· PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und...

40
arsenal institut für film und videokunst e.V. januar februar märz april mai juni juli august september oktober 17 november dezember

Transcript of · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und...

Page 1: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

arsenalinstitut für film und videokunst e.V.

januar februar märz april mai juni juli august september oktober 17 november dezember

Page 2: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

editorial oktober 17 32 oktober 17 inhalt

Georgisches Kino Aus der Sammlung des Arsenal > 4

Harun Farocki: Nacheinander / Nebeneinander (2) > 11

Female Gazes from Georgia – Contemporary Documentaries > 19

Film:ReStored_02: Das Filmerbe-Festival > 21

Magical History Tour Kino im Plural > 24

Die DEFA-Stiftung präsentiert: Film-Stadt-Berlin > 27

KinoPolska – Zu Gast: Jan P. Matuszyński > 27

Harun-Farocki-Retrospektive: Schulworkshops II > 28

Großes Kino, kleines Kino #14 Transport, Werkzeug, Arbeit, Spiel: Kinderfilme von Harun Farocki > 28

Page 3: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

editorial oktober 17 32 oktober 17 inhalt

Filmmakers’ Choice – Irrfahrt und kosmische Resonanz > 29

Film in the Present Tense > 29

Cinepoetics Lecture #3: Robert Burgoyne > 30

Filmspotting. Erkundungen im Filmarchiv der Deutschen Kinemathek > 30

Öffentliche Sichtung > 31

Archiv-Seminar in Nigeria > 31

Kalendarium > 32

Die Basis des Make-Up (Nr. 354) > 38

Impressum > 39

Alles begann mit einer inoffiziellen Vorführung von Otar Iosselianis ES WAR EINMAL EINE SINGDROSSEL (1970) in Moskau, zu der Erika und Ulrich Gregor eingeladen wurden. Aus der unmittelbaren Begeisterung für diesen Film, der im Februar 1975 erstmals im Arsenal im Rahmen der „Wo-che des georgischen Films“ präsentiert wurde, entwickelte sich nicht nur eine persönliche Freundschaft zu einem der wichtigsten Regisseure Georgiens, sondern auch eine kon-tinuierliche, die nächsten Jahrzehnte andauernde Be-schäftigung und Auseinandersetzung mit dem georgischen Kino. Dass sich dieser kuratorische Schwerpunkt auch im Arsenal-Archiv abbildet, ist letztlich kaum verwunderlich. Der Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über die größte Sammlung georgischer Filme außerhalb Geor-giens und Moskaus verfügt, ist dann doch bemerkenswert und uns allemal Anlass, ausgehend von unseren Bestän-den, uns erneut mit dem georgischen Kino, seiner reichen Filmgeschichte wie auch seiner überaus lebendigen aktu-ellen Filmszene zu beschäftigen. Wir freuen uns sehr auf zahlreiche Gäste aus Georgien: Lana Gogoberidse, Merab Kokotschaschwili, Dito Tsintsadze, Gela Kandelaki, Salomé Alexi und nicht zuletzt auf die Anwesenheit von Otar Iosse-liani am 7. und 8. Oktober. Den Bogen zum sehr vitalen ak-tuellen georgischen Kino schlagen wir auch mit einer von der Heinrich-Böll-Stiftung organisierten Reihe mit sechs Dokumentarfilmen von Regisseurinnen.It all began with an unofficial screening of Otar Iosseliani’s THERE ONCE WAS A SINGING BLACKBIRD (1970) in Moscow, to which Erika and Ulrich Gregor were invited. A lasting engagement with Georgian cinema was born from the pas-sion they immediately felt for the film. This curatorial focus can also be seen in the Arsenal archive. Taking its holdings as a starting point, we are once again getting to grips with Georgian cinema, both its rich film history and its hugely lively current cinema scene. Ihr Arsenal-Team

Page 4: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

4 oktober 17 georgisches kino

Drei georgische Filme aus der Sammlung des Arsenal konnten mit Mitteln aus dem Kulturer-halt-Programm des Auswärtigen Amts digital restauriert werden. DIDI MTSWANE WELI (Ein gro-ßes, grünes Tal, 1967) von Merab Kokotschaschwi-li, RAMDENIME INTERWIU PIRAD SAKITCHEBSE (Einige Interviews zu persönlichen Fragen, 1978) von Lana Gogoberidse und SGHWARZE (Am Ran-de, 1993) von Dito Tsintsadze, die in Anwesenheit ihrer Regisseur*innen im Arsenal präsentiert werden, ebenso wie 14 weitere Filme aus unserer Sammlung von den 20er bis 90er Jahren. Ergänzt wird das Programm um den neuesten Film von Otar Iosseliani, CHANT D’HIVER (2015). Lana Go-goberidses Film wird gerahmt durch einen Film ihrer Mutter Noutsa Gogoberidse, der ersten Re-gisseurin Georgiens, und einen Film ihrer Tochter Salomé Alexi. In einer Podiumsdiskussion am 2.10. diskutieren Erika und Ulrich Gregor mit Kha-tuna Khundadze (Georgian Film) und Susan Oxto-by (University of California, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive) über die georgische Filmgeschichte in den Archiven, moderiert von Stefanie Schulte Strathaus.

Mit dem georgischen Filmschaffen verbindet das Arsenal seit langem eine enge und besonde-re Beziehung. Seit Erika und Ulrich Gregor, die Gründer und langjährigen Leiter des Arsenal, in den 70er Jahren bei Besuchen in Moskau Filme aus Georgien sehen konnten, fanden georgische Filme regelmäßig Eingang in das Programm des Arsenals und des Forums. Das fortwährende In-teresse am georgischen Kino führte dazu, dass das Arsenal heute mit rund 130 Filmen nach dem staatlichen russischen Filmarchiv Gosfilmofond außerhalb Georgiens weltweit die zweitgrößte Sammlung georgischer Filme besitzt und so ei-nen wichtigen Beitrag zur Bewahrung der geor-gischen Filmgeschichte leistet.Bereits innerhalb der sowjetischen Filmproduk-tion traten die in der georgischen Republik ge-drehten Filme durch ihre Eigenwilligkeit und fan-tastische Fabulierfreude hervor. Sie zeichnen sich durch satirischen Scharfblick und poetische Bild-sprache, Erfindungsreichtum und oft surrealen Humor aus. Das georgische Kino ist der künstle-rischen Tradition des Landes verbunden und doch gegenwartsnah und genau in der Beobachtung.

Georgisches Kino Aus der Sammlung des Arsenal

RAMDENIME INTERWIU PIRAD SAKITCHEBSE (Einige Interviews zu persönlichen Fragen,

Lana Gogoberidse, 1978)

MONANIEBA (Die Reue, Tengis Abuladse, 1984)

Page 5: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

georgisches kino oktober 17 5

RAMDENIME INTERWIU PIRAD SAKITCHEBSE (Einige Interviews zu persönlichen Fragen, Lana Gogoberidse, 1978 | 1.10., zu Gast: Lana Gogobe-ridse) Die etwa 40-jährige Sofiko geht ganz in ihrem Beruf auf. Als Journalistin interviewt sie unterschiedlichste Frauen zu ihren Lebensbe-dingungen und Wünschen und bemüht sich gleichzeitig selbst um eine fragile Balance zwi-schen beruflicher Erfüllung und familiären Pflichten. Feinfühlig erzählt Lana Gogoberidse in dokumentarisch anmutendem Stil und mit dynamischer Kameraführung von der Verzah-nung des Privaten und des Politischen. Mit sei-nem Fokus auf die alltäglichen Kämpfe einer emanzipierten Frau gilt EINIGE INTERVIEWS ZU PERSÖNLICHEN FRAGEN als einer der ersten feministischen Filme der Sowjetunion. DIDI MTSWANE WELI (Ein großes, grünes Tal, Merab Kokotschaschwili, 1967 | 2.10., zu Gast: Merab Kokotschaschwili) ist ein vom italieni-schen Neorealismus beeinflusstes Drama um einen Außenseiter im Spannungsfeld zwischen Tradition und Fortschritt: Der Hirte Sosana ver-sorgt für seine Kolchose das Vieh in einem ab-

gelegenen Gebirgstal. Im Land seiner Väter ver-wurzelt, lebt Sosana von der Nähe zur Natur und zu ihren Gesetzmäßigkeiten. Doch seine Frau Pirimse zieht es zu Menschen, die im Rhythmus der neuen Zeit leben, sie möchte sich von ihrem Mann, der ihr fremd geworden ist, trennen.BUBA (Noutsa Gogoberidse, 1930 | 3.10.) In der Hochgebirgsregion Ratscha kämpfen die Men-schen seit Jahrhunderten ums Überleben. Kaum ist die karge Ernte eingebracht, steigen die Män-ner ins Tal und lassen Frauen und Kinder zurück, monatelang der gefährlichen Natur ausgeliefert. Noutsa Gogoberidse überblendet in ihrem Film die patriarchale Ordnung mit Bildern einer strahlenden, sozialistischen Zukunft.KREDITIS LIMITI (Line of Credit, Salomé Alexi, 2014 | 3.10., zu Gast: Salomé Alexi) Die elegante Nino führt allem Anschein nach eine komfortab-le Existenz. Die schöne Fassade zeigt aber Risse. Um sich einen langgehegten Wunsch zu erfüllen, hat sie einen Kredit aufgenommen, den sie nicht zurückzahlen kann. Ihr Leben dreht sich nur noch um das Beschaffen von Geld, das Ver-scherbeln von Erbstücken, das Verlängern von

Page 6: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

6 oktober 17 georgisches kino

Krediten, das Besänftigen von Gläubigern. Dem schweren Thema zum Trotz erzählt Salomé Alexi in sanft-pastellfarbenen Bildern und mit einem genauen Blick für die komischen Momente im Straucheln ihrer Heldin.MONANIEBA (Die Reue, Tengis Abuladse, 1984 | 4.10.) Ein angesehener Herr wird mit großen Eh-ren bestattet. Am nächsten Tag wird der Leich-nam aus dem Grab geholt und im Garten der Hinterbliebenen ausgestellt. Die Leichenschän-derin wird vor Gericht gestellt, aber das Verfah-ren wird zur Abrechnung mit dem alten Mann, mit Machtmissbrauch der stalinistischen Dikta-tur. Die etwas liberalere politische Lage noch vor der Perestroika in Georgien ermöglichte die Re-alisierung des Films, der dennoch erst mit drei Jahren Verspätung freigegeben wurde.TSCHEMI BEBIA (Meine Großmutter, Kote Mika-beridse, 1929 | 5.10., am Flügel: Dudana Mazma-nishvili) Ein entlassener Bürokrat erhält von ei-nem Freund den Rat, sich für seine Stellensuche eine „Großmutter“, d.h. Protektion zu besorgen. Kote Mikaberidses experimentelle Satire über Bürokratie und Nepotismus war der erste in Ge-

orgien verbotene Film und konnte fast 40 Jahre lang nicht gezeigt werden. Konstruk tivistische Studiobauten, das exaltierte Spiel der Darsteller, die satirische Überzeichnung des Arbeitsab-laufs, Stopptrick, Animation, Geschwindigkeits-veränderungen, verkantete und teilweise verzer-rende Kameraeinstellungen sowie die Kommen-tierung des Dargestellten durch einen Chor von Marionetten waren den Zensoren Gründe genug, dem Film „Formalismus“ vorzuwerfen.DWADZATJ SCHESTJ KOMISSAROW (26 Kommis-sare, Nikolos Schengelaja, 1932 | 6.10., am Flügel: Eunice Martins) Im Frühjahr 1918 bildete sich in Baku/Aserbaidschan eine erste sowjetische Re-gierung, ein „Rat der Volkskommissare“, der die Ölquellen nationalisierte. Die Regierung wurde nach drei Monaten wieder abgesetzt, die 26 Kom-missare wurden verhaftet und sämtlich erschos-sen. Das Schicksal dieser 26 Kommissare bildete in der Sowjetunion eine Heldenlegende, die auch dieser Film reflektiert. In monumentalen Bildern voller emotionaler Wucht zeigt Schengelaja Me-chanismen der kollektiven Psyche und wechselt mühelos die Tonlage zwischen Tragik und Satire.

Page 7: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

georgisches kino oktober 17 7

PASTORALI (Pastorale, Otar Iosseliani, 1975 | 7.10., zu Gast: Otar Iosseliani & 19.10.) Ein Musi-ker-Quartett verbringt den Sommer in einem Dorf; die Kinder der Familie, die ihnen Zimmer im Obergeschoss vermietet hat, sind von den Besuchern aus der Stadt angezogen. Iosseliani erzählt diese Geschichte, ohne den Anschein des Erzählens zu erwecken, multipliziert sie und fügt unendlich viele Anfänge neuer Geschichten ein. PASTORALI wurde von den sowjetischen Be-hörden jahrelang zurückgehalten, die Deutsch-landpremiere des Films erfolgte im Jahr von Iosselianis Emigration 1982 beim Internationa-len Forum des Jungen Films.CHANT D’HIVER (Winter Song, Otar Iosseliani, 2015 | 8.10., zu Gast: Otar Iosseliani) In seinem neuesten Film erzählt Otar Iosseliani in seiner unnachahmlichen Weise, leichtfüßig und melan-cholisch zugleich von der Französischen Revolu-tion und der Räumung von Flüchtlingslagern im gegenwärtigen Europa, Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt. CHANT D’HIVER ist ein kraftvolles Alterswerk von beeindruckender

Frische und großer ästhetischer Freiheit, in dem der Regisseur und Schauspieler Pierre Étaix (1928–2016) seinen letzten Leinwandauftritt hat.AMBAWI SURAMIS TSICHISA (Die Legende der Festung Suram, Sergej Paradjanow, Dodo Aba-schidse, 1985 | 9.10.) Fantastische Bilderwelten eröffnen sich in den streng kadrierten, dabei überaus prunkvoll gestalteten Tableaus, mit de-nen Paradjanow und Abaschidse eine archaische georgische Legende erzählen: Um persische Überfälle abzuwehren, versuchen die Bewohner einer entlegenen Bergregion eine Festung zu errichten. Einer Prophezeiung zufolge kann der Bau erst dann erfolgreich abgeschlossen wer-den, wenn ein junger Krieger sich lebend ein-mauern lässt. Der überreiche Bilderreigen wird von unzähligen Stoffbahnen, Teppichen, Tieren und Kunstobjekten ausgekleidet, in deren Mittel-punkt die Figuren des Films agieren.SGHWARZE (Am Rande, Dito Tsintsadze, 1993 | 11.10., zu Gast: Dito Tsintsadze) Ein Bürgerkrieg kündigt sich an. Der bewaffnete Konflikt steht kurz vor dem Ausbruch, die Vorzeichen sind un-übersehbar, überall Aggressionen, Hass und

TSCHEMI BEBIA (Meine Großmutter, Kote Mikaberidse, 1929)

26 KOMMISSARI (26 Kommissare, Nikolos Schengelaja, 1932)

PASTORALI (Pastorale, Otar Iosseliani, 1975)

Page 8: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

8 oktober 17 georgisches kino

Propaganda. Ein junger Physiker versucht, seine Unabhängigkeit zu bewahren, kapselt sich zu-nächst von seiner Umwelt ab, versucht mit sei-ner Freundin das Land zu verlassen, kann sich den Ereignissen letztlich doch nicht entziehen. Ohne direkte Bezüge auf sein eigenes Land oder regionale Konflikte Anfang der 90er Jahre ent-wirft Tsintsadze ein visuelles Niemandsland, das vor der Auflösung steht, und erzählt düster- lakonisch von einem Menschen, der unpartei-isch sein möchte, jedoch erkennen muss, dass dies nicht möglich ist.CHABARDA (Michail Tschiaureli, 1931 | 12.10., am Flügel: Eunice Martins) Bevor Michail Tschiaure-li als Regisseur von Monumentalfilmen bekannt wurde, die dem Personenkult um Stalin dienten, drehte er zwischen 1928 und 1931 eine Reihe von Filmen, die mit der pompösen Ästhetik seiner späteren Werke wenig gemein haben. CHABAR-DA, eine wilde, expressive Satire, die noch von der künstlerischen Freiheit der 20er Jahre in der So-wjetunion zeugt, thematisiert anhand des ge-planten Abbruchs eines maroden Stadtviertels in Tiflis den Konflikt zwischen dem auf Tradition

bedachten Kleinbürgertum und dem revolutio-närem Elan der kommunistischen Bewegung.MEZCHRAMETE SAUKUNIS KARTULI KRONIKA (Georgische Chronik des 19. Jahrhunderts, Ale-xandre Rechwiaschwili, 1978 | 13.10.) Ein Student kehrt aus St. Petersburg in sein georgisches Heimatdorf zurück und wird von den Bauern, denen die Konfiszierung ihres Waldes droht, be-auftragt, ihre Rechte zu verteidigen. Bei den örtlichen Behörden wird er mit einer undurch-sichtigen Bürokratie konfrontiert, die den Inter-essen von dubiosen Geschäftsleuten dient. In strengem Schwarzweiß gedreht, kreiert Alex-andre Rechwiaschwili im Mittelteil seiner Trilo-gie zum 19. Jahrhundert in Georgien eine düste-re kafkaeske Atmosphäre, die von der Ohnmacht gegenüber dem Herrschaftsapparat geprägt ist.NUZA (Alexandre Rechwiaschwili, 1971 | 13.10.) Als die reiche Pflegemutter stirbt, ist das junge Waisenmädchen Nuza schutz- und rechtlos auf sich allein gestellt. Sie flieht in den Wald, der ihr keinen Schutz bietet, sondern zum Ort der Ver-irrung und Verzweiflung wird.DGE (Der Tag, Lewan Glonti, 1990 | 13.10.) Lewan

Page 9: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

georgisches kino oktober 17 9

IKO SHASHVI MGALOBELI (Es war einmal eine Singdrossel, Otar Iosseliani, 1970 | 14.10., zu Gast: Gela Kandelaki & 19.10.) schildert 36 Stunden aus dem Leben des jungen Musikers Gia (Gela Kan-delaki), der im Orchester in Tiflis die Pauke schlägt und dafür bekannt ist, erst in letzter Mi-nute zu seinem Einsatz zu erscheinen. Spontane menschliche Kontakte erscheinen ihm wichtiger als seine Arbeit. Gia ist ein unangepasster Träu-mer, unfähig, ein Verhältnis zur Zeit zu finden, das mit seiner Umgebung harmoniert.TSISPERI MTEBI ANU DAUDJEREBELI AMBAWI (Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Ge-schichte, Eldar Schengelaja, 1983 | 12. & 16.10.) Ein baufälliges Verlagsgebäude in Tiflis. Die Lek-toren spielen Schach oder spinnen Intrigen, nur Manuskripte lesen sie nicht. In diese realsozia-listische Idylle platzt ein junger Angestellter mit seinem ersten Manuskript. Nach langer Zeit tritt der Lektoratsrat zusammen, um über das Manu-skript zu beraten. Niemand hat es gelesen, jeder schließt sich der Meinung des Vorredners an: Über das Manuskript müsse beraten werden. Die Satire über Bürokratie, Spießertum, Faulheit

Glonti porträtiert mit einer sensiblen, nervösen Erzählweise unter dokumentarischer Einbezie-hung des Alltagslebens den ziellosen Tagesab-lauf eines jungen Mannes und das Milieu, in dem er lebt. Er beschreibt seine Abhängigkeit von Verwandten, Freunden und Autoritäten und sei-ne vergeblichen Bemühungen um Kommunika-tion. Grundtöne des Films sind Ironie und Me-lancholie. Ganz nebenbei entsteht ein lebendi-ges Bild der Großstadt Tiflis. Im Hintergrund deutet sich der bevorstehende Zusammenbruch der alten Ordnung der Sowjetunion an.UBEDUREBA (Das Unglück, Gela Kandelaki, 1979 | 14.10., zu Gast: Gela Kandelaki) In einer kleinen georgischen Landgemeinde ereignet sich im 19. Jahrhundert ein Unglück: Anton ist bei der Arbeit auf dem Feld ohnmächtig geworden. Um ihr Mit-gefühl zu zeigen, versammeln sich alle Anwohner und verbringen den Tag vor dem Haus des Kran-ken. Einem alten Bauernglauben folgend, versu-chen Antons Angehörige, das Unglück vom Haus fernzuhalten, und auch alle Anwesenden überbie-ten sich mit Glaubensbekenntnissen, die jedoch bald nur noch aus Phrasen zu bestehen scheinen.

AMBAWI SURAMIS TSICHISA (Die Legende der Festung Suram, Sergej Paradjanow, Dodo Abaschidse, 1985)

IKO SHASHVI MGALOBELI (Es war einmal eine Singdrossel, Otar Iosseliani, 1970)

TSISPERI MTEBI ANU DAUDJEREBELI AMBAWI (Blaue Berge oder Eine unwahrscheinliche Geschichte,

Eldar Schengelaja, 1984)

Page 10: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

10 oktober 17 georgisches kino

und Schlendrian im real existierenden Sozialis-mus steigert sich in immer ritualisierter erschei-nenden Wiederholungen zur absurd-surrealen Parabel.PIROSMANI (Georgi Schengelaja, 1969 | 15. & 17.10.) erzählt die Lebensgeschichte des Volks-malers Nikolos Pirosmanaschwili (1862–1918), dessen Naive Kunst erst posthum gewürdigt wurde. Der Einzelgänger versucht sich in ver-schiedenen Berufen, beobachtet und malt seine Umwelt, deren Krämergeist er nicht begreifen kann. Er wird Gebrauchs- und Wandermaler, tauscht seine Bilder gegen Essen oder einen Schlafplatz, lässt sich ausbeuten und erniedri-gen. Die Struktur, aber auch die Ästhetik des Films entwickelte Schengelaja aus den Bildern und der Ästhetik Pirosmanis: flächige Tableaus, die die Räume beinahe zweidimensional wirken lassen, lange Einstellungen und stilisierte Gen-rebilder.DSCHIM SCHWANTE! (Das Salz Swanetiens, Micheil Kalatosischwili, 1930 | 18.10., am Flügel: Eunice Martins) beschreibt das Leben der Berg-bewohner von Oberswanetien, einer damals mit

Ausnahme der kurzen schneefreien Zeit isolier-ten Region in 2.000 Metern Höhe. Die Bewohner eines armen Dorfs, die 1929 noch in Türmen aus der Feudalzeit wohnen, sind gezwungen, das Salz auf dem Rücken in die Berge hinauf zu tra-gen, über Gletscher und schwer zugängliche Bergpässe hinweg. Bilder von großer Schönheit kontrastieren mit den schwierigen Lebensbe-dingungen der Bergbewohner. (hjf/ug/al)Arsenal has long since maintained a close, spe-cial relationship with Georgian filmmaking. Three Georgian films from the Arsenal collection have now been digitally restored with funding from the Foreign Office’s Cultural Heritage pro-gram and are being presented at Arsenal with their directors in attendance, together with 14 other films from our collection. Eine Filmreihe im Rahmen der Feierlichkeiten zum Deutsch-Georgischen Freundschaftsjahr 2017, in Kooperation mit dem Georgian National Film Center und mit Unterstützung durch das Ministry of Culture and Monument Protection of Georgia.

DSCHIM SCHWANTE! (Das Salz Swanetiens, Michail Kalatosischwili, 1930)

Page 11: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

harun farocki: nacheinander / nebeneinander oktober 17 11

Die 80er Jahre waren ein ungemein produktives Jahrzehnt in Harun Farockis Arbeit als Filmema-cher und Autor. Produktionen für das Fernsehen, ein Spielfilm für das Kino, Beiträge für die „Film-kritik“. Ein Grund dafür war die freundschaftli-che Zusammenarbeit mit Werner Dütsch, der als Filmredakteur beim WDR in Köln zahlreiche Autoren-Filmemacher dieser Zeit beauftragte und damit auch ein Überleben des unabhängi-gen Dokumentarfilms ermöglichte. Parallel zu den dokumentarisch-politischen Filmen seit den 60er und 70er Jahren verstärkt sich in den frühen 80er Jahren bei Farocki auch ein Interes-se am Bild, das sich von der bild-agitatorischen Analyse abwenden möchte. Die 80er waren nicht nur ökonomisch betrachtet ein forderndes Jahr-zehnt für ihn, sondern es war vor allem auch von Versuchen geprägt, neue Bild-Horizonte zu er-schließen. Die Zusammenarbeit mit Jean-Marie Straub und Danièle Huillet, die er bereits bei ei-nem Vortrag Straubs im ersten Jahr an der dffb 1966 kennenlernte, spielt für letzteres eine we-sentliche Rolle. Hier widmete sich Farocki dem Bild des Spielfilms als mögliche Arbeitsfläche

für ein Erzählkino gegen Hollywood. Sein Inter-esse am Erzählkino ist bereits in Kurzfilmen der 60er sowie 70er Jahre zu beobachten und vertieft sich schließlich in der jahrzehntelangen Zusam-menarbeit und Freundschaft mit Christian Pet-zold, der 1988 an der dffb zu studieren begann. Die Erfahrungen mit der Produktion eines eige-nen Spielfilms Mitte der 80er Jahre führten ihn bereits jedoch zu der Entscheidung, sich dem Essay-Film bzw. ab Mitte der 90er der Film-Ins-tallation im Ausstellungsraum zuzuwenden.

„Nacheinander/Nebeneinander“ ist die bisher umfangreichste Retrospektive der Kino- und Fernseharbeiten Harun Farockis. Gemeinsam mit der Ausstellung „Harun Farocki: Mit anderen Mitteln – By Other Means“ (kuratiert von Antje Ehmann und Carles Guerra) im Neuen Berliner Kunstverein, der vom Harun Farocki Institut aus-gerichteten Akademie „Farocki Now“ im Haus der Kulturen der Welt und dem silent green Kul-turquartier (18. bis 21. Oktober) sowie der Frag-ment gebliebenen, gerade publizierten Autobio-grafie „Zehn, zwanzig, dreißig, vierzig“ gibt die Reihe Gelegenheit, das Werk des Dokumenta-

Harun Farocki: Nacheinander / Nebeneinander (2)

Page 12: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

12 oktober 17 harun farocki: nacheinander / nebeneinander

ETWAS WIRD SICHTBAR (Harun Farocki, BRD 1982)

EIN BILD (Harun Farocki, BRD 1983)

KLASSENVERHÄLTNISSE (Jean-Marie Straub, Danièle Huillet, BRD/F 1984)

risten in all seinen Verzweigungen zum ersten Mal oder erneut zu sehen. Zahlreiche verloren geglaubte, so gut wie unsichtbare Produktionen konnten dafür in Archiven recherchiert und zu-sammengetragen werden.Nacheinander: Das ist die Abfolge der Bilder auf dem Filmstreifen, die aufeinander aufbauende Entwicklung von Ideen in der Zeit. In der Retro-spektive sind unter diesem Stichwort 37 Filmpro-gramme mit allen derzeit verfügbaren Kino- und Fernsehproduktionen in chronologischer Folge zu sehen. Nebeneinander: Das ist die Gleichzei-tigkeit von Bildern, die Farocki als „weiche Mon-tage“ beschrieben hat – das sprunghafte, assozi-ative Hin und Her der Gedanken. In den Nebenei-nander-Programmen stehen frühe Werke neben späten; scheinbare Gelegenheitsarbeiten neben zentralen Kinofilmen. Die Reihe zeigt, wie eng verschiedene Praktiken Farockis miteinander zusammenhingen und ineinander griffen. Jedes Programm wird von Einführungen oder Gesprä-chen mit Kolleg*innen, Freund*innen, Mitarbei-ter*innen Farockis begleitet. Wo es die Kopienla-ge erlaubt, sind mehrfach gezeigte Filme sowohl

als analoge Filmkopie als auch in digitalisierter Form zu sehen. Die schrittweise Digitalisierung von Hauptwerken sowie produktionsdokumen-tierenden Filmmaterialien lädt auch dazu ein, neben Farockis Arbeit auch die Möglichkeiten zeitgenössischer Filmarchivierung zu bespre-chen. Nacheinander: 1981–1992OST-WEST: GESPRÄCH MIT HEINER MÜLLER (1981 | 21.10.) Ausschnitt aus einem längeren Ge-spräch, das Farocki mit Heiner Müller für die Zeitschrift „Filmkritik“ führte und das in der Fernsehsendung „Kino 81“ ausgestrahlt wurde.ETWAS WIRD SICHTBAR (1982 | 21.10.) Ein Liebes-paar, Anna und Robert, in Berlin, Bilder vom Krieg in Vietnam und die Verbindungen zwischen Bei-den. „Farocki de- und rekonstruiert diese Bilder des Vietnamkriegs. Einerseits unterziehen Anna und Robert diese Bilder einer kritischen Neu-Lektüre. Andererseits inszeniert er einige der bekanntesten Bilder aus Vietnam neu und macht diese hundertfach reproduzierten Bilder wieder les- und wahrnehmbar.“ (Tilman Baumgärtel)RONNY UND HARUN SPIELEN THEATER (1982 |

Page 13: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

harun farocki: nacheinander / nebeneinander oktober 17 13

„Filmkritik“ kommentiert Farocki Robert Bres-sons Film L’argent.PETER LORRE – DAS DOPPELTE GESICHT (1984 | 22.10.) Ausgehend von Lorres Gesicht analysiert Farocki präzise die wechselhafte Karriere Peter Lorres. Die Betrachtung von Fotos und Filmaus-schnitten setzt Gedankengänge in Bewegung, zeichnet seine Biografie von den Anfängen am Theater bis zur Emigration in die USA und der Karriere in Hollywood nach.BETROGEN (1985 | 22.10.) Farockis einziger Spiel-film. Inspiriert von einer Zeitungsmeldung er-zählt er von enttäuschter Liebe, Schwindel und (Selbst)Betrug, von einem Mann, der seine Frau mit dem Auto überfährt, und dessen Schwester dies als Chance sieht, von ihrem eigenen Leben die Flucht zu ergreifen und an die Stelle der Schwester zu treten. FILMTIP: TEE IM HAREM DES ARCHIMEDES (1985 | 25.10.) Eine kurze Einführung und Kritik zu Mehdi Charefs Film. FILMBÜCHER (1986 | 25.10.) Eine Rezension alter und neuer Bücher als Beitrag für die Fernseh-reihe Kino ’86.

21.10.) Als Guerilla-Werbeaktion spielten Harun Farocki und der Schauspieler Ronny Tanner eine kurze Szene aus ETWAS WIRD SICHTBAR im Fo-yer des Delphi-Kinos.KURZFILME VON PETER WEISS. VORGESTELLT VON HARUN FAROCKI (1982 | 21.10.) Harun Faro-cki zeigt Kurzfilme von Peter Weiss und liest daneben im Kerzenschein seine Texte zu den Filmen.EIN BILD (1983 | 22.10.) dokumentiert kommen-tarlos die Produktion eines Pin-Up-Bildes für den „Playboy“ in einem Fotostudio. Das nackte Model wird auf einem Podest drapiert, immer wieder neu frisiert und geschminkt; eine sorg-fältige, konzentrierte Arbeit an der Illusion.ARBEITEN ZU „KLASSENVERHÄLTNISSE“ (1983 | 22.10.) Eine Beobachtung der Arbeit eines Regie-Paars, Jean-Marie Straub und Danièle Huillet. Eine Probe mit Farocki selbst in der Rolle des Delamarche in der Form einer intensiven Ausei-nandersetzung mit dem Text.ÜBER BRESSONS L’ARGENT (mit Hartmut Bi-tomsky und Manfred Blank, 1983 | 22.10.) Zusam-men mit anderen Autor*innen der Zeitschrift

Page 14: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

14 oktober 17 harun farocki: nacheinander / nebeneinander

FILMTIP: DER TOD DES EMPEDOKLES (1987 | 26.10.) Farocki spricht mit Andreas von Rauch, dem Darsteller des Empedokles im Film von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet.DIE MENSCHEN STEHEN VORWÄRTS IN DEN STRASSEN (1987 | 26.10.) Eine Verfilmung des gleichnamigen Gedichts von Georg Heym (1911).BILDERKRIEG (1987 | 26.10.) In der TV-Produk tion denkt Farocki über die militärische und polizeili-che Bedeutung des Wortes Aufklärung nach. Er zeichnet die Entwicklung der fotografischen Mit-tel nach, derer sich die Aufklärung bedient und demonstriert ihre Deutungsmöglichkeiten.GEORG K. GLASER – SCHRIFTSTELLER UND SCHMIED (1988 | 26.10.) Eine geglückte Kombina-tion von Handarbeit und Kopfarbeit – Handwerk und Schreiben – fand Harun Farocki in der Pari-ser Werkstatt von Georg Glaser, dem „Arbeiter-Schriftsteller“, der 1933 nach Frankreich flüch-tete. BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES (1988 | 27.10.) Eine Reflexion über den doppel-deutigen Begriff der Aufklärung, dem Farocki sich aus verschiedenen Perspektiven nähert,

WIE MAN SIEHT (25.10.) Zwei Motive ziehen sich durch den Film: die Kreuzung und das Gewebe.

„Es geht um Wegkreuzungen und Stadtbildung, Maschinengewehr mit Handkurbel und Maschi-nengewehr mit Rückstoß, Trassierung der Auto-bahn im nationalsozialistischen Deutschland und in der BRD, das Straßenentwerfen und Tierezerle-gen, Schlachtenbilder von oben und von unten, die Geburt der Rechenmaschine aus der Weberei.“ (HaF)SCHLAGWORTE – SCHLAGBILDER. EIN GE-SPRÄCH MIT VILÉM FLUSSER (1986 | 26.10.) Ein in einem Café stattfindendes Gespräch zwischen Farocki und Vilém Flusser über die Gestaltung der Titelseite der Bild-Zeitung.KUHLE WAMPE. EINE EINFÜHRUNG (1986 | 26.10.) Farocki gibt eine Einführung in Slatan Dudows Film.DIE SCHULUNG (1987 | 26.10.) beobachtet ein Se-minar für leitende Angestellte. Verkaufstaktiken werden auf die eigene Person übertragen; im Einstudieren von Körpersprache, Gestik und Mi-mik finden Psychologie und moderner Kapitalis-mus zueinander.

Page 15: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

harun farocki: nacheinander / nebeneinander oktober 17 15

cherweise. Ich frage WAS uns antreibt, denn der Teufel trüge heute Sportswear und hätte im lin-ken Fuß einen Ermüdungsbruch. Hier in der Bundesrepublik ist viel los, marxistisch gespro-chen: sterile Mehrwertproduktion. Lust ohne Ziel, ungeregelter Kreislauf, kein Motiv der Erlö-sung.“ (HaF)VIDEOGRAMME EINER REVOLUTION (mit Andrei Ujica, 1992 | 31.10.) Bilder aus dem rumänischen Staatsfernsehen und von Videoamateuren wer-den zu einer Chronik der Revolution in Rumäni-en im Dezember 1989 kompiliert. Nicht nur die Bilder sind wichtig, auch ihre Perspektive auf das Geschehen.Nebeneinander: Bildarbeit zwischen Produktion und DestruktionMILITARISIERUNG DES BLICKS: Wie lässt sich die (mediale) Gewalt eines Bildes nachweisen? Wie kaum ein anderer Film bereitet BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES (1988) die Zuschauer*innen auf ihre stärker werdende Komplizenschaft mit Bildern als operative Mittel der Kriegsführung vor, der nur mit der kritischen Infragestellung der Beweiskraft des Bildes be-

über die Technik, die unser Sehen bestimmt und die Bedingungen der Wahrnehmung.KINOSTADT PARIS (mit Manfred Blank, 1988 | 28.10.) Farocki und Blank erkunden die Kino- und Bilderstadt Paris, von der Cinémathèque française bis zur damals neu gegründeten Vi-déothèque de Paris. Nach der Sichtung von Ma-gnetbändern auf einem Bildschirm sieht man die beiden an einem Café-Tisch einschlafen und Traumbilder aus einem elektronischen Bildar-chiv mit Bildern von Godard verknüpfen.IMAGE UND UMSATZ ODER: WIE KANN MAN EI-NEN SCHUH DARSTELLEN? (1989 | 28.10.) Wie wird ein Produkt inszeniert? Mit akribischem Interes-se dokumentiert Farocki alle Arbeitsschritte ei-ner Werbekampagne für eine Schuhkollektion.LEBEN – BRD (1990 | 30.10.) In Unterrichtsstun-den, Therapiegruppen und Gesprächskreisen wird für den Ernstfall geübt. In einer unkommen-tierten Parallelmontage erscheint das Leben in der Bundesrepublik als ein einziges Rollenspiel, in dem Erfahrung durch Simulation ersetzt wird.WAS IST LOS? (1991 | 31.10.) „WER...? fragt Bres-son und läßt antworten, es sei der Teufel mögli-

BETROGEN (Harun Farocki, BRD 1985)

SCHLAGWORTE – SCHLAGBILDER. EIN GESPRÄCH MIT VILÉM FLUSSER (Harun Farocki, BRD 1986)

BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES (Harun Farocki, BRD 1988)

Page 16: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

16 oktober 17 harun farocki: nacheinander / nebeneinander

Straub/Huillet 1: Im FILMTIP: DER TOD DES EMPE-DOKLES (1987) spricht Farocki mit Andreas von Rauch, dem Darsteller des Empedokles im Film von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet sozu-sagen von Kollege zu Kollege. Denn in ARBEITEN ZU „KLASSENVERHÄLTNISSE“ (1983) von Huillet/Straub tritt Farocki als Schauspieler in der Rolle des Delamarche auf. Die Zusammenarbeit lässt sich als weitere Form des Lernens und Arbeitens mit Bildern verstehen. Dieser Film ist nicht nur ein Selbstporträt, sondern auch eine Hommage an Jean-Marie Straub – Farockis Vorbild, Kolle-gen und Freund – und eine Dokumentation einer ungewöhnlich detailversessenen Inszenierungs-technik und Schauspielerführung. Damit filmte Farocki eine Arbeit des Widerstands gegen das traditionelle Kino, gegen das er sich auch mit sei-nen eigenen Filmen positionierte. (24.10., zu Gast: Constanze Ruhm und Christine Lang)Straub/Huillet 2: Zahlreiche Gründe wären zu nennen, warum es gerade der Film KLASSEN-VERHÄLTNISSE (BRD/F 1984) von Jean-Marie Straub und Danièle Huillet ist, in welchem Faro-cki zum Akteur auch vor der Kamera wird. Es

gegnet werden kann. Anhand bereits bestehen-der Bilder dokumentiert Farocki eine „terroristi-sche Ästhetik“ (Paul Virilio) des optischen Reizes, die heute auf den Kontrollbildschirmen wie auch im Fernsehen mit dem eingestandenen Ziel er-scheint, so wie zu Kriegszeiten den Beobachter oder Zuseher entweder zum Komplizen oder auch zum potentiellen Opfer zu machen. (21.10., zu Gast: Christa Blümlinger und Nora Alter)BAUSTEINE PRODUZIEREN: Die genaue Beob-achtung von Bausteinen, mit denen Infrastruktu-ren für Arbeit oder Mobilität erzeugt werden, gehört zum zentralen Thema in Farockis Werk. In SESAMSTRASSE: TRANSPORT (1973, mit Hartmut Bitomsky) geht es auf spielerische Weise um die Effizienzsteigerung beim Transport eines wich-tigen Baustoffs. In ZUM VERGLEICH (2009) er-zeugt Farocki einen subjektiven kinematografi-schen Atlas von Arbeitsprozessen anhand von Ziegelbaustellen in Indien, der Schweiz, Burkina Faso, Frankreich und anderen Orten. Handarbeit. Industriearbeit. Computerarbeit. Ohne Komen-tar. Eine globale Zeitgeschichte der Ziegelpro-duktion. (23.10., zu Gast: Jean-Pierre Bekolo)

Page 17: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

harun farocki: nacheinander / nebeneinander oktober 17 17

rockis Bezügen zu Peter Weiss gezeigt, welche das Harun Farocki Institut im letzten Jahr mit Hilfe des Arsenal und der kornmanufaktur auf-bereiten konnte. RONNY UND HARUN SPIELEN THEATER (1982) zeigt die Dokumentation eines theatral-performativen Trailers von Farockis ET-WAS WIRD SICHTBAR, 1982 aufgeführt im Foyer des Delphi-Kinos. (28.10., zu Gast: Filipa César)Digitale Premiere: „ETWAS WIRD SICHTBAR (1982) will nicht erklären, warum ein Krieg in einem so fernen Land wie in Vietnam einen Mo-ment lang überspringen konnte auf die ganze westliche Welt. Er handelt von Distanzen, von Beziehungen zwischen. Er erklärt auch nicht, er erinnert nur daran, dass nie zuvor ein Krieg der-art massiv gecovert wurde. Aber es wäre schon zuviel, zu sagen, dass die Bilder seinen Verlauf mitbestimmt hätten. Er zeigt die Nachwehen, die Kriegseffekte. Er kombiniert ein historisches Motiv mit einem romantischen. Vietnam und ein Liebespaar.“ (Frieda Grafe) Der Film wird zum ersten Mal in der digitalen Fassung gezeigt. Im Rahmen von Film:ReStored wird Matthias Raj-mann, langjähriger Mitarbeiter Farockis und

geht um Arbeitsverhältnisse, die anhand der li-terarischen Vorlage von Franz Kafkas „Amerika“ von Straub/Huillet filmisch analysiert werden. Es geht um die detailgenaue Inszenierung eines filmischen Bildes, das nicht den Traditionen der Hollywood-Kinos folgt, sondern ein eigenes Er-zählkino in Anspruch nimmt. Die Arbeit mit Straub/Huillet ermöglichte Farocki, sich nach den bild-agitierten 70er Jahren dem Format des Erzählkinos zu widmen. Folgerichtig sehen wir Farocki als nicht-professionellen Schauspieler und Dokumentaristen neben der Schauspieler-Performanz von Mario Adorf. (24.10., zu Gast: Rembert Hüser und Barton Byg)Aus dem Archiv des Harun Farocki Instituts: Be-reits während seiner Studienzeit schrieb Farocki dem Autor, Maler und Filmemacher Peter Weiss einen Brief mit der Bitte um Informationen über ein „komitee zur untersuchung der verbrechen der usa in vietnam“, dem Weiss angehörte. Es sollte jedoch zwölf Jahre dauern, bis eine Zu-sam menarbeit zustande kam. Im Rahmen von Film:ReStored (Filmerbe-Festival der Deut-schen Kinemathek) werden Materialien von Fa-

LEBEN – BRD (Harun Farocki, BRD 1990)

WAS IST LOS? (Harun Farocki, D 1991)

ZUM VERGLEICH (Harun Farocki, D 2009)

Page 18: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

18 oktober 17 harun farocki: nacheinander / nebeneinander

verantwortlich für die Sicherung seines Werks, den Digitalisierungsprozess erläutern. (28.10.)Gegen-Musik: Musik spielt in Farockis Filmen weder eine begleitende noch eine dramatische Rolle, sondern sie taucht ebenso wie das Bild als Beobachtungsraum von Produktionsprozessen auf. SO LONG GOOD-BYE (1978) ist ein Radio-Feature von Harun Farocki für den WDR, das die 18-stündige Produktion einer Disco-Single von drei Minuten Länge im April 1977 in den Hansa-Studios in Berlin dokumentierte, welche auf der Erfolgswelle von Boney M. und Donna Summer in die Plattenregale schwappen sollte. Zwei Jah-re später geht Farocki erneut – nun mit der Ka-mera – ins Tonstudio, um die Produktion eines anderen Musikstücks für SINGLE. EINE SCHALL-PLATTE WIRD PRODUZIERT (1979) zu dokumen-tieren. Vom 16.9. bis 4.11. findet in der Galerie Barbara Weiss die von Antje Ehmann kuratierte Ausstellung „Harun Farocki und die Musik“ statt. (30.10., zu Gast: Antje Ehmann und Christine Lang) (dm/al)

„Harun Farocki: Nacheinander/Nebeneinander“, ein Programm von Arsenal – Institut für Film und

Videokunst und Harun Farocki Institut, wird im November fortgesetzt. Es findet statt im Rah-men der Harun Farocki Retrospektive, einem Projekt des Neuen Berliner Kunstvereins (n.b.k.) in Kooperation mit der Harun Farocki GbR, dem silent green Kulturquartier, dem Verlag der Buchhandlung Walther König, Savvy Contem-porary und dem Haus der Kulturen der Welt im Rahmen der Berlin Art Week, gefördert von der Senatsverwaltung für Kultur und Europa.

“Year by Year / Side by Side” is the most compre-hensive retrospective of Farocki’s work to date. Alongside the exhibition “Harun Farocki: Mit an-deren Mitteln – By Other Means” (curated by Antje Ehmann and Carles Guerra) at the Neuer Berliner Kunstverein, the temporary “Farocki Now” academy organized by the Harun Farocki Institut at the Haus der Kulturen der Welt and the silent green Kulturquartier and the publica-tion of his incomplete autobiography, the pro-gram will give audiences a chance to become acquainted, or reacquainted, with Farocki’s oeuvre and all its nuances.

Page 19: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

female gazes from georgia – contemporary documentaries oktober 17 19

Von Georgien hat Europa oftmals noch eher vage Vorstellungen, auch wenn das Land zuneh-mend präsent ist: Georgische Filme und Bücher, Georgien selbst als Ehrengast der Frankfurter Buchmesse 2018 oder als touristisches Ziel rü-cken es stärker in den Blick. Am diesjährigen deutsch-georgischen Freundschaftsjahr betei-ligt sich die Heinrich-Böll-Stiftung mit einer Do-kumentarfilmreihe von Regisseurinnen aus Ge-orgien. Der dokumentarische Fokus zeigt uns das südkaukasische Land am Rande Europas in klischeefreien Ausschnitten. Die Film- und Dis-kussionsreihe präsentiert Dokumentarfilme, die sich dem Alltag in Georgien mit einer eigenen Ästhetik und originellen journalistischen Re-cherchen nähern. Die Filme reflektieren den an-haltenden Umbruch des kaukasischen Landes seit 1989, das auf der Suche nach seinem Platz zwischen Ost und West ein modernes Selbstbild entwirft.THE DAZZLING LIGHT OF SUNSET (Salomé Jashi, Georgien/D 2016 | 25.10., zu Gast: Salomé Jashi) Mit Hilfe eines lokalen TV-Senders erstellt der Film ein pseudo-ethnografisches Porträt einer

kleinen Stadt. Ein Ort, in dem Rituale und Tradi-tionen die Regeln des Alltags bestimmen und zugleich als ferne Reflexion die moderne Welt zunehmend ins Bewusstsein dringt. Wie kann man sich selbst am besten darstellen? Die Viel-zahl der Charaktere, Orte und Ereignisse er-schaffen ein Mosaik der Kleinstadt, ein Porträt der ganzen Nation, in der Schein mehr gilt als Inhalt. Jashis radikaler Film zeigt: Das georgi-sche Dokumentarfilmkino, wenn nicht die ganze Gesellschaft, ist in rauer Verfassung. ON THE MOVE (Tsira Gvasalia, Georgien 2013 | 29.10.) schildert den vermeintlich gelassenen und passiven Alltag von Bewohnern eines Alten-heims, der jedoch auf den zweiten Blick von in-tensiven Leidenschaften und zahlreichen Inter-essen geprägt ist. Die alten Leute haben noch Träume und klammern sich an die letzten Lieben ihres Lebens, im Bewusstsein, dass ihnen nicht mehr viel Zeit verbleibt.ALTZANEY (Nino Orjonikidze, Georgien 2009 | 29.10., zu Gast: Nino Orjonikidze) Die 87 Jahre alte Altzaney ist eine Autorität im Pankisi-Tal. Die lokalen Bewohner vertrauen ihr ihre Proble-

Female Gazes from Georgia Contemporary Documentaries

THE DAZZLING LIGHT OF SUNSET (Salomé Jashi, Georgien/D 2016)

Page 20: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

20 oktober 17 female gazes from georgia – contemporary documentaries

WHEN THE EARTH SEEMS TO BE LIGHT (Salome Machaidze, Davit Meskhi, Tamuna Karumidze,

Georgien 2015)

schen Krieges 2008 auf der Flucht aus ihren Heimatdörfern in Südossetien retten konnten. Über die Beziehungen der Besitzer zu ihren Din-gen enthüllt sich der Alltag der Flüchtlinge: THE THINGS erzählt die universelle Geschichte einer Fluchterfahrung.WHEN THE EARTH SEEMS TO BE LIGHT (Salome Machaidze, Davit Meskhi, Tamuna Karumidze, Georgien 2015 | 31.10.) Erzählt wird die Geschich-te von jungen Skatern und Musikern, die sich in der widersprüchlichen Realität eines post-sow-jetischen Landes verlieren – ein Land, in dem man an der Macht der Kirche und der Politik zerbrechen kann. Ein dichter Blick in die Welt von Jugendlichen, die sich auf der Suche nach Freiheit und Romantik befinden. (kg)Die Filmreihe der Heinrich-Böll-Stiftung wird im Oktober und November in weiteren Städten Deutschlands zu sehen sein.The Heinrich Böll Stiftung series presents a se-lection of documentaries by female directors from Georgia, who grapple with everyday life in their country by way of their own individual aes-thetics and original journalistic research.

me an, wie auch die Körper der Toten, die zu betrauern sind. Wie kann eine Frau in einem der patriarchalischsten Orte in Georgien eine derar-tige Autorität erlangen – in einem Ort, in dem bis heute Tradition mehr gilt als das Gesetz? UN DRAGON DANS LES EAUX PURES DU CAUCASE (The Pipeline Next Door, Nino Kirtadze, F/Geor-gien 2005 | 29.10.) In einem der schönsten Täler in Georgien wird der kleine Ort Sakire von Plä-nen zu einer Erdöl-Pipeline der britischen BP aufgeschreckt, die vom Kaspischen Meer bis zum Mittelmeer gebaut werden soll. Das Bau-werk würde die Landschaft zerstören, die finan-zielle Kompensation stiftet Anreize. Die Atmo-sphäre heizt sich auf und schlägt um in Chaos und einen offenen Konflikt zwischen dem Erdöl-konzern und den Vertretern des Dorfes. Wird die Ölleitung die Dorfgemeinschaft endgültig ent-zweien, oder bietet sie eine überzeugende Per-spektive von Reichtum und Wohlstand?THE THINGS (Nino Gogua, Georgien 2016 | 31.10., zu Gast: Nino Gogua) Im Mittelpunkt stehen die einzigen und letzten Dinge, die georgische Bin-nenflüchtlinge während des russisch-georgi-

Page 21: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

film:restored_02: das filmerbe-festival oktober 17 21

„Film:ReStored“ präsentiert digitalisierte Filme aus sieben Jahrzehnten deutscher Filmge-schichte, begleitet von Vorträgen und Werkstatt-berichten, die sich Fragen rund um die Digitali-sierung des Filmerbes widmen. Im Fokus der Debatten stehen in diesem Jahr die Kooperatio-nen zwischen Rechteinhabern, Urhebern und Archiven. Die Filmauswahl spiegelt diese frucht-bare Zusammenarbeit. Am Eröffnungsabend sind zwei Filme zu sehen, an deren Digitalisie-rung die Filmemacher maßgeblich beteiligt wa-ren. Den Auftakt macht Michael Kliers OST-KREUZ (D 1991 | 26.10.), der in ein entfärbtes Nachwende-Berlin führt, in dem gestrandete Existenzen ihr Glück suchen. Neben der aufre-genden Begegnung mit längst vergangenen Stadtansichten voll Brachen und ruinösen Häu-sern öffnet der Film außerdem die Augen dafür, dass selbst Filme aus der jüngeren Vergangen-heit ins digitale Zeitalter überführt werden müs-sen. Auch in Wim Wenders’ ALICE IN DEN STÄD-TEN (BRD 1974 | 26.10.) streunen ein Mädchen und ein Mann durch wenig glamouröse Stadt-landschaften, doch endet diese Reise heiter in

einer ungewöhnlichen Freundschaft. In den Ta-gen der gemeinsamen Reise haben der Journa-list Philip Winter und die kleine Alice sich gegen-seitig das Sehen gelehrt. Ein weiterer Regisseur, der aktiv in die Digitalisierung seines Werks in-volviert war, ist Peter Fleischmann, für dessen Film DAS UNHEIL (BRD 1972 | 29.10.), eine Satire über die deutsche Kleinstadthölle, zwei unter-schiedliche Versionen digital erarbeitet wurden. Nach dem preisgekrönten Film Jagdszenen aus Niederbayern geriet das umstrittene Folgewerk Fleischmanns mit seinem Personal aus verloge-nen Kirchengängern, Alt-Nazis, Heimatvertrie-benen und APO-Aktivisten in Vergessenheit und kann nun dank der Digitalisierung wiederent-deckt werden. Zwei-Versionen-Lösungen bieten sich auch für zensierte oder gekürzte Filme an. So wurde beispielsweise Helmut Käutners Me-lodram AUF WIEDERSEHN, FRANZISKA! (D 1941 | 27.10.) nach dem Ende der NS-Diktatur von sei-nem propagandistischen Ende bereinigt. Mari-anne Hoppe spielt die Ehefrau eines Fotojourna-listen, der für seine Reportagen durch die Welt reist und darüber seine Familie vernachlässigt.

Film:ReStored_02: Das Filmerbe-Festival

Page 22: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

22 oktober 17 film:restored_02: das filmerbe-festival

gen. Bilder aus Ausschwitz werden zum Aus-gangspunkt für eine essayistische Auseinander-setzung mit „blinden Flecken“ der Wahrneh-mung und der Geschichte. Auch in ETWAS WIRD SICHTBAR (BRD 1982 | 28.10.) geht es um die Macht der Bilder, hier um die über den Vietnam-krieg. Eingebettet in eine Spielhandlung über ein Westberliner Paar, geht der Film der Frage nach, wodurch man sich politisiert und welche Nachwirkungen der Krieg und die Proteste hinterlassen. Die Rainer-Werner-Fassbinder-Foundation präsentiert die digitale Premiere von MARTHA (BRD 1974 | 28.10). Mit diesem Film über eine sadistische Ehehölle konnte sich Karl-heinz Böhm endgültig von seinem Image als Pu-blikumsliebling befreien. Margit Carstensen spielt die von ihm gedemütigte Ehefrau, die in vollständige Abhängigkeit von ihrem despoti-schen Ehemann gerät. Über die Nachwirkungen des Holocaust geht es Andres Veiel in seinem Dokumentarfilm BALAGAN (D/F 1993 | 29.10.): Eine jüdisch-palästinensische Schauspieltrup-pe inszeniert ein Theaterstück über die NS-Ver-folgung und setzt sich mit der Instrumentalisie-

Doch als er sich entschließt, sich mehr um Frau und Kind zu kümmern, drängt Franziska ihn, der Einberufung zu einer Propagandakompanie Fol-ge zu leisten. Eine völlig andere Perspektive auf den Zweiten Weltkrieg bietet Konrad Wolfs MAMA, ICH LEBE (DDR 1977 | 28.10.): Hier ent-schließen sich vier deutsche Kriegsgefangene, an der Seite sowjetischer Soldaten gegen die Wehrmacht an die Front zu ziehen, geraten da-bei aber in Gewissenskonflikte, wie sie sich ver-orten können, ohne zum Verräter für die eine oder andere Seite zu werden. Konrad Wolfs Ka-meramann Werner Bergmann hatte in den 60er Jahren den technischen Experimentalfilm DEFA 70 (DDR 1967 | 27.10.) gedreht, in dem die Reise zweier Männer im Auto den Vorwand liefert, mit einer 70-mm-Kamera Landschaften, Sonnen-untergänge, Jahrmarktszenen einzufangen. Als Schnittstelle zur derzeit laufenden Harun-Faro-cki-Retrospektive werden zwei Filme des Regis-seurs als digitale Premieren gezeigt: BILDER DER WELT UND INSCHRIFT DES KRIEGES (BRD 1988 | 27.10.) reflektiert die Bedeutung und Ver-wertung von Bildern in Kriegszusammenhän-

Page 23: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

film:restored_02: das filmerbe-festival oktober 17 23

semidokumentarischer Film TOBBY (29.10.) über den Jazz-Musiker Toby Fichelscher, der sich durch die kriegsversehrte Stadt mit ihren ver-rauchten Kneipen treiben lässt. Der Under-ground-Film bildet den Abschluss des Festivals.Die Kommunalen Kinos sind bei der Sichtbar-machung des Filmerbes wichtige Partner der Archive. Für dieses Engagement zeichnet der Kinematheksverbund jährlich kommunale Kinos mit dem Kinopreis aus. Die Verleihung des Kino-preises findet im Rahmen von Film:ReStored am UNESCO-Welttag des audiovisuellen Erbes, dem 27.10., statt. (ah)The Film:Restored festival will present digitally restored films from seven decades of German film history. The screenings will be accompanied by a conference including presentations, round-table discussions, and workshops which will focus on preserving film heritage in the digital era. On Oc-tober 27, the Association of German Cinema-theques will award a prize to cinemas who have been dedicated to programming heritage films and thus keeping film history alive.

rung des Holocausts für politische Zwecke aus-einander. Die jüdische Geschichte ist spätestens seit dem Holocaust als Teil der deutschen Ge-schichte zu begreifen. In diesem Zusammen-hang ist die Entdeckung und Rekonstruktion des polnisch-jüdischen Films MIR KUMEN ON (PL 1936 | 28.10.) von Aleksander Ford als kleine Sen-sation zu verstehen: Der Dokumentarfilm über ein Kinderpflegeheim des jüdischen Arbeiter-bundes in der Nähe von Warschau ist vollständig in Jiddisch gedreht. Er wurde in verschiedenen Fassungen in unterschiedlichen Archiven über-liefert und konnte nun rekonstruiert und digita-lisiert werden. Am letzten Festivaltag führen zwei Filme in das Berlin der 60er Jahre: ZWEI UNTER MILLIONEN (Victor Vicas, Wieland Liebs-ke, BRD 1961 | 29.10.) ist die Liebesgeschichte eines jungen Paares, das sich eine gemeinsame Existenz aufbauen will und dabei von Ost- nach West-Berlin wechselt. Die realitätsnahe Insze-nierung und die Stadtaufnahmen kurz vor dem Mauerbau machen aus dieser Ost-West-Liebes-geschichte einen einzigartigen Berlin-Film. Aus demselben Jahr stammt Hansjürgen Pohlands

ALICE IN DEN STÄDTEN (Wim Wenders, BRD 1974)

MAMA, ICH LEBE (Konrad Wolf, DDR 1977)

TOBBY (Hansjürgen Pohland, BRD 1961)

Page 24: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

24 oktober 17 magical history tour

Piccoli u.a.) ein Film präsentiert: Aufnahmen ei-nes weiteren Schauspielensembles, die Anouilhs

„Eurydice“ proben. Der Blick auf die jungen Kolle-gen wird zum Blick auf die eigene Jugend.WINTER SOLDIER (Winterfilm-Kollektiv, USA 1972 | 3. & 17.10.) Anfang 1971 fordern die „Vietnam Veterans Against the War“ US-Soldaten des Viet-namkriegs auf, über die Kriegsverbrechen in Vi-etnam zu sprechen: Über 100 Veteranen nehmen an der historischen „Winter Soldier Investigation“ teil, die vom Winterfilm Collective dokumentiert wird. Entstanden ist ein erschreckendes Zeug- nis US-amerikanischer Kriegsgräuel und der Schwierigkeiten der Kriegheimkehrer, in ein

„normales“ Leben zurückzufinden. THE PARTY: NATURE MORTE (Cynthia Beatt, D 1991 | 5.10., zu Gast: Cynthia Beatt & 14.10.) „It’s time for a party!“ Auf den Trümmern ihrer Be-ziehung laden Queenie (Tilda Swinton) und Burrs (Lutz Weidlich) zu einem rauschenden Fest. Mit Einbruch der Dunkelheit kommen die ersten Gäste, beginnen sich verschiedenste Vignetten zu einem Mosaik aus Begegnungen, Gesprä-chen und Darbietungen zusammenzufügen. In

Filme sind Gemeinschaftswerke: Die Magical History Tour präsentiert sowohl Filme, die in kol-lektiven Arbeitsprozessen entstanden bzw. diese zu ihrem Thema machen als auch hochkarätig besetzte Ensemblefilme, die in pluralen, dyna-mischen Figurenmosaiken und a-zentrischen Gruppenbildern komplexe Universen entwerfen.DIE ENDLOSE NACHT (Will Tremper, BRD 1962 | 1. & 10.10.) Wegen Nebels wird der Flugverkehr am Flughafen Tempelhof ausgesetzt. Eine Ausnah-mesituation, die in die Lebensplanung der ge-strandeten Passagiere eingreift: Geschäfte plat-zen, Seitensprünge fliegen auf, Träume werden als solche entlarvt. Den Rahmen dieses episodi-schen Ensemblefilms – eine nüchterne bundes-deutsche Bestandsaufnahme – bildet die monu-mentale Architektur des Flughafens Tempelhof.VOUS N’AVEZ ENCORE RIEN VU (Ihr werdet euch noch wundern, Alain Resnais, F 2012 | 2. & 8.10.) Dieser dreifache Ensemblefilm vereint das Resnais’sche Stammensemble und lässt es als Schauspielerensemble im Landhaus eines Dra-matikers zusammenkommen. Hier wird der il-lustren Runde (Azéma, Arditi, Amalric, Wilson,

Magical History Tour Kino im Plural

Page 25: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

magical history tour oktober 17 25

nen verbindende Erkundung einer bäuerlichen Kultur und ihrer tief wurzelnden Geschichte.OGAWA PURO HOMON-KI (A Visit to Ogawa Pro-ductions, Oshige Jun’ichiro, Japan 1999 | 7. & 13.10.) Kurz nachdem Ogawa und sein Kollektiv nach Yamagata umgezogen waren, um hier neue Lebensweisen sowie neuen Formen dokumen-tarischen Arbeitens zu erproben, besuchte Na-gisa Oshima die legendäre Filmgruppe und führte zahlreiche Gespräche. Diese bilden das Herzstück dieses Dokuments zweier symboli-scher Figuren der japanischen Filmgeschichte – Ogawa und Oshima – sowie eines bis heute ein-maligen Filmkollektivs.DEUX FOIS (Jackie Raynal, F 1968 | 7. & 13.10.) Klassiker des feministischen Counter Cinema und einer von ca. 15 zwischen 1968 und 1970 ent-standenen Filmen der „Zanzibar-Gruppe“. Die-ser informelle Zusammenschluss von etwa zwölf jungen Künstlern kann als das französi-sche Äquivalent des amerikanischen Under-grounds bezeichnet werden. Raynals Tour de Force kreist um eine Frau, die eine andauernde Serie von Metamorphosen durchläuft und dabei

leuchtendem Schwarzweiß vermisst Beatt so feinfühlig wie präzise die komplexen Bezie-hungsstrukturen einer nächtlichen Szenerie.PULP FICTION (Quentin Tarantino, USA 1994 | 4. & 21.10.) Ein Gangster-Paar, ein Killer-Duo, vier junge Diebe, die Frau des Gangster-Bosses und ein abgehalfterter Boxer sind nur einige der Fi-guren, die Tarantinos Halbweltmilieu bevölkern und mal aberwitzige, mal brutal-düstere Episo-den um Geld, Gold und Macht initiieren. Jenseits von Zeit und Raum, Gut und Böse agiert ein Schauspielerensemble in einem komplexen Uni-versum audiovisueller Zitate und filmhistori-scher Referenzen.MAGINO-MURA MONOGATARI (Geschichten aus dem Dorf Magino, Shinsuke Ogawa, Japan 1987 | 6. & 15.10.) Untrennbar verbunden mit Ogawa, dem wichtigsten Dokumentarfilmregisseur Ja-pans, ist der Name des von ihm Ende der 60er Jahre gegründeten Kollektivs: Ogawa Pro. Die Mitglieder der Gruppe arbeiteten und lebten zu-sammen, zunächst in der Nähe von Tokio, später in der Region Yamagata. Hier entstand die faszi-nierende, dokumentarische und inszenierte Sze-

DIE ENDLOSE NACHT (Will Tremper, BRD 1962)

WINTER SOLDIER (Winterfilm-Kollektiv, USA 1973)

Page 26: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

26 oktober 17 magical history tour

lastungen und Unterdrückung sowie über die Energie des Kollektivs. SCHINJEL (Der Mantel, Grigorij Kosinzew, Leonid Trauberg, UdSSR 1926 | 19. & 24.10., am Klavier: Eunice Martins) Zentrales Werk aus der 1921 ge-gründeten „Fabrik des exzentrischen Schauspie-lers“ (FEKS) – einem Theater- und Filmkollektiv, das besonderen Wert auf Dekor, Schauspielerfüh-rung und Stimmungswerte legte. Die Fekse trans-formierten Gogols Novelle in ein expressionisti-sches Melodram mit Kriminalhandlung: Der schüchterne Beamte Akaki hat sich zu einem Verbrechen hinreißen lassen, das er mit Armut und Einsamkeit bezahlt. REJS (Der Ausflug, Ma-rek Piwowski, Polen 1970 | 22. & 27.10.) Eine Damp-ferfahrt auf der Weichsel. Ein Mann schleicht sich ohne Fahrschein ein und lässt sich zum Vorsitzen-den des Vergnügungskomitees wählen, womit ein Reigen von absurden Versammlungen, Beschlüs-sen, Wahlvorgängen und verordneten Freizeit-aktivitäten eröffnet wird. Das Ensemble der Passagiere besteht aus Archetypen der polnisch-sozialistischen Gesellschaft, die die surrealen Situationen mit Genuss durchspielen. (mg)

entfernt an eine neue Version von Lewis Carrolls „Alice in Wonderland“ erinnert.WARNUNG VOR EINER HEILIGEN NUTTE (Rainer Werner Fassbinder, BRD 1971 | 20. & 27.10.) In ei-nem Hotel irgendwo in Spanien wartet eine Gruppe von Schauspielern auf die Ankunft des Regisseurs, des Stars und des Filmmaterials. Als der Regis-seur mit seinem Star eintrifft, wird er sofort zum Mittelpunkt des Chaos. „Der Film handelt zwar von Dreharbeiten, aber das eigentliche Thema ist, wie die Gruppe arbeitet und wie Führer-Positionen entstehen und ausgenutzt werden.“ (RWF)L’AGGETTIVO DONNA (Annabella Miscuglio, Rony Daopoulos, mit dem Collettivo Femminista di Ci-nema, Italien 1971 | 18. & 23.10.) Scharfsichtige Analyse der doppelten Ausbeutung der Arbeite-rinnen und der Isolation der Hausfrauen. Ironisch montiert zeigt der Film, wie die Frau als „Adjektiv-Frau“, als Anhängsel des Mannes definiert wird. THE WOMAN’S FILM (Newsreel Collective, USA 1970 | 18. & 23.10) Von Frauen des San Francisco Newsreel Collective gemeinsam mit ihren Inter-viewpartnerinnen erarbeitetes Porträt amerika-nischer Arbeiterinnen: Ein Film über Doppelbe-

Page 27: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

oktober 17 27

KinoPolska / Zu Gast: Jan P. MatuszyńskiZwei vielbeachtete Spielfilmdebüts stehen im Mittelpunkt von KinoPolska im Oktober. OSTAT-NIA RODZINA (The Last Family, Jan P. Matuszyń-ski, PL 2016 | 10.10., zu Gast: Jan P. Matuszyński) Zdzisław Beksiński, Maler düster-surrealisti-scher Szenerien, lebt mit seinem psychisch labi-len Sohn, einem populären Radio-DJ, und seiner die Familie zusammenhaltenden, aufopferungs-vollen Ehefrau Zofia in einem Warschauer Plat-tenbau. Mit pechschwarzem Humor grundiertes Porträt eines exzentrischen Malers, Hommage an eine unkonventionelle Familie und Chronik eines Landes über einen Zeitraum von drei Jahr-zehnten. NÓŻ W WODZIE (Das Messer im Wasser, Roman Polanski, PL 1962 | 11.10., Einführung: Jan P. Matuszyński) Parabel und psychologisches Kammerspiel auf einem Segelboot. Ein Ehepaar lädt einen jungen Studenten ein, das Wochenen-de mit ihnen zu verbringen. Auf engstem Raum entwickelt sich ein spannungsgeladenes Bezie-hungsdreieck. (mg) Two feature film debuts by young filmmaker Jan P. Matuszyński as well as by veteran director Roman Polanski.

Die DEFA-Stiftung präsentiert: Film-Stadt-BerlinEs sind Cafés und Bars, die im Berlin der 50er Jahre zentrale Orte eines neuen Lebensstils wer-den: das Presse-Café am Bahnhof Friedrichstra-ße, die Hajo-Bar, die Möwe, der Esterhazy-Keller

– aber als Epizentrum thront in der Mitte ohne Zweifel das Berliner Ensemble. Intellektuelle und Künstler, die hier verkehren, diskutieren und auch trinken, eint weniger eine gemeinsame Kunstrichtung als vielmehr eine Lebensweise, in der sich verschiedene Hoffnungen und Visionen weit unterhalb jeder spießbürgerlicher Karriere ausdrücken und miteinander verweben. Mit Do-kumentarfilmen von Peter Voigt besuchen wir diese Orte und tauchen ein in diese einzigartige Atmosphäre. In DÄMMERUNG (D 1993) erinnern sich einige der Bohemiens an den Anfang und das Ende jener Aufbruchszeit, während THEA-TERARBEIT (DDR 1975) zum 25. Jubiläum auf die ersten, oft nicht einfachen Jahre des von Bertolt Brecht gegründeten Berliner Ensembles zu-rückblickt. (jh) A fragmentary recollection of bo-hemian life in 1950s East Berlin. (9.10.)

OGAWA PURO HOMON-KI (A Visit to Ogawa Productions, Oshige Jun’ichiro, Japan 1999)

L’AGGETTIVO DONNA (A. Miscuglio, R. Daopoulos, Collettivo Femminista di Cine-ma, Italien 1971)

OSTATNIA RODZINA (The Last Family, Jan P. Matuszyński, Polen 2016)

Page 28: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

28 oktober 17

Großes Kino, kleines Kino #14 Transport, Werkzeug, Arbeit, Spiel: Kinderfilme von Harun Farocki In den 70er Jahren hat Harun Farocki, häufig in Zusammenarbeit mit Hartmut Bitomsky, Kinder-filme realisiert. Von den Phänomenen in der Welt ausgehend zeigen die Filme auffällig oft Trans-portmittel und Verkehrswege wie Züge, Schiffe, Straßen, Brücken, Flüsse. In den Filmen werden die Spiel- und Werkzeuge der Kinder mit denen der Erwachsenen verglichen: Einem Stein etwa, mit dem auch ein Kind einen Nagel in ein Stück Holz schlagen kann, werden der Pressluftham-mer auf einer Baustelle und eine Maschine in ei-ner Fabrik gegenübergestellt. Durch genaue Be-obachtung stellt Farocki sichtbare Verbindungen zwischen den in der Welt verstreuten Dingen her und vermittelt ein anschauliches Bild von kom-plexen Zusammenhängen. Im Anschluss an die Filmvorführung setzen sich die Kinder kreativ mit dem Gesehenen auseinander. (sts) (15.10., Moderation: Stefanie Schlüter & Brigitta Wag-ner) A programe with a series of short films which Harun Farocki made for children.

Harun-Farocki-Retrospektive: Schulworkshops II Den Auftakt des Workshops „Architekt*innen bei der Arbeit“ bildet der Dokumentarfilm SAUER-BRUCH HUTTON ARCHITEKTEN (D 2013). Anhand von sechs Projekten in unterschiedlichen Pha-sen beobachtet Harun Farocki die Arbeitsteilig-keit in dem Berliner Architekturbüro und über-lässt die Zuschauer*innen kommentarlos den Prozessen dieser Arbeit. Im Anschluss an den Film erarbeiten sich Schüler*innen die gebaute Umgebung des Potsdamer Platzes. (11.10., Mod.: Stefanie Schlüter & Brigitta Wagner) Der Work-shop „Bild Macht Ton Macht Bild“ ist der Ausei-nandersetzung mit den Zusammenhängen der Ton- und Bildproduktion gewidmet. Am Beispiel ausgewählter Filme von Harun Farocki wird un-tersucht, wie der Filmautor über die Macht des technisch erstellten Bildes nachdenkt. Im An-schluss wird eine Montage aus Tonspuren zu be-reits bestehenden Bildern erstellt. Herrscht das Bild über den Ton oder umgekehrt? (sts) (17. & 18.10., Mod.: Eunice Martins & Laura Mello)

EINSCHLAFGESCHICHTEN: BRÜCKEN (Harun Farocki, BRD 1977)

CORPUS CALLOSUM (Michael Snow, Kanada 2001)

BLACK (Anouk De Clerq, Belgien 2015)

Page 29: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

oktober 17 29

Film in the Present Tense LaborBerlin e.V. veranstaltet das gleichnamige Symposium (20.–22.10.) zu zeitgenössischen Entwicklungen analoger Filmkultur und präsen-tiert einen zweiteiligen Filmabend. „Past Imper-fect“ vereint sieben Filme, deren Gemeinsam-keit in der Vorstellung von Film als Träger von Erinnerung und subjektiver Erfahrung liegt. So wie das Gedächtnis als individuelle Resonanz von Erkenntnissen unvollkommen bleibt, ist auch Film persönlicher Ausdruck von Erinne-rungen, Absichten, Glück und dem Unbekann-ten. Anschließend bietet „The Elastic Now“ Ein-blicke in die zeitgenössische künstlerische Ar-beit mit analogem Filmmaterial. Sechs Filme erforschen ineinander verschränkte Zeitebenen und deren individuelle und kollektive, technolo-gische und gesellschaftliche Implikationen. Sie entstammen einer „elastischen Gegenwart”, die zu beiden Enden hin ausfranst – in die Zukunft und in die Vergangenheit. (ad) Two programs that explore developments in analogue film cul-ture both past and present to accompany the

“Film in the Present Tense” symposium. (20.10.)

Filmmakers’ Choice – Irrfahrt und kosmische ResonanzWir wiederholen das Programm aus dem Juni, das aufgrund technischer Probleme ausfallen musste. In LA CABALE DES OURSINS (F 1992) stellt Luc Moullet Bergbauhalden neben Vulkane und Pyramiden. Als pataphysischer Kartograf entwirft er ein Brachland der geheimen Pfade seiner Kind-heitserinnerungen. Die Ansichten verschieben sich, was als historisches Monument, große Na-turlandschaft oder Industriemüll gilt. Mein Inter-esse gilt dem Moment, in dem diese Verschiebung passiert, dem „Dazwischen“ und seinen emo-tionalen Auswirkungen. CORPUS CALLOSUM (Mi-chael Snow, Kanada 2001) verbindet einen Realis-mus der normalen Metamorphose in glaubwürdi-gen, „realen“ Innenräumen mit „unmöglichen“ Formveränderungen. In beiden Filmen ist die Ver-schiebung ein physischer Ort, ein Riss: der Ort der Verzückung. Beide Filme führen die Zuschau-er*innen zum Gleichgewichtspunkt wechselnder Wahrnehmungsmodi. (ld) Odyssey and cosmic re-sonance in this month’s Filmmakers’ Choice. (16.10., präsentiert von Lucile Desamory)

Page 30: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

30 oktober 17

Filmspotting. Erkundungen im Filmarchiv der Deutschen KinemathekDER LETZTE MANN (Friedrich Wilhelm Murnau, D 1924) schildert das Schicksal eines alt geworde-nen Hotelportiers zur Zeit der Jahrhundertwen-de in Berlin, der degradiert wird und seine ihn mit Stolz erfüllende Uniform abgeben muss. Mur-naus herausragendes Stummfilmdrama kommt mit wenigen Zwischentiteln aus, die „entfesselte“ Kamera Karl Freunds schafft eine Bildsprache, die das Innenleben des Portiers widerspiegelt. Giuseppe Becce komponierte für die Urauffüh-rung die Musik, die für die Restaurierung des Films neu bearbeitet wurde. Becce war in den 20er Jahren nicht nur als Komponist für Spielfil-me bekannt, sondern auch als Autor des „Allge-meinen Handbuchs der Film-Musik“, mit dem er Standards für die Musikbegleitung für Stummfil-me setzte. Die Musikwissenschaftlerin Maria Fuchs hat das Handbuch zur Grundlage ihrer Un-tersuchung über Theorie und Praxis der Stumm-filmmusik gemacht und stellt diese vor. (ah) The restored version of DER LETZTE MANN with the original score by Giuseppe Becce. (30.10.)

Cinepoetics Lecture #3: Robert BurgoyneDie Cinepoetics Lectures sind eine Vortragsreihe der gleichnamigen Kolleg-Forschergruppe an der FU Berlin, zu der bekannte Film- und Medien-wissenschaftler*innen eingeladen werden, um einen ausgewählten Film zu präsentieren. Die ak-tuellen Cinepoetics Lectures fragen nach der Ge-schichtlichkeit audiovisueller Bilder: Worin be-steht diese jenseits einer Darstellungsebene historischer Sachverhalte? Wie entsteht ein histo-rischer Erfahrungsraum, der sich mit jeder neuen Aneignung filmischer Bilder und jedem Medien-wechsel umgestaltet? Robert Burgoyne (Univer-sity of St Andrews) wird sich in seinem Vortrag „In-timate Violence: Drone Vision in EYE IN THE SKY“ mit Intimität und Distanz als Spannungsverhältnis moderner Kriegsführung und -darstellung ausei-nandersetzen, mit Blick auf eine neue Permutati-on somatischer Zeugenschaft. Wir zeigen hierzu vorab den Film EYE IN THE SKY (Gavin Hood, USA 2015). (er) A film screening followed by a lecture by Robert Burgoyne about the tensions that govern the relationship between modern warfare and its representation. (23.10.)

DER LETZTE MANN (Friedrich Wilhelm Murnau, D 1924)

Page 31: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

living archive oktober 17 31

Archiv-Seminar in Nigeria Vom 26.–28.10. beteiligt sich das Arsenal an der Durchführung eines Archiv-Seminars am Nati-onal Film Institute in Jos, Nigeria. Mitveranstal-ter ist die Lagos Film Society. Das Thema ist die Bedeutung von Filmarchiven für die Kulturge-schichtsschreibung anhand der Archivbestände des National Film, Video and Sound Archive, die demnächst mit Unterstützung des Auswärtigen Amtes digitalisiert werden sollen. Unter den Gastrednern ist Vinzenz Hediger, der an der Goethe-Universität Frankfurt den Masterstudi-engang „Filmkultur: Archivierung, Programmie-rung, Präsentation“ aufgebaut hat. (stss) The National Film Institute, Jos, in collaboration with the Arsenal and the Lagos Film Society with the approval of the Managing Director, Nigerian Film Corporation, has packaged a seminar on film archiving. The seminar is considering the benefits of film archives to Cultural History based on materials of the National Film Video and Sound Archive which holds several of the country’s audio and audio-visual historical emoluments dated back to a century.

Öffentliche SichtungDie mit dem inoffiziellen Berufsverbot belegte ungarische Regisseurin Judit Elek konnte An-fang der 70er Jahre aufgrund eines Drehbuchs zu den Schauprozessen gegen die ungarischen Jakobiner acht Jahre lang keine Spielfilme dre-hen. In dieser Zeit entstand mit ISTENMEZEJEN, EIN UNGARISCHES DORF (Ungarn 1974) und EIN-FACHE GESCHICHTE (Ungarn 1975) ein beein-druckendes dokumentarisches Porträt zweier Mädchen, Ilonka und Marika, die sich zwischen Feldarbeit und Schule, Ehe und Umzug in die Stadt entscheiden müssen, ohne das wirklich entscheiden zu können. Die zweiteilige Lang-zeitbeobachtung Eleks entstand in einem klei-nen Dorf im Nordosten Ungarns, wo Männer und Jungen in einem Bergwerk arbeiten und junge Mädchen mit 15 Jahren heiraten. Nicht einmal Vögel schaffen es, von hier wegzufliegen, son-dern werden immer wieder eingefangen, wie die Eröffnungsszene des zweiten Teils zeigt. (bg) An impressive documentary portrait of two girls in a Hungarian village in the 70s by Judit Elek. (12.10.)

Page 32: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

32 oktober 17 programm

1 So 19.30 »2 Magical History Tour *Die endlose Nacht Will Tremper BRD 1962

Mit Karin Hübner, Harald Leipnitz, Hannelore Elsner 35 mm | 86 min |  10.10. | S. 24

20.00 »1 Georgien Eröffnung *Ramdenime interwiu pirad sakitchebse Einige Interviews zu persönlichen Fragen Lana Gogoberidse UdSSR 1978 Zu Gast: Lana Gogoberidse DCP | georg. OmU | 94 min | S. 5

2 Mo 18.00 »1 Georgien Podiumsdiskussion: „Georgische Filmgeschichte in den Archiven“ mit Erika und Ulrich

Gregor, Khatuna Khundadze (Georgian Film), Susan Oxtoby (University of California, Berkeley Art Museum and Pacific Film Archive) Moderation: Stefanie Schulte Strathaus In deutscher Sprache Eintritt frei S. 4

19.30 »2 Magical History Tour Vous n’avez encore rien vu Ihr werdet euch noch wundern Alain Resnais F/D 2012 DCP | OmU | 115 min |  8.10. | S. 24

20.00 »1 Georgien *Didi mtswane weli Ein großes, grünes Tal Merab Kokotschaschwili UdSSR 1967 Zu Gast: Merab Kokotschaschwili DCP | georg. OmU | 86 min | S. 5

3 Di 19.30 »2 Magical History Tour *Winter Soldier

Winterfilm-Kollektiv USA 1972 16 mm | OmU | 96 min |  17.10. | S. 24

20.00 »1 Georgien Buba Noutsa Gogoberidse UdSSR 1930 DCP | engl. ZT | 39 min Kreditis limiti Line of Credit Salomé Alexi Georgien/F 2014 DCP | georg. OmE | 85 min Zu Gast: Salomé Alexi und Lana Gogoberidse S. 5

4 Mi 19.30 »2 Magical History Tour Pulp Fiction

Quentin Tarantino USA 1994 DCP | OF | 154 min |  21.10. | S. 25

20.00 »1 Georgien *Monanieba Die Reue Tengis Abuladse UdSSR 1984/87 35 mm | georg. OmE | 150 min | S. 6

5 Do 19.30 »2 Magical History Tour *The Party: Nature Morte Cynthia Beatt D 1991 Mit Tilda Swinton

Zu Gast: Cynthia Beatt 16 mm | OmU | 92 min |  14.10. | S. 24

20.00 »1 Georgien Tschemi bebia Meine Großmutter Kote Mikaberidse UdSSR 1929 Am Flügel: Dudana Mazmanishvili 35 mm | georg. & russ. ZT, dt. UT | 66 min | S. 6

6 Fr 19.30 »2 Magical History Tour *Magino-mura monogatari Geschichten aus dem Dorf Magino

Ogawa Shinsuke Japan 1987 16 mm | OmU | 223 min |  15.10. | S. 25

20.00 »1 Georgien *Dwadzatj schestj Kommissari 26 Kommissare Nikolos Schengelaja UdSSR 1932 Am Flügel: Eunice Martins 35 mm | engl. & franz. ZT | 72 min | S. 6

7 Sa 19.30 »2 Magical History Tour *Ogawa puro homon-ki A Visit to Ogawa Productions

Oshige Jun’ichiro Japan 1981/1999 16 mm | OmU | 62 min |  13.10. | S. 25

20.00 »1 Georgien *Pastorali Pastorale Otar Iosseliani UdSSR 1975 Zu Gast: Otar Iosseliani 35 mm | georg. OmU | 98 min |  19.10. | S. 7

21.00 »2 Magical History Tour Deux fois Jackie Raynal F 1968 16 mm | OmE | 65 min |  13.10. | S. 25

8 So 19.00 »2 Magical History Tour Vous n’avez encore rien vu Ihr werdet euch noch wundern

Alain Resnais F/D 2012 DCP | OmU | 115 min | S. 24

19.30 »1 Georgien Chant d’hiver Winter Song Otar Iosseliani F/Georgien 2015 Zu Gast: Otar Iosseliani DCP | OmE | 117 min | S. 7

9 Mo 19.00 »2 DEFA-Stiftung Dämmerung Peter Voigt D 1993 DCP | 90 min | S. 27

20.00 »1 Georgien *Ambawi Suramis tsichisa Die Legende der Festung Suram Sergej Paradjanow, Dodo Abaschidse UdSSR 1985 35 mm | georg. OmU | 87 min | S. 7

Kalendarium

Page 33: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

programm oktober 17 33

21.00 »2 DEFA-Stiftung Theaterarbeit – Das Berliner Ensemble im 25. Jahr Peter Voigt DDR 1975 Moderation: René Pikarski DCP | 62 min | S. 27

10 Di 19.30 »1 KinoPolska Ostatnia rodzina The Last Family Jan P. Matuszyński

Polen 2016 Zu Gast: Jan P. Matuszyński DCP | OmU | 123 min | S. 27

20.00 »2 Magical History Tour *Die endlose Nacht Will Tremper BRD 1962 35 mm | 86 min | S. 24

11 Mi 10.00 »1 Harun Farocki Retrospektive: Schulworkshops II Anmeldung: [email protected]

Sauerbruch Hutton Architekten Harun Farocki D 2013 Digital file | 73 min Moderation: Stefanie Schlüter & Brigitta Wagner, ab 10. Klasse S. 28

19.30 »2 KinoPolska Nóż w wodzie Das Messer im Wasser Roman Polanski Polen 1962 35 mm | OmU | 94 min | S. 27

20.00 »1 Georgien *Sghwarze Am Rande Dito Tsintsadze Georgien 1993 Zu Gast: Dito Tsintsadze, Moderation: Diana McCarthy DCP | georg. OmU | 78 min | S. 7

12 Do 19.00 »2 Öffentliche Sichtung *Istenmezejen 1972–73 Istenmezejen, ein ungarisches Dorf

Judit Elek Ungarn 1974 35 mm | OmU | 81 min *Egyszerü törtenet Einfache Geschichte Judit Elek Ungarn 1975 35 mm | OmU | 100 min Präsentiert von Borjana Gaković S. 31

19.30 »1 Georgien *Chabarda Micheil Tschiaureli UdSSR 1931 Am Flügel: Eunice Martins 35 mm | russ. ZT, dt. & franz. UT | 70 min | S. 8

21.00 »1 Georgien *Tsisperi mtebi anu daudjerebeli ambawi Blaue Berge oder Eine unwahrschein-liche Geschichte Eldar Schengelaja UdSSR 1984 35 mm | russ. OmU | 96 min |  16.10. | S. 9

13 Fr 19.00 »1 Georgien *Nuza Alexandre Rechwiaschwili UdSSR 1971 35 mm | georg. OmU | 30 min

*Mezchramete saukunis kartuli kronika Georgische Chronik des 19. Jahrhunderts Alexandre Rechwiaschwili UdSSR 1978 16 mm | georg. OmU | 66 min | S. 8

19.30 »2 Magical History Tour *Ogawa puro homon-ki A Visit to Ogawa Productions Oshige Jun’ichiro Japan 1981/1999 16 mm | OmU | 62 min | S. 25

21.00 »1 Georgien *Dge Der Tag Lewan Glonti UdSSR 1990 35 mm | georg. OmU | 69 min | S. 9

21.15 »2 Magical History Tour Deux fois Jackie Raynal F 1968 16 mm | OmE | 65 min | S. 25

14 Sa 19.00 »1 Georgien *Ubedureba Das Unglück Gela Kandelaki UdSSR 1979

Zu Gast: Gela Kandelaki 35 mm | georg. OmU | 82 min | S. 9

19.30 »2 Magical History Tour *The Party: Nature Morte Cynthia Beatt D 1991 Mit Tilda Swinton, Féodor Atkine 16 mm | OmU | 92 min | S. 24

21.15 »1 Georgien *Iko shashvi mgalobeli Es war einmal eine Singdrossel Otar Iosseliani UdSSR 1970 Zu Gast: Gela Kandelaki 35 mm | georg. OmU | 85 min |  19.10. | S. 9

15 So 16.00 »1 Großes Kino, kleines Kino #14 – Kinderfilme von Harun Farocki

Sesamstraßenfilme: Transport 1 + 2 Container 1 + 2 Der Weg des Geldes Sägen Hammer Dock Harun Farocki, Hartmut Bitomsky BRD 1973 Digital file | 24 min Einschlafgeschichten: Brücken Schiffe Harun Farocki BRD 1977 Digital file | 6 min Moderation: Stefanie Schlüter und Brigitta Wagner Für alle ab 5 Jahre S. 28

18.30 »2 Magical History Tour *Magino-mura monogatari Geschichten aus dem Dorf Magino Ogawa Shinsuke Japan 1987 16 mm | OmU | 223 min | S. 25

20.00 »1 Georgien *Pirosmani Georgi Schengelaja UdSSR 1969 35 mm | georg. OmU | 85 min |  17.10. | S. 10

Page 34: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

34 oktober 17 programm

»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter-titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | ZT Zwischentitel

16 Mo 19.00 »2 Filmmakers’ Choice *La cabale des oursins Das Ränkespiel der Seeigel

Luc Moullet Frankreich 1992 16 mm | OmU | 17 min *Corpus Callosum Michael Snow Kanada 2001 Beta SP | engl. OF | 92 min Präsentiert von Lucile Desamory S. 29

20.00 »1 Georgien *Tsisperi mtebi anu daudjerebeli ambawi Blaue Berge oder Eine unwahrschein-liche Geschichte Eldar Schengelaja UdSSR 1984 35 mm | russ. OmU | 96 min | S. 9

17 Di 10.00 »1 Harun Farocki: Schulworkshops II Anmeldung: [email protected]

Gegen-Musik Harun Farocki D 2004 Digital file | 23 min Musik-Video Harun Farocki D 2000 DV | 1 min Nicht löschbares Feuer Harun Farocki BRD 1969 16 mm | 23 min Moderation: Eunice Martins & Laura Mello, ab 10. Klasse S. 28

19.30 »2 Magical History Tour *Winter Soldier Winterfilm-Kollektiv USA 1972 16 mm | OmU | 96 min | S. 24

20.00 »1 Georgien *Pirosmani Georgi Schengelaja UdSSR 1969 35 mm | OmU | 85 min | S. 10

18 Mi 10.00 »1 Harun Farocki: Schulworkshops II (siehe Programm des 17.10.) S. 28

19.30 »2 Magical History Tour *L’aggettivo donna Annabella Miscuglio, Rony Daopoulos & Collettivo Femminista di Cinema Italien 1971 Beta SP | OmU | 54 min *The Woman’s Film Newsreel Kollektiv USA 1970 16 mm | OmU | 41 min |  23.10. | S. 26

20.00 »1 Georgien Dschim schwante! Das Salz Swanetiens Michail Kalatosischwili UdSSR 1930 Am Flügel: Eunice Martins 35 mm | georg. & russ. ZT, dt. UT | 58 min | S. 10

19 Do 19.00 »1 Georgien *Pastorali Pastorale Otar Iosseliani UdSSR 1975 35 mm | OmU | 98 min | S. 7

19.30 »2 Magical History Tour *Schinjel Der Mantel Grigorij Kosinzew, Leonid Trauberg UdSSR 1926 Am Klavier: Eunice Martins 35 mm | OmU | 80 min |  24.10. | S. 26

21.00 »1 Georgien *Iko shashvi mgalobeli Es war einmal eine Singdrossel Otar Iosseliani UdSSR 1970 35 mm | georg. OmU | 85 min | S. 9

20 Fr 20.00 »2 Magical History Tour Warnung vor einer heiligen Nutte

Rainer Werner Fassbinder BRD 1971 35 mm | 103 min |  27.10. | S. 26

20.30 »1 Film in the Present Tense 1. Teil: Past Imperfect Einführung: Mark Toscano Anselmo Chick Strand USA 1967 16 mm I 4 min Family Dinners James Otis USA 1997 16 mm I 7 min Bertha’s Children Roberta Friedman, Grahame Weinbren USA 1976 16 mm I 6 min Merce Cunningham. First Performance of Stillness (in Three Movements) to John Cage’s Composition 4’33” with Trevor Carlson, New York City, 28 April 2007 Tacita Dean USA 2007 16 mm I 4 min Roslyn Romance (is it really true?) Bruce Baillie USA 1976 16 mm I 16 min Optic Nerve Barbara Hammer USA 1985 16 mm I 16 min Naissance #2 John Price Kanada 2012 35 mm I 12 min 2. Teil: The Elastic Now Einführung: Peter Taylor, Philip Widmann, Ulrich Ziemons I am Micro Shumona Goel, Shai Heredia Indien 2012 35 mm | 15 min The Watchmen Fern Silva USA 2017 35 mm | 10 min Shape Shifting Elke Marhöfer, Mikhail Lylov D/Japan 2014 DCP | 16 min Black Anouk De Clercq Belgien 2015 35 mm | 5 min Droga! Miko Revereza USA/Philippinen 2014 Digital file | 8 min Cilaos Camilo Restrepo Frankreich 2016 DCP | 13 min | S. 29

Page 35: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

programm oktober 17 35

Wiederholung | Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

21 Sa 16.00 »1 Harun Farocki: Nacheinander

Ost-West: Gespräch mit Heiner Müller BRD 1981 Digital file | 10 min *Etwas wird sichtbar BRD 1982 35 mm | OmE | 114 min Ronny und Harun spielen Theater BRD 1982 Digital file | 6 min | S. 12

18.30 »1 Harun Farocki: Nacheinander Kurzfilme von Peter Weiss. Vorgestellt von Harun Farocki BRD 1982 114 min | S. 12

20.00 »2 Magical History Tour Pulp Fiction Quentin Tarantino USA 1994 DCP | OF | 154 min | S. 25

20.30 »1 Harun Farocki: Nebeneinander Militarisierung des Blicks *Bilder der Welt und Inschrift des Krieges BRD 1988 DCP | OmE | 75 min Zu Gast: Nora M. Alter und Christa Blümlinger S. xy

22 So 16.00 »1 Harun Farocki: Nacheinander *Ein Bild BRD 1983 DCP | OmE | 25 min

Arbeiten zu „Klassenverhältnisse“ von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub BRD 1983 Beta | 65 min | S. 13

18.00 »1 Harun Farocki: Nacheinander „L’argent“ von Robert Bresson Hartmut Bitomsky, Manfred Blank, Harun Farocki BRD 1983 Digital file | 30 min *Peter Lorre – Das doppelte Gesicht Harun Farocki, Felix Hofmann BRD 1984 DCP | OmE | 59 min | S. 13

19.30 »2 Magical History Tour * Rejs Der Ausflug Marek Piwowski Polen 1970 35 mm | OmU | 65 min |  27.10. | S. 26

20.00 »1 Harun Farocki: Nacheinander *Betrogen BRD 1985 35 mm | OmE | 99 min | S. 13

23 Mo 16.30 »1 Cinepoetics Lecture #3 Eye in the Sky Gavin Hood USA 2015

Mit Helen Mirren, Aaron Paul, Alan Rickman DCP | OF | 102 min | S. 30

18.45 »1 Cinepoetics Lecture #3 Vortrag von Robert Burgoyne (University of St Andrews): „Intimate Violence. Drone Vision in Eye in the Sky“ In englischer Sprache Eintritt frei S. 30

20.00 »2 Magical History Tour *L’aggettivo donna Annabella Miscuglio, Rony Daopoulos & Collettivo Femminista di Cinema Italien 1971 Beta SP | OmU | 54 min *The Woman’s Film Newsreel Kollektiv USA 1970 16 mm | OmU | 41 min | S. 26

20.30 »1 Harun Farocki: Nebeneinander Bausteine produzieren Sesamstraße: Transport 1 und 2 BRD 1973 Digital file | 6 min *Zum Vergleich D 2009 16 mm | engl. ZT | 61 min Zu Gast: Jean-Pierre Bekolo S. 16

24 Di 19.00 »1 Harun Farocki: Nebeneinander Straub/Huillet 1

Filmtip: Der Tod des Empedokles BRD 1987 Digital file | 12 min Arbeiten zu „Klassenverhältnisse“ von Danièle Huillet und Jean-Marie Straub BRD 1983 Zu Gast: Christine Lang und Constanze Ruhm Beta | 65 min | S. 16

20.00 »2 Magical History Tour *Schinjel Der Mantel Grigorij Kosinzew, Leonid Trauberg UdSSR 1926 Am Klavier: Eunice Martins 35 mm | OmU | 80 min | S. 26

21.00 »1 Harun Farocki: Nebeneinander Straub/Huillet 2 Klassenverhältnisse Jean-Marie Straub, Danièle Huillet BRD/F 1984 35 mm | 126 min Aus der Sammlung des Österreichischen Filmmuseums Zu Gast: Barton Byg und Rembert Hüser S. 17

Page 36: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

36 oktober 17 programm

»1 arsenal 1 | »2 arsenal 2 | OF Originalfassung | DF Deutsche Fassung | OmU Original mit deutschen Unter-titeln | OmE Original mit engl. Untertiteln | OmF Original mit französischen Untertiteln | ZT Zwischentitel Wiederholung | Veranstaltung mit Gästen | ♛ Nur für Mitglieder. Mitgliedschaft kann an der Kasse erworben werden | Die Längenangaben im Programm beziehen sich auf die reine Filmlänge | * Kopie des Arsenal – Institut für Film und Videokunst | * Kopie der Deutschen Kinemathek – Museum für Film und Fernsehen

25 Mi 19.30 »1 Georgische Dokumentarfilme The Dazzling Light of Sunset Salomé Jashi

Georgien/D 2016 Zu Gast: Salomé Jashi DCP | OmU | 74 min | S. 19

20.00 »2 Harun Farocki: Nacheinander Filmtip: Tee im Harem des Archimedes BRD 1985 Digital file | 7 min *Filmbücher BRD 1986 DCP | OmE | 15 min *Wie man sieht BRD 1986 DCP | OmE | 72 min | S. 13

26 Do 18.00 »1 Film:ReStored Begrüßung: Rainer Rother, Künstlerischer Direktor Deutsche Kinemathek

*Ostkreuz Michael Klier D 1991 Zu Gast: Michael Klier DCP | 85 min | S. 21

19.00 »2 Harun Farocki: Nacheinander Schlagworte – Schlagbilder. Ein Gespräch mit Vilém Flusser BRD 1986 Digital file | OmE | 13 min Kuhle Wampe: Eine Einführung BRD 1986 Digital file | 6 min *Die Schulung BRD 1987 DCP | OmE | 44 min Filmtip: Der Tod des Empedokles BRD 1987 Digital file | 7 min Die Menschen stehen vorwärts in den Straßen BRD 1987 Digital file | 8 min | S. 14

20.30 »1 Film:ReStored Alice in den Städten Wim Wenders BRD 1974 DCP | 112 min | S. 21

21.00 »2 Harun Farocki: Nacheinander Bilderkrieg BRD 1987 Digital file | 44 min *Georg K. Glaser – Schriftsteller und Schmied BRD 1988 DCP | OmE | 44 min | S. 14

27 Fr 10.00 »1 Film:ReStored Lob der Standards. Martin Koerber (Deutsche Kinemathek, Berlin)

10.15: Archival principles regarding digital film restoration (vs remastering) (in englischer Sprache). Michal Bregant (Národní filmový archiv, Prag) 11.00: Digitalisierung im Dialog mit dem Filmemacher. Thomas Worschech (Deutsches Filminstitut, Frankfurt) 11.30: Werkstattbericht: Ein Werk in Bewegung: Die Restaurierungsarbeiten der Wim Wenders Stiftung. Wim Wenders und Laura Schmidt (Wim Wenders Stiftung) 14.00: Podiumsgespräch: Schwieriges Erbe? Digitalisierungstrategien zwischen politischer Verantwortung und Auswertungsinteresse. Ralf Schenk (DEFA-Stiftung), Ernst Szebedits (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) 15.00: Werkstattbericht: 70 mm. Erfahrungen bei der Digitalisierung von DEFA 70. Stefanie Eckert und Ralf Schenk (beide DEFA-Stiftung) 15.30: *DEFA 70 Werner Bergmann DDR 1967 DCP | 33 min 16.30: Werkstattbericht: Versionen. Zum Umgang mit verschiedenen Fassungen bei der Digitalisierung von Filmwerken. Anke Wilkening (Friedrich-Wilhelm-Murnau-Stiftung) 17.30: Auf Wiedersehn, Franziska! Helmut Käutner D 1941 DCP | 100 min Einführung: Anke Wilkening S. xy

19.30 »2 Magical History Tour *Rejs Der Ausflug Marek Piwowski Polen 1970 35 mm | OmU | 65 min | S. 26

20.00 »1 Magical History Tour Warnung vor einer heiligen Nutte Rainer Werner Fassbinder BRD 1971 35 mm | 103 min | S. 26

21.30 »2 Film:ReStored / Harun Farocki: Nacheinander *Bilder der Welt und Inschrift des Krieges BRD 1988 DCP | OmE | 75 min | S. 15

Page 37: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

programm oktober 17 37

28 Sa 11.00 »1 Film:ReStored Werkstattbericht: Film Heritage and International Cooperation (in englischer

Sprache). Serge Bromberg (Lobster Films), Martin Koerber (Deutsche Kinemathek), Elżbieta Wysocka (Filmoteka Narodowa) 11.30: *Mir kumen on Aleksander Ford PL 1936 DCP | OmU | 62 min 14.00: *Mama, ich lebe Konrad Wolf DDR 1977 DCP | 103 min Einführung: Korinna Barthel (Omnimago) 16.00: Werkstattbericht: Digitalisierung aus dem Nachlass von Harun Farocki: „Archivmaterial Peter Weiss“ Präsentiert von Filipa César (Filmemacherin), Volker Pantenburg (Harun Farocki Institut) 17.00: *Etwas wird sichtbar Harun Farocki BRD 1982 DCP | 120 min Einführung: Mathias Rajmann, Claus Üblacker (beide Film Shift GbR) 20.30: Martha Rainer Werner Fassbinder BRD 1974 DCP | 112 min Einführung: Juliane Lorenz (Rainer Werner Fassbinder Foundation) S. 21

20.00 »2 Harun Farocki: Nacheinander Kinostadt Paris Manfred Blank, Harun Farocki BRD 1988 Digital file | 60 min Image und Umsatz oder: Wie kann man einen Schuh darstellen? BRD 1989 Digital file | OmE | 52 min | S. 15

29 So 11.00 »1 Film:ReStored *Zwei unter Millionen Victor Vicas, Wieland Liebske BRD 1961 DCP | 95 min

Einführung: Julia Wallmüller (Deutsche Kinemathek) 14.00: Das Unheil Peter Fleischmann BRD 1972 DCP | 110 min 16.30: Werkstattbericht: Der Autor als Produzent. Andres Veiel (Filmemacher), Julia Wallmüller (Deutsche Kinemathek) 17.00: *Balagan Andres Veiel D/F 1993 DCP | 96 min 19.30: Ulf Drechsel und Gudy Fichelscher legen auf! Der Journalist im Gespräch mit Tobbys Frau über Jazz mit Tracks aus den 60ern 20.15: *Tobby Hansjürgen Pohland BRD 1961 DCP | 75 min *Schatten Hansjürgen Pohland BRD 1960 Live-Musik: Peter Möhle 35 mm | 9 min | S. 21

18.30 »2 Georgische Dokumentarfilme On the Move Tsira Gvasalia Georgien 2013 DCP | OmE | 50 min Altzaney Nino Orjonikidze Georgien 2009 Beta SP | OmE | 30 min Zu Gast: Nino Orjonikidze S. 19

21.00 »2 Georgische Dokumentarfilme Un dragon dans les eaux pures du Caucase The Pipeline Next Door Nino Kirtadze F/Georgien 2005 Beta SP | georg. OmE | 90 min | S. 20

30 Mo 19.00 »2 Filmspotting *Der letzte Mann Friedrich Wilhelm Murnau D 1924 DCP | 90 min

Zu Gast: Maria Fuchs Mit der Musik von Giuseppe Becce S. 30

19.15 »1 Harun Farocki: Nacheinander *Leben – BRD BRD 1990 DCP | OmE | 83 min | S. 15

21.00 »1 Harun Farocki: Nebeneinander Gegen-Musik So Long Good-Bye Radioproduktion des WDR BRD 1978 47 min Single. Eine Schallplatte wird produziert BRD 1979 Digital file | OmE | 49 min Zu Gast: Antje Ehmann, Christine Lang S. 18

31 Di 19.00 »2 Georgische Dokumentarfilme The Things Nino Gogua Georgien 2016

Zu Gast: Nino Gogua DCP | OmE | 64 min | S. 20

19.15 »1 Harun Farocki: Nacheinander *Was ist los? D 1991 DCP | OmE | 60 min | S. 15

21.00 »2 Georgische Dokumentarfilme When the Earth Seems to Be Light Salome Machaidze, Davit Meskhi, Tamuna Karumidze Georgien 2015 DCP | OmE | 76 min | S. 20

21.15 »1 Harun Farocki: Nacheinander *Videogramme einer Revolution Harun Farocki, Andrei Ujica D 1992 16 mm | OmE | 106 min | S. 15

Page 38: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

38 oktober 17 heinz emigholz

Following heavy bombing in 1944, the ruins of Mon-te Cassino now form a huge spaceship that floats over the Lilly Ponds in Forest Park, Springfield, Massachusetts in 1909. They are captured from a part of the ornamentation on a Persian garden rug dating from the 18th century, which symbolizes a system of ditches and resembles the legs of an insect. As a final resort, the ability to conceive of historical simultaneities felt somewhat uncanny, before it ceased to be terrifying. Most cosmologies are developed between four and five in the morning while looking at a clear view of the Milky Way from a terrace, when the cold freezes the animals and insects in their tracks. Then we are no longer at home and addicted to the depths of space, still loving, but already lifeless. Brains are the black holes they are in search of. It is from them that consciousness emerges, as if belched out of an alternative universe. And it is within them that everything is pulled back together again. Knowl-edge and memories breathe. Everything flashes forth only to disappear again. More at www.pym.de.

Die Ruinen des 1944 zerbombten Monte Cassino schweben als riesiges Raumschiff über den Lilly Ponds im Forest Park von Springfield, Massachu-setts, 1909. Sie werden vom Ornament auf einem persischen Gartenteppich aus dem 18. Jahrhundert erfaßt, das ein System von Wassergräben symboli-siert und aussieht wie die Beine eines Insektes. Die Denkbarkeit historischer Gleichzeitigkeiten hatte als letzter Ausweg etwas Unheimliches, verlor aber dann ihren Schrecken. Die meisten Kosmologien werden nachts zwischen vier und fünf Uhr entwi-ckelt, bei freiem Blick von einer Terrasse auf die Milchstraße, wenn die Kälte die Tiere und Insekten erstarren läßt. Dann sind wir nicht mehr zuhause und süchtig auf die Tiefe des Alls, liebend zwar, aber schon entseelt. Die Gehirne sind die Schwar-zen Löcher, nach denen gesucht wird. Aus ihnen tritt das Bewußtsein hervor wie ausgestoßen aus einem alternativen Universum. Und in ihnen zieht es sich auch wieder zusammen. Das Wissen und die Erinnerungen atmen. Alles blitzt auf, um zu ver-schwinden. Mehr unter www.pym.de.

Die Basis des Make-Up (Nr. 354)

Page 39: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

impressum oktober 17 39

e

c

Pots

dam

erSt

raße

Scharounstr.

H.-v

.-Ka

raja

n-St

r.

Tiergartenstraße

ReichpietschuferSchöneberger Ufer

L.-Be c k - S t r .

V.-Fry-Str.

E i c h h o r n s t r .

Sche

lling

stra

ßeAltePotsdamer Str.

Link

stra

ßeG.

-Ter

git-

Prom

enad

e

Bellevuestraße

AmPark

Köth

ener

Stra

ße

Ben-Gurion-Straße

Sigismundstraße

Voßstraße

Niederkirchnerstraße

Bernburger Straße

Potsdamer Platz

Mendelssohn-Bartholdy-Park

Philharmonie

arsenalKunstgewerbe-museum

Gemäldegalerie

Kulturforum

Martin-Gropius-Bau

Abgeordnetenhaus

Anhalter Bahnhof

Askanischer Platz

Potsdamer Straße

Stresemannstr.

Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V.im Filmhaus am Potsdamer Platz

Das Arsenal im Internet: www.arsenal-berlin.de | [email protected] | Eintrittspreise: Gäste: 7,50 € | Mitglieder: 5 € | Kinder: 3 € | Berlin-Pass: 3 € | Zu-schläge für Klavierbegleitung: 1,50 €, Überlänge ab 150 Minuten: 1,50 €, ab 210 Minuten: 2 € | Mitgliedsbeitrag für sechs Monate: 12 € | Mitgliedsbeitrag für sechs Mo-nate ermäßigt: 9 € | Sammelkarte für Mit glieder (6 Vor stellungen): 24 € | Fördermitgliedschaft: 100 € | Die Mitgliedschaft kann an der Abendkasse erworben werden und beinhaltet den Pro gramm versand. Die Kasse öffnet 30 Minuten vor Beginn der ersten Vorfüh-rung. | Vorbestellungen per Mail an: [email protected] (Mo–Fr bis 17 Uhr) oder telefonisch unter (030) 269 55-100 | Verkehrs ver bindungen: U-Bahn / S-Bahn Potsdamer Platz, Bus M41, M48, M85, 200, 347 | Bank-verbindung: Bank für Sozial wirtschaft, IBAN: DE07 1002 0500 0003 3443 00, BIC: BFSWDE33BER | Anzeigen im Programmheft: marketing@ arsenal-berlin.de

Arsenal-Archiv im silent green: Gerichtstraße 35, 13347 Berlin | Verkehrs ver bindungen: S 45 / Ringbahn Wedding, U6 Wedding und Leopoldplatz, Bus 247, M27 Nettelbeck platz / S-Wedding, Bus 120 Gerichtstraße

Konzept, Layout, Repro: www.satzinform.de | Papier: Profisilk 135 g / m2 | Druck: Oktoberdruck, Berlin

Arsenal – Institut für Film und Videokunst e.V. wird gefördert durch:

aufgrund eines Beschlusses des Deutschen Bundestages

Medienpartner:

Kooperationspartner:

Dank an unsere Partner in diesem Monat:

Impressum

Texte: Lucile Desamory (ld), Anja Dornieden (ad), Hans-Joachim Fetzer (hjf), Borjana Gaković (bg), Katja Giebel (kg), Milena Gregor (mg), Ulrich Gregor (ug), Juliane Haase (jh), Anke Hahn (ah), Annette Lingg (al), Doreen Mende (dm), Eileen Rositzka (er), Stefanie Schlüter (sts), Stefanie Schulte Strathaus (stss)

Harun Farocki: Nacheinander / Nebeneinander ist ein Programm von:

Im Rahmen der Harun Farocki Retrospektive, einem Projekt von:

In Kooperation mit:

Gefördert von der:

Page 40: · PDF fileDer Umstand, dass das Arsenal mittlerweile jedoch über ... Clochards und Waffen-händlern in Paris, Krieg und Freundschaft und wie alles zusammenhängt

40 oktober 17 impressum

PIROSMANI (Georgi Schengelaja, UdSSR 1969 | 15. & 17.10.)

arsenal institut für film und videokunst e.V.

Potsdamer Straße 2 | 10785 Berlin | www.arsenal-berlin.de | Tel. (030) 269 55-100