FestliegenDurch Ruptur von Muskeln und Bändern

Abgrenzung der Gebärparese von anderen Ursachen des Festliegens

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Labmagenverlagerung (Produktionskrankheit)

Verlagerung des Labmagens aus seiner physiologischen Lage nach rechts oder links.

Mageninhalt kann nicht oder nur unvollständig weiterbefördert werden.

Verdauungsstörung, schlechtes Allgemeinbefinden, allg. körperlicher Zustand beeinträchtigt.

Zusammenhänge zwischen Labmagenverlagerung und hoher Milchleistung und falscher Fütterung!

Häufigkeit der LMV: 0 bis 20%

50 bis 80% treten bis 2 Wochen p.p. auf.

90% treten bis 4 Wochen p.p. auf!

Entstehung:

Mit Futterbrei passiert Gas den Labmagen in Richtung Darm.

Verminderte Wandspannung und Bewegungsmangel kann zu vermehrter Gasansammlung im Labmagen führen.

Gas steigt physikalisch nach ober, Aufblähung des Labmagens,Aufsteigen des Labmagens ähnlich eines Ballons!

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Faktoren, die eine Labmagenverlagerung begünstigen

Labmagenverlagerung

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Störungen des Knochenstoffwechsels

Störung der MineralisationRachitisOsteomalazie (Knochenweiche)….Vit D!

Störung des KnochenwachstumsOsteoporose (Knochenschwund)

Multiple BelastungsschädenEpiphysiolysisAbriss des FersensehnenstrangesOsteochondrosen/Osteoarthrosen (Veränderung an

der Knorpel – Knochengrenze)

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Futteraufnahme

Ketose

Azidose

HypokalzämieHypohosphatämie

MilchleistungInappetenzSchwergeburtenNachgeburtsverhaltungPuerperalstörungenFruchtbarkeitsstörungenFestliegen

GebärpareseLebertoxischTraumatisch

KetoseLeberverfettungLabmagenverlagerungIndigestionen

AzidoseAlkalose

KlauenerkrankungenReheZusammenhangstrennungenSohlengeschwüre

Zentrale Bedeutung von Prophylaxemaßnahmen gegen die Ketose, die Pansenazidose und Störungen im Kalzium- u. Phosphorhaushalt zur indirekten Verbesserung von Futteraufnahme nach dem Abkalben und zur komplexen Stabilisierung von Milchleistung, `Fruchtbarkeit u. Gesundheit

Wirkung der Mengenelemente im Tierkörper

Mineral Symptome bei Mangel Symptome bei Überangebot

Calcium Knochenweiche, Abfall des Blutcalciumspiegels Blutgerinnungshemmung, Milchfieber bei Kühen (im Zusammenspiel mit Phosphor)

Hyperkalzämie, verstärkte Phosphorausscheidung und dadurch Phosphorverarmung Mastküken: Wachstumsrückgang Verkalkung von Gefäßen, Nieren und Lunge

Phosphor Vermindertes Wachstum, verminderte Fruchtbarkeit rachitische Symptome

Rinder: Osteomalazie, Gelenkleiden, Milchfieber, Nachgeburtsverhaltung

Schweine: Osteodystrophie, Epiphysiolyisis, Eklampsie

Sterilität

Magnesium (Antagonist von Calcium) Verkalkung, Übererregbarkeit des Nervenssystems, Haarausfall

Rinder: Tetanie, Unfruchtbarkeit

Rinder: Lähmungserscheinungen

Natrium Rinder: Inappetenz, Lecksucht, Leistungsrückgang, Bluteindickung

Akute Kochsalzvergiftung

Schweine: Durst, Kaukrämpfe, Exzitation, Sehstörungen, Exitus

Chronische Kochsalzvergiftung

Gastroenteritis, Taubheit, Erblindung

Kalium Lämungen, Muskelschwäche, Allegemeinstörungen

Sterilität

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Wirkung der Spurenelemente im Tierköper

Spurenelemente Symptome bei Mangel Symptome bei Überangebot

Kupfer Lecksucht, Abmagerung, Durchfall, Herzblockade

Rinder: Ataxie, Degeneration des ZNS

Ferkel: Ataxie, Sterilität

Gastroenteritiden

Eisen Ferkel: Anämie

Kälber: Anämie

Durch Phosphorverbindung rachitische Symptome

Zink Schwein: Parakeratose, Wachstumsstörungen

Brechdurchfälle, Geschwüre der Magenschleimhaut

Kobalt Indirekter Vitamin-B12-Mangel, da mikrobielle Pansenflora Kobalt zur Vitaminsynthese benötigt

Schwein: Magen- und Darmentzündung

Selen Kälber: Weißfleischigkeit

Blutarmut, Motilitätsstörungen

Jod Eingeschränkter Grundumsatz, Schilddrüsenhypertrophie

Verstärkte Schilddrüsenfunktion, Abmagerung

Fluor Hüttenrauchkrankheit: Verfärbung der Schneidezähne, Gewichtsverlust, Innappetenz

Wasserversorgung

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Wasserbedarf landwirtschaftlicher Nutztiere abhängig vom Futtermittel

Rind

Schaf

Pferd

Schwein

4 – 6 kg / kg TM

2 – 3 kg / kg TM

2 – 8 kg / kg TM

7 – 8 kg / kg TM

Wasser ist das wichtigste Futtermittel!

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Calcium (Ca) – Bilanz einer Milchkuh in Trächtigkeit und Laktation (nach Leonhard-Marek)