Unternehmensgeschichte TH. WITT ... -...
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Dieses Dokument wurde zusammengestellt von den DKV-Senioren. Alle Rechte dazu werden vom HKK e.V. wahrgenommen.
Vervielfältigungen und Veröffentlichungen, auch auszugsweise, sind vom HKK e.V. zu genehmigen.
Unternehmensgeschichte TH. WITT, Kältemaschinenfabrik GmbH. Aachen
1896 Gründung einer Kältemaschinenfabrik durch Ing. Theodor Witt. Er kaufte dazu in
Aachen eine Dampfmaschinenfabrik und begann mit der Produktion und Montage von Kältemaschinen.
Die wichtigsten Produkte waren damals Ammoniak- Kompressoren mit Dampf-maschinenantrieb durch einen gemeinsamen Kurbeltrieb.
1930 Ab Beginn der 30er Jahre wurden Ammoniak- Kompressoren in geschweißter Ausführung produziert.
Wesentliche Betätigungsfelder waren Ammoniakanlagen für Obstkühlhäuser und Schlachthöfe so wie Anlagen mit dem Kältemittel Chlormethyl für Handel
und Gewerbe.
Die Idee von Theodor Witt, die gesamte Kältemittelfüllung auf die Niederdruckseite zu verlagern, führte zur Entwicklung dieser patentierten Kombination aus Hochdruck-schwimmer und Abscheider. Das flüssige Kältemittel kann über natürliches Gefälle oder mittels Kälte-mittelpumpe zu den Verdampfern gelangen – die aufwändige Regelung per Handventil, zuvor Hauptaufgabe des Maschinisten, wurde überflüssig. Die ursprünglich als "Witt- Hochleistungsregelung" bezeichnete Anordnung entspricht der bis heute aktuellen Anlagenkonzeption für Großkälteanlagen.
1939 Dipl.-Ing. Hans Witt übernimmt die Geschäftsleitung und führt das Unternehmen durch die Wirren der Kriegs- und Nachkriegsjahre.
1945 Neuanfang und Wiederaufbau des völlig zerstörten Werkes in Aachen mit ca. 25
Mann; ein Neubau für Werkstatt und Büros konnte 1951 an alter Stelle im Aachener Süden wieder bezogen werden.
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Dieses Dokument wurde zusammengestellt von den DKV-Senioren. Alle Rechte dazu werden vom HKK e.V. wahrgenommen.
Vervielfältigungen und Veröffentlichungen, auch auszugsweise, sind vom HKK e.V. zu genehmigen.
Die wichtigste Betätigungsfelder waren damals Reparaturen und Neu-installationen aus Altbeständen, um Lebensmittel einzutauschen und damit die Hungerjahre zu überstehen. Die ersten Kunden nach der Währungsreform waren die Eisdielen; später kamen verschiedene Gewerbebetriebe hinzu. Als Kältemittel in den Kleinanlagen wurde jetzt R12 eingesetzt. Die in Aachen ansässige Schokoladenindustrie so wie Firmen, die mit der Lagerung oder Verarbeitung von Nah-rungsmitteln und Getränken zu tun hatten, ließen das Geschäft mit Ammoniak- Großkälte-anlagen wieder aufleben. Die benötigten Kompressoren, Hochdruck-Schwimmerregler, Abscheider, Kältemittelpumpen und Absperrventile entstammten alle eigener Produktion.
1954 Es wurde wieder eine Beschäftigtenzahl von ca. 100 erreicht. Mit geringen
Abweichungen ist diese Zahl bis in die 90er Jahre konstant geblieben.
Mitte der 50er Jahre wurde die Fa. Witt zum Marktführer auf dem Spezialgebiet der Eisspeicheranlagen. In Molkereien und Brauereien wurden kurzzeitig sehr große Leistungen verlangt. Weil hier hauptsächlich Kälte bei ± 0 °C benötigt wird, konnte Eisspeicherung und Umpumpen von Schmelzwasser zur Anwendung kommen. Mit feuerverzinkten Ammoniak- Verdampfersystemen eigener Fertigung konnten bei Verdampfungstemperaturen von nur – 3 °C erhebliche Energieeinsparungen gegenüber den bis dahin üblichen – 10 °C Verdampfungstemperatur erzielt werden; weitere Vorteile dieser Anlagen waren die Verwendung von verbilligtem Nachtstrom und der unproblematische Umgang mit Wasser an den Kühlstellen. Als Folge von Zusammenlegung vieler Molkereien zu Großbetrieben wuchsen auch die Abmessungen der erstellten Eiswasseranlagen, deren mit Berohrung bestückte Wasserbecken durchaus mit denen öffentlicher Schwimmbäder vergleichbar waren. Der große Ammoniak-Inhalt solcher Anlagen war bis in die 90er Jahre kein Thema.
1965 Dipl. Ing. Günter Witt übernimmt die Leitung des
Unternehmens in der 3. Generation. Er trennt sich von der bis dahin fortgeführten „Kleinkälte“ und baut Fertigung und Vertrieb der Eiswasseranlagen aus.
Alle dazu erforderlichen Bauteile, vom Kompressor über Verdampfer bis zur Regelung, werden im eigenen Werk gefertigt. Spezielle Komponenten wie Kältemittelpumpen, Hochdruck-Schwimmerregler und Ammoniak-Abscheider wurden ursprünglich nur zum Einbau in eigene Anlagen produziert.
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Zuerst von der Fa. Linde, später auch von vielen anderen angeregt, wurden diese Komponenten fortan am Markt für Montagefirmen von Großkälteanlagen angeboten; und dies mit großem Erfolg, obwohl dem manchmal gewisse Vorbehalte gegenüber einem eventuellen Wettbewerber entgegenstanden. Die Erfahrung, durch Sachkenntnisse ersonnene und ausgereifte Produkte zu erstehen, war offensichtlich überzeugend genug.
1984 Um Platz für gestiegenen Anforderungen zu erhalten, wurde der ursprüngliche
Standort der Firma in der Kamperstraße verlassen und am Nordrand der Stadt Aachen ein neues und zweckmäßig ausgestattete Werk mit einer Grundfläche von 20000 m² bezogen. Die Produktion von Komponenten für Großkälteanlagen wurde ausgebaut und durch Regler, hermetische Kältemittelpumpen und spezielle Druckbehältereinheiten ausgebaut. Eiswasseranlagen bildeten weiterhin den Schwerpunkt und wurden weiter optimiert.
1998 Dipl.-Ing. Monika Witt übernimmt die Geschäftsführung in der 4. Generation. Sie
brachte mehrjährige Erfahrungen im Bau von Luftzerlegungsanlagen in Deutschland und den USA mit.
TH.WITT Kältemaschinenfabrik GmbH
Quelle: Zusammenstellung der Daten von Günter Witt
Umseitig finden Sie noch eine bebilderte Firmengeschichte von Heide Witt.
Wenige Jahre, nachdem Carl von Linde die
Kältemaschine erfand, versuchte der junge Ingenieur
Theodor Witt, sich auf diesem Gebiete selbstständig zu
machen. Er entstammte einer holsteiner
Kaufmannsfamilie und war mit entsprechendem
Startkapital ausgestattet, um eine geeignete
Fertigungsstätte zu erwerben.
Er erstand im Jahre 1896 eine zum Verkauf stehende
Dampfmaschinenfabrik samt nebenstehendem
Wohnhaus in Aachen, Kamperstraße.
Die Kolben seiner ersten Verdichter wurden über eine
gemeinsame Stange von Dampfmaschinen bewegt,
denn es gab noch keinen elektrischen Antrieb.
Reproduktionen erster Inserate :
oben von 1899,
unten von 1908
Das Fabrikgelände an der Kamperstraße / Ecke Habsburger Allee
Die Firma ist seit seit 1910 als GmbH. eingetragen.
Sohn Hans Witt um 1905
mit einer handbetriebenen
Vakuum-Eismaschine.
Die Kühlung von Lebensmitteln stand stets im Mittelpunkt des
Interesses. Das bevorzugte Kältemittel : Ammoniak.
Entwicklung und Bau von Kompressoren sowie die Fertigung von
Wärmetauschern wurden ausschließlich zur Errichtung der selbst
geplanten Kälteanlagen betrieben.
Wegen der Ereignisse in den 1940er Kriegsjahren sind leider nur
wenige Dokumente aus der davorliegenden Zeit erhalten geblieben.
Die Idee von Theodor Witt, die gesamte Kältemittelfüllung der
Anlage auf die Niederdruck-Seite zu verlagern, führte zur
Entwicklung dieser patentierten Kombination aus Hochdruck-
Schwimmerregler und Abscheider-Kessel ( mit Anfeucht-
Vorrichtung für das Sauggas ).
Das flüssige Kältemittel kann über natürliches Gefälle oder
mittels Kältemittelpumpen zu den Verdampfern gelangen.
Die aufwändige Regelung per Handventil aus der Sammelflasche
zu den Verdampfern, die zuvor Hauptaufgabe der Maschinisten
war, wurde überflüssig.
Bis auf den heutigen Tag wird dieses Prinzip als Standard beim
Bau größerer Kälteanlagen weltweit angewendet!
Dipl.-Ing. Hans Witt trat nach seinem Studium 1924
als Konstrukteur in den väterlichen Betrieb ein.
Von 1939 bis 1965 führte er als alleiniger
Geschäftsführer das Unternehmen durch die Wirren
der Kriegs- und Nachkriegsjahre.Er konstruierte und baute die
ersten Kompressor-Baureihen für
Kältemittel in geschweißter
Ausführung.Es wurden komplette Kälteanlagen für vielseitige
Anwendungen in Industrie und Gewerbe erstellt.
Präsentation des Leistungs-
spektrums an „Groß-“ und
„Klein-Kälte“ auf der Leipziger
Messe. Zur Flugzeug- und Raketen-
entwicklung unentbehrlich:
Prüfschränke, nach Lizens
DWM - Kälte-Richter, Berlin.
Fotografiert in der Horrornacht
vom 11. April 1944.
Am Morgen danach waren in Aachen über
1.500 Tote und 1.000 Verletzte zu beklagen.
Dennoch gelang es, einiges an Werkzeugmaschinen
und Material aus den Trümmern zu bergen. Da die
Firma als „kriegswichtig“ eingestuft war, wurde dies
mitsamt der verbliebenen Belegschaft (und deren
Familienangehörigen, zusammen ca. 100 Personen)
nach Illertissen/Bayern transportiert, wo man bei der
Fa. Gebr. Plersch eine provisorischen Bleibe fand.
Schon im September 1945
kehrte man nach Aachen
in angemietete Baracken zurück.
Dank Kompensationsgeschäften
konnte die kleine Mannschaft mit
Lebensmitteln versorgt werden.
Viele Mitarbeiter sind während
ihres gesamten Berufslebens bei
der Firma Witt geblieben!
Die Eisdielen und andere Gewerbebetriebe
konnten nach der Währungsreform als erste
mit D-Mark bezahlen! Für die Molkerei-
Kunden wurde ein leicht zu säuberndes,
verkleidetes Kälteaggregat ( bestehend aus
HAC + Kondensator ) entwickelt.
Im Frühjahr 1951 ist der Wiederaufbau
der Fabrik an alter Stelle in der
Kamperstraße vollendet.
Das sechseckige Witt-Zeichen steht fortan für die weiterentwickelten Produkte und Anlagenkonzepte.
Mit Kältemittelpumpen beginnt das Geschäft als Zulieferer für die Kälteindustrie.
Eiswasser-Anlagen für Molkereien,
Brauereien und andere Anwendungen
sind in den folgenden Jahrzehnten
Haupt-Umsatzträger.
Dipl.-Ing. Günter Witt folgte seinem Vater als Vertreter der 3.
Generation in das Familienunternehmen.
Wegen des angesehenen kältetechnischen Institutes in Karls-
ruhe legte er dort 1960 sein Hauptexamen ab, nachdem er
zuvor an der RWTH zu Aachen das Maschinenbau-Vordiplom
erworben hatte.
Er beschäftigte sich zunächst mit der fertigungsgerechten Neu-
und Umkonstruktion der vorhandenen Produktpalette. Von 1965
bis 1998 war er dann als alleiniger Geschäftsführer tätig. Als
Gesellschafter war er zuletzt mit etwas über 50 % beteiligt.
Ein neues Bürogebäude Ecke Kamperstr./Habsburger Allee
entsteht 1965. Das Geschäftsfeld "Kleinkälte" wird aufgegeben
und dem Handwerk überlassen. Der Verkauf von Kältemittel-
pumpen an andere Firmen der Kälteindustrie weltweit nimmt zu.
Überragende Bedeutung erlangen Eiswasseranlagen, die schon
bald in jeder Molkerei und vielen Brauereien zum Standard-
Inventar gehören.
Günter Witt erlernt früh das Programmieren von Computern,
kann den RWTH-Rechner nutzen und erstellt für Eiswasser-
Anlagen von klein bis zu riesigen Ausmaßen komplette Kataloge,
die eine schnelle und rationelle Angebotserstellung ermöglichen.
Eine interessante Neuentwicklung:
Tuchfroster, der in kontinuierlichem
Durchlauf Wollstoffe verbessert.
Aus 1 mm-Blech, innen mit PU-Schaum
isoliert. ( Wegen komplizierter Fertigung
nur wenige Exemplare gebaut )
Um hermetische Pumpen in Kälte-
anlagen einzusetzen, bedarf es um-
fangreicher Erfahrungen, die nur bei
wenigen Firmen vorhanden waren.
Die ersten hermetischen Pumpen
wurden ab 1965 deshalb nur 10 Jahre
lang gebaut und durch eine neue, mit
verbesserter Gleitringdichtung ersetzt.
Um die Kompressoren einer Eiswasseranlage je nach
gewünschter Eisstärke aus- und wieder einzuschalten,
mussten eigene, elektronisch arbeitende Regelgeräte
entwickelt werden.
Alle Hauptbestandteile einer
Eiswasseranlage stammen aus
eigener Produktion:
Eiswasserbehälter, Rührwerk,
verz. Schlaufenverdampfer,
Kompressor, Kondensator,
HD-Schwimmerregler,
Abscheider-Kessel,
evtl. Ammoniakpumpe,
Absperrventile und die Regelung.
Nur die Wasserpumpen wurden
zugekauft.
Montage eines Verdunstungs-Kondensators aus
verzinkten Bauteilen. Aus Service-Gründen jetzt
mit drückenden Ventilatoren.
Hochdruck-Schwimmerregler
dienen in Ammoniak-Anlagen
zur Drosselung des Kältemittels.
Viele Tausend Exemplare sind in
allen Kontinenten - und auf den
Weltmeeren - problemlos im
Einsatz.
Selbst entwickeltes Zubehör:
autom. Ölrückführung für NH3
ein-Stutzen-Niveau-Grenzgeber,
Schnellschlußventil für Ölablaß.
Immer wieder Versuche, neue Anwendungs-
gebiete der Kälteanwendung zu erschließen:
oben:
Berieselungskühler zur Erzielung
von Wasser nahe 0 °C im Durchlauf.
mittig:
Druckluft-Trockner,
der gleichzeitig Öl abscheidet
unten:
Economizer,
zur Verbesserung des Wirkungsgrades von
Schraubenverdichtern.Kältemittelpumpen mit Gleitringdichtung oder in hermetischer Bauart werden
weltweit seit vielen Jahrzehnten beim Bau großer Kälteanlagen eingesetzt.
Ein bedeutender Fertigungszweig ist
der Bau von Druckbehältern bis
2,2 m Durchmesser und 6 m Länge.
Als reine Pumpenstation oder mit
eingebauter Berohrung als Wärme-
tauscher oder untergebautem
Plattenverdampfer.
Kunden sind Wettbewerbsfirmen,
die sich von der fachgerechten
Dimensionierung und Ausführung
überzeugen ließen.
Selbstverständlich wurde der Bau kompletter Kälteanlagen erfolgreich fortgesetzt.
Traditionsgemäß mit Schwerpunkten bei Molkereien und Brauereien.
In 4. Generation ist seit 1998
Dipl.-Ing. Monika Witt
alleinige Geschäftsführerin,
hier bei der Verabschiedung
ihres Vaters.
Sie studierte Verfahrens-
technik an der RWTH
Aachen und war danach
5 Jahre lang mit dem Bau
von Luftverflüssigungs-
anlagen beschäftigt, zuletzt
in den USA.
Ein komplett neues Werk
samt Verwaltung entstand
1984 an der Lukasstraße,
verkehrsgünstig in Nähe
Autobahnabfahrt gelegen.
Weil sich das Gelände in der
Kamperstraße als zu klein erwies,
wurde der angestammte Standort
gegen dieses ca. 6 fach größere
Areal eingetauscht.
Mehrere Zwischenlösungen in Form
von Zweigwerken waren vorausge-
gangen
Die Gesamtzahl der Mitarbeiter blieb
in den zurückliegenden Jahrzehnten
nahezu konstant zwischen 90 und 100.
Die Produktion konnte durch massive
Investitionen in den Maschinenpark
vervielfacht werden.
Nach Bezug des neuen Werkes stieg
die Zahl der Mitarbeiter auf ca. 115.