und Sie bilden ihn sich auch nicht ein - Sinsheim.de...Dr. Bodo und Mechthild Schiffmann...

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Dr. Bodo und Mechthild Schiffmann Schwindelambulanz Sinsheim Erste Ausgabe Schwindel ist kein Schicksal ... und Sie bilden ihn sich auch nicht ein

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Dr. Bodo und Mechthild SchiffmannSchwindelambulanz Sinsheim

Erste Ausgabe

Schwindel ist kein Schicksal... und Sie bilden ihn sich auch nicht ein

1 Um den Schwindel eines betroffenen Patienten zu verstehen, ist es wichtig, Ausdrucksweisen zu hinterfragen. Die gemeinsame Sprache von Untersucher und Patient ist nicht selbstverständlich.Das Gefühl bzw. die Einschränkung eines Sinnesorgans in Worte zu fassen, ist eine große Herausforderung.

Was ist Schwindel ?

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Wer wir sind : Mechthild Schiffmann und Dr. Bodo Schiffmann

und arbeiten als niedergelassene HNO - Ärzte in Sinsheim.

Wir betreiben eine der größten privat geführten Schwindelambu-lanzen und haben sozusagen das Hobby zum Beruf gemacht. Wenn man sich mit Schwindel ernsthaft beschäftigen will, muss die Eigeninitiative über den Beruf hinausgehen - wir verstehen diesen Bereich als unsere Berufung.

Die Schwindelambulanz Sinsheim behandelt ca. 2000 Schwin-delpatienten aus dem In - und Ausland.

Ein besonderes Merkmal der Ambulanz ist es, dass wir uns gern um die sogenannten hoffnungslosen Fälle kümmern, de-nen keiner mehr glaubt, dass sie an Schwindel leiden.

Leider können wir natürlich keine Wunder vollbringen und auch nicht jedem Patienten helfen. Es macht uns aber glücklich und stolz, dass wir vielen Patienten Ihre Selbstachtung wiederge-ben konnten, und die Ursache des Schwindels herausgefunden haben.

Nicht ist schlimmer, als wenn einem niemand mehr glaubt: Fa-milie, Freunde, Arbeitskollegen und nicht zuletzt Ärzte.

Oft schon konnten wir neue Impulse und Hilfestellungen bieten, und das erfüllt uns mit Freude und auch ein wenig Stolz.

Wir haben dieses Buch verfasst, um Nicht-Medizinern eine Chance zu geben, sich über Schwindelursachen, Zusammen-hänge , zeitgemäße Diagnosemöglichkeiten und Therapiechan-cen zu informieren.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und hoffentlich auch Erkennt-nisse und Erfolge nach dem Lesen dieses Buches.

Abschnitt 1

Über die Autoren

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Wer wir sind : Mechthild Schiffmann und Dr. Bodo Schiffmann

und arbeiten als niedergelassene HNO - Ärzte in Sinsheim.

Wir betreiben eine der größten privat geführten Schwindelambu-lanzen und haben sozusagen das Hobby zum Beruf gemacht. Wenn man sich mit Schwindel ernsthaft beschäftigen will, muss die Eigeninitiative über den Beruf hinausgehen - wir verstehen diesen Bereich als unsere Berufung.

Die Schwindelambulanz Sinsheim behandelt ca. 2000 Schwin-delpatienten aus dem In - und Ausland.

Ein besonderes Merkmal der Ambulanz ist es, dass wir uns gern um die sogenannten hoffnungslosen Fälle kümmern, de-nen keiner mehr glaubt, dass sie an Schwindel leiden.

Leider können wir natürlich keine Wunder vollbringen und auch nicht jedem Patienten helfen. Es macht uns aber glücklich und stolz, dass wir vielen Patienten Ihre Selbstachtung wiederge-ben konnten, und die Ursache des Schwindels herausgefunden haben.

Nicht ist schlimmer, als wenn einem niemand mehr glaubt: Fa-milie, Freunde, Arbeitskollegen und nicht zuletzt Ärzte.

Oft schon konnten wir neue Impulse und Hilfestellungen bieten, und das erfüllt uns mit Freude und auch ein wenig Stolz.

Wir haben dieses Buch verfasst, um Nicht-Medizinern eine Chance zu geben, sich über Schwindelursachen, Zusammen-hänge , zeitgemäße Diagnosemöglichkeiten und Therapiechan-cen zu informieren.

Wir wünschen Ihnen viel Freude und hoffentlich auch Erkennt-nisse und Erfolge nach dem Lesen dieses Buches.

Abschnitt 2

Über die Autoren Kopie

Der Neurologe Hermann Oppenheimer (1858 - 1919) hat 1894 diese Definition des Begriffes Schwindel definiert.

„Schwindel ist eine Unlustempfindung, welche aus einer Störung der Beziehung unseres Körpers im Raum entspringt“

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Schwindel als Lust oder UnlustKinder lieben das Gefühl, Schwindel zu empfinden. Sie können stundenlang auf Kinderkarussellen verweilen, und sich immer schneller und schneller drehen. Schaukeln, Wippen und sich im Kreis drehen, um dann nach dem Absteigen, Aussteigen oder Anhalten, wie ein Betrunkener herum zu torkeln bereitet ihnen großen Spaß.

Sie nutzen dazu das Gefühl, was durch die Trägheit der Flüssig-keit in unserem Gleichgewichtsorgan im Ohr hervorgerufen wird.

Auf der anderen Seite ist es genau dieses Gefühl, welches vie-len Patienten genau das Gegenteil von Lust - also Unlust vermit-telt, und sie so stark in ihrem Leben einschränkt.

Abschnitt 3

Was ist Schwindel ?

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Obwohl die Kinder in unserem Beispiel gesund sind, empfinden sie einen Schwindel. Dieser ist unterschiedlich auf einer Wippe, (Vorwiegend Funktion des Sacculus - eines Schwerkraftorga-nes) - auf einer Schaukel (Vorwiegend Utrikulus - Ebenfalls Schwerkraftorgan) oder dem Karussell auf dem Kinderspiel-platz, (Hier wird der horizontale Bogengang gereizt - ein Organ für die Wahrnehmung von Rotationsbeschleunigungen).

Es spielt also eine Rolle wo der Schwin-del entsteht.

Vielen Patienten wäre schon damit gedient, wenn Ärzte lernen würden, dass es nicht nur weiß und schwarz, sondern viele Grautöne gibt.

Die typischste aller Fragen, die ein Patient über sich ergehen lassen muss ist: „ Leiden Sie unter einem Drehschwindel oder einem Schwankschwindel ?“

Hier wird das Unverständnis des Arztes oder Therapeuten schon sehr deutlich, weil er nicht versteht, dass der Schwindel noch ganz andere Facetten haben kann als nur zu Drehen oder zu schwanken.

Dazu kommt, dass der Patient, wenn er Pech hat, mit dieser Aussage schon einen großen Fehler gemacht hat. Denn viele Ärzte lernen in ihrer Ausbildung den Lernspruch „Schwank-schwindel ist Angstschwindel“.

Schwankschwindel ist häufig kein AngstschwindelSchwankschwindel ist keineswegs immer Ausdruck von einer Angststörung, sondern das typische Symptom von Störungen der Ohr-Steinchen-Organe (Otolithenorgane). Diese Ohrstein-chen werden dazu benötigt, die Schwerkraft zu verstärken, da-mit wir nicht umfallen und merken, wenn wir kippen oder „Schlagseite“ haben. Ohne dieses Organ würde der Pilot Ihrer

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Urlaubsmaschine vermutlich schräg zur Landung ansetzen - nicht nur vermutlich, denn dieser Fall ist medizinisch sogar be-kannt. Aus diesem Grund werden Piloten auch dazu angehal-ten, in erster Linie ihren Instrumenten und erst dann den eige-nen Sinnen zu vertrauen, denn Sinne können getäuscht wer-den.

Schwindel durch die AugenHaben Sie gewusst, dass das Auge unser wichtigstes Schwin-delorgan ist ?

Sehen Sie sich doch mal in einem Kino oder noch besser 3D - Kino, eine Achterbahnfahrt an. Sie werden jede Kurve und je-den Hügel deutlich spüren. Andererseits werden unsere Augen aber auch zum Ausgleich verwendet, um den Schwindel zu un-terdrücken.

Haben Sie schon einmal versucht Walzer mit geschlossenen Augen zu tanzen, viel Spaß schonmal. Besser ist es sie suchen sich beim Tanzen immer den gleichen Punkt aus, und fixieren diesen nach jeder Drehung neu. Der Mediziner spricht von Fixa-tionssuppression, Das Auge unterdrückt das Gleichgewichtsor-gan und hat die höhere Priorität.

Schwindel bei Arbeit am Computer und in Menschenmengen

In der Regel reicht diese Krankengeschichte aus um dem Pati-enten die Diagnose Stress und Angststörung zu verpassen. Lei-der lassen viele Ärzte und Therapeuten hierbei die eben erläu-terte Fixationssuppression außer Acht. Natürlich gibt es Schwin-del, der aus Angst entsteht. Die meisten Patienten haben kei-nen Angstschwindel, sondern das Auge ist schlicht damit über-fordert, zwei Aufgaben gleichzeitig zu bewerkstelligen. In Men-schenmengen wird das Auge durch die Vielzahl der Bewegun-gen am Fixieren gehindert. Weist man diese Patienten an, sich einen Punkt am Ende des Marktes, z.B. die Rathausuhr, als Fix-punkt zu suchen, können diese meist problemlos den Platz ü-berqueren, und haben auf einmal keine große Angst mehr.

Alle Schwindelpatienten haben AngstWenn wir unsere Patienten gezielt darauf ansprechen, dann hat auch der Patient mit der einfachsten Diagnose Angst. Schwin-del ist für ein Wesen, welches sich auf zwei Beinen bewegen möchte, eine extrem mächtige Einschränkung.

Wenn man sich überlegt, dass es bis zum Jahr 2015 noch kei-ner einzigen Firma gelungen ist, einen Roboter zu bauen, der auch nur halbwegs überzeugend auf zwei Beinen gehen kann, geschweige denn einen, der sich z.B. auf einem Bein hüpfend vorwärts bewegen kann, dann kann man sich vielleicht die Kom-plexität dieser für uns so selbstverständlichen Bewegung vor-stellen.

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Die von unseren Patienten meist als am unangenehmsten emp-fundene Untersuchung, ist die sogenannte Posturographie. Ein Untersuchungsverfahren, welches die Haltung des Patienten (Englisch: Posture) untersucht. Die Patienten stehen dazu ein-fach nur auf der Stelle, in verschiedenen Positionen, jeweils für 30 Sekunden. Bis auf zwei Positionen müssen die Augen dabei geschlossen bleiben, und die Patienten werden unsicher, und fangen an leicht zu schwanken. Obwohl den Patienten nichts passieren kann, und sich die Plattform auch nicht bewegen kann, empfinden fast alle Probanden Angst dabei.

Ziel des Buches ist es den Leser zu helfen, das abstrakte Thema Schwindel zu verstehen.

Wir haben uns bemüht, so zu schreiben, dass ein medizinischer Laie die Zusammenhänge versteht.

Natürlich hoffen und wünschen wir uns, dass auch Kolleginnen oder Kollegen hier Hinweise, Tipps oder Anregungen finden können, die sie bei ihren eigenen Patienten nutzen können, um diesen zu helfen.

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Warum wissen viele Ärzte so wenig ü-ber Schwindel ?

Wie in jedem anderen Beruf auch, brauchen Ärzte Lehrer. Wenn der Lehrer aber selbst keine Ahnung von dem Thema hat, kann er es auch nicht vermitteln. Wenn ein Thema aber so komplex ist wie Schwindel, so braucht man einfach „Starthilfe“. Nur so entwickelt sich ein Inte-resse an dieser detektivischen Aufgabe.

Für Hals - Nasen Ohrenärzte zum Beispiel ist dieses Thema deshalb von geringer Bedeutung, weil es sich bei der HNO - Heilkunde primär um ein operativ ausgerichtetes Fach handelt. Irgendwann wurde eine Unterspezialisierung der HNO - Ärzte entwickelt, die sogenannten Otoneurologen Phoniater und Pädaudiologen. Diesen speziellen Facharzt muss man an den Hals - Nasen - Ohrenart anschließen.

Leider sind diese Ärzte nahezu komplett ausgebucht, mit Kin-dern die entweder schwerhörig oder sprachentwicklungsverzö-gert sind, so dass sie sich leider nicht sehr oft auf das Thema Schwindel spezialisieren.

Nimmt man aktuelle Lehrbücher der HNO - Heilkunde oder der Neurologie in die Hand, so ist man erschreckt, welchen kleinen

An wen richtet sich dieses Buch

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Stellenwert, dieses so wichtige Thema darin einnimmt. Glei-ches gilt auch für die Prüfungsrelevanz in den ärztlichen Prüfun-gen.

In der Neurologie sieht das Ganze nicht viel anders aus.

Die Neurologie ist ein riesiges Fach, welches in den letzten Jah-ren große Fortschritte im Bezug auf Multiple Sklerose, Schlag-anfälle, Epilepsien und andere Krankheitsbilder verzeichnen kann. Auch die „Volksseuche“ Demenz nimmt große Kapazitä-ten in Anspruch. So dass das Interesse für Schwindelerkrankun-gen lange auf Eis lag. Die Krönung war mal ein neurologischer Kollege, der zu mir auf die Frage, ob er sich mit Schwindel be-schäftige zu mir sagte: „Ach wissen Sie Herr Kollege, Sie wis-sen ja, dass man da nicht viel machen kann und Aspirin haben die meisten schon verordnet bekommen.“

In den letzten Jahren erwacht erfreulicherweise das Interesse an diesem besonderen Schnittpunkt der Neurologie und HNO - Heilkunde, da enorme Fortschritte in der Diagnostik und Thera-pie der Schwindelerkrankungen gemacht wurde. Es gibt auch mittlerweile hochkarätige Literatur zu diesem Thema.

Aber man muss schon eine besondere „Liebe“ zu diesem Ge-biet aufbringen, da die Diagnostik und Therapie sehr zeitauf-wendig ist.

Ich amüsiere mich manchmal, wenn ich in einem alten mehrbän-digen HNO - Lehrbuch lese, welches ich von meinem Vorgän-ger geerbt habe. Wenn ich z.B. das Kapitel über den M. Menie-re lese. Viele der hier selbstverständlich erläuterten und mühe-voll zusammengetragenen Erkenntnisse, werden heute wenn man so will, als Neuentdeckungen publiziert.

Der „Schwindelarzt“ wird nicht ohne eine regelmäßige Recher-che aktueller medizinischer Literatur in den Fachzeitschriften auskommen, um einigermaßen auf dem aktuellen Stand zu blei-ben.

2 Um begreifen zu können, wie und wo der Schwindel entsteht, müssen wir uns mit der Anatomie und Funktion der einzelnen Gleichgewichtsanteile beschäftigen.

Wie entsteht Schwindel ?

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Warum man diese Organe nicht ge-trennt sehen darfEs ist falsch, wenn man bei der Diagnostik des Gleichgewichts-organs das Hörorgan nicht mit untersucht.

Zwar handelt es sich prinzipiell um zwei verschiedene Organe, die auch mit unterschiedlichen Nerven ihre Informationen zum Gehirn weitergeben. Aber sie sind miteinander untrennbar, und auch durch Flüssigkeitsräume miteinander direkt verbunden. Er-krankungen des Gleichgewichtorgans, haben daher nicht selten auch Auswirkungen auf das Hören und umgekehrt.

Das HörorganWir hören mit der Schnecke, einem flüssgkeitsgefüllten Hohl-raum, der in drei Ebenen aufgebaut ist. Wenn Schallwellen durch die Gehörknöchelchen auf das ovale Fenster übertragen werden, dann erzeugen sie eine sogenannte Wanderwelle. Ver-gleichen kann man dies mit einem Stein, der in das Wasser ge-worfen wird, und dort Wellen auslöst. Je größer der Stein, desto größer die Welle.

Abschnitt 1

Das Hör- und Gleichgewichtsorgan

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Der Stein ist in diesem Beispiel eine Schallwelle, die auf irgend eine Art bis zum Innenohr gelangt. Die Welle verursacht einen elektrischen Reiz im Ohr an der Stelle, wo sie am größten ist.

Würde man die Schnecke ausrollen, und mit einem Haus ver-gleichen, dann ist der Eingang des Hauses das ovale Fenster ,und der Hinterausgang das runde Fenster

In diesem Haus rollen wir jetzt einen Teppich aus, vom Eingang bis zum Arbeitszimmer im hintersten Eck des Hauses.

Die hohen Töne werden schon im Eingang wahrgenommen, die tiefen Töne aber erst im Arbeitszimmer. Jeder tiefe Tone muss aber den ganzen Weg zurücklegen und damit wird der Ein-gangsbereich unseres Hauses natürlich viel öfter benutzt als die weiter weg liegenden Abschnitte. Dies erklärt, warum mit zu-nehmendem Alter die hohen Töne immer mehr „abgenutzt“ wer-den und schließlich sogar ausfallen können. Das Gleichgewichtsorgan

Das Gleichgewichtsorgan besteht aus Fünf einzelnen Rezepto-ren für jede Seite. Jeder Rezeptor ist zuständig für eine speziel-le Bewegung des Kopfes. Aus dem Zusammenspiel der einzel-nen Rezeptoren kann das Gehirn die Stellung des Kopfes im Raum erkennen. Drei Rezeptoren werden als Bogengänge be-zeichnet und können Drehbeschleunigungen wahrnehmen, zwei Rezeptoren (Sacculus und Utrikulus) sind für Schwerkraft-

Hörschnecke

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veränderungen - z.B. Kippen und Liftbewegungen, also nicht drehende Reize, verantwortlich.

... bei mir sind die Ohrsteinchen das ProblemUm die Schwerkraft zu verstärken und auch kleine Kippbewe-gungen zu erkennen, befinden sich kleine Kalkkristalle in den Schwerkraftorganen. Diese sogenannten Otolithen oder Otoko-nien oder einfach „Ohrsteinchen“ sind nach letzten Erkenntnis-

sen mit kleinen „Haltefäden“ verankert an ihrer Position, um ein Wegdriften zu verhindern.

Diese Ohrsteinchen können leider durch Medikamente oder Ver-änderungen des Säure- / Basen- Haushaltes des Ohres oder auch durch Unfälle oder Verletzungen aus ihrer Halterung geris-sen werden, und führen dann, wenn sie sich in die Bogengänge verirren, zum sogenannten Lagerungsschwindel.

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Im Gegensatz zu den Schwerkraftorganen, haben die Bogen-gangsorgane nur einen einzigen Rezeptor pro Bogengang, die sogenannte Cupula. Diese liegt am Ende Bogenganges in der „Ampulle“. Diese merkt, wenn sich die Flüssigkeit im Gleichge-wichtsorgan in eine Richtung zu drehen beginnt.

Was macht die Flüssigkeit im Gleichge-wichtsorgan ?Erinnern Sie sich an Ihre Kinderzeit, wo man sich absichtlich ein paar mal um sich selbst gedreht hat, und nach dem Stehen-bleiben feststellen musste, dass sich irgendetwas in einem selbst weiterdreht ?

Das ist die Endolymph-Flüssigkeit im Gleichgewichtsorgan, ei-ne ölartig zähe Flüssigkeit, die sehr träge auf Bewegungen rea-giert. Erfolgt die Bewegung im gleichen Winkel, in dem das Gleichgewichtsorgan ausgerichtet ist, dann entsteht ein Reiz durch die Auslenkung dieses Zeigers - der Cupula.

Jeder Bogengang besitzt genau einen Gegenspieler auf der an-deren Körperhälfte. Wird die eine Seite gereizt, dann wird die andere Seite gebremst oder gehemmt.

Fällt aber Reizung oder Hemmung aus, entsteht ein Dauer-schwindel, da das Gleichgewichtsorgan nie „ausgeschaltet“ ist.

Erst, wenn die Funktion wiederkehrt oder der Körper sich an die Störung gewöhnt hat, oder den Schwindel auf andere Art unter-drücken kann, beruhigt sich das Ganze wieder.

Kann der Körper das Gleichgewichtsor-gan wirklich ausschalten ?Durch die verschiedenen Weltraummissionen wissen wir, dass bei fehlender Schwerkraft, das Gleichgewichtsorgan tatsächlich so weit herunter geregelt werden kann, dass die betroffenen Personen keinen Schwindel mehr empfinden. Dies lies sich bei Gleichgewichtstestungen in Schwerelosigkeit objektivieren.

Diese Tatsache können wir uns beim Schwindeltraining zunutze machen, und wird an anderer Stelle ausführlich beschrieben.

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Wem soll ich trauen - ich traue meinen Augen kaumWir alle kennen optische Täuschungen. Unser Gehirn versucht Informationen aus den verschiedenen Sinnesorganen mit ge-lernten Gefühlen und Erwartungen in Einklang zu bringen.

Stellen wir uns doch einfach einmal vor, wir würden versuchen, ein Glas auf einen schräg stehenden Tisch zu stellen. Wir wä-ren wahrscheinlich sehr vorsichtig, weil uns unsere Erfahrung sagt, dass dies nicht geht, weil das Glas herunterrutschen wür-de.

Also fassen wir den Tisch erst einmal an und stellen auf einmal fest, dass der Tisch gar nicht schräg steht, sondern dass es sich um eine optische Täuschung handelt. Weil wir z.B. eine Prismenbrille tragen, die unsere optische Achse verändert. Wenn wir versuchen mit dieser Brille auf der Nase geradeaus zu gehen, würden wir solange nicht gerade gehen können, bis

wir die Fehlerquelle ausschließen und die Brille abnehmen, die Augen schließen, oder wir uns an das falsche Bild gewöhnt ha-ben.

Schwindel bedeutet Informationswider-spruchUnser Gehirn versucht, jede einzelne Information zu werten und in Einklang zu bringen. Wenn unsere Bewegungrezeptoren eine Bewegung vorgaukeln, wird das Gehirn versuchen, sofort gegen zu steuern, damit wir nicht stürzen. Was nur, wenn die Bewegung gar nicht stattgefunden hat, sondern ausschließlich eine Fehlfunktion des Rezeptors war?

Das heisst immer dann, wenn die Informationen nicht überein-stimmen, entsteht ein Fehler. Diesen Fehler empfinden wir als Schwindel. Der Schwindel fühlt sich, je nachdem welcher Re-zeptor oder welche Rezeptoren betroffen sind, unterschiedlich an, und hat andere Auswirkungen.

Abschnitt 2

Schwindel durch Fehlinformation

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... und dann haben meine Augen ganz stark gezittert.Viele Schwindelpatienten bemerken, dass ihnen die „Augen weglaufen“ oder wild zittern. Angehörige berichten über ein hefti-ges Augenschlagen. Der Raum habe sich gedreht oder ähnli-che Beobachtungen. Die Ursache hierfür sind sogenannte Nystagmen. Ein Nystagmus ist eine langsame Augen-Folgebe-wegung mit einer schnellen Rückstellbewegung.

Solche Nystagmen kann man beobachten, wenn man die Au-gen eines anderen Menschen beobachtet, wenn dieser z.B. in der fahrenden Strassenbahn aus dem Fenster schaut.

Wir benötigen diesen Reflex, um ein stabiles Bild auf unserer Netzhaut zu haben, da unser Auge nur an einer Stelle scharf se-hen kann.

Im folgenden Kapitel werden wir noch einmal ausführlich auf die Gründe eingehen, warum wir diese Nystagmen brauchen, um klar sehen zu können.

Bei Schwindelerkrankungen treten aber „nicht normale“ Nystag-men auf, die dem Untersucher helfen können, die Ursache für die Beschwerden zu finden.

Abschnitt 3

Was ist ein Nystagmus

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Der Gleichgewichts - AugenreflexDas Gleichgewichtsorgan und das Auge sind durch einen Re-flex miteinander verbunden. Der Mediziner bezeichnet diesen Reflex als Vestibulookulären Reflex. In medizinischen Veröffent-lichungen hat man sich auf die Abkürzung VOR geeinigt. Über-setzt man diese Begriffe in verständliche Sprache, dann kann man vom Gleichgewicht - Augen Reflex sprechen. Jede vom Gleichgewichtsorgan registrierte Bewegung führt zu einer typi-schen Augenreaktion, aber wo ist hier der Sinn?

Die Shutter - Funktion der VideokameraMit den heute verfügbaren technischen Möglichkeiten wird es zunehmend schwieriger zu erklären, was eine Shutter- Funktion eigentlich ist. Die ersten Videokameras haben über diese Funk-tion noch nicht verfügt, die heute in allen Geräten Standard ist.

Der Filmende musste alle Bewegungen quasi in Zeitlupe aus-führen, damit das Bild scharf und stabil blieb. Wenn der Kame-

raführer dies nicht berücksichtigt hat, war die Aufnahme un-brauchbar.

Was hat das Auge mit dem Ohr zu tun ?Das menschliche Auge hat einen sehr ähnlichen Aufbau wie ei-ne Kamera (oder eher umgekehrt). Licht fällt durch die Linse und wird gebündelt, damit ein Bild auf die Stelle des schärfsten Sehens projiziert wird.

Der Gleichgewichts - Augen Reflex oder Vestibulo - Okuläre - Reflex dient dazu, das Bild bei jeder Bewegung scharf zu hal-ten. Hierdurch werden springende Bilder verhindert, und wir können auch beim Laufen oder Bewegung allgemein, problem-los lesen und scharf sehen.

Dandy - PhänomenFällt dieser Reflex aus oder ist die Bewegungsempfindung ge-stört, dann kommt es zu einem wackelnden, unscharfen Bild, bei Bewegung jeder Art. Diese optische Störung verursacht Schwindel. Meistens ist sie ein Zeichen für eine beidseitige Gleichgewichtserkrankung, und stellt eine starke Einschrän-kung für den Patienten dar.

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VOR (Vestibulo - okulärer -Reflex)

3 Erst in den letzten Jahren ist es gelungen, alle Anteile unseres Gleichgewichtsorgans zu verstehen und einzeln in ihrer Funktion zu untersuchen. Ständig kommen neue Verfahren dazu, die das Verständnis für Funktion und Störung der Anteile ermöglichen.

Wie kann man Schwindel untersuchen ?

Neben der sogenannten klinischen Untersuchung durch Steh- und Gehversuche, neurologischen Untersuchungen wie Prüfung des Vibrationsempfindens und der Reflexe, sowie der unschätzbaren klinischen Erfahrung Ihres Therapeuten, spielt natürlich die Krankengeschichte und die wichtige Eigenbeobachtung des Patienten eine unschätzbare Rolle in der Diagnostik.

Zusätzlich gibt es heute eine Vielzahl von sinnvollen, objektiven Messverfahren für die meisten Gleichgewichtsfunktionen.

Wir möchten Ihnen die Untersuchungen und das Vorgehen der behandelnden Kollegen näher bringen, wie sie sie z.B. in unserer Spezialambulanz vorfinden.

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Die Anamnese In jedem Lehrbuch steht, dass die Anamnese die wichtigste Un-tersuchungsmethode ist, die es gibt. Folgt man dieser Lehrmei-nung, lassen sich die meisten Diagnosen schon allein durch ein Gespräch mit dem Patienten stellen. Daraus folgt, dass man sich viele Untersuchungen sparen könnte.

Warum die Anamnese manchmal ein Holzweg istIn unsere Ambulanz haben wir es vor längerer Zeit gewagt, ei-nen neuen Weg zu gehen. Diese Entscheidung hat unsere Er-gebnisse und vor allem die Objektivität nachhaltig verändert.

Stellen Sie sich vor, sie wüssten, dass ihr Patient bereits bei ei-nem oder mehr „Schwindelpäpsten“ in Behandlung gewesen ist, und sie sind die dritte oder hundertste Anlaufstelle in seiner Odyssee sind. Sie nehmen sich alle Briefe gewissenhaft zur Hand und studieren die Ergebnisse. Schon der erste Kollege hat mit schlagenden Argumenten eine Diagnose wie z.B. einen phobischen Schwankschwindel gestellt. Diese Kollege ist eine internationale Kapazität und sie sind HNO - Arzt auf dem Land.

Mal ganz ehrlich - würden Sie sich trauen, diesem Experten zu widersprechen ?

Abschnitt 1

Untersuchungen auf dem Stand der Zeit

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Daher erfährt der Arzt in unserer Ambulanz die Anamnese des Patienten erst dann, wenn er die gesamte Schwindeldiagnostik befundet hat, und er eine Diagnose gestellt hat. Der Therapeut muss seine Entscheidung, welche Erkrankung vorliegt, auf der Basis einer objektiven, weil von Computern erhobenen, reprodu-zierbaren Diagnostik treffen.

Das schöne an Computern oder Maschinen ist, dass sich nicht emotional sind, und sich nicht selbst bestätigen wollen.

Kein Arzt käme auf die Idee, die Diagnose Herzinfarkt ohne ein vorliegendes EKG und Laborergebnisse festzuschreiben.

Erst jetzt wenden wir uns der Anamnese zu, erheben evtl. erfor-derliche körperliche / neurologische Befunde, oder befragen den Patienten gezielt genauer.

Mitgebrachte Bilder schauen wir uns immer an! Vor ca. einem halben Jahr stellte eine Patientin mit einer großen Menge an Briefen und ähnlichem vor, und war zuvor bei einigen namhaf-ten Kollegen. Außer dem Röntgenarzt (Radiologen) hat sich nie jemand die Bilder angeschaut, sondern sich auf den schriftli-chen Befund des Radiologen verlassen. Die objektiven Befunde waren nur durch eine Geschwulst des Gleichgewichtsnerven er-klärbar und genau diese fand sich auf dem MRT (Kernspin).

Wir haben den Kollegen angerufen und das entsprechende Bild heraussuchen lassen. Daraufhin war der Kollege über seinen

eigenen Fehler entsetzt. Das kann passieren - und auch wir ma-chen Fehler - aber dass sich keiner die Bilder angesehen hat, ist erschreckend.

Die Patientin war erstaunt, dass wir uns die Bilder im Original ansehen wollten. Sie wollte sie schon nicht mitbringen, weil sie vorher noch nie jemand sehen wollte, obwohl sie die CD ange-boten hat.

Wenn ein Patient erst einmal den Makel des Psychogenen Schwindels hat, kommt er, aus unserer Erfahrung, nicht mehr aus dieser Diagnose raus.

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Welche Untersuchungen sollte man durchführen ?Schwindeldiagnostik ist ein Puzzle, eine Detektivarbeit. Der Un-tersucher sollte immer alle objektiven Verfahren zur Anwendung bringen, die er zur Verfügung hat. Nicht selten ist es die letzte Untersuchung oder der Widerspruch zwischen zwei Ergebnis-sen, die Licht in das Dunkel bringen. Hätte man z.B. der soge-nannten kalorischen Prüfung allein geglaubt, so hätte man ei-nen Lagerungsschwindel oder einen M. Meniere deswegen viel-leicht übersehen.

Wir lernen im Bezug auf das Gleichgewichtsorgan ständig neue Krankheitsbilder kennen. Wir mussten lernen, dass ein einzel-ner Rezeptor verschiedene Reize unterschiedlich auswertet. Während z.B. die Antwort auf langsame Reize völlig defekt sein kann, werden schnelle Bewegungen im gleichen Organ fehler-frei erkannt.

Wir werden immer wieder gefragt, warum wir so viel Wert da-rauf legen, selbst kürzlich an anderer Stelle durchgeführte, Un-tersuchungen neu durchzuführen.

Man sollte alle 5 Hauptrezeptoren, möglichst zur selben Zeit „Abfragen“, nur dann kann man die Funktionen auch wirklich miteinander vergleichen.

Häufig sehen wir leider unsauber durchgeführte Untersuchun-gen aus anderen Zentren. Ich möchte nicht behaupten, wir wür-den fehlerfrei arbeiten, aber wenn in einem VNG ein beidseiti-ger Ausfall besteht, und der Vorbefundende erklärt das Ganze zum Normalbefund, mit seitengleicher Erregbarkeit, dann fängt man an zu zweifeln. Wenn dies kein Einzelfall ist, sondern häufi-ger vorkommt, dann lernt man, dass man sich nur auf die eige-nen Arbeit verlassen sollte und versuchen muss, diese reprodu-zierbar abzugeben.

Warum werden Untersuchungen immer wieder durchgeführt, obwohl Vorbefun-de vorliegen

Alles andere wäre leichtsinnig. Schwindelbefunde und Hörkur-ven können sich sehr schnell verändern. Als Beispiel beim M.

Abschnitt 2

5 - Rezeptor-Diagnostik

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Meniere, sind Schwankungen in der Hörkurve eher die Regel als die Ausnahme.

Wir sind bemüht, alle Untersuchungen in einem engen zeitli-chen Rahmen durchzuführen, und auf keinen Fall auf mehrere Tage auf zu splitten, um vergleichbare Ergebnisse zu erhalten.

Verlassen wir doch mal das Gebiet eines „Schwindelarztes“ - wenn sie Rücken- Brust - oder Herzschmerzen haben, wird ihr Arzt Ihnen jedes mal ein EKG schreiben und ggf. Blut abneh-men, um nicht einen Herzinfarkt zu übersehen.

Sie als Schwindelpatient haben das gleiche Recht, ernst genom-men zu werden, genauso, wie ein Herzinfarkt-Patient. Hier steht viel auf dem Spiel, manchmal der Beruf - häufig die Fahr-erlaubnis.

Sind als Verlaufskontrolle wieder alle Untersuchungen erforderlichIn den meisten Fällen ist dies sicher der Fall. Auch wenn hierbei ggf. wieder Kosten entstehen können, je nachdem, bei wel-chem Arzt sie in Behandlung sind. Es ist wichtig, die subjektive Ebene des Schwindel - das „Unlustempfinden“ - zu verlassen und die Ursache der Beschwerden zu objektivieren. In manchen Fällen hat eine erneute Diagnostik auch erst den wahren Grund der Beschwerden offenbart, und die erste Diag-nose war falsch.

Untersuchungen als MutmacherGerade bei langjährigen Verläufen sind Kontrolluntersuchungen mitunter hilfreich, um dem Patienten Fortschritte, die er selbst nicht empfindet, zeigen zu können.

Was bedeutet 5 - Rezeptor - DiagnostikUnser Gleichgewichtsorgan verfügt über 5 Hauptrezeptoren: Die drei Bogengänge und die zwei Otolithenorgane -

Dies ist nach gängiger Lehrmeinung der Mindeststandard an Diagnostik der, eingehalten werden sollte.

Wenn eine Schwindelambulanz diesem Anspruch nicht gerecht wird, hat sie im Grunde den Namen nicht verdient,

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Im Grunde muss man einräumen, dass man mindestens 8 Re-zeptoren testen sollte, wenn man die Halswirbelsäule als einen zusätzlichen Faktor akzeptiert, und auch die Augen, sowie das Gefühl an den den Füßen nicht außer Acht lässt.

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Der Gleichgewichts - AugenreflexWie bereits ausführlich erläutert, sind das Gleichgewichtsorgan und das Auge durch einen Reflex miteinander verbunden. Der Mediziner bezeichnet diesen Reflex als Vestibulookulären Re-flex. In medizinischen Veröffentlichungen hat man sich auf die Abkürzung VOR geeinigt. Übersetzt man diese Begriffe in verständliche Sprache, dann kann man vom Gleichgewicht - Au-gen Reflex sprechen. Jede vom Gleichgewichtsorgan registrier-te Bewegung führt zu einer typischen Augenreaktion.

Die Reaktion des Gleichgewichtsor-gans auf TemperaturänderungenReizt man das Gleichgewichtsorgan mit einem Wärme oder Käl-tereiz, indem man z.B. kalte oder warme Luft oder Wasser in den Gehörgang einbläst, so kommt es zu einer Bewegung der Flüssigkeit im horizontalen Bogengang.

Ein Kaltreiz des linken horizontalen Bogenganges, führt zu ei-ner Folge schneller Augenbewegungen, die nach rechts gerich-tet sind. Diese Augenbewegungen bezeichnet man als Nystag-mus.

Ein Warmreiz des horizontalen Bogenganges dagegen bewirkt eine schnelle Augenbewegung zum gereizten Ohr.

Die Augenbewegungen werden heute durch eine Infrarot - Vi-deokamera erfasst und im Computer aufgezeichnet. Der Pro-band bekommt dazu eine Lichtdichte Brille aufgesetzt, damit er nicht diese Augenbewegungen unterdrücken kann, indem er ei-nen Gegenstand fixiert (Fixationssuppression wird an anderer Stelle des Buches erklärt).

Abschnitt 3

VNG (Video - Nystagmographie)

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Die Augenbewegungen werden nach Geschwindigkeit, Aus-schlag (Amplitude) und Frequenz bewertet, wobei heutzutage die Geschwindigkeit das wichtigste Kriterium geworden ist. Man wertet ferner aus, ob mehr Schläge nach Rechts oder nach Links gezählt werden. Diese nennt man Richtungsüberwiegen.

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Die Vorläufer der Video-NystagmographieDas menschliche Auge hat eine besondere physikalische Eigen-schaft. Es ist ein sogenannter Dipol und weist eine gerichtet La-dung auf, wie eine Batterie. Klebt man rechts und links neben das Auge Elektroden, so ändert sich bei Augenbewegungen die Ladung, und die Augenbewegung lässt sich aufzeichnen.

Bei der Prüfung mit warmer und kalter Luft kommt es zu den gleichen Effekten wie bei der Video-Nystagmographie, nur las-sen sich mit dieser alten Technik keine Augenrotationen erken-nen. Auch eine Auswertung der Geschwindigkeit etc. ist sehr schwierig und aufwendig und ungenauer, als bei der Video - ge-stützten Variante der Untersuchung.

Man kann diese Methode der Untersuchung als „veraltet“ be-zeichnen. In einer modern ausgestatteten Schwindelambulanz

sollte man derartige Untersuchungsmethoden im Grunde nicht mehr vorfinden.

Abschnitt 4

ENG - (Elektro - Nystagmographie)

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Romberg StehversuchEs ist schon lange bekannt, dass Patienten mit einem gestörten Gleichgewichtssytem unterschiedlich gehen und stehen. Es kön-nen typische Fallneigungen und Abweichungen beobachtet wer-den, so dass daraus klinische Untersuchungsmethoden entwi-ckelt wurden, die ohne technische Hilfsmittel einfach und zuver-lässig anwendbar sind. Die Aussagekraft dieser Untersuchun-gen ist erstaunlich hoch.

Beim Romberg - Stehversuch steht der Proband einfach mit ge-schlossenen Augen und ausgestreckten Armen vor dem Unter-sucher, und versucht das Gleichgewicht zu halten.

Da unser Auge bei dieser Prüfung nicht mithelfen kann, sind die Patienten allein auf die andere Rezeptoren angewiesen.

Fällt bei einem Patienten jetzt z.B. ein Gleichgewichtsorgan im Ohr aus, dann fällt er immer wieder in Richtung des Ausfalles.

Hat ein Patient eine Schädigung im Bereich des Kleinhirns, dann fällt er eher nach hinten. Es gibt noch reichlich andere Bei-spiele, die dem erfahrenen Therapeuten helfen können, eine erste Einschätzung der Ursache der Beschwerden zu erhalten.

Abschnitt 5

Standversuche nach Romberg und Unterberger

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Unterberger TretversuchBeim Unterberger Tretversuch wird der Testablauf aus dem Romberg Stehversuch dahingehend ergänzt, dass der Proband mit angehobenen Knien auf der Stelle marschieren muss, wie z.B. bei einer Militärparade. Bewertet wird ein Abweichen nach vorne / hinten oder zur Seite, und zusätzlich kommt es, um bei unserem Beispiel mit dem Gleichgewichtsausfall zu bleiben auch zu einer Drehung, um die eigene Achse - ohne dass der Untersuchte etwas davor merkt.

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Der Begriff Posturographie kommt vom englischen „Posture“ - was soviel wie Haltung bedeutetDie Posturographie hat nichts mit Urologie zu tun, sondern un-tersucht Computer gestützt das Schwanken einer Person auf einer mit Waagen ausgestatteten Plattform.

Zwei Waagen - TestHaben Sie zu Hause zwei Personenwaagen ? Dann legen sie diese doch einmal direkt nebeneinander auf den Fußboden. Jetzt stellen sie sich jeweils mit einem Fuß auf eine der beiden Waagen und versuchen sich so auszupendeln, dass auf jeder Waage das gleiche Gewicht angezeigt wird.

Eine ebenfalls auf diesem Prinzip beruhende Spielekonsole ist unter dem Namen Balanceboard® der Firma Nintendo zusam-men mit dem Spielesystem WII® bekanntgeworden.

Hier kann der Spieler mittels Gewichtsverlagerung eine Spielfi-gur auf dem Bildschirm steuern (im übrigen ein hervorragendes Schwindelübungsgerät)- da keine CE - Zulassung besteht - Be-nutzung auf eigene Gefahr.

Abschnitt 6

Posturographie

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...zurück zur UntersuchungsmethodeIm Fall der Posturographie steht der Patient in verschiedenen Positionen auf einer Messplattform, die mit 4 Kraftaufnehmern ausgestattet ist. Jede Position wird einzeln aufgezeichnet und ausgewertet, und man speichert ein Schwankungsbild des Pati-enten im Computer ab. Abweichungen von der Norm werden Krankheitsbilder zugeordnet.

Der Patient steht bei uns in der Praxis in folgenden Positionen

• Augen auf - Kopf gerade aus

• Augen geschlossen - Kopf gerade aus

• Augen geschlossen - Kopf nach links gedreht

• Augen geschlossen - Kopf nach rechts gedreht

• Augen geschlossen - Kopf nach vorne geneigt

• Augen geschlossen - Kopf in den Nacken gelegt

• Augen auf - Kopf gerade - auf Schaumstoffkissen

• Augen geschlossen - Kopf gerade - auf Schaumstoffkissen

Beurteilung der ErgebnisseWenn ein Patient z.B. immer nur dann unsicher steht wenn er auf Schaumstoffkissen steht, dann ist dies ein wichtiger Hin-weis auf eine Polyneuropathie - ein gestörtes Haltungsempfin-den, was über eine Nervenstörung im Bereich der Füße oder Beine verursacht wird.

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Hat der Patient eine gerichtete Fallneigung, kann dies z.B. ein Hinweis auf eine Störung des Gleichgewichtsorgans sein. Schwankt ein Patient nur dann, wenn der Kopf in einer Extrem-position ist, so ist dies ein Hinweis auf eine Störung im Bereich der Halswirbelsäule. Im Umkehrschluss aber genau das Gegen-teil, wenn sich das Stehverhalten nicht verändert, wenn die Halswirbelsäule verdreht ist. Wenn sich das Standverhalten nicht ändert, dann scheidet die Halswirbelsäule als Hauptschul-diger im Grunde aus.

Typischer Befund bei einer Neuropathia vestibularis ohne Hin-weis auf eine HWS - Beteiligung.

Schwankungen in den Fourier - Banden F2-F4 erhöht.

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Immer wenn ich liege, dreht es sich..Manche Schwindelerkrankungen sind lageabhängig. Dies muss kein Lagerungsschwindel sein, sondern kann ganz andere Ursa-chen haben. Wichtig ist es den Patienten in verschiedene Rich-tungen zu legen oder zu lagern, um veränderte Augenbewegun-gen (Nystagmen) oder auch nur eine Gefühlsänderung zu er-kennen und zu dokumentieren.

Für uns ist das Gefühl des Patienten mindestens genauso wich-tig, wie erkannte Augenbewegungen, ich halte sie sogar für wichtiger. Viele Kollegen werten ausschließlich Augenbewegun-gen und ignorieren die Gefühle des Patienten als Angst.

Eine Utrikulusläsion als Beispiel (ein Schwerkraftorgan des Gleichgewichtsorgans) macht ein verändertes Kipp- und Lage-gefühl, ohne dass hierbei Nystagmen entstehen müssten.

Ferner ist die Art der Augenbewegung und die Dauer des Schwindels - / Schwindelgefühles ein wichtiger Hinweis für eine Ursache der Beschwerden.

Aus Erfahrung kann man sagen, dass ein Schwindel, der schon während der Bewegung auftritt, und nach Ende der Bewegung wieder aufhört, in der Regel kein Lagerungsschwindel ist, son-dern eher Hinweis auf eine Reizung oder einen Ausfall der Ge-genseite.

Ein Schwindel, der erst kurz nach der Bewegung einsetzt, und ziemlich genau 30 Sekunden anhält, spricht dagegen stark für einen Lagerungsschwindel.

Viele Lagerungsschwindel haben wir falsch beurteilt, weil uns nicht klar war, dass bei einem frischen Gleichgewichtsausfall o-der Entzündung der gleiche Nystagmus auftritt, wie bei einem Lagerungsschwindel. Mit der gleichen Dauer, weil die Augen noch nicht gelernt haben, zu fixieren und der Reiz so lange bes-teht, wie sich die Endolymphflüssigkeit im Gleichgewichtsorgan oder dem getesteten Bogengang bewegt.

Der Schwindel entsteht hier aber schon bei der Bewegung zum gesunden Ohr, oder beim M. Meniere bei Bewegung zum kran-ken Ohr, und nicht erst kurz danach.

Abschnitt 7

Lagerungsprüfung

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Kopf - ImpulstestEine mittlerweile in vielen Ambulanzen und Arztpraxen gängige Untersuchung stellt der Kopf - Impulstest dar.

Der Patient sitzt hierbei dem Untersucher gegenüber und fixiert dessen Nasenspitze. Er soll versuchen die Nasenspitze auch dann zu fixieren, wenn sein Kopf schnell in eine Richtung aus-gelenkt wird.

Bei einem gesunden Vestibulo - Okulären - Reflex (Gleichge-wichts - Augen -Reflex kann diese Aufgabe problemlos erfüllt werden, weil das Gleichgewichtsorgan jede Kopfbewegung in wenigen Millisekunden an das Auge weiterleitet, und der Körper die Augenstellung sofort korrigieren kann.

Fällt ein Gleichgewichtsorgan aus, so bemerkt der Kopf die Dre-hung nicht, und die Augen drehen sich wie bei einer Puppe mit dem Kopf weg. Der Proband kann den Untersucher nicht fixie-

ren, und macht dann eine Rückstellsakkade, so daß er die Na-senspitze erst mit den Augen wiederfinden muss.

Die Untersuchung setzt einen erfahrenen Untersucher vo-raus,und auch dieser erkennt nur Augenbewegungen, die spä-ter als 200 ms beginnen.

Je länger die Störung besteht, desto leichter kann dieses Phä-nomen ausgeglichen und damit auch übersehen werden, weil die Rückstellsakkade schon während der Kopfdrehung beginnt.

Video - Kopf - Impulstest(V-Kit oder HIT - Head Impulse Test)

Abschnitt 8

V-KIT oder HIT (Video-Kopf-Impulstest)

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Mit Hochgeschwindigkeitskameras kann man heute die Pupille fixieren und auch Bewegungen, bzw. Einstellsakkaden erfassen ,die während der Kopfbewegung schon auftreten. Damit lassen sich verdeckte Sakkaden erkennen, und damit Störungen, die bisher für den Untersucher nicht erkennbar waren.

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Der gute alte HörtestDer Patient wird, in einem schallgeschützten Raum, mit einem Kopfhörer versorgt, und zeigt mittels Handzeichen oder Tasten-druck an, wann er einen Ton wahrnimmt. Diese Wahrnehmung wird in ein genormtes Diagramm eingetragen, und man wertet den Hörverlust, bzw. Abweichungen von der Norm.

Viele Schwindelerkrankungen haben gleichzeitig Hörverände-rungen, angefangen vom bekannten Morbus Meniere, über die Vestibularisparoxysmie,bis zur Vestibulären Migräne oder auch dem Vestibularisschwannom.

Viele Hörveränderungen sind aber nur von temporärer Natur. Daher empfehlen wir unseren Patienten, immer sofort einen Hörtest durchzuführen, wenn Schwindel auftritt. Bis einen Ter-min beim Arzt hat sich das Hörvermögen häufig normalisiert.

Am Beispiel des M. Meniere kommt es in den ersten Jahren, bis das Innenohr „ausgebrannt“ ist, fast immer zu einer sponta-nen Hörerholung, bei bleibender Schädigung im VNG und nor-malem Kopfimpulstest.

Daher sollte der Patient sofort, wenn er einen Druck im Ohr merkt oder ein Rauschen oder Schwindel hat, einen Hörtest

durchführen.

Do it Yourself HörtestWir haben eine einfache Methode gefunden, sehr gute Hörteste zu Hause durchzuführen.

Die meisten Patienten haben ein Smartphone, auf dem sie Apps installieren können. Dort gibt es Computerprogramme, die sehr gute Hörteste erlauben, und meistens kostenlos in den je-weiligen Appstores zu laden sind. Die Ergebnisse sind gut ver-gleichbar mit unseren Audiometrie - Ergebnissen und in der Re-

Abschnitt 9

Tonaudiometrie

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gel lassen sich mehrere Hörteste speichern, oder auch zum Be-such in der Praxis exportieren / per Mail schicken .

"

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Vergessen wir doch mal, für einen Au-genblick, dass wir Menschen sind und stellen wir uns vor, wir seien Fische.Bei Fischen ist das Hör und Gleichgewichtsorgan nicht ge-trennt, sondern ein Organ. Der Fisch hört mit dem selben Or-gan, welches er benötigt, um aufrecht zu schwimmen. Dieses Organ beinhaltet genau wie unser Sacculus und Utrikulus auch Kalksteine, die zur Verstärkung der Schwerkraft dienen. Im Fal-le vom Fisch löst ein lauter Ton (z.B. Hai von links) einen Mus-kelreflex aus, und der Fisch macht eine Kehrtwendung zur Flucht.

Auch bei uns bestehen noch Kontakte oder Reflexe zwischen dem Utrikulus und Sakkulus und anderen Muskelgruppen. Die-se Reflexe lassen sich genauso durch Erschütterung wie auch durch Schallwellen auslösen. Dies hat nichts mit dem Hören zu tun, denn selbst bei ertaubten Menschen lassen sich diese Mus-kelreflexe auslösen.

Der Proband bekommt laute Töne auf das Ohr, und gleichzeitig misst man am Hals oder unter dem Auge Veränderungen der Muskelspannungen mit Elektroden. Am Computer lassen sich diese graphisch darstellen, und man kann diese Messungen als Nachweis für Störungen der Gleichgewichtsorgane seitenge-trennt benutzen.

Abschnitt 10

(VEMP‘s) Vestibulär Evozierte Myogene Potentiale

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Die Aussagekraft dieser Messungen geht weit über das einzel-ne Organ hinaus. Man kann hier Hinweise auf Tumore / Neuro-logische Erkrankungen wie Multiple Sklerose, M. Meniere oder auch Bogengangsdehiszenzen erhalten.

Auf die eben genannten Krankheitsbilder werden in einem ande-ren Kapitel näher eingegangen.

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Die Bestimmung der Nervenleitge-schwindigkeit des HörnervenHinter dem Begriff BERA verbirgt sich die Abkürzung für „Brainstem evoked response audiometry“. Man könnte dies mit: „aus dem Hirnstamm kommende Hörtest Antwort“ übersetzen.

Die Bezeichnung FAEP steht für die sogenannten Frühen Akus-tisch Evozierten Potentiale. Interessant sind hier EEG (Hirn-strom) Kurven, die in den ersten 6-7 ms entstehen, nachdem ein lauter Ton auf das Ohr gegeben wurde.

Es lassen sich charakteristische Wellen aus den Hirnströmen herausfiltern, die genauen anatomischen Umschaltpunkten im Verlauf der Hörbahn zugeordnet werden können.

Zum einen dient diese Untersuchung als objektiver Hörtest, der sogar bei einem schlafenden oder narkotisierten Individuum an-gewendet werden kann.

Zum anderen gibt diese Untersuchung auch Hinweise auf Prob-leme, die die Nervenleitung oder den Kanal als solches betref-fen.

Eine BERA ist z.B. unverzichtbar, bevor eine elektronische Hör-hilfe ein sogenanntes Innenohrimplantat oder medizinisch ge-

Abschnitt 11

BERA (FAEP)

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sprochen: „Cochleaimplantat“ eingesetzt wird. Denn auch wenn der Proband keine sichere Hörempfindung mehr auf dem Ohr hat, kann man mit dieser Untersuchung feststellen, ob noch ein Hörrest oder ein intakter Nerv vorliegt, so dass der Einsatz die-ses Hilfsmittels überhaupt gelingen kann.

Es gibts z.B. auch Erkrankungen des Gleichgewichtsnerven, wie Vestibularisschwannome ( häufig als Akustikusneurinom be-zeichnet).Dabei handelt es sich um eine gutartige Veränderung des Gleichgewichtsnerven, der mit dem Hörnerven zusammen durch einen engen Knochenkanal zusammen verläuft. Ein ver-dickter Gleichgewichtsnerv drückt dann auf den Hörnerven, und die Nervenleitgeschwindigkeit verlängert sich.

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...Ich war mir sicher, dass die Kerze ge-rade stand.Ist der sogenannte Utrikulus im Gleichgewichtsorgan geschä-digt, so fällt es uns schwer Schräglagen richtig einzuschätzen. Solange wir die Augen mitbenutzen können, gelingt und der Ausgleich meistens schon. Schwierig wird es, wenn sich die Lichtverhältnisse ändern, oder schlechte Sicht ist, oder gar die optische Kontrolle völlig fehlt.

Wenn man in einem vollständig abgedunkelten Raum versucht, einen schräg stehenden Strich gerade zu stellen, funktioniert dies in Neutralstellung des Kopfes meist problemlos. Wird der Kopf oder der ganze Körper aber 15 / 30 oder 45° zu einer Sei-te geneigt, dann gelingt es nur Menschen mit einem gesunden Schwerkraftorgan, diese wieder gerade, Subjektiv Vertikal (auf-recht), auszurichten.

In letzter Zeit wird das gleiche Spiel auch mit einer horizontalen ausgeführt, was erstaunlicherweise z.T. deutlich andere Ergeb-nisse bringt.

Die Subjektive Vertikale ist ein mittlerweile anerkanntes Verfah-ren, um Störungen des Utrikulus aufzudecken.

Abschnitt 12

SVV Subjektive Visuelle Vertikale

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... es geht auch ohne TechnikWenn ein Schwindelzentrum nicht über eine Subjektive Visuelle Vertikale - Prüfeinrichtung verfügt, oder wenn es Patienten schwer fällt, die technischen Abläufe zu verstehen, kann man ähnliche Ergebnisse erzielen, indem man den Patienten auffor-dert - aus seiner Sicht gerade Striche auf eine Tafel zu zeich-nen - mit geschlossenen Augen und in verschiedenen Schrägla-gen des Kopfes. Auch hier kommt es zu charakteristischen Ab-lenkungen der Striche, wenn Störungen des Gleichgewichtsor-gans vorliegen.,

Abschnitt 13

SHV Subjektive haptische Vertikale

4 Es ist wahrscheinlich nicht möglich alle Ursachen für Schwindel, in einem Buch zu erklären und zu beschreiben. Wir möchten die häufigsten Ursachen versuchen so zu erklären, dass ein medizinischer Laie diese versteht.

Häufige Krankheitsbilder

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Der Morbus Meniere ist für das Ohr, was der grüne Star für das Auge ist.Prosper Meniere war ein französischer Arzt, der 1799 bis 1862 gelebt hat. Er hat den Zusammenhang erkannt, wenn Patienten unter Hörveränderungen, Schwindel und Ohrgeräuschen lei-den.

Leider sind viele Informationen über diese Erkrankung, die man im Internet oder Lehrbüchern findet, nicht richtig.

GrundlagenHör - und Gleichgewichtsorgan sind über kleine Kanäle, soge-nannte Aquaedukte, miteinander verbunden. Wir unterscheiden zwei Flüssigkeitsräume voneinander, zum einen den Inneren Flüssigkeitsschlauch (Endolymphraum),zum anderen den äuße-ren Bereich (Perilymphraum).

In beiden Räumen finden sich Flüssigkeiten mit einer unter-schiedlichen Salzkonzentration. Ähnlich wie bei einer Batterie wird dadurch eine elektrische Spannung aufrecht erhalten. Das Ohr hat sozusagen sein eigenes Kraftwerk.

Aus verschiedene Gründen kommt es bei einer großen Anzahl von Menschen zu einem Überdruck im inneren Lymphschlauch. Es existieren verschiedene Theorien oder verschiedene Mecha-nismen, die zu diesem Überdruck führen können.

Abschnitt 1

Morbus Meniere

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Wird der Druck zu stark, kann die Trennmembran zwischen den Flüssigkeitsräumen einreissen, und die Flüssigkeiten vermi-schen sich. Man könnte auch sagen die Batterie läuft aus.

Der Patient empfindet Schwindel oder Hörminderung oder auch Ohrgeräusche. In der Regel wird der Hörverlust nicht als sol-cher empfunden, da die tiefen Töne und nicht der Sprachbe-reich betroffen ist. Die Patienten klagen eher über Druckgefühl.

(Typische Audiogramme - links im Meniereanfall - Rechts wenige Tage später wieder Normalbefund)

Selten fallen Patienten einfach um, ohne dabei eine Bewusstlo-sigkeit zu haben. Diese „Anfälle“ bezeichnet man als „Tumarkin - Krise“.

Die meisten Patienten werden fälschlich als Hörstürze (siehe auch dort) eingestuft. Der Schwindel wird dann als vestibulären Beteiligung bezeichnet.

Medizinisch gesehen ist das Unsinn. Hörveränderung plus Schwindel ist in der Regel ein Zeichen für einen Endolymphhy-drops. Da die Schwerkraftorgane weit empfindlicher auf Druck-änderungen reagieren als die Rotationsdetektoren, ist dies im Grunde auch logisch. Daher sehen wir im Zusammenhang mit

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Menier‘schen Krankheitsbildern auch fast immer Veränderun-gen der VEMP‘s.

Woher das Dogma kommt, dass die Patienten unter Dreh-schwindel leiden müssten,ist unklar und zeugt von Unverständ-nis des Krankheitsbildes. In den meisten Fällen klagen die Pati-enten über einen Schwankschwindel, aber auch Kipp oder Lift-schwindel sind möglich. Es können alle Bewegungsqualitäten, auf deren Erfassung das Ohr spezialisiert ist, vorkommen.

Die Ursache hierfür ist, dass die Otolithenorgane empfindlicher auf Druck reagieren.

Wenn Sie das Wort „Tinnitus“ hören woran denken Sie ? Natür-lich an ein Pfeifen - warum sollte das Ohr pfeifen wenn die tie-fen Frequenzen betroffen sind ? Es rauscht natürlich und pfeift in der Regel nicht.

Gibt es „den“ Morbus Meniere ?Es gibt offensichtlich viele Ursachen, die zu einer ähnlichen o-der gleichen Krankheitsentstehung führen. Ein Teil der Patien-ten hat eine auffällige Häufung gleicher Beschwerden in der Fa-milienanamnese. Andere leiden besonders unter Wetterwech-sel, bei anderen liegt der Verdacht nah, dass die Ursache mit der Einnahme von Medikamenten zusammenhängt. Wieder an-dere Patienten haben offensichtlich primär ein Problem mit dem Druckausgleich.

Meniere ist keine Erkrankung des höhe-ren LebensaltersZwar wird ein Großteil der Erkrankungen erst im Alter zwischen 40 und 60 Jahren offensichtlich, viele Patienten sind aber deut-lich älter oder auch jünger. Unsere jüngste Patientin ist 13 Jah-re alt.

Diese Zahlen / Altersverteilungen entsprechen einer Gauß‘schen Glockenkurve, und stellen keine Absolutwerte dar. Durch bessere Diagnostik und Selbsthilfe sind mittlerweile weit früherer Diagnosenstellungen möglich.

Es bleibt zu hoffen, dass damit auch die früher schicksalhaften Verläufe mit fast regelmäßiger Ertaubung ausbleiben.

Meniere ist behandelbarViele Patienten sind mit dieser Diagnose verzweifelt, weil sie ge-hört, gelesen oder gesagt bekommen haben, dass man nichts gegen diese Erkrankung tun könne.

In aller Regel lassen sich die Menier‘schen Anfälle, bzw der M. Meniere gut medikamentös behandeln.

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Es gibt zwei verschiedene Betahistinsalze auf dem Markt, die man nicht kombinieren sollte, da sie unterschiedliche Halbwert-zeiten und Potenzierungen haben.

Heutzutage empfiehlt man eine Dauertherapie mit Betahistin, und es werden Dosierungen empfohlen, die weit oberhalb der angegebenen Dosierung in der Packungsbeilage liegen. Auch wenn es medizinisch keine vernünftige Erklärung für das Phäno-men gibt, ist es nicht selten, dass Patienten denen eine Betahis-tinvariante nicht hilft, die andere sehr gut vertragen.

Betahistin sollte nicht mit Antihistaminika (z.B. Allergietabletten) kombiniert werden. Dies ist ein häufig zu beobachtender Fehler, da Betahistin sehr ähnlich aufgebaut ist wie der körpereigene Stoff Histamin. So ist ein Antihistaminikum natürlich quasi das Gegenmittel.

Mit der Dosierung muss experimentiert werden, wir geben da-her unseren Patienten immer einen Spielraum, in dem sie selbst probieren können,welche Dosis die Richtige ist. Jeder Mensch reagiert anders auf Medikamente. Die Angabe von Höchst - oder Mindestmengen hat sich daher sehr bewährt.

Betahistin ist eine Dauermedikation. Wenn es ihnen gut geht, setzten sie das Medikament nicht an. Wenn Ihr Arzt es Ihnen aus Kostengründen nicht mehr verschreibt, empfehlen wir die Verordnung auf Privatrezept. In Onlineapotheken bekommt man so ca. 100 Tbl. für ca 15 €.

Paukenröhrchen gegen MeniereIn seltenen Fällen werden die Meniereanfälle durch einen fal-schen Druck im Mittelohr ausgelöst. Wenn dies die Ursache sein sollte, dann lassen sich die Anfälle durch einen Druckaus-gleich deutlich bessern oder unterbrechen. In Diesem Fall kann durch ein Paukenröhrchen, welches ein künstlich geschaffenes, dauerhaftes Loch im Trommelfell hervorruft, geheilt werden. Es kann so kein Unterdruck mehr im Mittelohr entstehen.

Stufentherapie beim Morbus MeniereMan muss sehr vorsichtig sein, nicht den letzten Schritt vor dem ersten zu machen. Immer wieder beobachte ich in Ärztefo-ren und anderen Medien eine viel zu leichtsinnige Anwendung der Gentamycintherapie. Dabei wird eine Ausschaltung des Gleichgewichtorgans beim M. Meniere durchgeführt. Dies sollte die allerletzte Option darstellen, denn was sollen sie mit einem Patienten machen, bei dem sie ein Ohr ausgeschaltet haben, wenn das andere anfängt, zu stören. Bis zur Hälfte aller Menie-repatienten ist von einer beidseitigen Erkrankung betroffen. Für junge Patienten scheidet diese Therapieform damit aus.

Pricrotoxin - TherapieEine weitgehend unbekannte Therapie gegen M. Meniere stellt die Therapie mit Pricrotoxin - Zäpfchen dar. Diese finden bei sehr häufigen Anfällen Anwendung, mit nicht selten erstaunli-cher Wirkung. Die größte Schwierigkeit ist hier die Beschaffung

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der Rezeptur. Uns sind lediglich zwei Apotheken im Bundesge-biet bekannt, die quasi den Gesamtbedarf der Republik mit Sup-positorien (Zäpfchen) abdecken.

Bei einem Versagen der medikamentö-sen Therapie, ist die Therapie der Wahl eine SaccusexpositionDer Saccus - Endolymphaticus ist, wie Sie mittlerweile wissen, ein Teil des Gleichgewichtorgans, welcher v.a. für Vertikale Be-wegungen verantwortlich ist. Er spielt ferner eine Rolle bei der Produktion und Resorption (Wiederaufnahme) der End-olymphflüssigkeit.

Dieses Organ ist einem operativen Zugang über das Ohr relativ leicht zugänglich. Man fräst den Knochen über dem Innenohrs-schlauch soweit ab, dass dieser eine freie Verbindung zum Mit-telohr aufweist. Entsteht jetzt ein Überdruck in diesem Schlauch, kann er sich in Richtung Mittelohr ausdehnen, und der Anfall ist nicht so ausgeprägt, als wäre das ganze Organ in einem hermetisch abgeriegelten Knochen gefangen.

Bitte keine SaccotomieBei der Saccotomie wird als weiterer Schritt der Saccus eröffnet und ein Platzhalter eingelegt. Diese Methode wird auch häufig

unter dem Begriff Saccusexposition angeboten. Er hat aber schlechtere Ergebnisse, als die reine Exposition, und führt häufi-ger zum Hörverlust, der bei der Saccusexposition in der Regel ausbleibt.

Bei einem fortgeschrittenen Hörverlust ist auch ein Cochlea - Implantat ein gu-ter Therapieansatz.Zum Einbringen der Elektrode in die Schnecke wird ein Teil des Hör / Gleichgewichtsorgans ebenfalls exponiert, hiervon profitie-ren Menierepatienten in doppelter Weise - erstens werden die Anfälle limitiert, zweitens wird das Hörvermögen rehabilitiert.

Die Labyrinth - AnästhesieDurch das Trommelfell hindurch wird ein Lokalanästhetikum in das Mittelohr eingespritzt. Dieses gelangt über das runde Fens-ter in das Innenohr und auch das Labyrinth. Die Folge ist ein zeitlich begrenzter Totalausfall des Hör - und Gleichgewichtsor-gans. Diese Methode stammt aus der Gruppe der Neuralthera-pie. Für den Patienten ist dieser Effekt ungeheuer beeindru-ckend.

Die Anbieter führen diese Therapie im Abstand von Wochen bis Monaten wiederholt aus, bis eine beschwerdefreie Zeit eintritt. Bei einem neuen Auftreten wird dieser Vorgang wiederholt.

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Ernst zu nehmende Studien zu diesem Thema finde ich nicht. Aus meiner persönlichen Erfahrung wird hier nur mit dem nor-malen Verlauf der Erkrankung gespielt. Wenn oft genug ein Pla-cebo im Abstand von 4 Wochen verabreicht wird, ist der Patient irgendwann beschwerdefrei. Typische anfallsfreie Phasen gehö-ren zur menier‘schen Erkrankung dazu.

Die allerletzte Option sollte die Gentamycin-Ausschaltung darstellen und hier auch nur die Hörerhaltende fraktionierte Gabe über mehrere Wo-chenMit dem für das Gleichgewichtsorgan giftigen Antibiotikum Gen-tamycin kann man das gestörte Gleichgewichtsorgan lahmle-gen. Das Meniere‘sche Krankheitsbild wird zwar nicht gestoppt, aber für den Patienten nicht mehr fühlbar gemacht. Leider lei-det hierunter häufig auch das Hörvermögen irreversibel. Gibt man das Medikament nicht so lange, bis der Ausfall eintritt, son-der in Einzelgaben über Wochen verteilt, kann das Hörvermö-gen häufig erhalten werden, bei sachgerechter Durchführung.

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Erkrankung des GleichgewichtsnervenDer Gleichgewichtsnerv kann sich wie jeder andere Nerv unse-res Körpers auch entzünden. Jede Entzündung führt zu einer Schwellung, und jede Schwellung führt zu einer Ausdehnung.

Das Problem dabei ist, dass der Gleichgewichtsnerv durch ei-nen extrem harten und engen Knochenkanal verläuft. Wenn sich dieser Nerv also ausdehnt, dann kann er sich nicht nach außen verbreitern, sondern er drückt sich, wenn man so will, selbst die Luft ab.

Die Folge ist einem Mangelversorgung des Nerven mit Sau-erstoff. Hierdurch sinkt unter anderen der PH-Wert im Innenohr und Gleichgewichtsorgan, wodurch sich wiederum Ohr - Kristal-le lösen können.

Als Auslöser der Erkrankung werden immer wieder Herpesviren oder andere Viren oder Bakterien herangezogen.

Wenn man ehrlich ist, ließe sich die Ursache nur durch eine Ob-duktion klären, was ich als eher unpopuläre Massnahme einstu-fen würde.

Wir sprechen hier von einer Entzündung, die in etwa einem 2 mm langen Bleistiftstrich entsprechen dürfte. Ich schließe mich der Meinung nicht an, dass eine Entzündung dieser Größenord-nung irgend etwas im Körper verändert, geschweige denn nach-weisbare Mengen von Antikörpern im Blut nachweisen läßt.

Auch rheumatische oder Autoimmunreaktionen kann man hier nicht ausschließen

Abschnitt 2

Neuropathia vestibularis

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Im Grunde ist es egal, denn die Therapie unterscheidet sich da-durch nicht.

Therapie der ErkrankungIst die Krankheit richtig erkannt, wird Ihnen Ihr Arzt ein abstei-gendes Kortisonschema verordnen. Diese Therapie ist auch in den Leitlinien der Neurologischen und HNO-Fachgesellschaften verankert.

Besteht die Erkrankung länger, haben wir gute Erfahrungen mit einer Low - Dose Prednisolon-Therapie gemacht, wie man sie bei rheumatischen Erkrankungen einsetzt.

Das wichtigste Therapieinstrument ist bei dieser Erkrankung aber ein intensi-ves SchwindeltrainingDer Körper muss sich mit dem Schwindel auseinandersetzen, sonst tritt weder eine Heilung, noch eine Gewöhnung ein. Die einzige Folge ist, dass der Patient einen steifen Hals bekommt, weil der Körper den vermeintlich wackelnden Kopf stabilisieren will. Meist führt dies nur zu der Fehldiagnose: Halswirbelsäulen-schwindel.

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Ich leide unter der „Steinchenkrank-heit“Wie Sie mittlerweile ja schon wissen, haben wir zwei Organe auf jeder Seite unseres Innenohres / Gleichgewichtsorgan, die kleine Kalksteinen enthalten. Von besonderer Bedeutung für den Lagerungsschwindel ist der Utrikulus. Die Steinchen sind normalerweise mit kleinen Fäden an Ihrer Schwamm - / Gallert-artige Basis befestigt, um die Schwerkraft zu verstärken, und so die Sinneszellen zu reizen. Durch verschiedene Faktoren wie Unfälle, Durchblutungsstörungen oder Medikamente kann es zu einer Ablösung dieser Kristalle kommen. Die Kristalle liegen in der Endolymphflüssigkeit wie der Schnee in einer Schneekugel aus dem Souvenirläden, und mit einer ähnlichen Trägheit bewe-gen Sie sich. Stellen Sie sich diese Kristalle bitte nicht riesig vor, und glauben Sie nicht, ein kleines Steinchen würde rei-chen, um Sie zu ärgern, da gehören schon ein paar dazu. Es ist auch keineswegs richtig, dass nur ein Bogengang betroffen sein muss. Diese Steinchen können auf jeder Seite drei Bogen-

gänge auf verschiedene Arten und aus verschiedenen Richtun-gen ärgern. Das Schwierigste beim Lagerungsschwindel ist erst einmal diese ganzen Bereiche konsequent zu kontrollieren.

Vermeiden Sie es, einen „Schnee-sturm“ auszulösen !Wer einmal unter einem Lagerungsschwindel gelitten hat, kann dies jederzeit wieder bekommen. Wenn man ein paar einfache Spielregeln beachtet, kann man dieses verhindern, und auch den Schaden verringern.

Bleiben wir bei unserem Beispiel mit der Schneekugel. Wenn Sie dieses Spielzeug langsam in eine Richtung drehen, dann bleibt der Schnee ziemlich komplett an der jeweils tiefsten Stel-le der Kugel, und folgt der Bewegung des Glases. Wenn Sie jetzt schlagartig die Drehrichtung wechseln, kommt es zu einem Schneesturm, weil sich die Anteile der zähen Flüssigkeit die au-ßen liegen und Kontakt mit dem Glas haben, auf einmal in eine andere Richtung drehen, als die innere Flüssigkeit. Der Schnee-sturm besteht solange, bis alle Flüssigkeit wieder zur Ruhe ge-kommen ist, und sich der Schnee wieder absenken kann.

Genau das gleich passiert in Ihrem Ohr!

Abschnitt 3

Lagerungs-schwindel

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Behalten Sie Ruhe und bewegen sie sich nicht, auch wenn Sie starken Schwindel haben.Die Steinchen verteilen sich dann nicht wahllos, sondern sam-meln sich an einer Stelle. Vereinfacht gesagt, müssen Sie jetzt genau die Gegenbewegung zu der auslösenden Bewegung ma-chen am besten in Schritten von 90°, bis Ihre Ausgangsposition wieder erreicht ist. Zwischen jedem Schritt warten Sie wieder 30 Sekunden, damit sich die Steinchen wieder an einer Stelle sammeln können.

Vermeiden Sie Haare waschen beim Fri-sör mit Kopf nach hintenDiese Frisörwaschbecken sind Halswirbelsäulen und Lage-rungsschwindel Killer. Zumindest brauchen Sie nicht den betrof-fenen Bogengang zu suchen, es ist einer der beiden hinteren.

Schwindel nach oder beim Zahnarztbe-such...Ist eigentlich immer ein Lagerungsschwindel des rechten hinte-ren Bogenganges (dies hängt mit der typischen Lage und im-mer gleichen Stuhlposition der Zahnärzte zusammen.

Gezielte Übungen nur bis zur Be-schwerdefreiheit - nie prophylaktischFür jeden Bogengang gibt es einfache, ungefährliche Übungen, die Sie zu Hause selbst durchführen können. Der häufig gege-bene Tip, die Übungen ständig durchzuführen, ist unsinnig und bewirkt eher das Gegenteil. Wenn Sie beschwerdefrei sind, stoppen sie die Lagerungsmanöver sofort. Diese Übungen soll-ten auch nicht mehrmals hintereinander, sondern immer nur im zeitlichen Abstand gemacht werden.

Lagerungsschwindel ist kein Einzelgän-gerEin Lagerungsschwindel kann nur ein begleitendes Problem sein. Die meisten Gleichgewichtserkrankungen wie die Neuro-pathia Vestibularis oder der M. Meniere etc. haben begleitend einen Lagerungsschwindel. Wenn sich durch die Übungen kei-ne vollständige Beschwerdefreiheit, sondern nur eine Besse-rung einstellt - lassen Sie sich untersuchen.

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Gibt es einen zervikogenen (also von der Halswirbelsäule kommenden) Schwindel ?Über diese Frage streiten sich Generationen von Orthopäden, Neurologen und HNO - Ärzten.

Heutzutage besteht eigentlich kein Zweifel mehr an der Exis-tenz des Halswirbelsäuenschwindels, die stärksten Gegenred-ner sind mittlerweile berentet.

In der oberen Halswirbelsäule befinden sich sogenannte Pro-priozeptoren (Nähefühler), die die Position des Kopfes zum Rumpf bestimmen. Sind diese z.B. durch einen blockierten oder verschobenen Halswirbelkörper gestört, führt dies zu einer Fehl-information des Gehirns und der Patient empfindet Schwindel.

Unglücklicherweise verursacht ausnahmslos jeder Schwindel eine Blockierung der Halswirbelsäule, so dass leider zu oft

fälschlich die Diagnose eines zervikogenen Schwindels gestellt wird.

Erst, wenn die anderen Untersuchungen unauffällig waren, und sich in der Posturographie Hinweise auf eine zervikogene Stö-rung ergeben haben, kann man die manuelle Testung einer Blo-ckierung wirklich als krankhaft bezeichnen. Diese Störungen er-kennt man auch in der Regel weder im MRT noch in anderen Bildgebenden Verfahren.

Abschnitt 4

Halswirbelsäulen-Schwindel

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Mir ist nur schwindelig, wenn ich auf den Füßen stehe, sonst niePatienten, die mit dem Fahrrad fahren können, aber nicht frei stehen oder laufen können, sind immer verdächtig für einen Schwindel, der mit dem Gleichgewichtsorganen nicht zu tun hat.

Wenn der Schwindel nicht durch Bewegungen des Kopfes im Liegen oder Sitzen auflösbar ist, sondern immer erst auftritt, wenn die Füsse im Spiel sind, dann handelt es sich mit hoher Wahrscheinlichkeit um eine Polyneuropathie, bei der unter an-derem das Vibrationsempfindens der Füsse gestört ist. Dies lässt sich leicht mit einer Vibrationsstimmgabel feststellen

Abschnitt 5

Polyneuropathie

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Übersetzt handelt es sich um eine Erkrankung vieler Nerven, die auftreten kann, wenn z.B. ein Vitaminmangel vorliegt, eine Zuckerkrankheit, oder Operationen, die an den Knien oder der Hüfte durchgeführt wur-den.

Ich glaub, ich geh am StockWenn sich die Ursache nicht beseitigen lässt , sollte ein Stock benutzt werden. Die Patienten fühlen sich sofort besser, weil die Hand das fehlende Gefühl der Füsse ausgleicht. Diese Pati-enten fühlen sich immer wohl und sicher, wenn sie sich irgend-wo einhängen können.

Bei längerfristigen Störungen sollte zu Hause ein Handlauf wie in einem Krankenhaus installiert werden, damit man nicht auf die gefährliche Idee kommt, sich an Möbelstücken festzuhalten.

Sie glauben nicht, wie viele Menschen vom Rettungsdienst un-ter umgefallenen Schränken etc. hervorgeholt werden müssen.

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Die einzig richtige Definition eines Hör-sturzes lautet: Der Patient hört nichts, und der Arzt weiß auch nicht warumSobald Schwindel oder andere Symptome dazukommen, ist Zweifel angesagt.

Ein Hörsturz ist eine sogenannte Ausschlussdiagnose. Erst-,wenn alle anderen Ursachen nicht in Frage kommen, kann man diese Diagnose stellen. Bis heute gibt es keine schlüssige Erklärung für diese Hörverluste.

Wenn Schwindel dazukommt, hat das mit dem Hörnerven nichts mehr zu tun. Dieses Problem betrifft das gesamte Innen-ohr mit seinem Gleichgewichtsorgan. Ein Hörsturz mit vestibulä-rer Beteiligung ist, auch wenn dies in vielen Lehrbüchern steht, aus unserer Sicht, Unsinn.

Bei dieser Kombination ist ein M. Meniere, als eine Entzündung oder Schwellung im Verlauf des gemeinsamen Knochenkanals von Gleichgewichtsorgan und Hörorgan, weit wahrscheinlicher.

Im Extremfall ist sogar eine Rundfenstermembranruptur als ab-soluter Notfall möglich. Die äußert sich durch einen pantonalen, also alle Frequenzen betreffenden, sehr hochgradigen plötzli-chen Hörverlust. Durch eine schnelle operative Therapie kann das Gehör wiederhergestellt werden.

Abschnitt 6

Hörsturz

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Eine vestibuläre Migräne setzt eine Mig-räne voraus. Wenn Sie noch nie eine Migräne hatten, dann ist die Diagnose Vestibuläre Migräne wahrscheinlich falsch !

Etwa 10% aller Menschen leidet unter Migräne. Patienten, die eine entsprechende Krankengeschichte haben sind verdächtig für diese Schwindelerkrankung. Hauptfaktoren für diese Erkran-kung als Auslöser sind Stress, unregelmäßige Schlafgewohnhei-

ten, optische Reize oder auch Hormonveränderungen.

Immer, wenn weitere neurologische Symptome, wie Lichtemp-findlichkeit oder Kopfschmerzen begleitend auftreten, muss als Ursache des Schwindel an eine Migräne gedacht werden.

Die vestibuläre Migräne ist eine Ausschlußdiagnose - erst müs-sen andere Ursachen wie Schlaganfälle, Vestibularisparoxys-mie, M. Meniere und sonstige Erkrankungen als Ursache des Schwindels ausgeschlossen sein.

Die Behandlung der vestibulären Migräne entspricht in etwa der Behandlung der Migräne, und sie sollten sich an einen in der Migränediagnostik und Therapie erfahrenen Neurologen wen-den.

Abschnitt 7

Vestibuläre Migräne

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..Ader - komm mir nicht zu naheWie schon oft erwähnt verlaufen Hör und Gleichgewichtsorgan durch einen engen Kanal. Manchmal klemmt sich von der Innen-seite ( Gehirnseite) eine kleine Ader in diesen Kanal ein, und är-gert damit durch den direkten Kontakt den Gleichgewichtsner-ven.

Diese Diagnose kann nur radiologisch, das heißt mit Röntgen-aufnahmen gestellt werden. Am besten sind diese in einem MRT (Kernspin) erkennbar in der sogenannten CISS - Darstel-lung.

Typisch sind anfallsartige oder auch durchgehende Schwindel-beschwerden mitunter mit Kopfschmerzen kombiniert ohne typi-sche Hörveränderungen. Die Unterscheidung zur vestibulären Migräne oder dem Morbus Meniere ist mitunter schwierig.

Die Erkrankung wird in aller Regel medikamentös behandelt, zum Einsatz kommt hier z.B. Carbamazepin.

Abschnitt 8

Vestibularis-paroxysmie

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Der Begriff Akustikusneurinom ist zwar häufig gebraucht aber leider falschDer Gleichgewichtsnerv ist von einer Nervenscheide umgeben, man nennt sie Schwann‘sche Zellen, die, wenn sie gesund sind, eine besonders schnelle Erregungsleitung ermöglichen. Es gibt gutartige Schwellungen dieser Zellen (der Mediziner spricht hier von einem Tumor oder einem Schwannom - wobei das nichts mit Krebs zu tun hat). Diese Schwannome bremsen den Nerven leider aus, und führen auch zu einer Beeinträchti-gung der benachbarten Nerven. Der Hör - und Gleichgewichts-nerv verlaufen in einem sehr engen Knochenkanal, und wenn das Schwannom wächst, stört es häufig zuerst den Hörnerven, weil es von aussen drauf drückt. Da die Störung aber vom Gleichgewichtsnerven ausgeht, ist der richtige medizinische Be-griff „Vestibularisschwannom“

In den meisten Fällen wird weder operiert noch bestrahlt, denn die Schwannome hören häufig spontan auf zu wachsen, und dann kann sich der Patient gut an die Situation gewöhnen.

Der entscheidende Faktor ist hier ein MRT, denn nur in dieser Untersuchung kann diese Veränderung zuverlässig sichtbar ge-macht werden.

Abschnitt 9

Vestibularis-schwannom

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Unsere „neueste“ Gleichgewichts-Erkrankung und doch schon richtig häufigUnser Gleichgewichtsorgan liegt im stabilsten Knochen des Kör-pers eingebettet. Die einzigen Öffnungen sind das ovale Fens-ter und das runde Fenster. Diese beiden Öffnungen brauchen wir zum hören.

Wenn Patienten Schwindel haben, oder sogar stürzen, wenn sie laute Töne hören, kann dies ein Hinweis auf ein Drittes Fenster sein. Bei manchen Patienten fehlt die knöcherne Be-grenzung des oberen Bogenganges, und es besteht eine Ver-bindung zur mittlere Schädelgrube, also zu den Hirnhäuten.

Diese Diagnose wird durch ein Feinschicht CT des Felsenbeins-gestellt.

Abschnitt 10

Bogengangs-dehsizenzen

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Häufig findet sich als Erklärung ein Unfall im Kindesalter, der zu einer fehlerhaften Knochenbildung des Kopfes geführt hat. Auf-fällig wird diese Störung aber erst meist im zunehmenden Le-bensalter.

Die Behandlung erfolgt medikamentös oder in Einzelfällen ope-rativ.

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Enzephalitis DisseminataBei der multiplen Sklerose handelt es sich um eine Erkrankung des Nervengewebes. Der Körper hält die eigenen Zellen für et-was Böses und zerstört diese. Im Grunde kann jeder Nerv be-troffen sein, häufig ist es der Sehnerv (Der Patient sieht nichts) oder auch der Gleichgewichtsnerv. Bei schubweise auftreten-den Beschwerden sollte daher auch nach andere Symptomen wie Sehminderung gefragt werden.

Wenn typische andere Schwindelerkrankungen ausgeschlos-sen sind, sollte nach Systemerkrankungen gesucht werden. Hierzu wird auch ein MRT (Kernspin) eine Röntgenaufnahme ohne Strahlenbelastung durchgeführt, bei betroffenen Patienten sieht man typische Veränderungen im Gehirn.

Diese Erkrankung kann mittlerweile meist gut durch neurologi-sche Kollegen behandelt werden.

Abschnitt 11

Multiple Sklerose

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Einer der wenigen Innenohr-Notfälle die einer sofortigen Operation bedür-fenWenn ein akuter starker Hörverlust, meistens mit Schwindel kombiniert, schlagartig nach einer Druckveränderung oder nach starkem Pressen auf der Toilette oder Husten auftritt, so kann dies ein Hinweis auf eine Rundfenstermembranruptur sein.

Hier ist eine umgehende Vorstellung am besten in einer HNO - Klinik erforderlich, da diese nur operativ behandelt werden kann.

Im Abschnitt Anatomie haben wir über die Lage und Funktion des Runden Fensters bereits gesprochen.

Abschnitt 12

Rundfenster-membranruptur

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Wenn bei einer Mittelohrentzündung das Hörvermögen immer schlechter wird und Schwindel auftritt, sollte ein HNO - Arzt schnell aufgesucht werden.Ein Teil der Mittelohrentzündungen können giftig für das Ohr sein. Während eine leichte Hörminderung noch als normal anzu-sehen ist, ist ein während der Krankheit immer schlechter wer-dendes Hörvermögen ein Alarmzeichen, erst recht wenn ein Schwindel dazu kommt.

Es gibt Viren und Bakterien die Giftstoffe produzieren, die dann in die Schnecke eindringen können, und diese tatsächlich vergif-ten.

In diesem Fall muss die Flüssigkeit aus dem Mittelohr entfernt werden, um weiteren Schaden zu verhindern. In der Regel wird

begleitend ein Kortisonschema verordnet werden.

Abschnitt 13

Schwindel bei einer Mittelohr - entzündung

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Wer hat eigentlich keinen Stress ?Manche Patienten machen es ihrem Arzt aber auch zu einfach, den falschen Schluss zu ziehen. Mindestens jeder dritte Schwin-delpatient gibt von sich aus an, Stress zu haben und vermutet hier den Auslöser. Wenn man es einfach haben möchte - sollte man dem Patienten einfach Recht geben.

Das Schöne ist: Es gibt kaum einen Menschen ohne Stress: Sei es die Schule, die Noten, der Beruf, die Partnerschaft, das

liebe Geld, die fehlende Zeit oder was auch immer - wir haben Stress.

Wir brauchen Stress !Einem Menschen kann man aber kaum etwas Schlimmeres an-tun, als ihn zu isolieren und allen Stress zu nehmen. Wenn wir nichts haben, mit dem wir uns beschäftigen, fangen die Gedan-ken an sich im Kreis zu drehen. Wir hören Laute die nicht da sind, und fangen an Selbstgespräche zu führen.

Unser Gehirn braucht eine ständige Information oder Zerstreu-ung. Daraus kann man folgern, das Stress allein kein Problem darstellt. Natürlich gibt es auch Stress, der krank machen kann, negativ besetzter Stress. Aus unserer Beobachtung sind die meisten Patienten aber mit Ihrem Stress gar nicht so unzufrie-den, sie erfüllen vielmehr eine Erwartungshaltung.

Abschnitt 14

Schwindel wegen Stress

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... Sie bilden sich den Schwindel nur einEine der größten Frechheiten, die Patienten immer zugemutet werden, ist, dass Ärzte und Therapeuten Schwindelpatienten immer eine psychische Schädigung unterstellen, nur weil der Schwindel bisher nicht objektiviert werden konnte.

Wenn man sich nur vorstellt, wie viele Patienten allein wegen Ihres ENG - Ergebnisses als depressiv eingestuft wurden, weil der medizinische Irrglaube bestand, dass ein normales ENG au-tomatisch ein gesundes Gleichgewichtsorgan bedeutet.

Heute sind wir in der Lage, jeden Rezeptor einzeln zu untersu-chen und teilweise sogar in verschiedenen Frequenzbereichen Pathologien festzustellen. Diese passen dann auch meist zu den geklagten Beschwerden.

Wir können einzelnen Abschnitten des Gleichgewichtsnerven Störungen zuweisen, und auch zielgerichtete Therapien anbie-ten.

Es wird mir nie verständlich sein, warum von Schwindelpatien-ten immer erwartet wird, dass sie sich in einem definierten Zeit-raum an den Schwindel gewöhnt haben müssen. Selbst bei gra-vierenden Schäden am Organ selbst wird dies erwartet. Fragt man bei den Kollegen nach bekommt man im Grunde nur die Antwort: „Weil man sich daran immer gewöhnt, und wer das nicht kann, hat eine Angststörung“.

Mir treibt diese Borniertheit immer die Zornesröte ins Gesicht.

Abschnitt 15

Psychogener Schwindel

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Es erwartet niemand von einem Schwerhörigen, dass er sich an die Schwerhörigkeit gewöhnt. Im Vergleich zum Gleichge-wichtsorgan ist das Hörorgan frustrierend simpel aufgebaut. Wie kann man dann von einem Patienten, der eine viel komple-xere Schädigung aufweist erwarten, dass er sich daran ge-wöhnt ?

Wenn ein Patient Schwindel hat, braucht er dazu nicht die Genehmi-gung des ArztesHäufig können wir Patienten bei ihren Schwindelerkrankungen einfach dadurch helfen, dass wir ihm endlich eine richtige Diag-nose geben. Dies hilft Patienten in Ihrer Familie, Partnerschaft oder ihrem Beruf sehr.

Schwindelpatienten leiden unter ihrem Schwindel aber v.a. darunter, dass ih-nen niemand glaubt. Schwindel sieht man nicht und wenn der Arzt nichts findet, dann muss der Patient sich den Schwindel ja wohl einbilden. Langfristig führt dieser Zustand zu Selbstzweifeln, Depression Rückzug und Isolation. Der Patient traut sich nicht mehr darü-ber zu sprechen, weil er sich schämt.

Sie bilden sich Ihren Schwindel nicht einWenn Patienten ohne Vorurteile, objektiv untersucht wer-den,und man ihnen aufmerksam zuhört, dann gibt es kaum Pati-enten, die sich Hilfesuchend an uns wenden, bei denen man nicht eine Ursache für die Misere finden könnte.

5 Heilversprechen darf und kann niemand geben, auch wir nicht.Für manche Patienten reicht als Hilfe schon aus, dass die Ursache endlich gefunden wurde und dass man ihnen glaubt.Eine große Zahl von Schwindelerkrankungen lässt sich aber gut therapieren .

Ist Schwindel heilbar ?

Es macht mich traurig, wie viele Patienten, wider besseres Wissen ihres Therapeuten, immer noch und immer wieder wirkungslose und ggf. sogar schädliche Therapien im wahrsten Sinne des Wortes verkauft bekommen.

Die meisten Patienten, die sich in unserer Spezialambulanz vorstellen, haben schon reichlich Geld in Infusionen, Sauerstofftherapien und manualtherapeutische Behandlungen investiert bei Schwindelbeschwerden, die nicht aus der Halswirbelsäule kommen.

Wir behandeln unsere Patienten auch nicht umsonst, das dürfen und wollen wir auch gar nicht, aber wir verkaufen auch keine wirkungslosen Medikamente oder Therapien.

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Seien sie skeptischBevor Sie große Mengen an Geld in irgendwelche Nahrungser-gänzungsstoffe oder in Tropfen investieren, deren einzig che-misch nachweisbarer Inhaltsstoff Alkohol ist, probieren Sie doch mal die gleiche Menge Schnaps aus Ihrer Hausbar, vielleicht sind sie baff erstaunt über die ähnliche Wirkung.

Sie brauchen eine InfusionBis heute gibt es keinen einzigen glaubhaften Hinweis für eine nicht auf Placebo Effekten beruhende Wirksamkeit von Infusio-nen beim „Hörsturz“ oder andere Erkrankungen. Der einzige und manchmal zweckmäßige Sinn einer Infusion ist ein Flüssig-keitsausgleich bei z.B. starkem Erbrechen. Diese Art der Infusi-on zahlt daher auch jede Kasse.

Selbst Privatkassen lehnen mittlerweile diese unsinnige und in vielen Teilen sogar gefährliche Therapieform kategorisch ab, und zwar mit gutem Recht.

Abschnitt 1

Therapien ohne Zweck und Ziel

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Welche Möglichkeiten gibt es nochIm Zusammenhang mit den Krankheitsbildern haben wir über etablierte medikamentöse Therapien oder Hilfen berichtet.

Natürlich ersetzen die genannten Medikamente keinen Besuch beim Arzt. Wir haben auch nicht alle medikamentösen Therapi-en erläutert, denn dieses Buch richtet sich primär nicht an Ärz-te, sondern an Patienten. Die meisten (wirkungsvollen) Medika-mente sind ohnehin rezeptpflichtig.

Vertrauen sie nicht auf Medikamente, die gegen alle Arten von Schwindel helfen sollen und noch dazu keine Nebenwirkungen haben. Mit kommt dass vor, wie der Wunderheiler im wilden Westen. Auch der hat hochprozentigen Alkohol gegen jedes er-denkliche Leiden verkauft.

Die wichtigsten Hilfen im Zusammen-hang mit Schwindelerkrankungen sind Übungen, die man selbst durchführen kann. Wir haben am Ende des Buches Lagerungsübungen zusam-mengefasst, mit denen man einen Lagerungsschwindel beseiti-gen kann.

Wir haben ein Schwindeltraining zusammengestellt, welches durchführbar und einfach ist, so dass auch am Arbeitsplatz ein einfaches Schwindeltraining durchgeführt werden kann.

Bei manchen Erkrankungen helfen operative Verfahren weiter.

Wieder andere benötigen die Hilfe von Osteopathen / Manualt-herapeuten und Physiotherapeuten.

Das wichtigste ist es eine sichere Diagnose zu erhalten - ohne Vorverurteilung mit objektiven, zeitgemäßen Untersuchungsme-thoden.

Abschnitt 2

Bewährte und wirklich hilfreiche Therapien

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6 Leider werben viele Ärzte mit Schwindelambulanzen oder Zentren oder nennen sich Kliniken für Schwindelerkrankungen ohne eine Mindestausstattung zur Diagnostik und Therapie vorzuhalten.Wir möchten Ihnen helfen, bevor Sie sich in möglicherweise kostenpflichtige Behandlungen begeben - die richtigen Fragen zu kennen

Wer kann mir helfen ?

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Informieren Sie sich:Sie haben in diesem Buch viele zeitgemäße Untersuchungen kennengelernt. Bevor sie sich in die Hände einer sogenannten Schwindelambulanz oder eines „Experten“ begeben, überprü-fen Sie im eigenen Interesse, ob er überhaupt die erforderliche Ausstattung besitzt, um eine zeitgemäße Diagnostik bei Ihnen durchzuführen.

Gute Ambulanzen habe in der Regel auch brauchbare Websei-ten, auf denen man sich vorab über die Ausstattung informieren kann.

Wenn sich jemand z.B. nur auf Manualtherapie spezialisiert hat, denken Sie daran, dass jeder Schwindel HWS - Probleme her-vorruft. Erst wenn alle anderen Ursachen ausgeschlossen sind, sollte die Halswirbelsäule behandelt werden.

Seien Sie skeptisch wenn die Haupttherapie aus Nahrungser-gänzungsmitteln, Pilzen, Infusionen oder Sauerstofftherapien besteht.

Suchen Sie die Hilfe von Betroffenen und nutzen sie das Poten-tial des Internets aber glauben Sie nicht alles, und stellen Sie keine Eigendiagnosen.

Viele Schwindelerkrankungen sind zum Verwechseln ähnlich, selbst wenn man sich täglich damit befasst. Symptome und A-namnese ergeben noch keine Diagnose.

Glauben Sie Ihrem Körper und nicht jemanden, der Ihnen einre-den möchte, dass alles vom Stress käme oder der als erstes Medikament direkt auf Antidepressiva zurückgreift.

Abschnitt 1

Wie finde ich den richtigen Arzt ?

7 Schwindel ist kein SchicksalErhältlich unter schwindel-ist-kein-schicksal.de

Auszug aus dem Buch

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Das Wichtigste zuerst: Lagerungsmanöver sollte man niemals prophylaktisch durchführen, auch wenn man das immer wieder mal liest. Wenn ein Patient beschwerdefrei ist, kann er durch Lagerungsübungen Schwin-del auslösen, und von einem gesunden zum kranken Men-schen werden.

Auslösende Position immer beibehal-ten:Wenn sie z.B. beim Drehen im Bett von rechts nach links von einem Schwindel überrascht werden, drehen Sie sich nicht so-fort zurück.

Im folgenden Kapitel geben wir Ihnen jeweils eine einfache Übung für die drei Bogengänge vor. Weitere Übungsvide-

os finden Sie auch auf unserer Homepa-ge in der Videoabteilung:http://www.schwindelambulanz-sinsheim.de

Abschnitt 1

Lagerungsmanöver

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Ein Befreiungsmanöver für den Rech-ten hinteren Bogengang

Setzen Sie sich auf ein Sofa oder Bett

Drehen Sie jetzt ihren Kopf jetzt leicht nach links, bis das rechte Auge nach vorne schaut und legen Sie Ihren Kopf leicht in den Na-cken.

Abschnitt 2

Lagerung nach Semont rechte Seite

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Jetzt lassen Sie sich auf die rechte Schulter fallen und halten die Kopfposition strikt bei. Wenn jetzt ein nach rechts gerichte-ter Schwindel nach einer kurzen Zeit auftritt, und dieser ca. 30 Sekunden anhält, dann haben Sie offensichtlich einen Lage-rungsschwindel des hinteren Bogenganges rechts. Verändern sie die Kopfposition nicht, bis der Schwindel vorbei ist. Dies kann sich sehr unangenehm anfühlen, geht aber schnell vorbei.

Im nächsten Schritt gehen sie mit dem Oberkörper ganz nach links, bis sie auf Ihrem linken Auge und der Nase links seitlich

zu liegen kommen. Bleiben Sie mindestens 30 Sekunden in die-ser Position.

Erst wenn kein Schwindelgefühl mehr besteht, können Sie sich langsam aufrichten. Bewegen Sie Ihren Kopf noch nicht.

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Anschließend gehen Sie wieder in die Ausgangsposition. Wenn Sie die Übung richtig durchgeführt haben, sind Sie Ihren Lage-rungsschwindel vielleicht schon los, sonst versuchen Sie es in ein paar Stunden noch einmal.

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Ein Befreiungsmanöver für den linken hinteren Bogengang

Setzen Sie sich auf ein Sofa oder Bett.

Drehen Sie jetzt ihren Kopf jetzt leicht nach rechts, bis das linke Auge nach vorne schaut, und legen Sie Ihren Kopf leicht in den Na-cken.

Abschnitt 3

Lagerung nach Semont für die linke Seite

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Jetzt lassen Sie sich auf die linke Schulter fallen, und halten die Kopfposition strikt bei. Wenn jetzt ein nach links gerichteter Schwindel nach einer kurzen Zeit auftritt und dieser ca. 30 Se-kunden anhält, dann haben Sie offensichtlich einen Lagerungs-schwindel des hinteren Bogenganges links. Verändern sie die Kopfposition nicht, bis der Schwindel vorbei ist. Dies kann sich sehr unangenehm anfühlen, geht aber schnell vorbei.

Im nächsten Schritt gehen sie mit dem Oberkörper ganz nach links, bis sie auf Ihrem rechten Auge und der Nase rechts seit-lich zu liegen kommen. Bleiben Sie mindestens 30 Sekunden in dieser Position.

Erst wenn kein Schwindelgefühl mehr besteht, können Sie sich langsam aufrichten, bewegen Sie Ihren Kopf noch nicht.

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Anschließend gehen Sie wieder in die Ausgangsposition. Wenn Sie die Übung richtig durchgeführt haben, sind Sie Ihren Lage-rungsschwindel vielleicht schon los, sonst versuchen Sie es in ein paar Stunden noch einmal.

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Barbecue heisst so, weil man den Pati-enten wie ein Stück Fleisch am Grill drehen muss. Dieses Lagerungsmanöver hilft Ihnen, wenn Sie unter einem Schwindel leiden, der beim Drehen im Bett von einer auf die an-dere Seite entsteht.

Legen Sie sich auf den Rücken auf Ihr Bett, Sofa oder auf die Erde.

Legen Sie sich auf die unangenehmere Seite, in diesem Fall nach rechts und bleiben Sie liegen, auch wenn ein sehr unange-nehmer Schwindel auftritt.

Abschnitt 4

Barbecue - Lagerung für den horizontalen Bogengang rechts

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Jetzt drehen Sie sich ohne anzuhalten soweit es geht über den Rücken auf die Gegenseite nach links dort warten sie ca. 30 Se-kunden.

und dann weiter nach links über den Bauch, wieder auf die „schlechte“ Seite, und wieder 30 Sekunden warten.

Bleiben Sie in der Ausgangsposition liegen, bis sich alles beru-higt hat. Wir empfehlen mindestens 3 Minuten ruhig liegen zu bleiben.

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Barbecue heisst so, weil man den Pati-enten wie ein Stück Fleisch am Grill drehen muss. Dieses Lagerungsmanöver hilft Ihnen wenn Sie unter einem Schwindel leiden der beim Drehen im Bett von einer auf die an-dere Seite entsteht.

Legen Sie sich auf den Rücken auf Ihr Bett, Sofa oder auf die Erde.

Legen Sie sich auf die unangenehmere Seite in diesem Fall links und bleiben Sie liegen auch wenn ein sehr unangenehmer Schwindel auftritt

Abschnitt 5

Barbecue - Lagerung für den horizontalen Bogengang links

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Jetzt drehen Sie sich ohne anzuhalten soweit es geht über den Rücken auf die Gegenseite nach rechts, dort warten sie ca. 30 Sekunden.

und dann weiter nach rechts über den Bauch wieder auf die „schlechte“ Seite, und wieder 30 Sekunden warten.

Bleiben Sie in der Ausgangsposition liegen bis sich alles beru-higt hat. Wir empfehlen mindestens 3 Minuten ruhig liegen zu bleiben.

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Ein Lagerungsmanöver für den vorde-ren Bogengang

Legen Sie sich auf ein Bett oder eine andere Fläche wo sie den Kopf leicht überhängen lassen können, und bleiben Sie für ca. 30 Sekunden in dieser Position

Legen Sie sich jetzt bequem hin und lassen Sie Ihren Kopf in der Waagerechten für mindestens 30 Sekunden liegen.

Legen Sie nun Ihren Kopf auf dem angewinkelten Oberarm ab,auch in dieser Position mindestens 30 Sekunden verbleiben - bzw. so lange, bis sich alles wieder normal anfühlt.

Abschnitt 6

Rhako - Übung

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"

Setzen Sie sich anschließen wieder auf. Wenn Sie möchten, können Sie Ihren Kopf und die Halswirbelsäule mit der Hand stabilisieren. Bleiben Sie in dieser Position bis zu drei Minuten.

Bei Bedarf die Übung für die Gegenseite noch einmal durchfüh-ren - genau Spiegelverkehrt.

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Bewährte Schwindelübungen aus unse-rer SchwindelambulanzDiese Schwindelübungen unterscheiden sich von den bekann-ten Bögen, die sie im Internet oder der Arztpraxis bekommen.

Wir haben uns bemüht, Übungen zu entwickeln, die ganz ge-zielt einzelne Anteile reizen, und einfach durchführbar sind, z.B. auch auf der Arbeit.

Wichtig ist es, die Übungen mit offenen aber auch v.a. mit ge-schlossenen Augen durchzuführen, und möglichst oft im Laufe des Tages.

Sie haben mehr Erfolg, wenn Sie 10 mal pro Tag für 2 Minuten trainieren, als wenn Sie 5 Stunden am Stück intensiv trainieren.

Das ist wie Vokabellernen - kleine Einheiten sind besser, als Grosse.

Abschnitt 7

Schwindeltraining

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1. Gezielte Stimulation des horizontalen BogengangesDie erste Übung ist extrem einfach. Einfach den Kopf mit ver-schiedenen Geschwindigkeiten in der horizontalen Ebene bewe-gen.

An der Endposition Rechts und links für etwa 30 Sekunden die Position halten.

Abwechselnd mit offenen und geschlossenen Augen durchfüh-ren.

Abschnitt 8

Training für den horizontalen Bogengang

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Mit Nick-Bewegungen zum ErfolgDer vordere Bogengang links und der hintere Bogengang links stehen sich direkt gegenüber. Wird der eine gereizt - dann wird der andere gehemmt. Auf der Gegenseite gilt dies natürlich ge-nauso. Hier korrespondieren der vordere Bogengang rechts und der hintere Bogengang links. Man spricht von der RALP und LARP Ebene - Medizinisch heißen die Bogengänge Rechts Anterior (vorne) und Links Postfreier (hinten) - sowie Links An-terior (vorne) und Rechts Postfreier (hinten).

Dreht man den Kopf ca. 30 ° nach Rechts oder links, so dass das jeweilige Auge nach vorne schaut, und führt Nick-Bewegun-gen in Richtung Auge und Hinterkopf aus, so kann man sehr gut diese Gleichgewichtsanteile trainieren.

Auch hier gilt Zielposition immer für ca. 30 Sekunden beibehal-ten, vor der nächsten Bewegung und immer abwechselnd mit offenen und geschlossenen Augen durchführen.

und natürlich für beide Seiten genauso

Abschnitt 9

Training für den vorderen und hinteren Bogengang

"

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Genauso einfach kann man in Sitzen o-der Stehen den Utrikulus unseren „Schwankrezeptor“ trainieren.Setzen Sie sich auf einen sicher stehenden Stuhl, an dem Sie sich auch mit den Händen festhalten können, etwa auf die vor-dere Sitzhälfte. Gehen Sie jetzt mit wechselnden Geschwindig-keiten nach vorne und nach hinten. In Jeder Endposition sollten Sie wieder 10 bis 30 Sekunden verharren bis das Schwindelge-fühl verschwunden ist. Die Übungen abwechselnd mit offenen und geschlossenen Augen durchführen.

Abschnitt 10

Training des Utrikulus (1)

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-- und auch die Seitengang wollen wir nicht vergessen.

Setzen Sie sich auf einen sicher stehenden Stuhl, an dem Sie sich auch mit den Händen festhalten können, etwa auf die vor-dere Sitzhälfte. Neigen Sie jetzt mit wechselnden Geschwindig-keiten den Kopf nach rechts und links seitlich. In Jeder Endposi-tion sollten Sie wieder 10 bis 30 Sekunden verharren bis das Schwindelgefühl verschwunden ist. Die Übungen abwechselnd mit offenen und geschlossenen Augen durchführen.

Abschnitt 11

Training des Utrikulus (2)

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Der Sakkulus ist wie wir wissen haupt-sächlich für Liftbewegungen verant-wortlich

Daher ist die einfachste Trainingsmöglichkeit ganz einfache Kniebeugen. Keine Angst müssen nicht viele sein. Es gilt das gleiche: In jeder Endposition 10 bei 30 Sekunden verharren, be-vor die nächste Bewegung gemacht wird. Immer abwechselnd mit offenen und geschlossenen Augen üben.

Halten Sie sich z.B. an einem Fensterbrett oder einem an der Wand fixierten Möbelstück oder Sofarückenlehne etc. fest, bis sie sicher genug sind.

Stürze müssen vermieden werden.

Abschnitt 12

Training des Sakkulus (1)

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Wenn Sie einen Gymnastikball besit-zen, setzen sie sich drauf und hüpfen sie leicht auf und ab.

Bei dieser Übung macht es natürlich keinen Sinn, in den jeweili-gen Endpositionen zu verharren. Machen Sie satt dessen im-mer Übungen von ca. 30 sec. Sekunden Dauer.

Auch wenn ich mich wiederhole : mit offenen und geschlosse-nen Augen.

Halten Sie sich z.B. an einem Fensterbrett oder einem an der Wand fixierten Möbelstück oder Sofarückenlehne etc. fest bis sie sicher genug sind.

Stürze müssen vermieden werden.

Abschnitt 13

Training des Sakkulus (2)

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Gewusst wie - Tricks die kaum jemand kennt:Schwindeltraining funktioniert am besten, wenn man folgende Spielregeln beachtet:

Möglichst häufig üben: Lieber 10 mal / Tag für 2 Minuten, als einmal am Tag 5 Stunden.

Mit offenen aber v.a. mit geschlossenen Augen üben, damit kann man die angeborene Fixationssuppression (Unterdrü-ckung des Schwindels durch das Auge) ausschalten, und spürt den Schwindel deutlicher.

Bei Gleichgewichtsstörungen, die nicht von der Halswirbelsäule kommen, haben manuelle Behandlungen keinen oder teilweise gegensinnige Effekte

Wenn nach zwei manualtherapeutische Behandlungen oder At-lasbehandlungen keine überzeugende Besserung eingetreten ist, sollte nach anderen Ursachen geforscht werden.

Unbedingt darauf achten, dass die Sicherheit Vorrang hat. Stür-ze vermeiden lieber im Sitzen oder Liegen üben (Wer liegt kann nicht umfallen)

Wenn sie sich gut fühlen, raten wir von Kontrolluntersuchungen ab. Für den Patienten ist es unerheblich, ob sich das Gleichge-wichtsorgan erholt hat oder ob er sich daran gewöhnt hat. Wenn ein Patient, der sich gut fühlt, damit konfrontiert wird, dass der Schaden unverändert ist, dann hat man ihm keinen Gefallen getan.

Wenn man das Gefühl hat, trotz Übungen nicht voran zu kom-men, empfehlen wir Kontrollen. Denn in der Regel finden sich kleine Fortschritte, die dann wiederum motivierend wirken kön-nen.

Abschnitt 14

Schwindeltraining

8 Danksagungen, Copyright und andere wichtige Hinweise

Was ich noch sagen wollte

xcviii

Wir widmen diese Buch allen Patienten, die uns ihr Vertrauen geschenkt haben, und wünschen Ihnen baldige Genesung

Wir wünschen allen Patienten, die unter unklarem Schwindel leiden, dass jemand sich die Zeit nimmt und das Know - How besitzt ,die Ursache klarzustellen, damit sie sich nicht mehr für Ihren Schwindel schämen müssen.

Wir wünschen uns von unseren Kolleginnen und Kollegen, Heilpraktikern, Manualtherapeuten und Osteopathen, Neurologen, Psychologen, Psychiatern und allen anderen, die mit Schwindelpatienten befasst sind, das sie ihren Patienten mehr glauben, als den falschen Merksprüchen wie:

„Schwankschwindel ist Angstschwindel“

denn spätestens nach dem Lesen dieses Buches müsste jeder wissen.

„Schwankschwindel kann z.B. ein Zeichen einer Otolithenorganstörung sein“ .

Widmung

xcix

© Dr. Bodo und Mechthild Schiffmann 2015

Schwindelambulanz Sinsheim" " im HNO - Zentrum SinsheimAlte Waibstadter Str. 2c74889 Sinsheim

http://www.schwindelambulanz-sinsheim.de

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