Umweltberechnungen als Bestandteil von Förderanträgen

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Die deutsche Wirtschaft muss sich bei der Antragstellung für die Innovations- und Investitionsförderung zunehmend auf fundierte Umweltaussagen einstel- len. Der Nachweis von Umwelteffekten wie Energie- und Ressourceneinspar- potenzialen ist inzwischen fester Bestandteil von nationalen und europäi- schen Förderprogrammen – und das nicht nur für Industrieprojekte mit direk - tem Umweltbezug. Auch für öffentliche Zuschüsse bei Industrieforschungs - vorhaben zur Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren gewinnen Umweltaussagen an Bedeutung. März 2011 Umweltberechnungen als Bestandteil von Förderanträgen - Eine Bestandsaufnahme

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Die deutsche Wirtschaft muss sich bei der Antragstellung für die Innovations- und Investitionsförderung zunehmend auf fundierte Umweltaussagen einstellen. Der Nachweis von Umwelteffekten wie Energie- und Ressourcen- einsparpotenzialen ist inzwischen fester Bestandteil von nationalen und europäischen Förderprogrammen – und das nicht nur für Industrieprojekte mit direktem Umweltbezug. Auch für öffentliche Zuschüsse bei Industrieforschungsvorhaben zur Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren gewinnen Umweltaussagen an Bedeutung. Eine Bestandsaufnahme:

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Die deutsche Wirtschaft muss sich bei der Antragstellung für die Innovations-und Investitionsförderung zunehmend auf fundierte Umweltaussagen einstel-len. Der Nachweis von Umwelteffekten wie Energie- und Ressourceneinspar-potenzialen ist inzwischen fester Bestandteil von nationalen und europäi-schen Förderprogrammen – und das nicht nur für Industrieprojekte mit direk-tem Umweltbezug. Auch für öffentliche Zuschüsse bei Industrieforschungs-vorhaben zur Entwicklung innovativer Produkte und Verfahren gewinnenUmweltaussagen an Bedeutung.

März 2011

Umweltberechnungen als Bestandteil vonFörderanträgen - Eine Bestandsaufnahme

„Dieser Trend ist bereits beiden meistender für deut-sche Firmeninteressan-ten Förder-programmeaufnationa-ler und EU-Ebeneablesbar“weiß Inno-vationsma-nagerin Sonja Stockhausen.

Die Geschäftsführerin derUnternehmensberatung GEWI(www.gewi.de) nennt in die-sem Zusammenhang dieUmweltschutzförderung derDeutschen BundesstiftungUmwelt (DBU), das Umwel-tinnovationsprogramm UIPdes Bundesumwelt-ministeriums und das 5.Energieforschungspro-gramm, das von den dreiBundesministerien fürWirtschaft und Technologie,Umwelt und Bildung/ For-schung getragen wird.International seien aussage-kräftige Umweltberechnungenbei solchen Programmen wieEco Innovation, IntelligenteEnergien Europa (IEE), NER300 oder dem 7. EU-For-schungsrahmenprogrammzum Themenbereich 5(Energie) neben Aussagenzur Wirtschaftlichkeit einwesentliches Antragskriterium.

Selbst wenn sie nicht explizitvom jeweiligen Förder- programm gefordert sind, kön-nen Umweltberechnungennach Erfahrung von Dr. KlausJansen, Chef des For -schungskuratoriums Textil,

quantitativer und damit wichti-ger Bewertungs-maßstab für dieWichtigkeit einesVorhabens beider oft wettbe-werblichenVergabe derFörderung sein.Findet derGutachter imProjektantragentsprechende

Zahlen „und sind diese ver-nünftig ins Verhältnis mit aktu-ellen Belastungen gesetzt“,könne damit der monetäreVorteil für ein Unternehmendargestellt werden. „Als Ex-Gutachter würde ich einer sol-chen Betrachtung höherePunkt- zahlen geben alsschwammigen Aussagenohne Zahlen“, unterstreichtJansen.

Was den meisten Unter- nehmen bei der Beantragungvon Projektzuschüssenzunächst eher lästig erscheint(weil die inhouse-Kompetenzfür diese Berechnungen oftfehlt), kann sich - nachdemdie Umweltentlastungs- potenziale in Sachen Energie-und CO2-Einsparung von dengeplanten Innovationen undProjekten auf dem Tisch lie-gen - als nützlich erweisen.Ein Beispiel dafür gibt dasSchomäcker Federnwerk inMelle. Es wurde, nachdem dieUmwelteffekte für die geplanteEntwicklung eines energiere-duzierten Teilschrittes zurHerstellung von Lenkfedern

mit Hilfe von GEWI exakt pro-gnostiziert wurden, von derDBU mit Fördergeldern unter-stützt.

Demnach lässt sich beimHersteller nach dem seit 2009laufenden EnRed-Verfahrenpro Kilogramm Werkstück-gewicht 36,2 % Primärenergieeinsparen. Bezogen auf diejährlich allein in Europa benö-tigten 1,4 Mio. Lenker ergäbesich bei konsequenterAnwendung dieser Techno-logie eine Reduktion von 32,1GWh. Gelingt es, das Ver-fahren europaweit auch fürdie Produktion von Parabel-federn anzuwenden, würdeein zusätzliches Einspar-potenzial von 96,7 GWherschlossen. Ähnlich beein-druckend die CO2-Bilanz imVergleich zum konventionellenHerstellungsprozess. Danachverringert sich durch dasNeuverfahren pro KilogrammEndprodukt der CO2-Ausstoßum 0,145 kg (36,7%).Bezogen auf die genanntenProduktionsmengen vonLenkerfedern ist damit euro-paweit jährlich eine Reduktiondes CO2-Ausstoßes von7.105 Tonnen möglich.

„Obwohl wir erfahreneTechniker und Konstrukteuresind, hätten wir bei solchenUmweltprognosen passenmüssen. Daran wäre dannwomöglich die ganzeFörderung gescheitert“, erin-nert sich Schomäcker-Geschäftsführer Dr. Torsten

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Umweltaussagen mitArgumentfunktion

Herausforderungen fürAntragsteller

Bispink. Auch bei GEWI, mit26 Jahren Markterfahrungeine der ältesten Fördermittel-beratungen in Deutschland,weiß man: Viele Anträge fal-len durch, weil eine fundierteund quantitative Abschätzungüber die erzielbaren Umwelt-effekte fehlt. Selbst größerenUnternehmen fehle oftschlichtweg die Kenntnis, „wieso etwas geht“, sagt SonjaStockhausen aus langjährigerErfahrung.

Bei einem Förderantrag müs-sen vor allem die Energie-einsparpotenziale (oder ande-re Umwelteffekte) verglei-chend zum Stand der Technikin einem Kosten-Nutzen-Rahmen aufgezeigt werden.Zunächst wird eine Energie-bilanz erstellt – bei GEWI vor-zugsweise anhand einesSankey-Diagramms. Dabeiwerden alle Größen auf eineinheitliches Zeitmaß und aufdie gleiche Einheit (z.B. CO2)gebracht und dann anhandeines Flussdiagramms men-genproportional dargestellt.Insbesondere ist zu beachten,dass Bezugsgrößen undSystemgrenzen der Be -trachtung klar definiert wer-den. Was darüber hinausbeim Förderantrag besonderswichtig ist und beispielsweisebei einer weit aufwändigerenÖkobilanz nach ISO-Normnicht betrachtet wird, ist dieDarstellung möglicherMultiplikationseffekte der fürden Einzelfall ermitteltenUmweltwirkungen.

DBU-Referent Dr.-Ing JörgLefèvre nennt das auf Nach-frage „spekulative Daten mitphysikalischem Aussagewert“.Dabei gelte es, vom Antrag-steller selbst oder mit Hilfeexterner Dienstleister bzw.von Branchenverbänden zumBeispiel folgende Frage zubeantworten: Wie viel CO2würde eingespart, wenn dieim Förderprojekt skizzierteneue Verfahrensentwicklunginnerhalb von fünf Jahren eineMarktdurchdringung von x% inDeutschland bzw. Europaerreicht? An dieser Stelle, soder Umwelttechnik-Experte,gehe es schon nicht mehr nurum den Antragsteller selbst,sondern um die Abschätzungdes Umweltentlastungs-potenzials, das bei Übertra-gung der Projektergebnisseerfolgt. Zugegebenermaßensei das eine schwierigeFragestellung.

GEWI-GeschäftsführerinStockhausen betont denMehrfachnutzen solcher über-betrieblichen Sichten. Umwelt-berechnungen sollten so pra-xisnah (industrienah!) wiemöglich erfolgen, um damitmehrere Ziele gleichzeitig zuunterstützen: den aktuellenFörderantrag bzw. die nachfol-gende Vermarktung einerneuen Idee unter Umwelt-Gesichtspunkten oder zur„Potenzialerkennung“ alsGrundlage für weitereTechnologie- und Investitions-projekte im Unternehmen bei-zutragen.

„GEWI ist einer der wenigenprivaten Dienstleister, der zurFördermittelbeantragung tech-nisches, umwelttechnischesund betriebswirtschaftlichesKnow-how im Dienste derFirmen zusammenbringt undzudem sogar losgelöst vonFörderverfahren Umweltp-otenziale für die Industrieermittelt“. Im Gegensatz zuWissenschaftlern undInstituten, die ebenfalls solcheBerechnungen anbieten,wisse man als Innovations-begleiter für Großindustrieund Mittelstand ziemlichgenau, wie die Wirtschaftarbeite und „was hier rele-vant“ sei.

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Wichtiges Kriterium:Potenzialerkennung

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