UndnachderShowmitdemPanzerinsEmsland · es in sich. Im Emder Jugend- ... rischem Dialekt, wie es...

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MONTAG, DEN 29. FEBRUAR 2016 THEMA OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 10 EMDEN - Zotige Witze, derbe Sprüche und buchstäblich schwarzer Humor – die dritte Hauptrunde beim 4. Ostfrie- sischen Kleinkunstpreis hatte es in sich. Im Emder Jugend- und Kulturzentrum „Alte Post“ gingen der Gastgeber „Ausbilder Schmidt“ (Holger Müller) und die Kandidaten am Freitag bis an die Grenze des guten Geschmacks, aber nie darüber hinweg. Es ge- wann der bayerische Come- dy-Kabarettist Simon Pearce (wir berichteten), der damit als letzter ins Finale am kom- menden Sonnabend in Leer einzog. Der Tagessieg bringt den 34-Jährigen, der in einem Vorort von München auf- wuchs, mächtig ins Schwit- zen. Denn für den 4. und 6. März hat er bereits für nächtliche Filmdrehs zuge- sagt. Nun muss er schauen, dass er zwischendurch die Zugfahrt für einen erneuten Auftritt beim Kleinkunstwett- bewerb der Ostfriesen-Zei- tung und der ostfriesischen Sparkassen einschiebt. Ein gut gemeinter Rat: In Emden schlägt ihm jemand vor, er solle doch das schnel- lere Flugzeug nehmen. Die Idee sei ja gut, antwortet der Sieger lachend. Aber er sei froh, wenn er überhaupt durch den Münchner Haupt- bahnhof gelassen werde vom Gang durch den Flugha- fen ganz zu schweigen. Denn: Simon Pearce sieht weder aus wie der klassische Bayer noch wie der klassi- sche Deutsche oder Europä- er. Der Sohn eines Nigeria- ners formuliert es so: „Ich trage die politische Gesin- nung von vielen bayerischen Landsleuten bereits auf der Haut.“ Während seines Auftritts vor rund 120 Zuschauern in der „Alten Post“ erzählt Pearce mit Humor und baye- rischem Dialekt, wie es sich anfühlt, „allein unter Schwarzen“ aufzuwachsen. Das hat Klasse, zumal er sich die Freiheit zu reichlich poli- tischer Unkorrektheit nimmt. Auf Dialekte und derbe Sprüche versteht sich aber auch Edno Bommel. Der „Sachse aus dem nahen Os- ten“ legt den Finger tief in die deutsch-deutsche Wun- de. Er erzählt, dass er sich im Emder Rathaus nach seiner Ankunft am Nachmittag schon zum fünften Mal das Begrüßungsgeld abgeholt ha- be und regt sich fürchterlich über die Schlaglö- cher in der Stadt auf: „Leck mich am Besen, da zer- rammel’ ich mir die Stoßdämp- fer“, sächselt Bommel. „Kommt mal in den Osten, wo euer ganzes Geld ist.“ Eine studierte Pantomi- min: Tief im Westen lebt die Wiesbadenerin Katalyn Bohn. Sie hat ein „Dipl-Pant“ – will heißen: Sie ist diplo- mierte Pantomimin. Die Urkunde zeigt sie in Emden dem Publikum, ehe sie halb sprechend, halb darstellend auf die Alternativ- medizin, ADHS- Monster und die Partnerwahl im Wandel der Zeit eingeht. Ein Bild, das bleibt: Kata- lyn Bohn mit ei- ner Tagesschau- mit-Judith-Ra- kers-Maske. Das einzige Duo an die- sem Abend heißt „Wurst- geld“ und ist aus Hannover angereist. Tim und Tim sin- gen vom Mader, der gerade noch da war (ehe sie ihn überfuhren), und machen Hip-Hop mit ihren Hosen. Das schnelle Auf- und Zuzie- hen ihrer Reißverschlüsse vor Mikrofonen auf Schritthöhe klingt tatsächlich wie das Scratchen von Schallplatten. Darauf muss man erstmal kommen! Fröhliche Töne aus trau- rigen Körperteilen: Bei an- deren Tönen hält das schräge Paar sich dann aber zurück und überlässt diese der Fan- tasie seiner Zuhörer: „Aus ei- nem traurigen Arsch kommt nie ein fröhlicher Furz“, sagt einer der beiden Tims. Damit endet die Vorstellung in tosendem Applaus. Der Abend wäre aber nicht komplett erzählt, ohne über Holger Müller geredet zu ha- ben. Denn der künstlerische Leiter des Ostfriesischen Kleinkunstpreises, der be- kanntlich kein Kind von Traurigkeit ist, bläst auch in Emden als „Drecksack Aus- bilder Schmidt“ zum Frontal- angriff. Seine Lieblingsfein- de: die Emsländer. Ob der „Ausbilder“ tatsächlich noch dem Publikumswunsch ge- folgt und nach der Show mit dem Panzer zum großen Ri- valen der Ostfriesen gefahren ist, sei dahingestellt. Haupt- sache, er ist gemeinsam mit Simon Pearce pünktlich zum Finale in Leer wieder da. VON GORDON PÄSCHEL Die dritte Wettbewerbs- runde war nichts für Zartbesaitete. Die Kandi- daten und „Ausbilder Schmidt“ testeten in Em- den die Grenze des guten Geschmacks – mit Erfolg. Stummer Schrei: Katalyn Bohn zeigte dem Emder Publikum erst ihr Pantomime-Diplom und dann ihr Können. BILDER: ORTGIES Und nach der Show mit dem Panzer ins Emsland Derbe Sprüche und schwarzer Humor beim Ostfriesischen Kleinkunstpreis / Simon Pearce zieht als letzter ins Finale ein _________ ______________________ EDNO BOMMEL „Leck mich am Besen, da zer- rammel’ ich mir die Stoß- dämpfer“ Schräge Töne: Das Duo „Wurstgeld“ philosophierte über traurige Ärsche und fröhliche Fürze. Schräges Programm: Edno Bommel lästerte säch- selnd über Schlaglöcher in Emden ab. Schräger Humor: Simon Pearce erzählte, wie es ist, in Bayern „allein unter Schwarzen“ zu leben. Schräge Idee: Katalyn Bohn spielte als lebendige Tagesschau-mit-Judith-Rakers-Maske. Im Theater an der Blin- ke in Leer treten in die- ser Woche (Sonnabend, 20 Uhr) die drei Haupt- runden-Gewinner zum Finale um den 4. Ostfrie- sischen Kleinkunstpreis an. Es sind Thorsten Bär, Liza Kos und Simon Pearce. Der Sieger des Juryentscheids bekommt 2000 Euro. Tickets gibt es in allen Kundenzentren und Media-Stores der Zei- tungsgruppe Ostfries- land sowie im Internet unter www.oz-online.de. Das Finale in Leer Die ostfriesischen Sparkassen OSTFRIESISCHER KLEINKUNSTPREIS O KK KK P IE UNSTPREIS ESISCHER R UNSTPREIS

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MONTAG, DEN 29. FEBRUAR 2016 T HE M A OSTFRIESEN-ZEITUNG, SEITE 10

EMDEN - Zotige Witze, derbeSprüche und buchstäblichschwarzer Humor – die dritteHauptrunde beim 4. Ostfrie-sischen Kleinkunstpreis hattees in sich. Im Emder Jugend-und Kulturzentrum „AltePost“ gingen der Gastgeber„Ausbilder Schmidt“ (HolgerMüller) und die Kandidatenam Freitag bis an die Grenzedes guten Geschmacks, abernie darüber hinweg. Es ge-wann der bayerische Come-dy-Kabarettist Simon Pearce(wir berichteten), der damitals letzter ins Finale am kom-menden Sonnabend in Leereinzog.

Der Tagessieg bringt den34-Jährigen, der in einemVorort von München auf-wuchs, mächtig ins Schwit-zen. Denn für den 4. und6. März hat er bereits fürnächtliche Filmdrehs zuge-sagt. Nun muss er schauen,dass er zwischendurch dieZugfahrt für einen erneutenAuftritt beim Kleinkunstwett-bewerb der Ostfriesen-Zei-tung und der ostfriesischenSparkassen einschiebt.

Ein gut gemeinter Rat: InEmden schlägt ihm jemandvor, er solle doch das schnel-lere Flugzeug nehmen. DieIdee sei ja gut, antwortet derSieger lachend. Aber er seifroh, wenn er überhauptdurch den Münchner Haupt-bahnhof gelassen werde –vom Gang durch den Flugha-fen ganz zu schweigen.Denn: Simon Pearce siehtweder aus wie der klassischeBayer noch wie der klassi-sche Deutsche oder Europä-er. Der Sohn eines Nigeria-ners formuliert es so: „Ichtrage die politische Gesin-

nung von vielen bayerischenLandsleuten bereits auf derHaut.“

Während seines Auftrittsvor rund 120 Zuschauern inder „Alten Post“ erzähltPearce mit Humor und baye-rischem Dialekt, wie es sichanfühlt, „allein unterSchwarzen“ aufzuwachsen.Das hat Klasse, zumal er sichdie Freiheit zu reichlich poli-tischer Unkorrektheit nimmt.

Auf Dialekte und derbeSprüche versteht sich aberauch Edno Bommel. Der„Sachse aus dem nahen Os-ten“ legt den Finger tief indie deutsch-deutsche Wun-de. Er erzählt, dass er sich imEmder Rathaus nach seiner

Ankunft am Nachmittagschon zum fünften Mal dasBegrüßungsgeld abgeholt ha-be und regt sich fürchterlichüber die Schlaglö-cher in der Stadtauf: „Leck micham Besen, da zer-rammel’ ich mirdie Stoßdämp-fer“, sächseltBommel. „Kommtmal in den Osten,wo euer ganzesGeld ist.“

Eine studierte Pantomi-min: Tief im Westen lebt dieWiesbadenerin KatalynBohn. Sie hat ein „Dipl-Pant“– will heißen: Sie ist diplo-

mierte Pantomimin. DieUrkunde zeigt sie in Emdendem Publikum, ehe sie halbsprechend, halb darstellend

auf die Alternativ-medizin, ADHS-Monster und diePartnerwahl imWandel der Zeiteingeht. Ein Bild,das bleibt: Kata-lyn Bohn mit ei-ner Tagesschau-mit-Judith-Ra-kers-Maske.

Das einzige Duo an die-sem Abend heißt „Wurst-geld“ und ist aus Hannoverangereist. Tim und Tim sin-gen vom Mader, der geradenoch da war (ehe sie ihn

überfuhren), und machenHip-Hop mit ihren Hosen.Das schnelle Auf- und Zuzie-hen ihrer Reißverschlüsse vorMikrofonen auf Schritthöheklingt tatsächlich wie dasScratchen von Schallplatten.Darauf muss man erstmalkommen!

Fröhliche Töne aus trau-rigen Körperteilen: Bei an-deren Tönen hält das schrägePaar sich dann aber zurückund überlässt diese der Fan-tasie seiner Zuhörer: „Aus ei-nem traurigen Arsch kommtnie ein fröhlicher Furz“, sagteiner der beiden Tims. Damitendet die Vorstellung – intosendem Applaus.

Der Abend wäre aber nichtkomplett erzählt, ohne überHolger Müller geredet zu ha-ben. Denn der künstlerischeLeiter des OstfriesischenKleinkunstpreises, der be-kanntlich kein Kind vonTraurigkeit ist, bläst auch inEmden als „Drecksack Aus-bilder Schmidt“ zum Frontal-angriff. Seine Lieblingsfein-de: die Emsländer. Ob der„Ausbilder“ tatsächlich nochdem Publikumswunsch ge-folgt und nach der Show mitdem Panzer zum großen Ri-valen der Ostfriesen gefahrenist, sei dahingestellt. Haupt-sache, er ist gemeinsam mitSimon Pearce pünktlich zumFinale in Leer wieder da.

VON GORDON PÄSCHEL

Die dritte Wettbewerbs-runde war nichts fürZartbesaitete. Die Kandi-daten und „AusbilderSchmidt“ testeten in Em-den die Grenze des gutenGeschmacks – mit Erfolg.

Stummer Schrei: Katalyn Bohn zeigte dem Emder Publikum erst ihr Pantomime-Diplom und dann ihr Können. BILDER: ORTGIES

Und nach der Show mit dem Panzer ins EmslandDerbe Sprüche und schwarzer Humor beim Ostfriesischen Kleinkunstpreis / Simon Pearce zieht als letzter ins Finale ein

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______________________EDNO BOMMEL

„Leck mich amBesen, da zer-rammel’ ich

mir die Stoß-dämpfer“

Schräge Töne: Das Duo „Wurstgeld“ philosophierteüber traurige Ärsche und fröhliche Fürze.

Schräges Programm: Edno Bommel lästerte säch-selnd über Schlaglöcher in Emden ab.

Schräger Humor: Simon Pearce erzählte, wie es ist, inBayern „allein unter Schwarzen“ zu leben.

Schräge Idee: Katalyn Bohn spielte als lebendigeTagesschau-mit-Judith-Rakers-Maske.

Im Theater an der Blin-ke in Leer treten in die-ser Woche (Sonnabend,20 Uhr) die drei Haupt-runden-Gewinner zumFinale um den 4. Ostfrie-sischen Kleinkunstpreisan. Es sind ThorstenBär, Liza Kos und SimonPearce. Der Sieger desJuryentscheids bekommt2000 Euro.

Tickets gibt es in allenKundenzentren undMedia-Stores der Zei-tungsgruppe Ostfries-land sowie im Internetunter www.oz-online.de.

Das Finale in Leer

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