Über den weiteren Ausbau der Krüppelfürsorge in Posen

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XXVIII. giber den weiteren Ausbau der Krtippelftirsorge in Posen. Von Dr. Mareus~ Spezialarzt ffir Orthopi~die. Auf dem Gebiete der Krfippelfiirsorge wird iiberall, wie man ans der einschli~gigen Literatur ersieht, recht fleissig gearbeitet, f3berall ist man eifrigst bestrebt, das Kriippelelend naeh Kr~tften zu lindern und es bedeutet sieherlich aueh eine Farderung dieser Bestrebungen, wenn (lie auf diesem Oebiete Arbeitenden ihre Erfahrungen durch Wort und Schrift mSglichst weiten Kreisen bekannt geben. In meinem im vorigen Jahre verSffentliehten Bericht fiber den Stand der Kriippelftirsorge in Posen habe ieh als besonders wiehtig die Kontrolle hervor- gehoben, unter die wir die Kriippelkinder gestellt haben. Wit haben uns seinerzeit viel yon derselben versproehen und wir haben uns darin aueh nieht getSmseht. Naturgem~ss ging mit dem weiteren Ausbau der Kriippelfiirsorge iiber- haupt aueh eine bessere und umfassendere Organisation der Kontrolle Hand in Hand.- Und es diirfte fiir all die Kreise, die direkt oder indirekt mit der Kriippelfiirsorge zu tun haben, nieht uninteressant sein, einen kurzen 1Jber- bliek fiber die yon uns getroffenen Massregeln, soweit die Kontrolle in Frage kommt, zu bekommen. Ieh werde mir deshalb erlauben, im folgenden kurz die Kontrolle, wie sie zurzeit bei uns geiibt wird, zu besehreiben, und ieh will dann noch im Ansehluss daran iiber einige, uns wS~hrend der letzten Unter- suchungen aufgefallene Erseheinungen beriehten, die wir wohl mit Ilecht als Erfolge der Krfippelfiirsorge ansehen kSnnen. Die Kontrolle, wie sie sieh allm~thlieh bei uns entwiekelt hat und jetzt gehandhabt wird, ist eine dreifaehe: Erstens iibt die Kriippelkommission eine Kontrolle aus. 13ber Einriehtung, Zusammensetzung und Funktion der Kommission babe ieh in der vorher erw~thnten Arbeit eingehend berichtet. Sie hat die Aufgabe, s~imtliehe Kriippelktinder in angemessenen Zwisehen- diumen einer Untersuehung zu unterziehen, sieh yon den Resultaten der bei den friiheren Untersuehungen vorgesehlagenen und inzwisehen ausgefiihrten Massnahmen zu iiberzeugen und weitere Anordnungen zu treffen. Selbstver-

Transcript of Über den weiteren Ausbau der Krüppelfürsorge in Posen

XXVIII.

giber den weiteren Ausbau der Krtippelftirsorge in Posen.

Von

Dr. Mareus~ Spezialarzt ffir Orthopi~die.

Auf dem Gebiete der Krfippelfiirsorge wird iiberall, wie man ans der einschli~gigen Literatur ersieht, recht fleissig gearbeitet, f3berall ist man eifrigst bestrebt, das Kriippelelend naeh Kr~tften zu lindern und es bedeutet sieherlich aueh eine Farderung dieser Bestrebungen, wenn (lie auf diesem Oebiete Arbeitenden ihre Erfahrungen durch Wort und Schrift mSglichst weiten Kreisen bekannt geben.

In meinem im vorigen Jahre verSffentliehten Bericht fiber den Stand der Kriippelftirsorge in Posen habe ieh als besonders wiehtig die Kontrolle hervor- gehoben, unter die wir die Kriippelkinder gestellt haben.

Wit haben uns seinerzeit viel yon derselben versproehen und wir haben uns darin aueh nieht getSmseht.

Naturgem~ss ging mit dem weiteren Ausbau der Kriippelfiirsorge iiber- haupt aueh eine bessere und umfassendere Organisation der Kontrolle Hand in Hand.- Und es diirfte fiir all die Kreise, die direkt oder indirekt mit der Kriippelfiirsorge zu tun haben, nieht uninteressant sein, einen kurzen 1Jber- bliek fiber die yon uns getroffenen Massregeln, soweit die Kontrolle in Frage kommt, zu bekommen. Ieh werde mir deshalb erlauben, im folgenden kurz die Kontrolle, wie sie zurzeit bei uns geiibt wird, zu besehreiben, und ieh will dann noch im Ansehluss daran iiber einige, uns wS~hrend der letzten Unter- suchungen aufgefallene Erseheinungen beriehten, die wir wohl mit Ilecht als Erfolge der Krfippelfiirsorge ansehen kSnnen.

Die Kontrolle, wie sie sieh allm~thlieh bei uns entwiekelt hat und jetzt gehandhabt wird, ist eine dreifaehe: Erstens iibt die Kriippelkommission eine Kontrolle aus. 13ber Einriehtung, Zusammensetzung und Funktion der Kommission babe ieh in der vorher erw~thnten Arbeit eingehend berichtet. Sie hat die Aufgabe, s~imtliehe Kriippelktinder in angemessenen Zwisehen- diumen einer Untersuehung zu unterziehen, sieh yon den Resultaten der bei den friiheren Untersuehungen vorgesehlagenen und inzwisehen ausgefiihrten Massnahmen zu iiberzeugen und weitere Anordnungen zu treffen. Selbstver-

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stSndlich geht nebenher stiindig die Untersuchung neuer, der Fiirsorge zuge- fiihrter Kinder. Die T~tigkeit der Kriippelkommission ist also im wesent- lichen unver~ndert geblieben.

Als zweites Organ der Kriippelkontrolle kommen die Schwestern in Be- traeht. Diese Kontrolleinrichtung ist wesentlich ausgebaut und erweitert worden. Dementsprechend ist die T~tigkeit in diesem Zweig tier Kontrolle eine viol in- und extensivere geworden. Anfangs waren drei Gemeinde- schwestern im Nebenamt mit tier Wahrnehmung tier Beanfsiehtigung der Kriippelkinder betraut. Es stellte sich bald heraus, dass die Zahl der Pflegerinnen nicht ausreichte und class die 0berwachung auf diese Weise nicht goring leistete, besonders nieht das, was wir yon ihr erwarteten und hofften. Da der Gedanke der Kontrolle aber an sich ein durchaus guter war, so konnte es nicht zweifelhaft sein, dass nnsere anfi~nglich geringen Erfolge nicht sowohl in der Einrichtung als solcher begriindet waren, sondern ~ielmehr verursacht wurden durch die nicht geniigende Zahl tier HilfskrSfte, die den lJberwachungsdienst zu versehen hatten.

Die Zahl tier in Posen angestellten Gemeindeschwestern war eben zu goring, als dass diese die Kontrolle mit der unbedingt erforderlichen Seh~rfe h~tten ausfiihren kSnnen. Auch bot die Heranziehung weiterer ehrenamtlicher Organe, yon der ich in meiner vorigen Arbeit fiber Kriippelfiirsorge gesprochen habe, nicht die genfigende Gew~hr einer ausreichenden Kontrolle. Deshalb hat der Vorsitzende der Kriippelfiirsorge in Posen, Herr Stadtrat L e m m el, auch hier in dankenswerter Weise eingegriffen und aueh diesen Zweig der Kriippelfiirsorge in vollkommen neuer und, soweit unsere Erfahrungen bis jetzt gehen, ausreichender Weise organisiert.

Schon aus vorstehend geschilderten Mi~ngeln ergaben sich einige Haupt- gesichtspunkte, die fiir die Neuorganisation der Kontrolle zu beachten waren.

Im ganzen waren fiir die Neuorganisation nun folgende Punkte mass- gebend.

Der Zahl der in tier Kriippelfiirsorge stehenden Kinder musste durch eine entsprechende Anzahl yon Pflegerinnen Rechnung getragen werden.

Die spezielle Art der Kriippelffirsorge war zu beriicksichtigen. Der Kostenpunkt war nicht zu vernachliissigen, da die Kriippelfiirsorge hier eine rein stiidtische Einrichtung ist und private Mittel ihr nicht zur Verfiigung stehen.:

Diesen drei Gesichtspunkten gerecht zu werden, erschien zuniiehst nicht ganz einfach.

Die Aufgabe ist aber schliesslieh, und wie ich glaube, in ganz vorziig- licher Weise dadurch gelSst worden, dass unser Vorsitzender die Kontrolle tier Kriippelkinder an eine schon bestehende Organisation angliederte, indem er sie den Kinderpflegerinnen fibertrug.

In der Kinder- und Si~uglingspilege sind zurzeit sechs Sehwestern yon der Stadt angestellt, so dass jede Schwester - - es stehen augenblicklich zirka 250 Kinder in der Kriippelfiirsorge- etwa 40 Pfleglinge bekommt, w~hrend friiher die doppelte Anzahl auf eine Schwester entfiel.

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Sodann waren die Kinderpflegerinnen nicht vor eine ganz neue Aufgabe gestellt, mit der sie sieh erst vertraut maehen mussten. Die Kriippelfiirsorge hat es ja fast durehgehend nur mit Kindern zu tun und ist eigentlieh nut als ein besonderer Zweig der Kinder- und Situglingsfiirsorge anzusehen. Aueh ist eine grosse Anzahl der in unserer Ffirsorge stehenden Kinder den Kinder- pflegerinnen aus der SS~uglingsfiirsorge her persSnlieh bekannt und spielt sehon heute das uns aus tier SSuglingsfiirsorge iiberwiesene Material - - die an Rachitis leidenden Kinder fiir unsere Fiirsorge eine grosse Rolle, so wird das sp~ter -- wie wir zuversiehtlieh hoffen - - noeh welt mehr der Fall sein, denn unsere Erfolge werden desto grSsser sein, je friiher unsere Fiirsorge einsetzen kann.

Endlich konnte diese Einriehtung ohne grosse Kosten getroffen werden, denn die vermehrte Arbeit erforderte nur die Anstellung yon zwei weiteren Kinderpflegerinnen und sic wird welter ohne erhebliehe Mehrbelastung der Stadt durehzufiihren sein, da wir in Zukunft nicht mit einer Zunahme, sondern eher mit einer Abnahme des Kriippelmaterials zu reehnen haben werden.

Zum Zweeke dieser Kontrolle ist die ganze Stadt in einzelne Bezirke eingeteilt. Jeder Bezirk unterstel~t einer Sehwester, die je naeh Bedarf sSmt- lithe Kriippelkinder bzw. die Familien derselben in l~ngeren oder kiirzeren Zwisehenr~iumen besucht, streng darauf sieht, dass alle getroffenen Anord- nungen ausgefiihrt werden, ratend und helfend eingreift, soweit ihre l{r:Mte reiehen und ihr Mittel zur Verfiigung stehen, das Kind dem Arzte zufiihrt, sobald ihr das notwendig erseheint - - Versehlimmerung des Zustandes, defekter Apparat usw. - - und endlieh dem Vorsitzenden entspreehende Mit- teilung maeht, sobald sie sieht, dass die Anordnungen der Kommission in mangelhafter Weise oder gar nieht ausgefiihrt werden. Der Vorsitzende seiner- seits verfiigt dann das Weitere.

Die Sehwestern, wit haben deren jetzt sechs, haben also ihre ganz genauen Anweisungen. Sie sind verpfliehtet, ihre Beobaehtungen sehriftlich niederzulegen und den Akten, die fiber jedes Kriippelkind gefiihrt werden, beizugeben und vor allen I)ingen, sobald sie sehen, dass etwas nieht ord- nungsgemS~ss vorgeht und sie aus eigenen Kr~ften nieht hbhitfe sehaffen k5nnen, sofort dem Vorsitzenden bzw. dem Arzte die n5tigen Meldungen zu maehen. Die jetzige Einriehtung bew~ihrt sich sehr gut. Klagen derart, wie ieh sie in meiner ersten Arbeit tiber I(riippelfiirsorge in Posen habe vor- bringen miissen, dass die Kinder nieht regelm~ssig oder gar nieht zur Behand- lung kommen, dass die verordneten Appparate gar nieht oder ungeniigend ge- braucht werden, class die Kinder nieht zur Untersuehung kommen, sind heute im allgemeinen nieht mehr zu fiihren, wenn auch natiirlieh immer wieder F~ille zu verzeiehnen sind, bei denen gegen mangelnden Willen und fehlendes Verst~indnis angekS, mpft werden muss.

Mit diesen beiden [?berwachungseinriehtungen, so gute Dienste sie uns aueh leisteten, kamen wir abet noeh nieht vollstSmdig aus. Wir sahen bald ein, dass wir ausser der 1Jberwachung dureh die Sehwestern noeh eine

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bessere 5~rztliche ~)berwachung nStig hatten, dass die Kommission als 5rzt- liehes Uberwachungsorgan ihre Aufgabe nieht ganz 16sen konnte.

Wir haben deshalb noeh eine dritte Kontrolleinrichtung in der Weise getroffen, dass wir einen speziell i~rztliehen Uberwaehungsdienst eingerichtet haben. Die Notwendigkeit dieser Einrichtung mSchte ich etwas nS~her be- griinden. Der Krappelkommission werden die Kinder zur Naehuntersuchung, je naeh Lage des Falles, in Zwischenr~umen yon 3, 6 und 9 Monaten zuge- fiihrt. Solche Untersuehungen in kfirzeren ZwischenrSumen zu veranstMten, ware zweeklos. Die Kommission soll naturgemSss nur einen Gesamteindruck be- kommen und kann sieh auf eigene spezialistische Untersuehung sS~mtlicher Kinder nicht einlassen. Das ist vielmehr Sache der "~_rzte, denen die Kinder zur Behandlung iiberwiesen werden. In karzeren ZwischenrSumen als den oben angefahrten, kann auch yon einer wesentlichen Anderung des Gesamt- zustandes bei der Natur der Kriippelhaftigkeit nieht die Rede sein, w~thrend anderseits eine genaue Detailuntersnchung oft genug zeigt, dass schon nach verhSltnismS~ssig kurzer Zeit sehr iible Ver~inderungen eingetreten sein k6nnen. Ausserdem wS~re es auch gar nieht mSglieh, bei der grossen Zahl yon Kriippel- kindern noeh hS~ufigere Revisionssitzungen abzuhalten.

Es kann aber aueh gar nieht Saehe der Kriippelkommission sein, sieh mit der Detailarbeit zu befassen. Wiirde man das doch von ihr verlangen, ob- wohl es aueh naeh meiner Ansicht rein teehniseh sehon nieht ausfahrbar wS~re, so warde man nicht nut die Gesamtorganisation damit sch~idigen dadurch, class man die Zeit der Kommission mit weniger wiehtigen Dingen aufh~lt und wiehtigere Saehen dann zu kurz kommen warden, sondern man w i i r d e - und das ersehiene mir als das gefS~hrliehste - - das Interesse der einzelnen Kommissionsmitglieder abstumpfen.

Unserer Kommission gehSren bekanntlich an, ausser dern Vorsitzenden, ein Chirurg, ein Orthopgde, ein Nervenarzt und ein Kinderarzt. Selbstver- st~ndlieh interessiert sieh jeder Spezialarzt in erster Reihe far FS~lle, die in sein Spezialgebiet gehSren, wenn sie aueh bei den Sitzungen zur Beurteilung des Gesamtzustandes sieh zusammenfinden. Und es ist daher auch ohne weiteres verst~ndlich, dass der Chirurg das Kind, das ibm zur Operation nach dem Stadtkrankenhause iiberwiesen wird, weiter im Augebeh~tlt, dass der Nervenarzt sich Kinder mit sehwereren nervSsen StSrungen 5fter einmal in seine Sprech- stunde kommen l~sst und so fort.

Diese seitens der behandelnden Arzte ausgefahrte Kontrolle w~tre ja nun geniigend und stellt ja aueh gewissermassen die gewiinsehte ~trztliche D~ber - waehung dar. Sie ist aueh geniigend bei allen Kindern, so lange sie in Be- handlung stehen und bei diesen wiirden sieh weitere Massnahmen eriibrigen. Nun bleiben aber die Kinder doeh nieht st~ndig in Behandlung. Das Stadt- krankenhaus entl~isst die Kinder, sobald die Operationswunden geheilt sind; aus meiner Anstalt werden sie entlassen~ sobald sie ein Korsett oder sonst einen Apparat bekommen haben und sieh genagend an den Apparat gewShnt haben.

Wenn nun auch diese Kinder selbstverst~indlich in der Farsorge bleiben und nach wie vor der Kontrolle durch die Kommission und darch die Schwestern

[]ber den wei~eren husbau der Krtippelftirsorge in Posen. 561

nnterliegen, so zeigt es sich doch, dass gerade in diesen Fgllen diese beiden Kontrolleinriehtungen noeh nicht geniigen.

Wir haben in unseren Sitzungen beispielshalber die Beobaehtung gemaeht, dass Kinder, bei denen eine orthopgdische Operation mit vollem Erfolge aus- gefiihrt war, mit starken Deformitgten sieh wieder vorstellten. Diese waren "offenbar dadureh eingetreten, dass nach abgesehlossener ehirurgiseher Behand- lung auf eine weitere hgusliche, wenn aueh noeh so einfache, Naehbehandlung yon seiten der AngehSrigen der Kinder nicht die geniigende Sorgfalt ver- wendet wurde.

Wit haben welter Kinder zu sehen bekommen, die ans der orthopgdischen Anstalt mit gut passenden Apparaten entlassen worden waren, deren Apparate dann abet, dureh unzweekmgssiges Umgehen in relativ kurzer Zeit unbrauehbar geworden waren.

Nun war es ja selbst bei unserer bisherigen Kontrolle sehon ausgesehlossen, dass wir 1)berrasehungen ~ihnlieh den friiheren erlebt hgtten, denn wir sahen ja die Kinder, wenn nStig, sehon naeh 3 Monaten wieder. Yon so kolossalen Versehlimmerungen wie t'riiher konnte also nieht mehr die Rede sein. Nieht zu verhindern waren aber dureh die bisherige Kontrolle Verschlimmerungen geringeren Grades. War das sehon bei ehirurgisehen FS~llen 5fters der Fall, so waren wir dieser Gefahr noch viel mehr ausgesetzt bei der Mehrzahl der anderen Fglle. Diese Mehrzahl yon Fgllen besteht bei uns im wesentliehen aus Deformitgten der WirbelsSule. Wenn irgend eine Affektion, so bedarf eine solehe einer st~ndigen regelmS~ssigen []berwaehung und zwar nieht nur einer l'Sberwaehung dureh Laien, sondern dutch Arzte. Es ist das gentigend bekannt und es wird ja dieser Grundsatz auch in der Privatpraxis strikte durchgefiihrt.

In unserer Fiirsorge war das nun im Anfang nieht der Fall. Wir be- kamen da h~iufig genug Kinder zu sehen, die wit wegen Deformit~tten der WirbelsS~ule hatten behandeln lassen, bei denen wir aus dem einem und dem anderen Grunde zeitweise mit der Behandlung aufgehSrt hatten und bei denen wir, naehdem wir vor 1/4 Jahre ganz zufrieden mit dem Zustande waren, eine erhebliche Yersehlimmerung tier DeformitS, t der WirbelsSule konstatieren mussten. Ieh brauehe ja die Notwendigkeit dieser st~tndigen 5rztliehen ~;berwaehung nieht n~ther zu begriinden. Es ist ja allen Orthop~iden zur Geniige bekannt, dass man Kinder mit IliiekendeformitSten st~tndig unter :~rztlieher Kontrolle haben muss, wenn man vor nnangenehmen Uberrasehungen bewahrt bleiben will.

Das war ein Grund, der uns zur Einriehtung dieser 5rztliehen Uber- waehung fiihrte. Wir hatten noeh einen zweiten Grund. Die Schwestern, denen die Uberwaehung der Krtippelkinder obliegt, haben selbstverst~ndlich sehr h~tufig Veranlassung, wegen des einen oder des anderen Kindes ~trztlichen Rat einzuholen. Sie sind dnreh diese U n t e r s u e h u n g s a b e n d e in der Late, in notwendigen F/~llen die Kinder baldigst dem Arzte zuzufiihren und MSngeI und Fehler kSnnen ohne Zeitverlust beseitigt werden. Ein Beispiel hierfiir: Bei einem Kinde ist das Korsett defekt. Die Schwester bringt das Kind mit dem Korsett zu dem U n t e r s u c h u n g s a b e n d . Der Arzt sieht sieh das Korsett