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Universität Osnabrück Hauptseminar der angewandten Systemwissenschaften im SS98 „Global Change“ Referat von Ralf Kunze 08.07.1998 Aquakultur und nachhaltiger Fischfang in Bezug zur Welternährungsproblematik Nutzung der Fischbestände und Alternativen zur Ausbeutung der Meere

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Universität Osnabrück

Hauptseminar der angewandten Systemwissenschaften im SS98„Global Change“

Referat von Ralf Kunze

08.07.1998

Aquakultur und nachhaltiger Fischfang in Bezugzur Welternährungsproblematik

Nutzung der Fischbestände und Alternativen zur Ausbeutung der Meere

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Inhalt

O Einleitung

I Daten zur Entwicklung des Fischfanges§ Fischbestände§ Nicht genau erfassbare Daten§ Fischereiflotte

II Fischfang im Allgemeinen§ Technik§ Flotten

III Möglichkeiten zur nachhaltigen Nutzung der Meere§ Methoden der Nachhaltigkeit.§ Norwegen als ein Beispiel für nachhaltigen Fischfang§ Aquakultur

IV Krill als Lösung der Ernährungsproblematik

V Aquakultur§ Formen der Aquakultur§ Für die Aquakultur geeignete Fischarten§ Trends und Potentiale der Aquakultur§ Möglichkeiten der Aquakultur in der 3.Welt

VI Resümee

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O Einleitung

1960 bestanden 14,3% der tierischen Eiweißversorgung und 4,6% der gesamtenProteinversorgung aus Fisch. 1990 stieg der Anteil an tierischem Eiweiß auf 15,4 und derAnteil der totalen Proteinversorgung auf 5,5% an.Die Ausbeutung der Fischbestände hat in den letzten Jahren drastisch zugenommen. VieleFischbestände sind bereits ausgerottet oder nicht mehr regenerierbar.Diese Entwicklung wurde durch eine steigende Nachfrage von billigen Fischprodukten undentscheidenden Entwicklungen der technischen Möglichkeiten bewirkt.Laut der Food and Agriculture Organisation (FAO) gehen in neun der 17 weltgrößtenFanggründe die Bestände ernsthaft zurück, vier sind wirtschaftlich erschöpft und dierestlichen vier bereits völlig ausgebeutet.Weniger Fisch heißt jedoch nicht weniger Boote: Von 1970 bis 1990 verdoppelte sich dieWeltfangflotte von 585 000 auf 1,2 Millionen große Fischtrawler. Dazu kommen rund zweiMillionen kleinerer Fischereischiffe. Die Meere könnten maximal die Hälfte dieser Armadaverkraften.Die Situation ist schon derartig angespannt, daß es bereits zu regelrechten Fischereikriegenkommt. Vor der Küste Kanadas wurde 1995 erstmalig mit militärischer Unterstützung einSpanischer Trawler dazu gezwungen das Fischen einzustellen. Die Besatzung wurdefestgenommen. Es bestand der Verdacht, daß mit zu engmaschigen Netzen gefischt würde.Es sind dringend Maßnahmen erforderlich, um die Fischbestände nicht völlig auszurotten. Vorallem von Seiten der Regierungen ist ein schnelles Handeln nötig. Ein Schritt ist der Verbotder Treibnetzfischerei ab dem Jahre 2002 in der EU, welches am 09.06.1998 in Luxemburgbeschlossen wurde.

I Daten zur Entwicklung des Fischfanges

Um die Situation in den Weltmeeren zu verdeutlichen gilt es zunächst einige Daten undVergleiche heranzuziehen. Wie ist die momentane Lage der Fischbestände und derFischindustrie?

Fischbestände

Laut FAO im Jahre 1994 sind 35% der 200 großen Fischbestände überfischt, 25% sind starkrückläufig, 40% befinden sich noch nicht im kritischen Stadium und 0% sind noch völligunberührt (siehe Abb.1).60% der Fischbestände sind also in großer Gefahr, so daß dringend Maßnahmen ergriffenwerden müssen, um ein weiteres anwachsen der Fischereikapazitäten zu verhindern, bzw. umzu erreichen, daß sich die Fischbestände wieder erholen. Die FAO geht davon aus, daß eineReduktion des Fischfanges um mindestens 30% nötig sei damit sich die Fischbestände wiedererholen können.

Abbildung 1 Prozentuelle Verteilung der Fischressourcen (Quelle FAO)

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Seit 1950 ist ein steter Anstieg der gemeldeten Fänge zu verzeichnen, der jedoch vor allem inden letzten Jahren stark abgenommen hat (Siehe Abb.2). In den letzten acht Jahren stagnierendie Fangquoten, was den Schluß zuläßt, daß das Weltpotential der Fischbestände erreicht ist.Dies geben auch die Einschätzungen der FAO wieder. Die durchschnittliche Anlandemengeliegt bei 83 Millionen Tonnen. Das Produktionsmaximum der Fischressourcen liegt laut FAObei 82 Millionen Tonnen.

Abbildung 2 Weltmeeresfischproduktion (Quelle FAO)

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Diese Daten erwecken den Eindruck, als wären die Fischressourcen an ihrer Kapazitätsgrenzeangelangt, aber noch nicht völlig zusammengebrochen. Deshalb ist es notwendig nicht nurglobale Daten zu betrachten, sondern es ist erforderlich eine Analyse für die einzelnen Ozeanegetrennt vorzunehmen (Siehe Abb. 3).Hier wird deutlich, daß viele Regionen völlig überfischt sind und nur wenige Bestände sichnoch selbst regenerieren können.An der Küste Neufundlands zum Beispiel ist der Kabeljau fast gänzlich ausgestorben. DerKabeljau war seit 500 Jahren die Lebensgrundlage für diese Region. Jetzt ist der Fang diesesFisches völlig verboten und die Fischer und die Fischindustrie liegt brach. Eine Regenerationder Bestände ist nicht in Sicht.

1 **Reasonably reliable regression, * less reliable regression, Unreliable regression2 Overfished, Increasing, Fully fished (based on date when rate of increase = zero)

3 Increase probably due to eutrophication, potential assumed equal to present production4 Sum of the separate estimates for the Eastern and Western Indian Ocean

Abbildung 4 „Vergleich zwischen geschätztem Potential und Durchschnittsanlandemengender Jahre 1990-1994 in Millionen Tonnen“ (Quelle FAO)

Nicht genau erfassbare Daten

Die Beifangproblematik geht allerdings nicht in diese Daten mit ein. Laut FAO werdendurchschnittlich 27 Millionen Tonnen Fisch pro Jahr gefangen (18 – 37 Millionen Tonnen),die nicht vermarktet werden können und daher sofort wieder über Bord geworfen werden undsomit in keine Statistik eingehen. Mit dieser jährlichen Beifangmenge könnte der Fischbedarfin der Bundesrepublik Deutschland 15 Jahre lang gestillt werden.

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Auch die Fische, welche durch die Fangnetze verletzt werden und somit ebenfalls verendengehen in keine Statistik mit ein. Ein weiteres Problem sind verlorene Fangnetze, insbesondereTreibnetze, die bis zum absinken auf den Boden weiterhin Fische fangen.Dies sind alles Faktoren, bei denen dringender Forschungsbedarf besteht, um einen genauerenÜberblick zu erhalten und Lösungsansätze zu finden.

Fischereiflotte

Aber obwohl die Fischbestände drastisch abnehmen steigt die Zahl der Fischtrawler undFischer.

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Abbildung 5 „Entwicklung der Fischerzahlen“ (Quelle FAO)

Von 1970 bis 1990 verdoppelte sich die Weltfangflotte von 585 000 auf 1,2 Millionen großeFischtrawler. Dazu kommen rund zwei Millionen kleinerer Fischereischiffe. Die Meerekönnten maximal die Hälfte dieser Armada verkraften.Diese Situation wird durch relativ niedrige Energiepreise begünstigt. Immerhin benötigt dieFischerei am meisten Energie pro Einheit Protein.

II Fischfang im Allgemeinen

Die im vorangegangenen Kapitel dargelegte Ausbeutung der Fischbestände wäre ohneentscheidende Innovation in der Fischereitechnik so nicht möglich gewesen. Was sind das fürentscheidende Neuerungen?

Technik

Das schwinden der Ressource Fisch bewirkte, daß immer neue technische Errungenschaftenentwickelt wurden, um trotzdem weiterhin hohe Fangquoten aufrecht zu erhalten.Ein wichtiger Schritt war der Einsatz von Polyethylen. So wurden die Netze wesentlichbilliger und haltbarer, was zu größeren Netzen führte.Des weiteren spielen akustische Methoden eine große Rolle. Mittels Sonar und Echolot kanndie genaue Lage, Größe und sogar die Art von Fischschwärmen bestimmt werden. Radio- undSattellitentechnik dient ebenso zur genaueren Ortsbestimmung von Fischschwärmen. DieDaten werden an Computern zu Seekarten verarbeitet, welche die beste Route ermitteln.Durch ausgefeilte Ortungstechnik und unterschiedlichste Sensoren ist es sogar möglich, daßdie hochmobilen Schiffe jeder Richtungsänderung eines Schwarmes folgen.Eine Sonde am Netz überträgt die Füllmenge und die Lage des Netzes an die Rechner an Borddes Schiffes. Somit kann auf jede Änderung sofort eingegangen werden.Die kleinen Fischereiboote von einst sind zu regelrechten Fabrikanlagen geworden. Diegroßen Fischtrawler fangen nicht nur den Fisch, sie verarbeiten ihn auch gleich auf hoher See.Es werden kilometerlange Treibnetze eingesetzt, um möglichst hohe Fangquoten zu erreichen.

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Diese Netze sind aus leichtem Nylonmaterial angefertigt und hängen auf einer Länge bis zu60km ca. 15m tief. Anfang und Ende sind mit Bojen und Sendern ausgestattet, damit die freitreibenden Netze wiedergefunden werden können.Außerdem gibt es Grundschleppnetze, welche den Meeresgrund systematisch abernten.Eine andere Methode des Fischfanges sind die Langleinenfischer. Innerhalb eines Tages wirdeine 60km lange Schnur ausgebracht, an der 40.000 maschinell beköderte Angelhakenhängen.Eine weitere Neuerung ist die Möglichkeit in einer Tiefe von 2,5km zu fischen. Dies war inden 80er Jahren noch nicht möglich. Diese Hochtechnologie hat allerdings auch ihren Preis. Ein moderner Fabriktrawler kostetleicht 55 Millionen DM. Bei Betriebskosten von mehreren 10.000DM pro Tag muß, wennmöglich, ununterbrochen gefischt werden.

Flotten

Die Entwicklung geht immer mehr in Richtung Industrieschiff. Dies sind große Trawler, dieden gefangenen Fisch gleich weiterverarbeiten. Allein für den Unilever Konzern (derHersteller der Iglo-Fischstäbchen) fangen 70 solcher Fabrikschiffe weltweit Seelachs. Einsolches Schiff kann bei einem Fang allein bis zu 60 Tonnen Fisch fangen. Nach dem Fangwerden die Fische sogleich filetiert, portioniert und in Blöcken tiefgefroren.

III Möglichkeiten zur Nachhaltigen Nutzung der Meere

In den vorangegangenen Abschnitten wurde die Situation der Fischbestände verdeutlicht.Ohne tiefgreifendes Handeln ist der Zusammenbruch der Fischbestände nur eine Frage derZeit. Wie kann jedoch eine weitere Ausbeutung der Fischbestände erreicht werden?

Methoden der Nachhaltigkeit.

Der allgemeine Trend der verschiedensten Staaten war eine Unterstützung der Fischerei injedweder Hinsicht. Fangquoten wurden erhöht, die Fischerei wurde stark subventioniert undes wurde nicht regulierend eingegriffen, trotz zahlreicher Warnungen, sowohl vonUmweltschutzverbänden als auch von kleineren Fischereigruppierungen.Nach und nach kommt man aber zu der Erkenntnis, daß dringender Handlungsbedarf bestehtund die bisher stark unterstützte Fischindustrie eingeschränkt werden muß.Es gibt aber lediglich wenige Möglichkeiten das Prinzip der Nachhaltigkeit einzuführen.Ein wichtiger Punkt ist die Maschengröße der Fangnetze. Es muß eine bestimmteMindestgröße vorhanden sein, welche von der Fischart abhängt, welche gefangen werden soll.Dadurch soll verhindert werden, daß Fische gefangen werden, die noch nicht gelaicht haben.Auch die gefangenen Fische müssen eine Mindestgröße vorweisen. In Deutschland werden diese Maßnahmen durch die Küstenwache mittels einesFischereischutzbootes kontrolliert. Wird gegen die Verbote verstoßen wird das Netz und derFang beschlagnahmt und eine Strafe von bis zu mehreren 10.000DM wird fällig.Ein weiterer Punkt sind artenabhängige Fangquoten. Probleme ergeben sich jedoch bei derÜberprüfung und der Einhaltung solcher Quoten.Ein wichtiger Punkt wäre eine Verminderung des Beifanges. Die FAO schätzt, daß ca. einDrittel der Fänge wieder über Bord geworfen werden und somit in keine Statistik eingehen.Weitere Möglichkeiten wäre die Sperrung einzelner Regionen in denen die Fische bevorzugtLaichen und diejenigen Regionen, welche stark strapaziert und überfischt sind.

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Problematisch ist allerdings die Überwachung solcher Maßnahmen. Wenn FischereibooteBeifang über Bord werfen ist dies schwer nachzuweisen. Probleme gibt es auch bei derSperrung einzelner Regionen. Anrainerstaaten wären benachteiligt und würden nicht mehr inder Lage sein Fischfang durchzuführen.Die USA und Neuseeland bevorzugen das Konzept der individuell transferierbaren Quoten(ITQ). Jeder Fischer bekommt ein bestimmtes Kontingent, das er verkaufen, aber auchabfischen kann, wann er möchte. Der Vorteil gegenüber einer allgemeinen Fangquote, diefestlegt wieviel alle Fischer innerhalb eines Jahres fangen dürfen, ist die Tatsache, daß jederFischer eine feste Quote hat und sich somit Zeit lassen kann diese zu Fangen. Problematischist jedoch die Tatsache, daß das ITQ-System zu einer starken Konzentration der Fangrechtebei den großen Fischereikonzernen führt, da diese die Rechte einfach aufkaufen und dadurchkleinere Fischer auf der Strecke bleiben. Außerdem führt das ITQ-System zu einerverlängerten Saison und so sind Kontrollen der Fischer fast unmöglich.In Australien bemüht man sich durch Prozentuale Anteile an den Fängen die Fangmengen zureduzieren. 30% dessen, was der Fang Wert ist muß an die Australische Regierung abgeführtwerden. Mit diesen Geldern kann eine verschärfte Kontrolle und ein verbessertes Managementfinanziert werden.Dies alles sind Ansätze, um die Ausbeutung der Fischbestände zu reduzieren. Jedoch sind diesalles keine konkreten nachhaltige Konzepte.Um die Idee vom nachhaltigen Fischfang zu realisieren sind weitaus umfassendere undweitreichendere Maßnahmen erforderlich. Zunächst müssen genauere Daten über dieFischbestände einzelner Regionen vorliegen. Dazu bedarf es auch der Mithilfe der Fischereienan sich. Sie müssen ihre Fangquoten und auch die Fangregionen offenlegen. Mit diesen Datenmüssen dann Fangquoten berechnet werden, welche ein wachsen der Fischbestände zuläßtoder eine Stabilität auf hohem Niveau bewirkt.Der Meeresbiologe Michael Earle berechnete für einen gesunden Bestand mit dem Ziel„Stabilität auf hohem Niveau“ eine Fangmenge von 20 bis 25% des Bestandes aus. Dies wäremengenmäßig nicht weniger als heute gefangen wird. Dies kommt dadurch zustande, daß dieBestände auf diese Art stabil bleiben und sich auf einem hohen Produktionsniveau befinden.Das Risiko eines Zusammenbruches der Bestände wäre nach dieser Methode gering und dieErnte wäre stabil. Ein weiterer Vorteil ist, daß so der Fischfang effektiver wäre, da gesundeBestände befischt werden und die gefangenen Fische wären größer und somit finanziell auchlohnender.Diese Vorgehensweise setzt aber eine Kooperation aller Staaten voraus, sowie eineunabhängige Regulierungsbehörde, welche die Fangmengen festsetzt und Kontrollendurchführt.

Norwegen als ein Beispiel für nachhaltigen Fischfang

Als die Kabeljaubestände in Norwegen stark Rückläufig waren, wurden die Fangquoten starkreduziert und viele Fabrikschiffe stillgelegt. Als weitere Regelung darf Beifang nicht überBord geworfen werden. Die Fischer müssen auch den für sie wertlosen Fisch an Land bringenund dort vermarkten. Dies liefert einen Anreiz möglichst gezielt zu fangen. Des weiterenwurden Fangquoten für Seelachs, Schellfisch und Kabeljau eingeführt. Schwarzer Heilbuttdarf gezielt nicht mehr gefangen werden. Lediglich eine Beifangmenge von 5% ist geduldet.Nördlich des 70. Breitengrades ist der Rotbarsch knapp geworden. Deshalb darf der Anteildort nicht 25% übersteigen.Problematisch an dieser Regelung ist jedoch die Einhaltung solcher Quoten. Aber trotzdemsind die Maßnahmen in Norwegen erfolgreich und die Fischbestände sind recht stabil.

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Aquakultur

Im Zuge der Verknappung der Fischbestände widmete man sich in den letzten Jahren verstärktder Aquakultur. Diese Entwicklung hätte schon viel früher stattfinden können. Immerhin istder Fischfang die einzige Art der Nahrungsproduktion, bei welcher der Mensch immer nochgrößtenteils auf dem Stand eines Jägers und Sammlers ist.Ob allerdings Aquakultur die Überfischung oder den Welthunger lindern kann ist fraglich.

IV Krill als Lösung der Ernährungsproblematik

Abbildung 6 „Krill, lebend“ Abbildung 7 „Krill, schematische Zeichnung“(Quelle jeweils Australian Antarctic Division)

Der Krill (Euphausia superba) wird ca. 60mm lang. Die Populationsgröße wird mit 28 bis 500Millionen Tonnen angegeben. Diese ungenaue Eingrenzung kommt durch die geringeErforschung des Krills zustande.Ebenso ist das Alter des Krills fraglich. Es gibt Schätzungen die von zwei Jahren ausgehen.Andere wiederum gehen von fünf bis zu elf Jahren aus.Der Krill ist im Labor schwer zu erforschen. Seit den Siebziger Jahren wird der Krillintensiver erforscht. Die meiste Forschung fand direkt auf See statt, da es keine Möglichkeitgab Krill im Labor am leben zu erhalten.In Australien am Institut für Marine Wissenschaften in Townsville wurden 1982 technischeMittel entwickelt, um den Krill im Labor zu erforschen. Erst hierdurch wurden wesentlicheErkenntnisse gewonnen.Die Fangquote für Krill wurde durch die Commission for the Conservation of AntarcticMarine Living Ressources ( CCAMLR) auf 1,5 Millionen Tonnen für den Süd Atlantik und390.000 Tonnen für den Indischen Ozean festgelegt. Diese Quoten liegen weit über dermomentanen Anlandemenge.Krill wird vorwiegend von Chile, Polen, Japan, Rußland und der Ukraine gefangen. 1993betrug die Fangmenge ca. 100.000 Tonnen.

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Abbildung 8 „Krillfangquoten“ (Quelle Australian Antarctic Division)

Die Fangmenge ist deshalb so gering, da der Krillfang recht kompliziert und kostenintensivist.Zum einen enthält die Schale des Krill extrem viel Fluor, welcher für den Menschen schädlichist. Außerdem zerstören die aggressiven Verdauungsenzyme den Krill nach dem Fang.Deshalb muß der Krill nach dem Fang sofort verarbeitet und tiefgefroren werden.Desweiteren ist der Krill mit vielen Umweltgiften belastet.Diese Faktoren verhindern eine kostengünstige Nutzung des Krills. Allerdings gibt es auchhier widersprüchliche Meinungen.

V Aquakultur

Welche Vorteile und Möglichkeiten bietet die Aquakultur? Wo sind die Risiken undProbleme zu sehen? Ist die Aquakultur eine Alternative zum Meeresfischfang?

Formen der Aquakultur

Es gibt verschiedenste Formen der Aquakultur.Ein Großteil der Aquakultur besteht aus der Teichwirtschaft. Hier werden mehrere Artenunterschieden.

Zum einen gibt es die Monokultur, welche vor allem bei Fischarten mit einer hohenTrophiestufe angewandt wird. Dies wären z.B. Forelle, Aal oder Wels, welche auf Fütterungmit tierischem Eiweiß angewiesen sind. omnivore und herbivore Fischarten werden ebenfallsin Monokultur gehalten. Hierbei dient die Primärproduktion des Teiches als zusätzlicheFutterquelle zur Fütterung.

In der Polykultur werden verschiedene Fischarten kultiviert. Die Naturproduktion des Teichessoll möglichst vollständig genutzt werden. Als Beispiel sei die Polykultur chinesischer undindischer Karpfenarten, von Buntbarschen mit Karpfen oder mit Raubfischen, oder vonMilchfischen mit Garnelen anzuführen.

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Bei der Intensivhaltung werden die Wasserorganismen in sehr hohen Besatzdichten beiausschließlicher künstlicher Fütterung gehalten. Bei dieser Form der Aquakultur sindumfangreiche technische Voraussetzungen und wissenschaftliche Erkenntnisse nötig, um einevernünftige Planung, Kontrolle der Wasserqualität, Reinigung des Abwassers, Fütterung,Sauerstoffversorgung und Besatzmaßnahmen zu erreichen.Hierbei entstehen hohe Investitions- und Produktionskosten, allerdings ist der Gewinn auchdementsprechend groß.Ein Nachteil dieser Form der Fischhaltung ist jedoch das hohe Betriebsrisiko, z.B. durchKrankheiten oder technische Pannen. Zudem werden hohe Anforderungen an dieFachkenntnisse des Bewirtschafters gestellt.Dies hat zur Folge, das diese Form der Aquakultur hauptsächlich in Industriestaaten zurErzeugung qualitativ hochwertiger Fischarten, wie z.B. Lachs, Forelle oder Aal, genutzt wird.

Im Gegensatz zur Intensivhaltung steht die Extensivhaltung.Bei dieser Haltungsform erhalten die Wasserorganismen ihr Futter ausschließlich durch dieNaturproduktion des Teiches. Demzufolge sind auch die Besatzdichten recht gering, wasnatürlich auch geringe Hektarerträge zur Folge hat.Die extensive Bewirtschaftung stellt für die Wassergüte keine Gefahr dar. Zudem sind dieInvestitionskosten recht gering und der Produktionsablauf ist recht einfach. Demzufolge istdiese Art der Fischhaltung auch eher in armen Ländern zu finden.

Bei der Methode des Recyclings werden häusliche und landwirtschaftliche Abfälle genutzt,um die Primärproduktion des Teiches zu verstärken. Diese Methode stammt ursprünglich ausdem asiatischen Raum, wird aber mittlerweile in vielen Teilen der Welt eingesetzt.Die hygienischen Verhältnisse und die Wasserqualität spielen hier jedoch eine entscheidendeRolle. Es muß darauf geachtet werden, daß keine Krankheitserreger oder Umweltgifteeingetragen werden.Ein weiteres Beispiel ist das Recycling von Wärmeenergie für die Aquakultur. So kann ingemäßigten Breiten das aufgewärmte Abwasser von Atomkraftwerken für die Aufzucht vonWarmwasserfischen genutzt werden.

Eine weitere Grundlegende Form der Aquakultur ist die Fischkultur in Netzgehegen undEinfriedungen.Die kontrollierte Haltung von verschiedenen Fischarten ist im Süß-, Brack- und Salzwassermöglich und auch hier gibt es Unterscheidungen wie bei der Teichwirtschaft.Flache Gewässer, Lagunen oder ganze Meeresbuchten werden mittels Netzwänden oderBambuszäunen abgesperrt.Problematisch ist jedoch die Tatsache, daß hochgezüchtete Wasserorganismen (z.B. Lachs)auch aus diesen Einfriedungen in die natürliche aquatische Umgebung gelangen können undsomit die ursprüngliche Form der Fische zurückgedrängt wird.In Norwegen geht man davon aus, daß in 200 Jahren der gesamte Lachs in der freien Naturaus Zuchtformen besteht, der Lachs in seiner ursprünglichen Forma also völlig verdrängtwird.

In Asien wird als weitere Form der Aquakultur die Haltung von Fischen inBewässerungskanälen und Reisfeldern angewandt.Der sehr fruchtbare Boden der Reisfelder bewirkt eine hohe Primärproduktion, die zurErnährung der Fische dient. Außerdem lassen sich durch Polykultur unerwünschte Pflanzen,Schnecken und Insektenlarven bekämpfen. So kann das Wasser der Reisfelder optimal genutztwerden.Allerdings gibt es bei dieser Form viele problematische Aspekte.

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Zum einen werden möglicherweise die Fische durch Insektizide, die beim Reisanbauverwendet werden, geschädigt und zum anderen ist die Auswahl an Fischsorten recht gering,da sie hohe Temperaturen und niedrigen Sauerstoffgehalt vertragen müssen. Somit ist derErtrag bei dieser Methode auch recht gering.Eine Lösung wäre hierbei die Gentechnik oder Züchtung, da so geeignete Fischarten entstehenkönnten.

In Industriestaaten wird die Aquakultur in Wasserkreislaufsystemen bevorzugt, da einvermehrter bedarf an Süßwasserfischen besteht und die Bestimmungen zum ableiten desAbwassers aus Fischzuchtanstalten verschärft wurden. Außerdem ist die Aquakultur imgeschlossenen Wasserkreislaufsystem die intensivste Fischzucht. Sie ähnelt mit ihren Vor-und Nachteilen der Intensivhaltung von Fischen in Teichen.Ein Beispiel für diese Form der Aquakultur ist das Unternehmen AquaPlan in Delbrück imKreis Paderborn. Dieses Unternehmen wurde im Juni 1998 in Betrieb genommen und produziert in einemgeschlossenen Kreislaufsystem hochwertige Shrimps. Auf 400 Quadratmetern entstanden 22Zuchtbecken, in denen 64000 Liter Wasser zirkulieren. Durch Temperatur-, PH- undSauerstoffregulation werden optimale Bedingungen geschaffen, so daß sich dieRiesengarnelen innerhalb vier Monaten Aufzuchtzeit von einem Zehntel Gramm schwerenLarven zu 50 Gramm Lebendgewicht entwickeln.Diese Anlage verursacht keinerlei Abwasser. Die ca. 800 kg Feststoffe, die in denAufbereitungsfiltern hängen bleiben werden als Dünger verkauft. Der Stromverbrauch liegtca. in der Größenordnung eines Einfamilienhauses.Die erste Shrimpsernte von ca. 1000kg wird für September 1998 erwartet.

Es gibt noch weitere Arten der Aquakultur, wie z.B. das „Sea-Ranching“ oder dieVertikalkulturen zur Mollusken-Produktion. Bei letzterer Methode werden Muscheln anLeinen, Stöcken, Netzen oder Containern im freien Wasser gezüchtet.Beim „Sea-Ranching“ werden angezüchtete Organismen in freie Gewässer ausgesetzt, welchesich dann im freien Gewässer entwickeln und wieder abgefangen werden.

Für die Aquakultur geeignete Fischarten

Buntbarsche

Buntbarsche werden weltweit kultiviert. Mindestens vierzehn Buntbarscharten werden für dieAquakultur genutzt. Allen gemeinsam ist die große Widerstandsfähigkeit. Außerdemvermehren sie sich rasch, wachsen schnell und sind von ausgezeichneter Fischqualität. Hinzukommt, daß die Buntbarsche größtenteils herbivor sind. Sie können im Brackwasser undeinige Arten sogar im Meerwasser leben.Bei der Kultivierung werden oftmals auch Raubfische mit eingesetzt, um die Besatzstärkekonstant zu halten. Je nach den Produktionsbedingungen ist ein jährlicher Ertrag von 6.000kg pro Hektarerreichbar.Problematisch ist die rasche Fortpflanzung der Buntbarsche. Deshalb werden häufigausschließlich männliche Tiere eingesetzt, welche auch schneller an Gewicht zunehmen.Männliche Buntbarsche werden entweder per Hand ausgesucht oder durch Züchtung , bzw.durch hormonelle Geschlechtsumkehr gewonnen.In der Reisfeldkultur ist der Buntbarsch besonders nützlich, da er das Wachstumunerwünschter Algen, Pflanzen und die Entwicklung von Mückenlarven verhindert. Zudemwird durch die Düngung der Reisfelder mit den Exkrementen des Buntbarsches der Reisertraggesteigert.

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Karpfen

Der Karpfen ist eine omnivore Fischart und bezüglich der Nahrung recht anspruchslos. Erverträgt eine breite Temperaturspanne. Der optimale Temperaturbereich bewegt sich zwischen20° und 30° Celsius.Je nach Nahrungsangebot, Wassertemperatur und Wasserqualität kann der Karpfen innerhalbeines Jahres ein Gewicht von 2kg erreichen.Die Hektarerträge schwanken durch unterschiedliche Klimatischen Bedingungen sehr stark.Dies wird auch in folgender Tabelle deutlich:

Da der Karpfen sowohl intensiv, als auch extensiv genutzt werden kann kommt ihm gerade inden Entwicklungsländern eine Beachtenswerte Bedeutung zu.

Meeräschen

Von allen Fischarten, die in Küstengewässern leben, ist wahrscheinlich keine Fischart soweitverbreitet wie die Meeräsche, die in den tropischen, subtropischen und sogar den gemäßigtenKüstengewässern vorkommt.Die Meeräsche ist verhältnismäßig unabhängig von Temperatur und Salzgehalt des Wassers.So verträgt zum Beispiel Mugil cephalus Temperaturen von 3° bis 35° Celsius und einenSalzgehalt von 0°/00 bis 35°/00.Meeräschen sind bezüglich der Ernährung nicht anspruchsvoll. Vorwiegend ernähren sie sichvon Plankton, Algen und abgestorbenen Pflanzenteilen. Durch Düngung des Teiches kannalso eine Ertragssteigerung erreicht werden. Da die Meeräschen pflanzliches Zusatzfutter (wiez.B. Reisschalen oder Erdnußabfälle) gut verwerten, können die Erträge durch diese billigeZufütterung noch weiter gesteigert werden.

Milchfische

Der Milchfisch ist in warmen Küstenregionen weit verbreitet.Er ist besonders zur Aquakultur in Süß- und Brackwasserteichen geeignet. Er verträgt einenSalzgehalt von 0°/00 bis 32°/00, ist widerstandsfähig gegenüber Krankheiten, wächst bei geringenNahrungsansprüchen schnelle und ist von guter Fleischqualität.Der Milchfisch ernährt sich vorwiegend von Algen, Protozoen und Detritus.Die Erzeugung von Milchfischen ist nur dann sinnvoll, wenn es für sie auch einenAbsatzmarkt gibt. In Kenia zum Beispiel mußte die Produktion von Milchfischen aufgegebenwerden, da die Bevölkerung den unbekannten Fisch nicht kaufte.

Trends und Potentiale der Aquakultur

Die Aquakultur hat in den letzten Jahren stark an Bedeutung gewonnen (Siehe Abb 9,10).1992 betrug der Anteil der Aquakultur an der gesamten Fischproduktion ca. 20 Prozent. Eswar ein stetiger Anstieg zu beobachten, im Schnitt zehn Prozent pro Jahr.

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Abbildung 9 „Entwicklung der Aquakultur, prozentualer Anteil an der gesamtenFischproduktion“ (Quelle FAO)

Abbildung 10 „Wert und Menge der Aquakulturproduktion“ (Quelle FAO)

In Abbildung 11 wird besonders die Entwicklung der Aquakultur in Bezug zum Fischfangdeutlich. Die Aquakultur verzeichnet steigende Zuwachsraten, während beim Fischfang sogareine abnehmende Tendenz erkennbar ist.

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Abbildung 11 „Jährliche Veränderungsraten bei der Aquakultur und beim Fischfang“ (QuelleFAO)

Dieser Trend ist durch das Interesse der Industriestaaten an der Aquakultur begründet.Hochwertige Luxusfische sind in Intensivhaltung Kostengünstig zu produzieren und derGewinn ist somit recht hoch.Die Frage ist jedoch wie weit die Aquakulturproduktion weiter ansteigen kann. Wo liegen diePotentiale der Aquakultur?Eine FAO-Schätzung besagt, daß im Jahre 2010 47 Millionen Tonnen Fisch, Muscheln undKrustentiere aus der Aquakultur stammen werden.Genaue Schätzungen sind jedoch fast nicht möglich. Die weiter Entwicklung ist von zu vielenFaktoren abhängig, wie zum Beispiel die Marktsättigung, Preisentwicklung oder technischenFortschritt.

Möglichkeiten der Aquakultur in der 3.Welt

Die Möglichkeiten der Aquakultur in der Dritten Welt liegen zum einen in der Schaffung vonArbeitsplätzen und zum anderen im Beitrag zur Ernährung der einheimischen Bevölkerung.Arbeitsplätze werden vor allem durch extensive Aquakulturprojekte geschaffen, da hierfürweniger Investitionskosten anfallen und die Beschäftigten keine wesentlichen Fachkenntnissebenötigen. Die FAO unterstützt derlei Projekte und stellt finanzielle Mittel und Fachkräfte zurVerfügung.Der Trend geht aber leider zur Produktion von Luxusfischen. Diese sind dann für den Exportbestimmt. Derlei Aquakulturprojekte sind natürlich ein keiner Weise dienlich.V Resümee

„Der Ozean bietet in reichem Maße Ressourcen, uns zu ernähren. Aber aufgrund unsererUnkenntnis und Uneinigkeit sind wir dabei, diesen Raum aufs Spiel zu setzen; wirverursachen eine weitgehende Verarmung zahlreicher Fischgründe, die fast vollständige

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Ausrottung der meisten Walarten, eine verbreitete Verschmutzung der Gewässer und dieDegeneration vieler küstennaher Lebensräume“ (von: GAIA Der Öko-Atlas unserer Erde.Frankfurt 1985, S.82)

Wie wir gesehen haben ist die Situation in den Weltmeeren kritisch. Regierungensubventionieren Fischereien, setzen Fangquoten rauf und achten nicht auf die EindringlichenWarnungen von Umweltschutzorganisationen und Wissenschaftlern. Statt dessen werdenEindringlinge in fremde Hoheitsgewässer mit Militärgewalt vertrieben.Erst allmählich sind Trends zu einem bewußteren Umgang mit der Ressource Meer zuerkennen.So sind am 09.06.1998 in Luxemburg ein EU-Weites Verbot der Treibnetzfischereibeschlossen worden. Der Beschluß sieht folgendes vor: In einer dreijährigen Übergangsphasemüssen alle EU-Staaten ihre Treibnetzflotten auflösen. Bis Ende 1999 sollen die Fischer 40Prozent ihrer Boote umrüsten, bis Ende 2000 70 Prozent. Ab dem 01.01.2002 dürfen dann inden EU-Gewässern keine Treibnetze mehr ausgelegt werden.Die Beifangproblematik, Verletzungen der Fische durch Netze und die Auswirkungenverlorener Netze müssen besser erforscht werden.Aquakultur ist nicht das Allheilmittel, kann aber positive Effekte auf die Fischbestände haben.Immerhin ist mit dem Trend zur Aquakultur endlich der erste Schritt weg vom Jäger undSammler getan. Allerdings muß stets bedacht werden, daß Aquakultur mit derMassentierhaltung von Schweinen, Rindern und Geflügel vergleichbar ist, was ethischbedenklich ist.