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181
9. Wärmelehre
Wärmeenergie: statistisch verteilte kinetische und potentielleEnergie in einem System(relativ zum Grundzustand)
Temperatur: Maß für mittlere kinetische Energie einesSystems (im Schwerpunktssystem)
Bemerkung: potentielle und kinetische Energie nehmenmit der Temperatur zu; aber nur die kinetische Energieist streng proportional zur Temperatur
Es gilt: Zwei Systeme in Kontakt tauschen Wärmeenergieaus, bis sie im thermischen Gleichgewicht sind.
Genauer: Ist System A mit System C und System B mit System C im thermischen Gleichgewicht, so sindauch A und B im thermischen Gleichgewicht.
„Nullter Hauptsatz der Thermodynamik“
Dient als theoretische Grundlage der Temperaturmessung(System C kann als Thermometer verwendet werden)
182
9.1 Temperaturskala
Temperatur T Einheit Kelvin [K]
Definition: 0 K : absoluter Nullpunkt(keinerlei kinetische Energiemehr im System)
273.16 K: Tripelpunkt des Wassers(Eis, Wasser und Dampf sindgleichzeitig vorhanden; der Druck beträgt 612 Pa)
Damit ist die gesamte Temperaturskala festgelegt!
Bemerkung: Die Kelvin-Skala entspricht der Celsius-Skala,sie ist nur verschoben.
Die Celsius-Skala ist definiert über
0° C : Schmelzpunkt des Wassersbei 1.013 bar (273.15 K)
100° C : Siedepunkt des Wassers bei1.013 bar (373.15 K)
-
183
Ausnutzung thermischer Effekte:
• Druck
• Materialausdehnung
• elektrischer Widerstand
• thermoelektrische Spannung
• Strahlungsleistung
• etc.
9.2 Temperaturmessung: Thermometer
9.2.1 Gasdruckthermometer
Für ein ideales Gas gilt:
TNkpV B=
p DruckV VolumenN Anzahl Gasteilchen
(Atome oder Moleküle)T Temperatur
kB : Boltzmann - Konstante
kB = 1.38 10-23 J/K
184
Definition: Avogadro-Zahl NA (Zahl der Atome pro mol)
1 mol Atome 12C haben eine Masse von 12g
⇒ NA = 6.022*1023 1/mol
Damit: RTNTkNNTNkpV molBAmolB ===
R = NAkB = 8.31 J/Kmol
In molaren Einheiten:
⇒ der Druck ist (bei festem Volumen) streng proportionalzur Temperatur:
00
Tp p
T=
Wird ausgenutzt beim Gasthermometer.Klassischer Aufbau:
Gas
Hg
flexibleVerbindung
Höhe wird konstantgehalten
h
Druck im Behälter: Lp p h gρ= +
-
185
Bei der Eichtemperatur (z.B. 273.15 K):
0 0Lp p h gρ= +
Bei einer anderen Temperatur ist dann:
00
L
Tp p p h g
Tρ= = +
⇒ 0 0 00
( 1) ( )T
p p p h h gT
ρ− = − = −
00 0
1 ( )T g
h hT p
ρ− = −⇒
⇒0
0 00
( )gT
T h h Tp
ρ= − +
Erlaubt präzise absolute Temperaturmessung!
9.2.2 Ausdehnungsthermometer
Die thermische Ausdehnung ist bei vielen Materialienin breiten Temperaturbereichen proportional zurTemperatur.
186
Längenausdehnung: )1(0 Tll α+=
α: Ausdehnungskoeffizient
Werte: Eisen α = 12*10-6 1/KQuartz α = 0.51*10-6 1/K
Volumenausdehnung: )1(0 TVV γ+=
γ: Volumenausdehnungskoeffizient
Werte: Benzol γ = 10.6*10-4 1/KQuecksilber γ = 1.8*10-4 1/K
Gegenbeispiel: Wasser hat seine maximale Dichte bei 4°C
⇒ γ =0 bei T= 4°Cγ
-
187
Thermometer Kapillare (Radius r)
Flüssigkeit(Volumen V0)
∆x
Eine geringe Veränderung des Volumens erzeugt einestarke Verschiebung in der Kapillare
xrTVV ∆=∆=∆ 20 πγ
Tr
Vx ∆=∆⇒ γ
π 20
(durch Wahl von Volumen und Kapillarradius läßt sich die Verschiebung ∆x für eine gegebene Temperaturveränderungbeliebig groß machen!)
Die Temperatur ist dann also
2
0
rT x
V
πγ
∆ = ∆
Hier ist zu beachten, dass r und V0 ebenfalls von der Temperatur abhängen, und dass der Ausdehnungskoeffizientnur in einem beschränkten Temperaturbereich gültig ist.Ein solches Thermometer muss daher an möglichstvielen Temperaturfixpunkten geeicht werden.
188
9.3 Wärmekapazität
Freiheitsgrad:jede verallgemeinerte Orts- und Impulsvariableeines Systems, die quadratisch in die Gesamtenergieeingeht (ausgenommen Schwerpunktskoordinaten)
Konkret: jede unabhängig wählbare kinetische Energie und (bei Vibrationen) potentielle Energie bildet einen Freiheitsgrad
Gleichverteilungssatz:im thermischen Gleichgewicht ist jeder Freiheitsgrad eines Systems im zeitlichen Mittel mit der Energie
angeregt.
12 B
k T
Definition:dQ
CdT
= Q: WärmeenergieWärmekapazität
Spezifische Wärmekapazität:1 dQ
cM dT
= M: Systemmasse
Genauer: Wärmekapazität bei konstantem Volumen
Wärmekapazität bei konstantem Druck
VC
pC
-
189
Beispiel: 1-atomiges ideales Gas
m v�
Atom
2
21
vmEkin�= pro Atom
222
21
21
21
zyx mvmvmv ++=
3 unabhängige Energien
⇒ 3 Freiheitsgrade (f=3)
Gesamtenergie des Gases (mit N Atomen):
1 32 2ges B B
E Q N f k T Nk T= = =
Wärmekapazität:32V B
C Nk=
Bei „einfachen“ Systemen gilt:
1 12 2tot B B
Q f k T N f k T= =
1 12 2tot B B
C f k N f k= =
ftot : totale Zahl der Freiheitsgrade; f: Freiheitsgrade pro Atom
190
Beispiel: 2-atomiges ideales Gas
mω�
2222
2421
21
rD
rm
JvMEkin +++= ɺ�� ω
hier ist die kinetische Energie eines Moleküls:
mr
Freiheitsgrade: f = 3 + 3 + 1 + 1 = 8
Aber: wegen quantenmechanischer Effekte sind Rotationenmit kleinem Trägheitsmoment und Molekülvibrationen beiZimmertemperatur meist nicht angeregt
⇒ f = 3 + 2 + 0 + 0 = 5
(die Rotation um die Molekülachse und die Vibrationwerden nicht angeregt)
Die Gesamtenergie des Gases ist damit:
52ges B
E Q N k T= =
Translation RotationVibration
(kin. und pot. Energie)
52V B
C N k T=
-
191
Beispiel: Festkörper
m
Energie pro Atom22
21
21
rDvmE�� +=
⇒ f = 3 + 3 = 6
Gesamtenergie: 3 BQ N k T=
Wärmekapazität 3V BC N k=
Dulong-Petit-Gesetz
Feste Stoffe haben also eine Wärmekapzität von
4.14 10-23 J/K pro Atom = 24.84 J/(K mol)
Die spezifische Wärmekapazität ist:
3 3 3B B BV
At At
N k N k kc
M Nm m= = =
Stoffe mit großen Atommassen haben geringe spezifische Wärmekapazitäten!
Zahlenwerte
C [J/K]1cm3cp [J/kgK]ρ [g/cm3]mAt [u]Material
1.4612911.35207.2Blei
2.428972.7027.0Aluminium
3.173778.467.3Messing
192
Bemerkung: auch bei Festkörpern gilt: je tiefer die Temperatur,desto weniger Vibrationsmoden sind angeregt(nur solche mit etwa )Bk Tω
-
193
9.3 Kinetische Gastheorie: Gasdruck
Gasgefülltes Volumen
FlächeA
Druck entsteht durchImpulsübertrag beiStößen der Gasteilchenmit der Wand
Abschätzung der Zahl der Stöße mit der Wand
Annahme: alle Teilchen haben die gleiche Geschwindigkeit vund bewegen sich nur in x-, y- oder z-Richtung
⇒ im Zeitraum ∆t treffen 1/6 der Teilchen im Volumenv ∆t A auf die Fläche A
Die Zahl der Stöße ist also
16
z nv tA∆= n: Teilchendichte
V
Nn At=
Der Impulsübertrag dabei ist:
tAnmvzmvp ∆==∆ 231
2
Die erzeugt eine Kraft:
Anmvt
pF 2
31=
∆∆=
194
und damit den Druck:
22
232
31
vm
nnmvA
Fp ===
TkV
NTnkTknnE BBBkin ==== 2
332
32
Die Zustandsgleichung des idealen Gases lautet damit:
BpV N k T=
Eine genauere Behandlung sollte die statistische Verteilungder Geschwindigkeiten berücksichtigen.
9.3.1 Boltzmann-Verteilung
Im thermischen Gleichgewicht ist die Wahrscheinlichkeit,einen Zustand mit Energie E zu besetzen, gegeben durch
/( ) BE k Tf E a g e−= Boltzmann-Verteilung
g: Zahl der Zustände mit Energie E („Entartung“)a: Normierungsfaktor
-
195
Damit folgt für die Geschwindigkeitsverteilung in einem Gas:
Die kinetische Energie für ein Gasteilchen ist:
212
E mv= �
Alle Geschwindigkeitsvektoren zu einer gegebenen Energie bilden also eine Kugelschale im dreidimensionalen Geschwindigkeits-raum. Nimmt man an, dass jeder mögliche Vektor eine endliche Flächeauf dieser Kugelschale ausfüllt, gibt es endlich viele mögliche Vektoren, deren Zahl proportional zur Fläche der Kugelschale(d.h. zu v2) ist. Es gilt hier also
2( )g v v∝
23/2
/2 22( )B
mv k T
B
mf v v e
k Tπ− =
Maxwell-Verteilung
Die Normierungsfaktoren sind so gewählt, dass
0
( ) 1f v dv∞
=∫
196
Verteilung derGeschwindigkeitender Molekülein Luft für verschiedeneTemperaturen
Diskussion:
Wahrscheinlichste Geschwindigkeit (Maximum von f(v) ):
2 Bw
k Tv
m=
Mittlere Geschwindigkeit:
0
8( ) B
k Tv v f v dv
mπ
∞
= =∫
Mittlere quadratische Geschwindigkeit:
2
0
3( ) B
k Tv v f v dv
m
∞
= =∫
-
197
Damit ist die mittlere kinetische Energie:
2 2 32 2 2
Bkin
k Tm mE v v
m= = =
(3 Freiheitsgrade!)
0 1 2 3
Maxwell-Boltzmann-Verteilung
vw
2/ k TBm
v
f(v)
9.3.2 Berechnung des Gasdrucks
v�v
�
v�
v�
xv
Für den Druck auf die Fläche A zählt nur die Geschwindigkeitskomponentesenkrecht zu A (hier vx).
1D Geschwindigkeitsverteilung:
2 /21( )
2
x Bm
v k T
xB
mf v e
k Tπ−
=x
198
Zahl der Stöße auf Fläche A in Zeit ∆t :
0
( )x x xZ nv tAf v dv∆∞
= ∫
( ) 1x xf v dv∞
−∞
=∫Normierung:
(nur positive vx tragen bei!)
Impulsübertrag bei jedem Stoß:
2s xp mv∆ =
Gesamter Impulsübertrag in Zeit ∆t :
0
2 ( )x x x xp mv nv tAf v dv∆ ∆∞
= ∫2
0
2 ( )x x x
n tAm v f v dv∆∞
= ∫
Die mittlere quadratische Geschwindigkeit ist dann:
2 2 ( ) Bx x x xk T
v v f v dvm
∞
−∞
= =∫
also 2, 2 2B
kin x x
k TmE v= = (1 Freiheitsgrad!)
Bn tAk T∆=
(auch negativeWerte möglich!)
-
199
Der Druck ist damit:B B
p Np n k T k T
tA V
∆∆
= = =
alsoBpV N k T=
Auch bei expliziter Berücksichtigung der statistischen Verteilung derGeschwindigkeiten erhält man das ideale Gasgesetz!
9.4 Druckarbeit
Gasp
Kolben
A
F
∆x Geleistete Arbeit:W F x pA x p V∆ ∆ ∆ ∆= = =
Führt zur Erwärmung des Gases!
Mikroskopische Beschreibung: betrachten ideales Gas, Geschwindigkeit aller Gasteilchen v0, nur Richtungen x,y, oder z.
Während der Kompression bewege sich der Kolben mitGeschwindigkeit vK; die Gasteilchen werden bei der Reflektion beschleunigt:
vK
v0 v‘
0' 2 Kv v v= +
Dies führt zu einem Energiegewinnpro auftreffendem Teilchen:
2 2 2 2 20 0 0 0' ( 4 4 )2 2 2T K K
m m mE v v v v v v v∆ = − = + + −
02 Kmv v≈ (für ) 0Kv v≪
200
In der Zeit ∆t ist dann die Energieerhöhung des Gases:
20 0 0
1 12
6 3T K KE Z E nv A t mv v n mv Av t∆ ∆ ∆ ∆= = =
13
3 B Bn
n k T V k T V p V WV
∆ ∆ ∆ ∆= = = =
(unabhängig von der Kolbengeschwindigkeit vK!)
Die Erhöhung der inneren Energie des Gases (der kinetischenEnergie aller Gasteilchen) entspricht der geleisteten Arbeit!
9.5 1. Hauptsatz
Für ein System, das an seine Umgebung nur durch Wärmübertragund Arbeit gekoppelt ist, gilt:
WQU ∆+∆=∆1. Hauptsatz der Thermodynamik(Energieerhaltung)
Zugeführte Wärme (Q) oder am System geleistete Arbeit (W) erhöht die innere Energie (U) des Systems.
Andere Formulierung: es gibt kein perpetuum mobile, d.h. eine Maschine, die Arbeit leistet, ohne Energie zu verbrauchen (also ohne die innere Energie des Systems zu senken oder Wärme zugeführt zu bekommen).
Falls nur Druckarbeit möglich ist:
dQ dU pdV= +dU dQ pdV= − ⇒
-
201
Beispiel: ideales Gas
Innere Energie:2V Bf
U C T N k T= =
Damit:2 Bf
dQ dU pdV N k dT pdV= + = +
VdU C dT=
Bemerkung: W bezeichnet die am System geleistete Arbeit
Volumenvergrößerung: 0 0dV dW pdV> ⇒ = − <System leistet Arbeit
Volumenverkleinerung: 0 0dV dW pdV< ⇒ = − >Es wird Arbeit am System geleistet
9.5.1 Isobare Wärmekapazität
Gasp A
F=konst.
dQ
Bei Zuführung der Wärmeenergie dQdehnt sich das Gas aus und leistetDruckarbeit⇒ geringere Temperaturerhöhung als
bei festem Volumen
Bei konstantem Druck gilt: BpdV n k dT=
⇒ ( )V B V BdQ dU pdV C dT Nk dT C Nk dT= + = + = +
.p V B
p konst
dQC C Nk
dT == = +⇒
202
22 2p B B Bf f
C N k Nk N k+= + =
Hieraus ergibt sich das Verhältnis der beiden Wärmekapazitäten:
2p
V
C f
C fγ+= = Adiabaten-koeffizient
9.5.2 Zustandsänderungen
Änderungen eines Systems können unter verschiedenen Bedingungen stattfinden:
• isotherm : T konstant• isochor : V konstant• isobar : p konstant• adiabatisch : ∆Q=0 (kein
Wärmeaustausch)
Mit :2V Bf
C N k=
Isobare Wärmekapazität
Für ideale Gase folgt:
T
Isothermer Fall
TdQ
Wärmebad
dWT konstant ⇒ U konstant (dU=0)
dQ dW pdV= − =⇒Endliche Volumenänderung:
0 0 0
lnV V
B B
V V
N VQ pdV k TdV Nk T
V V∆ = = =∫ ∫
-
203
Vom System geleistete Arbeit:
0
lnS BV
W W Q Nk TV
∆ ∆ ∆= − = =
Die auf das System übertragene Wärmeenergie wird vollständigin Arbeit umgesetzt, die innere Energie ändert sich nicht.
V
Isochorer Fall
dQ
Volumen konstant ⇒ dW=0
VQ U C T∆ ∆ ∆= =⇒
Übertragene Wärme wird vollständigin innere Energie umgesetzt(die Temperatur erhöht sich)
Isobarer Fall
V
p
dQ dU dW C dT pdV
C dT
= − = +=p
dQ
dW
⇒ p pB
pQ C T C V
Nk∆ ∆ ∆= =
S BW W p V Nk T∆ ∆ ∆ ∆= − = =
Umsetzung der übertragenen Wärme in innere Energie und Arbeit
Damit gilt auch:1V
Vp
CU C T Q Q
C∆ ∆ ∆ ∆
γ= = =
BS
p
NkW Q
C∆ ∆=
204
Isolation
dW
Adiabatischer Fallkein Wärmeübertrag ⇒ dQ=0
VdU C dT dW pdV= = = −
Vom System geleistete Arbeit:
S VW C T∆ ∆= −
Für die Änderung von der Temperatur in Abhängigkeit vom Volumen folgt:
0
( , )V
V
V
U C T p V T dV∆ ∆= = −∫⇒
Lösung: 2
0 0
fT V
T V
−
=
Adiabatengleichung
Andere Formulierungen durch Einsetzen des idealen Gasgesetzes
0 0 0
pV T
p V T=
2
0 0 0
f
fp V V
p V V
γ+− −
= =
2
2
0 0
f
p T
p T
+
=
-
205
Beispiel: adiabatische Kompression kann zu starker Temperaturerhöhung führen (hier für Luft)
0
120
V
V=
2
5
00
300K *3.31 994KV
T TV
−
= = =
Druckerhöhung dabei:
⇒
7
5
00
66.3 barV
p pV
−
= =
9.5.2 Adiabatische Kompressibilität
Aus
1
00
pV V
p
γ−
=
folgt
11
0 1
0
1 1( ) ( )
dV p VV
dp pp
γ
γγ γ
− −
−= − = −
Damit ist die adiabatsiche Kompressibilität:
1 1 1dV VV dp V p
κγ
= − = − −
1p
κγ
=⇒
206
9.6 Wärmekraftmaschinen
Wärmeenergie kann in mechanische Arbeit umgewndelt werden; bei zyklischen Prozessen allerdings nicht mit 100% Wirkungsgrad!
9.6.1 Carnot-ProzessBeschreibt eine idealisierte Wärmekraft-Maschine. Ein Zyklus besteht aus 4 Schritten:
1.
∆W1
T1T1
Isotherme Expansion V 1 → → → → V2vom System geleistete Arbeit:
21 1
1
lnBV
W Nk TV
∆ =auf das System übertragene Wärme:
1 1Q W∆ ∆=
2.
∆W2
T1→T2
Adiabatische Expansion V 2 → → → → V3vom System geleistete Arbeit:
2 1 2( )VW U C T T∆ ∆= − = −auf das System übertragene Wärme:
2 0Q∆ =
3.
∆W3
T2
Isotherme Kompression V 3 → → → → V4vom System geleistete Arbeit:
auf das System übertragene Wärme:
3 3Q W∆ ∆=
T2
43 2
3
lnBV
W Nk TV
∆ = (
-
207
4.
∆W4
T2→T1
Adiabatische Kompression V 4 → → → → V1vom System geleistete Arbeit:
4 1 2( )VW U C T T∆ ∆= − = − −auf das System übertragene Wärme:
4 0Q∆ =
Bei den adiabatischen Schritten gilt:
23 2
2 1
f
V T
V T
− =
und2
1 1
4 2
f
V T
V T
− =
⇒ 32
1 4
VV
V V= bzw. 2 4
1 3
ln lnV V
V V= −
Die vom System geleistete Arbeit ist also:
1 2 3 4SW W W W W∆ ∆ ∆ ∆ ∆= + + +2 4
1 1 2 2 1 21 3
ln ( ) ln ( )B V B VV V
Nk T C T T Nk T C T TV V
= + − + − −
21 2
1
( ) lnBV
Nk T TV
= −
Die dem Wärmebad 1 entnommene Wärmeenergie ist:
21 1 1
1
lnBV
Q W Nk TV
∆ ∆= =
208
Der Wirkungsgrad (geleistete Arbeit durch zugeführte Wärme)ist damit:
1 2 2
1 1 1
1SW T T T
Q T T
∆η∆
−= = = −
Der Wirkungsgrad ist immer kleiner als 1 (und umso größer, je größer das Verhältnis der Temperaturen der Wärmebäder T1/T2 ist)
Dieser für den Carnot-Prozess gefundene Wirkungsgradgilt allgemein; es gibt keinen Wärmekraftprozess, der einenbesseren Wirkungsgrad hat.
T1
T2
W
Q2
Q1
Schematisch:
C
Wärmebad 1
Wärmebad 2
Carnot-Prozeß
Es gilt:
1 2Q W Q= +
1W Qη=
Die Wärmebad 1 entnommeneWärme wird teilweise in Arbeitumgewandelt und teilweise Wärmebad 2 zugeführt.
-
209
Auftragung im pV-Diagramm
1Bp Nk T V
=
0 0
1p p V
Vγ
γ=
T1
T2
V1
V2
V4
V4
∆W
p
V
Isothermen
Adiabaten
Carnot-Prozeß
Fläche unter den Kurven: pdV∫ (vom oder am Systengeleistete Arbeit)
⇒ die im pV-Diagramm umlaufene Fläche ist die proZyklus geleistete Arbeit ∆W
9.6.2 Stirling-Motor
Die adiabatischen Schritte des Canot-Prozesses werden hierdurch eine einfache isochore Temperaturänderung desArbeitsmediums ersetzt.
1. Isotherme Expansion2. Isochore Temperaturänderung3. Isotherme Kompression4. Isochore Temperaturänderung
Damit ergeben sich die folgenden vier Schritte:
210
Der Stirling-Prozeß hat einen etwas schlechteren Wirkungsgrad,weil bei der Verringerung der inneren Energie in Schritt 2 keineArbeit geleistet wird.
Auftragung im pV-Diagramm
T1
T2V1
V2
∆W
p
V
Isothermen
Stirling-Prozeß
9.6.3 Kältemaschinen
Umkehrung des Vorgangs: es wird Arbeit am System geleistet,und dabei Wärme aus dem unteren ins obere Wärmebad „gepumpt“.
T1
T2
W
Q2
Q1
Es gilt:1 2Q W Q= +
2 1
1Q Q W W W
η= − = −
22
1 2
TQ W
T T=
−⇒
-
211
Je höher T1 und je niedriger T2, desto mehr Arbeit muß geleistetwerden, um eine bestimmte Wärmemenge aus Wärmebad 2 zu entfernen.
Bemerkung: Q1 ist immer größer als Q2 ! Ein offener Kühlschrank(mit Wärmetauscher im selben Raum) kühlt daher nicht, sonderen erwärmt den Raum.
9.7 Entropie
Beim Carnot-Prozeß sind die pro Zyklus übertragenen Wärmen:
21 1
1
lnBV
Q Nk TV
∆ =
22 2
1
lnBV
Q Nk TV
∆ = −
Damit ist 2 1Q Q∆ ∆≠ −
aber 2 1
2 1
Q Q
T T
∆ ∆= − bzw. 2 12 1
0Q Q
T T
∆ ∆+ =
Für die GrößeQ
ST
∆∆ = gilt also:
1 2 0zyklS S S∆ ∆ ∆= + =
212
S nimmt nach dem Zyklus wieder den gleichen Wert an!
Es handelt sich um eine Zustandsgröße (beschreibt den Zustand eines Systems unabhängig davon, wie dieser erreichtworden ist).
Definition: Entropie S
Für diese gilt: revdQ
dST
=
revdQ : bei einem reversiblen Prozeß übertragene Wärme
9.7.1 Entropie ideales Gas
Bei der isothermen Expansion gilt:
0
lnBV
W Q Nk TV
∆ ∆= − = − (am Systemgeleistete Arbeit)
⇒0
lnBQ V
S NkT V
∆∆ = =
Bei der isochoren Temperaturänderung gilt:
VdQ dU pdV dU C dT= + = =
⇒ VCdQ
dS dTT T
= =
-
213
also
0 0
lnT
VV
T
C TS dT C
T T∆ = =∫ (falls CV konstant ist)
Einen beliebigen T,V-Zustand (womit auch p festgelegt ist) kann man z.B. durch Änderung erst von V, dann von T erreichen.
Damit ist die Entropie dieses neuen Zustands:
00 0
ln lnV BT V
S S C NkT V
= + + Entropie des idealen Gases
9.7.2 Statistische Bedeutung der Entropie
Für die Entropie zweier Zustände eines Systems gilt:
1 1
2 2
lnBS P
NkS P
= Pi: Wahrscheinlichkeitdes Zustands
(da ungeordnete Zustände häufig wahrscheinlicher sind als geordnete, ist die Entropie auch ein Maß für die „Unordnung“)
Diese Definition erlaubt es, die Entropie durch Abzählungder „Mikrozustände“ zu einem Zustand zu berechnen.
214
Wahrscheinlichkeit für ein Teilchen in V2, sich in einem Teilvolumen mit Ausdehnung V1 aufzuhalten:
1
2
Vp
V=
Wahrscheinlichkeit für N Teilchen, sich alle in V1 aufzuhalten:
N
V
VP
=2
1
Ordnet man auch dem Zustand „alle Teilchen in V2“ eine Wahrscheinlichkeit zu, erhält man:
11 2
2
NV
P PV
=
Die Entropieänderung bei Volumenzunahme ist damit:
12lnln12 VBVB PkPkSSS −=−=∆
1
2
1
2 ln)ln(ln1
2
V
VNk
V
Vk
P
Pk BN
N
BV
VB ===
Es ergibt sich das gleiche Ergebnis!
Beispiel: isotherme Expansion eines idealen Gases
V1 V2
-
215
9.8 2. Hauptsatz
Bei spontanen Zustandsänderungen eines abgeschlossenen Systems gilt:
0≥∆S
In der statistischen Betrachtung: ein System geht nicht von selbst in einen unwahrscheinlicheren Zustand über!
2. Hauptsatz der Thermodynamik
(bis auf statistische Schwankungen, die zu geringen negativen∆S führen können. Im thermodynamischen Limit, d.h. für unendlich große Systeme, geht die relative Amplitude dieserSchwankungen gegen Null).
Definition: Ein Vorgang ist reversibel, wenn er durch infinitesimale Änderung eines Parameters umgekehrt werden kann.
Für das Gesamtsystem gilt:
reversible Vorgänge 0S∆ =irreversible Vorgänge 0S∆ >
Beispiel: Carnot-Prozeß
T1
T2
WQ2
Q1C
abgeschlossenesSystem
Arbeit kann gespeichertwerden, z.B. durch adibatischeKompression eines Gases(∆Q=0 ⇒ ∆S=0 )
1 2Q Q W∆ ∆ ∆= +
1W Q∆ η∆=
216
Entropieänderung Wärmebad 1: 11
1
QS
T
∆∆ = −
Entropieänderung Wärmebad 2: ( )22 12 2
1QS Q W
T T
∆∆ ∆ ∆= = −
( ) 21 12 2 1
1 11
TQ Q
T T Tη ∆ ∆ = − =
11
1Q
T∆=
Zusammen: 1 2 0S S S∆ ∆ ∆= + =
Der Carnot-Prozeß ist reversibel! Für einen Kraftwärmeprozeßmit schlechterem Wirkungsgrad gilt dies nicht:
Bei Carnotη η< wird 2 2CarnotQ Q∆ ∆>
fl 2 1S S∆ ∆> − fl 0S∆ >
Beispiel: Expansion eines Gases
dW
Gas
adiabatische (reversible) Expansion
0 0Q S∆ ∆= ⇒ =
Gas
Schieber (instantan geöffnet)
irreversible Expansion
2
1
ln 0BV
S NkV
∆ = >ideales Gas:
-
217
Beispiel: Temperaturausgleich
T1 T2
System A System BQ∆
1 2T T>
Entropieänderung System A: 11
QS
T
∆∆ = −
Entropieänderung System B: 22
QS
T
∆∆ =
Zusammen: 1 22 1
1 10S S S Q
T T∆ ∆ ∆ ∆ = + = − >
Irreversibler Vorgang!
Damit legt der zweite Hauptsatz die Richtung des Wärmetransports fest: Wärme wird immer vom heißen zumkalten System übertragen!
218
9.9 Einschub: Wärmetransport
Zwei Systeme unterschiedlicher Temperatur tauschen Wärme aus;es wird immer mehr Wärme vom warmen auf das kalte System übertragen als umgekehrt. Bei Temperaturgleichheit ist der resultierende Wärmetransport Null.
Es gibt drei Arten von Wärmetransport:
• Wärmeleitung• Konvektion (in Gasen und Flüssigkeiten)• Wärmestrahlung
9.9.1 Wärmeleitung
In Gasen, Flüssigkeiten und Festkörpern tauschen die Teilchendurch Stöße (im Wesentlichen) kinetische Energie aus. In wärmeren Bereichen haben die Teilchen höhere kinetische Energien ⇒ Energie wird von wärmeren in kältere Bereiche transportiert.
Beispiel: Gas bei geringem Druck
T1 T2
Annahme: die Gasteilchenstoßen inelastisch mit denWänden und nehmen deren Temperatur an
⇒ bei jedem Stoß auf dierechte Wand wird die Energie
1
32kin B
E k T=2
32kin B
E k T= 1 23
2( )Bk T T−
übertragen.
-
219
Jeder Stoß auf die linke Wand übeträgt die Energie
2 1
3
2( )Bk T T−
Gesamtwärmetransport:
32
Q Z k TB
∆=ɺ ɺ
Zahl der Stöße pro Zeit
Gilt nur bei niedrigem Druck; bei höherem Druck finden Stöße auch im Volumen statt; damit wird die pro Stoß auf die Wandübertragene Energie geringer.
Im Festkörper und in Flüssigkeiten gibt es zwei Formen der Wärmeleitung:
bei allen Stoffen: durch Atombewegungbei leitenden Stoffen: durch Elektronenbewegung
Allgemein gilt für den Wärmetransport durch ein Volumen:
T1 T2
l
Querschnitts-fläche A
Gas, Flüssigkeit,Feststoff
AQ T
lλ ∆=ɺ
λ: WärmeleitkonstanteA: Querschnittsflächel: Länge
220
Zahlenwerte (0º C):
1,4Quartz
0,024Luft
0,54Wasser
36Pb
420Ag
λ [W/mK]Material
Bemerkung: dieses Gesetz läßt sich auf eine beliebige Temperatur-verteilung erweitern. Der Wärmestrom in einem isotropen Material ist gegeben durch
thj Tλ= − ∇��
9.9.2 Konvektion
Strömung von Flüssigkeiten oder Gasen zwischen Bereichen unterschiedlicher Temperatur, verursacht durch Wärmeausdehnungund Schwerkraft.
T2T1
1T
2T
kaltes Medium wird aufgewärmtund steigt auf
Führt häufig zu sehr vielstärkerem Wärmetransportals reine Wärmeleitung.
(hängt ab von Ausdehnungs-koeffizienten, Wärmekapazität,Dichte, Viskosität, Geometrie fl nicht einfach zu beschreiben)
-
221
9.9.3 Wärmestrahlung
Jeder Körper strahlt Wärmestrahlung ab; die abgestrahlteLeistung ist etwa:
4P A Tε σ=
ε : Emissivität (0 < ε Das obere Wärmebad würdeimmer wärmer werden!
Entropieänderungen:
2 22 1
2 2 1 2 1 2
' 1 1Q TS W Q
T T T T T T∆ = − = − = −
− −
-
223
1 1 11 1
1 1 1 1 2 1 2 1
' 1 1 1Q Q QS W Q
T T T T T T T T∆ = − + = − + = − − −
Zusammen: 11 2
1
0Q
S S ST
∆ ∆ ∆= + = − <
Alternative Formulierung:
„Es gibt keine Wärmekraftmaschine, die einen besserenWirkungsgrad hat als der Carnot-Prozeß“
Bei dem Carnot-Prozeß ist wie schon gezeigt
1 21
1 2 1 2
1 10
Q QS Q
T T T T
η∆ −= − + = − + =
Bei einem η >ηCarnot wäre also 0S∆ <
9.11 Zustandsfunktionen
dQdS
T≥
Zusammen mit dem 1. Hauptsatz
Für beliebige Zustandsänderungen eines System gilt:
dU dQ dW dQ pdV= + = −folgt damit:
dU TdS pdV≤ −
(Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)
224
Diese Aussage läßt sich mithilfe eine Koordinatentransformation(Legendre-Transformation) neu formulieren.
1. Es gilt: ( )d TS SdT TdS= +
Eingesetzt in obige Gleichung:
( )dU d TS SdT pdV≤ − −
⇒ ( )d U TS SdT pdV− ≤ − −
Wir definieren eine neue Zustandsfunktion:
F U TS= − Freie Energie
Für diese gilt offenbar: dF SdT pdV≤ − −(Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)
Die von einem System isotherm geleistete Arbeit ist:
SdW pdV dF SdT dF= ≤ − − = −
=0Die isotherm geleistete Arbeit ist also maximal die Abnahme derfreien Energie!
Im isotherm-isochoren Fall gilt:
0dF SdT pdV≤ − − =
Bei festem T,V kann sich die freie Energie nur verringern;im Gleichgewicht nimmt F den kleinstmöglichen Wert an.
-
225
2. Es gilt: ( )d pV pdV Vdp= +
Eingesetzt in obige Gleichung:
( )dU TdS d pV Vdp≤ − +
⇒ ( )d U pV TdS Vdp+ ≤ +
Wir definieren die Zustandsfunktion:
H U pV= + Enthalpie
Für diese gilt: dH TdS Vdp≤ +(Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)
Im isentropen-isochoren Fall gilt:
Bei festem S,V kann sich die Enthalpie nur verringern und nimmtim Gleichgewicht den kleinstmöglichen Wert an.
0dH TdS Vdp≤ + =
Bemerkung: die Enthalpie wird in der Chemie häufig verwendet,da viele Prozesse isobar ablaufen. Z.B. gilt bei dem isobaren, reversiblen Verdampfen einer Substanz:
dH TdS Vdp TdS dQ= + = =
Die Verdampfungsemthalpie ist also einfach die für dasVerdampfen (einer bestimmten Stoffmenge) benötigte Wärme.
226
3. Setzt man ( )d pV pdV Vdp= +
in obige Gleichung ein, ergibt sich:
( ) ( )dU d TS SdT d pV Vdp≤ − − +
⇒ ( )d U TS pV SdT Vdp− + ≤ − +
Wir definieren die Zustandsfunktion:
G U TS pV= − + Freie Enthalpie
Für diese gilt: dG SdT Vdp≤ − + (Gleichheitbei reversiblen Vorgängen!)
Im isotherm-isochoren Fall gilt:
G wird im Gleichgewicht minimal.
0dG ≤
( )d TS SdT TdS= +
Bemerkung: Es gilt immer dU dQ dW= +
Aber nur im einfachsten Fall ist dW pdV= −
Es sind weitere Formen von Arbeit möglich, mit denen das System an die Umgebung koppeln kann.
-
227
z.B.: dW dAσ= − Arbeit gegen die Oberflächenspannung
dW HdM= Änderung der Magnetisierung im magnetischen Feld
dW dNµ= Änderung der Teilchenzahl(µ: chemisches Potential)
etc.
Hierbei gilt immer: die Arbeit ist das Produkt einer intensivenund einer extensiven Größe.
intensiv: unabhängig von der Systemgröße (T, p, µ)extensiv: proportional zur Systemgröße (S, V, N)
Damit gilt bei variabler Teilchenzahl:
dU dQ pdV dNµ= − +
Und bei reversiblen Vorgängen:
dG SdT Vdp dNµ= − + +Isotherm-isochor:
dG dNµ=
Die freie Enthalpie entspricht also dem chemischen Potentialaller Teilchen (für T,p konstant).
228
Zusammenfassung
Bei reversiblen Zustandsänderungen gilt („einfache Systeme“):
1dS dQ
T=
dU TdS pdV= −
( )dF d T US SdT pdV= − = − −
( )dH d U pV TdS Vdp= + = +
( )dG d U TS pV SdT Vdp= − + = − +
Entropie
Innere Energie
Freie Energie
Enthalpie
Freie Enthalpie
Damit gilt auch:
V p
F GS
T T
∂ ∂ = − = − ∂ ∂
S T
U Fp
V V
∂ ∂ = − = − ∂ ∂
S T
H GV
p p
∂ ∂ = − = − ∂ ∂
-
229
9.12 3. Hauptsatz
Bisher wurde Entropie nur relativ definiert. Der dritte Hauptsatzlegt den absoluten Wert fest.
Für reine, kristalline Stoffe gilt:
0lim ( ) 0T
S T→
= 3. Hauptsatzder Thermodynamik
(bei T=0K gibt es keine „Unordnung“ mehr)
Daraus folgt direkt: T = 0K ist nicht erreichbar!
Abkühlung ist nur möglich durch den Kontakt mit einem Wärmebadoder durch adiabatische Prozesse. In erstem Fall wird die (endliche) Temperatur des Wärmebadsangenommen (worraus ein endlicher Wert für die Entropiefolgt), in zweitem kann die Entropie nur gleich bleiben, aber nicht verkleinert werden. Damit ist S=0 nicht erreichbar, und folglichauch T=0K nicht.
230
9.13 Reale Gase
Reale Gase zeigen eine Abweichung vom idealen Verhalten wegen der Wechselwirkung der Gasteilchen untereinander.
2
2( )( ) BN
p a V Nb Nk TV
+ − =
„Binnendruck“ „Kovolumen“
Der Binnendruck ensteht durch die Anziehung der Teilchen untereinander (van-der-Waals-Wechselwirkung) und erhöht die Kompression des Gases. Das Kovolumen beschreibt die endliche Ausdehnung der Teilchen, aufgrund derer dasGas nicht beliebig dicht zusammengepresst werden kann.
Aufgelöst nach dem Druck:2
2BNk T a Np
V Nb V= −
−
Näherungsweise lassen sie sich beschreiben durch dieVan-der-Waals-Gleichung:
Flüssigkeit
Kritischer Punkt
Phasengemisch
Gas
-
231
Für die innere Energie eines van-der-Waals-Gases gilt:
2
2 Bf N
U N k T aV
= −
Die innere Energie ist volumenabhängig! Dies führt zu Temperaturänderungen bei der Expansion.
9.13.1 Joule-Thomson-Effekt
„Entspannung“ (Expansion) eines realen Gases.
F1
p1
F2
p2
Düse oderporöse Wand
An einem strömenden Gasvolumen V1 wird die Arbeit geleistet:
1 1p V
Es leistet die Arbeit:2 2p V
Die Differenz muss die innereEnergie verändern:
2 1 1 1 2 2U U p V p V− = −
Umgeformt:1 1 2 2 2U p V U p V+ = +
⇒1 2H H=
Die Enthalpie bleibt erhalten! Anders ausgedrückt: 0dH =
232
MitH H
dH dV dTV T
∂ ∂= +∂ ∂
gilt dann:H H
dV dTV T
∂ ∂= −∂ ∂
⇒
HdT V
HdVT
∂∂= − ∂∂
Temperaturänderungbei isenthalper Volumenänderung
Es ist H U pV= +
Für das van-der-Waals-Gas also:
2 2
22B
B
Nk Tf N NH N k T a a V
V V Nb V
= − + − − 2
22Bf V N
Nk T aV Nb V
= − − −
Damit:2
2 22( )
2
B
B
Nb NH Nk T adT V Nb VV
H f VdV NkT V Nb
−∂ +−∂= − = −∂ − ∂ −
-
233
Mit Nb V≪ wird dies:
2
2 /
12
BNbT aN kdTfdV V
−= −
Für große Temperaturen ist der Zähler positiv; die Temperaturnimmt bei Volumenvergrößerung zu. Bei kleinen Temperaturenist der Zähler negativ; die Temperatur nimmt ab.
Die Grenze zwischen beiden Bereichen ist die Temperatur:
2i
B
aT
k b= Inversionstemperatur