Unterstützt Imagination die Vermittlung von Biodiversität an … · 2015-10-22 · Bildauswahl...
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Judith [email protected]
Universität Leipzig, Institut für Biologie, AG Biologiedidaktikhttp://www.biphaps.uni-leipzig.de/biodidaktik/
Imagination an außerschulischen Lernorten.
Ausgangslage und theoretischer Hintergrund
Die Vermittlung von Wissen über die Bedeutung biologischer Vielfalt an
informellen Lernorten soll durch eine vorgeschaltete Phase der Imagination
unterstützt werden. Die gelenkte Imagination erfolgt durch sprachliche oder
auditive Impulse (siehe Abb. 1). Die Schüler externalisieren ihre Phantasie-
produkte in Zeichnungen. Für das Projekt ergibt sich folgende zentrale
Fragestellung: Welchen Einfluss hat Imagination im außerschulischen Lernprozess
im Hinblick auf Wahrnehmung, Bedeutung und Wertschätzung von biologischer
Vielfalt?
Forschungsziel und Fragestellung
Was lernen Besucher in außerschulischen Lernorten? Dieser Frage widmete sich
Groß (2007), indem er verschiedene Lernumgebungen in Bezug auf ihre
Lernwirksamkeit untersuchte. Seine Evaluation ergab, dass Lernerperspektiven bei
der Entwicklung informeller Lernangebote zu wenig berücksichtigt werden (Groß,
2007). Zur Lernerperspektive gehört nach Bernhardi (1994) und Gebhard
(Ansatz „Alltagsphantasien“, 2007) auch die emotionale Beteiligung sowie die
damit verbundene individuelle Bedeutungszuweisung und Sinnkonstruktion. Ein
subjektivierender Zugang zu biologischen Themen, bei dem intuitive
Vorstellungen beachtet und explizit reflektiert werden, wirkt sich positiv auf
Interesse, Motivation und Lernleistung aus (Born, 2007). Intuitive Vorstellungen
können durch imaginative Verfahren (z.B. Phantasiereisen, siehe Abb.1) aktiviert
und so im informellen Lernprozess berücksichtigt werden.
Forschungsdesign
Literatur:
Mittels einer Design-Based Research-Strategie (Wilhelm & Hopf, 2014) wird ein
Verfahren entwickelt, das intuitive Vorstellungen einbezieht und einen
subjektivierenden Zugang zum Gegenstand Biodiversität ermöglicht. Die
Entwicklung des Lehr-Lern-Arrangements (design-Phase) basiert auf dem
methodischen Dreischritt des außerschulischen Lernens (Sauerborn & Brühne,
2010) und wird iterativ in vier Zyklen mit je zwei Schulklassen der
Sekundarstufe I (Treatment- vs. Kontroll-Gruppe) erprobt (siehe Abb.2). Gemäß
dem Ansatz „Alltagsphantasien“ (Gebhard, 2007) werden in der Treatment-
Gruppe intuitive Vorstellungen imaginativ aktiviert und den Lernern durch
explizite Reflexion bewusst gemacht (Born, 2007; Gebhard, 2007). Dabei
erzeugt jeder Lerner ein individuelles inneres Bild von biologischer Vielfalt.
Somit erfolgt der Zugang zu Biodiversität hier stärker subjektivierend. Der
Kontroll-Gruppe werden hingegen Bilder von außen präsentiert, die als Impuls
die Aktivierung des Vorwissens unterstützen sollen. Nach der Erprobung des
Lehr-Lern-Arrangements soll in der qualitativen Phase durch retrospektive
Befragung (mittels leitfadengestützter Interviews) der Einfluss der Imagination
rekonstruiert werden.
Bernhardi, U. (1994). Emotionales Lernen im Biologieunterricht?! Beispiele für Phantasie-, bewegungs- und Gestaltungsübungen im Biologieunterricht der Sekundarstufe I undII. In. Jäkel, L. et al. (Hrsg.) Der Wandel im Lehren und Lernen von Mathematik und Naturwissenschaften. Band II: Naturwissenschaften. Weinheim: Deutscher Studienverlag.85-89.Born, B. (2007). Lernen mit Alltagsphantasien. Zur expliziten Reflexion impliziter Vorstellungen im Biologieunterricht. Wiesbaden: VS Verlag.Gebhard, U. (2007). Intuitive Vorstellungen bei Denk- und Lernprozessen: Der Ansatz Alltagsphantasien. In: Krüger, D.; Vogt, H.: Theorien in der biologiedidaktischenForschung. Ein Handbuch für Lehramtsstudenten und Doktoranden (S. 117-128). Berlin/Heidelberg: Springer Verlag.Groß, J. (2007). Biologie verstehen: Wirkungen außerschulischer Lernorte. Beiträge zur Didaktischen Rekonstruktion 16. Oldenburg: Didaktisches Zentrum.Müller, E. (1998). Du spürst unter deinen Füßen das Gras. Autogenes Training in Phantasie- und Märchenreisen. Frankfurt am Main: Fischer Taschenbuch Verlag.Sauerborn, P. & Brühne, T. (2010). Didaktik des außerschulischen Lernens. Baltmannsweiler: Schneider Verlag Hohengehren GmbH.Wilhelm, T. & Hopf, M. (2014). Design-Forschung. In: Krüger, D., Parchmann, I. & Schecker, H. Methoden in der naturwissenschaftsdidaktischen Forschung. Berlin, Heidelberg:Springer Verlag.Zoo Leipzig GmbH (2014). Zooplan.
Unterstützt Imagination die Vermittlung von Biodiversität
an außerschulischen Lernorten?
Präsentation eines Untersuchungsdesigns
Judith Wiegelmann & Jörg Zabel
Abb.1: Gelenkte Imagination zur Aktivierung intuitiver Vorstellungen zu biologischer Vielfalt (Bildquelle: eigene Aufnahme)
II. Durchführung
direkte Auseinandersetzung mit Biodiversitätam Lernort „Gondwanaland“, Erarbeitungsphase erfolgt
selbstständig in Kleingruppen u.a. mit Beobachtungsaufgaben und Arbeitsmaterialien, Sicherung erfolgt in Form eines
Entdecker-Tagebuches
III. Nachbereitung
Vervollständigung der Entdecker-Tagebücher, Auswertung und Reflexion der Erlebnisse und Erfahrungen in Bezug auf Biodiversität
am Lernort „Gondwandland“, Abschlussgespräch
gelenkte Imagination zu biologischer Vielfalt
Externalisierung über Schülerzeichnungen und Reflexion
Bildimpulse zu biologischer Vielfalt
Bildauswahl durch Lerner, Gedanken aufschreiben und Auswahl begründen
Treatment-Gruppe Kontroll-Gruppe
Abb.2. Außerschulischer Lernprozess (designtes Lehr-Lern-Arrangement) nach dem methodischen Dreischritt (Sauerborn & Brühne, 2010)
I. Vorbereitung
Schülerperspektiven berücksichtigen
Auszug aus der Phantasiereise „Floßfahrt“ (Müller, 1998):
Du bist auf den Flügeln deiner Phantasie in ein fernes Land
geflogen – inmitten riesiger Regenwälder … du hörst Geräusche –
viele – hell und dunkel – du ahnst mehr als du weißt – welche
Tiere es sind – Affen –Vögel – Leoparden …
Ganz lebendig ist der Wald – es rauscht – es raschelt, faucht und
zirpt – bunte Vögel sitzen wie Farbtupfer im Geäst –
Schmetterlinge – tellergroß – Affen schwingen sich an Lianen von
Baum zu Baum …
Auszug aus dem Soundtrack „Amazonien“:
Schließ deine Augen und lausche den Klängen,
die dich umgeben …
„Gondwanaland“ als außerschulischer Lernort
In Kooperation mit dem Zoo Leipzig erfolgt die Untersuchung im
außerschulischen Lernort „Gondwanaland“. Die Tropenerlebnishalle beherbergt
auf einer Fläche von 16.500 m2 über 90 Tierarten sowie 500 Baum- und
Pflanzenarten (Zoo Leipzig GmbH, 2014). Mit dem eigens entwickelten
Bildungskonzept, welches aus interaktiven Lernstationen, der Zooschule und
angeleiteten Rundgängen besteht, forciert das Gondwanaland die Vermittlung
von Biodiversität. Lerner können dort aufgrund der tropischen Naturwelt
biologische Vielfalt direkt erleben und erfahren.