Unterfinanzierung und kein Ende - NachDenkSeiten · 2013. 6. 3. · Cornelia Heintze...

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Cornelia Heintze Unterfinanzierung und kein Ende „Öffentliche Bildungsausgaben im internationalen Vergleich“ Workshop-Vortrag auf dem Kongress Umverteilung Macht - Gerechtigkeit am 25.05.2013 in Berlin Dr. Heintze www.dr-heintze-beratung.de

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Cornelia Heintze

Unterfinanzierung und kein Ende „Öffentliche Bildungsausgaben im internationalen Vergleich“

Workshop-Vortrag auf dem Kongress Umverteilung – Macht - Gerechtigkeit

am 25.05.2013

in Berlin

Dr. Heintze

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Gliederung

Gute Bildung für alle und Wohlfahrtsstaat – eine Einführung

Block 1: Ankündigungen und Erfolgsmeldungen contra Bildungsrealität

Hochtrabende Ankündigungen

Erfolgsmeldungen auf irrelevanter Berechnungsgrundlage

Block 2: Befunde aus dem internationalen Vergleich

Ausgaben für Bildungseinrichtungen: Ländergruppen

Fiktive Mehr- und Minderausgaben von Deutschland

Staatliche Bildungsausgaben (€/EW; % des BIP)

Ausgaben pro SchülerIn und pro StudentIn

Folgen der Unterfinanzierung (Personalrelationen, Lernumfeld)

Block 3: Folgerungen

Die Priorisierungsstrategie ist gescheitert

Ohne höhere Staatsausgaben keine real höheren öffentlichen Bildungsausgaben

Dr. Heintze

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Dr. Heintze

Wohlfahrtsstaat als Fundament oder: Das große Missverständnis

Podiumsrunde im US-Fernsehsender PBS

Frage an den finnischen Vertreter (Pasi Sahlberg), worin das pädagogische

Konzept bestehe, das Finnland so erfolgreiche mache.

Antwort von Pasi Sahlberg:

„Zuerst einmal ist die Schule bei uns für alle kostenlos, von der Vorschule bis

zur Universität“. Kostenlos ist nicht nur der Unterricht. Auch das Schulmaterial,

der Nachhilfeunterricht, das Schulessen, die Schulgesundheitsausgaben sind

kostenlos….

Bedeutet: Es ist das skandinavische Wohlfahrtsmodell, auf dem der finnische

Erfolg gründet. Bei PISA gut abzuschneiden, ist ein Nebeneffekt.

0.1

Finnland als Bildungsrepublik und Bildungsgesellschaft

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Dr. Heintze

… bedeutet in der Umkehrung

Schweden kombiniert zunehmend hohe öffentliche Finanzierung mit

Vermarktlichungstendenzen. Dies unterminiert den bisherigen Erfolg

Privatisierung, Wettbewerb und die Zulassung renditeorientierte

Bildungsunternehmen fordern einen hohen Preis:

• Die soziale Segregation ist gewachsen

• Die Unterschiede zwischen den Schulen sind gewachsen

• Die Chancengleichheit hat abgenommen

• Bei PISA erreicht Schweden nur noch durchschnittliche

Ergebnisse: Die Gruppe mit niedrigen Kompetenzwerten hat sich

vergrößert; die Spitzengruppe verkleinert.

0.2

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Bildungsstaatlichkeit und Einkommensungleichheit

NO DK

FI

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DE

AT

SI

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FR

CZ

ES EE

SK

NL

IT

NZ

PL

PT

CA

ISR

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US

UK

JP

KO

CHI

R² = 0,631

22

24

26

28

30

32

34

36

38

40

42

44

46

48

50

10 15 20 25 30 35 40 45 50 55 60 65 70 75 80 85 90 95 100

Öffentlicher Finanzierungsanteil tertiärer Bildungsinstitutionen 2008 (%)

GIN

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00

7/2

00

9

Zone mittlerer Ungleichheit

Zone hoher Ungleichheit

Zone geringer Ungleichheit

Zone sehr hoher Ungleichheit

Dr. Heintze

Heintze, C. 2012: „Bildungsrepublik“ oder „Bildungsmarktstaat“ . Aussagekraft und Steuerungsrelevanz alternativer Indikatoren der Bildungsfinanzstatistik, S. 112

0.3

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Gliederung

Block 1: Ankündigungen und Erfolgsmeldungen contra Bildungsrealität

Hochtrabende Ankündigungen

Erfolgsmeldungen auf irrelevanter Berechnungsgrundlage

Steigerung der Bildungsausgaben und Absenkung der

Staatsausgabenquote geht nicht zusammen

Dr. Heintze

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Dr. Heintze

Hochtrabende Ankündigungen

„Bildung, Forschung und

Wissenschaft sind unsere

Antwort auf die Heraus-

forderungen des 21.

Jahrhunderts…Unsere

Leitidee ist das Recht auf

Bildung, d.h. die

bestmögliche Bildung für

alle.“

(aus: Koalitionsvereinbarung von SPD

und B90/Die Grünen v. 20.10.1998)

„, Bildung und Forschung sind Grundlagen des

wirtschaftlichen und sozialen Fortschritts. Bildung

ist Voraussetzung für umfassende Teilhabe des

Einzelnen in der modernen Wissensgesellschaft.

Bildung ist daher für uns Bürgerrecht. Deswegen

sagen wir der Bildungsarmut den Kampf an. Dazu

bedarf es einer nationalen Anstrengung. Wir wollen

mehr Chancengerechtigkeit am Start,

Durchlässigkeit und faire Aufstiegschancen für alle

ermöglichen. Wir wollen Deutschland zur

Bildungsrepublik machen, mit den besten

Kindertagesstätten, den besten Schulen und

Berufsschulen sowie den besten Hochschulen und

Forschungseinrichtungen. d.h. die bestmögliche

Bildung für alle.“

(aus: Koalitionsvertrag „Wachstum, Bildung, Zusammenhalt“ von CDU/CSU und FDP v.

24.10.2009)

1.1

1998 2009

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Dr. Heintze

…und Erfolgsmeldungen zu Bildungsausgaben

Darin enthalten sind:

Nur 129,8 Mrd. € der

öffentlichen Hand (= 75 %)

5,5 Mrd. € der Privathaushalte

für Nachhilfeunterricht

7,6 Mrd. € für Kindergeld

8,7 Mrd. € aus den

Konjunkturprogrammen, mit

denen 2009 die Wirtschaft

stabilisiert wurde* (Auszahlung

2009 bis 2011)

Quelle: Bildungsfinanzbericht 2012

Bildungsgipfel von

Herbst 2008

10 Prozent des Brutto-

inlandsprodukts (BIP) sollen

für Bildung und Forschung

aufgewandt werden; 7 % für

Bildung und 3 % für

Forschung.

Die Mittel sollen aus

öffentlichen und privaten

Quellen stammen.

Bis 2015 soll das Ziel

erreicht sein (fand Eingang

in den Koalitionsvertrag der

Schwarz-Gelben-

Bundesregierung)

1.2

* „Gesetz zur Umsetzung von Zukunftsinvestitionen der Kommunen und Länder (Zukunftsinvestitionsgesetz). Gesetz trat am 6. März 2009 in Kraft und lief bis zum 31.12.2011

Budget für Bildung,

Forschung und

Wissenschaft stieg 2010

um rd. 10 Mrd. Euro“ auf

234,5 Mrd. Euro

„In Relation zum Brutto-

inlandsprodukt wurden 2009

und 2010 in Deutschland

jeweils 9,5 % des BIP für

Bildung, Forschung und

Wissenschaft ausgegeben.“

(Destatis, Bildungsfinanzbericht

2012, S. 16)

Bildungsbudget stieg auf

172,3 Mrd. € (6,9 % des BIP)

Destatis, Bildungsfinanzbericht

2012, S. 16)

7+3-Prozent-Ziel

2010 fast erreicht

Aber…

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Auf die Messlatte und die Vergleichbarkeit kommt es an

Dr. Heintze

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7 Prozent für Bildung gemäß internationaler Bildungsfinanzrechnung:

2006 : Zusatzbedarf von 55 Mrd. € . Entspricht dem von Henrik Piltz (2011; GEW-Auftrag) anhand

konkreter Bedarfe errechneten Zusatzbetrag

Darstellungspolitik: Intensive Arbeit an der Aufhübschung des Bildungsbudgets.

Beispiel für Modellrechnungen (Dohmen/Hoi 2004 im Auftrag des Bildungsministeriums)

Autoren: Bei erweiterter Betrachtung umfasse das Bildungsbudget des Jahres 2000 167,2 Mrd. € (> 8

Prozent des BIP). Dabei: Zurechnung von Steuersubventionen und kalkulatorischer Kosten wie

Lebenshaltungskosten von SchülerInnen

Begründung: Statt in die Schule zu gehen, könnten Kinder ja auch erwerbstätig sein. Nur bei Vorschulkindern

entstünden keine dem Bildungssystem zuzurechnenden Lebenshaltungskosten, da für diese „Kinder keine

Möglichkeit besteht, ein eigenes Einkommen zu erzielen und die vorschulische Erziehung Bestandteil des

Sozialisationsprozesse ist.“ (Dohmen/Hoi 2004, S. 29).

1.3

Bildungsfinanz-bericht 2012, S. 33

Dohmen/Hoi 2004: Bildungsausgaben in Deutschland – eine erweiterte Konzeption des Bildungsbudgets, Studie im Auftrag des Bundesministeriums für Bildung und Forschung, Köln

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Dr. Heintze Realität: Sparpolitik frisst die

schönen Programmsätze

Blick auf Sachsen-Anhalt

Überfüllte Hörsäle, steigende Studienbeiträge und Vorlesungen, die ausfallen, weil Dozenten

fehlen… So sieht die Situation aktuell an vielen Hochschulen in Sachsen-Anhalt aus. Eine

Verbesserung der Lage ist nicht in Sicht, denn die Landesregierung plant, bis zum Jahr 2025

insgesamt 50 Millionen Euro einzusparen. Aber wo?

Auf der einen Seite werben die Hochschulen fleißig um Studenten, die aus den alten

Bundesländern in den Osten kommen sollen, auf der anderen Seite will die Landesregierung die

Zahl der Studienplätze in den nächsten Jahren von 50.000 auf 33.000 schrumpfen lassen. (Quelle:

Sputnik 30.04.2013)

Wissenschafts- und Wirtschaftsministerin Birgitta Wolff (CDU) wollte diese derben Einschnitte

nicht vertreten und musste gehen.

Parallele zu Sachsen ein Jahr zuvor:

März 2012: Kultusminister Roland Wöller (CDU) tritt aus Protest gegen das Spardiktat von MP

Tillich und FM Unland zurück. Auch der langjährige bildungspolitische Sprecher der CDU-

Landtagsfraktion Colditz legt sein Amt nach monatelangen Auseinandersetzungen nieder:

Im Zeit-Interview erklärt er: (DIE ZEIT, 22.3.2012 Nr. 13, 23.03.2012)

Colditz: „Ich glaube nicht, dass es zum Ansehen Sachsens beiträgt, Musterknabe der

Haushaltspolitik zu sein, wenn dafür die Bildung vernachlässigt wird. Die Pisa-Erfolge, die

Bertelsmann-Studie, all das basiert auf Daten der Vergangenheit. Die Gegenwart ist

erschreckend. Damit verbauen wir uns gerade die Zukunft.

1.4

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Dr. Heintze Gefrässiger Staat? Nein, geringster Zuwachs der Staatsausgaben nach Japan

Zeitraum 1999 bis 2006

1.5

14.834

20.449

33.552

26.044

22.331

20.113

18.749 18.678 18.055 17.572

15.401 14.526

8000

10000

12000

14000

16000

18000

20000

22000

24000

26000

28000

30000

32000

34000

EU15 CH NO DK SE FI AT BE NL FR IS DE

Sta

ats

ausgaben je E

W (

€)

1995 2012

CH: 2011 Quelle: Eurostat, Staatseinnahmen, - ausgaben und Hauptaggregate [gov_a_main]; update 22.04.2013; eigene Auswertung www.dr-heintze-beratung.de

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Dr. Heintze Wie weiter? Ambitionierte Leitsätze,

aber…

„Bildung ist ein Menschenrecht. Denn Bildung ist der Schlüssel für ein

selbstbestimmtes Leben, für Teilhabe, gute Arbeit und existenzsicherndes

Einkommen. Deshalb ist es vornehmste Aufgabe des Staates, ein gutes und

leistungsfähiges Bildungssystem zur Verfügung zu stellen, das allen jungen

Menschen gute Bildung vermittelt, elternhausbedingte Unterschiede

ausgleicht und alle mitnimmt.“ Gefordert wird:

Schaffung eines inklusiven Bildungssystems, „das von Kita und Schule

bis zur beruflichen Ausbildung, dem Hochschulstudium und der

Weiterbildung reicht.“

„Zentral sind bedarfsgerechte und hochwertige Kitas (…)“

Bis 2020 soll ein Rechtsanspruch auf einen Ganztagsschulplatz für alle

Schulformen eingeführt werden.

Nicht nur Studiengebühren sollen abgeschafft werden, sondern alle

„Gebühren für Ausbildungen und Prüfungen an öffentlichen Schulen und

Fachschulen.“ (aus: Antrag „Mit einer eigenständigen Jugendpolitik Freiräume schaffen, Chancen eröffnen, Rückhalt geben“, Antrag

der SPD-Bundestagsfraktion v. 15.01.2013, BT-Drs. 17/12063)

1.6

2013: SPD (15.01.2013)

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Dr. Heintze Wie weiter? Ambitionierte Leitsätze,

aber…

1.7

2013: Bundestagswahlprogramm der Grünen

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Block 2: Befunde aus dem internationalen

Bildungsvergleich

Quelle: Statistisches Bundesamt, Bildungs-

finanzbericht 2011, S. 69

OECD-Bildungs-finanz-indikatoren B2

Dr. Heintze

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Dr. Heintze Ausgaben für Bildungseinrichtungen

1 Hohe Gesamtausgaben öffentlich + privat (2009: > 7 % des BIP):

Heterogene Gruppe aus Bildungsrepubliken (Dänemark, Island) und

tendenziellen Bildungsmarktstaaten (Korea, USA, Israel)*

2. Hohe öffentliche Ausgaben (2009: > 6 Prozent des BIP)

Skandinavien-Gruppe + (Dänemark, Island, Schweden, Norwegen, Finnland,

Belgien und Neuseeland )

3. Mittelfeld-Länder (hohe bis leicht unterdurchschnittliche öffentliche Ausgaben: 5 %

bis < 6 % des BIP)

Hauptsächlich mitteleuropäische Länder plus Sonstige (Schweiz, Österreich, Frankreich, Niederlande, Slowenien, Polen, Estland, Irland,

Großbritannien, USA , Israel, Mexiko)

4. Länder mit geringen öffentlichen Ausgaben von < 5 % des BIP (1995 genauso

wie 2009):

Gruppe größter Heterogenität: Deutschland, Slowakei, Tschechien, Italien, Spanien,

Griechenland, Australien, Kanada, Korea, Japan, Chile (DE 2009: 4,53 % des BIP)

2.1

Ländergruppen (1995 – 2009)

* Länder mit sehr hohen Gesamtausgaben fallen bei den öffentlichen Ausgaben in verschiedene Gruppen, daher Doppelerfassung Quelle: OECD, Education at a Glance, fortlaufend bis 2012; eigene Auswertung

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Gesamt öffentliche Bildungsausgaben (OECD-Indikator 4.1) : Fiktive öffentliche Mehr- und Minderausgaben 2008 bei Anlegung der Bildungsquoten anderer OECD-Länder

www.dr-heintze-beratung.de

-25,0

-15,0

-5,0

5,0

15,0

25,0

35,0

45,0

55,0

65,0

75,0

85,0

95,0

105,0

115,0

Norw

eg

en

Däne

ma

rk

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Belg

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CD

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21 D

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wen

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on

20

08

)

Elementarbildung (ab 3 Jahre) u. Sonstiges Primar- bis Postsekundar Tertiärbildung

Indikator B4.1: Gesamte öffentliche Bildungsausgaben

(Institutionenfinanzierung und Transfers an

Haushalte und Privateinrichtungen)

Heintze, C. 2012: „Bildungsrepublik“ oder „Bildungsmarktstaat“ . Aussagekraft und Steuerungsrelevanz alternativer Indikatoren der Bildungsfinanzstatistik, S. 119

Dr. Heintze 2.2

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Dr. Heintze Staatliche Bildungsausgaben: € je EW Deutschland ist real zurückgefallen

Quelle: Eurostat, Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereich (COFOG) [gov_a_exp]; Aufgabenbereich „Bildung“; Update vom 20.07.2012

1.873

3.437

1.542

2.604

1.368

2.193

1.079

2.090

1.044

1.300

500

1.000

1.500

2.000

2.500

3.000

3.500

4.000

1995 1997 1999 2001 2002 2003 2004 2005 2006 2007 2008 2009 2010

€ je E

inw

oh

ner

Norwegen Dänemark Schweden Finnland NiederlandeBelgien Österreich EU15 UK FrankreichDeutschland Italien Spanien

Deutschland

Wachsende Auseinanderentwicklung:

Deutschland bleibt zurück

2.3a

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Dr. Heintze … und nach Untergruppen im Jahr 2010 (% des BIP)

Quelle: Eurostat, Ausgaben des Staates nach Aufgabenbereich (COFOG) [gov_a_exp]; Aufgabenbereich „Bildung“; Update vom 06.02.2013

2.3b

0,0

1,0

2,0

3,0

4,0

5,0

6,0

7,0

8,0

9,0

Elementar+Primar Sekundar Tertiär Sonstiges

Seit Ende der 90er Jahre deutliche Steigerungen in: Finnland, Irland, Island, Niederlande, Zypern. DE: 1999: 4,4% des BIP; 2010: 4,3 % des BIP (2011: 4,3%)

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Ausgaben je Schüler: Im OECD-Raum kein Zusammenhang

zwischen der Entwicklung der Schülerzahlen und den Ausgaben pro Schüler

Dr. Heintze

www.dr-heintze-beratung.de Datenquele: Eurostat, Expenditure on public educational institutions [educ_fipubin],

update vom 19.12.2012; eigene Auswertung

2.4a

Primarschüler

9.051 8.904

8.039 7.695

7.202 7.074

6.535 6.478 6.225 6.188

5.956

5.544

5.060 4.898

4.343

3.781

3.336 3.155

5.579 5.359

1000

1500

2000

2500

3000

3500

4000

4500

5000

5500

6000

6500

7000

7500

8000

8500

9000

9500

NO DK CY IS BE SE IT ES UK IE NL FI FR DE PT SK HU CZ EU15EU27

Jährl

iche

Ausg

abe

n p

ro P

rim

ars

ch

üle

r/-in

1999 2009

Ausgaben in €-Kaufkrafteinheiten pro Primarschüler an öffentlichen Schulen: 1999 und 2009 im europäischen Vergleich

Keine Verbesserung; 2003 Rang 17; 2009 Rang 18 aus je 27 Länder

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Sekundarbereich (ISCED 2- 4): gleiches Bild Dr. Heintze

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Datenquelle: Eurostat, Expenditure on public educational institutions

[educ_fipubin], update vom 19.12.2012; eigene Auswertung

2.4b

1000

2000

3000

4000

5000

6000

7000

8000

9000

10000

11000

12000

CY NO ES BE FR DK IE NL SE UK MT IT FI IS PT DE CZ LV SK HU EU15 EU27

Jährlic

he A

usgaben

pro

Schüle

r/-in (

€)

1999 2009

Ausgaben in €-Kaufkrafteinheiten pro Sekundarschüler an öffentlichen Schulen: 1999 und 2009 im europäischen Vergleich

Keine Verbesserung; 2003 Rang 17; 2009 Rang 18 aus je 27 Länder

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Schüler-Lehrer-Relation im Bereich ISCED 1-3:

Deutsche Entwicklung im europäischen Vergleich 2000 bis 2010

Quelle: Schüler/Student - Lehrer Verhältnis und Klassengröße im Durchschnitt (ISCED 1-

3) [educ_iste]; update 1.06.2012; eigene Darstellung

Dr. Heintze 2.5

8,4

9,2

10,3 10,4 10,7

11,0 11,0 11,0 11,2 11,5 11,6

12,3 12,5

12,7

13,8 14,1

14,4 14,6

15,1 15,5

15,8 15,9

16,7

8

9

9

10

10

11

11

12

12

13

13

14

14

15

15

16

16

17

17

18

18

19

19

20

LT PT NO IS BE LV IT AT HU ES PL SE CY SL FI CZ FR EE SK IE NL UK DE

Sch

üle

r-L

eh

rer-

Rela

tio

n IS

CE

D 1

- 3

DS 2000 - 2005 DS 2006 - 2010

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Ausgaben für institutionelle Hilfsdienste im Primar- bis Postsekundarbereich 2004 und 2009 (% des BIP): OECD-Vergleich

www.dr-heintze-beratung.de Quelle: OECD (2012): Education at a Glance, Indikator B2.4; eigene Darstellung

Dr. Heintze 2.6

0,01

0,08

0,09

0,09

0,11

0,13

0,15

0,17

0,18

0,20

0,23

0,26

0,26

0,34

0,34

0,37

0,44

0,45

0,53

0,55

0,86

0,00 0,10 0,20 0,30 0,40 0,50 0,60 0,70 0,80 0,90

PL

PT

DE

AU

IT

BE

LU

ES

AT

CA

CZ

SL

OECD-DS

US

SK

HU

SE

FI

FR

KO

UK

2009 2004

Bei Ausgaben gemäß OECD-DS stünden rd. 4,5 Mrd. € mehr zur Verfügung für Schulsozialarbeit, Schulessen etc.; mit Ausgaben gemäß FI + SE rd. 9,3 Mrd. €

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Block 3

Dr. Heintze

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Warum die Priorisierungsstrategie nicht funktioniert

Welches Credo steckt dahinter?

Sind die Funktionsvoraussetzungen gegeben?

Privatisierung und Darstellungspolitik als Scheinausweg

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Priorisierungsstrategie

Dr. Heintze

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Beim Bildungsmonitor von IW/INSM ist Priorisierung ein Handlungsfeld

Credo: Das deutsche Bildungssystem kann qualitätsgerecht ausgebaut, die

Studierendenzahlen erhöht werden, ohne dass eine reale Steigerung der öffentlichen

Ausgaben erfolgt. Nötig ist lediglich die Konzentration öffentlicher Ausgaben bei Bildung.

Prämisse: Die öffentlichen Haushalte bieten ausreichend Umschichtungs-

potential.

Indikatorkonstruktion: Bewertet werden (5 Indikatoren) nicht die öffentlichen

Bildungsausgaben, sondern die Bildungsausgaben pro Grundschüler, Sekundarschüler

etc. relativ zu den Gesamtausgaben öffentlicher Haushalte pro EW.

Ergebnis: Zerrbild

• Ansteigender Konzentrationsgrad wird als Verbesserung der öffentlichen Finanzierung

interpretiert (Punktzahlen steigen) unabhängig davon, ob die Bildungsausgaben dem

Bedarf entsprechen resp. real überhaupt gestiegen sind.

• Unter der Rahmenbedingung „Unterfinanzierung öffentlicher Belange“ wird positiv

honoriert, wenn bei Aufgaben wie Soziales, Kultur, Umwelt, Verbraucherschutz der

Kahlschlag regiert.

Indikator ist unsensibel gegenüber unzureichender Finanzierung , damit wenig brauchbar

3.1

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Manövriermasse als Funktionsvor-aussetzung existiert nicht (mehr)

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Dr. Heintze 3.2

Denn: Annähernd alle öffentlichen Bedarfsfelder sind unterfinanziert

Einige Beispiele

Investitionsstau in Kommunen (technische Infrastruktur): rd. 704 Mrd. € Öffentlicher Personennahverkehr Kulturelle Dienstleistungen Dienstleistungen des Umwelt- und Verbraucherschutzes (Lebensmittelüberwachung…) Arbeitsschutz und Gesundheitsprävention Soziale Dienstleistungen (Pflege ist stärker unterfinanziert als Bildung) Jugendarbeit (1995 wurden 3,46 Mrd. € für Jugendarbeit eingesetzt; 2008 nur noch 1,54 Mrd. € (- 56 %; Bildungsfinanzbericht 2009, Tabelle 4.6.1-1, S. 120) Polizei (wirksamer Kampf gegen das organisierte Verbrechen findet nicht statt)

Folge: Wachsende Finanzierungskonkurrenz. Der konservative

deutsche Sozialstaat entwickelt sich tendenziell zum sozial-karitativen Fürsorgestaat zurück, ohne dass es mit der Bildungsrepublik etwas wird.

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Dr. Heintze

Schlussbemerkung

Notwendig

Ohne einen finanzpolitischen Paradigmenwechsel in Richtung

deutlicher Erhöhung der Staatsausgabenquote wird es keine

Behebung der unzureichenden Ausstattung des deutschen

Bildungssystems mit öffentlichen Geldmitteln geben.

Wahrscheinlich

Politik wird fortfahren mit einer Kombination aus Finanzmarketing

(Politik der unechte Ausgabenerhöhung) und der Ankurbelung

privater Finanzierung. Folge: Die soziale Segregation nimmt zu;

private Geldgeber erhalten wachsenden Einfluss auf die Bildungs-

inhalte mit negativen Folgen auch für unser demokratisches

Gemeinwesen.

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Vielen Dank für die

Aufmerksamkeit