Ueber das im mittelländischen Meere entstandene vulcanische Eiland, genannt Corrao, Nerita, Isola...

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65 III. Ueber dm im mittellandischen Meere ed- standme oulcanische Eiland, genannt Co r- raO, Neri'ta, ISO~O Ferdinandea, Gra- ham Island, Hotham Island und Ju- lia, nebst einigen Nachrichten iiber krater- firmige Imeln ahnlichen Ursprungs. Die Bildung einer neuen Iusel im Meere, sie mag nun durch Emporsteigen fester Gesteine, unter gewaltsamer Zerreilsuog und Aufrichtuog der urspriinglichen Felsdecke, oder auch nur durch Aufschuttung ausgeworfener lockerer Massen geschehen seyn, ist zwar im Vergleich mit den frii- heren Umwalzungen der Erdkruste eine kleinliche, in unseren Tagen aber, wo es der vulcanischen Thatigkeit kaum mehr gelingt, sich neue Auswege zur Oberflache zu babnen, eine so seltene Erscheinuug, d a t sie schon darum allein das Inleressc eines jeden Naturforschers in Anspruch nehmen mufs. Geschieht sic unter den crste- ren Umstiinden, wiederholen sich dabei gewissermaben vor unsern Augen die VorgBnge, von welchen die neuere Ceologie mit so vielem Erfolg die gegenwsrtigen Stel- luugs - uud Lagerungsverhaltnisse der Gebirge ableitet, so wird sie auch fur die Theorie von Bedeutung, und eben deshalb haben es sich friiher die Annalen zum Ge- schaft gemacht, die im Ganzen zicinlich vereinzelt stehen- den Beispiele solclier gescbichllich nachweisbaren Hebun- gen zu salameln uud mitzutheilen *). In diese Klasse von lnselbildung ist nun freilich das Ereignifs, welches Ge- genstaod des vorliegeiiden Aufsatzes seyn soll, nicht zu setzen. Das Eiland, welchcs im verwichenen Jahre dem mittelltindischen Meere entstieg , reiht sich vielmehr, so- *) Irn Bd. 11 (78) S. 308, 327, 44.3; Bd. 111 (59) S. 344 und Bd. XI1 (88) S. 506. Anna1.d. PhysiLB. 100.St. 1. J. 1832.St. 1. 5

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III. Ueber dm im mittellandischen Meere e d - standme oulcanische Eiland, genannt Co r- raO, Neri'ta, I S O ~ O Ferdinandea, Gra- ham Is land, H o t h a m I s l a n d und Ju- l ia, nebst einigen Nachrichten iiber krater-

firmige Imeln ahnlichen Ursprungs.

D i e Bildung einer neuen Iusel im Meere, sie mag nun durch Emporsteigen fester Gesteine, unter gewaltsamer Zerreilsuog und Aufrichtuog der urspriinglichen Felsdecke, oder auch nur durch Aufschuttung ausgeworfener lockerer Massen geschehen seyn, ist zwar im Vergleich mit den frii- heren Umwalzungen der Erdkruste eine kleinliche, in unseren Tagen aber, w o es der vulcanischen Thatigkeit kaum mehr gelingt, sich neue Auswege zur Oberflache zu babnen, eine so seltene Erscheinuug, d a t sie schon darum allein das Inleressc eines jeden Naturforschers in Anspruch nehmen mufs. Geschieht sic unter den crste- ren Umstiinden, wiederholen sich dabei gewissermaben vor unsern Augen die VorgBnge, von welchen die neuere Ceologie mit so vielem Erfolg die gegenwsrtigen Stel- luugs - uud Lagerungsverhaltnisse der Gebirge ableitet, so wird sie auch fur die Theorie von Bedeutung, und eben deshalb haben es sich friiher die Annalen zum Ge- schaft gemacht, die im Ganzen zicinlich vereinzelt stehen- den Beispiele solclier gescbichllich nachweisbaren Hebun- gen zu salameln uud mitzutheilen *). In diese Klasse von lnselbildung ist nun freilich das Ereignifs, welches Ge- genstaod des vorliegeiiden Aufsatzes seyn soll, nicht zu setzen. Das Eiland, welchcs im verwichenen Jahre dem mittelltindischen Meere entstieg , reiht sich vielmehr, so- *) Irn Bd. 11 (78) S. 308, 327, 44.3; Bd. 111 (59) S. 344 und

Bd. XI1 (88) S. 506. Anna1.d. PhysiLB. 100.St. 1. J. 1832.St. 1. 5

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wohl seiner Bildung wie seiner ephemeren Existenz nach, ganz deu Erscheinungen an , die zu wiederholten Maleii zwisclieu den Azoren auftraten; kein Fels ward gelhoben, sonderu, so weit die Reobnchtung reichen konnte, das Ganze nur durch Aiifschuttung ausgeworfencr lockerer Massen gebildet. W i e aber wohl nicht zu bezweifelii steht, d a h es, oeben der Sterke der vulcaiiischeu Kriifte, our von der Beschaffeiiheit uud Mtic!itigkeit der zu zer- sprengenden Decke, SO wie voii der Tiefe des Meers am Orte des Ausbrucbs abhangt, unter welcher Gestalt eine Erscheinung dieser Art auftreten soll; so k6nnte es auch wohl seyn, dafs das, was bei dieser, wie bei ilii-

dern Inseln gleichen Urspruugs , sichtbar ward, our die Spitze eiiies Pic iin Iiinern eines in der Tiefe zuruckge- bliebenen Erliebungskrater war, ahnlich den Kegelii vie- ler ' landvulcane, die, hgen sie im Merre , den Welleii eben so wenig auf die Ltinge widerstehen wiirden, wie es die meisten dieser Inseln vermocht haben. Noch die Geschichre von Santorin belehrt uns, dafs Hebungen und Zerreifsungen den husbriichen und Aufschiittuugen wirk- lich vorangegangen sind; indefs, weiiii auch diese Er- scheinungen keine Anweudung auf den uns beschaltigeu- den Fall gestatten sollten, wenii wir es hier nur init Ge- bildeti ahnlicher Art, wie der Monte uuovo, Monte rosso und andere in grorser Nghe oder ain F d s e thiitiger Vul- cane entstandene Ausbruchskegel, zu thun hitten, bleibt doch das Hervortreten einer Insel, brgleitet voii deu ge- waltigsten Eruptionen, im Angesicht des civilisirten Eu- ropa's, immer inerkwurdig genug, urn in einer Zeitschrift, welche sich sclion so oft den vulcanischen Phanomeneu zu- gewandt hat, eine ausfiihrliche Beriicksichtigung zu finden.

Die Lage des neurii Eilands, mitlen iii eiiiein vie1 befahrenen Meere, hat uns dasselbe sehr bald naher ken- nen gelehrt. ItaliBner, Englander und Franzosen habeu es nach eiiiander besucht riiid ihre Beobacbtuugen affeut- lich bekanut gemacht. Es gereiclit indefs dem Herausge-

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b e t zum besoiideren Vergnugen, statt der von ihnen gelie- ferten Nachrichten, dcri Lcsern den gewifs sehr treuen und weit ausfuhrlichereti Bericht eines ilirerlandsleute, des Prof. H o f f m a 1 l n , der seit Ianger als zwei Jahren Italien ulld besonders Sicilien zum Gegunstaode seines g e ~ g n o s h c h c n Studiulns inacht, vorlegen zu kiinnen. W a s hier ztingchst folgt, ist ein roil Dessen Vater, dein Geh. Ober-Regieruiigs- rath H 0 f f m a n n rerfafster hriszug aus eiuem nericht an Se. Excell. den Minister v o n h I t e i i s t e i n , rind erschien bereits vor einiger Zeit in der Prerifs. Staatszeitung: die zcveite hbtheilung dagegeii, nebst den zugehfiriien Zeich- nuiigeti, ist entnominen aus einem nocb ungedruckten Schreiben an den Herausgeber, von dem aucli zur Ver- vollst~udigung des Ganzen die anderweitigen Nachrichten fiber das vielnainige Eiland, so wie die lehrreichen No- tizen iiber einige kraterfiirmige Inseln hinzugefugt worden sind. Uin die Lage des vielbesprocheiieu Inselcheus an- schaulich zu maclieu, ist iibrigens auf Taf. I1 ein Theil der Kartc wiedergegeben, welcbe hier vom statistiscben Bureau nach den voin Prof. H o f fma n n gelieferten Datis cntworfeo und herausgegeben worden ist.

Die westlichste Spitze Siciliens, das Cap BOCO, dicht hei der Stadt h’arsala, ist nur zwanzig geographische Meilen von Ras-Aduir oder Cap Bon, das ist von dein Vorgebirge entfernt, welches den Eiogang zu der Bai von Tunis auf der Oslseile begriiiizt. Die sicilischc Kiiste bleibt arif eiiier Strecke von funftehalb Meilen, vom Cap Boco bis zrir Punfa di Sorella, in derselben Eiitfer~iung voin Cap Bon arif der afrikanischeu Kuste; dann aber erweitert sich der H a m zwischen Sicilieii und Afrika, indem die sicilische Kiiste sich nach Siidosten wendet, wtihrend die afrilranische sicli gegen Siiden hinzieht. Im hufange diescr Erweiteruiig, nur funf Meileii siidBstlich van der kiirzesten geraden Linie zwiscben SiciIien uud

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68 Afrika, fast in der Mitte zwischen beiden Landern, docb letzterem naher, liegt die Insel PantelIaria, e i h o i g , von Kordwesten nach Sudosten karim drei Meilen lang, und wenig iiber halb so breit. Der Hauptort der Insel, am Nordwesteode derselben, ist etwa neun Meilen von der naclistea afrikaoischen Kuste, der Stadt Kalibia, vierte- halb Meilen sudbstlich von Bas-Adair, und etwa drei- zebo Meilen von der nlchsten sicilischen Kiiste, der Puntn di Sorella, entfernt.

Pantellaria, ohwohl Afrika so nahe, stebt doch un- ter der Hegierung Siciliens. Etwa 7000 christlicbe Ein- wohuer bebauen den fruchtbaren Boden, der vorziiglicli sehr schi3ne Rosinen und etwas Baurnwolle zur Ausfuhr encugt. Die iippige Vegetation auch des unbebauten Landes veranlafst eiue Kohlenbrennerei aus Mjrthen- und Lentiscus-Strsuchern, wodurch I7faCta mit Brennoia- terial versorgt wird. Dagegen baut die Insel niclit ge- nug Getreide fur ihren Bedarf, und bat nur Cisternen- Wasser, Gegen die Ueberfille der Barbaresken sichert voniiglich die Unzuganglickcit der Kiisten; der einzige sehr enge Hafen kanii niir kleiue Kiistenfabrzeuge auf- nehmen, und hat uberdiefs einen gefdbrlichen, durch ein Kastell vertheidigten Eingang.

Die neue, von dem Professor H o f f m a n n an- gcstellte Untersucliungl hat bestztigt, dafs PantelZm'a ganz vulcaoischen Ursprungs ist; und es sind selbst drei verschiedene Ausbriiche kenntlich , wodurch die Insel ihre jetzige Gestalt erhalten hat. Die Pufsere Einfas- sung derselben bildet ein niedriger Bergriog, der am Nordwest- und Sudost-Ende am vollkommensten erbal- ten ist, dessen Zusammenbang sich aber auch an den an- dern Kiisteuthcilen nocli nachweiseir IaFst. Dieser King wird fast ausschliefslich voii zahlreich iiber einander ge- flossenen Bgnken eioer eigenthumlichen 'I'rachyt - Lava gebildet, deren lichtgrungraue Grundfarbe und fast durch- g h g i g gnenfsZlinlich flasriges Gefiige sie vor allen bis-

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her bekannten Laven auszeichaet. Aus dem innereu Raume dieser Einfassuog, wie aus dem Boden eines un- geheuren alten 'Kraters, erhebt sich nun die Hauptberg- maSSe der Insel, deren Gipfel bis zu 2000 Fufs iiber die Meeresfllche aufsteigt, und wefche g . 7 0 ~ aus eioer un- gebeuren hnhaufung von Bimstein , und sehr zahlreich aus den Seitenwaodeu hervorgedruugeoen Lavastrbmen besteht, deren vorberrschende Masse &lets der bei an- dern Vulcanen so selteoe Obsidian ist. Viele dieser La- vastrbme liegen noch in der ganzen furchtboren Rauhheit ihrer ersten Entstehuiig. .4uf dem Gipfel dieser Berg- masse, der nach Sudosten sehr steil absturzt, ist verge- bene nach Spuren eines Kraters- gesucht worden; aber oben auf jener eingesturzten Siidostseitc desselben liept eiu kegelfiirmiger, 1600 Fufs hoher Berg, der offeiibar durch einen vulcauischen Ausbruch gebildet , und desseii Krater noch sehr kenullich I ist. Aus den Seitenwauden der Bergmasse dringeu iiberall noch gcgenwsrlig sebr heifse Wasserdampfe , uud am F u k derselbeo entspriu- gen zahlreiche heifse Mineralquellen, von zurn 'l'heil un- gewiihnlichem Wasserreicblhum. Eine Ansammlung der- selben bildet einen uogemein malerischen uod durch er- hahte Teluperatur bezeichueten Salzsee von etwa GOO0 Fufs Umfang, dessen steil abgesturzte Einfassungen sehr Iebhaft an den Anblick des Vesuv-Kraters eriooero. Eine dritte, und dein Anschein nach jungste Bilduog be- steht aus sebr ausgedebnten Lavastrilmen, welche auf dem alten, die Insel umgebeuden Bergringe liegeo. Die ke- gelfirrmigen Erhebuogeu, woraus diese Laven ff ossen, sind aus schwarzen, 6ehr eisenrcichen Schlacken zusammeuge- fugt, und noch im hohen Grade wohl erhalten. Die La- ven selbst 'gleichen so sebr den gaoz glasfreien Aetna- Laven, d a b man fast versucht seyu kiinnte, sie fur gleich- zeitig zu acbten , obgleich keine Nachricht vorhauden ist, dafs in gescbichtlicb beliannteu Zeiten auf Pantellaria noch Lava geflossen sey.

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70 Auch derjenige Theil dcr Kiiste Sicilieus, welcher

Pantellaria gegenuber liegt , lragt nicht winder Spuren einer vulcanjschen Wirksamkeit. S a b e r bcsonders ist die Gegend utn die S tad t Scincca uutersucht worden, aus dcren Hafen unsere. Naturforscher zu ihren Beobach- tungen ausgingen. Die Ulngebungen von Sciacca habeu einen Qufserordentlichen Reichthiiin an heit'sen Schw(!fel- quellen, dereri Hitze bis zu 4 5 O R. steigt. Sie flielsen am untercn Rand einer steileii Fe1s:~and hervor, welche un- mittelbar dariiber im jllonfe di Sarr Culogero bis zu 1000 Furs iiber der MceresflSclie ansleigt, uud aus sehr festein , aber spalteureichem Secuntfar - Kallisteiu besteht. Auf dein Gipfel dieses Ilerges, bci der Kirche glciches Namens, brechen aus zalilreicben Miiften heifse Wasser- dampfe in sehr grofser Menge Iiervor, welche zu roh eirigericbreten Dampfhdern be nu^ weiden. Hieraus wird es uuzweifelhaft, daCs sich unter dein Kdkfelsen dieser Kiistengegend in verh2ltnifsw;ifsig geringer Tiefe eine Werkstatre vulcauiscber Tbii[igkeit befiitdet; obwohl sich an der Oberflache dersellen nirgcid .(;cbirgsar[en vulcanischen Ursprungs zeigen. Die Eiunohucr von Sckcca verdanken selbst dieser Nachbarsclaft groCSer Ableitungskanile fur die unterirdischeu Usmpfe und Gas- arteii die Seltenbeit und geringe Wirkung der Erdbeben, welche andere Gegenden Siciliens so oft uiid so verhee- rend heirnsuchteri. Von 1740 bis IS16 habeu dieselben, iliren eigenen Mittheilungen nach , niemals Erdsiiilse empfuuden. Im letztgenannten Jahre hatten die zu Sci- acca verspurten Erdbeben die Eigenthiimlichlreit, d a k sie a m einem drei Tage lang anhaltenden, fast ununterbro- cherieo Zittern der ErdflYche bestanden, das vou unter- irdischem Donuer begleitet wurde, aber durchaus keine nennenswertbe Beschadigung anrichtete. Vori deln hefti- gen Erdbeben im J. 1818, welches so v ide Gegenden Siciliens, und insbesondere Calnnia auf der Ostliijste der lusel, in Sclirecken setzte, erupfand Sciacca durchaus

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nichts. Erst am 28. JuO. dee gegenwsrtigen h h r e s (1831), rind tiiglich in den vier uachslfolgenden Tagen, wurden wieder Erdslbise verspurt, wovon die be; weiten stark- sten am 30. Jun. uod 2. Jd. sich ereigneten. Diese bei- den wurden auch in Palermo bemerkt, und m a r der slarkste Stofs am 2. Juli bestirnuit in der Ricbtung von Sudrvest nacb Nordost, das ist in der Hichtung voii der neuen Erscheinung her, deren Verhaltnisse noumehr be- schrieben nerdeii sollen. Es kann hieriiber urn so we- liiger eine T a m h u n g stattfindeii, als die Beobachtung auf der Sternwarte zu Paleryo zu einer Zeit, wo noch 5iemand eine Ahnung von dem Entstehen eines neiieii Vulcans batte, uud init dem Iuslrulnent gemacht wrirde, \velches der riihlvlichst bekaiinte Vorsteher derselben, Hr. C a c c i a t o r e , bereits seit neun Jshren sinnreich an- geordnet hat , urn die Richtung nicht blofs oscillirender E rds t a t e geuau anzugeben *).

Das mittellindische Meer zwischen dem Westende Siciliens und der gegenuberliegeiiden tunesischen Kuste, obwohl fur die schwersteu Dreidecker fahrbsr, uird der gew6haliche W e g der ,*esteorop:iiscben Handels - und Kriegs-Flotten iu die Gewasser der Levante, enthzlt den- noch den beeten Karten nach viele mehr oder weniger ausgedehnte Stellen , welclie sidi durch eine geringere Tiefe auszeichnen. Kine solche Stelle liegt a i d tinge- fahr elf geogr. Meilen von Pantellaria und etwa achte- halb Meilen von Scincca entfernt, auf der Nordseite der geraden I h i e zwischen beiden, also beinahe sudwestlich von Sciacca. Da Sciacca in gerader Linie 19 Meilen in siidwestlicher Richtung von Palermo entfernt ist, so Iiegt diese UntieIe bcinah sudwestlich von Palermo. Sie war den Seeleuien in dieser Gegend laugst bekannt, und Schiffe aus Trapani haben dort jahrlich den Korallenfang betrieben, der uberhaupt auf den rninder tiefeii Stellen der umliegenden Mcere stattfinrlet. Die Tiefe des Was- *) U r n sche die vorhergrhende Abbaodluog, S. 62. €?

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72 sera iiber ihr wird auf der im J. 1826 im Ujcio iopo- grajca zu Neapel herausgegebenen Karte von Sicilien zu 17 bis 22 Toisen angegeben, und es ist wahrscheinlich dieselbe, welche der Capitain Sm yt h in seinem Kusten- Atlasse von Sicilien mit dem selbst gewahlten Namen: Bunco N e d a , bezeichnet.

Hier, fast mitten zwischen dem ganz vulcanischen Pantellurih und den heifsen Quellen Sciacca's ist nun der neue Ausbriich irn Meeresboden erfolgt, welchen die Erdstafse seit dem 28. Juni ankundigten, und der wabr- scheinlich unmittelbar nach dem letzten derselben am 2. Juli erfolgte. In einem so engen und so stark befahre- nen Meerestheile konnten seine Wirkungen nicht lange unbemerkt bleiben. Der erste Augenzeuge davon war der Fuhrer der sicilianischen Brigantine if Gwtavo, Na- men8 F r a n c e s c o T r e f i l e t t i , welcher am 12. Juli von Malta, das er am 6. J u l i verlassen batte, in Palermo d a m . Er segelte am dritten Tage seiner Fahrt, also am 8. h l i , bei der begcbriebenen Stelle voriiber. Bald uach Mittage bemerkte er, danials in einer Entfernung von drittebalb Meilen nordwestlicher Richtung von sich, eine grofse sich erhebende Wassermasse, und steuerte darauf hin, urn sich zu iiberzeiigen, ob er aucb richtig sehe. Als 'er sich der Erscheinung bis auf drei Viertel- meilen genlhert hatte , vernahm er ein dooncr~hnliches Gettise. Gleich darauf erhob sich eine schwarzgefarbte Wassermasse anscheinend bis auf e b e Hiihe von 100 Palmen oder 52 preufsischen Fufsen, und ihre Breite sebien ihin ansebnlicher als ein Linienschiff. Das Was-

, ser sprudelte etwa zehn Minuten lang aufwarts, und sank dann wieder, wahrend sich aus ihm eiue dicke Rauch- w o k e entwickelte, welche den gainen Horizont einhiillte. Dieselbe Erscbeinung wiederholte sich auf derselben Stelle in Zeitabstanden von 15, 20 bis 30 Minuten. Die Auf- regung des Meeres war selbst in dem Abstande des Schiffs noch sehr merklich. Auf der OberflGche des Wassers

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73 scbwammen zablreich, bereits todte oder nur nocb halb lebeude Fische, welche der Schiffsfuhrer, als er sich wie- der entfernte , noch sieben Viertelmeilen weit voli dem Ausbruchspunkt bemerkte. Bis in die Nacht hineid wur- den vom Schiffe aus dieselben Erscheinungen in gleichen Abweck&~ngen gesehen , und erst in einer Entfernung won fast vier Meilen verloren sie sich ganz aus dem Ge- sichte dieses erslen Beobachters der hier ganz unerwar- teten Erscheinung. Er benierkte selbst im Dunkeln keine Spur eines Feuerscheins ; doch hdrte er das Donnerge- t8se noch bis etwa urn 5 Uhr Morgens in einem Ab- Stan& von funf Meilen.

In Sciacca hatte man gleichzcitig noch gar kcine Ahoung von dem Daseyn dieser Ereignisse, sowohl weil dieselben zu dieser Zeit auf eine Entfernung von achte- balb Meilen noch niclit bemerkbar waren, als auch weil selbst noch in den folgenden Tagen ein ungewdbnlich .trtiber Horizont die weite Aussicbt aqf das Meer verbarg. Am 12. Juli gegen Morgcn bemerkte man zuerst eiue groke Menge kleiner Schlackenstucke auf den Wellen schwimmend, welcbe ein frischer Sudwestnind an die Kiiste trieb. Die Fischer, welche in See gingen, fauden in geringer Entfernung das Meer so dicht damit bedeckt, dafs sie gentithigt maren, sich mit dem Ruder Platz da- durch zu machen. Niemand wufste, woher diesc hier ganz unbekannteo, so leichten auf dem Wasser schwim- menden Steinbrocken kamen; und mit nicht minder gro- fser Verwunderung sahen die Fischer, welche sich wei- ter von dcr Kiiste entfernten, eine Menge frisch getdd- teter grorser Fisclie umhertreiben, von welchen sie viele aufsarnmelten und nach Sciacca zum Verkauf brachten. Endlich gewahrte man am 13. mit Tagesanbruch eine hocbaufsteigende Rauchsaule am Meereshorizont, und am Abend sah man Feuererscheinungen darin, welche die Bewobner Sciaccas nicht mehr zweifeln lieben, dais ein neuer Vulcan sich gebildet habe.

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h l s diese Nachrichtcn in Palcrlno augekolnmen und glaubhaft besttitigt worden waren, reisteu die ebeii da- sclbst auwesenden deutschen Naturforscher, Professor F. Hof fman11 aus Hallc, Hr. E s c h e r aus der Schweiz, uud die DDr. P h i l i p p i und S c h u l t z ails Berlin, un- gcssumt nach Sciacca, WO sie am 20. J u l i anlilngten. Schon. fiiiittehalb Meilen vou der Stadt, als sie den Kainm der oackten Kalkberge zwischen Conlessa uiid Sarnbricca in ungef;ihr 1500 Furs iibcr der Meercsflkhe iiberschril- ten, und von Palcrmo aus das Land in gerader Rich- twig durchschneideod, den freien Anblick auf das Meer an der Siidwestlruste Siciliens gewaonen, entdeclrten sic am feruen Horizont die k e i k e Kauchwolke, wor i i~ , als es duiililer gewordcu war, zuweilen lielle Feuerstrablen aufblitzten, welche dic vollkommenste Achnlichkcil init dem Wctterleuchtcn batten, mic es in Sommerabendea in Deutschland iX:er wahrgenommeo wird.

In Sciacca sahen und untersuchten sie die Schlak- keostuckched, welche am 12. J u l i angelrieben waren, und an einigcn Stellen auf dem feinen Meeressande cine Aufschiittung von vier Zoll Dicke bildeten. I)ie Stiicke hatten mehrentheils our die Grirfse einer Haselnufs, uud sebr wetiige stiegen bis zur FaustgriiCse beran. Sie be- standen vorlierrschend aus einer schwammigeo, sehr feio- blasigen, lichtgrauen SchIacke, durchaus ohne Rirnslein, aber stcts verwachsen oder streifenweise durchzogen mit kleioen, derben, sclirvarzeu Lavastiickclieii , worio man init der Lupe zuweilen schvrarte, glznzende Kiirner, wahr- scheinlicli die in den weifsen Laven heutig vorkommen- den Augitlrrystalle cntdcckte. Frisch aufgcbrochen cnt- wickelten sie einen lebhaften Schwefelwasserstoffgeruch. Eben diesen Geruch hatte man auch in Sciacca wahrge- nommeii, als der Wiud von deln neuen Vulcan hertvehte; und man zeigte uocli mehrfaltig silberne GerYthe, die deutlich von den Gasarten angegriffen waren, welche die- ser W7i[ld herbeifubrte.

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Auf eiiier frei gegen das Rlccr liegenden Terrasse versammelteo sich gewiihnlich die Eiuwohner in der hbend- kuhle zablreich, den Blick gegeu die von Blitzen d u d - zuckte Rauchsaule gerichtet , und in abuungsvdller Slille aUf das sehr hautig hcriibertduende doiiner~hiiliclie Ge- ti)se horclieud, das zuweilen wohl eine Viertelstuude lang ulld dariiber unuu[erbrochen oilbielt. h b e r wie sehr auch &ese Erscheinungen die allgemcine Aufmerksamkeit er- regten, so liatte doch noch keiner voil den foufzc1iii:au- seiid Einwollnern dieser Stadt eine kurze Seereise unkr- ncLlnen wollen, UUI die Beschaffcnheit dieses merkwiir- digeu. Gegenslaudes niiher zu erforsclien. . Uad uiiscre Rciseudeu faiideu erst nach dreitzgigew iiinsigeu Uiiter- Iiaadlungeu, uud uur miltelst dcr driogcuden Eutyfehlun- geu, welcbe sie aus I’alerino voii clein Hrn. D u c a d i S e r r a d i F a l c o an die Beamleii der Kiinigliclten Dogana zu Sciacca uberbracbteu, die Moglichkeit, ein Kiistenfabr- zeug aus Tropani zu der Ueberfahrt an die ‘Stelle tles Ausbruchs und bis Pantellaria zii miethen, womit sie am 23. Juli epiit Abends iu See gingcu. L)er sehr s c b ~ n c h e W i n d braclite sie erst aiu folguuden Tnge um drei Uhr Bachmittags der Erschciuung so iidie, dal‘s sie aus eioer Eulfernung von fiinf Viertelmileii die neugebildete Insel, aus der die RauchsVule aufstieg, eritdeckcn konnteu; der- selbe erleichtertc aber nuninehr eine behulsame Anndie- rung und das Verweilen dabei. Sie aaherten sich ihr vom Nordeu her bis auf drei Viertelmeilen, d a m umlen- kend von Westen her zuletzt bis auf eine halbe Vier- telmeile; und dachten, da sie das Meer so ruhig und nicht iiber 21° R. erwarrnt fanden, selbst an die IVIiig- lichkeit, mittelst des Schiffbootes zu landen, als ein hus- brucb, welcher sogleicb beschriebeu werden soll, sie vou der Gefahr eioer grSfsereo Annaberung iiberzeugte.

Sie waren indessen nahe genug daran, deutlicli zu erkennen, dafs die Insel, welche sie vor sich sahen, n i c k anderes als der Band des Kratcrs war, desseu W i n d e

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durch die aus ihm aufsteigeiiden Auswiirfe a1lm;ilig iiber den Wasserspiegel erlibht worden waren. Uiese Erbs- bung erfolgte ungleicbfiirmig. Sie war am stsrksten auf der Ostseite, wohin der herrscheode Westwind den Aus- wurf neigte, und erreichte dort eine Hiilie von etwa 60 Fufs, niedriger nacli Westen auslaufend war die Nord- seite, nocli niedrigcr die Siidseite, welche nut sehr we- nig iiber die WasserHiicbe hervorragte; und auf der West - seite war der Zusammenhang des Raudes uber der Ober- flache des Meeres nur mit Mube zu erkennen. Uie Stel- luug des Schiffes eben auf dieser Seite machte cs daher . mdglich, das Innere des Oberendes der gegeniiberstehen- den Iiiihereii Tbeile dieses Kraters zu erblicken, und des- sen Durchmesser auf etwa sechshundert Furs zu schbtzco, wshrend dcr lufsere llurchrnesscr der Iiisel auf der Ebeoe des Wasserspiegels ungefihr achthundert Fufs zu enthal- ten schien. Der ganze Rand schien nur lose aufgeschiit- tet zu seyn, von schwarzen Schlacken und Rapilli -Mas- se'n. Die Reisenden vergleichen ihn mit dem Saume des hohen Aschcnkegels des Aettia, oder mit der Spitze des Moute rosso bei Bicolosia.

' Aus dicsem Krater stiegen ununterbrochen mit gro- fser Heftigheit, jedocb gerauschlos, L);impfe hervor, gleicb- sam in grofse Kugeln geballt, welche sich im Emporstei- gen entfalteten , und blendendweifs im Sonnenschein, \vie grofse Schoeemassen odcr Ballen frischer Baumwolle uber- eiiiander gehtiuft, die ungebeure, zweitausend Furs boch gescbltzte Rauchsgule bildeten , wclche unausgesetzt den Or t ihrer Entstehuug bezeiclinete. In Zeitabstanden von etwa zwei bis drei Minulen fuhren durch die gllinzend- weifse Hauplmasse scliwarze Schlackenwurfe. Die durch einander getriebeoen Dampfwolken wirbelten dann hefti- ger, rollten anscheiucnd bis zur Oberflache des Wassers herab, uud urnhiillten die Insel so, dafs die Dampfsaule mit dem Wasscr in unniittelbarer Verbindung zu stehen scllien, bis der W i n d sie wiedcr zerstreute.

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Als die Rcisenden in der N i h e von einer halbeii VjertelmeiIe sich dieses prlchtigen Anblicks erfreuten, trnt yliltzlicb eine andere Gestaltung desselben bervor , wel- clle den Eindruck der erstereo noch bei weiten iiberbot. dichteii Dainpfwolkcn folgte ein SO gedrangt dicliter untl anbaltender huswurf voo Schlacken, Sand und Asche, dafs die aus dem Krafer mit reifsender Schnelligkeit auf- wsrtsstr&nende Masse ganze acbt Minuten lang eine wohl sechjhundert Furs bohe Saule zu bilden schien, deren Obertheil sich garbenfilmis ausbreitete. Indem die empor- getriebenen Massen aus dein Gipfel dieser Garben nach allen Seiten in engeren und weiteren Birgen herabfielen, wurden sie immerfort durch eben SO dicht von untenauf nachschiefsende Massen gleicher Art ersetzt, und dadurch &en bei unausgesetzt schneller Bewegung die shlenf6r- mige Gestalt der Erscheiuung forlwlhreod erhalten. Die weitesten Biigen beschrieben die schwersten Steine; das Wasser spritzte hoch auf , indem sie in’s Meer sliinten, und sic fielen SO wcit von der Iusel noch so liaufig nie- der , dafs die Beobachter nun erkannten, welch dringcn- der Gefahr sie aiisgesetzt gewesen waren, wenn sie sich dem Vulcan nur sveoige hundert Scbrittc mebr gentihert kitten. Kein Theil der ansgeworfenen Masse erscbien lichtglubend ; die emporgeschleuderten Steioe zeigten sich gaoz schwarz, und wurden von breiteri Sandstreifen be- gleitet, welche sie schienen mit sich in die Hehe geris- sen zu haben. Keine Flamnicn fuhren ails dem ha ter , auch war keio Leuchten in demsclben erkenabar. Den Auswurf selbst begleitete keio Donner, und es war da- von nur das Rasselo und Platzen der an einander schla- gendeo Steiiie und das GcrSuscb hilrbar, welclies die niederfallenden Asclien ~ trod Sand - Massen . verursnehtcii, ahnlich dem Rauscheu eines Hagelschauers oder Iieftigen Regens. Die emporgeschlei~derteii Steiue schienen durch- gangig nur von mafsiger GroCse zu seyn ; wenigstens be- inerkten die Reisenden keine Schlacken- Massen von SOL

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78 chem Umfange, wie sie auf dem KegeI des hetna z ~ r - strcut gcseheu hatten. Gleichn oh1 schienen die ausgv- worfenen Materien stark erbitzt zu seyn; denn uberall, wo sie in das Meer fielen, entstarid ein dicker Dainpf, der bald die lusel selbst iliren Blicken entzog.

Wiihreiid des ganzen Verlaufs dieses Auswurfs eat- wickelten sich aris dem oberen garbenfiirniigen Theile des- selben eben solche blendenweifse D;impfc, wie fruhcr unmittelbar aus dein Krater, und diese bildeten uber der dnnkeln S h l e dcs Auswurfs ganz in gleicher .4rt einc ungeheure lichfe Raochsaule. Aufserdem darchzuckten die drinkele huswurfssh le zuweilen hellleuchtende Blitze, welcheii, nie bei naheu Gervittern, uiiinittelbar ein star- ker rind anlialtender Doniier folgte. Die Blitze kamen, wic selir tleutlich beinerlit werden koiinte, und auch bei anderu vulcanischeu Ausbruchen beobachtet wordeii ist, durchaus nicht aus dem Krater, sondern zuckten frei- schwebend in allen Richtungen drirch die Auswurfssiiule, vorzliglich a n deren oberen und Seiten -1heilen.

Nacbdem dcr .'.wbruch nachgelasscn hatte, wendcte sich das Schifl abwirts, urn die Richtuiig iiach Pantella- ria zu uehrnen. Aber dcr W i n d war so schwach, dnCs es sich selir langsam von deln neueu Vulcan entfernte, der unmitlelbar nach diesein .Ausbruche klar und ruhig, wie vorher, vor unsern Reisenden lag. Aus griifserer Entfernuog von einer bis anderthalb Meilen beobachtc- ten sie jedoch noch viele iihiiliche Ausbruche, wie der vorhin besdiriebene, welche in ganz ungleichen Zeitab- standen auf einander folgten, und urn Mitternacht sahen sie, noch immer aus derselben Entferiiung, eiiien beson- ders starken Ausbruch, der volle drei Viertelstunden an- hielt, uud so hiiulig hell leucbteade 13lilzstraliIen entn ik- Lelte, dafs der duinpfrollende Donner, der sie stets be- gleitete, fast unun~erbrochen ertiinte. h b e r auch hiebei Bard kcine aiidere Feuererschinung und kein Leuchten dcs Kraters beuierkt.

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Die Umstlinde, unter welchen der neue Vulcan ent- stand, und sein bislier beobachtelcs Verhalten lciten alif die Vermuthuug, dafs der Heerd seiner Thiitigkeit zu lief liege, tim Laven daraus bis zur Miindung seines Kraters 211 erhebeu. Wahrscheinlich Uffnen dicselben sich eineu Ausweg durcli seine Seiten unter der Mecresflache; uud es scheint sogar oicht unmllglich, dafs ein solclier Aus- flufs bereits sfattgefunderi , a h die vorstehend beschric- bcnen Beobachtuogen gemaclit wurden.

P a l e r m o , am 22. Oct. 1831.

Seit der Nachricbt voo dem ersteo Besuche, welchen unsere Gesellschaft bei der Neugebornen geuiacbt hnt, ist sie haufig noch und vollkommener, als mir es zii thun im Staode waren, von Andern beobaclilet und beschrie- ben worden. Am 2. August batten die Engl2nder, nach allen Formen des Seerechts, vou dern neu nufgetauchlen Eifand Besitz genommen, und wir hiirten ihre Kanonen- Salven, welche den Vorgaug zu vcrkiindigen bestinlint waren, sehr deutlich zu Girgenti, ohne zu ahnen wem sie gelten sollten. Nur zwei Tage darauf war es, am 4., als D o n C a r l o ( i e m e l l a r o voo Cdania sich der inerkwiirdigen Erscheioung, yon Scz'acca aus, bis auf nenige hundert Schritt Wei te iiiberte, uud, vom VVinde und deu Wellen begunstigt, die Form und die yerhalt- nisse derselhen in einigeo sehr wohl getungenen Zeicfi- nrrngen auffafste, die wir fluchtig zu Girgenti gesehen habell.

Das Wlchtigste, was wir Neues daraus abnehinen konnten, war zu belnerken, dafs der Krater -Raud cles bedeutend vergdser tcn Schlachen-Kegels, dessen Cipfel damals bereits etwa hundert Fufs uber depl Meeresspie- gel hcrvorragte, nicht vollkommen, wie v ir geglaubt hat-

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80 ten, geschlossen sey. Seine ringfarmige Einfassung zeigte namlich an der Nordost-Seite eine tiefe und mit unbe- deutenden kleinen Inseln besetzte Liicke, welche dem Meerwasser zu dem Rauchfange des Vulcans freien Zu- tritt gcstattete. Jedesmal, wenn nach Zwischenraumen der Ruhe neue Ausbriiche sich ankundigtea, beobachtete D o n C a r l o sehr dcutlich, dafs das Wasser erst in hoch- aufgethurmten Wellen schaulnend aus dem Innern her- ausstiirzte, und d a m folgte das Aufsteigeu jener so grofs- artig bewegten Aschen- Saule niit ihren raketenahnlichen Steinwiirfen. Im Uebrigen waren die Nachrichten unse- res Freundes iiber die Beschaffenheit und die Ausbruchs- Erscheinungen der Insel, welche er Isola vukanicn di Ferdinand0 I1 genannt hatte, vollkolnmen mit den von uns gemachten Betnerkungen iibereinstimmend, und wir wissen nicht, ob wir am 24. Julius vielleicht die ebeo erwiihnte Lucke in dern Krater-Rande nur Iibersehen baben, oder ob sie etwa spater erst entstanden sey. Denn der Wind trieb zur Zeit unseres Besaches den Datnpf und die Aschen-Masse nach der Ost-Seite, und verbinderte dort vollstandig jede Wahrnehmung.

Hr. C a r l o G e m e l l a r o hat seitdem, am 28. Au- gust, zu Catania, vtie wir hbren, eine zum Druck be- stimmte offentliche Vorlesung gehalten, in welcher er die Resultate seiner Beobachtungen iiber den eben erwahn- ten Gegeostand vorlegte, and wir zweifeln nicht, dafs sein Vortrag noch viele anziehende und wissenswerthe Bemerkungen enthnlten babe, da der Verfasser mit den Erscheinungen, welche vulcanische Eruptionen darbieten, in so bobeni Grade, durch Erfahrungen am Aetna, rer- traut ist. Leider ist ihm indessen von hier au8 die Er- laubnifs, das affentlich Gelesene bekannt machen zu dbr- fen, durch den Einflufs einer nicht genug zu riigenden Eifersucht, fur’s Erste verweigert worden, und ich kann Dir daber gegcnw5rtig, mein lieber Freund, our d i e t sehr oberfliichlicbe Ergebnifs einer fliichtigen Unterredung mit-

thei-

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81 theilen, welche wir mit Hm. G e m e l l a r o am Tage nacb seiner Rcckkehr von Sciacca hatten.

Spgtere Nachrichten haben uos Zer wenigstens von den ferneren Erscheinungen BO der Vulcau-Insel uur sehr lsenig uud durchaus nichts Geoaues in Erfahrung brin- gen lassen. Durcli einen am 26. September in der Pa- lerinitaner Zeituiig ( LO Cercre) bekanot gemachten Ar- tikel erfuhren wir, daCs am 12. August schon die bisher uuunterbrochen aufsteigende Rauchstiule aufharte vou den Kfisten Siciliens aus sichtbar zu werden *).

Am 25. August endlich wagten es zuerst einige Ski- liancr aus Sciacca in Gesellschaft eioes Eoglinders (Na- meus J o h n W r i g h t ) einen husflug nach der ruhig ge- wordenen Feueresse zu rnacheo, und sie landeten ohne Schwierigkeit an der Sciacca gegeuiiberliegenden Xord- ostseite, an eiuer sp’aggia (flachem Strand), welche aus Sand rind Lapilli gebildet wurde. Aus dcm sebr un- deutlich verfafsten Berichte, welchen diese Personen hie- lior sendeten, geht hervor, dafs sie etwa bis zur halbeo Hahe der Iosel aufstiegen und d a m in das ionere ihres ausgebraonten Kraters bineiusahen. Sie bkscbreiben den- selben als eine abschreckend zerrissene, rauhe Ebene, in velcher sie etwa in gleichem Niveau mit den1 Meeres- spiegel zwei kleine Lagunen eutdecliteo. Die grbfsere derselben hatte etwa hundert, und die kleine e tna vier- zig Schritt im Umkreise, und sie stauden mit einander durch einen kleinen Kana1 in Verbindung. Die Was- sermasse, von welcher diese Lagunen erfiillt waren, be-

*) Viclleicht i r t er nicht ganz unpassend hier noch zu bemerkea, dafs arn 1. August, auf der Riichreise von Sciacca nach Pelerrno, unser Reir,egeEilirte, Dr. P h i 1 i p p i , diese Rauchtiule noch sehr deutlich von der Landatdre bei Piana de’ Grzci, 16 3Iiglien von Palermo, gerehcn hat. Dieser Standpunkt liegt, nach Mes- sungen auf drr Charte, in gereder Richtung etwa 60 italieni~ehe Miglian (GO aiif den Grad) von dem Yulcane enffernt, und in etwa 2300 Furs MeereshiiLe.

Annal.d.Yhysik.Bd. 100. S t . I . J.1832.S~ 1. 6

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sacs eine schmutzig gelbrotbe Fa rbe , und sie zeigfe sicli in beiden in ununterbrochenem Aufwallen begriffen, IVO-

bei sich cine selir grofse Dainpfrnasse entwickelte. Die- ser hampf endlicb verhinderte auch die Reisenden ,. sich hinlanglich nahcrn und von dem Wasser etwas mitneh- men zu kilnnen. Sie beobacketen ferner iioch an der Siidwcstseite der Insel, nahe dem Meeresspiegel, eine ansehnliche Spalte, a m welcher ein dichter schwarzer Rauch hervordraog, der scbr heftig nach Schwefel roch und das Atbinen erschwerte; nahe dabei ferner sah& sie eine bedcritende Meuge warrnen Wassers hervorspritzen, welcbes sich schiiuiiiend etwa bis sechs Fuis hoch erhob und in’s Meer flols. Die gauze Irisel schicn im Allge- meinen aus der Verbindung vou zwei nahe gleich hohen Hugeln gebildet, deren einer gegen 0. und der andcre gegen W. lag, und den Uinfnng derselben sclriitzteo die Besucheuden, wahrscheinlich vie1 zu grofs, auf etwa drit- tehalb Miglien. Von Sciacca aus, in elwa fiiufundreifsig italienische Miglien geradliniger Entfernuog, konuten die beideu Gipfel der Insel und etwaas Rauch in der Mitte sehr deutlich mit blofsein Auge gcsehen werdeo.

Am 26. wiederbolten diesen Besuch von Sicilien am noch zwei Englander, und in der ersten t ldfte des Sep- tempers endljch landeten dort zwei RIal Ofticiere voo dcr K6nigl. neapolitanischcn Marine, ohne dafs von den Bemer- kungen derselben etwas Genaueres wl re bekannt gemacbt worden. Diese Nachricbt von SO vielfach giiostig ausge- fallenen Vcrsuchen, auf dem ncuentstandenen Boden au’s Land zu steigen, und die Hoffnung, seine Verhaltnisse ge- nauer uiitersuchen zu kihiueo, veranlafsten uns,Hro.Escher, Hrn. P h i l i p p i und mich, noch ein Ma1 uns iui 1,aofe ciiier Reise durch den Westtheil Siciliens dem Meere zu ver- trauen, und den ViiIcan, den wir friiher in seiner schiin- sten Bliithe gesehen hatten, nun auch in seinem erlosche- ncn Zustande zu beobachten. Wir wablten uns deshalb zu Mazarra am 25. September eine Fischer-Barke mit

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acht Ruderern, und nacbdem wir eine Nocht hindurch auf &m Meere geweseo waren, traf uns der Morgen des 26. im Angesichte des lang ersehnten Gegenstandes. Wir asherten UIIS von der Nordseite und salien einen schwar- Zen klcinen Bergrucken, dessen mitllere Hiibe w i r etwa zu 40 bis 50 Furs hoch scbatzten, von sehr geringer Langen Ausdehnung iiber die Wellen hervorragen. h i d e Enden dieses Bergrhkens erhoben sicli nocb tehr me&- lich uber der Mitte desselben (siehe die Ansicht Fig. I Taf. I I ) , und sie bildeteo, wie wir sebr bald 118her aus- mitteltea, eioe gegen Nordwest und eine andere gegen Siid- ost gerichtete Hervorragung, voo welchen uns die ersfe nierklich hbher als die lelzte schien. Scbon der erste fluchtige Anblick reichte hin, uiis recht auffalleod ZII zei- gen, wie sehr sich das Ansebn dieser Insel, seit dern er- steo Besuche, den wir bei ibr niachten, durch die nach- folgeuden Ausbruche verandert hatte. Vor Allern mar die Westseite ihres Kraterrandes, weIcbe im Julius nocb kaum iiber dem Meeresspiegel hervorragte, gegenwsrtig vollkommen zu der eben angegebenen HBbe aufgestiegel,, und die Osthalfte dagegen schien sich erniedrigt zu hnben, wahrend in Siidost sich der eben erwahnte Gipfel gebildct hatte.

Ein befiiger Scirocco, welcher bereits in der Nacht uns eioe miihselige Schifffahrt veranlafst batfe, nblhigle uos bald, vorsicbtig fortruderod, unter der Nordwest- spitze des Vulcans eine Zuflucht zu sucben, uod wir oaherten uns derselbeo, bis wir mit den Rudern in den Sand sticlssen. Sehr bald aber iiberzeugten uns die mebr- fach vergeblich wiederholten Versuche unserer gritmilli- geo und furclitlosen Matrosen, dafs es uornilglich sey, des unruhigen Meeres uod des aufgelockerten scblammi- gem Sandes wegen, der den Grund bildete, hier landen zu kbnnen, ood wir lourstell uns daher mit der An- schauung dessen begniigen, was die sebr grofse Nahe aus der Barke uas zu beobachten gestattete. Im Hcraofahren be-

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reits batten wir die Huhe der Nordwest-Spitze, iiriter der wir uns befanden, auf etwa 70 his SO Furs ubpr den1 Meeresspiegel angeschlagen. Von ihr gingen sanfte Abhange gegeu Sudwest und Nordwest hintinter ( siehe die Ansicht Fig. 2 Taf. 11), doch vicl steiler, und woh1 kaom noch ersteiglich, war der uns zugekehrte Abhang gcgen Norwest. An der Basis desselbeh lag gegen das Meer hin ein bestgodig von den hinaufrollenden Wellen bewegter schwarzcr flacher Strand vor, und das &4nschla- gen des aofgeregten Meeres an die Gruiidflache dieses Abhanges batte bereits den unteren Theil desselben, eiwn 20 bis 30 Furs hoch, fast senkreclit abgcrissen, und fulir fort, ihn in :ihnlicher Weise zu bearbeiten. Diese so frisch vor unseren Augen gemachten Absturze gaben eine sehr erwunsclite Gelepenheit, tins von der inneren Beschaffenheit dieses Berg- Abhanges unterrichten zu kiin- nen, und wir sahen evident, dafs e r fast ganz nur aus locker iiber einander geschiittetern, grobern, schwarzem Sande bebildet werde, in welchem einige rnabig grofse Schlackenstiicke steckten. Die Sanduiasse war durch die successive hufschiittung ungemein schiiu in scharf abge- schnittene, fast ilnrner etwa.nur zwei bis drei 2011 dicke Schichten gesondert, und die sehr hiiufig weirs ausbliihen- den Salzkrusten, welche gewiihnlich zwischen zwei Schicli- teuplattcn hervortraten, erhohten durch ihren Contrast gegen die Farbe des Sandes aiilserordentlich nett die Leichtigkeit, den schwach wellenfiirniigen Fortsetzungeo der Schichtenlinien an dem Abhange mit den hugen zu folgen.

EndIich geniithigt , unseren Schlupfwinkel zu vcrlas- sen , blieb uns' weiter nichts iibrig, als die Insel jetzt so nrthe und so Iangsam, als die Umstande gestatten woll- ten, utnfahreu zu Iassen, und wir thaten diefs von Westcn Iieriim anfangend. Uiiter den] Andrange einer sehr hef- ligen Brandung sahen wir gegenwzrlis a m W e s t - und Sud-Abhange die Eiufassung der Insel uberall wie be-

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schrieben steil abgerissen, und das Allschlagen . dcr Wel- ]en legte stets neue Profile b h , die uns die hnsicht ‘in ihr Inneres gestatteten. Ueberall sahen wir sehr dcutlich nicbts h d c r e s a h lose Sandrnasscn (nie Lava), und die ausgezeichnete Schichtung derselben war nalnentlich an der. Siidwestseite (Fig. 3 Taf. 11) So vollkommen und anziehend, dafs ich niclit urnliin kaiiti, Fig. 5 ‘l’af. II eine von Freund E s c h e r entworfene ungcfAire Skizze der- selben bcizulegen. Oft saheu wir iii: Voruberfahren grofse m u abgeliistc Sandkluinpen von den aogegriffenen Ab- hliugen herabrolleu uiid .theiltreise in’s Meer stiirzen, theilweise als Stnub von dem wirbeluden Sciroceo in die Luft getragen. Ueberall war an der Basis der Steilkuste cin uiehr oder uiiiider breites, vom Meere bespiihltes flacLes Vorland gebildet worden, und das Mecrwasser war haufig noch auf mehrere hondert Schritte weit voti demselben ganz dunkelfarbig vou den aufgeruhrten Be- standtheilen des Bodens, den es der Insel eben entris- sen hatte. Schon auf der Siidwestseite bemerkten wir zuerst deutlich eine nach innen gebende Vertiefung in den ihr nalie licgenden Krater, wkkhen hier wahrschein- lich nur noch eine sehr schwache W a n d gegen das Itleer schiitzte. Uiese W a n d darnpfte merklicb, und auch dem Krater entstieg eine schwache Hauchwolke. W i r rochen bier einen schon mefirfacli in griirserer Entfernuug voii der lnscl bcmerkten miifsigen Schwefelrrasserstoffgeruch; doch vie1 merkrviirdiger war uns Allen k u n vorher, an der Nordwest-Ecke, ein von Allen glcich auffallend be- merkter, hiulYnglich starker Naphta - oder Bitumen-Geruch gewesen, welchen ich als eine seltene, nur unter sol- chen UuistYnden wahrgenommene .Erscheinung hier be- Eonders zu ‘erwiiliuen nicht unterlassen m6chte.

Kachdcm wir die Siidost-Spitze umfnhren hatten, saheii wir uns eiidlicli gegeii Nordost der Stelle gegen- iiber, an welcher Hr. G e r n e l l a r o die oben erwzhnte IAuckc iu deui Kraterrande belnerkt hatte. Sie ist gc-

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gcnwgrtig noch sicher gauz geschlossen; allein die Ein- fassuog des Kraters, den mail sehr deutlich dahioter lie- gt-n sieht (Fig. 4 Taf. I I ) , ist bier bei weitem am nie- drigstcii, uod ihr Abhang, dem Meere zu, setzt 6.0 saiift nieder, dafs sich hier eine VOO den Wel l en neniger zer- stdrbare B6schung gebildet hat. Diese Stelle schien uns gegenwgrtig die einzige erslei$iche der lnsel, iind von Iiier aus waren auch die friiher erwabntcn Personeu zu dem Kraterraude gegaiigeii. Alleio gerade sie war zu- gleicli im hugenblick uuserer Anweseulieit die dem An- draoge des Wiudes am starksten preisgegobene, und eilig zogen wir von dort aus, ohne Hoffnuiig, den neuen Bo- deli bctreten zu kiinnen, mit der Riehtung des Scirocco nach Sicilien hinuher.

Uiesen Beincrkurigen uber den Ausgaiig einer halb- mifslungenen Uuternehmung, ist es vielleicht nicbt ganz uberflussig, noch folgende Betracbtungen, welche dersel- ben gefolgt sind , hiiizuzurugen. ZunPchst in Beziehung auf die Gr6Cse des Uinfanges der neuen Vulcao-Insel sitid wir zwar nicht irn Staride gegenwsrtig genaue An- gobeii zu machen. doch.sind wir Alle darin uiiter eiuao- der iibereingekommen, d d s sie bei unserein letzten Be- suche hbclistn ahrsclieinlich schon n ieder etwas kleiner war , als da wir sie zum ersten Male gesehen batten. Der biirchmescer des erhdhlen Tlieiles derselben betrug nach den Verhsllnissen der L h g e zu der H6he bei den aufgeriommeuen .4nsicliten schwerlich mebr als hiichsteus das Funffacbc von der Hiihe der Nordwestspitze, und kann also ziemlich walirscheinlich auf 400 Furs oogenommcn werden. Rechoen wir dazu noch die ungefalire Breite des Vorlandes auf beiden Seiteu zusarnoicngenoiiiinen mit lidchsteiis 200 Furs, so mi)cbte der nahe kreisfbrinige Urnfang der Iusel auf kaum 2000 Furs k h u e n angeirom- men werdeii, und im Julius betrug derselbe doch nenig- stens eine halbe Miglic (oder e l m 3000 Furs) , uiid er ist selbst von allen uusern Nachfolgern stets groiser ge-

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scbatzt worden. Uebrigens scbeint auch die eben be- schriebene. abgerissene Form ibrer hbhsuge zu beweisen, da[s die Insel bereits gegenwiirtig sebr vie1 voii ihreo u;sprijnglichen (;rdTsei~vcrhlil!nissen eingebiifst habe, kind wir haben gewils alle Ursache zu glauben, dafs, wenn ihre ZerstUrung ia derselben Weise forfgehe, als wir sie mit eigeoen hugen gesehen haben, der bevorsfeheode Winter wohl binreichen werde, dein Uaseyn dicser sclinell vorubcrgehenden. Erscheiuung eiii Eode zu macheu. Denn die ,Insel liegt vereinzelt im offeiien Meere, ganz dern Andrange der Wel len preisgegebeo, nicbt wie die neu entstandenen Scblackenberge von Snntorin in der riitgfiir- migen Eiulassung eiues Erhebungs - Kraters, oder wie der Monte nitovo am Meerbusen von Bajae mit dem Festlande verbunden.

Die Beschaffenbeit der Substanzen, aus welchen die Vulcan - Insel gebildet. wird, klinuen wir, zum Theile wenigstens , doch gliicklicherweise genauer angeben, als his bieber gescbeben ist; denn wiewobl wir nicht an’s Land stiegen, so gewannen wir doch in bioI8nglicher Menge von dem Sande an deli Abbaogeo, uud wir er- hieltea selbst durch die Bereitwilligkeit uiiserer Matrosen ein fast kopfgrohes, schweres Schlackeosluck. Beide Gesteine sind in hohem Grade von den lichtgrauen, fein- blasigen Lapilli uud dein gleichgefarbten Staube verschie- den, welchen das Meer an der ganzen Siidwestkiiste Si- ciliens, vom Molo di Girgenti bis Mazarra, in so groker lklenge an’s Land warf. Zunachst dcr Sand, welchen wir besitzen, ist ganz dunkelschwarz und von stiimpfeckigen kleioen Kiirnern (vou der Griifse der Mobnkiirner) ge- bildet , welche bei genauerer Betraclitung unter der Lupe nur aus Meinen, oft stark glanzenden, und meist abge- schmolzcnen oder angefresseneii Krystallbrockcben be- steben, die wir mi1 uberwiegendcr Wahrscheiiilichkeit liir Augit balten. Sehr selten nur sieht man glasglanzende, vollkolnmen farblose oder gelbliche und griinlichweifse

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Brgckchen darunter, deren einige wir mit aller Sicher- heit fiir 6ch6fl blsttrigen , glasigen Feldspath crkannt ha- ben. Die Schlacke, deren ich eben erwahnt habe, ist eine sehr derbe, duukelschwarze uud rohblasige Masse von steiniger -und nicht glasiger Beschaffenheit. Ibr Iu- neres elitblast uns auf frischem Bruche eioe Menge fest eiogescblossener, glznzender, schwarzer Krystalltruuimer, unter welcheo wir selbst deutlich die Augit - SSule er- kannt zu haben glauben. Einige Stucke dieser Schlacke mirkcn sehr sichtlich au f die Magnetnadel, und zwar nicht nur attractoriscb, sondern auch repulsiv; doch haben wir keine eiugewachsenen Magneteiseiikiirner in ihr entdek- kco kijnnen. Das Gesagte reicht indeh wohI bin, urn es wahrscheinlich zu machen, dafs die Lava, welche das Material zu dem Ausbruchc des kleinen Vulcans bildete, eineo vorwaltend basaltischen Charakter batte; von Tra- cbytstiickeu, Obsidian , Bimssteineo oder feldspathreichen Auswiirfliogen, welchc doch auf dem nahen Pantellaria so haufig sind, ist uus nie eine Spur vorgekommen.

Voo der Art, wie die Iockeren Auswiirflinge, wel- che die neue Iosel bilden, geschichtet erscheineo, ist es vielleicht nicht ohne Interesse, ausdrucklich binzutufiigeo, dafs wir uns sehr Jeutlich haben fiberzeugen konueu, wie diese Schichten we1lenfi)rmig nicht nur deli Sufseren Abhangen des schwanen Sandberges immer genau zu fol- gen pflegen, sondern wie sie auch am Kraterrande um- weuden uod in das Innere der Krater6ffnung biueinsetzen. Ein idealer Durchschnitt des Vulcans wiirde daher etwa wic die folgende robe Skizze ausfallen:

und es ist diefs genau dieselbe Figur, welcbe lneiues Wissens P o u l c t S c r o p e uus zuerst als charalitcristisch fiir die Structur allcr Eruptionskegel beschrieben hat ;

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cine Structur, welche wir binlSnglich beslimint an den Monti rossi bei Nicolosi, doch niemals bisher so aulfal- lend deutlich als bier noch bemerkt haben.

Die lelzte meiner Bemerkungen iiber den vie1 be- sprochenen Gegenstaod betrifft endlich oocb die geogra- phis& Lage der neuen Insel. A h wir im Julius, nach dern ersten Besuche derselben, 211 Sciacca waren, glaub- ten tvir aus einigeu, allerdings etwas rohen Winkel- Ab- nabmen scbliefsen zu kbnnen, dafs dcr ueue Vulcan auf der Stelle liege, wo Smyth’s Atlas uiid die nach ilim in Beziehung auf die Kiisten-Umrisse und alles Meercs- Detail copirte Geueral- Karte von Sicilien, in vier Bljit- tern, deren wir uiis bedienten *), Banco Nerita ange- ben. Uns bestarkten zogleich darn& in unserer Meinong die iibereinstimmenden Aussagen der Marinari, dafs der Viilcan sich genau iiber einer Untiere, erhoben babe, wel- che sie Secca del corallo nannlen, und- welche den Um- standen nach kaum etmas Auderes, als Sing t h’s Nerifn BQWO seyn konnte. Die Mitte diescr Bank ist auf der eben erwahuten Karte fast gennu unter 30” 30’ ~ l . L. von Ferro und etwa 3 7 O 2’40” nardl. Breite angegeben **I, Nach dcn spater indefs uns zugekonimenen Nachricbten iiber die Lage der neuen Insel setzen die Englander, nach Capitiin S e n h o u s e , ibre Stelle auf 1 2 O 46’ Bstlich von kreenwich oder 30° 23’ 46” iistl. von Ferro und 3 7 O 11’ Breite. Die von Neapel aus biugeschickte Goe- Ielta bombardiera aber brachte (nach der Neapolitaner Zeitung vom 9. August) die Bestimmung von der Lage des Vulcaus zu loo 16’ astlich von Paris oder 30° 16’

*) Diese Ksrte, welche vie1 Gutes enthjlt, und gegenwjrtig bci weitem die vorziiglichoie v o n der Insel ist, wie wir vielfjltig zu priifen Gdegenlicit fanden, furt den Titel: Curfa generalc d r lh Isofu d i Siciliu. corripifuiu, disegnaia ed incisu ncfl‘ Officio Topogrriphico di Niipoli, SII i uiigfiori 1Tlateriufi csistenii e s u l k

recenti oprrurioni f u f t c clul Cucwliere G u g 1 i e 1 rn o E r r i c o S m y t 11, Cupifuno dellu Re& Marine Brittannicu. 1826.

**) Siehe die Ksrte auf Tat . 11.

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bstiich von Ferro und 37O 2' Breite zuruck. Beide AD- galeu stiiumen wuuderbar genug in der Laoge sehr nahe iibarein, in der Breite aber weichen sie urn volle 9 Mi- uuten ab, uud keine derselben schien zuerst unserer eben erwlhuteo Ausicht gunstig. W i r babe11 iiidels spater Ge- legenheit gebabt, S m y t h ' s scbiioeo Atlas im Original zu vergleicheo, und da Bat es sich daun erwiesen, dals Bunco N e r h dort in 30" 20' 45" &ti. L. von Ferro ( 1 2 O 50' 0. von Greenwich) und 37" 3' ndrdl. Br. nngegeben mird. ]>a dieselbe uberdiels dort etwa vier Miiiuteo lang und zwei Minuten breit aufgetrageu ist, so stimmt diefs ge- nau rnit der hugabe der Keapolitanischen Goelelte fur die Lage der- Vulcan-Insel, und wir mussen es der Zu- kuuft uberlassen, den Widerspruch in den Breiteobe- stimlnungen aufzuliiseo, welcher fur eiiien zufiilligen Beob- acbtungsfehler fast zu grols erscheint.

Seit dem Empfange der eben mitgetheilten Bericlite ineines Freundes H o f fm a n n , hobeu uns auch euglisclie und franziisische Zeitscbriften mehrere Nachrichteu iibcr das vie1 besprochene rulcanische Iuselchen iiberbracbt, die zwar in physikalischer Hinsicllt sonderlich keiue Be- lehruog gewahren, wclche nicht schon in dem Obigcn enthalten ware, doch aber einige Erganzungen darbietcn, die hier noch nachgetragen zu werden verdienen.

W a s zuuiichst die geograpbische i a g e der Insel be- trifft, SO giebt, zu den bereits mitgetheiltcu Bestirnolungen

37" 2' R'. Br. 12O 36' L. 0. v. Greenw. durch die von Neapel ausgesaudte Goelette:

(10" 16' 0. v. Paris) uud durch Kapitain S e n h o u s e:

37O 11' N. Br. 12" 44' v. Greenw. das Edinb. New Philosoph. Jown. in No. 22, p. 365, noch folgende vier:

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91 vom Kapitain C o r r a 0 , Befelifshaber der Brigg Tbe-

resine: 37" 6' N.Br. 1 2 O 46 L. 0. von Greenw.

370 7' 30" N. Br. 12O 41' L. 0. von Greenw.

370 7'30" N. Br. 12O 44' L. 0. von Greenw.

3 7 O 10 N. Br. 1 2 O 44' L. 0. von Grecnw.

vom Kapitain S w i n b u r n e , mi1 der engl. Sloop Rapid:

vom Kapitain S m i t b , mit der Brigg Philomel:

vom Kapitain B a l l i n g a l :

Letztere Augabe, die einem aus Malta rom Vord des St. Vincent datirten Schreiben an Prof. D a u b e n y in Oxford entoommen ist, beruht vielleicht auf den Mes- sungen des Kapit. S e n h o u s e , da dicser ebeu Befehls- haber des St. V i n c e n t ist, uild die vou ihm gegebene Bestimmung, bis auf eine Minute in der Breite mil letz- teren Zahlen iibereiostimmt *). Die Abweichuugeo unter diesen Aogaben, die leider grOlser siud als zu wiloscben ware , riihreo zum Theil wohl daber, d a b nicht eigent- lich die Lage des Vufcaus, solidern nur die des Schiffes, auf welchem sich die Beobachter befandeo , bestiomt murde, und dafs dieses, wie es scheint, nicht eiuuial wPhreod der Dauer der Messungcn seine0 Ort unveran- dert beibehielt. Als so z. B. der Kapitaiu S w i u b u r i i e seine LSngenbestimmung machte, lag ihni die Iusel nach dem KolnpaL, der 1 $ Punlite (16";) westlich abwich, eine englische Meile von ihm entferot, io S. i. W. 4 W., und einige Stundeo darauf , bei der Breitenbestimmuug, bei welcher indefs die Eutfernung nicht angegebeo ist, in W. i. N. + N.

Eine siebenle Messung scheint man auf dem Schiffe angcskllt zu haben, wclches auf Veranlassung der Pari- ser hcadeurie yon Toulon aus zur Uotersuchung der neuen Insel abgesaudt wurdc. Hr. Y r i v o s t , der Geogoost die- ser Expedition, giebt iodeis in seinem Berichle au die

*) Wach S e n h o u s e ' r Angabe ist die Insel in die Karte auf Taf. XI eiogetragen.

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92 Accldemie (Bulletin de la Sociite' Geologique de lo France, T. 11. p. 31.) keine Zahlcn, soiidern sagt nur, man Iinbc sicti uberzeugt, dafs die Insel nicht auf der Bank Nerita liege.

Den scbltzbarsten Theil iu den Berichten der Eng- Iaader machen wohl die Sondirungen in der NZhe der Insel aus, weil wir dadurch einigermafsen ersehen, aus wclcher Tiefe dieselbe sich erhoben hat. In der Nach- richt vom Kapitain C o r r a o heifst es nur im Allgcmei- nen , die Tiefe rings um die Insel betrage 100 Fathoins (563 Par. Furs). Bestimmter dagegen druckt sich Ka- pitain S w i i i b u r n e aus; er sagt: als er sich in einem Boote der Westseite der Insel bis auf 10 Fathoms ge- nahcrt habe, seg mit 18 Fathorns Grund, und zwar ein weicher, zu finden gewesen, speterhin , eine englische Meile nordwarts dcr Iosel, aber erst mit 130 Fatboms; auch bier wurde ein dunkelhraoner Schlamm mit herauf- gezogen. Am Abend des 18. Juli konnte e r bei einer Rcihe sttindlicher Ablothungeo, die im Mittel bis z w Tiefe von SO Fathoms gingen (die Entfernung von der Iusel ist dabei nicht angegeben), keineu Grund erreicheu. Nach Kapitain B a l l i n g a 1 hetrug, 30 Fathoins vom Kra- ter entfernt, die Tiefe des Meeres nur 33 Fathoms. Ka- pilain S m i t h endlich giebt folgende Mcssungen: 40 Fa- thoms siidmestlich von der IuseI, Tiefe: 70 bis 75 Fa- thoms; in der Entfernung eincr englischen Viertelmeile, Tiefe: 72 bis 76 Fatboms, und in fiiuf bis sechs engli- schen Meilen: 70 bis 80 Fathoms. Mit diesen Messun- gen kommt die Angabe des Hrn. P r L: v o s t ziemlich iibereio, er giebt nRmlicli, in dem genannten Berichte, die Tiefe des Meeres in der N ihe dcr Insel zu 500 bis 700 F. an.

Hinsichtlich der Gestalt und geoguostiscben Beschaf- fenheit des Eilauds fugen die Beobnchtungen der engli- sclicn Sceofficicre den bcreits uiitgetheilteu Nachrichten ncnig Erhebliclies hinzu. Doch ist zu bcinerken, dafs aucli sic von cirier scitlichen Oeffnuug in der riugfiirmi-

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gen Umwallnng des Krafers sprecheo , wiewohl, wunder - bar genug, w3s die Lage dieser Oeffnung betrifft, kei- neswegs in Uebereinstimmung mit den Angaben G e m el- l a r o t s und H o f f m a n n ’ s (S:80 und 86). Wabrencl nsmlich diese Naturforscher am 4. Aug. und 26. Sept. die Oeffnuug, oder richtiger den husschnitt, an der Nord- ostseite der Insel aiitrafen , will Kapitain S w i n b u r n e am 19. Juli einen solchen .hsschnitt, 5 bis 6 Fathoms breit, und bis zum Spiegel des Meeres herabgehend , an der Westsiidwest-Seite betnerkt haben. Aus dieser Oelf- nung, der er sich bis auf 5 bis 6 Fathoms nsherte, flofs ein schmutziges schlalnmiges Wasser , das die Tempera- tur des Meeres an dieser Stelle um etwa lo F, erhiihte. Das Ionere des Kraters, welches von hicr deittlich ge- sehen werden konnte, war mit eben solchem Wasser gefiillt , das sicb, so weit es die Intervalle der Auswiirfc von Steinen uud Sand erkennen liefsen, iu lieftiger Auf- wallung befand. Dagegen spreclien die Kapitaine S m i t It und S e n h o u s e von einem Ausscbnitt an der siidiistli- chen Seite der Insel, welchen Letzterer am 3. Aiigiist 123 Fathoms breit, und bis auf drei Furs zur MeeresflH- chc herabgehend fand. (Joum. of the Roy. Geogra- phical sociefy of London, i? 1; p. 58.)

Etwas mehr in Betreff des Physikalischen erfahren wir durch den Bericht des Hro. Pre‘vost , welcher die Insel am 29. Sept. besuchte, also our drei Tage spater als der Prof. H o f f m a n n . Der Sturm, welcher Letzte- rem die Landung vcreitelte, hinderte auch Dessen Zusam- mcotreffcn mit der franzasischen Expedition; denn wie- wohl diese schon am 26. Sept. im Aogesicht der Insel kreuzte, konnte sie sich derselben doch erst am 29. Sept. ohne Gefahr, nAwro.

Diesem Berichte zufolge war die Iusel voo einer Zone gelblichen Wassers umgeben, die sich bis auf eine Meile iu’s Meer erstreckte; zweihundert Fufs vou der Insel enlferut, faud nian mittelst der Sonde eiue T i d e

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von 40 bis 60 Klafter (brasses). Sogleich nach der Landung unternahmen die Hrn. A r a g o n und B a r l e t , Befehlsliaber der Expedition, eine Xessung der Insel sie fanden fur den Umfang 700 Meter und fur die gr6Cste Halie 70 Meter. Hr. P r Bv o s t durchwanderte die Insel, vor hllem, urn zu seheo, ob nicht Substmzeo, die dern Meeresgrunde angehorteo, gehoben oder ausgevrorfen M or- den waren; allein, nachdem er den h6chsten Gipfel in mitten der brennendheiken Schlacken erklettert, uud zwei Ma1 die Runde urn die gauze Insel gemacht batte, ge- langte er zu der Ueberzeugung, dafs das Berglein nur aus lauter pulverfiirmigen Substanzen bestand, uud dafs die Blbcke mit bartem Kern und vom Ansehen der Lava, welche sich hie und da fanden, nichts weiter als Aus- wiirflinge waren.

Das gauze Eiiand erschien, wie aIle Eruptionskra- ter, als eiu kegelfilrrniger Haufe mit einer trichterf6ruii- gen Vertiefung in der Mitte. Die W a n d e des Kraters hatten nach Innen zu eine Keigung von 4 5 O , und an den Absturzen, wo die W a n d sich im Profile sehen liefs, sah man deutlich eine dieser Ncigung parallele Scbichtung Kach der Kiistenseite batten dieselben Materialien eioe Schichtung in entgegengesetzter R’eigung *). Der Pukere steile Abhaiig verdankt, wie Hr. P. bemerkt, seine Gestalt sicbtlich spateren Einstiinungen, sey es nun in Folge von Erschiitterungen des .Bodens, oder, was wahrscheiolicher ist,’ von dem besthdigen Anschlagen der Wellen. Durcb &en diese Wirkung hatte sich rings urn die Insel, am Fufse des hbhangs, ein flaches, 15 biP 20 Furs breites Vorland gebildet, das sehr steil in’s Meer setzte. Der Rand des Kraters war damals von ungleicher Hahe; im s o r d e n erhob er sicb auf etwa 200 Fufs, im Siiden our auf 30 bis 40.

Das im Krater befindliche Wasser war orangegelb, von einem dicken Scbaum bedeckt , und anscbeiuend wit

*) .\Is0 geoau so, wie es bereitr durch den Holtschnitt, S. 88, angedeutet irt.

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dem Meere im Niveau. Wiewohl es nur eine Tempe- ratur von 9 5 O bis 98O c. besafs, SO scbien es doch im Sieden begriffen, da ans ibm, wie iiberall auf der Insel, atis uiizsblig vielen R i s e n , unaufhbrlich weike Ikimpfe emporstiegen. Besonders waren diese auf der Siidseite hlufig, nnd sie stiegen hier nicht blofs aus dem Vorlande, sondern selbst aus dem Meere auf. Wegen der Hitze und des zuweilen erstickenden Gerucbs dieser Dampfc, war es auch mit Schwierigkeiteo verkniipft, die Insel ganz zu umgeben. Auf einer etwa 50 oder 60 Fufs langen Strecke war der schwane S a d des Vorlandes wabrhaft breonend heirs. An Stellen, welche von jeder Meeres- welle besyuhlt wurden, zeigte das hunderttheilige Ther- mometer 8Io bis 85O. Das in den Vertiefuogen zuriick- bleibende Meerwasser schien zu sieden, in Folge des Ent- weichens von Gasblasen. Indefs war auch das Gas so beifs, dais Hr. P r e ' v o s t beim Graben in den Sand, a n einer aufsteigenden Blase sich die Hand verbrannte. J ede dieser aus dem Boden dringenden Blasen warf init einer schwachen Verpuffung vulcanischen Sand in die Hdhe, dadurch einen kleinen Eruptionskegel bildeud. Unter den tausenden sulcher Miniatur-Vulcane wurde einer be- merkt, der ein getreues Abbild von der Entstehung der ganzen Insel darbot. Es war ein MaulnurfshUgel volt

etwa einem Fufs im Durchmesser und 5 bis 6 Zoll Hiibe, der fortwilbrend Sand und Scblacken bis zu eiuer Hbhe yon zwei Fufs empor warf. Das Gas war uneut- zundlicb und geruchlos; allein einige Scbritt vom Krater drangen schweflige Dampfe bervor , die Schwefel uod Kochsalz absetzten. Unter den von den Matroseu auf- gelesenen Scblackenstucken fanden sich weifse und gelhc Gescbiebe, auch Muscheln *).

*) An eioer anderen Stelle seines Brrichts sagt Hr. P r C r o s t , die Natrorco hitten ilirn Bruchstiicke iiberbracht, die allc Kennzci- clrcn vorn Duloruit bessfseo. Zwei solchcr StiicLI: indclr, die IIr. P. rpiterliio in Melarto dem Dr. P l i i l i p p i sclienkie untl

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AlIes IYist glauben, sast Hr. P r i v o s t am Schlusse seines BericLts, dafs dieser Vulcan untermeerische Lava- strijme hervorgebracht habe, und wenn, wie zu vermuthcn steht, dem Auftreten des Eruplionskrnters eine Hebung dcs Bodens, der wahrschcinlicli 500 bis 600 Fufs unter deiu Meeressyiegel liegt, vorangegangen ist, so mufs die Insel an ihrem Fulse von einein Gurtel gehobener Fels- maasen, von einem Erhebungskrater, eingcfaist seyn.

Zur Zeit als Hr. P r C v o s t die Iusel besiichte, war bekaiintlich die vulcanische Thiitigkeit auf derselben meist erloscbcu, und e r hatte demonch keine Gelegenheit mebr, die Eruptionserscheinungen zii beobachten. Die engli- scheii Officiere, von deoen vorhin die Rede war, waren dagegen noch Augenzeugen der Ausbruche. IndeL las- sen uns ihre Bcrichte iiber eineo der wichtigsten Um- skinde bei diesen Erscheinuugcn, n h l i c h iiber den: ob Feuer aus dem Krater aufgestiegen sey, in vZilIiger tin- gewiisheit. Deun wiewohl aus einigeu Slelleo hervorzu- gehen scheint, 01s batten sie wirklich Peiierstrablen auf- schiefsen geseheo, so ist doch niederum an andern deut- lich uur von Blitzen die Rede. Da niin iiberdiels oir- gerids gesagt ist, dafs den Beobachtern die wesentliche Verscliiedenbeit beider Klassen POD Feuererscheinuogen klar gewesen wzre, so stehen wir wohl am wenigcten in Gefahr, einen Irrthnm zu begehen, wenn wir, die Mei- nung uuserer Landsleute theilend, annehmen: der Vul- can habc kein Feuer gespieeu, und es seyeu vielmehr iiur die Ferilli iu der RauchsYule gewesen, was einige Beobachter fur Flammcn ansahen. Verschwiegen darf es

in-

fiir Kalkstein ausgab) bestaoden ) w i e Prof. H o f f m a n n io e i . . n e m neuercn Bride aus Messina an mich erwahot, nicht aus

Kalk , sondern aus einer thonsteinbholichen M a s s e . DemselLen Briefe zofolge hat Hr. P. in dem Sande der Iosel vorzugrweise Augite , etwas glasigen Frldspach und einige unrcgclmifsige 01;- vinkciroer gefundan.

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i n d e t wohl nicht gaoz werden, d a t sowobl der Kupfcr- stich, wekher, nach der Zeichnung eines Officiers der Brigg Philomel, dem vorhin erwahnten Heft des New pkilosoph. Jownol beigegeben ist, a h auch cine in Neapel verfertigte illurnioirte Abbildung, welcbe ge- genwartig 'von den Kunsthandlern Berlins verkauft pFird, den Vulcan SO darstellen, wie wenn er im eigentlicben Sinne des Worts ein feuerspeiender Berg gcwesen sey.

Scblietlich ooch Einiges iiber die Entdeckung und Benennung der, den neuesten Nachrichten zufolge , nun bereits wieder verschwundenen Insel.

VVenn derjenige der Entdecker dieser Insel genannt werden darf, welcher das ihrem Hervortreten aus den1 Meere unstreitig k u n zuvor voraiigegangene Erscheinen von Wasser- und Rauchslulen zuerst gesehen hat, so macht wohl der Schilfer T r e f i l e t t i den niichsten An- spruch auf diese Ehre; denn er bemerkte, wie S. 52 ge- sagt ist, das Phanomen bereits am 8. Juli. Weder der neopolitaniscbe Schooner Psyche, dem im JOWR. of the Roy . Geogr. SOC. T. 1 p. 258 die Entdeckung zuge- scbriebeo wird, noch der Kapitain C o r r a o von der Brigg Theresine, welcher im Edinb. New philosoph. Jourrt. NO. 22 p. 363 fu r den Entdecker ausgegeben wird, kann auf diese zufGllige Ehre Anspruch macheo, denn Letzterer sah die Rauchsaule erst am 10. Juli, und Ersterer sogar erst am 11. Juli, also drei Tage spy- tcr als der Schilfer T r e f i l e t ti.

Es ist demnach auch kein genugender Grond vor- bandeo, die Insel, wie geschchen ist, nach dem Kapifain C o r r a o zn benennen. Welchen Kamen man indefs un- ter den sechs, die vorgeschlagcn wurden, fur die Folgc beizubehalten habe, ist eine Rechtsfrage, deren Entschei- dung nic3t ohne Schwierigkeit seyn diirfte. Nerifo kaon die Insel wohl nicht fiiglich genaunt werdeu, wenn man es fur erwiesen anr~ebmen darf, dafs sic niclrt

Annat. d. Phvsik. Bd. 1OO.St. 1. J. 1831. SL 1. 7

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98 auf der Bank gleiches Namens entstanden ist *). Kapi- tain S e i i h o u s e , der am 2. oder 3. August die britti- sche Flagge auf der Insel aufpflanzte, nennt sie Graham Island ; Kapitain S w i 11 b II r n e dagegen, der VOII dern auf Malta stationirten Admiral H o t h a m zur Untersuchung derselben ausgesandt wurde, belegt sie mit dem Nnrnen: Iiotharn Island. Abgeseheii davon, ob die Englznder ein Recht hatten, eine offeubar in den Gedissern des Kijuigreichs beider Sicilien entstandene Iusel fur sich in Bescblag zu nehmen, haben diese Beneunungen offenbar das gegen sicb, dafs sic ininitten der wohlklingenden italig- liischen Nameu in der Nachbarschaft sehr frerndartig er- scheinen. Wi l l man deinnach nicht die Benenuong Julie, oder l s o h Giulia, welche Hr. P r 6 0 0 s t in Anspieluug auf den Monat der Geburt dieses InselcLens vorgeschla- gen hat, annebinen, so ist es wold am zweckrnsfsigsten, ich will nicht sagen am legitimsten, dem Beispiele der Sicilianer zu folgen, utld dasselbe, ilirem Konige F e r d i- n a u d 11. zu Ehren, Ferdinmda oder Isola Ferdinandca zu aenaen.

Ueberdiefs kann die Discussion uber die Benenniing dieser Insel gegeuwartig einigermaken uberfliissig erschei- nen ; denn, zufolge rnehrfaltiger Nachrichlen aus verschie- deuen Quellen, ist dieselbe am Ende Decembers (nach eiriigeu ain 29. dieses Monats) wicder verscbwundeo, wahrscheinlich indeni sie ein Raub der Wel len wurde, und an ihrer Stelle nach den Bericliteri Einiger cine TJn- tiefe zuruckgeblieben , nach hndereii dagegen eine Fon- taiiie entstandcn , die, unter Verbreiturig eines Schwefel- geruchs, eine 30 Palmen im Durchmesser haltende Was- serslule 15 bis 20 Palmen hoch aus dem Meere hervor- treibt.

Wie sehr die Insel, seitdem Prof. H o f f m a n n und

') I n der weiterhin njher erwshnten italianischen Ychrift heifst es hbrigenss, die Insel sey am 12. Juli, und z w a r uber der Bank Nerita entstandcn. Brwrisa dafhr wcrden nicbt angefiibrt.

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Hr. P r d v o s t sie besuchten, sich verznderte, ehe sie rijl- lig verschwand, gelit unter andcrn aus einem zu Endc Decembers in Neapel erschienenen Schriftcben hervor, \velchcs ich erst kiirzlich diirch die Giite des Hrn. Ober- Bergbauptmann G e r h a r d zur Ansicht bekam. Der Her- ailsgeber dicser den Titel: Descrizione dell' Isctla Per- ditiandea a2 mezzo -giorno della Sicilia fiihrenden Blat- ter , Hr. B e n e d e t t o M a r z o l l a , Impiegalo nel Real 0fl;ch Topogral;co, giebt darin au f rnelirereii lithoprn- phirten Tafeln einen Grundrifs und verschiedene Ausicb- ten von der Insel in den] Zustande, mie sie ein ain 21. October voii Neapcl aus init dein Dninpfschiff Franccsco I. eigends dahin abgegangener Engltinder angetroffeii bat. I)as ziir Erliiuteriing dieser Abbildungen dienende Vor- wort bewhreibt die Insel als eiiie sandige Ebene von etwa 3 Palmen (1 Palino =116 Par. Linien) Hohe iiber dem Rleer, und nngcfiibr 2000 Palnien im Utnfang, auf melcheln in der Mitte ein Hiigcl, von 500 Palnicii Langc und 200 Palmen Breite, sich bis etwa 180 Palinen er- hob. Dieser Berg bestand ebenfalls nur aris lostmi Sand und zerreiblicheri Schlacken, und von einem Kratrr, wie eigends bemerkt wird, war nicbt die geringqte Spur auf dernselben mehr anzutreffen. Dagegen befaiid sich 313

der Westseite dieses Bergcs, auf der Ebene, ein kleiner See, 160 Palmen im Umfange haltend, dessen Spiegel etwas iiber dem des Meeres stand. Die Tiefe dieses See's, den man wohl fur den ehemaligen Krater halten darf, betriig 15 bis 16 Palmen. Das W a s s r r in dern- selben, von schwefligem Gerucli und schai fem Geethmack, schien zu kochen (vermuthlich wegen entweichender Gas- blasen) und rauchte, wiewobl sonst nirgends auf der i n - sel nocb eWas von Rauch iind Dainpf zu erblickeii war; allein iiberall, wo inan eine Grube in dem Sande macbte, spurte man eine starke Hitze, wshrend ein leichter Dnmpf hervordrang. Auf der Ostseite der Insel, dein kleinen See gewissermafsen gegenuberliegend, in e tn ;L 20 Palineii

7 *

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100 Entfernung vom Strande 6chiea das Meer an einer SteIIe init einer iiligen Flussigkeit bedeckt; es war dort Iiim, melblnu gefirbt und vollkommen rnhig, wlhrend es uberall von Wel len gekrauselt wurde. Walirscheinlich hat die- ser O r t urspriinglich noch ziir Insel gehiirt, denn zwei Monat fruher, am 23. August, fand Hr. W r i g h t dcn Urnfang der Insel 1.1000 I'almen meesend, denselben also sieben Ma1 oder den Flachenraum 49 griirser als z w Zeit, da die eben erwahnte Beobachtung gernaclit wurde.

Fig. 6 Taf. I1 ist eine Kopie des von Hrn. M a r - zo l l a gelieferteri Grundrisses; A bezeichnet den See, B den Berg und c den genannten Fleck im Meere. W a s die gri)Cseren Punkte auf der Ebene der Insel bedeutco, wird im Originale nicht gesagt.

Am Schlusse des vorliergehenden Aufsatzes wurde angefiihrt, daCs die am 30. Juiii und 2. Juli in Palermo verspiirten ErschiitteruDgen deutlich die Riclitung von dern Deuen Vulcane her gehabt hltten, und dasselbe wmde S. 71 der gegeorviirtigen Ahliandlung bei den Erdstiifseu vow 28. Juni , 30 Juni uiid 2. Juli iu Sciacca betnerkt. I n Bezug Iiicrauf ist es nicht obne lnteresse durcli Kapi- tain S w i n b u r n e zu erfahreo, d a k , als er am 25. Juni mit seinem Scliiffe, neben der Brittania, auf welchem der Admiral P u 1 t e lly M a1 c o 1 rn aus Griechenlaud zu- ruckkehrte, uber dem O r t der nachherigen Iusel hinweg- segelte, am gh 30' Abends in beideu Schiffen mehrere ErdstbCse gefublt wurden.

Auch verdient wohl noch aus den Berichfen der eriglischen Kreuzer an Admiral Ho t h a m *) die Bemer- kung hervorgehoben zu werden, daCs es in Malta einc Tradition giebt, zufolge welcher an dem Orte der nun vvieder verschwundeneri Insel schon einmal zu Anfange des letzten Jahrhunderts ein Vulcan vorhanden war; und *) Joum. of the Roy. Geogr. SOC. T. I. p . 2%.

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101 fcrner, dafs einer der Ofticiere vom Linienschiff St. Vin- cent eioe alte Karte vom mittekindischen Meere, beraus- gegeben von G. F a d e n , besitzt, auf welcher, unler dern Nanleil Larmour’s Breakers, eine Sandbank in 4 Fa- thoms l’iefe angegeben ist, deren Lage in LBnge und I)&e bis auf einc cnglische Meile init der Lage dcr j”1lgstvergaogenen Insel ubereinslirnmt. - Oh diese Un- tiefe n i t der Bank Ncrita ideutisch sey oder nicht, wird indeis nicbt gesagt.

Ai ihaog . U e b e r e i u i g e k t a t e r f i i r m i g e IusaIn.

Bei dem Ereignirs, welclies uns bisher bescliiiftigte, Ijijttc1i wir zii bedaoern, dafs die Natiir sera& diejeuige Seite verhiillte, welcbe der Theorie fiirderlich gewcsen ware. Wir saheu m r einen Aschenkegel aus dein Meerc steigen, ohne etwas von dein Erhebuiigskrater zu erblik- ken, der so manche der Landvulcane umkranzt. Gewis- sermaken als Ersatz dafiir bringt uns eben jetzt das Jour- nal der geograpbischen Gesellsclialt in Lolidoil (1‘. I p. 58 und 62) zwei Beispiele solcher ringfiirmig gehobe- ner Felsmassen, die sich in so ausgezeichneter W e i s e den bereits bekanuteo Fallen der Art anschliefsen, dais deren Mittbeilung an dieser Stelle fast als Pflicht er- scheint. Das erste leroeii wrir durch Kapitaili S UI y t b, denselben, dem wir so genaue hydrographische hrbeiten iiber das mittell&dische Meer verdanken, in deu Cob- brefes an der Kiisle von Valencia kenneii; das zweite in der Deception-Insel, siidlich vom Cap Horn, durch Lieutellant K e n d a l , welcher den Kapilain F o r s t e r auf dcssen wissenschaftlicher Reise begleitete.

D i e C o t u m b r c t e s .

Saiilorin, Amsterdam und audere vulcaiiische Iuseln, welcbe kreisfiirmige Buchten einschliefsen, habeu, sagt

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102 Kapi!ain Smyth, indem sie zu der Theorie von deli Er- hebungskratern AnlaCs gabcn, in neuerer Zeit viele Auf- merksamkeit erregt. Es wird dahcr uicht ohne Interesse segn zu erfahren, d a t es eioe iihnliche Insel fast iu uu- serer Naclrbarschaft giebt, die den Geologeo bisher uo- frekaiint blieb. Ettra 35 eogl. Meilen ostwzrts der K d k - steinkette, welche die aufgeschweinmten Ebenen von Ya- lencia und Tortosa treniit, und in einer Liriie mit dcn nijrdlichen Spitzen von Majorco liegt eine Gruppc schroE- fer Felseo, welche zuweilen, und unter andern von d’tt n- v i l l e , Monie Colibre genanut wordcu , dco Schiffern des mittellandischen Mceres aber meistens unter deln Narnen der Colurnbreres bckannt ist. Eine Aufnahme von ihneu ist nicht vorliaoden, und daher habeu die Geo- graphen bisher nur eioe unvollstiiudige KeiiiitniCs von ihrer Lage und geogoostischen Bcschaffeiiheit gehabt. T o f i ii 0 , was die spanischen Kusten betrifft , eine der besten Auloritaten , sagt, die kleinen Inseln und Felseu sollen sich auf vierzehii bthlaufen; allein daraus, so wie aus der falschen Lage und Forin, die e r ihnen beilcgt, geht bervor, dafs er persijnlich sie uicht besuchte. Der fleiGige C o r o n e l I i fertigt sie in seinem Isolario so ab: - Tra la Mvorica, e le foci de l jurnc Ebro, si oede la Marnrneo-libra, si piccola e povcra, che non haoendo COS’ alcuiiu di considerabile, R O ~ rneriia aliru descrii- iioni. r i

Diese Felsen erregten zucrst meine Aufinerksamkeit, als ich, fahrt der Verfasser fort , bei der Voriiberfahrt, eine Schebeke in dein Hafen vor hoker liegcn sah, und ich bewunderte dauinls die inalerischeri Gestalteu der zer- risseneu Massen , welche die Ueberreste eiuer gri)fseren Iusel zu seyn schiencn. Bei einem zweiteu Besuch ward ich jcdoch durcL die Eigeuthumlichkeit der FeIsen so iiber- rascht, dak ich sie init Interesse naher untersuchte, iind, wiewohl das Renainen solcher Punlite als uoziilijssig er- scheiuen mag, nicht uuibin konnte, deu hijchslcu. Berg

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103 mit dem Namen flonfe Colibre zu belegen, und die fib& gen Felsen nach mebreren um die Geographic verdienten spanisciien Officieren zu benennen.

D e r betrachtlichste der Columbretes-Felsen verdient, wegen seiner verhlltnifsmafsigen Grdfse, woh] den Na- men einer Insel. Ein Blick auf die Karte (Taf. III Fig. 2.) wird sogleicb ihren vulcanischen Ursprung verrathen, und die Uebcrzeuguug geben, dafs ihr Hofen, der jetzt bei Westwinden einen ziemlich sicheren Ankerplatz gewahrt, nichts weiter ist als die Mundung cines alteu Kraters. Hier fanden Kaper und die Korsaren der Berberei von jeher einen Schlupfwinkel, von dem sie, wegen der wei- ten Aussicht auf der Spitze der Insel, ihre Beute oft sebr unvermuthet iiberfalleii koiinten. Am Eingang ist dcr Hafen etwas iiber eiue eoglisctre Meile breit, und da er ein gerauiniges Becken bildet, aucb in 5 bis 12 Faden Tiefe einen leidlichen Grund darbietet, so kann er nilthi- genfalls mehrere Schiffe aufnehmeo, und vor Winden, mit Ausnahme derer aus NO., 0. und SO., ziemlich gut schfitzen. Beobachtungen auf dcm Monte Colibre gcben fur diese Station die Breite 39O 53’ 58” N., die Lenge 00 44’ 27” 0. v. Greenw., uud die magnetische Abwei- chung (i. J. 1823) 17’ 41’ w.

Durch den glockenfiirinig riinden Monte Colibre im Norden uod eiiien andern Hiigel im Siiden erhalt die In- sel, da ihr Boden V O D beiden Spitzen uach der Mitte hin abfallt, eine sattelffirmige Gestalt. Beide Hagel sind mit dicbtem Gestrguch Bberwachsen; alles Uebrige zeigt aber nrir nackte Lava, Obsidiane und Schlacken, in sol- cher Frische, wie wenn das Feuer, dem sie ihren Urprimg verdanken, erst kunlich erloschen ware. Am sudlichen Horne des. Port Tofiiio liegen zwei hohe kegelfirrmige Fel- sell von glasigem Trachyt, auf wclche der Kapit. S k y t h C o r o ne l l i ’ s P,enenoung: Marnineo-libre iibertrlgt. Sie scheinen cine Fortsetzung des Rraferraiids zu seyn, des- sen Ostseite offenbar zerstiirt worden ist, sey es durcli

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104 ErschUtterungen oder durch die Gewalt der Wellen, de- ren Wirkung sich iiberall ad's deutlichste nachweisen Iiifst, und der Kiiste durch die vielen Unterwaschungen und Aushbhlungen, im Gegensatz zu den parallelen Schich- ten mannigfach gefarbter porphyrischer Geschiebe in grir- fserer Hohe, ein sehr rnalerisches Ansehen verliehen hat.

Etwa eine englische Meile westlich vom Monte CO- libre liegt eine Gruppe rauher Fclsen, unter denen MU- fnspina der grofste ist. Dieser hat eine im Ganzen sat- telfiirmige Gestalt, und, wie sein Nachbar Bauza, nach Aufsen hin einen sanften, nach Innen aber einen schrof- fen Abhang, SO dafs es das Ansehen bekommt, als bil- dcten beide den zcrrissenen Krater eines alteo Vulcans, vielleiclit eines Parasiten von dern gro teo .

Drei eiigl. Seemeilen vom Monte Colibre, in S. 1 6 O W. desselben, liegt ferncr Galimo, ein sehr durchlijcherter Fels, eioem Schiff mit vollen Segeln ahnlich; und meh- rere andere Klippen und Riffe, gegen welche die See sich beftig bricht, erstrecken sich noch eine halbe engl. Meile fiistlicher. In dcr Mitte zwischen Guh'ano und Mu- Zuspina liegt endlich, auke r mehreren kleinen Klippen, Ferrer, ein merkwiirdiger Fcls aus Klingstein von keil. fiirmiger Gestalt *). Im Ganzen zerfallen demnach die CoZurnbreies in vier durch tiefes Fahrwasser gescliiedene Gruppen. Alle diese Felsen bestehen ubrigeus, nach Kapt. S m y t h , ails gleichem Material; unter den Bruch- stucken, die e r sammelte, befand sich eine compacte Lava, die zuweilen durch weifse calcinirte Substauzen gefleckt war, zuweilen aber auch Krystalle enthielt, theils schwarze nadelffirmige ( Augit oder Hornblende?), theils kleine gclbe von starkcni Glanz (Olivin?). In einer stark von Eisen gefirbten und durch ihre Porositat dem groben Bimstein Bhnlichen Schlacke, befanden sich, aufser

') Die beiden letzten Felsgruppen sind auf dern K h c h e n , Fig. 2 Taf. 111, fortgelassen, weil sic dasselbe f i r unseren Zweck un- nijthigerweise vergrcfsert haben wiirden.

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vielen Massen von dichtem Scharl, auch Hypersthen und Perls tein.

Das grafste dieser Inselclien ist indefs noch in an- derer als geognostischer Hinsicht merkwiirdig, nzmlich durch die Masse von Schlangen, die es beherbergt. Nichts versetztc den Kapit. S m y t h ic ein grBfseres Erstatinen, als die ungeheure hnzabl dieser Thiere; sie war, wie er bemerkt, SO grois, dafs wirklich die Seeleute mit ihrcn Instrumenten nicht aus der Steile kommeu konntcn. Diese Schlangen malsen 4 bis 5 Fufs, und waren auf bellgel- bem Grunde durch dunkele Linien irn Zickzack gestreift.

Bekanntlich hiefs cine iberische Insel, megen ihres Reichtbums an Schlangen, bei den Griechen Ophiusa, und bei den Rilmern Colubruria. Welche Insel iiidels dabi t gemeint gewesen scy, ist mehr vermuthet, als ge- nau ermittelt worden. Lange war man gewohnt, jenen Namen auf Fomentera zu beziehen; allein man braucht diese Insel nur einmal besucht, ihren Ackerbau uud ihre Magazine gesehcn zu habeu, urn gleich iiberzeugt zu wer- den, dafs sie ihre Beoennung der Vortrefflichkeit ihrer Kornerndten verdankt.

Es ist etwas GewBhnliches, die Bewohner von For- mentera sich damit briisten zu hiiren, dafs auf ihrer In- sel kein giftiges Reptil leben kbune; ob wegen der Hau- figkeit des Semper virens, einer von den Schlangenwur- zeln der Alten, oder weil, wie P l i n i u s von Ebusus er- znhlt, der Boden die Fahigkeit babe, Schlongen zu t6d- ten, m u h dahin gestellt bleiben; so vie1 geht aber aus Allem diesen bervor, dafs keine dieser Inseln den E a - inen Ophiusa oder Colubruria mit gr8fserem Rechte tragen wurde, als die erwlbntc aus der Columbretes- Gruppe *).

*) Diese Ansicht ist indefs keinesweges neu; man Gndet sic be- rcits ausgesprnchcn in : U k ert’s Geogruphie der Criechen und niimer, und daraus entlehnt in B i s c h o f f und 316l ler’s Yer- gleirhendem Wiirterbuch der d e n , mitileren und neueren Geo- gruplrie (Gotha 1829). P.

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106 D e c e p t i o n - I ~ l a n d .

Sie gehbrt zu den New-Shetland-Inselo, einer Gruppi, die v o r wenigen Jabren von dem Kapit. S m i t h entdeckt, oder, wie Hr. B a r r o w in eioem Vorwort zu dem Be- richt des Lieut. K e i i d a 1 bemerkt, richtiger nur wieder aufgefunden w i d e . D i r c k Cr h e r i t z , Befehlshaber ei- ner der funf Scbiffe, die 1598 von Rotterdam aus zur Aufsuchung einer Westpassage nach Indien abgesandt wurden, hatte nlmlich das UngIuck beim Cap Horn von seinen Begleitern getrennt, und durch stiirmisches Wet- ter bis in eine Breite von 64' verschlagen zu werden. Hier entdeckte er ein der Kiiste von Norwegen ahnli- ches Land mit holien schneebedecktcn Bergen, welclies ohne Zweifel nichts anderes als die New-Shettland-Grnppe war. Diese Inseln, f ihr t Hr. B. fort, scheint einc Fort- setzung der Andeskette und des Archipels von Tierra del Fuego zu seyn, deun sie sind genau von derselben Form wie die Iuseln im Letzteren, uiid ihre Schichten in gleicher W e i s e wie dort geneigt. Insbesondere ist die bier beschriebene Insel ganz vulcanisch, und ihr kreis- formiger Krater hat die auffallendste Achnlichkeit mit dern auf der Insel Amsterdam. Beider Gestalt ist den Lagu- neo, welclie man in neun Zehntel aller Koralleninseln der Siidsee antrifft , so ahiilich , dafs ich, sagt Hr. B a r - r o w , schon vor mehreren Jahrcn auf den Gedaiiken gekommen bin (mit dem man iibrigens in Deutschlaiid schon langst vertraiit gewesen ist, wie noch aus diesen Aiiuden, Bd. IX S. 135, hervorgebt), die Schiipfuiigen dieser kleinen Meeresbewohner seyen meistens auf den Rtindern submariner Kratere erbaut.

'Deception-Island, von dem man auf Taf. 111 Fig. 3 einen Grundrifs findet, ulitcr 62O 55' S. Br. und 60° 29' L. W. von Greenwich gelegen, ist, nach dem Lieutoant K e n d a l , im Ansehen von den ubrigcn Glicdern der Gruppe ganz verscbieden, auch nicbt wie sie init Schnee bcdeckt. An der Sudost-Seite hat die Insel eine Oeff-

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107 nun6 von etwa 600 Furs Weite, durch welche man zu eiuem inneren See gelailgt, der, rundlicb, etwa fiinf englische Meileii im Durchmesser halt. Da die Insel im Ganzen ctwa acht englische Meilen im Durchmesser micst, so hat sie also eine dcutlich ringffirmigc Gestalt. D e r grfifste Theil der Insel bestclit aus abwcchseluden Lagen von hsche uud Eis, wie weun der im IVinter gefallene Schuee mehrerc Jahre hinter einauder iin Soiiimer durch ausgeworfene Asche bedeckt worden wsre. Jetzt be- schraukt sich indefs die vulcanische Thlitigkeit darauf, dafs aus etwa 150 Liichern bes thdig Dauipf mit liutern Zischen entweicht. Die Tiefe des inneren See’s betriigt 97 Fathoms, und sein Grund besteht aus vulcanischer Asche (Zinder, cinders). Der Strand ist vou gleichcin Material, und reich an heifsen Quellen, welchc das un- gewiihnliche Schaiispiel darbiefen, dars man Wasser von 140° F. unmitteibar aus dem iiiit Schnee bedeckten Bo- den hervorspringen und in die See , dereri Temperafur kaum den Frostpunkt ubersteigt, fliersen sieht. Line die- 6er Quellen setzt Alaun ab , und die Leeseite der Edse- ren Kuste ist mit ungcheureu Quantitaten von Binistcin iiberslet. Die Hugel, deren Hahc etwa his zu 1800 F. ansteigt, bcstehen hauptsachlich aus Tuff, Schlacken und einer gewissen ziegelrothen Masse; an einigen Stellen ist jedocb Obsidian uiid liarte colnpacte Lava anzutreffen. Die t\bhange am Eiogang steigen senkrecht 800 Furs in die Ilijhe, und scheinen aus dterem Gestein als die iibri- geu Eiiigel zu bestehen.

Uie Insel ist iibrigens nur von Pinguinen in unziihl- barer Menge bewobut. Scbiffstriimmcr und ein Grabbii- gcl, der in eiiieiii balbverinoderteu Sarg eineo noch ganz wohl erhaltenen Leichnam eiuschlors, bezeugten indefs, d d s sie SCIAWI fruher einmal voii Seefahrern, vielleicht ebeii von jencu Holl&idero, mufste besucht worden seyn. Ebe die Espedition, zu der Hr. K e n d a l gehiirte, die Iusel verlieb, wurde an eiueiii bezeichueten Qrt ein Re-

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PO8 gisterthermomekr eingegrabeo , damit Reisende, die etwa kiinftig hieher kommen sollten, das Extrem der Aicsigen Winterkllte daran ablesen m6chten.

Die beiden so eben beschriebenen kraterfiirmigen Inseln siod von so ausgezeichneter Gestalt, dafs sic fur sich schon als Muster solclier Bildungen aufgestellt wer- den ksnnen; dennoch ist cs wohl nicht ohne Ioteresse zu sehen, wie vollkommen sie zmei der bekanntesten Fslle insularischer Erhebongskratere naihahinen. Dicses Zweckes willen ist in Fig. 5 Taf 111 eine hnsicht des Kraters der Insel ,Qmsterdaan, und in Fig. 4 die merk- wiirdigste aller Inseln dieser Art, das .bekannte Santorin, im Grundrifs abg'ebildet. Das Original zu der crsten Zeicbnuug findet sich in einelu Reisewerke , betitelt: Observations and Remarks made during a voyage to the iscilands of Tenerqfe, Amsterdam etc. and from thence to Canton; by Lieuln. G. M o r t i m e r; London 1391. Die Lage der Insel Amsterdam oder St. Pauls, wie Einige sie nenneo, ist dario zu 3S0 43' S . Br. und 78O 13' L. 0. von Greenw. aogegeben. Ueber die geogno- stische Beschaffenheit der InseI nird in diesem Werk, das uberhaupt in nalur~issenscliaftlicher Hinsicht sonst wenig Belehrendes darbietet, nichts iriitgetheilt , soudern nur beuierkt, daL der Krater, welcher itn J. 1697, als der Holllnder V la m i n g ihu besuchte, noch geschlossen war, jetzt (1739) durcli eiiien eugen Kaiial mit dem Mecre in Verbindung stehe. Er liegt iibrigens an dcr Ostseite der Insel. Die Zcichnung von Santorin ist cine Skizze von der in dem prGclitigen htlas des Hro. L. v o n B u c h , und die Erlliuterung derselben findet man iri Des- sen lehrreicher Abhnndlung iiber die Verbreitung der Vul- cane, ioi Bd. X (86) S. 172 dieser Annalen. Der ge- naontc Atlas gewelirt iibrigens aukerdetn noch durch eine Abbildung von dem Barren - Island den interessanten-An-

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bIick eines thstigcn Vulcans mitten in dem fast eben so hohen Rand eines Erhebungskraters, der nach Seite. des Meeres bin gedffnet ist. P.

IV. Ueher die Zusammensetzung des Phosphor- wasserstoJgases und iiber die &bindungen. desselben mit andereiz Kiirpern;

von He inr i ch Hose.

D i e Untersucbungen, welche ich vor mehreren Jabren iiber die Zusammensetzung des Pliosphorwassersroff~ases ans~eIIte *), stchen im Widerspruche mit denen, welclie gleicbzeilig mit mir Hr. D u m a s in Paris **),\und spiiler Hr. B u f f in Gielsen ***) daruber bckannt machte. Die Achtung, welcbe icb vor diesen Chemikern bege, machte es mir zur Pflicht, meine Untersucbungcn noch nicht fur beendet anzusehen. Ich babe dalier nciie Versucbe iiber diesen Gegenstand angestellt, und zugleich aucli dic jener Chemiker wiederholt, urn die Ursachen des Widerspru- ches so vie1 wie m6glich aufzukliiren.

Meine fruheren Untersuchuugen, so wic die der HH. D u m a s und Buff, erstrcckten sicb sowohl auf das sich an der Lrift von selbst entzlindende Phosphorwasserstoff- gas, als auch auf das, welches durch Erbitzung der was- serhaltigen phosphoricbteu Saure erhalten wird.

S e l b s t e n t zii n d I ic h e s P h o s p h o r w a s s e rs t o f f ga s.

Es ist nicht mdglicb, dieses Gas ganz rein zii crhal- ten; immer ist es mit grillseren odcr geringcren Mengen

') Diese haoalen, Bd. VI. S. 199. *') Annufrs de Chimie et de Physique, T. XXXIp. 113. *") Dicsc Anndcn , Bd. XVI. S. 363.