Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien€¦ · land, Weißrussland und der...

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien Umweltpolitik, -strategien und -programme der Länder Russland Ukraine Georgien Bericht 2006

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Umweltpolitik, -strategien und -programme der Länder

Russland

Ukraine

Georgien

Bericht 2006

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Umweltpolitik, -strategien und -programme der Länder

Russland

Ukraine

Georgien

Bericht 2006

Auftraggeber: Wirtschaftskammer Österreich (WKÖ), Abteilung für Umwelt- und Energiepolitik Lebensministerium (BMLFUW), Abt. VI/5: Betrieblicher Umweltschutz u. Technologie,

Abt. V/9: Internationale Umweltangelegenheiten Bank Austria Creditanstalt

AutorInnen: DI Nathalia Kisliakova, Österreichische Gesellschaft für Umwelt und Technik (ÖGUT)

Bakk. Oksana Pavliska Mag. Teimuraz Mtibelashvili

Die vorliegende Studie steht auf den Homepages der Kooperationspartner zur Verfügung.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 I

Inhaltsverzeichnis Gegenstand und Zweck der Studie ......................................................................................................... 1 Kurzfassung............................................................................................................................................. 2

Investitionsbedarf in Russland, der Ukraine und Georgien im Überblick ........................................... 2 Österreichs Chancen auf den Umwelttechnikmärkten in Russland, der Ukraine und Georgien........ 4

Klimaschutz ..................................................................................................................................... 4 Energiewirtschaft............................................................................................................................. 4 Abfallwirtschaft ................................................................................................................................ 5 Wasserwirtschaft ............................................................................................................................. 5 Luftreinhaltung................................................................................................................................. 6

Russland, Ukraine und Georgien auf einen Blick.................................................................................... 8 Russland.................................................................................................................................................. 9 Ukraine .................................................................................................................................................. 10 Georgien................................................................................................................................................ 11 1. RUSSLAND .................................................................................................................................. 13

1.1 ÜBERBLICK ............................................................................................................................ 13 1.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik ........................................................................ 14 1.1.2 Die wichtigsten Umweltziele Russlands.............................................................................. 15 1.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in Russland ........................................................ 18 1.2 KLIMASCHUTZ ....................................................................................................................... 21 1.2.1 Kyoto-Protokoll .................................................................................................................... 21 1.2.2 THG-Emissionsquellen ....................................................................................................... 21 1.2.3 THG-Baseline und alternative Szenarien............................................................................ 23 1.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion ......................................................... 24 1.2.5 Umsetzung von JI-Projekten............................................................................................... 24 1.2.6 Strategische Zielprogramme............................................................................................... 24 1.3 ENERGIEWIRTSCHAFT......................................................................................................... 26 1.3.1 Struktur der Energiebilanz und der Primärenergie.............................................................. 26 1.3.2 Elektrizität............................................................................................................................ 30 1.3.3 Wärme................................................................................................................................. 31 1.3.4 Nutzung fossiler Energieträger............................................................................................ 33 1.3.5 Nutzung von Atomkraft........................................................................................................ 34 1.3.6 Erneuerbare Energie........................................................................................................... 35 1.3.7 Energieeffizienz................................................................................................................... 39 1.3.8 Strategische Ziele ............................................................................................................... 42 1.3.9 Finanzierung der Energiewirtschaft .................................................................................... 44 1.4 ABFALLWIRTSCHAFT............................................................................................................ 47 1.4.1 Struktur des Abfallaufkommens .......................................................................................... 47 1.4.2 Industrieabfälle.................................................................................................................... 49 1.4.3 Toxische Abfälle.................................................................................................................. 51 1.4.4 Struktur der Abfallbehandlung............................................................................................. 52 1.4.5 Strategisches Abfallwirtschaftsprogramm........................................................................... 53 1.4.6 Strategische Ziele ............................................................................................................... 56 1.5 WASSERWIRTSCHAFT ......................................................................................................... 57 1.5.1 Wasser ................................................................................................................................ 57 1.5.2 Abwasser............................................................................................................................. 59

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 II

1.5.3 Strategisches Wasserwirtschaftsprogramm........................................................................ 61 1.5.4 Strategische Ziele ............................................................................................................... 63 1.6 LUFTREINHALTUNG.............................................................................................................. 64 1.6.1 Luftschadstoffemissionen.................................................................................................... 64 1.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen................................................................................ 65 1.6.3 Strategische Ziele ............................................................................................................... 66 1.7 UMWELTFINANZIERUNG...................................................................................................... 67 1.7.1 Umweltausgaben (Stand 2004) .......................................................................................... 67 1.7.2 Nationale Finanzierung von Umweltprojekten .................................................................... 69 1.7.3 Internationale Finanzierung von Umweltprojekten.............................................................. 72

2. UKRAINE...................................................................................................................................... 73 2.1 ÜBERBLICK ............................................................................................................................ 73 2.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik ........................................................................ 73 2.1.2 Die wichtigsten Umweltziele der Ukraine............................................................................ 74 2.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in der Ukraine..................................................... 77 2.2 KLIMASCHUTZ ....................................................................................................................... 80 2.2.1 Kyoto-Protokoll .................................................................................................................... 80 2.2.2 THG-Emissionsquellen ....................................................................................................... 80 2.2.3 THG-Baseline und alternative Szenarien............................................................................ 82 2.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion ......................................................... 84 2.2.5 Umsetzung von Joint-Implementation-Projekten ................................................................ 88 2.2.6 Strategische Ziele ............................................................................................................... 88 2.3 ENERGIEWIRTSCHAFT......................................................................................................... 89 2.3.1 Struktur des Primärenergieverbrauchs ............................................................................... 89 2.3.2 Elektrizität............................................................................................................................ 90 2.3.3 Wärmenutzung.................................................................................................................... 93 2.3.4 Nutzung fossiler Energieträger............................................................................................ 94 2.3.5 Nutzung von Atomkraft........................................................................................................ 95 2.3.6 Erneuerbare Energie........................................................................................................... 97 2.3.7 Energieeffizienz................................................................................................................... 99 2.3.8 Integration in das EU-Energiesystem UCTE..................................................................... 100 2.3.9 Eigentumsstruktur des Energiesektors ............................................................................. 101 2.3.10 Strategische Ziele ......................................................................................................... 102 2.3.11 Finanzierung der Energiewirtschaft .............................................................................. 103 2.4 ABFALLWIRTSCHAFT.......................................................................................................... 104 2.4.1 Struktur des Abfallaufkommens ........................................................................................ 104 2.4.2 Struktur der Abfallbehandlung........................................................................................... 104 2.4.3 Kommunale Abfälle ........................................................................................................... 106 2.4.4 Gefährliche Abfälle............................................................................................................ 107 2.4.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen.................................................................................... 107 2.4.6 Strategische Programme .................................................................................................. 108 2.4.7 Strategische Ziele ............................................................................................................. 112 2.5 WASSERWIRTSCHAFT ....................................................................................................... 113 2.5.1 Wasserversorgung ............................................................................................................ 113 2.5.2 Abwasserbehandlung........................................................................................................ 114 2.5.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen.................................................................................... 114 2.5.4 Strategische Programme .................................................................................................. 115

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Endbericht 2006 III

2.5.5 Strategische Ziele ............................................................................................................. 117 2.6 LUFTREINHALTUNG............................................................................................................ 118 2.6.1 Luftschadstoffemissionen.................................................................................................. 118 2.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen.............................................................................. 119 2.6.3 Strategische Ziele ............................................................................................................. 120 2.7 UMWELTFINANZIERUNGSINSTRUMENTE ....................................................................... 121 2.7.1 Umweltfinanzierungsbedarf............................................................................................... 121 2.7.2 Umweltfinanzierungsinstrumente...................................................................................... 122 2.7.3 Problemfelder der Umweltfinanzierung............................................................................. 125

3. GEORGIEN................................................................................................................................. 127 3.1 ÜBERBLICK .......................................................................................................................... 127 3.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik ...................................................................... 128 3.1.2 Die wichtigsten Umweltziele Georgiens............................................................................ 129 3.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in Georgien ...................................................... 131 3.2 KLIMASCHUTZ ..................................................................................................................... 134 3.2.1 Kyoto-Protokoll .................................................................................................................. 134 3.2.2 THG-Emissionen............................................................................................................... 134 3.2.3 THG-Emissionsquellen ..................................................................................................... 135 3.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion ....................................................... 137 3.2.5 Umsetzung von Joint-Implementation-Projekten .............................................................. 138 3.2.6 Strategische Ziele ............................................................................................................. 138 3.3 ENERGIEWIRTSCHAFT....................................................................................................... 139 3.3.1 Struktur des Primärenergieverbrauchs ............................................................................. 139 3.3.2 Elektrizität.......................................................................................................................... 141 3.3.3 Wärmenutzung.................................................................................................................. 145 3.3.4 Nutzung fossiler Energieträger.......................................................................................... 146 3.3.5 Nutzung von Atomkraft...................................................................................................... 147 3.3.6 Erneuerbare Energie......................................................................................................... 147 3.3.7 Energieeffizienz................................................................................................................. 151 3.3.8 Energiestrategie und Kooperationen im Energiebereich .................................................. 152 3.3.9 Finanzierung der Energiewirtschaft .................................................................................. 153 3.3.10 Strategische Ziele ......................................................................................................... 154 3.4 ABFALLWIRTSCHAFT.......................................................................................................... 155 3.4.1 Struktur des Abfallaufkommens ........................................................................................ 155 3.4.2 Struktur der Abfallbehandlung........................................................................................... 156 3.4.3 Industrieabfälle.................................................................................................................. 157 3.4.4 Gefährliche Abfälle............................................................................................................ 157 3.4.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen.................................................................................... 158 3.4.6 Strategisches Abfallprogramm.......................................................................................... 158 3.4.7 Strategische Ziele ............................................................................................................. 159 3.5 WASSERWIRTSCHAFT ....................................................................................................... 160 3.5.1 Wasserversorgung ............................................................................................................ 160 3.5.2 Abwasserbehandlung........................................................................................................ 162 3.5.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen.................................................................................... 165 3.5.4 Finanzierung der Wasserwirtschaft................................................................................... 166 3.5.5 Strategische Ziele ............................................................................................................. 168 3.6 LUFTREINHALTUNG............................................................................................................ 169

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Endbericht 2006 IV

3.6.1 Luftschadstoffemissionen.................................................................................................. 169 3.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen.............................................................................. 170 3.6.3 Strategische Ziele ............................................................................................................. 172 3.7 UMWELTFINANZIERUNGSINSTRUMENTE ....................................................................... 173 3.7.1 Struktur der Umweltfinanzierung....................................................................................... 173 3.7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen.................................................................................... 174 3.7.3 Nationale Umweltfinanzierung .......................................................................................... 174 3.7.4 Notwendige Umweltfinanzierung....................................................................................... 176 3.7.5 Dept for Environment Swap in Georgien .......................................................................... 177 3.7.6 Internationale Finanzierungsinstrumente.......................................................................... 178 3.7.7 Problemfelder der Umweltfinanzierung............................................................................. 179

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Endbericht 2006 1

Gegenstand und Zweck der Studie

Der vorliegende Bericht stellt das 5. Band der ÖGUT-Studienreihe „Umwelttechnikmärkte in Mittel-,

Ost- und Südosteuropa“ dar. Die bisherigen Arbeiten, erstellt im Zeitraum 2001-2005, analysieren

den Ist-Zustand und die strategische Orientierung im Umweltbereich der Länder Tschechien, Slowa-

kei, Ungarn, Slowenien, Polen, Bulgarien, Rumänien, Kroatien, Mazedonien, Albanien, Serbien und

Montenegro sowie Bosnien und Herzegowina. Die einzelnen Berichte der Studienreihe sind kostenlos

verfügbar auf der ÖGUT-Homepage unter http://www.oegut.at/de/publikationen/erweitertes-

europa.php.

Die vorliegende Studie untersucht die derzeitige Umweltsituation und die daran anknüpfenden strate-

gischen Umweltziele der Länder Russland, Ukraine und Georgien in den Bereichen Klimaschutz,

Energiewirtschaft, Abfallwirtschaft, Wasserwirtschaft, Luftreinhaltung sowie Umweltfinanzierung.

Ziel der Studie ist, durch eine detaillierte Analyse und Aufbereitung der nationalen Umweltberichte, -

strategien und -programme sowie der vorgesehenen Finanzierungsinstrumente das Marktpotenzial

für österreichische Unternehmen im Umweltbereich dieser Länder besser einzuschätzen. Insbeson-

dere für Klein- und Mittelbetriebe, die nicht über die entsprechenden Ressourcen für eine laufende

Marktbeobachtung verfügen, soll die Studie als „Reiseführer“ dienen und eine Hilfe bei der Einschät-

zung der künftigen Marktentwicklung im Umweltbereich sein. Es wurden dabei sowohl die übergeord-

neten, strategischen Ziele untersucht als auch die konkreten Fragen, „wieviel, wofür, bis wann und

von wem“ in Umweltmaßnahmen investiert werden wird.

Aufgrund der umfangreichen Themenbreite kann dieser Bericht naturgemäß nur eine Zusammenfas-

sung der Umweltpolitik in den untersuchten Ländern bieten. Durch die Darstellung der relevanten

nationalen Dokumente in einer Liste mit schlagwortartiger Inhaltsbeschreibung und den Bezugsquel-

len steht dem Leser eine Hilfestellung bei der Suche nach detaillierten Informationen zur Verfügung

sowie eine einfache und zeitsparende Rückfrage nach etwaigen aktualisierten Fassungen der einzel-

nen Dokumente.

Die Informationen für den vorliegenden Bericht wurden von der ÖGUT gemeinsam mit den Umweltin-

stitutionen in den drei Ländern erhoben. Die Angaben zu den einzelnen Ländern sind den nationalen

Umweltstrategien, -programmen und –plänen der Länder sowie internationalen Arbeiten (z.B. der

OECD, der International Energy Agency, der EMEP-Datenbank) oder aktuellen Mitteilungen der Um-

weltministerien, der Energieagenturen und sonstigen Institutionen der öffentlichen Verwaltung (z.B.

Finanzministerien) in den Ländern entnommen. Die ÖGUT, die WKÖ, das Lebensministerium und die

Bank Austria Creditanstalt danken den Institutionen in diesen Ländern herzlich für die kooperative

Zusammenarbeit.

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Endbericht 2006 2

Kurzfassung

Investitionsbedarf in Russland, der Ukraine und Georgien im Überblick

Die drei Länder Russland, die Ukraine und Georgien zählen zu den Mitgliedern der Gemeinschaft Unabhängiger Staaten (GUS), welche primär einen wirtschaftlichen Zusammenschluss der Nachfol-gestaaten der Sowjetunion nach ihrer formalen Aufhebung durch die Staatsoberhäupter von Russ-land, Weißrussland und der Ukraine am 8. Dezember 1991 darstellt. Dieser Zusammenschluss war in erster Linie ein Ergebnis der von der Sowjetunion verbliebenen gemeinsamen industriellen und tech-nischen Infrastruktur und Normen. Die einzelnen GUS-Mitglieder haben inzwischen unterschiedliche außenpolitische Schwerpunkte defi-niert. So hat beispielsweise die Ukraine einen EU-Beitritt als langfristiges Ziel anvisiert, und Russland und die EU streben eine strategische Kooperation im Sinne der „guten Nachbarschaft“ an. Aufgrund dieser unterschiedlichen Zielsetzung ergibt sich auch eine unterschiedliche Orientierung der nationa-len Umweltpolitik der untersuchten GUS-Länder. So steuert die Ukraine in der Auslegung ihrer strate-gischen Umweltstrategien eine zukünftige Angleichung an die Umweltstrategien der EU-Mitglieder an (z.B. mit möglichst vollständiger Erhebung des Handlungsbedarfs im Einklang mit dem EU-Umwelt-Acquis oder mit der Einrichtung eines nationalen Umweltfonds). Russland hingegen setzt seine Um-weltziele in Bereichen wie z.B. Abfall- oder Wasserwirtschaft für einen zukünftigen Zeitraum von je-weils 4 bis 8 Jahren fest, diese werden dann aber auch konsequent umgesetzt. Gemeinsam für alle drei Länder ist der große Handlungsbedarf im Umweltbereich, auch wenn die dafür notwendigen Investitionen teilweise noch nicht vollständig beziffert sind. Nach der Phase der umweltpolitischen Willensfindung befinden sich diese Länder nun in der Phase der konkre-ten Umsetzung der Reformpläne im Umweltbereich, welche auch verstärkt die Kostenwahrheit und die Umsetzung des Verursacherprinzips vorsehen. Damit werden in diesen Ländern in Zukunft viele Um-weltprojekte auch betriebswirtschaftlich rentabel sein. Viele Produktions- und Infrastrukturanlagen sind mittlerweile veraltet oder sehr energieintensiv, sodass für künftige Investoren eine Erneuerung mittels „Best Available Technology“ die erste Option darstellen wird. Da sich die politische Stabilität, die Rechtssicherheit und damit die Planbarkeit für Investoren weiter verbessern wird, können diese drei GUS-Länder sicherlich als Zukunftsmarkt für Umweltinvestitionen bezeichnet werden. Da die drei untersuchten GUS-Länder auf keine verbindliche Anpassung an den EU-Umwelt-Acquis eingehen müssen, ist der Zeitraum für die Umsetzung von auf nationaler Ebene festgelegten Maß-nahmen im Umweltbereich individuell und allein vom jeweiligen Land definiert.

Die notwendigen Investitionen im Umweltbereich der drei GUS-Länder Russland, Ukraine und Georgien werden auf ein Mindestvolumen von etwa 952 Mrd. Euro geschätzt.

Der größte Anteil (rund 97% der bis jetzt bekannt gegebenen notwendigen Umweltinvestitio-nen) entfällt im Gegensatz zu anderen osteuropäischen Ländern auf den Bereich Energie.

Eine Übersicht ist in der nachfolgenden Tabelle angeführt.

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Endbericht 2006 3

Geplante Umweltausgaben (Russland) bzw. notwendige Investitionen für den Umweltbereich (Ukraine, Georgien)

(gerundet)

Umweltbereich Russland,

2002-2010 Mio. Euro

Ukraine,

2003-2030* Mio. Euro

Georgien,

2003-2023 Mio. Euro

Energie 801.000 119.000 1.427

Abfallwirtschaft 1.315 831 3**

Gewässerschutz und Wasserwirt-schaft

748 600 1.566

Luftreinhaltung k. A. k. A. k. A.

IPPC-Richtlinie - 3.500 -

Luftverschmutzung aus großen Verbrennungsanlagen

- 2.000 -

Anpassung an die EU-Umweltgesetzgebung

- 170 -

Bodenschätze 8.985 k.A. -

Verbesserung der Umweltqualität (s. Erläuterung nach der Tabelle)

4.306 - -

Biodiversität 2.822 k.A. 3

Sonstige Umweltprojekte im Rah-men des Debt for Environment Swap

- - 17

Schutz der Wälder 1.479 k.A. -

Schutz der Wolga 1.340 - -

Bewahrung von Schutzgebieten 117 - -

Schutz des Baikalsees und des Baikalgebiets

371 - -

Hydrometeorologisches Umwelt-monitoring

100 - -

Entwicklung von GIS-Technologien 51 - -

Gesamt, Mio. Euro 822.634 126.101 3.017

Gesamt, Mio. Euro 951.752

Quellen: nationale Strategien und Programme der Länder lt. einzelner Länderkapitel, eigene Berechnungen * Anfangsjahr je nach einzelnem Programm; k. A. – keine Angaben; „-“ - nicht vorgesehen bzw. trifft nicht zu

Die Kategorie „Verbesserung der Umweltqualität“ umfasst die Umsetzung von prioritären Maßnahmen in allen Umweltbereichen nach Zielregionen in Russland, welche eine besonders unzufriedend stellende Umweltqualität aufweisen.

**Die notwendigen Investitionen im Bereich Abfallwirtschaft in Georgien sind derzeit noch nicht vollständig erhoben. Das ange-gebene Investitionsvolumen beinhaltet nur die Finanzierung unter dem Debt for Environment Swap (OECD http://www.oecd.org/dataoecd/28/58/36203819.pdf, 2004)

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Endbericht 2006 4

Österreichs Chancen auf den Umwelttechnikmärkten in Russland, der Ukraine und Georgien

Österreich besitzt in den drei untersuchten Ländern den Ruf eines „Umweltmusterlandes“. Tatsächlich wurden aufgrund der engagierten nationalen Umweltpolitik in den 80er und 90er Jahren sowie der EU-Umweltrichtlinien Umwelttechnologien und Umwelt-Lösungskonzepte in Österreich bereits früh umge-setzt. Dadurch hat sich in Österreich eine gut entwickelte Umwelttechnikbranche etabliert. Da in den untersuchten Ländern der Ausbau der Umweltinfrastruktur, wie z.B. die Abfallverwertungs- und -entsorgungssysteme, die Deponiegasverwertung, die Kanal- und Abwasserbehandlungssysteme sowie die Entwicklung von Energieeinsparlösungen um etwa 10 bis 20 Jahre zeitverzögert erfolgt, können österreichische Unternehmen die Erfahrungen im eigenen Land nutzen und neben der „Hard-ware“ auch Lösungspakete aus Planung, Bau und Betrieb anbieten.

Nachfolgend sind die Marktchancen für die österreichischen Umwelttechnikunternehmen nach Um-weltbereichen zusammengefasst. Anschließend sind die Umweltprioritäten der drei GUS-Länder tabel-larisch dargestellt.

Klimaschutz Alle drei Länder haben das Kyoto-Protokoll unterzeichnet und sich während der ersten Reduktionspe-riode (2008-2012) zu einer Nichtüberschreitung des 1990-Niveaus ihrer Treibhausgasemissionen (THG-Emissionen) verpflichtet.

Im Hinblick auf den jüngsten Datenstand (2003-2005) sind derzeit alle drei GUS-Länder deutlich un-ter ihrem Kyoto-Ziel, allerdings wird in den nächsten Jahren wieder eine kontinuierliche Steigerung der THG-Emissionen aufgrund der wirtschaftlichen Erholung erwartet. Somit besteht in diesen Län-dern die Möglichkeit für die Umsetzung von Klimaschutzprojekten und folglich für den Verkauf ihrer dadurch gewonnenen „Emissionskontingente“ an andere Länder. Zwar gibt es zwischen Österreich und den jeweiligen GUS-Ländern noch keine bilateralen Memoranda of Understanding für die Umset-zung von Joint-Implementation-Projekten, aber Klimaschutzprojekte mit einem Transfer von Emission Reduction Units sind in diesen Ländern trotzdem prinzipiell möglich. Für diesen Zweck wird für öster-reichische Umwelttechnikunternehmen empfohlen, die österreichische Koordinierungsstelle für Joint Implementation Projekte im Ausland, die Kommunalkredit Public Consulting (www.klimaschutzprojekte.at), zu kontaktieren.

Die Chancen der österreichischen Wirtschaft bei der Reduktion der THG-Emissionen liegen v. a. im Bereich der Bauwirtschaft und der technischen Gebäudeausstattung (Gebäudesanierung), bei der Nutzung erneuerbarer Energie und in der Errichtung und Modernisierung der Infrastruktur für den öffentlichen Verkehr.

Energiewirtschaft Die Chancen der österreichischen Wirtschaft im Energiebereich liegen v. a. in der Umsetzung von Energieeffizienzmaßnahmen in Form von Joint Ventures. Österreichische Unternehmen weisen in diesem Sektor ein hohes technologisches Potenzial auf (Mess- und Regeltechnik, Klimatechnik, Wärmedämmung, Niedrigenergie- und Passivhaustechnologie). Eine weitere Marktchance für die österreichische Energietechnik liegt im Bereich der Sanierung der Stromverteilungsnetze, wo derzeit Verluste aufgrund veralteter Infrastruktur von etwa 20% der eingespeisten Elektrizität auftreten. Die Amortisationszeit der einzelnen Effizienzmaßnahmen liegt zwischen 3 und 25 Jahren, in Zukunft ist

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Endbericht 2006 5

durch die technische Entwicklung und die steigenden Energiepreise noch eine Verbesserung der Rentabilität zu erwarten.

Im Bereich der erneuerbaren Energie weisen die drei GUS-Länder einen Anteil davon an der Primär-energiebilanz von etwa 4% (Ukraine) bis zu 45% (Georgien) auf. Die größten Potenziale für die öster-reichischen Umwelttechnikunternehmen ergeben sich durch den geplanten Ausbau der Wasserkraft. So zum Beispiel soll in Russland die Nutzung von Wasserkraft von 167 TWh/Jahr (2005) auf 350 TWh/Jahr im Jahr 2020 (d. h. Ausschöpfung von 21% des technischen bzw. 41% des wirtschaftlichen Wasserkraftpotenzials im Land) erhöht werden. In der Ukraine sollen neue Wasser- und Pumpen-speicherkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von 7,07 GW sowie Kleinwasserkraftwerke für eine Stromproduktion von insgesamt 3,34 TWh/Jahr errichtet bzw. saniert werden. In Georgien sollen 250 kleine, mittlere und große Wasserkraftwerke mit einer erzielten jährlichen Stromproduktion von 30 GWh errichtet werden. Davon sollen 80 Klein-Wasserkraftwerke (installierte Leistung bis 350 MW) bis Ende 2008 errichtet werden.

Die verstärkte Nutzung von Windkraft ist in Georgien konkretisiert: es ist vorgesehen, einen Wind-kraftpark mit einer installierten Kapazität von 1,2 GW und einer jährlichen Stromproduktion von 3,5 GWh zu errichten.

Die Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger ist vor allem an Biomasse (Brennholz) sowie Geo-thermie (beides für Russland und Georgien) angeknüpft. Insbesondere im Bereich der Biomassenut-zung können österreichische Unternehmen einen Marktvorteil durch ihre eigens entwickelten und hochinnovativen Lösungen genießen.

Abfallwirtschaft Die enormen Exportchancen für die österreichischen Abfalltechnikunternehmen ergeben sich durch fehlende bzw. mangelhafte Systeme für Abfallvermeidung, durch die sich erst im Anfangsstadium befindende getrennte Abfallsammlung und stoffliche Wiederverwertung sowie durch die noch nicht aufgebaute Abfallbehandlung und –entsorgung in den drei GUS-Ländern. Da ihre Abfallwirtschaft voraussichtlich auch in Zukunft ausschließlich deponieorientiert bleiben wird, zählt zu den wichtigsten zukünftigen Investitionen die Errichtung von

- modernen regionalen Deponien

- getrennten Sammel- und Wiederverwertungssystemen

- Entgasung und Sanierung der bestehenden Deponien und Altlasten (z.B. allein in der Ukraine be-stehen mehr als 7.000 Deponien, die sanierungsbedürftig sind)

- Verbrennungsanlagen für medizinische und gefährliche Abfälle (in allen drei Ländern) sowie für kommunale Abfälle in den russischen Städten Moskau und St. Petersburg.

Wasserwirtschaft

Mit dem Ausbau der Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsinfrastruktur in den drei GUS-Ländern besteht ein enormer Bedarf an Sanierung von veralteten und Errichtung von neuen Lei-tungsnetzen sowie an Bau von Abwasserreinigungsanlagen.

Bei den österreichischen Unternehmen besteht im Kläranlagenbau ein gut entwickeltes Know-how sowie langjährige Erfahrung in einem gut etablierten Heimmarkt. In diesem Bereich entsteht für öster-reichische Unternehmen ein bedeutendes wirtschaftliches Potenzial, bei dem Österreich trotz der im internationalen Vergleich geringen Unternehmensgrößen durch sein Know-how einen wesentlichen Konkurrenzvorteil nutzen könnte.

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Endbericht 2006 6

Im Bereich der Trinkwasserqualität besteht in vielen Regionen der drei GUS-Länder ein deutlicher Handlungsbedarf. Die Vermeidung von Trinkwasserkontaminationen ist in den nationalen Umweltpoli-tiken als vorrangiges Ziel festgehalten, da in diesen Ländern ein verstärkter Bedarf an Wasseraufbe-reitungsanlagen gegeben ist, z.B. zur Reduktion des Nitratgehaltes und der organischen Verschmut-zung im Trinkwasser.

Luftreinhaltung Im Zusammenhang mit dem zu erwartenden wirtschaftlichen Aufschwung und mit dem Ausbau des Energiesektors in den drei untersuchten GUS-Ländern ist auch mit der zusätzlichen Modernisierung der kalorischen Kraftwerke zu rechnen. Sowohl beim Neubau als auch bei der nachträglichen Aufrüs-tung von kalorischen Kraftwerken werden künftig moderne Filter und Abgasreinigungsanlagen für Entschwefelung und Entstaubung benötigt, bei denen österreichische Unternehmen über weltweit anerkannte Kompetenz und Technologien verfügen.

Die Chancen österreichischer Unternehmen liegen zusätzlich auch in der Umsetzung moderner, um-weltfreundlicher Technologien (cleaner production), bei denen Luftschadstoffe bereits im Produkti-onsprozess vermieden werden. Diese Strategie wird in den GUS-Ländern insofern an Bedeutung gewinnen, als die Emissionsgrenzwerte sukzessive strenger werden, und die Möglichkeiten von Um-weltsubventionen für kostenintensive „end-of-pipe“-Technologien in Zukunft knapper werden.

Wachsende Bedeutung wird aufgrund der internationalen Verpflichtungen künftig die Vermeidung des Ausstoßes an Ozonvorläufersubstanzen, wie flüchtige Kohlenwasserstoffe oder NOx, erlangen. Der größte Verursacher für diese Schadstoffgruppe ist der motorisierte Individualverkehr. Im Zusammen-hang mit dem zu erwartenden rasch anwachsenden Verkehrsaufkommen in den drei GUS-Ländern werden insbesondere in den Städten wieder verstärkt Investitionen in den öffentlichen Verkehr getä-tigt werden. Hier könnten österreichische Unternehmen ihre Stärke im Schienenfahrzeugbau nutzen.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 7

Übersicht der Umweltprioritäten in Russland, der Ukraine und Georgien

UMWELTSEKTOR RUSSLAND UKRAINE GEORGIEN

ENERGIE UND KLIMASCHUTZ

Kyoto-Protokoll Reduktionsperiode 2008-2012

Unterschrieben und ratifiziert; Vereinbartes Ziel: Nichtüberschreitung der 1990-THG-Emissionswerte

Memorandum of Understanding for JIPs mit Österreich nein, für JI-Projekte Kommunalkredit Public Consulting www.klimaschutzprojekte.at kontaktieren

Energieeffizienzmaßnahmen Hohe Priorität

Gebäudesanierung, energieeffiziente Technologien für die Industrie

Sanierung kalorischer Kraftwerke Moderne Abgasreinigung Moderne Abgasreinigung Sanierung der Kraftwerke, Moderne Abgasreinigung

Sanierung von Atomkraftwerken hohe Priorität hohe Priorität -

ABFALLWIRTSCHAFT

Deponien Priorität; Entgasung und Sanierung von Altlasten, Bau von modernen regionalen Deponien Recycling, Sammlung Einführung der flächendeckenden getrennten Abfallsammlung und der stofflichen Wiederverwertung

Verbrennungsanlagen Bau von Müllverbrennungsanlagen für kommunale Abfälle in Moskau und St.

Petersburg

evtl. Sanierung der bestehenden 4 Abfall-verbrennungsanlagen k. A.

WASSER/ABWASSER

Kläranlagenbau hohe Priorität Kanalnetzausbau/

Wasserversorgung hohe Priorität

Trinkwasserqualität hohe Priorität

LUFTREINHALTUNG

Klassische Luftschadstoffe Abgas-Entschwefelung KKW Abgas-Entschwefelung KKW; Modernisierung Erdgasnetz

Ausbau der öffentlichen Verkehrsmittel

Legende: JIP - Joint Implementation Project; KKW - kalorisches Kraftwerk; WKW – Wasserkraftwerk; k. A. – keine Angaben

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 8

Russland, Ukraine und Georgien auf einen Blick (Länderblätter) Russland Ukraine Georgien

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 9

Russland

Staatsform: demokratisch-föderativer Rechtsstaat mit republikanischer Verwaltung Landesfläche: 17.075.200 km2 Bevölkerung: 143.420.309 (Juli 2005) Hauptstadt: Moskau Administration: 7 Bundesprovinzen (Federalnie Okruga), bestehend aus:

21 Republiken, 6 Regionen (Kraja), 49 Gebiete (Oblasti), 1 autonomes Gebiet (Jevrejskaja Oblast), 10 autonome Bezirke (avtonomnie Okruga). Zusätzlich 2 Großstädte mit Status einer Provinz (Moskau, St. Petersburg)

Nachbarstaaten: Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Weißrussland, Ukraine, Georgien, Aserbaidschan, Ka-sachstan, China, Mongolei, Koreanische Volksdemokratische Republik (durch Enklave Kalinin-grad: zusätzlich Polen, Litauen)

Schwerpunkte der Umweltpolitik KLIMASCHUTZ THG-Emissionen: Ziel Reduktionsperiode 2008-2012: Nichtüberschreitung der 1990-Emissionswerte: Reduktion der THG-Emissionen um 410 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr 2002-2010 JI-Projekte: Kein Memorandum of Understanding mit Österreich, Kontakt: www.klimaschutzprojekte.at

ENERGIEWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2020: ca. 801 Mrd. Euro Primärenergie (2005): Kohle 13%, Erdöl 37%, Erdgas 43%, Wasserkraft und Holz 4%, Atomkraft 3% Erneuerbare Energie (außer Wasserkraft, Holz): <1%(2005), 6% (2020) Energieeffizienzprogramm 2001-2010: Einsparung von 13.000 PJ Energieressourcen, Reduktion der Ener-gieintensität um etwa 26% (Basisjahr 2000), Sanierung der kalorischen Kraftwerke

ABFALLWIRTSCHAFT notwendige Investitionen 2002-2010: 1,3 Mrd. Euro 2004: 2.634 Mio. t Abfälle/Jahr (d. s. 18,4 t Abfälle/Einwohner*Jahr), 90% Kommunalabfälle deponiert, nur 8% Deponien entsprechen russischen Umweltnormen Schaffung einer normativen Grundlage im Bereich der Abfallwirtschaft Einführung der Abfallsortierung der kommunalen Abfälle Einführung der Abfallverbrennung in Moskau und St. Petersburg Abfallvermeidungsmaßnahmen und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen

WASSERWIRTSCHAFT notwendige Investitionen 2002-2010: 748 Mrd. Euro Anschlussgrad an Wasserversorgung 75%, Anschlussgrad an Kanalisation 97% der städtischen und 76% ländlichen Bevölkerung Wasserverluste: bis 25% Sanierung der Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsinfrastruktur Entwicklung der gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Wasserwirtschaft Optimierung des Informationssystems und des Wasserwirtschaftsmonitorings

LUFTREINHALTUNG notwendige Investitionen 2002-2010: keine Angaben Verbesserung der ökologischen Normen für Schadstoffemissionen aus diffusen Emissionsquellen Einführung moderner Rauchgasreinigung im Energie- und Industriesektor

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 10

Ukraine

Staatsform: Republik Landesfläche: 603.700 km2 Bevölkerung: 47.425.336 (Juli 2005) Hauptstadt: Kiew Administration: 24 Gebiete (Oblasti), 2 Großstädte mit Status eines Gebiets (Kiew, Sewastopol), 1 autonome

Republik (Krim) Nachbarstaaten: Russland, Moldawien, Rumänien, Polen, Weißrussland

Schwerpunkte der Umweltpolitik KLIMASCHUTZ THG-Emissionen: Ziel Reduktionsperiode 2008-2012: Nichtüberschreitung der 1990-Emissionswerte: Reduktion der THG-Emissionen um 5.500 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr 1998-2015 durch Steigerung der Energieeffizienz und –einsparung JI-Projekte: Kein Memorandum of Understanding mit Österreich, Kontakt: www.klimaschutzprojekte.at

ENERGIEWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2030: 119 Mrd. Euro Primärenergie (2004): Erdgas 41%, Kohle 19%, Erdöl 19%, Atomkraft 17%, Wasserkraft 4% Erneuerbare Energie (außer Wasserkraft): von < 1% (2006) auf 17% (2030) Energieeffizienz: Reduktion der Energieverluste beim Energietransport und –verbrauch von 20% (2004) auf 8%(2030), Reduktion des Energieverbrauchs in den energieintensiven Industriezweigen

ABFALLWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2025: 831 Mio. Euro 2005: 60 Mio. t kommunale Abfälle (256 kg/Einwohner*Jahr), etwa 7.000 sanierungsbedürftige Depo-nien, 2 Abfallverbrennungsanlagen im Betrieb (sanierungsbedürftig) Einführung einer flächendeckenden getrennten Abfallsammlung Entwicklung der technischen Infrastruktur für Abfallentsorgung und -verwertung

WASSERWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2020: 600 Mio. Euro Anschlussgrad an Wasserversorgung 70%, Anschlussgrad an Kanalisation 53% der Bevölkerung Reduktion der Wasserverluste (45% im Jahr 2005) Sanierung von 10.900 km Kanalisationsleitungen Bau und Rekonstruktion von kommunalen Kläranlagen: 25% der bestehenden Kläranlagen sind sanie-rungsbedürftig; 1/3 der kommunalen Abwässer werden nicht gereinigt (2005)

LUFTREINHALTUNG notwendige Investitionen bis 2020: keine Angaben Vollständige Reduktion der ozonschädigenden Substanzen Einführung von neuen Rauchgasreinigungstechnologien zur Entschwefelung und Entstickung Einführung moderner Treibstoffaufbereitung und Gasreinigung im Energie- und Industriesektor

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 11

Georgien Staatsform: Republik Landesfläche: 69.700 km2 Bevölkerung: 4.661.473 (Juli 2006) Hauptstadt: Tbilisi Administration: 2 autonome Republiken (Abchasien und Adscharien), 9 Regionen (Mhkare), 1 Gemeinde

(Hauptstadt Tbilisi), 66 Bezirke, 7 Städte mit Status eines Bezirks Nachbarstaaten: Russland, Türkei, Armenien, Aserbaidschan

Schwerpunkte der Umweltpolitik KLIMASCHUTZ THG-Emissionen: Ziel Reduktionsperiode 2008-2012: Nichtüberschreitung der 1990-Emissionswerte JI-Projekte: Kein Memorandum of Understanding mit Österreich, Kontakt: www.klimaschutzprojekte.at

ENERGIEWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2003-2023: 1,4 Mrd. Euro Primärenergie (2003): Erdgas 29%, Erdöl 24%, Wasserkraft 21%, Biomasse (Brennholz) 24%, Kohle 1%, andere erneuerbare Energie 0,4%, Atomkraft 0% Forcierung der Wasserkraft und der Geothermie Energieverluste (2003): 17,6% des Gesamtenergieverbrauchs Sanierung/Modernisierung/Neubau von kleinen und großen Wasserkraftwerken, Umstieg/Einsatz von energiesparsamen Technologien bei KMUs, Nutzung von Geothermie für Wärme- und Warmwasser-versorgung

ABFALLWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2003-2023: 3 Mio. Euro* 1998: 73 Mio. t Abfälle/Jahr, 2006: 69 Deponien Erarbeitung eines gesetzlichen Rahmens und strategischer Programme Einführung einer flächendeckenden und getrennten Abfallsammlung Sanierung der „wilden“ Deponien und der Altlasten Einführung eines angepassten Gebührensystems und Verbot der unkontrollierten Abfallverbrennung

WASSERWIRTSCHAFT notwendige Investitionen bis 2003-2023: 1,6 Mrd. Euro Anschlussgrad an Wasserversorgung 65%, Anschlussgrad an Kanalisation: 48% der Bevölkerung Wasserverluste: 25-30% 23 Gemeinden verfügen über Kläranlagen (Gesamtkapazität: 1.387.600 m³ Abwasser/Tag), nur 5 sind im Betrieb und zwar nur für mechanische Abwasserreinigung Verbesserung der kommunalen Trinkwasserversorgung– und Abwasserentsorgung Sanierung und Bau von Kläranlagen, Reduktion der Wasserverluste

LUFTREINHALTUNG notwendige Investitionen 2003-2023: keine Angaben Erhöhung des Anteils der öffentlichen Verkehrsmittel mit elektrischem Antrieb Erarbeitung von Programmen zur Reduktion der Luftschadstoffemissionen in den Großstädten Einführung moderner Rauchgasreinigung in der Industrie und im Energiesektor

*Die notwendigen Investitionen im Bereich Abfallwirtschaft sind derzeit noch nicht vollständig erhoben. Das ange-gebene Investitionsvolumen beinhaltet nur die Finanzierung unter dem Debt for Environment Swap (OECD http://www.oecd.org/dataoecd/28/58/36203819.pdf, 2004)

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 12

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 13

1. RUSSLAND

1.1 ÜBERBLICK

Staatsform: demokratisch-föderativer Rechtsstaat mit republikanischer Verwaltung Landesfläche: 17.075.200km2 Bevölkerung: 143.420.309 (Juli 2005) Hauptstadt: Moskau Administration: 7 Bundesprovinzen (Federalnie Okruga), bestehend aus: 21 Republiken, 6 Regionen (Kraja), 49 Gebiete (Oblasti), 1 autonomes Gebiet (Jev-

rejskaja Oblast), 10 autonome Bezirke (avtonomnie Okruga). Zusätzlich 2 Großstädte mit Status einer Provinz (Moskau, St. Petersburg) Nachbarstaaten: Norwegen, Finnland, Estland, Lettland, Weißrussland, Ukraine, Georgien, Aserbai-

dschan, Kasachstan, China, Mongolei, Koreanische Volksdemokratische Republik (durch Enklave Kaliningrad: zusätzlich Polen, Litauen)

Quelle: GeoHive, http://www.geohive.com/cntry/russia.php

Quelle: http://enrin.grida.no/maps/large/RU.jpg Die administrative Aufteilung nach Bundesprovinzen in Russland stimmt nicht immer mit den geogra-phischen Verhältnissen überein. So ist z.B. Sibirien als geographisches Gebiet administrativ auf die Ural-, die Sibirien- und die Fernostprovinzen aufgeteilt; Südrussland umfasst administrativ nur den südwestlichen Teil des europäischen Territoriums des Landes. Die Lage der 7 Bundesprovinzen ist nachfolgend schematisch dargestellt.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 14

Quellen: http://enrin.grida.no/maps/large/RU.jpg; Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006

1.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik

Wichtigste Institutionen

Die wichtigsten Umweltinstitutionen in Russland sind: Ministerium für natürliche Ressourcen, Ministe-rium für Wirtschaft, Ministerium für Landwirtschaft, Ministerium für Finanzen, Ministerium für Industrie und Energie. Wichtigste Dokumente zur Umweltpolitik

Eine Übersicht über die wichtigsten nationalen Dokumente zur Umweltpolitik ist in der Tabelle “Rele-vante Dokumente zur Umweltpolitik in Russland” enthalten.

Zentral-provinz

Süd-provinz Wolga-

provinz

Uralpro-vinz

Nordwest-provinz

Fernost-provinz

Sibiren-provinz

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 15

1.1.2 Die wichtigsten Umweltziele Russlands

Klimaschutz und Energiewirtschaft

Primärenergie

- Erhöhung der Energieerzeugung von 60.000 PJ (2002) auf 87.000 PJ (2020)

- Steigerung des Erdgas- und Stromexports bis zu 46%-64% (2020) im Vergleich zum Jahr 2002

- Steigerung des Erdgas- und Stromexports, Reduktion des Exports von Erdölprodukten

Wärme

- Sanierung und Austausch von 30% der veralteten Wärmeversorgungsinfrastruktur

- Erhöhung des Wirkungsgrads im Kraft-Wärme-Kopplungsbereich von etwa 37% (2003) auf etwa 45% (2010)

- Abbau von Querförderungen sowie Einführung von Preisdifferenzierungen in den Tarifen

- Erhöhung des Anschlussgrads der Bevölkerung an die öffentliche Erdgasversorgung von 53% (2005) auf 60% (2010). Somit sollen insgesamt 5,5 Mio. Haushalte (davon 4,1 Mio. im ländlichen Raum) bis zum Jahr 2010 angeschlossen werden.

- Erhöhung des Wirkungsgrads im Wärmebereich von 37% (2002) auf 45% (2010)

- Thermische Abfallverwertung bis zu 40 Mio. t Abfälle/Jahr.

Fossile Energieträger

- Erhöhung der Erdgasförderung von etwa 600 Mrd. m³ (2002) auf etwa 700 Mrd. m³ (2020), gleich-zeitig aber Reduktion des eigenen Gasverbrauchs um 3% im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2005

- Reduktion der Grubengasverluste und energetische Verwertung des Grubengases

- Effizienzerhöhung der Erdgasnutzung bis 2010:

o Einsatz neuer Bohr-, Förderungs- und Verarbeitungsverfahren

o Reduktion der Verluste in den Gasleitungssystemen

o Reduktion der Erdgasverluste bei der Gasförderung auf 0,95 t/Mio. m³

o Modernisierung und Sanierung von 30% der abgenutzten Infrastruktur

o Erdgaseinsparungen in Höhe von 90 Mrd. m³ (2001-2010)

- Erhöhung der Erdölförderung von etwa 380 Mio. t (2002) auf etwa 500 Mio. t (2020) sowie Erhö-hung der Treibstofferzeugung von 88 Mio. t (2002) auf etwa 120 Mio. t (2020)

- Kalorische Kraftwerke: Einführung von Dampf-Gas-Zyklus-Verfahren, Forcierung der Kraft-Wärme-Kopplung, Reduktion der Wärmeverluste im Prozess, Senkung des Rohstoffverbrauchs. Somit soll z. B. der Ausstoß von Stickoxiden um 15%, und der Rohstoffverbrauch um 40% im Vergleich zum Jahr 2005 reduziert werden

- Austausch von 50% der veralteten Infrastruktur in der Erdölindustrie bis zum Jahr 2010, z.B. Sa-nierung und Neubau von etwa 9.000 km Erdölleitungen. Dadurch sollen die technologischen

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 16

Energieverluste um 30%-85% reduziert werden, und die Energieintensität der Erdölindustrie soll um 3,5% (2010) im Vergleich zum Jahr 2001 reduziert werden

- Erhöhung der Qualität der Erdölprodukte und der Kohle gemäß europäischer Normen sowie Ent-wicklung und Einführung von umweltfreundlicheren Verbrennungstechnologien

- Ziele im Kohlebereich bis 2020:

o Erarbeitung und Einführung eines Systems der Qualitätssteigerung in der Kohleproduktion (einschl. Übergang zum internationalen System der Qualitätsprüfung und der Produktzertifika-te)

o technische Umrüstung der Kohleindustrie, einschl. Einführung von ressourcensparenden Technologien in der gesamten Prozesskette (z.B. hochproduktive Fördertechnik im Rahmen einer ununterbrochenen oder zyklischen Kohleförderung)

o Steigerung der Kohleförderung im Tagbau auf 75%-80% bis zum Jahr 2020

o Einführung von Untertag verarbeitenden Technologien (z.B. pyrolytische Gewinnung von flüs-sigen Kohlenwasserstoffen)

o Austausch von 30% der veralteten Infrastruktur in der Kohleproduktion und Senkung um 33% des derzeitigen Schadstoffausstoßes

Atomkraft

- Erhöhung des Anteils von Atomkraft an der Elektrizitätserzeugung von 17% (2005) bis zu 25% (2020) und im europäischen Teil von Russland von bis zu 40%

- Erhöhung des Wirkungsgrads der Atomkraftwerke auf 80%

Wasserkraft

- Erhöhung der Wasserkraftnutzung von 167 TWh/Jahr (2005) auf 213-350 TWh/Jahr im Jahr 2020 (d. s. Ausschöpfung von bis zu maximal 21% des technischen bzw. 41% des wirtschaftlichen Wasserkraftpotenzials im Land)

Andere erneuerbare Energieträger (außer Wasserkraft)

- Fertigstellung des Gesetzvorschlags „Über erneuerbare Energie“ bis Ende 2006 sowie Erarbei-tung eines geeigneten Förderungsprogramms für seine Umsetzung

- Erreichung eines Stromanteils aus erneuerbaren Energieträgern von 3,9 TWh/Jahr (2020)

- Inbetriebnahme von neuen Strom- und Wärmeerzeugungskapazitäten: 1 GWel und 1,2 GWth bis zum Jahr 2010

- Wärmeerzeugung von 25,5 PJ/Jahr (2020) aus erneuerbaren Energieträgern

Energieeffizienz

- Energieeinsparung von insgesamt 13.000 PJ (d. s. etwa 20 Mrd. Euro) bis zum Jahr 2010

- Reduktion der Energieintensität um 26% (2010) im Vergleich zum Jahr 2000

- Reduktion der THG-Emissionen aus dem Energiesektor um 410 Mio. t CO2-Äquivalenten/Jahr im Zeitraum 2002-2010

- Einführung von Energieeinsparmaßnahmen im kommunalen Bereich, Bewusstseinsbildung

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 17

- Umstrukturierung der russischen Energiewirtschaft zugunsten weniger energieintensiver Sektoren

- Einführung von staatlichen Förderungen für energieeffiziente Unternehmen

Abfallwirtschaft (noch keine quantitative Zielsetzung festgelegt)

- Schaffung einer normativen Grundlage auf allen Verwaltungsebenen im Bereich der Abfallwirt-schaft

- Reduktion der Bodenflächen, die für Deponierung umgewidmet werden

- Aktualisierung der Generalpläne der bewohnten Flächen (kommunale Abfallwirtschaft)

- Einführung von Abfallvermeidungsmaßnahmen im Bereich der kommunalen Abfallwirtschaft

- Einführung der Abfallsortierung der kommunalen Abfälle vor ihrer Entsorgung

- Verringerung des Rohstoff- und Energieträgerinputs durch verstärkte wirtschaftliche Nutzung von Abfällen (Einsparung von 5.000 Mio. t mineralischen Rohstoffen im Zeitraum 2002-2010)

- Abfallverringerung und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen (keine Angaben über die zu erzielende Abfallreduktion). Einführung moderner und effizienter Technologien für Abfallbe-handlung und –verwertung (allein in den Pilotanlagen sollen im Zeitraum 2002-2010 mehr als 70 Mio. t Abfälle/Jahr verarbeitet werden und dadurch mehr als 40 unterschiedliche neue Produktar-ten hergestellt werden). Durch die Umsetzung des Programms werden auch bis zu 20.000 Ar-beitsplätze geschaffen.

Wasserwirtschaft (noch keine quantitative Zielsetzung festgelegt)

- Schutz der Wasserqualität, insbesondere jener der Oberflächengewässer

- Schutz der Bevölkerung und der Wirtschaft vor negativen Auswirkungen im Bereich der Wasser-wirtschaft, z. B. Erosion und Hochwasser

- Optimierung des Informationssystems und des Wasserwirtschaftsmonitorings durch Einführung eines staatlichen Wasser- und Wassernutzungskatasters

- Sicherung der staatlichen Kontrolle über den technischen Zustand und die Sicherheit der Was-serwirtschaftsobjekte

- Entwicklung von Normen und gesetzlichen Rahmenbedingungen im Bereich der Wasserwirtschaft

- Entwicklung des wissenschaftlichen Potenzials

- Sicherung der Umsetzung moderner Technologien im Bereich der Wasserwirtschaft. Luftreinhaltung (noch keine quantitative Zielsetzung festgelegt)

- Verbesserung der ökologischen Normen für die Schadstoffemissionen diffuser Emissionsquellen

- Einführung moderner Abfallverbrennung, Treibstoffaufbereitung und Gasreinigung im Energie- und Industriesektor zur Reduktion der Schadstoffemissionen in die Luft

- Verbesserung der Monitoringsysteme für die Bewertung des Einflusses der stationären Emissi-onsquellen auf die Luftqualität.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 18

1.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in Russland

nach Bereichen und Bedeutung geordnet

Titel Inhalt Quelle/Kontakt verfügbar

STRATEGISCHE NATIONALE DOKUMENTE - UMWELT

Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russ-land im Jahr 2004, 2006

Umweltsituation in den Einzelregionen und im Land, Umweltfinanzierung

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=153 Elektronisch Russisch

Föderales Zielprogramm Öko-logie und natürliche Ressour-cen in Russland 2002-2010, 2005

Gesamthafte Zielsetzungen für die Umwelt- und Res-sourcenbereiche bis 2010; Kostenschätzungen und Finanzierungsquellen

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für Mineralressourcen, 2005

Ist-Situation, Reserven und Ziele im Bereich der Mineralressourcen bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für die Forstwirtschaft, 2005

Strategische Ziele in Hin-sicht auf die Forstbewirt-schaftung bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für die Regulierung der Umweltquali-tät, 2005

Strategische Zielsetzung für den Umweltschutz bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für den Schutz sensibler Regionen, 2005

Strategische Ziele für den Schutz sensibler Gebiete in Russland bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für den Schutz seltener und absterben-der Spezien, 2005

Strategische Ziele für den Schutz bedrohter Spezien in Russland bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm „Hydro-meteorologische Sicherung der nachhaltigen Nutzung von Naturressourcen“, 2005

Entwicklung der hydro-meteorologischen Datenba-sis für einen effizienten Umweltschutz in Russland bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für die Nutzung progressiver kartogra-phischer Technologien, 2005

Einsatz moderner Geo-däsietechnologien für die Bestandsaufnahe umweltre-levanter Daten in Russland bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 19

Titel Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

KLIMASCHUTZ

3rd national communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 2002

Baseline für THG-Emissionen, Prognosen bis 2010, Reduktionsmaßnah-men

http://unfccc.int/resource/docs/natc/rusncr3.pdf

http://unfccc.int/parties_and_observers/parties/items/2180.php

Elektronisch Russisch Englisch

2nd national communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1998

Prognose der Emissionen bis 2020 bzw. 2015; Maß-nahmen zum Klimaschutz, einschl. notw. Investitionen

http://unfccc.int/resource/docs/natc/rusncr2.pdf

Elektronisch Russisch Englisch

Zielprogramm „Technologien zur Prognostizierung und Bewertung der Änderungen und Auswirkungen des Klimas, der Ökosysteme und der Res-sourcen, verursacht durch anthropogene Aktivitäten“, k.A.

Erhebung von klimarelevan-ten Daten in Russland

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

Zielprogramm „Vermeidung gefährlicher Klimaänderungen und ihrer negativen Auswir-kungen“, laufend

kurz-, mittel- und langfristig zu prognostizierende Klima-änderungen und ihre Aus-wirkungen

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

Zielprogramm „Weltozean“, laufend

Erforschung der Prozesse im antarktischen System „Atmosphäre – Eis – Ozean – Festland“ und ihre Auswir-kungen auf die globale Klimaänderung

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

Wissenschaftlich-technisches Zielprogramm „Erforschung und Entwicklung prioritärer wissenschaftlicher und techni-scher Bereiche für zivile Nut-zung“ (Priorität „Umweltschutz und nachhaltige Ressour-cennutzung“), laufend

Monitoring der Klimaände-rungen und Bewertung ihrer Auswirkungen auf Russland; Monitoring der Wechselwir-kungen von Ozean und Atmosphäre; Erstellung von Prognosen über die Klima-änderung; Erstellung eines Konzepts für die anthropo-gene Nutzung des Meeres

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

Grundlagenforschungspro-gramm der Russischen Aka-demie der Wissenschaften „Natürliche Prozesse in der Lithosphäre unter Berücksich-tigung der steigenden anthro-pogenen Aktivität sowie Schaf-fung wissenschaftlicher Grund-lagen für die umweltfreundliche Ressourcennutzung“, laufend

Auswirkungen der anthropo-genen Aktivität auf das Klima; Grundlagen für um-weltfreundliche Ressourcen-nutzung

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

Föderales Weltraumprogramm der Russischen Föderation, Subprogramm „Fernsondierung der Erde“, laufend

Entwicklung komplexer meteorologischer For-schungsverfahren zwecks Erhebung globaler Daten zur Klima-Ist-Situation der Erde sowie für die zukünftige Klimaentwicklung

nicht verfügbar; zitiert im 3rd National Com-munication to the UNFCCC

Russisch

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 20

Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

ENERGIEWIRTSCHAFT

26 Aufgaben des Föderalen Ministeriums für Industrie und Energie für das Jahr 2006, Februar 2006

Geplante Entwicklung der Industrie und der Energie-wirtschaft im Jahr 2006

http://www.minprom.gov.ru/ministry/programm/0

Elektronisch Russisch

Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energie-wirtschaft im 1. Halbjahr 2006, 2006

Überblick über den Ist-Zustand der Energiewirt-schaft im Jahr 2005 und 1. Halbjahr 2006

http://www.minprom.gov.ru/ministry/dep/eapp/stat/3

Elektronisch Russisch

Energiestrategie der Russi-schen Föderation bis 2020, 2003

Ist-Zustand 2003 und Prog-nosen für die Entwicklung der Energiewirtschaft in Russland, erneuerb. Energie

http://www.minprom.gov.ru/docs/strateg/1 Elektronisch Russisch

Zielprogramm für Energieeffi-zienz bis 2010, 2001

Potenziale und Ziele für Energieeffizienz in Russland bis 2010

http://www.mte.gov.ru/docs/23/658.html Elektronisch Russisch

Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

Potenziale und Daten über derzeitige und zukünftige Nutzung erneuerbarer Ener-gieträger in Russland

www.iea.org/textbase/nppdf/free/2000/renewrus_2003.pdf

Elektronisch Englisch

Überblick der Energiewirtschaft Russlands im Jahr 2006, 2006

Struktur des Primärenergie-verbrauchs und Potenziale der Energienutzung

http://www.bfai.de/fdb-SE,MKT20060407094233.htm

Elektronisch Russisch

ABFALLWIRTSCHAFT

Föderales Programm für Ab-fallwirtschaft der russischen Föderation bis 2010, 2005

Ziele der Abfallwirtschaft sowie strategische Problem-felder bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

WASSERWIRTSCHAFT

Föderales Programm für was-serbiologische Ressourcen und aquatische Kulturen bis 2010, 2005

Biodiversität: Bericht über die Ist-Situation und die strategischen Ziele

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für den Schutz des Baikalsees und der Baikalregion, 2005

Ziele und notwendige Maß-nahmen für den Umwelt-schutz in der Baikalsee-region bis 2010

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

Föderales Programm für die Rekultivierung der Wolga bis 2010, 2005

Problematik und Ziele im Bereich der Wasserwirt-schaft in der Wolga-Region

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

UMWELTFINANZIERUNG

Föderales Zielprogramm Öko-logie und natürliche Ressour-cen in Russland 2002-2010, 2005

Gesamthafte Zielsetzungen für die Umwelt bis 2010; Kostenschätzungen, Finan-zierungsquellen

http://www.mnr.gov.ru/part/?pid=36 Elektronisch Russisch

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Endbericht 2006 21

1.2 KLIMASCHUTZ Quellen für das Kapitel: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 2nd National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998 3rd National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 2002

1.2.1 Kyoto-Protokoll

Russland hat das UNFCCC im Jahr 1992 unterzeichnet und im Jahr 1994 ratifiziert. Seine “Third Nati-onal Communication to the UNFCCC“ hat Russland im Jahr 2002 eingereicht. Das Land hat das Kyo-to-Protokoll im Jahr 1999 unterzeichnet und im Jahr 2004 ratifiziert. Als Basisjahr für die anthropoge-nen Treibhausgas(THG)-Emissionen wird das Jahr 1990 herangezogen. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls wurde für Russland kein Reduktionsziel für die THG-Emissionen bezogen auf das Basisjahr für die erste Reduktionsperiode (2008-2012) festgelegt: die erzielte THG-Emissionsreduktion in die-sem Zeitraum bezieht sich auf die durchschnittliche Nichtüberschreitung des 1990-Emissionsniveaus. Allerdings berücksichtigt Russland Maßnahmen für eine THG-Emissionsreduktion bereits bei der Prognostizierung der THG-Emissionsbasislinie bis 2010, welche derzeit zum Teil auch umgesetzt werden. Die wichtigste Rolle dabei spielen: - die Maßnahmen zur Energieeffizienz und Energieeinsparung - die Verringerung der eingesetzten organischen und künstlichen Düngemittel in der Landwirtschaft - die laufende Aufforstung des Waldbestandes, der rund 47% des russischen Territoriums bedeckt.

1.2.2 THG-Emissionsquellen

Die brutto-THG-Emissionen1 in Russland betrugen im Jahr 2003 etwa 2.339 Mio. t CO2-Äquivalente, was 66% der THG-Emissionen im Basisjahr 1990 entspricht. Die netto-THG-Emissionen im Jahr 2003 entsprachen 1.834 Mio. t CO2-Äquivalenten (d.s. 58% des 1990-Basisjahrwertes).

Hauptgrund für diese starke Reduktion der THG-Emissionen ist die wirtschaftliche Stagnation und die Umstrukturierung nach dem Zerfall der Sowjetunion. Dies hat sich in einem entsprechenden Rück-gang der Energieerzeugung und der Industrie auch in Russland gezeigt.

Die THG-Emissionen in Russland sind von den CO2-Emissionen dominiert, welche rund 77% der jähr-lichen netto-THG-Emissionen im Land verursachen. Auf die CH4-Emissionen entfallen 18% der jährli-chen netto-THG-Emissionen. Der Anteil der restlichen Treibhausgase ist mit etwa 5% der jährlichen netto-THG-Emissionen von untergeordneter Bedeutung.

Die CO2-Aufnahmne durch die Wälder beträgt in Russland im Schnitt 450 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr, das sind rund 20% der jährlichen brutto-THG-Emissionen. Diese Kategorie trägt auch der gewonne-nen Holzmasse, den Waldbränden, der Aufforstung und der natürlichen Walderholung Rechnung. Somit stellt dies den netto-Wert für die von den Wäldern aufgenommenen CO2-Mengen dar.

Nachfolgend ist die Aufteilung der brutto-THG-Emissionen nach Emissionsquellen im Jahr 2003 dar-gestellt.

1 Die brutto-THG-Emissionen umfassen die gesamten anthropogenen THG-Emissionen. Die netto-THG-Emissionen ergeben sich als Differenz zwischen den brutto-THG-Emissionen und der CO2-Aufnahme durch die grüne Biomasse (v.a. die Wälder).

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Endbericht 2006 22

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Die THG-emissionsintensivsten Einzelsektoren in Russland sind die Elektrizitätserzeugung, die Forst-bewirtschaftung und die Gewinnung und Verarbeitung von Erdgas (mit jeweils 29%, 11% und 10% der gesamten brutto-THG-Emissionen). Ihr abgebildeter Anteil stellt den Verbrauch fossiler Energieträger dar, berücksichtigt aber nicht die dabei entstehenden Verluste.

Weiters folgen die anderen Sektoren mit Nutzung (hauptsächlich Verbrennung) fossiler Energieträger, wie z.B. der Verkehr, die Haushalte, die Dienstleistungen und die Industrie (außer der Metallurgie und der chemischen Industrie). Über die Einzelanteile dieser Sektoren an den gesamten THG-Emissionen liegen noch keine Daten vor.

Die Anteile der Metallurgie und der chemischen Industrie berücksichtigen sowohl den Einsatz fossiler Brennstoffe als auch jene THG-Emissionen, die als Abfall- bzw. Nebenprodukt während der Industrie-prozesse entstehen (z.B. CO2 bei der Aluminiumverarbeitung oder N2O bei der Herstellung von Salpe-tersäure).

Von den Treibhausgasen CH4 und N2O spielen in Russland nur die CH4-Emissionen eine relevante Rolle. Die Verluste bei der Nutzung fossiler Energieträger sind mit 67% der gesamten CH4-Emissionen hauptverantwortlich für die CH4-Emissionen im Land, d.s. rund 14% der brutto-THG-Emissionen. Die Verluste treten hauptsächlich bei der Erdöl- und Erdgasgewinnung sowie in ihren Verteilungsnetzen auf.

Mit rund 18% der jährlichen CH4-Emissionen ist die Landwirtschaft der zweitgrößte CH4-Emittent in Russland. Die dritte relevante Quelle für CH4-Emissionen ist die Abfallwirtschaft, welche 13% der CH4-Emissionen verursacht. Landwirtschaft und Abfallwirtschaft sind aber mit insgesamt etwa 5% der brut-to-THG-Emissionen für die gesamten THG-Emissionen in Russland von geringerer Bedeutung.

Aufteilung der brutto-THG-Emissionen nach Wirtschaftssektoren in Russland, 2003

Sektoren mit Nutzung fossiler Energieträger (Verkehr, Haushalte,

Dienstleistungen, Industrie)

25%

Gewinnung und Verarbeitung von Erdöl

und Kohle3%

Landwirtschaft, Abfallwirtschaft

5%

Chemische Industrie

1%

Metallurgie2%

Elektrizitätserzeugung29%

Gewinnung und Verarbeitung von

Erdgas10%

Verluste bei der Nutzung fossiler

Energieträger14%

Forstbe-wirtschaftung

11%

brutto-THG-Emissionen in Russland (2003): 2.339 Mio. t CO2-Äquivalente

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Endbericht 2006 23

1.2.3 THG-Baseline und alternative Szenarien

Die anthropogenen netto-THG-Emissionen2 betrugen in Russland 3.188 Mio. t CO2-Äquivalente im Basisjahr 1990 und 1.834 Mio. t CO2-Äquivalente im Jahr 2003. Die brutto-THG-Emissionen entspra-chen jeweils 3.548 Mio. t CO2-Äquivalenten (1990) und 2.338 Mio. t CO2-Äquivalenten (2003). Die Entwicklung der THG-Emissionen in Russland ist nachfolgend abgebildet. Der starke Rückgang der THG-Emissionen im Zeitraum 1990-1999 ist mit der politischen und wirtschaftlichen Umstrukturierung der Länder der ehemaligen Sowjetunion (und damit auch Russlands) bzw. mit der Gründung der Ge-meinschaft Unabhängiger Staaten (GUS) ab 1991/1992 verbunden.

Prognosen über die THG-Emissionen sind nur für die brutto-Werte erstellt, da die Waldentwicklung (Walderholung, Waldbrände), welche in Russland eine relevante Rolle im Bereich des Klimaschutzes spielt, nicht exakt vorhersagbar ist. Hingegen sind zwei Szenarien erarbeitet worden, welche die Um-setzung von Energieeffizienz- und Energieeinsparmaßnahmen im Rahmen einer gleichzeitigen Erho-lung der Wirtschaft berücksichtigen. Die Umsetzung dieser Maßnahmen stellt das größte Potenzial für eine zukünftige THG-Emissionsreduktion in Russland dar.

Bemerkung: Die Werte für 2005 sind Prognosen aus den Quelldokumenten, da für den Zeitraum 2003-2005 noch keine Daten vorliegen.

Quellen: 2nd National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998 3rd National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 2002, Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT 2006

2 Die brutto-THG-Emissionen umfassen die gesamten anthropogenen THG-Emissionen. Die netto-THG-Emissionen ergeben sich als Differenz zwischen den brutto-THG-Emissionen und der CO2-Aufnahme durch die grüne Biomasse (v.a. die Wälder).

THG-Emissionen in Russland 1990-2010

0

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

3.500

4.000

1990 1994 1999 2003 2005 2010

Mio. t CO2-Äquiv./Jahr

Baseline Szenario (brutto-THG-Emissionen) Netto-THG-Emissionen 1990-2003

Wahrscheinliches Szenario (brutto-THG-Emissionen) Optimistisches Szenario (brutto-THG-Emissionen)

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Endbericht 2006 24

Die THG-Baseline bis zum Jahr 2010 prognostiziert einen Anstieg der THG-Emissionen um 4% im Vergleich zum Basisjahr 1990. Dieses Szenario trifft zu, falls keine Energieeffizienz- und Energieein-sparmaßnahmen während des erwarteten wirtschaftlichen Wachstums umgesetzt werden.

Das optimistische Szenario sieht bei einer ähnlich positiven wirtschaftlichen Entwicklung des Landes eine Reduktion der THG-Emissionen um 8% im Jahr 2010 im Vergleich zum Basisjahr 1990. Dies setzt eine weitgehende Ausschöpfung des Potenzials für Energieeinsparung und –effizienz in Russ-land voraus, was aber im Land nicht als realistisch betrachtet wird.

Als wahrscheinlicher hingegen gilt das Szenario, bei welchem die Umsetzung von Energieeffizienz- und Energieeinsparmaßnahmen im Rahmen einer positiven wirtschaftlichen Entwicklung zu einer Senkung der THG-Emissionen im Jahr 2010 um 4% im Vergleich mit dem Basisjahr 1990 führt.

Parallel dazu gilt die Pflege des Waldbestands in Russland als nationale Priorität, da dieser durch den CO2-Einbau in die Biomasse zu einer jährlichen THG-Emissionsreduktion von 10% (1990) bis 13% (1999) der brutto-THG-Emissionen beiträgt.

1.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion

Die wichtigsten Maßnahmen, die eine Reduktion der THG-Emissionen in Russland gewährleisten sollen, sind ausschließlich mit dem Bereich Energieeffizienz und –einsparung verbunden und sind daher im Kapitel 1.3 Energiewirtschaft dargestellt.

1.2.5 Umsetzung von JI-Projekten

(Quelle: persönliche Mitteilung, DI Sasha Eichberger, Kommunalkredit Public Consulting, 16.08.2006)

Auch wenn noch kein bilaterales Memorandum of Understanding zwischen Österreich und Russland unterschrieben ist, ist es möglich, Joint-Implementation (JI)-Projekte mit Russland durchzuführen. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Einrichtung einer entsprechenden gesetzlichen Basis von Rahmenbedingungen in Russland. Diese sollte bis Ende 2006 erarbeitet und eingeführt sein.

Die Anlaufstelle in Österreich für Informationen, Ankauf von Emmission Reduction Units (ERUs) und Projekteinreichungen ist die Kommunalkredit Public Consulting GmbH (http://www.klimaschutzprojekte.at/).

1.2.6 Strategische Zielprogramme

Gemeinsam mit der Umsetzung von Energieeinspar- und Energieeffizienzmaßnahmen sind in Russ-land strategische Zielprogramme erarbeitet worden, welche zu einer langfristigen Reduktion der THG-Emissionen im Land beitragen sollen. Diese Zielprogramme sind in die Bereiche Forschung und Moni-toring eingebettet und sind nachfolgend aufgelistet. Zielprogramm „Technologien zur Prognostizierung und Bewertung der Änderungen und Auswirkungen des Klimas, der Ökosysteme und der Ressourcen, verursacht durch anthropogene Aktivitäten“

Das Zielprogramm strebt die Klimaforschung unterstützende Technologieentwicklung an. Schwer-punkte dabei bilden:

- Prognostizierung der anthropogenen Klimaänderungen mittels empirischer Daten und Modelldaten

- Monitoring des Ausmaßes der Klimaänderung und die Bewertung des Ausmaßes der Klimaverän-derlichkeit bedingt durch anthropogene und natürliche Faktoren

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Endbericht 2006 25

- Bewertung der Auswirkungen globaler Umwelt- und Klimaänderungen auf die Ökosysteme und die sozial-wirtschaftlichen Strukturen

- Bewertung der Verträglichkeitsschwelle der Auswirkungen von durch anthropogene Aktivitäten be-dingten Klimaänderungen für die Ökosysteme.

Zielprogramm „Vermeidung gefährlicher Klimaänderungen und ihrer negativen Auswirkungen“

Dieses Zielprogramm, welches bis zum Jahr 2020 läuft, strebt den Aufbau von Informationssystemen an, die Aussagen in den folgenden Bereichen ermöglichen sollen:

- kurz-, mittel- und langfristig zu prognostizierende Klimaänderungen und ihre Auswirkungen

- Klimaänderungen, bedingt durch anthropogene Faktoren.

Gleichzeitig umfasst das Programm auch den Aufbau von Warnsystemen und die Planung von Schutzmaßnahmen, welche im Rahmen der wirtschaftlichen Umstrukturierung Russlands die Anpas-sung an die Klimaänderungen, die Vermeidung gefährlicher Klimaänderungen und die Einschränkung ihrer negativen Auswirkungen gewährleisten sollen.

Zielprogramm „Weltozean“

Dieses Zielprogramm besteht aus den folgenden zwei Subprogrammen:

1. Subprogramm „Erforschung und Erkundung der Antarktis“:

Die Inhalte dieses Subprogramms sind:

- Erforschung der Prozesse, die sowohl für die derzeitige Klimasituation als auch für die zukünftigen Klimaänderungen unter Berücksichtigung der starken Variabilität der Einflussfaktoren von Bedeu-tung sind

- Erforschung der Prozesse im antarktischen System „Atmosphäre – Eis – Ozean – Festland“ und ihre Auswirkungen auf die globale Klimaänderung

2. Subprogramm „Erforschung des Weltozeans“:

Ziele dieses Subprogramms sind die Diagnostik und die Prognostizierung des Klimas des Weltozeans zwecks Gewährleistung des Wirtschaftswachstums und der nachhaltigen Entwicklung des Landes. Wissenschaftlich-technisches Zielprogramm „Erforschung und Entwicklung prioritärer wissenschaftli-cher und technischer Bereiche für zivile Nutzung“ (Priorität „Umweltschutz und nachhaltige Ressour-cennutzung“)

1. Subprogramm „Globale Umwelt- und Klimaänderung“:

Die Inhalte und Ziele dieses Subprogramms sind:

- Monitoring der Klimaänderungen und Bewertung ihrer Auswirkungen auf Russland

- Identifikation der THG-Emittenten

- Identifikation der für die Klimaänderung relevanten anthropogenen Aktivitäten.

2 Subprogramm „Komplexe Erforschung der Ozeane und Meere, der Arktis und der Antarktis“

Die Inhalte und Ziele dieses Subprogramms sind:

- Monitoring der Wechselwirkungen von Ozean und Atmosphäre

- Erstellung von Prognosen über die Klimaänderung

- Erstellung eines Konzepts für die anthropogene Nutzung des Meeres.

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Endbericht 2006 26

1.3 ENERGIEWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft in Russland im 1. Halbjahr 2006, 2006 Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003, Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010, 2001 Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

Russland verfügt über umfangreiche Erdgasvorräte (127 Trillionen m³, d.s 127.000.000.000 Mrd. m³ Erdgas) und Erdölvorräte (44 Mrd. t Erdöl). Die Energiewirtschaft in Russland ist von besonderer wirt-schaftlicher und politischer Bedeutung, nicht nur im internationalen Kontext, sondern auch auf natio-naler Ebene: 35% der gesamten Investitionen in der Wirtschaft des Landes werden im Energiesektor getätigt. Die Energiewirtschaft Russlands ist allerdings auch mit nicht zu unterschätzenden negativen Auswirkungen auf die Umwelt verbunden. Somit ergeben sich wesentliche Potenziale für die Imple-mentierung moderner Umweltschutztechnologien (z. B. für Entstickung und Entschwefelung in den kalorischen Kraftwerken), für den Ausbau der erneuerbaren Energie und für die Steigerung der Ener-gieeffizienz.

1.3.1 Struktur der Energiebilanz und der Primärenergie

Hinsichtlich der prognostizierten Entwicklung der Primärenergieerzeugung und des Primärenergie-verbrauchs in Russland berücksichtigt die nationale Energiestrategie je nach Wirtschaftswachstum zwei Varianten:

1. Optimistische Variante: diese ist durch eine Zunahme des BIP um den Faktor 3,3 bis 2020 (d.s. 7.168 Euro/Einwohner im Jahr 2020) und eine Steigerung des Investitionsvolumens um den Fak-tor 7 im Vergleich zum Jahr 2000 sowie durch eine starke Erhöhung der Weltpreise für Erdöl (bis 2020 etwa 23,4 Euro/Barrel) gekennzeichnet.

2. Moderate Variante: diese sieht eine Zunahme des BIP um den Faktor 2,3 bis 2020 (d.s. 5.592 Euro/Einwohner im Jahr 2020) und eine Erhöhung des Investitionsvolumens um den Faktor 3,6 im Vergleich zum Jahr 2000 sowie eine stabile Preissteigerung der Welterdölpreise (bis 2020 rund 14,4 Euro/Barrel) vor.

Im Hinblick auf die prognostizierte Entwicklung der Primärenergieerzeugung und des Primärenergie-verbrauchs wird nur mehr die Optimistische Variante berücksichtigt, da:

- die dadurch prognostizierte Entwicklung derzeit (August 2006) bestätigt wird (Bericht über die Ent-wicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006), und

- diese Variante mit einem höheren Energieverbrauch und somit mit einem größeren Potenzial für die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen verbunden ist.

Nachfolgend sind die Primärenergiebilanz sowie die Struktur des Primärenergieeigenverbrauchs an-geführt. Die Ziele im Bereich der Primärenergienutzung sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele zu-sammengefasst.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 27

Energiebilanz Russlands

Die Energiebilanz Russlands ist nachfolgend dargestellt. Gemäß der Optimistischen Variante wird die Energieerzeugung in Russland im Jahr 2020 etwa 87.000 PJ/Jahr betragen. Somit wird der Stand vor dem Zerfall der ehemaligen Sowjetunion (1991) und der nachfolgenden wirtschaftlichen Stagnation in den GUS-Ländern erreicht.

Der Energieexport wird auch in Zukunft fast 40% der Energieerzeugung betragen (2005-2020), die restlichen rund 60% der erzeugten Energie werden in Russland verbraucht.

Energiebilanz Russlands (Optimistische Variante), 2000-2020

2000 2005 2010 2020 Energieträger PJ % PJ % PJ % PJ %

Energieerzeugung 60.000 100 70.000 100 78.000 100 87.000 100 Export 20.000 33 29.000 41 32.000 41 32.000 37 Eigenverbrauch 40.000 67 41.000 59 46.000 59 55.000 63

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, eigene Berechnungen

Struktur der Primärenergieerzeugung und des Primärenergieeigenverbrauchs

Die Struktur der Primärenergieerzeugung sowie die Struktur des Primärenergieeigenverbrauchs in Russland für den Zeitraum 2000-2020 sind nachfolgend gezeigt und tabellarisch zusammengefasst. Die Differenz zwischen Primärenergieerzeugung und Primärenergieeigenverbrauch entspricht dem Energieexport.

Quelle: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Grafik: ÖGUT

Die wichtigste Rolle spielt Erdgas mit einem Anteil von mehr als 40% an der Primärenergieerzeugung, gefolgt von Erdöl mit etwa 35%. Die Bedeutung von erneuerbaren Energieträgern und Atomkraft ist untergeordnet.

Primärenergieerzeugung in Russland, 2000-2020

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

30.000

35.000

40.000

2000 2005 2010 2020

PJ

Kohle Erdöl Erdgas Atomkraft Wasserkraft, Holz

Primärenergieeigenverbrauch in Russland, 2000-2020

0

5.000

10.000

15.000

20.000

25.000

30.000

2000 2005 2010 2020

PJ

Kohle Erdöl Erdgas Atomkraft Wasserkraft, Holz

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Endbericht 2006 28

Primärenergieerzeugung in Russland (Optimistische Variante), 2000-2020 (gerundet)

2000 2005 2010 2020 Energieträger PJ % PJ % PJ % PJ %

Kohle 7.200 12 9.100 13 10.920 14 13.050 15 Erdöl 20.400 34 25.900 37 28.080 36 30.450 35 Erdgas 28.200 47 30.100 43 32.760 42 36.540 42 Atomkraft 1.800 3 2.100 3 3.120 4 3.480 4 Wasserkraft, Holz 2.400 4 2.800 4 3.120 4 3.480 4

Gesamt 60.000 100 70.000 100 78.000 100 87.000 100

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, eigene Berechnungen

Primärenergieeigenverbrauch in Russland (Optimistische Variante), 2000-2020 (gerundet)

2000 2005 2010 2020 Energieträger PJ % PJ % PJ % PJ %

Kohle 7.600 19 7.790 19 9.200 20 11.550 21 Erdöl 8.400 21 8.610 21 9.200 20 12.100 22 Erdgas 19.600 49 20.090 49 22.080 48 25.300 46 Atomkraft 2.000 5 2.050 5 2.760 6 3.850 7 Wasserkraft, Holz 2.400 6 2.460 6 2.760 6 2.200 4

Gesamt 40.000 100 41.000 100 46.000 100 55.000 100

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, eigene Berechnungen Im Hinblick auf den Primärenergieeigenverbrauch ist Erdgas mit fast 50% des Primärenergieeigen-verbrauchs der wichtigste Energieträger in Russland. Mit je etwa 20% des Primärenergieeigen-verbrauchs belegen Erdöl und Kohle die zweite bzw. die dritte Stelle.

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Endbericht 2006 29

Primärenergieverbrauch nach Wirtschaftssektoren

Für den größten Primärenergieverbrauch in Russland sind die Industrie (einschl. Energiewirtschaft) und in die Haushalte verantwortlich. Gründe dafür sind die veralteten (energieintensiven) Technolo-gien in der Industrie sowie der Mangel an Wärmedämmung und Anreizen für Energieeinsparung im Wohnbereich (s. Kapitel 1.3.7 Energieeffizienz).

Nachfolgend ist der Primärenergieverbrauch nach Wirtschaftssektoren (2003) dargestellt.

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, 2006 Grafik: ÖGUT Anmerkung: Der Bereich Kommunalwirtschaft umfasst die Verwaltung und die öffentlichen (kommunalen) Dienstleistungen, z. B. Schulen und Krankenhäuser

Primärenergieverbrauch in Russland nach Wirtschaftssektoren, 2003

0

5

10

15

20

25

30

35

40

Industrie (einschl.Energiew irtschaft)

Private Haushalte Verkehr Kommunalw irtschaft Andere

%

Primärenergieverbrauch, 2003: 40.200 PJ

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 30

1.3.2 Elektrizität Elektrizitätserzeugung

Im Jahr 2005 wurden in Russland etwa 955 TWh Strom erzeugt. Nachfolgend ist die Struktur der Elektrizitätserzeugung im Land für das Jahr 2005 zusammengefasst.

Struktur der Elektrizitätserzeugung in Russland, 2005 (gerundet)

Energieträger TWh %

Kalorische Kraftwerke, davon 621 65

Gaskraftwerke 373 60% kalorische Kraftwerke bzw. 40% Gesamt

Kohlekraftwerke 248 40% kalorische Kraftwerke bzw. 26% Gesamt

Atomkraftwerke 167 17,5

Wasserkraft 167 17,5

Gesamt 955 100 Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, 2006 26 Aufgaben des Föderalen Ministeriums f. Industrie und Energie für das Jahr 2006, 2006, eigene Berechnungen

Stromerzeugung in kalorischen Kraftwerken spielt in Russland eine entscheidende Rolle: etwa 65% des Stroms wird in Gas- und Kohlekraftwerken erzeugt. Diese Tendenz wird auch in Zukunft beibehal-ten: für die nächsten 15 Jahre soll die Kapazität der kalorischen Kraftwerke wesentlich vergrößert werden, da die Nachfrage nach Strom ständig steigt. Laut Prognosen wird der Elektrizitätsverbrauch im Jahr 2020 etwa 1,365 PWh (Optimistische Variante) betragen, wie nachfolgend grafisch dargestellt wird.

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, 2006 Grafik: ÖGUT

Elektrizitätstarife

Im Jahr 2006 kostet eine kWh Strom in Russland durchschnittlich ca. 0,28 Euro. Bis zum Jahr 2020 wird sich der Preis lt. Expertenschätzungen auf durchschnittlich ca. 0,35/kWh Euro erhöhen.

Elektrizitätserzeugung in Russland, 2000-2020

1.3651.070

955878

0

250

500

750

1.000

1.250

1.500

2000 2005 2010 2020

TWh/Jahr

kalorische Kraftwerke Wasserkraft Atomkraft Gesamt

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 31

Elektrizitätsverteilung

Der technische Abnutzungsgrad der Stromverteilungsnetze in Russland beträgt etwa 60%-65%, in den ländlichen Gebieten sogar bis zu 75%. Die Elektrizitätssysteme sind veraltet und müssen saniert wer-den. Die Ziele im Bereich Elektrizität sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele zusammengefasst.

1.3.3 Wärme

Die Wärmenutzung in Russland ist aufgrund der klimatischen Bedingungen von großer wirtschaftlicher und sozialer Relevanz und ist gleichzeitig auch der energieintensivste Wirtschaftssektor: 40% der Energieressourcen werden für Heizzwecke eingesetzt, wovon mehr als die Hälfte auf die kommunale Wärmenutzung entfällt. Dennoch unterliegt die Wärmenutzung in Russland noch keiner einheitlichen Politik (technologisch, strukturell, organisatorisch und wirtschaftlich).

Wärmeerzeugung

Im Jahr 2003 wurden in Russland 8.900 PJ Wärme erzeugt, meist mittels Kraft-Wärme-Kopplung: in den kalorischen Kraftwerken, wo 65% des Stroms generiert werden, werden gleichzeitig 32% der Wärmeenergie im Land erzeugt. Die Wärmeerzeugung findet hauptsächlich (d.h. bis zu 72% der Ge-samtwärmeerzeugung) in zentralen kalorischen Kraftwerken mit einer Leistung von jeweils über 84 GJ statt. Weitere 10% der Gesamtwärmeerzeugung finden in dezentralen Wärmeerzeugungsanlagen statt, und die restlichen 18% in lokalen und individuellen Heizungssystemen. Ein geringer Anteil (4,5% der Gesamtwärmeerzeugung) der anfallenden Abwärme bei Technologieprozessen wird ebenfalls für Heizzwecke genutzt.

Struktur der Wärmeerzeugung in Russland, 2003

PJ %

Zentrale kalorische Kraftwerke (>84 GJ) 6.408 72

Dezentrale Wärmeerzeugung (Kraftwerke <84 GJ) 890 10

Lokale und individuelle Wärmeerzeugung 1.602 18

Gesamt 8.900 100

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, eigene Berechnungen Nachfolgend ist die Entwicklung der Wärmeerzeugung in Russland bis zum Jahr 2020 dargestellt.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 32

Quellen: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, Bericht über die Entwicklung der Industrie und der Energiewirtschaft im 1. Halbjahr 2006, eigene Berechnungen Wärmenutzung und -verluste

In den Großstädten (>100.000 Einwohner) sind 70%-95% der Bevölkerung an die Fernwärme ange-schlossen, mit einer jährlichen Wärmenutzung von etwa 6 PJ.

Die Wärmeverluste betrugen im Jahr 2003 im Schnitt 1.800 PJ, sie entsprechen rund 20% der erzeug-ten Wärme. Etwa 50% der Wärmeversorgungsinfrastruktur sind sanierungsbedürftig, mindestens 15% sind im Notzustand. Die Ursachen für diesen Zustand sind die Überschreitung der Nutzungsdauer wegen mangelnder Finanzierung sowie die noch nicht klar zugeteilte Verantwortung der bereichsbe-zogenen Institutionen. Die Ziele im Bereich Wärmewirtschaft sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele zusammengefasst.

6.050

2.000

2.553-2.617 2.721-2.889 2.930-3.307 3.140-

3.850

6.238-6.301 6.513-6.636 6.406-6.076 7.160-7.494

1.780-1.820 1.591-1.528 1.277-1.193

Dezentrale Wärme- erzeugung

Zentrale Wärme- erzeugung

Wärmeverluste

8.500 8.800-8.900 9.252-9.525

9.975-10.380 10.300-11.350

2.412

12.000

10.000

8.000

6.000

4.000

2.000

0

-2.000

858-775

Wärmeerzeugung in Russland in PJ, 2000-2020

2000 2005 2010 2015 2020

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 33

1.3.4 Nutzung fossiler Energieträger

Die Nutzung fossiler Energieträger gehört zwar nicht zur Umwelttechnik, stellt aber einen relevanten Teil der Energiewirtschaft Russlands dar und bietet zudem Möglichkeiten, Schadstoffemissionen in die Umwelt zu vermeiden. Daher wird nachfolgend ein kurzer Überblick über den Stand der Nutzung fossi-ler Energieträger im Land gegeben.

Die Ziele im Bereich Nutzung fossiler Energieträger sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele zusam-mengefasst.

Erdöl

Die Erdölförderung in Russland betrug im Jahr 2005 etwa 478 Mio. t (Interfax www.interfax.ru) und soll bis zum Jahr 2020 – je nach Wirtschaftwachstum – um 1% erhöht werden. Wichtigste Erdölförderge-biete sind Westsibirien, die Wolgaprovinz, die Uralprovinz und der europäische Teil des Landes (ein-schließlich des Schelfs). Weiters soll auch die Erdöltransportinfrastruktur ausgebaut werden, wie z.B. durch die Errichtung neuer Rohrleitungssysteme und neuer Erdölverladestationen am Schelf.

Angestrebt werden der Einsatz von effizienten, sicheren und umweltverträglichen Technologien, die Integration von Monitoringssystemen sowie die schnelle Lokalisierung und Behebung von Umwelt-schäden in technischen Notfällen.

Erdgas

Die Erdgasförderung in Russland betrug im Jahr 2005 rund 636 Mrd. m³ (interfax www.interfax.ru). Die Förderungsmengen sowie der Erdgasverbrauch sollen bis zum Jahr 2020 im Vergleich zu den Werten aus dem Jahr 2000 um 1,2-1,3 Mal gesteigert werden. Die Hauptförderregionen für Erdgas in Russ-land sind West- und Nordsibirien, der Fernost, der europäische Teil Russlands (einschl. des Arkti-schen Schelfs) und die Halbinsel Jamal, welche insgesamt 75% der russischen Erdgasressourcen erfassen. Die Lage der Bundesprovinzen ist im Kapitel 1.1 Überblick gezeigt.

Der derzeitige (2005) durchschnittliche Anschlussgrad der Bevölkerung an eine zentrale Erdgasver-sorgung beträgt 53% und soll in den nächsten Jahren (insbesondere im ländlichen Raum) auf 60% erhöht werden (Innovationsportal http://www.invur.ru/).

Kohle

Die Kohleförderung in Russland betrug im Jahr 2005 rund 296 Mio. t (http://news.finance.ua/ru) und soll bis 2020 (bei einem stabilen Wirtschaftswachstum) 440 Mio. t/Jahr erreichen. Nachfolgend ist die Prognose der Kohleförderung in Russland nach Regionen bzw. Provinzen bis 2020 angeführt. Die Lage der einzelnen Bundesprovinzen ist im Kapitel 1.1 Überblick dargestellt.

Kohleförderung in Russland nach Regionen in Mio. t/Jahr, 2010-2020

Region 2010 2020

Kusnetzk-Becken (Sibirienprovinz) 160 180

Kansko-Atschinskij-Becken (Sibirienprovinz) 55 115

Ostsibirien (Sibirienprovinz) 40 50

Fernostprovinz 35 50

Europäisches Teil Russlands 40 45

Gesamt 330 440

Quellen: http://news.finance.ua/ru, Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, eigene Berechnungen

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Endbericht 2006 34

1.3.5 Nutzung von Atomkraft

Die Nutzung von Atomkraft gehört ebenfalls nicht zur Umwelttechnik, wird aber nachfolgend kurz erör-tert, um einen umfassenden Überblick über die russische Energiewirtschaft zu geben.

In Russland existieren mehr als 10 Atomkraftwerke mit insgesamt 31 Reaktoren. Die gesamte jährli-che Stromproduktion dadurch beträgt 23 GWh. Im Jahr 2005 wurden etwa 167 TWh durch Atomkraft erzeugt. Dabei wurden 75% der bestehenden Kapazitäten genutzt (Atomagentur Russlands, http://www.minatom.ru).

Bei einer optimistischen Wirtschaftsentwicklung bis zum Jahr 2020 wird die Elektrizitätserzeugung durch Atomkraft auf 340 TWh erhöht werden, dabei soll die Atomkraft insbesondere im europäischen Teil des Landes forciert werden.

Nachfolgend ist die prognostizierte Entwicklung der Atomkraft in Russland (durchschnittliche Schät-zungswerte) zusammengefasst.

Prognostizierte Elektrizitätserzeugung durch Atomkraft in Russland, 2010-2050

(durchschnittliche Schätzungswerte)

2010 2020 2030 2040 2050

Elektrizitätserzeugung gesamt, TWh

1.005 1.365 1.630 1.870 2.100

davon Atomkraft, TWh 212 340 490 560 630

davon Atomkraft, % 20 25 30 30 30

Quellen: Atomagentur der Russischen Föderation, http://www.minatom.ru, Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003

Wichtigste Aufgaben des russischen Atomenergiesektors bis 2050 sind:

- Steigerung der Effizienz und der Konkurrenzfähigkeit

- Reduktion der Stromerzeugungskosten

- Erhöhung der Elektrizitätsexporte

- Gewährleistung der Sicherheit im Einklang mit den neuesten internationalen Atomkraftsicherheits-standards.

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Endbericht 2006 35

1.3.6 Erneuerbare Energie

Wasserkraft

Die Wasserkraft spielt in Russland die wichtigste Rolle im Hinblick auf Nutzung erneuerbarer Energie. Im Jahr 2005 wurden etwa 17% des Stroms (d.s. 167 TWh/Jahr) durch Wasserkraft erzeugt, welche bis 2020 auf 213 TWh/Jahr (Energiestrategie) oder 350 TWh/Jahr (OECD/IEA) erhöht werden sollen. Das Letztere entspricht einer Ausschöpfung von 21% des technischen und 41% des wirtschaftlichen Wasserkraftpotenzials im Land).

Potenziale für Nutzung von Wasserkraft in Russland

Region Theor. Potenzial, TWh/Jahr

Techn. Potenzial, TWh/Jahr

Wirtsch. Potenzial, TWh/Jahr

Europäischer Teil Russlands und Ural

393 229 162

Sibirien- und Fernostprovinzen 2.002 1.441 690

Gesamt 2.395 1.670 852

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

Die geographische Verteilung des Wasserkraftpotenzials in Russland (Flusskapazität in 1.000 m3/Einwohner*Jahr) ist nachfolgend abgebildet. Der Ausbau der Wasserkraftpotenziale wird haupt-sächlich in der Fernost- und in der Sibirienprovinz stattfinden. Im europäischen Teil des Landes sollen Kleinwasserkraftwerke und im Nordkaukasus Wasserspeicherkraftwerke errichtet werden.

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

Die Ziele im Bereich Nutzung von Wasserkraft sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele angegeben.

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Endbericht 2006 36

Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger

Bis 2010 sollen Kapazitäten von etwa 1 GWel und 1,2 GWth auf Basis erneuerbarer Energieträger (au-ßer Wasserkraft) in Betrieb genommen werden. Somit soll ihr Anteil bis 2010 etwa 3%-4% der Ener-giebilanz erreichen, und bis 2020 rund 6% (Gesetz „Über die erneuerbare Energie“ - Projektvorschlag, „Duma“, www.duma.gov.ru, August 2006). Eine Übersicht über das Potenzial für die Nutzung erneuer-barer Energie (ohne Wasserkraft) in Russland ist nachfolgend angeführt.

Potenziale für Nutzung erneuerbarer Energie in Russland (außer Wasserkraft)

Energieträger Theoretisches Potenzial, TJ/Jahr

Technisches Potenzial, TJ/Jahr

Wirtschaftl. Potenzial, TJ/Jahr

Kleinwasserkraft 8.968 3.664 1.905

Geothermie n.b. n.b 3.370

Biomasse 293.080 1.553 1.026

Windkraft 762.010 58.616 293

Solarenergie 67.408.000 67.408 381

Gesamt 68.472.058 131.241 6.975

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003, eigene Berechnungen Legende: n.b. – nicht bestimmt

Kleinwasserkraft

Die geographische Verteilung der geplanten Kleinwasserkraftwerke in Russland ist nachfolgend dar-gestellt.

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

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Endbericht 2006 37

In Russland sind neben Wasserkraft die wichtigsten erneuerbaren Energieträger Biomasse, Geother-mie, Industrieabfälle und in noch geringem Ausmaß Windkraft.

Die Ziele im Bereich Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger sind im Kapitel 1.3.8 Strategische Ziele zusammengefasst.

Biomasse

Für Heizzwecke werden in Russland jährlich 56 Mio. m³ Holz genutzt: davon 6 Mio. m³/Jahr in der Fernheizung und 50 Mio. m³/Jahr in individuellen Heizungen.

Gleichzeitig stehen in Russland jährlich bis zu 800 Mio. t Holz, 250 Mio. t landwirtschaftliche Abfälle, 70 Mio. t Holzabfälle, bis zu 60 Mio. kommunale Abfälle und 10 Mio. Schlämme aus der Abwasserrei-nigung für energetische Nutzung zur Verfügung. Das theoretische Nutzungspotenzial für Biomasse entspricht somit 120 Mrd. m3 Biogas/Jahr und zwischen 870 PJ und 1.172 PJ Äthanol/Jahr.

In den Gebieten der Nordwestprovinz (z.B. im Murmanskschen und Archangelskschen Gebiet, in Ka-relien sowie den Vologdschen, Pskowschen, Nowgorodschen Gebieten, der Republik Komi und in St. Petersburg) können bis zu 50 TWh/Jahr durch energetische Verwertung der Abfälle aus der Holzve-rarbeitungs- und Papierindustrie gewonnen werden. Allein in St. Petersburg fallen jährlich 250.000 m3 Holzabfälle an, wovon zwischen ein Drittel und der Hälfte nicht energetisch verwertet werden.

Geothermie

Geothermie wird derzeit in Russland nur eingeschränkt genutzt (324 GWth erzeugte Wärme im Jahr 2003). Das theoretische geothermische Potenzial aus einer Tiefe von <3 km beträgt 5.275 PJ/Jahr, das technische Potenzial entspricht 1.055 PJ/Jahr. Bei Anwendung effizientester Technologie könnte das wirtschaftliche Potenzial bis zu 3.370 PJ/Jahr erhöht werden.

Die geographische Verteilung der Potenziale zur Nutzung von Geothermie in Russland ist nachfol-gend gezeigt. Die größten geothermischen Ressourcen sind in Kamtschatka (Fernostprovinz) kon-zentriert: allein dort können 1,345 GWth/Jahr gewonnen werden.

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

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Endbericht 2006 38

Windkraft

Im Jahr 2003 wurden nur 9 GWh Strom durch Windkraft erzeugt. Ein Überblick über die Potenziale für die Nutzung von Windkraft in Russland ist nachfolgend angeführt.

Potenziale für Nutzung von Windkraft in Russland

Region Theor. Potenzial, TWh/Jahr

Techn. Potenzial, TWh/Jahr

Wirtsch. Potenzial, TWh/Jahr

Europäischer Teil Russlands 29.600 2.308 12

Sibirien- und Fernostprovinzen 50.400 3.910 19

Gesamt 80.000 6.218 31

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003, eigene Berechnungen

Die geographische Verteilung des Windkraftpotenzials (nach Windgeschwindigkeit in m/s und Ener-gieertrag in W/m2) in Russland ist nachfolgend abgebildet. Die größten Potenziale für Nutzung von Windkraft sind in der Nordwest- und in der Fernostprovinz vorhanden.

Quelle: Renewables in Russia – From Opportunity to Reality, OECD/IEA, 2003

Industrieabfälle

Zu den potenziellen Energieträgern in Russland zählen auch die Industrieabfälle. Laut Expertenschät-zungen weisen diese ein Potenzial von 1,17 TWhel/Jahr und 55,95 TWhth/Jahr auf, eine strategische Planung für ihre energetische Verwertung (außer der Verwertung vor Ort in den Industriebetrieben, s. Kapitel 1.4 Abfallwirtschaft) ist noch nicht verfügbar.

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Endbericht 2006 39

1.3.7 Energieeffizienz

Ist-Zustand

Nachfolgend ist die Entwicklung der Energieintensität in den europäischen Ländern und Russland dargestellt. Die Energieintensität in Russland ist mit 19,7 MJ/95$ Kaufkraftparität (2003) die zweit-höchste im Vergleich zu den europäischen Ländern (EU-15: 7 MJ/95$ Kaufkraftparität, Österreich: 6,2 MJ/95$ Kaufkraftparität im selben Jahr). Wichtigste Gründe dafür sind die veraltete Infrastruktur und der Mangel an Wärmedämmung im Haushaltsbereich sowie die Nutzung von energieintensiven Tech-nologien in der Industrie. Damit zählt die Erhöhung der Energieeffizienz zu einer der dringlichsten Aufgaben innerhalb der Energiewirtschaft des Landes bis 2020.

Quelle: Österreichische Energieagentur, 2006 Grafik: ÖGUT

Zwischen den Jahren 1998 und 2003 hat die Energieintensität Russlands aufgrund der stabilen Wirt-schaftsentwicklung (Anstieg der Kaufkraftparität) sowie der Umsetzung von technischen Umrüstungs-maßnahmen eine jährliche Reduktion von 2%-3% aufgewiesen. Das derzeitige Potenzial der Energie-ersparnis beträgt 15.000-18.000 PJ, was etwa 40% des Primärenergieverbrauchs des Landes ent-spricht. Knapp ein Drittel der Einsparungspotenziale liegt im Energie- und Treibstoffbereich (ein-schließlich Wärme- und Elektrizitätsversorgung), 35%-37% in der Industrie und weitere 25%-27% im Wohn- und Kommunalbereich. Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010, 2001

Im Jahr 2001 wurde das Föderale Zielprogramm für Energieeffizienz für den Zeitraum 2002-2010 vom Ministerium für Energiewirtschaft der Russischen Föderation verabschiedet. Das Investitionsvolumen des Zielprogramms beläuft sich auf 204 Mrd. Euro.

Ziele des Programms bis zum Jahr 2010 sind:

- die Einsparung von 12.400-13.200 PJ Energieressourcen im Wert von etwa 20 Mrd. Euro

- die Reduktion der Energieintensität um etwa 26% im Vergleich zu 2000.

Das Programm ist in zwei Umsetzungsperioden unterteilt:

- Periode 2002-2005 – Ziele: institutionelle Umstrukturierung und Übergang zur Marktwirtschaft im Energiesektor, Forcierung der kleinen Anlagen für erneuerbare Energie, Modernisierung der beste-henden und Bau der neuen Kraftwerken, Umsetzung von energieeffizienten, energiesparenden Pro-jekten.

Energieintensität in Europa, 1990-2003

0

5

10

15

20

25

30

35

40

BG RO MK SCG BiH AL HR GE UA RUS LT LV EE PL H SI SK CZ EU-15 AT

MJ / 95$Kaufkraftparität

1990 1994 1998 2003

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Endbericht 2006 40

Angestrebtes Ergebnis für Periode 2002-2005: Einsparung von 6.000-6.500 PJ Energieressourcen.

- Periode 2006-2010 – Ziele: Modernisierung der technischen Ausrüstung des Energiesektors, Erhö-hung der Effizienz und der Konkurrenzfähigkeit der Technologien und Produkte sowie Vorbereitung für die Stilllegung von abgenutzten Anlagen im Energiesektor.

Angestrebtes Ergebnis für Periode 2006-2010: – 6.400-6.700 PJ eingesparte Energieressourcen; Das Zielprogramm ist auf 3 Teilprogramme unterteilt. Nachfolgend sind die wichtigsten Ziele zusam-mengefasst. I. Teilprogramm Energieeffizienz im Energie- und Treibstoffsektor

Dieses Teilprogramm hat die technische Umrüstung der Bereiche Erdölförderungsindustrie, Moderni-sierung der Erdölverarbeitungsindustrie, Modernisierung und Sicherheitserhöhung der Haupterdölpi-pelines zum Ziel.

Im Gasbereich sind die technische Umrüstung der Erdgasförderung und -transporte sowie Maßnah-men für die rationale Erdgasnutzung geplant.

Für die Kohleindustrie sieht das Programm eine Umstrukturierung des Bereiches, eine effiziente Ver-arbeitung der Rohstoffe sowie eine Kostenreduktion (Senkung der Selbskosten um 1,5-fünffache bis zum Jahr 2010 im Vergleich zum Jahr 2002) und Erhöhung der Qualitätsanforderungen im Bereich vor.

Im Wärmebereich sind Maßnahmen für die Modernisierung und den Neubau von kalorischen Kraft-werken, die Einführung von effizienten Technologien für Kohleverbrennung, Mess- und Kontrolleein-richtungen für den Verbraucherbereich sowie ein Monitoring des Wärmeversorgungsnetzes vorgese-hen. Zu den wichtigsten Zielen des Teilprogramms bis zum Jahr 2010 zählen:

- Erhöhung der Stromerzeugungskapazitäten auf 800 MW und der Wärmeerzeugungskapazitäten auf 4,19 TJ/Jahr

- Steigerung der Stromerzeugung durch erneuerbare Energie bis zu 3,9 TWh/Jahr und der Wärmeer-zeugung durch erneuerbare Energie bis zu 25,5 TJ/Jahr

- Reduktion der THG-Emissionen um insgesamt 410 Mio. t CO2-Äquivalenten/Jahr im Zeitraum 2002-2010

- Reduktion der anfallenden Abwassermengen aus dem Energiesektor um insgesamt 1,01 Mrd. m³ im Zeitraum 2002-2010

- Erhöhung der Verarbeitung und Nutzung der Abfälle aus den Wärmekraftwerken auf 6-8 Mio. t/Jahr in 2005 und bis 40 Mio. t/Jahr in 2010

- Entwicklung der gesetzlich-normativen Basis, der Verwaltungs- und Kontrollmechanismen sowie der informations-analytischen Systeme für die Umsetzung des gesamten Programms.

II. Teilprogramm Sicherheit und Entwicklung der Atomenergie

Die geplanten Maßnahmen im Bereich der Sicherheit und Entwicklung der Atomenergie haben eine Modernisierung der bestehenden und Neubau von zusätzlichen Atomkraftwerken mit hohen Sicher-

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 41

heitsstandards zum Ziel sowie die Steigerung des Wirkungsgrades der Atomkraftwerke bis zu 80%, die Vorbereitung zu Stilllegung der amortisierten Reaktoren, die Entwicklung von Technologien von einem geschlossenen Rohstoffzyklus mit „trockener“ Abfalldeponierung und den Strahlenschutz. III. Teilprogramm Energieeffizienz im Verbrauchbereich

Das Teilprogramm umfasst folgende 5 Bereiche:

- Steigerung der Energieeffizienz in den energieintensiven Industriesektoren:

Maßnahmen zur Nutzung von energiesparenden Potenzialen; Entwicklung von gesetzlichen, wirt-schaftlichen und technischen Mechanismen zur Stimulierung von Energieeinsparung und zur Sen-kung der Selbstkosten

Angestrebtes Ergebnis (2002-2010): Energieeinsparung in der Industrie von rund 4.300 PJ

- Energieeffizienz in der Landwirtschaft:

Maßnahmen zu Senkung der Energieintensität in der Landwirtschaft mittels technischer Umrüstung, Entwicklung von neuen Technologien und Anreizmechanismen für Energieeinsparung

Angestrebtes Ergebnis (2002-2010): Energieeinsparung in der Landwirtschaft von rund 0,5 PJ

- Energieeffizienz im kommunalen Bereich:

Maßnahmen zur Senkung der Heizungs-, Strom- und Wasserversorgungskosten für die Bevölke-rung durch Reduktion der Energieverluste und Umsetzung von energiesparenden Technologien.

Angestrebtes Ergebnis (2002-2010): Energieeinsparung im kommunalen Bereich von rund 3 PJ

- Energieeffizienz im Verkehrsbereich:

Angestrebtes Ergebnis (2002-2010): Energieeinsparung im Eisenbahnsektor von insgesamt 0,4 PJ. In den restlichen Verkehrssektoren sollen Energieeinsparungen von etwa 0,5 PJ erreicht werden.

- Energieeffizienz in der öffentlichen Verwaltung:

Angestrebtes Ergebnis (2002-2010): Energieeinsparung von 5% des derzeitigen Energieverbrauchs, d.h. von rund 0,5 PJ bzw. von 105 Mio. Euro.

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Endbericht 2006 42

1.3.8 Strategische Ziele

Nachfolgend sind die wichtigsten strategischen Ziele für die Energiewirtschaft laut nationaler Planung in Russland bis zum Jahr 2020 aufgelistet.

Primärenergie

- Erhöhung der Energieerzeugung von 60.000 PJ (2002) auf 87.000 PJ (2020)

- Steigerung des Erdgas- und Stromexports bis zu 46%-64% (2020) im Vergleich zum Jahr 2002

- Steigerung des Erdgas- und Stromexports, Reduktion des Exports von Erdölprodukten

Wärme

- Sanierung und Austausch von 30% der veralteten Wärmeversorgungsinfrastruktur

- Erhöhung des Wirkungsgrads im Kraft-Wärme-Kopplungsbereich von etwa 37% (2003) auf etwa 45% (2010)

- Abbau von Querförderungen sowie Einführung von Preisdifferenzierungen in den Tarifen

- Erhöhung des Anschlussgrads der Bevölkerung an die öffentliche Erdgasversorgung von 53% (2005) auf 60% (2010). Somit sollen insgesamt 5,5 Mio. Haushalte (davon 4,1 Mio. im ländlichen Raum) bis zum Jahr 2010 angeschlossen werden.

- Erhöhung des Wirkungsgrads im Wärmebereich von 37% (2002) auf 45% (2010)

- Thermische Abfallverwertung bis zu 40 Mio. t Abfälle/Jahr.

Fossile Energieträger

- Erhöhung der Erdgasförderung von etwa 600 Mrd. m³ (2002) auf etwa 700 Mrd. m³ (2020), gleich-zeitig aber Reduktion des eigenen Gasverbrauchs um 3% im Jahr 2020 im Vergleich zum Jahr 2005

- Reduktion der Grubengasverluste und energetische Verwertung des Grubengases

- Effizienzerhöhung der Erdgasnutzung bis 2010:

o Einsatz neuer Bohr-, Förderungs- und Verarbeitungsverfahren

o Reduktion der Verluste in den Gasleitungssystemen

o Reduktion der Erdgasverluste bei der Gasförderung auf 0,95 t/Mio. m³

o Modernisierung und Sanierung von 30% der abgenutzten Infrastruktur

o Erdgaseinsparungen in Höhe von 90 Mrd. m³ (2001-2010)

- Erhöhung der Erdölförderung von etwa 380 Mio. t (2002) auf etwa 500 Mio. t (2020) sowie Erhö-hung der Treibstofferzeugung von 88 Mio. t (2002) auf etwa 120 Mio. t (2020)

- Kalorische Kraftwerke: Einführung von Dampf-Gas-Zyklus-Verfahren, Forcierung der Kraft-Wärme-Kopplung, Reduktion der Wärmeverluste im Prozess, Senkung des Rohstoffverbrauchs. Somit soll z. B. der Ausstoß von Stickoxiden um 15%, und der Rohstoffverbrauch um 40% im Vergleich zum Jahr 2005 reduziert werden

- Austausch von 50% der veralteten Infrastruktur in der Erdölindustrie bis zum Jahr 2010, z.B. Sa-nierung und Neubau von etwa 9.000 km Erdölleitungen. Dadurch sollen die technologischen Energieverluste um 30%-85% reduziert werden, und die Energieintensität der Erdölindustrie soll um 3,5% (2010) im Vergleich zum Jahr 2001 reduziert werden

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 43

- Erhöhung der Qualität der Erdölprodukte und der Kohle gemäß europäischer Normen sowie Ent-wicklung und Einführung von umweltfreundlicheren Verbrennungstechnologien

- Ziele im Kohlebereich bis 2020:

o Erarbeitung und Einführung eines Systems der Qualitätssteigerung in der Kohleproduktion (einschl. Übergang zum internationalen System der Qualitätsprüfung und der Produktzertifika-te)

o technische Umrüstung der Kohleindustrie, einschl. Einführung von ressourcensparenden Technologien in der gesamten Prozesskette (z.B. hochproduktive Fördertechnik im Rahmen einer ununterbrochenen oder zyklischen Kohleförderung)

o Steigerung der Kohleförderung im Tagbau auf 75%-80% bis zum Jahr 2020

o Einführung von Untertag verarbeitenden Technologien (z.B. pyrolytische Gewinnung von flüs-sigen Kohlenwasserstoffen)

o Austausch von 30% der veralteten Infrastruktur in der Kohleproduktion und Senkung um 33% des derzeitigen Schadstoffausstoßes

Atomkraft

- Erhöhung des Anteils von Atomkraft an der Elektrizitätserzeugung von 17% (2005) auf 25% (2020) und im europäischen Teil von Russland von bis zu 40%

- Erhöhung des Wirkungsgrads der Atomkraftwerke auf 80%

Wasserkraft

- Erhöhung der Wasserkraftnutzung von 167 TWh/Jahr (2005) auf 213-350 TWh/Jahr im Jahr 2020 (d. s. Ausschöpfung von bis zu maximal 21% des technischen bzw. 41% des wirtschaftlichen Wasserkraftpotenzials im Land)

Andere erneuerbare Energieträger (außer Wasserkraft)

- Fertigstellung des Gesetzvorschlags „Über erneuerbare Energie“ bis Ende 2006 sowie Erarbei-tung eines geeigneten Förderungsprogramms für seine Umsetzung

- Erreichung eines Stromanteils aus erneuerbaren Energieträgern von 3,9 TWh/Jahr (2020)

- Inbetriebnahme von neuen Strom- und Wärmeerzeugungskapazitäten: 1 GWel und 1,2 GWth bis zum Jahr 2010

- Wärmeerzeugung von 25,5 PJ/Jahr (2020) aus erneuerbaren Energieträgern

Energieeffizienz

- Energieeinsparung von insgesamt 13.000 PJ (d. s. etwa 20 Mrd. Euro) bis zum Jahr 2010

- Reduktion der Energieintensität um 26% (2010) im Vergleich zum Jahr 2000

- Reduktion der THG-Emissionen aus dem Energiesektor um 410 Mio. t CO2-Äquivalenten/Jahr im Zeitraum 2002-2010

- Einführung von Energieeinsparmaßnahmen im kommunalen Bereich, Bewusstseinsbildung

- Umstrukturierung der russischen Energiewirtschaft zugunsten weniger energieintensiver Sektoren

- Einführung von staatlichen Förderungen für energieeffiziente Unternehmen

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 44

1.3.9 Finanzierung der Energiewirtschaft

Im Zeitraum 2002-2020 sollen in der russischen Energiewirtschaft Investitionen in Höhe von insge-samt 801 Mrd. Euro getätigt werden. Nachfolgend ist ihre Aufteilung nach Zeiträumen, Sektoren, Fi-nanzierungsquellen und zuständigen Institutionen zusammengefasst.

Geplante Investitionen für die Energiewirtschaft in Russland bis 2020 (Energiestrategie) In Russland sind rund 600 Mrd. Euro Investitionen für den Energiesektor durch die nationale Energie-strategie bis zum Jahr 2020 geplant. Eine Aufschlüsselung nach einzelnen Energiesektoren ist nach-folgend dargestellt.

Geplante Investitionen in der Energiewirtschaft Russlands bis 2020 (Energiestrategie), Mrd. Euro, (gerundet)

Energiesektor Mrd. Euro % der Finanzierung

Erdölsektor 186 31 Erdgassektor 155 26 Elektrizitätswirtschaft 132 22 Wärmewirtschaft 54 9 Energieeffizienz3 54 9 Kohleindustrie 16 3

Gesamt 597 100

Quelle: Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, eigene Berechnungen

Die größten Investitionen in der Energiewirtschaft Russlands bis 2020 sollen in der Erdölindustrie ge-tätigt werden (186 Mrd. Euro). Diese sollen durch die Erdölunternehmen selbst und durch Investoren finanziert werden.

Von den für den Erdgassektor geplanten rund 155 Mrd. Euro entfallen 27 Mrd. Euro auf die Umset-zung des Programms „Gasressourcen in Ostsibirien und in Fernost“ sowie 54 Mrd. Euro auf die Um-strukturierung des Erdgassektors auf der Halbinsel Jamal (Sibirienprovinz). Als Finanzierungsquellen kommen die „Gasprom“ GmbH sowie unabhängige Erdgasunternehmen in Frage.

Für die Elektrizitätswirtschaft sind 132 Mrd. Euro geplant, davon sind etwa 109 Mrd. Euro für den Bau und die Modernisierung von bestehenden Kraftwerken (einschl. 27 Mrd. Euro für die Atomkraftwerke) sowie 23 Mrd. Euro für den Ausbau der Verteilungsnetze vorgesehen. Als Finanzierungsquellen kom-men die (teilweise privaten) Elektrizitätsunternehmen selbst, Mittel der staatlicher Elektrizitätsvertei-lungsunternehmen sowie Einnahmen aus den Stromtarifen in Frage.

Der Wärmebereich soll mit 54 Mrd. Euro aus regionalen und lokalen Budgets, Tarifeinnahmen sowie Investitionsmitteln finanziert werden.

In Bereich der Energieeffizienz2 sollen etwa 54 Mrd. Euro investiert werden. Als Finanzierungsquellen dienen regionale Energieeffizienzfonds, das Staatsbudget, fremde Investitionen und Tarifeinnahmen.

Die Maßnahmen in der Kohleindustrie sollen mit 16 Mrd. Euro mittels fremder Investitionen, Eigenmit-tel der privaten Kohleunternehmen sowie des Staatsbudgets finanziert werden. 3 Die Finanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen in Russland erfolgt hauptsächlich durch das Föderale Ziel-programm für Energieeffizienz bis 2010. Die Energiestrategie der Russischen Föderation sieht aber (als Rah-mendokument) eine zusätzliche Teilfinanzierung von Energieeffizienzmaßnahmen vor, insbesondere für den Zeitraum 2002-2010.

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Endbericht 2006 45

Geplante Investitionen für Energieeffizienz in Russland bis 2010 (Föderales Zielprogramm) In Russland sind bis 2010 etwa 204 Mrd. Euro Investitionen für die Steigerung der Energieeffizienz vorgesehen (Föderales Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010), davon entfallen etwa 118 Mrd. Euro auf den Zeitraum 2006-2010. Nachfolgend ist ihre Aufschlüsselung nach einzelnen Energiesek-toren dargestellt.

Quelle: Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010, 2001, eigene Berechnungen

Geplante Investitionen für den Zeitraum 2002-2010 (Föderales Zielprogramm für Energieeffizienz),

Mrd. Euro (gerundet)

Bereich 2002-2005 2006-2010 gesamt

Teilprogramm Energie- und Treibstoffsektor, davon: 67,0 101,2 168,2

Erdölbereich 21,5 32,6 54,1

Erdgasbereich 32,7 39,5 72,1

Kohlebereich 1,5 2,3 3,8

Elektrizität 9,0 20,2 29,2

Effiziente Energieversorgung der Regionen auf Basis der erneuerba-

ren Energiequellen 0,3 1,3 1,7

Energieeffizienz im Energie- und Treibstoffsektor 0,2 0,3 0,5

Ökologische Aspekte der Energie-wirtschaft 1,8 4,7 6,5

Administrative Maßnahmen und Programmmonitoring 0,1 0,2 0,2

Teilprogramm Energieeffizienz im Verbrauchs-bereich, davon: 3,1 3,0 6,1

Energieeffizienz in den energie-intensivsten Industriesektoren 1,0 1,0 2,0

Energieeffizienz in der Landwirt-schaft 0,1 0,1 0,2

Energieeffizienz im Kommunalbe-reich 0,7 0,7 1,4

Energieeffizienz im Verkehr 0,3 0,2 0,5

Energieeffizienz in der staatlichen Verwaltung 0,1 0,1 0,3

Energieeffizienz im Energie- und Treibstoffsektor 0,8 0,8 1,7

Teilprogramm Sicherheit und Ent-wicklung der Atomenergie 16,0 13,6 29,6

Gesamt 86,1 117,8 203,9

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Endbericht 2006 46

Geplante Finanzierung des Föderalen Zielprogramms für Energieeffizienz bis 2010

Die geplante Finanzierung des Föderalen Zielprogramms für Energieeffizienz bis 2010 erfolgt aus-schließlich durch nationale Mittel.

Finanzierung des Föderalen Zielprogramm für Energieeffizienz, 2002-2010, Mio. Euro (gerundet)

Finanzierungsquellen / zuständige Institutionen

Staatliches Budget

Staatliche Förderung der Kohleindustrie

Budgets der Bun-desprovinzen und

lokale Budgets Außerbudgetäre

Mittel gesamt

2002-2005

Ministerium für Energie-wirtschaft 246 56 6.412 71.997 78.711

Ministerium für Atomkraft 82 12 5.194 5.288

Ministerium für Industrie und Wissenschaft 8 131 871 1.010

Ministerium für Landwirt-schaft 3 21 95 119

Ministerium für Verkehr 3 39 67 109

Ministerium für Verkehrs-infrastruktur 1 151 153

Staatskomitee für Bauwe-sen 20 90 628 737

Gesamt 2002-2005 363 56 6.705 79.003 86.127

2006-2010

Ministerium für Energie-wirtschaft 646 8.539 98.241 107.426

Ministerium für Atomkraft 376 12 7.943 8.330

Ministerium für Industrie und Wissenschaft 24 122 826 972

Ministerium für Landwirt-schaft 10 17 89 117

Ministerium für Verkehr 9 39 75 123

Ministerium für Verkehrs-infrastruktur 3 108 111

Staatskomitee für Bauwe-sen 37 94 569 700

Gesamt 2006-2010 1.105 8.823 107.851 117.779

Gesamt 2002-2010 1.468 56 15.528 186.854 203.906

Quelle: Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010, 2001, eigene Berechnungen

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Endbericht 2006 47

1.4 ABFALLWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005

1.4.1 Struktur des Abfallaufkommens

Die jüngsten abfallwirtschaftlichen Daten für Russland beziehen sich auf das Jahr 2004. In Russland fielen im Jahr 2004 rund 2.634 Mio. t Abfälle an, d.s. 18,4 t Abfälle/Einwohner*Jahr. Im Vergleich fallen in Österreich 3,56 t Abfälle/Einwohner*Jahr (2005) an, wovon 1.047 kg/Einwohner*Jahr kommunale Abfälle sind.

Das Gesamtabfallaufkommen in Russland zeigt im Zeitraum 2002-2004 eine steigende Tendenz. Die Rolle der einzelnen Bundesprovinzen ist dabei unterschiedlich (s. „Struktur des Abfallaufkommens nach Bundesprovinzen“ unten).

Struktur des Abfallaufkommens nach Abfallkategorien

Das steigende Abfallaufkommen ist auf die wirtschaftliche Erholung im Land zurückzuführen. Die Re-levanz der Wirtschaft, und insbesondere der Industrie und der Energiewirtschaft, für die russische Abfallwirtschaft wird durch den Anteil der Industrieabfälle am Gesamtabfallaufkommen im Land veran-schaulicht: rund 99% des Gesamtabfallaufkommens sind durch Industrieabfälle verursacht. Die Struk-tur des Abfallaufkommens nach Abfallkategorien ist in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

Struktur des Abfallaufkommens in Russland nach Abfallkategorien, 2004 (gerundet)

Abfallkategorie Mio. t/Jahr kg/Einwohner*Jahr % des Gesamt-

abfallaufkommens

Kommunale Abfälle 14,5 101 0,5

Landwirtschaftliche Abfälle 12,5 87 0,5

Nichtindustrielle gefährliche Abfälle*

8,0 56 0,3

Industrielle Abfälle 2.600 18.128 98,7

davon toxische Abfälle 0,1 0,7 <0,001

Gesamtabfallaufkommen 2.634 18.372 100

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen *Anmerkung: Die nichtindustriellen gefährlichen Abfälle schließen z.B. medizinische und tierische Abfälle ein.

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Endbericht 2006 48

Struktur des Abfallaufkommens nach Bundesprovinzen

Das Abfallaufkommen nach Bundesprovinzen in Russland für den Zeitraum 2002-2004 ist nachfol-gend tabellarisch zusammengefasst und für 2004 auch grafisch illustriert. Die Lage der Bundesprovin-zen ist auf der Landeskarte (Kapitel 1.1 Überblick) schematisch dargestellt.

Gesamtabfallaufkommen in Russland nach Bundesprovinzen, 2002-2004

Gesamtabfallaufkommen, Mio. t (gerundet)

Anteil am Gesamtabfallaufkommen in Russland,

% Bundesprovinz

2002 2003 2004 2002 2003 2004

Zentralprovinz 136 165 172 6,7 6,3 6,5

Nordwestprovinz 272 276 246 13,3 10,6 9,3

Südprovinz 9 13 14 0,4 0,5 0,5

Wolgaprovinz 83 96 103 4,1 3,7 3,9

Uralprovinz 237 404 183 11,7 15,5 6,9

Sibirienprovinz 1.186 1.451 1.635 58,3 55,5 62,1

Fernostprovinz 113 209 281 5,5 8,0 10,7

Gesamt 2.035 2.613 2.634 100 100 100

Quelle: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006

Anteil der Bundesprovinzen am Gesamtabfallaufkommen in Russland, 2004

Uralprovinz: 7%

Wolgaprovinz: 4%

Südprovinz: 1%Nordwestprovinz:

9%Zentralprovinz:

7%

Fernostprovinz: 11%

Sibirienprovinz: 62% Gesamtabfallaufkommen in Russland, 2004: 2.634 Mio. t

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Endbericht 2006 49

1.4.2 Industrieabfälle

Aufteilung der Industrieabfälle nach Bundesprovinzen

Die Bedeutung einzelner Bundesprovinzen und Gebiete für das Gesamtabfallaufkommen bzw. für das Industrieabfallaufkommen in Russland ist nachfolgend zusammengefasst. Da die Industrieabfälle im Land dominieren, wird die Bedeutung der jeweiligen Bundesprovinzen ausschließlich im Hinblick auf das Industrieabfallaufkommen betrachtet.

Die abfallintensivste Region in Russland ist die Sibirienprovinz, wo zahlreiche Rohstofflagerstätten vorhanden sind. In der Sibirienprovinz findet rund 90% der landesweiten Gewinnung von Molybdän, Mangan und Platin statt; 75% der Nickel- und Kohleförderung; mehr als 60% der Kupfergewinnung; 30% der Goldgewinnung sowie mehr als 20% der Silbergewinnung. Ebenfalls im Großmaßstab findet die Gewinnung von Blei, Wolfram und Eisenerzen statt. Somit spielt die Rohstoffgewinnung und –verarbeitung in Sibirien eine dominierende Rolle für die russische Wirtschaft. Dies bedingt auch den dominierenden Anteil der Sibirienprovinz am Gesamtabfallaufkommen Russlands und insbesondere am Aufkommen von gefährlichen Industrieabfällen.

In der Sibirienprovinz liegt das Kemerowsche Gebiet, das allein für 48% des Gesamtabfallaufkom-mens im Land bzw. für 1.248 Mio. t Abfälle/Jahr verantwortlich ist. Die Hauptquellen sind die Metallur-gie (Metallurgieschlämme), die Kohle- und Erdölindustrie (erdölverschmutzte Schlämme und Böden) und ferner auch die chemische Industrie (v. a. Herstellung von Stickstoffprodukten).

Weitere abfallintensive Gebiete in Russland sind (in % des Gesamtabfallaufkommens in Russland und in Mio. t/Jahr; Daten für das Jahr 2004):

- das Swerdlowsksche Gebiet (Uralprovinz): 15.3%, d.s. 403 Mio. t/Jahr

- die Republik Sacha/Jakutien (Fernostprovinz): 7,3%, d.s. 193 Mio. t/Jahr

- das Murmansksche Gebiet (Nordwestprovinz): 5%, d.s. 141 Mio. t/Jahr

- das Belgorodsche (Zentralprovinz) und das Tscheljabinsksche (Uralprovinz) Gebiete mit jeweils 3,5%, d.s. 93 Mio. t/Jahr.

Hauptverantwortlich für das Abfallaufkommen in den Swerdlowskschen und Tscheljabinskschen Ge-bieten der Uralprovinz sind ebenfalls die Metallurgie (Schlämme aus der Stahlproduktion, Aluminium-produktion, Kupferverarbeitung), die Zementindustrie, die Erzverarbeitung und die Kohlegewinnung.

Im Murmanskschen Gebiet der Nordwestprovinz sind die Erz- und die Nickelverarbeitung (Schlämme) hauptverantwortlich für das Abfallaufkommen. In der Republik Sacha (Jakutien) in der Fernostprovinz ist die Kohleverarbeitung die wichtigste Quelle für das Abfallaufkommen, und im Belgorodschen Ge-biet der Zentralprovinz zusätzlich auch die Elektrometallurgie (galvanische Schlämme). Eine detaillierte Dokumentation des Industrieabfallaufkommens in allen Bundesprovinzen und ihren Gebieten ist in der ÖGUT vorhanden.

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Endbericht 2006 50

Aufteilung der Industrieabfälle nach Wirtschaftssektoren

Die Aufteilung des Industrieabfallaufkommens in Russland nach Wirtschaftssektoren ist nachfolgend dargestellt.

Quelle: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 Grafik: ÖGUT 2006

Die Industrieabfälle in Russland fallen ausschließlich im Kohle- und Erdölsektor an, d. s. 1.456 Mio. t/Jahr bzw. 56% aller Industrieabfälle im Land (2004). Dieser Sektor wird von der Schwarzmetal-lurgie und der Buntmetallurgie gefolgt, welche in Summe für 910 Mio. t/Jahr bzw. für 35% des Indust-rieabfallaufkommens verantwortlich sind. Alle anderen Wirtschaftssektoren spielen mit insgesamt 10% des Industrieabfallaufkommens mengenmäßig nur eine untergeordnete Rolle.

Der Großteil (>70%) der in der Kohle- und Erdölindustrie anfallenden Abfälle sind erdölverschmutzte Bohrschlämme und Bohrabfälle, welche zur Kategorie „gefährliche Industrieabfälle“ zugeordnet wer-den. Die erdölverschmutzten Bohrschlämme und Bohrabfälle werden meist mikrobiologisch gereinigt und anschließend für Rekultivierungszwecke verwendet. In der Kohle- und Erdölindustrie werden lau-fend Abfallmanagementprogramme auf betrieblicher Ebene umgesetzt. Nachfolgend sind einige Bei-spiele für die Umsetzung solcher Maßnahmen angeführt:

- allein in zwei Gebieten wurden im Jahr 2004 durch mikrobiologische Verfahren rund 97.000 t erdöl-verschmutzte Bohrschlämme und Böden von den Tochterfirmen des Erdölunternehmens „Rosneft“ gereinigt (d.s. 2.200 t im Krasnodarschen Gebiet (Südprovinz) und 94.700 t im Sachalinschen Ge-biet (Fernostprovinz)). Zusätzlich wurden im Tochterunternehmen von „Rosneft“ im Sachalinschen Gebiet 10.110 t gelagerte erdölverschmutzte Bohrschlämme behandelt, welche bis zum Jahr 1991 angefallen sind.

Industrieabfallaufkommen in Russland nach Sektoren (2004)

56

52 1,3

1718

1,7

0

10

20

30

40

50

60

Kohle- undErdölindustrie

Buntmetallurgie Schw arzmetallurgie Chemische Industrie Elektrizitätsw irtschaft Bauw esen alle anderenSektoren

% der Industrieabfälle

Gesamtmenge Industrieabfälle (2004): 2.600 Mio. t /Jahr

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Endbericht 2006 51

- dank der Anwendung moderner Bohrtechnologien sowie durch das Verbot unbewilligter Deponie-rung auf dem Industriegelände hat beispielsweise das Erdölunternehmen „YUKOS“ die Menge der anfallenden erdölverschmutzten Schlämme im Jahr 2004 im Vergleich zum Jahr 2003 halbiert.

- Durch moderne Technologien zur Steigerung der Kapazität und der Qualität der industrieabfallbe-handelten Anlagen wurden im Jahr 2004 durch das „Rosneft – Tuapinsksche Erdölverarbeitungsun-ternehmen“ 199 t erdölverschmutzte Schlämme und 567 m3 chemische Schlämme (Laugensulpha-te) zwecks Reduktion ihres Gefährdungspotenzials behandelt.

- Umsetzung des Pilotzielprogramms „Behandlung anthropogener Abfälle im Swerdlowskschen Ge-biet“, in dessen Rahmen im Zeitraum 2002-2004 mehr als 20 t Abfälle aus der Bergbauindustrie (einschl. Erzverarbeitung) behandelt wurden. Der Gewinn aus der erbrachten Produktion betrug ins-gesamt rund 207 Mio. Euro, die Investitionen hingegen betrugen 21 Mio. Euro.

1.4.3 Toxische Abfälle

In Russland sind insgesamt rund 2.000 Mio. t toxische Abfälle (Subkategorie der Industrieabfälle) ab-gelagert. Jährlich fallen zusätzlich 0,1 Mio. t toxische Abfälle an. Nur ein Drittel davon wird verwertet oder behandelt. Nachfolgend sind einige Beispiele für die Problematik im Bereich der gefährlichen Abfälle in Russland angeführt.

Landwirtschaftliche Chemikalien

Auf dem Territorium Russlands sind insgesamt mehr als 24.000 t verbotene oder veraltete Pestizide und landwirtschaftliche Chemikalien ohne entsprechende Einrichtungen vor Ort gelagert. Derzeit gibt es noch keinen Beschluss über die Technologie für ihre Behandlung und Endlagerung.

Quecksilberabfälle

Quecksilberabfälle fallen hauptsächlich in der chemischen und elektrochemischen Industrie und der Metallurgie (einschl. der Goldgewinnung und –verarbeitung) an. Das Lager quecksilberhaltiger Abfälle in Russland beträgt derzeit (2006) mehr als 1 Mio. t Quecksilber. Über die Sanierung der Lagerstätten besteht noch keine nationale Strategie.

Chemische Waffen

Über die Größe des Lagers toxischer Substanzen aus (auch veralteten) chemischen Waffen in Russ-land sind noch keine Daten veröffentlicht. Die mögliche Umweltbeeinträchtigung durch die Vernichtung und durch die Aufbewahrung veralteter chemischer Waffen wird zwar als sehr hoch eingestuft, aller-dings fehlt derzeit noch eine einheitliche nationale Strategie für ihre Entsorgung. Ebenfalls nicht be-schlossen ist auch die Technologie für ihre Behandlung.

Radioaktive Abfälle

Die radioaktiven Abfälle in Russland unterliegen dem „Föderalen Programm für die Nuklearsicherheit Russlands für den Zeitraum 2000-2006“, d.h. nicht der Umweltverwaltung. Daher werden sie hier nicht weiter betrachtet.

Über das Aufkommen und die Entsorgung anderer Gruppen gefährlicher Abfälle, wie z.B. medizini-scher Abfälle, sind derzeit (2006) noch keine Daten veröffentlicht.

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Endbericht 2006 52

1.4.4 Struktur der Abfallbehandlung

Behandlung kommunaler Abfälle

90% der kommunalen Abfälle (d. s. etwa 13 Mio. t/Jahr, 2004) in Russland werden unsortiert depo-niert, wobei nur 8% der bestehenden Deponien den russischen Umweltnormen entsprechen. Die von den Deponien beanspruchte Fläche belief sich im Jahr 2004 auf mehr als 40.000 ha. Oft werden kommunale Abfälle auch auf bereits geschlossenen Deponien abgelagert, dabei werden gemeinsam mit den kommunalen Abfällen nicht selten auch toxische Abfälle entsorgt (keine Mengenangaben ver-öffentlicht).

Das wichtigste Problem hinsichtlich der kommunalen Abfälle in Russland ist der Mangel an einem einheitlichen und aktuellen Generalplan der bewohnten Flächen, welcher eine entsprechende Abfall-sammlung und angepasste nachfolgende Behandlung ermöglichen würde. Die aktuellen Pläne, die heute verwendet werden, wurden vor 15-20 Jahren erstellt. Somit zählt die Aktualisierung der Gene-ralpläne der bewohnten Flächen zu einer der nationalen Prioritäten als Grundlage für die Weiterent-wicklung der kommunalen Abfallwirtschaft.

Weitere Schwerpunkte beinhalten die Einführung von Abfallvermeidungsmaßnahmen im Land sowie die Einführung der Abfallsortierung der kommunalen Abfälle vor ihrer Entsorgung.

Behandlung der Industrieabfälle

Die Relevanz der Abfallbehandlung in Russland betrifft vor allem die Industrieabfälle (einschl. toxi-scher Abfälle). Sowohl behandelte als auch unbehandelte Industrieabfälle werden meist auf den Ge-länden der Industriebetriebe entsorgt. Die Gründe für dieses Vorgehen liegen einerseits im Mangel an geeigneten Deponierungsstätten im Land und in der noch nicht ausreichenden Anwendung umwelt-freundlicher Abfallbehandlungstechnologien (z.B. moderner Abfallverbrennung, welche zur Reduktion sowohl des zu deponierenden Abfallvolumens als auch teilweise des Abfallgefährdungspotenzials führt). Andererseits wird dieses Vorgehen durch die Tatsache erklärt, dass es sich hauptsächlich um gefährliche Industrieabfälle oder um Industrieabfälle handelt, welche einen hohen Gehalt an stofflich verwertbaren Substanzen (z. B. Metallen) aufweisen. Die gefährlichen Industrieabfälle werden grund-sätzlich in den Industriebetrieben thermisch verwertet, chemisch behandelt (z. B. chemische Schläm-me) oder mikrobiologisch gereinigt (z. B. erdölverschmutzte Bohrschlämme und Böden) und anschlie-ßend entweder auf dem Industriegelände deponiert oder zur Rekultivierung eingesetzt. Die Abfälle, welche einen hohen Anteil an stofflich verwertbaren Substanzen aufweisen, werden meist stofflich vor Ort verwertet (keine Mengenangaben), die Reststoffe werden ebenfalls vor Ort deponiert.

Im Jahr 2004 wurden rund 90% aller Abfälle (d. s. zugleich 89% der Industrieabfälle) Russlands auf dem Gelände der Industriegebiete entsorgt. Im Zeitraum 2002-2004 sind aber die Raten der Abfall-verwertung und der Reduktion des Umweltgefährdungspotenzials der Abfälle4 insgesamt zurückge-gangen. Im Jahr 2004 betrugen diese in Summe 43% des Gesamtabfallaufkommens. Hingegen steigt

4 Die Reduktion des Umweltgefährdungspotenzials der Abfälle bezieht sich in Russland sowohl auf die Behandlung der Abfälle (z. B. industrielle Verbrennung; Schadstoffimmobilisierung) als auch auf die technische Ausrüstung der Ablagerungsstätten.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 53

die Deponierung auf den Geländen der Industriegebiete: von 64% (2002) auf 89% (2004). Die Ent-wicklung der Abfallentsorgung in Russland im Zeitraum 2002-2004 ist nachfolgend zusammengefasst.

Abfallentsorgung in Russland, 2002-2004

Parameter 2002 2003 2004

Gesamtabfallaufkommen, Mio. t 2.035 2.614 2.634

Industrielle Abfallverwertung und Reduktion des Umweltgefährdungspotenzials der Abfälle,

Mio. t Abfälle

1.215 1.343 1.140

Rate der Abfallverwertung und der Redukti-on des Umweltgefährdungspotenzials der Abfälle,

% des Gesamtabfallaufkommens

60 51 43

Abfälle, deponiert in Ablagerstätten auf Indust-riegeländen,

Mio. t Abfälle

1.306 1.747 2.355

Abfälle, deponiert in Ablagerstätten auf In-dustriegeländen,

% des Gesamtabfallaufkommens

64 67 89

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006; eigene Berechnungen

1.4.5 Strategisches Abfallwirtschaftsprogramm

In Russland gibt es zwar nur ein nationales Programm für Umweltschutz, dieses wird aber konsequent umgesetzt. Das Programm enthält auch Zielprogramme für jeden Umweltsektor. Nachfolgend ist das Zielprogramm für den Bereich Abfallwirtschaft für den Zeitraum 2002-2010 zusammengefasst. Zu einer der wichtigsten Aufgaben zählt die Einführung moderner Technologien für die Behandlung von Industrieabfällen, d.h. für Sekundärrohstoffrückgewinnung, für Reduktion des Gefährdungspotenzials der Abfälle und für Reststoffverbrennung. Diese Tendenz widerspiegelt sich auch in der Aufteilung der Finanzierung.

Ein weiteres relevantes Ziel ist die Einführung bzw. die weitere Umsetzung einer einheitlichen nationa-len Strategie zum Abfallmanagement.

Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005: Zielprogramm Abfallwirtschaft Das Zielprogramm ist auf 2 Zeiträume aufgegliedert: 2002-2004 und 2005-2010.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 54

Ziele

- Periode 2002-2004: Errichtung industrieller Abfallbehandlungsanlagen im Pilotmaßstab, Schwer-punkt ist dabei auf das Swerdlowsksche Gebiet gelegt (s. Kapitel 1.4.2 Industrieabfälle, Punkt Auf-teilung der Industrieabfälle nach Wirtschaftssektoren). Die Umsetzung wurde planmäßig abge-schlossen, wobei die Pilotanlagen außerhalb des Swerdlowskschen Gebiets in unterschiedlichem Errichtungsstatus sind (2006).

- Periode 2005-2010: Errichtung von weiteren Abfallbehandlungsanlagen, Einführung neuer Abfallbe-handlungstechnologien sowie Fertigstellung eines Systems für die staatliche Regulierung im Bereich des Abfallmanagements.

Maßnahmenplan

Die für die russische Abfallwirtschaft prioritären Maßnahmen, ihr Umsetzungszeitraum, der Finanzie-rungsumfang und die Finanzierungsquellen sind in der nachfolgenden Tabelle zusammengefasst.

Die notwendigen Investitionen für den Zeitraum 2002-2010 werden auf insgesamt 1.315 Mio. Euro geschätzt, davon entfallen rund 1.010 Mio. Euro auf die Periode 2005-2010. Die Angaben sind nach-folgend nach Umsetzungsperioden zusammengefasst.

Maßnahmen und geplante Finanzierung im Bereich der Abfallwirtschaft in Russland,

2002-2010

Maßnahme Gesamt

2002-2010

Mio. Euro

Mio. Euro

2002-2004

Mio. Euro

2005-2010

Staats-budget

Mio. Euro

Bundespro-vinz- und

lokale Bud-gets

Mio. Euro

Außerbud-getäre

Einnahmen

Mio. Euro

Bau von Abfallbehand-lungsanlagen im Pilotmaß-stab (s. Erläuterung nach der Tabelle)

1.275 296 979 12 325 938

Organisation des Abfallwirt-schaftsmanagements (Zu-sammenfassung)

2,34 0,73 1,61 0,91 1,43

Einrichtung und Einführung eines staatlichen Abfallka-tasters sowie Abfallauf-schlüsselung, Datenbank (einschl. für mehr als 1.000 Abfallbehandlungstechno-logien)

3,54 0,83 2,71 0,15 0,69 2,70

Erarbeitung von Normen für den Umgang mit Abfällen

0,43 0,10 0,33 0,43

Wirtschaftliche Regulierung der Abfallwirtschaft

0,47 0,14 0,33 0,33 0,14

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 55

Maßnahmen und geplante Finanzierung im Bereich der Abfallwirtschaft in Russland,

2002-2010

Maßnahme Gesamt

2002-2010

Mio. Euro

Mio. Euro

2002-2004

Mio. Euro

2005-2010

Staats-budget

Mio. Euro

Bundespro-vinz- und

lokale Bud-gets

Mio. Euro

Außerbud-getäre

Einnahmen

Mio. Euro

Erarbeitung wissenschaftli-cher Grundlagen für die Abfallgesetzgebung

0,36 0,07 0,29 0,11 0,25

Erarbeitung methodologi-scher Empfehlungen für die Umweltsicherheit beim Umgang mit unterschiedli-chen Abfallgruppen

0,31 0,07 0,24 0,06 0,25

Erarbeitung und Optimie-rung von Technologien für Abfallbehandlung

4,09 0,86 3,22 1,83 0,45 1,81

Kontrolle der Abfallflüsse und des Zustands der End-lagerungsstätten

2,69 0,95 1,74 2,69

Nutzung des Ressourcen-potenzials der anthropoge-nen Abfälle als Rohstoff (insg. 40.000 Mio. t)

20,49 5,69 14,72 9,27 11,22

Einrichtung eines Systems staatlicher Regulierung im Bereich der Abfallwirtschaft

5,11 1,17 3,94 1,82 3,29

Gesamt 1.315 307 1.008 15 341 959

Quelle: Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005

Die Maßnahme Bau von Abfallbehandlungsanlagen im Pilotmaßstab umfasst den Bau von Be-handlungsanlagen für:

- Quecksilberhaltige Abfälle, Leistung 5.500 t/Jahr

- Abfälle aus der galvanischen Industrie, Leistung 33.800 t/Jahr

- Abfälle aus der Chromindustrie, Leistung 20.000 t/Jahr

- Abfälle aus der Kohleanreicherung, Leistung 1,6 Mio. t/Jahr

- Ascheschlacke, Leistung 250.000 t/Jahr

- Phosphogipsabfälle, Leistung 4,39 Mio. t/Jahr

- Abfälle aus der Apatiterzanreicherung, Leistung 275.000 t/Jahr

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 56

- Schlämme und Staub aus der Metallverarbeitung, 2,6 Mio. t/Jahr

- Holzabfälle, Leistung 160.000 t/Jahr

- Abfälle aus der Zellulose-Papierindustrie, Leistung 148.000 t/Jahr

- Gefährliche medizinische Abfälle, Leistung 10.000 t/Jahr

- Landwirtschaftliche Abfälle, Leistung 320.000 t/Jahr

- Haushaltsabfälle, Leistung 392.000 t/Jahr

- Schlämme aus der Behandlung kommunaler und industrieller Abwässer, Leistung 317.000 t/Jahr

- Abfälle aus der Erzgewinnung und –verarbeitung, Leistung 2,36 Mio. t/Jahr

- Abfälle aus der Metallurgie, Leistung 13,7 Mio. t/Jahr

1.4.6 Strategische Ziele

Im Bereich der Abfallwirtschaft sind derzeit (2006) in Russland noch kaum quantitative Ziele festge-legt. Die strategischen Aufgaben bis 2010 umfassen in erster Linie die Schaffung und die Umsetzung einer normativen Basis:

- Schaffung einer normativen Grundlage auf allen Verwaltungsebenen im Bereich der Abfallwirt-schaft

- Reduktion der Bodenflächen, die für Deponierung umgewidmet werden

- Aktualisierung der Generalpläne der bewohnten Flächen (kommunale Abfallwirtschaft)

- Einführung von Abfallvermeidungsmaßnahmen im Bereich der kommunalen Abfallwirtschaft

- Einführung der Abfallsortierung der kommunalen Abfälle vor ihrer Entsorgung

- Verringerung des Rohstoff- und Energieträgerinputs durch verstärkte wirtschaftliche Nutzung von Abfällen (Einsparung von 5.000 Mio. t mineralischen Rohstoffen im Zeitraum 2002-2010)

- Abfallverringerung und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen (keine Angaben über die zu erzielende Abfallreduktion). Einführung moderner und effizienter Technologien für Abfallbe-handlung und –verwertung (allein in den Pilotanlagen sollen im Zeitraum 2002-2010 mehr als 70 Mio. t Abfälle/Jahr verarbeitet werden und dadurch mehr als 40 unterschiedliche neue Produktar-ten hergestellt werden). Durch die Umsetzung des Programms werden auch bis zu 20.000 Ar-beitsplätze geschaffen.

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Endbericht 2006 57

1.5 WASSERWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005

1.5.1 Wasser

Wasserversorgung

Der Trinkwasseranschlussgrad der Bevölkerung in Russland liegt bei 75%, dies entspricht 108.000.000 Einwohnern in 1.104 Städten, 1.559 Siedlungen städtischen Typs und 45.336 Dörfern. Somit ist der Anschlussgrad deutlich höher als in der Ukraine und in den Ländern Südosteuropas. Die Gesamtlänge der Wasserversorgungsnetze in Russland ist 531.000 km, davon sind 311.00 km Eigen-tum der Gemeinden. Die Kapazität der Wasserversorgungsnetze in Russland beträgt 88 Mio. m3/Tag. Der durchschnittliche Wasserverbrauch für Haushaltszwecke in Russland liegt bei 212 l/Einwohner*Tag, wobei in vielen Gebieten dieser Wert deutlich darunter liegt. Für rund 63% der Wasserversorgung für kommunale Zwecke werden Oberflächengewässer genutzt. Allerdings entsprachen im Jahr 2004 rund 30% der Oberflächengewässer, die für Trinkwasserversor-gung genutzt werden, nicht den hygienischen Normen, und 25% nicht den bakteriologischen Normen. Mehr als 40% der Trinkwasserversorgungsanlagen aus Oberflächengewässern verfügen nicht über die notwendige Ausrüstung für Wasseraufbereitung, Desinfektion sowie über technische Schutzzonen. Die Wasserversorgungsinfrastruktur befindet sich ebenfalls in einem nicht zufriedenstellenden Zu-stand: die Wasserversorgungsnetze im Land haben durchschnittlich 55% ihres technischen Abnut-zungsgrads erreicht. Im Jahr 2004 wurden 157.000 km Wasserversorgungsleitungen als sanierungs-bedürftig eingestuft. Der hohe Abnutzungsgrad der Wasserversorgungsinfrastruktur führt zu Wasser-verlusten von etwa 15% des entnommenen Frischwassers, d. s. etwa 11.000 Mio. m3/Jahr (2004) – s. den nachfolgenden Punkt „Wassernutzung“. In manchen Regionen sind die Verluste höher (25%), wie z. B. in den Republiken Dagestan, Nordossetien und der Karatschewo-Tscherkeskschen Republik, in der Krasnodarskschen Region und dem Rostowschen Gebiet (alle in der Südprovinz), im Archan-gelskschen und im Pskowschem Gebiet (Nordwestprovinz), im Wolgogradschen Gebiet (Wolgapro-vinz), im Sachalinschen Gebiet (Fernostprovinz) und im Tomskschen Gebiet (Sibirienprovinz). Die Frischwasserverluste in Russland liegen allerdings weit unter den Werten in der Ukraine und in Süd-osteuropa (welche im Schnitt etwa 30%-50% betragen).

Eine detaillierte Aufstellung des Zustands (Abnutzungsgrads) der Wasserversorgungsnetze nach Ge-bieten, Regionen und Republiken in Russland ist in der ÖGUT vorhanden.

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Endbericht 2006 58

Wassernutzung

Nachfolgend ist die Wasserbilanz Russlands für das Jahr 2004 dargestellt.

Wasserbilanz Russlands, 2004

Parameter Mio. m3/Jahr

Frischwasserbezug 72.614

Frischwasserverluste im Wasserversorgungsnetz 11.077

Frischwasser genutzt 61.537

Verluste während der Wassernutzung (Verdampfung in der Industrie) bzw. nicht erfasste Abwässer

10.207

Abwasser (eingeleitet in die Vorfluter) 51.330

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

Die Struktur der Frisch- und die Gesamtwassernutzung (d. h. einschl. der Nutzung von Kreislaufwas-ser) in Russland sind nachfolgend dargestellt.

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Charakteristisch für die Wassernutzung in Russland ist der sehr hohe Grad an Kreislaufwassernut-zung (v. a. in der Industrie, aber auch im kommunalen Bereich, z.B. für Straßenreinigung): dies macht 38% der Gesamtwassernutzung aus. Der wichtigste Wasserabnehmer in Russland ist die Industrie mit 46% des entzogenen Frischwassers bzw. mit 69% der Gesamtwassernutzung (einschl. des Kreislauf-wassers). Weiters folgen die Wassernutzung im Kommunalbereich mit 21% des entzogenen Frisch-wassers bzw. mit 15% der Gesamtwassernutzung und die Landwirtschaft mit 18% des entzogenen Frischwassers bzw. mit 13% der Gesamtwassernutzung. Die Wasserverluste im Rahmen der Ge-samtwassernutzung machen etwa 10% aus.

Wassernutzung (gesamt) in Russland nach Abnehmern, 2004

Verluste:10%

Kreislaufwasser (kommunale

Nutzung):1%

Frischwasser, Industrie:

30%

Frischwasser, Landwirtschaft:

12%

Frischwasser, kommunale Abnehmer:

14%

Kreislaufwasser (Landwirtschaft)

1%

Kreislaufwasser (Industrie):

36%

Wassernutzung gesamt, 2004: 110.872 Mio. m3

Industrie:46%

Kommunale Abnehmer:

21%

Verluste:15%

Land-wirtschaft:

18%

Frischwassernutzung in Russland nach Abnehmern, 2004

Frischwassernutzung, 2004: 72.614 Mio. m3

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 59

1.5.2 Abwasser

Abwasserstruktur nach Reinigungsgrad

In Russland werden 51.330 Mio. m3 Abwasser/Jahr (2004) in die Vorfluter eingeleitet. Damit gelangen jährlich (2004) insgesamt 392.000 t suspendierte Stoffe, 23.300 t Phosphor, 6.600 t Erdölprodukte, 6.100 t Eisen-, Kupfer- und Zinkverbindungen sowie 2.200 t oberflächenaktive Substanzen (z. B. De-tergenten) in die Vorfluter Russlands. Die größte Belastung durch verschmutzte Abwässer wird in den Becken der Flüsse Jenissej, Ob, Lena, Wolga, Amur und der Norddwina gemessen. Nachfolgend ist die Abwasserstruktur im Land nach Reinigungsgrad dargestellt.

Abwasserstruktur nach Reinigungsgrad Russlands, 2004

Parameter Mio. m3/Jahr

Abwasser (eingeleitet in die Vorfluter), davon: 51.330

normativ sauber 30.591

normativ gereinigt 2.204

verschmutzte Abwässer ohne vollständige Reinigung (nach russischen Normen) 18.535

davon nicht gereinigt 3.923

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

Etwa 36% der Abwässer, d.s. 18.535 Mio. m3/Jahr (2004), werden nach russischen Normen ungenü-gend gereinigt. Ihre Struktur ist in der folgenden Tabelle veranschaulicht.

Struktur der Abwässer ohne vollständige Reinigung nach Abwasserkategorien in Russland, 2004

Abwasserkategorie Mio. m3/Jahr l/Einwohner*Tag % der gesamten abge-

leiteten Abwässer

Kommunale Abwässer 11.432 218 62

Industrielle Abwässer 5.664 108 30

Landwirtschaftliche Abwässer 1.283 24 7

Andere Wirtschaftssektoren 156 3 1

Gesamt 18.535 354 100

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

Somit sind die in Russland nicht ausreichend gereinigten (biologisch, einschl. Nährstoffelimination) kommunalen Abwässer mit 62% des Gesamtabwasseraufkommens ein wichtiges Problem im Land. Zwar ist die Pro-Kopf-Menge kommunaler Abwässer im Land mit 218 l/Einwohner*Tag ähnlich dem westeuropäischen Wert von rund 200 l/Einwohner*Tag, aber der Ist-Zustand der Abwasserinfrastruk-tur in Russland entspricht noch nicht dem bestehenden Bedarf (s. Punkt „Kommunale Abwasserent-sorgung“ unten).

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 60

Kommunale Abwasserentsorgung

In Russland sind 97% der städtischen und 76% der ländlichen Bevölkerung an eine zentrale Kanalisa-tion angeschlossen. Dies ist deutlich höher als in anderen GUS- oder osteuropäischen Ländern (im Schnitt 70%). Trotzdem weist die Kapazität des Kanalisationssystems in Russland ein Defizit von mehr als 9 Mio. m3/Tag auf. Die Abwasserentsorgungsnetze im Land haben durchschnittlich 55% ihres technischen Abnutzungsgrads bereits erreicht. Im Jahr 2004 wurden 34.200 km Kanalisationslei-tungen als sanierungsbedürftig eingestuft.

Eine detaillierte Aufstellung des Zustands (Abnutzungsgrads) der Kanalisation nach Gebieten, Regio-nen und Republiken in Russland liegt in der ÖGUT auf.

Das wichtigste Hindernis für die genaue Abschätzung der notwendigen Kapazitäten an Kläranlagen nach Siedlungen ist der Mangel an aktuellen Daten für die bewohnten Gebiete im Land. Die letzten Generalpläne wurden vor 15-20 Jahren erstellt und widerspiegeln nicht mehr den aktuellen Bevölke-rungsstand.

Abwasserstruktur nach Bundesprovinzen

Die Relevanz der kommunalen Abwässer ist auch in der Aufteilung des Gesamtabwasseraufkommens nach Bundesprovinzen erkennbar: im Unterschied zur Abfallwirtschaft, wo die industriellen Regionen Russlands die größte Bedeutung aufweisen, spielen für die Entstehung der Abwässer in Russland ausschließlich jene Provinzen die wichtigste Rolle, die auch die meisten urbanen Zentren einschließen (z.B. die Zentralprovinz, die Nordwestprovinz und die Wolgaprovinz). Die Lage der Bundesprovinzen ist auf der Landeskarte (Kapitel 1.1 Überblick) schematisch dargestellt.

Quelle: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006

Gesamtabwässer in Russland nach Bundesprovinzen, 2004

Sibirienprovinz: 14%

Fernostprovinz: 5%

Zentralprovinz:24%

Nordwestprovinz: 17%

Südprovinz: 13%

Wolgaprovinz: 18%

Uralprovinz:9%

Gesamtabwässer: 51.330 Mio. m3

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 61

Industrielle Abwässer

Die Industrie spielt in Russland die zweitwichtigste Rolle in der Abwasserwirtschaft, insbesondere für die ungenügend gereinigten Abwässer. Ihre Aufteilung nach Industriesektoren ist nachfolgend darge-stellt.

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006; eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Der im Abwasserbereich wichtigste Industriesektor ist die Holzverarbeitungs- und Papierindustrie. Diese ist in der Nordwestprovinz, der Uralprovinz und der Sibirienprovinz konzentriert. Aus diesem Sektor werden jährlich 1.330 Mio. m3 (2004) ungenügend gereinigte Abwässer in die Vorfluter einge-leitet. 69% davon entstehen in nur 10 Unternehmen im Land. Die 2 wichtigsten befinden sich im Ir-kutskschen Gebiet (Sibirienprovinz) und im Archangelskschen Gebiet (Nordwestprovinz), mit jeweils 12,5% (d. s. 166 Mio. m3 /Jahr) und 12,9% (d. s. 172 Mio. m3 /Jahr) der ungenügend gereinigten Ab-wässer aus der Holz- und Verarbeitungsindustrie.

1.5.3 Strategisches Wasserwirtschaftsprogramm

In Russland gibt es zwar nur ein nationales Programm für Umweltschutz, dieses wird aber konsequent umgesetzt. Das Programm enthält auch Zielprogramme für jeden Umweltsektor. Nachfolgend ist das Zielprogramm für den Bereich Wasserwirtschaft für den Zeitraum 2002-2010 zusammengefasst.

Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005: Zielprogramm Wasserwirtschaft Das Zielprogramm ist auf 2 Zeiträume aufgegliedert: 2002-2004 und 2005-2010.

Ziele

- Periode 2002-2004: Errichtung von Küstenschutzanlagen (600 km), Bau von Hochwasserschutzan-lagen (500 km), Bau von Antierosionsanlagen. Die Ziele sind bereits umgesetzt.

Industrieabwässer (ungenügend gereinigt) in Russland nach Sektoren (2004)

23

20

1211

8 8 7 7

4

0

5

10

15

20

25

Holzverarbeitung u.Papierindustrie

Chemische Industrie Elektrizitätswirtschaft Schwarzmetallurgie M aschinenbau u.M etallverarbeitung

Buntmetallurgie Kohleindustrie Erdölverarbeitung alle anderenSektoren

% der ungenügend gereinigten Industrieabwässer

Industrieabwässer (ungenugend gereinigt), 2004: 5.664 Mio. m3/Jahr

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 62

- Periode 2005-2010: Sicherung der Wasserbedürfnisse der Wirtschaft und der Bevölkerung, Verbes-serung des ökologischen und technischen Zustands der Wasserobjekte im Land; Stärkung der Kreislaufwassernutzung und der Wassereinsparung. Der Wasserbedarf im Land bis zum Jahr 2010 soll jenen aus dem Jahr 2000 um nicht mehr als 10% überschreiten.

Der Effekt von der Umsetzung des Programms wird lt. Expertenschätzungen in Russland negative wirtschaftliche Auswirkungen von rund 1.200 Mio. Euro vermeiden.

Maßnahmenplan

Die für die russische Wasser- und Abwasserwirtschaft prioritären Maßnahmen, ihr Umsetzungszeit-raum, der Finanzierungsumfang und die Finanzierungsquellen sind in der folgenden Tabelle zusam-mengefasst.

Die dafür notwendigen Investitionen für den Zeitraum 2002-2010 werden auf insgesamt 748 Mio. Euro geschätzt, davon entfallen auf die Periode 2005-2010 rund 564 Mio. Euro. Die Angaben sind nachfol-gend nach Umsetzungsperioden zusammengefasst.

Maßnahmen und geplante Finanzierung im Bereich der Wasserwirtschaft in Russland, 2002-2010

Maßnahme Gesamt

2002-2010

Mio. Euro

Mio. Euro

2002-2004

Mio. Euro

2005-2010

Staats-budget

Mio. Euro

Bundespro-vinz- und

lokale Bud-gets

Mio. Euro

Außerbud-getäre

Einnahmen

Mio. Euro

Bau von Küstenschutzanla-gen (z. B. gegen Schutz vor Erosion)

118,1 31,6 86,5 10,3 80,0 27,8

Bau von Hochwasser-schutzanlagen (3.000 km)

283,1 62,7 220,3 24,9 191,5 66,7

Errichtung von 1.500 m Leitungen zur Reduktion des Grundwasserspiegels

43,5 12,1 31,4 3,8 29,5 10,3

Erarbeitung von Konzepten zur komplexen Nutzung der Wasserressourcen, Errich-tung von GIS-Systemen für den Monitoring der Was-serwirtschaft

9,2 2,2 7,0 0,8 6,2 2,2

Entwicklung neuer Techno-logien und Anwendung moderner technischer In-strumente für die Wasser-nutzung

22,2 5,5 16,7 1,9 12,3 8,0

Einrichtung eines Normsys-tems für die staatliche Re-gulierung im Bereich der Wasserwirtschaft

1,5 0,4 1,2 0,1 0,9 0,5

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 63

Maßnahmen und geplante Finanzierung im Bereich der Wasserwirtschaft in Russland, 2002-2010

Maßnahme Gesamt

2002-2010

Mio. Euro

Mio. Euro

2002-2004

Mio. Euro

2005-2010

Staats-budget

Mio. Euro

Bundespro-vinz- und

lokale Bud-gets

Mio. Euro

Außerbud-getäre

Einnahmen

Mio. Euro

Erarbeitung wissenschaft-licher Grundlagen für den Bereich der Wasserwirt-schaft

0,9 0,2 0,7 0,1 0,5 0,3

Reinigung der Flusstäler und (1.500 km) der Stau-seeböden

56,6 16,2 40,4 37,0 15,3 4,2

Einrichtung von Wasser-schutzzonen, Begrasung des degradierten Weide-lands

86,1 21,6 64,4 54,6 25,8 5,7

Entwicklung eines Sys-tems zur Kontrolle des Zustands der Wasserob-jekte, Bau neuer hydrome-teorologischen Stationen

24,1 2,4 21,8 14,8 7,7 1,7

Sanierung von Stauseen (Verbesserung der Was-serqualität und -versorgung)

102 28,6 73,7 10,4 68,2 23,6

Gesamt (gerundet) 748 183 564 159 438 151

Quelle: Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005

1.5.4 Strategische Ziele Im Bereich der Wasserwirtschaft sind derzeit (2006) in Russland noch kaum quantitative Ziele festge-legt. Die strategischen Aufgaben bis 2010 sind nachfolgend aufgelistet: - Schutz der Wasserqualität, insbesondere jener der Oberflächengewässer - Schutz der Bevölkerung und der Wirtschaft vor negativen Auswirkungen im Bereich der Wasser-

wirtschaft, z. B. Erosion und Hochwasser - Optimierung des Informationssystems und des Wasserwirtschaftsmonitorings durch Einführung

eines staatlichen Wasser- und Wassernutzungskatasters - Sicherung der staatlichen Kontrolle über den technischen Zustands und die Sicherheit der Was-

serwirtschaftsobjekte - Entwicklung der Normen und der gesetzlichen Rahmenbedingungen für die Wasserwirtschaft - Entwicklung des wissenschaftlichen Potenzials - Sicherung der Umsetzung moderner Technologien im Bereich der Wasserwirtschaft.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 64

1.6 LUFTREINHALTUNG Quellen für das Kapitel: EMEP Datenbank Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005

1.6.1 Luftschadstoffemissionen

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Luftschadstoffemissionen in Russland bis 2003 sowie die Prognose bis 2020.

Quellen: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT Zwischen dem Jahr 1990 und 2000 ist eine deutliche Senkung der CO-, SOx- und NOx-Emissionen zu verzeichnen, die auf den Zusammenbruch der Wirtschaft in Russland nach der politischen Wende 1991/1992 zurückzuführen ist.

Bis zum Jahr 2020 wird eine wesentliche Reduktion der CO-Emissionen erwartet, und zwar um etwa 60% des Wertes aus dem Jahr 1990.

Für die anderen Luftschadstoffe werden keine signifikanten Änderungen der Emissionen bis 2020 prognostiziert. Die NOx-, NH3- und SOx-Emissionen sollen bei ihren Werte des Emissionsniveaus aus dem Jahr 2003 bleiben.

Jährliche Luftschadstoffemissionen in Russland1990-2020

0

20

40

60

80

100

1990 1995 2000 2001 2002 2003 2010* 2020*

kg / Einwohner*Jahr

CO

NH3

NOx

SOx

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 65

1.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen

Nachfolgend sind die wichtigsten Quellen der Luftschadstoffemissionen in Russland für die einzelnen Luftschadstoffe im Jahr 2003 sowie die Prognose für das Jahr 2020 dargestellt. Für die NH3-Emissionen ist keine Abbildung angeführt, da 94% dieser Emissionen nur durch die Landwirtschaft verursacht werden (2003, Prognose 2020).

Quelle: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html Grafik: ÖGUT

Hauptverantwortlich für die CO-Emissionen in Russland im Jahr 2003 waren der motorisierte Straßen-verkehr und die Industrie (jeweils 76% und 18% der gesamten CO-Emissionen). Im Jahr 2020 wird erwartet, dass der motorisierte Straßenverkehr für nur mehr 22% der CO-Emissionen verantwortlich sein wird, dafür wird ein Anstieg der CO-Emissionen in der Landwirtschaft (13% der CO-Emissionen, 2020) erwartet.

Die NOx-Emissionen werden derzeit (2003) großteils durch den Energiesektor (32% der gesamten NOx-Emissionen), den motorisierten Straßenverkehr (31%) und der Industrie (21%) verursacht. Die Emissionsquellen werden auch zukünftig dieselben bleiben, wobei im Jahr 2020 die entscheidende Rolle auf den Straßenverkehr entfallen wird (45% der gesamten NOx-Emissionen). Weiters werden die

Hauptquellen der CO-Emissionen in Russland, 2003

Industrie18%

Straßen-verkehr

76%

Verarbeitung fossiler

Treibstoffe3%

andere2%

Energie1%

Hauptquellen der SOx-Emissionen in Russland, 2003

Energie49%

Industrie34%

andere16%

Straßen-verkehr

1%

Hauptquellen der NOx-Emissionen in Russland, 2003

Straßen-verkehr

31%

Industrie21%

andere16%

Energie32%

Hauptquellen der CO-Emissionen in Russland, 2020

Energie3%

Industrie17%Landwirtschaft

13%

andere42%

Straßen-verkehr

22%

Abfallwirtschaft3%

Hauptquellen der SOx-Emissionen in Russland, 2020

Energie29%

Industrie45%

andere25%

Straßen-verkehr

1%

Hauptquellen der NOx-Emissionen in Russland, 2020

Industrie11% andere

25%

Energie19%

Straßen-verkehr

45%

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Endbericht 2006 66

Energie und die Industrie mit jeweils 19% und 11% den zweit- und drittgrößten Beitrag zu den NOx-Emissionen leisten.

Für die SOx-Emissionen waren im Jahr 2003 ausschließlich der Energiesektor (49% der gesamten SOx-Emissionen) und die Industrie (34%) verantwortlich. Diese Tendenz wird auch in Zukunft beibe-halten, wobei die Rolle der Industrie wachsen wird: im Jahr 2020 wird erwartet, dass die Industrie 45% und der Energiesektor 29% zu den gesamten SOx-Emissionen beitragen werden.

1.6.3 Strategische Ziele

Im Bereich der Luftreinhaltung sind keine strategischen Ziele und direkten Finanzmittel formuliert bzw. vorgesehen, die Zielsetzung lässt sich aber aus anderen Bereichen (z. B. Energiewirtschaft, Industrie) ableiten:

- Verbesserung der ökologischen Normen für die Schadstoffemissionen diffuser Emissionsquellen

- Einführung moderner Abfallverbrennung, Treibstoffaufbereitung und Gasreinigung im Energie- und Industriesektor zur Reduktion der Schadstoffemissionen in die Luft

- Verbesserung der Monitoringsysteme für die Bewertung des Einflusses der stationären Emissi-onsquellen auf die Luftqualität.

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Endbericht 2006 67

1.7 UMWELTFINANZIERUNG Quellen für das Kapitel: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006 Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005 Energiestrategie der Russischen Föderation bis 2020, 2003 Zielprogramm für Energieeffizienz bis 2010, 2001

1.7.1 Umweltausgaben (Stand 2004)

Die Finanzierung von Umweltprojekten in Russland erfolgt im Rahmen des jeweilig aktuellen Födera-len Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland“. Das derzeit gültige Programm umfasst den Zeitraum 2002-2010.

Die jüngsten Daten über die jährlichen Umweltausgaben im Land beziehen sich auf das Jahr 2004. Für die Umsetzung von Umweltprojekten (Kapitalinvestitionen, Umweltmonitoring sowie Forschung und Entwicklung) wurden im Jahr 2004 rund 2,7 Mrd. Euro investiert. Diese wurden zu 17% aus dem Staatsbudget, zu 11% aus den Budgets der Bundesprovinzen und zu 72% durch außerbudgetäre Mittel finanziert.

Etwa die Hälfte der Umweltausgaben im Jahr 2004 (d. s. 1,288 Mrd. Euro) wurde für die Umsetzung von Umweltprojekten im Wirtschaftsbereich investiert, dies ist eine Zunahme von 3,3% im Vergleich zum Jahr 2003. Nachfolgend ist ihre Aufschlüsselung nach Umweltbereichen dargestellt.

Umweltausgaben für die Wirtschaft (alle Unternehmen außer Einpersonenunternehmen) in Russland, 2004

(gerundet)

Umsetzung nach Umweltbereich Mio. Euro % der Finanzierung

Gewässerschutz und Wasserwirtschaft 471 37

Luftreinhaltung 464 36

Bodenschutz 166 13

Abfallwirtschaft (Bau von Behandlungsanlagen und Deponien für Industrieabfälle)

166 13

Schutz und rationale Nutzung der Bodenschätze 12 1,0

Schutz und rationale Nutzung der Wälder 2 0,2

Schutz und rationale Nutzung der aquatischen Fauna 6 0,1

Bewahrung von Schutzgebieten 1 <0,1

Gesamt 1.288 100

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

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Endbericht 2006 68

Von diesen 1,288 Mrd. Euro, welche für die Umsetzung von Umweltprojekten im Wirtschaftsbereich investiert wurden, entfallen 651 Mio. Euro auf die Unternehmen der Industrie. Ihre Aufteilung nach Industriesektoren ist nachfolgend zusammengefasst.

Umweltausgaben für die Industrie in Russland, 2004 (gerundet)

Umsetzung nach Industriesektoren

Mio. Euro % der Finanzierung

Wärmeerzeugung 163 25

Schwarzmetallurgie 156 24

Buntmetallurgie 124 19

Elektrizitätserzeugung 98 15

Chemische Industrie, Erdölindustrie 52 8

alle anderen Industriesektoren 59 9

Gesamt 651 100

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

Die Aufteilung der Umweltausgaben von 651 Mio. Euro nach Umweltbereichen innerhalb der Industrie ist nachfolgend illustriert.

Quelle: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006

Umweltausgaben für die Industrie in Russland, 2004

Luftreinhaltung:48% Gewässerschutz:

30%

Abfallwirtschaft (Bau von Behandlungsanla-gen und Deponien für

nichtindustrielle Abfälle):

4%

Abfallwirtschaft (Bau von Behandlungsanla-gen und Deponien für

Industrieabfälle):2%

andere Umweltprojekte:

<1%

rationale Landnutzung und Landschutz:

16%

Umweltausgaben für die Industrie, 2004: 651 Mio. Euro

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Endbericht 2006 69

Die Hälfte (49%, d. s. 319 Mio. Euro) der Umweltausgaben für die Industrie im Jahr 2004 entfielen auf die Wärmeerzeugung und die Schwarzmetallurgie. Betrachtet nach Umweltbereichen, entfällt der größte Anteil der Umweltausgaben in der Industrie auf die Luftreinhaltung und den Gewässerschutz (jeweils rund 313 Mio. Euro und 195 Mio. Euro).

1.7.2 Nationale Finanzierung von Umweltprojekten Föderales Zielprogramm „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ Die Finanzierung von Umweltprojekten in Russland findet im Rahmen des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ statt. Das Programm ist in zwei Umset-zungszeiträumen aufgeteilt (2002-2004 und 2005-2010). Nachfolgend ist die Aufteilung der finanziel-len Mittel nach Umsetzungszeiträumen und nach Umweltbereichen angeführt.

Föderales Zielprogramm „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ (gerundet)

Umsetzungsperiode Mio. Euro % der Finanzierung

2002-2004 4.957 23

2005-2010 16.677 77

Gesamt 21.634 100

Geplante Umweltausgaben des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ (gerundet)

Umweltbereich Mio. Euro % der Umwelt-

ausgaben

Bodenschätze 8.985 41,5

Verbesserung der Umweltqualität (s. Erläuterung nach der Tabelle)

4.306 19,9

Biodiversität 2.822 13,0

Schutz der Wälder 1.479 6,8

Abfallwirtschaft 1.315 6,1

Schutz der Wolga 1.340 6,2

Gewässerschutz und Wasserwirtschaft 748 3,5

Bewahrung von Schutzgebieten 117 0,5

Schutz des Baikalsees und des Baikalgebiets 371 1,7

Hydrometeorologisches Umweltmonitoring 100 0,5

Entwicklung von GIS-Technologien 51 0,2

Gesamt 21.634 100

Quellen: Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005, eigene Berechnungen

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Endbericht 2006 70

Die Kategorie „Verbesserung der Umweltqualität“ umfasst die Umsetzung von prioritären Maßnahmen in allen Umweltbereichen, gegliedert nach Zielregionen, welche eine besonders unzufrieden stellende Umweltqualität aufweisen. Zu diesen zählen z. B. das Moskauer Gebiet (Zentralprovinz), das Gebiet St. Petersburg (Nordwestprovinz), die südlichen Industrieregionen der Sibirienprovinz, die Zentralregi-onen der Wolgaprovinz sowie der südliche und zentrale Teil der Uralprovinz. Eine Liste mit den ge-planten Umweltmaßnahmen ist in der ÖGUT vorhanden.

Die Finanzierung der Kategorie „Luftreinhaltung“ bis 2010 wird im Rahmen des Föderalen Zielpro-gramms nicht gesondert betrachtet, da sie zum einen Teil in der Kategorie „Verbesserung der Um-weltqualität“ und zum anderen Teil in der Finanzierung der Energiewirtschaft bis 2010 behandelt ist. Finanzierung des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“

Für die Umsetzung des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ sind staatliche Umweltinvestitionen von 21,6 Mrd. Euro geplant. Etwa ein Viertel der Um-weltausgaben im Rahmen des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ wird durch das Staatsbudget finanziert (5.242 Mio. Euro). Rund ein Drittel (6.626 Mio. Euro) werden durch die Budgets der Bundesprovinzen zur Verfügung gestellt. Die restli-chen 45% der notwendigen Mittel werden durch außerbudgetäre Einnahmen abgedeckt. Die Finanzie-rungsstruktur ist nachfolgend angeführt.

Finanzierung des Föderalen Zielprogramms „Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010“ (gerundet)

Finanzierungsquelle Mio. Euro % Finanzierung

Staatsbudget (Kapitalinvestitionen und Umweltmonitoring) 4.841 22

Staatsbudget (Forschung & Entwicklung für den Umweltbereich) 401 2

Budgets der Bundesprovinzen und lokale Budgets 6.626 31

Außerbudgetäre Finanzierungsquellen 9.767 45

Gesamt 21.634 100

Quellen: Föderales Zielprogramm Ökologie und natürliche Ressourcen in Russland 2002-2010, 2005, eigene Berechnungen Das Föderale Zielprogramm wird vom russischen Ministerium für natürliche Ressourcen verwaltet. Die Umsetzung erfolgt in Kooperation mit den einzelnen Bundesprovinzen.

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Endbericht 2006 71

Einnahmen durch Umweltabgaben5

Ein wesentlicher Teil der Einnahmen im Staatsbudget für die Finanzierung von Umweltprojekten im Rahmen des Föderalen Zielprogramms stammt aus Abgaben für Umweltnutzung und –verschmutzung. Die Höhe der Einnahmen durch Umweltabgaben in Russland belief sich im Jahr 2004 auf 17.961 Mio. Euro (2004), dies ist um 50% höher als im Jahr 2003. Nachfolgend ist ihre Struk-tur für das Jahr 2004 abgebildet.

Einnahmen durch Umweltabgaben, –steuern und –strafen in Russland, 2004

Einnahmen durch Umweltabgaben für

Mio. Euro % der Gesamteinnahmen

Erdölgewinnung und -bewirtschaftung

13.115 73

Rohstoffabbau (ohne Erdöl) 2.188 12

Landnutzung 1.401 8

Wassernutzung 341 2

Waldnutzung 323 2

Nutzung der Fauna 198 1

Umweltverschmutzung 395 2

Gesamt 17.961 100

Quellen: Staatsbericht über den Ist-Zustand der Umwelt in Russland im Jahr 2004, 2006, eigene Berechnungen

Der größte Teil (73%) der Einnahmen durch Umweltabgaben in Russland erfolgt durch die Abgaben für Erdölbewirtschaftung. Diese – teilweise außerbudgetäre – Einnahme spielt eine entscheidende Rolle für die Umweltfinanzierung.

Finanzierung der Energiewirtschaft

Im Zeitraum 2002-2020 sollen in der russischen Energiewirtschaft Investitionen in Höhe von insge-samt 801 Mrd. Euro getätigt werden. Davon entfallen etwa 258 Mrd. Euro auf Maßnahmen zur Steige-rung der Energieeffizienz.

Von den 801 Mrd. Euro sollen 187 Mrd. Euro durch außerbudgetäre Mittel (einschl. fremder Investitio-nen) gedeckt werden, der Rest wird auf nationaler (einschl. privatwirtschaftlicher) und regionaler Ebe-ne gesichert.

Die Finanzierungsstruktur der Energiewirtschaft in Russland weist einige wesentliche Unterschiede in der zeitlichen Aufteilung im Vergleich zur Finanzierung von Umweltprojekten auf, z.B. Investitionen bis zum Jahr 2020. Die Aufteilung der Mittel sowie die Finanzierungsquellen sind im Kapitel 1.3.9 Finan-zierung der Energiewirtschaft im Detail dargestellt.

5 Im Unterschied zu den „neuen“ EU-Mitgliedsstaaten und den EU-Beitrittskandidaten existiert in Russland kein gesonderter Umweltfonds. Alle Einnahmen aus den Umweltabgaben fließen in das Staatsbudget ein und werden nachfolgend auf Nutzungsbereiche – einschließlich Umweltschutz – aufgeteilt.

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Endbericht 2006 72

1.7.3 Internationale Finanzierung von Umweltprojekten

- EU-Finanzierung: Technical Assistance to the Commonwealth of Independent States (TACIS-Programm): Förderung des Umweltschutzes und des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen Programminformationen: http://wko.at/eu/eic/tacis.htm in Österreich international: http://europa.eu.int/comm/external_relations/tacis/intro/index.htm

- Umweltprogramm UNEP der UNO: Programminformationen: www.unep.org

- Global Environment Facility (GEF – globaler Umweltfinanzierungsfonds) Informationen: www.gefweb.org

- Weltbank: Informationen: www.worldbank.org/environment

- European Bank for Reconstruction and Development (EBRD): Informationen: www.ebrd.com

- Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD): Informationen: www.oecd.org/department/0,2688,en_2649_33713_1_1_1_1_1,00.html

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Endbericht 2006 73

2. UKRAINE

2.1 ÜBERBLICK

Staatsform: Republik Landesfläche: 603.700 km2 Bevölkerung: 47.425.336 (Juli 2005) Hauptstadt: Kiew Administration: 24 Gebiete (Oblasti), 2 Großstädte mit Status eines Gebiets (Kiew, Sewastopol),

1 autonome Republik (Krim) Nachbarstaaten: Russland, Moldawien, Rumänien, Polen, Weißrussland

Quelle: GeoHive, http://www.geohive.com/cntry/ukraine.php

Quelle: http://enrin.grida.no/maps/large/UA.jpg

2.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik

Wichtigste Institutionen

Die wichtigsten Umweltinstitutionen in der Ukraine sind erst seit Anfang 1992 aufgebaut bzw. neu strukturiert. Dazu zählen: Ministerium für Umweltschutz, Ministerium für Wirtschaft, Ministerium für Landwirtschaftspolitik, Ministerium für Gesundheit, Ministerium für Finanzen, Ministerium für Energie.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 74

Wichtigste Dokumente zur Umweltpolitik

Eine Übersicht der wichtigsten nationalen Dokumente zur Umweltpolitik ist in der Tabelle “Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in der Ukraine” enthalten.

Zusätzlich wird auf den im Dezember 2005 veröffentlichten AWO-Branchenreport „Umwelttechnologie in der Ukraine“ hingewiesen. Dieser bietet eine sehr detaillierte Übersicht über einzelne Umwelttech-nikthemen in der Ukraine. Die vorliegende Studie liefert als Ergänzung die Grundlage für die strategi-sche Unternehmensplanung hinsichtlich projektorientierter Kooperationen zwischen Österreich und der Ukraine. 2.1.2 Die wichtigsten Umweltziele der Ukraine

Die wichtigsten Umweltziele der Ukraine umfassen die Erhaltung der Biodiversität, die Umweltbildung sowie die Gesundheit der Bevölkerung. Die allgemeinen Ziele im Umweltbereich umfassen: - die Anpassung der nationalen Umweltgesetzgebung an die der EU - die Ausarbeitung eines aktuellen Nationalen Umweltaktionsplans sowie intersektoraler Aktionspläne - ihre konsequente Umsetzung.

Die Ausarbeitung detaillierter Umweltziele im Sinne des EU-Umweltacquis ist in der Ukraine derzeit erst am Anfang. Nachfolgend ist eine Zusammenfassung der wichtigsten nationalen Prioritäten nach Sektoren bis 2030 dargestellt.

Klimaschutz und Energiewirtschaft

- Sanierung, Rekonstruktion und Modernisierung von 96% der bestehenden Kohlekraftwerke bzw. Stilllegung veralteter Einheiten

- Sanierung der Energieinfrastruktur und somit Reduktion der Verluste der eingespeisten Elektrizität von etwa 20% (2004) auf 8% (2030)

- Verbesserung des Monitorings sowie Einführung von Energieverbrauchsmessungen

- Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebereich: Reduktion der derzeitigen Wärmeverluste von 20%-50% der eingespeisten Wärme (2004)

- Energieeffizienzmaßnahmen im Wärmeverteilungsbereich: Reduktion der derzeitigen Wärmever-luste von bis zu 30% der eingespeisten Wärme (2004); Erhöhung des derzeitigen Leistungsgra-des von 50% (2004)

- Forcierung der erneuerbaren Energieträger von 4% (2004) auf 35% (2030) des Primärenergie-verbrauchs

- Sanierung der Dnipro-Wasserkraftwerke und Nutzungsdauerverlängerung auf weitere 40 Jahre

- Bau von Wasser- und Pumpenspeicherkraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 7,07 GW

- Errichtung von neuen Wasserkraftwerken auf den Flüssen Tysa und Dnister (Kapazität noch nicht bekannt gegeben)

- Schaffung eines attraktiven Investitionsklimas im Bereich der Kleinwasserkraft

- Rekonstruktion und Wiederinbetriebnahme bzw. Neuerrichtung von Kleinwasserkraftwerken und somit Steigerung der Elektrizitätserzeugung durch Kleinwasserkraftwerke von 325 GWh auf 3,34 TWh

- Entwicklung und Einführung umweltfreundlicher und energieeffizienter Verbrennungstechnologien

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 75

- Energieeffizienzsteigerung bei den Endverbrauchern

- Reduktion des Erdgasverbrauchs für Heizung und Warmwasseraufbereitung um 75% und Ersatz durch Elektrizität

- Nutzung von Grubengas bis auf eine Deckung von 19% des gesamten Primärenergieverbrauchs im Jahr 2030

- Sanierung des Erdgasnetzes: Reduktion der Verluste von 2,8% (2004) auf 2% (2030)

- Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit

- Liberalisierung und Privatisierung des Energiemarkts

- Integration des ukrainischen Energiesystems in das EU-Energiesystem UCTE

- Verlängerung der Nutzungsdauer der bestehenden Atomkraftwerke; Errichtung von neuen Blö-cken (Ryvne, Khmelnitsky) mit einer Gesamtkapazität von etwa 20 GW.

Abfallwirtschaft

- Einführung einer vollständigen Abfallerfassung und flächendeckender getrennter Abfallsammlung

- Entwicklung der technischen Infrastruktur für Abfallentsorgung und Verwertung

- Forcierung der stofflichen Wiederverwertung und des Recyclings (keine Angaben über die zu er-zielenden Verwertungsquoten)

- Abfallverringerung und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen (keine Angaben über die zu erzielenden Abfallmengenreduktionen)

- Entsorgung von 20.000 t veralteter Pestizide

- Sanierung von 7.733 „wilden“ Deponien, einschl. der noch nicht bekannten Anzahl „wilder“ Abla-gerungsstätten für Industrieabfälle, wo rund 1,6 Mrd. t Industrieabfälle abgelagert sind (2005)

- Institutionelle Entwicklung für die Umsetzung der ukrainischen Abfallstrategie und für die Steue-rung des Abfallmanagements

- Definition der Abfallverwaltung und der in der Abfallwirtschaft tätigen Institutionen sowie deren Aufgabenbereiche

- Schaffung des rechtlichen Rahmens des abfallwirtschaftlichen Bereichs

- Einführung von Bestimmungen für ökologisch sichere Nutzung, Transport, Deponierung und Ent-sorgung von Abfällen

- Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften und Normen

- Schaffung von attraktiven Bedingungen für eine Abfallverwertung

- Sicherung der finanziellen Basis der Abfallwirtschaft

- Schaffung einer Umweltbewusstseinsbildung der Bevölkerung.

Wasserwirtschaft

- Einführung einer standardkonformen Wasseraufbereitung: 23% der Bevölkerung sind mit Wasser versorgt, das den Wassergüteparametern nicht entspricht

- Sanierung der Wasserversorgungs– und Abwasserentsorgungsinfrastruktur: die Wasserverluste betragen 45% (2005); 10.900 km Kanalisationsleitungen sind sanierungsbedürftig (2005)

- Bau und Rekonstruktion von kommunalen Kläranlagen: 25% der bestehenden Kläranlagen sind sanierungsbedürftig; 1/3 der kommunalen Abwässer werden nicht gereinigt (2005)

- Optimierung der bestehenden wassersparenden Mechanismen und Einführung von neuen, eben-falls wassersparenden Technologien und Wasserkreislaufsystemen in der Industrie.

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Endbericht 2006 76

- Entwicklung von technologischen Normen für die Wassernutzung und Wasserableitung in den Unternehmen

- Einführung eines informativ-analytischen Kontrollsystems für Wasserqualität - Entwicklung und Einführung eines automatischen Informations- und Messsystems für Hochwasser

in der Tysa Region

Luftreinhaltung

- Reduktion der verwendeten ozonschädigenden Substanzen bis zu einem vollständigen Ausstieg sowie deren Ersatz durch umweltfreundliche Stoffe

- Verbesserung der Monitoringsysteme für die Bewertung des Einflusses der stationären Emissi-onsquellen auf die Luftqualität

- Verbesserung der ökologischen Normen für die Schadstoffemissionen diffuser Emissionsquellen - Einführung von neuen Rauchgasreinigungstechnologien zur Entschwefelung und Entstickung - Einführung moderner Abfallverbrennung, Treibstoffaufbereitung und Gasreinigung im Energie-

und Industriesektor zur Reduktion der Schadstoffemissionen in die Luft.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 77

2.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in der Ukraine

nach Bereichen und Bedeutung geordnet

Titel Inhalt Quelle/Kontakt verfügbar

STRATEGISCHE NATIONALE DOKUMENTE - UMWELT

National report on the state of environment in Ukraine 2002

Umweltsituation in den Regionen, Umweltfinanzie-rung

http://www.menr.gov.ua/index.php?menu_id=44 http://mail.menr.gov.ua/publ/nreport/Nd2002u.pdf

Elektronisch Ukrainisch

Proposed EU/Ukraine Action Plan, 2005

Gesamthafte Zielsetzungen für die Ukraine im Rahmen einer EU-Integration; strate-gische Ziele in Bereichen Transport , Energie, Umwelt

http://www.europa.eu.int/comm/world/enp/pdf/action_plans/Proposed_Action_Plan_EU-Ukraine.pdf

Elektronisch Englisch Ukrainisch

3rd National Report to Conven-tion on Biodiversity (draft) parts 1 and 2, 2005

Biodiversität: regelmäßiger Bericht über die Ist-Situation und die strategischen Ziele

http://www.menr.gov.ua/img/5_1108975713_2004.zip

Elektronisch Russisch Englisch

EU-Ukraine Action Plan, 2006 Strategische Ziele in Hin-sicht auf Kooperation mit der EU und einen EU-Beitritt

Aus dem Publikationsarchiv des Ukrainischen Regierungsportals http://www.kmu.gov.ua/

Elektronisch Ukrainisch Englisch

2nd National Report to Conven-tion on Biodiversity parts 1 and 2, 2004

Biodiversität: regelmäßiger Bericht über die Ist-Situation und die strategischen Ziele

http://www.menr.gov.ua/index.php?detail=1&id=25, http://www.menr.gov.ua/index.php?detail=1&id=26

Elektronisch Ukrainisch Englisch

Report on the implementation progress of the State Pro-gramme of Ukraine's National Environmental Network Devel-opment for Years 2000-2015, 2004

Bericht zum Stand der Entwicklung des nationalen Umweltnetzwerkes

http://www.menr.gov.ua/index.php?detail=1&id=33

Elektronisch Ukrainisch

National report of Ukraine on harmonisation of society’s activity in natural environment, 2003

Integration des Naturschut-zes in der Ukraine im Sinne einer nachhaltigen Entwick-lung

http://mail.menr.gov.ua/publ/specrep/ukrainian.pdf, http://mail.menr.gov.ua/publ/specrep/russian.pdf, http://mail.menr.gov.ua/publ/specrep/english.pdf

Elektronisch Ukrainisch Russisch Englisch

National Environmental Action Plan, 1998

Strategische Ziele im Um-weltbereich (nicht mehr aktuell), soll 2007 neu verfasst werden, falls eine Finanzierung gegeben ist

nicht verfüg-bar

National Environmental Health Action Plan, 1999

Allgemeine Ziele zur Ge-sundheitsvorsorge für die Bevölkerung, angeknüpft an Luftreinhaltung und radioak-tivem Schutz

http://www.who.dk/document/EHP/ukraine.pdf Elektronisch Englisch

Danube pollution reduction programme – national reviews, 1998

Ist-Situation, Maßnahmen und Ziele in der Ukraine zur Verschmutzungsreduktion der Donau

http://mail.menr.gov.ua/publ/specrep/danuba.zip

Elektronisch Englisch

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 78

Titel Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

KLIMASCHUTZ

Nationaler Bericht über den Treibhausgas(THG-)kataster der Ukraine für 2003, 2005

Neuerrechnung der THG-Emissionen von 1990 bis einschl. 2003, Analyse der Wirtschaftssektoren hinsicht-lich ihrer Relevanz für den Klimaschutz

http://www.menr.gov.ua/index.php?detail=1&id=27,

http://mail.menr.gov.ua/publ/specrep/climch03.zip

Elektronisch Russisch

1st national communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1998

Baseline für THG-Emissionen bis einschl. 1995, Prognosen, Redukti-onsmaßnahmen

http://unfccc.int/resource/docs/natc/ukrnc1.pdf

Elektronisch Ukrainisch Englisch

ENERGIEWIRTSCHAFT

Energiestrategie der Ukraine bis 2030, 2004/2005

Ist-Zustand 2005 und Prog-nosen für die Entwicklung der Energiewirtschaft in der Ukraine; erneuerbare Ener-gie und Energieeffizienz

http://mpe.kmu.gov.ua/control/uk/archive/docview;jsessionid=071468F8E6714B2BF8010F2E3DF32C8E?typeId=36172

Elektronisch Ukrainisch Russisch

Programm für staatliche Unter-stützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken, 2002

Potenziale und Ziele für die Nutzung erneuerbarer Ener-gie bis 2030

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Nutzung alternativer Energie-träger: Perspektiven der Mo-dernisierung des nationalen Bestands an Dampfkessel und Gasturbinen, Programmdoku-ment, 2005

Gasturbinen-Kraft-Wärme-Kopplung als Priorität für Effizienzerhöhung bei der Nutzung der kalorischen Energieressourcen in der Ukraine

http://www.necin.gov.ua/rus/netradic_energy/gazoturbina.htm

Elektronisch Russisch

Programm für staatliche Unter-stützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken, 1997, rev. 2000

Wege zur Erhöhung der Nutzung erneuerbarer Ener-gie auf 8-10% des Primär-energieverbrauchs in 2010

Zusammenfassung in http://www.necin.gov.ua/rus/netradic_energy/intensification.htm

Elektronisch Ukrainisch Zusammen-fassung: Elektronisch Russisch

Vorschläge für die Energiestra-tegie der Ukraine, Programm-dokument, 2002

Vorschläge für die zukünfti-ge Energiestrategie: Inhalte, strategische Entwicklung

http://www.necin.gov.ua/rus/energetika/strategy.htm

Elektronisch Russisch

Wege zur Intensivierung der Entwicklung der alternativen und erneuerbaren Energieträ-ger in der Ukraine, Programm-dokument, 1999

Vorhandene Potenziale und Möglichkeiten für eine ver-stärkte Entwicklung der alternativen und erneuerba-ren Energieträger

http://www.necin.gov.ua/rus/netradic_energy/intensification.htm

Elektronisch Russisch

Prozess der Erfüllung des Programms für Energieeinspa-rung in einzelnen Regionen der Ukraine (Donetzk, Luganskaja, Sewastopol, Odessa, Sumska-ja, Tscherkask, Tschernovitzk), Programmanalyse, 2001/2002

Analyse der Erfüllung der Energieeinsparziele in 7 Regionen der Ukraine bis 2005

http://www.necin.gov.ua/rus/energetika/program_reg.htm

Elektronisch Russisch

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 79

Titel Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

WASSERWIRTSCHAFT

Nationales Programm „Trink-wasser in der Ukraine“ für den Zeitraum 2006-2020, 2005

Strategische Ziele und Maßnahmen im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Programm für die Entwicklung des Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystems, 1997

Maßnahmen und Kosten für die Verbesserung der Was-serversorgungs- und Ab-wasserentsorgungsinfra-struktur

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Nationales Programm für Verbesserung der ökologi-schen Situation und für Erhö-hung der Trinkwasserqualität im Dnipro-Becken, 1997

Maßnahmen im Bereich der Wasserversorgung und Abwasserentsorgung

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Nationales Programm für Umweltschutz in der Region des Schwarzen und des Asow-schen Meeres, 2001

Maßnahmen für Naturschutz in den Regionen des Schwarzen und des Asow-schen Meeres

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

ABFALLWIRTSCHAFT

Abfallstrategie der Ukraine für den Zeitraum 2005-2011

Strategische Programmziele und Maßnahmen für die ukrainische Abfallwirtschaft

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Programm für den Umgang mit festen Hauhaltsabfällen für den Zeitraum 2005-2011

Strategische Programmziele und Maßnahmen für die ukrainische Abfallwirtschaft

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

Konzept des Ministerkabinetts der Ukraine für ein Zielpro-gramm für Abfallverwertung und -recycling bis 2025

Strategische Maßnahmen für Abfallverwertung, Kosten und Finanzierung

Ukrainisches Ministerium für Umweltschutz, persönliche Übermittlung

Elektronisch

Ukrainisch

UMWELTFINANZIERUNG

Convergence with EU envi-ronmental legislation in Eastern Europe, Caucasus and Central Asia: a Guide, 2003

Kosten für Anpassung an den EU-Umweltacquis

http://europa.eu.int/comm/environment/enlarg/pdf/convergence_guide_en.pdf

Elektronisch Russisch Englisch

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 80

2.2 KLIMASCHUTZ Quellen für das Kapitel: Nationaler Bericht über den THG-Kataster der Ukraine für 1990-2003, 2005 1st National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998

2.2.1 Kyoto-Protokoll

Die Ukraine hat das UNFCCC im Jahr 1992 unterzeichnet und im Jahr 1997 ratifiziert. Ihre “First Nati-onal Communication to the UNFCCC“ hat sie im Jahr 1998 eingereicht. Das Land hat das Kyoto-Protokoll im Jahr 1999 unterzeichnet und im Jahr 2004 ratifiziert. Als Basisjahr für die anthropogenen Treibhausgas(THG)-Emissionen wird das Jahr 1990 herangezogen. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls wurde für die Ukraine kein Reduktionsziel für die THG-Emissionen bezogen auf das Basisjahr für die erste Reduktionsperiode (2008-2012) festgelegt: die erzielte THG-Emissionsreduktion in diesem Zeit-raum bezieht sich auf die durchschnittliche Nichtüberschreitung des 1990-Emissionsniveaus. Aller-dings berücksichtigt die Ukraine die Umsetzung von Maßnahmen für eine weitgehende THG-Emissionsreduktion bereits bei der Prognostizierung der THG-Emissionsbasislinie bis 2015.

2.2.2 THG-Emissionsquellen

Die jüngsten verfügbaren Daten über die THG-Emissionen in der Ukraine beziehen sich auf das Jahr 2003. Nachfolgend ist die Aufteilung der Netto-THG-Emissionen6 nach Gasen in der Ukraine für die Periode 1990-2003 sowie ihre Aufteilung nach Wirtschaftssektoren im Jahr 2003 abgebildet.

Quellen: Nationaler Bericht über den THG-Kataster der Ukraine für 1990-2003 (2005); eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT 2006

Der Rückgang des Anteils der CO2-Emissionen an den gesamten Netto-THG-Emissionen im Vergleich zum relativen Anstieg der CH4-Emissionen im Zeitraum 1990-2003 ist nicht durch eine gezielte Reduk-tion der CO2-Emissionen in der Ukraine bedingt, sondern durch den bis heute noch nicht vollständig 6 Die Netto-THG-Emissionen berücksichtigen, dass ein Teil der gesamten (d.h. Brutto-)CO2–Emissionen durch die grüne Bio-masse (z.B. Wälder) gebunden wird. In der Ukraine ist diese CO2-Bindung für eine Reduktion der Brutto-THG-Emissionen um 6,1% verantwortlich.

Aufteilung der Netto-THG-Emissionen (Baseline) nach Gasen in der Ukraine, 1990-2005

0

10

20

30

40

50

60

70

80

1990 1995 2000 2005

%

CO2

CH4

N2O

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 81

überwundenen Zusammenbruch (1992) der Energieerzeugung, der Industrie und des stagnierten mo-torisierten Verkehrs. Die überwiegenden CH4-Emissionen in demselben Zeitraum liegen ausschließ-lich am konstant gebliebenen Anteil der flüchtigen CH4-Emissionen aus dem Erdöl- und Erdgassektor, verursacht v.a. durch Verluste in der veralteten Verarbeitungs- und Verteilungsinfrastruktur, sowie durch den Verlust von Grubengas in der Kohleförderung.

Nachfolgend ist die Aufteilung der Netto-THG-Emissionen in der Ukraine nach Wirtschaftssektoren im Jahr 2003 abgebildet.

Quellen: Nationaler Bericht über den THG-Kataster der Ukraine für 1990-2003 (2005); eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT 2006

In der Ukraine wurden im Jahr 2003 rund 58% der netto-THG-Emissionen von nur 3 Wirtschaftssekto-ren verursacht. Die wichtigste Quelle der CO2- und CH4-Emissionen und somit der THG-Gesamtemissionen ist die Verbrennung fossiler Brennstoffe in der Metallurgie und in der Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung: rund 18% der Netto-THG-Gesamtemissionen entfallen auf die Verbrennung fossiler Brennstoffe für die Gusseisen- und Stahlherstellung, etwa 17% für die Elektrizitäts- und Wär-meerzeugung, und etwa 8% für Heizzwecke im Wohnbereich. Einen wesentlichen Anteil (13,9%) wei-sen die Erdgasverluste von den Transitgasleitungen und von der Entweichung des Grubengases7 auf. Alle anderen 19 Wirtschaftssektoren verursachen jeweils weniger als 5% der Netto-THG-Gesamtemissionen. Auf den Verkehrssektor entfallen beispielsweise nur 1,9%. Diese Situation erklärt sich durch die Tatsache, dass insbesondere im Rahmen der ehemaligen UdSSR neben der Getreide-produktion als wirtschaftlicher Schwerpunkt die Forcierung der Schwerindustrie (insbesondere der Metallurgie) der Ukraine zugeteilt wurde. Diese wird auch heute als eine der Zukunftsbranchen im Land gesehen. Die wichtigsten N2O-Emittenten im Jahr 2003 waren die Landwirtschaft (72% der N2O-Emissionen) und die chemische Industrie (21% der N2O-Emissionen). Da aber ihr Anteil an den gesamten Netto-THG-Emissionen jeweils unter 4% liegt, sind beide Sektoren für die Netto-THG-Gesamtemissionen nicht von Relevanz.

7 s. Kapitel 2.3.4 Nutzung fossiler Energieträger – Grubengas

Aufteilung der Netto-THG-Emissionen in der Ukraine nach Sektoren, 2003

Verbrennung fossiler Brennstoffe für

Elektrizitäts- und Wärmeerzeugung:

16,9%

Erdgasverluste bei den Transitgasleitungen durch die Ukraine:

13,9%

Verbrennung fossiler Brennstoffe für Gußeisen- und

Stahlproduktion: 18,3%Verbrennung fossiler

Brennstoffe im Wohnbereich für

Heizzwecke: 8,4%

alle anderen Wirtschaftssektoren

42,5%(jeweils <5%)

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 82

Zu den wichtigsten CH4-Emittenten zählen die Energie mit den flüchtigen Brennstoffemissionen (84% der CH4-Emissionen bzw. 34% der Netto-THG-Emissionen im Jahr 2003) und die Abfallwirtschaft (8% der CH4-Emissionen). Letztere ist mit einem Anteil an den Netto-THG-Gesamtemissionen von etwa 3% nicht von Bedeutung.

2.2.3 THG-Baseline und alternative Szenarien

Im Basisjahr 1990 betrugen die anthropogenen Netto-THG-Emissionen 939,3 Mio. t CO2-Äquivalente, und 470,7 t CO2-Äquivalente im Jahr 2003. Prognosen über die Emissionsentwicklung der einzelnen Treibhausgase bis 2015 wurden zwar in der „First National Communication to the UNFCCC“ erarbei-tet, die Revidierung der Methodik im Jahr 2005 im Rahmen des „Nationalen Berichts über den THG-Kataster der Ukraine für 1990-2003“ (2005) hat sie aber als ungenau eingestuft. Daher ist die Emissi-onsentwicklung für die einzelnen Treibhausgase nur bis 2005 dargestellt. Die prognostizierte Entwick-lung der netto-THG-Baseline bis 2015 beruht auf Schätzungen aus den Originaldokumenten.

Bemerkungen: Die Werte für den Zeitraum 2003-2005 sind linear extrapoliert. Die Werte für die Jahre 2010 und 2015 sind Schätzungen aus den Quelldokumenten.

Quellen: Nationaler Bericht über den THG-Kataster der Ukraine für 1990-2003 (2005); eigene Berechnungen; 1st National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998 Grafik: ÖGUT 2006

Der starke Rückgang der Netto-THG-Emissionen im Zeitraum 1990-2000 ist durch den wirtschaftli-chen Zusammenbruch nach der Wende (Dezember 1991) bedingt. Mit der seit 2000 beginnenden Erholung der Wirtschaft geht auch ein entsprechender Anstieg der gesamten Netto-THG-Emissionen einher. Derzeit liegen sie noch unterhalb von 46% der gesamten Netto-THG-Emission im Basisjahr.

Die Prognose über die gesamten Netto-THG-Emissionen (Baseline und alternative Szenarien) bis zum Jahr 2015 basiert auf Prognosen über die ukrainische Wirtschaftsentwicklung (insbesondere der Me-tallurgie und des Energiesektors). Obwohl die Ukraine im Rahmen des Kyoto-Protokolls ihre jährlichen Netto-THG-Emissionen im Schnitt auf dem Emissionsniveau vom Basisjahr 1990 halten darf, berück-sichtigt bereits die geschätzte Entwicklung der Netto-THG-Baseline bis 2015 die Einführung von Ener-gieeinspar- und Energieeffizienzmaßnahmen sowie eine Modernisierung der Industrie. Eine Liste aller

Netto-THG-Emissionen in der Ukraine, 1990-2015

0

200

400

600

800

1.000

1990 1995 2000 2005 2010* 2015*

Mio. t CO2-Äq./a

Baseline

wirtschaftlichoptimistischesSzenario wirtschaftlichpessimistischesSzenarioCO2 Baseline

CH4 Baseline

N2O Baseline

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 83

notwendigen Maßnahmen und deren Einsparpotenziale für den Zeitraum 1985-2015 existiert bereits8. Falls in diesem Zeitraum alle Maßnahmen gleichzeitig umgesetzt werden würden, würden im Jahr 2015 die Netto-THG-Emissionen im Land 589,3 Mio. t CO2-Äquivalente (63% des 1990-Basisjahrwertes) betragen. Da dieses Szenario unrealistisch erscheint, wird angenommen, dass durch die Umsetzung einzelner prioritärer Maßnahmen die netto-THG-Emissionen im Jahr 2015 etwa 85% des 1990-Basisjahrwertes betragen werden. Allerdings gibt es derzeit noch keine Angaben, welche Maßnahmen als prioritär betrachtet werden sollen.

Sowohl das Baseline-Szenario als auch die zwei weiteren möglichen Szenarien für die Entwicklung der Netto-THG-Emissionen bis 2015 betrachten die Schwerindustrie, die Landwirtschaft und die Dienstleistungsbranche als wichtigste Sektoren mit zukünftiger Exportorientierung. Auch diese zwei weiteren möglichen Szenarien berücksichtigen die Umsetzung von Energieeinspar- und Energieeffi-zienzmaßnahmen sowie die Modernisierung der Industrie, allerdings ohne diese Maßnahmen zu spe-zifizieren. Beim wirtschaftlich optimistischen Szenario, welches von einer raschen Erholung der Wirt-schaft ausgeht, wird erwartet, dass die Netto-THG-Emissionen im Jahr 2015 etwa 90% des 1990-Wertes betragen werden (rund 686 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr). Beim wirtschaftlich pessimistischen Szenario, bei welchem von einem schwächeren wirtschaftlichen Wachstum bis 2015 ausgegangen wird, würden die Netto-THG-Emissionen im Jahr 2015 etwa 73% vom 1990-Wert betragen.

8 s. Kapitel 2.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 84

2.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion

In den nachfolgenden Tabellen sind alle Maßnahmen für eine maximale Netto-THG-Emissionsreduktion (d.h. bei Ausschöpfung aller theoretischen Potenziale) sowie die entsprechend notwendigen Investitionen für den Zeitraum 1998-2015 dargestellt. Die notwendigen Gesamtinvestiti-onen für diesen Zeitraum betragen rund 6.370 Mrd. Euro und sollen eine Gesamteinsparung von THG-Emissionen in Höhe von etwa 6 Mrd. t CO2-Äquivalenten ermöglichen. Damit ergibt sich im Schnitt eine notwendige jährliche Investition von etwa 1.060 Euro/t CO2-Äquivalente.

In der Periode 1998-2005 ist noch keine wesentliche Umsetzung von Maßnahmen zur Netto-THG-Emissionen in der Ukraine vollzogen worden. Damit werden sich die notwendigen Jahresinvestitionen und dadurch die jährliche THG-Emissionsreduktion in den nächsten Jahren ändern, je nachdem, in welchem Jahr die Umsetzung beginnt.

Die nachfolgende Tabelle gibt einen Überblick über die möglichen Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion nach Sektoren in der Ukraine bis 2015.

Notwendige Investitionen zur THG-Emissionsreduktion nach Sektoren in der Ukraine bis 2015

Sektor

Jährliche THG-Einsparung 1998-2015,

Mio. t CO2-Äquiv./Jahr

Jährliche Investition 1998-2015,

Mio. Euro/Jahr

Monitoring des Energieverbrauchs 17,2 1.655

Industrieprozesse 7,5 2.777

Energieeinsparung 325,7 345.200

Gesamt pro Jahr 350,4 374.627

Quelle: 1st National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998; eigene Berechnungen

Erwartungsgemäß bietet der Sektor „Energieeinsparung“ die größten Potenziale für eine THG-Emissionsreduktion und weist zugleich auch den größten Investitionsbedarf auf. Eine detaillierte Über-sicht über die einzelnen Maßnahmen in diesem Sektor ist in den nachfolgenden Tabellen angeführt.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 85

Energieeinsparung und notwendige Investitionen zur THG-Emissionsreduktion in der Ukraine bis 2015

Maßnahme

Jährliche THG-Einsparung 1998-2015,

Mio. t CO2-Äquiv./Jahr

Jährliche Investition 1998-2015,

Mio. Euro/Jahr

Energieeinsparung: 325,7 345.200

davon transsektoral (gesamt): 56,2 24.995

Ausrüstung für energieeffiziente Beleuchtung 4,9 159

Optimierung der motorgetriebenen Maschinen 26,5 1.682

effiziente Verbrennung von leistungsschwachem Treibstoff

1,3 3.509

Optimierung der Wärmeversorgungssysteme 10,8 10.356

Verwertung von sekundären Energieressourcen 12,7 9.289

Quelle: 1st National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998; eigene Berechnungen

Die transsektoralen Maßnahmen weisen mit etwa 17% des jährlichen THG-Emissionsreduktionspotenzials im Sektor „Energieeinsparung“ im Vergleich zu den sektoralen Maß-nahmen eine untergeordnete Rolle auf. Von den transsektoralen Maßnahmen besteht die größte THG-Emissionsreduktion in der Optimierung der motorgetriebenen Maschinen (26,5 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr), womit gleichzeitig geringe Investitionen (63,5 Euro/t CO2-Äquivalente) verbunden sind. Damit sollte diese innerhalb der transsektoralen Maßnahmen als optimal für eine Umsetzung empfohlen werden. Die zwei weiteren Maßnahmen (Optimierung der Wärmeversorgungssysteme und Verwertung von sekundären Energieressourcen), welche in Summe nahezu dasselbe Reduktionspo-tenzial der THG-Emissionen (23,5 Mio. t CO2-Äquivalente/Jahr) ergeben, sind hingegen mit ver-gleichsweise hohen Investitionen verbunden (836 Euro/t CO2-Äquivalente).

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 86

Energieeinsparung und notwendige Investitionen zur THG-Emissionsreduktion in der Ukraine bis 2015

Maßnahme Jährliche THG-

Einsparung 1998-2015,

Mio. t CO2-Äquiv./Jahr

Jährliche Investition 1998-2015,

Mio. Euro/Jahr

Energieeinsparung: 325,7 345.200

davon sektoral (gesamt): 269,5 320.205

Energieeinsparung im Sektor Fossile Energie-träger & Energie (gesamt):

35,5 5.429

Optimierung der Energieerzeugungskapazitäten; Technologieoptimierung

30,8 k.A.

Hocheffizientes Erdgasversorgungssystem 2,6 2.317

moderne Kohleförderungstechnologien 2,1 3.112

Energieeinsparungen in Industrie (gesamt): 76,9 116.789

in der Metallurgie 19,4 26.480

im Maschinenbau 6,3 11.258

in der chemischen Industrie 8,6 11.587

in der Baustoffindustrie 6,7 4.436

in der Nahrungsmittelindustrie 13,4 8.276

in anderen Industriezweigen 22,4 54.752

im Bausektor 0,9 861

in der Landwirtschaft 11,2 15.232

im Wohnbereich 24,3 10.263

im Verkehrssektor 20,5 36.422

Alternative Ressourcen9 42,9 112.599

Verringerung der CH4-Emissionen in der Kohle-förderung

14,9 4.492

Treibstoffumstieg (Benzin -> Erdgas) 1,9 4.637

Verringerung der Verluste im Erdgasnetz 29,4 64

Abfallwirtschaft 11,1 13.416

Quelle: 1st National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1998; eigene Berechnungen 9 elektromechanische Generatoren, magnethydrodynamische Generatoren, Thermokernkraftwerke, Kraft-Wärme-Kopplung, sekundäre Energieträger, etc.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 87

Unter den sektoralen Maßnahmen entfallen erwartungsgemäß die größten THG-Einsparpotenziale auf die Sektoren „Industrie“ und „Fossile Energieträger und Energie“. Diese Maßnahmen sind allerdings mit einem vergleichsweise sehr hohen Investitionsbedarf verbunden.

Im Sektor „Fossile Energieträger und Energie“ ist die „Optimierung der Technologien und der Energie-erzeugungskapazitäten“ die wichtigste Maßnahme, welche knapp 10% des Potenzials des gesamten Sektors „Energieeinsparung“ ausmacht. Allerdings sind die notwendigen Investitionen für ihre Umset-zung derzeit nicht bekannt. Es kann aber davon ausgegangen werden, dass sie zu den investitionsin-tensivsten Maßnahmen zu zählen sind.

Im Sektor „Energieeinsparungen in der Industrie“ sind die Metallurgie und die Nahrungsmittelindustrie mit jeweils 6% und 4% des THG-Einsparpotenzials des Sektors „Energieeinsparung“ die wichtigsten Einzelbranchen. Die anderen Industriezweige weisen gemeinsam 30% des sektoralen THG-Einsparpotenzials auf. Die notwendigen Investitionen für die Umsetzung der THG-Einsparmaßnahmen in der Industrie sind vergleichsweise hoch (>1.300 Euro/t CO2-Äquivalente). Unter den restlichen Wirtschaftssektoren ist die Verringerung der Verluste im Erdgasnetz mit 9% des THG-Einsparpotenzials des Sektors „Energieeinsparung“ und einem Investitionsbedarf von 2 Euro/t CO2-Äquivalente die wichtigste Maßnahme. Daher soll sie in der Umsetzung höchste Priorität genie-ßen.

Die Energieeinsparung im Wohnbereich folgt als zweitwichtigster Bereich. Mit knapp 8% des gesam-ten THG-Einsparpotenzials des Sektors „Energieeinsparung“ und notwendigen Investitionen von 422 Euro/t CO2-Äquivalente sollen die Maßnahmen im Wohnbereich ebenfalls als prioritär für die Umset-zung eingestuft werden.

An dritter Stelle folgt die Verringerung der CH4-Emissionen in der Kohleförderung mit knapp 5% des gesamten THG-Einsparpotenzials des Sektors „Energieeinsparung“ und einem relativ niedrigen Inves-titionsbedarf von 301 Euro/t CO2-Äquivalente. Somit soll der Einschränkung von THG-Emissionen, verursacht durch die Entweichung von Grubengas, eine bedeutende Rolle zuerkannt werden. Dieses Thema ist unter Kapitel 2.3.4 Nutzung fossiler Energieträger – Grubengas betrachtet worden und wur-de auch im AWO-Branchenreport „Umwelttechnologie in der Ukraine“ (2005) detailliert dargestellt. Die „Nutzung alternativer Energieressourcen“ weist das größere THG-Einsparpotenzial auf (13% des gesamten THG-Einsparpotenzials des Sektors „Energieeinsparung“). Dieser Bereich ist aber nicht nur sehr investitionsintensiv (2.625 Euro/t CO2-Äquivalente), sondern schließt auch die Nutzung von Atomkraft mit ein. Die Nutzung alternativer Energieressourcen soll daher aufgeschlüsselt nach erneu-erbarer Energie, Kraft-Wärme-Kopplung und Atomkraft erfolgen. Über die notwendigen Investitionen für die verstärkte Nutzung von Kraft-Wärme-Kopplung liegen derzeit keine Schätzungen vor. Die Nut-zung erneuerbarer Energie wird im Kapitel 2.3.6 Erneuerbare Energie untersucht. Weiters soll angemerkt werden, dass der geplanten Reduktion der THG-Emissionen in der Ukraine die angestrebte Entwicklung im Energiesektor (Energiestrategie der Ukraine bis 2030) teilweise entge-gengewirkt (s. Kapitel 2.2 Energie). Obwohl das Land auch den Ausbau der erneuerbaren Energie und die Steigerung der Energieeffizienz anvisiert, sieht die ukrainische Energiewirtschaft zukünftig eine forcierte Nutzung vor allem der eigenen Kohlereserven und gleichzeitig eine Reduktion der Erd-gasnutzung vor. Grund dafür ist das Ziel, die Abhängigkeit der Ukraine von ausländischen Energieträ-

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 88

gerimporten (Erdöl, Erdgas) zu verringern. Allerdings mangelt es derzeit noch an einer vollständigen Abstimmung unter den nationalen sektoralen und transsektoralen Programmen und Strategien.

2.2.5 Umsetzung von Joint-Implementation-Projekten

(Quellen für dieses Unterkapitel: persönliche Mitteilung, DI Sasha Eichberger, Kommunalkredit Public Consulting, 25.04.2006, persönliche Mitteilung, Dr. Gertraud Wollansky, Lebensministerium, Abteilung V/4: Immissions- und Klimaschutz, 27.04.2006)

Im Februar 2006 wurde in der Ukraine der Ablauf für die Umsetzung von Joint-Implementation (JI)-Projekten vom Umweltministerium festgelegt. Dieses sieht als ersten Schritt die Einreichung einer Project Idea Note durch den Antragsteller im ukrainischen Umweltministerium vor. Nach positiver Be-wertung durch das Ministerium wird dem Antragsteller zuerst ein „Letter of Enforcement“ und danach ein „Letter of Approval“ erteilt. Damit kann mit der Projektdurchführung begonnen werden.

Derzeit (April 2006) ist das Emissionshandelverfahren für die durch das Projekt generierten Emission Reduction Units (ERUs) noch nicht festgelegt, obwohl die Ukraine ein sehr großes Interesse dafür signalisiert hat. Das baldige Unterschreiben eines Memorandum of Understanding z.B. mit Österreich, welches den Emissionshandel mit den ERUs regeln wird, wird seitens der Ukraine als prioritär einge-stuft. Von österreichischer Seite besteht ebenfalls ein großes Interesse an einem bilateralen Memorandum of Understanding. Derzeit werden aber die Verhandlungen durch die Umstrukturierung und personelle Änderungen in den ukrainischen Behörden verzögert. Daher gibt es noch keine verbindlichen Fristen für den Abschluss der Verhandlungen. Ein bilaterales Memorandum of Understanding ist lt. Auskunft des Lebensministeriums (April 2006) zwar für die Umsetzung von JI-Projekten in der Ukraine nicht unbedingt notwendig, es würde aber das Prozedere wesentlich erleichtern.

2.2.6 Strategische Ziele

Da die wichtigsten Ziele im Klimaschutzbereich mit jenen der Energiewirtschaft der Ukraine eng ver-bunden sind, werden diese für beide Bereiche im Kapitel Energie, 2.3.10 Strategische Ziele, aufgelis-tet.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 89

2.3 ENERGIEWIRTSCHAFT Quelle für das Kapitel, soweit nicht anders angegeben: Energiestrategie der Ukraine bis 2030, 2005

2.3.1 Struktur des Primärenergieverbrauchs

Die Ukraine verfügt über wesentliche Kohle- und Uranreserven. Für Erdöl und Erdgas ist das Land aber auf Importe angewiesen: 60% des Energiebedarfs werden durch importierte Energieträger ge-deckt. Weiters ist die Energiewirtschaft der Ukraine durch veraltete Energieinfrastruktur, geringe Ener-gieeffizienz und negative Auswirkungen auf die Umwelt gekennzeichnet.

Die Struktur des Primärenergieverbrauchs in der Ukraine (2004) sowie die prognostizierte Entwicklung bis 2030 sind nachfolgend dargestellt. Für das Jahr 2030 sind zwei Szenarien angeführt. Szenario 1 basiert auf die ukrainische Energiestrategie bis 2030, Szenario 2 auf die nationalen Programme für Nutzung erneuerbarer Energie und für Grubengasverwertung bis 2030.

Primärenergieverbrauch in der Ukraine in % und PJ10

Jahr

Energieträger

2004 2030

Szenario 1

2030

Szenario 2

Erdgas 41% 19% 19%

Kohle 19% 33%

Erdöl 19% 11%

Atomkraft 17%

30%

Wasserkraft 4% 37%

15%

andere erneuerbare Energie 0% 0% 17%

Grubengas 0% 0% 19%

Gesamt (%) 100% 100% 100%

Gesamt (PJ) 9.768 12.913 12.913

Anmerkungen: Für die Einzelnutzung von Atom- und Wasserkraft im Jahr 2030 (Energiestrategie) sowie für die Einzelnutzung von Kohle-, Erdöl- und Atomkraft (Programm für die Entwicklung von erneuerbarer Energie) liegen keine Daten vor. Szenario 1 basiert auf die Energiestrategie der Ukraine bis 2030; Szenario 2 basiert auf das Programm für staatliche Unterstützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken sowie auf Programmdokumenten über die geplante Nutzung von Grubengas

Quellen: Energiestrategie der Ukraine bis 2030, Programm für staatliche Unterstützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken, eigene Berechnungen 10 1 Peta-Joule (PJ) = 1*1015 Joule

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 90

Im Jahr 2004 betrug der Primärenergieverbrauch in der Ukraine 9.768 PJ. Dieser wird fast zur Hälfte durch Erdgas gedeckt, gefolgt von Kohle, Erdöl und Atomkraft in nahezu gleichen Anteilen. Wasser-kraft und andere erneuerbare Energieträger spielen in der Ukraine derzeit noch keine wesentliche Rolle. Etwa 11% des Primärenergieverbrauchs entfallen auf die Wärmeerzeugung, weitere 7% auf die Elekt-rizitätserzeugung. Der Rest wird ausschließlich in der Industrie (v.a. in der Metallurgie) sowie in der Landwirtschaft und im motorisierten Verkehr verbraucht. Derzeit liegen keine Daten über eine detail-lierte sektorale Aufschlüsselung des Primärenergieverbrauchs vor. Ebenfalls nicht bekannt ist der Anteil der Kraft-Wärme-Kopplung im Energiebereich.

Schätzungen in der Energiestrategie der Ukraine bis 2030 gehen davon aus, dass sich der Primär-energieverbrauch in 2030 auf etwa 12.900 PJ erhöhen wird. Gleichzeitig sollen die Energieträgerim-porte um 40% reduziert werden. Diese Reduktion soll lt. der Energiestrategie der Ukraine bis 2030 ausschließlich durch verstärkte Nutzung der eigenen Energieträgerreserven (vor allem Kohle, Erdgas, Erdöl und Atomkraft, und weniger durch erneuerbare Energie) sowie durch die Umsetzung von Ener-giespar- und Energieeffizienzmaßnahmen kompensiert werden.

Andere nationale Programme, wie z.B. das Programm für staatliche Unterstützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken, sehen hingegen eine verstärkte Ausschöpfung der Potenziale für erneuerbare Energie als Schwerpunkt für die Deckung des Energiebedarfs vor. Sollten alle geplanten Maßnahmen im Bereich der erneuerbaren Energie, der Energieeffizienz und der Grubengasnutzung bis 2030 umgesetzt werden, wäre der Primärenergieverbrauch von rund 12.900 PJ in der Ukraine im Jahr 2030 maßgeblich durch eigene und dabei großteils umweltfreundliche Ener-gieträger gedeckt (Wasserkraft, andere erneuerbare Energieträger, Grubengas). Die Umsetzung die-ses Szenarios ist aber insofern wenig realistisch, da die Umweltfinanzierung der Ukraine die dafür notwendigen Investitionen allein nicht abdecken könnte. Somit ist die Bedeutung fremder Mittel im Rahmen von internationalen Kooperationen (z.B. in Form von JI-Projekten) entscheidend für eine tatsächliche Umsetzung dieser Ziele.

Ein derzeit noch ungelöstes Problem ist die geringe Abstimmung einzelner strategischer Programme im Energiebereich der Ukraine. Teilweise widersprechen sich die Energiestrategie und die Programme für Nutzung erneuerbarer Energie und für Steigerung der Energieeffizienz hinsichtlich der Zielsetzung (Nutzung von Atomkraft und fossiler Energieträger vs. Nutzung erneuerbarer Energie). Es kann emp-fohlen werden, im Interesse einer nachhaltigen Energiewirtschaft und einer effizienten Reduktion der THG-Emissionen den Schwerpunkt verstärkt auf die Nutzung erneuerbarer Energie und auf die Um-setzung von Energieeinspar- und –effizienzmaßnahmen zu setzen.

2.3.2 Elektrizität

Elektrizitätserzeugung und -verbrauch

Im Jahr 2004 machte der Elektrizitätsverbrauch etwa 7% des gesamten Primärenergieverbrauchs in der Ukraine aus. Damit ist dieser Prozentsatz kleiner als die Werte in anderen europäischen Ländern (10%-20%). Grund dafür ist der große Anteil des Primärenergieträgerverbrauchs in der Schwerindust-rie (Metallurgie) in der Ukraine im Vergleich zu anderen Ländern in Mittel- und Osteuropa. Es wird erwartet, dass – mit der wirtschaftlichen Erholung und Neustrukturierung des Landes – der Elektrizi-tätsverbrauch in der Ukraine bis 2030 auf etwa 12% des gesamten Primärenergieverbrauchs anstei-gen wird.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 91

Die Entwicklung der Elektrizitätserzeugung und des Elektrizitätsverbrauchs in der Ukraine bis 2030 ist nachfolgend dargestellt. Es wird erwartet, dass der Elektrizitätsverbrauch (brutto, d.h. einschl. der Verluste) von etwa 178 TWh/Jahr (641 PJ) (2005) auf etwa 395 TWh/Jahr (1.422 PJ) (2030) ansteigen wird.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 92

Legende: Elektrizitätsverbrauch (Netto) + Verluste = Elektrizitätsverbrauch (Brutto); Elektrizitätsverbrauch (Brutto) + Elektrizitätsexport = Elektrizitätserzeugung

Grafik: ÖGUT

Elektrizitätserzeugung und -verbrauch in der Ukraine 2005-2030

0

50

100

150

200

250

300

350

400

450

2005 2010 2015 2020 2030

TWh/Jahr

Elektrizitätserzeugung Elektrizitätsverbrauch (Brutto) Elektrizitätsverbrauch (Netto)

Elektrizitätserzeugung nach Energieträger in der Ukraine2005-2030

0

50

100

150

200

250

2005 2010 2015 2020 2030

TWh/Jahr

Atomkraftwerke

kalorischeKraftwerke

Wasserkraftwerke

Blockheiz-Kraftwerke

Pumpenspeicher-Wasserkraftwerke

ErneuerbareEnergie

andere lokaleAnlagen

Brutto-Elektrizitätsverbrauch nach Sektoren in der Ukraine 2005-2030

0

50

100

150

200

2005 2010 2015 2020 2030

TWh/JahrIndustrie

privateHaushalte

kommunaleVerbraucher

anderenichtindustrielleVerbraucherVerkehr

Landwirtschaft

Bauwesen

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 93

Dementsprechend wird ein Wachstum der Elektrizitätserzeugung von 189 TWh/Jahr (641 PJ) (2005) auf 420 TWh/Jahr (1.512 PJ) für 2030 prognostiziert. Der erhöhte Bedarf soll ebenfalls ausschließlich durch forcierte Nutzung heimischer Energieträger gedeckt werden, d.h. durch Atomkraft (im Schnitt 50%) und kalorische Kraftwerke (rund 40%). Gleichzeitig wird auch eine verstärkte Nutzung erneuer-barer Energieträger anvisiert (s. Kapitel 2.3.6 Erneuerbare Energie). Diese ist allerdings noch nicht verbindlich in die Planung der zukünftigen Elektrizitätserzeugung integriert.

Die wichtigsten Elektrizitätsverbraucher in der Ukraine im Jahr 2004 waren die Industrie (53%), gefolgt von den privaten Haushalten (14%) und den kommunalen (öffentlichen) Verbrauchern (8%). Rund 6% der erzeugten Elektrizität werden exportiert. Die restlichen etwa 20% der eingespeisten Elektrizität stellen Verluste in der Elektrizitätsverteilung dar.

Die Industrie wird mit etwa 43% im Jahr 2030 auch in Zukunft der größte Elektrizitätsverbraucher blei-ben. Der Elektrizitätsverbrauch in den privaten Haushalten (24%) und dem kommunalen Bereich (13%) wird zunehmend an Bedeutung gewinnen. Die Elektrizitätsexporte sollen bis zum Jahr 2030 weiter auf 6% der erzeugten Elektrizität beibehalten werden. Elektrizitätsverteilung

Das Elektrizitätsverteilungsnetz in der Ukraine umfasst insgesamt 22.300 km. Der technische Zustand der Transformatoren und des Verteilungsnetzes ist schlecht: die Elektrizitätsverluste betragen derzeit rund 20% der eingespeisten Energie; 52% der Elektroleitungen sollen saniert werden, 76% der Trans-formatoren haben ihre Nutzungsdauer schon überschritten. Bis 2030 sollen die Verluste auf 8% der eingespeisten Elektrizität reduziert werden. Dies wird aber in der Prognose für die Elektrizitätserzeu-gung und den –verbrauch noch nicht berücksichtigt. Für die notwendigen Maßnahmen (Sanierung der Elektroleitungen, Austausch von Transformatoren, Rekonstruktion und Neuerschließung von Vertei-lungsnetzen und Integration des ukrainischen Energiesystems im EU-Energiesystem UCTE) sind bis 2030 Investitionen in Höhe von etwa 14,2 Mrd. Euro notwendig.

2.3.3 Wärmenutzung

Wärmeverbrauch

Fast die Hälfte des Wärmeverbrauchs entfällt auf Heizzwecke im Haushaltsbereich (44% der einge-speisten Wärme). Weitere 35% entfallen auf den Industriebereich, und die restlichen 21% auf andere Wirtschaftssektoren. Im gesamten Wärmeverbrauch sind auch die Wärmeverluste enthalten, aller-dings ohne Angaben über ihre sektorale Aufteilung. Die Wärmeverluste erreichen im Schnitt bis zu 32% der eingespeisten Wärme aufgrund der veralteten Infrastruktur und des Mangels an Wärme-dämmung im Gebäudebereich. Etwa 30% der Infrastruktur ist älter als 25 Jahre und ist sanierungsbe-dürftig. Wärmeverbrauch im Haushalts- und im Fernheizungsbereich

(Quelle für dieses Unterkapitel: „Ukraine: Market Potential for District Heating Projects and Their Modernisation with Austrian Technology“, Österreichische Energieagentur, 2004)

Der Wohnhausbestand in der Ukraine beläuft sich auf 600.000 Wohngebäude. Etwa 12% davon ver-fügen über 5 oder mehr Stockwerke. Diese Gebäude sind für 40% des Wärmeverbrauchs im Land verantwortlich. Der jährliche Wärmebedarf im Land beträgt 1.105 PJ (2004). Dieser wird durch 7,7

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 94

Mio. t Erdgas, 0,3 Mio. t Erdöl und 0,1 Mio. t Kohle gedeckt. Dies entspricht etwa 8,1 Mio. t Kohleäqui-valenten/Jahr.

Etwa 2/3 der ukrainischen Bevölkerung ist an eine Fernheizung angeschlossen. Dies entspricht 526.200 Wohngebäuden. Aufgrund der schlechten Wärmedämmung ist der spezifische Wärme-verbrauch in den Gebäuden bis zu zweimal höher als in der EU-15; die Wärmeverluste reichen von 30% bis 50%. Allein durch Maßnahmen zur Wärmedämmung im Gebäudebereich könnten Einsparun-gen von bis zu 2,4 Mio. t Kohleäquivalenten/Jahr erzielt werden.

Die Gesamtlänge des Wärmeverteilungsnetzes beträgt 24.300 km. Mehr als 14% des Wärmevertei-lungsnetzes sind in sehr schlechtem Zustand; weitere 34,7% haben ihre Amortisationszeit bereits überschritten. Die Gesamtverluste im Haupt- und im Verteilungsnetz betragen bis zu 30%. Der Leis-tungsgrad des gesamten Fernheizungssystems beträgt etwa 50%. Geplante Maßnahmen im Bereich Wärmenutzung

Im Bereich der Wärmenutzung sind lt. der Energiestrategie der Ukraine bis 2030 folgende Maßnah-men geplant:

- Sanierung, Rekonstruktion und Modernisierung der Kohlekraftwerke bzw. Stilllegung veralteter Einheiten

- Infrastruktursanierung

- Errichtung neuer Kraftwerke. Die für diesen Bereich bis zum Jahr 2030 benötigten Investitionen werden auf etwa 32 Mrd. Euro ge-schätzt.

2.3.4 Nutzung fossiler Energieträger

Kohle und Erdöl

Die verstärkte Nutzung eigener Kohlereserven in der Ukraine in den nächsten 25 Jahren bedingt die Umsetzung der folgenden geplanten Maßnahmen lt. der Energiestrategie der Ukraine bis 2030:

- Verbesserung der Kohlequalität

- Entwicklung und Einführung umweltfreundlicher Verbrennungstechnologien

- Effizientsteigerung bei den Endverbrauchern

- Exportreduktion

- Sanierung von 96% der bestehenden Kohlebergwerke.

Der Bedarf an Erdöl, der bis 2030 um etwa ein Drittel wachsen wird, soll weiter durch Importe gedeckt werden. Die wichtigste Voraussetzung dafür ist die Umsetzung des Projektes „Euro-Asiatischer Korri-dor“. Erdgas

Im Gegensatz zur geplanten Steigerung der umweltbeeinträchtigenden Energieressourcen Erdöl, Koh-le und Atomkraft soll der umweltfreundlichere Erdgasverbrauch in der Ukraine im Zeitraum 2005-2030 von 76,8 Mrd. m³ (2005) um fast 40 % auf 49,5 Mrd. m³ (2030) reduziert werden. Dabei sind folgende Maßnahmen im Erdgasverbrauch vorgesehen:

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Endbericht 2006 95

- Reduktion des Erdgasverbrauchs für Heizung und Warmwasseraufbereitung um 75% und Ersatz durch Elektrizität

- Einführung von energieeffizienten Technologien

- Verbesserung des Monitorings im Erdgassektor.

Die Verluste im Erdgasnetz beliefen sich im Jahr 2004 auf 2,8% des Gesamtverbrauchs. Bis 2030 sollen diese durch Sanierung des Erdgasnetzes auf 2% reduziert werden.

Obwohl die Ukraine eine möglichst größere Unabhängigkeit von ausländischen Energieträgerimporten (einschl. Erdgas) anstrebt, ist das Ziel des Ersatzes von Erdgas durch Elektrizität für die Raumheizung nicht nachvollziehbar. Statt importiertem Erdgas könnte der Bedarf durch Nutzung z. B. von Gruben-gas (zumindest teilweise) gedeckt werden. Als andere umweltfreundliche Energiequellen kämen die Umgebungswärme und die feste Biomasse (Holz) in Frage. Ihre mögliche Nutzung ist unter Punkt 2.3.6 Erneuerbare Energie dargestellt. Grubengas

In den ukrainischen Kohlebergwerken bestehen Methanreserven in Höhe von rund 13 Mrd. m3 in Form von Grubengas. Derzeit wird das Grubengas kaum energetisch genutzt. Für die nächsten 25 Jahre ist auch seine energetische Verwertung geplant: im Jahr 2020 würde die Grubengasverwertung etwa 1.172 PJ betragen (11% des gesamten Primärenergieverbrauchs), und im Jahr 2030 etwa 2.428 PJ (19% des gesamten Primärenergieverbrauchs). Dafür wären Investitionen in Höhe von 1,71 Mrd. Euro erforderlich.

Das erste österreichische Projekt zur Grubengasnutzung in der Ukraine, entwickelt vom Tiroler Gas-motorenhersteller GE JENBACHER, ist detailliert im AWO-Branchenreport „Umwelttechnologie in der Ukraine“ (Dezember 2005) dargestellt. 2.3.5 Nutzung von Atomkraft

Die Nutzung von Atomkraft gehört nicht zur Umwelttechnik, wird aber nachfolgend kurz zusammenge-fasst, um einen umfassenden Überblick über die ukrainische Energiewirtschaft zu gewähren.

Derzeit sind in der Ukraine 4 Atomkraftwerke mit insgesamt 15 Blöcken in Betrieb (in der Nähe der Städte Ryvne, Khmelnitsky, Mykolayv und Zaporizhzhya, wie nachfolgend dargestellt).

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Endbericht 2006 96

Bis 2030 soll die Elektrizitätserzeugung durch Atomkraft auf 219 TWh/Jahr (d.s. 52% des gesamten Elektrizitätsverbrauchs in 2030) erhöht werden. Dafür sind folgende Maßnahmen geplant:

- Verlängerung der Nutzungsdauer (alle Atomkraftwerke haben etwa die Hälfte ihrer Nutzungsdauer erreicht)

- Errichtung von neuen Blöcken (Ryvne, Khmelnitsky) mit einer Gesamtkapazität von etwa 20 GW bis 2030

- Verbesserung der technisch-wirtschaftlichen Parameter der Atomkraftwerke

- Nutzung eigener Energieressourcen (Uran und Zirkonium).

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Endbericht 2006 97

2.3.6 Erneuerbare Energie

Wasserkraft

Die Wasserkraftwerke im Dnipro-Becken weisen bereits eine Betriebsdauer von 40-70 Jahren auf. Ihre Sanierung zählt somit zu den Prioritäten im Bereich der Wasserkraft in der Ukraine. Ein Teil der not-wendigen, allerdings noch nicht bezifferten Investitionen, wird durch die Weltbank getragen.

Die installierte Kapazität der Wasser- und Pumpenspeicherkraftwerke betrug im Jahr 2004 5,1 GW, welche bis 2030 verdoppelt werden soll. Im Primärenergieverbrauch beträgt die Wasserkraftkapazität derzeit (2004) nur 4%, allerdings kann sie bis auf 15% optimiert werden. Dies entspricht einem Anteil der Wasserkraft an der Elektrizitätserzeugung von 6,5% derzeit (2004) bzw. von etwa 40% (2030). Zu den wichtigsten umzusetzenden Maßnahmen zählen:

- Sanierung der Dnipro- Wasserkraftwerke und Nutzungsdauerverlängerung auf weitere 40 Jahre

- Bau von Wasser- und Pumpenspeicherkraftwerken mit Gesamtkapazität 7,07 GW

- Errichtung von neuen Wasserkraftwerken an den Flüssen Tysa und Dnister (derzeit noch keine Angaben über die geplante Kapazität)

Die notwendige Finanzierung für diese Maßnahmen bis 2030 wird auf 3,22 Mrd. Euro geschätzt. Ent-scheidend dafür sind ebenfalls die Schaffung von investitionsfördernden Bedingungen, einem ent-sprechenden gesetzlichen Rahmen sowie die Bereitstellung von Finanzierungsmöglichkeiten.

Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger

Derzeit werden in der Ukraine außer Wasserkraft andere erneuerbare Energieträger marginal genutzt. Das technische Potenzial für ihre Nutzung beträgt etwa 3.350 PT/Jahr. Dies entspricht 34% des der-zeitigen Primärenergieverbrauchs. Davon sollen im Jahr 2030 bereits 2.174 PJ genutzt werden. Dies würde im Jahr 2030 rund 17% des Primärenergieverbrauchs decken. Dafür wären etwa 10,3 Mrd. Euro an Investitionen notwendig.

Prioritär sind die Bereiche Umgebungsenergie, Bioenergie (Biogas, Energiegas aus dem Pyrolysever-fahren, Biodiesel, Bioethanol und Biomasse) und Kleinwasserkraft. Das „Programm für staatliche Un-terstützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken“ (2002) soll die Umsetzung der Ziele im Bereich der erneuerbaren Energie bis 2030 sichern. Allerdings sind diese Ziele in der Planung der Primärenergiebilanz des Landes noch nicht verbindlich integriert.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 98

Nachfolgend ist die geplante Nutzung der erneuerbaren Energie in der Ukraine bis zum Jahr 2030 dargestellt und tabellarisch zusammengefasst.

Geplante Nutzung von erneuerbarer Energie in der Ukraine bis 2030 in PJ/Jahr

Quelle / Jahr 2005 2010 2020 2030

Umgebungswärme 586 641 821 1.637

Bioenergie 54 113 264 385

Kleinwasserkraft 5 22 36 47

Windenergie 1 9 22 29

Sonnenenergie < 1 1 12 46

Geothermie 1 3 8 29 Gesamt 647 789 1.163 2.173

Legende: Bioenergie = Biogas + Energiegas aus dem Pyrolyseverfahren + Biodiesel + Bioethanol + Biomasse

Anmerkung: Alle Zahlen sind gerundet

Quelle: Programm für staatliche Unterstützung der Entwicklung von erneuerbarer Energie und Kleinwasserkraftwerken, 2002 Grafik: ÖGUT

Das größte Potenzial liegt im Bereich der Umgebungswärme (91% des Gesamtpotenzials an erneuer-barer Energie im Jahr 2005, 75% im Jahr 2030), welche z.B. mittels Wärmepumpen genutzt werden

Geplante Nutzung von erneuerbarer Energie in der Ukraine 2005-2030

0

100

200

300

400

500

2005 2010 2020 2030

TWh/Jahr

Umgebungswärme

Bioenergie

Kleinwasserkraft

Windkraft

Sonnenenergie

Geothermie

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Endbericht 2006 99

kann. Derzeit gibt es aber für die Umgebungswärme noch keine Angaben über eine konkrete Nut-zung.

Als realistischer zeichnet sich die Nutzung von Bioenergie (Biogas, Energiegas aus dem Pyrolysever-fahren, Biodiesel, Bioethanol und Biomasse) ab. Die dafür notwendigen Investitionen belaufen sich nach ersten Schätzungen auf 2,1 Mrd. Euro.

Die strategischen Ziele im Bereich der Kleinwasserkraft umfassen:

- Schaffung eines attraktiven Investitionsklimas im Bereich der Kleinwasserkraft

- Entwicklung von unterstützenden Förderprogrammen und gesetzlichen Rahmenbedingungen

- Forcierung der Wettbewerbsfähigkeit heimischer Unternehmen in diesem Bereich

- Rekonstruktion und Wiederinbetriebnahme bzw. Neuerrichtung von Kleinwasserkraftwerken und somit Steigerung der Elektrizitätserzeugung durch Kleinwasserkraftwerke von 325 GWh bzw. 1,2 PJ (2004) auf 3,34 TWh bzw. 12 PJ (2030). Dies entspricht einer Ausschöpfung von etwa 25% des gesamten Kleinwasserkraftpotenzials (s. Tabelle im nachfolgenden Unterkapitel).

Die dafür notwendigen Investitionen werden auf 1,6 Mrd. Euro geschätzt.

Sonnenenergie, Geothermie und Windenergie sind derzeit von marginaler Bedeutung. Trotzdem ist es vorgesehen, Pilotprojekte in diesen Bereichen zu entwickeln und ferner größere Anlagen zu errichten. Eine detaillierte Planung dafür existiert derzeit noch nicht.

2.3.7 Energieeffizienz

Nachfolgend ist die Entwicklung der Energieintensität in den europäischen Ländern und Russland dargestellt. Die Energieintensität in der Ukraine ist mit etwa 24 MJ/95$ Kaufkraftparität (2003) die höchste in Europa (EU-15: 7 MJ/95$ Kaufkraftparität, Österreich: 6,2 MJ/95$ Kaufkraftparität im sel-ben Jahr). Wichtigste Gründe dafür sind die veraltete Infrastruktur und der Mangel an Wärmedäm-mung im Haushaltsbereich sowie die Nutzung von energieintensiven Technologien in der Industrie. Damit zählt die Erhöhung der Energieeffizienz zu einer der dringlichsten Aufgaben innerhalb der Energiewirtschaft des Landes bis 2030.

Quelle: Österreichische Energieagentur, 2006 Grafik: ÖGUT

Die Energieeffizienzsteigerung kann einerseits durch technische und technologische Maßnahmen (Erhöhung der Abbau-, Energietransport- und Verbrauchseffizienz mit Hilfe energiesparender Techno-

Energieintensität in Europa, 1990-2003

0

5

10

15

20

25

30

35

40

BG RO MK SCG BiH AL HR GE UA RUS LT LV EE PL H SI SK CZ EU-15 AT

MJ / 95$Kaufkraftparität

1990 1994 1998 2003

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 100

logien und Maßnahmen), und andererseits durch strukturelle Maßnahmen (Reduktion des Energie-verbrauchs in den energieintensiven Industriezweigen). Eine positive Auswirkung beider Maßnahme-gruppen bedingt die Umsetzung von sektoralen und transsektoralen Energiesparmaßnahmen.

Die größten Einsparpotenziale liegen im Bereich der Energieeinsparung durch Technologieverbesse-rung. Als Maßnahmen kommen hier in erster Linie moderne (d.h. energieeinsparende) Verfahren in Frage, welche gleichzeitig mit einer angepassten energetischen Sanierung der Infrastruktur verbunden sein sollen. Dies bedeutet vor allem die Ausschöpfung des Wärmedämmungspotenzials sowohl im Energieverteilungsnetz als auch im Gebäudebereich selbst.

Die energieintensivsten Bereiche bleiben auch in Zukunft die Elektrizitätswirtschaft und die Industrie, welche auch die Sektoren Treibstoff-, Bergbau- und Schwerindustrie einschließen. Danach folgen die Landwirtschaft, der Verkehr und das Bauwesen. Daher sollen die prioritären Maßnahmen zuerst in der Industrie und der Energiewirtschaft gesetzt werden.

Die geplanten Maßnahmen zur Erhöhung der Energieeffizienz auf nationaler Ebene beinhalten:

- Reduktion der Energieverluste beim Energietransport und –verbrauch - Verbesserung des Monitorings sowie Einführung von Energieverbrauchsmessungen - adäquate Erhöhung der Energiepreise zwecks Kostendeckung in diesem Bereich - Einführung von energiesparenden Technologien und Produkten - Sanierung der (veralteten) energieintensiven industriellen Anlagen - Förderung der ökologischen Sicherheit, Einführung und Einhaltung von ökologischen Standarten - Minimierung der negativen Einflüsse auf die Umwelt durch Verbesserung der technologischen

Prozesse im Energiebereich - Steigerung der Energieeffizienz - Optimierung der Rauchgasreinigung - Forcierung der erneuerbaren Energieträger.

Der notwendige Investitionsbedarf allein in den Bereichen Treibstoff-, Elektrizität- und Wärmewirt-schaft für den Zeitraum 2005-2030 wird auf etwa 56 Mrd. Euro geschätzt.

2.3.8 Integration in das EU-Energiesystem UCTE

Für die EU-Integration im Energiebereich sind zwei Hauptschritte seitens der Ukraine notwendig:

- Anpassung an die EU-Gesetzgebung und entsprechende institutionelle Umstrukturierung - Integration der Energieversorgungsnetze und -standards.

Als gesetzliche Basis für die EU-Integration der Ukraine dient das Gesetz vom 18.03.2004 „Über das staatliche Programm für die Anpassung der ukrainischen Gesetzgebung an der EU-Gesetzgebung“.

Die Hauptaspekte für diese Anpassung sind:

- die Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit - der Übergang zur freien Energiemarktwirtschaft (Liberalisierung und Privatisierung des Energie-

markts) - Gewährleistung der technischen Sicherheit und des Umweltschutzes. Weiters ist die Integration des ukrainischen Stromnetzes im UCTE-Energiesystem vorgesehen. Dafür sollen EU-Standards umgesetzt werden sowie die Versorgungssicherheit (durch zusätzliche Kapazitä-ten, Sanierung, automatische Systemsteuerung und Systemunfallkonzepte) erhöht werden.

Die Integration in das EU- Energiesystem UCTE könnte bereits 2009-2010 stattfinden.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 101

2.3.9 Eigentumsstruktur des Energiesektors

Quelle: Energiestrategie der Ukraine bis 2030, 2005 Die Eigentumsverhältnisse im Energiebereich der Ukraine sind noch nicht klar strukturiert. Ein Teil des Energiebereichs ist staatliches Eigentum, der Rest ist teilweise privates Eigentum und teilweise ge-mischt (staatlich und privat). Elektrizität und Wärme

Gemäß dem Gesetzt „Über die Elektroenergie“ dürfen Wasserkraftwerke, Atomkraftwerke sowie zwi-schenregionale und internationale Elektrizitätsleitungen nicht privatisiert werden. Somit ist das staatli-che Elektrizitätsunternehmen „Ukrhidroenergo AG“ Eigentümer von 8 großen Wasserkraftwerken, und das staatliche Elektrizitätsunternehmen zur Elektrizitätserzeugung aus Atomkraft „Energoatom AG“ ist Eigentümer von 4 Atomkraftwerken. Kalorische Kraftwerke gehören großteils zur Energiegesellschaft „Energetytschna kompanija Ukraine AG“ mit 70% staatlichem Aktienanteil. Allerdings sind 3 große kalorische Kraftwerke privatisiert. Die Elektrizitätsverteilung wird zu 3/4 von privaten Anbietern durch-geführt. Das restliche 1/3 der Elektrizitätsverteilung wird von Aktionären der „Energetytschna kompani-ja Uraine AG“ durchgeführt, wobei im Fall der Elektrizitätsverteilung der staatliche Aktienanteil 50% beträgt. Kohle

93% der Kohleindustrie ist staatliches Eigentum. In den letzten Jahren wurde aber eine Privatisie-rungspolitik unternommen. Dennoch auf Grund des schlechten technischen Zustands der Kohleindust-rie, der komplizierten Privatisierungsmechanismen und der politisch-wirtschaftlichen Unstabilität geht der Privatisierungsprozess sehr langsam voran. Erdöl und Erdgas

Diese Sektoren sind großteils staatliches Eigentum (in Form von Aktiengesellschaften mit 100% oder 51% staatlichem Aktienanteil). Nur 3 Erdölverarbeitungsunternehmen sind komplett privatisiert. Die Rohrleitungsnetze sind ausschließlich staatliches Eigentum und gehören zu „Naftogas Ukraine AG“. Reformen im Energiebereich

Das Programm für Privatisierung des Energiesektors wurde bereits im Jahr 1998 von der ukrainischen Regierung der Ukraine entwickelt. Es soll in 3 Etappen umgesetzt werden:

- 2005-2007: Entwicklung eines Konzepts für Privatisierung der Energieobjekte sowie Schaffung des dafür notwendigen gesetzlichen Rahmens

- 2008-2030: Integration des Programms in allen Zweigen des Energiesektors sowie Beginn der Privatisierung

- Revision der Energieobjekte, derer Privatisierung nicht gestattet ist, Reduktion ihrer Anzahl sowie Alternativvorschläge für ihre Eigentumsverhältnisse.

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Endbericht 2006 102

2.3.10 Strategische Ziele

Nachfolgend sind die strategischen Ziele für die Energiewirtschaft in der Ukraine bis 2030 aufgelistet. Diese fassen alle derzeit bestehenden strategischen Dokumente (Energiestrategie, sektorale Pro-gramme) zusammen.

- Sanierung, Rekonstruktion und Modernisierung von 96% der bestehenden Kohlekraftwerke bzw. Stilllegung veralteter Einheiten

- Sanierung der Energieinfrastruktur und somit Reduktion der Verluste der eingespeisten Elektrizität von etwa 20% (2004) auf 8% (2030)

- Verbesserung des Monitorings sowie Einführung von Energieverbrauchsmessungen

- Energieeffizienzmaßnahmen im Gebäudebereich: Reduktion der derzeitigen Wärmeverluste von 20-50% der eingespeisten Wärme (2004)

- Energieeffizienzmaßnahmen im Wärmeverteilungsbereich: Reduktion der derzeitigen Wärmever-luste von bis zu 30% der eingespeisten Wärme (2004); Erhöhung des derzeitigen Leistungsgra-des von 50% (2004)

- Forcierung der erneuerbaren Energieträger von 4% (2004) auf 35% (2030) des Primärenergie-verbrauchs

- Sanierung der Dnipro-Wasserkraftwerke und Nutzungsdauerverlängerung auf weitere 40 Jahre

- Bau von Wasserkraft- und Pumpenspeicherkraftwerken mit einer Gesamtkapazität von 7,07 GW

- Errichtung von neuen Wasserkraftwerken auf den Flüssen Tysa und Dnister (Kapazität noch nicht bekannt gegeben)

- Schaffung eines attraktiven Investitionsklimas im Bereich der Kleinwasserkraft

- Rekonstruktion und Wiederinbetriebnahme bzw. Neuerrichtung von Kleinwasserkraftwerken und somit Steigerung der Elektrizitätserzeugung durch Kleinwasserkraftwerke von 325 GWh auf 3,34 TWh

- Entwicklung und Einführung umweltfreundlicher und energieeffizienter Verbrennungstechnologien

- Energieeffizienzsteigerung bei den Endverbrauchern

- Reduktion des Erdgasverbrauchs für Heizung und Warmwasseraufbereitung um 75% und Ersatz durch Elektrizität

- Nutzung von Grubengas bis auf eine Deckung von 19% des gesamten Primärenergieverbrauchs im Jahr 2030

- Sanierung des Erdgasnetzes: Reduktion der Verluste von 2,8% (2004) auf 2% (2030)

- Gewährleistung der Energieversorgungssicherheit

- Liberalisierung und Privatisierung des Energiemarkts

- Integration des ukrainischen Energiesystems in das EU-Energiesystem UCTE

- Verlängerung der Nutzungsdauer der bestehenden Atomkraftwerke; Errichtung von neuen Blö-cken (Ryvne, Khmelnitsky) mit einer Gesamtkapazität von etwa 20 GW.

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Endbericht 2006 103

2.3.11 Finanzierung der Energiewirtschaft

Nachfolgend ist die Finanzierung der Energiewirtschaft in der Ukraine bis zum Jahr 2030 angeführt.

Notwendige Investitionen:

Geschätzte notwendige Investitionen in der Energiewirtschaft der Ukraine bis 2030 in Mrd. Euro

Elektrizitätsverteilung 14,2

Wärmeerzeugung und -nutzung 32,0

Grubengasnutzung 1,7

Erneuerbare Energie, davon:

15,1

Wasserkraft 3,2

Kleinwasserkraft 1,6

andere erneuerbare Energie 10,3

Energieeffizienz 56,0

Atomenergie k. A.

Gesamt 119

Quelle: Energiestrategie der Ukraine bis 2030, 2005

Geplante nationale Finanzierung:

Die geplante nationale Finanzierung der Energiewirtschaft in der Ukraine bis 2030 beläuft sich auf rund 348 Mio. Euro. Dies kann jedoch nur 3% der notwendigen Investitionen im Bereich abdecken.

Geplante Finanzierung der ukrainischen Energiewirtschaft 2005-2030

in Mio. Euro

2005–2010 2011–2020 2021–2030 2005–2030

Wärmeenergie 2,86 13,00 15,54 31,36

Wasserkraft 0,60 1,00 1,81 3,37

Elektrizitätsverteilung 2,24 7,59 4,33 14,16

Atomkraft 2,02 14,18 21,43 37,62

Erneuerbare Energie (au-ßer Wasserkraft) 0,19 0,51 0,51 1,21

Kohleindustrie 7,25 15,03 15,63 37,91

Erdöl- und Erdgasindustrie 9,68 19,43 19,17 48,27

Gesamt 24,84 70,74 78,42 173,91

Quelle: Energiestrategie der Ukraine bis 2030, 2005

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Endbericht 2006 104

2.4 ABFALLWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Daten und Dokumentation des Umweltministeriums der Ukraine Abfallwirtschaftsplattformen der Ukraine, http://infowaste.com.ua und http://ukrwaste.com.ua Geschäftsinformationsplattform der Ukraine, http://leonorm.com.ua Nationale Universität für Landwirtschaft – Kiew (statistische Daten, 2005) 2.4.1 Struktur des Abfallaufkommens

Der größte Abfallanteil in der Ukraine stammt aus der Bergbauindustrie (88% des Gesamtabfallauf-kommens), gefolgt von der restlichen Industrie (10%). Die kommunalen Abfälle machen mengenmäßig nur 2% des Gesamtabfallaufkommens aus (2005).

Die abfallintensivsten Regionen der Ukraine sind die großen Industriegebiete in der Ostukraine (Do-netsk und Dnipropetrowsk), der Zentralukraine (Shytomyr und Kiew) sowie die Tourismus- und Schiff-industriestadt Odessa. Unter den Städten ist die Hauptstadt Kiew die abfallintensivste urbane Region.

2.4.2 Struktur der Abfallbehandlung

Die Abfälle in der Ukraine werden ausschließlich in Deponien entsorgt, die nicht den EU-Standards entsprechen. Wie die Abfallbehandlung zukünftig strukturiert werden soll, ist derzeit noch nicht veröf-fentlicht. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Deponierung auch weiter eine zentrale Rolle spielen wird.

Deponierung

Im Jahr 2005 betrugen die Abfallablagerungen in der Ukraine lt. Expertenschätzungen etwa 30 Mrd. t, welche in insgesamt 7.773 Abfalldeponien mit einer Gesamtfläche von etwa 160.000 ha (2005) unter-gebracht sind. Dies entspricht fast 4% der Landesfläche, womit die Ukraine eine von den größten Abfallflächen in der Welt aufweist.

Von den 7.773 Deponien ist nur ein kleiner Teil (14% bzw. 1.083 Deponien) bewilligt. Sie sind noch nicht hinsichtlich ihres technischen Zustands geprüft. Von diesen sind 280 Deponien rekultivierungs-bedürftig, und 326 sanierungsbedürftig.

Die restlichen 6.690 Deponien sind „wilde“ Ablagerungsstätten, wovon die Hälfte offene, die andere Hälfte geschlossene Deponien sind. Abfallverbrennung

In der Ukraine wurden 4 Müllverbrennungsanlagen (in Kiev, Dnipropetrovsk, Charkiv und Sewastopol) noch im Rahmen der ehemaligen Sowjetunion errichtet.

Derzeit sind davon nur 2 in Betrieb, und in keiner wird die installierte Kapazität genutzt. Dies sind die Anlagen in Kiew (Verbrennungsanlage “Energie“, erbaut im Jahr 1988, geplante Kapazität 240.000 t/Jahr, Kapazität im Jahr 2005 von 175.000 t/Jahr, Abfallenergiewert 1.100 kcal/kg) und in Dnipro-petrovsk (keine Anlagedaten vorhanden). Nur 2,5% der Haushaltsabfälle werden in den Großstädten Kiew und Dnipropetrovsk verbrannt. Dabei sind die mangelhafte technologische Ausrüstung sowie die veraltete Technik für erhebliche Schadstoffemissionen in die Umwelt verantwortlich.

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Endbericht 2006 105

Nachfolgend sind die Lage der Müllverbrennungsanlagen sowie die abfallintensivsten Regionen im Land dargestellt.

Grafik: ÖGUT

Abfallverbrennungsanlage in Betrieb

Abfallverbrennungsanlage außer Betrieb Abfallintensive Regionen

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Endbericht 2006 106

2.4.3 Kommunale Abfälle

Das Haushaltsabfallaufkommen in der Ukraine beträgt 0,7 kg/Einwohner*Tag. Jenes der gesamten kommunalen Abfälle beläuft sich auf 1,3 kg/Einwohner*Tag (beide Zahlen aus 2005). Diese Angaben sind vergleichsweise niedrig (Österreich: 2,87 kg kommunale Abfälle/Einwohner*Tag). Der Grund dafür liegt in der immer noch unvollständigen Abfallerfassung und –sammlung in der Ukraine. Die kommunalen Abfälle werden in der Ukraine ausschließlich in nicht-EU-konformen Deponien abgela-gert.

Die Mengenaufteilung der kommunalen Abfälle (2005) ist in der nachfolgenden Tabelle zusammenge-fasst.

Kommunale Abfälle in der Ukraine, 2005

Mio. m3 Mio. t

Haushaltsabfälle 9,2 12,1

Sonstige kommunale Abfälle (öf-fentlicher Sektor)

28,5 47,9

Kommunale Abfälle gesamt 37,7 60,0

Quelle: Dokumentation des Umweltministeriums der Ukraine, 2005

Die Prognosen für die Entwicklung der Menge an kommunalen Abfällen gehen derzeit von einem jähr-lichen Zuwachs von etwa 10 Mio. t aus. Somit bekommt eine umweltfreundliche bzw. ressourcen-schonende Bewirtschaftung der kommunalen Abfälle in Zukunft eine nationale Priorität.

Die Struktur der Haushaltsabfälle in der Ukraine ist nachfolgend dargestellt, wobei die einzelnen Ab-fallfraktionen nach der Größe ihres Anteils gereiht sind.

Jene Fraktionen, die mengenmäßig den höchsten Anteil an den kommunalen Abfällen haben, sind die Bioabfälle und das Altpapier. In den letzten Jahren weist aber die Fraktion der Verpackungsabfälle den größten Zuwachs auf. Diese drei Fraktionen illustrieren den Bedarf an möglichst schnell einzufüh-renden effizienten Maßnahmen im Bereich der getrennten Abfallsammlung und der stofflichen Wie-derverwertung in der Ukraine.

Quelle: Dokumentation des Umweltministeriums der Ukraine, 2005

Struktur der Haushaltsabfälle in der Ukraine, 2005:

Anteil der Einzelabfallfraktionen in % der Gesamtmenge (12,1 Mio. t/Jahr)

Bioabfälle 20-40%

Altpapier 10-26%

Altglas 1-9%

Alttextilien 0,2-8%

Holzabfälle 1-4%

Altmetall 1-6%

Kunststoffe und andere 0,6-6%

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Endbericht 2006 107

2.4.4 Gefährliche Abfälle

In der Ukraine stellt die Bewirtschaftung der gefährlichen Abfälle aus dem Bergbau und der Schwerin-dustrie aufgrund der erheblichen Mengen und der unzureichenden Qualität ihrer Endlagerung eines der größten Probleme dar. Das Lager dieser Abfallgruppe im Land betrug im Jahr 2005 bereits 1,6 Mrd. t (33,7 t/Einwohner). Diese Abfälle sind in Deponien mit einer mangelhaften technischen Ausstat-tung untergebracht. Die mengenmäßig größte Fraktion stammt aus der Bergbauindustrie (88% der Gesamtabfallmenge), mit einer jährlichen Zuwachsrate derzeit von 100 Mio. t. Mehr als 90% der ge-fährlichen Abfälle fallen in den 5 industrieintensiven Regionen in der Ostukraine und in einer Region in Westen (Ivano-Frankivsk) an und werden auch dort endgelagert.

Eine weitere relevante Fraktion gefährlicher Abfälle (20.000 t) sind veraltete Pestizide, deren Entsor-gung für das Jahr 2006 geplant ist. Derzeit liegt keine Information über die Umsetzung vor.

Ein anderes großes Problem stellen die radioaktiven Abfälle dar. Diese werden meist auf den Be-triebsgeländen der Atomkraftwerke gelagert, genauere Informationen über die Mengen sind nicht zu-gänglich.

Über das Aufkommen und die Entsorgung anderer Gruppen gefährlicher Abfälle, wie z.B. medizini-scher Abfälle, liegen derzeit keine Daten vor.

2.4.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen

Im Jahr 1998 trat in der Ukraine das wichtigste Gesetz im Bereich der Abfallwirtschaft in Kraft, nämlich das Gesetz „Über die Abfälle“.

Bis Ende 2004 wurden mehr als 50 Gesetze verabschiedet, welche eine Verbesserung der abfallwirt-schaftlichen Situation im Land sowie ihre Anpassung an die EU-Standards gewährleisten sollen.

Folgende strategische Ziele wurden durch das Gesetz „Über die Abfälle“ als prioritär und zur unmittel-baren Umsetzung definiert:

- Festlegung von abfallwirtschaftlichen Pflichten für die Betriebe

- Definition der Abfallverwaltung und der in der Abfallwirtschaft tätigen Institutionen sowie deren Aufgabenbereiche

- Einführung von Bestimmungen für ökologisch sichere Nutzung, Transport, Deponierung und Ent-sorgung von Abfällen

- Maßnahmen zur Abfallverringerung und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen

- Schaffung von attraktiven Bedingungen für die Abfallverwertung

- Schaffung von Umweltbewusstsein der Bevölkerung.

Die Umsetzung dieser Maßnahmen ist allerdings aufgrund mangelnder Finanzierung bzw. Investitio-nen nur ansatzmäßig erfolgt. Nachfolgend sind die wichtigsten strategischen Programme im Bereich der Abfallwirtschaft in der Uk-raine zusammengefasst.

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Endbericht 2006 108

2.4.6 Strategische Programme

Programm für den Umgang mit festen Hauhaltsabfällen für den Zeitraum 2005-2011

Im Jahr 2004 trat durch Verordnung Nr. 265 das „Programm für den Umgang mit festen Hauhaltsabfäl-len“ vom 04.03.2004 in Kraft. Ziele:

Entwicklung der Rahmenbedingungen für eine flächendeckende Haushaltsabfallsammlung, -transport, -verwertung sowie -deponierung und für eine Reduktion der negativen Auswirkungen auf die Umwelt. Umsetzungsphasen:

1. Phase: 2005-2006: Entwicklung der rechtlichen Rahmenbedingungen, Durchführung von entsprechenden Reformen in der Abfallwirtschaftsverwaltung, Gewährleistung einer sicheren Finanzierung, Durch-führung eines Abfallmanagement-Monitorings.

Über den Fortschritt der Umsetzung liegen derzeit keine Informationen vor. 2. Phase:

2007-2011: Einrichtung von abfallwirtschaftlichen Anlagen sowie Einführung von umweltfreundli-chen abfallwirtschaftlichen Technologien; Einführung eines komplexen Abfallverwertungssystems einschl. energetischer Abfallverwertung; wirtschaftliche Optimierung der Abfallwirtschaft; Verringe-rung der Umweltbelastung durch Abfälle in den Siedlungsgebieten.

Programmdurchführung:

Die Verantwortung für die Programmumsetzung wird auf nationaler Ebene vom Staatskomitee für Kommunalwirtschaft getragen, und auf regionaler Ebene von seinen regionalen Abteilungen. Für die Koordination des Programms unter allen Beteiligten wird ein Koordinationsrat ins Leben eingerichtet. Maßnahmenplan und Finanzierung:

Die für die ukrainische Abfallwirtschaft prioritären Maßnahmen, ihr Umsetzungszeitraum sowie der Finanzierungsumfang und die Finanzierungsquellen sind in der folgenden Tabelle zusammengefasst.

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Endbericht 2006 109

Programm für den Umgang mit festen Hauhaltsabfällen in der Ukraine 2005-2011

Finanzierungs-umfang Umsetzungsjahr

Maßnahme

in 1.000 Euro 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011

Entwicklung und Ein-führung von Abfallent-sorgungstarifen für feste Haushaltabfälle 13,7 13,7

25,7 13,7 6,8 5,1

Entwicklung eines automatisierten Steue-rungssystems für Ab-fallmanagement in jedem Ort

12,8 6,8 3,4 2,6

8,6 8,6 Entwicklung eines Systems für Abfall-trennung

4,3 4,3

Entwicklung von Pro-jekten für die Abfalllo-gistik sowie für die Abfallsortierung mit verschiedenen Kapazi-täten 12,8 12,8

27,4 8,6 8,6 Technologienentwick-lung für die Abfallver-wertung von bestimm-ten Haushaltsabfall-segmenten

10,3 5,1 5,1 6,8 3,4

Projektentwicklung für die Einführung von Biogasanlagen in Ab-falldeponien (Poligo-nen)

42,8 17,1 13,7 12

Entwicklung eines Monitoringsystems im Abfallmanagement 8,6 4,3 4,3

Ausarbeitung und Einführung von Verfah-ren eines zweistufigen Transports der festen Haushaltsabfällen

7,7 7,7

Entwicklung und Ein-führung von Regelun-gen für die Haushalts-abfalldeponien

12,0 12

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Endbericht 2006 110

Programm für den Umgang mit festen Hauhaltsabfällen in der Ukraine 2005-2011 (gerundet)

Finanzierungs umfang Umsetzungsjahr

Maßnahmen In 1.000 Euro 2005 2006 2007 2008 2009 2010 2011 Entwicklung und Ein-führung von Regelun-gen für die Sammlung, den Transport sowie für die Entsorgung der festen Haushaltsabfäl-le 8,6 8,6 Änderung der Rege-lung (Beschluss des staatlichen Komitees für Bau N54, vom 21.03.2000) für die Dienstleistungen im Bereich Sammlung und Transport von flüssigen Haushaltab-fällen 6,8 6,8 Entwicklung und Ein-führung eines „Passes für den sanitär-technischen Zustand der Haushaltsabfallde-ponien“ 10,3 10,3 Ausarbeitung und Einführung von Anfor-derungen für technolo-gische Projektumset-zung in den Unter-nehmen der Haus-haltsabfallsortierung und Verwertung 13,7 6,8 6,8 Entwicklung und Ein-führung von Anforde-rungen für die Reinhal-tung im Privatsektor 10,3 5,1 5,1 Vorbereitung und Festlegung von Ver-fahren für die Bewer-tung des Einflusses von Abfallwirtschafts-objekten auf die Um-welt 13,7 13,7 Ausarbeitung und Festlegung des Pro-gramms für die Aus-und Weiterbildung der Facharbeiter in der Kommunalwirtschaft 13,7 0 13,7 Entwicklung und Fest-legung der Steue-rungsstruktur im Haushaltsabfallmana-gement 10,3 0 10,3

Gesamt 273,7 54,0 107,9 37,5 45,3 18,8 6,8 3,4 Finanzierungsquellen Staatliches Budget 244,4 54,0 98,3 30,8 37,6 13,7 6,8 3,4 Umweltfonds 29,1 0 9,6 6,7 7,7 5,1 0 0

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Endbericht 2006 111

Abfallstrategie der Ukraine für den Zeitraum 2005-2011

Auf Basis des „Programms für den Umgang mit festen Hauhaltsabfällen für den Zeitraum 2005-2011“ wurden in der Ukraine vom ukrainischen Umweltministerium und dem Staatskomitee für Kommunal-wirtschaft eine entsprechend langfristige nationale Strategie und ein Maßnahmenplan für feste Haus-haltsabfälle entwickelt. Dieses Projekt wurde mit der fachlichen Unterstützung der DANCE (Dänischen Ökologischen Kooperation mit den osteuropäischen Ländern) umgesetzt und auch von DANCE finan-ziert.

Die Abfallstrategie umfasst 5 Hauptziele:

- Entwicklung der technischen Infrastruktur für Abfallentsorgung und -verwertung

- Sicherung der finanziellen Basis der Abfallwirtschaft

- Schaffung des rechtlichen Rahmens des Bereichs

- Institutionelle Entwicklung für die Umsetzung der Strategie und für die Steuerung des Abfallmana-gements

- Bildungskampagnen für Bewusstseinsbildung der Bevölkerung.

Die Abfallstrategie wird auf Basis der Maßnahmen umgesetzt, welche im vorherigen Unterkapitel auf-gelistet sind. Konzept des Ministerkabinetts der Ukraine für ein Zielprogramm für Abfallverwertung und -recycling bis 2025

Am 17.01.05 wurde vom Ministerkabinett der Ukraine ein Konzept für die Entwicklung eines Zielpro-gramms für Abfallverwertung und -recycling bis 2025 einer öffentlichen Diskussion zur Verfügung ge-stellt. Die Diskussion wird derzeit (2006) noch fortgesetzt; es gibt keine Information, wann sie beendet sein wird.

Ziele:

- Entwicklung einer Strategie und Festlegung eines Maßnahmenplanes für die Verwendung von sekundären Rohstoffen

- Umsetzung von konkreten Projekten - Infrastrukturentwicklung in dem Bereich.

Finanzierung:

Die dafür notwendigen Investitionen werden auf 831 Mio. Euro geschätzt.

Finanzierungsquellen für Abfallverwertung und –recycling bis 2025

Finanzierungsquelle in Mio. Euro in %

Nationales Budget 68 8,2

Umweltfonds (national und regional) 34 4,1

Abfallwirtschaftliche Abgaben (Dienstleistungen, Ener-gie, etc.)

274 32,9

Abgaben von Unternehmen 166 20,0

Investitionen, Kredite, etc. 289 34,8

Gesamt 831 100

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Endbericht 2006 112

2.4.7 Strategische Ziele

- Einführung einer vollständigen Abfallerfassung und flächendeckender getrennter Abfallsammlung

- Entwicklung der technischen Infrastruktur für Abfallentsorgung und Verwertung

- Forcierung der stofflichen Wiederverwertung und des Recyclings (keine Angaben über die zu er-zielenden Verwertungsquoten)

- Abfallverringerung und Reduktion der zu deponierenden Abfallmengen (keine Angaben über die zu erzielenden Abfallmengenreduktionen)

- Entsorgung von 20.000 t veralteter Pestizide

- Sanierung von 7.733 „wilden“ Deponien, einschl. der noch nicht bekannten Anzahl „wilder“ Abla-gerungsstätten für Industrieabfälle, wo rund 1,6 Mrd. t Industrieabfälle abgelagert sind (2005)

- Institutionelle Entwicklung für die Umsetzung der ukrainischen Abfallstrategie und für die Steue-rung des Abfallmanagements

- Definition der Abfallverwaltung und der in der Abfallwirtschaft tätigen Institutionen sowie deren Aufgabenbereiche

- Schaffung des rechtlichen Rahmens des abfallwirtschaftlichen Bereichs

- Einführung von Bestimmungen für ökologisch sichere Nutzung, Transport, Deponierung und Ent-sorgung von Abfällen

- Umsetzung der gesetzlichen Vorschriften und Normen

- Schaffung von attraktiven Bedingungen für eine Abfallverwertung

- Sicherung der finanziellen Basis der Abfallwirtschaft

- Schaffung einer Umweltbewusstseinsbildung der Bevölkerung.

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Endbericht 2006 113

2.5 WASSERWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Staatskomitee für Wasserwirtschaft, http://www.scwm.gov.ua/vz2003.htm Informationssammlung für den internationalen Tag des Wassers, http://mama-86.org.ua/waterday2005/resources.htm Rechnungshof der Ukraine, http://www.ac-rada.gov.ua/achamber/control/uk/publish/article/main?art_id=40140&cat_id=38965 Mitteilungen des Umweltministeriums der Ukraine, http://menr.gov.ua/

2.5.1 Wasserversorgung

Die räumliche Aufteilung der Wasserreserven in der Ukraine entspricht nicht der Wasserverbrauchs-struktur des Landes: besonders unzureichend ist die Wasserversorgung in den Ost-Süd-Regionen der Ukraine. Die Wassernutzung erfolgt bis 80% durch Oberflächengewässer. Dies führt zu einer gravie-renden Beeinträchtigung der Wasserqualität, welche in der Ukraine insgesamt überdurchschnittlich gering ist.

Der Trinkwasseranschlussgrad der Bevölkerung in der Ukraine liegt bei 70%, in den Städten sind 83% der Einwohner an eine zentrale Trinkwasserversorgung angeschlossen, am Land sind es nur 26%. Dabei sind 35 Millionen Einwohner (74% der Bevölkerung) auf die Wasserreserven des Flusssystems Dnipro angewiesen.

Grundsätzlich erfolgt die Wasserversorgung im Land durch Quellen mit unzureichender Wasserquali-tät. 11 Mio. Einwohner (d.s. 23% der Bevölkerung) in den Kleinstädten und im ländlichen Raum be-nutzen Brunnen und offene Gewässer als Trinkwasserquelle, welche eine sehr schlechte Wasserqua-lität aufweisen. Weiters sind mehr als 1.000 Ortschaften in 13 ukrainischen Regionen und in der auto-nomen Republik Krim (dies entspricht 814.000 Einwohner bzw. 2% der Bevölkerung) ebenfalls auf Trinkwasserquellen mit schlechter Wasserqualität angewiesen.

Die Trinkwasseraufbereitung in der Ukraine (einschl. im Dnipro-Becken) wird meistens – aus wirt-schaftlichen Gründen – nur in mechanischen Wasseraufbereitungsanlagen (Sedimentation und Sand-filter mit nachfolgender Chlorzugabe) durchgeführt, was nur eine geringe Verbesserung der Wasser-qualität gewährleisten kann. Zudem sind die Rohrleitungen veraltet und erlauben das Einfiltrieren von (oft eisenhaltigem) Fremdwasser.

Im Jahr 2002 betrug der durchschnittliche kommunale Wasserverbrauch in den Städten 262 l/Kopf*Tag. Dies liegt deutlich höher über den der EU (100-200 l/Kopf*Tag). Die jährlichen Verluste innerhalb der Wasserversorgung stellen im Schnitt 45% der Wasserentnahme dar. Im Dnipro Wasser-versorgungssystem betrugen die Wassertransportverluste im Jahr 2004 etwa 16% der Gesamtwas-serabnahme. Die Gesamtlänge der Wasserver- und Entsorgungssysteme in der Ukraine umfasst mehr als 166.000 km, von diesen sind 30% sanierungsbedürftig.

Der wichtigste Wasserabnehmer in der Ukraine ist die Industrie: im Jahr 2002 fand fast die Hälfte des Wasserverbrauchs im Industriebereich (49%) statt, weiters folgten die Wassernutzung im Kommunal-bereich mit 28% und in der Landwirtschaft mit 23% (davon 17% für Bewässerung). Die Nutzung im Industriebereich zeichnet sich durch einen relativ hohen Wasserkreislaufnutzungsgrad (über 40% der Gesamtwassernutzung) aus. Die Potenziale für Frischwassereinsparung durch verstärkte Kreislauf-wassernutzung wurden noch nicht untersucht, können aber als wesentlich eingestuft werden.

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Endbericht 2006 114

2.5.2 Abwasserbehandlung

In der Ukraine sind 53% der Bevölkerung an eine zentrale Kanalisation angeschlossen: in den Städten entspricht der Anschlussgrad 74% der Bevölkerung, im ländlichen Raum liegt er bei nur 9%.

Die Gesamtlänge des Kanalisationsnetzes beträgt (Daten aus dem Jahr 2000) 47.386 km, wovon mehr als 10.000 km (23%) sanierungsbedürftig sind. In manchen Regionen ist dieser Anteil noch hö-her, wie z.B. in Charkow (33,7%), in Kiew (36,4%) und in der autonomen Republik Krim (33,2%). Da-bei steigt der Anteil der sanierungsbedürftigen Kanalisationsinfrastruktur jährlich an.

Allein im Gebäudebereich (private Haushalte) befinden sich 6.000 km der Wasserleitungen in kriti-schem Zustand. Etwa 1/3 der Haushaltsabwässer werden ohne Reinigung in die Vorfluter eingeleitet.

Allein für die Sanierung der Kanalisation in der Ukraine belaufen sich die notwendigen Investitionen nach letzten Schätzungen (1999) auf etwa 23 Mio. Euro. Tatsächlich wurden nur 2,3 Mio. Euro an Investitionen getätigt. Dies entsprach 15% des Investitionsbedarfs. Zudem betrugen die Schulden der Wasserverbraucher weitere 250 Mio. Euro. Der daraus entstehende Finanzierungsmangel ermöglichte nur eine begrenzte Durchführung von Sanierungsmaßnahmen.

Die Gesamtkapazität der Kläranlagen in der Ukraine beträgt 8,3 km³/Jahr. Behandelt werden jährlich 5,3 km³/Jahr Abwasser. 25% der Kläranlagen haben ihre Amortisationsdauer bereits überschritten und sind sanierungsbedürftig.

2.5.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen

Das wichtigste Gesetz im Bereich der Wasserwirtschaft in der Ukraine ist das Gesetz „Über die Ratifi-kation des Protokolls über das Wasser und Gesundheit“ und es trat 1992 in Kraft. Es umfasst folgende Ziele:

- Erstellung eines nationalen Programms „Trinkwasser in der Ukraine“ im Jahr 2004

- Bau und Rekonstruktion des Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystems

- Festlegung und Einführung von technologischen Normen für den Wasserverbrauch

- Entwicklung der technologischen Normen für die Wassernutzung und Wasserableitung in den Unternehmen (Umsetzungsperiode 2005-2007).

Lt. Beschluss des Komitees für Kommunalwirtschaft wurden “Bereichsspezifische technologische Normen für die Wassernutzung bei den Wasserver- und Entsorgungsunternehmen in der Ukraine“ erarbeitet und eingeführt. Über deren Umsetzung liegen derzeit allerdings noch keine Daten vor.

- Einführung eines informativ-analytischen Kontrollsystems für Wasserqualität und Durchführung von Prognosen und Analysen (Umsetzungsperiode 2004-2010)

Das Staatskomitee für Wasserwirtschaft der Ukraine hat bereits ein Datenbanksystem für die in-formations-analytische Kontrollsysteme im Bereich der Wasserqualität entwickelt. Über die Um-setzung im Zeitraum 2004-2006 liegen derzeit noch keine Daten vor.

- Entwicklung und Einführung eines automatischen Informations- und Messsystems für Hochwasser

in der Tysa Region (Umsetzungsperiode 2004-2010)

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 115

Das Programm wird gemeinsam mit der EU (TACIS-Projekt „Steuerungssystem bei Hochwasser im Flussbecken von Tysa“) umgesetzt. Im Jahr 2004 wurden dafür Investitionen aus dem ukraini-schen Staatsbudget in Höhe von 51.300 Euro sowie ungarische Investitionen in Höhe von 806.900 Euro vorgesehen und für die Umsetzung der folgenden Maßnahmen verwendet: Bau von 12 automatisierten Beobachtungsstationen, davon 5 hydrometeorologische Stationen, 7 hydrolo-gische und eine für Wasserkontrolle.

- Bau und Rekonstruktion von kommunalen Kläranlagen

- Optimierung der bestehenden wassersparenden Mechanismen und Einführung von neuen, eben-falls wassersparenden Technologien und Wasserkreislaufsystemen in der Industrie (2004-2005)

Informationen über die Umsetzung sind derzeit nicht bekannt. Die Umsetzung sowie die Entwick-lung neuer wassersparender Technologien im Bereich der Wasserwirtschaft liegen im Verantwor-tungsbereich des Staatlichen Komitees für Wasserwirtschaft der Ukraine und des Ministeriums für Verkehr und Energie.

- Laufende Informationsbereitstellung für die Bevölkerung über die Trinkwasserqualität in jeder Ort-schaft in der Ukraine

- Verstärkung von staatlichen Kontrollen über die Einhaltung des Gesetzrahmens bei der Wasser-verwendung für Erholungszwecke und Fischerei

- Information der Bevölkerung über das Gesundheitsrisiko bei Wassernutzung in der Regionen mit erhöhtem Grad radioaktiver Verschmutzung

- Überarbeitung und Verbesserung von Notfallplänen für die Behebung von Wasserverschmutzun-gen und damit verbundenen Krankheiten

2.5.4 Strategische Programme

Seit 1998 wurde in der Ukraine eine Vielfalt an strategischen Programmen im Bereich der Wasserwirt-schaft entwickelt und teilweise bereits umgesetzt. Hauptgrund für die unzureichende Umsetzung war der Mangel an finanziellen Mitteln, welche ausschließlich auf nationaler Ebene gesichert werden soll-ten. Die folgende Zusammenfassung der wichtigsten Programme bietet eine Übersicht über den im-mer noch bestehenden Handlungsbedarf sowie über die Kosten, die für die Umsetzung der Maßnah-men notwendig sind. Diese dienen der Ableitung der Marktchancen für den Export österreichischer Umwelttechnik.

Nationales Programm „Trinkwasser in der Ukraine“ für den Zeitraum 2006-2020“:

Das Programm wurde mit dem Gesetz Nr. 2455 „Über ein nationales Programm ‚Trinkwasser in der Ukraine’ in den Jahren 2006-2020“ vom 03.03.2005 eingeführt und soll in 3 Stufen (2006-2010, 2011-2015, 2016-2020) umgesetzt werden.

Ziel des Programms ist es, die Versorgung der ukrainischen Bevölkerung mit hochqualitativem Trink-wasser zu sichern.

Folgende Maßnahmen sind dafür vorgesehen:

- Gewährleistung von Schutz und rationaler Nutzung der Trinkwasserversorgungsquellen

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 116

- Erstellung der gesetzmäßigen, normierten und technisch-wissenschaftlichen Basis für Trinkwasser-versorgung in Angleichung an die EU-Basis

- Ausbau und Sanierung der Wasserver – und Abwasserentsorgungsinfrastruktur

- Ausrüstung der Wasserver– und Entsorgungssysteme im Industriebereich mit energiesparenden Technologien, Einrichtungen für Trinkwasseraufbereitung und Abwasserreinigung sowie deren Kon-trolle.

Der Finanzierungsbedarf wird auf insgesamt 612 Mio. Euro geschätzt, davon sollen 200 Mio. Euro für die erste Umsetzungsstufe 2006-2010 eingesetzt werden.

Als Finanzierungsquellen werden staatliche und regionale Budgets, internationale Kredite und Investi-tionen sowie private Unternehmen angedacht.

Die Programmumsetzung auf nationaler sowie regionaler Ebene wird von den Verwaltungsorganen der Kommunalwirtschaft gesteuert. Die Kontrolle wird von einer interdisziplinären behördlichen Kom-mission durchgeführt. Nationales Programm zur Verbesserung der ökologischen Situation und zur Erhöhung der Trinkwas-serqualität im Dnipro-Becken

Da in der Ukraine der Trinkwasserbedarf großteils (74% des Gesamtbedarfs) durch das Dnipro-Flusssystem gedeckt wird, wurde vom ukrainischen Parlament durch Verordnung Nr. 123/97 das „Na-tionale Programm zur Verbesserung der ökologischen Situation und zur Erhöhung der Trinkwasser-qualität im Dnipro-Becken“ für die Zeiträume 1997-2000 und 2001-2010 ins Leben gerufen.

Die Ziele des Programms umfassen:

- Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen

- Erhöhung der ökologischen Sicherheit

- Erhöhung der Trinkwasserqualität.

Die Maßnahmen umfassen den Bau von Wasserversorgungs- und Entsorgungseinrichtungen (Pum-penstationen, Wasseraufbereitungsanlagen, Kläranlagen) und Rohrleitungen im Zeitraum 1997-2000 in Höhe von 121 Mio. Euro.

Das Programm sollte aus regionalen und lokalen Budgets finanziert werden, aus diesen flossen aller-dings keine Mittel. Im Jahr 2000 wurden Programmaßnahmen vom Umweltfonds der Ukraine nur in Höhe von 1 Mio. Euro finanziert.

Die Maßnahmen im Bereich des Umweltschutzes im Jahr 2004 sollten mit 20,5 Mio. Euro vom Staats-budget, mit 21,7 Mio. Euro von den regionalen Budgets und mit 24,8 Mio. Euro von anderen Finanzie-rungsquellen gespeist werden. Im Jahr 2004 wurde allerdings die Finanzierung des Baus von Kläran-lagen in Höhe von knapp 1 Mio. Euro umgesetzt. Nationales Programm für Umweltschutz in der Region des Schwarzen und des Asowschen Meeres

Mit dem Gesetz Nr. 2333-ІІІ von 22.03.2001 wurde das Programm für den Zeitraum 2001-2005 einge-führt.

Ziel war die Stärkung des Umweltschutzes in der Region des Schwarzen und des Asowschen Meeres.

Die geplanten Maßnahmen konzentrierten sich auf den Bau von Kanalisationssystemen und Kläranla-gen in der Einzugsregion beider Meere.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 117

Die geplanten Investitionen betrugen 17,3 Mio. Euro, welche von den regionalen und nationalen Bud-gets zur Verfügung gestellt werden sollten. Tatsächlich wurde das Programm mit nur 135.000 Euro finanziert und dementsprechend nur teilweise umgesetzt.

Programm für die Entwicklung des Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungssystems

1997 wurde mit Verordnung Nr. 1269 des Ministerkabinetts das Programm zur Entwicklung des Was-server- und -entsorgungssystems für den Zeitraum 1998-2001 eingeführt.

Das Ziel des Programms umfasst die Erhöhung der Funktionalität sowie Verbesserung der Wasser-ver- und -Abwasserentsorgung in der Ukraine.

Folgende der relevantesten Maßnahmen und die dafür notwendige Finanzierung sind angekündigt:

- Infrastrukturausbau: Bau von Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungsobjekten im städti-schen und ländlichen Raum, mit einem Finanzierungsumfang von 144 Mio. Euro

- Sanierung, Modernisierung und Rekonstruktion der Wasserver- und Abwasserentsorgungsinfra-struktur in Höhe von mehr als 10 Mio. Euro.

Als Finanzierungsquellen wurden Kapitaleinlagen, Kredite und ausländische Investitionen, Umwelt-fonds etc. eingesetzt. In den Jahren 2001-2003 wurden 12 Wasserversorgungsanlagen mit einer Ka-pazität von 86.700 m³/Tag in Betrieb genommen und 172,2 km neue Wasserleitungen gebaut bzw. alte ersetzt. Da aber das Programm mit nur 11,6 Mio. Euro (4% der geplanten 290 Mio. Euro Investiti-onen) dotiert war, konnten keine weiteren geplanten Ziele erreicht werden.

2.5.5 Strategische Ziele

Nachfolgend sind die wichtigsten Ziele im Wasser-/Abwasserbereich der Ukraine zusammengefasst:

- Einführung einer standardkonformen Wasseraufbereitung: 23% der Bevölkerung sind mit Wasser versorgt, das den Wassergüteparametern nicht entspricht

- Sanierung der Wasserversorgungs– und Abwasserentsorgungsinfrastruktur: die Wasserverluste betragen 45% (2005); 10.900 km Kanalisationsleitungen sind sanierungsbedürftig (2005)

- Bau und Rekonstruktion von kommunalen Kläranlagen: 25% der bestehenden Kläranlagen sind sanierungsbedürftig; 1/3 der kommunalen Abwässer werden nicht gereinigt (2005)

- Optimierung der bestehenden wassersparenden Mechanismen und Einführung von neuen, eben-falls wassersparenden Technologien und Wasserkreislaufsystemen in der Industrie.

- Entwicklung von technologischen Normen für die Wassernutzung und Wasserableitung in den Unternehmen

- Einführung eines informativ-analytischen Kontrollsystems für Wasserqualität - Entwicklung und Einführung eines automatischen Informations- und Messsystems für Hochwasser

in der Tysa Region

Im Jahr 2004 wurden im Wasserwirtschaftbereich 68,4 Mio. Euro investiert. Der Finanzierungsbedarf der ukrainischen Wasserwirtschaft wird auf etwa 600 Mio. Euro geschätzt. Die durchschnittliche jährli-che Struktur der Finanzierung dieses Sektors ist wie folgt:

staatliche Kapitalanlagen: 30-50% Umweltfonds (national, regional und lokal): 30-60% Reservefond der Ukraine: 2-25% Förderungen: etwa 10% Quelle: Rechnungshof der Ukraine, 2006

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 118

2.6 LUFTREINHALTUNG Quellen für das Kapitel: EMEP Datenbank, Umweltministerium der Ukraine, http://menr.gov.ua/

2.6.1 Luftschadstoffemissionen

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Luftschadstoffemissionen in der Ukraine bis 2003 sowie die Prognose bis 2020.

Quellen: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT Zwischen dem Jahr 1990 und 1995 ist eine deutliche Senkung der CO-, SOx- und NOx-Emissionen zu verzeichnen, die auf den Zusammenbruch der Wirtschaft in der Ukraine nach der politischen Wende 1991/1992 zurückzuführen ist.

Bis zum Jahr 2020 wird ein Anstieg ausschließlich bei den CO-Emissionen erwartet, und zwar auf knapp 40% des Wertes aus dem Jahr 1990. Grund dafür wäre vor allem das Wachstum des motori-sierten Verkehrs.

Für die anderen Luftschadstoffe werden keine signifikanten Änderungen der Emissionen bis 2020 prognostiziert. Es wird erwartet, dass die NOx- und NH3-Emissionen ihre Werte aus dem Jahr 1990 wieder erreichen. Bis 2020 sollten die SOx-Emissionen weiter bis auf etwa 40% des 1990-Wertes sin-ken.

Jährliche Luftschadstoffemissionen in der Ukraine1990-2020

0

50

100

150

200

1990 1995 2000 2001 2002 2003 2010* 2020*

kg / Einwohner*Jahr

CO

SOx

NOx

NH3

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 119

2.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen

Nachfolgend sind die wichtigsten Quellen der Luftschadstoffemissionen in der Ukraine für die einzel-nen Luftschadstoffe im Jahr 2003 sowie die Prognose für das Jahr 2020 dargestellt. Für die NH3-Emissionen ist keine Abbildung angeführt, da 97% dieser Emissionen nur durch die Landwirtschaft verursacht werden (2003, Prognose 2020).

Quelle: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html Grafik: ÖGUT

Hauptverantwortlich für die CO-Emissionen in der Ukraine im Jahr 2003 waren der motorisierte Stra-ßenverkehr und die Industrie (jeweils 37% und 36% der gesamten CO-Emissionen), gefolgt von der Verarbeitung fossiler Treibstoffe (14%). Im Jahr 2020 wird erwartet, dass 65% der CO-Emissionen durch den motorisierten Verkehr verursacht werden.

Die NOx-Emissionen werden derzeit (2003) ebenfalls – soweit einzelne Sektoren berücksichtigt wer-den können – großteils vom Energiesektor (36% der gesamten NOx-Emissionen), dem motorisierten Straßenverkehr (19%) und der Industrie (17%) verursacht. Die Emissionsquellen werden auch zukünf-tig dieselben bleiben, wobei im Jahr 2020 die entscheidende Rolle auf den Straßenverkehr entfallen

Hauptquellen der CO-Emissionen in der Ukraine, 2003

Energie4%

Industrie36%

Verarbeitung fossiler

Treibstoffe14%

andere9%

Straßen-verkehr

37%

Hauptquellen der NOx-Emissionen in der Ukraine, 2003

Energie36%

Straßen-verkehr

19%

Industrie17% andere

28%

Hauptquellen der SOx-Emissionen in der Ukraine, 2003

Energie62%

Straßen-verkehr

0%

Industrie29%

andere9%

Hauptquellen der CO-Emissionen in der Ukraine, 2020

Energie1%

Straßen-verkehr

65%

Industrie11%

Landwirtschaft15%

Abfallwirt-schaft

1%andere

7%

Hauptquellen der NOx-Emissionen in der Ukraine, 2020

Energie19%

Straßen-verkehr

40%

Industrie14% andere

27%

Hauptquellen der SOx-Emissionen in der Ukraine, 2020

Energie40%

Straßen-verkehr

1%

Industrie39%

andere20%

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 120

wird (40% der gesamten NOx-Emissionen). Weiters werden die Energie und die Industrie mit jeweils 19% und 14% den zweit- und drittgrößten Beitrag zu den NOx-Emissionen leisten.

Für die SOx-Emissionen waren im Jahr 2003 ausschließlich der Energiesektor (62% der gesamten SOx-Emissionen) und die Industrie (29%) verantwortlich. Diese Tendenz wird auch in Zukunft beibe-halten: im Jahr 2020 wird erwartet, dass der Energiesektor für 40% und die Industrie für 39% der ge-samten SOx-Emissionen betragen werden.

2.6.3 Strategische Ziele

Quelle: Strategie für nachhaltige Entwicklung der Ukraine, Kapitel Luftreinhaltung

Die strategischen Ziele im Bereich der Luftreinhaltung in der Ukraine werden wie folgt beschrieben: - Reduktion der verwendeten ozonschädigenden Substanzen bis zu einem vollständigen Ausstieg

sowie deren Ersatz durch umweltfreundliche Stoffe

- Verbesserung der Monitoringsysteme für die Bewertung des Einflusses der stationären Emissi-onsquellen auf die Luftqualität

- Verbesserung der ökologischen Normen für die Schadstoffemissionen diffuser Emissionsquellen

- Einführung von neuen Rauchgasreinigungstechnologien zur Entschwefelung und Entstickung

- Einführung moderner Abfallverbrennung, Treibstoffaufbereitung und Gasreinigung im Energie- und Industriesektor zur Reduktion der Schadstoffemissionen in die Luft.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 121

2.7 UMWELTFINANZIERUNGSINSTRUMENTE

2.7.1 Umweltfinanzierungsbedarf

Die notwendigen Umweltinvestitionen in der Ukraine bis zum Jahr 2030 werden auf mindestens 126 Mrd. Euro geschätzt und sind in der nachfolgenden Tabelle angeführt. Diese Investitionen umfassen auch die Anpassung an den EU-Umweltacquis (Richtlinie Luftverschmutzung aus großen Verbren-nungsanlagen 88/609/EWG bzw. 01/80/EG ab 2002 und die IPPC-Richtlinie 96/61/EG, Anpassung der Gesetzgebung, Personaltraining sowie Umweltmonitoring).

Geschätzte notwendige Umweltinvestitionen in der Ukraine bis 2030 in Mio. Euro

Energie 119.000

Abfallwirtschaft 831

Wasserwirtschaft 600

Luftreinhaltung k. A.

Luftverschmutzung aus großen Verbrennungsanlagen* 2.000

IPPC-Richtlinie* 3.500

Anpassung an die EU-Umweltgesetzgebung* 20

Personaltraining* 50

Monitoringsysteme* 100

Gesamt 126.101

Quellen: Nationale Strategien und Programme der Ukraine, wie in den einzelnen Kapiteln zitiert, * “Convergence with EU environmental legislation in Eastern Europe, Caucasus and Central Asia: a Guide”, European Communities, 2003; eigene Berechnungen; k. A. – keine Angaben Der kostenintensivste Sektor ist die Energiewirtschaft mit 94% der gesamten notwendigen Investitio-nen. Davon entfallen 47% (das sind rund 44% der Gesamtinvestitionen) auf den Bereich Energieeffi-zienz, und etwa 13% (das sind 12% der Gesamtinvestitionen) auf den Bereich erneuerbare Energie. An dritter Stelle ist die Elektrizitätswirtschaft mit 12% der notwendigen Investitionen im Rahmen des Energiesektors bzw. mit 11% der Gesamtinvestitionen.

Von den anderen Umweltsektoren ist die Anpassung an die EU-Richtlinie für Luftverschmutzung aus großen Verbrennungsanlagen sowie an die IPPC-Richtlinie mit jeweils 2% und 3,6% der Gesamtin-vestitionen am investitionsintensivsten.

Die notwendigen Investitionen für den Bereich Klimaschutz sind hier aus folgenden Gründen nicht berücksichtigt:

- die Auswahl der prioritär umzusetzenden Maßnahmen und der damit verbundenen Investitio-nen auf nationaler Ebene ist noch nicht getroffen, und

- Maßnahmen, die in den einzelnen Umweltsektoren (Abfallwirtschaft, Erneuerbare Energie, etc.) bereits vorgesehen sind, überschneiden sich zum Teil mit jenen im Klimaschutzbereich.

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Endbericht 2006 122

2.7.2 Umweltfinanzierungsinstrumente

Gesetzlicher Rahmen

1997 trat in der Ukraine die Verordnung des Ministerkabinetts „Über die Finanzierung der Umwelt-maßnahmen aus nationalen und regionalen Budgets“ zwecks Festlegung einer einheitlichen und ef-fektiven Finanzierungsstruktur des Umweltschutzes in Kraft. Verwaltung der Umweltfinanzierung

Die Umweltfinanzierung in der Ukraine wird vom ukrainischen Ministerium gesteuert. Umweltfinanzierung

In der Ukraine stehen folgende Quellen für die Umweltfinanzierung zur Verfügung:

national

- nationales Budget

- Umweltfonds: nationaler, regionale und lokale Umweltfonds

- Kredite und Darlehen.

international

- Internationale Subventionen

- EU-Programme, UNO-Programme, Weltbank, OECD, EBRD.

Nationales Budget

Seit 1994 werden jährlich 2-3% des nationalen Budgets der Finanzierung von Umweltschutzmaßnah-men gewidmet. Jährlich werden 10% der Mittel für unvorhergesehene Maßnahmen reserviert. Die Tendenz der Ausgaben nationaler Mittel für die Umsetzung von Umweltschutzmaßnahmen in der Uk-raine ist in den letzten Jahren sinkend.

Umweltfonds

In der Ukraine sind der nationale, die regionalen und die lokalen Umweltfonds operativ. Laut Verord-nung des Ministerkabinetts aus dem Jahr 2000 sollen die Einnahmen für die Umweltfonds auf nationa-ler Ebene folgenderweise aufgeteilt werden: 20% für die lokalen Umweltfonds, 50% für die regionalen und 30% für den nationalen Umweltfond.

Die Ausgaben von allen Umweltfonds in der Ukraine nach Umweltsektoren sind zuletzt für die Jahre 2001 und 2002 bekannt. Nachfolgend ist ihre Struktur dargestellt.

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Endbericht 2006 123

Quellen: Nationaler Bericht über die Umweltsituation in der Ukraine im Jahr 2002, 2003, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Im Zeitraum 2001-2002 wurden durch die ukrainischen Umweltfonds jährlich rund 40 bzw. 50 Mio. Euro/Jahr in den Umweltschutz investiert. Diese Mittel können den Handlungsbedarf im Land bzw. die notwendigen Investitionen von etwa 3,8 Mrd./Jahr (Zeitraum 2005-2030) bei weitem nicht abdecken.

Die größten Investitionen (im Schnitt zwischen 15 und 20 Mio. Euro/Jahr) wurden 2001-2002 in den Bereichen Luftreinhaltung und Abwasserreinigung getätigt.

Der nationale ukrainische Umweltfonds (National Environmental Protection Fund – NEPF) wurde 1998 gegründet. Die jüngsten Daten über Einnahmestruktur des ukrainischen NEPF stammen aus den Jah-ren 2001 und 2002 und sind nachfolgend veranschaulicht.

Quelle: Nationaler Bericht über die Umweltsituation in der Ukraine im Jahr 2002, 2003 Grafik: ÖGUT

Jährlich fließen rund 30 Mio. Euro in den ukrainischen NEPF ein. Die wichtigste Einnahmequelle für den NEPF sind die Abgaben für Umweltverschmutzung.

Die Einnahmen für die regionalen und nationalen Umweltfonds in der Ukraine werden gebildet durch:

- das nationale Budget, die entsprechenden regionalen und lokalen Budgets und Gebühren

- Kredite und Darlehen

- internationale Subventionen

- Abgaben von Unternehmen: seit den 90er Jahren wird bis zu 96% der Umweltfinanzierung auf regionaler und lokaler Ebene durch Abgaben der Unternehmen aufgebracht.

17,19

17,22

0,40

0,15

0,82

0,39

0,33

0,03

9,34

12,24

0%

25%

50%

75%

100%

Abgaben fürUmweltverschmutzung

Strafen Schadenersatz Schuldenrückzahlung andere

Einnahmen des ukrainischen National Environmental Protection Fund in Mio. Euro und %, 2001-2002

Jahr 2002Jahr 2001

insgesamt: 2002: 30,0 Mio. Euro2001: 28,1 Mio. Euro

Ausgaben der ukrainischen Umweltfonds nach Umweltsektoren in Mio. Euro, 2001-2002

0

10

20

30

Luftreinhaltgung Abwasserreinigung Bodenschutz Abfallwirtschaft andere

Mio. Euro/Jahr

Jahr 2001Jahr 2002

insgesamt: 2002: 40,57 Mio. Euro2001: 51,03 Mio. Euro

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Endbericht 2006 124

Nationale Kredite und Darlehen

Die Kredite können für KMUs und Gemeinschaften bei einer vorhandenen Finanzierung von einer Drittpartei vergeben werden. Die Kreditsumme soll nicht kleiner als 30% von den Projektkosten bzw. im Ausmaß von 149-330 Mio. Euro sein. Für Kleinprojekte besteht auch die Möglichkeit, diese durch Kleinkredite (16-25 Mio. Euro) zu finanzieren. Internationale Subventionen

Diese setzen sich meistens aus freiwilligen Spenden zusammen. Derzeit ist es in der Ukraine schwie-rig, die für ihre Erhaltung notwendigen Voraussetzungen zu erfüllen. Aus diesem Grund konnte die Ukraine im Zeitraum 1997-2000 nur 3,43 Mio. Euro erhalten. Andere internationale Quellen

Für die Ukraine stehen folgende internationale Umweltfinanzierungsquellen zur Verfügung:

- EU-Programme:

o Technical Assistance to the Commonwealth of Independent States (TACIS-Programm): Förderung des Umweltschutzes und des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen Programminformationen: http://wko.at/eu/eic/tacis.htm in Österreich international: http://europa.eu.int/comm/external_relations/tacis/intro/index.htm

o Twinning-Projekte: Förderung des Umweltschutzes in Kooperation mit den EU-Ländern Programminformationen: http://europa.eu.int/comm/towntwinning/index_en.html

- Umweltprogramm UNEP der UNO: Programminformationen: www.unep.org

- Global Environment Facility (GEF – globaler Umweltfinanzierungsfond) Informationen: www.gefweb.org

- Weltbank: Informationen: web.worldbank.org / Home / Topics / Environment / Regions & Countries / Europe and Central Asia; http://web.worldbank.org/external/default/main?menuPK=242163&pagePK=149012&piPK=149109&theSitePK=244381, http://siteresources.worldbank.org/PROJECTS/Resources/WBthemes_eff_OCT03.doc www.worldbank.org/environment

- European Bank for Reconstruction and Development (EBRD): Informationen: www.ebrd.com

- Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD): Informationen: www.oecd.org/department/0,2688,en_2649_33713_1_1_1_1_1,00.html

- Österreich: Austrian Development Agency: OEZA Osteuropäische Zusammenarbeit: Sektorstrategie Umwelt, Wasser und Energie Strategieinformationen: http://www.ada.gv.at/view.php3?f_id=8701&LNG=de&version=

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Endbericht 2006 125

2.7.3 Problemfelder der Umweltfinanzierung

Folgende Problemfelder der Umweltfinanzierung in der Ukraine sind identifiziert:

- Die ukrainischen Umweltfonds weisen ein kleines Potenzial für die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen in allen Umweltsektoren auf.

- Die Abgabe- und Gebührensysteme wurden bereits vor 12-17 Jahren entwickelt und sind schon veraltet. Teilweise entsprechen sie nicht mehr den derzeitigen Anforderungen (z.B. gerechte Ver-teilung der Abgabenbelastung auf betrieblicher und kommunaler Ebenen).

- Die Einnamequellen weisen keinen stabilen Charakter auf. Dies hat negative Auswirkungen auf eine dauerhafte und zuverlässige Umweltfinanzierung.

- Die Aufteilung und Widmung der Mittel ist auf gesetzlicher Ebene nicht eindeutig geregelt.

- Die Steuerbefreiung für die Umsetzung von Umweltschutzprojekten wird oft missbraucht und setzt zu wenig Impulse für Investitionen im Umweltbereich.

- Durch die Aufteilung der Mittel auch auf kleinere (regionale und lokale) Umweltfonds wird die Fi-nanzierung von Großprojekten gehemmt.

- Die Finanzierung wird manchmal nicht für die unmittelbaren Projektzwecke verwendet.

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Endbericht 2006 126

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Endbericht 2006 127

3. GEORGIEN

3.1 ÜBERBLICK

Staatsform: Republik Landesfläche: 69.700 km2 Bevölkerung: 4.661.473 (Juli 2006) Hauptstadt: Tbilisi Administration: 2 autonome Republiken (Abchasien und Adscharien), 9 Regionen (Mhkare), 1 Ge-

meinde (Hauptstadt Tbilisi), 66 Bezirke, 7 Städte mit Status eines Bezirks Nachbarstaaten: Russland, Türkei, Armenien, Aserbaidschan

Quelle: GeoHive, http://www.geohive.com/cntry/georgia.aspx

Quelle: http://enrin.grida.no/maps/large/GE.jpg Die administrative Aufteilung Georgiens ist nachfolgend angeführt.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 128

Quelle: Ministerium für auswärtige Angelegenheiten von Georgien 2006; http://www.mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=39

3.1.1 Rahmenbedingungen für die Umweltpolitik

Wichtigste Institutionen

Die wichtigsten Umweltinstitutionen in Georgien wurden nach der Unabhängigkeitserklärung (1. April 1991) neu aufgebaut bzw. umstrukturiert. Dazu zählen: Ministerium für Umweltschutz, Ministerium für Wirtschaft, Ministerium für Landwirtschaft, Ministerium für Gesundheit, Ministerium für Finanzen, Mi-nisterium für Energie, Inspektorat für Umweltschutz, Amt für Forstwirtschaft, Amt für Schutzgebiete, Parlamentskomitee. Relevante Dokumente zur Umweltpolitik

Eine Übersicht der wichtigsten Dokumente zur Umweltpolitik ist in der Tabelle “Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in Georgien” unter Kapitel 3.1.3 enthalten.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 129

3.1.2 Die wichtigsten Umweltziele Georgiens

Nachfolgend sind die wichtigsten Umweltziele Georgiens nach Umweltsektoren gegliedert, aufgelistet.

Klimaschutz und Energiewirtschaft

- Änderung des Tarifssystems (z.B. Spitzenverbrauchzeiten) sowie Erhöhung der Tarife für Was-serkraftnutzung für inländische Verbraucher und für Exporte

- Entwicklung des Übertragungsnetzes, welches die Türkei, Russland, Aserbaidschan, Armenien und Iran über Georgien verbindet

- Sanierung und Modernisierung aller bestehender Wasserkraftwerke (Finanzierungsumfang von 107,8 Mio. Euro)

- Bau von 25 kleinen, mittleren und großen Wasserkraftwerken (erzielte jährliche Stromproduktion von 30 GWh, Finanzierungsumfang von 1.307 Mio. Euro)

- Errichtung von 80 kleinen Wasserkraftwerken (installierte Leistung bis 350 MW) bis Ende 2008

- Installation von Windkrafträdern mit einer installierten Kapazität von 1,2 GW und einer jährlichen Stromproduktion von 3,5 GWh

- Verstärkte Nutzung der geothermischen Ressourcen für die Warmwasserversorgung

- Sanierung der bestehenden geothermischen Kapazitäten von 50 MW sowie Einleitung neuer Boh-rungen

- Verbesserung der Verwaltung einschließlich Schaffung von Transparenz

- Sanierung von Kraftwerken und Leitungsnetzen

- Konsequente Einhebung der Energiegebühren

- wirtschaftlich bedingte Tariferhöhung für Energienutzung (Kostendeckung der Energiewirtschaft)

- Identifizierung von Maßnahmen zu Reduktion der Treibhausgas (THG)-Emissionen in allen Wirt-schaftsbereichen

- Schaffung entsprechender gesetzlicher Rahmenbedingungen für ihre Umsetzung

- Bewusstseinbildung bei der Bevölkerung in Bezug auf Klimaschutz

- Aktive Teilnahme an internationalen Klimaschutzprojekten

- Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen im Klimaschutzbereich.

Abfallwirtschaft

- Erarbeitung einer gesetzlichen Basis, orientiert an internationalen Standards

- Einführung eines internationalen Klassifizierungs-, Kodierungs-, Inventur- und Registrierungssys-tems für Abfälle

- Einführung flächendeckender und getrennter Abfallsammlung

- Entwicklung des Informationsaustauschsystems im Bereich des Chemikalienmanagements (Moni-toringsystem und Register für gefährliche Chemikalien)

- Einführung einer Deponierung von gefährlichen Abfällen gemäß moderner Umweltstandards

- Erarbeitung eines effizienten Kontrollsystems für grenzüberschreitende Abfall- und Chemikalien-transporte

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Endbericht 2006 130

- Einführung von Abfallverwertungstechnologien und Prinzipien der sauberen Produktion (cleaner production)

- Einführung von wirtschaftlichen Instrumenten für ein effizientes Kontroll- und Regulierungssystem in der Abfallwirtschaft (z. B. Umsetzung des Verursachersprinzips, Sicherung der Kostendeckung der Abfallwisrtchaft einschließlich Anpassung der Abfallgebühren)

- Erarbeitung und Umsetzung eines Nationalen Aktionsplans für Abfall- und Chemikalienmanage-ment

- Errichtung von technischen Schutzzonen und bei vorhandenen Deponien

- Sanierung von „wilden“ Deponien und von Altlasten

- Errichtung von neuen Deponien, entsprechend den internationalen Standards

- Verbot der Abfallverbrennung unter „freiem Himmel“

- Maßnahmen für Bewusstseinsbildung der Bevölkerung.

Wasserwirtschaft

- Erhöhung des Anteils von Verbrauchern mit einer garantierten kontinuierlichen Trinkwasserver-sorgung

- Erhöhung des Anschlussanteils der Verbraucher an eine öffentliche Abwasserentsorgung auf 50% im Bezug auf das Basisjahr 1990

- Anhebung der Wasserverbrauchsgebühren

- Steigerung des Anteils an entrichteten Wassergebühren bis 2010: im Haushaltsbereich bis 85%, für die Industrie und im öffentlichen Verbraucherbereich bis 100%

- Reduktion der Wasserverluste

- Ersatz von alten Wasserpumpen

- Sanierung aller mechanischen Kläranlagen, welche gereinigtes Abwasser in das schwarze Meer einleiten

- Modernisierung der Gabardansky Kläranlage (Abwasserbehandlung der Städte Tbilisi und Rusta-vi), insbesondere der biologischen Reinigungsstufe.

Luftreinhaltung

- Erhöhung des Anteils der öffentlichen Verkehrsmittel mit elektrischem Antrieb

- Einführung von Monitoringsystemen für die Qualität der importierten Treibstoffe sowie für Emisso-nen aus dem motorisierten Verkehr

- Erhöhung des Anzahl Kraft-Wärme-Kopplungsanlagen in der kommunalen Elektrizitäts- und Wär-meinfrastruktur

- Erarbeitung von kurz-, mittel- und langfristigen Programmen zur Reduktion der Luftschadstoff-emissionen in den Großstädten Tbilisi, Batumi, Rustavi, Kutaisi und Zestaponi

- Erstellung von Datenbanken für Luftreinhaltung in Industriezentren und Großstädten

- Einführung moderner Rauchgasreinigung in der Industrie und im Energiesektor

- Schaffung von Voraussetzungen zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energieträgern.

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Endbericht 2006 131

3.1.3 Relevante Dokumente zur Umweltpolitik in Georgien

nach Bereichen und Bedeutung geordnet

Titel Inhalt Quelle/Kontakt verfügbar

STRATEGISCHE NATIONALE DOKUMENTE - UMWELT

National Environmental Action Plan, 2000-2005

Derzeit definierte Strategi-sche Ziele im Umweltbe-reich, soll 2007 neu verfasst werden, falls eine Finanzie-rung gegeben ist

http://moe.caucasus.net Elektronisch Georgisch

Strategic Contacts in Energy and Environment

Liste relevanter Kontakte im Umweltbereich in Georgien

http://moe.caucasus.net

http://www.minenergy.gov.ge

Elektronisch Georgisch

KLIMASCHUTZ

Situation Analysis in the Field of Climate Change, 2005

Bewertung des Ist-Zustands des Klimaschutzes in Geor-gien, Maßnahmen für Capa-city Building

Ministerium für Umwelt der Republik Geor-gien, 2006

Elektronisch Georgisch

1st national communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1999

Baseline für THG-Emissionen bis einschl. 1995, Prognosen, Redukti-onsmaßnahmen

http://unfccc.int/resource/docs/natc/geonc1.pdf

Elektronisch Englisch

ENERGIEWIRTSCHAFT

Übersicht der georgischen Energiewirtschaft, 2005

Struktur der Energiewirt-schaft, Stakeholder, Elektri-zitätserzeugung, erneuerba-re Energie, Investitionsmög-lichkeiten

http://www.minenergy.gov.ge Elektronisch Georgisch

Georgische Kraftwerke (Infor-mation des Ministeriums für Energie der Republik Geor-gien), 2006

Beschreibung der bestehen-den Kraftwerke in Georgien

http://www.minenergy.gov.ge Elektronisch Georgisch

Elektrizitätserzeugung und Tarife – aktuelle Übersicht, 2006

Übersicht über Elektrizitäts-erzeugung und Tarife in Georgien

http://www.minenergy.gov.ge Elektronisch Georgisch

Energy Sector Organizational Assessment and Strategic Plan, 2005

Evaluierung des georgi-schen Energiesektors, Vor-schläge für technische Unterstützung, Analyse der strategischen Ziele

www.usaid.gov Elektronisch Englisch

Strategische Ausrichtung der georgischen Energiepolitik, 2006

Strategie des georgischen Energiesektors für die nächsten 15 Jahre

http://www.minenergy.gov.ge Elektronisch Georgisch

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Endbericht 2006 132

Titel Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

WASSERWIRTSCHAFT

Datenzusammenfassung für die georgische Wasserwirt-schaft, 2006

Statistische Daten für den Zeitraum 1990-2004

http://www.statistics.ge

http://moe.caucasus.net

http://www.hydromet.ge

Elektronisch Georgisch

Municipal Water and Wastewa-ter Sector in Georgia, Envi-ronmental Financing Strategy, 2004

Übersicht über die georgi-sche Wasserversorgungs- und Abwasserentsorgungs-infrastruktur, Finanzierung

DANCEE (Danish Cooperation for Environ-ment in Eastern Europe)

Elektronisch Englisch

Environmental Performance Reviews Programme – Geor-gia, UNCE Bericht, 2006

Ist-Zustand Wasserwirt-schaft. Grenzüberschreiten-des Wassermanagement und politische Ziele

http://www.unece.org

Elektronisch Englisch

Environmental Expenditure in the OECD - Georgian Country Report, 2005

Ist-Zustand der Abwasser-reinigung, notwendige Inves-titionen für den Wasserbe-reich

http://www.oecd.org/dataoecd/34/10/33697692.pdf

Elektronisch Englisch

Wasser- und Abwassermana-gement in Georgien (Über-sicht), 2006

Wasserressourcen, Wasser-versorgung, „hot-spots“ des Industrieabwassermanage-ments, Monitoring, kommu-nale Abwasserinfrastruktur

http://www.statistics.ge

http://moe.caucasus.net

Elektronisch Georgisch

Finanzierungsstrategie für urbane Wasserversorgung und Kläranlagen in Georgien, 2006

Stand der Wasser- und Abwasserwirtschaft, not-wendige Maßnahmen für Verbesserung in Georgien

OECD

http://www.oecd.org/dataoecd/14/55/36472918.pdf

Elektronisch Englisch Russisch

Kommunale Wasser- und Abwasserbereiche in Georgien, Umweltfinanzierungsstrategie, 2005

Analyse der Finanzierungs-strategie der Wasser- und Abwasserwirtschaft

OECD http://www.oecd.org/dataoecd/24/57/33720517.pdf

Elektronisch Englisch

ABFALLWIRTSCHAFT

Jahresbericht für Abfallwirt-schaft, 1990

Ist-Situation der Abfallwirt-schaft, Industrieabfälle, Übersicht über die Gesetz-gebung, Ziele

http://moe.caucasus.net

Elektronisch Georgisch

LUFTREINHALTUNG

Environmental Performance Reviews Programme – Geor-gia, 2006

Ist-Zustand Luftqualität. Internationale Verpflichtun-gen und politische Ziele

http://www.unece.org

www.unece.org/env/epr/interimreports.htm

Elektronisch Englisch

Transport Related Air Pollution in Georgia (statistische Daten)

Statistische Daten, Stake-holder, relevante politische Ziele, Hindernisse für nach-haltigen Verkehr

http://moe.caucasus.net

Elektronisch Georgisch

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Endbericht 2006 133

Titel Inhalt Quelle / Kontakt verfügbar

UMWELTFINANZIERUNG

Umweltfinanzierung in Geor-gien, 2000

Einnahmen und Ausgaben im Umweltbereich

OECD http://www.oecd.org/dataoecd/34/10/33697692.pdf

Elektronisch Englisch

Debt for Environment Swap, 2004/2006

Teil 1 bewertet die Machbar-keit für einen Tausch von Kreditverbindlichkeiten gegen Umweltfinanzierung. Teil 2 präsentiert fünf kon-krete Projektvorschläge.

OECD

http://www.oecd.org/dataoecd/8/56/35178696.pdf Teil 1

http://www.oecd.org/dataoecd/28/59/36203835.pdf Teil 2

Elektronisch Englisch Russisch

Environmental Performance Reviews Programme - Georgia

Wirtschaftliche Instrumente für Umweltschutz, Umwelt-ausgaben, Privatisierung der Unternehmen, Auswirkun-gen auf die Umwelt

http://www.unece.org

Elektronisch Englisch

Budget des georgischen Minis-teriums für Umwelt für 2006

Budgetangaben für 2006 http://moe.caucasus.net Elektronisch

Georgisch

Umweltprojekte in Georgien, 2006

Liste der Umweltprojekte in Georgien, Stand 2006

http://moe.caucasus.net

Elektronisch Georgisch

Convergence with EU envi-ronmental legislation in Eastern Europe, Caucasus and Central Asia: a Guide, 2003

Kosten für Anpassung an den EU-Umweltacquis

http://europa.eu.int/comm/environment/enlarg/pdf/convergence_guide_en.pdf

Elektronisch Russisch Englisch

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Endbericht 2006 134

3.2 KLIMASCHUTZ Quellen für das Kapitel: Initial (1st) National Communication on Climate Change to the UNFCCC, 1999 Situation Analysis in the Field of Climate Change, 2005

3.2.1 Kyoto-Protokoll

Georgien hat im Jahr 1994 das „United Nations Framework Convention on Climate Change“ (UNFCCC) unterzeichnet und ratifiziert. Als erste Stufe der Umsetzung des UNFCCC in Georgien diente das National Climate Change Programme, das im Jahr 1996 vom georgischen Präsident ge-nehmigt wurde. Im Jahr 1999 hat Georgien seine „Initial (1st) National Communication under the UNFCCC“ eingereicht. Das im Jahr 2005 in Kraft getretene Kyoto-Protokoll wurde von Georgien im Jahr 1999 ratifiziert. Als Basisjahr für die anthropogenen Treibhausgas(THG)-Emissionen wird das Jahr 1990 herangezogen. Im Rahmen des Kyoto-Protokolls wurde für Georgien kein Reduktionsziel für die THG-Emissionen bezogen auf das Basisjahr für die erste Reduktionsperiode (2008-2012) festgelegt: die erzielte THG-Emissionsreduktion in diesem Zeitraum bezieht sich auf die durchschnittliche Nichtüberschreitung des 1990-Emissionsniveaus.

3.2.2 THG-Emissionen

Nachfolgend ist die Entwicklung der THG-Emissionen in Georgien dargestellt. Die jüngsten Daten beziehen sich auf das Jahr 1997. Die Werte für den Zeitraum 1998-2010 sind Prognosen.

Quellen: Georgia’s Initial (1st) National Communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1999, Situation Analysis in the Field of Climate Change, 2005, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Der Rückgang der THG-Emissionen nach 1990 ist auf den Zusammenbruch der georgischen Wirt-schaft nach dem Zerfall der Sowjetunion (1991/1992) zurückzuführen. Es wirt erwartet, dass mit der

Netto-THG-Emissionen in Georgien: Ist-Werte (1980-1997) und Prognose bis 2010

0

5

10

15

20

25

30

35

40

45

50

1980 1990 1995 1997 2000 2005 2010

Mio .t CO2-Äquivalente /Jahr

CO2 CH4 N2O Gesamt, CO2-Äquivalente

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Endbericht 2006 135

wirtschaftlichen Erholung in Georgien die THG-Emissionen im Jahr 2010 wieder das Niveau der 1990-Werte erreichen werden.

Die größte Reduktion ist bei den CO2-Emissionen gelungen, und zwar in den Bereichen Energieer-zeugung, Industrie und Verkehr. Die CH4-Emissionen zeigen eine ähnliche Entwicklung, wobei die wichtigste Ursache für ihre Senkung die wirtschaftlich bedingte Reduktion der flüchtigen CH4-Emissionen aus dem Erdöl- und Erdgassektor, der Landwirtschaft und dem Abfallbereich war. Auch die N2O-Emissionen wurden nicht gezielt gesenkt, sondern gingen aufgrund der Wirtschaftkrise in der Landwirtschaft und der Industrie zurück.

3.2.3 THG-Emissionsquellen

Nachfolgend ist die Aufteilung der THG-Emissionen in Georgien nach Wirtschaftssektoren gegliedert im Jahr 1997 abgebildet. Für ein Drittel der THG-Emissionen ist der Energiebereich verantwortlich, gefolgt von der Landwirtschaft mit über 23% und dem Verkehr mit 21%. Die Sektoren Energie, Ver-kehr und Landwirtschaft werden auch in Zukunft eine entscheidende Rolle als THG-Emittenten in Ge-orgien spielen. Der Anteil der Landwirtschaft und der Industrie an den N2O-Emissionen ist allerdings noch nicht quantifiziert, und daher ist noch keine gesamthafte Übersicht über die Aufteilung der THG-Emissionen nach Sektoren für das Jahr 2010 möglich.

Aufteilung der THG-Emissionen in Georgien nach Sektoren, 1997

Energie33%

Landwirtschaft23%

Verkehr21%

Abfallwirtschaft11%

Forstwirtschaft8%

Industrie4%

Gesamt, 1997: 14 Mio. t CO2-Äquivalente

Quellen: Georgia’s Initial National Communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1999, Situation Analysis in the Field of Climate Change, 2005, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Nachfolgend sind die THG-Emissionen differenziert nach Treibhausgasen und Emissionsquellen an-geführt (Stand 1997 und Prognose für 2010).

Der größte Anteil (über 65%) der THG-Emissionen im Jahr 1997 entfiel auf die CO2-Emissionen, diese Tendenz soll auch im Jahr 2010 behalten werden. Die wichtigsten Emittenten (1997) waren der Ener-giebereich (49% der CO2-Emissionen), der Verkehr (31% der CO2-Emissionen) sowie die Forstwirt-schaft (10% der CO2-Emissionen). Im Jahr 2010 wird erwartet, dass der Energiesektor sogar für 80% der CO2-Emissionen verantwortlich sein wird. Die relative Bedeutung des Verkehrs sollte dafür gerin-ger werden (17% der CO2-Emissionen). Insgesamt wird erwartet, dass die CO2-Emissionen bis zum Jahr 2010 mehr als viermal im Vergleich zu den 1997-Werten steigen werden.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 136

Quellen: Georgia’s Initial (1st) National Communication under the United Nations Framework Convention on Climate Change, 1999, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Für die CH4-Emissionen werden auch in Zukunft die Landwirtschaft und die Abfallwirtschaft die wich-tigste Rolle spielen. Der relative Anteil der Abfallwirtschaft von 43% der CH4-Emissionen (1997) wird konstant bleiben (42% der CH4-Emissionen im Jahr 2010), der relative Beitrag der Landwirtschaft wird hingegen von 43% der CH4-Emissionen (1997) auf 26% (2010) zurückgehen. Es wird erwartet, dass der Energiesektor zukünftig ebenfalls eine wichtige Rolle für die CH4-Emissionen spielen wird: von 4% der CH4-Emissionen im Jahr 1997 sollte sich sein Anteil daran im Jahr 2010 auf 24% erhöhen. Insge-samt wird erwartet, dass die CH4-Emissionen bis zum Jahr 2010 im Vergleich zu den 1997-Werten mehr als verdoppeln werden.

Die N2O-Emissionen werden sich bis zum Jahr 2010 nahezu verdoppeln. Dabei wird allerdings keine wesentliche Änderung der Anteile der Wirtschaftssektoren daran erwartet. Somit werden auch in Zu-kunft die Landwirtschaft (mit etwa 74% der N2O-Emissionen) und die Industrie (20% der N2O-Emissionen) die wichtigsten N2O-Emittenten in Georgien bleiben.

CO2-Emissionsquellen in Georgien, 1997

Verkehr31%

Industrie2%

Landwirtschaft8%

Energie49%

Forstwirtschaft10%

Gesamt, 1997: 9,18 Mio. t CO2

CH4-Emissionsquellen in Georgien, 1997

Landwirtschaft43%

Abfallwirtschaft43%

Energie4%

Verkehr4%Forstwirtschaft

6%

Gesamt, 1997: 3,56 Mio. t CO2-Äquivalente

N2O-Emissionsquellen in Georgien, 1997

Landwirtschaft76%

Industrie22%Energie

2% Gesamt, 1997: 1,33 Mio. t CO2-Äquivalente

CO2-Emissionsquellen in Georgien, 2010 (Prognose)

Energie80%

Verkehr17%

Industrie<1%

Forstwirtschaft2%

Landwirtschaft1%

Gesamt, 2010: 37,7 Mio. t CO2

CH4-Emissionsquellen in Georgien, 2010 (Prognose)

Landwirtschaft26%

Abfallwirtschaft42%

Energie24%

andere (Verkehr, Industrie,

Forstwirtschaft)8%

Gesamt, 2010: 8,7 Mio. t CO2-Äquivalente

N2O-Emissionsquellen in Georgien, 2010 (Prognose)

Landwirtschaft74%

Industrie20%andere (Energie,

Forstwirtschaft) 6%

Gesamt, 1997: 2,46 Mio. t CO2-Äquivalente

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 137

3.2.4 Geplante Maßnahmen zur THG-Emissionsreduktion

Georgien erlebt derzeit ein kontinuierliches Wirtschaftswachstum, und somit auch eine Steigerung der THG-Emissionen. Nachfolgend ist eine Übersicht über die auf politischer Ebene anvisierten Maßnah-men für eine zukünftige Reduktion der THG-Emissionen angeführt.

Umweltpolitik

Die Ziele der Klimaschutzpolitik in Georgien wurden mit der Einführung des Gesetzes „Über Umwelt-schutz in Georgien“ im Jahr 1996 festgelegt. Dabei gelten folgende Leitlinien:

- Emissionsreduktion mittels technischer Maßnahmen, die sowohl ökologisch als auch wirtschaftlich sinnvoll sind

- das „Polluter Pays“-Prinzip

- Bewussteinsbildung bei der Bevölkerung durch regelmäßige Informationen über den Umweltzu-stand und über die Maßnahmen für die Verbesserung der Umweltsituation.

Weitere Gesetze (über Wasserrecht, Ökologisches Monitoring und Luftreinhaltung) aus dem Jahr 1999 fordern zusätzlich folgende Maßnahmen:

- Kompensation der durch THG-Emissionen verursachten Schäden

- Bewertung und Messung der Auswirkungen der anthropogenen Tätigkeit auf die Klimaänderungen während der Durchführung von geplanten Projekten sowie von Klimaschutzmaßnahmen

- Schaffung von Transparenz für die Öffentlichkeit im Hinblick auf Zugang zu Klimaschutzinformati-onen.

Maßnahmen im Energiebereich

- Steigerung der Effizienz bei Elektrizitätserzeugung durch fossile Energieträger

- Umstieg von Treibstoffen mit einem hohen Kohlenstoffgehalt auf solche mit einem niedrigeren

- Reduktion von Verlusten bei der Energieübertragung

- Einführung von energiesparenden Technologien

- Nutzung von geothermaler Energie für Warmwasseraufbereitung und für Heizung

- Sanierung, Modernisierung und Neubau von großen und kleinen Wasserkraftwerken (s. Kapitel 3.3 Energiewirtschaft)

- Forcierte Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger (außer Wasserkraft und Geothermie).

Maßnahmen im Verkehrsbereich

- Möglichst umfassende Erneuerung der motorisierten Verkehrsflotte

- Schaffung von wirtschaftlichen Instrumenten zur Importeinschränkung für alte Fahrzeuge

- laufende Kontrolle im Hinblick auf die Einhaltung der Anforderungen an Treibstoffqualität

- Verbesserung der Verkehrsinfrastruktur

- Schaffung von Anreizen für Nutzung von abgasreinigenden Filtern in Fahrzeugen

- Ausbau der öffentlichen Verkehrsinfrastruktur außerhalb der Städte

- Förderung einer zunehmenden Nutzung der Bahnverbindungen.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 138

Landwirtschaft

- Einführung eines effizienten Landwirtschaftsmanagements

- Optimierung des landwirtschaftlichen Anbaus, d.h. verstärkter Anbau von trockenheitsresistenten und für die jeweilige Region optimaler Pflanzen

- Reduktion des Einsatzes von künstlichen Düngemitteln

- Reduktion des Einsatzes von Pflanzenschutzmitteln

- Einführung einer nachhaltigen Landwirtschaft und Förderung der Biolandwirtschaft.

Abfallwirtschaft

- Einführung eines gesamthaften Abfallmanagementsystems, insbesondere in den Städten und an der Küste

- stoffliche Abfallverwertung

- Nutzung des Deponiegases.

3.2.5 Umsetzung von Joint-Implementation-Projekten

Derzeit (2006) liegen noch keine Informationen seitens des georgischen Umweltministeriums für die Möglichkeiten zur Durchführung von Joint-Implementation(JI)-Projekten vor. Es wird daher empfohlen, die Vorgehensweise konkret für ein jedes geplantes Projekt mit der österreichischen Koordinierungs-stelle für JI-Projekte, der Kommunalkredit Public Consulting (www.klimaschutzprojekte.at), abzustim-men.

3.2.6 Strategische Ziele

Da die wichtigsten Ziele im Klimaschutzbereich mit jenen der Energiewirtschaft Georgiens eng ver-bunden sind, werden sie für beide Bereiche gemeinsam im Kapitel Energie, 2.3.9 Strategische Ziele, aufgelistet.

Nachfolgend sind die wichtigsten Ziele auf umweltpolitischer Ebene in Georgien zusammengefasst:

- Identifizierung von Maßnahmen zur Reduktion der THG-Emissionen in allen Wirtschaftsbereichen

- Schaffung entsprechender gesetzlicher Rahmenbedingungen für ihre Umsetzung

- Bewusstseinbildung bei der Bevölkerung in Bezug auf Klimaschutz

- Aktive Teilnahme an internationalen Klimaschutzprojekten

- Entwicklung von Aus- und Weiterbildungsprogrammen im Klimaschutzbereich.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 139

3.3 ENERGIEWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: International Energy Ageny (IEA), United Nations Economic Commission for Europe UNECE) Übersicht der georgischen Energiewirtschaft, 2005 Georgische Kraftwerke (Information des Ministeriums für Energie der Republik Georgien), 2006 Elektrizitätserzeugung und Tarife – aktuelle Übersicht, 2006 Energy Sector Organizational Assessment and Strategic Plan, 2005 Strategische Ausrichtung der georgischen Energiepolitik, 2006

3.3.1 Struktur des Primärenergieverbrauchs

Die jüngsten Daten über den Primärenergieverbrauch in Georgien stammen aus dem Jahr 2003. Die Struktur des Primärenergieverbrauchs ist nachfolgend abgebildet und tabellarisch zusammengefasst.

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Georgien, 2003

Erdgas30%

Biomasse (Brennholz)

24%

Erdöl24%

Wasserkraft21%

Kohle1%

andere erneuerbare

Energie0,4%

Primärenergieverbrauch, 2003: 114,17 PJ

Quellen: IEA www.iea.org, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT Im Jahr 2003 betrug der Primärenergieverbrauch in Georgien 114,17 PJ. Dieser wurde fast zu einem Drittel durch Erdgas gedeckt, gefolgt von Biomasse, Wasserkraft und Erdöl zu nahezu gleichen Antei-

Struktur des Primärenergieverbrauchs in Georgien, 2003

Energieträger Anteil in PJ Anteil in %

Erdgas 33,22 29,1

Biomasse (Brennholz) 27,86 24,4

Erdöl 27,29 23,9

Wasserkraft 24,20 21,2

Kohle 1,14 1,0

andere erneuerbare Energieträger (Windkraft, Geothermie, Solarenergie)

0,46 0,4

Gesamt 114,17 100

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 140

len (21%-24%). Im Bereich der Biomassenutzung wird ausschließlich Brennholz verwendet. Die Kohle als Energieträger wird in der letzten Jahren nur marginal genutzt (ca. 1% des Primärenergie-verbrauchs), und ein ebenso geringer Teil (außer Wasserkraft) des Energiebedarfes wird durch ande-re erneuerbare Energieträger (Geothermie, Wind, Solarenergie) gedeckt. Das Land verfügt über keine Atomkraftwerke. Mehr als die Hälfte der Energieressourcen wird importiert. Nur bei der Wasserkraft ist der überwie-gende Anteil heimisch.

Energieverbrauch nach Sektoren

Bis 1991 war Georgien im Trans-Kaukasus-Energiesystem integriert, und importierte Energieressour-cen waren „kostenlos“. Nach dem Zusammenbruch der Sowjetunion stiegen die Preise für Energieim-porte blitzartig auf Weltpreisniveau, was zu einer Energiekrise in Georgien geführt hat. Georgien ver-fügt über umfangreiche Wasserkraftressourcen, welche aber nicht ganzjährig genutzt werden können (s. Punkt „Elektrizitätserzeugung und –verbrauch“ weiter unten): in den Wintermonaten soll die Leis-tung der Wasserkraftwerke durch zusätzliche importierte Energieressourcen unterstützt werden. So ist die Energieversorgung Georgiens verstärkt von den Importen aus Russland abhängig.

Der energieintensivste Sektor der georgischen Wirtschaft ist mit 50% des gesamten Primärenergie-verbrauchs der Haushaltsbereich (d. s. etwa 57,1 PJ im Jahr 2003), gefolgt vom Verkehrssektor (über 20%) sowie den Industrie- und Energiebereichen mit jeweils über 14% des gesamten Primärenergie-verbrauchs. Die Verluste betragen etwa 18% des Primärenergieverbrauchs.

Energieverbrauch im Haushaltsbereich in Georgien nach Energieträgern, 2003

Energieträger Anteil in PJ Anteil in %

Brennholz 46,4 81,3

Gas 4,1 7,2

Erdölprodukte 3,5 6,1

Elektrizität 2,8 4,9

Fernwärme 0,3 0,5

Kohle 0,1 0,1

Gesamt 57,2 100

Quellen: IEA www.iea.org, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Primärenergieverbrauch in Georgien nach Wirtschaftssektoren, 2003

-20%

-10%

0%

10%

20%

30%

40%

50%

60%

Haushalte Verkehr Industrie Energiesektor Dienst-leistungen

andere nicht energ.Nutzung

Landwirtschaft Verluste

Primärenergieverbrauch, 2003: 114,17 PJ

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 141

3.3.2 Elektrizität Elektrizitätserzeugung und –verbrauch

In Georgien betragen die Elektrizitätserzeugungskapazitäten 4,7 GW, wobei 2,7 GW davon Wasser-kraftwerke und der Rest kalorische Kraftwerke sind. Im Jahr 2004 wurden nur 1,7 GW tatsächlich ge-nutzt, somit wurden die Wasserkraftkapazitäten nur zu 60% ausgelastet. Die Gründe dafür sind die nicht ausreichend gewartete technische Ausstattung in den Wasserkraftwerken sowie der Mangel an Rohstoffen für die kalorischen Kraftwerke.

Im Jahr 2004 wurden in Georgien etwa 6,9 TWh Strom erzeugt, 87% davon durch Wasserkraft und 13% durch kalorische Kraftwerke. Zusätzlich wurden 200 GWh Strom importiert.

Quellen: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Im Jahr 2005 wurden rund 8,4 TWh Strom verbraucht, dabei stellte der Stromimport bereits 18% des Verbrauchs dar. 1% der erzeugten Elektrizität wurde exportiert. Die Aufteilung des Elektrizitäts-verbrauchs nach Energieträgern ist nachfolgend dargestellt.

Quellen:

Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Elektrizitätserzeugung in Georgien, 1980-2004

0

2

4

6

8

10

12

14

16

1980 1990 2000 2002 2004

TWh/Jahr

Gesamt Wasserkraft Kalorische Kraftwerke

Elektrizitätsverbrauch in Georgien, 2005

Import18%

kalorische Kraftwerke

8%Export

1%

Wasserkraft73%

Elektrizitätsverbrauch, 2005: 8,36 TWh

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 142

Bis 1991 wurden in Georgien jährlich etwa 14,5 TWh Strom erzeugt, davon rund 60% durch kalorische Kraftwerke und 40% durch Wasserkraft. Nach der politischen Wende im Jahr 1991 ging die Stromer-zeugung etwa auf die Hälfte zurück (im Schnitt etwa 7 TWh/Jahr) und erfolgte großteils (etwa 80%) durch Wasserkraft. Grund dafür ist der Rückgang der Kohleimporte und der eigenen Kohleförderung.

Neben dem großen Anteil von Wasserkraft in der Elektrizitätsbilanz des Landes ist auch charakteris-tisch, dass

- Elektrizität in den Monaten September-April importiert wird (16%-51% der monatlichen bzw. 18% der jährlichen Elektrizitätsbilanz)

- Elektrizität nur in den Monaten Juli-August (7%-9% der monatlichen bzw. 1% der jährlichen Elektrizi-tätsbilanz) exportiert wird. Diese wird durch Wasserkraft generiert.

Im Zeitraum Juni-Oktober werden die kalorischen Kraftwerke vollständig abgeschaltet.

Prognostizierter Elektrizitätsbedarf und geplante Elektrizitätserzeugung für 2007

Für das Jahr 2007 wird erwartet, dass der Elektrizitätsbedarf in Georgien bereits 10,3 TWh betragen würde. Nachfolgend ist die geplante Elektrizitätserzeugung zur Abdeckung des gestiegenen Bedarfs zusammengefasst.

Prognostizierte Elektrizitätserzeugung in Georgien, 2007

Elektrizitätserzeugung nach Energieträgern

TWh %

Wasserkraftwerke 7,151 69,2

Kalorische Kraftwerke 2,891 28,0

Stromimport 0,290 2,8

Gesamt 10,332 100,0

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006, eigene Berechnungen

Damit der prognostizierte Elektrizitätsbedarf ausschließlich durch heimische Stromerzeugung gedeckt werden kann, sollte sich die Sanierung der Elektrizitätserzeugungskapazitäten in Georgien bereits in einem vorangeschrittenen Stadium befinden. Derzeit (November 2006) sind allerdings noch keine Angaben über eine umgesetzte umfassende Sanierung vorhanden.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 143

Elektrizitätstarife

Die Tarife für Elektrizität in der Hauptstadt Tbilisi unterscheiden sich von jenen auf dem Land, wie aus der nachfolgenden Zusammenfassung ersichtlich ist.

Tarife einschl. Umsatzsteuer für Elektrizitätsverbrauch (Tbilisi), 2006

bis bzw. einschl. 100 kWh 0,0135 Euro/kWh

100-300 kW 0,0620 Euro/kWh

>300 kW 0,2672 Euro/kWh

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006

Tarife einschl. Umsatzsteuer für Elektrizitätsverbrauch (außerhalb Tbilisi), 2006

bis bzw. einschl. 100 kWh 0,0503 Euro/kWh

100-300 kW 0,0640 Euro/kWh

>300 kW 0,0677 Euro/kWh

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006

Detaillierte Informationen über Einspeisetarife, Verteilungsnetztarife, Großhandelstarife für Elektrizität etc. sind bei der ÖGUT erhältlich. Struktur der Elektrizitätswirtschaft Georgiens

Elektrizitätsübertragung und -verteilung

Es gibt es zwei Elektrizitätsverteilungsnetzbetreiber in Georgien. Dies sind die Georgische Staatliche Elektrizitätssystem GmbH und das Internationale Regionale Zentrum für Energiekooperation, welches auch für Elektrizitätsimporte und –exporte zuständig ist.

Derzeit (2006) ist es geplant, ein neues Elektrizitätsleitungsnetz zwischen Georgien und der Türkei zu errichten, um Elektrizität aus Wasserkraftwerken zu exportieren. Die Leitungen (500-400 KW) sollen eine jährliche Übertragung von 2,5 GWh (300 MW Kapazität) bis zu 5 GWh (600 MW Kapazität) ge-währleisten. Die notwendigen Investitionen belaufen sich lt. der United States Trade and Development Agency (USTDA)-Machbarkeitsstudie auf etwa 118 Mio. Euro. Der Umsetzungszeitrahmen ist noch nicht veröffentlicht.

Georgische Nationale Energieregulierungskommission (GNERK)

GNERK ist eine unabhängige Agentur, welche für die Regulierung der Elektrizitätserzeugung, für die Tarifbildung für Strom- und Erdgasnutzung, für die Stromübertragung und -verteilung sowie für die Erteilung von Genehmigungen für Energieimporte und -exporte zuständig ist.

Georgischer Großhandelselektrizitätsmarkt (GGE)

GGE wurde im Jahr 1999 gemäß dem georgischen Energiegesetz gegründet und ist für das Manage-ment des Großhandels und für die Entwicklung des Wettbewerbs im Energiebereich in Georgien zu-ständig. Darüber hinaus sorgt GGE für die Schaffung attraktiver Investitionsbedingungen im Energie-bereich und dient auch als Partner bei internationalen Energieprojekten (www.gwem.org.ge).

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Endbericht 2006 144

Elemente des Energiemarkts

Die wichtigsten Elemente des georgischen Energiemarktes sind nachfolgend zusammengefasst: - vertikal integrierte Energieunternehmen (d. h. Unternehmen, die alle Schritte entlang der Wert-

schöpfungskette im Energiebereich von Primärenergieträgereinkauf über Energieverteilung bis Stromverkauf) sind zulässig

- langfristige direkte Verträge auf bilateraler Basis zwischen den Teilnehmern des Energiemarkts sind zulässig

- Energiekäufer sind verpflichtet, einen fixen Anteil an Energie aus kalorischen Kraftwerken zu kau-fen

- Elektrizitätsverteilungsunternehmen sind verpflichtet, vorhandene Energiereserven nachzuweisen - ein nationale Stelle soll die Verteilung der Elektrizität (aus dem Enguri Wasserkraftwerk, dem

Vardnili Wasserkraftwerk sowie aus Importen) an die einzelnen Verteilungsunternehmen koordi-nieren

- Eigentümer von Verteilungsnetzen sind verpflichtet, auch Elektrizität aus kleinen und mittelgroßen Wasserkraftwerken weiterzuleiten bzw. zu verteilen, falls der Lieferant eine Transitgebühr für die Nutzung des Verteilungsnetzes entrichtet hat.

Wesentliche Probleme im Energiesektor Georgiens stellen derzeit die Nichtbezahlung von Energie-nutzungsgebühren, technisch bedingte Energieverluste sowie illegale Anschlüsse an das Energiever-sorgungssystem dar.

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Endbericht 2006 145

3.3.3 Wärmenutzung

Kalorische Kraftwerke

Georgien hat 3 kalorische Kraftwerke, wobei aufgrund der hohen Erdgaskosten und der mangelhaften Wartung derzeit nur eines davon teilweise in Betrieb ist. Das größte Kraftwerk ist in Gardabani (in der nähe von Tbilisi), mit einer installierten Leistung von 1,85 GW. Dieses Kraftwerk ist seit 1972 in Be-trieb, besteht aus 10 Einheiten und alle sind in einem sehr schlechten technischen Zustand. Derzeit sind nur 3 Einheiten in Betrieb. Als Energieträger wird hauptsächlich Erdgas genutzt, wobei aufgrund der hohen Erdgaspreise und der unsicheren Versorgungslage manche dieser Einheiten auf Erdöl um-steigen. Zwei Einheiten, die in 90er Jahren gebaut wurden, sind bereits privatisiert.

Georgien verfügt nur über eine kleine Kraft-Wärmekopplungs-Anlage, mit einer Kapazität von 18 MWel. und 40-50 MWth.. Die Anlage befindet sich in Tbilisi, ist aber derzeit auch außer Betrieb. Außerdem sollen zwei der drei Einheiten einer Reparatur unterzogen werden.

Fernwärme

In der Vergangenheit (d.h. ausschließlich bis zum Jahr 1991) wurden Fernheizungsnetzwerke in den meisten Städten mit importiertem Gas betrieben. Aufgrund der hohen Erdgaspreise wurden diese Anfang der 90er Jahre komplett außer Betrieb genommen und werden nicht mehr gewartet. In Tbilisi waren 42 erdgasbetriebene Fernheizwerke in Betrieb, derzeit (2006) wird keines genutzt. Laut Ministe-rium für Umwelt und Naturressourcenschutz ist ihre Sanierung nicht möglich. Ein Teil des Erdgasver-sorgungssystems wurde wieder in Betrieb genommen, doch die Wärmeversorgung der Haushalte ist meist diesen selbst überlassen. Diese erfolgt mit Brennholz (v. a. im ländlichen Raum) und mit Heizöl.

Warmwasseraufbereitung und Heizung in Tbilisi

Eine Marktstudie, die im Jahr 2003 in Subarto (Bezirk von Tbilisi) durchgeführt wurde, zeigt die fol-gende Struktur des Energieverbrauchs für Warmwasseraufbereitung und Heizung (Angaben nur im Prozentanteil). Diese Struktur kann als repräsentativ für Tbilisi angenommen werden, für den ländli-chen Raum dominiert allerdings Brennholz als Energieträger.

Struktur des Energieverbrauchs für Warmwasseraufbereitung und Heizung in Tbilisi (Subarto),2001

Energieträger Anteil in %

Erdgas (Gasboiler und –öfen) 43

Strom 32

Heizöl 16

Brennholz 9

Gesamt 100

Quelle: Energy and Environment in Georgia, UNECE Report, 2003

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Endbericht 2006 146

3.3.4 Nutzung fossiler Energieträger

Kohle In den 50er Jahren wurden in Georgien jährlich über 3 Mio. t Kohle in drei Orten (Tkibuli, Tkvarcheli und Akhaltsikhe) gefördert. Zusätzlich wurde jährlich 1 Mio. t Kohle importiert.

In den nachfolgenden Jahren im Rahmen der Sowjetunion wurde Georgien ausreichend mit billigem Erdöl und Erdgas versorgt. Somit wurde das Volumen der Kohleförderung wesentlich reduziert. Eine Übersicht der derzeit (2006) vorhandenen Kohlereserven in Georgien ist nachfolgend angeführt.

Kohlereserven in Georgien, 2006

Regionen/Orte Bestehende Kohlereserven, Mio. t

Akhaltsikhe 72

Tkvarcheli 22

Tkibuli 51

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006

Im Jahr 1987 wurden die Akhaltsikhe Bergwerke stillgelegt. Nach dem Krieg in Abkhazia (1991-93) wurde die Kohleförderung in Tkvarcheli ebenfalls stillgelegt. Derzeit (2006) sind nur 2 Bergwerke (in Tkibili) in Betrieb. Die wichtigsten Kohleverbraucher sind die Zestafoni Eisenfabrik und die Teerraffine-rie, ein Teil der Kohle wird auch nach Armenien und Aserbaidschan exportiert.

Erdöl und Erdgas

Fossile Energieträger wie Erdöl und Erdgas werden zum überwiegenden Teil importiert. Im Jahr 2003 hat Georgien Erdgas im energetischen Äquivalent von fast 35 PJ importiert. Nach dem Zerfall der Sowjetunion sind die Preise für diese Ressourcen drastisch gestiegen, und die Versorgungskontinuität ist wesentlich gesunken. Somit ist Georgien wirtschaftlich vom Energieexporteur Russland abhängig. Dank seiner günstigen geografischen Lage für die Energiekorridore BTC - Baku-Tbilisi-Ceyhan, Baku-Supsa sowie für die Südkaukasischen Rohrleitungen profitiert Georgien wesentlich von den Transit-gebühren.

Quelle: http://www.eia.doe.gov/emeu/cabs/Caucasus/TransitEnergy.html

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Endbericht 2006 147

3.3.5 Nutzung von Atomkraft Georgien verfügt über keine Atomkraftwerke.

3.3.6 Erneuerbare Energie Wasserkraft

Georgien verfügt über große Wasserkraftpotenziale, die derzeit (2006) nur zu 25% genutzt werden, obwohl mehr als 60 Wasserkraftwerke gebaut worden sind. Die meisten Wasserkraftwerke liegen an den Flüssen Enguri, Lajanuri, Rioni, Khrami und Shaori (s. Übersichtskarte auf der nächsten Seite). Diese Wasserkraftwerke haben eine installierte Leistung von 2,7 GW, zusätzlich sollen 20 Wasser-kraftwerke und 5 Wasserspeicherkraftwerke mit einer Gesamtkapazität von etwa 1,7 GW errichtet werden. Laut Expertenschätzungen besteht in Georgien ein Potenzial für 250 kleine, mittlere und gro-ße Wasserkraftwerke, welche jährlich insgesamt 30 GWh liefern können. Alle bestehenden Wasser-kraftwerke sind jedoch sanierungsbedürftig. Nachfolgend sind die zwei größten Wasserkraftwerke in Georgien kurz dargestellt.

Enguri Wasserkraftwerk

Das größte Wasserkraftwerk in Georgien ist seit 1978 in Betrieb und befindet sich am Fluss Enguri (nahe dem Dorf Saberion). Die installierte Leistung beträgt 1,3 GW und kann jährlich bis zu 3,8 GWh liefern. Die Energieerzeugung hat sich aufgrund mangelnder Wartung in den letzten Jahren wesentlich reduziert. Für Sanierungsmaßnahmen sind von der EBRD Kredite in der Höhe von mehr als 30 Mio. Euro sowie etwa 5 Mio. Euro Förderungsmittel von der EU vorgesehen. Die gesamten Sanierungs-maßnahmen sind in 2 Phasen aufgeteilt:

- Sanierung der Bogenstaumauer (mit 270 m der weltweit höchste Damm), des Drucktunnels und der hydro-mechanischen Ausrüstung. Das geplante Budget beläuft sich auf über 13 Mio. Euro, wobei 80% der Kosten durch EBRD-Kredite und 20% aus dem Fonds des Enguri Wasserkraftwerks GmbH gesichert werden sollen.

- Elektromechanische Installationsarbeiten mit notwendigen Investitionen von 17 Mio. Euro. Die Kos-ten sollen zu 95% mittels Finanzierung von der EU und der EBRD gedeckt werden, und die restli-chen 5% sollen vom Fonds des Enguri Wasserkraftwerks GmbH bereitgestellt werden.

Die notwendigen Gesamtkosten für die Sanierung des Enguri Wasserkraftwerks werden auf etwa 35 Mio. Euro geschätzt. Die Zeitspanne für die Umsetzung ist noch nicht bekannt.

Neben der Sanierung bestehender Einheiten sollen am Fluss Enguri zusätzliche Kapazitäten von 700 MW errichtet werden. Dieses Projekt wurde Anfang der 90er Jahre zwar von den NGOs abgelehnt, später aber aufgrund der Energiekrise in Georgien wieder in Erwägung gezogen.

Lajanuri Wasserkraftwerk

Das Lajanuri Wasserkraftwerk liegt in der Nähe von Tsageri und wurde im Jahr 1960 in Betrieb ge-nommen. Das Kraftwerk hat eine installierte Leistung von 111,6 MW und kann jährlich etwa 438 GWh liefern. Auch dieses Wasserkraftwerk ist veraltet und sanierungsbedürftig. Die Sanierungskosten betragen über 6,4 Mio. Euro. Die Umsetzung soll im Zeitraum 2005-2007 durchgeführt werden.

Detaillierte Informationen über die notwendige Sanierung der georgischen Wasserkraftwerke kann die ÖGUT bei Anfrage gerne zur Verfügung stellen.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 148

Klein-Wasserkraft Innerhalb der nächsten 1-2 Jahre sollen 80 kleine Wasserkraftwerke mit einer installierten Gesamtka-pazität von etwa 350 MW gebaut werden.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 149

Zhinvali HPP Inbetriebnahme – 1985 Installierte Leistung-130 MWEinheitsanzahl – 4x32,5 MWVardnili 2,3,4 HPP Cascade

Inbetriebnahme – 1971 Installierte Leistung-40+40+40=120 MW Einheitsanzahl – 6x20 MW

Rioni HPP Inbetriebnahme – 1931 Installierte Leistung – 48 MW Einheitsanzahl – 4x12 MW

Vartsikhe 1, 2,3,4 HPP Cascade Inbetriebnahme – 1976-1988 Installierte Leistung – 46+46+46=194 MW Einheitsanzahl – 8x23 MW

Kobuleti CCGT – Im Bau Inbetriebnahme – 2005-2006 Installierte Leistung – 72 MW Einheitsanzahl – 6x20 MW +2x6 MW

Atshesi HPP Inbetriebnahme – 1937 Installierte Leistung – 16 MW Einheitsanzahl – 2x8 MW

Bzhuzha HPP Inbetriebnahme – 1956 Installierte Leistung-12,24 MW Einheitsanzahl – 3x4,08 MW

Lajanuri HPP Inbetriebnahme – 1960 Installierte Leistung – 111,6 MW Einheitsanzahl – 3x37,2 MW

Shaori HPP Inbetriebnahme – 1955 Installierte Leistung-111,6MW Einheitsanzahl – 3x37,2 MW

Gumati 1&2 HPP Inbetriebnahme – 1956-1958 Installierte Leistung – 44+22,8=66,8 MW

Satskhenisi HPP Inbetriebnahme –1952 Installierte Leistung-14 MW Einheitsanzahl – 2x7 MW

Khadori HPP im Bau Inbetriebnahme – 2005-2006 Installierte Leistung – 24MW Einheitsanzahl – 2x12 MW

Zahesi HPP Inbetriebnahme – 1927 Installierte Leistung – 36,8 MW Einheitsanzahl – 4x3,2 MW +2x12 MW

Tetrikhevi HPP Inbetriebnahme – 1952 Installierte Leistung -13,6 MW Einheitsanzahl – 2x6,8 MW

Ortachala HPP Inbetriebnahme – 1952 Installierte Leistung – 18 MW Einheitsanzahl – 3x6 MW

Dzevrula HPP Inbetriebnahme-1956 Installierte Leistung – 80 MW Einheitsanzahl – 4x20 MW

Chitakhevi HPP Inbetriebnahme – 1949 Installierte Leistung – 21 MW Einheitsanzahl – 3x7 MW

Khrami HPP Inbetriebnahme-1947 Installierte Leistung – 112,8 MW Einheitsanzahl – 3x37,6 MW

Khrami 2 HPP Inbetriebnahme - 1962 Installierte Leistung - 110 MW Einheitsanzahl – 2x55 MW

Mitkvari TPP - # 9 & 10

Inbetriebnahme – 1990-1995

Installierte Leistung-600 MW

Einheitsanzahl – 2x300 MW

Energy Invest CCGZ–im Bau Inbetriebnahme - 2005-2006 Installierte Leistung - 150 MW Einheitsanzahl – 2x55 MW + 40 MW Dampf

Tbilsresi TPP - # 3,4 & 8 Inbetriebnahme – 1963-1972 Installierte Leistung – 150+160+160=470 MW Einheitsanzahl – 3

Enguri HPP Inbetriebnahme – 1978 Installierte Leistung-1300 MW Einheitsanzahl – 5x260 MW

Kudhini HPP Inbetriebnahme – 2008-2010 Installierte Leistung-638 MW Einheitsanzahl – 3x11 MW

Sokhumi HPP Inbetriebnahme – 1948 Installierte Leistung – 19,2 MW Einheitsanzahl – 3x6,4 MW

Übersichtskarte – Wasserkraftwerke in Georgien

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 150

Biomasse

Nach dem Zusammenbruch des Fernwärmeversorgungssystems in Georgien ist Brennholz der wich-tigste Energieträger für Heizung und Warmwasserversorgung im Haushaltsbereich. Damit sind 24% des Primärenergieverbrauchs in Georgien durch Biomasse (Brennholz) abgedeckt. Die unkontrollierte Abholzung (sogar von öffentlichen Gärten) stellt derzeit in Georgien ein wesentliches Problem dar. Nutzung anderer erneuerbarer Energieträger (außer Wasserkraft und Biomasse)

Andere erneuerbare Energiequellen wie Windkraft, Solarenergie und Geothermie weisen zwar ein großes Nutzungspotenzial für Georgien auf, werden aber derzeit nur im Rahmen von Pilotprojekten ausgebaut. Nur die Geothermie wird eher in größerem Ausmaß für die Warmwasserversorgung ge-nutzt.

Geothermie

Die geothermischen Ressourcen Georgiens betragen 220/250 Mio. m³ in einem Temperaturbereich zwischen 50°C und 100°C. Die Gebiete mit den meisten Ressourcen befinden sich im West- und Zentralteil des Landes.

Laut Expertenschätzungen könnten mehr als 1,5 Mio. Einwohner mit durch Geothermie erzeugtem Warmwasser und Heizung versorgt werden. Das theoretische Nutzungspotenzial für Geothermie liegt laut der Geothermal Resources Council Association, 1995, bei 250 MW/Jahr, das technische bei etwa 150 MW/Jahr.

Mehr als 50 Bohrungen in einer Mitteltiefe von bis zu 400 m existieren bereits, die aber großteils nicht genutzt werden. Dieses geothermische Wasser weist eine Temperatur von 40-60°C auf und kann zwar für Warmwasserversorgung und für Treibhauszwecke genutzt werden, allerdings nicht für Hei-zung. Die meisten Bohrungen sind nur in der Testphase geblieben oder wurden zerstört. Dazu haben auch die schlechte wirtschaftliche Situation, die niedrigen Energietarife sowie die Nichtbezahlung von Energiegebühren beigetragen.

Wirtschaftlich sinnvoll wäre es, die bestehenden Bohrungen mit einer Kapazität von 50 MW (40 in Zugdidi, Westgeorgien, und 10 MW in Tbilisi) mittels Direktförderungen zu sanieren. Somit könnten bis zu 4 Mio. m³/Jahr in Tbilisi für Warmwasserversorgung genutzt werden. Dasselbe Potenzial ist auch für die Westregion Georgiens gegeben. Allerdings müssen dafür hohe Investitionskosten in Erwägung gezogen werden (quantitative Daten nicht verfügbar).

Projekt für geothermische Warmwasserversorgung und Heizung in Tbilisi

Der Global Environment Fund (GEF) und die Kreditanstalt für Wiederaufbau (KfW) Deutschland unter-stützen Georgien für die Erhöhung der Nutzung von geothermischer Warmwasserversorgung und Heizung in Tbilisi. Das Projekt ist ein Teil einer großen GEF-Projektiniative für die Abschaffung von Barrieren zur Nutzung der erneuerbaren Energie für die lokale Energieversorgung. Das Pilotprojekt soll 20.000 Einwohner von Saburtalo (Bezirk in Tbilisi) mit Warmwasser versorgen und gleichzeitig eine Einsparung von 0,5 Mio. t CO2 innerhalb von 20 Jahren bringen. Das Projektbudget umfasst über 10 Mio. Euro. Der Umsetzungszeitraum ist allerdings nicht bekannt.

Windkraft

Georgien verfügt über ein beträchtliches Potenzial für Windkraftnutzung. Das technische Potenzial beträgt etwa 4,5 GWh/Jahr. Georgien ist in 4 geografischen Windzonen aufgeteilt, welche eine durch-

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 151

schnittliche Windgeschwindigkeit von 5-9 m/s aufweisen. Derzeit wird dieses Potenzial aber kaum genutzt. Laut Planung sollen Windkrafträder mit einer installierten Leistung von 1,2 GW errichtet werden, wo-durch jährlich 3,5 GW/h Strom erzeugt werden können. Der Umsetzungszeitraum ist allerdings nicht bekannt.

Solarenergie

Dank der günstigen geografischen Lage Georgiens beträgt die durchschnittliche Sonnenstrahlungspe-riode etwa 250-280 Tage im Jahr, dieses entspricht etwa 1.900-2.200 Stunden. Das jährliche Nut-zungspotenzial liegt bei etwa 108 MW (rund 1,4 PJ). Auf Planungsebene ist die Entwicklung und Einführung moderner Technologien für Solarenergienut-zung einschließlich Photovoltaik vorgesehen. Somit könnten in den nächsten 20 Jahren 43.000 geor-gische Haushalte mit insgesamt 500 MWh Strom pro Jahr sowie mit Solarwarmwasser versorgt wer-den.

3.3.7 Energieeffizienz

Nachfolgend ist die Entwicklung der Energieintensität in den europäischen Ländern und Russland dargestellt. Vor der politischen Wende zählte Georgien mit 30,3 MJ/95$ Kaufkraftparität (1990), ge-meinsam mit der Ukraine, Russland und Estland, zu den energieintensivsten Ländern in der Region. Wichtigste Gründe dafür waren die veraltete Infrastruktur und die Nutzung von energieintensiven Technologien in der Industrie. In den letzten Jahren gehört die Energieintensität in Georgien mit etwa 9,7 MJ/95$ Kaufkraftparität (2003) zwar nicht mehr zu den höchsten in Europa, liegt aber trotzdem deutlich über dem EU-15-Durchschnitt (EU-15: 7 MJ/95$ Kaufkraftparität, Österreich: 6,2 MJ/95$ Kaufkraftparität im selben Jahr).

Quelle: Österreichische Energieagentur, 2006 Grafik: ÖGUT

Vollständige Datensätze über Energieeffizienz oder –intensität gibt es derzeit in Georgien noch nicht. , Im Allgemeinen ist der Nutzungsgrad in der Industrie gering und somit auch die Energieeffizienz. Der-zeit sind die meisten Industriebetriebe stillgelegt, und diese weisen somit kein großes Energieeinspar-potenzial auf.

Im Bereich der neu gegründeten kleinen und mittleren Betriebe und Dienstleister sowie im Haushalts-bereich besteht hingegen ein beträchtliches Potenzial für Steigerung der Energieeffizienz.

Energieintensität in Europa, 1990-2003

0

5

10

15

20

25

30

35

40

BG RO MK SCG BiH AL HR GE UA RUS LT LV EE PL H SI SK CZ EU-15 AT

MJ / 95$Kaufkraftparität

1990 1994 1998 2003

Energieintensität in Europa, 1990-2003

0

5

10

15

20

25

30

35

40

BG RO MK SCG BiH AL HR GE UA RUS LT LV EE PL H SI SK CZ EU-15 AT

MJ / 95$Kaufkraftparität

1990 1994 1998 2003

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 152

Das Georgische Zentrum für Energieeffizienz (www.eecgeo.org) ist die zuständige Institution für Fra-gen der Energieeffizienz. Die Organisation wurde 1998 von der EU im Rahmen eines TACIS-Projekts gegründet. Energieverluste

Die Energieverluste betrugen im Jahr 2003 etwa 17,6% (d. s. 14,9 PJ) des Gesamtverbrauchs von Primärenergie (114,17 PJ). Die Energieverluste finden überwiegend in der Energieübertragung statt, 9% davon innerhalb der Erdgasindustrie und 4% im Elektrizitätsbereich. Im Elektrizitätsbereich sollten die Verluste in den Elektrizitätsleitungen 25% des Elektrizitätsverbrauchs betragen, wobei darin auch illegale Elektrizitätsanschlüsse enthalten sind (UNECE - United Nations Economic Commission for Europe; 2003).

3.3.8 Energiestrategie und Kooperationen im Energiebereich

Energiestrategie

Im Jahr 1997 hat das Ministerium für Energie von Georgien mit Unterstützung der EU (TACIS-Programm), der USAID u. a. die Entwicklung einer Nationalen Energiestrategie begonnen. Allerdings ist seitens der Regierung bis heute noch keine einheitliche Position hinsichtlich der strategischen Ori-entierung der georgischen Energiewirtschaft erreicht. Somit verfügt Georgien noch über keine nationa-le Energiestrategie. Dadurch wurden auch mehrere internationale Kooperationen sowie wesentliche Investitionstätigkeiten im Energiebereich erschwert.

Eigentumsstruktur im Energiebereich

Nach der Gründung des Ministeriums für Energie von Georgien im Jahr 1996 sind die meisten Ener-gieerzeugungs-, Energieübertragungs- und –verteilungsunternehmen vom staatlichen Eigentum ins Privateigentum übergegangen. Die Hauptaktionäre sind der Staat und die Angestellten. Somit sind ¾ der Energieverteilungsunternehmen privatisiert.

Staatliche Ökologische Expertise

Laut dem Gesetz über den Umweltschutz (1996) sollen neu errichtete Wasserkraftwerke oder kalori-sche Kraftwerke in Georgien, welche eine installierte Leistung >10 MW aufweisen, einer Staatlichen Ökologischen Expertise für die Baugenehmigung unterzogen werden. (Das Gesetz gilt nur für Bauak-tivitäten nach 1996).

Internationale Kooperationen und Abkommen

Folgende Bereiche sind Schwerpunkte derzeitiger internationaler Kooperationen mit Georgien:

- Sanierung von kleinen und großen Wasserkraftwerken - Sanierung der Geothermie-Infrastruktur und neue Bohrungen - Maßnahmen zu Steigerung der Energieeffizienz im Gebäude- und Industriebereich - Sanierung und Modernisierung der Erdgasleitungen - Sanierung von 10 Klein-Wasserkraftwerken - Sanierung der Erdgaskraftwerke.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 153

3.3.9 Finanzierung der Energiewirtschaft

Nachfolgend ein Überblick der geplanten Investitionen im Energiebereich Georgiens (Stand 2006). Informationen über den Umsetzungszeitraum liegen nicht vor.

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006, eigene Berechnungen

Legende: WKW – Wasserkraftwerk, WSKW - Wasserspeicherkraftwerk

Notwendige Investitionen für die Errichtung neuer Wasserkraftkapazitäten und Elektrizitätsleitungen in Georgien (2006)

Objekt Installierte Kapazität,

MW

Jährliche Strom-

erzeugung, MWh

Budget, Mio. Euro

Nähere Information

Khudoni WKW, Fluss Enguri 700 1.660 471,2 Feasibility Study Welt-bank

Namakhvani Kaskade – 3 WKW 450 - 380,9 -

Neskra Kaskade – 5 WKW 38,3 523 77,7 -

Chelti Kaskade – 3 WSKW 13 86 12,3 -

Bakhvistskali Kaskade –

1 WKW und 1 WSKW 232,3 130 13,4 -

Khrami Kaskade – 3 WKW 125 668 120,4 -

Chorokhi Kaskade:

1WKW und 1 WSKW 36,8 240 30,2 -

Gubazeuli Kaskade – 4 WKW 26,9 193 30,5 -

Rioni Kaskade – 2 WKW 63,6 352 53,2 -

Gesamt (20 WKW und 5 WSKW) 1.685,9 3.852 1.189,8 -

Elektrizitätsleitung (Georgien-Türkei) 300-600 2.500 – 5.000 117,8

Feasibility Study STDA

Gesamt (gerundet) 1.986-2.286 6.352-8.852 1.308

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Endbericht 2006 154

Quelle: Ministerium für Energie der Republik Georgien, 2006, eigene Berechnungen

3.3.10 Strategische Ziele

Nachfolgend sind die strategischen Ziele der georgischen Energiewirtschaft zusammengefasst.

- Änderung des Tarifssystems (z.B. Spitzenverbrauchzeiten) sowie Erhöhung der Tarife für Wasser-kraftnutzung für inländische Verbraucher und für Exporte

- Entwicklung des Übertragungsnetzes, welches die Türkei, Russland, Aserbaidschan, Armenien und Iran über Georgien verbindet

- Sanierung und Modernisierung aller bestehender Wasserkraftwerke (Finanzierungsumfang von 107,8 Mio. Euro)

- Bau von 25 kleinen, mittleren und großen Wasserkraftwerken (erzielte jährliche Stromproduktion von 30 GWh, Finanzierungsumfang von 1.307 Mio. Euro)

- Errichtung von 80 kleinen Wasserkraftwerken (installierte Leistung bis 350 MW) bis Ende 2008

- Installation von Windkrafträdern mit einer installierten Kapazität von 1,2 GW und einer jährlichen Stromproduktion von 3,5 GWh

- Verstärkte Nutzung der geothermischen Ressourcen für die Warmwasserversorgung

- Sanierung der bestehenden geothermischen Kapazitäten von 50 MW sowie Einleitung neuer Boh-rungen

- Verbesserung der Verwaltung einschl. Schaffung von Transparenz

- Sanierung von Kraftwerken und Leitungsnetzen

- Konsequente Einhebung der Energiegebühren

- wirtschaftlich bedingte Tariferhöhung für Energienutzung (Kostendeckung der Energiewirtschaft).

Kosten für Sanierungsmaßnahmen in den Wasserkraftwerken in Georgien, 2006

(gerundet)

Objekt 2005,

Mio. Euro 2006,

Mio. Euro 2007,

Mio. Euro

Gesamtkosten, Mio. Euro

Enguri Wasserkraftwerk - - - 35,000

Lajanuri Wasserkraftwerk 0,986 2,471 2,944 6,401

Shaori Wasserkraftwerk 0,731 2,777 2,202 5,709

Dzevrula Wasserkraftwerk 0,327 4,082 6,232 10,642

Guamati Kaskade 2,134 9,174 5,425 16,733

Tbiseri 8,816 5,363 3,505 17,684

Vardnili Kaskade, Einheit 1 3,223 4,293 2,363 10,220

Khrami Kaskade, Einheit 2 - - - 1,394

Rioni Wasserkraftwerk 0,968 2,363 0,647 3,978

Gesamt 17,185 30,523 23,318 107,761

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Endbericht 2006 155

3.4 ABFALLWIRTSCHAFT Quelle für das Kapitel: Jahresbericht für Abfallwirtschaft, 1990 Mitteilungen des Ministeriums für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Republik Georgien, 2006 3.4.1 Struktur des Abfallaufkommens

Die jüngsten Daten über das Abfallaufkommen in Georgien stammen aus dem Jahr 1988, danach wurden keine Erhebungen gemacht bzw. keine Abfallstatistik geführt. Zudem ist der gesetzliche Rah-men in der Abfallwirtschaft noch nicht vollständig entwickelt; selbst das Abfallgesetz ist derzeit noch in Diskussion.

Die Angaben über das Abfallaufkommen im Jahr 1988 können eine Orientierungshilfe für das derzeiti-ge Abfallaufkommen (2006) sein, da die politische Wende (1991) eine Änderung (Senkung) vor allem des Aufkommens industrieller Abfälle durch den Zusammenbruch der Industrie zur Folge hatte. Das Aufkommen kommunaler Abfälle ist laut Expertenschätzungen ähnlich geblieben.

Im Jahr 1988 fielen in Georgien 73,3 Mio. t Abfälle an. Ihre Aufteilung nach Abfallgruppen ist nachfol-gend angeführt.

Struktur des Abfallaufkommens in Georgien, 1988

Mio. t %

Kommunale Abfälle* (2006) 8,8 12

Industriebfälle 64,5 88

davon gefährliche Abfälle (Kobalt, galvanisierte Partikeln,

bearbeitete Elektrolyte) 1,3 2

Abfallaufkommen gesamt 73,3 100

Quellen: Jahresbericht für Abfallwirtschaft, 1990 Mitteilungen des Ministeriums für Umwelt und Natürliche Ressourcen der Republik Georgien, 2006

* Expertenschätzung

Über das Aufkommen anderer Gruppen gefährlicher Abfälle, wie z.B. medizinischer Abfälle, liegen derzeit keine Daten vor.

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Endbericht 2006 156

3.4.2 Struktur der Abfallbehandlung

Die Abfälle in Georgien werden ausschließlich in Deponien entsorgt, die nicht den EU-Standards ent-sprechen. Wie die Abfallbehandlung zukünftig strukturiert werden soll, ist derzeit noch nicht veröffent-licht. Es wird aber davon ausgegangen, dass die Deponierung auch weiter eine zentrale Rolle spielen wird.

Deponierung

Derzeit (2006) existieren in Georgien 69 Deponien mit einer Gesamtfläche von über 300 ha. Alle De-ponien bedürfen einer dringenden Sanierung; mehr als die Hälfte davon sind auch überfüllt oder ha-ben ihre Nutzungsdauer überschritten. 51 Deponien werden zwar von den Gemeindebehörden ver-waltet, wurden aber ohne Bauplanung errichtet. 18 Deponien wurden illegal erbaut. Zusätzlich gibt es mehrere kleine „wilde Deponien“ in der Nähe fast jeder Siedlung. Die kommunalen Abfälle werden unsortiert deponiert. Auf den Deponien werden auch industrielle, medizinische, gefährliche und Bauabfälle gemeinsam mit den kommunalen Abfällen abgelagert. Die meisten Deponien befinden sich in der Nähe von Gewässern, ohne dass technische Schutzzonen vorgesehen sind. Auf manchen Deponien werden die Abfälle gepresst, obwohl keine Basisabdichtung vorhanden ist. Aufgrund einer fehlenden Deponiegaserfassung treten oft Brände auf Deponien auf. Die Deponien sind auch nicht mit der Möglichkeit zu einer Grundwasserbeprobung ausgestattet. Deponierung in Tbilisi

In der Hauptstadt Tbilisi fallen jährlich 1.920 t Abfälle (d. s. 1.200 m³) an. 90% davon sind Haushalts-abfälle, der Rest sind sonstige kommunale Abfälle. In der Stadt gibt es 8 Abfalltransportunternehmen (3 staatliche und 5 private). Derzeit besteht aber ein gravierender Mangel an Müllsammelfahrzeugen und Abfallsammelbehältern sowie an Desinfektionsmitteln. Der Bedarf an Desinfektionsmitteln ist deswegen notwendig, da die Sammlung der kommunalen Abfälle ohne hygienische Vorkehrungen stattfindet. Wichtigste Gründe dafür sind, dass nur etwa 40% der Abfallgebühren von den privaten Haushalten entrichtet werden, und dass das Staatsbudget nur geringe Mittel für die Abfallwirtschaft vorsieht.

Die Abfälle aus Tbilisi und dem Umkreis werden in zwei Deponien abgelagert. Diese befinden sich in den Vororten Gldani und Iaghluji und entsprechen nicht den georgischen Deponienormen. Die Gldani-Deponie ist seit 1972 in Betrieb und umfasst eine Fläche von 8 ha. Derzeit (2006) sind dort bereits über 20 Mio. m³ Abfälle abgelagert. Das abgelagerte Abfallvolumen wächst jährlich um 650.000 m³. Die Iaghuli-Deponie wurde 1985 in Betrieb genommen und soll im Jahr 2009 geschlossen werden. Dort sind über 12 Mio. m³ Abfälle auf einer Fläche von 5 ha deponiert; das abgelagerte Abfallvolumen erhöht sich jährlich um 550.000m³. Darüber hinaus gibt es in Tbilisi kleine illegale Müllablagerungen. Abfallverbrennung

Derzeit gibt es in Georgien keine Abfallverbrennung. Bis 1991 wurden in den zwei Müllverbrennungs-anlagen (im Tbilisi-Vorort Gldani, im Betrieb seit 1983, und in Ponichala, in Betrieb seit 1978, s. Karte im nachfolgenden Kapitel) jährlich über 430.000m³ Abfälle verbrannt. Die Verbrennung erfüllt jedoch nicht die EU-Standards. Im Jahr 1991 wurden beide Anlagen stillgelegt, eine Sanierung wird als nicht möglich erachtet.

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Endbericht 2006 157

3.4.3 Industrieabfälle

Die wichtigsten Quellen für das Industrieabfallaufkommen sind der Rohstoffabbau (Metalle, Kohle, Erdöl, Mineralien) und die Rohstoffverarbeitung (Metallurgie, Elektrochemie, chemische Industrie).

Die abfallintensivsten Industriestädte sind Rustavi, Kutaisi, Zestaponi und Fonichala (s. nachfolgende Darstellung). Die Industrieabfälle werden meist auf Industriegeländen abgelagert oder mit den kom-munalen Abfällen deponiert. Die Bodenbelastung der Industriegebiete (v. a. durch Zink, Nickel und Quecksilber) ist in den letzten Jahren aufgrund der sich noch nicht erholten Industrie zwar zurückge-gangen, weist aber immer noch einen dringenden Handlungsbedarf auf.

Quelle: Außenministerium der Rep. Georgien 2006, http://www.mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=39

3.4.4 Gefährliche Abfälle

Derzeit gibt es noch keine Angaben über das Aufkommen und die Entsorgung von gefährlichen Abfäl-len in Georgien. Nachfolgend sind einige Beispiele als Veranschaulichung der wichtigsten Probleme aufgelistet:

- In Georgien gibt es keine Deponien für gefährliche Abfälle. Auf der Deponie in der Nähe von Rustavi sind derzeit (2006) etwa 2.600 t gefährliche Chemikalien abgelagert, obwohl die Deponie bereits seit 1986 außer Betrieb ist. Die Deponie verfügt zudem nicht über eine notwendige Abdich-tung.

- Ein weiteres Problem stellen die industriellen arsenhaltigen Abfallablagerungen (ca. 100.000 t) in der Nähe der Dörfer Uravi und Tsana dar (s. Karte oben). Aufgrund mangelnder Finanzierung ist ihre Entsorgung noch nicht erfolgt.

- Gefährliche Abfälle aus dem Verkehrssektor (Batterien, Reifen und Motoröl) werden aufgrund mangelnder Recycling-Technologie ohne die notwendige Aufbereitung meist wieder verwendet.

Zestaponi Kaspi

Ponichala

Uravi

Tsana

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Endbericht 2006 158

- Große Mengen veralteter Pestizide werden unter nicht geeigneten Bedingungen gelagert, weiters verfügen die Landwirte über ungenügende Kenntnisse über die Sicherheitsvorschriften für Lage-rung, Transport und Gebrauch von Pestiziden.

3.4.5 Gesetzliche Rahmenbedingungen

In Georgien wurden in den letzten Jahren eine Reihe gesetzlicher Regelungen der Abfallwirtschaft verabschiedet:

- Gesetz über den Umweltschutz (1996)

- Gesetz über Umweltverträglichkeit 1996)

- Gesetz über die Gesundheitsfürsorge (1997)

- Gesetz über den Transport und Import von Abfällen (1997)

- Ratifizierung der Basler Konferenz für die grenzüberschreitende Bewegung von gefährlichen Ab-fällen sowie verschiedene Gesetze von georgischen Ministerien. Das Gesetz über Abfall ist der-zeit (September 2006) in Entwicklung.

Im Bereich der chemischen Abfälle gelten folgende Gesetze:

- Gesetz über gefährliche chemische Substanzen (1998)

- Gesetz über Pestizide und landwirtschaftliche Chemikalien (1998)

- Gesetz über Erzeugung, Handel, Import und Export von Pestiziden (2003). Trotz umfangreicher gesetzlicher Grundlagen sind die Kompetenzen im Bereich der Abfallwirtschaft noch nicht klar definiert. Außerdem sind noch keine einheitlichen Abfallmonitoringssysteme, Kontrolle und wirtschaftliche Mechanismen für die Abfallwirtschaft ausgearbeitet. Derzeit (September 2006) laufen die Verhandlungen unter den georgischen Ministerien und Zollbehörden über die Aufteilung der Zuständigkeiten im Bereich der Abfallwirtschaft. Diese müssen sowohl auf der gesetzgebenden als auch auf der exekutiven Ebene geklärt werden.

3.4.6 Strategisches Abfallprogramm

Derzeit (2006) wird in Georgien das Abfallmanagementprogramm für chemische Abfälle erarbeitet. Die zu überwindenden Probleme lassen sich folgenderweise zusammenfassen:

- keine vollständigen statistischen Daten über das Aufkommen von chemischen Abfällen

- kein gesamtstaatliches Register für gefährliche chemische Substanzen

- keine Daten über ihre Umweltauswirkungen

- nicht definierte Vorgehensweise für den Export/Import/Transit von giftigen Chemikalien. Es liegen noch keine Schätzungen über die notwendige Finanzierung für die Abfallwirtschaft in Geor-gien vor. Eine Möglichkeit wird derzeit in einem „Debt for Environment Swap“ für Georgien gesehen. In diesem Rahmen sind bereits erste Projekte für Abfallmanagement in kleinen und mittelgroßen Sied-lungen entlang der Schwarzmeerküste und im Kura-Aras-Gebiet mithilfe finanziellen Unterstützung seitens der European Bank for Reconstruction and Development (EBRD) geplant (http://climatechange.telenet.ge).

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Endbericht 2006 159

3.4.7 Strategische Ziele

Die strategischen Ziele im Bereich der Abfallwirtschaft sind noch nicht quantitativ festgelegt worden. Eine Zusammenfassung ist nachfolgend angeführt:

- Erarbeitung einer gesetzlichen Basis und ihre Harmonisierung mit internationalen Standards

- Einführung eines internationalen Klassifizierungs-, Kodierungs-, Inventur- und Registrierungssys-tems für Abfälle

- Einführung einer flächendeckenden und getrennten Abfallsammlung

- Entwicklung des Informationsaustauschsystems im Bereich des Chemikalienmanagements (Moni-toringssystem und Register für gefährliche Chemikalien)

- Einführung einer Deponierung von gefährlichen Abfällen gemäß moderner Umweltstandards

- Erarbeitung eines effizienten Kontrollsystems für grenzüberschreitende Abfall- und Chemikalien-transporte

- Einführung von Abfallverwertungstechnologien und Prinzipien der sauberen Produktion (cleander production)

- Einführung von wirtschaftlichen Instrumenten für ein effizientes Kontroll- und Regulierungssystem in der Abfallwirtschaft (z. B. Umsetzung des Verursachersprinzips, Sicherung der Kostendeckung der Abfallwisrtchaft einschließlich Anpassung der Abfallgebühren)

- Erarbeitung und Umsetzung eines Nationalen Aktionsplans für Abfall- und Chemikalienmanage-ment

- Errichtung von technischen Schutzzonen bei vorhandenen Deponien

- Sanierung der „wilden“ Deponien und der Altlasten

- Errichtung von neuen Deponien, entsprechend den internationalen Standards

- Verbot der Abfallverbrennung unter „freiem Himmel“

- Maßnahmen für Bewusstseinsbildung der Bevölkerung.

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Endbericht 2006 160

3.5 WASSERWIRTSCHAFT Quellen für das Kapitel: Environmental Expenditure in the EECCA – OECD Georgian Country Report (2005) www.oecd.org Finanzierungsstrategie für urbane Wasserversorgung und Kläranlagen in Georgien, 2006, http://www.oecd.org/dataoecd/14/55/36472918.pdf Wasser- und Abwassermanagement in Georgien (Übersicht), 2006

3.5.1 Wasserversorgung

Wasserressourcen

Georgien ist das wasserreichste Land in Kaukasus. Insgesamt gibt es mehr als 26.000 Flüsse und 860 Seen und Teiche. Das Land ist auch reich an thermalen und Mineralwasserquellen. Die Wasser-ressourcen sind aber nicht gleichmäßig verteilt: im Westen sind die Wasserressourcen viermal größer als im Osten. West-Georgien zeichnet ebenfalls sehr hohe Niederschlagsmengen auf (bis zu 4.000 mm/m2*Jahr), hingegen ist Ost-Georgien deutlich trockener (Niederschlagsmengen von etwa 200 mm/m2*Jahr). Eine natürliche Trennung zwischen diesen zwei Gebieten ist durch die Einzugsgebiete des Schwarzen Meeres (für die Flüsse Rioni, Inguri und Chorokhi) und des Kaspischen Meeres (für die Flüsse Mtkvari, Alazani) gegeben.

Reichliche Grundwasserressourcen (Kapazität von 3,1 Mio. m³/Tag) sind v. a. in den Karst-Kalkstein-Hängen des Größeren Kaukasus sowie in den Lava-Plateaus von Akhalkalaki und Marneuli vorhan-den. Wasserversorgung

In Georgien sind durchschnittlich 65% der Gesamtbevölkerung an eine zentrale Trinkwasserversor-gung angeschlossen. Der Anschlussgrad in den Städten beträgt 95% und 35% im ländlichen Raum. Das gesamte Wasserversorgungsnetz umfasst 5.500 km. Etwa 90% der zentralen Wasserversorgung werden durch Grundwasser gedeckt.

Der technische und hygienische Zustand der Wasserversorgung in Georgien entspricht meistens nicht den nationalen Standards. Zudem verfügen die Wasserentnahmestellen meist über keine technischen Schutzzonen. Im Jahr 2004 wurden insgesamt etwa 1.600 zentrale Wasserentnahmestellen genutzt, davon rund 90% im städtischen und 10% im ländlichen Raum.

60% der Wasserversorgungsinfrastruktur haben ihre Nutzungsdauer bereits überschritten. Aufgrund mangelnder Wartung ist etwa die Hälfte der Infrastruktur sanierungsbedürftig. Häufige Brüche in den Wasserleitungen führen zu hohen Wasserverlusten sowie zu gesundheitsgefährdenden Wasserkon-taminationen. Die bestehende Wasserversorgungsinfrastruktur kann den Bedarf der schnell wachsen-den städtischen Bevölkerung nicht befriedigen. Nach 1987 wurde keine neue Infrastruktur zur kom-munalen Wasserversorgung in Betrieb genommen. Die meisten Städte werden gegenwärtig nur 12-16 Stunden am Tag mit Wasser versorgt, manche sogar nur 4 Stunden am Tag.

Für die zentrale Wasserversorgung in den Städten sind die Abteilung des Kommunaldienstes des Ministeriums der Urbanisierung und Bauwesen von Georgien sowie die lokalen Verwaltungsbehörden zuständig.

Im ländlichen Raum gibt es insgesamt 800 öffentliche und private Trinkwasserentnahmestellen. Diese stellen einen Teil des Systems der Industrievereinigung "Saksopltskalmomarageba" des Landwirt-

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Endbericht 2006 161

schaftsministeriums von Georgien dar. Die öffentliche Wasserversorgung am Land wird von den loka-len Behörden und den landwirtschaftlichen Institutionen verwaltet. Die Trinkwasserressourcen am Land versorgen über 550.000 Einwohner und verfügen über eine Kapazität von 390 m³/Tag. In den letzten 25 Jahren wurden keine Wartungsmaßnahmen durchgeführt. Trinkwasseraufbereitung

In Georgien wird im Rahmjen der Trinkwasserversorgung keine standardisierte Aufbereitung von Grundwasser durchgeführt. Nur 30% des Trinkwassers werden mit flüssigem Chlor bzw. mit Kalzium-Chlorid hygienisiert.

In manchen Siedlungen (v. a. im ländlichen Raum) wird das Trinkwasser aufgrund mangelnder Chlor-vorräte (Georgien verfügt über keine eigenen Chlorressourcen) gar nicht behandelt. Technische Schutzzonen bei den Wasserentnahmestellen werden ebenfalls selten eingerichtet. Oberflächenwas-ser für Trinkwassernutzung wird allerdings immer einer Filtration mit nachfolgender Chlorierung unter-zogen. Wasserverbrauch

Nachfolgend ist die Frischwassernutzung in Georgien nach Wirtschaftssektoren dargestellt.

Frischwasserverbrauch in Georgien, 2004

Wirtschaftssektor Anteil in Mio. m3/Jahr Anteil in %

Bewässerung, Landwirtschaft und Energiewirtschaft (Was-serkraft)

18.143 97

Haushalswasser und Trink-wasser

368 2

Industriebereich (ohne Kreislaufwasser)

193 1

Gesamt 18.704 100

Quelle: Ministerium für Umwelt und Naturressourcen Georgien: Wasser- und Abwassermanagement in Georgien (Über-sicht), 2006

Der durchschnittliche Wasserverbrauch in Georgien betrug 216 l/Tag*Einwohner im Jahr 2004, d.s. 337 l/Tag*Einwohner in den Städten und 123 l/Tag*Einwohner am Land. Wasserverluste

Die Wasserverluste in Georgien belaufen sich auf etwa 25%-30%. Der Grund für die hohen Wasser-verluste ist die veraltete Infrastruktur.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 162

3.5.2 Abwasserbehandlung

Die Abwasserentsorgungsinfrastruktur in Georgien wurde noch zu Sowjetzeiten errichtet und ist seit dem Zerfall der Sowjetunion kaum saniert worden. Das Abwasserentsorgungsnetz Georgiens umfasst 4.000 km. 50% der Abwasserentsorgungsinfrastruktur haben schon ihre Nutzungsdauer überschritten. 1.520 km der Kanalisation sind sanierungsbedürftig. Die notwendige jährliche Wartung wird auf etwa 1,8 Mio. Euro beziffert. Im Jahr 2006 wurden aber für Sanierungsarbeiten nur 541.000 Euro zugeteilt.

47,6% der Bevölkerung (d. s. 41 Gemeinden) sind an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlos-sen. Davon verfügen 23 Gemeinden auch über Kläranlagen. Ihre Gesamtkapazität beträgt 1.426.700 m³ Abwasser/Tag. Kläranlagen mit biologischem Reinigungsverfahren sind in 19 Städten vorhanden und haben eine Gesamtkapazität von 1.387.600 m³ Abwasser/Tag. Die derzeit (2006) in Betrieb be-findlichen Kläranlagen (s. nachfolgende Übersichtstabelle, werden aufgrund mangelnder Finanzierung für Sanierung nur als mechanische Kläranlagen gefahren. Die übrigen 4 Kläranlagen sind nur mit ei-ner mechanischen Stufe ausgestattet und haben eine Gesamtkapazität von 39.100 m3/Tag. Die be-stehenden Kläranlagen wurden in den Jahren 1968-1986 in Betrieb genommen und sind derzeit (2006) bereits sanierungsbedürftig. In vielen Fällen wurden die Kläranlagen nicht vollständig fertig gestellt (z. B. Faultürme fehlen).

In Georgien sind seit 2002 nur 5 kommunale Kläranlagen im Betrieb. Diese haben eine Gesamtkapa-zität von 1.223.000 m³ Abwasser/Tag und ermöglichen nur eine mechanische Abwasserbehandlung. Nachfolgend ist der Stand der Abwasserreinigung in Georgien seit 2002 zusammengefasst.

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Endbericht 2006 163

Übersicht über den Zustand der kommunalen Kläranlagen in Georgien, seit 2002

Gemeinde

Technologie:

M-mechanisch;

B-biologisch Inbetriebnahme Kapazität,

1.000 m3/Tag Stand 2002

Einzugsgebiet Schwarzes Meer

Kutaisi MB 1980 110,0 Nur mechanisch

Batumi MB 1983 85,0 Nur mechanisch

Kobuleti / Ozurgeti MB 1985 50,0 Außer Betrieb

Zugdidi MB 1975 23,3 Außer Betrieb

Poti M 1981 23,1 Außer Betrieb

Samtredia MB 1978 17,0 Außer Betrieb

Tskhaltubo MB 1976 13,0 Außer Betrieb

Zestaphoni MB 1976 11,5 Außer Betrieb

Chiatura M 1978 8,2 Außer Betrieb

Sairme MB 1978 0,8 Außer Betrieb

Einzugsgebiet des Kura Flusses

Tbilisi / Rustavi MB 1986 1.000,0 Nur mechanisch

Tskhinvali MB 1983 25,0 Außer Betrieb

Gori MB 1968 18,0 Nur mechanisch

Sagarejo MB 1975 10,0 Außer Betrieb

Khashuri MB 1971 10,0 Nur mechanisch

Kareli M 1968 5,3 Außer Betrieb

Telavi MB 1975 4,5 Außer Betrieb

Java MB 1982 3,5 Außer Betrieb

Kaspi M 1978 2,5 Außer Betrieb

Bakuriani MB 1978 2,1 Außer Betrieb

Dmanisi MB 1983 1,4 Außer Betrieb

Abastumani MB 1981 1,4 Außer Betrieb

Tetri Tskaro MB 1981 1,1 Außer Betrieb

Quelle: Ministerium für Umwelt und Natürliche Ressourcen von Georgien, 2006

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 164

Quelle: Environmental Expenditure in the EECCA - Georgian Country Report, 2005

Nachfolgend ist eine Gegenüberstellung der jährlich anfallenden zu reinigenden Abwässer in Geor-gien (561 Mio. m3/Jahr) und der vorhandenen Reinigungskapazitäten (446,4 Mio. m3/Jahr) angeführt. Dies zeigt, dass auch wenn alle Kläranlagen vollständig betriebsfähig wären, ihre Kapazität nicht aus-reichen würde.

Zusammenfassung der Abwasserreinigung in Georgien

Art der Kläranlagen (2002) Kapazität, 1.000 m3/Tag Kapazität, Mio. m3/Jahr

Dimensioniert für mechanische und biologische Reinigung

1.386,6 506,5

Dimensioniert für mechanische Reinigung

39,1 14,3

Kläranlagen in Betrieb (alle arbeiten nur auf mecha-nische Reinigung)

1.223,0 446,4

Anfallende zu reinigende Abwässer (2004) Mio. m3/Jahr

Haushaltsabwässer 368

Zu reinigende Industrieabwäs-ser

193

Gesamt 561

Quellen: Wasser- und Abwassermanagement in Georgien (Übersicht), 2006 Environmental Expenditure in the EECCA – OECD Georgian Country Report (2005), eigene Berechnungen

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 165

Erfasste Abwassereinleitung in die Oberflächengewässer, 2004

Von den anfallenden Abwässern in Georgien, die einer Reinigung unterzogen werden müssen (d.s. 561 Mio. m3/Jahr), sind nur 65% erfasst (d. s. 367 Mio. m3/Jahr). Davon werden wiederum nur 2% (d. s. 7 Mio. m3/Jahr standardmäßig gereinigt (z. B. in Industriekläranlagen vor der Einleitung in die Kana-lisation oder Abwässer, welche nur eine mechanische Reinigung benötigen). Der Rest der zu behan-delten Abwässer wird ohne Reinigung an den Kläranlagen vorbeigeführt und in den Vorfluter eingelei-tet.

Erfasstes Abwasser in Georgien, 2004

(gerundet)

Erfasstes Abwasserart Mio. m3/Jahr Anteil in %

verschmutzt (unbehandelt und ungenügend behandelt)

360 2,0

rein (z. B. Kreislaufwasser) 17.453 97,9

standardmäßig gereinigte Abwässer*

7 >0,1

Gesamt 17.820 100

Quelle: Ministerium für Umwelt und Natürliche Ressourcen von Georgien, 2006

*Anmerkung: z.B. in Industriekläranlagen vor der Einleitung in die Kanalisation oder Abwässer, welche nur eine mechanische Reinigung benötigen Der Großteil der erfassten verschmutzten Abwässer (65%), die ungenügend gereinigt in die Oberflä-chengewässer eingeleitet werden, sind kommunale Abwässer. Besonders schwer ist die Situation in der Hauptstadt Tbilisi, wo 30%-50% der kommunalen Abwässer ohne jegliche Reinigung direkt in den Fluss Kura eingeleitet werden. Der Hauptgrund ist, dass nur etwa die Hälfte der Haushalte an eine zentrale Abwasserentsorgung angeschlossen sind.

3.5.3 Gesetzliche Rahmenbedingungen

Georgien verfügt über mehr als 10 relevante Gesetzte im Wasserwirtschaftsbereich. Am umfassends-ten ist das Gesetz „Über das Wasser“, welches im Oktober 1997 in Kraft trat (letzte Änderung im Jahr 2000). Der Geltungsbereich umfasst die Wasserverunreinigungskontrolle, den Schutz von Trinkwas-serquellen, die Erteilung von Genehmigungen für Wassergebrauch und Abwasserentsorgung, die Kategorisierung und den Schutz von Wasserressourcen sowie die Einleitung von besonderen Maß-nahmen zum Schutz vom Schwarzen Meer, für Hochwasserschutz etc.

Derzeit (2006) ist das Ministerium für Umwelt und Natürliche Ressourcen von Georgien für das Moni-toring im Bereich der Wasserwirtschaft im Land zuständig. Aufgrund mangelnder finanzieller Mittel ist aber die Datenlage noch lückenhaft.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 166

3.5.4 Finanzierung der Wasserwirtschaft

Gebühren für Wasserversorgung- und Abwasserentsorgung in Georgien

Die Gebühren für Wasserversorgung betragen 0,01 Euro/m³. Sowohl die niedrigen Gebühren als auch die Tatsache, dass ihre Entrichtung in den meisten Gemeinden knapp 20% erreicht, erschweren gra-vierend die Finanzierung der notwendigen Maßnahmen im Bereich der Wasserwirtschaft in Georgien. Die Haushalte sind zudem oft nicht mit Wasserzählern ausgestattet. Weiters fehlen auch finanzielle Anreize für die Unternehmen, wie z. B. Steuerbefreiung oder günstige Kredite für das Wasser- und Abwasserbereich.

Nachfolgend ist der letztbekannte Stand (2003) der Einhebung der Wasser- und Abwassergebühren in Georgien zusammengefasst.

Wasserversorgung- und Abwasserentsorgungsgebühren in Georgien, 2003

Verbraucherkategorie Gebührensumme,

Mio. Euro (inkl. MwSt.)

Bezahlungssumme,

Mio. Euro (inkl. MwSt.)

Rate der Ge-bührenentrich-tung in % des Soll-Wertes

Wasserversorgung

Haushalte 6,76 2,30 34%

Industrie 4,68 3,82 82%

Öffentliche Verbraucher 4,92 2,89 59%

Gesamt 16,36 9,02 55%

Abwasserentsorgung

Haushalte 1,91 0,57 30%

Industrie 1,73 1,53 89%

Öffentliche Verbraucher 3,26 1,56 48%

Gesamt 6,90 3,66 53%

Quelle: http://www.oecd.org/dataoecd/14/55/36472918.pdf, Wasserfinanzierung in Georgien, 2006 Notwendige Finanzierung

Nachfolgend ist eine Übersicht der prognostizierten Kosten sowie der Finanzierungsstruktur der geor-gischen Wasserwirtschaft für den Zeitraum 2003-2023 dargestellt.

Im Schnitt werden die anfallenden Kosten im Bereich der Wasserwirtschaft in Georgien auf etwa 78 Mio. Euro/Jahr im Zeitraum 2003-2023 geschätzt. Davon entfällt der größte Teil auf Betriebskosten (durchschnittlich etwa 35 Mio. Euro/Jahr), gefolgt von den Kosten für Wartung und Sanierung (durch-schnittlich etwa 28 Mio. Euro/Jahr).

Im Jahr 2003 wurden in Georgien etwa 22 Mio. Euro in die georgische Wasserwirtschaft investiert (d. s. etwa ein Drittel der notwendigen Ausgaben). Im Jahr 2023 sollen hingegen rund 90 Mio. Euro inves-

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 167

tiert werden. Innerhalb des gesamten Zeitraums 2003-2023 sollen in der georgischen Wasserwirt-schaft geschätzte 1.560 Mio. Euro investiert werden.

Quellen: Wasserfinanzierung in Georgien http://www.oecd.org/dataoecd/14/55/36472918.pdf, 2006, eigene Berechnungen

* FMD - Fund for Municipal Development of Georgia; SIF - Social Investment Fund of Georgia

In 1.000 Euro Geschätzte Kosten für die Wasserwirtschaft in Georgien, 2003-2023

Rückzahlungen von Krediten

Geschätzte Finanzierungsstruktur de Wasserwirtschaft in Georgien, 2003-2023

Tarife anderer Konsumenten

In 1.000 Euro

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 168

3.5.5 Strategische Ziele

Die strategischen Ziele im Wasserwirtschaftsbereich Georgiens sind bereits in der NEAP-Strategie (1997), den Millennium Development Goals (2000) sowie im Programm „Debt for Environment Swap“ („Tausch von Schulden auf Umweltmaßnahmen“) enthalten.

- Erhöhung des Anteils von Verbrauchern mit einer garantierten kontinuierlichen Trinkwasserver-sorgung

- Erhöhung des Anschlussanteils der Verbraucher an eine öffentliche Abwasserentsorgung auf 50% im Bezug auf das Basisjahr 1990

- Anhebung der Verbrauchergebühren

- Steigerung des Anteils der entrichteten Wassergebühren bis 2010: im Haushaltsbereich bis 85%, für die Industrie und im öffentlichen Verbraucherbereich bis 100%

- Reduktion der Wasserverlusten

- Ersatz von alten Wasserpumpen

- Sanierung aller mechanischen Kläranlagen, welche gereinigtes Abwasser in das schwarze Meer einleiten

- Modernisierung der Gabardansky Kläranlage (Abwasserbehandlung der Städte Tbilisi und Rusta-vi), insbesonders der biologischen Reinigungsstufe.

Diese Ziele und Vorschläge wurden aber bis jetzt nur in geringem Ausaß unterstützt bzw. umgesetzt.

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Endbericht 2006 169

3.6 LUFTREINHALTUNG Quellen für das Kapitel: EMEP Datenbank, UNECE - United Nations Economic Commission for Europe, 2003, National Environmental Health Action Plan (NEHAP), 2001

3.6.1 Luftschadstoffemissionen

Die nachfolgende Grafik zeigt die Entwicklung der Luftschadstoffemissionen in Georgien bis 2003 sowie die Prognose bis 2020.

Quelle: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT Zwischen 1990 und 1995 ist eine deutliche Senkung der CO-, SOx- und NOx-Emissionen zu verzeich-nen, die auf den Zusammenbruch der Wirtschaft (z. B. der Steinkohle-, Mangan- und Kupferförderung, des Maschinenbaus und der chemischen Industrie) in Georgien nach der politischen Wende im Jahr 1991 zurückzuführen ist. Am schwächsten davon betroffen war die Landwirtschaft, wodurch die NH3-Emissionen konstant geblieben sind.

Für die Luftschadstoffemissionen werden keine signifikanten Änderungen bis 2020 prognostiziert, d.h. es wird erwartet, dass ihre Werte dem Niveau aus dem Jahr 2000 entsprechen werden.

Jährliche Luftschadstoffemissionen in Georgien1990-2020

0

20

40

60

80

100

120

1990 1995 2000 2001 2002 2003 2010* 2020*

kg / Einwohner*Jahr

CO

NH3

NOx

SOx

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Endbericht 2006 170

3.6.2 Quellen der Luftschadstoffemissionen

Nachfolgend sind die wichtigsten Quellen der Luftschadstoffemissionen in Georgien für die einzelnen Luftschadstoffe (Ist-Zustand 2003 sowie eine Prognose für 2020) dargestellt. Bis zum Jahr 2020 wird in Georgien keine Änderung der Anteile der Luftschadstoffemissionsquellen erwartet, d.h. diese blei-ben mit den 2003-Werten identisch. Es wird auch keine wesentliche Änderung der Mengen der emit-tierten Luftschadstoffe im Vergleich zum Jahr 2003 erwartet.

Für die NH3-Emissionen ist keine Abbildung angeführt, da 99% dieser Emissionen nur durch die Landwirtschaft verursacht werden (2003, Prognose 2020). Quelle: EMEP Database http://www.emep.int/index_data.html, eigene Berechnungen Grafik: ÖGUT

Hauptquellen der NOx-Emissionen in Georgien, 2003 und Prognose 2020

Energie28%

Industrie20%

andere19%

Straßen-verkehr

33%

Hauptquellen der CO-Emissionen in Georgien, 2003 und Prognose 2020

Energie1%

Industrie17%

andere50%

Straßen-verkehr

32%

Hauptquellen der SOx-Emissionen in Georgien, 2003 und Prognose 2020

Energie82%

Industrie12%

andere5%

Straßen-verkehr

1%

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Endbericht 2006 171

Hauptverantwortlich für die CO-Emissionen unter den Einzelsektoren in Georgien sind der motorisierte Straßenverkehr und die Industrie (jeweils 32% und 17% der gesamten CO-Emissionen).

Die NOx-Emissionen in Georgien werden ebenfalls – soweit einzelne Sektoren berücksichtigt werden können – großteils vom motorisierten Straßenverkehr (33% der gesamten NOx-Emissionen), dem Energiesektor (28%) und der Industrie (20%) verursacht.

Für die SOx-Emissionen in Georgien ist ausschließlich der Energiesektor (82% der gesamten SOx-Emissionen) verantwortlich, gefolgt von der Industrie (12%).

Als „Hot Spots“ im Bereich der Luftreinhaltung in Georgien gelten (UNECE - United Nations Economic Commission for Europe, 2003):

- die Großstädte (Tbilisi, Batumi, Rustavi, Kutaisi, Zestaponi – s. Darstellung unten), da in diesen die maximal zulässigen Konzentrationen der emittierten Luftschadstoffe täglich bis zu dreimal überschritten werden (z. B. die NOx-Emissionen)

- 3 Industriebetriebe in Rustavi: Fabrik für Erzeugung von Stickstoffdüngemitteln, Papierfabrik, Me-tallurgiekombinat, welche mit ungenügender Abgasreinigung ausgestattet sind

- die Erdölraffinerie in Batumi

- die Eisenschmelze in Zastaphoni

- die Papierfabrik in Kaspi.

Quelle: Außenministerium der Rep. Georgien 2006, http://www.mfa.gov.ge/index.php?lang_id=ENG&sec_id=39

Zestaponi Kaspi

Ponichala

Uravi

Tsana

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Endbericht 2006 172

3.6.3 Strategische Ziele

Quellen: UNECE - United Nations Economic Commission for Europe, 2003, National Environmental Health Action Plan (NEHAP), 2001

Strategische Ziele im Bereich der Luftreinhaltung wurden in Georgien im National Environmental Health Action Plan (NEHAP, 2001) und im National Environmental Action Plan (NEAP) aus dem Jahr 2000 festgelegt, der NEAP ist allerdings nicht mehr aktuell. Der neue NEAP ist derzeit in Ausarbeitung und wird voraussichtlich Ende 2007 fertig gestellt. Die strategischen Ziele sind somit derzeit nicht quantitativ definiert und lassen sich ausschließlich aus dem Handlungsbedarf bzw. dem Ist-Zustand ableiten.

Folgende Schwerpunkte im Bereich der georgischen Luftreinhaltung sind in Georgien auf nationaler Ebene qualitativ definiert (NEHAP, 2001):

- Erhöhung des Anteils der öffentlichen Verkehrsmittel mit elektrischem Antrieb

- Einführung von Monitoringsystemen für die Qualität der importierten Treibstoffe sowie für Emisso-nen aus dem motorisierten Verkehr

- Erhöhung des Kraft-Wärme-Kopplungsgrads in der kommunalen Elektrizitäts- und Wärmeinfra-struktur

- Erarbeitung von kurz-, mittel- und langfristigen Programmen zur Reduktion der Luftschadstoff-emissionen in den Großstädten Tbilisi, Batumi, Rustavi, Kutaisi und Zestaponi

- Erstellung von Datenbanken für Luftreinhaltung von Industriezentren und Großstädte

- Einführung moderner Rauchgasreinigung in der Industrie und im Energiesektor

- Schaffung von Voraussetzungen zur verstärkten Nutzung von erneuerbaren Energieträgern.

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Endbericht 2006 173

3.7 UMWELTFINANZIERUNGSINSTRUMENTE Quellen für das Kapitel: Economic instruments, financing and privatisation, OECD Report, www.oecd.org, 2002 Debt for Environment Swap in Georgia: OECD Pre-Feasibility Study and Institutional Options, 2004/2006 Georgian Country Report, 2005, http://www.oecd.org/dataoecd/8/56/35178696.pdf Environmental Expenditure in the EECCA - Georgian Country Report, www.oecd.org

3.7.1 Struktur der Umweltfinanzierung

Nachfolgend ist die Struktur der Umweltfinanzierung in Georgien im Jahr 2005 dargestellt. Berücksich-tigt dabei ist die Finanzierung sowohl aus nationalen als auch aus internationalen Finanzierungsquel-len.

Struktur der Umweltfinanzierung (aus nationalen und internationalen Quellen) in Georgien (2005)

Bereich

Staatsbudget u. regionale Bud-

gets,

Mio. Euro/Jahr

Nationale Kredite,

Mio. Euro/Jahr

Internationale Grants,

Mio. Euro/Jahr

Internationale Kredite,

Mio. Euro/Jahr

Wasserwirtschaft und Bodenschutz

16,85

Abfallwirtschaft

Luftreinhaltung 67,37 761,10

Schutz der Wasserres-sourcen

133,76 356,70

Schutz der Mineralres-sourcen

668,81

Gesamt 150,61 668,81 424,07 761,10

Quelle: www.oecd.org - Environmental Expenditure in the EECCA - Georgian Country Report (2005)

Die größten Ausgaben fanden in den Bereichen Luftreinhaltung und Schutz der Mineralressourcen statt. Als wichtigste Finanzierungsquellen zeichnen sich für Georgien die internationalen und die nati-onalen Kredite ab. Nachfolgend ist die Umweltfinanzierung in Georgien im Jahr 2005 nach Empfängern angeführt.

Umweltfinanzierung nach Empfängern in Georgien (2005) in Tausend Euro

Staatsbudget u. regionale Bud-

gets,

Mio. Euro/Jahr

Nationale Kredite,

Mio. Euro/Jahr

Internationale Grants,

Mio. Euro/Jahr

Internationale Kredite,

Mio. Euro/Jahr

Öffentliche Institutio-nen

133,76 356,70

Wirtschaft 16,85 668,81 67,37 761,10

Gesamt 150,61 668,81 424,07 761,10

Quelle: www.oecd.org - Environmental Expenditure in the EECCA - Georgian Country Report (2005)

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 174

3.7.2 Gesetzliche Rahmenbedingungen

1993 – Verordnung N1010 „Über Steuern für Umweltbelastung mit Schadstoffen“ 1994 – Verordnung N725 „Über Steuern für Nutzung von Naturressourcen“ 1996 – Gesetzt „Über den Umweltschutz“ – regelt die Einnahmen und Ausgaben im Umweltbereich

3.7.3 Nationale Umweltfinanzierung

Staatsbudget

Das Staatsbudget basiert auf einem indikativen Plan für soziale und wirtschaftliche Entwicklung, wobei die einzelnen Programme und Projekte von der Kommission des Ministeriums für Wirtschaft, Industrie und Handel einschließlich des Staatspräsidenten nach ihrer Priorität geprüft werden. Die Umweltfinan-zierung aus dem Staatsbudget ist noch gering (<1% des nationalen Budgets). Mehr als die Hälfte der Umweltausgaben werden für Lohnkosten für Mitarbeiter des Umweltministeriums ausgegeben, der Rest wird in Umweltprojekte investiert. Lokale Budgets

Die Einnahmen aus lokalen Finanzierungsquellen wie Verbrauchergebühren, Strafen etc. fließen zu 70% in das Staatsbudget ein, die restlichen 30% stehen der lokalen Verwaltung zur Verfügung.

Verwaltung der Umweltfinanzierung

Die Einnahmen aus Steuern und Gebühren im Umweltbereich werden vom Ministerium für Wirtschaft, Industrie und Handel (Abteilung für Steuereinnahmen) verwaltet und auf die regionalen Verwaltungs-behörden verteilt. Dabei werden die Mittel meist nicht direkt für Umweltvorhaben, sondern für Sozial-zwecke (Gehalt und Pensionen) verwendet. Einnahmequellen für Umweltfinanzierung in Georgien

- Steuern für Umweltverschmutzung (z.B. für Luftschadstoffemissionen und Abwassereinleitung)

- Steuern für Abbau und Nutzung von Naturressourcen (Bodenschätze, Wasser, Forst etc.)

- Verbrauchergebühren für kommunale Dienstleistungen

- Produktbesteuerung von bestimmten Produkten mit Umweltauswrikungen, (z.B. fossile Brennstoffe)

- Strafen für Nichteinhaltung von Vorschriften

- Grants und günstige Kredite.

Die jüngsten Daten für die Höhe der Umwelteinnahmen stammen aus dem Jahr 2001. Diese beliefen sich insgesamt auf 8,55 Mio. Euro, davon entfielen auf Steuern für Umweltverschmutzung 5,29 Mio. Euro, und auf Abbau und Nutzung von Naturressourcen 3,26 Mio. Euro.

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Endbericht 2006 175

Finanzierungsinstrumente für die Luftreinhaltung Die Finanzierung des Luftreinhaltungsbereichs wird mittels Einnahmen aus Steuern für Luftschad-stoffemissionen und aus Produktsteuern für die Nutzung fossiler Brennstoffe. Nachfolgend sind die Steuern für die wichtigsten Luftschadstoffe zusammengefasst.

Steuern für die wichtigsten Luftschadstoffe in Georgien, 2002

Luftschadstoff Steuer, Euro/Tonne Luftschadstoffemission

CO 0,7

CO2 -

SO2 40

NOx 50

CH4 1,3

Staubpartikel 40

Quelle: Umweltministerium von Georgien, 2006 Finanzierungsinstrumente für die Wasserwirtschaft

Die Einnahmen im Bereich der Wasserwirtschaft in Georgien beinhalten Steuern für Wasserentnah-me- und Wasserversorgungsinfrastruktur, Verbrauchergebühren für Wasserversorgung und Abwas-serentsorgung sowie Strafen für Nichteinhaltung der Gesetzbedingung. So beträgt die Gebühr für Wasserversorgung und Abwasserentsorgung beispielsweise 0,5 Euro/Monat*Haushalt bzw. 0,8 Eu-ro/Monat*m3 für öffentliche Verbraucher (Umweltministerium von Georgien, 2006). Im Bereich der privaten Haushalte kommt auch noch dazu, dass die meisten Haushalte keine Wasserzähler haben und sie zahlen daher einen fixen Preis pro Monat unabhängig vom Wasserverbrauch. Somit sind kei-ne finanziellen Anreize für Ressourceneinsparung gegeben.

Die durchschnittlichen Kosten für 1 m³ Wasser betragen 0,12 Euro/m³. Der Wasserverbrauch in der Privatwirtschaft wird somit nicht vollständig entgolten. Darüber hinaus liegt die Entrichtung der Verbrauchergebühren unter 70%.

Finanzierungsinstrumente für die Abfallwirtschaft

Die einzige Einnahmequelle im Bereich der Abfallwirtschaft sind die Abfallgebühren von privaten Haushalten. Die Gebühren sind je nach Gemeinde unterschiedlich, durchschnittlich betragen diese 0,2 Euro pro Haushalt und Monat. Die Gebühren werden aber nur zu 40% einbezahlt.

Die Unternehmen zahlen keine Gebühr für Abfallentsorgung. Außerbudgetäre Finanzierungsquellen

Georgien hat im Vergleich zu anderen osteuropäischen Ländern noch keinen Umweltfonds. Die Ein-nahmen aus dem Umweltbereich fließen direkt in das staatliche und in die regionalen Budgets ein. Die Einrichtung eines Umweltfonds wird allerdings als anzustrebendes Ziel vom Umweltministerium Geor-giens eingestuft.

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 176

3.7.4 Notwendige Umweltfinanzierung

Die geschätzten notwendigen Umweltinvestitionen in Georgien werden bis zum Jahr 2023 auf mindes-tens 3 Mrd. Euro geschätzt und sind in der nachfolgenden Tabelle angeführt. Es muss allerdings be-rücksichtigt werden, dass es sich um einen Mindestwert handelt, da derzeit noch keine Schätzungen für die kostenintensive Bereiche Luftreinhaltung und Abfallwirtschaft vorliegen.

Geschätzte notwendige Umweltinvestitionen in Georgien

bis 2023 in Mio. Euro

Umweltbereich Zielbereich Zeitraum Mio. Euro Gesamt

pro Bereich, Mio. Euro

Energie

Klein- und Mini-Wasserkraft*

Bau von neuen Wasser-kraftwerken und Sanie-rung der Elektrizitätsinfra-struktur

Sanierung bestehende Wasserkraftwerke

Bau von Biogasanlagen*

k. A.

12*

1.308

107

0,24*

1.427,24

Abfallwirtschaft nicht konkretisiert* 2006-2023 3* 3*

Wasserwirtschaft

Sanierung der Infrastruk-tur einschl. der Kläranla-gen

Sanierung von Kläranla-gen*

2003-2023

2006-2023

1.560

6,4*

1.566,4

Luftreinhaltung k.A. k.A. k.A. k.A.

sonstige Umwelt-projekte im Rah-men des Debt-for-Environment-Swap

2006-2023 20,36* 20,36*

Gesamt 3.017

Quellen: Nationale Strategien, Programme und Informationen von Georgien, wie in den einzelnen Kapiteln zi-tiert,“Convergence with EU environmental legislation in Eastern Europe, Caucasus and Central Asia: a Guide“, European Communities, 2003; eigene Berechnungen

Anmerkung: *Finanzierung unter Debt for Environment Swap, s. den nachfolgenden Kapitel 3.7.5 k. A. – keine Angaben Die notwendigen Investitionen im Bereich Abfallwirtschaft sind derzeit noch nicht vollständig erhoben. Das ange-gebene Investitionsvolumen beinhaltet nur die Finanzierung unter dem Debt for Environment Swap (s. Kapitel 3.7.5).

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 177

3.7.5 Dept for Environment Swap in Georgien

(„Austausch von Schulden gegen Umweltfinanzierung in Georgien“, OECD, 2004)

Dieses Vorhaben hat zum Ziel, die Außenschulden Georgiens auf die Umsetzung von Umweltprojek-ten im Land umzuwidmen, und somit seine wirtschaftliche und nachhaltige Entwicklung zu fördern. Nachfolgend sind die berechneten Schuldenzahlungsraten von Georgien dargestellt, die durch dieses Vorhaben in Finanzierung von Umweltschutzmaßnahmen im Land umgewidmet werden sollen. Dabei handelt es sich insgesamt um etwa 42 Mio. Euro für den Zeitraum 2006-2023. Dieses Vorhaben ist allerdings noch nicht mit den einzelnen Gläubigerländern verhandelt worden.

Quelle: OECD http://www.oecd.org/dataoecd/28/58/36203819.pdf, 2004

Prioritäre Umweltprojekte sind in drei Bereichen identifiziert: Reduktion des Treibhausgasausstoßes (Sanierung und Neuerrichtung von Klein-Wasserkraftwerken und Biogaserzeugung aus landwirtschaft-lichen Abfällen), Reduktion der Wasserverschmutzung (Verbesserung der Wasserentsorgungsinfra-struktur einschl. Sanierung von Kläranlagen, Entwicklung eines effizienten Abfallmanagementsystems in den Städten an der Schwarzmeerküste) und Schutz der Biodiversität. Die dafür vorgesehenen In-vestitionen sind, wie folgt:

- Schutz der Biodiversität: 3 Mio. Euro

- Biogaserzeugung: 0,24 Mio. Euro

- Kommunale Abfallwirtschaft: 3 Mio. Euro

- Abwasserreinigung: 6,4 Mio. Euro

- Klein- und Mini-Wasserkraft: 12 Mio. Euro.

Berechnete Zahlungsraten für die Schulden Georgiens in 1.000 Euro für den Zeitraum 2006-2023

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Endbericht 2006 178

3.7.6 Internationale Finanzierungsinstrumente

Weltbank

Informationen: www.worldbank.org Bereich: / Home / Topics / Environment / Regions & Countries / Europe and Central Asia

Alle Projekte in Georgien in Zusammenarbeit mit der Weltbank: http://web.worldbank.org/external/projects/main?pagePK=217672&piPK=95916&theSitePK=40941&menuPK=223661&category=regcountries&regioncode=5&countrycode=GE

Informationen über geplante Umweltprojekte in der Region: http://web.worldbank.org/external/projects/main?pagePK=223716&piPK=95917&theSitePK=40941&me-nuPK=225435&pagenumber=1&pagesize=100&sortby=COUNTRYSHORTNAME&sortorder=ASC&totalre-cords=37&category=advsearch&query=ALL&status=P&regioncode=5&countrycode=ALL&sector=ALL&majorsector=ALL&sectorboard=ALL&majorthemeid=11&themeid=ALL&network=ALL&prodline=ALL&lendinstrtype=ALL&lendinstr=ALL&goalid=ALL&metathemeid=ALL&startyr=ALL&endyr=ALL&env=ALL&match=all

Informationen über laufende Umweltprojekte in der Region: http://web.worldbank.org/external/projects/main?pagePK=223716&piPK=95917&theSitePK=40941&me-nuPK=225435&pagenumber=1&pagesize=100&totalrecords=124&sortby=BOARDSORTDATE&sortorder=DESC&category=advsearch&query=ALL&status=A&regioncode=5&countrycode=ALL&sector=ALL&majorsector=ALL&sectorboard=ALL&majorthemeid=11&themeid=ALL&network=ALL&prodline=ALL&lendinstrtype=ALL&lendinstr=ALL&goalid=ALL&metathemeid=ALL&startyr=ALL&endyr=ALL&env=ALL&match=all U.S. Agency for International Development (USAID)

http://www.usaid.gov

Information über Projekte in Georgien: http://www.usaid.gov/locations/europe_eurasia/countries/ge/index.html European Bank for Reconstruction and Development (EBRD)

Programminformationen: www.ebrd.com EU-Programme

Technical Assistance to the Commonwealth of Independent States (TACIS-Programm)

Förderung des Umweltschutzes und des nachhaltigen Umgangs mit natürlichen Ressourcen (in Geor-gien überwiegend Wasser/Abwassermanagement)

Programminformationen in Österreich: http://wko.at/eu/eic/tacis.htm

international: http://europa.eu.int/comm/external_relations/tacis/intro/index.htm

Information zu geplanten, aktiven und abgeschlossenen Projekten in Georgien: http://ec.europa.eu/comm/europeaid/cgi/frame12.pl

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Umwelttechnikmärkte in Russland, der Ukraine und Georgien

Endbericht 2006 179

Twinning-Programm

Förderung von Capacity Building im Umweltbereich in Kooperation mit den EU-Ländern

Programminformationen: http://europa.eu.int/comm/towntwinning/index_en.html UNO-Programme

Umweltprogramm United Nations Environment Programme (UNEP) der UNO

Programminformationen: www.unep.org

Information über geplante, laufende und abgeschlossene Projekte in Georgien: http://countryprofiles.unep.org/profiles/GE/profile/projects/multilateral/unep United Nations Development Programme (UNDP)

Programminformationen: www.undp.org

Projekte in Georgien: http://www.gm-unccd.org/field/Multi/UNDP/Georgia.htm Global Environment Facility (GEF)

Informationen: www.gefweb.org http://web.worldbank.org/external/default/main?menuPK=242163&pagePK=149012&piPK=149109&theSitePK=244381, http://siteresources.worldbank.org/PROJECTS/Resources/WBthemes_eff_OCT03.doc

Information über geplante, laufende und abgeschlossene Projekte in Georgien: http://countryprofiles.unep.org/profiles/GE/profile/projects/multilateral/gef Organisation for Economic Co-operation and Development (OECD)

Informationen: www.oecd.org

3.7.7 Problemfelder der Umweltfinanzierung

Ursachen für die derzeit noch mangelhafte Umweltfinanzierung in Georgien sind:

- die langsame Wirtschaftsentwicklung

- die schleppenden Reformen in der Landwirtschaft und in der Industrie

- die niedrigen Steuern bzw. Abgaben im Umweltbereich

- die noch nicht entwickelte administrative Infrastruktur

- die „Schattenwirtschaft“, der Mangel an Transparenz, und nicht zuletzt auch die Korruption

- die noch eingeschränkten ausländischen Investitionen

- die instabile politische Lage (innere und äußere Konflikte)

- die Einnahmen aus Umweltabgaben werden geringfügig für direkte Finanzierung von Umweltpro-jekten genutzt, sondern decken meist die Lohnkosten in der Administration ab

- die niedrigen Tarife und die schlechte Zahlungsmoral.