Unterrichtsbaustein - Bildungsserver Sachsen-Anhalt - … · − Doppelstunden für die...

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1 Unterrichtsbaustein Schulinterne Befragungen zur Verbesserung der Lern- und Lebensqualität in der Schule Peter Schünemann und Martina Messerschmidt Gymnasium Latina „August Hermann Francke“ Halle Inhalt Übersicht Ziele und Aufgaben Ablauf und Empfehlungen Resümee Strukturierte Gesamtplanung Literatur- und Quellenverzeichnis Anlagen

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Unterrichtsbaustein

Schulinterne Befragungen zur Verbesserung der Lern- und Lebensqualität in der Schule

Peter Schünemann und Martina Messerschmidt Gymnasium Latina „August Hermann Francke“ Halle

Inhalt

Übersicht

Ziele und Aufgaben

Ablauf und Empfehlungen

Resümee

Strukturierte Gesamtplanung

Literatur- und Quellenverzeichnis

Anlagen

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Übersicht

beteiligtes Fach

Sozialkunde

Thema Empirisch-analytische Methoden der Sozialwissenschaft – die Befragung

Schulform Gymnasium

Schuljahrgang 10

Schule Gymnasium Latina „August Hermann Francke“ Halle

www-Adresse http://www.latina-halle.de/

beteiligte Lehrkräfte

Peter Schünemann, Monika Messerschmidt

Kontakt

Latina August Hermann Francke Franckeplatz 1, H. 42/43 06110 Halle

Tel.: 0345/4781100 Fax: 0345/4781200

e-mail: [email protected]

Schülerzahl 36 Schülerinnen und Schüler in zwei Kursen

zeitlicher Umfang

Gesamtumfang: 13 Wochen (Mitte März bis Anfang Juni 2009; darin voll-ständig genutzte Unterrichtsstunden: 11

Lernorte Gelände der Latina AHF, Sozialkunde- und verschiedene Klassenräume, PC-Kabinette

Bezug zu den Rahmenricht-linien

eine der zwei zu trainierenden Methoden der Sozialwissenschaften im Jahrgang 10 (RRL S. 42 u. 49)

Ziele

Die Schülerinnen und Schüler sollen im Rahmen der Übung der Methode generell die Fähigkeit und Bereitschaft entwickeln, − Fragen so zu formulieren, dass brauchbare Ergebnisse durch eine

Befragung gewonnen werden können, − die Spezifik von Befragungen zu verstehen (Möglichkeiten/Grenzen), − als Interviewende Neutralität gegenüber Thema und befragter Person

zu wahren, − Plausibilitäts-Überlegungen zu Stichprobe und Repräsentativität anzu-

stellen, − den Verlauf und das Ergebnis der Befragung kritisch auszuwerten (z. B.

in Bezug auf Eignung für das angestrebte Ziel oder auf das Verhältnis Eingangshypothese – Ergebnis) und

− ihre kommunikativen Fähigkeiten (Kontaktaufnahme, Motivation, Hilfe-stellung, ...) zu vervollkommnen.

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Ziel der schulinternen Befragung ist außerdem, von diesen Arbeitsgruppen Impulse für die Verbesserung der Lern- und Lebensatmosphäre an der Schule zu erhalten und diese Schülerrat, Elternrat, Schulleitung und Ge-samtkonferenz zu präsentieren.

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Die Schülerinnen und Schüler − besitzen Kenntnisse zu qualitativen und quantitativen Methoden der

Sozialforschung und zum Stellenwert der Befragung in diesem Kanon,

− haben sich mit der Auswertung von Befragungen (z. B. Shell-Studie) beschäftigt,

− haben sich die Theorie der Befragung angeeignet,

− besitzen Fähigkeiten und Fertigkeiten des Arbeitens in kooperativen Lernformen,

− beherrschen Präsentationstechniken,

− beherrschen Formen sachlich-höflicher Kommunikation und

− verfügen über Grundkenntnisse im Erstellen von Statistiken und Dia-grammen.

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− Methodentag (Minimum 6 Stunden), d. h. Ausplanen der Kurse aus dem Unterricht Kl. 10 (ideal: parallel liegt Exkursionstag Geographie)

− Doppelstunden für die Präsentation

− Erlaubnis der Eltern zur selbstständigen Arbeit außerhalb des Schulge-ländes (für Befragung mit schulexternen Interviewten)

− PowerPoint-Präsentations-Möglichkeiten

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− Weiterentwicklung der Selbstständigkeit, der kommunikativen Fähigkei-ten und Strategien, der Teamfähigkeit, des Verantwortungsbewusst-seins

− Erfahrungen in der Organisation von (schulinterner) Demokratie (Wis-sen um Meinungen und Wünsche als Grundlage weiterer Gestaltung)

− Erleben der Relevanz eigener Arbeit für die Gestaltung des Schullebens

− Erleben der Sichtweisen Anderer auf bestimmte Probleme, Auseinandersetzung mit diesen, Förderung der eigenen Nachdenklich-keit

− Selbsterfahrung im Umgang mit nicht unkomplizierten Befragungssituationen

− Empfehlungen: siehe unter der detaillierten Beschreibung des Ablaufs

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Ziele und Aufgaben

Im Sozialkundeunterricht des Schuljahrganges 10 sollen die Schülerinnen und Schüler

Grundfragen und Probleme des politischen Handelns reflektieren lernen und zugleich Kennt-

nisse zu mindestens zwei empirisch-analytischen Methoden der Sozialwissenschaften er-

werben. Die Wahl der Themen ist frei, die Rahmenrichtlinien machen hier nur Vorschläge.

Ziel ist eine höhere Schüleraktivität und -mitsprache bei der Gestaltung des Unterrichts, ein

Ausbau der Selbstständigkeit, mithin – neben dem Erwerb von Kenntnissen im wissenschaft-

lichen Arbeiten – ein Beitrag zur Ausgestaltung eines demokratischen Miteinanders an der

Schule, einem Bereich, in dem politisches Handeln bereits stattfindet, noch ehe die Jugendli-

chen wählen oder Mitglied einer Partei werden. Neben der Freiheit von allzu einengenden

Zwängen der Unterrichtsplanung durch Fachlehrkräfte und/oder fachschaftsinterne Pläne

können die Schülerinnen und Schüler hier auch die Freiheit zu selbstständiger Erkundung,

schöpferischem Denken und gestaltendem Handeln erwerben.

Im Rahmen dieser Unterrichtseinheit arbeiteten die Schülerinnen und Schüler im Fach Sozi-

alkunde seit einer Reihe von Jahren im Rahmen des so genannten Methodentags (parallel

zum Exkursionstag im Fach Geographie) an Befragungen, die inhaltlich dazu beitragen sol-

len, Aspekte des aktuellen Unterrichtsthemas auszubauen, zu vertiefen oder auch multiper-

spektivisch zu sehen. Dabei war ihnen die Wahl des Aspekts immer weitgehend freigestellt,

hier sollte vor allem ihr persönliches Erkenntnisinteresse zum Tragen kommen. Bisher wur-

den alle Befragungen schulextern durchgeführt, da die Entwicklung kommunikativer Fähig-

keiten und der Bewältigung kommunikativ (auch) schwieriger Situationen ein wesentlicher

Bestandteil des Lernens überhaupt ist und sie sich in einem Raum außerhalb des weitge-

hend geregelten und vertrauten Schulklimas besser entwickeln lassen.

Da sich unsere Schule jedoch am Modellprogramm „Demokratie-Transfer“ beteiligen wollte,

entstand die Idee, als zusätzlichen Aspekt schulinterne Befragungen durchzuführen, die der

Verbesserung des Lern- und Arbeitsklimas dienen und deren Ergebnisse den entsprechen-

den Gremien zugeleitet werden sollten. Auf der Basis der Freiwilligkeit wurde in jedem der

zwei Kurse eine solche Gruppe aus jeweils vier Schülerinnen und Schülern gebildet, die sich

ein Thema setzten, von dem sie meinten

− es sei für die Schülerschaft von allgemeinem Interesse und

− es könne mit Hilfe der Befragung die Schulentwicklung dahingehend gefördert werden,

dass Kollegium und Gremien einen Einblick in spezielle Befindlichkeiten der Schülerinnen

und Schüler erhalten und sich in ihrer Arbeit auch an diesen orientieren. (Insofern ergänzt

der Unterrichtsbaustein die schulinterne Evaluation um detailliertere Ergebnisse aus

Schülersicht.)

Mithin nahm sich eine der beiden Gruppen der Verbesserung der Unterrichtsqualität an, die

andere stellte Fragen zum Lebensort Schule in den Mittelpunkt ihrer Arbeit.

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Anknüpfen konnten wir dabei zum einen an die mehrjährigen Erfahrungen der Fachschaft

Sozialkunde mit diesem Unterrichtsbaustein. Umgesetzt wurden die Vorgaben der gültigen

Rahmenrichtlinien Sozialkunde Gymnasium (Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt

2003, S. 50). Die mit den Kursen 10 betrauten Kolleginnen und Kollegen bildeten sich mittels

entsprechender Fachliteratur (Keil/Schroeter 2002) sowie im Rahmen des Netzwerks in einer

Veranstaltung im Dr.-Frank-Gymnasium Staßfurt (Multiplikator: Dr. Tutas) weiter.

Zum anderen knüpften die Schülerinnen und Schüler für das spezifische Thema an Kennt-

nisse und Fähigkeiten an, die sie im Rahmen der Stoffeinheit „Empirische und theoretische

Aspekte der Identitätsfindung – Quantitative und qualitative Sozialforschung“ erworben hat-

ten (Stiller 2006, S. 29 ff.; Daten der letzten Shell-Studie). Auch Ergebnisse der Fächer

Deutsch und Ethik zum Thema „Kommunikation“ wurden genutzt. Im Allgemeinen dienten

zusätzlich die Erkenntnisse aus dem Bereich Soziologie (Theorien sozialer Identität) als Ba-

sis.

Die einzelnen Teilziele verfolgten Intentionen in vier Bereichen:

Erstens: Im wissenschaftspropädeutischen Bereich sollten die Schülerinnen und Schüler

befähigt werden,

− sich selbst ein Thema zu setzen, das einen Unterrichtsbaustein vertieft,

− dieses Thema präzise zu formulieren,

− sein Ziel und/oder die zugrunde liegende Arbeitshypothese zu formulieren sowie

− alle notwendigen Recherchen durchzuführen (beginnend mit dem Einholen statistischer

Fakten als Grundlage der Quotierung der Befragung).

Im Ergebnis sollte die eigene Arbeit kritisch ausgewertet werden, Schwerpunkt waren hier

drei Gebiete: a) rückblickende Betrachtung der Eignung des Fragebogens/einzelner Fragen,

b) Vergleich von Hypothese und Ergebnis und c) Benennung von Problemen, die sich im

Verlauf der Arbeit ergaben, und Aufzeigen von Lösungswegen.

Zweitens: Im sprachlich-kommunikativen Bereich sollten die Schülerinnen und Schüler befä-

higt werden, präzise mit dem Instrument „Sprache“ umzugehen und auf die Genauigkeit so-

wie Eignung von Formulierungen zum Erzielen bestimmter Ergebnisse zu achten. Außerdem

war es ein Teilziel, Kommunikationsstrategien zu entwickeln (Kontaktaufnahme, neutrale

Gesprächsführung, sachdienliche Hilfestellung) und sich darin zu üben, auch unsichere oder

unwillige Partner zur Unterstützung zu bewegen. Ein besonderes Augenmerk sollte darauf

gelegt werden, auf Mimik, Gestik und Stimmmodulation zu achten, um den Eindruck von

Suggestivität zu vermeiden.

Drittens: Im sozialen Bereich sollte entsprechend der angestrebten Balance zwischen Sozial-

und Selbstkompetenz die Vervollkommnung in den vier Grundqualifikationen nach Krapp-

mann (1969) trainiert werden (Empathie, Rollendistanz, Ambiguitätstoleranz und Identitäts-

herstellung). Die hier erworbenen theoretischen Kenntnisse dienten dazu aufzuzeigen, was

zum Erfolg des Arbeitens als Interviewende/r nötig ist. Zugleich sollte den Schülerinnen und

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Schülern so bewusst gemacht werden, dass diese erlernten Fakten eben nicht nur „graue

Theorie“ sind. Vervollkommnet wurden auch die Fähigkeiten zur Arbeit in der Kleingruppe

(drei bis vier Mitglieder), zur genauen gemeinsamen wie individuellen Planung und zur ver-

antwortungsbewussten Umsetzung des Planes. So sollten Selbstständigkeit und Selbstbe-

wusstsein gestärkt werden. Die Präsentation der Ergebnisse vor dem Kurs bzw. vor den

schulischen Gremien bildete den Abschluss und Höhepunkt der kommunikativen und sozia-

len Herausforderungen.

Viertens: Für die schulinterne Befragung kam hinzu, dass die hier involvierten Schülerinnen

und Schüler ihre Fähigkeiten vervollkommneten, mit Lehrerinnen, Lehrern und Sekretariat

partnerschaftlich zu kooperieren (bei der Organisation des nötigen Freiraums für die Befra-

gung von Klassen, die im Unterricht durchgeführt wird), sich an die Schulleitung zu wenden

(Beschreibung der Umfrage, Antrag auf Genehmigung) und den Entscheidungsträgern zuzu-

arbeiten bzw. auch Diskussionspunkte selbstständig aufzuwerfen (hier ist vor allem die Ko-

operation mit dem Schülerrat zu nennen, aber auch der Auftritt vor der Gesamtkonferenz

oder in der Dienstbesprechung des Kollegiums, um Anträge oder Vorschläge mit Fakten zu

begründen).

Ablauf und Empfehlungen

Der Unterrichtsbaustein wurde über den Zeitraum eines knappen Vierteljahres verfolgt. Vor-

aus ging der Erwerb der genannten Kenntnisse (Methoden der Sozialforschung, Theorien

sozialer Identität, speziell Lothar Krappmann); dieser sollte unbedingt vorher erfolgen, um

den Schülerinnen und Schülern Hilfestellung beim Bewusstmachen und Lösen von Proble-

men zu geben. Zu dem in der Übersicht genannten Aufwand von elf Stunden kamen noch

weitere kleinere Unterrichtsabschnitte. Die ausführlichere Ergebnisdarstellung beinhaltet ei-

nen größeren zeitlichen Rahmen, hier sind die Ergebnisse der Arbeit bereits eingeflossen.

Eine Besonderheit an unserer Schule ist, dass sich die Sozialkundekurse in einem zusam-

menhängenden Methodentag (Zeit: 7.30 bis ca. 14.30 Uhr) mit der Befragung als Methode

beschäftigen. Dieser Tag wird zeitlich im April/Mai angesiedelt, in Absprache mit dem Fach

Geographie, der die Schülerinnen und Schüler dann auf eine ganztägige Exkursion führt.

Daher fehlen an diesem Tag alle Zehntklässler – so wird die ungünstige Situation halb leerer

Klassen in anderen Fächern vermieden. Weiterhin eignet sich der Methodentag vorzüglich

zum kompakten Arbeiten mit Hilfestellung der Lehrkraft. Vor allem die Erstellung des Frage-

bogens kostet viel Mühe und Experimentieraufwand, die Versuch-Irrtum-Methode spielt hier

eine große Rolle, sie braucht Zeit – wie alles selbstständige, kreative Arbeiten.

Die Vorteile dieser Kopplung an einen im Schuljahr relativ spät gelegenen Termin sind fol-

gende:

− Die Lehrkraft kann sich mit dem Kurs zuvor gut vertraut machen, was v. a. wichtig ist für

eine eventuell geplante Steuerung der Gruppenbildung und Themenwahl.

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− Der theoretische Vorlauf kann in (relativer) Ruhe erarbeitet werden.

− Die Schülerinnen und Schüler haben genügend Zeit, um die Themen zu vereinbaren.

Nachteile sind demgegenüber

− der relativ knappe Zeitraum zwischen Erstellung des Fragebogens und Präsentation

(auch unter dem Aspekt der Bewertung) und

− die Tatsache, dass dann erst mit Beginn des nächsten Schuljahres auf die Ergebnisse zu-

rückgegriffen werden kann. Daher entfällt auch eine Publikation im Jahrbuch unseres

Gymnasiums (am Ende des folgenden Schuljahres käme sie zu spät!), allerdings kann die

Homepage der Schule als Präsentationsplattform genutzt werden.

Unsere Vorgehensweise bei der Umsetzung der Teilziele soll im Folgenden aufgeschlüsselt

werden:

Die Vermittlung der speziellen Vorkenntnisse zu den sozialwissenschaftlichen Methoden war

mit vier Unterrichtsstunden plus entsprechender Hausaufgaben nicht zu hoch veranschlagt.

Genutzt werden sollten die Ergebnisse der jeweils aktuellen Shell-Jugendstudie, die mit ihrer

Vielfalt und Thematik gute Trainingsmöglichkeiten bieten.

Es folgt der eigentliche Baustein in dieser Struktur (Hinweise zur Verbesserung wurden be-

reits hier eingearbeitet):

1. Einführung und Motivierung

Die Schülerinnen und Schüler erhielten langfristig vom Vorhaben Kenntnis, als Un-

terrichtsbaustein die Methode „Befragung“ zu erschließen und durchzuführen. Die Mo-

tivierung sollte in enger Orientierung an den oben ausgewiesenen Teilzielen erfolgen.

Schülerinnen und Schüler des Vorgängerkurses können dabei unterstützen, da oftmals die

Reaktion auf diesen Baustein im Endeffekt positiv ist. Es sollte der Auftrag gestellt werden,

im Rahmen eines gewissen Zeitraums (zwei Wochen) zu überlegen, welches

Befragungsthema von Interesse sein könnte, darüber auch bei Mitschülerinnen und

Mitschülern Auskunft einzuholen und die Gruppen zu bilden. Ob und wieweit die Lehrkraft

dabei steuernd eingreift, sollte aus den Gegebenheiten des Kurses abgeleitet werden.

Schon mit Beginn der Themenwahl sollten die Schülerinnen und Schüler protokollieren, wel-

che konkrete Arbeit sie mit welchem Zeitaufwand leisten. Die Protokollführung war für den

kompletten Unterrichtsbaustein beauftragt.

2. Problemorientierung

Die Schülerinnen und Schüler, die bereits Grundkenntnisse zur Befragung als Methode im

Kontext anderer Methoden erworben hatten, wurden anhand eines Lehrbuches oder Arbeits-

blattes (geeignete Informationen lassen sich unter dem Stichwort „Hinweise zur Befragung“

über z. B. Google im Internet finden) nun mit dem Pro und Contra der Methode „Befragung“

sowie verschiedenen Befragungsformen vertraut gemacht. Außerdem lernten sie – und darin

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bestand der wohl wichtigste Schritt – die Anforderungen kennen, die an Fragebögen und

Fragen gestellt werden. Empfohlen wurde, auf Beispielfragebögen zurückzugreifen, die ins-

gesamt oder zumindest im Detail zeigen, wie richtig und effektiv gefragt werden kann. Natür-

lich konnten auch problematisch erscheinende Vorlagen ausgewertet werden.

Am Ende des Schrittes sollte die Wahl eines Verfahrens der Stichprobenziehung stehen

(i. d. R. Quoten-Verfahren) und die damit verbundene Aufgabe, nötige Informationen zu re-

cherchieren (z. B. Zusammensetzung der Bevölkerung nach Alter, Geschlecht, Bildungsab-

schluss etc.).

Ebenfalls mussten die Schülerinnen und Schüler über die rechtliche Seite der Durchführung

von Befragungen informiert werden. Sehr gut geeignet ist zu dieser Einführung der Text

„Hinweise zur sozialwissenschaftlichen Methode der Befragung“, zu finden im Arbeitsbuch

„Politik 3“ des Schöningh-Verlags (siehe Quellenverzeichnis).

Dieser Schritt sollte am besten zwei Wochen vor der Erstellung des Fragebogens durchge-

führt und abgeschlossen werden. Ergänzt werden kann er durch das Trainieren von Probe-

interviews anhand eines bereits vorliegenden Fragebogens. Aufnahmetechnik zur Auswer-

tung von Beispielszenen (Video) wäre ideal (Gestik, Mimik, Stimmführung). In Zusammenar-

beit mit einer AG/einem Kurs Psychologie könnte hier auch Material vorab erstellt und dann

besprochen werden, oder man greift auf Material aus dem letzten Jahr zurück (Zustimmung

der aufgenommenen Schülerinnen und Schüler nicht vergessen!).

3. Eventuelle Beratung bei Themenwahl, Gruppenbildung etc. (kann entsprechend Notwendigkeit außerunterrichtlich geschehen)

Vor Beginn der eigentlichen Arbeit verschaffte sich die Lehrkraft zu einem Zeitpunkt Kenntnis

über die von den Schülerinnen und Schülern avisierten Befragungsthemen, der es ihr

erlaubte, noch einmal mit ihnen Rücksprache zu halten. Dabei sollte selbstredend nicht

zensiert, sondern geholfen werden, z. B. bei einer möglichst schon zu diesem Zeitpunkt

präzisen Formulierung des Themas und der jeweiligen Arbeitshypothese bzw. Zielstellung.

Vorschläge wie „Jugendliche und Sex“ oder „Drogen“ eignen sich erfahrungsgemäß nicht für

eine Befragung, sie sind zu unpräzise und führen bei der Umsetzung u. U. zu einer Überfülle

an Fragen, denen einerseits die thematische Geschlossenheit fehlt und die andererseits re-

duziert werden müssen.

Die schulinterne Gruppe musste dabei beachten, dass die Umfrage von der Schulleitung ge-

nehmigt sein muss. Mindestens das Thema sollte im ersten Antrag enthalten sein. Es emp-

fiehlt sich, ein bis zwei Alternativen in petto zu haben oder gleich im Erstantrag zu präsentie-

ren.

4. Erstellung des Fragebogens

Ist ein Methodentag – wie in unserem Fall – für die Phase der Erstellung des Fragebogens

planbar, sollte diese Möglichkeit genutzt werden. Die Gruppen müssen sich bis dahin gebil-

det und möglichst auch ein präzises Thema formuliert haben; ist dies nicht geschehen, sind

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sechs Stunden Arbeitszeit wahrscheinlicher. Die Rahmenbedingungen sind die für die Arbeit

in Kleingruppen üblichen.

Nachdem das Thema samt Hypothese/Zielstellung genau formuliert worden war, begannen

die Gruppen umgehend mit dem Erarbeiten der Einleitung und der Fragenbatterien. Dabei

war auf thematische Geschlossenheit und eine nicht zu große Anzahl der Fragen zu achten.

Die Erstfassung wurde der Lehrkraft vorgelegt und dann gemeinsam mit allen Gruppenmit-

gliedern besprochen. Dabei wurde auch thematisiert, wie die Datenerfassung erfolgen soll

(Listen, Kreuze auf dem Fragebogen, ...), denn diese steht in engem Zusammenhang mit der

Art der Fragen und gibt eventuell Hinweise für die Veränderung der Fragestellungen.

Erfahrungsgemäß muss ein erarbeiteter Fragebogen der Lehrkraft zwei- bis dreimal vorge-

legt werden, ehe er für den Einsatz geeignet ist. Verteilt man diesen Schritt auf mehrere Un-

terrichtswochen, vermeidet sich der normalerweise auftretende Stau, der eintritt, wenn meh-

rere Gruppen zugleich ihre Arbeitsergebnisse vorlegen; jedoch dehnt sich dadurch die Unter-

richtseinheit in die Länge. Dem auftretenden „Stau“ kann entgegengewirkt werden, wenn

eine mit dem Thema vertraute zusätzliche Lehrkraft die Betreuung mitgestaltet (Kolle-

gin/Kollege, der in diesem Jahr keinen Kurs hat und ausgeplant werden kann); so fällt die

Arbeit am Ende allen Lehrkräften leichter, und man bleibt in Übung.

Ist der Fragebogen fertig, so sollte er an zwei bis drei Probanden getestet werden, die nicht

zur Zielgruppe gehören, aber hohe Ähnlichkeit mit dieser aufweisen. Die hierbei sich erge-

benden Probleme sind zu einer weiteren Überarbeitung zu nutzen.

Für die schulinterne Gruppe ist zu beachten, dass auch der Fragebogen von der Schullei-

tung genehmigt sein muss.

Bestehen die Notwendigkeit und die Möglichkeit (zeitlich/personell/technisch), sollten die

Schülerinnen und Schüler mit Auswertungssoftware (GrafStat – kostenfreier Download ist

möglich) vertraut gemacht werden.

5. Erstellen und Auswerten der Umfrage durch die Schüler/innen (zwei bis drei Wochen Zeit für außerschulische Arbeit)

Geachtet werden musste auf die Gleichverteilung des Arbeitsaufwandes für Gruppen und

Einzelne sowie auf eine entsprechende Vergleichbarkeit der Ergebnisse. Für schul-externe

Befragungen hatten wir bisher auf 100 Interviewte pro Gruppe orientiert, was eine Arbeit von

25 bis 33 Befragungen für das einzelne Gruppenmitglied ergab (daher sollte die

Gruppenstärke drei nicht unter- und vier nicht überschreiten).

Für die schulinterne Befragung lag die Anzahl im Normalfall natürlich höher, allerdings war

der zeitliche Aufwand nicht größer, da – trotz mehr Zeit für die nötige Organisation – ganze

Klassen auf einmal befragt werden konnten.

Im Fall der schulinternen Befragung sollte die Organisation der Terminplanung mit den Kol-

leginnen und Kollegen erfolgen. Liegt der Termin einer Dienstbesprechung günstig, können

Vertreter der Gruppen sich auch dort vorstellen und ihr Vorhaben erläutern. Ansonsten sollte

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dies in einem kurzen Schreiben geschehen, das Idee und Ziele der Befragung sowie das

Vorgehen erläutert und dem auch ein Exemplar des Fragebogens beigelegt werden kann.

Dies schafft ein offenes Klima und wirkt etwaigen Befürchtungen der Kolleginnen und Kolle-

gen entgegen.

Eine Woche vor Schritt 6 begannen die Schülerinnen und Schüler damit, die Interviewbögen

auszuwerten.

6. Erstellen der Präsentation

Die Kriterien für die Präsentation waren den Lernenden vorab bekannt, sie sind dem Hin-

weisblatt in Anlage 1 dieser Dokumentation zu entnehmen. Es empfiehlt sich, dafür eine

Doppelstunde im PC-Kabinett oder mit Beamer einzuplanen, da unseren Erfahrungen zu-

folge zunehmend Power-Point-Präsentationen erarbeitet werden, obwohl einzelne Gruppen

immer noch auf Plakate oder Folien zurückgreifen. Die Doppelstunde kann auch dazu ge-

nutzt werden, dass jede Gruppe ihre Vortragende(n) für die Präsentation fit macht (vor allem,

wenn die PowerPoint-Präsentation schon zu Hause erarbeitet wurde).

Die Lehrkraft muss selbst abschätzen, inwieweit sie die Auswahl der Vortragende(n) steuert.

Auf jeden Fall ist auf Einhalten des Termins zu achten und darauf, dass bei Ausfall von Vor-

tragenden jedes andere Gruppenmitglied in der Lage sein muss, den Vortrag zu halten. Bei

einer Kopplung wie an unserer Schule – oder generell bei einem Termin im zweiten Halbjahr

– ist hier die Nähe der Präsentation zum Schuljahresabschluss nicht zu unterschätzen.

7. Präsentation (i. d. R. zwei Unterrichtsstunden, variabel nach Anzahl der Gruppen):

Den einzelnen Gruppen standen für die Präsentationen je 20 Minuten zur Verfügung, wobei

15 Minuten auf den eigentlichen Vortrag und 5 Minuten auf Rückfragen entfielen.

Gibt es zwei Parallelkurse, könnten diese die Präsentationen zusammen durchführen. Es ist auch möglich, Schülerinnen und Schüler der Klassen des Schuljahrganges 9 einzuladen, falls deren Kurswahl schon feststeht.

Die Präsentation schulinterner Umfragen sollte möglichst auch unter Anwesenheit von Ver-

tretern der Gremien stattfinden, denen die Ergebnisse zugeleitet werden (Schulleiter, Perso-

nalrats-, Elternrats-, Schülerratsvorsitzende/r) bzw. von vornherein vor größerem Publikum

aus diesen Gremien geplant werden; in diesem Fall empfiehlt sich natürlich eine Auskopp-

lung aus dem Unterricht und das langfristige Finden eines Nachmittagstermins. Hier kann

(Präsentation am Schuljahresende vorausgesetzt) natürlich auch eine Wiederholung zu Be-

ginn des nächsten Schuljahres sinnvoll sein.

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8. Auswertung

Eine kurze Einschätzung durch die Lehrkraft erfolgte bereits unmittelbar nach der Präsenta-

tion (dies gilt auch schon für den Schritt „Erstellen des Fragebogens“). Um dies (auch eine

eventuelle Bewertung – bei einem so zeitintensiven und schwergewichtigen Unterrichtsbau-

stein liegt diese nahe) transparent zu machen, wurden zwei Materialien entwickelt:

− ein Vorschlag zur Selbsteinschätzung durch die Mitglieder der Arbeitsgruppen (siehe An-

lage 2) und

− ein Übersichtsblatt für die Gruppe, welches die Einschätzung der Lehrkraft beinhaltet

(siehe Anlage 3). Die Daten, die mit Anlage 2 gesammelt wurden, gehen dabei in Anlage

3 (letzter Punkt) ein. Hinweis zur Zensierung:

Es können pro Schülerin bzw. Schüler mindestens zwei Noten vergeben werden: für die Fra-

gebogenarbeit und die Präsentation. Da die Selbsteinschätzung der Gruppenarbeit erst am

Ende der gesamten Unterrichtseinheit erfolgt, sollte sich die Lehrkraft während der Erstellung

des Fragebogens gründliche Notizen zum Agieren der Gruppen und der einzelnen Mitglieder

machen, die unmittelbar nach Vorlegen des endgültig fertigen Fragebogens mit den Schüle-

rinnen und Schülern durchgesprochen werden sollten, um diesen Gelegenheit zu geben,

sich dazu zu äußern, wenn die Erinnerungen noch aktuell sind. Eine Vorzensur kann formu-

liert werden, jedoch mit dem Hinweis, dass die endgültige Festlegung erst bei der abschlie-

ßenden Auswertung erfolgt.

Die Selbsteinschätzungen durch die Gruppenmitglieder sollten spätestens unmittelbar nach

der Präsentation erstellt oder dann nur noch ergänzt werden. Dem dient auch das Arbeits-

protokoll, das die Schülerinnen und Schüler führen sollten.

Resümee

Die Schülerinnen und Schüler nahmen die Arbeit in diesem Unterrichtsbaustein letztendlich

meist positiv auf, auch wenn anfängliche Bedenken (Zeitaufwand, Selbstständigkeit, Bewert-

barkeit) bestanden. Oft wurde eingeschätzt, diese Arbeit habe mehr Spaß gemacht und auch

zu greifbaren Ergebnissen geführt; insofern bildete sie ein Gegengewicht zur oft beklagten

Theorielastigkeit des Unterrichts. So trug sie auch zur stärkeren Motivation der Schülerinnen

und Schüler bei und bot eine gute Ausgangsbasis für empirisches Untersuchen in der Kurs-

stufe. (Dort sollten pro Halbjahr ein bis zwei Gruppen ein zum jeweiligen Lernfeld passendes

Thema per Befragung bearbeiten und die Ergebnisse dem Kurs präsentieren.)

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Schulintern stießen die Ergebnisse Nachdenken an, sowohl bei den verantwortlichen Schüle-

rinnen und Schülern, die über die Antwortverteilungen bei Einzelfragen oft staunten, als auch

bei allen, welche die Schulgestaltung leiten oder zur Beseitigung erkannter Probleme beitra-

gen können. Ob diese Befragungen allerdings konkrete Wirksamkeit erbringen werden, kön-

nen wir im Moment noch nicht abschätzen, da die Vorstellungs- und eine eventuelle Umset-

zungsphase noch ausstehen. Zu diesem Zweck soll nun zuerst der Kontakt zu Schülerrat

und Schulleitung aufgenommen werden.

Die meisten Schülerinnen und Schüler erweiterten und vertieften ihre Erfahrungen mit Ei-

genverantwortlichkeit und Kooperation und vermieden Fehler, die bei der ersten langfristigen

eigenverantwortlichen Arbeit im ersten Halbjahr (Wettbewerb zur politischen Bildung) noch

gemacht wurden. Die Auseinandersetzung mit den Ansichten anderer brachte sie zum ge-

naueren Nachdenken über den gewählten Gegenstand und soll deshalb auch beim künftigen

Formulieren von Ansichten oder Hypothesen Pate stehen. So könnte zugleich das Verständ-

nis für die Befindlichkeiten anderer gestärkt werden.

Besonders die Arbeit am Fragebogen erzeugte auch ein schülerseitiges Gespür für den Un-

terschied zwischen bloß Eingelerntem oder Angelesenem und dessen Umsetzung, die sich

meist schwieriger gestaltet, trotz theoretischer Vorbesprechung. Generell wurde das eigene

„Machen“ als nützlich empfunden. Die Durchführung der Befragung selbst vertiefte die sozi-

alen und kommunikativen Erfahrungen besonders, da hier entweder Adressaten außerhalb

der Schule oder innerschulische Adressaten in anderen Kontaktsituationen angesprochen

und gewonnen werden mussten. Daher sollten die Lehrkräfte so wenig wie möglich in die

Organisation von Terminen oder in von den Schülerinnen und Schülern mit Kolleginnen und

Kollegen geführte Gespräche eingreifen, denn die Schülerinnen, die dies alles leisteten, wa-

ren am Ende berechtigt stolz auf ihre Leistung. Zugleich erlebten sie während der Befragung

ihre Mitschülerinnen und Mitschüler und auch sich selbst in neuer Perspektive. Durch die

Beteiligung aller Gruppenmitglieder an der Auswertung und damit an der Notenfindung

konnte die Fähigkeit zu fairer Kritik und zum Führen sachlicher Diskussionen gefördert wer-

den. Wie nebenbei wurde auch Verständnis für die Probleme der Lehrkräfte geweckt, weil

man selbst aufgefordert war, konkrete Noten für Mitschülerinnen und Mitschüler zu erteilen.

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STRUKTURIERTE GESAMTPLANUNG

Zeitansatz Beschreibung der Unterrichtsgestaltung Anmerkungen/ Materialien

1. Einführung und Motivierung

45 – 90 min

Einstieg durch die Lehrkraft:

Konfrontation mit einem kontrovers zu diskutierenden Gegenstand, z. B. des innerschulischen Lebens: „Sollten wir im Schulhaus Getränkeautomaten aufstellen und eine Schülerfirma gründen, die diese betreibt?“ oder „Sollten die Schülerinnen und Schüler unserer Schule einheitliche Schulkleidung tragen?“

Schüler-Schüler-Diskussion:

− Positionieren mit Pro und Contra

− Reflektieren des Entscheidungsweges (bis zum Antrag an die Gesamtkonferenz)

− Stellen und Beantworten der Frage, was vor dem Stellen eines solchen Antrags durch eine kleine Gruppe zu beachten wäre und wie Meinungsforschung zu organisieren ist

anzustrebende Erkenntnisse:

− eine einfache Ja-Nein-Abstimmung (z. B. in der Klassenversammlung) genügt oft nicht, weil sie unreflek-tiert stattfindet, bei komplexeren Gegenständen wie der generellen Schulhausgestaltung zu zeitaufwän-dig ist etc.

− bevor ein aufwändiger Mechanismus in Gang gesetzt wird, sollten zunächst die Betreffenden befragt werden (im Falle eines Getränkeautomaten wäre z. B. die Rolle des Schülercafés genauer zu betrach-ten, die Zufriedenheit mit ihm etc.); eine breite Zustimmung in der Schülerschaft stärkt den Antragstellern den Rücken usw.

Zielorientierung (lehrergelenktes Unterrichtsgespräch):

− Formulieren von möglichen Wegen, demokratische Meinungsfindung und -entscheidung herbeizuführen

− Einordnen der Methode „Befragung“ in ihren unterrichtlichen Rahmen

− Herleiten und Vorstellen des Themas des Unterrichtsbausteins

(idealerweise wäre die Motivation an ein wirklich diskutiertes, unentschiedenes innerschulisches Problem zu koppeln; bei externen Befragungen analog, das Interesse, die Relevanz müssen gegeben sein)

− Einordnen des Themas in den Unterricht; Klären von Fragen der Schülerinnen und Schüler

− Sammeln/Anregen von Themen (im Plenum)

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Vorstellen und Verteilen von Aufgaben:

Wiederholen Sie bis zum Termin für Schritt 2 die Grundkenntnisse zu den qualitativen und quantitativen Un-tersuchungsmethoden der Sozialwissenschaften.

Bilden Sie bis zu einem Termin vor dem Schritt 4 (Erstellung des Fragebogens) zu Rahmenthemen Gruppen, präzisieren und begründen Sie das Untersuchungsthema und formulieren Sie eine Untersuchungsfrage so-wie eine Arbeitshypothese der geplanten Befragung.

eventuell Schülervortrag: Wiederholung der Theorie der Identität als Balanceakt (Krappmann 1969)

HINWEIS:

Während des gesamten Arbeitsprozesses ist ein individuelles Arbeitsprotokoll (Arbeitsleistung, mit Partner ... Datum, Zeitaufwand) zu führen.

2. Einführung und Problemorientierung (kann auch als Schritt 3 erfolgen)

90 bis 180 min

Schülereinzelarbeit mit dem Arbeitsbuch:

Auftrag: Machen Sie sich mit den Vor- und Nachteilen der Befragungsmethode, den verschiedenen Befra-gungsformen und den Anforderungen der Fragebogenmethode vertraut.

Gruppenarbeit:

− Untersuchen der Einleitungen von verschiedenen Fragebögen, Feststellen des Aufbaus einer solchen Einleitung (grob: Begrüßung, Frage nach Zeit, Vorstellung, Thema und Zweck der Umfrage, Rahmen – Sozialkundeunterricht etc., Präsentation vor wem, Anonymität, Dank; evtl. Klärung unklarer Begriffe)

Unterrichtsgespräch:

− Besprechen eines geeigneten Fragebogens im Plenum – Aufbau, Eignung der Fragen, nochmals of-fene/geschlossene Fragen und deren Kombination, Auswertbarkeit, Modus der Datenerfassung vor Ort etc.

− Besprechen der rechtlichen und organisatorischen Seiten der Durchführung von Befragungen

Zielorientierung durch die Lehrkraft:

− Gruppe, die die schulinterne Befragung durchführt: Hinweisen auf den bei der Schulleitung einzureichen-den Antrag und die zu berücksichtigenden schulinternen Anforderungen

− Bekanntmachen mit den Anforderungen an die Präsentation und mit den Kriterien der Bewertung

evtl. zusätzlich:.

− Trainieren von Gesprächssituationen in Zusammenarbeit mit Deutsch- oder Psychologielehrkräften

Arbeitsbuch „Politik 3“ (Schöningh)

Anlage 1 „Kriterien für die Prä-sentation der Grup-penarbeiten zur Be-fragung“

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3. Eventuelle Beratung bei Themenwahl, Gruppenbildung etc. (kann auch als Schritt 2 erfolgen)

außerunter-richtlich (Lehrer-Sprechzeit)

− Arbeit mit den Einzelgruppen zu unterschiedlichen Zeiten an der Präzisierung von Thema und Zielstel-lung/Hypothese

− Gespräche mit einzelnen Schülerinnen und Schülern bzw. Gruppen zu einer sinnvollen Gruppenbildung

− schulinterne Gruppe: auf Terminplanung mit den Kolleginnen und Kollegen hinweisen, Erstellen eines Plans bis zum XX.XX.XXXX veranlassen

4. Erstellung des Fragebogens

180 bis 270 min

(nochmals) Vorlage der präzisierten Themen und Ziele/Hypothesen

Gruppenarbeit

− zuerst Erarbeiten der Einleitung in der Gruppe, diese sollte dann der Lehrkraft vorgelegt und mit ihr besprochen werden, da hier oftmals noch bestehende Unklarheiten sichtbar werden; nötigenfalls überar-beiten und neu vorlegen

− erst danach Erstellen des Fragebogens, Vorlegen des ersten Entwurfs (Zeitpunkt und Qualität notieren)

− gleichzeitig muss ein Konzept für die Datenerfassung skizziert werden (Wie werden die Daten erfasst?) => evtl. relevant für Überarbeitung des Fragebogens (auch die Auswertbarkeit hat Einfluss auf die Fra-genformulierung)

− Überarbeitung und Neuvorlage unter Beachtung der Hinweise der Lehrkräfte

− nach Erstellen eines geeigneten Exemplars: Testen in Probeinterviews mit Personen, die ähnliche oder gleiche Merkmale wie die Zielgruppe aufweisen

− nochmalige Überarbeitung

− Erarbeiten eines Konzeptes für die Datenerfassung und Auswertung sollte gleichfalls fertig vorliegen

Verabredungen:

− Termin für Abgabe der layouteten Endfassung festlegen (PC, bei mündlicher Befragung eine Seite, bei schriftlicher Befragung bis zwei Seiten – aber Bedingungen beachten)

− auf Arbeitsprotokolle hinweisen: Ort, Zeit, Anzahl der Interviews sollten genannt werden

− Gleichverteilung der Arbeit in der Gruppe gewährleisten

− Termine für evtl. Zwischenkonsultation setzen

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5. Erstellen und Auswerten der Umfrage durch die Schülerinnen und Schüler

mindestens zwei Wo-chen (auße-runterricht-lich)

− Erstellen und Auswerten der Umfrage durch die Schülerinnen und Schüler in selbstständiger Gruppenar-beit

− Lehrkraft steht für Beratung und Hilfe zur Verfügung; Sprechzeiten vereinbaren

6. Erstellen der Präsentation

90 min für Endfertigung

Vorbereitung der Endfertigung: − vorab erfragen, was zur Erstellung nötig ist

− Computerkabinett und nötige Materialien organisieren (große Papierbögen A 2 oder A 1, z. B. bei den Kunsterziehern) etc.

Erstellen der Präsentation in selbstständiger Gruppenarbeit

Vorbereitung der Präsentation:

− Technik und Raum für Präsentation organisieren, Zuhörer einladen, falls nötig

− Hinweis geben: Jeder in der Gruppe muss in der Lage sein, zum Termin die Ergebnisse zu präsentieren.

Anlage 1 „Kriterien für die Prä-sentation der Grup-penarbeiten zur Be-fragung“

7. Präsentation und erste Kurzauswertung

90 min

− Auslosen oder Festlegen der Reihenfolge der Gruppenpräsentationen entsprechend inhaltlicher Zusam-menhänge bzw. methodischer oder pädagogischer Gesichtspunkte

− den Mitgliedern der anderen Gruppen konkrete Höraufgaben stellen (entsprechend den inhaltlichen Gegebenheiten; das kann vom Notieren von Ergebnissen bis zum kritischen Betrachten reichen); der Kurs kann hierzu in Gruppen unterteilt werden, die sich z. B. mit einzelnen Fragen oder mit dem vorgelegten Arbeitsbericht etc. befassen

− Anfertigen detaillierter Notizen durch die Zuhörerinnen und Zuhörer

− kurze mündliche Auswertung nach jedem Vortrag

− Termin für detaillierte Auswertung festlegen – zeitliche Nähe zur Präsentation beachten!

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8. gemeinsame Auswertung

45 bis 90 min

− Gelegenheit für alle Teilnehmenden, sich zum Unterrichtsbaustein und/oder zu ihrer Bewertung zu äu-ßern

− ausführlichere Aussprachen mit Einzelnen oder mit einzelnen Gruppen sollten vorab außerhalb des Unterrichts stattfinden, bei Bedarf auch im Nachhinein (Kritik innerhalb einer Gruppe oder durch die Lehrkraft)

− Orientierung darauf, dass in den Schuljahrgängen 11 bzw. 12 auf die Erfahrungen wieder zurückgegrif-fen wird, d. h. dass Befragungen durchgeführt werden (in jedem Lernfeld mindestens eins durch eine Gruppe)

− wichtig: Transparenz der Bewertung auch für alle anderen Gruppen

Anlage 2 „Einschätzung der Gruppenarbeit“

Anlage 3 „Auswertung der Ar-beit zum „Methoden-tag“ – Methode „Be-fragung““

Es ist aufgrund der aktuellen Thematiken und der jeweils ganz unterschiedlichen Situation nur schwer möglich, detaillierte Stundenentwürfe mit

ausformulierten Arbeitsanweisungen vorzulegen. Unsere Darstellung (nebst Anlagen) ist daher als Grundgerüst und Anregung gedacht, die ent-

sprechend den Gegebenheiten der Schule/des Kurses weiterentwickelt werden muss.

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Literatur- und Quellenverzeichnis

Floren, Franz Josef u. a.: Politik 3. Ein Arbeitsbuch für den Politik-Unterricht. Paderborn 2002

Keil, Jan-Gerrit/Schroeter, Kirsten: Schulmeinungsforschung zur Verbesserung sozialer Schulqualität. Institut für berufliche Bildung und Weiterbildung e.V., Göttingen 2002

Krappmann, Lothar: Soziologische Dimensionen der Identität. Stuttgart 1969

Kultusministerium des Landes Sachsen-Anhalt (Hrsg.): Rahmenrichtlinien Gymnasium Sozi-alkunde, Schuljahrgänge 8 – 12. Magdeburg 2003

Stiller, Edwin (Hrsg.): Dialog SoWi 1. Unterrichtswerk für Sozialwissenschaften. Bamberg 2006

Anlagen

Anlage 1: Kriterien für die Präsentation der Gruppenarbeiten zur Befragung

Anlage 2: Einschätzung der Gruppenarbeit

Anlage 3: Auswertung der Arbeit zum „Methodentag“ – Methode „Befragung“

Anlage 4: Auswertung der schulinternen Befragung – Beispiel 1

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Anlage 1: Kriterien für die Präsentation der Gruppenarbeiten zur Befragung

1. Die Gruppe legt ein Anschauungsmaterial vor (Plakat, PowerPoint-Präsentation), das

gut vom Publikum einsehbar ist, sauber und übersichtlich angefertigt wurde und den

Normen der deutschen Schriftsprache entspricht. Es muss den Fragebogen und die

Auswertung der einzelnen Fragen beinhalten sowie einen zusammenhängenden Text

von maximal einer A4-Seite in Schriftgröße 12 TNR einzeilig (Standardränder). Das

Material muss mathematisch stimmig sein.

2. Dieser Text ist auf jeden Fall als Ausdruck oder handgeschriebener Text abzugeben und

muss beinhalten:

- die Begründung der Wahl des Themas und die Nennung der Ausgangshypothese

bzw. des angestrebten Zieles,

- einen kurzen Bericht über das Vorgehen der Gruppe, der die wesentlichen Stationen

erfasst, mit besonderem Schwerpunkt auf die Durchführung der Befragung,

- eine Einschätzung der Probleme, die es bei der Arbeit gab (auch: Erfahrungen beim

Befragen) und

- eine kritische Sicht auf den Fragebogen und das eigene Vorgehen;

Verbesserungsvorschläge sollen bei Bedarf gemacht werden.

3. Die Dauer der Präsentation sollte 15 Minuten nicht überschreiten (inklusive Rückfragen).

4. Eine Vortragende bzw. ein Vortragender (bei Vierergruppen auch zwei) hält den Vortrag

in zusammenhängender Form, sprachlich korrekt und möglichst frei. Ihre/seine Leistung

wird gegebenenfalls gesondert bewertet. Die Vortragenden dürfen nicht identisch mit

den Schülerinnen und Schülern sein, die den Vortrag zur Präsentation der Wettbe-

werbsergebnisse im ersten Halbjahr gehalten haben.

5. Rückfragen müssen sicher und begründet beantwortet werden. Hier kann die gesamte

Gruppe eingreifen.

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Anlage 2: Einschätzung der Gruppenarbeit

Name:

Thema: Gruppenthema:

1. Ich habe zum Gruppenergebnis Folgendes beigesteuert:

2. Meine eigene Leistung würde ich mit der Note …….. einschätzen. Begründung:

3. Die anderen Gruppenmitglieder schätze ich wie folgt ein:

Name Beiträge Note Begründung

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Anlage 3: Auswertung der Arbeit zum „Methodentag“ – Methode „Befragung“

Gruppenmitglieder: …………………………………………………

…………………………………………………

…………………………………………………

…………………………………………………

Thema: …………………………………………………………………………………………

…………………………………………………………………………………………

1. Erstellen des Fragebogens

Der Fragebogen ist für die weitere Arbeit

sehr gut geeignet / gut geeignet / noch geeignet / nicht geeignet.

Die Fragen wurden sehr / wenig / kaum / nicht suggestiv und sehr / weitgehend /

im Wesentlichen / wenig / kaum verständlich formuliert.

Die endgültige Abgabe erfolgte termingerecht am Methodentag um …………… Uhr /

verspätet am ………………. um …………… Uhr.

Bei der Arbeit wurden kaum / wenige / etliche / viele Hilfestellungen gegeben, und es waren

kaum / wenige / etliche / viele Änderungen nötig.

Für die Gesamtleistung in diesem Bereich erhält die Gruppe die Note ……………… .

2. Präsentation

Die Präsentation erfolgte nicht termingerecht / termingerecht am …………………… .

Sie wurde am ................................................. nachgeholt.

Die Zeitvorgabe von 15 Minuten Vortragsdauer wurde eingehalten / deutlich unterschritten /

deutlich überschritten. Der Vortrag musste wegen Zeitüberschreitung abgebrochen werden.

Die Darlegung der Ergebnisse und die Auswertung der Befragung (Kriterien: Vollständigkeit,

Verständlichkeit, sprachliche und rhetorische Angemessenheit, Kooperation der Vortragen-

den) erfolgte in sehr guter / guter / befriedigender / ausreichender / mangelhafter / ungenü-

gender Form.

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Die Anschaulichkeit des Vortrags kann mit sehr gut / gut / befriedigend / ausreichend / man-

gelhaft / ungenügend bewertet werden.

Auf Rückfragen antwortete die Gruppe vollständig und sicher / mit leichten Schwierigkeiten /

mit größeren Schwierigkeiten / unvollständig und unsicher.

3. Material

Kriterium sehr gut gut befriedi-gend

ausrei-chend

mangel-haft

ungenü-gend

Vollständigkeit

Sauberkeit/ optischer Eindruck

Auswertung der Einzelfragen

Fazit

sprachliche Gestaltung

Für die Gesamtleistung in diesem Bereich erhält die Gruppe die Note ……………….. .

Einzelne Gruppenmitglieder erhalten abweichend von dieser Bewertung die folgenden No-

ten/Begründung:

………………………………………………………………………………………………………………

………………………………………………………………………………………………………………

………………………………………………………………………………………………………………

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Anlage 4: „Auswertung der schulinternen Befragung“ – Beispiel 1

FRAGEBOGEN

(Andrea Hernig, Michelle Leimert, Constanze Scheler, Charlotte Suckow; alle Latina „A. H. Francke“ Halle)

Thema: Wirkung der Gestaltung der Schule auf das Wohlbefinden der Schüler

Liebe Mitschülerinnen und Mitschüler, die Einrichtung, die ihr jeden Tag besucht, hat in den letzten Jahren einige Verände-rungen durchlebt und das soll weitergehen. In diesem Zuge wollen wir herausfinden, inwiefern die Gestaltung der Schule dazu beiträgt, wie wohl ihr euch fühlt. Unter Ge-staltung der Schule verstehen wir die äußeren Bedingungen, beispielsweise die Klassenräume, sanitäre Anlagen, den Schulhof etc. Wir sind vier Mädchen des Sozi-alkundekurses 2 der Klassenstufe 10 und im Rahmen des Methodentags führen wir eine schulinterne Befragung durch. Wir bitten euch, sorgfältig nachzudenken bevor ihr eure Antworten gebt, da die Ergebnisse nicht nur unserem Kurs, sondern auch dem Schüler- und Elternrat sowie der Schulleitung vorgestellt werden. Sie werden als Orientierungshilfe zur Weiterentwicklung der Schule dienen. Dabei versprechen wir euch absolute Anonymität. Wir danken für eure Mitarbeit. Bitte kreuze an!

1) Bist du ein …

( ) Junge

( ) Mädchen

2) In welcher Klassenstufe lernst du?

( ) 6

( ) 10

3) 7.20 Uhr. Du betrittst das Schulgebäude und erblickst die Häuser 42 und 43. Wie wirken

sie auf dich?

( ) einladend ( ) annehmbar

( ) beeindruckend ( ) trostlos

( ) ………………………………………………………

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4) 7.25 Uhr. Es klingelt vor und du betrittst den Klassenraum. Was denkst du?

(mehrere Antworten sind möglich)

( ) Er könnte mehr Farbe vertragen.

( ) Er gefällt mir, wie er ist.

( ) Die persönliche Note fehlt.

( ) Die Schülerarbeiten an den Wänden gefallen mir.

( ) ………………………………………………………

5) 8.15 Uhr. Es ist Pause und du gehst auf die Toiletten. Wie wirken sie auf dich?

( ) Sie sind sauber und ordentlich.

( ) Es gibt nicht genügend Papier.

( ) Sie sind schmutzig und unordentlich.

( ) ………………………………………………………

6) 10.05 Uhr. Nach zwei weiteren Stunden klingelt es zur großen Pause.

Wo gehst du am liebsten hin?

( ) Ich bleibe im Klassenraum.

( ) Ich betätige mich sportlich.

( ) Ich setze mich auf eine Bank oder auf eine Wiese.

( ) Ich gehe in den Aufenthaltsraum.

( ) Ich gehe in die Bibliothek.

7) 12.05 Uhr. Was machst du in der Essenspause?

( ) Ich hole mir Essen an der Essensausgabe und setze mich mit meinen Freunden an

einen Tisch.

( ) Ich esse mein Pausenbrot, da ich nicht an der Schulspeisung teilnehme.

( ) Ich decke mich im SchüCa mit Süßigkeiten ein.

( ) Ich würde gern zum Bäcker/Dönerladen etc. gehen.

8) Die Schule ist aus. Dir begegnet eine gute Fee, die dir die Möglichkeit gibt, das

Erscheinungsbild der Schule zu verändern. Nenne deinen größten Wunsch!

………………………………………………………………………………………………..

Danke, dass du mitgemacht hast!