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181 9. Wärmelehre Wärmeenergie: statistisch verteilte kinetische und potentielle Energie in einem System (relativ zum Grundzustand) Temperatur: Maß für mittlere kinetische Energie eines Systems (im Schwerpunktssystem) Bemerkung: potentielle und kinetische Energie nehmen mit der Temperatur zu; aber nur die kinetische Energie ist streng proportional zur Temperatur Es gilt: Zwei Systeme in Kontakt tauschen Wärmeenergie aus, bis sie im thermischen Gleichgewicht sind. Genauer: Ist System A mit System C und System B mit System C im thermischen Gleichgewicht, so sind auch A und B im thermischen Gleichgewicht. „Nullter Hauptsatz der Thermodynamik“ Dient als theoretische Grundlage der Temperaturmessung (System C kann als Thermometer verwendet werden) 182 9.1 Temperaturskala Temperatur T Einheit Kelvin [K] Definition: 0 K : absoluter Nullpunkt (keinerlei kinetische Energie mehr im System) 273.16 K: Tripelpunkt des Wassers (Eis, Wasser und Dampf sind gleichzeitig vorhanden; der Druck beträgt 612 Pa) Damit ist die gesamte Temperaturskala festgelegt! Bemerkung: Die Kelvin-Skala entspricht der Celsius-Skala, sie ist nur verschoben. Die Celsius-Skala ist definiert über 0° C : Schmelzpunkt des Wassers bei 1.013 bar (273.15 K) 100° C : Siedepunkt des Wassers bei 1.013 bar (373.15 K)

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  • 181

    9. Wärmelehre

    Wärmeenergie: statistisch verteilte kinetische und potentielleEnergie in einem System(relativ zum Grundzustand)

    Temperatur: Maß für mittlere kinetische Energie einesSystems (im Schwerpunktssystem)

    Bemerkung: potentielle und kinetische Energie nehmenmit der Temperatur zu; aber nur die kinetische Energieist streng proportional zur Temperatur

    Es gilt: Zwei Systeme in Kontakt tauschen Wärmeenergieaus, bis sie im thermischen Gleichgewicht sind.

    Genauer: Ist System A mit System C und System B mit System C im thermischen Gleichgewicht, so sindauch A und B im thermischen Gleichgewicht.

    „Nullter Hauptsatz der Thermodynamik“

    Dient als theoretische Grundlage der Temperaturmessung(System C kann als Thermometer verwendet werden)

    182

    9.1 Temperaturskala

    Temperatur T Einheit Kelvin [K]

    Definition: 0 K : absoluter Nullpunkt(keinerlei kinetische Energiemehr im System)

    273.16 K: Tripelpunkt des Wassers(Eis, Wasser und Dampf sindgleichzeitig vorhanden; der Druck beträgt 612 Pa)

    Damit ist die gesamte Temperaturskala festgelegt!

    Bemerkung: Die Kelvin-Skala entspricht der Celsius-Skala,sie ist nur verschoben.

    Die Celsius-Skala ist definiert über

    0° C : Schmelzpunkt des Wassersbei 1.013 bar (273.15 K)

    100° C : Siedepunkt des Wassers bei1.013 bar (373.15 K)

  • 183

    Ausnutzung thermischer Effekte:

    • Druck

    • Materialausdehnung

    • elektrischer Widerstand

    • thermoelektrische Spannung

    • Strahlungsleistung

    • etc.

    9.2 Temperaturmessung: Thermometer

    9.2.1 Gasdruckthermometer

    Für ein ideales Gas gilt:

    TNkpV B=

    p DruckV VolumenN Anzahl Gasteilchen

    (Atome oder Moleküle)T Temperatur

    kB : Boltzmann - Konstante

    kB = 1.38 10-23 J/K

    184

    Definition: Avogadro-Zahl NA (Zahl der Atome pro mol)

    1 mol Atome 12C haben eine Masse von 12g

    ⇒ NA = 6.022*1023 1/mol

    Damit: RTNTkNNTNkpV molBAmolB ===

    R = NAkB = 8.31 J/Kmol

    In molaren Einheiten:

    ⇒ der Druck ist (bei festem Volumen) streng proportionalzur Temperatur:

    00

    Tp p

    T=

    Wird ausgenutzt beim Gasthermometer.Klassischer Aufbau:

    Gas

    Hg

    flexibleVerbindung

    Höhe wird konstantgehalten

    h

    Druck im Behälter: Lp p h gρ= +

  • 185

    Bei der Eichtemperatur (z.B. 273.15 K):

    0 0Lp p h gρ= +

    Bei einer anderen Temperatur ist dann:

    00

    L

    Tp p p h g

    Tρ= = +

    ⇒ 0 0 00

    ( 1) ( )T

    p p p h h gT

    ρ− = − = −

    00 0

    1 ( )T g

    h hT p

    ρ− = −⇒

    ⇒0

    0 00

    ( )gT

    T h h Tp

    ρ= − +

    Erlaubt präzise absolute Temperaturmessung!

    9.2.2 Ausdehnungsthermometer

    Die thermische Ausdehnung ist bei vielen Materialienin breiten Temperaturbereichen proportional zurTemperatur.

    186

    Längenausdehnung: )1(0 Tll α+=

    α: Ausdehnungskoeffizient

    Werte: Eisen α = 12*10-6 1/KQuartz α = 0.51*10-6 1/K

    Volumenausdehnung: )1(0 TVV γ+=

    γ: Volumenausdehnungskoeffizient

    Werte: Benzol γ = 10.6*10-4 1/KQuecksilber γ = 1.8*10-4 1/K

    Gegenbeispiel: Wasser hat seine maximale Dichte bei 4°C

    ⇒ γ =0 bei T= 4°Cγ

  • 187

    Thermometer Kapillare (Radius r)

    Flüssigkeit(Volumen V0)

    ∆x

    Eine geringe Veränderung des Volumens erzeugt einestarke Verschiebung in der Kapillare

    xrTVV ∆=∆=∆ 20 πγ

    Tr

    Vx ∆=∆⇒ γ

    π 20

    (durch Wahl von Volumen und Kapillarradius läßt sich die Verschiebung ∆x für eine gegebene Temperaturveränderungbeliebig groß machen!)

    Die Temperatur ist dann also

    2

    0

    rT x

    V

    πγ

    ∆ = ∆

    Hier ist zu beachten, dass r und V0 ebenfalls von der Temperatur abhängen, und dass der Ausdehnungskoeffizientnur in einem beschränkten Temperaturbereich gültig ist.Ein solches Thermometer muss daher an möglichstvielen Temperaturfixpunkten geeicht werden.

    188

    9.3 Wärmekapazität

    Freiheitsgrad:jede verallgemeinerte Orts- und Impulsvariableeines Systems, die quadratisch in die Gesamtenergieeingeht (ausgenommen Schwerpunktskoordinaten)

    Konkret: jede unabhängig wählbare kinetische Energie und (bei Vibrationen) potentielle Energie bildet einen Freiheitsgrad

    Gleichverteilungssatz:im thermischen Gleichgewicht ist jeder Freiheitsgrad eines Systems im zeitlichen Mittel mit der Energie

    angeregt.

    12 B

    k T

    Definition:dQ

    CdT

    = Q: WärmeenergieWärmekapazität

    Spezifische Wärmekapazität:1 dQ

    cM dT

    = M: Systemmasse

    Genauer: Wärmekapazität bei konstantem Volumen

    Wärmekapazität bei konstantem Druck

    VC

    pC

  • 189

    Beispiel: 1-atomiges ideales Gas

    m v�

    Atom

    2

    21

    vmEkin�= pro Atom

    222

    21

    21

    21

    zyx mvmvmv ++=

    3 unabhängige Energien

    ⇒ 3 Freiheitsgrade (f=3)

    Gesamtenergie des Gases (mit N Atomen):

    1 32 2ges B B

    E Q N f k T Nk T= = =

    Wärmekapazität:32V B

    C Nk=

    Bei „einfachen“ Systemen gilt:

    1 12 2tot B B

    Q f k T N f k T= =

    1 12 2tot B B

    C f k N f k= =

    ftot : totale Zahl der Freiheitsgrade; f: Freiheitsgrade pro Atom

    190

    Beispiel: 2-atomiges ideales Gas

    mω�

    2222

    2421

    21

    rD

    rm

    JvMEkin +++= ɺ�� ω

    hier ist die kinetische Energie eines Moleküls:

    mr

    Freiheitsgrade: f = 3 + 3 + 1 + 1 = 8

    Aber: wegen quantenmechanischer Effekte sind Rotationenmit kleinem Trägheitsmoment und Molekülvibrationen beiZimmertemperatur meist nicht angeregt

    ⇒ f = 3 + 2 + 0 + 0 = 5

    (die Rotation um die Molekülachse und die Vibrationwerden nicht angeregt)

    Die Gesamtenergie des Gases ist damit:

    52ges B

    E Q N k T= =

    Translation RotationVibration

    (kin. und pot. Energie)

    52V B

    C N k T=

  • 191

    Beispiel: Festkörper

    m

    Energie pro Atom22

    21

    21

    rDvmE�� +=

    ⇒ f = 3 + 3 = 6

    Gesamtenergie: 3 BQ N k T=

    Wärmekapazität 3V BC N k=

    Dulong-Petit-Gesetz

    Feste Stoffe haben also eine Wärmekapzität von

    4.14 10-23 J/K pro Atom = 24.84 J/(K mol)

    Die spezifische Wärmekapazität ist:

    3 3 3B B BV

    At At

    N k N k kc

    M Nm m= = =

    Stoffe mit großen Atommassen haben geringe spezifische Wärmekapazitäten!

    Zahlenwerte

    C [J/K]1cm3cp [J/kgK]ρ [g/cm3]mAt [u]Material

    1.4612911.35207.2Blei

    2.428972.7027.0Aluminium

    3.173778.467.3Messing

    192

    Bemerkung: auch bei Festkörpern gilt: je tiefer die Temperatur,desto weniger Vibrationsmoden sind angeregt(nur solche mit etwa )Bk Tω

  • 193

    9.3 Kinetische Gastheorie: Gasdruck

    Gasgefülltes Volumen

    FlächeA

    Druck entsteht durchImpulsübertrag beiStößen der Gasteilchenmit der Wand

    Abschätzung der Zahl der Stöße mit der Wand

    Annahme: alle Teilchen haben die gleiche Geschwindigkeit vund bewegen sich nur in x-, y- oder z-Richtung

    ⇒ im Zeitraum ∆t treffen 1/6 der Teilchen im Volumenv ∆t A auf die Fläche A

    Die Zahl der Stöße ist also

    16

    z nv tA∆= n: Teilchendichte

    V

    Nn At=

    Der Impulsübertrag dabei ist:

    tAnmvzmvp ∆==∆ 231

    2

    Die erzeugt eine Kraft:

    Anmvt

    pF 2

    31=

    ∆∆=

    194

    und damit den Druck:

    22

    232

    31

    vm

    nnmvA

    Fp ===

    TkV

    NTnkTknnE BBBkin ==== 2

    332

    32

    Die Zustandsgleichung des idealen Gases lautet damit:

    BpV N k T=

    Eine genauere Behandlung sollte die statistische Verteilungder Geschwindigkeiten berücksichtigen.

    9.3.1 Boltzmann-Verteilung

    Im thermischen Gleichgewicht ist die Wahrscheinlichkeit,einen Zustand mit Energie E zu besetzen, gegeben durch

    /( ) BE k Tf E a g e−= Boltzmann-Verteilung

    g: Zahl der Zustände mit Energie E („Entartung“)a: Normierungsfaktor

  • 195

    Damit folgt für die Geschwindigkeitsverteilung in einem Gas:

    Die kinetische Energie für ein Gasteilchen ist:

    212

    E mv= �

    Alle Geschwindigkeitsvektoren zu einer gegebenen Energie bilden also eine Kugelschale im dreidimensionalen Geschwindigkeits-raum. Nimmt man an, dass jeder mögliche Vektor eine endliche Flächeauf dieser Kugelschale ausfüllt, gibt es endlich viele mögliche Vektoren, deren Zahl proportional zur Fläche der Kugelschale(d.h. zu v2) ist. Es gilt hier also

    2( )g v v∝

    23/2

    /2 22( )B

    mv k T

    B

    mf v v e

    k Tπ− =

    Maxwell-Verteilung

    Die Normierungsfaktoren sind so gewählt, dass

    0

    ( ) 1f v dv∞

    =∫

    196

    Verteilung derGeschwindigkeitender Molekülein Luft für verschiedeneTemperaturen

    Diskussion:

    Wahrscheinlichste Geschwindigkeit (Maximum von f(v) ):

    2 Bw

    k Tv

    m=

    Mittlere Geschwindigkeit:

    0

    8( ) B

    k Tv v f v dv

    = =∫

    Mittlere quadratische Geschwindigkeit:

    2

    0

    3( ) B

    k Tv v f v dv

    m

    = =∫

  • 197

    Damit ist die mittlere kinetische Energie:

    2 2 32 2 2

    Bkin

    k Tm mE v v

    m= = =

    (3 Freiheitsgrade!)

    0 1 2 3

    Maxwell-Boltzmann-Verteilung

    vw

    2/ k TBm

    v

    f(v)

    9.3.2 Berechnung des Gasdrucks

    v�v

    v�

    v�

    xv

    Für den Druck auf die Fläche A zählt nur die Geschwindigkeitskomponentesenkrecht zu A (hier vx).

    1D Geschwindigkeitsverteilung:

    2 /21( )

    2

    x Bm

    v k T

    xB

    mf v e

    k Tπ−

    =x

    198

    Zahl der Stöße auf Fläche A in Zeit ∆t :

    0

    ( )x x xZ nv tAf v dv∆∞

    = ∫

    ( ) 1x xf v dv∞

    −∞

    =∫Normierung:

    (nur positive vx tragen bei!)

    Impulsübertrag bei jedem Stoß:

    2s xp mv∆ =

    Gesamter Impulsübertrag in Zeit ∆t :

    0

    2 ( )x x x xp mv nv tAf v dv∆ ∆∞

    = ∫2

    0

    2 ( )x x x

    n tAm v f v dv∆∞

    = ∫

    Die mittlere quadratische Geschwindigkeit ist dann:

    2 2 ( ) Bx x x xk T

    v v f v dvm

    −∞

    = =∫

    also 2, 2 2B

    kin x x

    k TmE v= = (1 Freiheitsgrad!)

    Bn tAk T∆=

    (auch negativeWerte möglich!)

  • 199

    Der Druck ist damit:B B

    p Np n k T k T

    tA V

    ∆∆

    = = =

    alsoBpV N k T=

    Auch bei expliziter Berücksichtigung der statistischen Verteilung derGeschwindigkeiten erhält man das ideale Gasgesetz!

    9.4 Druckarbeit

    Gasp

    Kolben

    A

    F

    ∆x Geleistete Arbeit:W F x pA x p V∆ ∆ ∆ ∆= = =

    Führt zur Erwärmung des Gases!

    Mikroskopische Beschreibung: betrachten ideales Gas, Geschwindigkeit aller Gasteilchen v0, nur Richtungen x,y, oder z.

    Während der Kompression bewege sich der Kolben mitGeschwindigkeit vK; die Gasteilchen werden bei der Reflektion beschleunigt:

    vK

    v0 v‘

    0' 2 Kv v v= +

    Dies führt zu einem Energiegewinnpro auftreffendem Teilchen:

    2 2 2 2 20 0 0 0' ( 4 4 )2 2 2T K K

    m m mE v v v v v v v∆ = − = + + −

    02 Kmv v≈ (für ) 0Kv v≪

    200

    In der Zeit ∆t ist dann die Energieerhöhung des Gases:

    20 0 0

    1 12

    6 3T K KE Z E nv A t mv v n mv Av t∆ ∆ ∆ ∆= = =

    13

    3 B Bn

    n k T V k T V p V WV

    ∆ ∆ ∆ ∆= = = =

    (unabhängig von der Kolbengeschwindigkeit vK!)

    Die Erhöhung der inneren Energie des Gases (der kinetischenEnergie aller Gasteilchen) entspricht der geleisteten Arbeit!

    9.5 1. Hauptsatz

    Für ein System, das an seine Umgebung nur durch Wärmübertragund Arbeit gekoppelt ist, gilt:

    WQU ∆+∆=∆1. Hauptsatz der Thermodynamik(Energieerhaltung)

    Zugeführte Wärme (Q) oder am System geleistete Arbeit (W) erhöht die innere Energie (U) des Systems.

    Andere Formulierung: es gibt kein perpetuum mobile, d.h. eine Maschine, die Arbeit leistet, ohne Energie zu verbrauchen (also ohne die innere Energie des Systems zu senken oder Wärme zugeführt zu bekommen).

    Falls nur Druckarbeit möglich ist:

    dQ dU pdV= +dU dQ pdV= − ⇒

  • 201

    Beispiel: ideales Gas

    Innere Energie:2V Bf

    U C T N k T= =

    Damit:2 Bf

    dQ dU pdV N k dT pdV= + = +

    VdU C dT=

    Bemerkung: W bezeichnet die am System geleistete Arbeit

    Volumenvergrößerung: 0 0dV dW pdV> ⇒ = − <System leistet Arbeit

    Volumenverkleinerung: 0 0dV dW pdV< ⇒ = − >Es wird Arbeit am System geleistet

    9.5.1 Isobare Wärmekapazität

    Gasp A

    F=konst.

    dQ

    Bei Zuführung der Wärmeenergie dQdehnt sich das Gas aus und leistetDruckarbeit⇒ geringere Temperaturerhöhung als

    bei festem Volumen

    Bei konstantem Druck gilt: BpdV n k dT=

    ⇒ ( )V B V BdQ dU pdV C dT Nk dT C Nk dT= + = + = +

    .p V B

    p konst

    dQC C Nk

    dT == = +⇒

    202

    22 2p B B Bf f

    C N k Nk N k+= + =

    Hieraus ergibt sich das Verhältnis der beiden Wärmekapazitäten:

    2p

    V

    C f

    C fγ+= = Adiabaten-koeffizient

    9.5.2 Zustandsänderungen

    Änderungen eines Systems können unter verschiedenen Bedingungen stattfinden:

    • isotherm : T konstant• isochor : V konstant• isobar : p konstant• adiabatisch : ∆Q=0 (kein

    Wärmeaustausch)

    Mit :2V Bf

    C N k=

    Isobare Wärmekapazität

    Für ideale Gase folgt:

    T

    Isothermer Fall

    TdQ

    Wärmebad

    dWT konstant ⇒ U konstant (dU=0)

    dQ dW pdV= − =⇒Endliche Volumenänderung:

    0 0 0

    lnV V

    B B

    V V

    N VQ pdV k TdV Nk T

    V V∆ = = =∫ ∫

  • 203

    Vom System geleistete Arbeit:

    0

    lnS BV

    W W Q Nk TV

    ∆ ∆ ∆= − = =

    Die auf das System übertragene Wärmeenergie wird vollständigin Arbeit umgesetzt, die innere Energie ändert sich nicht.

    V

    Isochorer Fall

    dQ

    Volumen konstant ⇒ dW=0

    VQ U C T∆ ∆ ∆= =⇒

    Übertragene Wärme wird vollständigin innere Energie umgesetzt(die Temperatur erhöht sich)

    Isobarer Fall

    V

    p

    dQ dU dW C dT pdV

    C dT

    = − = +=p

    dQ

    dW

    ⇒ p pB

    pQ C T C V

    Nk∆ ∆ ∆= =

    S BW W p V Nk T∆ ∆ ∆ ∆= − = =

    Umsetzung der übertragenen Wärme in innere Energie und Arbeit

    Damit gilt auch:1V

    Vp

    CU C T Q Q

    C∆ ∆ ∆ ∆

    γ= = =

    BS

    p

    NkW Q

    C∆ ∆=

    204

    Isolation

    dW

    Adiabatischer Fallkein Wärmeübertrag ⇒ dQ=0

    VdU C dT dW pdV= = = −

    Vom System geleistete Arbeit:

    S VW C T∆ ∆= −

    Für die Änderung von der Temperatur in Abhängigkeit vom Volumen folgt:

    0

    ( , )V

    V

    V

    U C T p V T dV∆ ∆= = −∫⇒

    Lösung: 2

    0 0

    fT V

    T V

    =

    Adiabatengleichung

    Andere Formulierungen durch Einsetzen des idealen Gasgesetzes

    0 0 0

    pV T

    p V T=

    2

    0 0 0

    f

    fp V V

    p V V

    γ+− −

    = =

    2

    2

    0 0

    f

    p T

    p T

    +

    =

  • 205

    Beispiel: adiabatische Kompression kann zu starker Temperaturerhöhung führen (hier für Luft)

    0

    120

    V

    V=

    2

    5

    00

    300K *3.31 994KV

    T TV

    = = =

    Druckerhöhung dabei:

    7

    5

    00

    66.3 barV

    p pV

    = =

    9.5.2 Adiabatische Kompressibilität

    Aus

    1

    00

    pV V

    p

    γ−

    =

    folgt

    11

    0 1

    0

    1 1( ) ( )

    dV p VV

    dp pp

    γ

    γγ γ

    − −

    −= − = −

    Damit ist die adiabatsiche Kompressibilität:

    1 1 1dV VV dp V p

    κγ

    = − = − −

    1p

    κγ

    =⇒

    206

    9.6 Wärmekraftmaschinen

    Wärmeenergie kann in mechanische Arbeit umgewndelt werden; bei zyklischen Prozessen allerdings nicht mit 100% Wirkungsgrad!

    9.6.1 Carnot-ProzessBeschreibt eine idealisierte Wärmekraft-Maschine. Ein Zyklus besteht aus 4 Schritten:

    1.

    ∆W1

    T1T1

    Isotherme Expansion V 1 → → → → V2vom System geleistete Arbeit:

    21 1

    1

    lnBV

    W Nk TV

    ∆ =auf das System übertragene Wärme:

    1 1Q W∆ ∆=

    2.

    ∆W2

    T1→T2

    Adiabatische Expansion V 2 → → → → V3vom System geleistete Arbeit:

    2 1 2( )VW U C T T∆ ∆= − = −auf das System übertragene Wärme:

    2 0Q∆ =

    3.

    ∆W3

    T2

    Isotherme Kompression V 3 → → → → V4vom System geleistete Arbeit:

    auf das System übertragene Wärme:

    3 3Q W∆ ∆=

    T2

    43 2

    3

    lnBV

    W Nk TV

    ∆ = (

  • 207

    4.

    ∆W4

    T2→T1

    Adiabatische Kompression V 4 → → → → V1vom System geleistete Arbeit:

    4 1 2( )VW U C T T∆ ∆= − = − −auf das System übertragene Wärme:

    4 0Q∆ =

    Bei den adiabatischen Schritten gilt:

    23 2

    2 1

    f

    V T

    V T

    − =

    und2

    1 1

    4 2

    f

    V T

    V T

    − =

    ⇒ 32

    1 4

    VV

    V V= bzw. 2 4

    1 3

    ln lnV V

    V V= −

    Die vom System geleistete Arbeit ist also:

    1 2 3 4SW W W W W∆ ∆ ∆ ∆ ∆= + + +2 4

    1 1 2 2 1 21 3

    ln ( ) ln ( )B V B VV V

    Nk T C T T Nk T C T TV V

    = + − + − −

    21 2

    1

    ( ) lnBV

    Nk T TV

    = −

    Die dem Wärmebad 1 entnommene Wärmeenergie ist:

    21 1 1

    1

    lnBV

    Q W Nk TV

    ∆ ∆= =

    208

    Der Wirkungsgrad (geleistete Arbeit durch zugeführte Wärme)ist damit:

    1 2 2

    1 1 1

    1SW T T T

    Q T T

    ∆η∆

    −= = = −

    Der Wirkungsgrad ist immer kleiner als 1 (und umso größer, je größer das Verhältnis der Temperaturen der Wärmebäder T1/T2 ist)

    Dieser für den Carnot-Prozess gefundene Wirkungsgradgilt allgemein; es gibt keinen Wärmekraftprozess, der einenbesseren Wirkungsgrad hat.

    T1

    T2

    W

    Q2

    Q1

    Schematisch:

    C

    Wärmebad 1

    Wärmebad 2

    Carnot-Prozeß

    Es gilt:

    1 2Q W Q= +

    1W Qη=

    Die Wärmebad 1 entnommeneWärme wird teilweise in Arbeitumgewandelt und teilweise Wärmebad 2 zugeführt.

  • 209

    Auftragung im pV-Diagramm

    1Bp Nk T V

    =

    0 0

    1p p V

    γ=

    T1

    T2

    V1

    V2

    V4

    V4

    ∆W

    p

    V

    Isothermen

    Adiabaten

    Carnot-Prozeß

    Fläche unter den Kurven: pdV∫ (vom oder am Systengeleistete Arbeit)

    ⇒ die im pV-Diagramm umlaufene Fläche ist die proZyklus geleistete Arbeit ∆W

    9.6.2 Stirling-Motor

    Die adiabatischen Schritte des Canot-Prozesses werden hierdurch eine einfache isochore Temperaturänderung desArbeitsmediums ersetzt.

    1. Isotherme Expansion2. Isochore Temperaturänderung3. Isotherme Kompression4. Isochore Temperaturänderung

    Damit ergeben sich die folgenden vier Schritte:

    210

    Der Stirling-Prozeß hat einen etwas schlechteren Wirkungsgrad,weil bei der Verringerung der inneren Energie in Schritt 2 keineArbeit geleistet wird.

    Auftragung im pV-Diagramm

    T1

    T2V1

    V2

    ∆W

    p

    V

    Isothermen

    Stirling-Prozeß

    9.6.3 Kältemaschinen

    Umkehrung des Vorgangs: es wird Arbeit am System geleistet,und dabei Wärme aus dem unteren ins obere Wärmebad „gepumpt“.

    T1

    T2

    W

    Q2

    Q1

    Es gilt:1 2Q W Q= +

    2 1

    1Q Q W W W

    η= − = −

    22

    1 2

    TQ W

    T T=

    −⇒

  • 211

    Je höher T1 und je niedriger T2, desto mehr Arbeit muß geleistetwerden, um eine bestimmte Wärmemenge aus Wärmebad 2 zu entfernen.

    Bemerkung: Q1 ist immer größer als Q2 ! Ein offener Kühlschrank(mit Wärmetauscher im selben Raum) kühlt daher nicht, sonderen erwärmt den Raum.

    9.7 Entropie

    Beim Carnot-Prozeß sind die pro Zyklus übertragenen Wärmen:

    21 1

    1

    lnBV

    Q Nk TV

    ∆ =

    22 2

    1

    lnBV

    Q Nk TV

    ∆ = −

    Damit ist 2 1Q Q∆ ∆≠ −

    aber 2 1

    2 1

    Q Q

    T T

    ∆ ∆= − bzw. 2 12 1

    0Q Q

    T T

    ∆ ∆+ =

    Für die GrößeQ

    ST

    ∆∆ = gilt also:

    1 2 0zyklS S S∆ ∆ ∆= + =

    212

    S nimmt nach dem Zyklus wieder den gleichen Wert an!

    Es handelt sich um eine Zustandsgröße (beschreibt den Zustand eines Systems unabhängig davon, wie dieser erreichtworden ist).

    Definition: Entropie S

    Für diese gilt: revdQ

    dST

    =

    revdQ : bei einem reversiblen Prozeß übertragene Wärme

    9.7.1 Entropie ideales Gas

    Bei der isothermen Expansion gilt:

    0

    lnBV

    W Q Nk TV

    ∆ ∆= − = − (am Systemgeleistete Arbeit)

    ⇒0

    lnBQ V

    S NkT V

    ∆∆ = =

    Bei der isochoren Temperaturänderung gilt:

    VdQ dU pdV dU C dT= + = =

    ⇒ VCdQ

    dS dTT T

    = =

  • 213

    also

    0 0

    lnT

    VV

    T

    C TS dT C

    T T∆ = =∫ (falls CV konstant ist)

    Einen beliebigen T,V-Zustand (womit auch p festgelegt ist) kann man z.B. durch Änderung erst von V, dann von T erreichen.

    Damit ist die Entropie dieses neuen Zustands:

    00 0

    ln lnV BT V

    S S C NkT V

    = + + Entropie des idealen Gases

    9.7.2 Statistische Bedeutung der Entropie

    Für die Entropie zweier Zustände eines Systems gilt:

    1 1

    2 2

    lnBS P

    NkS P

    = Pi: Wahrscheinlichkeitdes Zustands

    (da ungeordnete Zustände häufig wahrscheinlicher sind als geordnete, ist die Entropie auch ein Maß für die „Unordnung“)

    Diese Definition erlaubt es, die Entropie durch Abzählungder „Mikrozustände“ zu einem Zustand zu berechnen.

    214

    Wahrscheinlichkeit für ein Teilchen in V2, sich in einem Teilvolumen mit Ausdehnung V1 aufzuhalten:

    1

    2

    Vp

    V=

    Wahrscheinlichkeit für N Teilchen, sich alle in V1 aufzuhalten:

    N

    V

    VP

    =2

    1

    Ordnet man auch dem Zustand „alle Teilchen in V2“ eine Wahrscheinlichkeit zu, erhält man:

    11 2

    2

    NV

    P PV

    =

    Die Entropieänderung bei Volumenzunahme ist damit:

    12lnln12 VBVB PkPkSSS −=−=∆

    1

    2

    1

    2 ln)ln(ln1

    2

    V

    VNk

    V

    Vk

    P

    Pk BN

    N

    BV

    VB ===

    Es ergibt sich das gleiche Ergebnis!

    Beispiel: isotherme Expansion eines idealen Gases

    V1 V2

  • 215

    9.8 2. Hauptsatz

    Bei spontanen Zustandsänderungen eines abgeschlossenen Systems gilt:

    0≥∆S

    In der statistischen Betrachtung: ein System geht nicht von selbst in einen unwahrscheinlicheren Zustand über!

    2. Hauptsatz der Thermodynamik

    (bis auf statistische Schwankungen, die zu geringen negativen∆S führen können. Im thermodynamischen Limit, d.h. für unendlich große Systeme, geht die relative Amplitude dieserSchwankungen gegen Null).

    Definition: Ein Vorgang ist reversibel, wenn er durch infinitesimale Änderung eines Parameters umgekehrt werden kann.

    Für das Gesamtsystem gilt:

    reversible Vorgänge 0S∆ =irreversible Vorgänge 0S∆ >

    Beispiel: Carnot-Prozeß

    T1

    T2

    WQ2

    Q1C

    abgeschlossenesSystem

    Arbeit kann gespeichertwerden, z.B. durch adibatischeKompression eines Gases(∆Q=0 ⇒ ∆S=0 )

    1 2Q Q W∆ ∆ ∆= +

    1W Q∆ η∆=

    216

    Entropieänderung Wärmebad 1: 11

    1

    QS

    T

    ∆∆ = −

    Entropieänderung Wärmebad 2: ( )22 12 2

    1QS Q W

    T T

    ∆∆ ∆ ∆= = −

    ( ) 21 12 2 1

    1 11

    TQ Q

    T T Tη ∆ ∆ = − =

    11

    1Q

    T∆=

    Zusammen: 1 2 0S S S∆ ∆ ∆= + =

    Der Carnot-Prozeß ist reversibel! Für einen Kraftwärmeprozeßmit schlechterem Wirkungsgrad gilt dies nicht:

    Bei Carnotη η< wird 2 2CarnotQ Q∆ ∆>

    fl 2 1S S∆ ∆> − fl 0S∆ >

    Beispiel: Expansion eines Gases

    dW

    Gas

    adiabatische (reversible) Expansion

    0 0Q S∆ ∆= ⇒ =

    Gas

    Schieber (instantan geöffnet)

    irreversible Expansion

    2

    1

    ln 0BV

    S NkV

    ∆ = >ideales Gas:

  • 217

    Beispiel: Temperaturausgleich

    T1 T2

    System A System BQ∆

    1 2T T>

    Entropieänderung System A: 11

    QS

    T

    ∆∆ = −

    Entropieänderung System B: 22

    QS

    T

    ∆∆ =

    Zusammen: 1 22 1

    1 10S S S Q

    T T∆ ∆ ∆ ∆ = + = − >

    Irreversibler Vorgang!

    Damit legt der zweite Hauptsatz die Richtung des Wärmetransports fest: Wärme wird immer vom heißen zumkalten System übertragen!

    218

    9.9 Einschub: Wärmetransport

    Zwei Systeme unterschiedlicher Temperatur tauschen Wärme aus;es wird immer mehr Wärme vom warmen auf das kalte System übertragen als umgekehrt. Bei Temperaturgleichheit ist der resultierende Wärmetransport Null.

    Es gibt drei Arten von Wärmetransport:

    • Wärmeleitung• Konvektion (in Gasen und Flüssigkeiten)• Wärmestrahlung

    9.9.1 Wärmeleitung

    In Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern tauschen die Teilchendurch Stöße (im Wesentlichen) kinetische Energie aus. In wärmeren Bereichen haben die Teilchen höhere kinetische Energien ⇒ Energie wird von wärmeren in kältere Bereiche transportiert.

    Beispiel: Gas bei geringem Druck

    T1 T2

    Annahme: die Gasteilchenstoßen inelastisch mit denWänden und nehmen deren Temperatur an

    ⇒ bei jedem Stoß auf dierechte Wand wird die Energie

    1

    32kin B

    E k T=2

    32kin B

    E k T= 1 23

    2( )Bk T T−

    übertragen.

  • 219

    Jeder Stoß auf die linke Wand übeträgt die Energie

    2 1

    3

    2( )Bk T T−

    Gesamtwärmetransport:

    32

    Q Z k TB

    ∆=ɺ ɺ

    Zahl der Stöße pro Zeit

    Gilt nur bei niedrigem Druck; bei höherem Druck finden Stöße auch im Volumen statt; damit wird die pro Stoß auf die Wandübertragene Energie geringer.

    Im Festkörper und in Flüssigkeiten gibt es zwei Formen der Wärmeleitung:

    bei allen Stoffen: durch Atombewegungbei leitenden Stoffen: durch Elektronenbewegung

    Allgemein gilt für den Wärmetransport durch ein Volumen:

    T1 T2

    l

    Querschnitts-fläche A

    Gas, Flüssigkeit,Feststoff

    AQ T

    lλ ∆=ɺ

    λ: WärmeleitkonstanteA: Querschnittsflächel: Länge

    220

    Zahlenwerte (0º C):

    1,4Quartz

    0,024Luft

    0,54Wasser

    36Pb

    420Ag

    λ [W/mK]Material

    Bemerkung: dieses Gesetz läßt sich auf eine beliebige Temperatur-verteilung erweitern. Der Wärmestrom in einem isotropen Material ist gegeben durch

    thj Tλ= − ∇��

    9.9.2 Konvektion

    Strömung von Flüssigkeiten oder Gasen zwischen Bereichen unterschiedlicher Temperatur, verursacht durch Wärmeausdehnungund Schwerkraft.

    T2T1

    1T

    2T

    kaltes Medium wird aufgewärmtund steigt auf

    Führt häufig zu sehr vielstärkerem Wärmetransportals reine Wärmeleitung.

    (hängt ab von Ausdehnungs-koeffizienten, Wärmekapazität,Dichte, Viskosität, Geometrie fl nicht einfach zu beschreiben)

  • 221

    9.9.3 Wärmestrahlung

    Jeder Körper strahlt Wärmestrahlung ab; die abgestrahlteLeistung ist etwa:

    4P A Tε σ=

    ε : Emissivität (0 < ε Das obere Wärmebad würdeimmer wärmer werden!

    Entropieänderungen:

    2 22 1

    2 2 1 2 1 2

    ' 1 1Q TS W Q

    T T T T T T∆ = − = − = −

    − −

  • 223

    1 1 11 1

    1 1 1 1 2 1 2 1

    ' 1 1 1Q Q QS W Q

    T T T T T T T T∆ = − + = − + = − − −

    Zusammen: 11 2

    1

    0Q

    S S ST

    ∆ ∆ ∆= + = − <

    Alternative Formulierung:

    „Es gibt keine Wärmekraftmaschine, die einen besserenWirkungsgrad hat als der Carnot-Prozeß“

    Bei dem Carnot-Prozeß ist wie schon gezeigt

    1 21

    1 2 1 2

    1 10

    Q QS Q

    T T T T

    η∆ −= − + = − + =

    Bei einem η >ηCarnot wäre also 0S∆ <

    9.11 Zustandsfunktionen

    dQdS

    T≥

    Zusammen mit dem 1. Hauptsatz

    Für beliebige Zustandsänderungen eines System gilt:

    dU dQ dW dQ pdV= + = −folgt damit:

    dU TdS pdV≤ −

    (Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)

    224

    Diese Aussage läßt sich mithilfe eine Koordinatentransformation(Legendre-Transformation) neu formulieren.

    1. Es gilt: ( )d TS SdT TdS= +

    Eingesetzt in obige Gleichung:

    ( )dU d TS SdT pdV≤ − −

    ⇒ ( )d U TS SdT pdV− ≤ − −

    Wir definieren eine neue Zustandsfunktion:

    F U TS= − Freie Energie

    Für diese gilt offenbar: dF SdT pdV≤ − −(Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)

    Die von einem System isotherm geleistete Arbeit ist:

    SdW pdV dF SdT dF= ≤ − − = −

    =0Die isotherm geleistete Arbeit ist also maximal die Abnahme derfreien Energie!

    Im isotherm-isochoren Fall gilt:

    0dF SdT pdV≤ − − =

    Bei festem T,V kann sich die freie Energie nur verringern;im Gleichgewicht nimmt F den kleinstmöglichen Wert an.

  • 225

    2. Es gilt: ( )d pV pdV Vdp= +

    Eingesetzt in obige Gleichung:

    ( )dU TdS d pV Vdp≤ − +

    ⇒ ( )d U pV TdS Vdp+ ≤ +

    Wir definieren die Zustandsfunktion:

    H U pV= + Enthalpie

    Für diese gilt: dH TdS Vdp≤ +(Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)

    Im isentropen-isochoren Fall gilt:

    Bei festem S,V kann sich die Enthalpie nur verringern und nimmtim Gleichgewicht den kleinstmöglichen Wert an.

    0dH TdS Vdp≤ + =

    Bemerkung: die Enthalpie wird in der Chemie häufig verwendet,da viele Prozesse isobar ablaufen. Z.B. gilt bei dem isobaren, reversiblen Verdampfen einer Substanz:

    dH TdS Vdp TdS dQ= + = =

    Die Verdampfungsemthalpie ist also einfach die für dasVerdampfen (einer bestimmten Stoffmenge) benötigte Wärme.

    226

    3. Setzt man ( )d pV pdV Vdp= +

    in obige Gleichung ein, ergibt sich:

    ( ) ( )dU d TS SdT d pV Vdp≤ − − +

    ⇒ ( )d U TS pV SdT Vdp− + ≤ − +

    Wir definieren die Zustandsfunktion:

    G U TS pV= − + Freie Enthalpie

    Für diese gilt: dG SdT Vdp≤ − + (Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)

    Im isotherm-isochoren Fall gilt:

    G wird im Gleichgewicht minimal.

    0dG ≤

    ( )d TS SdT TdS= +

    Bemerkung: Es gilt immer dU dQ dW= +

    Aber nur im einfachsten Fall ist dW pdV= −

    Es sind weitere Formen von Arbeit möglich, mit denen das System an die Umgebung koppeln kann.

  • 227

    z.B.: dW dAσ= − Arbeit gegen die Oberflächenspannung

    dW HdM= Änderung der Magnetisierung im magnetischen Feld

    dW dNµ= Änderung der Teilchenzahl(µ: chemisches Potential)

    etc.

    Hierbei gilt immer: die Arbeit ist das Produkt einer intensivenund einer extensiven Größe.

    intensiv: unabhängig von der Systemgröße (T, p, µ)extensiv: proportional zur Systemgröße (S, V, N)

    Damit gilt bei variabler Teilchenzahl:

    dU dQ pdV dNµ= − +

    Und bei reversiblen Vorgängen:

    dG SdT Vdp dNµ= − + +Isotherm-isochor:

    dG dNµ=

    Die freie Enthalpie entspricht also dem chemischen Potentialaller Teilchen (für T,p konstant).

    228

    Zusammenfassung

    Bei reversiblen Zustandsänderungen gilt („einfache Systeme“):

    1dS dQ

    T=

    dU TdS pdV= −

    ( )dF d T US SdT pdV= − = − −

    ( )dH d U pV TdS Vdp= + = +

    ( )dG d U TS pV SdT Vdp= − + = − +

    Entropie

    Innere Energie

    Freie Energie

    Enthalpie

    Freie Enthalpie

    Damit gilt auch:

    V p

    F GS

    T T

    ∂ ∂ = − = − ∂ ∂

    S T

    U Fp

    V V

    ∂ ∂ = − = − ∂ ∂

    S T

    H GV

    p p

    ∂ ∂ = − = − ∂ ∂

  • 229

    9.12 3. Hauptsatz

    Bisher wurde Entropie nur relativ definiert. Der dritte Hauptsatzlegt den absoluten Wert fest.

    Für reine, kristalline Stoffe gilt:

    0lim ( ) 0T

    S T→

    = 3. Hauptsatzder Thermodynamik

    (bei T=0K gibt es keine „Unordnung“ mehr)

    Daraus folgt direkt: T = 0K ist nicht erreichbar!

    Abkühlung ist nur möglich durch den Kontakt mit einem Wärmebadoder durch adiabatische Prozesse. In erstem Fall wird die (endliche) Temperatur des Wärmebadsangenommen (worraus ein endlicher Wert für die Entropiefolgt), in zweitem kann die Entropie nur gleich bleiben, aber nicht verkleinert werden. Damit ist S=0 nicht erreichbar, und folglichauch T=0K nicht.

    230

    9.13 Reale Gase

    Reale Gase zeigen eine Abweichung vom idealen Verhalten wegen der Wechselwirkung der Gasteilchen untereinander.

    2

    2( )( ) BN

    p a V Nb Nk TV

    + − =

    „Binnendruck“ „Kovolumen“

    Der Binnendruck ensteht durch die Anziehung der Teilchen untereinander (van-der-Waals-Wechselwirkung) und erhöht die Kompression des Gases. Das Kovolumen beschreibt die endliche Ausdehnung der Teilchen, aufgrund derer dasGas nicht beliebig dicht zusammengepresst werden kann.

    Aufgelöst nach dem Druck:2

    2BNk T a Np

    V Nb V= −

    Näherungsweise lassen sie sich beschreiben durch dieVan-der-Waals-Gleichung:

    Flüssigkeit

    Kritischer Punkt

    Phasengemisch

    Gas

  • 231

    Für die innere Energie eines van-der-Waals-Gases gilt:

    2

    2 Bf N

    U N k T aV

    = −

    Die innere Energie ist volumenabhängig! Dies führt zu Temperaturänderungen bei der Expansion.

    9.13.1 Joule-Thomson-Effekt

    „Entspannung“ (Expansion) eines realen Gases.

    F1

    p1

    F2

    p2

    Düse oderporöse Wand

    An einem strömenden Gasvolumen V1 wird die Arbeit geleistet:

    1 1p V

    Es leistet die Arbeit:2 2p V

    Die Differenz muss die innereEnergie verändern:

    2 1 1 1 2 2U U p V p V− = −

    Umgeformt:1 1 2 2 2U p V U p V+ = +

    ⇒1 2H H=

    Die Enthalpie bleibt erhalten! Anders ausgedrückt: 0dH =

    232

    MitH H

    dH dV dTV T

    ∂ ∂= +∂ ∂

    gilt dann:H H

    dV dTV T

    ∂ ∂= −∂ ∂

    HdT V

    HdVT

    ∂∂= − ∂∂

    Temperaturänderungbei isenthalper Volumenänderung

    Es ist H U pV= +

    Für das van-der-Waals-Gas also:

    2 2

    22B

    B

    Nk Tf N NH N k T a a V

    V V Nb V

    = − + − − 2

    22Bf V N

    Nk T aV Nb V

    = − − −

    Damit:2

    2 22( )

    2

    B

    B

    Nb NH Nk T adT V Nb VV

    H f VdV NkT V Nb

    −∂ +−∂= − = −∂ − ∂ −

  • 233

    Mit Nb V≪ wird dies:

    2

    2 /

    12

    BNbT aN kdTfdV V

    −= −

    Für große Temperaturen ist der Zähler positiv; die Temperaturnimmt bei Volumenvergrößerung zu. Bei kleinen Temperaturenist der Zähler negativ; die Temperatur nimmt ab.

    Die Grenze zwischen beiden Bereichen ist die Temperatur:

    2i

    B

    aT

    k b= Inversionstemperatur