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Abschlussarbeit von: Tedin Skiebe zur Erlangung des Magister Artium im Fachbereich Gesellschaftswissenschaften der Johann Wolfgang Goethe-Universität Institut für Politikwissenschaft (II) – Friedens- und Konfliktforschung Thema: UN-Reform – Behebung der Defizite? Einreichungsdatum: 27. Januar 2006 (Text ab Gliederung unverändert, Fußnote 296 um eine irrelevante Zeile gekürzt) Gliederung 1. Einleitung ............................................... .......................................................... 1 a. Relevanz der Reformen? ........................................... ........................... 2 b. Akteure ............................................. .................................................... 6 c. Reformgebiete und Adressaten der Umsetzung ................................... 8 d. Vorgehensweise ...................................... ............................................. 11 2. Defizite ................................................. .......................................................... . 12 a. Effizienz, Kohärenz und Transparenz nach Innen ............................... 21 b. Koordination, Kohärenz und Kompetenz nach Außen ......................... 25 1

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Abschlussarbeit von: Tedin Skiebe

zur Erlangung des Magister Artium

im Fachbereich Gesellschaftswissenschaftender Johann Wolfgang Goethe-Universität

Institut für Politikwissenschaft (II) – Friedens- und Konfliktforschung

Thema: UN-Reform – Behebung der Defizite?

Einreichungsdatum: 27. Januar 2006(Text ab Gliederung unverändert, Fußnote 296 um eine irrelevante Zeile gekürzt)

Gliederung

1. Einleitung ......................................................................................................... 1 a. Relevanz der Reformen? ...................................................................... 2b. Akteure ................................................................................................. 6c. Reformgebiete und Adressaten der Umsetzung ................................... 8d. Vorgehensweise ................................................................................... 11

2. Defizite ............................................................................................................ 12

a. Effizienz, Kohärenz und Transparenz nach Innen ............................... 21b. Koordination, Kohärenz und Kompetenz nach Außen ......................... 25

i. Sekretariat und Generalsekretär ................................................ 28ii. Voranschreitende zivilgesellschaftliche Öffnung ..................... 30

iii. Verbindung mit dem Privaten Sektor ....................................... 34c. Repräsentation ...................................................................................... 37

i. Sicherheitsrat ............................................................................39

ii. Generalversammlung ................................................................ 43iii. Sonderorganisationen und Ausschüsse ..................................... 44

d. Finanzierung ......................................................................................... 46e. Neue Institutionen ................................................................................. 50

3. UN-Berichte und `Drafts´.................................................................................. 54a. Cardoso-Panel ………………………………………………………... 57b. High-level Panel on Threats, Challenges and Change ..……………… 60c. Sachs-Report …………………………………………………………. 65d. In Larger Freedom …………………………………………………… 69e. Summit Outcome .................................................................................. 73f. Gemeinsamkeiten / Divergenzen / Auffälligkeiten .............................. 76

4. Behebung der Defizite? ................................................................................... 80

a. Partizipation, Demokratisierung und Legitimierung ............................ 85b. Management und Effizienz nach Innen ................................................ 88

i. Transparenz ............................................................................... 89ii. Kohärenz ................................................................................... 90

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iii. Koordination ............................................................................ 92 c. Koordination nach Außen .................................................................... 94

i. Zivilgesellschaft ....................................................................... 95 ii. Privater Sektor ......................................................................... 98

iii. Staat ......................................................................................... 100 d. Sicherheitsrat ....................................................................................... 104 e. Finanzierung und Internationale Steuern ........................................... 107f. Zusammenfassung und Kontext-Plausibilität ..................................... 111 g. Zukunftsaussicht .................................................................................. 114

5. Literatur ............................................................................................................ 1166. Abkürzungsverzeichnis .................................................................................... 130

„God had one big advantage - he worked alone, without General Assembly and Security Council and the committees.” (Kofi Annan in Pressekonferenz am 13. Sept. 2005)

1. Einleitung

Die Strategien für die Abwehr der Sicherheitsbedrohungen des laufenden 21. Jahrhunderts

bedürfen laut verschiedenen UN-Berichten (United Nations) der jüngeren Vergangenheit eines

erweiterten und erneuerten Sicherheits-Konsenses unter idealerweise allen Erdstaaten. Die UN

mit ihren derzeit 1911 Mitgliedsstaaten (MS) und sechs Amtssprachen2 ist neben den

nationalen MS die zentrale Instanz in diesem Handlungs-Kontext. Bei ihr können alle

maßgeblichen Fäden zusammen laufen. Das UN-System3 ist im hohen Maße das politisch

prädestinierte Forum einer faktischen und potentiellen globalen Konsensgenerierung. Der

Sicherheitsrat (SR) ist darin das höchste internationale politische Gremium, dem nach

Maßgabe seiner Prozeduren weltweite (ww.) Entscheidungskompetenz zukommt. Die UN

steht programmatisch (UN-Charta4) für einen Multilateralismus, der auf internationale

Verträge, Deklarationen, Konventionen und multilaterale Regime5 (Regelsysteme) baut und

1 UN: April 2005. http://www.un.org/Overview/growth.htm Nicht Mitglieder sind der Vatikan, Taiwan und nicht anerkannte Territorien. Zu Taiwan: http://www.gio.gov.tw/taiwan-website/un/index1.html und UN-Dok.: GV/A/59/194 vom 10. Aug. 2004 ; http://www.entwicklungshilfe.de/modules.php?name=News&file=article&sid=768&name2= Die Fußnotenlinks der Arbeit haben alle den Stand: 15. Jan. 2006. Der Erstzugriff wird nur genannt, wenn die Seite am 15. Jan. nicht mehr erreichbar gewesen war ! 2 Englisch, Chinesisch, Spanisch, Arabisch, Französisch, Russisch.3 Official WEB Site Locator for the United Nations System of Organizations. http://www.unsystem.org ; Seine sechs Hauptorgane sind die GV (Generalversammlung), der SC, der ECOSOC (Wirtschafts- und Sozialrat), das UN-Sekretariat, der Internationaler Gerichtshof und der Treuhandrat (seit Herbst 1994 ohne Aufgabe).4 Die UN-Charta von 1945 ist, bis auf eine Veränderung zu einer Erweiterung des Sicherheitsrates und 2 Amendments zur Erweiterung des ECOSOC von 18 auf 27 Mtgl. (siehe Res. 1991 (XVIII), und 1992 (XVIII) vom 17. Dez. 1963) und dann mit der Res. 2847/XXVI von 1971, welche mit dem 12. Okt. 1973 in Kraft trat, von 27 auf 54 Mtgl., bisher unverändert geblieben. Charta im Web: http://www.un.org/aboutun/charter/ 5 Hierzu: Müller, Harald: Die Chancen der Kooperation. Regime in den internationalen Beziehungen. Darmstadt 1993. ; Krasner; Stephen D. (Hrsg.): International Regimes. Ithaca, Cornell University 1983. ; Kernkurs: Internationale Kooperation – Regime – Organisationen. Universität Konstanz. Ohne Angaben. http://www.uni-konstanz.de/FuF/Verwiss/Risse-Kappen/Kurstexte/koopfoli.rtf ; Ruggie, John G.: Imter-national responses to technology: concepts and trends. In: International Organization 29 / 1975, S. 557-584. 1975/29: 557-584. Ruggie steht wohl am Anfang der Hereinnahme des ursprünglich aus dem Völkerrecht

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von Internationalen Regierungsorganisationen (IGOs)6 organisiert, und zunehmend auch von

privaten und zivilgesellschaftlichen Trägern finanziell und inhaltlich getragen wird. Daher ist

eine weltpolitische multilaterale Kooperationspolitik mit UN-Reformprozessen verkoppelt.

Veränderungen in der Weltpolitik und den Internationalen Beziehungen (IB) finden ihren

Ausdruck in den UN, und die UN-Politik hilft dabei, neue sicherheitspolitische,

sozialökonomische, umweltpolitische, etc., Weltwirklichkeit zu generieren. Dieser

kristallisierte Multilateralismus findet im internationalen Völkerrecht seinen zunehmend

kodifizierteren oder gewohnheitsrechtlichen Ausdruck. Die UN sind mit ihrem weit

verzweigten Aufbau, mit „zum Teil selbständigen, dezentralen Organisationen und

Programmen mit jeweils eigenen Satzungen und Haushalten“7 und eigenen Mitgliedschaften,

ein horizontal und vertikal hochkomplex vernetztes institutionelles Gebilde. Fragen nach der

Effizienz und Binnen-Koordination, Transparenz und Legitimation, den politischen

Mechanismen und Instrumente, der Finanzierung, der Involvierung externer Akteure, und der

politischen Kompetenzen dieses „multifunktionalen globalen Forums“8, ergeben sich allein aus

seiner Größe heraus. Erreicht wurde bis dato, dass sich de facto die `gesamte´ Staatenwelt bei

der UN eingefunden hat, womit die Grundbedingung für eine, ihre, potentiell globale

Legitimität geschaffen ist - die Teilnahme der Betroffenen.

Die UN „als zwischenstaatliche Organisation“ unterliegt „einem permanenten Reformdruck“9,

man kann auch sagen, sie modifiziert sich aus den weltpolitischen Notwendigkeiten heraus

immer weiter um. Wohin diese Entwicklung letztendlich führen mag, ist von heutiger Warte

aus betrachtet nicht entscheidbar. An diesem Ort „globaler Interaktion“10 und internationaler

Kooperation zeigt sich allgemein das Handlungsprinzip Reform als Dauerphänomen. So kam

es schon früh11, etwa durch hinzukommende Sonderorganisationen12, zu Funktions-

erweiterungen. Daher ist der in dieser Arbeit behandelte aktuelle Reformprozess bis zum M+5

Gipfel im September 2005 nicht als ein genuin neues Phänomen zu begreifen13, selbst wenn

stammenden Begriffs `Regime´ in die Politologie.6 Brahm, Eric: Intergovernmental Organizations (IGOs) Beyond Intractability.org.http://www.beyondintractability.org/m/role_igo.jsp

7 Gareis, Sven Bernhard / Varwick, Johannes: Die Vereinten Nationen. Opladen 2002, S. 43.8 Gareis / Varwick, Johannes: Die Vereinten Nationen. Opladen 2002, S. 11.9 Horn, Albrecht: Die Vereinten Nationen und multilaterale Sicherheitspolitik. Ergebnisse und notwendige Reformen, (Politikwissenschaft, Bd. 1). Berlin 2005, S. 99.10 Czempiel, Ernst-Otto: Die Reform der UNO: Möglichkeiten und Missverständnisse, (Beck`sche Reihe 1078). München 1994, S. 10.11 93rd Internationale Labour Conference opens annual session. Working condition, forced labour, youth employment on the agenda. ILO, Department of Communication. Press Room. Mai 2005. www.ilo.org/public/english/bureau/inf/pr/2005/24.htm Die International Labor Organisation (ILO), die bereits 1919 im Rahmen des Versailler Vertrages gegründet worden war, wird 1947 die erste UN-Sonderorganisation. Sie hat heute 178 Mitgliedsstaaten.12 Hierzu: Gründungsdaten der UN-Sonderorganisationen: http://www.dgvn.de/pdf/un-system.pdf .13 Hierzu: United Nations Dag Hammarskjöld Library: UN Reform: a bibliography. http://www.un.org/Depts/dhl/reform.htm

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die anstehenden Reformen etwa von dem irischen Außenminister Dermot Ahern „die

radikalste Überholung“14 seit der Organisationsgründung genannt werden.

a. Relevanz der Reformen?

Einem Beobachter ist der Wandel der Weltlage nach dem Zweiten Weltkrieg bis heute ein

Offensichtliches. Die Überwindung der Blockkonfrontation ist nur eines der Kerndaten dieser

Zeit. Entwicklungsprobleme, technologischer Fortschritt, Globalisierung und eine zunehmende

Verrechtlichung15 der IB, das Aufkommen der globalen Umweltproblematik, die Stärkung der

Rechte der Frauen, sind nur sechs ihrer wesentlichsten Phänomene. Ein Siebtes: die

Abwesenheit großer Kriege zwischen den mächtigsten Nationen16, was

anerkennenswerterweise auch mit eine Folge von UN-Arbeit und UN-System ist17. Die UN

selber erfuhr in der weltpolitischen Phase der Dekolonisierung nicht nur negativ ihre

Blockierung des SR durch den Ost-West-Konflikt, sondern positiv auch ihre

Aufgabenerweiterung. Die Generalversammlung (GV), die sich mit immer mehr

Entwicklungsländern (EL) füllte, was neue Mehrheiten ermöglichte, setzte neue UN-

Spezialorgane, Regionalkommissionen, Ausschüsse und Programme ein. Diese

repräsentier(t)en u.a. auch die kritische Haltung der Mehrheit der GV gegenüber der von den

Industriestaaten dominierten Weltwirtschaftsordnung, und soll(t)en in der Welt im Sinne der

EL Veränderungen schaffen, z.B. einen fairen Welthandel. Solch eine Fülle an institutionellem

Netzwerk, und die damit verbundene Komplexität der Zusammenhänge, bedürfen besonderer

Koordination, um unnötige Überlappungen in den Tätigkeitsfeldern der UN-Sonderorgani-

sationen zu vermeiden. Die Notwendigkeit der Koordination und der Effizienzgedanke

begleitet die UN von früh auf.

14 Ahern, Dermot (Außenminister von Irland): Die Zwingende Notwendigkeit der UN-Reform. Web., Sept. 2005. http://www.botschaft-irland.de/media/SZArticleAhernDt.doc 15 Vgl. `United Treaty Collection´. ; Vgl. auch: UN-Charta, Art. 102, und die United Nations Treaty Series. ; vgl. Thema allg.: Habermas über Konsequenzen aus Luhmanns Rechtssystemdenken. „Das Recht [...] indem es sich selbst verändert, präsentiert es sich anderen Systemen als eine veränderte Umwelt, auf die diese wiederum [...] reagieren können.“ Habermas, Jürgen: Faktizität und Geltung. Frankfurt 1992, S. 69. 16 Dennoch: vgl. UN-Dok. A/59/2005: Report of the Secretary-General: In larger freedom: towards development, security and human rights for all (hinfort: In Larger Freedom). 21. März 2005, Abs. 8: „Meanwhile [aktueller Bezug], over 40 countries have been scarred by violent conflict. Today, the number of internally displaced people stands at roughly 25 million“ ; Die Arbeitsgemeinschaft Kriegsursachenforschung (AKUF) zählt z.B. zwischen 1945 und 2001 217 Kriege. ; Siehe auch: Human Development Report (HDR) 2005, Kap. V., S. 153ff.17 Siehe auch: Fröhlich, Manuel: Windstöße der Weltpolitik im Haus der UNO. Die Vereinten Nationen konnten den Ost-West-Konflikt nicht verhindern, ohne sie wäre er jedoch anders verlaufen. In: Das Parlament, Nr. 18 – 19. 02. Mai 2005.

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Schließlich traten seit den 1960er Jahren18, mit enormen globalen Schub in den 1990 Jahren19,

weitere Akteure wahrnehmbar in die Szenerie der Weltpolitik ein.20 Nicht mehr nur allein die

Nationalstaaten mit ihren an Zahl zunehmenden internationalen Organisationen nahmen nun

für sich in Anspruch, bei der sich von Jahrzehnt zu Jahrzehnt deutlicher zeigenden rechtlichen

Verinstitutionalisierung der internationalen Bezüge, hin zu einem sich unwillkürlich

herausbildenden globalen Steuerungsmodus eines Global Governance (GG)21, eine gewichtige

Rolle mit zu spielen. Zivilgesellschaftliche/NGO-Netzwerke breiteten sich Dank computer-

gestützten Kommunikationshilfen mehr oder weniger über den Globus aus. Und die UN

avancierten zu der globalen Anlaufstelle gerade der Non-Government Organizations (NGOs)

und Zivilgesellschaft (ZG). Damit wurde das Dialog-Netzwerk der UN komplexer. Um hier

entsprechende Handhabungs-Mechanismen, kommunikative Schnittstellen, auszuformen und

zu verinstitutionalisieren, war und ist ihre Reformfähigkeit bis heute unverzichtbar, will sie

nicht stagnieren. Und ebenso gewann der Private Sektor (PS) seit den 1980er Jahren ww. an

maßgeblicher Bedeutung, ja, bestimmte geradezu mit seinen Liberalisierungswünschen die

westliche Wirtschafts- und Welthandelspolitik.

Die UN erfuhren besonders seit den 1994er Jahren neben Anerkennung für erfolgreiche

Peacekeeping-Missionen auch Ansehensverluste. Die Glaubwürdigkeit ihrer Prinzipien hat u.a.

im Zuge ihrer gescheiterten Missionen in Srebrenica, Ruanda und Somalia, sowie z.B. ihres

Irak-Sanktionsregime, gelitten. Der von der UN nicht legitimierte Nato-Krieg gegen Serbien

(Kosovokrieg) von 1999, und der von den USA angeführte Koalitionskrieg gegen den Irak von

2003, der ebenso `so´ nicht von der UN legitimiert war, waren symptomatisch für diese

18 Die neue Welle der Frauenbewegung, die Friedensbewegung gegen den Vietnamkrieg, die Umwelt-bewegung et al., die Medien-Entwicklung, Jugend- und Musikkultur. Hierzu auch: HDR 1993: People`s Participation.19 Vgl.: Der australische Politikprofessor Dennis Altmann: UNAIDS, NGOs on Board and on the Board. Ohne weitere Angabe, nach Sept. 1999, S. 4.: „The United Nations (ECOSOC) has provisions for NGOs to be given consultative status, allowing for limited participation at meetings. The growth of large international conferences such as the Rio summit on environment (1992), the Vienna human rights meetin (1993), the Cairo population conference (1994) and the women’s conference in Beijing (1995) have all seen a growing involvement of NGOs and of their ability to influence the agendas of United Nations agencies.” Und: „The choice of the ten full and alternate NGO members of the PCB [Programme Co-ordinating Board] was made by the three official NGO observers at the GPA Management Committee.” http://www.fimcivilsociety.org/english/DAltman1999.pdf ; UNAIDS: „UNAIDS is the first United Nations programme to include NGOs in its governing body.” http://www.unaids.org/Unaids/EN/About+UNAIDS/Governance/Programme+Coordinating+Board.asp ; Vgl. hierzu auch die 1992 in Rio verabschiedete Agenda 21, Kap. 3, beinhaltet auch die Beteiligung aller gesellschaftlichen Gruppen. ; Bei UNICEF kann die Bevölkerung ehrenamtlich mitarbeiten. Und die UN Menschenrechtskommission (MRK) arbeitet stark mit Nicht-Staatlichen Organisationen zusammen.20 „Weder Parlamente noch politische Parteien, und mit wenigen Ausnahmen auch nicht die großen Interessenverbände waren zunächst direkt in die Weltpolitik eingebunden.“ Hummel, Hartwig (für die Projektgruppe Global Policy von WEED): Die Privatisierung der Weltpolitik. Tendenzen, Spielräume undAlternativen. In: Brühl, Tanja / Debiel, Tobias / Hamm, Brigitte et al. (Hrsg.): Die Privatisierung der Weltpolitik, (Eine Welt. Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, Bd. 11). Bonn 2001, S. 22 – 45, S. 30f.21 Hierzu: Behrens, Maria (Hrsg.): Globalisierung als politische Herausforderung. Global Governance zwischen Utopie und Realität. Wiesbaden 2005 ; Brand, Ulrich / Brunnengräber, Achim / Schrader, Lutz / Stock, Christian / Wahl, Peter: Global Governance. Alternativen zur neoliberalen Globalisierung. Studie der Heinrich-Böll-Stiftung und WEED. Münster 2000.

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ansteigende `neue´ Geringachtung der von den UN vertretenen und in ihrer Rechtsgeltung zu

konsolidierenden Völkerrechtsprinzipien. Auch die aktuellen Sicherheitsstrategien der USA22

und der NATO23, die das Konzept des `präemptiven´ militärischen Eingreifens aufstellen,

stehen im Widerspruch zu den friedenserhaltenden Prinzipien der Weltorganisation. Nach der

UN-Charta verfügt allein der SR (Art. 39ff) über das Entscheidungsmonopol über

internationale Gewaltanwendung, welches nur von Artikel 51 (self defense) eingeschränkt

wird. Das berührt den Problemkreis der „Arroganz der Macht“24, die sich vorbehält, in Fragen

der Gewaltanwendung eigene `Termine´ zu setzen25. Es stellt sich aber auch die Frage nach

den Prozeduren des SR (Veto-Problematik26), die ihn oft aus politisch-ideologischer

Uneinigkeit heraus davon abhält, eingreifend tätig zu werden (z.B. in Dafur/Sudan). Hierbei

wäre eine Reform zur Reduzierung eines willkürlichen Vetogebrauchs zuträglich; was auch

Gegenstand der Reformdebatte ist, aber natürlich an den Rechten der Permanent Five (P5)

rührt – ein schwerer Weg!

In jüngster Zeit sind, wie angedeutet, die UN mit dem Skandal um das Oil for Food

Programme in die Kritik geraten. Hier hat sich herausgestellt, dass Saddam Hussein

Milliarden-Mittel unterschlagen hat, die eigentlich für humanitäre Zwecke an die irakische

Bevölkerung gehen sollten. Des weiteren wird Teilen des Verwaltungspersonals, als auch

besonders Angehörigen der UN-Peacekeeping Truppen in der Demokratischen Republik

Kongo, sowie in Sierra Leone, vorgeworfen, in großem Stile der sexuellen Ausbeutung von

Flüchtlingen und der Vergewaltigung von Frauen schuldig zu sein. Gegen solche und andere

Übel, wie Fällen von Mismanagement von UN-Funds, Veruntreuung, Bestechung,

Vetternwirtschaft, helfen nur Reformen (Veränderung). Die aktuellen Reformen zielen

entsprechend auch auf die Etablierung von Verhaltensregeln für die sich im Einsatz 22 Vgl. The White House: The National Security Strategy of the United States of America. Washington, Sept. 2002, S. 12 und S. 19f. ; Scheer, André: Die Neudefinition der Nationalen Sicherheit. Zur Nationalen Sicherheitsstrategie der USA. Referat im Hauptseminar „Hegemonie oder multilaterale Kooperation? Die Außenpolitik der USA" im Wintersemester 2003/04. „Entscheidend ist [...] die Aussage, `präemptiv´ handeln zu wollen, um einer `ausreichenden Bedrohung´ zu begegnen, selbst wenn `Ort und Zeit des feindlichen Angriffs unsicher´ sind.“ http://www.andre-scheer.de/content/Andere_Themen/detail.php?nr=27&kategorie=Andere_Themen 23 `A secure Europe in a better world – European Security Strategy´ vom 12. Dez. 2003. Vgl. Sieg, Hans Martin: Die europäische und die amerikanische Sicherheitsgarantie. Trierer Arbeitspapiere zur internationalen Politik. Nr. 10. März 2005, S. 20, (Zitat: Henry Kissinger). http://www.deutsche-aussenpolitik.de/resources/tazip/tazip10.pdf 24 Willke, Helmut: Systemtheorie III: Steuerungstheorie. Stuttgart 20013, S. 189. „Sie alle setzten auf mehr Macht in einer Situation, in der Macht bereits kontraproduktiv wirkte und es nötig gewesen wäre, auf andere Mittel der Steuerung zu setzen.“ 25 Beispiele dazu liefert die deutlich unilaterale US-Politik nicht erst, aber besonders auch der Bush-Administration. Vgl. Hippler, Jochen: US-Dominanz und Unilateralismus im internationalem System – Strategische Probleme und Grenzen von Global Governance. In: Ders. / Schade, Jeanette: US-Unilateralismus als Problem von internationaler Politik und Global Governance. INEF-Report, Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), Heft 70. Duisburg,, 2003, S. 5-25, S. 10, 13ff, 22. http://inef.uni-duisburg.de/page/documents/report70.pdf 26 Hierzu: Köchler, Hans: Das Abstimmungsverfahren im Sicherheitsrat der Vereinten Nationen. Veröffent l ichungen der Arbeitsgemeinschaf t für Wissenschaft und Pol i t ik an der Universi tät Innsbruck. 1998. ht tp: / /www.hanskoechler .com/Koechler-Sicherheitsra t -1991.htm

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befindlichen `Peacekeeper´, und eine verbesserte Rechenschaftspflichtigkeit für alle internen

und externen UN-Aktivitäten. Die über eine zunehmend beperltere Kette an UN-Sonderkonferenzen - und den allgemeinen

globalen Kommunikations-Anstieg in den letzten Jahrzehnten zwischen Menschen und

zwischen funktionalen System – normativ geformten und empirisch geförderten Erkenntnisse

des globalen Ist-Zustandes und der globalen Bedrohungslagen, wie sie z.B. in den für diese

vorliegende Arbeit relevanten UN-Berichten des a) `Cardoso-Panels´, b) des High-level Panel

on Threats, Challenges an Change (hinfort: HLPTCC), c) des `Sachs-Reports´ u.a.,

beschrieben werden, führen aufgrund der dort plausibel nachgewiesenen staatenübergreifenden

globalen Herausforderungen und Fülle der faktisch mitgestaltenden Akteure zu einer

deutlichen Betonung einer Antwortstrategie eines Multi-Stakeholder27 basierten

Multilateralismus der Taten. Diese Berichte bringen mit ihren Empfehlungen die

Notwendigkeiten für entschiedene UN-Reformen, angefangen vom internen Management,

über die institutionelle Struktur, das Mandat und die Kompetenzen der UN-Organe, sowie den

Beziehungen zu den nicht-staatlichen Akteuren, klar zum Ausdruck. Reformen auf allen

Ebenen sollen den globalen und kommunikativen Herausforderungen und zu verändernden

Weltzuständen multilateral und konstruktiv begegnen. Dieser grundsätzlichen Notwendigkeit

wird in der Staatenwelt, zwar mit unterschiedlicher Betonung, allgemein beigepflichtet. Doch

es fehlt den MS im Detail die notwendige Einigkeit.

b. Akteure

Jede UN-Reform hat ihre Akteure. Will man nun etwas über mögliche UN-Reformen

aussagen, muss man die institutionellen Binnenstrukturen28 der UN kennen. Muss auch wissen,

wer diese Akteure und was ihre Interessen sind und worauf sich ihre jeweils spezifische

Verhandlungsmacht begründet, um auf den Reformprozess überhaupt nachhaltig einwirken zu

können. Denn nicht jeder Reformwunsch wird gehört. Und nicht jeder, der gehört wird, hat

auch eine Stimme. Und nicht jede Stimme ist gleichwertig. So ist etwa eine Veto berechtigte

Stimme im Sicherheitsrat eine sehr machtvolle Stimme, sie hat formal eine 100%-Wirkung.

Man kann auch an den Zeitgeist, die Medien und allgemein an die ökonomische Macht

denken. Sie alle haben eine Stimme. Eine politisch wirksame `laute´ Stimme kann besonders

eine sein, die mit der nötigen Frequenz und Argumentation29 in den Medien präsent ist.

27 Siehe unter Kap. 3a.28 Siehe: United Nations Information Centre (UNIC). http://www.un.org.tr/unic/unsystem.asp ; UN-System: Grafik. http://www.un.org/aboutun/chart.html. 29 Reine Manipulation durch Medien und gezielte Fehlinformation auf Dauer dürften heute innerhalb offener Gesellschaftssysteme keine allein ausreichenden Mittel mehr für irrational wirken könnende Massensuggestion sein. Sondern es müssten Gründe eingebracht werden, die sich an der wachsenden gesellschaftlichen Argumentationshöhe zu bewähren hätten. Je aufgeklärter die Gesellschaft ist, so die These, desto schwieriger lässt sie sich ideologisch einfangen, weil sie souverän Informationen vergleichen und kommunizieren kann. Dagegen ist eine Informationsvorenthaltung ein Schlüssel zu Unterdrückung und

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Klassisches Beispiel hierzu ist die Affäre um die Ölplattform Brent Spar und ihre verhinderte

Versenkung am ursprünglich vorgesehenen ersten Bestimmungsort auf Grund eines

zivilgesellschaftlichen `Aufschreies´. Darüber hinaus gilt: Sendeminuten sind teuer. Nicht alles

ist ein so dankbares journalistisches Mediumspektakel wie die skandalisierende geplante

Versenkung dieser Plattform es war. Einig sind sich jedenfalls wohl die meisten MS darin,

dass ein neuer Konsens30 als Grundlage kollektiven Handelns geschaffen werden müsste, und

dazu auch die UN weiter reformiert werden muss. Nur, welche Reformen angesichts

herrschender Machtverteilung und staatlichen Eigendünkels die durchsetzbaren sein werden,

bleibt ein umfochtenes Terrain. Manchem scheint im Rahmen der UN (als der „Welt-

Sicherheitsmanagement-Behörde“31) alles neben den P5, Staffage zu sein, denn nur diese

würden letztlich die großen Entscheidungen miteinander treffen, und ohne deren Konsens

untereinander, sei für die UN nichts (geopolitisch) zu entscheiden. „An den strukturellen

Problemen der UN lässt sich aber nichts ändern“32, so die leichte These. Sie trifft nur zu, wollte

man den sich zu manchen Entscheidungen auf Jahre und Jahrzehnte hinstreckenden politischen

Verhandlungsprozess der Entscheidungsfindung ausblenden. So verschieden die Akteure sind,

die auf den Reformprozess einwirken, so sehr unterscheiden sich teilweise auch die

Grundlinien und Gewichtungen ihrer Vorstellungen über die Inhalte einer erstrebenswerten

Reform. Im Ergebnis bestimmen zwar allein die MS, aber wie eben angemerkt: doch nicht

raumlos, andere Akteure und Einflüsse kommen hinzu. Die Akteure im Einzelnen sind

zunächst also die MS, die sich aufteilen in die großen Geberländer, deren größte

Beitragszahler die USA, die für derzeit 22% des ordentlichen UN-Budget aufkommen, gefolgt

von Japan mit derzeit noch 19,5 % und Deutschland mit rund 9,5 % sind. Zum Vergleich dazu

decken die Mitgliedsbeiträge von 177 ärmeren Staaten nur ca. 3/20 des Grundbudgets. Neben

den MS gibt es weitere Akteure des politischen Systems, nämlich die regionalen und

nationalen Parlamente, sowie die lokalen Autoritäten. Schließlich wirken die medien-

öffentlichen NGOs, die ZG, der PS und die allgemeine Kulturentwicklung in die politische

Arena hinein. Sie alle haben ihre eigenen und nicht selten divergierende Vorstellungen zu den

UN-Reformen. Ein weiterer externer Einfluss sind die Natur- und Umweltkatastrophen,

welche zu ihrer Bewältigung neue globale Partnerschaften abfordern und zu deren Anlass

werden können. Nicht zu vergessen in der Akteursriege ist schließlich natürlich die UN selber,

Aufhetzung. Siehe: Popper, Karl R.: Die offene Gesellschaft und ihre Feinde, Band 2. Tübingen 19806 ; Rawls, John: The Law of Peoples, with `The Idea of public reason revisited. Harvard Press 20004, Kap. 2, §8 Extension to Decent Hiearchical Peoples.30 In Larger Freedom, Abs. 2.; UN-Dokument A/59/565: A more secure world: our shared responsibility. Bericht der Hochrangigen Gruppe für Bedrohungen, Herausforderungen und Wandel (hinfort: HLPTCC). 2. Dez. 2004., Abs. 22.31 Speck, Ulrich: Die UN-Reform und die konstitutionelle Krise des 21. Jahrhunderts. In: Kosmoblog, Anmerkungen zur Politik. Ohne Angabe, um den 15. Sept. 2005. http://kosmoblog.blogspot.com/2005/09/die-un-reform-und-die-konstitutionelle.html 32 Ebenda.

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die zwar ein intergouvernementaler Staatenverein ist, aber eben ein Sammelsurium der

verschiedensten Staaten, samt deren Vorstellungen. Sie hat sich, der organisatorischen

Eigendynamik entsprechend, in dem Wirrwarr der verschiedensten Ansprüche selbst eine

erweiterte, über die UN-Charta hinausweisende, Agenda gesetzt. In ihrem Institutionen-

Archipel lassen sich Geberorganisationen (die Bretton Woods Institutionen, oder im kleineren

Rahmen z.B. die Internationale Labour Organization) von den empfangenden UN-Instituten,

Kommissionen und UN-Nebenorganen usw. unterscheiden. Alle diese haben ihre eigenen,

wenngleich auch ähnlichen Prioritäten und zielen, wie für nicht nur Organisationen typisch,

auch auf Fortbestand, Einlösung oder/und Ausweitung ihrer eigenen Relevanz und

Organisationsziele.33

c. Reformgebiete und Adressaten der Umsetzung

Die Reformgebiete erstrecken sich über `ein weites Feld´ aller mittlerweile 3 großen

Aufgabenareale der UN: Frieden, Menschenrechte (MR), Entwicklung, und deren Ableitungen

(Umwelt, Frauen, Kinder, Bildung, Bevölkerungswachstum und die globale

Informationsgesellschaft). Sie berühren auch die Macht- und Kompetenzverteilung innerhalb

der UN. Man kann zwischen Reformen unterscheiden, die organintern ohne die Zustimmung

der MS durchgeführt werden können, solchen, die der Mehrheit der GV bedürfen und drittens

den UN-Charta verändernden, die eine vetolose qualifizierte 9 Stimmenmehrheit des SR und

einer 2/3-Mehrheit in der GV, sowie der entsprechend zu folgen habenden Ratifikationen in

den selben MS bedürfen. Die Reformen beziehen sich auf „1. die Rechtsordnung, die

Rechtsprinzipien und deren Anwendung; 2. die Struktur und Aufgaben zwischenstaatlicher

Organe; 3) die Struktur und Aufgaben der UN-Einheiten; 4. die Management- und

Koordinationsfunktionen im UN-System“ 34 - in Ergänzung dazu: 5. die zweck-ungebundene

Mittelerhöhung durch erhöhte freiwillige Beiträge der Staatshaushalte der MS et al. Die

Reformfelder weisen also auf Internes und Externes. Sie umfassen konkreter z.B. die internen

Managementfragen der Personal- und Energiekosten, das Informationssystem der

Organisation, die Zeitharmonisierung der Abläufe, Fragen der organ-spezifischen und

übergreifenden Prozeduren. Ebenso zu nennen: die Innenaufsicht, der Zeugenschutz, die Nach-

und Buchprüfung, Finanzierung und Mittelzugriffsfragen, als auch Fragen der Umwandlung

und Neugenerierung von UN-Haupt- und Nebenorganen, der Eröffnung und Umgruppierung

neuer themenspezifischer Fonds. In der Debatte stehen u.a. Reformen, die den Präsidenten der

33 Vgl. Teubner, Gunther / mit Fischer-Lescano, Andreas: Fragmentierung des Weltrechts: Vernetzung globaler Regimes statt etatistischer Rechtseinheit. Erscheint in: Mathias Albert und Rudolf Stichweh (Hrsg.): Weltstaat – Weltstaatlichkeit: Politische Strukturbildung nach der Globalisierung. 2005, hier S. 6. „Durch ihre operative Schließung erzeugen die globalen Funktionssysteme eigene Freiheitsgrade für eine extreme Steigerung ihrer je eigenen Rationalität, die sie ohne Rücksicht auf andere Sozialsysteme, aber auch ohne Rücksicht auf ihre natürlichen und humanen Umwelten ausschöpfen. Sie tun dies, solange es geht, also solange ihre Umwelten dies noch tolerieren.“ http://www.jura.uni-frankfurt.de/fb/fb01/ifawz1/teubner/dokumente/RegimeAlbertSammelband.pdf 34 Horn, Albrecht, S. 99ff.

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GV stärken können, oder auch den UN-Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) und ebenso das

Büro des GS, welche, die das Menschenrechtsregime verbessern helfen können, die

Demokratie voranbringen, und welche, die das Peacebuilding-Konzept weiterentwickeln.

Schließlich die Reformen, die die Einlassungs-Beziehungen der Organisation nach Außen in

die Multi-Stakeholder35-Weltgesellschaftswelt hinein umgestalten werden. Wobei die UN

schon in den 90ger Jahren begonnen hat, sich mit Letztgenanntem gewissermaßen von der

Alleinanbindung an die reine Staatenwelt zu einem zweiten Standbein hin zu orientieren, und

diese extra-staatlichen Kommunikationen formal-strukturell weiterzuentwickeln. Dieses wirft

zwar zusätzliche Legitimitätsfragen, etwa nach der demokratischen Rückbindung der neu

Einzubindenden (z.B. ZG und PS) auf, aber bietet doch auch entlastende positiv-konstruktive –

optionsanreichernde - demokratietheoretische Eröffnungshorizonte36. Plausibel scheint der

Gedanke, dass es `auch´ durch den allgemeinen ww. Kommunikationsaufbau, auch zwischen

den MS und innerhalb der Gesellschaften, wie gleichsam der transnationalen Welt-

zivilgesellschaft+PS per se, zu frequenzgesteigerter qualitativen Zusammenarbeit/Zusam-

menentscheid/Netzwerkhandeln mit den UN kommen wird. Indikatoren sind zum Beispiel die

Anzahl von „written statements NGOs made before the Commission on Human Rights“37, das

Ansteigen der Public Private Partnerships, oder die quantitative Steigerung der

Kommunikationen zwischen hochrangigen UN-Personal und NGO-Repräsentanten in

formellen, informellen und gegebenenfalls semi-formellen38 Zusammenkünften.

Die förmlichen Adressaten der Reformvorschläge sind die MS, die zur Umsetzung vieler

Reformen abzuzeichnen hätten. Wobei sich die MS in leicht 6 Gruppen einordnen lassen: die

P5, die sonstigen Industrieländer, die `more economically developed countries´ (MEDCs), die

vorankommende Entwicklungsländer (EL) und die stagnierenden oder zurückfallenden

ärmsten Staaten, als auch die `failed states´39, die zumeist, aus hier nicht gesondert zu

erörternden Gründen heraus, besonders oft unter den ärmeren Staaten zu finden sein werden.

Hinzu kommen die fakultativen Bündnisse – z.B. die `Group of Friends for the Reform of the 35 Der Cardoso-Bericht verwendet diesen Begriff 23 mal. ; Hierzu ausführlicher: Kap. 3a. 36 Siehe: Kap. 2b,ii und 4a.37 Martens, Kerstin: NGOS in the UN System: Examining formal and informal Mechanisms of Interaction. In: International Journal of Civil Society Law. Vol. II. Ausgabe vom 3 Juli 2004, S. 11-21, S. 13. http://law.cua.edu/Students/Orgs/IJCSL/2.3%20IJCSL%20-%20July%202004.pdf 38 „Manche Organisationen versuchen, die Art von informellem Wissenstransfer, wie er typischerweise um die Kaffeemaschine stattfindet, in einem semiformellen Rahmen über Abteilungsgrenzen hinweg durch die Veranstaltung von Knowledge Fairs auszuweiten, bei denen das Wissen zwar nach Fachgruppen oder Projekten mit Ständen präsentiert, insgesamt jedoch ein möglichst informeller Rahmen geschaffen wird.“ Rollet, Herwig: Aspekte des Wissensmanagements. Institut für Informationsverarbeitung und computergestützte neue Medien Technische Universität Graz. Diplomarbeit, Feb. 2002, S. 89.39 Hierzu: The Fund for Peace (FfP): 1. Failed States Index. Washington, DC, 2005. FfP schlüsselt nach zwölf Indikatoren auf. Im Ergebnis, so FfP, leben derzeit rund 2 Milliarden Menschen in Staaten, die auf indikator-relativ-ersichtlicher Weise in Gefahr stehen, zu kollabieren. China und Indien auf den Plätzen 75 und 76 des FfP-Rankings, die allein zusammen eine Bevölkerung von rund 2,5 Mrd. haben, finden sich unter verschiedenen Indikatoren weiter vorne eingereiht. Die Elfenbeinküste und die Demokratische Republik Kongo nehmen im Gesamtranking Platz 1 und 2 ein. Auf den ersten 10 Listenplätzen befinden sich 8 afrikanische Staaten. http://www.fundforpeace.org/programs/fsi/fsindex.php?column=rank&

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United Nations´40 und informelle Abstimmungen unter allen. Diese Gruppen, grob: die „G-77,

die Geberländer und die USA“41 et al., setzen teilweise unterschiedliche Reform-Prioritäten.

Geht es z.B. der USA mehr um Management und Effizienz, sind die weiteren Industrieländer,

und unter diesen bes. die großen Geber, als auch die MEDCs, sehr an einer SR-Erweiterung

interessiert. Die G-77/132 der EL, und in ihr Sondergruppen, wie etwa die G-53 Staaten der

Afrikanischen Union (AU), oder geografisch allgemeiner die ww. Landlocked States und

Transit-States, auch die rund drei Dutzend42 `High Indebted Poor Countries´ (HIPC) unter den

50 Least Developed Countries (LDCs), oder die 43 Staaten starke ökonomisch schwache

`Alliance of Small Island States´ (AOSIS43) - viele gehören in mehrere der genannten Gruppen

-, präferieren, die ihre Belange tangierenden Sonderfonds zu forcieren, und die

Fondsvergrößerungen und finanzielle Aufstockung der UN-Programme. Aber auch eine SR-

Reform und die Stärkung der Kompetenzen der MS innerhalb der GV etc., wird befürwortet.

Die Reformdebatte über die Reformgebiete zielt neben den MS auch auf die nicht-staatlichen

globalen und lokalen Akteure, die im Fortgang der Geschichte auf die MS dahingehend

einwirken können, heute (noch) nicht mögliche Entscheidungen morgen möglich werden zu

lassen. Allgemein vertrete ich die These: wenn die Weltgesellschaft über die Medien die

Reform voran zu treiben verlangt, wird diese weitergehen, so lange die Empirie etwa eines

`Sachs-Reports´ sich nicht in ihren Ergebnissen verändert. Das ist der Rückkoppelungseffekt,

den die Medien in offenen Gesellschaften beursachen können. Zusätzlich klingt plausibel,

wenn Volker Rittberger schreibt: „Die Nachfrage nach international governance ist keine

Konstante. Sie steigt in dem Maße, wie formal unabhängige Staaten und andere organisierte

Akteure sich Anforderungen und Problemen gegenübersehen, die sie ohne Kooperation mit

anderen nicht bewältigen können.“44 Die (nicht nur Zivil-)Gesellschaft jedenfalls, verstanden

als eine die Partikularinteressen transzendierende Gesamtheit von Partikularinteressen, 40 Group of Friends for the U.N. Reform: Non-Papers. http://www.un.int/mexico/index_reform.htm Es handelt sich um die 10 Staaten: Algerien, Australien, Kanada, Kolumbien,, Chile, Deutschland, Japan, Kenia, Mexiko, die Niederlanden, Neu Seeland, Pakistan, Spanien, Singapur und Schweden. Siehe: UN.-Dok. GV/A/59/705 vom 18. Feb. 2005. http://www.un.org/ga/59/documentation/list7.html (! falsches Dokument: A/59/603) [UN ist 1x informiert]41 Vgl. Sebastian Graf von Einsiedel: Vision mit Handlungsanweisung. Das High-level Panel und die Reformagenda der Vereinten Nationen. In: Vereinte Nationen, Jg. 53, 1 / 2005, S. 5-12, S. 12.42 Vgl. UN-Dok. E/CN.4/2001/56: ECOSOC: Economic, Social and Cultural Right. The Highly Indebted Poor Countries (HIPC) Initiative: a human rights assessment of the Poverty Reduction Strategy Papers (PRSP). 18 Jan. 2001, Abs. 12.http://www.unhchr.ch/Huridocda/Huridoca.nsf/0/d3b348546ad5fb91c1256a110056aca4/$FILE/G0110184.pdf 43 Siehe genauer: Office of the High Representative for the Least Developed Countries, Landlocked Developing Countries and Small Island Developing States (UN-OHRLLS): Towards implementing the Mauritius Strategy. UN-OHRLLS Support, Fulfilling the Mandate of the UN Office of the High Representative for the Least Developed Countries, Landlocked Developing Countries and Small Island Developing States. Nach dem 16. Juni 2005. http://www.un.org/special-rep/ohrlls/sid/default.htm 44 Rittberger, Volker: Globalisierung und der Wandel der Staatenwelt. Die Welt regieren ohne Weltstaat. In: Menzel, Ulrich: Vom Ewigen Frieden und vom Wohlstand der Nationen. Frankfurt/M 2000, S. 188 –218, S. 189.

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außerhalb der und in die Politik hinein kommunizierend, wird konstruktiven Kommuni-

kationen auf Dauer den Vorrang einräumen. Das begründet sich historisch in der bisherigen

quantitativen und qualitativen Verbreitung und Evolution von Demokratie und Gemeinschafts-

organisation in der Welt.

Aggressionen der Massen sind dagegen geschürte Aggressionen, wenn sie nicht in akuter Not

gegründet sind. Ein wirklich allgemein zunehmender freier Informationsfluss, wie ihn die

heutigen Demokratien eigen-systemlogisch in unterschiedlichen Bandbreiten zulassen, führt

auf Dauer zu sich stets optimierender politischen Zusammenarbeit und gemeinsamer

Abstimmung. Solcherart sich stetig aufbauende und nicht stagnierende Vernetzungsarbeit lässt

einen theoretisch möglichen Kommunikations-(Abbruch)Umbruch in einen an Optionen

verarmten Zustand hinein im speziellen Fall zwar zu, lässt aber allgemein die Bereitschaft die

Transaktionskosten etwa eines Krieges auf sich zu nehmen, positiv korreliert abnehmen. 60

Jahre `EU-Frieden´ bisher können als Beleg dafür gelten.

d. Vorgehensweise

Die Arbeit beobachtet den allgemeinen und aktuellen UN-Reformprozess in seinem formalen

Stand bis zum M+5-UN-Gipfel im September 2005. Die Bewertung der dort erzielten Reform-

Ergebnisse sind dabei nicht ihr vorrangiger Gegenstand, werden aber Erwähnung finden. Die

Arbeit ist in 4 Teile gegliedert. Der erste Teil ist eine allgemeine nähere Einführung in die

Problematik, ihre Akteure und die Arbeit selbst. Teil 2 analysiert die verschiedenen

Reformebenen und unterteilt hierbei kategorisierend in 5 Kapitel und 2 mal 3 Unterkapitel.

Der dritte Teil beschäftigt sich mit 5 aktuelleren und reformspezifischen UN-Berichte. Dabei

versteht der Autor jegliches Einsetzen und Umsetzen für und von Reformschritten als ein

jeweils neues Einklinken in den ununterbrochenen Strom des UN-Reformprozesses an sich.

Der abschließende 4. Teil sucht noch mal den Blick auf die Reformthemenfelder zu richten,

und die Berichtsinhalte summa summarum auf ihre defizitbehebende Anwendbarkeit hin

einzuschätzen. Hierbei wird ein kritischer visionär-pragmatischer45 Ansatz vertreten, welcher 45 Visionär-pragmatisch: Exkurs – Darunter wird hier verstanden : kleine Schritte als Teil (Momentum) von Anlaufsprüngen zu größeren Veränderungen hin zu bewerten; und sie zu gehen und zu begrüßen. Damit ist man handlungslogisch gezwungen den Schritt nicht zu unterbrechen. Würde man es tun, kann man nicht mehr behaupten, man nehme Anlauf (Handlungslogik + Begriffslogik). Man würde bestenfalls neuen Anlauf nehmen (Begriffslogik)! Man hätte sich begriffslogisch widersprochen – handlungslogisch nicht, da Handlungen durch Unterbrechungen gekennzeichnet sind. Man kann es Handlungspotentiale nennen, die - Anleihe bei der Biologie - `Aktionspotentiale´ bilden, die dann die Unterbrechung unterbrechen und zur Handlung führen. Auf die UN bezogen heißt das: a) Konferenzfolgen haben ihre Ergebnisse ; b) ein MS verlöre sein Argument, dass er als UN-MS `mit anlaufen´ (nämlich die Ziele der UN verwirklichen helfen) würde, wenn er es nicht an allen Stellen, und sei es noch so scheinbar gering, auch mittun würde. Sitzen doch die MS freiwillig in der UN (formal-logisch) um (handlungslogisch) die kollektive Sicherheit zu generieren, indem man mitmacht. Nun hat die UN längst anerkannt, dass Sicherheit, die Menschenrechte und Entwicklung zusammen gehören. Damit entsteht eine gemeinsam geteilte Begrifflogik, die es vereinfachen hilft, gewünschte Handlungslogiken, zum Wohle der Menschen, stringent zu verfolgen. Somit geht es heute nicht mehr allein darum, was sich Diplomaten sagen, sondern vielmehr, wie sich Kulturen und globale Zivilgesellschaften zueinander verhalten wollen. Das Problem ist, es gibt nur eine überwölbende Logik: die Harmonien der Einzellogiken. Menschen wollen den Frieden, Organisationen halten ihn aufrecht, bestimmte

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in den vollzogenen und sich vollziehenden Reformen, in institutionellen Neuansätzen, den

Umstrukturierungen und Neugewichtungen von UN-Organen, noch auch in der

zivilgesellschaftlichen Öffnung der UN für das (un)organisierte, interessierte allgemeine

Publikum, über ihre multimedialen Zugänge, keine geringen Fortschritte erkennt, sondern

zusammenhangslogischen Fortschritt. Der freie Zugang zu UN-Dokumenten aller Art, UN-

Radio und UN-TV mit seinem Archiv, bieten heute erweiterte Möglichkeiten an

Informationsvermittlung. Hier liegt ein großes Potential, sehen heute doch meist nur wenige

Zehntausende regelmäßig in diese Webcasts und Live-Übertragungen hinein. Die UN hat

erkannt, dass sie mit relativ wenig Mittel eine weite Verbreitung von Kenntnissen ihrer Arbeit

erzielen können. Wird erst ein UN-TV als rezipiertes ww. Massen-Medium zukünftig im

täglichen Bewusstsein der breiten Öffentlichkeit verankert sein, nutzt es den Zielen der UN, da

weite öffentlichkeitswirksame Debatten es Regierungen schwerer machen werden, auf Dauer

Entscheidungen gegen das bessere Wissen ihrer eigenen Bevölkerungen zu treffen. Damit

dürfte der Druck zu kooperieren allgemein weiterhin anwachsen.

Das Literaturverzeichnis ist für die UN-Dokumente, Graue Literatur, Zeitungen und Weblogs

chronologisch angelegt, um eine zügigere Orientierungshilfe bei der zeitlichen Einreihung der

Texte zu ermöglichen. Ansonsten wird die alphabetische Ordnung eingehalten. Im

Abkürzungsverzeichnis werden bei internationalen Organisationen, Texttiteln und technischen

sowie gängigen politikwissenschaftlichen Begriffen engl. Akronyme verwendet. Abkürzungen

(Abk.), und in Deutsch zu lesende Begriffe erhalten ein dt. Akronym. Des weiteren wird

gelegentlich ein für den gemeinten Gegenstand maßgebendes Datum hinter die Abk.

aufgeführt. Damit veranschaulicht sich, wie UN-Reform-Prozesse die Organisationsgeschichte

begleiten und begleitet haben. UN-Webcasts erhalten die Minutenangabe für die Bezugsstelle.

Links werden in Fußnoten angezeigt. Alle Web-Zugriffsdaten beziehen sich auf den 15. Januar

2006, sollte die Seite zu diesem Zeitpunkt nicht mehr abrufbar gewesen sein, ist das erste

Zugriffsdatum dazugesetzt.

Individuen wollen (vielleicht) den Krieg. Nimmt man diese These einmal vereinfachender Weise an, dann kann es nur von Interesse sein die UN zivilgesellschaftlich zu stärken, denn: die Logik der nicht aufgehetzten Masse – ist der Frieden und die tägliche Beschäftigung im Neben- und Miteinander.Wenn z.B. heute ein Land einen neuen multilateralen Kompromiss nicht mit tragen will, dann tut es dieses später (5, 10, 20, 60 Jahre später). Übrig bleiben nur diejenigen, die sich nichts aus ihrer Glaubwürdigkeit machen, das können auch die in Einzelwertung größten sein. Natürlich korreliert die Zeit mit den Kosten und Opfern. Weil aber nun die Menschheitsehre unter allen Völkern gleich gemischt bzw. verteilt wurde [man denke an den grundsätzlich engen genetischen Verwandtschaftsgrad aller Menschen zueinander], bleiben `die Wenigen´ übrig, die dann alleine stehen, was sich nur im Frieden durchhalten lässt. Visionärer Pragmatismus ist dabei die sich kontinuierlich steigernde Bereitschaft am `Guten Ergebnis´ mitzuwirken. Für den UN-Reformprozess ergibt sich bereits ein empirischer Datensatz, der anzeigt, dass die Charta, Resolutionen, Deklarationen, Konventionen, das sich ausbildende internationale Völkerrecht (siehe: UNTS), als Anlaufschritte verstanden werden können. Und nicht festzustellen ist, dass die UN irgendwann ihr Ziel aus den Augen verloren hätte. Im Gegenteil, sie hat ihre Ziele konkretisiert und längst begonnen sich und die Welt institutionell weiter zu entwickeln.

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2. Defizite

Die Defizite des UN-Systems lassen sich in verschiedene Kategorien fassen. Dabei ist zu

beobachten, dass sie oftmals weitgehend miteinander gleich kommunizierenden Röhren oder

aber mit Zeitverzug, verbunden sind. Das System als dynamisches Ganzes betrachtet unter

Hinzunahme der Zeit veranschaulicht es. Selbst die UN-Charta hat sich schon verändert.

Indem sich die einzelnen UN-Glieder gegenseitig durch ihre, die Umwelt der anderen jeweils

potentiell tangierenden, innersystemischen Organisations-Veränderungen dazu veranlassen,

sich selbst anpassen zu wollen/müssen – sei es durch Adaption oder Innovation, zum Beispiel

die Einführung von Internetzugängen für das UN-Personal -, bleibt die Organisation, auch aus

inneren Gründen, in stetiger Aufmerksamkeit sich selbst gegenüber. Von der Mikroebene des

Kugelschreiber- und Papiereinkaufes bis zur Charta-Veränderungen hinauf. Wie man es auch

in Vorgang und Zeitraum auflöst, es ist ein sich gegenseitig impulsierendes - impulsendes

`offenes´46 Ganzes. Ihr normativer Gehalt - ohne diesen keine Organisation - konkretisiert sich

und bleibt im Kern unverändert. Dass heißt also alles, dass eine Veränderung an einer Stelle

mit der Zeit auch zu nachweisbaren Wirkungen an anderen Stellen führen kann usw.; im Sinne

eines rekursiv integrativ-holistischen Ansatzes47, bzw. der Gesamtkohärenz und des

Managements einer Organisation.

Bevor auf einige Defizite näher einzugehen ist, werden im Folgenden einige mehr und minder

schwerwiegenden Defizitlagen dargestellt, die das UN-System bis auf weiteres in einem nicht

optimalen Zustand halten. Es handelt sich um:

- Kommunikationsdefizite

Dass die UN eine Veranstaltung auch der `vielen´ Worte ist, lässt sich nicht von der Hand

weisen, geht es ja gerade bei ihr darum, mit einander zu reden und nicht übereinander

herzufallen. Viel Rhetorik und ein Berg an Redundanzen erschweren es dennoch dem

geneigten Leser und Hörer von UN-Berichten und Reden, die Lust an der Lektüre oder am

Zuhören aufrecht zu erhalten.. Das Abspulen von Sätzen immer wieder gleicher Informations-

46 Man kann, im Luhmannschen Sinne, die UN als eine geschlossene Organisation sehen, die Entscheidungen produziert und prozessiert, damit als interne Kommunikation weitere Entscheidungen plausibel daran anschließen können. Alles was nicht unmittelbar der UN zugerechnet werden kann und muss, gehört zur Umwelt der UN. Die UN als operativ geschlossenes soziales System innerhalb der Weltgesellschaft ist aber insofern `offen´, weil sie sich als System durch alle relevanten Ereignisse in ihrer Umwelt (der inneren [Subsysteme] und äußeren) `irritieren´ lassen muss. Diese `Verbindung´, diese Offenheit nach `Draußen´ nennt Luhmann strukturelle Kopplung. ; Siehe: Jahraus, Oliver: Bewußtsein und Kommunikation. 2. Strukturelle Kopplung. 15. Dez. 1998. Siehe : http://iasl.uni-muenchen.de/discuss/lisforen/jahraus2.htm ; Holzinger, Katharina. Uni http://www.sozialwiss.uni-hamburg.de/Ipw/personal/holzinger/VL-WiSe05FOL5.DOC ; Vgl. Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft, Bd. 1. Frankfurt/M 1998, S. 92-120 und 778ff.47 Vgl. Agenda 21. 1992, Kap. 8.2 - Handlungsgrundlage: “Außerdem werden zur Zeit neue Formen des Dialogs entwickelt, um eine bessere Integration zwischen staatlicher und kommunaler Verwaltungsebene, Industrie, Wissenschaft, Umweltgruppen und der Öffentlichkeit im Rahmen der Entwicklung wirksamer Umwelt- und Entwicklungskonzepte zu gewährleisten“. ; Zu Holismus: Carl Friedrich von Weizsäcker, Carl Friedrich von: Der Mensch in seiner Geschichte. München 1991, S. 134f. ; UNOG: On the Road to Reform. Dez. 2002, S. 34, „UNOG maintains close contacts with all Geneva-based United Nations programmes and agencies to facilitate practical and productive collaboration across institutional boundaries and to encourage a holistic approach to policy analysis and development.”

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Mitteilung wirkt auf die Dauer ermüdend, hat man doch wahrscheinlich `nach Jahren´ recht

schnell verstanden. Oder aber es wirkt wie ein Mantra, und man verinnerlicht, je mehr man

davon aufnimmt, seine Kernaussagen48. Die UN möchte in Erkenntnis dieser vermeintlichen

Schwäche „through fewer reports that are richer in content and shorter in length, and by

improving the management of United Nations conferences and meetings“49 für Verbesserung

sorgen. Die Kommunikation in die nicht organisierte und organisierte ZG hinein hat sich

zunehmend auch dadurch verbessert, dass die UN, obwohl in Finanzierungsnöten, doch sehr

viele ihrer Dokumente gebührenfrei abrufbar im Internet allen Menschen zur Verfügung

stellt.50 Festzuhalten ist ein erfreulicher Anstieg von Zugriffen auf die UN-Homepage von 11

Mio. im Jahr 1996 auf über 2 Mrd. im Jahr 2003, Tendenz steigend. Die Organisation stellt

sich somit mit ihrer Außendarstellung ihren Kommunikationsdefiziten. Auch die unter 1.d

bereits angesprochene Etablierung von UN-TV und UN-Radio als zusätzliches Verbreitungs-

medium, 24 Std. täglich und on Demand, zeigen die UN auf ihren Weg in die

Kommunikationsgesellschaft. In den ersten 10 Monaten 2005 hat sie 861 Meetings,

Konferenzen, Briefings, Großveranstaltungen, und Talkrunden zu allen Themen in ihr

Webcast Archive gestellt, zusammengenommen über 800 Stunden. Die UN hat, in ihren

eigenen Worten, das Internet als „cost effective communication tool“ 51 für sich entdeckt.

Das nun eigentliche Kommunikationsdefizit besteht zwischen den MS. Unter diesen finden

sich jene, die verzögern, verhindern, kaum zuhören, verstehen und anerkennen wollen, sich

kaum einigen können.52 Darüber hinaus dann ist der Kommunikationsbegriff natürlich auch

auf alle anderen Defizite anzuwenden. In Anlehnung an Niklas Luhmanns53 `Theorien´

gesellschaftlicher Funktionstheorien kann `raumlos´ gemeldet werden: Auch die UN

konstituiert sich über Kommunikationen, und alle ihre Defizite sind Kommunikationsdefizite.

- Managementdefizite

Ihre Managementdefizite sind Steuerungs- und Umsetzungsdefizite. Sie basieren auf

mangelnder programmatischer Synchronizität und technischer (Ausrüstung) Harmonisierung,

48 Vgl. über den UN-Jargon: Wesel, Reinhard: Symbolische Politik der Vereinten Nationen. Die `Weltkonferenzen´ als Rituale. Opladen 2004, S. 170ff., Kap. 4.3.8 und 4.3.9 - Die UN-Sprache (oder Unsprache) und – Zur „Textsorte“ Resolution.49 UN-Dok. A/57/387: Report of the Secretary-General: Strengthening of the United Nations: an agenda for further change (hinfort: Strengthening). 9. Sept. 2002, Abs. 27. Man vgl. die rund 3000 Seiten der Arbeitsgruppen zum Millennium Projekt, aus denen die 356 Seiten des In Larger Freedom-Reports kondensiert wurden. 50 Die ODS (United Nations Official Document System) stellt Dokumente aller Art seit mindestens 1993 zur Verfügung. Insgesamt hat man sehr guten und leichten Dokumentenzugang über die Webseiten der einzelnen Organisationen seit mindestens dem Jahr 2000 und oft bis rückwärts tief in die 1990er Jahre hinein.51 Alle Zahlen: UN Webcasting: A Presentation. http://157.150.195.57/ramgen/specialevents/presentation.rm Hierbei werden die meisten Webcasts mit Übersetzung angeboten.52 Siehe: z.B. Kap. 2.c.1.53 Vgl. Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Frankfurt/M 1984, S. 555, II. bis S. 556 erster Absatz. ; Vgl. ders.: Ökologische Kommunikation. Opladen 19903, S. 101-217.

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mangelnder Standardisierung der „terminology relating to the technical elements“54 der Arbeit,

suboptimaler Haushaltung und Professionalitäts-Schwächen in der Verwaltungshiearchie55,

innerhalb und zwischen den Haupt- und Untergliederungen der UN, sowie z.B. zwischen UN-

Agenturen und lokalen Autoritäten, et al. und inter cetera. Ein begriffliches Überlappungsfeld

zum Begriff der Koordination wird deutlich, wobei hier Management die finanzielle Seite und

die Binneninfrastruktur der `Kommunikationen´ betont, etwa: „Harmonized guidelines on

reporting to all treaty bodies [...] so that these bodies can function as a unified system.“56,

dagegen die Koordination die technische, distributiv-exekutive Aktion vor Ort in der Praxis

meint, oder z.B. die konkrete Vorbereitung etwa eines Un-Programms, Monitorings, Audits

oder Vertragsstaatentreffens. Zu letzterem wirkt die jeweilige Management-Einheit dann

gegebenenfalls als Zuarbeiter für die preparation committes (`PrepComs´) und deren

Hauptausschuss, das Committee on Conferences in der oft über Jahre dauernden

Vorbereitungsphase zu einer großen Weltkonferenz. Die Leistungsfähigkeit des UN-Systems

steht im engen Zusammenhang mit seinen Managementstrukturen. Die Arbeit der Organisation

„wird durch begrenzte Ressourcen, Konflikte und Interessenunterschiede der Staaten und

mangelhaftes Management beeinträchtigt“57. Die angestrebte und schon vollzogene

Verwaltungs-Verschlankung, die Verbesserung auch des organisations-internen

Informationsflusses (`bridging the data gap´58) und der Entscheidungsabläufe durch Erhöhung

z.B. der Standardisierung, helfen dabei. Kofi Annan möchte die durch lean management

erzielten freiwerdenden Haushaltsmittel - „Managementdividende“59 -, in UN-Programme und

Fonds investieren und nicht in pure Verwaltung, deren gleiche Ergebnisse günstiger zu

erreichen sind.. Angestrebt wird eine Neujustierung der Binnenorganisation in verschiedenen

Bereichen, worunter auch der Abbau von Personal und strengere Auswahlkriterien bei der

Postenbesetzung gehören.

- Defizite im Peacekeeping

Die zu oft zu langen Entscheidungsprozeduren der UN, ihre nicht optimal besetzte Bürokratie

und ihre teils nicht zustande kommenden, oder immer wieder auch ungenügend organisierten

und ausgestatteten Feldmissionen (robustes Peacekeeping), leiden an einer ihnen zugemuteten

54 UN-Dok. HRI/MC/2005/4: Report on the working methods of the Human Rights Treaty Bodies relating to the stateparty reporting process. International Human Rights Instruments. 25 Mai 2005. http://www.bayefsky.com/methods/hri_mc_2005_4.pdf 55 Allg.: Mayntz, Renate: Soziologie der öffentlichen Verwaltung. Heidelberg 19853. Hierzu interessant auch: Hill, Wilhelm / Fehlbaum, Raymond / Ulrich, Peter: Organisationslehre, 1+2. Bern, Stuttgart, Wien 19945.

56 In Larger Freedom, Abs. 147.57 Horn, Albrecht, S. 91.58 Vgl. UN-Dok.: Agenda 21. Rio, Juni 1992, Kapitel 40.1.a ff – Bridging the data gap. Dort explizit auf die Datenbeschaffung und den Kommunikationsanschluss der einzelnen Länder gemünzt, kann die Floskel hier auch für die UN-Innenangelegenheiten herangezogen werden. Der data gap innerhalb der Organisation.59 Schuler, Thomas / Hüfner, Klaus: Reform UN System. Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen. 1998. http://www.dgvn.de/publikationen/dgvn-bi-unreform.htm

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politisch-administrativen Hemmnis seitens der MS. Wenn die Staaten sich nicht ändern und

regelmäßig zu schnelleren verändernden Entscheidungen fähig sein werden, wird weiterhin

manche Hilfe zu spät oder gar nicht, oder im zu reduziertem Maße ankommen.60  Kritisch

heißt es: „This makes it impossible to advocate a broad UN role in a tough situation, Iraq for

example, without worrying about whether the world body is up to the task”61 Aus einem

günstigeren Blickpunkt62 kann man auch die UN-Peacekeeping Erfolge heranziehen, die

beweisen, dass sie grundsätzlich sinnvoll und unterstützenswert sind. Die UN bedarf größerer

Unabhängigkeit von möglichen Blockadeverhalten der P5 im SR und mehr Mittel, um

präventiv und rechtzeitig in Konfliktsituationen tätig werden zu können. Würde ein Katalog

aufgestellt, der Kriterien zum Zustandekommen einer militärischen UN-Aktion auflistet, an die

sich zu halten wäre, selbst bei etwa einem Zweistaaten-Veto, oder ein solches von etwa einer

GV-Resolution mit 6/7 Mehrheit aufgehoben werden könnte, im Sinne einer, jetzt mal in den

Gedankenraum gestellten, `Responsibility to protect united´ - Resolution (bei Blockade des SR

[und wer zahlt?]), wäre mehr Klarheit geschaffen. Wäre jedoch solche Formalie durch, fehlten

immer noch die optimierten Stand-by Forces der UN. Im Bereich der Friedensmissionen

kommt es neben dem klassischen Peacekeeping zunehmend auch zu „robusten Friedensopera-

tionen und Friedenserzwingungsmaßnahmen“63. Bei diesen halten die entsandten bewaffneten

UN-Kräfte die sich bekriegenden Parteien unter Umständen mit militärischer Gewaltan-

wendung auseinander. „Annan fordert daher von Staaten, ihren Beitrag zu Stand-by-Truppen

zu leisten, die nicht in Konkurrenz zu gleich gelagerten regionalen Arrangements stehen,

sondern mit diesen kooperieren sollten.64

Das `robuste Peacekeeping´ ist für sich ein so großes Thema, dass es hier bis zur Behandlung

der UN-Berichte, und auch dort, relativ ausgeklammert erscheinen mag. Es sei auf einen

weiteren wesentlichen Text verwiesen.65

- Transparenzdefizite

Um politische Willkür zu vermeiden, bedarf es einer Reihe transparenter Vergabekriterien und

Kontrollmechanismen für finanziell wirksame Kooperationen. Das Prinzip allgemeine

Kriterien zur Entscheidungsfindung aufzustellen, ist, gerade eben selbst genannt, auch für den

60 Siehe die schon lange anhaltenden Situationen in Dafur/Sudan und der Demokratischen Republik Kongo.61 Nossel, Susanne; Beyond Bolton. In: Democracy Arsenal, a blog devoted to opinion, commentary and sparring on U.S. foreign policies and global affairs. 28. April 2005. http://www.democracyarsenal.org/2005/04/beyond_bolton.html 62 Vgl. In Larger Freedom, z.B. Abs. 111 und 114.63 Vgl. Wulf, Herbert: Wenn der UN-Generalsekretär betteln gehen muss. In: Das Parlament, Nr. 18 - 19 / 02. Mai 2005. http://www.das-parlament.de/2005/18-19/thema/024.html 64 Reinold, Theresa: Der Stand der Diskussion über die Reformen der Vereinten Nationen. In: weltpolitik.net. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. 14. Juli 2005. http://www.weltpolitik.net/Sachgebiete/Internationale%20Sicherheitspolitik/Grundlagen%20internationaler%20Sicherheitspolitik/Akteure/Vereinte%20Nationen/Dossier/Reform_der_VN/Grundlagen/reform_vn.html ; Vgl. In Larger Freedom, Kapitel II., Abs. 6.bj – `Stand by capacities´; Kap. III., Abs. 111 - Peacekeeping.65 UN-Dok. A/55/305–S/2000/809 (Brahimi-Bericht): Report of the Panel on United Nations Peace Operations. 21. Aug. 2000, Abs. 6a-k.

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Sicherheitsrat im Gespräch. Wie in Text und Fußnoten66 aufgeführt, ist die Arbeit der UN in

ihren Arbeitsschritten und Ergebnissen gut dokumentiert, und viele Sitzungen sind öffentlich

per (Live)Webcasting zu verfolgen, dies liegt aber noch unter der Schwelle allgemeiner

Breiten-Wahrnehmung. Die Sitzungen des SR finden oft hinter verschlossenen Türen statt. Im

Rahmen der internen Aufsicht hat das Office of Internal Oversight Services (OIOS; Jahresetat:

~ 17 Mio. USD)67 schon etliche gute Dienste geleistet.

„Since 1994, there have been major reforms within the UN. These include a reduction in operating expenses, simplifying procedures, reducing administrative redundancies, and discontinuing activities that have outlived their relevance. Reformers have also focused on increasing internal coordination, accelerating the decision-making process and improving management. Almost 1,000 staff positions have also been deemed unnecessary and removed. OIOS has played a key role in overall reform by providing services in internal auditing, investigation, monitoring, inspection, evaluation, and management consulting.“68

Sie wird sich der Korruptionsverhinderung widmen und regelmäßige Berichte ihres Wirkens

liefern. In Großorganisationen bedarf es immer auch der Aufgaben, wie sie die OIOS betreut.

Als weiterer Punkt mildert etwa auch jegliche Zunahme des `demokratischen Friedens´69 in der

Welt die von den MS ausgehenden Transparenzdefizite, etwa die mögliche eingeschränkte

Wissenschaft, unfreie Mediensysteme, die Geheimdiplomatie70. Von je mehr Demokratien die

„permanente Botschafterkonferenz“71 gebildet wird, umso vorteilhafter für die politische

Transparenz der UN insgesamt.

- Kohärenz-, Effizienz- und Koordinationsdefizite

Carlos Alfredo Magariños, seit 1997 Generaldirektor der UNIDO, macht in seinem Bericht72

Vorschläge (roadmap) zur Verbesserung der `policy coherence´ und operationellen Effizienz-

Steigerung. Er behandelt in Kap. 1 die Reorganisation der ökonomischen Entwicklungs-

funktionen der UN auf der Basis einer gemeinsamen Ausrichtung aller Programme und

Managementstrukturen auf die Millennium Development Goals (MDGs) hin. Im Zentrum steht

66 Vgl. Fußnoten 50 und 131. Über UN-Webcasts siehe: Kap. 1d.67 Reddy, Shravanti: Watchdog Organization Struggles to Decrease UN Bureaucracy. 29. Okt. 2002. http://www.globalpolicy.org/ngos/ngo-un/rest-un/2002/1029watchdog.htm

68 Ebenda.69 Siehe z.B: Freedom House http://www.freedomhouse.com/ ; Hessische Stiftung für Frieden- und Konfliktforschung (hinfort HSFK), Forschungsgruppe II: Internationale Organisation, demokratischer Frieden und Herrschaft des Rechts. Frankfurt/M.70 Siehe: Wesel, Reinhard: Symbolische Politik, S. 60f. Wesel berichtet über den historisch und technisch bedingten Übergang von der zwischenstaatlichen `Geheimdiplomatie´ zur multilateralen Diplomatie, und neuerdings medial getriggerten „public diplomacy“. Die Politik verhandelt über Medienschaltung, aber auch alle anderen debattieren im Medienraum mit- und gegeneinander. Auf und besonders vor UN-Konferenzen wird dagegen oft informell hinter verschlossenen Türen verhandelt. Vgl. S. 191.71 Gemeint ist die UN. Czempiel, S. 21f.72 Magariños, Carlos: Towards a Common Agenda for Action. A Proposal in the Context of the Millennium Development Goals. Economic Development and UN Reform. Towards a common agenda for action. United Nations Industrial Development Organization (UNIDO). Wien, 1. Feb. 2005. http://www.unido.org/file-storage/download/?file_id=33185 Er beschreibt u. a. den Reformprozess der UNIDO in den letzten Jahren.

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„a sort of business plan or common agenda for action”73, die sich hier um die programmatisch

geteilten Prioritäten (MDGs) herum aufbaut. Magariños betont qualitativ in seinem Bericht,

obwohl „almost all these reform proposals […] paid prominent attention to administrative, financial and bureaucratic arrangements seeking to increase the coherence, efficiency and effectiveness of the UN economic development functions“74, nicht weniger die hierarchisch-bürokratisch-zentralistische

Seite eines top down Ansatzes, als auch die Möglichkeiten zu einem organisationsweiten

„bottom up approach“75, von den Untergliederungen her. Nichts eigentlich Neues. Vor allem

ist es der politische Wille und die Ausrichtung der UN-Aktivitäten an eben „a set of

substantive economic development topics or issues”76, welche über reine Verwaltungsreformen

hinausgehende Reformerfolge im Sinne einer erfolgreichen Umsetzung der MDGs bringen

könnten. Konkretisiert heißt das bei ihm, dass die GV und/oder der ECOSOC eine Resolution

verabschieden könnten, „calling on the UN bodies involved in economic development to

formulate a system-wide, MDG-based agenda”.77

„One way or another, all reform proposals […] contained elements of a programmatic nature. Moreover, these programmatic elements gradually grew in importance over the years, particularly from the mid-1990s onwards.”78

Die GV, der ECOSOC und das Sekretariat üben in bestimmter Weise die Koordinations-

funktion zwischen WB, IWF und den anderen regionalen Entwicklungsbanken sowie den

einzelnen UN-Nebenorganen etc. aus. Diese Funktionen sind zu optimieren. Die Kohärenz und

Koordination eines Systemverbundes basieren darauf, dass gewusst wird, an welcher Stelle

`wer´ `was´ macht, wie es geschieht und welche Ergebnisse es hat, und was nicht mehr

gemacht werden sollte, bzw. gemacht werden sollte. Die Aussage der UNEP im Hinblick auf

ihre Arbeit „to strengthen local, provincial, national and international capacity to collect and

use multisectoral information in decision-making processes and to enhance capacities to

collect and analyse data and information for decision-making” , gleichso die weiterhin gültige

Aufforderung des Gebrauchs von „new techniques of data collection”79, als auch die

Verwendung von bestimmten Indikatoren, wie sie die MDGs aufzählen und der Sachs-Report

angewendet hat, gelten in analog-modifizierter Weise auch für die UN als Ganzes. Ihr internes

73 Ebenda S. 26.74 Ebd. S. 16. ; siehe auch ECOSOC: UN-Dok. E/2005/63: Annual overview report of the United Nations System. Chief Executives Board for Coordination for 2004/05. 13. Mai 2005, Abs. 8a-d u. 9a-dv. Der Bericht als solcher gibt einen Überblick über die gegenwärtigen Kooperationen zwischen den einzelnen UN-Gliedern untereinander innerhalb des Rahmens des UN-Chief Executive Board (CEB).75 Magariños, Carlos: Towards a Common Agenda for Action, S. 183.76 Ebenda., S. 17.77 Ebd. S. 36.78 Ebd. S. 16.79 UNEP: Agenda 21, Environment and Development Agenda. Information for Decision Making. Kap. 40.5,b und 40.8. http://www.unep.org/Documents.Multilingual/Default.asp?DocumentID=52&ArticleID=90&l=en

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Monitoring, und die darauf folgende Effizienz- und Kohärenzanalyse, führt zu Bewertung und

korrigierenden Umgestaltung oder bekräftigten Fortführung des Betrachtungsgegenstandes.

Zur Koordinationsproblematik gehört auch der exemplarische Hinweis darauf, dass es z.B.

passiert, dass Hilfsgüter zu unsystematisch und teils auf chaotische Weise verteilt werden, was

durchaus auch die Folge unzureichender Planung und Logistik vor dem Einsatz ist, bzw. bes.

vor Ort in Konflikt- und Krisenregionen der Fall sein kann, wenn ohnehin schon zu viel

drunter und drüber geht. Daraus erwächst die Erkenntnis, dass die UN gut daran tut, schon von

vornherein mit den hemisphären Regionalorganisationen und dem Country Level zu

interagieren. Etwa in Gestalt der UN-Resident Coordinators80, „representing the United

Nations funds, programmes and agencies”81, um jeweils die möglichst aktuellsten und auf

solider Informationsgrundlage basierenden Lagebeschreibungen zu erhalten. Dieses RC-

System bedarf stetiger Verfeinerung. Zum Good Governance eine Landes gehört demnach

auch die gewährleistete Sicherheit und ungehinderte Jobausführung solcher operationellen

UN-Ländervertretungen, als Grundbedingung für jede vertiefte Zusammenarbeit mit allen UN-

Organen und Agenturen.

- Kompetenzdefizite

Ohne es an dieser Stelle näher ausführen zu können: alle UN-Systemeinheiten können sich aus

ihrer Eigenlogik heraus Kompetenzsteigerungen für sich vorstellen. Besonders im Gespräch

sind die Aufwertung der Hauptorgane: GV, des GS, des ECOSOC, des HCHR.

- Partizipations- und Legitimationsdefizite

Der Kontext der Involvierung der globalen und lokalen ZG u.a. in die Politikprozesse der UN,

im Feldmission und innerhalb der UN. Siehe Kap. 2,a,ii. und Kap. 4.c.i.

- Demokratiedefizite

Konservative Neorealisten, wie John J. Mearsheimer, „who believe that the state is the

principal actor in international politics.“82 sehen es anders als progressive liberale 80 Siehe Kap. 2b.81 HLPTCC, Abs. 226.82 Interview mit John J. Mearsheimer: Conversations with History. Institute of International Studies. UC Berkeley 2002, S. 2ff – Being a Realist. http://globetrotter.berkeley.edu/people2/Mearsheimer/mearsheimer-con2.html ; Mearsheimer möchte in diesem Interview über drei Realismus-Formen sprechen, erwähnt dann aber explizit nur zwei: a) den Human Nature Realist, klassisch hierzu Hans J. Morgenthau, und b) die Defensive Realists wie bei ihm u.a. exemplarisch Kenneth N. Waltz [auch Neo-Realismus; struktureller Realismus]. Nach diesen beschränken sich Staaten auf bestimmte Macht, weil zu viel davon als schädlich erachtet wird. Da sich Mearsheimer dazwischen positioniert, hat er wohl als Drittes sich selbst gemeint. Nach ihm ist es gut, dass die USA stark ist, militärisch unangreifbar, aber keine globale Hegemonie anstreben sollte, weil sich daran der Stärkste überheben würde. Nichtsdestotrotz fühlt er sich veranlasst, auf China als den aufziehenden neuen Hegemon in Nordost-Asien als Herausforderung an die USA hinzuweisen. Er sieht sich also mit Waltz überein, dass es gut sei das Maximum an Machtzuwachs nicht anzustreben. ; Anders dagegen im liberalen Intergouverne-mentalismus von Andrew Moravcsiks. Hier sind die Präferenzen des Nationalstaats in Abhängigkeit zu seinen inner(zivil)gesellschaftlichen Gruppen und auch einzelnen Menschen gesetzt. Sie sind die zentralen Akteure, „die rational und risikoavers ihre Interessen unter den Bedingungen von Ressourcenknappheit, widerstreitenden Werten und unterschiedlichen Einflussmöglichkeiten durchzusetzen versuchen.“ Zitat aus: Harnisch, Sebastian: Außenpolitiktheorie nach dem Ost-West-Konflikt: Stand und Perspektiven der Forschung. Trierer Arbeitspapiere zur Internationalen Politik, Nr. 7. Sept. 2002, S. 16. http://www.deutsche-

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Institutionalisten oder idealistische GG-Konstruktivisten usw. Kurz, die Perzeptionen von

einzelnen Staaten und `Non-State Actors´ über die Wertigkeiten einer weitergehenden

Demokratisierung der UN-Organisation, etwa hin zu einem entscheidungsteilbefugten

Weltparlament, gehen weit auseinander. Wer aus der UN eine weltdemokratische Einheit in

einer Welt der Demokratien machen möchte, wird leicht demokratietheoretische Defizite

finden, wer die UN als allein intergouvernementale Einrichtung versteht, wird sich früher

zufrieden geben oder kann solche Befunde nicht teilen.

- Finanzierungsdefizite

Das 0,7-%-Ziel83 ist zwar noch nicht für alle vollends akzeptabel, aber es gibt einen Konsens

(MDGs-Konsens, Monterrey84), dass mehr Ressourcen benötigt und zur Verfügung gestellt

werden. Die Einrichtung und Aufstockung, bzw. Neuschaffung von Fonds, auf der

operationellen Seite der UN, wie nur z.B. eines Fonds für NGO-Partizipation an UN-

Prozessen85, sind nötig, um UN-Ziele mit Partnern umsetzen zu können. Siehe: Kap. 2.d und

Kap. 4.e.

- institutionelle Defizite

Die Kompetenz und Kommunikationsbeziehung (K+K) des Sekretariats mit den

Spezialagenturen, der GV, dem ECOSOC (auch deren dreier K+K in andere Richtungen) - und

der UN insgesamt zu den Bretton Woods Institutionen, der WTO und sonstigen Multi-

Stakeholder, sind zu nennen. Die ausstehende Klärung der Erweiterung des SR. Eine seit den

1990er Jahren unabgeschlossene Generalüberholung des Peacekkeepings und Peacebuildings

mittels Bildung einer Peacebuilding Commission (PBC) samt eines institutionellen Büro- und

Fonds-Umfeldes zu ihr. Offene Finanzierungs- und Beitrittsfragen, Fragen zu Beitrags-,

Quorums- und Populationsgewichtungen und eines regionalen oder GV-gekoppelten

Gegenveto-Mechanismus`, Doppelvetos, der Vetoaufgabe oder Einschränkung durch

Prozeduren-Katalog in Abstimmungen.

- Defizite im Monitoring und der Aufsicht von UN-Personal

Vorgänge sexueller Ausbeutung durch Angehörige der UN-Peacekeeping Missionen, wie den

unter 1a) genannten, will der GS mit einem Code of Conduct und einer Nulltoleranz Politik

und der Stärkung der „internal capacity of the United Nations to exercise oversight of

aussenpolitik.de/resources/tazip/tazip7.pdf Stand : 18. Sept. 2005. ; Neoliberale Institutionalisten, wie grundlegend Robert O. Keohane, sehen die Institutionen als zentrale Akteure in den IB. Staaten können via Internationalen Organisationen und Regimeverabredungen zusammenarbeitend das Sicherheitsdilemma abbauen. 83 Hierzu: Kap. 2.d.84 Hierzu: WEED: Financing for Development. UN-Konferenz zur Entwicklungsfinanzierung 2002. http://www2.weed-online.org/ffd/index.htm ; „Der Monterrey Konsens macht unmissverständlich deutlich, dass ein substanzieller Anstieg der öffentlichen Entwicklungshilfe (ODA) notwendig ist, um die international vereinbarten Entwicklungsziele zu erreichen.“ Martens, Jens (WEED): Globale Entwicklungs-zusammenarbeit nach der Monterrey-Konferenz. Ergebnisse und Perspektiven des Financing-for-Development Prozesses. 17. Mai 2002, S. 7. http://www2.weed-online.org/ffd/doc/martens-monterrey-ergebnisse.rtf 85 Cardoso, Abs. 165. Bei diesem denkt das Cardoso-Panel an Süd-NGOs.

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peacekeeping Operations“86 begegnen. Durchsetzung und Verhaltenskodex und

`whistleblower-Schutz´(Zeugenschutz) sind hierbei wesentlich. Für die Behebung all dessen ist

die Grundvorrausetzung der politische Wille dazu. „Not much else is needed“87.

a. Effizienz, Kohärenz und Transparenz nach Innen

Die UN hat sich, wie für große Organisationen typisch, mit (Durch-)Führungs- und

Verwaltungsfragen und ihrem internen `Controlling´ auseinanderzusetzen. Neben ihrer

Aufgabenerfüllung beschäftigt sie sich daher in einem überschaubaren Rahmen mit sich selber.

Hinterfragt wird gesondert auf Nachfrage, Expertengruppen werden benannt, UN-Organe und

ihre Ausschüsse beauftragt, Koordinationsbüros eingerichtet, Task Forces zusammen gesetzt,

und Expertisen zu Gesamt- und Einzelthemen gemacht, denn die Vorfeldanalysen und das

`Standard Set´ der internen Aufsicht tragen nicht überall hin. Sehr große Organisationen

führen im Allgemeinen, gleich der UN, extra Abteilungen zur Selbstkontrolle und

Selbstbeobachtung. Sie evaluieren immer wieder aufs Neue, im Kontext sich verändernder

konkreter Entwicklungen außerhalb der Organisation. Sie informieren die Organisationsleitung

über `Zentralisationsgrad´, `Delegationsgrad´88, `Funktionalisierungsgrad´, `Partizipations-grad

´, über die Effizienz und Relevanz von Unternehmungen und Einrichtungen, über

„Programmierung von Aktivitätsfolgen“, über die Aufrechterhaltung eines „hohen

Routinisierungspotentials“89 ihrer Organisation. Womit in etwa die innere steuerungs-

funktionale Seite der Defizitproblematik angesprochen ist. Die andere Seite ist eine rein

politische. Ohne (macht)politische Entscheidungen können die Potentiale der UN, für jeden

Interessierten nachvollziehbar, nicht ausgeschöpft werden. Wenn man sich auch eine UN2

(UN-Nachfolger) vorstellen kann90, man könnte `Es´ theoretisch/praktisch auch mit der

vorhandenen erreichen. Auf `Maßhalten´ zu drängen ist also müßig und bleibt mühselig. Die

UN kann den Gänseschritttanz aufführen, oder von den MS eine längere `Leine´ erhalten, also

mehr Unabhängigkeit und gesteigerte Kompetenz, mehr Mittel für Programme und Fonds und

in Ausstattung und Einsatz immer perfektioniertere Peacekeeping Missionen, bei zunehmend

mehr Vernetzung in die verschiedenen Gesellschaftsräume von immer mehr MS hinein. Der

86 In Larger Freedom, Abs. 113.87 Magariños, Carlos Alfredo: Towards a Common Agenda for Action. UNIDO, S. 38. Magariños ist Generaldirektor der UNIDO.88 „Die horizontale Kompetenzaufteilung nimmt also mit zunehmender Dezentralisierung [...] zu. (Damit ist jedoch nichts über die Delegation, also die vertikale Kompetenzabtretung gesagt.)“ Hill, Wilhelm / Fehlbaum, Raymond / Ulrich, Peter: Organisationslehre, 1. Bern, Stuttgart, Wien 19945 (überarb.), S. 175. ; Oder: „Selbstregulierung ist durch einen horizontalen Politikstil gekennzeichnet im Unterschied zu dem durch Subordination unter eine autorisierte Zwangsgewalt charakterisierten hierarchischen Politikstil innerhalb des Staates.“ Wolf, Klaus Dieter: Die Neue Staatsraison – Zwischenstaatliche Kooperation als Demokratieproblem in der Weltgesellschaft, (Weltpolitik im 21. Jahrh., Bd. 3). Baden-Baden 2000, S. 157.89 Hill, Wilhelm / Fehlbaum, Raymond / Ulrich, Peter: Organisationslehre, 2. Bern, Stuttgart, Wien 1998 5

(verb.), S. 387ff.90 Siehe: Kap. 4g.

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`offene Nationalstaat´91 entwickelt sich in dieser Vorstellung zum Schutzgaranten der MR und

eines GG. Spätestens dann wird dies der Fall sein, wenn ww. Informations-Kommunikationen

im genügenden Maße frei fließen dürfen, was heute noch nicht der Fall ist. Das die UN `auf

Kurs´ ist (Selbstbeschreibung) und diesen halten könnte, auch wenn es noch so langsam zu

gehen scheint (Fremd- und Selbstbeschreibung), ist eine vertretbare These in den kontingenten

Zukunftsraum hinein. Wenn die UN ihre MS auch weiterhin für Reformen gewinnen kann,

könnte die Welt auch ohne neue Katastrophe in 50 Jahren den globalen Frieden92 erreichen,

ohne damit natürlich alle globalen Probleme gelöst zu haben. Viel Recht und darüber

institutionelle Struktur wird sich noch dazu zu entwickeln und zu ändern haben, bis die UN ihr

leistungsmögliches Optimum erreichen wird können und Weltlagen sich geklärt haben

könnten. Ihre heutigen Defizite spiegeln ihre mangelnde Durchsetzungsfähigkeit, ihre zu

geringen internen Einigungskapazitäten und ihre daraus resultierende Mittelsorge. Doch die

ratifizierte Einigung von Vertragsstaaten auf UN-Ebene ist das Grundrecht für die Welt

(zumindest) der Unterzeichner, und will darüber hinaus reichen, universelles Recht zu sein.

Die UN, mit ihren außer ihr liegenden Hindernissen und in ihr liegenden Misslichkeiten, ist

nur zur Generierung eines vorutopischen Maximums geschaffen, und sei sie auch noch so

transparent, mittelgesegnet und effizient, und der politische Wille noch so groß: Für Frieden,

91 Ein stark multilateral eingebundenes demokratisches Land.92 Im globalen Frieden gäbe es, soweit absehbar, keine Kriege zwischen Staaten, und keine militärisch ausgetragenen innerstaatlichen Konflikte mehr. Er ist eine Verlängerung des politikwissenschaftlichen Begriffes des `demokratischen Friedens´, der die bestehenden `fixen´ Nichtkriegssituationen zwischen Demokratien meint, nicht die ambivalenten und unterbrechbaren zwischen Demokratien und Nichtdemokratien.; Ein punktueller Terrorismus und Private Crime – unideologische Einzeltaten - werden dabei selbst in einem globalen Frieden unser Begleiter bleiben. Allein deshalb, weil, als historisch- weittragende Gewissheit, immer auch `Tempelanzünder´ auftreten. (Sinnbild hierfür ist Herostratos, der 356 v. Chr. den zu den sieben Weltwundern zählenden Artemistempel in Ephesos aus reiner Eitelkeit heraus mit Feuer zerstörte. Heutige Destruktive tarnen ihr Werk mit Ideologie, Religion und Wahnsinn, sind aber allein Destruktivisten im Dienste destruktiver Eitelkeiten.) Bedenklich wird das Ganze, so voranschreitende Rechenkapazitätssprünge in der Chiptechnologie derart zunehmen, dass mit den dann (bald oder eigtl. heute schon?!) einmal vorhandenen, für jeden leicht verfügbaren Informationsverrechnungskapazitäten eine `kritische Masse´ erreicht werden könnte, die z.B. irgendeinen pervertierten Biogenetiker in die Lage versetzen könnte, in seiner Garage ein katastrophales Designervirus zu kochen. Kommt so ein Virus zur Unzeit, also zu früh, dann kann es brenzlig werden. Geschieht es jedoch zu einem heute nicht klar zu fassenden Zeitpunkt danach (also zeitlich nach `zu früh´), dann könnten die Potentiale der ICT, Biogenetik und Nanotechnik, derart weiter gestiegen sein, so dass auf jeden solchen Angriff ohne Zeitverzug in jedem Straßenzug ein Heilmittel produziert werden könnte. Bedrohungslagen haben ihre eigene Halbwertszeit. Es bedarf also nicht der Resignation, solch Katastrophe nicht entgehen zu können. Es könnte passieren, muss aber nicht passieren. Und es ist keine Frage, der man multilateral begegnen könnte, will man nicht aus der Welt einen gefühlten Polizeistaat machen, und selbst dann wäre punktuell immer alles möglich. Verlassen wir diesen düsteren Vorklang möglicher Vorkommnisse. Was uns als Institutionen gebundener Menschheit auch gelingen mag: das gesellschaftliche Maximum bleibt das Vorutopische. ; Schörnig, Niklas: Demokratischer Frieden durch überlegene Feuerkraft? Zum ambivalenten Verhältnis von Demokratien und moderner Rüstungstechnologie. HSFK, Standpunkte. Beiträge zum demokratischen Frieden. Frankfurt, Nr. 3 / 2001. ; Kant, Immanuel: Zum ewigen Frieden. Ein philosophischer Entwurf. Erstausgabe. Königsberg 1795. ; Brock, Lothar: Zwischen kollektiver Friedenssicherung und republikanischem Krieg. Das Verhalten von Demokratien gegenüber Nicht-Demokratien in Krisen und Konfliktsituationen. HSFK. Frankfurt/M, März 2004. http://www.soz.uni-frankfurt.de/brock/mat/Zwischen_kollektiver_Friedenssicherung.pdf ? Roth, Roland: Auf dem Wege zur transnationalen Demokratie? Der Beitrag von Protesten, transnationalen sozialen Bewegungen und Nichtregierungsorganisationen - eine vorläufige Zwischenbilanz. Heinrich Böll Stiftung, Demokratie. 4 / 2002 – 3. Versionen und Visionen transnationaler Demokratie. http://www.hbs-hessen.de/pol/transnationaledemokratie.htm

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MR und Entwicklung für alle. Was zumindest ein allgemeiner Weltgesellschaftsfrieden wäre -

immerhin. Historisch schwenkte die Reformdebatte unter der Clinton Administration Mitte der

1990er Jahre auf das Ziel der Effizienzsteigerung der UN-Bürokratie93 ein, nachdem zunächst

mit dem Ende des Ost-West-Konflikts eine Phase der positiveren UN-Bewertung und

gesteigerter und erfolgreicheren Friedensmissionen, davon abgelenkt hatte. Vorher, ab den

1984 Jahren, ging die UN durch eine mehrjährige schwere Finanzkrise, da die US-Regierungen Teile ihrer Beiträge zurückbehielten und diese nur verzögert überwiesen haben. Auch der unter der amtierenden Bush-Administration (Bush I) rückgängig gemachte Austritt der USA aus dem ECOSOC Ende 1983 stand schon damals dafür, dass die USA die UN für ineffizient und verschwenderisch erachtete, und kritisierte, dass das UN-System undemokratisch geführte Länder in ihrem Ausschuss- und Organsystemen durch die Ein-Land-eine-Stimme-Regel faktisch begünstige. Budgetfragen, Stimmrecht- und Repräsentations-fragen standen im Mittelpunkt. Die USA propagierte, um diesen Ungleichgewichten beizusteuern ein „so-called weighted voting”94. Des weiteren wollte die USA entsprechend ihre Beiträge am regulären UN-Budget reduziert wissen, da die Zahl der UN-MS auf das bald Dreifache seit ihrer Gründung angewachsen war, und sich das Weltprodukt `heute´ anders verteilte, ohne dass sich das bisher auf den Beitragsschlüssel ausgewirkt hatte. Im Ergebnis senkte die USA ihren Beitrag letztlich auf die bis heute gültigen 22% von 25% ab; ansonsten hat sich an den Abstimmungsmodi nichts verändert.Darüber hinaus, nun in umgekehrter Richtung, bedarf es „fallback solutions in case the

Security Council proves unable to do its Chapter 7 job”95 , dass heißt, oder man könnte sich

vorstellen, dass die GV, oder der SR selbst, bei zumindest einfacher Blockierung des SR (nur 1

MS droht mit, oder legt ein Veto ein) Entscheidungsbefugnisse be- oder erhalten würde,

insofern also ihre Mehrheit nicht an einem Veto `einfach so´ zu zerschellen hätte. Das, was die

USA et al. kritisieren, die Majorisierung der `Potenz´ (Macht, Geld, Demokratie), stellt sich

aber nicht selten umgekehrt da: das `Potential´ (Macht) majorisiert die Mehrheit (auch eine

demokratische). Und was die GV an Resolutionen herausgibt, bleibt daher oftmals ein

Papiertiger – wie z.B. bis heute der überdreißig Jahre alte Resolutionsbeschluss der GV, dass 93 Vgl. Brock, Lothar: Die Vereinten Nationen als Referenzrahmen für Weltordnungspolitik. Vortrag auf der Internationalen Konferenz der Willy Brandt-Stiftung. Berlin, Nov. 2001, S. 15. http://www.soz.uni-frankfurt.de/brock/start2.htm 94 UN financial crisis - statement by Vernon A. Walters before the UN General Assembly. US Department of State Bulletin vom Okt. 1986. http://www.findarticles.com/p/articles/mi_m1079/is_v86/ai_4549752 Dazu: Kap. 2.c.95 Krause, Joachim: Multilateralism: Behind European Views. In: The Washington Quarterly. Frühling 2004, S. 43-59, S. 55. http://www.twq.com/04spring/docs/04spring_krause.pdf

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die ODA 0,7 % des BIP eines Geberlandes betragen sollte. Nun, beides schadet der Gesamt-

Effizienz. Es legt z.B. Haushaltentscheidungen tendenziell in auch die Hände von Staaten, die

selber haushaltspolitisch katastrophal (z.B. in den sog. failed states) geführt sind, und es mutet

großen Mehrheiten durch Veto und Vetoandrohungen Verzichtsentscheidungen zu. Zur

`Öffnung´ der Vetoproblematik sei an dieser Stelle etwa an die Etablierung einer Art `Counter-

Vetos´ gedacht, was heißen würde, dass der Vetostaat im SR, nach Maßgabe

verfahrenstechnischer und regionaler Quoren usw., legitime Entscheidungen nicht mehr

abzublocken in der Lage sein würde, ein rein negatives einzelnes Veto würde so am ehesten

verunmöglicht. Und selbst die Relativierung der Vetomacht führt dennoch nicht zu neuen

materiell-militärischen Machtpotentialen unter den Staaten. Ohne dass z.B. China dazu Ja sagt,

wird die Welt, heute und morgen, nicht mehr nach China eintreten können.96 Dennoch könnten

geopolitische Nebenschauplätze davon profitieren, wenn von vornherein den regionalen

Organisationen allgemein97 Veto relativierende Kompetenz zukäme. Der Kosovo-Krieg98 wäre

völkerrechtlich in sichereren Tüchern. Etwa durch eine regionale `Responsibility to Protect´99

(RtP), die der SR nur unter bestimmten Mehrheitsverhältnissen stoppen könnte. Das nur als

Hinweis zu zusätzlicher Effizienz und Glaubwürdigkeit der UN und des internationalen

Systems kollektiver Sicherheit (SKS).

Seit Boutros–Ghalis Zeiten als GS („We spent about $85 million and eight years on IMIS, and

it's not finished yet“)100 wird ein „neues Integrated Management Information System zur

vernetzten, computergestützten Personal-, Sach- und Haushaltsverwaltung“101 ausgebaut und

im Ziel auf alle UN-Agenturen übertragen. Im Januar 2001 wird das `gewachsene´ IMIS

eingeführt, „digitalizing budget and management information and linking United Nations

operations in New York and worldwide.”102 Aber Information and Communication

Technologies (ICT) können nur unter allgemein guten Administrationsprozeduren und

Koordinationsstrukturen im Gesamtsystem ihr Bestes geben, doch „non-existent chains for

control and communication“103 können sie nicht ersetzen.

„A major accomplishment in 2002 was the full integration of human resources, travel and procurement processing, and all finance-related operations to allow managers to review and analyse financial data online and in real time. The Consolidated Treasury System (CTS), a system developed to provide functionality not included in the Integrated Management Information System (IMIS), was enhanced to include payroll disbursement from IMIS, to

96 Hierzu: Czempiel, 1994.97 APEC, ASEAN, AU, CIS, EU, usw. 98 Habermas, Jürgen: Zeit der Übergänge. Frankfurt/M 2001, S. 29.99 Vgl. In Larger Freedom, Abs. 132 ; 135 und Annex III,7b. Regionalorganisationen werden dort nicht genannt.100 Dalton, Gregory: Slow Start For U.N. Project. In: InformationWeek online vom 9. Feb. 1998. http://www.informationweek.com/668/68iugl2.htm 101 D@dalos: Probleme mit Koordinierung und Effizienz der Arbeit. Ohne Angabe, etwa 2004. http://www.dadalos-d.org/uno/grundkurs_5/effizienz.htm 102 http://www.un.org/reform/chronology.html 103 Dalton, ebenda.

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streamline existing treasury operations, and to improve electronic data exchanges with banks and other financial institutions. Significant savings were achieved in the form of staff time and reduced bank charges. At the same time, UNOG [United Nations Office at Geneva] is putting into practice result-based budgeting tools for the preparation of the 2004-2005 budget proposal. These new instruments, which are put in place throughout the Organization, assist UNOG in the precise evaluation of the effectiveness of its activities and in further upgrading its overall quality services.”104

Wie man feststellen kann: ein unaufhörlicher und begrüßenswerter Prozess

kommunikativer Netzwerkanbindung.

b. Koordination, Kohärenz und Kompetenz nach Außen

Bereits die erste Überprüfung der UN im Jahr 1947 brachte Schwächen in der Koordination

der Organisation zu Tage105. „Since the 1950s, the UN has faced a constant barrage of

management studies, policy reviews, reform proposals and even actual reforms.”106 Unter GS

Annan kam es seit 1997 zu Anstrengungen eine erfolgreiche Koordinierung des UN-Aktionen

auf dem Country Level vorzunehmen. Die Perspektive sah bis 2003 die Ausarbeitung eines

Planes vor, die einzelnen in einem Lande tätig werdenden Organisationen, Fonds und

Programme dahin zu bringen, mittels Ressourcen-Sharings (z.B. durch gemeinsame

Datenbanken, Informationsnetzwerke und technische Ausrüstung) Programme aufeinander

abzustimmen und günstigenfalls gemeinsam durchzuführen.107 Durch die Jahrzehnte hindurch

gab es im Gleichschritt mit der geopolitischen und technologischen Entwicklung immer

wieder Reformen. Ein Prozess des stetigen Komplexitätsaufbaus und seiner Reduzierung. Die

UN als Organisation, also als ein soziales System, spiegelt somit exakt das von Niklas

Luhmann vorgegebene Theoriedesign.108 In Brüssel wurde 2004 ein regionales UN

Information Centre for Western Europe eröffnet, nachdem 9 kleinere Un-Dependancen in der

Region geschlossen wurden. Die ww. vor allem auch in Europa gestreuten UN-Agenturen

befinden sich z.B,. neben dem UN-Headquarter in New York, in Rom, Wien, Genf, Paris,

Brüssel, Nairobi, Tokio, et al. Ohne die ICT wäre die Kommunikation zwischen diesen

Standorten heutzutage sinnvoll nicht mehr zu leisten, zumal, wenn die Kommunikationspartner

auf diese Zugriff haben, man selbst aber nicht. Daher die zunehmende `Durchdigitalisierung´

der Organisation. Zentrale Schnittstellen der Koordination/Kommunikation sind besonders das

Sekretariat mit dem Koordinierungsrat der Leiter der Organisationen des Systems der UN

104 United Nations Office at Geneva (UNOG): On the Roads to Reform. 2002, S. 19.105 Vgl. Schaefer, Brett D.: U.N. Requires Fundamental Reforms. In: Heritage Lectures No. 842. 6. Mai 2004. http://www.heritage.org/Research/InternationalOrganizations/loader.cfm?url=/commonspot/security/getfile.cfm&PageID=65208 106 Vgl. Paul, A. James : UN Reform: An Analysis. In: Global Policy Forum. 1996. www.globalpolicy.org/reform/analysis.htm 107 Vgl. AG Friedensforschung an der Uni Kassel: Vieles wurde erreicht - noch mehr ist zu tun. Ohne Angaben, 2004. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/annan-agenda.html 108 Luhmann, Niklas: Soziale Systeme. Frankfurt/M 1984.

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(Chief Executives Board [CEB]), der ECOSOC, die GV und in Fragen des SKS der SR. Kofi

Annan hatte z.B. zu seiner Anfangszeit als GS sein Sekretariat umstrukturiert. Und die anderen

UN-Agenturen haben ihre innersystemische Organisation auch daraufhin ausrichten müssen,

zusätzlich zu eigenen Vorstellungen an Reform-Erfordernissen.109 Dazu werden auch von

Außen regelmäßig plausible Anregungen eingebracht, neue und in steigender Frequenz und

Quantität der Akteure wiederholter Weise, oder nur wiederholterweise, ohne zwischenzeitlich

neue `Reform-Verbündete´ gewonnen zu haben. In Fragen z. B. der Rüstungskontrolle brachte

Harald Müller110 „ein UN-Register für Rüstungstechnologie nach dem Muster des Registers für

konventionelle Waffentransfers“ ein.111 Es könnte als „Transparenzmaßnahme“112 helfen den

Überblick darüber zu behalten, welche technologisch-militärischen Entwicklungen eigentlich

in den Staaten ablaufen. Exemplarisch betrachtet ergeben sich z.B. für solch ein Regime

erneute Koordinationsfragen: welche Agentur macht es, wer kontrolliert es, wie wird der

Berichtsturnus gesetzt, was wird erfasst, welche Personen sammeln und werten die

Information aus, wer hat Datenzugriff (alle oder nur die beteiligten MS?), welche Mittel stehen

zu Verfügung, soll es völkerrechtswirksam sein oder freiwillig eingehalten werden, und

welche Staaten beteiligen sich von Anfang an? Worauf hin sich dann die UN und die MS zu

weiteren einhegenden Maßnahmen entscheiden könnten. So ist das UN-System nach und nach

in vielen Teilbereichen evolutionär zur heutigen Gestalt gelangt. Ein wichtiger Faktor der UN-

Außenkoordination sind dabei die bisher einmal genannten Resident Coordinators113 (RC), sie

finden sich mittlerweile mit ihren UN country teams (UNCTs) in ca. 135 Einzelstaaten im

Dienste der Entwicklung. Das CEB (bis 2000 das Administrative Committee on Coordination)

und seine `subsidiary machinery´ ist für die Unterstützung der RC-Funktion übergeordnet

verantwortlich, der RC selbst dem GS. Das United Nations Development Programme (UNDP) ist ihr Mittel und Management-Träger.114 Das System der RC hebt

darauf ab, die unterschiedlichen UN-Agenturen zusammen zubringen, um die Effizienz und

Effektivität der operationellen Aktivitäten auf dem Country Level zu steigern. So sollen sie

auch die Zusammenarbeit mit den BWI verbessern115, indem sie mit Vor-Ort-Informationen

dienen, für die Länderregierungen und z.B. die Weltbank zum Deliberations-Vermittler

werden, und so entsprechend anregen können. Die RC-Systeme, die der Sachs-Bericht etwa

durch „a technical support unit in each country, with 8–10 technical staff members” gestärkt 109 Allg. hierzu: Hill, Wilhelm / Fehlbaum, Raymond / Ulrich, Peter: Organisationslehre, a. a. O., S. 495ff.110 Müller, Harald: Früherkennung von Rüstungsrisiken in der Ära der „militärisch-technischen Revolution“. Ein Register für militärische Forschung und Entwicklung. HSFK-Report. 7 / 2000.111 Siehe bei: Schörnig, Niklas: Demokratischer Frieden ... , HSFK, 2001, a. a. O., S. 11f.112 Wort: Müller, 2000. Ein UN Register of Conventional Arms gibt es seit dem Berichtszeitraum 1992.113 Vgl. ACC Statement (Administrative Committee on Coordination) - ACC/1995/1: About the UN Resident Coordinator. Report of Consultative Committee on Programme and Operational Questions on its fifth session. Genf, 31 Jan. - 2 Feb. 1995 http://un.intnet.mu/rc/CCPOQstatement.pdf 114 Vgl. http://www.un.ro/coordinator.html 115 ACC Statement, Ebenda Abs. 7. ; Siehe: Outcome of the UNDG Executive Committee Retreat on Strengthening the Resident Coordinator System. 15. Juli 2005.

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sehen möchte116, arbeiten eng mit den Länderregierungen zusammen und vertreten als die

direkten Repräsentanten des GS das UN-System mit all seinen Agenturen und Zielvorgaben,

um die Kostenersparnisse zu maximieren, Ressourcensynergien zu generieren und durch

abgleichende Planung die angewandten Programme der verschiedenen einwirkenden UN-

Agenturen in ihrer inhaltlichen, technischen, zeitlichen und wenn immer möglich einheitlichen

Ausführung zu koordinieren. So lassen sich z. B. Anlieferungswege, Reise- und

Transportkosten und doppelte Diskussionen mit Regierungsvertretern et al. sparen. Über den

RC läuft die Information zur UN hin, oder er bekommt von den UN-Organen Weisung, was

verantwortlich über das Sekretariat des GS kommuniziert wird. Zur Zeit wird alles auf die

Erreichung der MDGs hin operationell ausgerichtet und koordiniert.

„In 2004 the UN Millennium Project began advising a selected number of UN Country Teams as they provide real-time support to governments developing MDG-based poverty reduction strategies. In each of these countries the UN Millennium Project and UN Country Team are working with government, local partners, and multilateral organizations to identify the best ways to integrate MDG targets and the time horizons into ongoing national policy processes.”117

Und da im Zentrum dabei die Länderebene (country Level) steht118, kommt den RC besondere

Bedeutung zu, weshalb auch die Auswahlkriterien für diesen Job ein Thema sind. In Ländern

ab einer bestimmten Größe sollen die Resident Coordinators zusätzliches Personal zugeteilt

bekommen; und. allgemein steigt der Bedarf an einer Vereinfachung. Die UNCTs und die

Staaten, sowie angeschlossene Partner, etwa NGOs, betonen regelmäßig ihren Wunsch nach

zunehmender Entbürokratisierung und Defragmentierung des UN-Programmwesens. 

Ein weiterer wichtiger Koordinations-Akteur ist der jährlich im Plenum tagende ECOSOC.

Dieser Rat koordiniert 15 UN-Spezialagenturen, 11 Fonds, 4 Institute, 4 andere UN-Einheiten,

wie etwa das Büro des HCHR (Office of the United Nations High Commissioner for Human

Rights), das UNAIDS, oder die UNU (UN-Universität), darüber hinaus 5 ökonomische

Regionalkommissionen und sonstige weitere funktionale Kommissionen, Ausschüsse und

Expertengremien. Zur Zeit besitzen 2719 NGOs119 bei ihm einen Konsultativ-Status, was

ihnen das Recht gibt, dem ECOSOC Gutachten und Berichte vorzulegen, Empfehlungen im 116 UN-Dok. Millennium Project. Report to the Secretary General (hinfort: Sachs-Report): Investing in Development. A Plan to achieve the Millennium Development Goals. 17. Jan. 2005, S. 206. ; vgl. In Larger Freedom, Abs. 200. „ ... werde ich die Rolle meiner residierenden Koordinatoren weiter stärken und ihnen mehr Befugnisse einräumen, damit sie ihre Koordinierungsaufgaben besser erfüllen können. Doch die Verwaltungsräte der verschiedenen Organisationen müssen ihrerseits Anleitung gewähren, um diesen Prozess zu unterstützen. Ich fordere die Mitgliedstaaten auf, ihre Vertretung in diesen Verwaltungsräten zu koordinieren, um so sicherzustellen, dass sie bei der Mandatserteilung und Ressourcen-Zuweisung im gesamten System eine kohärente Politik verfolgen.“117 Sachs-Report, S. 62. und Siehe S. 195f. ; 205f. 118 Ebenda Kap. 2 ; 3 ; 4, Abs. 17. ; Im Outcome, Abs. 169 -`Operational activities´ - liest es sich wie folgt: „Implementing current reforms aimed at a more effective, efficient, coherent, coordinated and better-performing United Nations country presence with a strengthened role for the senior resident official, whether special representative, resident coordinator or humanitarian coordinator, including appropriate authority, resources and accountability, and a common management, programming and monitoring framework.” 119 Vgl. Consultative Status with ECOSOC http://www.un.org/esa/coordination/ngo/

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Rahmen ihres Handlungsterrains auszusprechen und an von der UN ausgerichteten

Konferenzen teilzunehmen. Das UNDP, der UNFPA (UN Population Fund), der/die

Flüchtlingshochkommissar/in (UNHCR) und das UNICEF (United Nations Childrens' Fund)

sind z.B. Organisationen, die über das ECOSOC der GV Bericht abstatten. Des weiteren hält

der Rat hochrangige Treffen mit den BWI ab. Ein Problem ist, dass die Bereiche Wirtschaft,

Entwicklung und Umwelt „und sein Hauptorgan“ der ECOSOC „an überlappenden Zuständig-

keiten und mangelnder Koordinierung“120 Effizienzverluste erleiden.

Schließlich bedürfen die Aufgaben der Friedenstruppen teilweiser Reformulierung, da sie

mitunter nicht realitätsnah in ihrer Programmatik und vor allem auch unter Mittelknappheit

stehen. Ein weiterer nur genannter Punkt im Kontext der UN-Defizite spielt die Überprüfung

von UN-Sanktionsregimen auf ihre Effektivität hin.

i. Sekretariat und Generalsekretär

Sekretariatsreformen sind Anpassungsreformen. Sie stehen und standen mit im Zentrum der

Reformbemühungen. Das Ziel ist dabei, das Sekretariat effizienter und kompetenter werden zu

lassen. Die Reformen unter Annans Ägide behandelten bisher die Sekretariats-Umgruppierung

und die Personalstruktur, bei der es sowohl um eine universelle Reduzierung, wie eine

punktuelle Aufstockung der Mitarbeiterzahl ging. Hinzu kommt die Überprüfung des Budgets

und Fragen der Rechenschaftspflichten. Das Sekretariat soll effizienter, offener und

rechenschaftspflichtiger werden. Der Generalsekretär und das Sekretariat, mit seinen diversen

Departements, Offices und Divisions, haben nur begrenzte Exekutivrechte der Einwirkung auf

die UN-Agenturen, da jede dieser Einheiten von Regierungsvertretern der MS geführt werden,

die ihre Entscheidungen treffen. Als Kofi Annan neuer GS wurde, machte er sich 1997 sofort

daran, das Sekretariat umzustrukturieren, mit dem Ziel 13 % des Etats einzusparen. Er richtete

vier Exekutivausschüsse ein, in die er die Arbeitsbereiche der verschiedenen UN-Abteilungen

(Departments, Fonds und Programme) eingruppierte, wobei die MR als fünftes eine

Queraufgabe sind und in alle Bereiche hineinreichen. Acht ehemalig eigenständige Bereiche

wurden in die neuen Hauptausschüsse eingegliedert: Peace and Security; Humanitarian

Affairs; Economic and Social Affairs und Development Operations. Mit dem Exekutive

Committee on Development Operations121 führte Annan die Chef-Vertreter von in

verschiedenen Entwicklungsfeldern tätigen UN-Departments zusammen, um die gegenseitige

Absprechung und koordinierende Planung des UN-Systems zu verbessern. Diese sog. UN-

Development Group (UNDG) trifft sich mehrmals im Jahr unter Vorsitz des UNDP-120 Reinold, Theresa: Der Stand der Diskussion . In: weltpolitik.net. Deutsche Gesellschaft für Auswärtige Politik. Juli 2005. http://www.swp-berlin.org/forscher/forscherprofil.php?id=5257&PHPSESSID=46c620e90f04b6b24c2afccbb3c6a755 121 Hierzu aufschlüsselnd: Desai, Nitin (Under-Secretary-General): Sectoral Executive Committee to Further Policy and Programme Integration. In: United Nations Kiosk online, Volume 9, Nr. 2 , März/April 2005. http://www.un.org/esa/desa/desaNews/kiosk42.html#SEC

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Administrators, und bespricht die laufenden Programme und Fragen der UN-

Entwicklungsfonds. Mitglieder sind u.a. der UN-Kinderfonds (UNICEF), United Nations

Population Fund (UNFPA) und das World Food Programme (WFP). Ihr Ziel ist es dabei, die

Effektivität des „UN development at the country level”122 zu verbessern. Im Rahmen dieser

Umgestaltung entließ Annan auch „14 top administrators and abolished a dozen operating

units.“123 Annans Reformen führten Ende 1997 zu dem neuen, über die anderen 10

Untergeneralsekretäre des Sekretariats herausgehobenen Amt eines Stellvertretenden

Generalsekretärs. Diese amtierende Deputy Secretary-General assistiert dem GS auf `allen´

Feldern, auf welchen auch dieser tätig wird, und sie vertritt die UN auf Konferenzen und

anderen Anlässen.  Sie ist u.a. gleichzeitig Vorsitzende des Steuerungskommittees für Reform

und Managementpolitik (Steering Committee on Reform and Management Policy). Der

HLPTCC-Report empfielt einen zweiten Stellvertretenden GS-Posten „for peace and security”

zu schaffen, dieser „would ensure that the Secretary-General’s efforts in this area are equally

well supported”.124 Annans Reformen führten auch zu einer Abteilung im Sekretariat, die sich

mit Abrüstungsfragen (Department of Disarmament Affairs ) etc. beschäftigt. Es wurde ein

neuer Entwicklungsfonds eröffnet, der sich aus den durch Personalabbau und

Managementverbesserungen ergeben habenden Einsparungen („dividend for development“125)

speist. Im Sekretariat wurde eine 5- köpfige `Strategic Planning Unit´126 mit der beratenden

Aufgabe aufgemacht, globale Trends und sich entwickelnde Problemlagen frühzeitig zu

erkennen. Eine mehrmals monatlich tagende 29+GS-köpfige (davon 7 Frauen) `Senior

Management Group´127 lässt den GS mit den Spitzen der Exekutivausschüsse,

Regionalkommissionen und einem an die GV direkt berichtenden `Observer´ (Beobachter)

auch mittels Videokonferenzschaltungen zusammen kommen. Und es wurde eine `Senior

Review Group´ als ständiges Beratungsgremium geschaffen. Sie unterbreitet dem GS

Empfehlungen zur Postenbesetzung hervorgehobener Stellen.128 Fünf Abteilungen des

Sekretariats sind bei Neueinstellung, Einsatz und Unterstützung von zivilen Engagement im

Krisenmanagement und Post-Konflikt-Einsätzen zuständig: das OCHA, das Department of

Political Affairs (DPA), das Department of Peacekeeping Operations (DPKO), das Department

of Management (DM) und das Department of Communications and Public Information (DPI).

Insgesamt kann man feststellen, dass diese genannten Sekretariatsreformen recht reibungslos

umgesetzt werden konnten, weil sie in weitgehendem Maße in der Verantwortung des GS 122 UNDG: http://www.undg.org/content.cfm?id=2 123 Paul, A. James : UN Reform: An Analysis… Recent Reform Initiatives, a.a.O.124 HLPTCC, Abs. 293.125 UN-Dok. A/52/584: United Nations Reform: Measures and Proposals. Note by the Secretariat. 10 Nov. 1997, Action 38. http://www.un.org/reform/a52_584.htm 126 Ebenda Action 2 .127 Ebd. Abs. 3-5. ; Mitgl. http://www.un.org/News/ossg/sg/pages/seniorstaff.html 128 Un-Dok.: A/60/312: Measures to strengthen accountability at the United Nations. Report of the Secretary-General. Distr. General, 30. Aug. 2005, Abs. 55. http://www.un.org/reform/report_on_accountability.pdf

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lagen und im Interesse der GV, mit welcher er sich der GS gut verständigen konnte. Allgemein

zielen die durchgeführten Reformen und Vorschläge auf Kompetenzsteigerungen und

Effizienzsteigerungen mittels Zusammenführung und Zusammenfassung von Information und

deren Verwertung in UN-weiter Organisationsabsprache zur Vermeidung von `overlapping´

und Asynchronizitäten in der UN-Arbeit.

„The Secretary-General should be provided with the resources he requires to do his job properly and the authority to manage his staff and other resources as he deems best.”129

ii. Voranschreitende zivilgesellschaftliche Öffnung

Kennzeichnend für die UN und des von ihr vertretenen SKS (System kollektiver Sicherheit) ist

ihr intergouvernementaler multilateraler Politikansatz.130 Die UN baut auf eine international

rechtswirksame Rechtsordnung, und hilft diese weiter zu entwickeln. Von der Seite der MS

hofft sie auf deren partieller Aufgabe oder Einschränkung von Teilen ihrer Hoheitsrechte,

indem diese verbindlichen Internationalen Vertragswerken beitreten.131 Zu ihrem weit

gespannten Aufgaben- und Beziehungsnetz zählen, neben der mit dem SKS verbundenen

internationalen Abrüstung und Nichtverbreitung von Waffengattungen aller Art, die

Entwicklungspolitik, die Menschenrechts-, Frauen-, Bildungs-, Gesundheits- und

Umweltpolitik. Im Rahmen dieses UN-Kommunikationsnetzwerkes kommt es in allen

Bereichen neben den intergouvernementalen Grundbeziehungen zu den MS auch zur

Begegnung sowie Kooperation mit der ww. ZG und z. B. mit Parlaments- und

Wirtschaftsvertretern et al. aus aller Welt. Die beim ECOSOC akkreditierten NGOs wurden ja

bereits erwähnt.132 Sie machen mit ihren über 2700 NGOs mit Beobachter-/Konsultativstatus

deutlich, in welchem Umfange sich das Phänomen derzeitig bewegt. Diese NGOs kann man in

politische und eher dienstleistende unterteilen. Oft ist es so, dass NGOs bei UN-Feldoperation

wichtige Informationsgeber sind, und, das Terrain und `Leute´ kennend (country level), als

Ausführungskräfte tätig werden,133 was aber auch, über Vertragsbeziehungen geregelt, ebenso

wo möglich von dem Privaten Sektor - nennen wir ihn mal ohne Akronym - übernommen

werden kann. Ein Essential für den Cardoso-Bericht ist es dabei „to depoliticize the

accreditation process“134, da es, obwohl es selten ist, doch vorkommen kann, dass MS NGOs

aus mehr politischen Erwägungen „rather than technical reasons“135, akkreditieren oder nicht 129 Ebd. Abs. 296 c-e.130 Vgl. UN-Charta, Art. 1, 1-4.131 UN: Status of Multilateral Treaties Deposited with the Secretary-General. Mehr als 500 große multilaterale Vertragswerke sind, nach Artikel 102 der UN-Charta, beim GS verwahrt. Die gesamte United Nations Treaty Series umfasst mittlerweile über 50.000 Abkommen in über 2.100 Bänden. http://untreaty.un.org/ 132 Siehe Kap. 2b und 2c,iii.133 Vgl. Colman, Member of Int Development Select Committee UK Parliament 2000 – 2005Article for Independent on Sunday. Ohne Angabe, frühestens Sept. 2005. http://www.una-uk.org/IOS%20article%20(2).doc 134 Cardoso, Abs. 127.135 Ebenda.

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akkreditieren. In beiden Fällen bedeutet es die Nichtausschöpfung von „independent expertise

and knowledge“. Besonders regierungsnahe Organisationen stehen hier im Blickpunkt und der

erwähnte Abs. 127 des Cardoso-Protokolls sähe entsprechend z.B. die Redezeit von solchen

anzweifelbareren Organisation lieber für die mehr unabhängigen NGOs verbucht. Überdies

soll laut diesem Bericht das gesamte Akkreditierungsverfahren verbessert und zumindest

kostengünstiger gestaltet werden. Die Vereinheitlichung zu einem einzigen Akkreditierungs-

prozess im Rahmen des GV-Sekretariats wird angestrebt und mit der vorgeschlagenen

Einrichtung einer Accreditation Unit und dessen Aufgaben näher beschrieben.136

Gegenwärtig hängt die Akkreditierung an der Überprüfung der Bewerber durch das ECOSOC-

Kommittee für NGOs. Das Sekretariat überprüft die Vollständigkeit der zur Akkreditierung

notwendigen Bewerbungspapiere. Im Cardoso-Report Abs. 129 heißt es dazu konkretisierend:

„Since intergovernmental meetings are costly and reviewing each application takes time, the process is very expensive. The Committee usually meets for five full weeks a year at a cost averaging $3.7 million, not including the cost of the secretariat unit that supports it. This averages $26,000 per accredited applicant. Although some 20 applications a year are deferred […], on average only 4 applications a year are declined. Given that the main purpose of the process, in practice, is to determine which applicants are unsuitable, the true cost of the current echanism amounts to nearly $1 million per rejection.”

Effizienter scheint zu sein, wie es an anderer Stelle Sekretariate, mit eingegangenen

Bewerbungen halten. Sie prüfen diese nach Maßgabe und legen daraufhin den MS eine Liste

vor, welche zwischen empfohlenen und nicht empfohlenen Bewerbern trennt. Solcher Art

Prozedere wäre schneller und günstiger. Die betreffenden Stellen sollen ihre Empfehlungen

auf Anfrage zu begründen haben. „This approach works well for big conferences, where

accreditation typically takes no more than 1 to 5 per cent of the time spent for

intergovernmental discussion.”137 Julia Leininger138 sagt es, die betreffenden Stellen im

Cardoso Bericht erzählen nicht, welcher Art die Kriterien sein sollen, nach denen akkreditiert

wird oder nicht akkreditiert wird, oder über Unterschiede in den Maßstäben für

unterschiedliche NGO-Typen et al., auch etwa für Organisationen aus dem PS. Wichtiger für

die ZG/NGO/PS selbst sind jedoch die formalen Rechte in der GV und im gesamten UN-

System, die sich mit einer Akkreditierung verbinden und durch Reformen weiter ausgedehnt

werden könnten, als diese selbst. Wir wissen aus obigen Berichtszitat, dass sehr wenige

Bewerber überhaupt abgelehnt werden. Eine Verlegung des Verfahrens in die GV ist in

Ergänzung zu Julia Leininger und in Übereinstimmung mit dem Cardoso-Bericht und der 136 Ebd. Cardoso, Abs. 123-137 und Proposal 20: „An Accreditation Unit should be established within the General Assembly secretariat, incorporating staff now responsible for accreditation in various departments (therefore it would be budget-neutral).” 137 Cardoso, Abs. 130.138 Leininger, Julia: Die Reform der Vereinten Nationen – Chancen auf eine Erneuerung zivilgesellschaftlicher Beteiligung? Eine Bestandsaufnahme bestehender Beteiligungsmöglichkeiten für NGOs in den Vereinten Nationen und Perspektiven für die Zukunft. Universität Heidelberg. In: Global Issue Papers Nr. 21. Sept. 2005, S. 28, Ad e). http://www.uno-komitee.de/de/dokumente/GIP21-2005.pdf

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gerade zitierten Stelle, die es vorrechnet, zumindest finanziell sinnvoll, sowie sinnvoll zur

Reduzierung von „time inefficiencies“ und sinnvoll aus Gründen der Entpolitisierung durch

ein: „increase [of] the technical focus of the review“139, mittels eines noch zu fixierenden

Kriterienkataloges. Ein solcher könnte natürlich unabhängig von einer Verlagerung des

Gesamtprozesses vom ECOSOC zur GV hin angewandt werden. Dass man mit einem neuen

Verfahren nicht die bereits akkreditierten Organisationen zur Neuakkreditierung rufen dürfe,

ist zuzustimmen. Da es aber plausibel ist, dass nach einem vollzogenen Wechsels dennoch

faktische Kosten anfallen, dürfte der sich tendenziell durchökonomisierenden UN auch nicht

daran liegen. Einhellig mit Leininger muss „gewährleistet sein, dass die im ECOSOC

akkreditierten NGOs ihren Konsultativstatus [ohne Abstriche; Einfüg. Autor] beibehalten

können und das Auswahlkomitee nicht von Mitgliedstaaten monopolisiert wird, die einer

NGO-Beteiligung entgegen wirken wollen.“140 Im Sinne einer Reduzierung des Komplexen im

Bewältigungsvorfeld neuer Komplexität verspricht es sinnvoll zu sein, wenn die MS die

gegenwärtigen Akkreditierungsverfahren am UN-Hauptsitz für das „Council [ECOSOC], the

Department of Public Information and conferences and their follow-up“ in einen Prozess

zusammengefasst werden könnten. Diese Aufgabe würde dann ein vorhandenes Kommittee

der GV unter Bereitstellung der erwähnten accreditation unit verantwortlich übernehmen.

Die Zivilgesellschaft und Parlamentarier ww. sind nun z.B. daran interessiert, mit einer

idealerweise von den Bevölkerungen der MS zu wählenden United Nations Parliamentary

Assembly (UNPA) eine weitere institutionelle Säule in das UN-System einzubauen, die die

demokratische Legitimierung der Organisation stärken würde, und ein vertieftes

parlamentarisches Denken bei der UN und der Weltbevölkerung begünstigen würde. Die

Interparlamentarische Union (IPU) erfuhr in der jüngsten Vergangenheit folgende

Aufwertungen: Mit der Millennium-Erklärung wurde beschlossen die Zusammenarbeit

zwischen den UN mit den Parlamenten der Einzelstaaten, die durch die IPU vertreten werden,

zu verbessern. Mit Resolution (A/RES/57/32) im Nov. 2002 wird die IPU eingeladen als

Beobachter an den Sitzungen der GV teilzunehmen. Mit der Resolution (A/RES/59/19), die

mit einer Mehrheit von 106 MS am 8. Nov. 2004 verabschiedet worden ist, begrüßt die GV

erstmals „the annual parliamentary hearings at the United Nations as a regular feature ...“141,

und im September 2005 fand nach 2000 die 2. Weltkonferenz der Parlamentspräsidenten statt.

In diesem Kontext-Areal lässt sich analog auf die voranschreitende Kompetenz-Steigerung des

Europäischen Parlamentes (EP) verweisen, welches sich sukzessiv, über mit formalisierte

Anhörungs- und Beratungsrechte, Bestellungs-, Budget-, Kontroll-, Initiativ-, Zustimmungs-

139 Cardoso, Proposal 20.140 Leininger, ebenda.141 Inter-Parliamentary Union (IPU): Cooperation with the UN. In: `The World`s of Parliaments´. Ouarterly Review . Ohne Datum. http://www.ipu.org/news-e/16-5.htm

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und Mitentscheidungsrechte,142 zu einem seit 1957 nach und nach immer befugteren und

wirksamen EU-Organ entwickelte. Eine tatsächlich eingesetzte UNPA wäre demnach zunächst

ein rein beratendes und damit entscheidungs-schwaches UN-Organ, welches zunächst nur

ersten demokratie-theoretischen Anforderung gerecht werden könnte, indem seine Mitglieder

aus Wahlen in den MS rekrutiert würden, und die Versammlung dann erste Rechte übertragen

bekäme. Über die Frage eines voll funktionsfähigen kompetenten Weltparlamentes braucht

man angesichts der Veto-Politik im SR, sowie die, die eigene Souveränität unterstreichenden

Sicherheitsstrategien der mächtigsten Staaten, derzeit nicht zu denken. Dass sie sich in

Kernfragen von einer `UNPA´ hineinentscheiden lassen würden, ist bis auf Weiteres rein

illusorisch. Dass sich dennoch eine evolutionäre Entwicklung durch ein solches

`Weltparlament´, etwa analog zum erwähnten EP, ergeben könnte, wäre es nur erst existent,

bleibt allerdings wahrscheinlich, gemäß des Prinzips, dass sich Organisationen/Institutionen

auf längere Sicht durchsetzen, wenn sie plausibel arbeiten und ihnen deshalb nach und nach

erst das eine, dann das andere zugestanden wird. Schließlich können nicht alle

Reformkonferenzen auf unbegrenzte Zeit hinaus scheitern!

Grundlegend gilt auch, dass sich die ZG nicht durch eine überwiegend in Kategorien der

klassischen Außen- und Sicherheitspolitik geeichten Staatenwelt instrumentalisieren lassen

möchte, ohne selbst Vorteile davon zu haben, etwa vertiefte formalisierte Mitberatungs- und

Mitentscheidungskompetenzen in internationalen Verhandlungsprozessen. Hierbei stellt sich

dann die Frage der demokratischen Legitimität einer solchen Partizipation. Nun, die ersten

offiziellen informellen Hearings143, zwischen der GV und Vertretern der NGOs, der

Zivilgesellschaft und dem PS fanden am 23. und 24. Juni 2005 statt.144 Man war sich dort

einig, die Beziehungen zwischen der UN und der ZG auszuweiten. Es ist ein aktuelles Beispiel

für die im HLPTCC-Bericht beschriebenen multi-constiuency processes.145

„As Member States continued their negotiations of the draft outcome document, new language was introduced based on recommendations made by NGOs, civil society and the private sector through the President of the General Assembly` Summary of the hearings.”146

Dennoch waren nicht alle zufrieden. So tadelte The World Federalist Movement das auf

Konsens zielende Verhandlungsprinzip mit der GV als: „worked much like the veto in the

Security Council, obstructing basic democratic processes by allowing the minority, [...] to

142 Hierzu: Pfetsch, R. Frank: Die Europäische Union. München 1997, S.152ff. ; Läufer, Thomas (Hrsg.):Verfassung der Europäischen Union. Verfassungsvertrag vom 29. Okt. 2004. Protokolle und Erklärungen zum Vertragswerk, (bpb, Schriftenreihe, Bd. 474). Bonn 2005, Art. I-20; Art. III-330–340. 143 Solche Hearings fanden sporadisch schon früher statt: z.B. die World Hearings on Development 1994. ; Vgl. Cardoso, Abs. 61; 62.144 Hierzu: UN / online Roundup: General Assembly Hearings with NGOs, Civil Society and the Private Sektor. Aug. 2005. http://www.un-ngls.org/documents/pdf/roundup/RU123_GA%20hearings-online.pdf Stand: 16. Nov. 2005.145 Cardoso, Proposal 5 ; Abs. 62. 146 UN / Roundup, S. 8. Liste der Teilnehmenden Organisationen, S. 9.

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override the majority“.147 Davon abgesehen, wurde ein breites Spektrum an Themen

besprochen, die sich auf Grundsätzliches in den Kommunikation zwischen den Akteuren, als

auch Details bezogen. Wirkliche Entscheidungen auf höchster UN-Ebene treffen zwar

bekanntermaßen die MS. Das heißt aber nicht - es sei ruhig hier wiederholt -, dass diese nicht

dabei beeinflusst werden könnten, etwa durch argumentative Überzeugungsarbeit oder auch

durch Geld oder Bargaining, also des `Gibst-du-mir-was-gebe-ich-dir-was´.

Als Baustein einer Sicherheitspolitik (SP) ist die Einbindung der Nichtstaatlichen Akteure eine

wesentliche Größe. Eine erfolgreiche „Konfliktprävention, Konfliktmanagement [...] die

Stabilisierung schwacher Länder“148, als Kern nicht nur einer europäischen SP, basiert auch auf

der Vernetzung mit der erweiterten ZG, allen relevanten Akteuren., die Dank ihrer jeweiligen

komparativen Vorteile, vor Ort den Ländern Hilfestellung geben können. Ein Punkt der

Schwäche z.B. liegt bisher in der ungenügenden Partizipation von zahlungsärmeren Süd-

NGOs an UN-Konferenzen und dergleichen. Abhilfe kann/wird ein spezieller Fonds bringen,

der z.B. Reisekosten und Aufenthalt am Konferenzort, aber auch technische und ICT-

Unterstützung dieser NGOs finanzieren könnte.

iii. Verbindung mit dem Privaten Sektor

Die Commission on Global Governance (CGG) hat 1995 in ihrem Bericht die Welt als in ihrer

Komplexität ansteigenden Zusammenhang beschrieben, in welchem der PS und die ZG im

Rahmen der (ökonomischen) Globalisierung immer einflussreichere Akteure würden.

Angesichts der Macht des global operierenden PS Wachstum, Arbeit und Investition zu

generieren, erkennt die UN in ihm einen Schlüsselakteur bei der Integrierung

nichtentwickelter Staaten in die Weltökonomie zur Erhöhung deren Lebensstandards und

Armutsüberwindung in den betroffenen Ländern. Sie sieht das Potential der Corporate

philanthropy149 für das Erreichen der MDGs.

„To be effective in the economic and social fields, the UN system has been faced with the need to work with the private sector, both as clients and advisers.”150

Kofi Annan machte im Februar 1999 im schweizerischen Davos auf dem alljährlichen

Weltwirtschaftsforum (WEF) sein Angebot zu einem `Global Compact´ (GC) und hat damit

ein strategisch neues Kapitel im Verhältnis der UN zum PS aufgeschlagen. Angesichts der

globalen Entwicklungslagen und des oben erwähnten Finanzdilemmas der UN, beschloss er,

147 UN / online Roundup: 2005 World Summit: An Era of Peril and Promise. Okt. 2005, S. 8. http://www.un-ngls.org/documents/pdf/roundup/RU124-UN-World-Summit.pdf 148 Messner, Dirk / Faust, Jörg, S. 3. 149 Siehe: Weltwirtschaftsforum (WEF): Financing for Development Initiative: Building on the Monterrey Consensus: The Growing Role of Public-Private Partnerships in Mobilizing Resources for Development. United Nations High-level Plenary Meeting On Financing for Development September 2005. 29. Nov. 2005, S. 26ff und 107. http://www.weforum.org/pdf/un_final_report.pdf 150 UNIDO, S. 46.

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diesen Entwicklungen mit einem gezielt kooperativen Ansatz gegenüber auch dem PS zu

begegnen. Multinationale Konzerne, und Unternehmen und Organisationen allgemein, will

Annan`s Initiative dahingehend mobilisieren, freiwillig an ihren (Konzern-)Standorten die

zentralen Umwelt- und Sozialstandards anzuwenden und die MR et al. zu befolgen.151 Diese

Einladung, die eine freiwillige jährliche Berichtserstattung über das jeweils Erreichte

beinhaltet, richtet sich wohlbetont auch an Organisationen aus der ZG. Für alle Teilnehmer

gilt, dass Internet-Links zu diesen „communications on progress” auf die Global Compact

Webseiten und/oder entsprechend auf lokale Netzwerkseiten gesetzt werden. Wer Fristen nicht

einhält, gilt als inaktiv. Der GC hat sein eigenes Logo, das ihn zu erkennen und abzugrenzen

hilft. Er basiert auf Dialogen, lokalen Netzwerken, Informationsaustausch und Projekt

orientierten Partnerschaften, und zählt gegenwärtig rund 2000 Teilnehmer aus der Wirtschaft,

den Industriellen Beziehungen und sonstigen Organisationen der ZG. Die relativ geringe Zahl

angesichts der Tatsache, dass es allein 64.000 Transnationale Konzerne (TNC) gibt152, und in

Deutschland allein rund 70.000 mittelständische Unternehmen mit 50 bis 250 Mitarbeitern zu

finden sind, bzw. der Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW)153 für rund 150.000

mittelständische Unternehmen spricht, ist ein Hinweis darauf, dass der GC bisher in der Breite

eher weniger erfolgreich ist.154 Nun, er hat `Integrity Measures´ aufgelistet, die den Missbrauch

mit ihm verhindern sollen, und eine z. B. restriktive Verwendung des erwähnten GC-Logos

vorsehen. Der GC verfügt nicht über eine formale Mitgliedschaft oder über „mandate or

resources to monitor or measure the performance of its participants. Nevertheless, it is

important to have transparent procedures in place to protect the integrity of the United Nations

and Global Compact initiative as a whole.”155 Annan lädt alle Organisationen mit mehr als 10

Angestellten dazu ein, 10 Prinzipien aus den Bereichen: Menschenrechtsschutz,

Arbeitsstandards, Umwelt und Anti-Korruption, in ihrer Geschäftspolitik anzuwenden. Diese

Prinzipien basieren auf 4 Kerndokumenten des UN-Systems: der Allgemeinen Erklärung der

Menschenrechte; der `Declaration on Fundamental Principles and Rights at Work´ (ILO); der

Agenda 21 und der UN-Konvention gegen Korruption (UNODC).156

151 Brendle, Uwe / Müller-Kraenner, Sascha: Nach dem Weltgipfel für Nachhaltige Entwicklung. Der doppelte Nexus zwischen Nachhaltiger Entwicklung, Globalisierung und Sicherheit. Heinrich Böll Stiftung. Dez. 2003. http://www.boell.de/downloads/Der_doppelte_Nexus.pdf 152 Vgl. UNCTAD: Development and Globalization: Facts and Figures 2004. New York, Genf 2004, S. 44. http://www.unctad.org/en/docs/gdscsir20041_en.pdf 153 Vgl. http://www.bvmw-saar.de/php/bvmw2.php?Kreis=SL ; „Der Mittelstand ist das Rückgrat der deutschen Wirtschaft. Von etwa 3,3 Millionen Unternehmen in Deutschland sind 99,6 Prozent mittelständisch.“ http://www.bvmwonline.de/ 154 Die Zahl der TNCs hat sich seit 1995 um 50% erhöht, und die größten unter diesen haben im Jahr 2001 ihre größte Größe erreicht und stagnieren seither eher. Vgl. UNCTAD: Development and Globalization: Facts and Figures 2004, S. 40.155 Global Compact Integrity Measures Punkte 1-4; Punkt 1 – Background. http://www.unglobalcompact.org/docs/about_the_gc/2.6.pdf 156 Siehe: http://www.unglobalcompact.org/AboutTheGC/TheTenPrinciples/index.html

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1998 wurde der United Nations Fund for International Partnerships (UNFIP) gegründet. Sein

Advisory Board ist Policy-Berater des GS, indem es die möglichen zu unterstützenden

vorgeschlagenen Partnerschaftsprojekte auf ihre aktuelle Kongruenz mit den UN-Zielen hin

überprüft, „that they take full account of programming mechanisms, such as national

development plans and priorities, country strategy notes and United Nations Development

Assistance Frameworks“157, und dem GS darüber seine Empfehlungen abgibt. Es fördert durch

die Beratung der `Partner´, z. B. über Fonds-Modalitäten, UN-Regeln, und Integrierung von

besten Praktiken, etwa in Netzwerkfragen, und die Bereitstellung einer Zugangsplattform für

Private Geber, die Entwicklungspartnerschaften zwischen dem staatlichem und privatem

Sektor, die sog. Public-Private Partnerships (PPP)158 sowie der ZG insgesamt.

„UN agencies are increasingly being judged not only in terms of their own performance, but also in terms of how the UN system as a whole performs. Donors now want clear evidence of unity of purpose, coordination and coherence, and harmony of actions, as well as a significant development impact from individual and collective UN efforts.“159

Kritische Stimmen, etwa die seit sieben Jahren zum WEF parallel stattfindende NGO-Konferenz `The Public Eye on Davos´, bezweifeln die Wirksamkeit des Freiwilligkeits-ansatzes, weisen auf mangelnde Transparenz und Kontrolle oder auf einen drohenden „Ausverkauf des UN-Systems an privatwirtschaftlichen Interessen“160 hin. Diese Kritik bleibt relevant, angesichts der Milliardenetats nicht weniger Transnationaler Konzerne (TNK), die den Staatshaushalt vieler Länder übersteigen. Auch die geballte Medienmacht in den Händen weniger Konzerne und Tycoons, welche letztlich doch Inhalte und Berichte redaktionell mit eigenem Denken einfärben könnten, bleibt ein wahrer Punkt, solange bestimmte Informationsgüte- und Meinungsvielfalts-Regime unvollendet bleiben oder nicht existieren. Man braucht sich nur anschauen, wie oft nichtssagende Börsenstände über die Kanäle flimmern und wie lang man zappen und warten muss, bis etwa UN-relevante Themen et al. präsentiert werden. Die Auswahl trifft jeweils der Medienriese. Das selbe gilt für die Nachrichtenlage, konstruktive Nachrichten (etwa Erfolge der NGOs fallen gegen die Berichterstattung über Verkehrsunfällen et al. einfach ins Hintertreffen. Heute weniger als vor 10 Jahren, aber dominant sichtbar. Das ist auch die berühmte Gaußsche Normalverteilung angewandt auf die

157 UNFIP Advisory Board: http://www.un.org/unfip/2004Website/advisoryBoard.htm 158 Hierzu: WEF Financing for Development Initiative: Building on the Monterrey Consensus, a. a. O., S. 25ff.159 UNIDO, S. 40.160 Hummel, Hartwig: Die Privatisierung der Privatwirtschaft, a. a. O., S. 54.

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Ignoranz, der man mindestens nur mit Regimebildung auf die Sprünge helfen kann, etwa die tägliche fixe Bereitstellung von Sendezeit für UN-News und ähnliches. Es hängt zu viel nach wie vor davon ab, wer da in den Geschäftsetagen sitzt. Unter Anwendung des Prinzips der Gaußschen Normalverteilung161 (Standardverteilung) wird durch geballte Wirtschaftsmacht in aller Regel deren inhaltliche Mittelmäßigkeit perpetuiert. So ist auch die nach 6 Jahren auffällig flaue Beteiligung am GC zu deuten; viele fühlen sich einfach nicht angesprochen. Daher ist es wichtig, dass bei Einlassungen mit der Ökonomie über konkrete Verhaltensnormen (Code of Conduct) mitentschieden wird und diese der Freiwilligkeit entzogen und zur Pflicht werden. Wie schwer daran zu rühren ist, ergibt sich sofort, müssten doch mehrheitlich ärmere Staaten, die auf Direktinvestitionen hoffen, in der GV eine entsprechende Resolution verabschieden, und müssten die reichen Staaten die Ökonomie an eine normative Kandare nehmen, welches seitens des PS mit umso stärkeren Lobbying beantwortet würde, denn im Erhalt der eigenen unmittelbaren Interessen sind Wirtschaftsunternehmen schnell beisammen. Eine konsequente Anwendung solcher Verhaltensnormen sind Vorraussetzung für echte universell zum tragen kommende Partnerschaften mit dem PS, da Nationalstaaten andernfalls erpressbar werden - durch Abwanderungsdrohungen, und nicht nur der Größten.

c. Repräsentation

Die UN als „wichtigstes Forum globaler Regelsetzung“162 gerät mit ihrem Anspruch eine

universelle Repräsentanz der Staatenwelt zu sein, in die Situation, sich fragen lassen zu

müssen, wer dort mit welchen Rechten repräsentiert wird, und wie effektiv und repräsentativ

die Mechanismen dieses Arrangements sind. Zunächst scheint die Antwort klar: die MS

repräsentieren sich und damit stellvertretend ihre Bevölkerungen. Die dabei ins Zentrum der

Betrachtung geratenden Fragen sind die des in der GV, im Sicherheitsrat und allgemein in den

sonstigen UN-Gremien, praktizierten163 `one state, one vote´-Prinzips, sowie die einer

161 Siehe: www.wikipedia.de - Normalverteilung.162 Fischer, Josef: Für eine Reform des Systems der Vereinten Nationen" - Rede von Bundesaußenminister Fischer vor der 59. Generalversammlung der VN. New York, 23. Sept. 2004. http://www.auswaertiges-amt.de/www/de/ausgabe_archiv?archiv_id=6180 163 Anders bei Weltbank, IWF (Internationaler Währungsfonds) und IFC (International Finance Corporation): „Bei der Weltbankgruppe existiert ein Abstimmungsprinzip, welches die souveräne Staatengleichheit mit der jeweiligen Kapitalzeichnung koppelt. Jedes Mitglied hat satzungsgemäß 250 Stimmen, zuzüglich einer weiteren Stimme für jeden Anteil des Grundkapitals der Bank, den es gezeichnet hat. [...] Etwas abweichend ist der Abstimmungsmodus bei der IDA.“ Tetzlaff, Rainer: Weltbank und Währungsfonds – Gestalter der Bretton-Woods-Ära. Kooperations- und Integrations-Regime in einer sich dynamisch entwickelnden

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gerechten regionalen Verteilung von Stimmrechten164. Hier divergieren die Meinungen sehr

stark. Die USA plädierte schon Mitte der 1980er Jahre für eine Reform, um die

überproportionale Stimmenentfaltungskraft von kleinen Ländern in eine adäquatere Form zu

überführen. China mit 1,3 Mrd. Menschen hat heute etwa die gleiche Stimmkraft (abgesehen

vom Vetorecht im SR), wie Luxemburg, und man könnte 80 und mehr Staaten in ihren

Bevölkerungen zusammen addieren und sähe China oder Indien immer noch mit ihren Zahlen

vorne. So haben 42 von 191 MS „a population of less than a million persons”165. Das Gleiche

gilt in Bezug auf die Beiträge an die Organisation. Wenn die USA, Japan und Deutschland

heute zusammen über 50 % des regulären Haushaltsetats finanzieren, aber nur 3 Stimmen von

191 zählen, ist das durchaus fragwürdig, andererseits haben sie auch die Mittel dazu. Josef E.

Schwartzberg schlägt hierzu für konkret die GV eine „weighted Vote“-Formel vor, die zur

Errechnung der Stimmengewichtung drei Faktoren berücksichtigt: die Bevölkerungsgröße im

Verhältnis aller MS, die Beitragshöhe und „.... (that nation's percentage of the total UN

membership, which of course would be the same for all members) and then divide that sum by

3 to get the average. [...] For example, the weighted vote for the U.S. would be 9.1 percent of

the total. For China it would be 7.7 percent. For the smallest microstates it would be 0.17

percent.“166

Gleichzeitig möchte Schwartzberg für den SR die Veto-Möglichkeit auslaufen lassen und

überwinden, sie zunächst einschränken und durch Doppelveto und Dreifach-Veto-Quoren

ersetzen.167 Ferner soll der Rat weltbevölkerungs-repräsentiv auf 18 MS, mit jeweils 1 Stimme,

erweitert werden. Mit einem „weighted vote“ Faktor über 4 erhalten nur die USA, China,

Indien und Japan einen ständigen Sitz. Alle anderen wären erst mal auf 3 Jahre angelegte

Mitgliedschaften. Allerdings könnten die Länder „Blocs“ bilden, um gemeinsam über die 4%-

Hürde zukommen, was ihnen einen ständigen `Bloc-Seat´ im SR einbrächte. Sie müssten sich

Gruppen intern auf ihren Vertreter einigen und könnten gewichtete Rotationsfolgen und

sonstige freigestellte Kriterien dazu einsetzen. Zur Verinstitutionalisierung schlägt

Schwartzberg, so Gossop, eine 15-jährige Übergangszeit vor, während derer die dann ihren

ständigen Sitz verlierenden `P3´ diesen noch einnehmen können sollten. Und mit Kötter:

„Jeder Reformversuch zur Stärkung der Legitimität und Demokratisierung der UNO muss

demnach hier, in ihrem globalen Krisenzentrum [SR] ansetzen.“168 Weltgesellschaft, (Analysen. Politik – Gesellschaft – Wirtschaft, Bd. 55), Wewer, Göttrik [Hrsg.]. Opladen 1996, S. 62.164 Vgl. Krause, Krause, Joachim: Multilateralism: Behind European Views, a. a. O., S. 47. 165 Glossop, Ron: Review of Joseph Schwartzberg :Revitalizing the United Nations: Reform Through Weighted Voting. Institute for Global Policy. World Federalist Movement. New York / Den Haag 2004. Ohne Angabe. http://www.globalsolutions.org/wfi/documents/RevitalizingUN.pdf 166 Glossop, ebenda.167 Siehe Kap. 2a `Counterveto´.168 Kötter, Wolfgang: UNO-Reformgipfel auf der Kippe. In New York droht ein Treffen der Enttäuschung. USA als Bremser. Neues Deutschland vom 14. Sept. 2005.http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/koetter.html

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Zunächst einmal ist die UN eine Staatenveranstaltung, die durch die Staaten mit

Botschaftsdelegationen besandt wird. Diese, samt ihrer in den UN-Institutionen einfach

zählenden Botschafterstimme, sind von der jeweiligen heimatlichen Exekutiven bestellt. Die

UN ist mit den Parlamenten der Welt und deren zuständigen Ausschüssen über die IPU

verbunden und es kommt zu regelmäßigen Treffen zwischen ihr und dem GV-Präsidenten.

Aber von einer demokratischer Rückbindung irgend eines Hauptorgans mit auch nur einem

Parlament kann nicht gesprochen werden. So sind wir in dem formalen Paradox, dass die UN

als reine Staatenrepräsentanz, doch das Wohl der Menschen im Zweifel auch gegen ihre Staat

durchsetzen möchte, ohne dazu von diesen einen direkten Auftrag bekommen haben. Dass das

schnell an seine Grenzen stößt ist offensichtlich. Dennoch, das Ganze ist (wieder einmal) mehr

als die Summe seiner Teile.169 Ein Satz, der auch auf die UN seine Anwendbarkeit

demonstriert. Man könnte ja sagen, dass die Botschafter indirekt legitimiert wären, da

zumindest die Regierungen in den Demokratien gewählte seien. Akteure wie das World

Federalist Movement propagieren allerdings die Direkte Legitimierung. „In den letzten 15

Jahren ist die Prominenz repräsentativ-parlamentarischer Entwürfe in den unterschiedlichsten

Zirkeln - Wissenschaft, Politik, Zivilgesellschaft -, zudem noch gestiegen.“170

Wie viele Menschen haben wohl auch z.B. Angela Merkel wegen ihrer UN-Politik gewählt?

Oder Chirac aufgrund seiner positiven Tobin-Tax-Position beinahe die zweite Amtszeit

verwehrt, obwohl sie gut in den Ohren ihrer Befürworter klingen muss? Die Annahme

demokratischer Regeln und Werte, der MR und die strikte Herrschaft des Rechts, das Prinzip

der Subsidiarität des staatlichen Handelns, als Ausdruck weitgehender Dezentralisierung

innerhalb eines globalen Mehrebenensystems, sind allesamt wesentlich für die Legitimierung

der UN als Völkerrecht produzierende Organisation; und geklärte Fragen der Repräsentanz

eine Grundvoraussetzung dafür.

i. Sicherheitsrat

Die Reformdebatte um den SR kreist um a) Modelle zu seiner Erweiterung, b) die Veto-

Problematik, und c) Fragen der Geschäftsordnung171. Dabei wird die `Erweiterung des SR´ von

den UN selber und von außenstehenden Beobachtern als `das´ Kernstück der umfangreichen

UN-Reformen angesehen. Sie dominiert die öffentliche UN-Reform-Berichterstattung172 und 169 Vgl. Aristoteles: Metaphysik 1041 b 10 (VII. Buch (Z))170 Zusammenfassend: Kissling, Claudia: Repräsentativ-parlamentarische Entwürfe globaler Demokratie-gestaltung im Laufe der Zeit. Eine rechtspolitische Ideengeschichte. Universität Bremen 2005, S. 33. In: forum historiae iuris, Erste europäische Internetzeitschrift für Rechtsgeschichte. http://www.forhistiur.de/zitat/0502kissling.htm 171 Vgl. Payandeh, Mehrdad: Die Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und ihre Auswirkungen auf das System Internationaler Friedenssicherung. Düsseldorfer Institut für Außen- und Sicherheitspolitik (DIAS). 14. Jan. 2004. http://www2.dias-online.org/direktorien/int_org/040114_46 172 Dessen ungeachtet: „Es ist auffallend und etwas ungewöhnlich, wie intensiv die US-Print-, Hörfunk- und TV-Medien Wochen und Monate über die Vereinten Nationen berichteten. Es war jedoch nicht das große Interesse an dem Abschlussbericht der Expertengruppe, das die Titelseiten der Tageszeitungen füllte, sondern

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galt als ein Gradmesser für den Erfolg des September M+5 Gipfels in New York. Vor allem

sowohl die Gruppe der EL (G-77)173, als auch die beiden großen Schwellenländer Brasilien

und Indien, sowie die EU als Ganzes und die Industriestaaten Japan und Deutschland, haben

an dieser ein großes Interesse. Im SR gibt es bisher keine ständigen Mtgl. aus Afrika und

Lateinamerika, und Asien wird lediglich von China repräsentiert, dagegen Europa mit

Russland allein 3 mal. Gäbe es nicht diesen Konsens, könnte man die UN tatsächlich allein

deshalb als nicht aussichtsreich reformfähig deklarieren. Das wird von allen MS gesehen, und

die Notwendigkeit einer Erweiterung als solche nicht weiter bestritten. Offen bleibt dagegen,

wie so eine Erweiterung aussehen könnte, ob sie zu neuen ständigen SR-Mtgl. führen sollte,

und welche Staaten dann den Zuschlag auf einen neuen ständigen Sitz erhalten könnten, und

wie viele Staaten künftig im SR sitzen werden. Ob am Veto festgehalten werden soll, ob es das

gerade oben angesprochene `weighted vote´ geben soll, und welche Fragen wie entschieden

werden können. Staaten und nichtstaatliche Akteure geraten darüber in nicht enden wollende

Debatten und Verhandlungen, und mancher wird ungeduldig. So überlegte etwa Japan schon

im Vorfeld der Weltkonferenz und darüber hinaus (Stand: Okt 2005), seine UN-Beiträge um 5

% zu verringern, wenn es nicht bald zu einem japanischen Sitz im SR kommen sollte. So blieb

es eine zeitlang unklar, ob Deutschland unter Angela Merkel auf seinen anvisierten ständigen

Sitz in einem erweiterten SR von sich aus verzichten würde, was sich dahingehend bereinigt

hat, dass die Bewerbung aufrecht erhalten bleibt. Erwähnt sei auch eine Umfrage unter EU-

Bürgern, die zeigte, dass 68% der Befragten einen eigenen Sitz der EU im SR befürworten.

Dass die EU noch „nicht über eine gemeinsame Außenrepräsentanz“174 verfügt - etwa bei UN

und dem Internationalen Währungsfonds (IWF), wird bemängelt. Und das EP hätte ihn auch

gern für die EU.175

Zu a) Bisher kam es – wie erwähnt - nur 1965 zu einer Erweiterung von 11 auf 15 MS. In

diesem Jahr hatte die UN 115 MS. Das erklärt sich damit, dass zu einer SR-Erweiterung eine

Veränderung der UN-Charta nötig ist. Hierzu müssten gemäß Art. 108 der UN-Charta zwei

Drittel, also 128 MS inklusive der P-5 in der GV mit Ja stimmen, bei anschließender

Ratifizierung in den jeweiligen Parlamenten. Eine von der GV 1993 eingesetzte und allen MS

der Skandal um das Oil for Food Programme und die damit verbundenen Rücktrittsforderungen an UN-Generalsekretär Kofi Annan.“ Wagner, Norbert / Kanter, Caroline: UN-Reform. Der Bericht des „High-level panel on threats, challenges and change“. Die Debatte in den USA. Dokument der Konrad-Adenauer-Stiftung (KAS). 05. Juli 2005, S. 55. www. kas.de/publikationen/2005/6885_dokument 173 Von 77 EL 1964 gegründet, sind es heute 132 Staaten. 174 Europas Zukunft denken. Europas Rolle in der Welt. Center for Applied Policy Research (CAP), Forschungsgruppe Jugend und Europa, Themenfeld 3, Arbeitsmaterialien, S. 81-98, S. 82 und 85. Juli 2004. http://szenarien.fgje.de/themen/13/index.htm Bei der aktuellen WTO-Runde sitzt zumindest ein EU-Kommissar mit am Tisch. 175 EU-Dok. A5-0480/2003 (`Laschet-Bericht´): Bericht über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinten Nationen (2003/2049(INI)). Ausschuss für auswärtige Angelegenheiten, Menschenrechte, gemeinsame Sicherheit und Verteidigungspolitik. 16. Dez. 2003, S. 24. http://www.iep-berlin.de/mittagsgespraeche/mig-2004/mig-04-laschet_UN-Bericht_de.pdf

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offen stehende Arbeitsgruppe176 sollte die Arbeitsmethoden des SR und auch die

Möglichkeiten zu dessen zweiter Erweiterung untersuchen. Dies führte 1997 zu dem sog.

Razali-Plan. Der damalige GV-Präsident hat mit ihm die regional ausgewogene Erweiterung

des SR auf 10 ständige und 14 nicht-ständige Mtgl. vorgeschlagen. Das Thema ist also nicht

neu und konkret seit 12 Jahren auf der UN-Reformagenda. Mittlerweile liegen eine ganze

Reihe von unterschiedlichen Erweiterungsmodelle für den SR vor. Ihnen gemeinsam ist, wie

gesagt, die Auffassung, dass die gegenwärtige Besetzung des Gremiums weder machtpolitisch

repräsentativ noch regional zureichend ausgewogen ist. Die Forderung der großen

Schwellenländer, sowie der nach den USA zweit- und drittstärksten Geberländer Japan und

Deutschland nach einem ständigen Sitz, gewinnt für die letzteren, neben dem ökonomischen

Argument, dass sie nun schon seit langem die Organisation entscheidend finanziell mittragen,

auch durch den Gedanken Bedeutung, aus dem ehemaligen Feindstaatenstatus faktisch

entlassen zu sein, und entsprechend nun eigentlich wieder gleichberechtigt am `großen Tisch´

mit Platz nehmen zu dürfen. Und das Ansinnen der EL nach zusätzlichen nicht-ständigen

Sitzen - oder auch ständigen Sitzen im Rat - erhält dabei argumentativ rückendeckende neue

Plausibilität durch die voranschreitende Demokratisierung177 in der Welt.

Zu b) Gegenwärtig bedarf es bei Abstimmungen im SR bei Verfahrensfragen einer Mehrheit

von 9 Stimmen. „Alle sonstigen Fragen bedürfen der Zustimmung von neun Mitgliedern

einschließlich sämtlicher ständigen Mitglieder“178, das bedeutet, das die P5 über ein

weitgehendes Vetorecht verfügen können. In der Debatte wird das Vetorecht als grundsätzlich

„historisch überlebt“179 in Frage gestellt. Die CGG schrieb z.B. in ihren Bericht: „Permanent

membership limited to five countries that derive their primacy from events fifty years ago is

unacceptable; so is the veto.”180 Der HLPTCC bemerkt dazu in Abs. 256 ein wenig reisignativ:

„Wir sehen keinen gangbaren Weg, das bestehende Vetorecht der Mitglieder zu ändern. Nichtsdestoweniger ist das Institut des Vetos an sich ein Anachronismus, der in einem zunehmend demokratischeren Zeitalter unpassend ist; wir würden darauf drängen, dass von ihm nur in Angelegenheiten Gebrauch gemacht wird, in denen es tatsächlich um lebenswichtige Interessen geht.“

176 UN-Dok. A/RES/48/26 vom 3. Dez. 1993. Absatz 1: „Decides to establish an Open-ended Working Group to consider all aspects of the question of increase in the membership of the Security Council, and other matters related to the Security Council.”177 Lange wurde der Wunsch der EL, im SC zahlreicher vertreten zu sein, mit deren nicht demokratischer Verfasstheit abgetan. Vgl. Freedom House 2004 Annual Report, S. 20. Dieser Bericht führt für das Berichtsjahr (2003) 49 Staaten von 192 Ländern sowie weiteren Territorien auf, die er als „Not Free“ klassifiziert. Damit lebten 2003 rund 44% der Menschheit in demokratischer Freiheit, 21 % in teilweiser Freiheit und 35 % in unfreien Gesellschaftssystemen. Nur, es gibt auch Rückschritte. So hat Freedom House im Dez. 2004 Russland von „Partly Free“ auf „Not Free“ zurückgestuft. http://www.freedomhouse.org/template.cfm?page=15&year=2005 178 UN-Charta, Kap. V, Art. 27,3. Das Wort Veto selber findet sich nicht in der Charta.179 Strutynski, Peter: UN-Reform - ein Schritt zurück. taz, vom 3. Mai 2005; Hierzu auch: Czempiel: Die Reform der UNO, S. 63ff.180 The Commission on Global Governance: Our Global Neighbourhood. Oxford University Press 1995, Kap. 7 – Reforming the United Nations.

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Ein Bericht des EU-Parlaments wagt sich vor und propagiert „ein System des doppelten

Vetos“181. Folglich bräuchte es immer zweier Vetos, um eine SR-Mehrheits-Entscheidung

aufzuheben. Ferner wird auch dort „seine Begrenzung [allein] auf die im Kapitel VII der UN-

Charta genannten Fälle (Bedrohung oder Bruch des Friedens und Angriffshandlungen)“182

vorgeschlagen. Die Frage der Erweiterung mündet in der Frage, ob man einen mehrklassigen

SR möchte, was mit modernen demokratischen Ambitionen nicht viel zu tun hätte. Ernst-Otto

Czempiel betont, dass die Vetoproblematik von vornherein zu relativieren sei, es vielmehr

darum ginge neue Ratsmitglieder „in den Kommunikations- und Kooperationskontext“183

einzubinden, dem ist weitgehend zuzustimmen, aber nicht in voller Gänze, denn durch ein

drohendes Veto werden diese Kontexte präjudiziert und potentielle Veto-Akteure in einer zu

starken politischen Position gehalten, die der Chance auf Deliberation formal abträglich ist.

Und weiter mag ihm das „Veto geradezu [als] irreführend gelten. Indem es der

machtpolitischen Realität Rechnung trägt, dass sich die Verfahren der Kollektiven Sicherheit

niemals gegen Vetostaaten richten können, klammert es diese MS aus der Friedensfunktion der

Vereinten Nationen sozusagen rechtmäßig aus.“184 Nur, es geht ja besonders um UN-Aktionen

in der weiten Welt und nicht in den Territorien der P5, auf die das Veto blockierend Einfluss

nehmen kann, wenn auch nicht in allen Fällen. Aber dann unter Inkaufnahme des Bruchs des

geltenden Völkerrechts.

Zu c) Außer den P5, die natürlich nur schwer von ihrem Vorrecht lassen werden wollen,

finden sich eigentlich keine relevanten Vetobefürworter, und auch Czempiel ist natürlich kein

solcher, aber hintanstehn möchte so mancher Bewerber auch nicht. Wie dem auch ist, die

Anwendbarkeit des Vetos sollte nur noch bei Fragen der Bedrohung des Weltfriedens, durch

Angriffskrieg, und bei Friedensbruch einzusetzen sein. Alle sonstigen Fragen würden mit einer

Mehrheit und Mehrheits-Quoren entschieden werden können. So könnte z.B. die Wahl eines

GS ohne Vetorecht von statten gehen. An dieser Frage z.B. könnten sich die P5 2006 zu einem

neuen Modus entscheiden. Hätte es das schon vor Annans` Term gegeben, wäre Boutros

Boutros-Ghali in eine zweite Amtszeit gewählt worden, so scheiterte er am Einspruch der

USA. Und weiter könnte ein genaues Handlungsanweisungsregime helfen, dass der SR keine

willkürlichen Vetos gegen z.B. mögliche künftige mögliche `Responsibility to Protect´(RtP)

Einsätze einer reformierten UN einlegen könnte. Es käme zu einer Versachlichung im

Prozedere. Weiteres zum SR unter Kap. 3 und 4d.

181 EU-Dok. A5-0480/2003 (`Laschet-Bericht´): Bericht über die Beziehungen zwischen der Europäischen Union und den Vereinten Nationen, a. a. O., Abs. 10, 12, 13, 18. ; Vgl. auch Schwartzberg, a. a. O. – hier in Kap. 2c.182 Ebenda: 10, 2ter Spiegelstrich ; vgl. auch: Razali-Plan.183 Czempiel: Die Reform der UNO, S. 65.184 Ebenda S. 66.

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ii. Generalversammlung

Die Arbeit der GV bildet den Willen der reinen Staatenmehrheit direkter ab, als der

`oligarchische´ SR, in welchem Entscheidungen unter wenigen getroffen werden oder von

noch wenigeren (von einem P-5) per Veto blockiert werden können. Die Stärkung der GV ist

eines der Kernaufgaben der gegenwärtigen Reformdebatte und hat in jüngerer Zeit mit den

Resolutionen 58/126 und 58/316 zwei Zwischenetappen hinter sich gebracht. Die

Reformabsichten werden in den entsprechenden Berichten dezenter als etwa aus der ZG heraus

besprochen. Der In Larger Freedom Bericht schlägt, vor ihr Ausschusswesen zu straffen und

sich jährlich wiederholende Debatten zu verhindern. Im sog. `Ping-Draft´ vom 2. Juni 2005

finden sich ebensolche Vorschläge, wie der, dem GV-Präsidenten die Rechte einzuräumen,

Debattenthemen auf die GV-Agenda zu setzen, oder auch durch Straffung der

Tagesordnungspunkte, und ihre Aktualisierung auf den unmittelbaren Gegenwartsbezug, zur

Forcierung der Entscheidungsprozesse beizutragen. Der Ping-Draft, empfiehlt die Aufstockung

des Büropersonals des GV-Präsidenten um 2 hochrangige Management-Administratoren,

sowie die Verbesserung der rein räumlichen Repräsentations-Möglichkeiten des GV-

Präsidenten, damit der Präsident „with the dignity and stature of his/her office“ auftreten

könne.185 Er nennt die angestrebte Einsetzung einer „intergouvernementalen ad hoc Working

Group“, welche eine „in-depth review of the agenda and working methods“186 der GV tätigen

soll, um darüber dann während der 60. Generalversammlung Bericht zu halten. Die

Kooperation zwischen der GV, GS, ECOSOC und den `main committee´ soll verbessert

werden, wie das Untereinander dieser Hauptausschüsse. Auch der GS wird aufgefordert an

weitere Verbesserungen mitzuwirken, die helfen können, die GV effizienter zu machen und

mit mehr politischen Gewicht zu versehen.187 Die Ping-Vorgabe nennt dann noch die

Abstimmung zwischen den Main Committees und dem ECOSOC, damit nicht die gleichen

Debatten an zwei Orten (overlapping) geführt werden – wiederum eine

Reformkonkretisierung. Die Begrenzung von Redezeiten im Plenum und den

Hauptausschüssen, zum Beispiel auf 5 Minuten bei Abstimmungs-Erklärungen, gehört ebenso

auf die Ping-Reformagenda, wie das Ziel nur noch Resolutionen „with new substantive

operational elements“188 von den MS eingebracht zu bekommen. Damit wären die

Verhinderung des inhaltlichen `Filibusterns´ und doppelter Resolutionsdebatten eine Stärkung

für das Effizienz-System der GV.

Eine Stärkung der GV wäre sicherlich gegeben, wenn sie bei einem SR-Veto gegebenenfalls

einspringen könnte (override). Aufbauend und im Rückgriff auf die im Kontext des

185 Vgl. UN-GV: Reform-Draft des Präsidenten der 59. Generalversammlung, Jean Ping vom 2. Juni 2005, Abs. 3a-d. http://www.globalpolicy.org/reform/topics/ga/2005/0602draft.pdf 186 Ebenda Abs. 4. 187 Ebd. Abs. 5; 9 und 11.188 Ebd. Abs. 18.

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ausgebrochenen Koreakrieges verabschiedeten `Uniting-for-Peace´-Resolution könnte die GV

bei `Versagen´ des SR in Zukunft selbst tätig zu werden und Resolutionen zu verabschieden,

die eigentlich dem SR vorbehalten bleiben. In welchen Fällen das genau legitim wäre und nach

welchen Mehrheitsquoren prozedural vorzugehen wäre, bleibt der plausiblen Ausgestaltung

überlassen.

„Diese subsidiäre Zuständigkeit der Generalversammlung zur Abgabe von Empfehlungen bei der Friedenssicherung wurde auch in einer Entscheidung des IGH ausdrücklich bestätigt. Eine Weiterentwicklung der `Uniting-for-Peace´-Resolution zu einer `Uniting-against-Genocide´-Resolution wäre durchaus möglich.“189

Sonstige Reformen betreffen die Reduzierung von Ausschüssen. Der von etwa der Heritage

Foundation vertretene Standpunkt die sog. `rogue states´ aus der GV (UN-Rauswurf)

auszuschließen, wird wiederum von anderen mit der Begründung abgelehnt, dass es „only

leads to more differences, lack of respect and lack of knowledge about each other“190, wozu

hier beigepflichtet werden soll, ohne allerdings bei institutionellen Innovationen, diesen

Gedanken für neue Nebenorgane, wie den MRR, zu verwerfen. Das ist heute eine

Mehrheitsposition, denn der MRR ist ja beschlossen und wird Zutrittsklauseln stellen können.

iii. Sonderorganisationen und Ausschüsse

Die große Einigkeit darüber, die UN an die Gegenwart anpassen zu wollen, bezieht sich

entsprechend auch auf die Arbeitsweisen der UN-Sonderorganisationen, Spezialorgane,

Unterorgane, Ausschüsse, Programme, Fonds, und die effizientere Abstimmung ihrer

Aufgaben untereinander. Es sind zu viele, um sie alle hier einzeln in ihren gesonderten

Defizitlagen erwähnen zu können, so wird nur exemplarisch im Gesamttext über einige

Einiges gesagt werden können. Kritisiert wird besonders die Menschenrechtskommission

(MRK)191 und die Arbeit des Wirtschafts- und Sozialrates192 mitsamt seinen zahlreichen Unter-

und Nebenabteilungen. Die am positivsten zu bewertenden UN-Institutionen sind etwa die

UNICEF, die World Health Organization und das World Food Programme (WFP), die sich aus

freiwilligen Beiträgen der MS und sonstigen Spenden speisen. Aber auch etwa die Arbeit der

United Nations Industrial Development Organization (UNIDO) wird von dieser selbst recht

positiv bewertet. „UNIDO’s reform process has been successful and its results

189 Pfeil, Florian: Krieg für die Menschenrechte? Die „humanitäre Intervention“ als Problem der internationalen Beziehungen. Arbeitsgemeinschaft Menschenrechte Universität Trier. Occasional Paper Nr. 4. Januar 2001, S. 10. http://www.politik.uni-trier.de/forschung/agmr/4.pdf 190 Verdel, Kirsten: Reforming The United Nations – The Security Council. Ideas on change. Weblog. 17. Feb. 2005. http://blogger.xs4all.nl/locuta/articles/27742.aspx 191 Siehe hier: Kap. 2e.192 Hierzu: D@dalos: Der Wirtschafts- und Sozialrat (ECOSOC) der Vereinten Nationen. International UNESCO Education Server for Civic, Peace and Human Rights Education http://www.dadalos-d.org/uno/grundkurs_3/ecosoc.htm

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very encouraging.”193 Dieses mit der wohlweißlichen Einschränkung, dass eine erfolgreiche Reform immer davon abhängig bleibt, inwieweit das UN-System insgesamt seine Defizite bearbeitet und bearbeiten kann, denn in vielen Fragen geben einfach die MS das Tempo vor. Ein immer wieder kehrende Ansage.Ebenso die Straffung der Tagesordnung des ECOSOC, um so besser auf aktuelle Ereignisse

eingehen zu können. Eine Stärkung des ECOSOC als eine „übergeordnete Autorität im UN-

System“ verspricht sich der Wissenschaftliche Beirat der Bundesregierung Globale

Umweltveränderungen (WBGU) in dessen – [durch Charta-Änderung] - langfristiger

Umgestaltung zu einem „Rat für Globale Entwicklung und Umwelt“. Dieser würde dann,

ausgedehnt auch auf die WB und den IWF, in einer die globalen Umweltfragen und das

Sustainable Development aufwertender Weise, eine intensive beratende und überprüfende

Rolle bei der internationalen „Koordinierung aller Entwicklungsmaßnahmen“ zur Erreichung

der MDGs einnehmen.194 In diesem Kontext soll auch das UN Environment Programme

(UNEP) zu einer spezialisierten UN-Agentur aufgewertet werden, die in enger Weise mit den

BWI interagieren würde. Kofi Annan wünscht eine Stärkung der Menschenrechtsprogramme

und des UNHCHR „This programme urgently needs more resources and staff, including a

stronger capacity to train country teams within the Office of the UN High Commissioner for

Human Rights.”195

Ein mittel- und kompetenzgestärktes Hochkommissariat mit einem erweiterten Handlungs-

rahmen könnte den Herausforderungen im Bereich der MR besser gerecht werden. Besonders

sein reguläres Bürobudget ist im Rahmen der Aufgabe zu niedrig. Mit zusätzlichen Mitteln

könnte das Büro des UNHCR nicht nur seine „Feldpräsenzen“196 ausbauen, sondern allgemein

durch zusätzliche Interaktions-, Wissens- und Kapazitätsressourcen dem beschlossenen

zukünftigen Menschenrechtsrat (MRR) besser und schneller mit zeitnahen und genaueren

Informationen zuarbeiten. Dabei stellt Annan für das UN-MR-System auch die

Harmonisierung der „guidelines on reporting to all treaty bodies” in den Vordergrund. Diese

sollten „be finalized and implemented so that these bodies can function as a unified system”197.

Grundsätzlich sollte es zu einem „mainstreaming of human rights throughout the United

193 Magariños , S. 17.194 Vgl. WBGU (Wissenschaftlicher Beirat der Bundesregierung Globale Umweltveränderungen): UN-Reformen angehen und Umwelt im internationalen System aufwerten. In: Welt im Wandel – Armutsbekämpfung durch Umweltpolitik. WBGU, Zusammenfassung für Entscheidungsträger. Berlin 2004, Kap. 2.2. http://www.wbgu.de/wbgu_jg2004_kurz.html#Heading2 195 Vgl. In Larger Freedom, Abs. 142, 144 und 147. ; UN-Dok. A/59/2005/Add.3: In größerer Freiheit: Auf dem Weg zu Entwicklung, Sicherheit und MR für alle. 26. Mai 2005, Kap. II.B, bes. Abs. 24-32. 196 Ebenda. UN-Dok. A/59/2005/Add.3, Abs. 53.197 In Larger Freedom, Abs. 148.

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Nations system” 198 und zu einer allgemein engeren Kooperation des Büros des HCHR mit dem

SR, der GV und dem ECOSOC kommen.199

Insgesamt werden und müssten die UN-Konzepte, wie die MR, die Demokratie, die Herrschaft

des Rechts, das Peacekeeping mit Prinzipien modernen Verwaltungs- und

Professionalisierung-Managements in einem multi-constituencies-Ansatz zusammengeführt

werden, um die größte Abstimmung, Effizienz, Transparenz und institutionalisierte

Partizipation, sowie den breitesten relevanten Informationsfluss von außen in die Organisation

hinein zu erreichen. UN-Institutionen nehmen seit mindestens 15 Jahren erweiterte Rollen an,

indem sie auf den erweiterten Akteursgruppenkreis, auf sonstige Entwicklungen und die

bereits gemachten Erfahrungen reagieren.

d. Finanzierung

Die UN kann ihre Aufgaben nur dann erfüllen, wenn sie die dazu notwendigen Mittel in die

Hand bekommt. Eine solide Buchprüfung und Rechenschaftspflichtigkeit der UN-

Verwaltung(en) ist sicherlich ein UN-internes Kriterium zur Behebung der

Finanzierungsprobleme der Organisation. Ein anderes, internationales, wäre eine grundlegende

Umstrukturierung in den (Privathaushalten und ... anderes Thema) Staatshaushalten vieler MS.

So lagen die ww. Rüstungsausgaben 2004 bei fast einer 1 Billiarde USD. Davon entfielen

allein 47 % auf die USA.200 Im selben Jahr betrug die ww. Official Development Assistance

(ODA) rund 78.6 Mrd. USD, man merke: nominal „its highest level ever”201. Und dieser

`Höchstwert´ entspricht dennoch nicht dem seit 1970 angestrebten, aber unverpflichtenden

UN-Ziel, dass die entwickelten Länder 0,7 % ihres jährlichen BIPs für Entwicklungshilfe und

Zusammenarbeit aufwenden. 202

Kofi Annan bat die `Geberstaaten´ Ende November 2005 für 2006 um zusätzliche 4,7 Mrd.

USD Humanitäre Hilfe für 31 Mio. Menschen, die von Katastrophen betroffen sind. Im

Vergleich dazu liegt etwa der Haushalt der Stadt Karlsruhe für 2006 bei rund 1,15 Mrd.

Euro.203 Im internationalen Kontext der MDGs geht es nun um eine nötige Aufstockung der

198 Outcome, Abs. 126.199 Ebenda Abs. 124.200 Vgl. SIPRI Yearbook 2005. 07. Juni 2005, Kap. 8. http://yearbook2005.sipri.org/ 201 Vgl. OECD: http://www.oecd.org/document/3/0,2340,en_2649_201185_34700611_1_1_1_1,00.html Die Steigerung um rund 25 Mrd. USD seit 2001 ist besonders in der Wiederaufbauhilfe für Afghanistan und den Irak verbunden.202 Der Bericht der Pearson Kommission 'Partners in Development' führt den 0,7 %/BIP- Wert 1969 in die ODA-Debatte. Das OECD's Development Assistance Committee (DAC) hat ihn daraufhin angenommen, und die GV führt ihn am 24. Okt. 1970 als nicht verpflichtenden Unterpunkt in der Resolution `without vote´ 2626 (XXV), Absatz 43, auf. Heute halten zumindest die Niederlande, Schweden, Dänemark und Norwegen diesen Wert ein. Hierzu z.B.: Wilke-Launer , Renate: 50 Jahre Prozente für Entwicklungshilfe. Der Überblick, Zeitschrift für ökumenische Begegnung und internationale Zusammenarbeit. 3 / 2005, S. 4. http://www.der-ueberblick.de/archiv/200503/200503.004/ 203 Vgl. Karlsruher Stadtzeitung vom 04. März 2005. http://www1.karlsruhe.de/Aktuell/Stadtzeitung05/sz0901.htm

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globalen ODA um weitere 50-70 Mrd. USD per annum204. Man sieht am bisher Gesagtem, in

welchen Relationen diese Beträge stehen. Die UN nun, die sich ww. um Belange kümmert, hat

mit weniger Geld auszukommen, als der Organisation wirklich Recht sein kann.205 Der

ordentliche UN-Zweijahreshaushalt für 2006/2007 beträgt rund 3,9 Mrd. USD, wovon ¾ wohl

in die Gehälter gehen dürfte.206 Neben dieser ersten Kategorie an Pflichtbeiträgen zum

ordentlichen Haushalt gibt es eine zweite: die Beitragsumlagen für Friedensmissionen. Die

Kosten der Blauhelm-Einsätze summierten sich 2005 auf 3,6 Mrd. USD.207 Und als Drittes gibt

es die außerordentlichen freiwilligen staatlichen Geldmittel. Zur Finanzierung ihrer Projekte

bleibt die UN auch auf die von der ZG und NGOs freiwillig aufgebrachten Geldmittel, sowie

auf private `donations´ angewiesen, die nicht über den ordentlichen Haushaltsplan verbucht

werden. Der Anspruch der UN darauf, Themen sinnvoll und mit aufgelegten Programmen der

Entwicklungszusammenarbeit zu bearbeiten, ihre zunehmenden und teils beständigen

operativen (Peacekeeping)Aktionen, ihre operationelle Themenvielfalt, brachten nicht

automatisch eine adäquate Ausweitung an ihr für ihre Aufgaben zur Verfügung gestellten

Mittel mit sich. Wobei diese nicht allein oder auch nur größtenteils - etwa beim ECOSOC -

aus dem regulären UN-Haushalt208 zu stammen brauchen.

Diverse Mitgliedsstaaten sind ihren Pflicht- und freiwilligen Beiträgen immer wieder nur

verzögert, etwa zum Jahresende209, oder im geringeren Maße nach gekommen. So werden und

wurden vom größten Beitragszahler, der USA, Beiträge teils zurückgehalten, oder es wird mit

ihrer zukünftigen Rückhaltung gedroht210, um US-Vorstellungen zu befördern. Das US-

Repräsentantenhaus stellte im Vorfeld des M+5 der UN „46“ Forderungen auf: sparsam und

effizient zu sein, und sich gegen die Korruption in ihren Reihen zu engagieren, und drohen, bei

nicht Erfüllung, mit der „Halbierung der USA-Beitragszahlungen“.211 Neue Friedensmissionen

gedenke der Kongress dann auch nicht mehr wie „bisher mit 27 Prozent“ zu finanzieren. Diese

Art des ökonomischen Drucks, kann man nur als ein Defizit des Umgangs miteinander

deklarieren. Als ob die UN nicht das gleiche Interesse verfolgen würde. Und ohne Missstände

kein Sinn für Veränderung und Entwicklung, Fehler lassen sich in Großorganisationen nicht

204 Vgl. Sachs, Kap. 17, S. 251.205 Sparbeispiele: Nadler, Gerald: UN-Mitarbeiter müssen frieren. Südeutsche.de vom 19. März 2002. http://www.sueddeutsche.de/jobkarriere/berufstudium/artikel/306/7299/ 206 Vgl. Entwicklungspolitik online (epo): UN-Generalsekretär Annan verschiebt Asienreise wegen desolater Finanzlage der UNO. 2. Dez. 2005. http://www.epo.de/index.php?option=com_content&task=view&id=1228&Itemid=84 207 Ebenda.208 Hierzu: Deutsche Gesellschaft für die Vereinten Nationen.: http://www.dgvn.de/publikationen/dgvn-bi-un-finanz.htm 209 Die EU-Staaten überweisen oft nur in Quartalsraten, und nur wenige komplett zu Beginn eines Jahres. 210 Zahlen: Schade, Jeanette: Unilaterales US-Handeln im Multilateralen Kontext – eine tabellarische Übersicht. In: Hippler, Jochen / Dies.: US-Unilateralismus als Problem von internationaler Politik und Global Governance. INEF-Report, Institut für Entwicklung und Frieden (INEF), Heft 70. Duisburg,, 2003, S. 26-57, S. 28+34ff. http://inef.uni-duisburg.de/page/documents/report70.pdf 211 Kötter: UNO-Reformgipfel auf der Kippe. In: Neues Deutschland vom 14. Sept. 2005. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/koetter.html

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vermeiden, ganz unapodiktisch, in jeder Webmaschine reißen die Fäden (Pause, Konferenz,

kein Schritt, Schritt oder Schrittchen, einfädeln und weiter). Wozu, kann man fragen, betreibt

die UN ihre Reformbemühungen, um korrupt und desorganisiert zu bleiben? Die Straffung des

Management der komplexen UN-Binnenstruktur und ihre unbedingt effektive Koordinierung

zwischen den verschiedenen Ebenen, ihren Organen und Sonderorganisation, sind angesichts

knapper Finanzressourcen auch der UN selbstevident genug. Fehler, auch unglaubliche, bis hin

zu kriminellen Machenschaften können zumeist nur zufällig entdeckt werden; wer will sie

denn an allen Stellen verhindern können – was ist, wenn der Bösewicht mit dem Koffer in der

Hand verschwindet? Bei 3,9 Mrd. USD regulärem 2-Jahres-Budget kommt es zu

Abschwemmungen. Dieser Korridor, der `Ausschuss´, ist mitzudenken und nicht zu kritisieren,

außer in einem nichttolerierbaren Bereich. Diesen Bereich wiederum verhandelt man

gemeinsam und immer wieder, von Entscheidung zu Entscheidung. `Kleinklein´ nennt sich das

in der Umgangssprache; und man droht nicht unbesonnen. Drohungen belasten spätere

Grundsatzverhandlungen durch durch sie entstehende Vertrauenslücken. Gewiss hat nicht nur

die Reduzierung des UN-Mitarbeiterstabes schon vor Jahren begonnen, gewiss darf sich etwa

ein `Oil for Food-Desaster´ nicht wiederholen.

Nun, die MS finanzieren die Organisationen der Entwicklungszusammenarbeit mit in Höhe

und Dauer freiwilligen Beiträgen. Was für die UN finanzielle Planungsunsicherheiten

bedeutet. Ziel ihrer Reformen sind entsprechend auch die Erhöhung der freiwilligen Beiträge

und die langfristige Mittelzusage seitens des MS, also weniger schwankende Beiträge, sowie

die Verbesserung der allgemeinen Zahlungsmoral. Hinzukommend wünscht sie eine

Verlagerung des Beitragscharakters, um die „Basisfinanzierung zu erhöhen und

zweckgebundene Beiträge zu verringern“.212 Damit böten sich ihr größere Optionsräume für

Koordination und Umschichtungen für brennpunktspezifische Mittelbündelungen. Zuweilen

erhielt die UN ihre reguläre Handlungsfähigkeit nur dadurch aufrecht, indem sie sich „von

Peacekeeping-Konten“213 die Mittel geliehen hat, und konnte dann in Folge die „Kosten von

Peacekeeping-Operationen den beteiligten Ländern nicht [selbst!] zurückerstatten.“214 Sie

überlegt sich angesichts der heiklen Finanzsituation seit längerem, wo sie überall Kosten

vermeiden kann. Dadurch wird ein Impuls zur Umstrukturierungen im UN-Management

gegeben und eine Intensivierung der UN-Außenbeziehungen hin auch zu Private Public

212 Vgl. Bundesministerium für wirtschaftliche Zusammenarbeit und Entwicklung. Themen und Schwerpunkte: Reform der Vereinten Nationen. 12. Sept. 2005.http://www.bmz.de/de/themen/MDG/ReformenVN/index.html 213 Slater, Alice / McCavitt, Christopher: Das Absägen einer Vision. Zum Verhältnis zwischen USA und UN In: W&F Wissenschaft & Frieden. 1. Okt. 1997. http://www.linksnet.de/artikel.php?id=457 214 Ebenda. Vgl. auch: In Larger Freedom, Abs. 215. Kofi Annan schlägt dort vor, die Regeln des UN-Peacekeeping budget (Friedenssicherungshaushalt) dahingehend zu ändern, dass es die UN berechtigt, für besondere vom SC genehmigte Aktionen Gelder aus den Pflichtbeitrags-Konten zu verwenden.

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Partnerships (PPP)215 et al. sinnvoll. Eine verstärkte Transparenz und Rechenschafts-

pflichtigkeit der Organisations-Einheiten kann helfen, überzogene Vorbehalte abzumildern, die

behaupten, die UN sei eine mittelverschwendende Organisation. Um dennoch auftretende

Ineffizienzen zu glätten besteht Reformbedarf. So zielen regelmäßig viele Vorschläge auf die

Restrukturierung der Finanzierung des UN-Systems.216 Neben der Strategie

Firmenpartnerschaften (corporate sponsorship)217 für die UN-Entwicklungsziele im Rahmen

von Kofi Annans `Global Compact218´ zu gewinnen, wurden von diversen Akteuren

Vorschläge zu Internationalen Steuern als ein Instrument der globalen Umverteilung über die

UN eingebracht. „La mondialisation crée beaucoup de richesse. En affecter une fraction à

lutter contre la pauvreté, les inégalités et pour soutenir le développement répond à une

exigence éthique, sociale, économiquie – et politique, comte tenu de l`instabilité

qu`engendrent les écarts de développement dans un monde  ouvert“ 219. Daran ist ein weiteres

Defizit aufzeigbar, ein Legitimitätsproblem, denn es existiert kein Weltparlament, welches

solcher Art Steuern beschließen könnte. Eine einseitig zwischen den Regierungen getroffene

Abmachung in dieser Richtung bedarf nach demokratietheoretischem Blickpunkt auch der

direkten Zustimmung der Betroffenen.

Das ordentliche UN-Budget, die freiwilligen Beiträge, UN-Fondsauffüllungen summieren

sich für das UN-System mit seinen Funds auf etwa 10 Mrd. USD, und kann angesichts der

eigentlichen Aufgabe nur als äußerst knapp betitelt werden. Die Möglichkeit mit ausreichend

Personal und Finanzmittel in der Welt agieren zu können sind realistischerweise nur als

unzureichend zu bezeichnet. Man darf somit gar nicht erwarten, dass die UN allen

Problemlagen gerecht werden kann, selbst wenn einer International Finance Facility (IFF) als

„Finanzierungsschlüssel und keine Institution“220 ein großer Erfolg beschieden sein sollte.

Dieser genuin wohl britische und auf 15 Jahre ausgelegte Vorschlag einer IFF (zur `Selbstverschuldung

´, wie man kritisch anmerken könnte), besagt, dass die Geberländer langfristige Zusagen für ODA-

215 Hierzu kurz: United Nations Economic Commission for Europe. 29. Juli 2005. http://www.unece.org/ie/ppp/Welcome.html ; kritisch: Richter, Judith: 'Partnerships' between UN agencies and transnational companies: A critical perspective. In: Public-Private 'Partnerships' Addressing Public Health Needs or Corporate Agendas? Report on the HAI Europe/BUKO Pharma-Kampagne Seminar. 3 November 2000. Health Action International (HAI Europe) 2001, Punkte 1-4. http://www.haiweb.org/campaign/PPI/seminar200011.html 216 Hierzu: Wahl, Peter (Hrsg.): Internationale Steuern. Globalisierung regulieren – Entwicklung finanzieren. WEED, Berlin, Mai 2005.217 Im Januar 1999 hat Kofi Annan ww. Unternehmen zu seinem `Global Compact´ eingeladen. Unternehmen finanzieren nun über die von der UNDP verwalteten `Global Sustainable Development Facility´ speziell in armen Ländern soziale, umwelt- und entwicklungsbezogene Projekte.218 UN / The Global Compact: The Global Compact`s Next Phase. 6. Sept. 2005. http://www.globalpolicy.org/reform/buisiness/2005/0906framework.pdf Stand: 20. Nov. 2005. ; UN: The Global Compact – http://www.unglobalcompact.org ; Turegana, Laura : UN Global Compact : Many US Companies in Wait-and-see Mode. web: onPhilanthropy. A global Resource for Non-Profit Professionals. 22. Juli 2002. http://onphilanthropy.com/tren_comm/tc2002-07-22b.html 219 Landau, Jean-Pierre: Rapport à Monsieur Jacques Chirac Président de la Republique. Groupe de travail sur le nouvelles contributions financières internationales. Dez. 2004, S. 10. Und : „La base objective d`une fiscalité internationale existe“, S. 120.220 Wahl, Peter: Internationale Steuern, S. 39.

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Transfers machen. Nun tritt der Effekt ein, dass auf diese zugesagten Mittel, die als quasi Sicherheit

wirken, zusätzliche Mittel auf dem Kapitalmarkt realisiert/kommuniziert werden können. Es würde ein

Mehr an Planungssicherheit auf Seiten der Entwicklungspolitik mit sich bringen. Die Kritische Stimme

befürchtet, dass

„Entwicklungsetats nicht hinreichend steigen und somit die heutigen Mittel auf Kosten zukünftiger Generationen ausgegeben werden; möglicherweise werden neue Auflagen für Nehmer geschaffen. Dennoch kann die IFF [...] sinnvoll sein. Der erhoffte Durchbruch für eine IFF blieb beim G8-Gipfel im Juli aus.“221

e. Neue Institutionen und Fonds

Hierbei geht es darum, ob „individual organizations should be dissolved or radically reduced

in size or funding as well as whether individual organizations should be upgraded,

restructured, or strengthened”222- oder völlig neu geschaffen werden sollen. Seit den späten

1960er Jahren hat es „more than fifty proposals for UN reform”223 gegeben, die ihren Ursprung

innerhalb wie außerhalb der UN hatten und haben.224 Und immer geht es auch um diese

angeführten Fragen. Und von allem Anfang an hat das UN-System immer wieder zusätzliche

Agenturen, Programme, Fonds, Posten und sonstige Institutionen ihrem System hinzugefügt,

manches eingestellt, vieles ausgestaltet. So wird seit 1996 u.a. von der konservativen

amerikanischen Heritage Foundation, und zunächst „quiet but significant“225 von der Clinton-

und Bush-Administration gefördert, die Schaffung eines Democracy Caucus (DC)226 und eines

Economic Freedom Caucus227 (EFC) der Vereinigten Staaten innerhalb der UN gefordert.228

Hier könnten sich jene MS einfinden, die gleiche Ansichten in Fragen der MR,

Religionsfreiheit, Gleichberechtigung, repräsentativen Demokratie, ökonomischen Freiheiten und des Freihandels teilen, „but who do not vote with the U.S. on these

issues due to regional loyalties and other pressures“.229 Warum sie es dann in diesen Gremien tun sollten, bleibt logisch ungeklärt. Vielmehr kann man diese Caucus-Wünsche als Vorstufe einer neuen Art von UN verstehen, die sich gegenüber nicht Charta-konformen MS verschließt, um mit dem Rest die neue Weltordnung zu bearbeiten. „Every right to participate in and to lead a UN body

221 www.deine-stimme-gegen-armut.de ohne Angabe (Kontext). http://www.deinestimmegegenarmut.de/docs/entwicklungsfinanzierung_fact_sheet.pdf 222 Krause, Joachim: Multilateralism, S. 56. 223 Magariños, S. 53.224 Ebenda.225 Rauch, Jonathan: Voting Bloc. In Geneva, the U.N.'s successor may be testing its wings. Reasononline, 22. März 2004. http://www.reason.com/rauch/032204.shtml 226 Freedom House: Powell pledges to work towards UN Democracy Caucus. In: Freedom House Press Releases. 12. April 2004. http://www.freedomhouse.org/template.cfm?page=1 - Democracy Caucus.227 Holmes, Kim R.: The Challenges Facing the United Nations Today: An American View, Assistant Secretary for International Organization Affairs. Remarks Before the Council on Foreign Relations. US Department of State, Washington, DC, 21. Okt. 2003. http://www.state.gov/p/io/rls/rm/2003/25491.htm 228 Schaefer, Brett D.: Heritage Lectures, Nr. 842. a.a.O., S. 3f. 229 Ebenda.

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involves, at a minimum […] to live up to the most elementary standards of decency embodied

in the UN Charter.”230 Dieses natürlich mit der Option an alle dann ausgeschlossenen `Anderen´, als gewandelte MS wieder in die bestimmten Gremien zurück zufinden.In dem hier besonders bearbeiteten Berichtszeitraum, angefangen beim Cardoso-Protokoll vom

Juni 2004, finden sich in punkto neue Institutionen etliche Reformvorschläge auf der

Reformagenda, mit mehr oder weniger Aussicht auf Umsetzung. Das Cardoso Panel schlägt

die Einrichtung eines neuen Office of Constituency Engagement and Partnerships in New

York vor. Es soll eine bedeutende Beraterfunktion für die UN-Führungsspitze ausüben, indem

es die strategische Planung bearbeitet und Konsultationsdienste „to the United Nations on

constituency matters“ anbietet. Mit einer Zusammenführung von „relevant functions, existing

and new”231 sollen Kohärenz- und Synergieeffekte erzielt werden. Die genaue personelle

Zusammensetzung, und Verfahrensfragen will man dabei in der fortlaufenden Deliberation

klären. Im Kern geht es darum, das dynamische Zusammenwirken der verschiedenen

`constituencies´232 sowohl im deliberativen, wie auch operativen Prozessen zu fördern. Der

Vorschlag zielt auf eine Zusammenfassung von: a) einer Civil Society Unit (aufbauend auf

dem NGLS233 - neu einzurichten); b) einer Partnership Development Unit (basierend auf dem

UN-Fonds für internationale Partnerschaften); c) einer Elected Representatives Liaison Unit

(einzurichten); d) des Global Compact Office (vorhanden) und e) des Sekretariats des

Permanent Forum on Indigenous Issues (vorhanden). Andere Vorschläge, die sich auf einem

neuen MRR beziehen, erklären sich aus der weitgestreuten Kritik am gegenwärtigen System

der MRK234, ihrer ineffizienten Arbeit und den in diesem 53-köpfigen Gremium auch

vertretenden Staaten, die nachweislich nicht dem Standard der internationalen MR gerecht

werden, und somit der Glaubwürdigkeit235 dieser Institution schaden.236 So ist es nicht

ungewöhnlich, dass sich MS in die MRK wählen lassen, nicht um die MR voranzubringen,

sondern um vielmehr vor Außenkritik abzulenken, indem lautstark andere kritisiert werden,

oder ernsthaftes Verhandeln durch künstliche Prozedur-Erörterungen verhindert wird. Die

Folge sind entsprechend eine Aufweichung von Definitionskriterien und eine für die MR-

230 Holmes, The Challenges Facing the United Nations Today, a. a. O.231 Cardoso, Abs. 148.232 Zum Begriff, siehe: Kap. 3a – das Cardoso-Panel.233 Non-Governmental Liaison Service. Hierzu: NGLS: About NGLS. http://www.un-ngls.org/aboutusjm.htm 234 Vgl. HLPTCC, Abs. 283.235 Beispielsweise wurde der Sudan 2004 wieder in die Kommission gewählt, obwohl es auf seinem Territorium seit Jahrzehnten zu den schwersten MR-Verletzungen kommt.236 Human Rights Watch: Joint NGO Statement on U.N. Reform. Presented to the 61st Session of the U.N. Commission on Human Rights. Statement, 12. April 2005. „Special Procedures, including country and thematic Special Rapporteurs, Independent Experts and Working Groups, have emerged as one of the most creative and practical tools of the MRK. The system of Special Procedures is an integral part of any UN human rights system and should be not only maintained, but significantly strengthened in any new body”.

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Standards schädliche Missinterpretation sowie offensichtliche Doppel-Standards.237 Anderer-

seits dürfen die auch erfolgreichen Arbeits-Verbindungen der MRK zu „hunderten

zivilgesellschaftlicher Organisationen“ nicht übersehen werden, die mit der ZG und den NGOs

eine Zusammenarbeit pflegen, „wie sie sonst nirgendwo existiert.“238 Dieser mittlerweile nun

zumindest beschlossene neue MRR wird womöglich einen höheren Status und eine größere

Autorität innerhalb des UN-Systems erhalten.239 Er soll zu einer ständigen Einrichtung werden,

um so, wann immer notwendig, zusammentreten und handeln zu können. Der entscheidende

Punkt soll jedoch dieser werden, dass der Zutritt zu diesem Gremium für die MR nicht

einhaltende Staaten wohl dann nicht mehr möglich sein würde – wir erinnern an die oben

genannte Philosophie hinter den Reformideen hinsichtlich eines Democracy Caucus. Mit der

Errichtung eines solchen MRR würde240 sich die UN konkret an dieser ersten Stelle strukturell-

inhaltlich um definieren, und zu einem Verein werden, der idealerweise aus Demokratien oder

„decent peoples“241 bestünde.242 Seine Aufgaben werden auch die gleichen der MRK sein: das

ww. Voranbringen und Monitoring der MR.

Die Errichtung eines – z.B. aus dem ECOSOC hervorgehenden - Economic Security Council

(ESC) im Range eines UN-Hauptorgans, und mit Befugnissen ausgestattet, wie der SR auf

seinem Gebiet, wurde im Laufe der Jahre von verschiedener Seite, etwa dem Bertrand Report

1985, dem Nordic Project 1991, dem Human Development Report (HDR) 1994, der CGG

1994/95, in die Reformdebatte lanciert. Dabei könnte dieses vor allem deliberative Council

gemeinsame Politiken per Konsens herbeiführen, ohne dagegen Vetomöglichkeiten bereit zu

halten. Das heisst, es bedürfte der Etablierung eines Quorums (vielleicht zum Einstieg ein 6/7

Quorum?!), ansonsten bliebe die bekannte `Karawane so schnell wie ihr langsamstes Kamel´.

Und das ist sie ja tendenziell heute schon. Auf die Nach- und Vorteile von (Gruppen)-

Pioniergesetztätigkeiten einzugehen, fehlt hier der Platz. Besser ist, wenn quasi alle zusammen

etwas tun, was einer allein zwar tun kann, doch bei einem auf ein transnationales Feld

bezogenen Gegenstand, allein nicht bewältigen wird. Dies-und-Das kann jedes Land für sich

abschaffen, beibehalten, einführen, aber viele andere Sachverhalte lösen sich erst in

gemeinsamer Aktion. Ansonsten wären alle Zeilen über Multilateralismus überflüssig,

ansonsten würde sich das Ozonloch nicht heute schon wage abschätzbar in so und so viel

237 Vgl. Amnestie International Public Statement: 2005 UN Commission on Human Rights: Joint statement on UN Reform. 12. April 2005. http://web.amnesty.org/library/Index/ENGIOR410342005?open&of=ENG-312 238 In Larger Freedom, Abs. 181. (dt. Version) Eine weitere Ausnahme ist das UNAIDS und ehrenamtlich UNICEF. Dazu Fußnote 19.239 Vgl. HLPTCC, Abs. 291 ; In Larger Freedom, Abs. 183 und Anhang IV.,8e ; Outcome, Abs. 157–160. UN Watch und 31 weitere NGOs wollen den MRR innerhalb von 5 J. zu einem Hauptorgan aufgewertet sehen.http://www.reformtheun.org/index.php?module=uploads&func=download&fileId=1170 240 Der Outcome sagt darüber nichts.241 Hierzu: Rawls, John, The Law of Peoples, a. a. O., S.. 59-88. 242 Man muss es noch im Konjunktiv belassen. Vgl. Outcome, Abs. 160.

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Jahren wieder schließen können243. Solch einem ESC wäre aufgetragen, sich mit der globalen

Armut, der Arbeitslosigkeit, Nahrungsbeschaffung, Migration, ökologischen Krisensituationen

und der Schaffung eines internationalen Rahmens für ein globales Sustainable Development zu

beschäftigen. Die Schaffung eines International Development Council als ein hochrangiges

Forum zur Politiksteuerung in den vom ECOSOC vertretenen Bearbeitungsfeldern wurde vom

Nordic Projekt I promotet. Die Charta verändernde Umwandlung des unbeschäftigten

Treuhandrates244 in einen `Weltumwelt-Treuhandrat´ „für die globalen Gemeinschaftsgüter“

wurde von Annan 1997 vorgeschlagen.245 Die jetzt kommende PBC, die Ländern aus

Konflikten heraus kommen helfen und präventiv Konfliktspiralen durchbrechen soll, wird im

Sekretariat ein Peacebuilding Support Office zur Seite gestellt. So dass der GS „is able to

integrate system–wide peacebuilding policies and strategies, develop best practices and

provide cohesive support for field operations.”246 Zu Funktionsveränderungen der UN-

Sicherheitspolitik kam es im Kontext mit der Suezkrise (Okt./Nov. 1956). Der damalige

Generalsekretär Dag Hammarskjöld hatte auf Initialanregung des kanadischen Außenministers

Lester Bowles Pearson247 die „Grundprinzipien der Notstandstruppe“248 (UN-Blauhelme)

formuliert.

Der spätere GS Boutros-Ghali entwickelte später 4 Basis-Instrumente (Preventive Diplomacy,

Peace-Making, Peace-Keeping und Post-Conflict Peace-Building).249 Und wenn etwa eine

überwältigende Mehrheit die geplante Schaffung einer PBC begrüßt, ist über die Relevanz

einer solchen schon einmal viel gesagt. Darin wird die Erkenntnis deutlich, dass „die

Sicherheitsrisiken des 21. Jahrhunderts [...] rein militärisch nicht zu beherrschen“250 sind.

Die Institution des Posten eines zweiten Stellvertretenden GS und dessen Büro schlägt, wie

bereits erwähnt, das HLPTCC vor. Dieser soll dem GS in den Handlungskomplexen der

243 Mehr Freiheit - weniger Staat: Ozon - ein Loch in der Glaubwürdigkeit. Ohne Angabe. http://www.mehr-freiheit.de/eco/ozon.html „Das `Montreal Protokoll´ ist das erste Beispiel eines internationalen Vertrags, der Produktion und Verteilung von Chemikalien regelt. Mit diesem Vertragswerk konnte die Widerstandskraft von Wirtschaft, Wissenschaft und Medien gegen tiefgreifende staatliche Eingriffe getestet werden.“244 HLPTCC, Abs. 299, will ihn und damit seine Funktion aus der Charta, Kapitel XIII, streichen: „The United Nations should turn its back on any attempt to return to the mentalities and forms of colonialism”. Ebenso In Larger Freedom, Abs. 218 und Outcome, Abs. 176. 245 Biermann, Frank / Simonis Udo Ernst: Eine Weltorganisation für Umwelt und Entwicklung. Funktionen, Chancen, Probleme. Stiftung Entwicklung und Frieden. (SEF), Policy Paper 9. Juni 1998, S. 7. 246 HLPTCC, Abs. 266 – 269.247 Vgl. Middle East – UNEF I. Establishment of UNEF. http://www.un.org/Depths/dpko/dpko/co_mission/unef1backgr2.html Stand: 12. Nov. 2005.248 Gareis / Varwick, S. 116.249 Loges, Bastian / Menzel, Ulrich: Beiträge aus dem Schwerpunkt: Staatszerfall und humanitäre Intervention. Lektion 3. Die UNO sucht nach Regeln. In: Zeitschrift für Entwicklung und Zusammenarbeit (E+Z). 4 / 2004. http://www.inwent.org/E+Z/content/archiv-ger/04-2004/schwer_art2.html 250 Messner, Dirk / Faust, Jörg: Entwicklungspolitik als ein Kernelement der europäischen Sicherheitspolitik. Deutsches Institut für Entwicklungspolitik (DIE) Analysen und Stellungnahmen. 3 / 2004, S. 1. http://www.die-gdi.de/die_homepage.nsf/6f3fa777ba64bd9ec12569cb00547f1b/8a5f5aa07c7d6847c1256e1400334014/$FILE/Messner-FaustEntwicklungspolitik%20als%20ein%20KernelementAuS-03-04.pdf

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Sicherheit und des Friedens zuarbeiten und diese Felder systematisch beaufsichtigen, „mit dem

Ziel, integrierte Strategien auszuarbeiten und für ein konzertiertes Vorgehen zu sorgen. Ein

solches Büro sollte keine operativen Funktionen haben ...“251 Die positiven Erfahrung mit dem

ersten Stellvertretenden GS, der besonders in den Feldern Wirtschaft und Soziales tätig wird,

standen bei der Idee Pate. Die Einrichtung eines Demokratiefonds252 bei der UN ist eine

Innovation. „Establishing a fund to build Southern civil society capacity to participate and

ensuring that country-level engagement feeds into the global deliberative processes.”253 Sie

unterstreicht den Willen der UN, die Demokratie zu unterstützen. Die UN gibt damit eine

normativ eindeutige Richtungsanweisung. Zu nennen ist noch, dass das neue, von GV

eingerichtete Finanzierungsinstrument für Entwicklung, der World Solidarity Fund (WSF)254

seine Arbeit aufnehmen wird. Die weitere modale Ausgestaltung des auf dem World Summit

of the Information Society I beschlossenen `Digitalen Solidaritätsfonds´ ist hier auch einfach

nur zu nennen255. Oder auch der im Cardos-Protokoll unterbreitete Vorschlag 8 für eine

Partnership Development Unit256, welche helfen könnte, „that lessons of practice are fully

internalized in operational and management approaches, conduct rigorous evaluations to learn

about the full costs and impact on development of multisectoral partnerships and inform the

debate about the institutional implications of the approach.” Schließlich die an anderer Stelle

behandelten, seit längerem bestehenden Ideen zu z. B. einem UN-Parlament, einem Petitions

Council, oder globalen Steuern.

3. UN-Berichte und `Drafts´

UN-Expertenberichte, die Berichte der Kommissionen, Haupt- und Nebenagenturen, solche,

von Gruppen einzelner MS oder sonstige Nicht-UN-Organisationen initiierte Studien und

Analysen, welche den UN-Reformprozess markiert haben, sind: die `Jackson Study´ 1969, der

Bericht der Pearson-Kommission an die WB im gleichen Jahr, der Gardner-Report 1975, der

`Bertrand-Report´ für die `Joint Inspection Unit´ (JIU) der GV 1985, die Group of 18 1986,257

der Brundtland-Kommissions-Bericht 1987, die Süd-Kommission 1990, und z.B. das

skandinavische `Nordic Project I´ 1991, die `Agenda for Peace´ von Boutros-Ghali 1992, die

251 HLPTCC, Abs. 293-4, Zitat: Abs. 294.252 UN-Dokument A/60/L.1 (hinfort : Outcome): Outcome Document. 15. Sept. 2005, Abs. 136. ; In Larger Freedom, Ab. 151 und Annex, Abs. 7d: “… to provide funding and technical assistance to countries seeking to establish or strengthen their democracy”.253 Cardoso, Vorschläge 26 und 27.254 Outcome, Abs. 23h.255 Hierzu: International Telecommunication Union (ITU) http://www.itu.int/wsis/ ; Über ITU: „On 17 May 1865, after two and a half months of arduous negotiation, the first International Telegraph Convention was signed in Paris by the 20 founding members, and the International Telegraph Union (ITU) was established to facilitate subsequent amendments to this initial agreement.“ http://www.itu.int/aboutitu/overview/history.html 256 Cardoso, Proposal 7; 8 ; 24 und Abs. 148; 157.257 Hierzu allg.: Hajnal, Peter (zus.gest.): United Nations Reform: A Selected Bibliography. University of Toronto. Revised 27. Jan. 1997. http://www.library.yale.edu/un/un2a6a.htm

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`CGG´ 1995, oder der `South-Center Report´258 1996, et. al. Sie führten insgesamt zu stetigen

Neujustierungen der einzelnen UN-Einheiten und gaben - mehr oder weniger einflussreich –

Gestaltungsanregungen. Wie ersichtlich, ist diese Textgattung ein schon vor und neben den 2

großen Reformunternehmungen seitens Boutros Boutros-Ghalis und Kofi Annans verwandtes

Mittel.

Annan hat in den letzten Jahren immer wieder hochrangige Expertengremien berufen. Aber

auch sein direkter Vorgänger im Amt, Boutros Boutros-Ghali setzte wie gezeigt

Expertengruppen mit Berichtsfolge ein, die sich mit UN-Reformen befassen sollten. Letzterer

begann aufgrund der Erfahrungen, die die UN mittlerweile gemacht hatten, sowie der sich

durch die wandelnde internationale Konstellationen ergeben habenden neuen Möglichkeiten

für die UN259, ein explizites Reformwerk.260 Dieses ist von Kofi Annan ab 1997 unter anderen

Vorzeichen intensiv weitergetrieben worden. Annan wandte sich zunächst besonders den

internen Management-Strukturreformen zu. In Annans Millenniumsbericht und 2 Jahre später

im Strengthening of the United Nations: an agenda for further change vom September 2002,

werden die drei gleichrangigen Hauptagenden der Entwicklung, Sicherheit und Umwelt

verhandelt und eine Strategie der MDGs aufgestellt. Der Brahimi-Bericht im Jahr 2000 setzte

sich dazu speziell mit dem UN-Peacekeeping auseinander. Er kritisierte das zu schleppende

Tempo von Blauhelm-Entsendungen, die Schwäche des Mandats und die mangelnde

Ausrüstung dieser Truppen. Er sieht allerdings keine eigenen UN-Truppen vor. Dafür sollen

dennoch schnelle international zusammenzustellende ad hoc UN-Einheiten aus 100 Soldaten

und 100 Polizeikräften innerhalb von 7 Tagen, größere UN-Kontingente bei Staatenkonflikten

innerhalb von 30 Tagen und bei innerstaatlichen Konflikten nach max. 90 Tagen einsatzbereit

und möglichst vor Ort sein. Die interne Planung von Blauhelm-Einsätzen sollte der GS laut

Bericht künftig schon beginnen können, bevor die notwendige formale SR-Entscheidung für

den Einsatz selbst noch vorliegt. Und ein Kernpunkt von Brahimis Thesen sind die `robusten

Friedenstruppen-Einsätze´. Sie sollen also unter Umständen militärische Mittel einsetzen

dürfen, um ihre Mission erfüllen zu können und nicht mehr nur zur Selbstverteidigung. Diese

`Innovation´ im Peacekeeping kann als Vorbedingung gesehen werden, um die im HLPTCC

aufgestellte Forderung einer RtP-Strategie der UN wirksam werden zu lassen.261 Nun, eine

substantielle UN-Reform, die nicht eine bloße Teilreform bleiben möchte, besteht aus einem

Bündel an Reformen, welches das UN-System in seiner Gänze zu redefinieren versteht. Solche

Reformbündel werden und wurden in UN-Berichten zusammengefasst und jeweils zumeist in

reduzierter inhaltlicher Form zu einem Bestimmungsfaktor des international laufenden

258 South Center: For a Strong and Democratic United Nations. A South Perspective on UN Reforms. Genf 1997. http://www.southcentre.org/publications/unreform/toc.htm 259 Man vergleiche die Zunahme der Friedensmissionen um die 1990er Jahre und in sie hinein. 260 Einsetzung der Arbeitsgruppe: `Working Group on the Future of the United Nations´ im Frühling 1994.261 Vgl. HLPTCC, Abs. 36, 199-203 und Empfehlung 55.

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Verhandlungsprozesses. Viele Vorschläge reduzieren und/oder ergänzen sich über Beschluss-

entwürfe (drafts) bis zum Tag der Beschlussfassung. Entsprechend beschied die Zeit vielen

Berichtsinhalten ein Schubfachdasein, auch wenn punktuell von ihnen Wirkungen

ausgegangen sind, wie z.B. auch vom Cardoso-Panel Wirkungen ausgegangen sind, etwa das

UN-ZG Hearing im Kontext der Draft-Verhandlungen im Juni 2005, obwohl auf den Cardoso-

Inhalt in unserem Betrachtungsraum, im In Larger Freedom und den Folge-Drafts, nur wenig

und großflächig rekurriert wird. Kurz: diese Berichte wirken sich mehr oder weniger auf die

Behebung der dargestellten UN-Defizite aus, thematisieren sie aber (agenda setting) und

tragen damit zu ihrer Behebung bei. Von Anfang an ist dabei deutlich, dass die Beschluss-

Destillate, die aus diesen programmatischen Berichtseingaben erzielt werden, einen

Staatenkompromiss darstellen, eine Abwägung des Wünschenswerten und realpolitisch

Machbaren (`Grand Bargain´), was entsprechend manche Akteure und Akteursgruppen

unbefriedigt lassen wird, denn zu sehr divergieren die Betrachtungsweisen und politischen

Standpunkte der Multi-Stakeholder-Akteure. Nun wird über die neueste Generation von

Berichten verhandelt, entschieden und nicht entschieden.

Die hier besprochen Berichte benutzen allgemein eine gleiche UN-Rhetorik, und sie verlieren

sich, wie es konkret für das Dokumentenwesen nicht untypisch ist, mit Pathos, Floskeln und

unbeflügelten Redundanzen262. Die Berichte erklären die gegenwärtige Weltlage in ihrer

interdependenten Grundverknüpfung, und die Notwendigkeit, auf diesem Weg noch weiter zu

kommen. Jede Form einer geschwächten UN, und damit die Schwächung des globalen

Multilateralismus, bedeutet ein Ansteigen der Unsicherheit in der Welt. Beides stellen die

beobachtende Kritik und die UN-Berichte heraus. Die Argumente dazu sind die bisher und

weiter im Text genannten. Die Berichte plädieren dafür internationale Organisationsmuster

anzugleichen und auszubauen, predigen Zusammenhalt und Kooperation, gemeinsame

Analyse, Sprache und Tat. Sie offerieren Vorschläge zur Reduzierung von Komplexität, um

Platz zu generieren für erweiterten Aufbau von Komplexität auf einem höheren Level. Man

kann solche Übergänge finden seit der Erfindung der Schrift (und früher bei jeder neuen

Technikanwendung) bis zur Digitalisierung. Jeweils werden durch erweiterte Möglichkeiten,

die Grenzen des kommunikativ – und damit handlungsrelevant - Machbaren erweitert. Dies

sind die Transformationsprozesse, denen auch die UN unterworfen ist, und von welchem ihre

Berichte sprechen. Will man den Fortschritt verstehen als die Erweiterungen der

Möglichkeiten, dann bedarf es regelmäßiger Reduktions-Updates.

262 Man betrachte mal exemplarisch den Resolutions-Entwurf der AU (A/59/L.67) Zunächst wird 42 Zeilen lang `bekräftigt, anerkannt, im Bewusstsein gehalten, Kenntnis genommen, der Überzeugung Ausdruck gegeben, wieder in einem Bewusstsein bewegt, berücksichtigt, betont, wieder in Kenntnis genommen, die Notwendigkeit betont, erneut anerkannt, eingedacht und noch mal eingedacht´, bevor 9 Sätze mit der eigentlichen Information folgen.

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Die Zukunft jedes internationalen Systems der kollektiven Sicherheit basiert eo ipso auf

multilateraler Zusammenarbeit auf allen Feldern gegenüber den mehrdimensionalen Sicher-

heitsbedrohungen. Wer nicht mit macht, isoliert sich. Im Falle der UN zum Nachteil der

Gesamtveranstaltung. Diese interdependente Multidimensionalität stellen der Cardoso und der

HLPTCC heraus, der In Larger übernimmt sie vom Cardoso in reduzierterer Weise und

schöpft besonders aus dem HLPTCC, dem Sachs und weiteren Expertisen; der Outcome

wiederspricht nicht, aber konzentriert sich auf institutionen-strukturelle Veränderungen, nicht

dagegen auf eine akteursplurale Integrierung, wie vor allen der Cardoso-Bericht das getan hat.

a. Cardoso-Protokoll

Kofi Annan veröffentlichte im September 2002 seinen Reformbericht „Strenghening United

Nations: an agenda for further change“. In ihm machte er auch den Vorschlag ein

unabhängiges Panel of Eminent Persons zu berufen, um die Beziehungen zwischen der UN

und der ZG zu beleuchten. Im Juni 2003263 nahm das High-level Panel of Eminent Persons on

Civil Society seine Arbeit auf. Nach einer Reihe von Briefings, Workshops und

Konsultationen, legte es seinen Bericht ein Jahr darauf, im Juni 2004 vor. Kofi Annas kürzte

diesen Bericht, dessen Vorschläge „are considered quite controversial by governments, civil

society NGOs, the members of the ECOSOC NGO Committee, and others“264, und gab seinen

Antwortbericht265 im September 2004. Fernando Henrique Cardoso, Soziologe und ehemaliger

brasilianischer Präsident, war der Vorsitzende des zwölfköpfig266 und international besetzten

Expertengremiums. Die Struktur des 83 Seiten umfassenden Berichtes `We the peoples: civil

society, the United Nations and Global Governance´ besteht aus der Einleitung, 30

Vorschlägen des Gremiums, und 10 Kapitel mit insgesamt 187 Abätzen, sowie 3 Anhängen.

Der Kernbegriff ist mit 332 Nennung auf allen 83 Seiten die `civil society´, `partnerships´

finden sich 155 mal, der Begriff der `constituencies´ kommt rund 80 mal vor, die `multi-

constituency processes´ 67 mal, die `member states´ 61 mal; die GV 49 mal, die `NGOs´ 42

mal, der `private sector´ 26 mal, der SR 23, die `multi-stakeholder´ 23 mal, das Economic and

Social Council 18 mal, die `multi-stakeholder partnerships´ 13 mal, der Begriff `peace´ und

die `Arria´ (-Formel) 4 mal. Sein Kernanliegen sind die Multi-Stakeholder Partnerships, also

263 Civil Society and Global Governance. Contextual paper prepared by the Panel`s Chairman Fernando Henrique Cardoso. High level Panel on UN-Civil Society. Diskutiert beim ersten Treffen des Gremiums am 2.-3. Juni 2005. http://www.un-ngls.org/ecosoc%20HL%20Panel%20-%20Contextual%20paper%20by%20Mr%20Cardoso%20Chairman.doc 264 Letter to the Secretary General About NGLS. International NGO Task Group on Legal and Institutional Matters (INTGLIM) 25. Okt. 2004. http://www.globalpolicy.org/reform/initiatives/panels/Cardoso/1025intglim.htm Stand: 25. Nov. 2005.265 UN-Dok. A/59/354: Report of the Secretary-General in response to the report of the Panel of Eminent Persons on United Nations-Civil Society Relations. (17. Sept. 2004)266Hierzu exemplarisch : www.un.org/reform/bios.htm Kurzbiografien der Panel-Mtgl.

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die Kooperationen zwischen Regierungen, Intern. Organisationen, der ZG und dem PS, welche

im Miteinander die Ressourcen zur Bearbeitung globaler/lokaler Problemfelder kumulieren.

„Konzeptionell basiert der Bericht auf der Idee von constituencies (Wählerschaften), die grob die Zivilgesellschaft, Privatwirtschaft und staatlichen Institutionen [fehlendes Wort: `meinen´]. Hierzu zählt der Panel unter anderem Unternehmen, Kirchen, Parlamente, NGOs, lokale Autoritäten und Gewerkschaften.“267

Der Bericht unterbreitet Vorschläge, wie die UN die international sich durch die

Globalisierung verändernden ww. Rahmenbedingungen und aktualisierten Kommunikations-

Realitäten268 aufnehmen, und sich zu eigenen strukturellen und kommunikativen

Veränderungen zu diesen `constituencies´ verhelfen kann. Er greift die Defizitbeschreibungen

über Informationsbeschaffung, mangelnde Partizipationsmöglichkeiten an informeller

internationaler Entscheidungsfindung und formalen Mitentscheidungskompetenzen seitens der

Zivilgesellschaften auf. „True multi-stakeholder cooperation in such prosesses is still

uncommon“.269 Der Bericht macht seine 30 ambitionierten Vorschläge270 zu vertieften

Interaktionen und Mechanismen der Kommunikation, die über den intergouvernementalen

Charakter der Weltorganisation hinaus gehend, weiteren Akteuren des internationalen

Kommunikationsprozesses aktiven Zugang und Involvierung in den UN-Politikprozess

ermöglichen können.271 Das inzwischen aufgelöste hochrangige Cardoso-Panel, welches sich

aus Persönlichkeiten aus unterschiedlichen funktionalen Bereichen, etwa der Politik,

Wissenschaft, Wirtschaft, Internationalen Organisationen und der NGO-Welt rekrutierte,

führte zwischen Oktober und November 2003 eine Fragebogen-Erhebung durch, deren

Ergebnisse272 zu einem empirischen Hintergrund des Dokumentes geworden sind.

Das Gremium kommt in seinem in 187 Einzelpunkte untergliederten Abschlussbericht an den

Generalsekretär zu dem Ergebnis, dass das Phänomen der „Globalisierung fast aller Politik-

und Lebensbereiche auf internationaler Ebene zu Demokratiedefiziten geführt hat“273. „Global

governance is no longer the sole domain of Governments“274. Er spricht sich folglich dafür aus,

267 Vgl. Leininger, Julia: Die Reform der Vereinten Nationen – Chancen auf eine Erneuerung zivilgesell-schaftlicher Beteiligung?, a. a. O., S. 25.268 Gemeint sind die ICT, das Internet, die Medien und die Öffentliche Meinung, die sich deutlich artikulierenden lokal-regional-globalen Weltöffentlichkeit[en]. Aber besonders die vielfältigen und zahlreichen bereits aktualisierten Vernetzungen der Zivilgesellschaft im Allgemeinen und einer Ausrichtung der UN auf die Multi-Stakeholder Constituencies im Besonderen, jene oben genannten/gemeinten faktischen staatlichen und nicht-staatlichen funktionalen Gruppen und Akteure im gesellschaftlichen Raum.269 Cardoso, Kap. 4, Abs. 82. 270 Vgl. UN-Dokument A/59/354: Report of the Secretary-General in response to the report of the Panel of Eminent Persons on United Nations-Civil Society Relations. (13. Sept. 2004) 3.271 „Einige Vertreter ziehen ... Protest statt Mitarbeit im VN-System vor.” Dany, Charlotte: Das Cardoso-Protokoll und der WSIS. Neue Beziehungen zwischen Vereinten Nationen und Zivilgesellschaft. Dokument der Heinrich-Böll-Stiftung, 9. Okt. 2004. 272 Fragebogen des Expertengremiums http://www.un-ngls.org/survey_report.doc 273 Cardoso-Bericht: Richtige Richtung, aber sehr vorsichtig. Pressemitteilung des Komitee für eine Demokratische UNO, 22. Juni 2004. www.uno-komitee.de/de/aktuelles/pm002-cardoso.php 274 Cardoso, S. 3.

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in die Beratungen der UNO mehr zivilgesellschaftliche Akteure, sowie die Privatwirtschaft

und die Parlamente275 der Mitgliedsstaaten mit einzubeziehen. Einzusetzende Ausschüsse

sollen von Vertretern der MS-Parlamente gebildet werden, die sich in ihren Ländern schon in

entsprechenden Runden befänden. Das `Komitee für eine Demokratische UNO´276 schlägt

hierbei vor, auf die „Strukturen der Interparlamentarischen Union“ aufzubauen, und am besten

gleich ein supranationales UN-Parlament (UNPA)277 einzurichten, aus gewählten Vertretern

der Mitgliedsstaaten. Die Generalversammlung könnte nach Artikel 22 der Charta eine UNPA

als UN-Nebenorgan einsetzen. Eine Charta-Änderung wäre hierzu nicht erforderlich. Aber

soweit geht der Cardoso-Bericht nicht. Dennoch betont er visionär einen

Paradigmenwechsel278, indem er immer wieder von Netzwerken spricht und damit eine ganze

Bandbreite von Akteuren meint, die zu einem bedeutenden Einflussfaktor auf die Regierungen

und intergouvernementalen Politiken geworden sind. Diese `constituency networks´ oder `civil

society networks´, `transnational networks´ und `global policy networks´279 werden auch als

Stütze für den gewollten Multilateralismus begriffen, „fostering multi-constituency

processes“280. Er thematisiert die auszudehnenden Teilhaberechten von NGOs in

intergouvernementalen Körperschaften; einen Trust-Fund; die Finanzierung von NGO-

Delegierten aus EL an internationalen Konsultationen und Konferenzen; ein verbessertes und

entpolitisiertes formales Akkreditierungsverfahren für NGOs bei der UN; die Verbesserung

des Dialogs zwischen dem GS und den NGOs; die Verbesserung der Zusammenarbeit der UN

mit den NGOs auf der jeweiligen Länderebene (country level); die Vergrößerung der

Partnerschaften auf dem Country Level281, sowie das Management solcher Veränderung.

UN-Länderteams können Verbindungsbüros mit zivilgesellschaftlichen Kräften vor Ort

verinstitutionalisieren. Ein Vorteil für die Informationsgüte, Effizienz und Glaubwürdigkeit

275 Die Inter-Parliamentary Union (IPU) berichtet in ihrem Ouarterly Review `The World`s of Parliaments´ über die weltweiten parlamentarischen Entwicklungen. Web: http://www.ipu.org/news-e/16-7.htm .276 Hierzu Bummel, Andreas: Internationale Demokratie entwickeln – Für eine Parlamentarische Versammlung bei den Vereinten Nationen. Ein Strategiepapier des Komitees für eine demokratische UNO. Stuttgart, Mai 2005.277 Vgl. Canadian Support for a United Nations Parliamentary Assembly Under the New Foreign Affairs Minister. Summary Statement. Briefing Paper Nr. 30. Feb. 1996. www.worldfederalistscanada.org/0896unpa.html „ ... it is necessary that the UN maintain support for its actions and decisions of the world`s citizens and governments. Creation of a UN Parliamentary Assembly is a vital first step in this process of democratising the United Nations …”. Hierbei beruft sich das Paper auch auf das EU Parlament und das Anden-Parlament, sowie das Parlament der OSCE. Sie alle zeigten die Gangbarkeit eines UNPA-Vorhabens. Ein EP-Ausschuss empfahl 1994 die Schaffung einer UNPA. Allerdings ist ein `Regionalparlament´ etwas anderes als ein Weltparlament. Konsensfähigkeit ist in einer Regionalinstitution eher wahrscheinlich. Und die UNO ist keine Weltregierung. Ein weiteres Argument die UN zukünftig mehr über die Regionen konsensfähig zu halten. Womit selbst aber nichts weiter gegen eine UNPA gesagt ist.278 Panel on civil society relations sees a network UN. http://www.unodc.org/unods/en/press_release_2004-06-21_1.html?print=yes Stand: 11. Nov. 2005.279 Cardoso, vgl. z.B. 42; 51; 67; 142; 159; 185.280 Ebenda S. 9.281 Allgemein interessant zu Partnerschaftsinitiativen: Solidarität bekommt ein Gesicht – Servicestelle Partnerschaftsinitiative. http://tsunami.uni-lahn.de/Home/Standard-Faq.html

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vor Ort. Der Ausbau der Rolle der ZG im SR282 und in der GV spielt im Bericht eine gewisse

Rolle. So nennt sein Vorschlag 12:

„Bisher hat die Generalversammlung den Nichtregierungsorganisationen nur wenige Informations-, Teilnahme- und Mitwirkungsmöglichkeiten eingeräumt. Entsprechende formelle Regelungen, etwa in einer Resolution, gibt es nicht. In der Praxis können NGO’s ohne Rederecht an den Sitzungen einzelner Hauptausschüsse und Nebenorgane teilnehmen, nicht jedoch an den Plenarsitzungen. Die Empfehlungen des Cardoso-Berichts gehen über diesen status quo nicht wesentlich hinaus; vorgeschlagen werden insbesondere gemeinsame Sitzungen der NGO’s mit den Delegationen der Mitgliedstaaten „in Verbindung mit, aber außerhalb der formalen Sitzungen der Generalversammlung“.

Ansonsten wünscht der Bericht die Verlagerung der NGO-Akkreditierung vom ECOSOC auf

eine Einheit der GV zu verlegen. Die Hineinnahme des bisher unabhängigen NGO-

Kontaktbüros, Non-Governmental Liaison Service (NGLS), ins UN-Sekretariat, gefällt der,

Eigenlogik folgend, ersterem weniger, da es seine politische Schwächung bedeuten könnte.

Dass der Cardoso-Bericht auch die Einrichtung eines Trust Funds befürwortet, um die

Beteiligungs-Möglichkeiten der Süd-NGOs in der UN zu unterstützen, sollte noch genannt

werden, da er dafür steht, Mittel schwächeren Akteure in die Deliberationsprozesse

einzubinden. Wie der ganze Bericht die vermeintlich `schwächeren´ Akteure ins UN-System

hinein emanzipieren und integrieren möchte.

b. High-level Panel on Threats Challenge and Change

Das im September 2003 berufene 16-köpfige und international hochrangige besetzte High-

level Panel on Threats, Challenges and Change legte Kofi Annan am 1. Dez. 2004 seinen

Abschlussbericht `A more secure world: our shared responsibility´ vor. Es ist ein im Kern 85

Seiten umfassender Bericht, der sich in 4 Teile, 20 Kapitel, viele Unterkapitel und Titel, mit

302 Absätzen, und 4 Anhängen strukturiert. Seine Verfasser verwendeten in ihm 464 mal das

Wort `security´ (davon 214 mal SR), 250 mal das Wort `peace´, `terrorism´ 96 mal,

`development´ 94 mal, `civil society´ 22 mal, die GV 38 mal, NGOs 7 (ausgeschrieben oder als

Akronym) und `private sector´ 4 mal. Anders als Bardo Fassbender behauptet283, wird der

282 Hierzu werden unter Abs. 97 die Arria-Formel (orig. 1992) und die NGO Working Group on the Security Council (WGSC; gegr. 1995) genannt, die beide den Fortschritt zu einem Dialog nicht-staatlicher Akteure mit dem SR markieren. Dazu schreibt James A. Paul vom Global Policy Forum (GPF) im April 2001: „When it was founded in 1995 (WGSC), no one imagined that an NGO body could have an influential voice on Council-related issues. Powerful Permanent Members, it was assumed, would definitively block such an initiative. Just six years later, the Working Group has won significant influence on UN peace and security policy. Though completely informal and enjoying no official status, the Working Group meets regularly with ambassadors of virtually all Council-member delegations.” http://www.globalpolicy.org/security/ngowkgrp/history.htm ; Zur Arria-Formel: Paul, A. James: The Arria Formula. GPF. Feb. 2001. www.globalpolicy.org/security/mtgsetc/arria.htm ; Nicht im Cardoso. Hierzu auch die Perspektive `RPSSC´, unter Kap. 3b. 283 Fassbender, Bardo: UN-Reform und kollektive Sicherheit. Der Bericht des `Un-High-level Panel on Threats, Challenges and Change vom Dez. 2004 und die Empfehlungen des UN-Generalsekretärs vom März

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Internationale Gerichtshof in Abs. 11 erwähnt. Der `country level´ wird dagegen z. B. nicht als

Begriff genannt und nur implizit mitgemeint. Ebenfalls nicht einmal kommen die

`stakeholders´ und `constituencies´ vor, was schade ist, wäre es doch Ausdruck von UN-

Kohärenz im Denken gewesen, auch diese zentralen Begriffe aus dem Cardoso-Bericht

wörtlich verwendet zu haben. Vielleicht wurde einfach nicht aufgepasst, oder das

Konsensverfahren ist verantwortlich – eine mögliche kleine Begriffs-Kohärenz wurde an

dieser Stelle jedenfalls verpasst! Der Bericht legt 111 Empfehlungen zu „Veränderungen in

allen Hauptorganen“ vor. „While moderate and liberal think tanks adopted a basically positive

attitude towards the report’s proposals for reform, others say that they do not go far enough”.284

Ohne den Bericht jetzt durchgehend zu paraphrasieren, sollen seine bedeutsamsten

Markierungen herausgestellt werden. Im ersten Teil (Auf dem Weg zu einem neuen

Sicherheitskonsens, I-II, Abs. 1-43) zählt er 6 spezifische Bedrohungskategorien auf:

a) ökonomische und soziale Bedrohungen; b) zwischenstaatliche Konflikte; c) innerstaatliche

Konflikte; d) ABC-Massenvernichtungswaffen; e) Terrorismus und f) die organisierte

transnationale Kriminalität. Diesen Bedrohungslagen können die Staaten nur mit einer

multilateralen Sicherheitspolitik begegnen, welche die Interdependenz der einzelnen

Bedrohungslagen anerkennt. Wichtig ist, dass das Panel sich dafür ausspricht auch

innerstaatlichen Konflikten mit multilateralen Sanktionsregimes285 zu begegnen. Dies im

Verweisungszusammenhang mit der von dem Panel auf die Reformagenda gesetzten und sich

im weiteren Verhandlungsprozess durchgesetzt habenden RtP. „We endorse the merging norm

that there is a collective international responisbility to protect, exercisable by the Security

Council authorizing military intervention as a last resort, in the event of genocide and other

largescale killing, ethnic cleansing or serious violations of international humanitarian law

which sovereign Governments have proved powerless or unwilling to prevent.”286 Dabei bleibt

der (eigtl.) souveränen Regierung eines Landes als erstes die Aufgabe, seine eigenen Bürger zu

schützen. Erst wenn diese unwillig oder nicht in der Lage dazu ist, wird die internationale

Staatengemeinschaft über die UN vermittelt eingreifen können. Gruppen wie Oxfam begrüßen

diese Entwicklung in der Hoffnung, dass auch mit dieser ein Schritt „towards ending the

obscene levels of civilian suffering in todays conflict zones“287 verbunden ist. Diese die

Staatensouveränität relativierende Handlungsformel ist ein hoffnungsvolles Zeichen gegen

brutale Machthaber. Ob daraus eine gesteigerte Konfliktrate entsteht, ist nicht sicher, scheint

aber angesichts der moralischen Alternativlosigkeit erst einmal hinzunehmen zu sein. Und dass

2005. In: Global Issue Papers, No. 17. Heinrich Böll Stiftung, April 2005, S. 7.284 Vgl. Wagner / Kanter, S. 47.285 Hierzu: HLPTCC, Abs. 178-182, bes. 180a-f.286 HLPTCC, Abs. 203 ; Zur `RtP´ siehe: Abs. 199-203. ; Vgl. In Larger Freedom, Abs. 135.287 Reindorp, Nicola: Oxfam International`s Response to the UN Secretary-General`s Report: Ìn Larger Freedom: towards development, security and human rights for all. Ohne Angabe.http://www.un-ngls.org/UNreform/oxfam.doc

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präventive Maßnahmen ein wesentliches Moment darstellen können, ist selbstevident.

Plausibel ist aber auch, dass bei konsequenter Anwendung recht schnell befriedende Impulse

von diesem Instrument ausgehen könnten. Im zweiten Teil (Kollektive Sicherheit und die

Notwendigkeit der Prävention, Kap. III-VIII, Abs. 44-182) werden die einzelnen Bedrohungen

zusammen mit ihren entsprechenden Präventivmaßnahmen erläutert. Wir erfahren in Abs. 85,

dass zwischen 1992 und 2003 die Zahl der zwischenstaatlichen Kriege nicht zuletzt durch

Verhandlungstalent, Koordinationsgabe und Finanzierung seitens der UN, um 40% gesunken

ist; mehr Bürgerkriege seit 1989 per Verhandlungen beendet werden konnten, als seit der

französischen Revolution bis dahin! Und, dass so viele hundertausende Menschenleben

gerettet wurden. Die Stabilität in den betroffenen Regionen, sowie darüber hinaus verbessert

werden konnte. Das korrespondiert mit Absatz 77 der informiert, dass der SR seit 1989 seine

Resolutionsaktivität vervierfacht, die Verhängung von Sanktionen versiebenfacht hat, letztere

„for an increasingly diverse range of stated purposes, including to reverse aggression, restore

democratic Governments, protect human rights, end wars, combat terrorism and support peace

agreements“. Da dies ein quantitativ-qualitativer Fortschritt (eine Veränderung) ist, wirkt er

(sie) rekursiv auf die UN zurück, und verleiht ihr zusätzlichen Sinn, der ihr auch von der

`Umwelt´ (z.B. Politologen) bestätigt werden kann. Der Bericht bietet hier auch eine

Terrorismus-Definition288 an, die als Voraussetzung einer Strategie gegen diesen betrachtet

wird. „Sie beschreibt Terrorismus als eine Handlung, die Zivilisten zu töten oder schwer zu

verletzen versucht mit dem Ziel, die Bevölkerung einzuschüchtern oder eine Regierung oder

internationale Organisation zum Handeln zu zwingen.“289 Rezepte einer multilateralen

Terrorismus-Prävention sind neben der globalen Armutsbehebung und Bildungsentwicklung,

zum Aufbau einer informatorischen Resistenz gegen Intoleranz und Kleingruppenhass, die

Demokratie-Entwicklung und echte Rechtssicherheit. Eine unilaterale anticipatory self-defence

´ unterstützt der Bericht nicht. Es soll auf jeden Fall der zuständige SR eingeschaltet

werden.290

Die Bericht empfiehlt Kernwaffenfreie Zonen und weitere Nuklearabrüstung der gegenwärtig 8

Atombombenstaaten291, ein verbessertes Proliferations-Regime und die Stärkung der

Internationalen Atomaufsichtsbehörde (IAEO), denn ww. betreiben derzeit rund 60 Staaten

Atom-Programme und zumindest 40 von diesen könnten, wenn sie wollten, recht schnell zur

A-Bombe gelangen.292 Für B- und C-Waffen gilt sinngemäß das Gleiche. Für alle werden als

288 HLPTCC, Abs. 164a-d – Elemente der vorgeschlagenen Terrorismusdefinition.289 Wagner, Norbert / Kanter, Caroline: UN-Reform. Der Bericht des „High-level panel on threats, challenges and change“. Die Debatte in den USA. Konrad Adenauer Stiftung Washington, 2005a, S. 4. http://www.kas.de/db_files/dokumente/7_dokument_dok_pdf_6354_1.pdf 290 Vgl. HLPTCC, Abs. 190f.291 Vgl. Ebenda, Abs. 107-112.292 Vgl. ebd. Abs. 109.

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vorbeugende Maßnahme verbesserte „globale Instrumente“293 zur Nachfrage- und

Angebotsminderung dieser Waffensorten und den zu ihnen führenden Step by Step-

Beschaffungswegen von Ausrüstung, Stoffen und Knowhow empfohlen. Im dritten Teil

(Kollektive Sicherheit und die Anwendung von Gewalt, Kap. IX-XII, Abs. 183-239) geht es um

die von Leitlinien geregelte Anwendung der militärische Option im Sinne des Artikel VI der

UN-Charta. Hierzu werden 5 Legitimationskriterien zur Anwendung militärischer Gewalt

aufgezeigt, die der SR vor einer etwaigen Interventions-Entscheidung anzuwenden hat. Des

weiteren werden die MS aufgefordert, die von ihnen bereit gestellten Truppenkontingente auf

Friedenseinsätze hin auszurüsten.

Institutionelle Reformen von UN-Organen werden im vierten Teil (Eine wirksame

Organisation der UN für das 21. Jahrhundert, Kap. XIII-XX, Abs. 240-302) besprochen. Das

Thema der SR-Erweiterung aufgreifend294, stellt er zwei Modelle vor. Sie sollen besonders

auch die Hauptgeberländer in den SR bringen und für eine gerechtere Repräsentationen der

Weltregionen sorgen. „Beide Modelle, A und B, sehen eine Aufteilung der [neu zu

verteilenden] Sitze auf vier Großregionen vor“295 - Afrika, Asien und Pazifik, Europa und

Amerika. Das Veto soll dabei nicht auf die neuen Ratsmitglieder ausgeweitet werden. „Modell

A sieht die Schaffung von sechs neuen ständigen Sitzen, [...] sowie drei neuen nichtständigen

Sitzen für eine jeweils zweijährige Amtszeit vor“, die sich auf die Regionen verteilen.

Dagegen gibt es nach Modell B keine zusätzlichen ständigen Ratssitze. Dafür aber 8 mit einer

vierjährigen Laufzeit, die erneuerbar ist, sowie einen nicht erneuerbaren für eine zweijährige

Amtsperiode. Länder, wie Italien, Kanada und Südkorea favorisieren eher das Modell B,

Deutschland, Japan, Indien et al. Modell A. Hierzu mehr unter Kap. 2c,i und 4d. Dass

hinsichtlich des SR und dessen eigentlich anstehender Erweiterung Befürchtungen, ob eines

Verlustes seiner Effizienz durch neue Reibungsverluste qua Akteursfülle, berechtigt sind, mag

stimmen. Ein SR, der eher schneller als zu langsam zu reagieren hat, erleichtert sich seine

Entscheidungsarbeit tatsächlich weniger durch Masse, denn als Klasse. Es gäbe ja auch die

Möglichkeit der Verkleinerung des SR, statt seiner Erweiterung – ein Modell `RPSSC´

(`Reduction Plan for a smaller Security Council´ - Arbeitsbezeichnung). Nach ihm wird der SR

erst mal nur mit 10 Akteuren zu besetzen sein: der USA, Russland, China, Indien, der EU, AU

und OAS (Organisation Amerikanischer Staaten) Es gäbe ein `Trippel-Veto´-Veto296, sonst

Quoren und Regionalrechte. Frankreich und England könnten, allerdings verbunden mit

bestimmten, hier nicht auszuführender, operationeller Pflichten, im Rat bleiben, und müssten

293 Ebd. Abs. 117.294 Ebd. Abs. 244-260.295 Ebd. Abs. 251.296 Ein Dreisitzveto könnte als legitim gelten, wenn es in Übereinstimmung mit den politischen (UN-) Prinzipien steht. Ein einfaches Veto könnte aufschiebenden Charakter für eine Woche haben, ein doppeltes für einen Monat.

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sich aber einen Sitz teilen. Ebenso teilten sich Japan und die APEC einen Sitz – doppelte Sitze

sind dabei ausgeschlossen, womit z. B. bei der APEC: China, Russland, und die USA gemeint

sind. Japan wäre also zusätzlich über die APEC 1/17 mal mehr (zumindest) zugegen, wenn in

dieser alle gleich häufig die APEC repräsentieren würden. Per Los (randomized decision)

könnte dann noch alle 2 Monate für 2 Monate (womit die 53 afrikanischen Staaten numerisch

öfters dran wären!) ein 10ter Staat aus der GV als Ratsmitglied mit allen Rechten bestimmt

werden. Viel ist plausibel. Und wenn man in partizipativen und in Kategorien von Regionen

denkt und sich den Ausgleich zwischen Effizienz, Funktionalität und Demokratie vornimmt,

dann ist es tendenziell ein gutes Modell. Weil alle MS quasi schon in 2 Monaten

vorübergehend Ratsmitglieder sein könnten – bei all den politischen und psychologischen

Implikationen, die es mit sich bringen könnte. Verantwortungsgefühl durch

Mitsprachemöglichkeit für alle MS. Gruppengebilde, wie die APEC, OAS usw. hätten ihre

eigenen SR-Bestellungsverfahren und würden sich einigen; Kooperation würde eingeübt und

reproduziert. Das Interessante an diesem hier entworfenem Modell ist, dass es mit einem

verkleinerten SR Platz gäbe für zum Beispiel einzelne (UN)Organisationen, etwa den

kommenden MRR, die PBC, das HCHR, die IAEO, oder langfristig die NGO-WGSC

(Working Group on the Security Council) usw.!? Kurz: Platz zu schaffen für neue Akteure

kann ebenso gut eine Devise sein. Man könnte Afrika und Asien auch jeweils noch einen

Extrasitz gewähren und hätte immer noch, mit dann 12 Sitzen, drei `freie´ Plätze. Nun, das nur

am Rande und als hier nicht weiter nachzugehender Perspektive.

Der HLPTCC ist auch innovativ. Indem er z.B. einen robusten „capacity–building

mechanism“ für die Rechtsstaatlichkeit entwickelt sehen möchte, wobei er daran die

Regionalorganisationen und die multinationalen Finanzinstitutionen aktiv beteiligt sieht. Oder

indem er die Menschenrechtskommission langfristig zu einem MRR umgewandelt sehen

möchte.297 Auch sein Plan aus dem ECOSOC ein gestärktes Forum für Entwicklungs-

zusammenarbeit zu machen, ist eine konsequente Schlussfolgerung aus der Erkenntnis, dass

Frieden und Sicherheit, mit wirtschaftlicher- und sozialer Entwicklung korrespondieren. Die

Verbesserung der Kommunikation zwischen SR und ECOSOC soll durch verstetigten

Informationsaustausch erreicht werden. Die Errichtung eines ECOSOC-Exekutivausschusses,

der sich mit den sozialen und wirtschaftlichen Folgen der Bedrohungslagen befassen soll und

dazu Studien zu betreiben hat, wird genannt.

Auch die als Nebenorgan des SR skizzierte und allgemein begrüßte Kommission für

Friedenskonsolidierung (PBC)298 wird in diesem Bericht erstmals vorgeschlagen. Sie soll eine

Lücke in den UN-Institutionen schließen und sich mit den sog. `failed states´ ausein-

andersetzen, also deren Konflikte lösen und ihren totalen Staatszerfall helfen umzukehren, mit

297 Ebd. Abs. 291.298 Ebd. Abs. 261. Skizze ihrer Beschaffenheit: Ebd. Abs. 265a-h.

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der Konnotation auch auf die Prävention. Diese PBC bedarf der Befähigung zur schnellen

Planung und schnellen Ausführung von Peacekeeping Aktionen. Das Thema der

Konfliktprävention an sich, eines effizienten Peacekeepings, sowie der Post-Konflikt-Phase,

wurde schon im genannten Brahimi-Bericht und seit dem Epochenwechsel am Beginn der

1990er Jahre immer wieder bearbeitet. Die Absätze 263f erklären die Ziele der und das Warum

einer PBC:

„Strengthening the United Nations capacity for peacebuilding in the widest sense must be a priority for the organization. […]” (263), und: „The core functions of the Peacebuilding Commission should be to identify countries which are under stress and risk sliding towards State collapse; to organize, in partnership with the national Government, proactive assistance in preventing that process from developing further; to assist in the planning for transitions between conflict and post-conflict peacebuilding; and in particular to marshal and sustain the efforts of the international community in post -conflict peacebuilding over whatever period may be necessary.”299

Hinzu kommen soll auch ein Peacebuilding Fonds und eine Ausweitung der Kompetenzen des

Generalsekretärs. Von Seiten vieler EL ist der Präventivansatz als Tor der Willkür für das

Eingreifen seitens der mächtigen Staaten in fremde innerstaatlichen Angelegenheiten kritisiert

worden. Abschließen ist zu erwähnen, dass bis auf die Charta-verändernde SR-Erweiterung die

überwiegenden Teile der Reformen durch den GS und die anderen UN-Organe in eigener

Regie umgesetzt werden können.

c. Sachs-Report

Nach über zweijähriger Arbeit mit seinem unabhängigen Expertenteam300 hat Jeffrey Sachs301

am 17. Januar 2005 der Öffentlichkeit den unter seiner Aufsicht entstandenen Bericht

`Investing in Development: A practical Plan to Achieve the Millennium Development Goals´

vorgestellt. Dieser von der UN und allgemein positiv aufgenommene sog. `Sachs-Report´ war

neben dem HLPTCC der zweite Referenzbericht, auf welchen sich Kofi Annan dann in seinem

`Larger Freedom´ Bericht weitreichend bezogen hat. Er begrüßt die Empfehlungen des

HLPTCC „especially for international and internationalized conflicts”, und konzentriert sich

seinerseits auf „country-level actions that will respectively help prevent internal conflicts, end

conflict, and support the transition to peace in countries emerging from conflict.”302 Beide

299 Ebd. Abs. 264.300 Hierzu: Martens, Jens: Report of the UN Millennium Project. „Investing in Development“. Friedrich Ebert Stiftung (FES) Briefing Paper. Feb. 2005. Das Sachs Team bestand aus 265 Experten der Entwicklungspolitik, welche in 10 Arbeitsgruppen die Strategien zur Erreichung der 8 MDGs und ihrer 18 Ziel bearbeiteten. Im Ergebnis brachte es jede der zehn Arbeitsgruppen zu einen Bericht, so dass schließlich rund 3000 Seiten Berichtrohmaterial vorlagen, aus denen dann der eigentliche Bericht gefiltert wurde. 301 Jeffrey D. Sachs ist Wirtschaftswissenschaftler und seit Juli 2002 Sonderberater des GS in Entwicklungsfragen (MDGs) und Direktor des UN-Millennium Project. Er leitet das Earth Institute an der Columbia University in New York. 302 Sachs, S. 184.

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Reporte stehen also in einem komplementären Verhältnis zueinander.303 Die Erreichung der

MDGs verlangen laut auch304 diesem Bericht einen Mischansatz, der einerseits das capacity-

building und die Mobilisierung der Ressourcen des Country Levels und andererseits ein

Ansteigen der ww. ODA verfolgt. Die Aufgabe des Berichts war es, Wege zum Erreichen der

MDGs bis 2015 zu benennen. Und er tut dies, indem er nach kritischer Analyse des Ist-

Zustandes, zur pünktlichen Erreichung der MDGs bis 2015 entsprechend energische politische

Mittel und Abstimmungsschritte seitens der MS einfordert. „Die weltwirtschaftlichen und weltpolitischen Rahmenbedingungen lässt er dagegen weitgehend außen vor.“305 Der 356 Seiten umfassende Bericht (reiner Bericht: 264 Seiten) ist in 4

Teile und 18 Kapitel gegliedert. In diesem hochgehandelten Gesamttext (mit Vorwort,

Anhängen, Literatur usw.) findet sich 984 mal das Wort `development´, 136 mal `country level

´, 115 mal `private sector´, 92 mal `civil society´, 84 mal das Wort `security´; 43 mal die

`MDG-based poverty reduction strategies´, 36 mal `peace´, 27 mal NGOs und einmal

`constituencies´. Im ersten Teil (Why the MDGs are important, where we stand, and why

we’re falling short) werden die MDGs vorgestellt, ihre bisherigen ww. Umsetzungsstrategien,

sowie die nach Regionen306 und Umständen variierenden Gründe benannt, die es schwierig

werden lassen, diese in allen Erdteilen mit dem gleichen Erfolg in allen Zielen zu

verwirklichen. Dabei ergibt sich eine breite Varianz an Gründen, die den MDGs entgegenstehen können. Etwa die schlechte Haushaltsführung und die desolate Staatslage in vielen Ländern (bad governance), unterdrückte MR, klimatische und geografische Hemmnisse, mangelnde öffentliche und ökonomische Institutionen und Infrastruktur, ein noch nicht perfektioniertes regionales (Handels-)Interaktionsgefüge307, allgemein eine noch auszubauende regionale politische Kooperation, die Benachteiligung der Frauen, HIV/AIDS und Malaria usw. Sachs nennt 4 zusammenfassende Punkte: schlechte Regierungsführung, Armutsfallen, Armutsregionen und Entwicklungszonen in einem Land, und „policy neglect“308 (nicht bearbeitete Politikfelder, etwa die Umweltpolitik, deren nicht Aufgreifen

303 Vgl. Martens-Zitat, hier, S. 77.304 Allgemein gehalten im HLPTCC, Abs. 59f.305 Martens, Jens: UN-Reform und Millenniumsziele 2005. Chancen für neue Initiativen zur Entwicklungs-finanzierung und Global Governance? Arbeitspapier zum Stand der internationalen Debatte im Vorfeld des Millennium+5-Gipfels der Vereinten Nationen. Global Issue Paper No. 16. Heinrich Böll Stiftung. Global Policy Forum Europe. März 2005, S. 24. http://www.globalpolicy.org/eu/de/publ/GIP16_UN-Reform.pdf 306 Die MDG-relevanten Regionen sind: Ostasien, Südostasien, das südliche Asien, Westasien, Nordafrika, Subsahara-Afrika, Lateinamerika mit der Karibik, das pazifische Ozeanien, die europäischen CIS-Staaten (Commenwealth of Independent States) und die zentralasiatischen CIS-Staaten.307 Vgl. Sachs, S. 226: „…regional economic cooperation can strengthen the international voice of developing countries.“. Etwa ASEAN, Caribbean Community (CARICOM), die Economic Community of West African States (ECOWAS) und die Southern African Development Community (SADC).308 Ebenda S. 29.

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kontraproduktiv wirkt). Aber vor allem, und es verwundert nicht, sind es die fehlenden Anschubsfinanzierungen durch Direktinvestitionen und ODA, um eine lebensfähige Position im internationalen Handel, oder gar eine nachhaltige moderne ICT-Infrastruktur aufbauen zu können. Wobei diese fehlenden ausländischen Direktinvestitionen (FDI) auch auf die Investitionsbedingungen im Lande selbst mit zurückzuführen sind.309 Der

zweite Teil beschreibt z. B. die Strategien (MDG-based poverty reduction strategies), die in

den betroffenen Ländern, und besonders von diesen selbst, zur Erreichung der MDGs verfolgt

werden müssten. Jedes EL hat danach, neben einer 10-jährigen Gesamtausrichtung bis 2015, 3-5

Jahres-Pläne zu erstellen, aus denen hervorgeht, auf welche (Mobilisierungs-)Ressourcen im

Land zugegriffen werden können, und wie hoch der darüber hinaus gehende ODA-Bedarf

liegt. Die Notwendigkeit, dass die Länder in ihren eigenen Ländern aktiv werden müssen,

stellt er klar heraus310. Er führt mittels Bedarfs- und Kostenanalysen einen Maßnahmekatalog

auf, der beinhaltet, was die MS in ihren Ländern selbst tun können/müssen, um die MDGs zu verwirklichen. So sollen sie die gegebenenfalls bereits vorhandene sog. Poverty Reduction Strategy Papers auf die MDGs hin neu ausrichten, um einen ganzheitlichen Ansatz in der Entwicklungtransformation zu gewährleisten. Als Ad hoc Maßnahmen, `Quick-

Wins´, also direkt umsetzbare konstruktive MDG-Schritte, werden z.B. die kostenlose

Schulspeisung mit Lebensmitteln aus der Region für Waisen und Mädchen genannt.311 In diese

Klasse von Sofort-Initiativen fallen z. B. kleine Brunnen, Generatoren, Solarkocher,

Medikamente und Moskitonetze. Alles Dinge mit relativ kleinem Einsatz und großer Wirkung

„to save and improve large numbers of lives”.312 Der dritte Teil macht Vorschläge für

unterstützendes internationales Handeln. So führt etwa Kap. 13 aus, wie das „donor system of

development partnership” zu verbessern wäre. Auch auf eine erfolgreiche Doha-

Welthandelsrunde und verbesserte Marktzugangschancen für die EL auf den Weltmärkten

wird gewartet. Im vierten Teil werden weitreichende Kosten-Nutzen-Rechnungen aufgemacht.

Die Überwindung der extremen Armut um die Hälfte bis 2015 setzt demnach die Einhaltung

einer 0,7%-ODA-Politik der Geber-Staatshaushalte ab 2015 voraus. Dieser Wert soll über

Stufen erreicht und dann erst einmal gehalten werden. So ist der erste Sprung von 0,25% im

Jahr 2003 auf 0,44% des BIP für 2006 vorgesehen. „By 2025 extreme poverty can be

309 Ebd. Beispiele, S. 46 – The limits to private investment. 310 Ebd. S. 245 „ To operationalize the Monterrey Consensus, countries need to maximize domestic resource mobilization for the Millennium Development Goals before official development assistance should be called on to fund public investments.” ; Teil 2 – `Country-level processes to achieve the Millennium Development Goals´, S. 81ff.311 Vgl. Ebd. S. 85. ; Siehe auch Box 5.1, S. 67 - `Quick Wins – Solutions to implement now´. ; Vgl. Outcome, Abs. 34 - Quick-impact initiatives.312 Ebd. S. 65.

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substantially eliminated.”313 Um die Erreichung dieses Wertes sollen sich besonders die

Aspiranten auf einen ständigen SR-Sitz kümmern.314 Die Kosten-Analysen beschreiben und

begründen die von der internationalen Gemeinschaft aufzubringenden zusätzlichen Mittel,

damit die MDG- Fahrpläne in allen Ländern bis zum Jahr 2015 eingehalten werden können.

„The conclusion reached was that ODA must increase to 135 billion USD in 2006.”315

„With the cost of meeting the [MDGs] at the country level known […]. We estimate that global assistance will need to roughly double from $69 billion in 2003 (and $65 billion in 2002) to $135 billion in 2006, rising thereafter to $195 billion by 2015 […]. Projected [ODA] is high in absolute terms, but since rich countries’ income will grow over the 10 years, the cost of meeting the Goals in all countries with adequate governance corresponds to 0.44 percent of OECD countries’ GNI in 2006 and 0.54 percent in 2015 (compared with 0.23 in 2002 and 0.25 percent in 2003)—well below the 0.7 percent target that rich countries have committed themselves to (box 17.3). We emphasize that overall assistance needs are likely to be higher since our estimates cover only investments that contribute directly to achieving the [MDGs]. For example, we exclude [ODA] to stabilize greenhouse gas concentrations, to protect global fisheries, to countries of special geopolitical importance, and so forth. So, total ODA needs will likely approach the 0.7 percent target.”316

Damit stiege die jährliche Pro-Kopf-MDGs-Investition in den ärmsten Ländern von

„typischen“ 70 bis 80 USD im Jahr 2006 sukzessive auf 120-160 USD 2015.317

Weitere Entschuldung und die Überprüfung von Schuldentragfähigkeitsformeln auf ihre

MDGs-Kompatibilität hin werden genannt. Ansonsten werden im Sachs-Report keine

wesentlichen reformspezifischen Aussagen getroffen, über institutionelle Reformen erfahren

wir sehr wenig. Der HLPTCC wird, wie erwähnt, in dessen Agenda unterstützt und darüber

hinaus gibt es nicht viel. So will der Sachs-Bericht das System der `Resident Coordinators´ in

seiner Fähigkeit die MDGs-Strategien zu koordinieren gestärkt sehen. Konkret sollen pro in

Frage kommendes Land 8-10 zusätzliche Mitarbeiter eine „technical support unit” bilden. Und

„the United Nations Development Group at the headquarters level should support the

strengthening of the Resident Coordinator position.” 318

„The UN Development Group should guide resident UN Country Teams in their MDG support, and the UN Development Assistance Framework (UNDAF) should identify the specific ways in which the Country Team will support the government to achieve the Goals. The UNDAF should be produced

313 Ebd. S. 262.314 Ebd. S. 9 und 264.315 Martens, Jens: Report of the UN Millennium Project. S. 2. ; Siehe auch: OECD: Official Development Assistance increases further – but 2006 targets still a challenge. 11. April 2005.http://www.oecd.org/document/3/0,2340,en_2649_201185_34700611_1_1_1_1,00.html Die internationale ODA ist im Jahre 2004 auf ihren bisherigen Höchststand von 78,6 Mrd. USD gestiegen. Das sind ww. 4,3 % mehr gegenüber 2003. Die USA steigerte ihre ODA 2004 von 0,15 % auf 0,16 % ihres BIP auf nun 19 Mrd. Dollar. ; Vgl. Fußnote 201f.316 Sachs, S. 251f.317 Ebenda S. 239. Zusätzliche Ausgaben kommen noch hinzu. Siehe Seite 241 - MDG investment needs at the country level.318 Ebd. Empfehlung 5, S. 206.

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as a follow-up to the poverty reduction strategy to identify ways for members of the UN Country Team to support the national strategy.”319

Eine generelle Stärkung und eine bessere Abstimmung zwischen regionalen und subregionalen

Organisationen werden im Zusammenhang mit den BWI und regionalen Banken genannt, die

ihnen mehr Mittel an die Hand geben sollten.

Zuletzt sei erwähnt, dass der `Sachs´ allgemein die Einführung neuer innovativer

Finanzmechanismen für möglicherweise nötig erachtet, langfristig und kurzfristig, da die

Geberländer vielleicht durch eigene Haushaltsengpässe nicht leicht ihre ODA binnen Kurzem

auf 0,44% des BIP anheben könnten. Er nennt einfach nur die Diskussion über eine

Finanztransaktionssteuer, den Emissionshandel, den Gebrauch von speziellen

Sonderziehungsrechten des IWF, und die von ihm kurzfristig als am wirksamsten

eingeschätzte Idee einer IFF320.

d. In Larger Freedom

Kofi Annans `In larger freedom: Towards development, security and human rights for all´ ist

der zentrale und ambitionierte Vorbereitungsbericht für den als `Reformgipfel´ apostro-

phierten M+5 Gipfel gewesen. Er führt in einer ersten Vorauswahl jene Reformen auf, die

dann über den Einstiegs-Ping-Draft und die anschließende 3-monatige Draftverhandlungs-

phase, den MS teilweise zur Verabschiedung vorgelegt worden sind. Kofi Annan hat den von

ihm verantworteten 222-Punkte Bericht im März 2005 vorgelegt. Er trägt seinen Namen nach

einem den ersten Abschnitt beschließenden Ausdruck in der Präambel der UN-Charta, und

korrespondiert damit mit dem Cardoso-Titel, der die ersten drei Charta-Präambel-Worte im

Titel führt („We the people ...“). In dem 62 Seiten Text finden sich 202 mal der Begriff

`development´, 116 mal `security´, 82 mal das Wort und der Wortteil `peace´, 20 mal `civil

society´. Das Wort `non-governmental organizations´ 2 mal. Der Begriff `constituencies´

taucht nicht einmal auf.321 Dennoch verdeutlicht sich die Gewichtung, zumindest gilt das für

die wenig Genannten, wobei nicht gesagt ist, dass der Bericht inhaltlich darüber hinweg

ginge.322 Mit ihm hat er besonders, aber nicht nur, auf Vorschläge und Erkenntnisse des

HLPTCC sowie des Sachs-Berichtes zurückgegriffen. Wohingegen Aussagen rar sind, die im

direkten Bezug oder im Kontext zum Cardoso-Protokoll gesehen werden können. Fangen wir

vorne an. Im Kern dieses Berichts steht, wie ihm HLPTCC, die „Feststellung, dass Sicherheit,

Entwicklung und Menschenrechte miteinander verflochten sind“.323 Der In Larger Freedom 319 Ebd. S. 205.320 Ebd. S. 256. Siehe auch hier, S. 50.321 Im Outcome taucht der Begriff der NGO 4 mal auf.322 Vgl. z. B. ILF, Abs. 162: „The General Assembly should act on these recommendations and establish mechanisms enabling it to engage fully and systematically with civil society.” ; Vgl. Outcome, Abs. 22e, 23h, 172 und 175.323 UN-Dok.: Resolutionsentwurf A/59/L.68: Reform des Sicherheitsrates. Deutsch 21. Juli 2005, S. 1. ; ILF, Abs. 14. ; vgl.: HLPTCC, Abs. 22.

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(nur in diesem Kapitel hinfort ILF) teilt die Prämisse, dass alles sinnvolle Handeln ein

Handeln auf allen Gebieten mit möglichst gleicher Zugkraft sein sollte. Im Zentrum stehen 6

Hauptgebiete: die Reduzierung der ww. Armut; die Seuchenbekämpfung von AIDS/HIV

sowie Malaria; die Strategie gegen den internationalen Terrorismus; verbindliche

internationale Verregelung der militärischen Gewaltanwendung; die Einhaltung der MR und

die Förderung der Demokratie; die Reform des SR. Und grundsätzlich die Erreichung der

MDGs. Kofi Annan unterteilt den Bericht neben der Einleitung (bis Abs. 22) in vier

Hauptkapitel: 1) die Freiheit von der Not (freedom from want); 2) die Freiheit von Furcht

(freedom from fear); 3) die Freiheit, in Würde zu leben (freedom to live in dignity) und 4) die

Stärkung der UN. Diese Kapitel untergliedern sich weiter. Hier sollen nun die wesentlichsten

rechtlichen, entwicklungspolitischen und institutionellen Reformvorschläge des Berichts

aufgeführt werden. Dazu zählen z. B. die SR-Erweiterung, ein zu kreierender MRR, die PBC,

die RtP, eine Terrorismus-Konvention, die Stärkung des Sekretariats, des ECOSSOC, des

OHCHR und der GV.

Hinsichtlich der MDGs wird auf besondere Aufmerksamkeit auf drei Regionen gelegt.

„Although sub-Saharan Africa and Oceania are lagging in almost all areas, elsewhere major advances are being made in reducing hunger, improving access to drinking water and expanding the number of children in primary school. Child mortality rates have also generally declined, but progress has slowed in many regions and has even been reversed in parts of Central Asia.”324

Der Monterrey-Konsens wird begrüßt und die Staaten werden im zahlen-relativen Anschluss

an den Sachs-Report ermutigt, ihre ODA aufzustocken.325 Hinsichtlich einer Terrorismus-

Definition schließt sich der Bericht an den HLPTCC an326 und spricht sich für eine

Terrorismus-Konvention aus, über welche schon seit nunmehr 10 Jahren (1996) verhandelt

wird. Strittig ist eben die Definition von Terrorismus, die Konsequenzen für das

Souveränitätsprinzip der Staaten etwa im Bezug auf die aufgrund solch einer Definition

möglichen intervenierenden UN-Truppen. Da eine gemeinsame Begriffssprache

(Anschlussfähigkeit) wesentlich ist, um miteinander verständlich über einen Gegenstand reden

zu können, ohne sich damit immer wieder an unterschiedlichen Interpretationen zu verstricken,

kommt ihr deshalb eine wesentliche Bedeutung zu. Das Problem ist, dass das, was dem einen

Terrorismus ist, anderen als ein legitimer Befreiungskampf gilt – siehe etwa den

324 ILF, Box 2.325 ILF, Abs. 49: “Developed countries that have not already done so should establish timetables to achieve the 0.7 per cent target of gross national income for official development assistance by no later than 2015, starting with significant increases no later than 2006 and reaching 0.5 per cent by 2009.”326 ILF, Abs. 84; 90 und 91: „I endorse fully the High-level Panel’s call for a definition of terrorism, which would make it clear that, in addition to actions already proscribed by existing conventions, any action constitutes terrorism if it is intended to cause death or serious bodily harm to civilians or non-combatants with the purpose of intimidating a population or compelling a Government or an international organization to do or abstain from doing any act.” ; Vgl. HLPTCC, Abs. 164a-d ; Outcome, Abs. 81-91.

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Nahostkonflikt. Im gleichen Kap. III übernimmt der ILF in modifizierter Form den im

HLPTCC-Bericht327 gemachten Vorschlag einer dem SR und dem ECOSOC berichtenden

PBC. So soll die PBC aufgrund starker Widerstände seitens der G-77 entgegen den

Vorschlägen des HLPTCC weniger Kompetenzen in punkto Prävention erhalten. Sie soll von

einem Peacebuilding Support Office (PSO) Unterstützung erfahren, und auf einen neuen

„multi-year“328 Standing Fund for Peacebuilding zugreifen können. Die ganzen Länder-

Informationen, die innerhalb der UN-Institutionen gesammelt werden, können von dem PSO

„consolidated and contextualized“329 werden, und dann in die Arbeit der PBC einfließen. Eine

im April nachgereichte `explanatory note´ führt ihre Aufgaben zwar näher aus, etwa für den

Bereich der Prävention.

„It should encourage coherent decision-making on peacebuilding by Member States and by the UN’s Secretariat, agencies and programmes. It should support – and not attempt to replace – effective country-level planning for recovery and peacebuilding. …” 330

Den Staaten wird angeraten, entsprechend schnell einzusetzende militärische Kapazitäten

aufzubauen.331 Fragen ihres institutionellen Ortes, ihrer zentralen Funktionen, ihrer

Instrumente und Strategien bleiben relativ unbestimmt. Sie soll ein internationales

Stakeholder-Forum für Konflikt-Bereinigung sein, in welchem sich, laut Annan, im Kern 15-

20 Personen vorfinden sollten.332 Ein „sub-set“ aus Mtgl. des SR und ECOSOC, Hauptgeber

für den PBC-Fonds und Repräsentanten der größten Friedens-Truppen stellenden Länder. Über

diese Kernbesetzung hinausgehend, sollen sich in ihr auch Vertreter der BWI und

Regionalbanken, Funktionäre aus Entwicklungsagenturen, Regionalorganisationen, NGOs und

sonstige jeweils sinnvoll Hinzuzuziehende, sowie Vertreter der ZG und Politik aus den

betroffenen Staaten, sich einfinden. Sie würden sich versammeln, um a) Informationen und

Anregungen auszutauschen und sich koordinierend abzustimmen; und b) allgemeine und

länderspezifische Beratung im Kontext der Konflikt-Prävention, Friedensgenerierung und

Friedenskonsolidierung anzubieten. Der RtP-Ansatz wird im Zusammenhang mit der

327 Dieser möchte die PBC als Nebenorgan des SR. Der ILF möchte sie als Unterorgan der GV. Näheres hierzu: Almqvist, Jessica: A Peacebuilding Commission for the United Nations. Fundación Para Las Relaciones Internationales Y El Diálogo Exterior (FRIDE). Policy Paper Nr. 4. Juni 2005, S. 10f. Jessica Almqvist nennt auf Seite 16 diverse UN-Einheiten und NGO-Akteure, die sich bereits mit Strategien des Peacebuildings beschäftigen. „However, it might also require an international organ taking the lead in advancing more substantive and general ideas on how peacebuilding should be carried out, and the extent to which national needs, interests, and aspirations should be taken into account.” - Almqvist, S. 17.http://www.fride.org/eng/File/ViewLinkFile.aspx?FileId=695 328 Outcome, Abs. 103.329 Kent / C. Randolph: Pursuing Security in the post-conflict Phase: Implications for Current and Future Peace Operations. 4th GCSP Workshop on Peace Operations, 12.– 13. Juni 2005. Discussion Paper: Security and Local Ownership: Rhetoric or Reality? 6. Juni 2005, S. 8.330 ILF, Addendum 2. http://www.un.org/largerfreedom/add2.htm331 ILF, Abs. 112.332 ILF, Addendum 2.

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`Herrschaft des Rechts´ genannt.333 Gerade diese stellt das Selbstbestimmungsrecht der Staaten

unter bestimmten Vorraussetzung in Frage, und gehörte nicht zu den Reformfavoriten, gerade

derjenigen Staaten, die die MR in fragwürdigen Weise handhaben. Diese stehen allerdings

wohl in der Minderheit, denn die RtP wurde mit Abstrichen in den `Outcome´ übernommen.

Allerdings bleibt für Annan wie den HLPTCC die Möglichkeit einer `humanitären

Intervention´ an das Placet des SR gebunden.334 Damit kommt es nicht zu einer nachträglichen

Legitimierung etwa des Kosovokrieges des NATO. An Art. 51 und 53 der Charta soll nicht

gedeutelt werden. Außer, dass etwa aus Art. 53 die Feindstaatensätze gestrichen werden sollen.

Die Staaten mögen auch die bereits beschlossenen Verträge ratifizieren und umsetzen. Annan

spricht sich in Kap. V (Strengthening the United Nations) für die Einsetzung eines MRR

aus335, welcher die teils dysfunktionale Menschenrechtskommission ersetzen sollte. Dass die

positiven Elemente der MRK im Kontext der NGO-Zusammenarbeit übernommen werden

sollen, ist nur implizit abzuleiten, sollte aber als logische Vorrausetzung für die Ersetzung der

MRK durch einen MRR betrachtet werden dürfen. Dem HLPTCC folgend, wird im ILF auch

die Erweiterung des Sicherheitsrates nach den dort beschriebenen 2 Modellen empfohlen, die

an dem Sonderstatus der P5 nicht rüttelt.336 Ferner befürwortet er eine Selbstverpflichtung des

SR auf die im HLPTCC genannten Kriterien für die Anwendung von Gewalt.337 Auch der

Wunsch einer vertieften Zusammenarbeit mit den diversen zivilgesellschaftlichen Akteuren et

al., die sich in ihren Zielen und Herkommen weit rangierend unterscheiden und an politischer

Relevanz hinzugewinnen, wird hier formuliert.338 Schließlich wird vorgeschlagen die

Feindstaaten-Sätze aus dem erwähnten Art. 53 und aus Art. 107 der UN-Charta zu streichen.

Art. 77 wird nicht genannt. Ganz wegfallen soll das Kap. 13 über den Treuhandrat. Ebenso

Art. 47 über den Generalstabsausschuss, sowie die zu diesem korrespondierenden Passagen in

den Art. 26, 45 und 46.

e. Summit Outcome

Wenige Stunden vor Beginn der Gipfeltagung konnten sich die Mitgliedsstaaten, vertreten

durch eine ausgewählte Gruppe von rund drei Dutzend Unterhändlern, auf einen gemeinsamen

Resolutionsentwurf (sp. A/RES/60/L.1) einigen. Dieser 38 Seiten (Distr.: General 24. Okt.

2005) umfassende Text in 5 Kapitel mit 48 Titeln und 178 Absätzen, wurde von der GV

`without vote´ angenommen. Er repräsentiert das derzeitig politisch umsetzbare Resultat 333 Ebd. Abs. 132: “The time has come for Governments to be held to account, both to their citizens and to each other, for respect of the dignity of the individual, to which they too often pay only lip service. We must move from an era of legislation to an era of implementation.”, und Abs. 135: “I believe that we must embrace the responsibility to protect, and, when necessary, we must act on it.“334 Fassbender, Bardo: UN-Reform und kollektive Sicherheit, S. 18f.335 ILF, Abs. 181-183.336 ILF, Box 5.337 Ebenda Abs. 126.338 Vgl. z. B. Abs. 38; 149; 153; 155; 162; 181.

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jahrelangen Zusammentragens von Informationen, deren Aufbereitung in hochrangigen

Expertengruppen, und internationalen Verhandelns, und ist somit ein Kompromiss-Papier. Im

Ergebnis werden in diesem Dokument einige Essentials und Anregungen aus den oben

behandelten Berichten übernommen. Ein Redaktionsteam, bestehend aus 9 Vertretern aus

NGOs und ZG, und einem aus dem PS, sowie dem Stab des Präsidenten der GV, Jean Ping,

hatte zunächst aus diesen Berichten einen ersten `Draft´ zusammengestellt.339 In seiner Struktur

ist er dem In Larger Freedom Bericht deutlich verwandt, „which means that the key topics it

addresses are: development, security and peace, human rights and UN reform.”340. Über den

letztendlichen Inhalt wurde in den Monaten vor dem Gipfel weiter verhandelt. Am 23-24 Juni

fanden etwa in diesem Kontext vier Informal Interactive Hearings341der GV mit NGO-

Vertretern, der ZG und des PS im UN-Headquarter statt, zu denen, nach einem bestimmten

Modus ausgewählt, rund 230 Vertreter aus den genannten Gruppen zugelassen waren. Hier

bestand die Chance für die aktiven Hearingsteilnehmer auch auf Inhalt und Formulierung des

zu konzipierenden Textes mit einzuwirken.

Die Schwierigkeiten des weiteren Verhandlungsganges verdeutlichen, dass etwa der neue UN-

Botschafter der USA, John Bolton, drei Wochen vor Gipfelbeginn noch schriftlich „more than

750 amendments“342, Änderungsvorschläge für den Draft an seine Botschafterkollegen

verteilen lies. Dieses 29-seitige Boltenpapier343 reagiert auf den soweit gediehenen Ping-

Entwurf, den dieser nach den Hearings und „nach monatelangen intensiven Konsultationen

unter den Mitgliedsstaaten Anfang August vorgelegt hatte“.344 Die US-Vorschläge beziehen sich

besonders auf die Rechenschaftspflichtigkeit, Integrität, und eine verbesserte Effektivität der UN,

sowie auf die Relevanz ihrer Programme und Missionen. „Explicit requirements for aid targets

were amended, and text was inserted to emphasize the importance of policies improving

governance, the rule of law, and economic liberalization”.345 Die USA wollten ein ganzes Bündel 339 Hierzu: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/dokumente.html 340 Jones, Rochelle: Women at the UN General Assembly Interactive Hearings: A participant’s perspective. In: Association for Women`s Rights in Development (awid). 5. Aug. 2005. http://www.awid.org/go.php?stid=1512 341 Hierzu: http://www.un-ngls.org/GA-hearings.htm ; http://www.un-ngls.org/GA-hearing-advance-unedited-summary-21july.doc 342 Vgl. Lynch; Colum: U.S. Wants Changes In U.N. Agreement. In: Washington Post, 25. Aug. 2005. http://www.washingtonpost.com/wp-dyn/content/article/2005/08/24/AR2005082402321_pf.html ; Siehe auch: Hoge, Warren: Bolton Pushes U.N. on Change as U.S. Objects to Draft Plan. The New York Times vom 25. Aug. 2005. http://www.theocracywatch.org/bush_bolton_times_aug26_05.htm “The new American approach recommends scrapping more than 400 passages”.343 “Im einzelnen will Washington z. B. folgendes gestrichen sehen: die Verpflichtung auf die Erhöhung der staatlichen Entwicklungshilfe auf 0,7 Prozent der Wirtschaftsleistung und auf die Bestimmungen des von Washington nicht unterzeichneten Kyoto-Protokolls; alle Hinweise auf die Zusammenarbeit mit dem IStGH sowie die Bekräftigung eines umfassenden Verbots von Atomwaffentests.“ Rüb, Matthias: Bolton mischt den „Bürokratie-Tanker” auf. FAZ.net. Washington, 13. Sept. 2005.344 USA machen kleinstmögliche Kompromisse. Die Tageszeitung (taz), 8. Sept. 2005. http://www.taz.de/pt/2005/09/08/a0107.nf/text 345 Schaefer; Brett D.: The U.N.'s World Summit is Wrong on Development Assistance. Backgrounder Nr. 1881. The Heritage Foundation (Hrsg.). 26. Sept. 2005, S. 2. .http://www.heritage.org/Research/TradeandForeignAid/loader.cfm?url=/commonspot/security/getfile.cfm&PageID=83230

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an Maßnahmen umgesetzt sehen, die auch z.B. Inhalt des (bi-partisan) Gingrich-Mitchell346 Berichtes

an den US-Kongress vom 15. Juni 2005 waren. So soll die interne UN-Aufsicht unabhängiger von den

Aktivitäten sein, die sie überwacht. Die Einrichtung eines Ausschusses mit eigener Budgethoheit wird

vorgeschlagen. Ferner soll das Recht des GS, Immunitäten aufzuheben, bestätigt werden, um auf diese

Weise Fälle, in denen UN-Mitarbeitern etwas ernstes vorgeworfen wird, einer vollen Untersuchung zu

zuführen. Auch soll der GS das Recht haben, seine Topleute bei Bedarf auszuwechseln. Absatz 161

des Outcome Draft347 fordert den GS auf, einen „systemweiten Ethikkodex [...] zu erarbeiten“

und einen Bericht über die mögliche Errichtung eines „unabhängigen Ethikbüros“ vorzulegen.

Ein weiterer Punkt im Kongressbericht ist die regelmäßige Überprüfung von laufenden UN-

Aktivitäten auf ihre noch vorhandene Relevanz. Ebenso auf der Agenda: Kosteneinsparungen

der UN-Verwaltung, sowie bei den zusätzlich anfallenden „support costs, including meeting

expenses, so that resources can be applied to high priority areas.”348

Der Gipfel hat dann mit dem `Outcome´ die Schaffung der PBC beschlossen, wobei

„Differenzen hinsichtlich ihrer Struktur und Mitgliedschaft“349 nicht in Gänze behoben

wurden, doch die Weiterverhandlung darüber nicht deren pünktliche Einsetzung - spätestens

zum 31. Dezember 2005 - tangieren soll. Zusätzlich zur PBC soll ein im Sekretariat

angesiedeltes Unterstützungsbüro für diese, sowie ein aus freiwilligen Beiträgen der MS

gespeister Peacebuilding Fund eingerichtet werden.350 Die Ersetzung der

Menschenrechtskommission351 durch einen neuen `ständigen´ MRR wird nicht explizit

genannt, aber: dieser neue Human Rights Council soll, nach weiteren Verhandlungen über

Struktur und Aufgabenbereich, noch unter der 60. Vollversammlung eingesetzt werden.352 Das

Büro des UNHCR will man stärken, und es wird eine Verdopplung seines regulären Etats

erfahren. Ein Signal setzt auch der Entschluss vieler reicher Staaten, über Etappen, schließlich

jährlich 0.7 % ihres BIP als ODA zur Verfügung zu stellen, um so die MDGs erreichen zu

helfen. Auch ein Demokratie-Fonds353 ist beschlossen und für ein unabhängiges Ethics Office

in der GV soll der GS Vorschläge vorbereiten354. Die Zusammenarbeit mit regionalen und

346 Gingrich-Mitchell Report of the Task Force on the United Nations: American Interests and UN-Reform:United States Institute of Peace. Washington, D.C., 15. Juni 2005. http://www.usip.org/un/report/usip_un_report.pdf 347 Durch den inneren Aufbau der Arbeit bedingt, und zur Vermeidung von Redundanzen, werden bestimmte im Outcome Dokument auffindbare Reformen an anderer Stelle genannt.348 Statement by Ambassador Anne W. Patterson, Acting U.S. Representative to the United NationsIn the General Assembly: Management. New York, 22. Juni 2005. Press Release. U.S. Mission to the United Nations in Geneva. http://www.us-mission.ch/Press2005/0622USProposalUNReform.htm 349 Ahern, Dermot. 350 Outcome, Abs. 97-105. 351 Vgl. HLPTCC, Abs. 291.352 Outcome, Abs. 157-160. Auch unklar bleibt, ob er ein Nebenorgan , oder ein Hauptorgan sein wird.353 Ebenda Abs. 136. Die Zusammenarbeit mit regionalen und „subregionalen Organisationen (Abs. 170a) und mit nationalen, regionalen Parlamenten, bes. über die IPU (Abs. 170b) soll gestärkt werden.354 Ebd. Abs. 161d. „....to ensure ethical conduct, more extensive financial disclosure for United Nations officials and enhanced protection for those who reveal wrongdoing within the Organization.”

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„subregionalen Organisationen (Abs. 170a) und mit nationalen, regionalen Parlamenten, bes.

über die IPU (Abs. 170b) will man ebenfalls stärken.

Die Erweiterung des SR wird in Absatz 153 angedacht und soll „zum Jahresende“ neu

aufgegriffen werden. Seine Transparenz soll für Nichtmitglieder verstärkt, seine

Rechenschaftspflicht erhöht werden. Die GV soll in ihren Beziehungen zu anderen UN-

Organen gestärkt, und ihr Präsident mehr Rechte erhalten (Abs. 149-151). Eine Verurteilung

des Terrorismus „in all its forms and manifestations, committed by whomever, wherever and

for whatever purposes“355 ist zwar vorhanden, ersetzt aber noch keine Definition, wie die UN

sie seit Jahren anstrebt. Die Streichung des Kap. XII (Treuhandrat) aus der Charta und der

Hinweise auf diesen werden erwogen (Abs.176), die Streichung der Hinweise auf

`Feindstaaten´ in den Charta-Artikeln 53, 77 und 107 wurde beschlossen (Abs. 177).

Der Präsident der 60. Generalversammlung, Jan Eliasson, kritisierte das Ergebnisdokument als

unzulänglich, angesichts der enormen Aufgaben hinsichtlich der Erreichung der MDGs, auch

wenn „it keeps the direction“.356 Ebenso der GS, der diesen aktuellen Reformanlauf als „the

most farreaching reforms in the history of the United Nations“357 bezeichnet hatte, und der

scheidende Präsident der GV, Ping, „I believe it`s a good document“358, weisen dennoch darauf

hin, dass der Reformprozess in realistischer Betrachtung durchaus Fortschritte gebracht hat –

und weiter gehen wird.

f. Gemeinsamkeiten / Divergenzen / Auffälligkeiten

Die Einschätzung der Relevanz der 5 Berichte für den M+5 Gipfel, bzw. den aktuelleren

Reformprozess in seinen Weiterungen an sich ergibt sich a) durch ihrer unmittelbaren Folgen;

und b) aus ihren möglichen mittelfristigen Wirkungen. Langfristige Szenarios können zwar

und sollten sinnvollerweise als Zielorientierungen aufgestellt werden, müssen aber doch in

ihrem Heranreifen abgewartet werden, um sie dann auf Zeithöhe konkret bearbeiten zu

können. Wer nicht auch bereit ist, die `Angel mal weit zu werfen´ und einzig kurzsichtig

pragmatisch bleibt, ermangelt der Vision, die dadurch zu kennzeichnen ist, dass mancher

Schritt ein weiterer bis weiter Sprung sein muss, will es zu einem Vorankommen auf

erweitertem Terrain kommen. Und wer sich von einer zu hoch gelegten Meßlatte beeindrucken

355 Ebd. Abs. 81. Abs. 84 verweist auf Folgekonferenz „to formulate an international response to terrorism“. 356 Press Conference: Mr. Jan Eliasson, President (elect) of the 60th General Assembly Session.[Webcast: Archived Video - 28 Min.] 13. Sept. 2005, 8.42–10.55 min. http://webcast.un.org/ramgen/pressconference/pc050913pm1.rm 357 In Larger Freedom, Abs. 2.358 Press Conference: Mr. Jean Ping, President of the 59th General Assembly Session. [Webcast: Archived Video - 30 Min.] 13. Sept. 2005, 0.40-0,47min.http://webcast.un.org/ramgen/pressconference/pc050913pm3.rm

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lässt und den Blick für leichtere Wege verliert, wird auch nicht voran kommen.359 In dieses

Bild gesetzt wäre ein jetzt umgesetzter Cardoso-Inhalt ein Sprung in eine neue Phase der UN-

System-Geschichte gewesen. Überhaupt bedarf es verschiedener `Sprünge´. Und einige von

diesen haben die Berichte vorbereitet, und wurden mit der Annahme des Outcome durch die

MS vollzogen, wobei in vielem noch unklar bleibt, wie die `Landung´ jeweils aussehen wird.

Das ergibt sich durch die vielen ungeklärten Fragen, die der Outcome gelassen hat, da er zwar

z.B. die MRR und die PBC beschließt, aber über deren genaue Orts-, Rechts- und

Strukturfragen auf Nachverhandlungen verweist. Auffällig ist der Elan des gegenwärtigen

Reformprozesses, die UN und die anderen auf Reform drängende Akteure werden nicht locker

lassen, und man kann gespannt bleiben, wie sich die MS dazu stellen werden. Stehen sie ja

doch gegenseitig voreinander immer auch ein wenig unter einem Erfolgsdruck, immer wieder

auch zu gemeinsamen Ergebnissen kommen zu wollen. Dieses, um nicht so sehr in

Selbstwidersprüche eingewickelt zu sein, dass es, zunächst in offenen Gesellschaften, für die

zivilgesellschaftlichen Akteure ein Leichtes werden würde, sie als kontraproduktive Egoisten-

Klüngel zu brandmarken. Insofern kann man nur hoffen, dass sich der gegenwärtige

Kommunikations- und Strukturaufbau der Epoche weiter fortsetzt, um von Seiten der `frei´-

informierten Bevölkerungen die MS auf eine Politik für alle Menschen zu verpflichten, in

Abkehr von aufhaltendem Prestigedenken, Falschspielerei und Doppelzüngigkeit in der

internationalen Politik. Nun, für den Summit spielte der Cardoso-Bericht mit seinen Belangen

die geringste Rolle. Dennoch bleibt er für die Reformdebatte an sich eine wesentliche

Markierung und eine umfangreiche Informationsquelle für die Weiterentwicklung der UN-

Beziehungen mit der ZG et al. Es geht nicht um die Namen, die Berichte tragen, oder die

Zeitpunkte der konkreten Erledigung, um von Erfolg und Bedeutung reden zu können.

Insofern waren und sind Annans Zeitvorgaben im `In Larger Freedom´ zwar gut gemeint, aber

von wenig Bedeutung für die MS gewesen. Die Cardoso-Inhalte werden sich weiter tragen und

wahrscheinlich unter einem neuen Berichtsnamen wieder vorgelegt werden, bis ihr

Plausibilitätsdruck so groß geworden ist, dass man sie nicht erneut an den verblümten Rand zu

verweisen vermag. Dass das länger dauern kann, bleibt unbestritten, man denke nur an die Idee

einer „rapid reaction force“360, über die schon seit den Zeiten des ersten Generalsekretärs

Trygve Lie nachgedacht wird. Insofern kann man zwar über akute Relevanzen von Texten

(z.B. HLPTCC, Sachs, In Larger Freedom et al.) auf Entscheidungen reden, aber sollte nicht

die in Unterströmung befindlichen Inhalte anderer Texte (z.B. Cardoso) verfrüht als

nachrangig vernachlässigen. Gerade der Cardoso-Bericht, von saturierten Experten aus deren

359 Einen Dank an Prof. Gert Krell für diesen ermutigenden Hinweis. Der Satz impliziert ja auch die Ableitung: `Und wer sich von einer zu hoch gelegten Meßlatte beeindrucken lässt und den Blick nur auf (nicht vorhandene) leichtere Wege richtet, wird auch nicht voran kommen.´

360 Hierzu: http://www.globalpolicy.org/security/peacekpg/reform/standby.htm

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lebenswirklichen Horizont heraus verfasst, ist durch seinen betont über eine staatenzentrierte

Perspektive hinausreichenden multi-constituencies-Ansatz zukunftsweisend.

Die vom Outcome im Zusammenhang mit der RtP befürwortete Zusammenarbeit „in

cooperation with relevant regional organizations as appropriate“361 kann auch in die anderen

Bereiche übertragen werden. Es geht in allen Berichten immer wieder prinzipiell um

Zusammenarbeit. Und die Erwähnung der Regionalorganisationen, auch an dieser Stelle, ist

ein Hinweis auf den Geist der Subsidiarität der Vereinten Nationen, die nur ein gemeinsames

Kern-Weltrecht, aber nicht Weltstaat meint. Staaten teilen sich ein Recht und sind diesem

gegenüber entweder `moralisch´ (Großmächte) verpflichtet, oder faktisch (kleinere Mächte),

wenn der SR entsprechend Sanktionsmechanismen, bis hin zum militärischen Eingreifen

befiehlt. Gegen eine Großmacht lässt sich nach jetziger (Veto-)Sachlage nichts beschließen,

und in einer UN ohne Einzelvetos ebenso wenig oder viel, wenn man die nicht zu

unterschätzende symbolische Wirkung mal außeracht lässt. Aber über eine gesonderte

delegierte Entscheidungskompetenz für regionale Organisationen wäre der SR entlastet, es

müssten sich also in Sicherheitsfragen nicht immer alle P? zu einer legitimen Maßnahme

selbstverpflichten, um im Namen der UN tätig werden zu können. Grundsätzlich geht es der

UN erst mal um die Etablierung eines „interlocking system of peacekeeping capacities that

will enable the United Nations to work with relevant regional organizations in predictable and

reliable partnerships”362. Anderes, wie eine eigene UN-Stand-by-Force, denkbare regionale SR,

die Involvierung von ZG in das SKS sind mögliche Folgerungen daraus. Die Berichte

verweisen auf die nötige Erhöhungen der Mittel, der Sachs-Bericht äußert sich dezidiert dazu,

und sie sprechen über neue Institutionen, z.B. die PBC363. Die Aufgaben der PCB sind im

Outcome enger gefasst als im HLPTCC und im In Larger Freedom. Einig sind sich die

Berichte, dass „the United Nations system as a whole is still not delivering services in the

coherent, effective way that the world’s citizens need and deserve.”364 Wobei die Kritik von

Annan am klarsten formuliert ist. Die Arbeit und weitergehende Integration der ZG wird im

Outcome nicht sonderlich365 thematisiert. Die BWI et al. werden in allen Berichten als

wesentliche Akteure beschrieben.

„System-wide coordination is also relevant in the context of the World Bank, the International Monetary Fund and the World Trade Organization.”366

Im Cardoso-Bericht und Sachs-Report betont, in den anderen drei eher kontinuierlich

beiläufig vermerkt, soll künftig die Einbindung der ZG und PS bei Planung und Durchführung

der Entwicklungsstrategien beteiligt werden.361 Outcome, Abs. 139.362 In Larger Freedom, Abs. 112.363 Ebenda Abs. 114 – 119; HLPTCC, Abs. 82-85; Outcome, Abs. 97-105.364 In Larger Freedom, Abs. 196; Vgl. HLPTCC, Abs. 280f und 293.; Cardoso, Abs. 159.365 Am stärksten noch im Outcome, Abs. 172 und 175. Die anderen drei Nennungen geben nicht mehr her.366 Cardoso, Abs. 135 ; Vgl. HLPTCC, Abs. 73; In Larger Freedom, Abs. 35.

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„Die Berichte des High-level Panels und des Millenniumprojekts [...] verstehen sich als komplementär und gehen in ihren konkreten Handlungsempfehlungen arbeitsteilig vor: Während der Bericht des High-level Panels in Hinblick auf den wirtschaftlichen und sozialen Bereich vor allem konkrete Vorschläge für institutionelle Reformen formuliert, konzentriert sich der Bericht des Millenniumprojekts in seinen Empfehlungen an das internationale System in erster Linie auf die finanziellen Aspekte der Armutsbekämpfung. Damit decken diese Berichte zwei der zentralen Themenbereiche des Millennium+5-Gipfels ab. Ergänzt werden sie durch die aktuellen Berichte und Studien, die sich explizit mit der Frage der innovativen Instrumente der Entwicklungsfinanzierung befassen.“367

In den Berichten wird kein Economic Security Council368 genannt, und daher ist in nächster

Zeit auch nicht mit einem solchen zurechnen. Der ECOSOC wird im Outcome in seiner

Funktion als Hauptorgan in seinem Tätigungsfeld bestätigt und soll als ein development

cooperation forum369 wirken. Allerdings sollen seine Kompetenzen in Menschenrechtsfragen

womöglich auf den MRR übergehen. Die Aufgabe seiner jährlichen Tagungen, auf nun

ministerieller Ebene, ist die Überwachung der angewandten MDG-Entwicklungsstrategien et

al. In einem Zweijahresturnus (`biennial high-level Development Cooperation Forum´) soll er,

aufgrund ihm zugeführter Analysen, die systemweite Kohärenz auf seinem Gebiet überprüfen.

Alles in allem ist auch der ECOSOC in Bewegung geraten, er wird seine Kooperation mit dem

HCHR vertiefen, und seine „major role in the overall coordination of funds, programmes and

agencies” spielen, indem er „duplication of mandates and activities”370 mindern helfen und

Kohärenz fördern wird. Dadurch und indem auch Vertreter des ECOSOC in den

Organisations-Ausschuss der neuen Peacebuilding Kommission entsandt werden sollen371,

erfährt der ECOSOC eine potentielle Aufwertung. Wieweit diese tragen wird, wird sich

erweisen. Die Berichte bleiben bei der Aussage des Charta Art. 51, dass bis auf den Fall der

unmittelbaren Selbstverteidigung das Gewaltmonopol beim SR liegt, nicht etwa bei

Regionalen Organisationen, ohne dass der SR diese Aufgabe übertragen hätte. 372

Die Stärkung des Emergency Relief Coordinators, die Schaffung von emergency standby

capacities, auf die die UN in `Disaster-Situationen´ schnell zugreifen kann, sowie die

Neuordnung eines Central Emergency Revolving Fund (CERF), um schneller auf Mittel 367 Martens, Jens: UN-Reform und Millenniumsziele 2005, a. a. O., S. 17f. 368 Siehe Kap. 2e.369 Vgl. Outcome, Abs. 155b ; HLPTCC, Abs. 178 ; In Larger Freedom, Abs. 176: “Second, there is a need to review trends in international development cooperation, promote greater coherence among the development activities of different actors and strengthen the links between the normative and operational work of the United Nations system. To address this gap, the Economic and Social Council should serve as a high-level development cooperation forum.“370 Outcome, Abs. 155e.371 Ebenda. Abs. 101b.372 Vgl. In Larger Freedom, Abs. 124: „Imminent threats are fully covered by Article 51.” ; HLPTCC, Abs. 53 u. 192 ; Outcome, Abs. 77.

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Zugriff zu haben, kommen im In Larger Freedom und Outcome vor. Allein im HLPTCC findet

sich der Vorschlag eines Directorate of Security. Es wäre die von Annan ursprünglich

angestrebte Zusammenfassung von der gegenwärtig für die UN-Stab-Sicherheit

verantwortlichen UN Security and Safety Services, der für Sicherheitsfragen verantwortlichen

Teile des Department of Peacekeeping Operations und des Office of the Security Coordinator,

unter einem Unter-GS gewesen. Dieses Direktorat sollte für die Einschätzung und

Risikowägung von Bedrohungen für die UN zuständig sein, dem GS direkt berichten, und eine

UN-weite Sicherheitsstrategie entwickeln. Da der HLPTCC darunter auch den Zugriff dieses

Direktoriums auf relevantes Geheimdienstmaterial der MS vorsah, verzichtete Annan wohl

darauf, den Vorschlag in seinen ihm machbar erscheinenden Reformentwurf aufzunehmen.

Die Draftverhandlungen ließen auch die im HLPTCC und In Larger Freedom genannten

Aussagen über Non-Proliferationen im Outcome ohne Echo. „It apparently says nothing on

non-proliferation or disarmament.”373 In Vielem fällt der Outcome hinter seine

Voraussetzungsberichte zurück. Dieser Vorgang ist aber typisch für Verhandlungsergebnisse,

sie verwässern häufig mit der Anzahl der Mitentscheider. Das Auffälligste ist die nicht gelöste

SR-Erweiterungsfrage. Auch die 2 darüber meinenden Berichte haben sich nicht für ein

einziges Modell ausgesprochen. Auffällig ist auch der Beschluss eine MRR zu bilden, ohne sie

auch nur in Teilen im Outcome derart näher zu bestimmen, wie es Annan vorher getan hat.

Aber eben mit dem Wissen, dass er es getan hat. So, dass man davon ausgehen kann, dass sie,

wie z: B. im In Larger Freedom beschrieben, an Menschenrechtseinhaltung gekoppelte

Zutrittskriterien festlegen wird. Zu den wohl möglich weittragendsten Bericht-Konsequenzen

für den Umgang von Staaten mit (machtschwächeren `antastbaren´) Staaten führt das Votum

für die RtP.

„For the first time at this Summit we agree that states do not have the right to do what they will within their own borders, but that we, in the name of humanity, have a common duty to protect people where their own government will not.”374

Darüber hinaus ist, wie vermerkt, der oftmals redundante Stil der Berichte offensichtlich. Ein

Stil, der sich von Berichtsgeneration zu Berichtsgeneration bisher fortgesetzt hat und insofern

eigentlich schon wieder nicht auffällig ist.

4. Behebung der Defizite?

Wie die Arbeit hier vermittelt, werden auf allen Feldern Defizite benannt und mit Vorschlägen

beantwortet. Dabei ist es erst einmal unerheblich, ob die Vorschläge von außen an die UN 373 Nossel, Suzanne: Too Little Too Late on UN Reform. In: Democracy Arsenal, a blog devoted to opinion, commentary and sparring on U.S. foreign policies and global affairs. 13. Sept. 2005. http://www.democracyarsenal.org/2005/09/too_little_too_.html  374 Der britische Premier Tony Blair über die RtP. Zitat In: Reform the UN.org. UN World Summit Quotes on the Responsibility to Protect. http://www.reformtheun.org/index.php/issues/1736?theme=alt4

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herangetragen, oder von dieser selbst propagiert werden. Doch dann ist gleich der Unterschied

dieser zwei politischen Potentiale, die unterschiedlichen Zugangs- und Abstandweiten zu den

Regierungen, auffällig. Die UN und ihre Hauptakteure haben es vermeintlich leichter, den

Regierungen als für richtig erachtete Vorschläge auf die politische Agenda zu setzen Man

könnte es `Half-top up´ nennnen; etwa die UN-Publikationen. Entsprechend ebenso

vermeintlich langsamer sind die bottom-up Sickerprozesse, bis über diese von außen an die

Entscheidungsebene gebrachte Ideen eventuell politisch-sachentscheidend zu wirken beginnen.

Der Cardoso-Bericht forciert(e) den Gedanken diesem Bottom up Raum zu geben. Da er in den

Outcome mehr mit schönen Worten als mit konkreten Resultaten eingegangen ist, kann

allgemein nicht von der Behebung von den Defiziten der zivilgesellschaftlichen Partizipation

gesprochen werden. Ebenso wenig von Stagnation. Hatte die ZG auf diesem Gipfel diesmal

auch nicht gesondert ein Wort, und fiel der Outcome für sie auf erste Sicht auch nicht sehr

ergiebig aus, so gab es doch während der Draft-Verhandlungsphase das erste informelle

Hearing der GV mit ZG/PS/NGOs, kam es doch im September 2005 nach dem Gipfel zu

einem open meeting zwischen NGO und SR, und wird doch in allen Berichten der Multi-

Stakeholder Ansatz prinzipiell weniger als Option denn als Notwendigkeit beschrieben.375

Genau so wird auch die Arria-Formel zunehmend genutzt, fakultativ Kommunikationswege

zwischen SR und jeweils gesonderten Constituencies zu schalten. Bedeuten doch der MRR,

die PBC, der zu stärkende HCHR, der PBC-Fonds, der Democracy Fund, der Solidarity Fund

des WSIS, alle auch zusätzliches Miteinander von UN, MS und den diversen Stakeholders. Ein

Umstand, der die Tendenz in dieser Richtung tendenziell selbstverstärkend weiter prägen wird.

Hinter sich Bewährendes zurückzufallen fällt wohl meist nur `unterkomplexen´ Unilateralisten

ein, was zu Stockungen im Prozess führt, diesen aber ohne destruktive Sondergründe376 nicht

gänzlich aufhalten kann, tritt man doch selber auf diesem „beauty contest“377 auf - und es

können, wie ich schon sagte: nicht alle Konferenzen scheitern.

Top downs sind hier dann Umsetzungen von Ideen. Top circles wären dann unter den MS

kursierende Politikvorschläge z. B. einer Minderheit. Bottom circles sind entsprechend

vermeintlich nicht nach oben sickernde, in einem Milieu verhaftende, Kleingruppen-

kommunikationen ohne `zeit-plausible´ (Jede Zeit hat auch ihre eigenen `Plausibilitäten´)

Anschlussfähigkeit in die politische Arena hinein. Bei allen Formen gilt, dass sie bei 375 Vgl. Outcome, Abs. 172-175.376 Wirksame Sondergründe wären: katastrophaler Terrorismus, (unbeabsichtigte) ABC-Katastrophen und Naturkatastrophen apokalyptischen Ausmaßes. Alles mit der Folge, dass das gegenwärtige Kommunikationsnetz und Institutionengefüge nicht aufrechterhalten werden kann – die Komplexität auf einen Wert zurückfällt, der es nicht möglich werden lässt, diese selbst über eine Kleinhemisphäre hinaus aufrecht zu erhalten, die Welt in großen Gebieten zu einer `failed world´ geworden wäre – willkommen im Science Fiction. Davon ist aber nicht auszugehen, will man nicht unnötig düstere Gedanken wälzen, und nicht aufhören sich gegenseitig (Staaten den Staaten) etwas zu unterstellen. Ansonsten, ja, geht es (langsam) weiter mit dem evolvierenden Global Governance – was wäre auch sonst plausibel?! 377 World Chronicle 991: Eveline Herfkens - Executive Director UN Millennium Campaign. [Webcast: Archived Video - 28min] 28. Okt. 2005, 4,34-4,39 min. http://webcast.un.org/ramgen/worldchronicle/wc991.rm

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analytischer Anwendung in Intervallen neu betrachtet werden müssen, um Entwicklungs-

schritte kenntlich werden zu lassen. Was heute im Bottom circle kursiert, etwa das dünn

organisierte deutsche Neo-Nazitum, könnte in einer von heute betrachtet unwahrscheinlicheren

Zukunft plötzlich zum Top down flow geworden sein. Das bedeutet für diesen Negativfalle die

Umkehr der Werte. Auf Werte ist also theoretisch kein Verlass! Werte sind anerkanntermaßen

nichts weiter (was sie funktionell nicht unwichtig macht) als von der

Kommunikationsgemeinschaft insgesamt bewusst zeitgebunden gesetzte `Stopphilfen´ und

Berechtigungszeichen, mit denen die kommunikativ erreichte Plausibilität plausibel gemacht

werden soll und kann.378 378 Siehe z. B. Sklaverei, Inquisition, Hexenverbrennung, Antisemitismus – alle Werte getragen. Vgl. Luhmann, Niklas: Die Gesellschaft der Gesellschaft, a. a. O., S. 341f. ; Siehe auch Habermas, Jürgen: Erläuterung zur Diskursethik. Frankfurt/M 19922, S. 107f. An Habermas angelehnt, scheinen `moralische Diskurse´ schon deshalb interessant, da sie, als definitorisches Instrument genommen, zu deliberativen Ausgangslagen führen können „unter denen jeder Beteiligte die Perspektive aller übrigen einnehmen kann“. Die Frage ist, wie bekommt man eine Situation geschaffen, in der auch alle nicht nur können, sondern auch bereit sind, sich vorzustellen, wie andere zum Beispiel leben müssen. Da sollte sich eigentlich geschämt werden können, wollte man es moralisch bewerten/verstehen wollen. Kommunikationstheoretisch heisst es vielleicht nur: Alle Organisationen und alle Menschen reagieren erst, wenn bestimmte Informationsdichten erreicht sind (den Aktionspotentialen der Biologie analog). Moral als also gekoppelte Resonanz ! Die koppelnde Schwingungs-Frequenz ist wandelbar, auf Moral ist wieder kein Verlass – aber auch ohne Moral kein Voran in umweltschwierigen Lagen, sondern ständige Aufgabe vor der Herausforderung. Irgendwann haben Steinzeitmenschen gesagt: Wir brauchen euch beide, ihr dürft euch so nicht weiter bekämpfen. Das war der UN-Job damals, denn die Welt war ihnen ihre Horde. Heute, da es einzelne Menschen nicht alleine schaffen können, braucht es institutionell getragene kollektive moralische Instanzen. Das ist für Weltfragen die UN. Wenn die ZG sich mit der UN gemeinsam vorne sehen will, muss sie die Zahl der kommunikativen Frequenzen erweitern, indem sie ihre demokratischen Optionen verbreitert, z. B. beginnt, das Wahlrecht auf den ICT-Stand der Zeit zu fordern. Zuviel demokratisches Potential kann sich in heutigen Demokratien nicht ganz/nebenbei einbringen, um etwa den Massenmedien Sendezeit, dem Parlament Entscheidungen abzufordern. Über Systeme [die Regelung des Miteinander] sollte allgemein geredet werden. Mit einer möglichst einfachen Terminologie, um aus dem akademischen Bottom circle [Siehe Kap. 4a] heraus zu kommen! Wir haben die Demokratie, was machen wir mit ihr? Zu viele schöne Theorien beglücken nur den Kenner. Das Potential lässt sich jedoch nur von einer demokratischen Mehrheit ganz ausschöpfen. Die Devise dazu: eine Stimme ist deutlich zu wenig. Wie wäre es mit 1000 Stimmen für jeden Wähler pro Legislatur? Klingt irritierend, nicht wahr? Man kann systemtheoretisch wechseln und sagen: Man vergleiche die Hilfsbereitschaftswelle psychischer Systeme nach Naturkatastrophen. Und auch Organisationen spenden, denn Menschen sitzen doch in den Entscheidungsetagen. Was ich lernen konnte aus solchen Wundertaten, wie der Erkenntnis der `Autopoiesis´, ist, dass eine deliberative Situation für kommunikatives Handeln praktisch möglich ist, weil jeder verstanden werden kann und sich verstanden fühlen kann in seinen persönlichen Anschlusspräferenzen, die sich aus seiner `Zugehörigkeiten´ und Erfahrungen ergeben, aber dennoch alle auch nur ein System sind, mit gleichem Antrieb und nur unterschiedlicher sozialer Codierung. Daraus ergeben sich hier nicht weiter zu verfolgende Konsens-Möglichkeiten. Es ist richtig, Systeme tun, was sie sich in sich selbst bestätigen. Ein auf Veränderung angesprochenes System hört nichts. Es kann es nur selbst merken, dann reagiert es solange, bis es wieder in seine Blindheit zurückfällt. Und das kann es bis zur nächsten Irritation. Systeme sind wie Rechtsanwälte, die sich nicht dafür interessieren, was ihr Kunde wirklich getan hat, allein das er frei kommt ist operativ relevant. Aber merke - auch einem Rechtsanwalt kann es zu viel werden und er gibt den Fall ab. Genauso werden die P5 ihren Veto-Vorrang abgeben, wenn es ihnen langt, dass man sie unaufhörlich irritiert in ihrem Selbstverständnis, bis sie ins Stottern geraten, also sich umstellen müssen, um ihre eigene Sprache wiederzufinden. Schnell verändert sich ein System, wenn es muss oder will – und dann kann es das in vielen Fällen auch. Das heisst, dass die UN, als emergenter Repräsentant eines universellen aber partiellen (mehr braucht es nicht) Weltsystems, eben noch nicht im Besitz ihrer ihnen zukommenden Rechte sind, denn sonst könnte es z. B. dem aktualisierten Welthandelssystem jene `Bandbreiten´ eines `Weltunternehmensrecht´ vorgeben, die ihrer Meinung nach den besten Ausgleich zwischen allen Problemlagen schaffen, und nicht lediglich zu einem Global Compact einladen. Die Staaten als `Noch-einzig-Hauptsysteme´, die ihren eigenen sich zu fügen habenden Subsystemcharakter langsam erst erfassen. Auch langsam erst erfassen, dass sie sich von neuen Akteuren selbst bewegen lassen müssen. Soweit dieser kurze Ausflug. ; Habermas, Jürgen: Faktizität und Geltung, a. a. O., S. 224. ; Kersting, Wolfgang: Recht, Gerechtigkeit und demokratische Tugend. Frankfurt/M 1997, S.

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Plausibilität379 kann eben nur bedingt und temporär aus Werten abgeleitet werden. Daher

bedarf es der adäquaten (Rechts)Institutionen, die für richtig erachteten Werten Geltung

verschaffen können und durch kontinuierliche Reproduktion dieses in Handlungen

umgesetzten Wertekanons das System vor einem `Vorzeichenwechsel´ (Umkehr der Werte

und z.B. der hypothetische Eintritt in eine neuautoritäre Zeit) feihen. Der Punkt ist: solange das

`Schwache´ das `Starke´ in Schranken hält, wird das Starke nicht den Raum des Schwachen

einnehmen. Die Schwachen, dass ist die Masse, die durch das Mittel der institutionalisierten

Demokratie die Starken, dass sind teilweise die, die sich aus der Masse nichts machen und

gegen sie handeln, im Banne hält, also verhindert das kleine Gruppen einfach durchsetzen

können, was ihnen in den Sinn kommt. Checks and balances. Auch damit sind wir bei der UN-

Reform, deren Protagonisten ein quasi globales Checks and Balance System etablieren wollen,

und dies mit empirisch besten Gründen. Im Miteinander bildet sich das Miteinander. Die

Emanzipation der Massen setzt sich im Reformkurs der UN fort. Die Starken, nicht

automatisch die `Bösen´, sind in diesem Falle die MS, doch zumindest eine Handvoll von

diesen. So weit, so gut. Zurück zum Top circle. Hier kreisen Ideen teils auch scheinbar ohne

Wirkung unter Minoritäten oder rechtlosen Mehrheiten. Seit je her sitzen etwa MS im SR, in

der GV, denen es lieber wäre, es gäbe eine andere oder gar keine Vetoregel mehr. Und dieses

Defizit wird mit den vorliegenden Berichten auch nicht erledigt. Die Abschaffung, oder in

freier Anlehnung an Josef Schwartzberg380 mal das `weighted veto´, kursiert quasi als Top

circle und gleichzeitig Bottom up, aber nicht als Half top und auch nicht als Bottom circle. Da

an beiden Enden Bewegung zueinander zu konstatieren ist, wird wahrscheinlicher, dass sie

sich irgendwann treffen werden, und wir tatsächlich eher wahrscheinlich das Veto-Recht

modifiziert sehen werden, als das es sich noch weiter als mittelfristig unverändert halten

könnte. Man kann das Beispiel des Frauenwahlrechts nehmen. Auch lange Zeit, unter der

Voraussetzung eines niedrigeren Kommunikationsniveaus und eingeschränkterer

zivilgesellschaftlicher Organisation, eine Top circle-Bottom up Situation. Genug der sinnigen

Konstrukte. Nun ergibt sich, dass alle fünf Vorstellung nur eben vermeintlich unterschiedliche

Umsetzungswahrscheinlichkeiten in der Zeit haben. Im Einzelfall jedoch gleichwertig zu

behandeln sind. Die Behebung der Defizite schöpft aus vier Quellen, der Bottom circle als

unveränderter berührt sie nicht. Jede Art bringt ihre eigenen Schwierigkeiten und

Überraschungsfälle mit sich. Bottom ups sind in den letzten 15 Jahren die erfolgreichen

395f. ; Schmitt, Carl: Die Tyrannei der Werte. In: Ders. / Jüngel, Eberhard / Schelz, Sepp (Hrsg.): Die Tyrannei der Werte. Hamburg 1979, S. 9 – 43 (Urspr.1960). ; Ziegert A. Klaus: Nach der Emanzipation des Rechts von der Moral: gesellschaftliche Wirkungschancen der Moral. In: Luhmann, Niklas / Pfürtner, Stephan H. (Hrsg.): Theorietechnik und Moral. Frankfurt/M 1978, S. 146-175. 379 Plausibilität hier als Anschlussfähigkeit verstanden und potentiell allen zuträglich, ohne willkürlichen Schaden an irgendeiner Person zu verursachen - oder potentiell billig oder teuer in Kauf zu nehmen -, die in diesem Sinne selbst plausibel agiert. 380 Siehe S. 38.

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Bestrebungen der Multi-Stakeholders gewesen, auf die internationale Politik zumindest im

Nah-Radius der Entscheidungsebene mitzuwirken, wenn nicht gar indirekt mitzuentscheiden.

Nehmen wir die Arria-Formel für informelle Konsultation der Mtgl. des Sicherheitsrates oder

des Rates als ganzes mit der ZG et al. Sie war ursprünglich Bottom Circles, wird 1992, nach

Bottom up-Prozessen zu einem Top circle Produkt und ist jetzt noch nicht ganz-entfaltetes Top

down, und bleibt daher gleichzeitig ein Halftop up und ein Bottom up. Sehr interessant. Die

Formel hat damit noch bessere Aussichten ihre konstruktive Bedeutung auszuweiten.

Vielleicht hätten die Berichte durchaus weniger verhalten etwa auf die Überwindung des Vetos

in seiner jetzigen Form drängen sollen, anstatt voreilig in Demutshaltung zu verfallen wie der

HLPTCC es gewisser Weise zeigt.

„Wir sehen keinen gangbaren Weg, das bestehende Vetorecht der Mitglieder zu ändern. Nichtsdestoweniger ist das Institut des Vetos an sich ein Anachronismus, der in einem zunehmend demokratischen Zeitalter unpassend ist; wir würden darauf drängen, dass von ihm nur in Angelegenheiten Gebrauch gemacht wird, in denen es tatsächlich um lebenswichtige Interessen geht.“381

Glaubte das Panel wirklich alles durchzubekommen, was es sonst betont vorgeschlagen hat?

Sicher nicht. Dann hätten sie das Thema des Vetos anders Gewichten können und nicht so

devot, wie in dem obigen Zitat. Hier haben die Berichte die Chance zur Betonung nicht

genutzt und sind einem der Defizite des SR nicht gerecht geworden. Ein oft weiter Weg steht

randständigen Gruppenideen bevor, sicher, so hätte z. B. Alcidamas, ein antiker Kritiker der

Sklaverei, über 2000 Jahre alt werden müssen, bis er die Sklaverei in den meisten Staaten hätte

als überwunden betrachten dürfen. Ein Weg, den man mit adäquaten Mitteln allerdings

heutzutage auch abkürzen könnte. Die UN ist solch eine Abkürzung zur Generierung von

politischem Willen. Dieser entwickelt sich auch aus Plausibilitätsgründen,

Notwendigkeitseinsichten und Demokratisierungsprozessen. Insofern sollte es nicht allzu

lange dauern, bis das Veto durch Modifikation an die jetzige Weltsituation angepasst wird, und

zwar in dem Sinne, dass nicht alles, was trotz etwa eines z. B. einfachen Vetos unternommen

wird, in einem quasi rechtbrechenden Raum stattfindet. Dass die Welt steuerungs-praktisch

besser über Kooperationen in ihren welt-, regionalen und lokalen Bedürfnissen organisiert

wird, um die Freiheit zum Handeln und Handelsfreiheit zu generieren, scheint sich als

plausibel und empirisch unterfüttert zu erweisen. Das Notwendigkeiten bestehen, zu

gemeinsamen Abschlüssen gelangen zu müssen, ist durch die sich aufbauenden internationalen

Rechtsregelwerke bewiesen, denn zu behaupten, hinter allen Verträgen stünden keine

Notwendigkeiten, wäre absurd. Und man braucht die `Moral´ nicht zu bemühen, die Dinge

können nur gut laufen, wenn sie klar verabredet und garantiert sind, und sich daran gehalten

381 HLPTCC, Abs. 256.

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wird. Wenn man nicht hierbei `gut´ definiert als für: konstruktiv im breitesten sinnvollem Sinne

verwenden darf, haben Gespräche kleineren Sinn. Wenn man es aber so sehen kann, ergeben

sich daraus Ableitungen, die mit Moral nicht zu verwechseln sind – nämlich ein

entmoralisiertes Prinzip: Gut ist, was Allem nützt, ohne unnötig destruktiv dem Teil gegenüber

zu sein, also niemandem und nichts willkürlich mit ungenügenden Gründen objektiv

Schadenshinnahme aufnötigt. Konstruktiv ist also der Gegenpol zu: unnötig destruktiv..

Und was nun ungenügend ist, oder nicht wird nach und nach mit dem Medium Recht

dynamisiert und fixiert, zum geltenden Unterschied erhoben oder verweigert. Den Unterschied

zwischen Biosphäre und Mensch habe ich bisher noch nicht dazu gesetzt. Gut, kann nur sein,

was vom größten bis zum kleinsten Relevanzrahmen konstruktiv im breitesten sinnvollem

Sinne tragfähig ist, das UNEP würde das ähnlich sehen. Das kann nur heißen: ohne eine

voreilige, oft unnötige, oder langfristig nicht aufrecht zu erhaltende Unterscheidung (etwa

Sklave/Nichtsklave) zu machen. Unterschiede werden erst gemacht, wenn es notwendig oder

bequem wird. Und wenn man sie nicht machen kann, aber braucht, ist man in Not. Alles baut

sich Unterschieden auf und reduziert sich über deren Aufhebung. Wenn nun `Alle´ – so nicht

offenkundig ein Schaden vorliegt - mit `Allem´ gemeint sein sollen, ist es so verstanden in die

Lebenswirklichkeit zu übertragen, nicht wegen Moral, sondern um in der praktikablen Logik

zu bleiben. Da die Logik des Lebens aufs Überleben zielt, ist Kooperation ab einem

bestimmten Komplexitätsgrad vorzuziehen. Historisch betrachtet hatten die Menschen und

Nationalstaaten früherer Zeiten einfach nicht genug Möglichkeiten, die Notwendigkeiten von

Kooperation zur erfahren – daher konnten kriegerische Machtspiele, Individualfehden,

Bedeutung erlangen. Heute stehen wir dagegen in weitaus stärkerem Maße an einem Punkt, an

dem solche Machtspiele aufgedeckt werden können als kontraproduktiv. Die

Demokratisierungsprozesse münden z. B. in neue Notwendigkeiten, bzw. konstituieren solche

als normativ. Der Punkt auf den ich hinaus möchte ist der, dass die UN mit den gegenwärtigen

Maßnahmen tatsächlich auf dem Weg der Aufhebung von erkannten Defiziten ist und ihrem

evolutiv gewachsenen historischen Auftrag konstruktiv-schöpferisch nachgeht. Sie offenbart

der MS-Welt, dass `gut´ nur sein kann, was alle meint und Keinen und Keines mangels

Engagements `opfert´ oder nicht teilhaben lässt.

a. Partizipation, Demokratisierung und Legitimierung

Viele Staaten, intergouvernementale Regionalorganisation und, im nicht übersehbaren Maße,

die (ww.) ZG, haben unmissverständlich die Verbreitung der Demokratie auf ihren jeweiligen

Agenden stehen. Der Anstieg der Demokratien, und damit, durch erweiterte Freiheitsräume für

Handlungen und Meinungen, auch die steigenden zivilgesellschaftlichen Möglichkeiten der

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politischen Mitgestaltung, sind Epochenzeichen.382 Die Partizipation an politischen Prozessen

ist dabei ein Phänomen, dass sich über die Jahrhunderte dadurch kennzeichnet, dass sich der

Kreis der einwirkend Beteiligten im Ergebnis stetig erweitert hat. Es muss hier nicht mit

Beispielen markiert werden, es ist offensichtlich. Auf Ebene der UN, also der Inter-

Staatenebene, wiederholt sich gewissermaßen der demokratische Transformationsprozess, den

schon viele Staaten und Gesellschaften im Innern selbst vollzogen haben. Akteure drängen auf

Beteiligung, bekommen sie diese nicht überzeugend (etwa durch argumentativ haltlose

Unterdrückung) verweigert, drängen sie erneut, bis sie schließlich erweiterte

Beteiligungsrechte zugestanden bekommen. Mit der Folge, dass sich das gesamte Interaktions-

System umdefiniert und mit erweiterten Beteiligtenkreis in seine nächste Phase eintritt. In

dieser treten wieder neue Ansprüche auf, und wieder gibt es Abwehrreaktionen, bis sich auch

diese Ansprüche verwirklicht haben, wenn sie es können, so sie anschlussplausibler sind als

ihre konservativen Opponenten. Bisher ist dieser Prozess allgemein auch innerstaatlich noch

nicht abgeschlossen. Zum einen haben viele Staaten keine demokratischen Systeme, so dass

dort die Entwicklung noch am Anfang steht. Zweitens ist Demokratie typologisch nicht gleich

Demokratie und variiert von `defekt´ bis `konsolidiert´ (sehr gut, aber doch nicht mehr! >).

Drittens ist die Demokratie in ihrem Potential eben bisher unausgeschöpft. Wenn man etwa

theoretische und technisch-machbare Möglichkeiten überprüft, kommt man schnell darauf,

dass die repräsentative Demokratie, z. B. in Deutschland, zwar ein unbestritten lobenswertes

Grundniveau der Konsolidierung erreicht hat, aber die Möglichkeiten z.B. über

Bürgerbegehren, Volksentscheide, Mehrstimmen-Wahlrecht – etwa für Eltern, den

Beteiligungsgrad zu vertiefen, und zu erweitern, noch nicht (gewollt oder kritisiertermaßen)

vollzogen hat. Geschweigedenn die Möglichkeiten von mittels ICT möglich werdenden

differenzierteren Abstimmungs- und Deliberationsprozesse auch nur aufgegriffen hätte.383

Weiterhin gilt: der Wähler hat eine Parteistimme für tausend Sachentscheidungen. Was zum

Zeitpunkt der Entstehung dieser Regel dem organisatorisch sinnvoll Möglichen entsprochen

hat, aber heute eigentlich nur noch einen sich reproduzierenden Anachronismus darstellt. Die

`Einen´ haben Demokratie und wollen mehr, die anderen leben unter unterdrückenden

politischen Systemen und wünschten, sie hätten erst einmal `nur´. Das sei nur erwähnt und

zeigt auf, dass man von der UN nicht erwarten kann, was in den vorangeschrittensten

demokratischen Staaten nicht praktiziert wird. Damit wird erneut klar – Unabhängig vom

382 Über die drei Demokratiewellen des 20. Jahrhunderts und die Typologie von Demokratien und anderer politischer Systeme: Merkel, Wolfgang: Systemtransformation. Opladen 1999. ; Huntington, Samuel: The Third Wave: Democratization in the Late Twentieth Century. University of Oklahoma Press 1991. ; In-yong, Kim: The 4th wave of democratization. Executive Essay, Centre for free entreprise (CFE). 4. April 2005. http://www.cfe.org/eng3/main/index.asp?cid=110200&idx=664&pid=2&pn=5&sp=1&key=&si= ; Schmidt, Manfred G.: Demokratietheorien. Opladen 20003. 383 Gemeint sind Formen einer `partizipativen E-Demokratie´ in ergänzender Abgrenzung zur ICT-Nutzung für die öffentliche Verwaltung (`Verwaltungs-E-Demokratie´).

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Cardoso-Bericht -, dass die Reformmöglichkeiten zur Behebung von UN-Defiziten in dem

besprochenen Bereich, die die Partizipation und Legitimation betreffen, gegenwärtig von

vornherein schnell an Grenzen stoßen muss. Wenn man aber nicht `alles´ haben muss, kann

man für die UN stetig zunehmend erweiterte Partizipationsmöglichkeiten für einen sich

erweiterten Akteurskreis konstatieren. Die Arria-Formel bietet sich erneut an genannt zu

werden, da sie exemplarisch werden lässt, wie plausible Instrumente (Kommunikations-

Ansprüche) sich gegen erste Widerstände durchsetzen und normativen Impetus aufbauen.

Dann: dass etwa in Konferenzdelegationen auch Vertreter der NGOs sitzen können ist nichts

Neues mehr. Das Fragen nach der demokratischen Legitimation der neuen Akteure ihre

Berechtigung haben, wie vermeldet, ebenso. Da bedarf es klarer Regeln, die hier nicht

ausgeführt werden können.

Für z.B. die MRK, PBC, den Solidarity Fund, den Demokratiefonds, kann festgestellt werden,

dass Partizipationskreise qualitativ und quantitativ erweitert werden/wurden. In den ersten

beiden werden verschiedene nicht-staatliche Akteure eine Meinungsstimme erhalten (wenn

auch erst mal kaum eine Zählstimme – wer weiß!) und mit auch diesen neuen Fonds werden

Pluralismus und Demokratieentwicklung gefördert. Der Sicherheitsrat, als in Kernfragen der

Internationalen Sicherheit Letztentscheidender-/Erstentscheidender, ist eine in diesem Bereich

nicht demokratisierte Veranstaltung, in der Minderheiten (P5) willkürlich Mehrheiten

majorisieren können. Das haben die MS mehrheitlich verstanden und eine SR-Reform lässt

sich eher wahrscheinlich nicht mehr über Jahre hinaus verzögern. Die Legitimität der

Anwendung von Gewalt an Prinzipien zu koppeln, wie sie im HLPTCC und im In Larger

Freedom vorgeschlagen werden, ist eben so sinnvoll, wie eine Einschränkung von Veto und

die Einbeziehung von Regionalorganisation als Ausführinstanzen UN getragener Sicherheits-,

Menschenrechts- Umwelt- und Entwicklungspolitik notwendig erscheint.

„I also intend to invite regional organizations to participate in meetings of United Nations system coordinating bodies, when issues in which they have a particular interest are discussed.”384

Eine Vorabfestlegung von Fällen erwartbaren Einschreitens der Weltgemeinschaft, über das

RtP-Prinzip, in die Souveränitätssphäre von Staaten, im Falle ihres Versagens, gegen welches

sich schließlich auch formal kein Veto durchsetzen lassen könnte, wäre ein weiter Sprung zu

globaler Rechtssicherheit und Rechtsgewissheit. Die MS haben alle nötigen Ideen zur Hand

die Legitimität, Partizipationsfähigkeit und interne Demokratisierung der Organisation zu

stärken und den Defizitgrad abzusenken. Der politische Wille zählt. Andererseits gilt mit

Abstrichen auch:

„Eine solche Demokratisierung staatenübergreifender Politik wird es nicht auf einen Schlag, etwa im Wege einer groß angelegten Reform der UNO, geben,

384 In Larger Freedom, Abs. 214.

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sondern nur in der allmählichen Ausbreitung deliberativer Verfahrensweisen in transnationalen oder internationalen Arenen. Angesichts weltweit zunehmender sozialer Disparitäten, sich ausbreitender Gewalt und wachsender Verständigungsschwierigkeiten, vor allem zwischen dem Islam und dem Westen, stehen die Aussichten für eine Ausweitung deliberativer Verfahrensweisen schlecht.“385

Angesichts einer z. B. noch möglichen eher erfolgreichen Umsetzung der MDGs, selbst wenn

es ein wenig länger dauert, und weiterer Demokratisierungs-Prozesse im von Lothar Brock

angesprochenen islamischen `Raum´, was aber eigentlich nicht hinzunehmen wäre,386 könnte

sich die heute plausible Zurückhaltung aufklären. Und statt Samuel Huntingtons viel zitiertem

Clash of Civilisation, könnte ein integrierendes Miteinander klar und unbezweifelt

vorherrschen. Ein aufgeklärter Islam liegt genauso in Reichweite, wie ein

entwicklungspolitisch aufrichtig handelnder und sich selbst zügelnder Westen es ist. Dass alles

als Ware, auf Konsumtauglichkeit und in ökonomischen Werten betrachtet wird, ist genau so

störend für die Bildung von Freundschaft und ein Miteinander, wie religiöse Intoleranz und

mangelnde Frauen- und Menschen- und politische Partizipationsrechte es sind.

b. Management und Effizienz nach Innen

Effizienzbedürfnisse geben den Rahmen für eine weit reichende Sekretariats- und

Managementreform vor, die es weiterzuverfolgen und umzusetzen gilt. Eine gestärkte operativ

unabhängige Aufsichtskommission387, mehr Inter-Agenturen-Koordination und z. B. ein

Ethikbüro, werden dazu beitragen, Verantwortlichkeit und Integrität zu gewährleisten.

Während eine Revision alter Mandate, eine Überholung von geltenden Budget- und Human-

Ressources-Regeln und ein einmaliges Herauskaufen von Personal helfen werden, z. B. und

konkret das Sekretariat entsprechend den Prioritäten der Organisation im 21. Jahrhundert neu

auszurichten und den Mitarbeiterstab des Sekretariats durch gesteigerte Einstellungskriterien

und freie Kandidatenauswahl kompetenter zu machen.388 Durch Verbesserung: des internen Audit, von Untersuchungen, Monitoring, Evaluation, Inspektion, Beratung, des Berichtswesens und allgemeiner Kooperation und

385 Brock, Lothar: Zwischen kollektiver Friedenssicherung und republikanischem Krieg. Das Verhalten von Demokratien gegenüber Nicht-Demokratien in Krisen und Konfliktsituationen. HSFK. Frankfurt/M, März 2004, S. 25. http://www.soz.uni-frankfurt.de/brock/mat/Zwischen_kollektiver_Friedenssicherung.pdf 386 Zu erwähnen ist der Demokratieaufbau im Irak, Palästina, Afghanistan, die sich konsolidierende Demokratie in der Türkei, das zivilgesellschaftliche Engagement in den meisten islamischen Ländern, das neue Wahlrecht für Frauen in Kuwait, das neue kommunale Wahlrecht für Frauen in Saudi Arabien – Frauen, die dort z. B. nicht einmal selbst Auto fahren dürfen -, ferner Liberalisierungen in Marokko, die erste – zwar in den Ausführungsbestimmungen fragwürdige - Tolerierung von Gegenkandidaten bei der ägyptischen Präsidentschaftswahl 2005, um die jüngsten Entwicklungen zu erwähnen, die sicherlich auch ihre Fragwürdigkeiten aufweisen. 387 Outcome, Abs. 164.388 Ebenda Abs. 161ff.

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Synchronizität.389 Allerdings sind die EL allgemein sehr kritisch und sehen es nicht als

nötig an, dem GS und seinen Mitarbeitern neue Kompetenzen freizustellen. Zentraler Punkt ist

im Themenrahmen der Effizienz eben die Reduzierung des Komplexen, also die

Vereinfachung vieler Routinen, z. B. im Akkreditierungsverfahren von NGOs390, die

Vereinfachung und Angleichung von Programmen, die Stärkung des Systems der Resident

Coordinators auf dem Country Level. All dies, wenn es teils auch um äußere Koordination

geht, trägt dazu bei, in der Organisation Arbeitsressourcen (Adressen) frei zu bekommen und

Mittel von der Verwaltung auf die Programme zu verlagern, sowie die Programme effizienter

durchzuführen zu können. Die Integration der verschiedenen UN-Aufgabenfelder zu einer

kohärenten gegenseitig aufeinander bezogenen Politikeinheit, ist derzeit das Mittel für

Effizienzmaximierung, um der noch nicht überwundenen „Tendenz, ökonomische, soziale und

ökologische Faktoren auf der Ebene der Politik, der Planung und des Managements zu

trennen“391, eine zeitgemäßere Strategie aufzupfropfen. Es lässt sich leichter planen, wenn man

weiß, dass andere Planungen dem nicht entgegenwirken.

Das Tempo der Behebung der UN-Effizienzdefizite steht im Einklang mit der allgemeinen

Entwicklung, sie wird durch den gegenwärtigen Reformkurs gefördert und doch nicht in

Gänze vollzogen. Dazu bedarf es erst größerer Einheit der MS untereinander und in Folge

dazu erweiterter Kompetenz-Verteilung und noch klarer gefasster Entscheidungsprozeduren

innerhalb der UN. Nur mit diesen zusammen kann die UN ihr Effizienzpotential ganz

ausspielen.

i. Transparenz

Die UN-Hauptorgane im Zusammenspiel mit den diversen UN-Sonderorganisationen mit ihren

spezifischen UN-Programme und Leitungsstrukturen bedürfen der Koordination, um

Synergieeffekte und Effizienz zu zeitigen. Dieses bedarf als Grundvoraussetzung eines

Höchstmaßes an interner Transparenz. Zur Transparenz der UN-Systems gehört also zunächst

ein freier Informationsfluss zwischen ihren eigenen verschiedenen Abteilungen. Ebenso nach

außen zu den mit ihr interagierenden Akteuren. Das wären in unserem Falle neben den MS die

Multi-Stakeholders, die nicht nur die aktuellsten Informationen, die der UN zur Verfügung

stehen, in einer ihnen verständlichen Aufbereitung ebenfalls allgemein nutzen können

müssten, sondern auch die Entscheidungsabläufe nachzuvollziehen hätten, um gegebenenfalls

auf diese konstruktiv einwirken zu können. So dass das Zustandekommen von Entscheidungen

nicht in einem arkanen Bereich verbleibt. So sind etwa die formellen Bereiche möglichst offen

389 Man denke an das UN Office of Internal Oversight Services (OIOS) - seit 1994. Und die Joint Inspection Unit: Reports 2005. http://www.unsystem.org/jiu/en/reports.htm#2004 Gegründet wurde die JIU 1966 und erfuhr ein 4 mal ein Update - heute arbeiten in ihr 11 Inspektoren. Oder an das UNIC oder das UN/DPI NGO.390 Siehe dazu kurz Kap. 2b,ii.391 Agenda 21, Kap. 8.2.

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zu gestalten. Das informelle Treffen, etwa in Form von Arbeitsessen etc. in einem der

Öffentlichkeit nicht zugänglichen Raum verbleiben, liegt in der Natur der Sache, geht es ja

auch nicht um eine Überwachung eines jeden Wortes von UN-Akteuren mit ihren

Gesprächspartnern. Ohne ein allgemeines information sharing ist eine sinnvolle Partizipation

der beteiligten Akteure jedoch nicht möglich. Auch im demokratie-theoretischen Sinne: es

lässt sich nur das kontrollieren, wovon man zumindest Kenntnis hat. Die UN geht weitgehend

frei mit ihren Informationen um, auch wenn sie, wie alle Organisationen und Staaten, zuweilen

mit nicht öffentlich gemachten Dokumenten hantiert, ist es dennoch gerade in ihrem Sinne, ihr

Wissen in die Welt hineinzutragen. Und sie, die Demokratie predigt, muss damit auch in ihren

Formen des Umgangs mit Transparenz und offenen Verantwortlichkeiten ein Vorbild sein.

Kofi Annan hat in seinem Märzbericht die MS aufgefordert mit ihrer ODA offen umzugehen,

und sie nicht als politisches Druckmittel zu benutzen, indem sie an Geberinteressen gekoppelt

wird, sondern sie an den Belangen der Empfänger zu orientieren.392 Oder: MS sollen mit ihren

biologischen Rüstungsprogrammen transparenter umgehen.393 Weiter: Wenn die

Entscheidungen etwa des SR zur Gewaltanwendung auf den im HLPTCC genannten 5

Kriterien basieren würden, die zwar noch konkretisiert werden müssten, bis dahin, dass sie

einem Verpflichtungscharakter nahe kämen, aber doch einen minimalen Bestimmungsgrad

enthalten, wäre der Transparenz gedient. Heute kann ein P5-Staat aus politischem

Eigeninteresse Menschen rettende Aktionen verhindern, wie z.B. China es in den 1990er

Jahren zweimal getan hat, als es um Staaten ging, die zu Chinas Ärger mit Taiwan im guten

Einvernehmen standen – Guatemala und Mazedonien. Im Falle Guatemalas änderte China

dann später seine Meinung. Oder: Wenn das UN-System über das Sekretariat koordiniert eine

bestimmte Politik entwickelt, muss offen gelegt sein, dass nicht Alternativen willkürlich

übergangen werden.

Intern hat sich durch Reformen etliches getan, um den internen Abstimmungsprozess und

Rechenschaftsmechanismen zu optimieren, z. B. durch nun mögliche Innenrevisionen auf

Antrag von MS in der GV. Annan denkt über die Schaffung eines Managementrates nach,

sowie über größere Transparenz des Sekretariats, verbesserten Zeugenschutz, als auch die

Stärkung und eine größere Unabhängigkeit und Sachkompetenz des Amtes der internen

Aufsicht.394 Vorkommnisse, wie der Skandal um das Oil for Food Programme sind Hinweise,

dass bestimmte Undurchschaubarkeiten weiterhin gegeben sind und solches `Nachdenken´ mit

anschließendem Ergebnisvollzug nötig ist. Das Problem der Transparenz wird mit den in den

Berichten vorgebrachten Reformvorschlägen in einer Hinsicht nicht tangiert, welche sich

einfach daraus ergibt, dass die MS unterschiedliche Grade an Transparenz in ihren Staaten

392 In Larger Freedom, Abs. 53.393 Ebenda Abs. 103.394 Ebd. Abs. 192.

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anwenden. Die UN als Vermittler aller Staaten, hat sich daher diesem in gewisser Weise

anzupassen und wird Rücksicht nehmen müssen. So wurden zwar in den letzten Jahren

zunehmend Partizipations- und Transparenz-Mechanismen wie etwa die Arria-Formel

angewandt, aber ein durchgängiges Recht ist daraus für die Multi-Stakeholder noch nicht auf

breiter Front erwachsen. Meines Erachtens wird der Transparenz zunehmend deutlicher von

Seiten der Organisation Rechnung getragen, zu ihrer Vollendung bedarf es derselben auf

Seiten der MS, die weiterhin mit ihrer Rüstungspolitik, ihrer Korruption, und fragwürdigen

Rechtsstaatlichkeit, ihrer Geheimdienstmachenschaften, teilweise ein eher weniger

förderliches Beispiel setzen.

ii. Kohärenz

Eine der Hauptbeschäftigung der UN ist das Sammeln von Information, deren Aufbereitung,

Verteilung, Besprechung, (gemeinsamer) Bewertung und die Begleitung ihrer Bedeutungs-

folgen für die MDGs, für das Peacekeeping, für alle Zielbestimmungen von UN-Aktivität und

für die UN als Organisation selber. Die Entwicklung und Reformulierungen von auf diesen

Informationen beruhenden Managementabläufen, Programmgestaltungen und Strategie-

planungen und der Versuch strukturelle Kopplungen für sich nutzbar zu machen oder auch vor

allem selbst aufzubauen, sind die Bestimmungspunkte für ihr `resultatives Handeln´395. „Our

guiding light must be the needs and hopes of peoples everywhere.”396 Dieses zu erreichen stellt

eine immense Kohärenzaufgabe des UN-Systems dar. Diese wird von den sich treffenden

Exekutiven der einzelnen Untereinheiten des UN-Gefüges geleistet, und soll die

Komplementaritäten zwischen der Arbeit der verschiedenen Organisationsteile fördern, also

die Vervollständigung und Wirksamkeit von UN-Aktivität gegenseitig zu verstärken. Man darf

dabei ja nicht vergessen, dass es 191 Staaten sind, auf die sich je nach ihren Mitgliedschaften

und nicht Mitgliedschaften in den einzelnen UN-Zweigen, deliberativ und operationell

bezogen werden muss, da ist die gleichwertige inhaltliche Übersetzung etwa in die sechs UN-

Amtsprachen allein schon nicht immer so einfach. Hinzu kommt, dass auch nicht auf alle MS,

in jedem Bereich, das geltende Völkerrecht anzuwenden ist, wenn diese etwa keine

Signatarstaaten eines Vertrages und dergl. sind. Gesteigert wird diese Anforderung noch von

der gestiegenen Zahl an UN-Konferenzen, die alle ihrer gesonderten Vorbereitung bedürfen.

Aber auch die Meetings zwischen und Hearings mit Organen, Programmen, Fonds und

Agenturen, häufen sich. Sie alle kommunizieren im Zeitalter hoher Komplexität und der

kurzen Übertragungswege mehr als zu früheren Zeiten. Und gerade Kohärenzbemühungen

erfordern eine kontinuierliche Abstimmungskommunikation zwischen allen Beteiligten,

395 Im Sinne von: möglichst alle relevante Information bestmöglichst zu berücksichtigen. Die Berichte sind insofern die institutionelle Struktur- und operative Handlungsanleitungen zu `resultativem Handeln´. 396 Ebd. Abs. 12. ; Abs. 193-198 – System Coherence

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zumindest bis die Regeln konsolidiert werden konnten und sie sich als best practice methods

bewährt haben, und Nutzgewinne keine relevanten Zuwächse mehr ergeben. Nur in diesen

ruhigen Fahrwassern bewegt sich die UN derzeit nicht.

„Care is needed to avoid atomizing policy-making and losing coherence. How can one ensure, for example, that a commission on dams does not ignore wider concerns of water, energy and flood prevention in the twenty-first century? Similarly, if all issues related to indigenous peoples were assigned to the Permanent Forum, would this reduce the ability of the greater United Nations to mainstream such concerns?”397

Und:

„Donor countries show a persistent lack of coherence in their policies. Donors should evaluate their development, finance, foreign, and trade policies for coherence with respect to supporting the MDGs. Donors should subject themselves to at least the same standards of transparency as they expect of developing countries, with independent technical eviews.”398

Und möchte die UN mit ihren Mitteln Einfluss nehmen auf die failed states, auf die

Lebenswirklichkeit von 25 Millionen Binnenvertriebenen und bis zu 12 Millionen

Flüchtlingen ww.399, Milliarden in der Existenz bedrohter Menschen in Armutsfallen, die

auch Träume haben, oder auch die Zahl von 50% senken, die den Wiederausbruch aller

vermeintlich gelöschten Konflikte innerhalb einer Halbdekade meint400, dann muss die UN

im Inneren so effizient und kohärent wie möglich werden. Andernfalls verlöre sie mit jeder

nicht vollzogenen aber möglichen Anpassung der Innenlage an die Außenlage, an

Legitimität und Überzeugungskraft. Wenn die MS UN-Anliegen entsprechen können

wollen sollen, muss die UN ihre inneren Angelegenheit bis zu einem Punkt in `beste

Strukturlösungen´ überführt haben, so dass den MS kein Nennwert von Belang bliebe, die

UN auf deren Defizite ansprechen zu können. Vielmehr könnte offenbar werden, wer

`hinkt´ - die MS. Dazu gehört, dass die Thesen der UN zutreffend sind. Und sie sind es

wohl. Falls sie verstünde, ihren Organisationsaufbau so multivers zu schalten, dass sie

durch inneren Wandel tatsächlich messbare Ressourcen für ihre Aufgaben generieren kann,

würde dies im Dialog mit den MS ihr deliberatives Potential ansteigen lassen. Dabei

unterstützt von der ZG. Wie der hier vorliegende Text an verschiedenen Stellen aufzeigt,

ist die Binnenkoordination, die sich bis ins Außenland zu den Resident Coordinators zieht

unter steter Bearbeitung und hat ihre Höhepunkte und ihren Sinn. Und die Vorschläge der

Berichte zeigen, wie die UN sich verstehen könnte ihr `Internes´ für das `Externe´ zu

organisieren und neu zu formatieren.

397 Outcome, Abs. 55.398 Sachs, Empfehlung 10, S. 210.399 Kuhlmann-Awad, Uta: Die UN vor umfassenden Reformen. In: Internationale Politik. Dokumentation. Mai 005..http://www.internationalepolitik.de/attachment/d9fd79f17912202734ad02e1eb64a5c2/895494c6496c5efea4235e444c53813b/IP_05-05_DokWeb.pdf 400 Vgl. In Larger Freedom, Abs. 114.

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iii. Koordination

„The paramount consideration in the employment of the staff shall be the necessity of securing

the highest standards of efficiency, competence, and integrity.”401 Die UN möchte also gut

koordiniert sein. Dann braucht sie auch den adäquaten Mitarbeiterstab, mit dem sie ihre Pläne

umsetzen kann. Zu diesem Zweck bietet sich an, alle wichtigen Organisationsteile in einem

formalen Rahmen zu informellen Treffen zusammenzubringen. Die Reforminitiative von

Boutros-Ghali und Annans unaufhörlicher Reformweg haben zu neuen organisatorischen

Schnittstellenschaltungen geführt. Es wurde sichergestellt, dass möglichst alle Organisations-

teile in Gesprächskreisen zusammen kommen. Teilweise und auch angestrebterweise unter

Hinzuziehung weiterer funktionaler Weltorganisationen, wie die WTO, die BWI oder z. B. die

Welttourismus-Organisation. Die Organisation richtet sich ein und gruppiert sich um, der Welt

eine `Weltinnenpolitik´402 mit zu gestalten und mit zu verwalten, und solch eine, aufgrund ihrer

Informationsanalyse fortwährend den MS zu empfehlen. In Zeiten der MDGs und der sich

durchgesetzt habenden Erkenntnis der Interdependenz, kommt es verstärkt auf funktionale

Stellen an, die sich mit Koordinationsfragen befassen. Die UN Development Group und das

dem CEB zuarbeitende und dessen Sitzungen vorbereiten helfende High Level Committee on

Programmes (HLCP), welches a) den Raum gibt, UN-weit in Programmfragen

Koordinationsausprache zu halten und die Förderung von Inter-Agenturen Kooperationen

betreibt; und b) die Beziehungen zur erweiterten ZG (z.B. mit dem PS) und IGOs pflegt. Folgt

dem Gedanken, „that coordination should be pursued through more informal and flexible

mechanisms rather than formal subsidiary bodies”.403 Und es folgt der Sicht, diese Absprachen

in ihr Umfeld der Multistakeholder zu verlängern und auszuweiten. Zu nennen ist sicherlich

auch das High Level Committee on Management (HLCM), welches zur gleichen Zeit wie das

gerade genannte HLCP im Oktober 2000 gegründet wurde und weitgehend mit den gleichen

UN- und Nicht-UN-Organisationen und Nebenorganisationen wie das HLCP besetzt ist.404

Weitere Anhaltspunkte sind in der Arbeit vielfältig genannt, weshalb verzichtet werden soll

eine weitere Detailbeschreibung folgen zu lassen.

401 UN-Charta, Art. 101.3.402 Das Wort `Weltinnenpolitik´ hat Carl Friedrich von Weizsäcker 1963 in einer Paulskirchenrede Rede im Kontext der Verleihung des Friedenspreises des deutschen Buchhandels verwendet. Die inhaltlich reichere originäre Begriffs-Quelle ist der Brandt-Bericht.403 Im HLCP und HLCM kommen über 30 VertreterInnen von 28 UN-Einheiten et al. zus. Z. B.: BWI, WTO, ILO, IAEO, UNEP, usw. usf. Dabei finden sich mit geringen Unterschiede die gleichen Organisation in beiden Alle: http://ceb.unsystem.org/hlcp/participants.htm ; http://ceb.unsystem.org/hlcm/default.htm ; „Until October 2000, coordination in the administration and management area was carried out by standing bodies, each focusing on a particular aspect of coordination within the UN System.“ http://ceb.unsystem.org/hlcm/overview.htm 404 Über seine vorrangigen Aufgaben: http://ceb.unsystem.org/hlcm/work.programme.htm Z. B. verfolgt es eine „ICT vision for the UN system“, dazu gehört etwa auch eine „inter-agency search engine“, „information sharing“ http://ceb.unsystem.org/hlcm/programmes/ict/default.htm u.v.w.m.

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Insgesamt ist die UN mit ihren Reformkurs, wie er durch die UN-Berichte markiert wird, auf

dem Wege, aus ihr selbst heraus ein umfassendes und ineinandergreifendes effizient-

kohärentes und strukturkomplementäres Gefüge aufzurichten, indem es die Informations-

ströme bündelt und auf eine definierte Zielmenge hin ausrichtet. Wie weit das trägt

entscheiden die MS und die Umstände. Wenn letztlich, wie in den Berichten auf die eine oder

andere Weise gewünscht, die einzelnen UN-Glieder ihre Arbeitsweisen angleichen,

institutionelle Lücken geschlossen werden, Prozeduren vereinfacht werden, Nutzen aus den

Erklärungen und Vorstellungen von ZG und PS et al. gezogen wird, und diesen zusätzlichen

Akteuren in der Organisation Raum zur Mitarbeit eröffnet wird, ist gegen das

Koordinationsdefizit einiges getan. Ein Mangel an Plausibilität kann man der UN nicht

bescheinigen. Diese Modifizierungen, auch durch die Anwendung und Weiterentwicklung von

den ICT und modernem Management, sowie einer entwickelten Binnenaufsicht, das

Ausgreifen auf die Multi-Constituencies und die anderen IGOs, wirken sich ebenfalls auf die

Planbarkeit und Umsetzungs-Möglichkeit von Organisationszielen aus. Die UN wird dadurch

kompetenter. Die Integrierung neuer Austausch-Kommunikationen, die auf der Vermittlung

von für das SKS und die MDGs relevanten Informationen beruhen ist UN-Anliegen. Es gilt

ihr, die Machtverhältnispolitik der Staaten zu überwinden oder einschränken zu helfen, indem

sie durch ihre eigene Innenorganisation vormacht, wie mit positiver Ergebnisfolge die Welt

miteinander zu Handlungen und Unterlassungen kommen kann. Sie erweitert kontinuierlich

ihren deliberativen und Frequenzdichten generierenden medialen Raum für und innerhalb der

UN als auch in den Weltgesellschaft(en). Ihr Koordinationsdefizit im Innern schwächt sich ab.

c. Koordination nach Außen

In vielen Ländern funktioniert die enge Zusammenarbeit „with the Government, donors, civil

society and others to analyse the poverty situation and identified priority actions needed in

order to achieve the MDGs“.405 In vielen weiteren Staaten ist es noch nicht so, weil der

betroffene Staat nicht kooperativ sein will oder wegen zerfallenen staatlichen Strukturen nicht

kooperativ sein kann. Die Vergrößerung des Stabes der RC mit bis zu 10 technischen UN-

Fachkräften pro dafür in Frage kommendes Land, wie es der Sachs-Report vorschlägt, nutzt

insofern besonders, wenn diese sich frei bewegen können und in ihrem Handeln von dem

Gastland unterstützt werden können, und dieses sich also auch von diesen Technischen

Beratern beraten lässt. Auch der Outcome bleibt bei der allgemeinen Ansage, den RC oder

feldtätige Koordinatoren für humanitäre Angelegenheiten, oder Spezialgesandten, mit Mittel-

Ressourcen und Kompetenzen zu stärken. Ziel ist es auch, sie alle mit gleichen Verfahren des

Managements und einem gleichen Aufsichtsrahmen zu versehen. Der errichtete

Demokratiefonds ist z. B. auch eine Hilfe für gebeutelte oder sich friedlich konsolidierende

405 Cardoso, Kap. 4, Abs. 81. „True multi.stakeholder cooperation in such processes is still uncommon with the United Nations remaining too inwardly focused.” Kap. 4, Abs. 82.

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Staatsgebilde und Bevölkerungen. Im Verhältnis der recht bescheidenen

Finanzierungsmöglichkeiten der UN kann man das eine Defizitverringerung nennen. Im

Rahmen von UN-Friedenseinsätze ist eine möglichst reibungslose Koordination wesentlich,

um nicht unnötig Zeit verstreichen zu lassen. Dazu kann die UN nur einen Teil beitragen,

indem sie etwa ihre Datenbanken auf dem neuesten Stand versucht zu halten, möglichst

umfassende Verabredungen mit den Multi-Stakeholdern und den MS trifft, und in der eigenen

Organisation sogenannte `Flaschenhälse´ bereinigt, also für einen UN-weiten gleichwirksamen

operationellen Modus sorgt. Doch wenn die MS keine Standby Truppen und sofort abrufbare

Fonds parat halten, oder der Sicherheitsrat, wie im Falle Ruandas 1994, wochenlang zu keiner

Entscheidung findet, während in Ruanda hunderttausende Menschen abgeschlachtet werden,

kann die UN das modernste Management `fahren´, es hätte keinen Nutzen. Die UN ist mit

ihren Vorschlägen dicht an der Wirklichkeit und deren Bedarf. Zur Koordination von

gegenwärtig 17 Friedensmissionen mit rund 65.000 Soldaten und 15.000 Zivilisten ist

adäquates und vor allem mehr Personal, ausgestattet mit mehr Mitteln erforderlich. So bedarf

die UN im Falle des Falles schnell abrufbarer Truppen, seien es polizeiliche, militärische, oder

technische Einheiten. Deshalb begrüßt sie etwa die Entwicklung einer schnellen Einsatztruppe

der EU. Wenn die UN auf solche regionalen schnellen Einsatztruppen für ihre Aktionen

zugreifen könnte, wäre auf Seite der Einsatzressourcen Grundnötiges erreicht.

Die United Nations Desaster Assesment and Coordination Teams agieren z.B. auf dem

jeweiligen Country Level. Die ermittelte Information reichen sie an das United Nations Office

for the Coordination of Humanitarian Affairs (OCHA)406. Dieses und sein ReliefWeb407, als

zeit-eilige online Informationsplattform für die humanitäre Lage in komplexen Einsätzen, etwa

nach Naturkatastrophen, sind ein bewährter Koordinations-Mechanismus. Der Direktor des

OCHA übt dabei die Funktion eines UN-Nothilfe-Koordinators - Emergency Relief

Coordinators (ERC) - aus, und ist ein UN-Untergeneralsekretär für humanitären

Angelegenheiten. Das OCHA kann die benötigten Mittel abschätzen, um daraufhin die MS um

diese Gelder, das benötigte Personal, und vorrangige Sachleistung, gezielt bitten zu können.

Solange die UN nicht zu ihren Wunschterminen, also im unmittelbaren Bedarfsfalle aus

hinreichend gefüllten Fonds schöpfen kann, bleibt ihr ein Koordinationsdefizit, da

Verzögerungen Koordinationspotentiale daran hindern in ganzer Stärke wirken zu können.

Denn gute Koordination birgt auch Zeitgewinn. Und wo dieser nicht aktualisiert werden kann,

besteht ein Defizit. Hinzu kommt die These der internationalen Strukturangleichung im Zuge

des internationalen Institutionenaufbaus und der Regulierungen und Deregulierungen, die für

406 OCHA: http://ochaonline.un.org Sie wurde durch Resolution A/RES/46/182 am 19. Dez. 1991 gegründet. OCHA`s Haushalt beträgt rund 110,5 Millionen Dollar, von welchen rund 11 Millionen aus dem regulären UN-Haushalt, der Rest aus anderen Quellen stammen: MS, ZG, PS usw.407 ReliefWeb ist ein Projekt der OCHA und wurde 1996 gegründet. http://www.reliefweb.int/rw/dbc.nsf/doc100?OpenForm

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die Staaten in Folge zu ähnlichen Notwendigkeits-Perzeptionen und Handlungsanweisungen.408

werden.

i. Zivilgesellschaft

„Fourteen thousand NGO representatives are accredited to UNOG on an annual basis. Through the NGO Liaison Office, UNOG continues to facilitate the positive and productive participation of NGOs and other civil society associations in as many deliberations and debates as possible. For example, at the fifty-eighth session of the Commission on Human Rights, 600 NGOs participated with 1,887 accredited representatives.”409

Die Draft-Vorlage des GV-Präsidenten der 59. UN-Vollversammlung Jean Ping greift Kofi

Annans Vorschläge zur Stärkung des GV-Präsidenten, Straffung der Agenda, und die

Verbesserung der Abstimmungsprozeduren, auf, übernimmt aber nicht Annans Ziel, die ZG

mehr zu involvieren. Wobei diese Entwicklung im Kontext des internationalen Kampfes gegen

den Terror im Zuge des 9/11-Anschlages 2001 an vorübergehender oberflächlichen Bedeutung

verloren hat. Dieses, indem sich die darauf reagierende Sicherheitsagenden der internationalen

Staatenwelt primär auf die „staatliche Souveränität“410 und intergouvernementale

Mechanismen der internationalen Politik stützt. Das drückt sich z.B. konkret an, im Vergleich

zu vorangegangenen Summits, verringerten Beteiligungsmöglichkeit am Millennium+5-

Gipfels aus. Wobei es im Vorfeld wiederum durchaus zu einer diesen kooperativen Politikstil

weiter verankernden Praxis gemeinsamer Deliberation gekommen ist und sich wie vermerkt

auch ein anderes Bild zeichnen lässt.

Man kann sagen, Regierungen fragwürdiger Provenienz, die z.B. für Menschenrechts-

verletzungen verantwortlich gemacht werden können, und für `unfreie´ Gesellschaftssysteme

stehen, und/oder teils auch Demokratien unter den Entwicklungs- und Schwellenländer, haben

gegenüber die Welt ordnen wollenden Ansprüchen westlichen Entwicklungsdenkens (und UN

Wunschdenkens) eine reserviertere Haltung, weil sie sich an ihrer staatlichen und kulturellen

Souveränität und der Freiheit selbst zu entscheiden, getroffen sehen. Sie wollen sich nicht als

Rangiermasse westlicher Fortschritts- und Verbesserungsstrategien, als zu wenig politisch

mitgestalten können, erleben müssen. So verursacht eine heranwachsende zivilgesell-

schaftliche Mitsprachekompetenz Misstrauen auf bestimmten Seiten. Ein Interesse daran, nun

noch etwa die Rechte von sich formierenden NGOs bei den UN zu hastig zu befördern, besteht 408 Hierzu: Rittberger, Volker (Hrsg.): Regime Theory and International Relations. Oxford 1993.409 UNOG, S. 35.410 Fues, Thomas, S. 2.

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daher seitens weiter diplomatischer Kreise mitnichten. Die MS bleiben, bis auf die hier unter

Fußnote 19 angesprochene UNAIDS und UNICEF und die tri-partionierte ILO, erst einmal in

der Entscheidungsgewalt unter sich, und unterstützen zivilgesellschaftliches Partizipieren-

Wollen oftmals, bei vorgetragener Offenheit, nur mäßig. Macht hatte noch selten Interesse

daran sich aufzuteilen, bald jeden Schritt will sie sich abgerungen wissen.411 Wenn 191 Staaten

miteinander verhandeln, und alle mit 1 Stimme pro Land abstimmen, dauert manches länger,

bis man sich geeinigt hat. Wenn dann noch die ZG als Mitentscheidende dazukommen soll,

stehen noch mehr Ansprüche im Raum. Natürlich finden sich auch viele UN-Diplomaten, die

den `spill over´412 suchen und sich mit der ZG über jede plausibel erweiterte

Kommunikationstrasse für diese freuen. Es sind oft jene ehrenwerten Damen und Herren, mit

denen sich die Expertengremien besetzt sehen. Hinzu kommt, dass sich, wie angedeutet,

allgemein seitens der EL Ressentiments gegenüber bestimmten einflussreichen westlichen

NGOs zeigen. Dieserart Spannung zwischen einerseits einer ww. Zunahme an

Demokratisierung und kommunikativer Pluralisierung in den letzten Jahrzehnten und

andererseits den Abwehrreaktionen althergebrachter Mächte und Interessenlogiken gegenüber

solchen Entwicklungen neuerer Gangart, bedürfen der fortgesetzten Bearbeitung.

Themenfokussierte Netzwerkbündelungen erleichtern die Kommunikation mit der UN. Und es

gibt drei Bestimmungsmuster in der Bewertung von UN/NGO-Interaktion. Es gibt drei

Standpunkte: a) die skeptische Sicht, die den Status quo betonen, oder sogar den

zivilgesellschaftlichen Einfluss zurückdrängen wollen, ja, die UN selber ganz in Frage stellen;

b) die idealistisch-visionäre Sicht die Cardoso-Panels und darüber weit hinausgehender Bottom

circles und Bottom ups; c) die pragmatische Position etwa eines Kofi Annans413. Diese sieht

den Erfolg in Einzelschritten. Die ZG organisiert sich nach ihren Belangen und

Themenschwerpunkten. So halten etwa die globalisierungskritischen Bewegungen seit 2001

selber medienwirksame Konferenzen ab, die sich Weltsozialforum, oder z. B. Europäisches

411 De facto begründet sich darauf der Pragmatismus, den etwa Kofi Annan verkörpert. Sein Optimismus konkretisiert sich in seiner Handlungsweise, den Reformprozess der UN seit seiner Einsetzung ins Amt des Generalsekretärs Schritt auf Schritt zu verfolgen. Aus noch so kleinen Entwicklungen ergeben sich immer wieder Notwendigkeiten und Möglichkeiten. Aus diesen Prozessen heraus kann sich dann ergeben, was nur möglich wurde, weil es zuvor schon kleinere Veränderungen gegeben hatte. Grundsätzlich gilt: die Welt redet derzeit so viel mit einander, wie nie zuvor. Immer mehr Dialoge werden geführt, Herausforderungen werden zunehmen international gemeinsam bearbeitet. Und doch lassen die Idealisten, als normativ treibende Kraft, nicht ihren `Aufbruch in die befriedete Welt´ – das Ziel der umgesetzten kollektiven Sicherheit an Leib, Seele, Gesellschaft, Umwelt. Sie meinen sie schneller erreichen zu können, indem sie weite Sprünge springen und die großen Gräben überwinden wollen. Die dritte mentale Struktur wären dann noch die skeptische Position. Von diesen war gerade im oberen Teil die Rede. Sie wollen erst mal den Status Quo wahren, vielleicht sogar ein weniger an zu dichten und zu häufigen Kommunikations-Foren und Interaktion mit der ZG und den anderen Constituencies. Kommunikations-Foren, aus denen die neu Aufgewerteten, die zivilgesellschaftlichen Akteure Prätentionen schöpfen – auf noch mehr Demokratie und differenziertere Mitentscheidungsrechte. Und dies lokal, regional, national, hemisphär, global.412 Schwarz, Oliver: Integrationsmethoden und –theorien. Nov. 2004. ; Hierzu Haas, Ernst B.: Beyond the Nation State. Functionalism and International Organization. Stanford University Press 1964.413 Vgl. Fues, Thomas: UN und NGOs., S. 2.

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Sozialforum nennen. In 2006 wird es gleich drei dieser Art geben, jeweils eines in Afrika,

Asien und in Lateinamerika. Durch solche sich merklich häufende, und überhaupt entstanden

seiende Veranstaltungen, werden neue Öffentlichkeiten geschaffen und Kommunikations-

brücken zum UN-Staatensystem geschlagen und in Staaten innergesellschaftliche Diskurse

angeregt. Allein durch die Medienberichterstattung und die gegenseitige Kommentierung der

intergouvernementalen Konferenz-Veranstaltungen, werden diese herausgefordert kommuni-

kativ anzuschließen. Es findet also eine Interaktion statt, die alles ausspricht, was sich beide

Seiten zu sagen haben. Ein Umstand, der hinsichtlich des Partizipationsdefizits für die ZG im

Kontext der UN, mildernd wirkt. Allerdings sind 3 oder 4 kontinentale Sozialforen viel, aber

noch zu wenig, um als Akteure mit den Staate auf gleicher Augenhöhe um die besten

Argumente und Informationen zu deliberalisieren. Schließlich haben die ZG-Akteure einen

Nachteil, der sie gegenüber den Staaten oder dem PS ins Hintertreffen geraten lassen: ihre

Geldmittel. Wenn man sich das Internet weg denken würde, sähe es für die UN, die NGO et al.

nicht mehr so leicht aus, ihre Ansagen in hörbaren Maße zu machen. Hier ist es die Technik,

die ein „Schrumpfen der regulierenden Macht der Nationalstaaten“414 begünstigt, weil sie

deren Informationsmonopol weiter aufweicht, und Kompetenzwahrnehmungen für auch die

NGOs beweißt. Der Schild der nicht mitgeteilten Information wird zivilgesellschaftlich

perforiert und der Öffentlichkeit damit geholfen, selbst wahrzunehmen. Selbst wahrzunehmen,

um gegebenenfalls eigene Schlüsse daraus zu ziehen. Da hier die These vertreten wird, dass

sich dieser Vorgang so lange fortsetzt, solange reine Kommunikationsprozesse,

Netzwerkbildung und Informationsverständnis sich zumindest qualitativ weiter vertiefen und

auch möglichst quantitativ, etwa durch ww. Demokratisierungen, könnte der zu verzeichnende

Aufstieg der ZG weitergehen. Bis Staaten allesamt lassen, was sie nicht sollen; gesagt von

ihren Bevölkerungen. Die Berichte schaden der ZG nicht, sie nutzen ihr, und helfen, das

Defizit insofern abzubauen, indem vielleicht nicht unmittelbar Recht neu gesetzt wird, aber

vorbereitend dazu, in den Bevölkerungen ein Bewusstsein für eben diese historisch-epochalen

Umwälzung gebildet wird. Und z. B. eine zukünftige mitentscheidende ZG-Vertretungen in

der Weltpolitik genauso normal empfunden werden könnte, wie etwa die Deutschen ihre 1.

Bundeskanzlerin als völlig zeitgemäß erachten.

ii. Privater Sektor

Seit sich das 1991 gegründete Business Council on Sustainable Development (BCSD) auf dem

Riogipfel 1992 „erfolgreich für marktwirtschaftliche Lösungen für ökologische Probleme”415

414 Sassen, Saskia: Veränderungen der Bürgerrechte durch die Globalisierung. In: Telepolis. Online-Magazin des Heinz-Heise-Verlags. 3. Juli 1997. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/6/6161/1.html 415 Hummel, Hartwig: Die Privatisierung der Weltpolitik. Tendenzen, Spielräume und Alternativen. In: Brühl, Tanja / Debiel, Tobias / Hamm, Brigitte / Hartwig, Hummel / Martens, Jens (Hrsg.): Die Privatisierung der Weltpolitik. (Eine Welt. Texte der Stiftung Entwicklung und Frieden, Bd. 11), Bonn 2001, S. 22-56, S. 22.

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stark machte, und Boutros Boutros-Ghali erste Programme strich, „die bei der Wirtschaft auf

größte Kritik gestoßen waren“416 und 7 Jahre später der Global Compact entstand, ist eine

Entwicklung weitergegangen, deren Verhältnisstruktur 1994 von Susan Strange wie folgt

beschrieben worden ist:

„Governments are obliged, as never before, to bargain with firms for their economic success and survival, simply because it is the transnational enterprises that have control over technology, the privileged access to capital, and the established entry to rich markets that states need and must have.“417

Die Deregulierungspolitik, die zu Privatisierung führte und die Globalisierung begünstigte,

setzte Unternehmen etwa in Bereich der öffentlichen Güter in eine Starke Machtposition.

Dagegen formierte sich Widerstand, und Kritiker der PS, sehen diese „vorerst in der Pflicht,

ihr Interesse an einer zuverlässigen und beständigen Zusammenarbeit mit den VN unter

Beweis zu stellen“418 Dennoch ist es nicht überraschend, dass die UN den Weg zu ihren Zielen

auch über die PS gehen möchte. Sind es nicht die Direktinvestitionen, die in den EL

Entwicklung stimulieren können? Sind es aber auch nicht genauso die Interessen großer

Kapital-Giganten, die Superkonzerne der Plantagen, Energie-, Pharma- und Rohstoffunter-

nehmen, die mit ihren Entscheidungen ganze Regionen und Abermillionen von Menschen in

einer ökonomisch-politischen Quasi-Abhängigkeit halten oder schlimmeres? Die ein faireres

internationales Preissystem, und mit ihrer Lobbyarbeit, die Marktzugangschancen der auf

Zugang hoffenden EL in die Zukunft verschieben? Und haben sie nicht, wie es Organisationen

entspricht, vor allem mit der eigenen Perpetuierung zu tun? Ganz viele Fragen, die im Saldo

mit Ja zu beantworten sind. Die Einbindung der Wirtschaft in die verantwortliche

Mitbearbeitung der Weltaufgaben, wie sie z.B. mit der Agenda 21, dem GC oder den MDGs

definiert vorliegen, ergibt sich auch aus der Investitionstätigkeit, die die UN mit ihren

Programmen betreiben. Doch einen UN-Rabatt gibt es für die Organisation nur freiwillig.

Dafür aber erweiterte Partizipationsmöglichkeiten für die PS.

„Ein weiteres Novum stellte im FfD-Prozess die weitgehende Beteiligung der Privatwirtschaft dar [...] Erstmals in der Geschichte der Vereinten Nationen erhielten nicht nur Wirtschaftsverbände, sondern auch einzelne Unternehmen die gleichen Akkreditierungsrechte wie NRO. Neben zivilgesellschaftlichen Organisationen [...] konnten damit auch Konzerne wie Cisco Systems oder die Deutsche Bank an den Verhandlungen teilnehmen. [...] ... ein Präzedenzfall geschaffen, der die bisherigen Beteiligungsregeln für nichtstaatliche Organisationen, wie sie zuletzt 1996 in einer Resolution des ECOSOC definiert

416 Paul, A. James: Der Weg zum Global Compact. Zur Annäherung von UNO und multinationalen Unternehmen. In: Ebenda S. 104-129, S. 111.417 Strange, Susan: Wake up, Krasner! The world has changed. In: Review of International Political Economy, Vol. 1, Nr. 2 / 1994, S. 209 – 219, S. 211. Zitiert aus: Ruloff, Dieter / Holitscher, Marc (Mitarb.): Vom Ost-West-Konflikt zum Kampf der Kulturen? Die neue Teilung der Welt im Zeitalter der Globalisierung. Studien zur Politikwissenschaft, Nr. 299. Institut für Politikwissenschaft Zürich (IPZ) Ohne Angabe, frühestens Herbst 1997. http://www.holitscher.org/downloads/global.pdf 418 Leininger, Julia: Die Reform der Vereinten Nationen – Chancen auf eine Erneuerung zivilgesellschaft-licher Beteiligung?, a. a. O., S. 27.

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wurden, faktisch unterläuft. Welche völkerrechtlichen Konsequenzen sich daraus ergeben, ist noch nicht absehbar. Die Regierungen vollzogen damit jedenfalls einen weiteren Schritt der Integration privater Wirtschaftsinteressen in die Arbeit der Vereinten Nationen.“ 419

Das globale System Wirtschaft bedarf der politischen Kontrolle, das heisst über internationale

ordnungspolitische Steuerung. Wenn die UN feststellen sollte, dass sich weiterhin Teile der

Wirtschaft zu sehr aus ihrer Verantwortung entziehen werden, und Freiwilligkeitsinitiativen,

wie der GC, mit den kommenden Jahren nicht wirklich greifen sollten, dürfte das nur den Ruf

nach ergänzendem Völkerrecht für die TNCs schüren. Im Laufe der Zeit hat das Völkerrecht

soziale und wirtschaftliche Rechte aufgestellt, an die auch die Unternehmen gebunden sind.

Faktizität und Geltung.420 Zum Beispiel, dass ein `globales Unternehmensrecht´ auf seine

Sozialstabilität und Entwicklungsförderlichkeit, als auch seinen ökologischen

Verträglichkeitsgehalt hin normiert werden muss, will man ein wirklich fairen und dauerhaften

Handelsplatz Erde generieren. Die Wirtschaft hat in den letzten Jahren zwar viel421 getan,

doch weit weniger Initiative gezeigt, als ihr möglich gewesen wäre. Da sich Annans GC422 nur

langsam mit teilnehmenden Unternehmen füllt423, sollte man sich von der Wirtschaft, die weit

mehr hierarchisch-autoritäre als demokratische Steuerungsstrukturen zeigt, und damit kein

natürlicher Verbündeter der UN ist, nicht zu viel erwarten. Die Rolle des PS in der Welt

bestreitet keiner mehr ernstlich, eher noch wird ihr eine zu große Rolle beigemessen, denn mit

Steuern und arbeitsrechtlichen Vorgaben, allgemein dem Medium Recht, gibt es genug

strukturelle Kopplungspunkte, die einsetzbar wären, den `Großen´ neben der Freiheit zur

Akkumulation, die Pflicht zur Wohltätigkeit und Sozialstandartigkeit zuzuschreiben. Die

eigentlichen Adressaten für solche Veränderung sind erneut die MS.

„Das erfordert Transparenz und effektive Strukturen globaler Wirtschaft. Unternehmen sind aber einzubinden in Verpflichtungen auf die Menschenrechte und den Umweltschutz sowie auf die Absage an Kriege. Der Global Compact – eine Idee des Generalsekretärs – hat dazu wichtige Leitlinien gesetzt.“424

Damit muss erst weiter zugewartet werden; wie lange noch, könnte man fragen. Defizit bleibt

im Kern bestehen. An den Rändern, mit dem GC, den Private Public Partnerschaft, den

419 Martens, Jens (WEED), S. 2.420 Habermas: Faktizität und Geltung, a. a. O. ; [so allgemein auch: Luhmann, Niklas: Legitimation durch Verfahren. Frankfurt/M 1983.]421 Über Stiftungen und gemeinnütziges Engagement globaler Konzerne zur Zeit der Jahrtausendwende: Kotteder, Franz / Bauer, Martin: Das Who is Who der internationalen Großkonzerne. Die 100 größten Unternehmen der Welt. (Heyne-Buch 19, Sachbuch Nr.717) München, Dez. 2000.422 Das Cardoso-Panel möchte mit seinem Proposal 9 den Global Compact in das von ihr vorgeschlagene Office of Constituency Engagement and Partnerships inkorporieren.423 Siehe erneut Kap. 2b,iii.424 Strutynski, Peter: Sicherung der Handlungsfähigkeit und Legitimation der Weltorganisation im 21. Jahrhundert. UN-Reformen zügig fortführen - Empfehlungen und Forderungen an die deutsche UN-Politik. AG Friedensforschung an der Uni Kassel. 9. Januar. 2006. http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/dgvn.html

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Entwicklungen in der WTO und oder den internationalen Steuern kommt Bewegung ins

Defizitrund.

iii. Staat

Die Welt aufgeteilt in Regionen betrachten, wie es der Sachs-Bericht explizit tut, zeigt ein

gemischtes Bild. Von den ärmsten Staaten und Bevölkerungen bis zu den reichsten, von den

kleinsten zu den größten, von den an den Datenstrom der Welt angeschlossenen zu den

Nichtangeschlossenen, den freiesten zu den unfreiesten Staatssystem, den grausamsten bis zu

den mildesten Lebenswirklichkeiten, spannt sich der Bogen. Diese Regionen sind in

unterschiedlicher Weise miteinander verbunden und überlappen sich. So findet sich im euro-

atlantischen Raum mit der NATO und der EU, die derzeit am weitesten ausgebildete

multilaterale Sicherheits- und Kommunikationsstruktur. Die sicherheitsstrategische,

wirtschaftliche und kulturelle Verflochtenheit, die `ict´ Verbundenheit sowie das gemeinsam

geteilte Demokratieverständnis, führen in ihr zu einem stabil erscheinendem Gesamtbild dieses

Gefüges. Die ZG ist in diesem transnationalen Kommunikationsfeld der vielen Adressen und

Akteure am entfaltetsten und wirksamsten. Sie ist sogar so wirksam, dass z.B. Klaus-Dieter

Wolf425 beschreibt, dass Regierungen, als Ausdruck einer „neuen Staatsräson“ sich über

intergouvernementale Selbstbindungen, nicht nur notwendig veränderten Umweltlagen

gegenüber anpassen, sondern sich auch mit dem `Sachzwang internationaler Entscheidung´

gegenüber innerstaatlicher zivilgesellschaftlicher Kritik rechtfertigen, und ihre eigene

unantastbare Wichtigkeit auf Kosten eines Demokratiedefizits hinnehmen. Solches Denken

gewinnt seine Plausibilität durch einen den westfälischen Zustand der Internationalen Politik

überwindenden akteurserweiternden Ansatzes der Internationalen Beziehungen. Das

gestiegene Kommunikationspotential der ZG et al. stellt den nach innen wie außen souveränen

und vor allem auch eigeninteressierten Staat selbst in Frage, und relativiert/reduziert auf jeden

Fall dessen Funktionsbereich, mit dem Ziel einer Stärkung der eigenen zivilgesellschaftlichen

Möglichkeiten. Wenn die `Zivilgesellschaften´ ihren Regierungen die `Rest-Selbstherr-

lichkeiten´ genommen haben werden, werden Staaten friedlich miteinander umgehen müssen.

Wenn Systeme zur Lösung bestimmter Aufgaben nicht mehr gebraucht werden, fallen sie aus,

oder zumindest in einen machtentfaltungs-geringeren Zustand zurück. Man nehme die

Kavallerie, sie gibt es wohl noch, hat aber ihre Bedeutung bis auf repräsentative Aufgaben

verloren – dennoch der berittene Soldat ist Soldat, der berittene Polizist ein Polizist! So in

etwa könnte sich das mit der Exekutive des Nationalstaates auch entwickeln. Zurück zum

euro-atlantischen Sicherheits-Arrangement. Seine Institutionalisierung und sein über das

Militärische hinausgehender Interdependenzgrad ist derart fortgeschritten, dass nach Maßgabe 425 Vgl. Wolf, Klaus Dieter: Die Neue Staatsraison – Zwischenstaatliche Kooperation als Demokratie-problem in der Weltgesellschaft, a. a. O., S. 96.

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gegenwärtiger Verhältnisse kein Auseinanderbrechen dieses (Werte)Gefüges zu fürchten ist.

Die Staaten haben erkannt, dass ihre Kosten-Nutzen-Rechnungen durch kooperatives

Verhalten günstiger ausfallen. Aber auch die Notwendigkeit, `Übergreifendes´ gemeinsam zu

verhandeln/entscheiden, hat sich in diesem Kommunikations-Raum soweit am stärksten

manifestiert. Dieser Raum erweitert sich nun über Teile der OECD, die Developing Countries

et al. bis zum zweiten sich stetig in Aufbau befindlichen Kommunikations-Schwerpunkt der

möglicherweise aufziehenden ich sage mal: Epoche der `United Regions´. Eine östliche,

westliche und südliche Hemisphäre, die in ihrem regionalen Bereichen besondere Rechte und

Pflichten im Verhältnis zur - hier auch noch nicht vergessenen - UN einnehmen. Diese 3

Hemisphären stehen sich dann angenommener Maßen nicht in geopolitischer Konfrontation

gegenüber, eher im Zustand gelingender Zusammenarbeit, was man, angesichts des durch die

Jahrzehnte weiter vorangehenden Aufbaus funktionaler internationaler Staaten-Kooperation,

und des ICT und des Demokratie-beförderten welt-zivilgesellschaftlichen Impetusses, mit

Gründen für wahrscheinlich halten kann. Das Problem der `Nicht-staatlichen Destruktiven´

(internationale Kriminalität, Terrorismus, failed states-Akteure, Naturkatastrophen und

Umweltfrevel) erscheint und wird als funktionale Aufgabe von den MS heute und dann

möglichst abgestimmt bearbeitet, und wo es geht, konstruktiv beantworten werden müssen. In

gleicher Weise baut sich neben dem westlichen, auch sicherheitsstrategisch konotierten

Kommunikationszentrum, also ein zweites heterogeneres Zentrum im asiatisch-pazifischen

Raum weiter auf. Mit der Brücke zur USA, die sich selber, unter Hinzunahme beider

Amerikas, in drei Hemisphären bewegt. Die transkontinentale Gruppe der APEC (Asia Pacific

Economic Cooperation), die ASEAN (Association of South East Asian Nations) mit ihrer

geplanten Freihandelszone AFTA (ASEAN Free Trade Area) bis 2008, das ASEAN Regional

Forum (ARF), der Asia Cooperation Dialogue (ACD), das multilaterale Japan, der erwachende

oft vernünftige Riese China. Das tendenziell friedliche Indien verortet sich im orientalisch-

afrikanischen Licht und ist zur ASEAN und zum chinesischen Raum kooperationswillig,

zudem China auch seine Beziehungen zu Indien verbessern möchte. Es gibt allerdings kein

gemeinsames regionales SKS. Geschichtlich begründete Differenzen zwischen Russland,

China und Südkorea mit dem ehemals destruktiven Japan, und der sich mittlerweile, wie

angedeutet, selbst überwindende Graben zwischen China und Indien, sowie China und

Russland, standen einer hemisphär-multilateralen Sicherheitsarchitektur bisher im Wege.

China und Russland zielten im Sommer 2005 mit einem gemeinsamen Manöver auf ein neues

Miteinander. Und China unterstützt nunmehr Indien in dessen individuellem Anspruch auf

einen ständigen SR-Sitz. Die Staaten stehen sich, wenn sie in den Kategorien der

`realistischen Schule´ bewerten werden, mit mehr Misstrauen gegenüber, als der Westen

untereinander. Dennoch ist das nicht das entscheidende Moment. Ihre friedlichen

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Interaktionen, um sie geht es, mehren sich. Da viele Demokratien beteiligt sind, finden deren

Belange ihren nachhaltigen Einfluss. Die ASEAN-Staaten und Japan orientieren sich

sicherheitspolitisch auf die USA, wobei sie 2003 beschlossen haben, sich selbst auch zu einem

Sicherheitsbündnis zu organisieren. Wirtschaftspolitisch bewegt sich die ASEAN ebenso auf

China zu, was wegen der Nachbarschaft nahe liegt. Im Dezember 2004 haben beide Akteure

zusammen beschlossen, über Stufen eine gemeinsame Freihandelszone zu bilden. „Seit den

90er Jahren nimmt das Handelsvolumen zwischen China und den ASEAN-Staaten jährlich um

durchschnittlich rund 20 Prozent zu“426, und damit auch ihre Kommunikationen,

Interdependenzen und gemeinsamen Vorstellungen und Ergebnisse. Die Asean+3 bringen

diese mit Japan, China und Südkorea zusammen. Die zwei Kommunikations-

Großhemisphären, die euro-atlantische und die asiatisch-pazifische, bauen untereinander, und

intern, wie auch mit den weiteren (Sub)Regionen der Welt vielfältigste funktionale und

dialogische Verbindungen auf. Etwa das Forum for East Asia-Latin America Cooperation

(FEALAC), oder z.B. das seit 1996 alle zwei Jahre stattfindende informelle Asia-Europe-

Meeting (ASEM) - ASEAN-Staaten, EU, + China, Japan und Südkorea. Oder auch das EU-

ASEAN-Treffen. Ähnliches gilt für die USA, und die übrigen Regionen der Welt. Staaten

treffen sich in Organisationen. Was ein Überflüssig werden der UN unwahrscheinlich werden

lässt, vielmehr ihre vertiefte Einlassung mit den Regionen erwarten lässt. Die Sicherheitsrats-

Erweiterung wird das Terrain ebnen durch seine neue repräsentativere Formierung.

Die Zeiten scheinen vorbei zu gehen, in denen Regierungen auf Dauer gegen ihre

Bevölkerungen regieren könnten. Dies entwickelt sich nicht überall gleichzeitig, aber

ungleichzeitig in Korrelation zu Institutionen-, Kommunikationen- und Demokratieaufbau.

Der spanische Regierungswechsel nach dem Irakkrieg und die gegenwärtig in den Keller

geratenen Werte für den amtierenden US-Präsidenten erzählen davon. Über die unfreien

Systeme muss nichts gesagt werden, da sich an den freien zu orientieren ist. Dass die UN das

westfälische Paradigma427 der Staatensouveränität428 beginnt zu überwinden, indem zunehmend

(Menschenrechts-Kodifizierungen) und eindeutiger (RtP) die MR über die staatliche

Souveränität veranschlagt werden, kann gesagt werden. Wobei die Formulierung der RtP zwar

im Outcome moderater daherkommt als im HLPTCC , aber eben vorhanden ist und damit ein

426 http://www.china-embassy.ch/ger/8/1/t172690.htm 427 Hierzu: Fraser, Nancy: Die Transnationalisierung der Öffentlichkeit. In: republicart-webjournal 3 / 2005, II. - Die postnationale Konstellation: Den nationalen Rahmen problematisieren. „Staaten genießen heute [...] keine uneingeschränkte Souveränität über eindeutig abgegrenzte Territorien und Bevölkerungskörper mehr.“ http://www.republicart.net/disc/publicum/fraser01_de.htm ; Für die klassische westfälische Ordnung (1648 – 1918) zentral: nach außen und innen souveräne Staaten, Hinnahme des Krieges als Konfliktregelmechanismus und Nichteinmischung bei den Kriegen anderer.428 Vgl. UN-Charta, Art. 2, Abs.1 und 4.

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echter wegweisender Gewinn ist. Sah sie sich doch einem starken „Sperrfeuer“429 seitens vieler

EL ausgesetzt.

Wird sich die Demokratie in der Welt weiter ausbreiten und selbst weiterentwickeln, sich über

ihre Ausweitung zu kosmopolitischen Mehrebenen-Demokratie in allen Hemisphären,

Regionen, Subregionen und einzelnen Staaten, entwickeln können? Und was könnte das für

den Territorialstaat bedeuten, wenn in solchen Veränderungsprozessen auch die ZG eine

immer dominantere Rolle einzunehmen versteht, bis man sich fragen könnte, was eigentlich

der Sinn von bewaffneten Staaten in einer sich waffenlos begegnenden Weltzivilgesellschaft

sein könnte? Es gibt die drei Richtungen: Die den Staat als Auslaufmodell sehen, die ihn als

unverzichtbar erachten430 und jene, die eine zwischen beiden ausgleichende Position

einnehmen, welche Staaten für bestimmte Funktionen eingesetzt behalten wollen – z.B. für das

Gewaltmonopol innerhalb der Gesellschaft und die Rechtsdurchsetzung – als sozusagen

`berittenen Polizisten´.

„Das staatliche Monopol der Gewalt ist in zahlreichen implodierten Staaten bereits zerbrochen. Milizen treten an die Stelle der Armee, Stammesloyalitäten setzen sich über die staatliche Struktur, sofern sie je bestand, hinweg. Jegliche diplomatische oder militärische Intervention seitens der Staatengemeinschaft sieht ich mit asymmetrischen Ansprechpartnern, wie Clanchefs oder Mafiabossen, konfrontiert“431

Die Frage könnte daher heißen: was macht die UN mit den failed states? „Eine Mehrzahl der

Staaten jedenfalls, die in der G77 Gruppe der EL zusammengeschlossen sind, hat das `so-

called right of humanitarian intervention´ entschieden zurückgewiesen.”432, und wollen das

Gewaltmonopol nur bei der UN sehen. Mit einer an den SR gebundenen aber umgesetzten RtP

wäre ein gangbarer Weg beschritten, wenn sie nicht zu leichtfertiger Anwendung eines

eigenen Gewaltprinzips führt.

Insgesamt zeigen sich Staaten heute in vielfältigen Kooperationsbeziehungen. Es scheint

aufgrund zunehmender Weltkomplexität, und der Notwendigkeit zu ihrer Vereinfachung,

historisch zu Kooperation und Multilateralismus, Völkerrecht und Rechtssicherheit

hinzuleiten. Das könnte eine Abschwächung des Sicherheitsdilemmas und einen letztendlichen

Rückgang militärischer Ausgaben zur Folge haben. Dass so Ressourcen für die

Entwicklungspolitik frei werden könnten, und das alles auch über die UN vermittelt, ist

429 Hermle, Reinhard / Gad, Gerhard: Stagnation oder Aufbruch ? Eine Bewertung des UN Millennium+5“ Gipfels aus entwicklungspolitischer Sicht. VENRO. 30. Sept. 2005, S. 7.http://www.venro.org/publikationen/archiv/stellungnahme-un-summit2005.pdf430 „Regionale Staatenzusammenschlüsse haben quasi-staatliche Funktionen übernommen. Dennoch bleibt der Nationalstaat ein wesentlicher Machtfaktor.“ Koschyk, Hartmut / Stolz, Rolf (Hrsg.): Alte und neue Deutsche Staatsangehörigkeits- und Integrationspolitik auf dem Prüfstand. Hans Seidel Stiftung. Argumente und Materialien zum Zeitgeschehen 32. München 2001.431 Kneissl, Karin: Welche Diplomatie braucht unsere Zeit? Eine kritische Hinterfragung des außenpolitischen Instrumentariums. In: Entwicklungspolitik (epd). 1 / 2 / 2003.http://www.entwicklungspolitik.org/index_12422.htm 432 Sieg, Hans Martin: Die europäische und die amerikanische Sicherheitsgarantie, a. a. O., S. 24.

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perspektivisch plausibel, selbst wenn die Empirie seit Jahren wieder höchste

Rüstungsausgaben feststellt. Eine Tendenz zur Stagnation - teilweise, aber institutionellen

Rückschritt kann für die UN anhand des hier dargestellten und innerhalb einer historisch

erweiterten Perspektive nicht bewiesen werden. Das Gegenteil ist (langsam) der Fall.

d. Sicherheitsrat

Die Charta der UN universalisiert die Gleichheit zwischen den Staaten (one state – one vote-

Prinzip), die territoriale Souveränität und das Gebot der Nichtintervention. Der SR in seiner

seit 40 Jahren nicht geänderten Mitgliederstruktur hat sich dabei oftmals als unfähig erwiesen

seiner Aufgabe gerecht zu werden, und eingreifend aktiv zu werden. „At least four million

victims of armed conflicts or atrocities could have been spared in the 1990s had the Security

Council intervened in time and resolutely”433, was den stärksten Hinweis auf seine

Reformbedürftigkeit abgibt. Er „vereinigt bislang legislative, exekutive wie auch judikative

Befugnisse - etwa bei der Einrichtung von Sondertribunalen. Diese drei „Gewalten" müssten in

Zukunft sinnvollerweise strikter geteilt werden.“434 Dem ist zuzustimmen, allerdings mit dem

Hinweis ergänzt, dass ein funktionierender SR zumindest im Falle der Handlungseile

Legislative und Exekutive vorübergehend auf sich zu vereinen hätte. Sollten aber etwa ICT-

Mechanismen entwickelt werden, die es der GV (oder unter diesen die Demokratien und die

im MRR vertretenen Staaten) erlauben, ihren Part als Legislative wahrzunehmen, dann auch in

Fragen, in denen bisher allein der SR zuständig war, wäre das ein Schritt zu weiterer

Demokratisierung der UN an ihrem Haupte. Die Einführung der 5 im HLPTCC aufgeführten

Legitimationskriterien435 des Einsatzes von Gewalt. die der SR zu beachten hätte, wenn es

darum geht militärische Gewalt einzusetzen; und grundsätzlich eine Listung von detaillierten

Tatbeständen, auf die hin eine SR-Mehrheit nicht zu blockieren wäre, sind positiv zu sehen, da

sie im Falle ihrer formalisierten Beachtung mithelfen können, Vetopolitiken einzugrenzen, und

SR-Entscheidungen von vornherein absehbarer werden zu lassen. Je nach Präzisierung eines

solchen Kataloges würde es zu einer schnelleren Bereitschaft zur Gewaltanwendung kommen

oder nicht. Je präziser solche Kataloge ausformuliert wären, um so genauer wüssten `Sünder´

was ihnen bevorsteht, was einen abschreckenden Effekt hätte, zumindest theoretisch. Zum

gegenwärtigen Zeitpunkt sind schlimmste Konfliktgeschehnisse, wie im Sudan oder Kongo

und anderswo nur möglich, weil der SR sich gegenwärtig nicht an ein festes Konzept zu halten

hat. Ein Blick auf die Schwierigkeiten, allein eine gemeinsame Definition für Terrorismus

433 Krause, Joachim: Multilateralism, S. 45.434 Vgl. Strutynski, Peter: UN-Reform - ein Schritt zurück. Die Vereinten Nationen brauchen Veränderungen, eine neue Struktur, einen neuen Handlungsrahmen. Das Papier von Kofi Annan ist aber eine denkbar schlechte Vorlage. taz, vom 3. Mai 2005.435 Siehe, HLPTCC, Kap. III, Abs. 207a-e. ; In Larger Freedom, Abs. 126. Es sind dies: der Ernst der Bedrohung; die Redlichkeit der Motive, die Anwendung als letztes Mittel, die Verhältnismäßigkeit der Mittel und die Angemessenheit der Folgen.

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zwischen den MS aufs Papier zu bekommen, verrät die politischen Widerstände solcher

Unterfangen.

Der Cardoso-Bericht positioniert sich dahingehend, dass die Mtgl. des SR „with support from

the Secretariat, should deepen […] dialogue [mit der ZG] by emphasizing the involvement of

participants from conflict-affected countries and including such dialogue in Security Council

field missions.”436 Der HLPTCC, In Larger Freedom Bericht und das Outcome machen

ihrerseits Vorschläge zu seiner strukturellen Reform, wobei seine Erweiterung dabei erst mal

im Vordergrund steht. Aber auch verschiedene Staatengruppen und nicht-staatliche Akteure

haben die ihren eingebracht. Der Ordnung halber sollen die exponiertesten Reformpläne, bis

auf die oben in Kap.3b erklärten Modelle A und B und die unter Kap. 2c dargestellten und hier

als bekannt vorausgesetzten Schwartzberg-Vorschläge, genannt werden. Die Unterschiede

zwischen ihnen beziehen sich darauf, wie viele Staaten, und mit welchen Rechten sie für wie

lange im SR verweilen können sollten. Besonders interessiert hierbei, wer in Zukunft die

möglichen neuen ständigen Sitze einnehmen wird. Hinzu kommen die Fragen seiner

Entscheidungsfindung und Transparenz, etwa durch allgemeinen Veröffentlichung von

Sitzungsprotokollen, damit jeder wissen kann, worüber geredet wurde und Einarbeitungszeiten

für nachrückende Ratsmitglieder verkürzt werden können.

Die EU ist durch ihre MS zusammen genommen der größter Beitragszahler der UN, und

würde gerne einen eigenen Sitz erhalten. Da schon, wie an anderer Stelle gesagt, Europa mit

Russland derzeit 3 europäische Sitze im SR hält, wäre ein weiterer für die EU nicht

gerechtfertigt. Eine Lösung könnte sein, dass England und Frankreich sich einen Sitz im

monatlichen Rotationsverfahren teilen. Da der 100 jährige Krieg schon 600 Jahre zurückliegt,

sollte das eigentlich möglich sein können - [Ein kleiner Spaß]. Nun weiter. Deutschland als

weiteres europäische Land, Japan, Indien und Brasilien, zusammen die sog. G4 (Group of 4),

streben jeweils permanente Mitgliedschaften an. Die Gruppe legte im Mai 2005 einen

Resolutionsentwurf vor, der vorsieht, den SR auf 11 ständige Mtgl. und 14 nicht-permanente

Mtgl. auf dann 25 Ratsmitglieder zu erweitern. Im Juli folgte, mit über 20 weiteren Staaten

zusammen, ein gemeinsamer Resolutionsentwurf. Für Afrika und Asien würde es nach diesem

jeweils zwei neue ständige Mtgl. geben, dann einen für ein westliches Land und einen für

Lateinamerika mit der Karibik. Ob neue Ps ein Vetorecht beanspruchen dürfen, soll auf einer

Review-Konferenz 15 Jahre nach einer den SR erweiternden Charta-Änderung entschieden

werden. Der G-4-Plan wurde einzig von England und Frankreich seitens der P5 unterstützt.

China ist historisch bedingt gegen einen japanischen Sitz, Pakistan gegen einen seines

nuklearen Rivalen Indiens. Italien und andere gegen einen deutschen. Russland ist skeptisch,

und nicht leicht daran interessiert, seine privilegierte Stellung als P5 relativiert zu bekommen,

436 Cardoso, Executive Summary, S. 10 und Proposal 12.

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oder auch das Vetorecht auf die neuen ständigen Ratsmitglieder ausgedehnt zu sehen. Der

USA ist eine Erweiterung um 10 Staaten auch deshalb nicht recht, da sie damit die Effektivität

des SR gefährdet wähnt. „Jede Erhöhung der Mitgliederzahl würde zu einer noch größeren

Schwerfälligkeit des Sicherheitsrates führen, insbesondere die Schaffung neuer Ständiger Sitze

würde die Möglichkeit, eine Entscheidung durch Einlegung des Vetos zu blockieren, erhöhen

und wäre im Hinblick auf die Handlungsfähigkeit des Rates kontraproduktiv.“437

Mit dem Resolutionsentwurf A/59/L.68 vom 21. Juli, den nun China unterstützt, lehnt die

informelle und von Italien, Pakistan und Mexiko angeführte `Uniting for Consensus´-Coalition

(UfCC), der sog. `Coffee Club´438, eine SR-Erweiterung um zusätzliche ständige Mtgl. ab. Im

Kern dieser Ablehnung steht die Sorge dieser Staatengruppierung um künftigen politischen

Einfluss, sollten ihre regionalen Konkurrenten (Freunde) einen (keinen) P-Sitz einnehmen

können. In konstruktiv verlängerter Perspektive betrachtet vertreten sie gewollt/ungewollt den

Standpunkt, nicht eine Sondergruppe (ständige Ratsmitglieder) zu fördern, sondern eher zu

einem System ohne Veto zu kommen, bei einer möglichst breiten Zugangschance für alle

Staaten, sich im SR anwesend einbringen zu können. Wären die durch einen

Erweiterungsbeschluss zusätzlich frei werdenden 10 Plätze von 6 neuen Permanenten besetzt,

wie nach G-4 Idee, wären sie sozusagen für alle anderen blockiert. Hieran können die

Schwartzberg-Vorschläge über `Block-Bildungen´ als Mittellösung, und Konzepte der

mehrmaligen Wiederbestellung von SR-Mitgliedschaften hilfreich sein. Wie dem auch sei, der

Gegenentwurf der UfCC sieht eine Aufstockung des SR um 10 weitere nicht-ständige auf dann

25 Mtgl. vor, wobei sie von der GV durch Wahl bestimmt werden. Zukünftig sollen nach

dieser Vorstellung 6 afrikanische, 5 asiatische, 4 lateinamerikanisch-karibische, 3

westeuropäische, sowie 2 osteuropäische, im SR neben den P5 Platz nehmen.

Und auch die in der Afrikanischen Union (AU) organisierten 53 MS legten ihren eigenen

Erweiterungsentwurf439 vor. Ihr Modell sieht eine Erweiterung um 6 neue ständige und 5

wechselnde SR-Mtgl. auf insgesamt 26 vor. Danach säße Afrika mit 2 ständigen und 5

nichtständigen Sitzen im Sicherheitsrat. Asien erhielte 2 zusätzliche ständige (also dann

insgesamt 3) und einen nichtständigen SR-Sitz, die Osteuropäer einen nicht-ständigen Sitz,

Lateinamerika mit der Karibik einen von jeder Sorte, schließlich die Westeuropäer oder

sonstige einen zusätzlichen ständigen Sitz. Das Besondere an der AU-Initiative ist, dass die

neuen Permanenten ein volles Vetorecht erhalten sollen. Damit steht sie im Gegensatz zum

G4-Entwurf.. DIE G-4 und die G-53 der AU müssten sich einigen, um zumindest in der GV an

437 Payandeh, Mehrdad: Die Reform des Sicherheitsrates der Vereinten Nationen und ihre Auswirkungen auf das System Internationaler Friedenssicherung. Düsseldorfer Institut für Außen- und Sicherheitspolitik (DIAS). 14. Jan. 2004. http://www2.dias-online.org/direktorien/int_org/040114_46 438 Es handelt sich um eine informelle Gruppe aus 12 Kernstaaten, denen sich teils rund 30 weitere angeschlossen haben. Der Resolutionsentwurf A/59/L.68 wurde von: Argentinien, Costa Rica, Italien, Kanada, Kolumbien, Malta, Mexiko, Pakistan, Republik Korea, San Marino, Spanien und Türkei eingereicht.439 Vgl. UN-Dok. A/59/L.67, c i-v.

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die nötige 2/3-Mehrheit von 128 Stimmen heranzureichen. In den Mehrheitsszenarien der G-4

gelten „von den 53 Stimmen der afrikanischen Staaten [...] 35 als entscheidend.“440  In

Verhandlungen kann nun geklärt werden, wie man die AU von ihren `Veto-Jetzt-Wünschen´

abbringen kann, die derzeit einfach ins politisch Leere laufen, da sie von den P5 nicht

akzeptiert werden würden. Die eindeutige Ablehnung des G-4 Kompromissversuches und das

afrikanische Beharren auf dem Veto für alle neuen ständigen Ratsmitglieder durch einen AU-

Gipfel im Sommer 2005, verkompliziert die verfahrene Lage um die Reform. Insgesamt gab es

im Vorfeld des M+5 keine Mehrheit für keinen der verschiedenen Vorschläge. Damit verbleibt

das Repräsentations- und Legitimationsdefizit des SR ungelöst, aber der Handlungsdruck

wächst, schließlich haben sich mehr als 128 Staaten auf allen Seiten für eine SR-Reform

ausgesprochen. Also wird eine tatsächlich in näherer Zukunft entstehende GV-Mehrheit eher

wahrscheinlicher. Und sobald diese Mehrheit da ist, können die P5, die ja laut Charta

zustimmen müssen, zeigen wie bereit sie sind, Entscheidungen zu billigen, die ihnen selbst

Machtabgabe abverlangen.

e. Finanzierung und Internationale Steuern

Die Vorschläge zur finanziellen Neuordnung der Entwicklungspolitik, durch grundsätzliche

ODA-Aufstockung und die mögliche Einführung neuer Finanzinstitutionen wie den IFF, und

Fonds, wie der Demokratie-Fonds und der PBC-Fonds, die ww. staatenübergreifend immer

breiter werdenden Debatten und positiven Stellungsnahmen gegenüber der Einführung von

Formen internationaler Besteuerung, sowie unbedingt der globale MDGs-Konsens, lassen die

Perspektive aufkommen, dass UN-Programme und Fonds in näherer Zukunft doppelt bis

zweidrittel besser `finanziert´ dastehen könnten. Obwohl sie vielleicht auch Einbußen durch

US-amerikanische und japanische UN-Beitrags-Rückführungen hinzunehmen haben könnte,

womit beide Länder im Jahr 2005 gedroht haben. Netto aber, scheinen ihr auch unter solch

einem Szenarium dennoch in den kommenden Jahren deutlich mehr Mittel zur Verfügung zu

stehen als gegenwärtig. Das heisst nicht, dass ODA-Mittel automatisch UN-Mittel wären, aber

es heisst, dass die UN koordinativ helfen wird die ODA an die `sinnvollen´ Orte zu

bekommen. Die im Sachs-Report gegebenen zeitstand-präzisen Benennungen der durch die

Internationale Gebergemeinschaft notwendig bereitzustellenden Mittel, um die im globalen

Konsens beschlossenen MDGs erfolgreich gemeinsam umzusetzen, lassen diese Entwicklung

formal notwendig erscheinen. Die UN könnte dann breiter gestreuter Programme ablaufen

lassen, denn auch ihre Fonds werden von ODA-Aufstockungen profitieren. Neue frei

werdenden Mitteln aus internen Managementreformen der UN werden einen weiteren

kleineren Teil dazu beitragen. Die Frage stellt sich, ob die UN mit mehr Geld in einen

440 Vgl. Zumach, Andreas: China und USA zusammen gegen G 4. taz,. 05. Aug. 2005, S. 9. http://www.taz.de/pt/2005/08/05/a0089.nf/textdruck

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destruktiv –militärischen Weg hinein investiert und etwa meint, teure Peacekeeping

Ausrüstung erwerben meint zu müssen, oder ob konstruktiv-produktiv in Entwicklungs-,

Umwelt und Menschenrechtprojekte investiert wird. Wenn sie sich besonders an den MDGs

ausrichten wird, dürfte das `robuste Peacekeeping´ als zusätzliche Leistung seitens der MS

eingefordert werden, aber das ist hier nicht der Ort einen neuen Sachstand gedanklich

aufzufächern.

In Zukunft könnten, wie eingangs gesagt, Formen der internationalen Besteuerung einen

regelmäßigen Beitrag zum Haushalt auch von UN-Agenturen und Programmen leisten. Peter

Wahl441 zählt verschiedene Möglichkeiten von internationalen Steuern und Abgaben auf.

Genannt werden: Steuern auf Aktienhandel, die Besteuerung des internationalen

Waffenhandels, des Bankgeheimnisses und Off-Shore Bankings, die Besteuerung von Global

Players und transnationalen Konzernen, Abgaben für Sund-Durchfahrten der

Meeresschifffahrt. Jens Martens vom Global Policy Forum Europe nennt noch die `globale

Lotterie´ und die „Erleichterung von Migrantenüberweisungen“442, sowie die Mobilisierung

von Privatspenden und Stiftungen. Kurz, die UN kann entsprechend der `0,7% Entscheidung´

seitens der MS, zwar Haushaltsschwierigkeiten behalten, aber davon un-betroffen aus volleren

Fonds schöpfen und mehr Geld für auch ihre Programme bewegen.

Die Amerikaner wollen internationale Steuern nicht, und die Japaner et al. wollen sie auch

nicht, weshalb es schwer sein wird sie einzuführen. Frankreich, Deutschland, Spanien,

Brasilien, das EP u.a. haben sich für solche Modelle eingesetzt und ausgesprochen. Aber

obwohl z.B. „proposals aimed at creating an International Tax Organization (ITO) were discussed in the run-up to the Monterrey conference, they came to nothing.”443 Mehr als 110444 UN-MS nehmen mittlerweile eine Pro-Haltung zu Tobin

Tax u. a. Systemen der internationalen Besteuerung ein.445

`Überfluss besteuern, Armut bekämpfen- Die 697 Milliardäre auf der Welt haben einen `Wert´ von $ 2.2 Billionen.- 2,8 Milliarden Menschen leben von weniger als 2 US-Dollar am Tag.- 30.000 Kinder sterben jeden Tag aufgrund von Armut.- Der tägliche Devisenhandel umfasst $1,9 Billionen – meist spekulative Geschäfte.

441 Siehe Wahl, Peter (Hrsg.): Internationale Steuern, a. a. O.442Martens, Jens: UN-Reform und Millenniumsziele 2005, a. a. O., S. 30.443 Martens, Jens: The Future of Multilateralism after Monterrey and Johannesburg. Dialog on Globalization. Ocasional Papers No. 10. Friedrich-Ebert-Stiftung. Berlin, Okt. 2003, S. 17. http://www.globalpolicy.org/socecon/un/reform/2004/1003multilateralism.pdf 444 Vgl. 115 Zustimmungen nennt Wahl, Peter: Internationale Steuern, S. 43 ; http://www.weltwirtschaft-und-entwicklung.org/cms/assets/s2dmain.html?http://www.weltwirtschaft-und-entwicklung.org/cms/materialien/50018895920e27a09.html nennt 113 Staaten. 445 Attac: Attac begrüßt UN-Zustimmung für Internationale Steuern. 22. Sept. 2004. “Über 110 Staaten forderten bisher auf der derzeit stattfindenden UN Generalversammlung die Einführung von internationalen Steuern zur Armutsbekämpfung.“ http://www.attac.at/1269.html ; UN-Dok. A/55/1000 (Zedillo-Report): Recommendations of the High-level Panel on Financing for Development. Principal Recommandation 12. Distr. General, 26. Juni 2001. „The Panel proposes that the international community should consider the potential benefits of an International Tax Organization”. http://www.un.org/esa/ffd/a55-1000.pdf

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- Es würde ~ $8 Mrd. kosten, alle Kinder in EL zur Schule zu schicken.- Die Kosten für die Malaria-Bekämpfung werden auf $3,2 Mrd. jährlich geschätzt.´446

Der South Center Report von 1996 wollte die UN qua „Strengthening the financing of the UN

through [...] and the introduction of international levies and taxation”447 aus der Finanzmisere

herausholen. Eine Devisentransaktionssteuer448 von 0,01% würde per anno in der EU allein 16-

18 Mrd. Euro einnehmen, liest man bei Attac. Geld, das direkt in die auch von der UN

vertretenen Aufgaben fließen könnte, mit der Folge, dass die Welt vielleicht erst 10 Jahre

später ihren 1000 Milliardär feiern könnte, dafür aber z.B. die UN-Fonds gefüllt wären. Aber

das ist alles andere als der ww. Trend, es gibt zu schnell neues Supervermögen und zu langsam

keine Armuts-Not-Toten mehr, weil nach ökonomischer Sprache (Codierung: Zahlung/nicht

Zahlung) ganz nüchtern: einfach bestimmte globale Zahlungen ausbleiben. Obgleich sich zwar

im täglichen Devisenhandel 1,9 Billionen USD Wert den Lichtweg durch die Digitalen

Finanztrassen findet, aber eben doch gebunden an einen noch zu gering adressierbaren

unausgeschöpften ökonomischen Raum. Milliarden Individuen bleiben Außen vor. Kapital und

Vermögen staut sich in den gleichen Kreisen, und müsste dabei in ganzer Bandbreite

möglichen Zahlungsverkehrs auch einen solchen Zahlungsverkehrs generieren, der alle mittels

Mitteln grundteilhaben lässt. Wir leben heute ökonomisch verengt. Wie die Ägypter in ihrem

schmalen fruchtbaren Nilstreifen vor dem Delta bis auf den Streifen am Fluss nicht ihre

Wüstenflächen fruchtbar werden lassen konnten, so scheinen wir Milliarden von Menschen

nicht an den Kapitalfluss anklinken lassen zu können – mangels zur Verfügung gestellter

Mittel und zugestandener Rechte. Nur, Flüsse kann man zwar verbreitern, aber mehr Wasser

führt der Fluss deshalb nicht. Aber der (abstrakte) Geldfluss könnte, da Geldmengen und

Aufteilung variabel sind, alle ökonomischen Subjekte an ihrem Ort benetzen, allerdings nur

unter Aufgabe extremer Akkumulationen auf bestimmten Seiten, denn Staueffekte449 in einer

jeweiligen variablen Menge bleiben Staueffekte, im Sinne von: was sich hier staut, kann nicht

an anderer Stelle etwa als Mikrokredit vergeben werden. Es ist ein wenig schwierig und lässt

sich hier nur vage andeuten. Es heisst nicht mehr, als dass es möglich wäre, gerechter zu

verteilen und alle, wenn auch für den einzelnen pro Zeiteinheit weniger zu erhalten ist, doch

überhaupt die realistische Chance dazu erhalten. Der Rubel rollt, wenn er rollt, nur für die, für

die er rollt. Wer nichts hat, bringt nichts ins Rollen. Damit sind wir beim Capacity Building,

dem Country Level, dem Peacebuilding, den Internationalen Steuern (IST), und allen 446 Vgl. Attac-Homepage. AG-Finanzmärkte. UN-Millennium Entwicklungsziele durch internationale Steuern finanzieren! 5. Okt. 2005. https://www.attac.de/finanzmaerkte/InternationaleSteuern.php 447 South Center: For a Strong and Democratic United Nations. A South Perspective on UN Reform. 1996, Kap. 5. http://www.southcentre.org/publications/unreform/toc.htm 448 Die sog. `Lula-Gruppe´ (Franreich, Chile, Brasilien, Deutschland) legte im Sept. 2004 (noch ohne Deutschland) u. a. eine Devisentransaktionssteuer und die Besteuerung des internationalen Waffenhandel vor.449 Ein Bild ist die Überschwemmung - der Fluss zieht sich auch wieder zurück. Vielleicht bleibt ein See.

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Agenturen, Programmen und Funds, deren Koordinierung und Finanzierung. Die Tobin Tax-

Modelle450, und die sonstigen IST-Ansätze sind ein Expertenrevier, und sind allerdings auch

nichts weiter als ein mentales Hilfskonstrukt endlich zu Zahlungen zu kommen. Denn warum

die IST, wenn es theoretisch/praktisch auch ohne sie ginge?! Sie müssten besonders von den

global agierenden Akteuren zu entrichten sein, sind es doch jene, welche vom

Internationalismus, der Globalisierung und Interdependenz am meisten, im Sinne steigender

Vermögen, profitieren. Eine Flugticket-Besteuerung trifft diesen Gedanken ja auch schon gut.

So betrachtet sind die IST also hochinteressant. Und die Umsetzung bedarf keiner

Supranationalen Behörde, sondern die MS überweisen sie. Der Mehraufwand ist ein

Steuergesetz, ein zu besteuernder Warenkorb, und ein Softwareprogramm für die Finanzämter

- nicht schwierig. So finden die Befürworter dieser Steuer. Und sie nutzen den weder normativ

noch sachlich, noch durch Vernunft zu begründenden Uferlosigkeitsglauben der zeitaktuellen

Kapitalismus-Ausprägung. Auch daran reformiert sich die UN. Sie musste sich aus diesen

Gründen zu lange mit zu wenig abgeben, und Menschen auch wegen Zahlungsunfähigkeit,

nichts weiter – nur zu oft -, ihrem Schicksal überlassen. Der `Irrsinn´ hier wird zur

Argumentationshilfe auf der Kritikerseite. Das Auseinandergehen der Schere zwischen den

normalen und ärmsten und den reichsten Menschen, liegt den Staatschefs zumindest so sehr im

Gemüt, und es sind ja nicht die schlechteren Menschen, dass sie sich nun selbstverpflichten,

die Taschen endlich vergleichsweise öffnen zu wollen – `alle´ wollen anscheinend die MDGs

erreichen. Vergessen wollen wir aber nicht darauf hinzuweisen, dass die von Attac und

anderen – auch der UN – vorgebrachten Vergleichsmodelle suggerieren, die Superreichen

könnten für alles aufkommen. Sie könnten wohl mit ihrem Vermögen 10 Jahre lang die ODA

in der optimalsten Höhe halten (jährlich 200 Mrd. USD), hätten dann aber ihr Vermögen

vergesellschaftet und wären keine Quelle mehr. Etwas, was ein Nachteil ist, die Gesellschaft

braucht für ihre innere Balance auch den Überfluss. Wo ist die Grenze? So, dass die

Superreichen nicht zu superreich bleiben und die Ärmsten dennoch genug ODA erhalten

können, bis sie sie nicht mehr benötigen? Genau das könnte man mit IST als „verbindlichen

Mechanismus für Entwicklungsfinanzierung“451 herausfinden. Ohne Beteiligung der Triade

USA, Japan, EU, von denen nur die EU Bereitschaft signalisiert, wird es so schnell nicht dazu

kommen können. Andere Wege sind z. B. die erwähnte Flugticketabgabe, die derzeit von

Frankreich, Brasilien, Chile und Deutschland (`Lula-Gruppe´) positiv gesehen wird, wobei 5-

450 Hierzu: The Center of Environmental and Economic Development: http://www.ceedweb.org/iirp/ ; FAQ http://www.ceedweb.org/iirp/factsheet.htm ; Tobin Tax Campaign and Policy Network. http://www.ceedweb.org/iirp/camnet.htm ; Near Victory in the European Parliament. “On Thursday 20 January 2000, a resolution signed by the PES, Greens, GUE and Liberal groups, which would have called upon the (European) Commission to submit a report within six months into how a Tobin tax might be introduced, was rejected by only 4 votes out of 400 in the European Parliament.” http://www.ceedweb.org/iirp/euronear.htm 451 Wahl, Peter: Internationale Steuern, S. 43.

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10 Euro Zuschlag pro Ticket anvisiert sind. Diese Steuereinnahmen dürften dann für die

Gesundheit in den EL verwendet werden. Der UN kann es sehr recht sein und die Franzosen

und Chilenen werden laut Ankündigung schon 2006 mehr pro Flug zu bezahlen haben. Damit

öffnet sich die Tür für die IST erstmals.

f. Zusammenfassung und Kontext-Plausibilität

Man sollte unterscheiden zwischen dem, was die UN heute ist und dem, was sie morgen sein

könnte. Heute, dass zeigen die hier vorgelegten Seiten, ist ein großer Handlungssprung seitens

der MS eingefordert. Die Reform der UN bleibt ohne Einigungsprozesse auf multilateraler

Ebene Stückwerk, ein Kreisen um Management Justierungen, ohne die Programme aus ihrer

Unterversorgung an Mitteln und in einen über das rein Koordinative hinaus gehenden

erweiterten Aktionsfreiraum hieven zu können. Was nützen Hilfsprogramme und

Friedenseinsätze, die aus politischen Dilemmata heraus nicht stattfinden (Dafur), oder nicht

zielkonform und `robust´ begleitet werden (Srebrenica)? Der in den fokussierten Berichten

dargelegte „neue ganzheitliche Sicherheitsbegriff“452, in Verbindung mit einer tatsächlich

praxistauglichen Anwendung der im HLPTCC genannten Kriterien der Gewaltanwendung, für

einen darüber hinaus vor allem rechtssymbolisch hilfreichen RtP-Ansatz453, die Peacebuilding

Commission und der Menschenrechtsrat, die Stärkung des HCHR, der Demokratiefonds, die

Verwaltungs- und Aufsichts- sowie Akkreditierungsreformen, sind sinnvolle Reformziele.

Staaten werden sich darauf einrichten, zukünftig hin immer genauer auf die eigentlich

souveränen Finger geschaut zu bekommen. Selbst, da es die größten Staaten unbeeindruckt

lassen kann, besteht die Welt derzeit doch aus 191 Staaten. Eine Übermacht mit der es besser

zu kooperieren gilt, wenn man zum Beispiel langfristig mit ihr in ökonomischen Beziehungen

stehen muss oder möchte. Kein hochtechnologisch-industriell entwickelter Staat ist heute

rohstoffautark und wird es auf diesem weltgesellschaftlichen Komplexitätsgrad je wieder,

ohne vorstellbare `alchimistische Quantensprünge´ vollzogen zu haben. Und selbst dann

machen bestimmte Bedrohungen nicht vor Ländergrenzen halt. Nun, die Großmächte

verweigern sich ja nicht jeweils reihum und permanent: die USA finanziert die UN wie gesagt

sehr stark und pflegt heute dennoch vielfältig einen faktisch unilateralistischen Politikstil.

China hat seine Märkte den ärmsten Staaten geöffnet, und lässt meist mit sich reden, will aber

keine neuen ständigen Sicherheitsratsmitglieder, Russland ist bei vielen multilateralen

Abkommen dabei, denen die USA derzeit fern bleibt, usw. - `Staaten verfolgen ihre Interessen

´. Nicht übersehen darf werden, dass viel Völkerrecht zwischen Staaten und den Staaten 452 Meinzolt, Heidi: Die Diskussionen über die UN-Reformen übersehen die unterschiedliche Rolle von Frauen und Männern in bewaffneten Konflikten, a. a. O. 30. April 2005. 453 Gingrich-Mitchell Report, S. 15, 23, 37, 39 ; HLPTCC, z.B. Abs. 203, sowie Empfehlung 55 ; In Larger Freedom, Anhang, Abs. 7b. ; Siehe auch: Report of the International Commission on Intervention and State Sovereignty (ICISS): The Responsibility to Protect. (Hrsg.) The International Development Research Centre. Ottawa, Dez. 2001, Kap. IIff.

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aufgebaut worden ist, vieles davon in Geltung ist, und sich die Vertragsstaatenkreise erweitern,

Tendenz steigend, usw. usf.

Allerdings, die ZG weiter zu stärken wäre, je nach politischen Standpunkt, jetzt schon

segensreich gewesen, aber wurde in Betrachtung des Ping-Drafts und des Outcome, sowie des

In Larger Freedom Berichtes auf die verlängerte Bank gesetzt. Der Summit Outcome und das

Cardoso-Protokoll sind nicht sehr dicht beisammen. Und auch das Cardoso-Panel wagt nicht

alle Schritte, die etwa von Teilen der ZG gerne gegangen werden würden. Ein neues Panel

wird zu gegebener Zeit solcher fortgeführten Debatte erneuten Ausdruck verleihen. Oder aber,

die Reformentwicklungen wären überhaupt an ihren Abschluss gekommen. Weshalb sollte das

ohne gravierende Sondergründe jedoch der Fall sein? Der Vorteil einer vertiefenden

zivilgesellschaftlichen Integration wäre sicher die Entschärfung des Prestigedenkens454

zwischen Staaten. Ferner können sich überprüfbare konstruktive Ideen im offenen

pluralistischen Gesellschaftsraum gegenüber destruktiven Einzelpsychen mit ihren aggressiven

Ideologien und ihrem an sie anbindenden Klientel leichter behaupten.

Die ww. ZG unterscheiden sich in ihren Belangen nicht entscheidend von einander. Alle

wollen ihrer Beschäftigung nachgehen, und die meisten braucht man auch davon nicht

abzuhalten. Beziehungen zwischen ZGs sind nicht militärisch konotiert und daher

ressourcensparend und auf multilaterale Kooperation ausgerichtet. Wenn einmal annähernd

alle Staaten offene Demokratien mit starken eingebundenen ZG geworden sein werden sollten,

dann schlägt spätestens auch die Stunde der UNPA (UN Parliamentary Assembly), denn

warum sollten nicht globale Fragen in einem für, und ausschließlich für globale Fragen

zuständigem gewählten Haus tauglich-wirksam entschieden werden?! Der Einstieg wäre aber

symbolisch heute schon wertvoll, neben den von den nationalen Exekutiven bestellten

Staatengesandten, direkt gewählte Abgeordnete zu entsenden. Das hätte seine Kosten, aber

auch seine richtungsweisende Symbolik, die zukünftig zu einer Rendite werden könnte.

Die sichtbare Einigung über die internationale Entwicklungsfinanzierung ist wesentlich und

erfreulich. Alle benötigten Mittel für die MDGs tatsächlich aufgebracht zu haben, wird erst

eingelöst werden müssen. Das haben die MS verstanden und das 0,7%-Ziel proklamatorisch

aufgegriffen. Einer der größten Erfolge/Notwendigkeiten der letzten 5 Jahre ist die

Konsolidierung der Bereitschaft `Zahlungen´ zu tätigen. Jetzt könnte entsprechend weiter

entschuldet und finanziert werden, gemäß den finanziellen Vorgaben des Sachs-Reports. Jetzt

nicht entschiedene Fragen, etwa nach internationalen Kapitaltransfersteuern, plausiblen neue

UN-Organen und Agenturen, neuen Fonds für Sicherheit, Frieden, Zusammenarbeit, Umwelt

und MR, neuen internationale Gerichte, werden dann künftig eher auf der Agenda vorne zu

sehen sein. Es können nicht alle Konferenzen scheitern, wie man es auch hier sagen kann, und

454 Zum Prestigedenken allg.: Veblen, Thorstein: Theorie der feinen Leute. Frankfurt/M 1986, (orig. 1899).

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die immer dichtere Abfolge von großen Staatenkonferenzen, nicht nur unter UN-Ägide, führen

die Staaten schließlich allein deshalb zu den konstruktiven Lösungen (die Konflikt-

Begrenzung und seine Überwindung durch Verständigung, Kooperation und Ausgleich, in

Paketen, damit jeder auch von `Seinem´ etwas eingebracht weiß). Spätestens 2015, sollten die

MDGs möglicherweise nicht finanziert worden sein, wird sich eine neue Diskussion

aufmachen, die heute eher eine Randerscheinung ist. Man kann/könnte sich z.B. ernsthaft

wundern, wenn man die unter Kap. 4e,i genannten Attac-Zahlen naiv analysieren wollte. Da

sind rund 700 Milliardäre in der Welt, von denen einige auch schon dem GS nicht nur die

Hand gereicht haben455. Diese vereinigen ein Vermögen (heute und jetzt) von zusammen über

2 Billionen USD. Also: Wenn 700 Individuen ihr Vermögen zumindest nur halbieren würden,

dieses global vergesellschaftet würde und über diverse aufzuschlüsselnde Mechanismen (z.B.

IFF, Int. Erbschaftsrecht, etc.) in die ODA flöße, könnten alle Menschen mindestens 10 Jahre

lang von einem höchsten MDGs-Mittel-Niveau-Einsatz profitieren. Dann hätte sich dieses

Kapital einseitig aufgebraucht und müsste sich erst neu generieren – von Nichts kommt

Nichts. Die Weltpolitik kann daher wohl auch nicht allein die Angelegenheit von 10.000

Spitzenpolitikern bleiben, sondern sie wird besser jene cardosischen multi-constituencies mit

umfassen müssen ... Es ist hier nicht der Ort darauf näher einzugehen.

„Now the UN system is implementing reforms that touch on virtually every

aspect of the programming cycle.”456

Nun sind die Mitgliedsstaaten zunehmend an ihr Wort und Recht gebunden, ihr Denken und

Handeln zu überprüfen und zu ändern. Die UN kann die Menschheitsfragen nicht allein lösen,

sondern nur zu deren Lösung vermitteln, anregen, und koordinieren. So wird auch von diesen

zur Beschlussfassung auf dem M+5 vorgelegten Reformvorschlägen vieles Stückwerk und

Etappe bleiben. „In seltener Einmütigkeit kritisierten NGOs und Medien, aber auch viele

Regierungschefs und Minister aus Nord und Süd die schwachen Resultate der monatelangen

Verhandlungen.“457 Die vorgelegten Reformangebote waren dennoch für sich richtungs-

überzeugend. Die wesentlichsten Ergebnisse sind die RtP und der MRR. Mit dem Entschluss

zu diesen, hat sich die UN einen praktischen Schlüssel zu ihrer Befreiung aus ihren

strukturellen Widersprüchlichkeiten heraus gegeben. Hin zu einer, auf zwar diskutierbaren,

aber nicht weg-verhandelbaren Grundlagen an MR fußenden weiteren Entwicklung zu einer

Steuerungsorganisation im kommunikativen Zentrum der Weltpolitik, die halten kann, was sie

verspricht.

455 Siehe die Milliarden-Stiftungen von Bill und Melinda Gates, sowie etwa von Ted Turner.456 Statement of the United Nations Development Group (UNDG): High-level Forum on Aid Effectiveness - Harmonization, Alignment & Results. Paris, 28. Feb. – 2. März 2005. http://www1.worldbank.org/harmonization/Paris/HLF-UNDGstatement.pdf 457 Martens, Jens: Die Entwicklungsagenda nach dem Millennium+5-Gipfel 2005. Eine Checkliste unerledigter Aufgaben. Dialogue on Globalization Briefing Paper Series, Friedrich-Ebert-Stiftung. Berlin, Oktober 2005, S. 1. http://www.globalpolicy.org/eu/de/publ/fespaper5nachdemgipfel2005.pdf

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g. Zukunftsaussicht

Da die UN bisher in gemächlichem Tempo zu Veränderungen gekommen ist, darf man

gleiches erst mal auch bis auf Weiteres für die Zukunft für sie annehmen.458 Allgemein kann

man den bekannten Topos gelten lassen: nach der Reform ist (in Wandelzeiten) vor der

Reform! Von welcher Güte nun die Ergebnisse, immer wenn es zu ihnen kommt, sein werden,

und wie tragfähig und kritikfest oder kontrovers sie sein werden, wird sich aus der jeweiligen

Diskrepanz zwischen Anspruch, Wunsch und Wirklichkeit der spezifischen Akteurs-

Bewertungen ergeben. Als zentrale Schnittstelle in den IB ist ein System wie die UN, oder ein

diese ersetzendes schnell459 hochgezogenes Alternativkonstrukt (UN2), unverzichtbar. Die UN

ist jedenfalls sinnvoll, was sich daran erkennen lässt, dass sie ihre Dinge an vielen Stellen gut

macht, und daran fügt sich die Feststellung, (als eine tautologische Selbstbestätigung), dass

offenkundig ein Bedarf für GG-Strukturen und also deren Institutionen besteht. Ein Nukleus

zu deutlicherer Legitimität und einer sich erneuernden UN könnte etwa der gerade auf dem

M+5-Gipfel beschlossene MRR sein, der wohl (!?) seinen Mtgl.-Status im Nexus zu

Demokratie und der Einhaltung der MR zu halten verspricht. MR, welche selbst in den

vergangenen 60 Jahren ihre weitgehende Ausformulierungen erfahren haben. Auch die PBC

und die RtP sind deutlich an die Systemgeschichte der UN anschlussfähig und stellen eine

deutliche Konkretisierung und Weiterentwicklung im UN-Denken dar. Da sich nun im Kontext

der MDGs auch die Höhe der global geleisteten ODA deutlich vergrößern dürfte, scheinen den

UN gar keine schlechten Zeiten bevorzustehen. Sie gewinnt an Einfluss und Kompetenz bei

neuer gestärkter Zahlungsfähigkeit und/oder Mittelverwaltungstätigkeit - z.B. auch durch

mögliche internationale Steuern. Man wird sehen. Alles in allem: die United Nations bleiben

unbedingt als globales Forum und Politikwerkstätte prädestiniert, ihre wesentliche Aufgaben

im Rahmen einer auf demokratischen Durchdringung aufbauenden GG Struktur auszuüben,

oder zu diesen, auch über ihren eigenen Machbarkeitsbereich hinausgehenden Aufgaben-

bewältigungen, beizutragen. Diese auch und besonders von der UN repräsentierte GG-

Architektur ist und scheint werdendes Resultat einer historischen Entwicklung der

(welt)gesellschaftlichen Organisations- und Steuerungsstruktur zu sein. Sie begründet sich aus

der Zunahme der ww. Austauschs- und Informations-Kommunikationen, und bleibt, solange

458 Alle UN-Mega Events haben nicht `Das´, aber `Was´ gebracht.459 So könnte man auf elegante Weise den P5 die Möglichkeit geben, ohne Gesichtsverlust von ihren Vetokompetenzen zu lassen, oder neue Vetoregeln aufzustellen. Denn ein altes System ist schwer zu ändern. Schnell könnte heißen: MS beschließen z. B. dem neuen MRR Mrd.-Mittel zuzuführen. Dann könnte die `UN2´/MRR im institutionellen Anschluss an die UN, also ohne große politische Verwerfungen, ihren Geist zu Taten bringen. Wir hätten vorübergehend zwei SR (einen empfehlenden und einen befehlenden), welche sich zu einem SR der nächsten Generation vereinigen könnten. In diesem Moment wäre es sozusagen die UN´´.

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diese anhalten oder sich weiter aufbauen, zunehmend plausibel notwendig für die nachhaltige

innere Stabilität dieses ww. Kommunikations- und Handlungsnetzwerkes. Und sie konstituiert

sich normativ über einen ww. normativen Sicherheits-, Menschenrechts- und Umwelt-

Konsens, wie institutionell über die Subsidiarität der politischen Verantwortlichkeiten, sowie

eine bestmögliche Distribution von ökonomischen Mitteln, Information und

Partizipationsmöglichkeiten.

Die Vereinten Nationen sind ein Leuchtfeuer in der Nacht der Defizite.

Der UN sei Dank.

Danke! - und dem Leser einen optimistisch geklärten Blick in die Zukunft!

5. UN-Dokumente, benutzte Literatur, Graue Literatur, Links

Alle Links haben den Stand: 15. Jan. 2006, erster Zugriff wird genannt, wenn die Seite nicht

mehr aufrufbar war.

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Media Stakeout: Informal remarks to the Press by the United States Permanent Representative to the United Nations, Ambassador Mr. John Bolton, on U.N. resolution on Iraq, Volker Report and Security Council reform. [Webcast: Archived Video - 7 Min. ] 11. Aug. 2005. http://webcast.un.org/ramgen/sc/so050811.rm

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Special Event: DPI/NGO Conference: `In Larger Freedom: A Focus on Human Development Implementing the MDGs´ Archived Video - 2 Std., 21 Min. ] 08. Sept. 2005. http://webcast.un.org/ramgen/specialevents/ngo050908am.rm

1. Press Conference: Mr. Jan Eliasson, President (elect) of the 60th General Assembly Session.[Webcast: Archived Video - 28 Min.] 13. Sept. 2005. http://webcast.un.org/ramgen/pressconference/pc050913pm1.rm

2. Press Conference: United Nations Secretary-General Kofi Annan. [Webcast: Archived Video - 31 Min.] 13. Sept. 2005. http://webcast.un.org/ramgen/pressconference/pc050913sg.rm

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3. Press Conference: Mr. Jean Ping, President of the 59th General Assembly Session [Webcast: Archived Video - 30 Min.] 13. Sept. 2005. http://webcast.un.org/ramgen/pressconference/pc050913pm3.rm

Security Council: Open meeting on `The role of civil society in conflict prevention and the pacific settlement of disputes´ [Webcast: Archived Video - 2 Std., 40 Min. ] 20. Sept. 05.http://webcast.un.org/ramgen/sc/sc050920.rm

World Chronicle 991: Eveline Herfkens - Executive Director UN Millennium Campaign [Webcast: Archived Video – 28 Min] 28. Okt. 2005.http://webcast.un.org/ramgen/worldchronicle/wc991.rm Daily Noon Press Briefing: By the Office of the Spokesman for the Secretary-General. Guest at noon: Mr. Christopher Burnham, Under-Secretary-General for Management, will provide an update on management reform[Webcast: Archived Video - 1 Std., 07 Min.] 02. Nov. 2005.http://webcast.un.org/ramgen/pressbriefing/brief051102.rm

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Rüb, Matthias: Bolton mischt den „Bürokratie-Tanker” auf. FAZ.net. Washington, 13. Sept. 2005. http://www.faz.net/s/Rub8ABC7442D5A84B929018132D629E21A7/Doc~EA411E7F4C35F4768814B3134E3D 793F7~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Kötter, Wolfgang: UNO-Reformgipfel auf der Kippe. In New York droht ein Treffen der Enttäuschung. USA als Bremser. Neues Deutschland vom 14. Sept. 2005. Abrufbar im Internet: http://www.uni-kassel.de/fb5/frieden/themen/UN-Reform/koetter.html

Power, Samantha: Vereint entzweit und unverzichtbar. Le Monde diplomatique (taz) Nr. 7770 vom 16. Sept. 2005. http://www.taz.de/pt/2005/09/16.nf/mondeText.artikel,a0051.idx,13

Hermle, Reinhard / Gad, Gerhard: Stagnation oder Aufbruch ? Eine Bewertung des UN „Millennium+5“ Gipfels aus entwicklungspolitischer Sicht. VENRO. 30. Sept. 2005. http://www.venro.org/publikationen/archiv/stellungnahme-un-summit2005.pdf

Ross, Andreas: Vereinte Nationen. Der UN-Haushalt als Geisel. F.A.Z.net. vom 03. Dez. 2005. http://www.faz.net/s/Rub8ABC7442D5A84B929018132D629E21A7/Doc~ED5AB13ED8C3B465E9827615F9C26E2D5~ATpl~Ecommon~Scontent.html

Loges, Bastian / Menzel, Ulrich: Auf dem Weg zu einer „sichereren Welt“? Die UN und das Regime humanitärer Interventionen. Ohne Angaben 2005.

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http://www-public.tu-bs.de:8080/~umenzel/inhalt/unveroeffentlicht/Loges%20&%20Menzel%20-%20Sicherere%20Welt.pdf

Weblog :

Sassen, Saskia: Veränderungen der Bürgerrechte durch die Globalisierung. In: Telepolis. Online-Magazin des Heinz-Heise-Verlags. 3. Juli 1997. http://www.heise.de/tp/r4/artikel/6/6161/1.html

Verdel, Kirsten: Reforming The United Nations – The Security Council. Ideas on change. Weblog. 17. Feb. 2005. http://blogger.xs4all.nl/locuta/articles/27742.aspx

Nossel, Susanne; Beyond Bolton. In: Democracy Arsenal, a blog devoted to opinion, commentary and sparring on U.S. foreign policies and global affairs. 28. April 2005. http://www.democracyarsenal.org/2005/04/beyond_bolton.html

Nossel, Suzanne: Too Little Too Late on UN Reform. In: Democracy Arsenal, a blog devoted to opinion, commentary and sparring on U.S. foreign policies and global affairs. 13. Sept. 2005. http://www.democracyarsenal.org/2005/09/too_little_too_.html

Speck, Ulrich: Die UN-Reform und die konstitutionelle Krise des 21. Jahrhunderts. Ohne Angabe, um den 15. Sept. 2005. http://kosmoblog.blogspot.com/2005/09/die-un-reform-und-die-konstitutionelle.html

Links :

www.action-for-un-renewal.org.uk/

www.centerforunreform.org/

www.ngocongo.org/index2.html CONGO

www.dgvn.de Dt. Gesellschaft für die Vereinten Nationen e.V.

http://europa.eu.int/index_de.htm Portal der Europäischen Union

www.globalpolicy.org (gegr. 1993)

http://globstat.unctad.org Development and Globalization: Facts and Figures

www.hrw.org Human Rights Watch

www.hsfk.de Hessische Stiftung Friedens- und Konfliktforschung

www.ilo.org International Labour Organisation

http://inef.uni-duisburg.de/page/ Institut für Entwicklung und Frieden

www.internationalepolitik.de

www.ipu.org Inter-Parliamentary Union.

www.unsystem.org/jiu Joint Inspection Unit

www.kas.de Konrad-Adenauer-Stiftung

www.oecd.org

www.oneworldtrust.org

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www.reformtheun.org/

www.sef-bonn.org Stiftung Entwicklung und Frieden.

www.stakeholderforum.org

www.un.org

www.unglobalcompact.org

www.uni-kassel.de/fb5/frieden AG Friedensforschung an der Uni Kassel.

www.unis.unvienna.org

www.uno-komitee.de Komitee für eine Demokratische UNO (KDUN) ; und www.uno-komitee.de/de/dokumente/sonstige/un-reform.php .

www.unmillenniumproject.org

www.unsystem.org Offizieller Website Locator für das UN-System.

www.weed-online.org

www.wfm.org World Federalist Movement

www.wsis-online.net

Abkürzungen und Akronyme :

ACABQ - Advisory Committee on Administration and Budgetary Questions* ACC - Administrative Committee on Coordination (1946 – Okt. 2001 > CEB)AOSIS - Alliance of Small Island States (informell seit 1991)APEC - Asia-Pazific Economic Cooperation (1989)ASEAN - Association of South-East Asian Nations (1967)ASEAN+3 - ASEAN-Staaten und China, Japan, Südkorea (seit 1997)ASEM - Asia-Europe Meeting (seit 1996, alle 2 Jahre)AU - Afrikanische Union (seit 2002, Nachf. der OAU [1963])BCSD - Business Council on Sustainable Development (gegr. 1991)BIP - BruttoinlandproduktBWI - Bretton Woods InstitutionsCD - Community of Democracies / Netzwerk demokratischer StaatenCEB - UN-System Chief Executive Board for Coordination (2001)CERF - Central Emergency Revolving Fund (Dez. 2005) -

ehemaliger Central Emergency Response FundCGG - Commission on Global Governance (Bericht publ.1995)CIS - Commonwealth of Independent States (GUS) (1991)CONGO - Conference of Non-Governmental Oraganizations (gegr.1948)

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CT - Communication TechnologiesDC - Democracy CaucusDPI - UN-Department of Public Information (gegr. 1946)DPKO - Department of Peacekeeping Operations (gegr. 1992)EL - Entwicklungsland / EntwicklungsländerEP - Europäisches ParlamentERC - Emergency Relief Coordinator (> Res. A/RES/46/182, Dez.1991)ESC - Economic Security Council G-4 - Gruppe der 4 Staaten: Brasilien, Deutschland, Indien und JapanG-7/G-8 - D, Fr, ITA, JAP, CAN, UK, USA / + Russland

G-20 G-20 - Gruppe der 20 / G8+11+EU / ARG, AUSTR, BRA, CHI, IND, INDON, MEX, TÜR, SAFR, SARAB, SKOR (seit 1999)

G-77/G-132 - Gruppe der 77 (EL) (gegr. 1964) - heute sind es 132.GC - Global CompactGG - Global GovernanceGPN - Global Policy Network - `to promote global debate´GS/SG - Generalsekretär / Secretary-General (seit 1947)GV - GeneralversammlungHCHR - High Commissioner for Human RightsHDR - Human Development ReportHLCM - High Level Committee on Management (gegr. 2000) – es berät das CEBHLCP - UN High Level Committee on Programmes (2000)HIPC - High Indebted Poor CountriesHLPTCC - High Level Panel on Threats, Challenges and ChangeIB - Internationalen BeziehungenICT - Information and Communication TechnologiesIDA - International Development Association (gegr. 1960 unter der WB)IFC - International Finance Corporation (seit 1956) WB-TochterIFF - International Finance FacilityIGO - Intergovernmental OrganizationMDGs2 - hier angedachter Projekt-Nachfolger der MDGs (Kap. 4g)

`Full accomplishment 2020´.MR - MenschenrechteMRK - MenschenrechtskommissionMRR - MenschenrechtsratMS - Member States / hier: UN-MitgliedsstaatenMSPs - Multi-Stakeholder Partnerships NAM - No Aligned Movement / Blockfreienbew. (ab 1961) 113 Staaten NGLS - Non-Governmental Liaison Service (seit 1975)NGO - Non-Governmental OrganizationOAS - Organization of American States (gegr. 1948)OCHA - UN Office for the Coordination of Humanitarian Affairs

- aus dem Department of Humanitarian Affairs (DHA) 1998 hervorgegangen.

ODA - Official Development Assistance - EntwicklungshilfeOSCE - Organization for Security and Cooperation in EuropeOWK - Ost-West-KonfliktP5 - Permanent Five / Diese 5 ständigen SR-Mtgl. haben das Vetorecht.PBC - Peacebuilding Commission PD - Participatory DemocracyPO - Public OpinionPS - Private Sektor PSO - Peacebuilding Support OfficeRC - Resident Coordinator

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RPSSC - Reduction Plan for a smaller Security CouncilRtP - Responsibility to ProtectSI - Socialist InternationalSIDS - Small Island Development StatesSKS - System kollektiver SicherheitSP - SicherheitspolitikUN - United NationsUN2 - hier angedachter `Nachfolger´ der UN (Kap. 4g)UNAIDS - Joint UN Programme on HIV/AIDS (gegr. durch Res. E/1994/24)UNCDF - UN Capital Development FundUNCTs - UN Country Teams UNCTAD - UN Conference on Trade and DevelopmentUNDAF - UN Development Assistance Framework (guidelines 1999)UNDG - UN Development Group (gegr. 1997)UNDP - UN Development ProgrammeUNEP - UN Environment Programme (gegr. 1972)UNEF - UN Emergency ForceUNFIP - UN Fund for International Partnerships (gegr. 1998)UNHCR - UN High Commissioner for Human Rights (seit 1993)UNIC - UN Information Centre (UNIDO - UN Idustrial Development Organization (1967)UNJIU - UN Joint Inspection Unit (seit 1966)UN-NGLS - UN Non-Governmental Liaison ServiceUNODC - UN Office on Drugs and Crime (gegr. 1997)UNOG - UN Office at GenevaUN-ODS - Official Document System of the UN (seit 1992) UN-OHRLLS - UN Office of the High Representative for the Least Developed

Countries, Landlocked Developing Countries and Small Island Developing States (gegr. 2001)

UN-OIOS - UN Office of Internal Oversight Services (gegr. 1994)UNPA - UN Parliamentary AssemblyUNRCA - UN Register of Conventional Arms (seit 1991)UNTS - UN Treaty SeriesUNU - UN Universität (gegr. 1973, Hauptsitz in Tokio)USD - US-DollarUSG - Under Secretary-GeneralWB - Weltbank (tätig seit 1944)WBGU - Wissenschaftl. Beirat d. Bundesreg. Globale UmweltveränderungenWEF - Weltwirtschaftsforum (seit 1971)WGSC - Working Group on the Security Council (gegr. 1995)WSF - World Solidarity Fund ww. - weltweitZG - Zivilgesellschaft / `non-State actors are often prime movers´.

 

 

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