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6 ß Entsorgungstechnologien sind dem eigentlichen Produktionsprozeß (aber auch dem Konsumptionsprozeß) angegliedert, ohne ihn tech- nologisch zu verändern (vgl. Müllendorf 1981, S. 256 und Schul- tes/Bannert/Weber 1985, S. 767). Es handelt sich also um eine Art "Zusatz" zur bereits bestehenden Produktionstechnologie; die durch die Produktionstechnik gegebenen Umweltbelastungen sollen nachträglich gemindert oder vermieden werden (vgl. Nolte 192, S. 80 und Ullmann/Zimmermann 1981, S. 166 f.). Dieser Zusatzcharak- ter kommt in den Bezeichnungen additive oder end- of-pipe-Technologien zum Ausdruck. Additive Technologien lassen sich in die Grundprinzipien der Abscheidung, Rückhaltung, Umwandlung, Diffusion sowie der Speicherung von Fremdstoffen un- terscheiden (vgl. obenstehende Abbildung 29 und Strebel/Boehme 1983, S. 124-126). Sie sind oft eine Modifikation bereits be- kannter Prinzipien der chemischen, mechanischen oder thermischen Verfahrenstechnik (vgl. die Beispiele bei Kast 1973, S. 60-69); in jüngster Zeit kommen auch biotechnische Verfahren zur Abwas- ser- und Abluftreinigung zum Einsatz (vgl. Lange 1983, S. 449 und Jagnow/David 1985, S. 157-168). Additive Technologien sind ökologisch und ökonomisch bedenklich, da sie unter hohem finan- ziellen Aufwand häufig lediglich zur Verlagerung von Umweltpro- blemen führen. 7 Während additive Technologien ausschließlich auf die Lösung von Umweltproblemen ausgerichtet sind, führt in- tegrierterUmweltschutz zu Verbesserungen der Produktionsverfah- ren selbst, d.h. es werden insgesamt geringere Emissionen verur- sacht als bei herkömmlichen Verfahren. Hauptzweck der Verfahren bleibt jedoch nach wie vor die Produktion, d.h. Innovationsim- pulse können nicht nur vom Umweltschutz, sondern auch von der allgemeinen technologischen Entwicklung ausgehen (vgl. Bauer 1974, S. 46). Integrierte Umweltschutztechnologien verhindern somit von vornherein ganz oder zumindest teilweise das Entstehen von Umweltbelastungen (vgl. Lange 1978, S. 194-197 und Fleisch- hauer 1980, S. 30) und werden deshalb auch als emmisionsarme (vgl. o.V. 1985), umweltfreundliche oder Vermeidungstechnologien (vgl. Nolte 1982, S. 92; Lange 1978, S. 194 und 196) bzw. clean technologies (vgl. OECD 1984 , S.223 und Pinter 1984, S. 48) be- zeichnet. 7) So z.B. die Entstehung schwermetalbelasteter Klärschlämme bei der Abwasserreinigung oder Deponiebedarf für den bei der Rauchgasentschwefelung in übermäßigen Mengen anfallenden Gips; vgl. Schultes-Bannert/Weber 1985, S.767 und 773.

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Entsorgungstechnologien sind dem eigentlichen Produktionsprozeß (aber auch dem Konsumptionsprozeß) angegliedert, ohne ihn tech-nologisch zu verändern (vgl. Müllendorf 1981, S. 256 und Schul-tes/Bannert/Weber 1985, S. 767). Es handelt sich also um eine Art "Zusatz" zur bereits bestehenden Produktionstechnologie; die durch die Produktionstechnik gegebenen Umweltbelastungen sollen nachträglich gemindert oder vermieden werden (vgl. Nolte 192, S. 80 und Ullmann/Zimmermann 1981, S. 166 f.). Dieser Zusatzcharak-ter kommt in den Bezeichnungen additive oder end-of-pipe-Technologien zum Ausdruck. Additive Technologien lassen sich in die Grundprinzipien der Abscheidung, Rückhaltung, Umwandlung, Diffusion sowie der Speicherung von Fremdstoffen un-terscheiden (vgl. obenstehende Abbildung 29 und Strebel/Boehme 1983, S. 124-126). Sie sind oft eine Modifikation bereits be-kannter Prinzipien der chemischen, mechanischen oder thermischen Verfahrenstechnik (vgl. die Beispiele bei Kast 1973, S. 60-69); in jüngster Zeit kommen auch biotechnische Verfahren zur Abwas-ser- und Abluftreinigung zum Einsatz (vgl. Lange 1983, S. 449 und Jagnow/David 1985, S. 157-168). Additive Technologien sind ökologisch und ökonomisch bedenklich, da sie unter hohem finan-ziellen Aufwand häufig lediglich zur Verlagerung von Umweltpro-blemen führen.7 Während additive Technologien ausschließlich auf die Lösung von Umweltproblemen ausgerichtet sind, führt in-tegrierterUmweltschutz zu Verbesserungen der Produktionsverfah-ren selbst, d.h. es werden insgesamt geringere Emissionen verur-sacht als bei herkömmlichen Verfahren. Hauptzweck der Verfahren bleibt jedoch nach wie vor die Produktion, d.h. Innovationsim-pulse können nicht nur vom Umweltschutz, sondern auch von der allgemeinen technologischen Entwicklung ausgehen (vgl. Bauer 1974, S. 46). Integrierte Umweltschutztechnologien verhindern somit von vornherein ganz oder zumindest teilweise das Entstehen von Umweltbelastungen (vgl. Lange 1978, S. 194-197 und Fleisch-hauer 1980, S. 30) und werden deshalb auch als emmisionsarme (vgl. o.V. 1985), umweltfreundliche oder Vermeidungstechnologien (vgl. Nolte 1982, S. 92; Lange 1978, S. 194 und 196) bzw. clean technologies (vgl. OECD 1984 , S.223 und Pinter 1984, S. 48) be-zeichnet.

7) So z.B. die Entstehung schwermetalbelasteter Klärschlämme bei der Abwasserreinigung oder Deponiebedarf für den bei der Rauchgasentschwefelung in übermäßigen Mengen anfallenden Gips; vgl. Schultes-Bannert/Weber 1985, S.767 und 773.

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Schadstoffärmere sowie rohstoff- und energiesparende Technolo-gien entsprechen dem Prinzip der Durchsatzreduktion (vgl. Müller Wenk 1978, S.92 f.) und können auf einer Optimierung der bisherigen Verfahren oder auf grundsätzlich neuen Verfahrens-techniken beruhen (vgl. o.V. 1985, S. 9; Lange 1978, S. 195 und Utz 1978, S. 296). Zu letzteren zählt auch die Substitution von Rphstoffen durch neue Materialien wie Keramiken oder Kunstfasern (vgl. Huber 1982, S. 108 f.). Zweck von Recyclingtechnologien ist die (wiederholte) Nutzung bislang nicht verwerteter fester, flüssiger, gasförmiger oder energetischer Rückstände der Produktion und des Konsums und ihrer Rückführung in den Produktionskreislauf im gleichen Betrieb oder bei Dritten.8 Als Grundtechniken lassen sich mechanische (Z.B.Trennung und Sortierung), chemische (Umwandlung), thermische (Verbrennung und Pyrolyse) und biologische Verfahren (Kompostierung und Gewinnung von Rohstoffen aus Mül1-Klärschlamm-Komposten durch Mikroorganismen) unterscheiden; zwischen ihnen bestehen fließende Übergänge.9 Recycling kann integraler Bestandteil von Prozeßtechnologien sein (z.B. Ressourcenschonung und Verringerung der Emissionen durch geschlossene Kreislaufführung) und andererseits vom eigentlichen Produktionsprozeß getrennte -und damit additive - Maßnahmen erfordern (z.B.Anlagen zur Wertstoffrückgewinnung aus Siedlungsabfällen).

Recyclingtechnologien werden deshalb teilweise den integrierten Verfahren zugerechnet. Ändere Autoren zählen sie jedoch zu den additiven Verfahren (z.B. Pinter 1984, S. 48 und Cansier 1978a S. 147), da sie nicht an der Quelle der Belastung ansetzen, son-dern ihr Einsatz die Existenz von Abfällen voraussetzt (vgl. Kleinaltenkamp 1985, S. 21). Huber spricht deswegen von "Kulti- i vierung der Entsorgung" (Huber 1982, S. 104). Additive wie Recyclingtechnolgien bauen oft auf den gleichen verfah-renstechnischen Prinzipien auf.

8) Vgl. u.a. Kleinaltenkamp 1985, S. 20f.; Lange 1978, S. 191, Strebel 1980, S. 122; Strebel 1983, S. 126; Strebel/Görg 1980, S. 75; Berg 1979, S. 201; Pfeiffer u.a. 1975,Sp. 4458; Nolte 1982, S. 92. 9) Vgl. die Ausführungen bei Keller 1977, S. 132-227; Görg 1981, S. 78-88; Kleinaltenkamp 1985, S. 223 - 226 und Strebel 1980, S. 125.

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Die Spannbreite der Verfahren für den Umweltschutz und ihre Be-ziehungen zueinander beschreibt Zimmermann plastisch als Kont.ir nuum von Kontrol1technologien.. . . , wobei end-of-pipe- und Pro-zeßtechnologien die Pole und Recyclingtechnologien ... einen Mittelbereich beschreiben..." (Zimmermann, K. 1985, S. 25; s. auch Hartje/Lurie 1984, S. 6 f.).

Neben diesen Kontrol1technologien bildet die Meß und Regeltech-nik das zweite Standbein der Umweltschutztechnologien. Zu ihren Einsatzzielen und -möglichkeiten zählt - die Messung, Analyse und Überwachung vom Immissionen und

Emmissionen in Trägermedien aller Art (vgl. Jost 1983, S. 24 und Strebel/Boehme 1983, S. 125 sowie die

- Ablaufsteuerung zur Optimierung von Verfahren und Reaktions-vorgängen (vgl. Schreiner 1984).

Das Angebot reicht dabei von vergleichsweise einfachen Betriebs-meßgeräten bis hin zur komplexen Systemtechnik (vgl. Schreiner 1984). Neue Impulse bzw. eine Erweiterung der Einsatzmöglichkeiten ge-hen insbesondere von der Kombination der Meß- und Regeltechnik mit Mikroelektronik und Datenverarbeitung aus (vgl. Jost 1983, S. 20 und 1985 S. 11). Steigende Anforderungen haben so zur Ent-wicklung rechnerunterstützter Analysegeräte (Computer Aided Ana-lysis - CAA) geführt (vgl. o.V. 1985a, S. 21 f.) wie z.B. Meß-elektroden zum Nachweis von Stickoxidkonzentrationen in Autoab-gasen oder computergesteuerte Überwachungsanlagen für Luft und Gewässer (vgl Böhm/Ricker 1985 und o.V. 1986 c, s. 88).

Die Prozeßsteuerung ist ein weiteres Einsatzgebiet der Mikro-prozessortechnik. Aufbauend auf Analysedaten können Verfahrens-abläufe optimiert und damit umweltfreundlich gestaltet werden. Solche komplexen Meß- und Regelsysteme sind vielseitig einsetz-bar: In der Produktionstechnik (o.V. .1.983 a, S. 88) ebenso wie in dem von Siemens entwickelten spritsparenden und schadstoffar-men Motor- und Getriebemanagement für Kraftfahrzeuge (vgl. o.V. 1986 c, S. 88), zur Steuerung innerbetrieblicher Stoffkreisläufe (vgl. Brunowsky/Wicke 1984, S. 107) oder als Leittechnik z.B. für Rauchgasentschwefelungsanlagen (vgl. Siemens O.J.). Die Zusammenhänge dieses Abschnitts verdeutlicht noch einmal Ab-bildung 30 .

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RECVCLINGTECHNOLOGIEN Wiederholte Nutzung bislang nicht ter Rückstände aus Produktion und

ENTSORGUNGS^, TECHNOLOGIEN/

'ADDITIVE TECHNOLOGIE

vom Produktions-/Konsump-tionsprozeß getrennte Rückgewinnung (additive Technologien)

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Bereits entstandene Schäden/ Belastungen sollen nach-träglich gemildert werden

- Zusatz zu bestehenden Produktions- und Kon-sumptionsprozessen ("unproduktives Kapi-tal";

ERHÖHUNG DER REGENERATIONSFÄHIGKEIT

DER UMWELTMEDIEN

ABWASSER

ABFALL

LUFT

LÄRM

+ additive logien

Techno-

M E S S - UND REGELTECHNIK

verwerte-Konsum

integraler Be-standteil von Prozessen (z.Bv Stoffkreis-läufe )

INTEGRIERTE TECHNOLOGIEN

\ Verbesserung der Pro-duktionsverfahren selbst; das Entste-hen von Umweltbela-stungen wird von vornherein ganz oder zumindest teilweise

'verhindert schadstoffärmere Produktionsver-fahren rohstoff- und •./<.> energiesparende Ä Produktions-

verfahren

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TP:

- Messung, Analyse und Überwachung von Emi Emissionen und Immissionen in Trägermedien aller Art (-- "unproduktives Kapital")

-Ablaufsteuerung zur Optimierung von Verfah-ren und Reaktionsvorgängen (-- Material und Energieeinsparungen)

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VI.A.2. Abgrenzung nach den ümweltbereichen

Umweltschutztechnologien lassen sich auch nach Problembereichen voneinander abgrenzen. Die Hauptumweltproblerne wurden in einer Marktuntersuchung des Vogel-Verlages ermittelt und sind in An-hang I. dargestellt. Als Grobraster bietet sich - analog zu Wa-renverzeichnissen - eine Marktsegmentierung nach folgenden Ange-botsbereichen an:

Abfallwirtschaft (Abfallbeseitigung und Wertstoffrückgewin-nung) - Wasser/Abwasser (Wasseraufbereitung und Abwasserbehandlung) - Luftreinhaltung -Lärmminderung (-schütz) - Meß-, Analyse- und Regeltechnik (- Energie und Umwelt)10

Diese Warenverzeichnisse berücksichtigen allerdings nicht die integrierten Umweltschutztechnologien, da diese den traditionel-len Invest.itions- und Konsumgüterindustrien (bei umweltfreundli-chen Produkten ) zugerechnet werden (vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S 15) . Umweltschutz erfordert an die spezifischen Verhältnisse eines Betriebes angepaßte Problemlösungen. Diese können auch mehrere Umweltbereiche umfassen und auf unterschiedliche Technologien zurückgreifen (z.B. additiv oder integriert).11 Die Marktchancen miteinander konkurrierender Problemlösungen hängen davon ab, wie sich bestimmte Einflußgrößen im Unterneh-mensfeld auf die Struktur und die Höhe der Gesamtnachfrage aus-wirken.

10) Vgl. dazu die im Anhang abgebildeten detaillierten Waren-verzeichnisse des Vogel-Verlages (Anhang 2) und des Messekata-loges der ENVITEC 1986 (Anhang 3); s. auch Sprenger/Knödgen 1983, S. 8-16. 1.1.) Zu additiven-, Recycling- sowie Me3-und Regel technologien vgl die Übersichten und Beispiele in Vogel-Verlag 1982, 1984 und 1985 Sprenger 1974, S. 10 oder die Bibliographie abfallfreier Technologien in Royston 1.982, S. 62-70. Zum integrierten Umweltschutz s. Fleischhauer 1984; speziell zum Lärmschutz o.V. 1981 a, S. 37-52; Praxisbeispiele für medienübergreifende und problemangepaßte Lösungen finden sich in BDI 1977 und 1980.

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VI.B. Gründe für die Entwicklung und Einführung von Umweltschutztechnologien

VI.B.l. Bestimmungsfaktoren der Gesamtnachfrage

Die bisher vorliegenden Untersuchungen über die Umweltschutzin-dustrie zeigen, daß der Umweltpolitik und der Art ihrer Durch-setzung sowie der konjunkturellen Lage und Finanzsituation der öf-fentlichen Hand die größte Bedeutung für die Nachfrage nach Um-weltschutzgütern zukommt; der Export sowie das Umweltbewußtsein der Unternehmen und der privaten Haushalte werden als weitere Ein-flußgrößen genannt. Die Reihenfolge kann siqh in einzelnen Ange-botsbereichen jedoch ändern.1

Beurteilung Häufigkeit der Nennungen0' Rangziffer

Nachfragedeterrainanten^ abs. in»

- uweltschutzgesetzgebung 217 54,9 1 - Konjunkturelle In lanrissituatlcn 187 47,3 2 - Wollzug vcn Auflagen 183 46,3 3 - Finanzsituaticn der öffentlichen Hand 171 43,3 4 - Unwel tbewußtsein der Unternehmen 97 24,6 5 - Staatliche Finanzhilfen für kanunale Urnweltinvestitionen 94 23,8 6

- Staatliche Finanzhilfen für private Uiweltinvestiticnen 85 21,5 7

- Abwasserabgabe 79 20,0 • 8 - Konjunkturelle Auslandssituatian 76 19,2 9 - Unweltschutzpolitik anderer Staaten 54 13,7 10 - UnweltbeMuütsein der privaten Haushalbe 21 5,3 11

- Sonstige 8 2,0 12

a) Basisjahr 1982. - b) Mehrfachnennungen waren möglich. Allerdings wurden die ma-ximal zulässigen 3 Nennungen häufig von den Berichtsfinnen überschritten. -c) 1 272 Nennungen bei n = 395.

Abb. 31: Beurteilung der Bestimmungsfaktoren für die Nachfra-geentwicklung bis 1985 durch die Anbieter auf dem Umweltschutzmarkt Quelle: Sprenger/Knödgen 1983, S. 165

1) Vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 164-169; Ullmann/Zimmermann 1981, S. 245-247 u 471 -475 und Vogel-Verlag 1978, S. 1

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Bei diesen Ergebnissen ist zu beachten, daß der integrierte Um-weltschutz aufgrund seiner besonderen Charakteristik nicht zur Umweltschutzindustrie gerechnet wird und deshalb z.B. in die Un-tersuchung des Ifo-Institutes nicht mit einbezogen wurde (vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 106). Die Studien waren zudem nicht als Vergleich zwischen unter-schiedlichen Verfahren ausgelegt. Die in Abb. 31 aufgeführten De-terminanten sagen - in ihrer absoluten Form - demzufolge zwar et-was über ihre Bedeutung für die Höhe, aber wenig über ihre Be-deutung für die Struktur der Gesamtnachfrage aus. Die Frage, wel-che Faktoren den Ausschlag für die Wahl einer additiven gegenüber z.B. einer integrierten Technologie geben, läßt sich mit den bis-herigen empirischen Untersuchungsergebnissen nicht beantworten. Zur Erklärung der Technologieauswahl werden hier deshalb teilweise andere Kriterien herangezogen sowie bereits genannte differenzier-ter betrachtet. Es handelt sich dabei im einzelnen um die ökonomi-sche Vorteilhaftigkeit einer bestimmten Technologie, die Umweltpo-litik, die konjunkturelle Lage in Verbindung mit dem Investi-tionsverhalten bei Prozeßinnova.tionen sowie dem Export (s. auch Nolte 1982a, S. 2).

VI.B.2. Die Wirkung der Bestimmungsfaktoren auf die Technologiewahl

VI.B. 2.a Die ökonomische Vorteilhaftigkeit

Aus der Charakteristik der einzelnen Technologiegruppen ergibt sich, daß diese betriebswirtschaftlich unterschiedlich zu beur-teilen sind. So stellen die ausschließlich für den Umweltschutz konzipierten additiven Technologien unproduktiv gebundenes Kapital zur nachträglichen Verringerung ökologischer Belastungen dar. In-vestitionen für produktives Kapital werden somit verdrängt, wo-durch die Kapitalproduktivität des betreffenden Unternehmens sinkt (vgl BDI 1979 a, S. 17 u. 21f.; auch Zimmermann, K. 1985, S. 58 und Kunze 1975 S. 24 f.). Die Kostenbelastung steigt schließlich noch durch die Betriebskosten (zur Abgrenzung vgl. VCI 1973 oder BDI 1979, S. 2f. und 9-12), die auf etwa das 1,5-fache der Inve-stiton geschätzt werden (vgl. Sprenger 1977, S. 5f.). Mit Hilfe von Recycling- und integrierten Technologien können allerdings

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diese Kosten gesenkt bzw. betriebliche UmweltSchutzmaßnahmen sogar rentabel gestaltet werden (vgl Meißner/Hödl 1978, S. 88-97; Spren-ger 1975, S. 108-110 und die Beispiele bei Royston 1982, S. 56-59). Im Auftrag der OECD und der EG durchgeführte Fallstudien bestätigen das Kostensenkungspoteritial dieser Technologien.

"Nevertheless... the installation of the new technologies yield financial savings in such forms as reducing raw ma-terial and energy costs, lowering process times, incre-asing production efficiency an improving product quality" (ECOTEC 1985, S.101; vgl. auch OECD 1984, S. 221f. und die Übersicht in Anhang 4).

In einer Studie über 200 "technologies propres" zieht die SEDES folgenden Kostenvergleich:2

COMPARISON OF THE COSTS OF CLEAN AND TRADITIONAL PRODUCTION PROCESSES Investment Operation and

maintenance

- Percentage of clean production processes with costs below those of the traditional process without pollution control

11 68

- Percentage of clean production processes with.costs above those of the traditional process alone but below those of the tra-ditional process with pollution control

59 27

- Percentage of clean production processes with costs above those of the traditional

, process with pollution control 30 5

Total - 100 . 100

Notes: 13 per cent are less profitable than the old processes; 5 per cent are immediately profitable, but only for a few years

Abb. 32: Comparsion of the costs of clean and traditional production processes. Quelle: OECD 1984, S. 224 und Portier/Sireyjol 1984, S. 34

2) Untersucht wurden 200 integrierte Umweltschutztechnologien und Recyclingsverfahren in Frankreich. Vgl. Potier/Sireyjol 1981, S. 32-35.

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Ähnlich den in den OECD und EG-Studien untersuchten Fällen bieten diese Technologien noch weitere Vorteile:

"Nearly half of the new technologies introduced for pollu-ting control have side-effects which were not at first ex-spected. Thus 51 per cent of them save energy , 47 per cent save raw materials and at last 40 per cent are re-sponsible for better working conditions: Nearly 50 per cent of the clean processes have an impact on more than on type of pollutant." (OECD 1984 a, S. 224 f.).

45 Prozent dieser Investitionen amortisierten sich nach 3-5 Jahren (vgl. OECD 1984 a, S. 223). 3 In ihrer Reinform betrachtet sind Recycling- und integrierte ümweltschutztechnologien der additiven Umwelttechnik also nicht nur ökologisch, sondern auch ökonomisch überlegen. Je höher der geforderte Wirkungsgrad desto stärker tre-ten diese Vorteile - aufgrund der progressiv steigenden Kosten ei-ner nachträglichen Schadensverminderung - zutage (vgl. Kast 1973, S. 61; Müller-Wenk 1980, S. 61 und o.V. 1983, S. 80). Die Tendenz zur Strukturerhaltung bzw. die Kosten und Risiken einer Struktur-veränderung begünstigen jedoch eher die Entwicklung von end-of-pipe-Technologien (vgl. Pinter 1984, S. 71).

Zusatztechnologien sind leichter in eine herrschende Produkti-onsstruktur einzupassen; sie verbessern zwar die ökologische Qua-lität des Transformationsprozesses an sich stören jedoch nicht dessen Stabilität. Zudem ist es einfacher, Probleme nach-einander (additiv) als simultan (integriert) zu lösen (vgl. Müllendorf 1981, S. 263) . Eine Umgestaltung des Transformationsprozesses führt dagegen zum Austausch noch voll funktionsfähiger Produktionsanlagen, die sich möglicherweise noch nicht amortisiert haben. Können diese Anlagen nicht kurz- oder mittelfristig weiterverkauft werden, weil sie z.B. zu spezialisiert sind oder sich auf oligopolistischen Märkten wie sie die stark umweltbelastenden Branchen teilweise darstellen, kaum Käufer für alte Anlagen finden, sind sie als sunk costs zu betrachten (vgl. Zimmermann, K. 1985, S. 27f. ) .

3) Eine ganze Reihe dieser Technologien sind allerdings erst ab einer gewissen Mindestdurchsatzmenge bzw. Betriebsgröße wirt-schaftlich; vgl. Maas/Ewers 1983, S. 129 und 142; auch Sprenger 1977, S.10 f. 4) Zu den Problemverlagerungen bei additiven Technologien s.S. 49 f.'

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Prozeßumstellungen führen mit hoher Wahrscheinlichkeit auch zu hö-heren Akquisitionskosten (Lernkosten, FuE-AufWendungen oder Li-zenzgebühren), Anpassungs- und Umstellungskosten und größeren technischen und ökonomischen Risiken als der Einbau von Zusatz-ag-gregaten. Zudem spricht das Phänomen der Erfahrungskurve nur dann für integrierte Technologien, wenn das Unternehmen nicht schon Er-fahrungen mit der Standardtechnologie gesammelt hat (z.B. bei Neuinvestitionen) und/oder mit hohen Wachstumsraten rechnet (vgl. Hartje/Lurie 1984, S. 16-29 und Zimmermann, K. 1985, S. 27-33).

Bei Anlagen der Meß- und Regeltechnik ist nach deren Einsatzzielen zu unterscheiden. Meß-, Analyse- und Überwachungsgeräte bzw. -systeme stellen ähnlich wie additive Technologien unproduktives Kapital dar.Dagegen birgt die Optimierung von Verfahrensabläufen betriebswirtschaftliche Vorteile in sich (z.B. Material- und En-ergieeinsparungen). Für die Hersteller von Umweltschutztechnologien ergeben sich dar-aus folgende Konsequenzen: - Aufgrund der negativen Zielbeiträge additiver Technologien

sowie Teilen der Meß- und Regeltechnik wird deren gesamt-wirtschaftliches Nachfragepotential überwiegend durch administrative Vorgaben- und damit der Umweltpolitik -bestimmt (vgl. Nolte 1982, S 82-84, s. dazu auch Abschn. IV. B. 2.b.). Dies führt zu einem Preis- statt einem Qualitätswettbewerb. Technologien mit einem höheren als dem geforderten Mindestwirkungsgrad werden nur zum gleichen Preis wie die weniger effizienten Technologien nachgefragt (vgl. Pinter 1984, S. 65 und Cansier 1978, S. 457).

- Integrierte- und Recyclingtechnologien sowie Prozeßsteuerungs-systeme bieten durch ihre betriebswirtschaftlichen Vorteile eigenständige Investitionsanreize.5 Das Eigeninteresse seitens der potentiellen Nachfrager läßt deshalb prinzipiell einen Qualitätswettbewerb als Marketing-Instrument zu (vgl. Pinter 1984, S. 68 und Nolte 1982, S. 84 f.). Diese Vorteile kommen jedoch bei (kurzfristigen) Eingriffen in den bestehenden Produktionsprozeß nicht voll zum Tragen. Insbesondere grundlegend neue Verfahren dürften deshalb überwiegend bei Neu-

5) Vgl. auch die empirischen Ergebnisse von Maas/Ewers in der Galvanoindustrie; Maas/Ewers 1983, S. 129

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oder Ersatzinvestitionen nachgefragt werden, (vgl. Zimmermann, K., 1985, S. 28). Die Absatzchancen für diese Technologien hängen somit sehr stark vom Konjunkturverlauf bzw. dem Investitionsklima an sich ab (vgl. Zimmermann, K. 1985, S. 67 und 92 f. und Abschnitt IV.B. 2*c.) und vom generellen Investitionsverhalten bei Prozeßinnovationen (s. Abschn IV. B. 2 . d. ) .

VI.B.2.b. Die Umweltpolitik

Die Nachfrage nach Umweltschutztechnologien wird maßgeblich durch Umfang, Intensität und Regelungsbereiche der in der Umweltpolitik eingesetzten Instrumente bestimmt (vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 17 f. und o.V. 1985 b, S. 21 und Abb. 31).

Auflagen stellen in erster Linie auf gegebene Produktionsstruk-turen ab und orientieren sich am "Stand der Technik" oder an den "allgemein anerkannten Regeln der Technik", Impulse für dynamische Anpassungsprozesse (bessere Wirkungsgrade, integrierter Umwelt-schutz ) gehen von ihnen kaum aus, vor allem auch deshalb , weil sie keinerlei finanzielle Anreize schaffen - auch nicht bei Unter-schreiten vorgeschriebener Standards (vgl. Jarre 1978, S. 153 und Sprenger/Knödgen 1983, S. 28). Standards begünstigen deshalb sehr stark die additive Umwelttechnik. Absatzchancen eröffnen sich ins-besondere für solche Zusatztechnologien, mit denen die Auflagen kostengünstiger erfüllt werden können (vgl. Cansier 1978a, S. 152) .

Abgaben und andere marktwirtschaftliche Instrumente verstärken da-gegen das Eigeninteresse von Unternehmen zum Einsatz ökologisch wirksamer Technologien. Sie eröffnen Märkte für additive Technolo-gien mit verbessertem Wirkungsgrad und verstärken die betriebs-wirtschaftlichen Vorteile von integrierten und Recyc-lingtechnologien sowie von Prozeßsteuerungssystemen gegenüber ih-ren strukturellen Nachteilen (vgl. Cansier 1978 a, S. 153 und OECD 1.984 a, S. 25 f. ) .

Im Gegensatz zum statischen und einmaligen Charakter von Aufla-genlösungen bieten Abgaben permanente Anreize für Umweltschutz-innovationen (vgl. Jarre 1978, S. 93 und Ullmann/Zimmermann 1981,

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S. 169-171). Die Nachfragestruktur wird weiterhin durch die Frist-setzung für die Anpassungsreaktionen der umweltbelastenden Be-triebe bestimmt. Kurze Fristen und ad-hoc-Maßnahmen greifen in den bestehenden Produktionsprozeß ein. Sie lassen keinen Freiraum für Prozeßumstellungen und begünstigen die additive Umwelttechnik. Lange Fristen ermöglichen dagegen simultane und medienübergrei-fende Problemlösungen in Form von Prozeßinnovationen <vgl. Zimmer-mann, K. 1985, S. 18-20). Die in der Bundesrepublik Deutschland in der Vergangenheit und derzeit praktizierte Umweltpolitik operiert vorwiegend mit Auf-lagen und hat zu einem hohen Marktanteil von end-of-pipe-Techno-logien geführt (vgl. Ulrici 1984; Maas/Ewers 1983, S. I und 8 so-wie Abb. 40). Ein Beispiel hierfür ist die Technische Anleitung Luft (TA Luft) 1985, die die Emissionswerte bestimmter Schadstoffe neu festlegt (vgl. o.V. 1985 c, S. 16). Die z.T. drastische Redu-zierung der Emissionswerte und die Einbeziehung der Altanlagen schaffen zwar eine momentane Nachfrage , dauer-hafte Anreize - und damit Absatzchancen emissionsärmerer Technologien - werden jedoch verhindert, da der Stand der Technik sich am gegenwärtigen Wissen orientiert und auf längere Sicht festgeschrieben wird. "Die TA-Luft ist.... ein Beispiel dafür, daß innovatorische und dyna-mische Faktoren aus dem Wirtschaftssystem eliminiert werden" (Sie-bert 1985, S. 455; s. auch Waldmann 1985, S. 2).

Von Vorteil sind Auflagenlösungen u.U. für kleine und mittelgroße Hersteller von Umweltschutztechnologien. Da Standards einen Druck auf alle Emittenten ausüben, werden tendenziell auch mehr kleinere Anlagen nachgefragt (vgl. Grotelüschen 1985) während bei Abgaben-lösungen kleinere und mittlere umweltbelastende Betriebe mögli-cherweise (wegen der hohen Investitionskosten) eher die Abgabe entrichten (vgl. Kabelitz/Köhler 1978, S. 48).

Neben seiner gesetzgeberischen Funktion tritt der Staat auch als Investor und Subventionsgebez' auf dem Umweltschutzmarkt auf. Auf-grund seiner vielfältigen Entsorgungsaufgaben stellt er den bedeu-tendsten Nachfrager auf dem Umweltschutzmarkt dar. "Dies hat zur Folge, daß wesentliche Segmente des Umweltschutzmarktes vom Beschaffungsverhalten der Gebietskörperschaften abhängen..." (Sprenger/Knödgen 1983, S. 30). Schon von der Aufgabenstellung her

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ergibt sich hier ein Schwerpunkt für Entsorgungstechnologien, aber auch durch ihre wenig innovationsorientierte, sondern eher konser-vative Beschaffungspolitik (vgl. Ulrici 1984 und Nolte 1982, S. 93) .

Auch durch die öffentlichen Finanzierungshilfen wurden und werden noch gegenwärtig überwiegend additive Technologien begünstigt. Al-lerdings zeichnen sich hier Änderungen ab. So gibt es konkrete Vorschläge, die Diskriminierung integrierter Technologien in Para-graph 7d EStG aufzuheben (vgl. Schafhausen 1985, S. 131f. und Bru-nowskiy 1984b, S. 110). In der staatlichen FuE-Förderung finden emissionsarme Technologien schon seit längerem Berücksichtigung (vgl. BMFT 1984, S. 3 und 71-76; o.V. sowie nebenstehende Abbil-dung ) .

1977 1978 .1979 1980 1981 1982 1983 1984 1985 1986

STATUS Universität 9.7 4.3 6.1 6.8 8.2 6.7; 11.9 ; 13.5 17 nicht universitäres Forschungsinstitut 11.3 13.9 , 13.4 19.1' 22.3 28.0 25.2 16.7 17.8 Anwender (100) 43.8 52.0 15.2 14.2 8.3 18.7 18.2 22.3 11.1 Anbieter 35.1 30.2 65.4 60.0 61.2 46.8 44.8 47.2 54.3

TEC'. nachgeschaltete Technologie 22.3 3tt5 13.6 11.6 13.2 13.6 14.6 13.2 15.8 nachgeschaltete Technologie mit Recycling ' 22.7 25.3 0.6 16.7 18.7 18.8 18.7 10.4 20.5 integnerte Technologie (100) 35.0 , 44:6 79.1 68.2 64.5 63.7 66.1 76.4 63.7 (Ubersichtsartikel) • 1.2 3.5 3.6 4.1 0.5 '

ENTW Grundlagenforschung 20.9 25.5 . 18.7 30.1 32.8 19.3 29.3 27.7 23.3 Laborversuche 1.2 6.1 8.7 2.3 Z9 4.4 7.5 20.5 Pilotanlagen (100) 56.4 63.6 20.8 20.2 21.5- 40.6 39.1 , 24.2' Direktverwendung im Prozefl 1.9 3.3 5.7 1.9 kommerzielle Version 1.4 2a 3.7 1.2 Oemonstrationsanlage 22.7 10.1 53.2 36.9 37.9 28.8 19.6 33.4 54.1 (UbereicMsartikel) 1.2 3.5 3.6 4.1 0.5

KOOP keine Zusammenarbeit zwischen Universität und Unternehmen (100) 100. 100. 95.5 93.6 86.2 84.0 75.9 81.3 86.9 Zusammenarbeit zwischen Universität und Unternehmen 4.5 6i4 13.8 16.0 29.1 18.8 13.1

MEDIUM Wasser (100) 66.5 35.7 2 & 1 21.8 17.3 30.2 27.2 28.9 7.53 Luft 33.5 40.4 69.1 53.9 52.2 46.0 46.4 49.4 65.6 feste Abfallstoffe 3.9 2.6 16.8 17.2 3.8 6.4 61.3 1 1 . 1

Medienübergreifend 5.2 7.5 13.7 19.9 20.0 15.6 15.8

Quelle: DFVLR 1982 und 1984 Tabelle Zuwendungen des BMFT für umwelttechnische Forschung nach Empfängerstatus (STATUS). Technologiealt (TEC),

- 8 2 Entwicklungsstadium (ENTW), Art der Zusammenarbeit (KOOP) und Urnweltmedium (MEDIUM) Angaben in Prozent N - 8 2

Abb. 33: Zuwendungen des BMFT für umwelttechnische Forschung Quelle: WZB-Mitteilungen, März 1986, Heft 31 (o.V. 1986e) S. 35

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VI.B.2.C. Die konjunkturelle Situation und das technologie-spezifische Investitionsverhalten bei Prozeßinnovationen

Die Nachfrage nach end-of-pipe-Technölogien sowie Teilen der Meß-und Regeltechnik ist kaum konjunkturabhängig. Wegen ihrer rentabilitätssenkenden Wirkung werden sie i.d.R. nur aufgrund ei-nes umweltpolitischen Drucks installiert, der Anpassungsmaßnahmen ungeachtet des Konjunkturverlaufs verlangt <vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 25 und o.V. 1982 S. 24).

Je stärker jedoch die betriebswirtschaftlichen Motive den Aus-schlag für Umweltschutzinvestitionen geben, desto größer ist ihre Konjunkturabhängigkeit und ihre Abhängigkeit vom allgemeinen Investitionsverhalten (vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 25). Dies gilt insbesondere für integrierte Technologien und Prozeß-steue-rungssysteme. So zeigt Zimmermann, daß die Nachfrage nach inte-grierten Umweltschutztechnologien sehr viel stärker dem Verlauf der Gesamtinvestition folgt als dem Verlauf der Umwelt-schutzinve-stitionen insgesamt (vgl. Zimmermann, K. 1985, S. 69f und 88f.).

Die Bedeutung verschiedener Innovationsmotive für Prozeßinnova-tionen veranschaulicht Abb. 34:

Innovationsmotive Verarbeitendes Gewerbe

(erfeBte Bereiche)

Stelgerung der Flexibilität der Produktion 72,3 Verringerung der Produktionskosten durch: - Verringerung d e s Lohnkostenanteils 80,9 - Senkung des Materialverbrauchs 40,6 - Senkung des Energieverbrauchs 28,3 - Verminderung d e s Ausschus se s 38,4 Verbesserung der Arbeitsbedingungen 38,3 Verminderung der Umweltbelastungen 28,6

Quell*: ifo-innovationstest 1983 Tab. 3: Innovationsmotive für Prozeßinnovationen

(.Angaben in %, Mehrfachnennungen möglich)

Abb. 34: Innovationsmotive für Prozeßinnovationen Quelle: Sprenger 1986a, S. 7

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Empirische Untersuchungen von Kleine zeigen allerdings, daß ein nicht unbeträchtlicher Anteil potentieller Investoren selbst dann noch mit der Investition zögern, wenn diese für sie bereits renta-bel ist, weil sie sich noch weitere Verbesserungen der Technologie versprechen (vgl. Kleine 1983, S. 233-236 und S. 239 f.). Die Er-gebnisse können sicherlich nicht ohne weiteres auf den Bereich der Umweltschutztechnologien übertragen werden. Immerhin deutet sich aber bei integrierten Technologien, Prozeßsteuerungssystemen und teilweise auch noch Recyclingstechnologien erst der Beginn der Entwicklung an - im Gegensatz zur additiven Umwelttechnik. Verbes-serungen und Weiterentwicklungen sind hier also in einem noch sehr viel stärkeren Ausmaß zu erwarten, so daß die Hersteller dieser Umweltschutztechnologien u.U. ebenfalls mit einem abwartenden Nachfrageverhalten rechnen müssen.

VI.B. 2.d. Die Auslandsnachfrage

Die Exportchancen von Umweltschutztechnologien hängen zum einen von den bisher genannten Kriterien ab - übertragen auf die spe-zifischen Gegebenheiten des jeweiligen Landes (Art der Umwelt-schutzprobleme und der Umweltpolitik, konjunkturelle Lage). Zum anderen wirkt sich das Know-how der dortigen Industrie auf die Struktur der Auslandsnachfrage aus. Können inländische Konkur-renten das notwendige Know-how vorweisen, sind sie dem Exporteur gegenüber im Vorteil, denn der Staat vergibt seine Aufträge tradi-tionell vorzugsweise an Anbieter aus dem eigenen Land. Dem Export steht somit nicht der ganze Markt zur Verfügung (vgl. ülrici 1984 und Sprenger/Knödgen 1984, S. 9). Marktchancen eröffnen sich des-halb besonders für know-how-intensive Technologien wie die Meß-und Regeltechnik, integrierte Umweltschutztechnologien, bestimmte Recyclingtechnologien und spezielle biologische und chemische Ver-fahren des additiven Umweltschutzes (vgl. Ulrici 1984; Ull-mann/Zimmermann 1981, S. 257 und 293 und Sprenger/Knödgen 1983, S. 143 und 147). Auch Anlagen für eine alternative Energieentwicklung zählen hierzu, wie beispielsweise Biogasanlagen, Windmühlen, Wär-mepumpen und Sonnenkollektoren. Gerade dieses Marktsegment zeigt,

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welche Einflüsse von einer der internationalen Entwicklung voraus-eilenden nationalen Umweltpolitik auf die langfristigen Export-chancen von Umweltschutztechnologien ausgehen.6 So können zwar ei-nige deutsche Hersteller auf dem Markt für Windkraft-anlagen Er-folge aufweisen (vgl. o.V. 1986 d, S. 89). Ein sehr restriktives Verhalten der Behörden in der Bundesrepublik und die fehlende bzw. fehlgeleitete Unterstützung durch die Umweltpolitik haben jedoch dazu geführt, daß Hersteller aus den USA und Dänemark, wo diese Technologien gezielt gefördert werden, diesen Markt beherrschen (vgl. Petersen 1985, S. 53-55; Zank 1985 ; Schreiber 1985 und Wittchow 1985).

VI.C. Der Markt für Umweltschutztechnologien

Die Ausführungen zum Umweltschutzmarkt stützen sich hauptsächlich auf die bisher umfassendsten Studien des IIUG 1978 (Ull-mann/Zimmermann 1981), des Ifo-Institutes 1982 (Sprenger/Knödgen 1983) und der ECOTEC (Nolte 1982 und 1982a). In der Ifo-Studie wurden die Anbieter integrierten Umweltschutzes allerdings nicht berücksichtigt.

VI.C.1. Marktpotential und -umfang

Nach den Berechnungen des Ifo-Institutes hatte der Umwelt-schutz-markt 1983 ein Volumen von rd. 23 Mrd. DM. Von dieser Nachfrage entfielen etwa 13 Mrd. auf die Gebietskörperschaften, 6,9 Mrd. auf das produzierende Gewerbe und 3 Mrd. auf den Export (vgl. Sprenger 1986, S. 18f.). Nach Umweltbereichen aufgeschlüsselt dominierten bei den Ausgaben der Gebietskörperschaften die Abwasser- und Ab-falIbeseitigung, bei den Investitionen des produzierenden Gewerbes die Luftreinhaltung und der Gewässerschutz (vgl. Abb. 35).

6) Zu dieser These vgl. Jarre 1978, S. 86; Ullmann/Zimmermann 1981, S. 162; o.V. 1982 S. 23 f. und Sprenger/Knödgen 1984, S. 8

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Insgesamt

Luftrttnhattung

Umweltschutz : eine wichtige Aufgabe des Produz ie renden Gewerbes Umweltschutzinvest i t ionen nach Aufgabenbe re i chen 1 2

MHlDMjbqM. 3000

1976 | 1977

üimMümpfting

Müllbesatigung

Umweltschutz invest i t ionen und Gesamt inves t i t ionen ' 2

' U n t e r n e h m e n mit im al lgemeinen 20 Beschäft igten und m e h r ; 1971 bis 1973 ohne U n t e r n e h m e n der Fernwärmeversorgung 2 1971 bis 1974 geschätzt Quelle: Berechnungen des Ifo-insti tuts nach A n g a b e n des Statistischen Bundesamtes

Abb. 35: Struktur und Entwicklung der öffentlichen ümweltschütz-aufgaben und der Umweltschutzinnovationen des produzierenden Gewerbes Quelle: Sprenger 1986, S. 19f.

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Umwel t schutz : Eine Bilanz der öffent l ichen Leis tungen Öffen t l i che Umweltschutzausgaben nach Aufgabenbere i chen 1

1 Unmi t t e lba re Ausgaben von Bund, Lastenausgleichsfonds, ERP-Sondervermögen, L ä n d e r n (einschließlich Stadtstaaten), Geme inden , G e m e i n d e v e r b ä n d e n und Zweck-v e r b ä n d e n ; ohne Erwerb von Beteiligungen sowie ohne Zuweisungen an Zweckver-b ä n d e Que l le : Berechnungen des Ifo-Instituts nach Angaben des Statistischen Bundesamtes

(Forts. Abb. 35)

VI.C.2. Die Marktstruktur des Umweltschutzsektors

Auf dem Umweltschutzmarkt sind gegenwärtig - ohne die Bauunter-nehmen als größte Anbietergruppe - mehr als 1200 Unternehmen tätig (vgl. Sprenger 1986, S. 20). Wegen der vielfältigen Aufgaben im Umweltschutz verteilen sich diese sehr breit über die verschie-denen Wirtschaftsbereiche (vgl. Ullmann/Zimmermann 1980, S. 509). Schwerpunkte liegen in der Investitionsgüterindustrie (Maschinen-bau 39,4% und Elektronik 15,8%), der chemischen Industrie (6,9%) und dem tertiären Sektor (Handel/Vertrieb sowie Be-ratung/Engineering je 5,7%). Die Investitionsgüterindustrie ver-zeichnete seit 1978 einen steigenden Trend, während die Bedeutung des tertiären Sektors stark zurückging, nicht zuletzt deshalb, weil offensichtlich immer mehr Unternehmen auch Vertriebs- und Be-ratungsleistungen übernehmen (vgl. Ullmann/Zimmermann 1981, S. 347 und Sprenger/Knödgen 1981, S. 347 und Sprenger/Knödgen 1983, S. 109). Der Umweltschutzmarkt wird in erster Linie von mittelständi-schen Anbietern geprägt (vgl. Sprenger/Knödgen 1983, S. 115-117).