Die „Wnts“ Wechselwirkungen zwischen Embryonalentwicklung und Tumorentstehung -
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Untersuchung der Wechselwirkungen von Mangan- und Calciumionen mit Alginat von
Algen und von verschiedenen mucoiden Stämmen des Bakteriums Pseudomonas
aeruginosa
Von der Fakultät der Naturwissenschaften der Universität Duisburg-Essen
(Campus Duisburg) zur Erlangung des akademischen Grades eines
Doktors der Naturwissenschaften genehmigte Dissertation
von
Natascha Emmerichs
aus
Sevelen jetzt Issum
Duisburg 2004
Berichterstatter: Prof. Dr. Christian Mayer
Prof. Dr. Wibren S. Veeman
Tag der mündlichen Prüfung: 21. Juli 2004
Danksagung: Für die Betreuung dieser Arbeit und seine unermüdliche Diskussionsbereitschaft bedanke ich mich ganz herzlich bei Herrn Prof. C. Mayer. Bei Herrn Prof. W.S. Veeman bedanke ich mich für die Übernahme des Korreferates. Der mikrobiologische Teil der experimentellen Arbeiten wurde in den Räumlichkeiten der aquatischen Mikrobiologie durchgeführt. Mein Dank gilt deshalb Herrn Prof. H.-C. Flemming und seinen stets hilfsbereiten Mitarbeitern. Martin und Hermann danke ich für die Unterstützung bei allen auch noch so geringen Problemen, insbesondere bei allen Dingen die mit dem PC zusammenhängen. Christian danke ich für seine stets konstruktiven Verbesserungsvorschläge an meiner Arbeit. Herrn Manfred Zähres danke ich herzlich für seine Unterstützung bei der Aufnahme der NMR-Spektren. Mein besonderer Dank gilt Herrn Dr. Jost Wingender für die häufig in Anspruch genommene Unterstützung bei den mikrobiologischen Arbeiten und die vielen anregenden Diskussionen. Für die Durchführung der Fällungsexperimente und viele fröhliche Stunden in der Geibelstrasse danke ich Sabine Dietl. Sascha Broekmann danke ich für die unermüdliche Ein- und Abschaltung der Gefriertrocknungsanlage. Liebe Christiane und liebe Ilka die Zeit mit Euch in einem Büro war häufig sehr produktiv und trotzdem immer entspannt und lustig. Frei nach dem Motto: „Hey, lasst uns mal was ganz verrücktes machen!“ Besonderer Dank geht an die DFG für die finanzielle Unterstützung. Ich möchte meinen Eltern Emil und Karin danken, die mir während des Studiums immer den Rücken frei gehalten und stets an mich geglaubt haben. Der letzte Dank gilt meinem Mann Guido: Du hast mich immer wieder motiviert und selbst in den schlimmsten Situationen dafür gesorgt, dass ich wieder lachen kann.
Inhaltsverzeichnis I
Inhaltsverzeichnis
1.Einleitung 1
2. Theorie 3
2.1 Biofilme 3
2.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung von Biofilmen 4
2.1.2 Entstehung von Biofilmen 6
2.2 Extrazelluläre polymere Substanzen (EPS) 8
2.2.1 Definition 8
2.2.2 Zusammensetzung der EPS 9
2.3 Pseudomonas aeruginosa 11
2.4 Polysaccharide 12
2.4.1 Typische Formen von Polysacchariden 15
2.5 Bakterielle Polysaccharide 17
2.6 Charakterisierung von Polysacchariden in Lösung 19
2.6.1 Mittlere Molmasse 21
2.6.2 Viskosimetrie 23
2.6.3 Ausschlusschromatographie 25
2.6.3.1 Verteilungskoeffizient kSEC 26
2.6.3.2 Elutionsvolumen Ve 27
2.6.3.3 Ausschlussgrenze 28
2.6.3.4 Permeationsgrenze 28
2.7 NMR-Untersuchungen an Polysacchariden 29
2.7.1 Nachweis anomerer Kohlenstoffe 31
2.7.2 Bestimmung der Sequenz 32
2.8 Alginate 33
2.8.1 Entdeckung von Alginaten 33
Kapitel 1
Kapitel 2
Inhaltsverzeichnis II
2.8.2 Die chemische Zusammensetzung von Alginaten 34
2.8.3 Die Blockstruktur von Alginaten 35
2.8.4 Eigenschaften von Alginaten 38
2.8.5 Molekülgrößen von Alginaten 38
2.8.6 Eigenschaften von Alginaten 39
3. Material 41
3.1 Bakterien 41
3.2 Nährmedium 42
3.3 Polysaccharide 42
3.4 Lösungen und Puffersysteme 43
3.5 Chemikalien 43
4. Methoden 45
4.1 Biochemisch-präparative Methoden 45
4.1.1 Reinigung von kommerziellen Alginaten 45
4.1.2 Milde saure Hydrolyse von Alginaten 45
4.1.3 Saure Hydrolyse von Alginaten 46
4.1.4 Fraktionierung von Alginaten 46
4.1.5 Chemische Acetylierung von Algenalginat 47
4.1.6 Chemische Deacetylierung von bakteriellem Alginat 47
4.1.7 Enzymatischer Abbau von Alginaten 48
4.1.8 Fällung von Alginaten durch Calcium- und Manganionen 48
4.2 Mikrobiologische Methoden 49
4.2.1 Stammhaltung der Bakterien 49
4.2.2 Reinigung von bakteriellen Alginaten 49
4.2.3 Isolierung der EPS 50
4.3 Chemisch-analytische Methoden 51
4.3.1 Bestimmung der Acetylgruppen 51
4.3.2 Bestimmung der Uronsäuren 52
4.4 Physikalisch-analytische Methoden 53
Kapitel 3
Kapitel 4
Inhaltsverzeichnis III
4.4.1 NMR-Analyse der teilweise abgebauten Alginate 53
4.4.2 Berechnung einer statistischen Verteilung der Triaden 55
4.4.3 Infrarotspektroskopie von Alginaten 56
4.4.4 Viskosimetrie von Alginaten 56
4.4.5 Dichtemessung 57
4.4.6 Bestimmung der Viskosität von Alginatproben in Gegenwart von Calcium- und Manganionen 58
4.4.7 Leitfähigkeitstitrationen von Alginatlösungen gegen Calcium- und Manganionen 59
4.4.8 Bestimmung der Molmasse von Alginaten mit SEC-Malls 59
5. Ergebnisse 61
5.1 Charaktersierung des Algenalginats Manucol LB 61
5.1.1 Fraktionierung des Algenalginats Manucol LB 61
5.1.2 Milde saure Hydrolyse des Algenalginats Manucol LB 67
5.1.3 Ermittlung der optimalen Hydrolysezeit 72
5.2 Acetylierung des Algenalginats Manucol LB 77
5.3 Wechselwirkungen von Algenalginat und acetyliertem Alginat mit Calcium und Mangan 81
5.3.1 Wechselwirkungen der homopolymeren Fraktionen 81
5.3.2 Wechselwirkungen des Algenalginats und des acetylierten Alginats mit Mangan 83
5.3.3 Einfluss von Calcium- und Manganionen auf das Algenalginat und das acetylierte Alginat 87
5.4 Charakterisierung von bakteriellen Alginaten aus P. aeruginosa-Stämmen 91
5.5 Wechselwirkungen der bakteriellen Alginate mit zweiwertigen Kationen 100
5.5.1 13C-NMR-spektroskopische Untersuchung der Wechselwirkung Der bakteriellen Alginate mit zweiwertigen Manganionen 100
5.5.2 Fällungsversuche von bakteriellen Alginaten mit Calcium- und Manganionen 108
6. Diskussion 111
6.1 Untersuchungen am Algenalginat Manucol LB 111
Kapitel 5
Kapitel 6
Inhaltsverzeichnis IV
6.1.1 Fraktionierung des Algenalginats Manucol LB 112
6.1.2 Milde saure Hydrolyse von Manucol LB 115
6.1.3 Ermittlung des optimalen Hydrolysezeit 117
6.1.4 Acetylierung des Algenalginats Manucol LB 123
6.1.5 Wechselwirkungen des Algenalginats und des acetylierten Manucol LB mit Mangan 125
6.1.6 13C-NMR-Spektroskopie des acetylierten Alginats in Gegenwart von Manganionen 132
6.1.7 Einfluss des Kationen Mangan und Calcium auf die Eigenschaften des Manucol LB und des acetylierten Manucol LB 133
6.2 Charakterisierung von bakteriellen Alginaten 136
6.3 Wechselwirkungen der bakteriellen Alginate mit den zweiwertigen Kationen Calcium und Mangan 139
6.3.1 13C-NMR-spektroskopische Untersuchung der Wechselwirkungen der bakteriellen Alginate mit Manganionen 139
6.3.2 Affinitätschromatographie von Alginat aus P. aeruginosa SG81 143
6.3.3 Fällungsversuche bakterieller Alginate mit Calcium-und Manganionen 145
7. Zusammenfassung 147
8. Literatur 149
Anhang A
Anhang B: Abbildungsverzeichnis
Anhang C: Tabellenverzeichnis
Anhang D: Abkürzungsverzeichnis
Kapitel 7
Kapitel 8
Anhang
1 Einleitung 1
Kapitel 1
Einleitung
Biofilme sind biotische Ablagerungen an Grenzflächen, ihre Zusammensetzungen hängen
stark von den Bedingungen ab, unter denen sie sich bilden. Ein Biofilm besteht im
Wesentlichen aus Wasser (bis zu 95% des Feuchtgewichtes), Mikroorganismen und
extrazellulären polymeren Substanzen (EPS) [Christensen u. Characklis, 1990].
Die EPS besteht aus Kohlehydraten, Proteinen und Nukleinsäuren. Sie bilden die Matrix, die
den Biofilm beim weiteren Wachstum zusammenhält. Die EPS liefert den Hauptanteil des
gesamten organischen Kohlenstoffs der Biomasse und spielt eine Schlüsselrolle für die
physikalischen Eigenschaften von Biofilmen.
Um die Biofilme in ihrer komplexen Gesamtheit besser zu verstehen, betrachtet man die
Eigenschaften der isolierbaren Einzelkomponenten, wie das Alginat, ein Polysaccharid, das in
Algen vorkommt und auch von einigen Bakterien gebildet wird.
Zu den alginatbildenden Bakterien zählt z. B. das Bodenbakterium Azotobacter vinelandii
oder Pseudomonas aeruginosa [Evans u. Linker, 1973; Rehm u. Winkler, 1996]. Bei
Alginaten handelt es sich um Exopolysaccharide mit relativ hoher Molmasse (ca. 2 x 104 bis 7
x 106 g/mol; [Evans u. Linker, 1973; Grobe, 1996]). Sie bestehen aus den Uronsäureresten β-
D-Mannuronat und seinem C-5-Epimer α-L-Guluronat. Die Monomere sind innerhalb des
Alginatmoleküls in Blockstrukturen angeordnet. Es können also homopolymere Regionen
vorhanden sein, die aus Poly-β-D-Mannuronat (M-Blöcken) oder Poly-α-L-Guluronat (G-
Blöcken) bestehen. Ebenso können heteropolymere Regionen (MG-Blöcke) innerhalb des
Alginatmoleküls vorliegen.
1 Einleitung 2
In den Heteropolymerbereichen kommen die Uronsäurereste statistisch verteilt vor. Im
Gegensatz zu Algenalginaten oder Alginaten von Azotobacter vinelandii ist für das Alginat
von Pseudomonas aeruginosa das Fehlen von G-Blöcken charakteristisch [Skjåk-Bræk et al.,
1986]. Ferner ist für Bakterienalginate im Gegensatz zu Algenalginaten eine partielle O-
Acetylierung charakteristisch.
Die biofunktionellen Eigenschaften des Alginats korrelieren mit dem Verhältnis und der
Sequenz der Uronsäuren. Eine vielseitige und informative Möglichkeit zur Untersuchung der
Alginate liefert die NMR-Technik. Hierbei wird zur Senkung der Viskosität alginer Lösungen
und damit zur Erhöhung der Beweglichkeit der Polysaccharide eine sehr milde saure
Hydrolyse durchgeführt. Anschließend werden hochauflösende Spektren von den wenig
depolymerisierten Alginaten in Lösung aufgenommen. Grasdalen et al., [1979] interpretierten 1H- und 13C-NMR-Spektren von Algenalginaten. Die Verwendung der 1H-NMR-Spektros-
kopie ist besonders nützlich für quantitative Arbeiten, in Fällen wo nur geringe Mengen
Material vorhanden sind.
Mit Hilfe der hochauflösenden 13C-NMR-Technik werden Spektren von teilweise abgebauten
Alginaten aufgenommen. Aus ihnen kann man die Verteilung der acht möglichen
Triadensequenzen MMM, MMG, GMM, MGM, MGG, GGM, GMG, GGG entlang der
Copolymerkette bestimmen. Die so ermittelten experimentellen Werte liefern eine
Möglichkeit, die Genauigkeit der mit einem einfachen statistischen Model berechneten
Verteilungen zu überprüfen [Grasdalen et al., 1981].
In dieser Arbeit sollen die von Grasdalen et al. beschriebenen Ergebnisse der 13C-NMR-
Spektroskopie an einer Modellsubstanz, einem durch saure Hydrolyse schwach
depolymerisierten Algenalginat, nachvollzogen und überprüft werden. Das verwendete
Alginat soll durch verschiedene physikalisch chemische Methoden weiter charakterisiert
werden. Des weiteren sollen die Wechselwirkungen von zweiwertigen Kationen mit Alginat,
sowie ihr Einfluss auf einige physikalische Eigenschaften des Alginats untersucht werden.
Schließlich werden ebenso moderat abgebaute Bakterienalginate durch die Sequenzanalyse
charakterisiert und die Wechselwirkungen dieser Alginate mit zweiwertigen Kationen
untersucht. Hierzu sollen die Wechselwirkungen mit dem paramagnetischen Ion Mangan (2+)
durch 13C-NMR-Spekroskopie bestimmt werden und die Fällungseigenschaften der Alginate
mit Calcium und Mangan untersucht werden. Es werden Alginate von vier mucoiden
Stämmen von Pseudomonas aeruginosa untersucht. Hierbei handelt es sich um ein
Umweltisolat, ein klinisches Isolat und zwei Mutanten des klinischen Isolates.
2 Theorie
3
Kapitel 2
Theorie
2.1 Biofilme Biofilme stellen die älteste bislang bekannte Form von Lebensgemeinschaften dar [Schopf et
al., 1983]. Sie entstehen aus Mikroorganismen und bilden sich an allen Grenzflächen, an
denen Bedingungen herrschen, die mikrobielles Wachstum erlauben. Mit dem Begriff Biofilm
werden filmähnliche Strukturen aber auch Flocken oder Schlämme bezeichnet, wobei letztere
durch besonders dicke Schichten charakterisiert sind. Ihnen allen ist gemeinsam, dass es sich
um mikrobielle Aggregate handelt. Fast alle Mikroorganismen auf der Erde leben in solchen
Aggregaten, im Boden, in Gewässersedimenten, auf Gesteinsoberflächen und -erwünscht oder
unerwünscht- in technischen Systemen wie Kläranlagen, Wasserbehältern und -leitungen,
Bioreaktoren, Kraftwerken oder an Schiffsrümpfen.
Der Hauptbestandteil des Biofilms ist Wasser (bis zu 98% des Feuchtgewichtes). Der größte
Teil des organischen Materials des Biofilms besteht aus extrazellulären polymeren
Substanzen, den so genannten EPS. Die Mikroorganismen selbst machen in der Regel nur
einen kleinen Anteil des organischen Gehaltes aus. Abiotische Partikel können eingelagert
sein und beeinflussen die Zusammensetzung des Biofilms. Die Mikrobiozönose kann aus
Bakterien, Algen (nur bei Lichtzutritt), Pilzen und Protozoen bestehen. Auch Viren und
Bakteriophagen können darin vorkommen [Christensen und Characklis, 1990].
Der Zusammenschluss von Mikroorganismen zu Biofilmen schützt diese unter anderem gegen
äußere Einflüsse. So kann das Bakterium Pseudomonas aeruginosa in der Lunge von
2 Theorie
4
Patienten, die an Mukoviszidose leiden, Biofilme bilden, mit denen sich die Bakterien gegen
Antibiotika schützen [Govan, 1990]. Die an Biofilmen beteiligten Bakterien kommunizieren
mit Hilfe von Signalmolekülen, durch die sie benachbarte Zellen z. B. veranlassen, bestimmte
Gene zu aktivieren. Auch ein Gentransfer zwischen den Nachbarn ist möglich [Wingender et
al., 1999].
2.1.1 Wirtschaftliche Bedeutung von Biofilmen
Eines der technischen Anwendungsgebiete von Biofilmen ist die Abwasserreinigung. Hier
kommen verschiedene Technologien zum Einsatz, die nach den jeweils verwendeten
Reaktortypen benannt werden, z.B. Tropfkörperreaktoren, Scheibentauchkörper, Schlauch-
und Membranreaktoren.
Fixierte Mikroorganismen werden bei der Behandlung schwer abbaubarer Substanzen
[Duncan, 1988], bei der Reinigung von Abluft [Laurentzis, 2000] und beim Abbau fester
Abfälle eingesetzt. Die Vorteile der technischen Nutzung immobilisierter Mikroorganismen
liegen in der Rückhaltung der Biomasse und einer wesentlich verlängerten
stoffwechselphysiologischen Aktivität [Flemming, 1994].
Die unerwünschten Biofilme verursachen in vielen Bereichen enorme Kosten. Biofilme
können sich z.B. in Wärmetauschern großtechnischer Anlagen bilden, wodurch die
Wärmeregulation gestört wird. Dies verursacht Kosten während des Betriebes, aber auch
Kosten durch die Stillstandszeiten der Anlagen wegen notwendig gewordener
Reinigungsmaßnahmen. Eine Vielzahl weiterer Probleme bringt der Biofilmbewuchs in
klinischen Bereichen mit sich. Biofilme bilden sich häufig auf künstlichen Implantaten;
erfolgt eine Besiedlung an solchen Implantaten, so müssen diese schnellstmöglich entfernt
werden. Das bedeutet, es fallen zusätzliche Operations- und Heilkosten an, die häufig
abhängig sind vom Zeitpunkt der Entdeckung einer derartigen Infektion. Auch auf temporären
Implantaten wie Kathetern können sich Biofilme bilden, dies führt zu schmerzhaften
Entzündungen, die teilweise langwierige postoperale Behandlungen erforderlich machen. Bei
Reinluftsystemen treten ebenfalls immer wieder Probleme durch mikrobielle Kontamination
auf. Diese Systeme werden im OP-Bereich aber auch u.a. bei der Herstellung von
Computerchips eingesetzt. Gerade bei diesen Chips ist Keimfreiheit in der Herstellungsphase
obligatorisch. Bereits kurze Phasen, in denen die Umgebung nicht steril ist, führen zum
kompletten Ausschluss der Charge.
Die Problematik der Kolonialisierung von Mikroorganismen tritt in fast allen Lebens- und
Industriebereichen auf und wird dementsprechend häufig in der Literatur diskutiert. Einige
2 Theorie
5
Beispiele werden in Tab. 2.1 aufgeführt und verdeutlichen die Komplexität der
Biofilmproblematik.
Aufgrund der weit reichenden oben erläuterten Aspekte ist es unabdingbar, die gezielte
Nutzung und Vermeidung von Biofilmen zu erforschen, sowie ihre Eigenschaften zu
untersuchen.
Tab. 2.1: Beispiele für unerwünschte Biofilmbildung
System Auswirkungen des
Biofilmbewuchses Referenzen
Sanitäranlagen Rückstände Pitts et al. (1998)
Wärmetauscher reduzierter Wärmetransfer Bott (1992)
Papierherstellung verminderte Papierqualität Vaisanen et al. (1998)
Lebensmittelindustrie Kontamination Carpentier u. Cerf (1983)
Trinkwasserpipelines Gesundheitsrisiken LeChevallier et al. (1996)
medizinischer
Bereich
generell persistente Infektionen Costerton et al. (1999)
Potera (1999)
Zahnbelag Karies, Parodontitis, Gingivitis Marsh u. Bradshaw (1995)
Implantate
z.B.:
Kontaktlinsen
Blasenkatheter
persistente Infektionen
Endocarditis, Kontamination,
Drainageblockierung
vielfältige Publikationen
z.B.:
Khardori u. Yassien (1994)
Phillips et al. (1994)
Chronische
Krankheiten
z.B. cystische Fibrose
persistente Infektionen Potera (1999)
[Quelle: Center for Biofilm Engineering, NSF Engineering Research Center an der Montana
State University-Bozeman]
2 Theorie
6
2.1.2 Entstehung von Biofilmen
Die Bildung von Biofilmen soll hier an der Grenzfläche fest/flüssig erläutert werden. Bei
diesem heterogenen System sind drei Phasen an der Entstehung beteiligt. Das Medium (die
flüssige Phase) wird durch Temperatur, pH-Wert, gelöste organische und anorganische Stoffe,
Oberflächenspannung, Viskosität und hydrodynamische Parameter wie Scherkräfte,
Turbulenz und Druck beeinflusst. Die zweite Phase ist die feste Phase, das Substratum.
Hierbei beeinflussen chemische Zusammensetzung, Hydrophobizität, Oberflächenspannung,
Rauhigkeit, Porosität und die biologische Besiedelbarkeit die Entstehung eines Biofilms. Die
dritte Phase enthält die Mikroorganismen. Ihre Entwicklung hängt von Spezies, Zellzahl,
Ernährungszustand, Hydrophobizität und Ladung der Zelloberfläche, den extrazellulären
polymeren Substanzen und der Wachstumsphase ab.
Diese Vielzahl an Einflussfaktoren macht klar, dass man kaum einen einheitlichen
Adhäsionsmechanismus für alle Mikroorganismen an allen Oberflächen erwarten kann.
Allerdings können die verschiedenen Entwicklungsstadien eines Biofilms allgemein
formuliert werden. Man unterscheidet fünf Stadien der Biofilmentstehung, die in Abb.2.1 am
Beispiel P. aeruginosa erläutert werden. Im ersten Stadium kommt es zu einer Anheftung
(Adhäsion) von Mikroorganismen an das Substratum. Der Transport von Bakterienzellen zu
einer Oberfläche erfolgt hauptsächlich durch Konvektion bis zu einer laminaren Grenzschicht
mit einem abnehmenden Fließgeschwindigkeitsgradienten zur Oberfläche. Diese
Grenzschicht müssen die Bakterien durchdringen, um mit der Oberfläche Kontakt aufnehmen
zu können. Die Bakterien begegnen in der Regel nicht direkt dem Substratum, sondern dem
sogenannten „Conditioning film“, der sich innerhalb weniger Sekunden an von Wasser
benetzten Oberflächen durch irreversible Adsorption von Makromolekülen bildet [Loeb u.
Neihof, 1975; Baier, 1980].
Anfänglich ist der Kontakt zwischen Zelle und Oberfläche noch reversibel. Die
Mikroorganismen zeigen noch eine gewisse Brown´sche Molekularbewegung und sind durch
leichte Scherkräfte von der Oberfläche zu entfernen [Marshall et al., 1971]. Es kann zu
verschiedenen Interaktionen zwischen Mikroorganismen und Oberfläche, wie z.B.
Wasserstoffbrückenbindungen, hydrophoben und elektrostatischen Wechselwirkungen
kommen, die die irreversible Adhäsion (2.Stadium) bewirken.
Nach erfolgreicher Adhäsion an der Oberfläche beginnt das dritte Stadium. Die
Primärbesetzer wachsen und Sekundärbakterien anderer Arten können anheften (Koadhäsion),
so dass diese indirekt über die Zellen der Primärbesiedler an der Oberfläche fixiert werden.
2 Theorie
7
Für die mikrobielle Akkumulation ist die Förderung oder Auslösung der Produktion
extrazellulärer polymerer Substanzen (EPS) charakteristisch. Die EPS sind am Vorgang der
Primäradhäsion von Zellen an Oberflächen maßgeblich beteiligt. Sie stellen den Klebstoff
dar, mit dem die Zellen im Anschluss an die Adhäsion irreversibel angelagert bleiben und
bilden auch die Matrix, die den Biofilm beim weiteren Wachstum zusammenhält.
Im vierten Stadium bildet sich ein konfluenter Biofilm, der weiter anwächst. Zwischen dem
Wachstum und der Ablösung eines Biofilms stellt sich ein Gleichgewicht ein, die so genannte
Plateauphase. Die Ablösung der Biofilme kann kontinuierlich durch die Wirkung von
Scherkräften erfolgen, es gibt aber auch Hinweise darauf, dass freigesetzte Enzyme eine
Ablösung von Bakterien als Schwärmerzellen bewirken. Diese Zellen können dann erneut mit
der Besiedlung von Oberflächen beginnen. Dies bezeichnet man als fünftes Stadium der
Biofilmentstehung.
Abb. 2.1: 5 Stadien der Biofilmentwicklung von P.aeruginosa 1) conditioning film, 2) reversible und irreversible Adhäsion, 3) EPS-Produktion und Bildung von Mikrokolonien, 4) reifer, konfluenter Biofilm, 5) Ablösung einzelner Bestandteile und weitere Ausbreitung [P. Dirckx und D. Davies, 2003 Center of Biofilm Engineering at Montana State University-Bozeman]
2 Theorie
8
Die Lebensgemeinschaft Biofilm ist nicht nur einfach der Zusammenschluss von
Mikroorganismen wie Bakterien und Algen an einer Oberfläche. Die Bakterien interagieren
mit ihrer Umgebung, und in der Entstehung eines Biofilms steckt mehr Organisation als
physikalisch-chemische Wechselwirkungen von Medium und Substrat. Bereits bei der
Besiedelung einzelner, frei schwimmender Bakterien an der Oberfläche ordnen sich diese
passend zueinander an. In dieser Phase werden verschiedene Proteine erzeugt, die speziell für
diesen Zweck im Erbgut verankert sind.
Auch die Vermehrung der Bakterien im Biofilm wird über Botenstoffe reguliert. Hat diese
Lebensgemeinschaft einen stabilen, geschlossenen Film gebildet, beginnen am Rand der
Kolonien befindliche Bakterien damit, ins Medium (flüssige Phase) überzugehen und den
Befall auf andere Bereiche auszudehnen.
2.2 Extrazelluläre Polymere Substanzen (EPS) 2.2.1 Definition
Die Abkürzung „EPS“ bezieht sich hier auf „extrazelluläre polymere Substanzen“; sie wird
auch für „extrazelluläre Polysaccharide“, „Exopolysaccharide“ und „Exopolymere“
verwendet [Wingender et. al, 1999, Wolfaardt et. al, 1999]. Geesey, [1982] definiert die EPS
als „extrazelluläre polymere Substanzen biologischen Ursprungs, die an der Bildung
mikrobieller Aggregate beteiligt sind“. Eine andere Definition gibt das Glossar des
Berichtsbandes der Dahlem-Konferenz über Struktur und Funktion von Biofilmen in Berlin
1988: Hier werden EPS als „organische Polymere mikrobiellen Ursprungs, die in Biofilmen
häufig für die Bindung von Zellen und anderem partikulären Material untereinander
(Kohäsion) und an das Substratum (Adhäsion) verantwortlich sind“ bezeichnet [Characklis
und Wilderer, 1989].
Von wesentlicher Bedeutung für die Zusammensetzung, Struktur und Funktion von Biofilmen
sind die Eigenschaften der EPS, welche die Schlüsselmoleküle für die Organisationsform des
Biofilms darstellen. Daher ist die Erforschung der EPS sehr wichtig für das Verständnis der
Bedeutung mikrobieller Biofilme an natürlichen Standorten und in technischen Systemen,
aber auch im medizinischen Bereich, wo Biofilme maßgeblich an Infektionsprozessen
beteiligt sein können [Costerton et. al, 1987].
2 Theorie
9
2.2.2 Zusammensetzung und Struktur der EPS
Der Begriff EPS umfasst eine ganze Reihe von Biopolymeren wie Polysaccharide, Proteine,
Glycoproteine, Lipide, Phospholipide, Glycolipide und Nukleinsäuren [Geesey, 1982,
Wingender et al., 1999]. Diese Makromoleküle bilden das wassergefüllte Netzwerk
(Hydrogel), mit Poren und Kanälen für die Mikroorganismen. Dieses Netzwerk ist sehr
heterogen aufgebaut, seine Bestandteile können stark variieren, je nachdem welche
Mikroorganismen zugegen sind, unter welchen Nährstoffbedingungen sie sich befinden und
welche hydrodynamischen Bedingungen vorliegen [Flemming und Wingender, 2000].
Die meisten EPS sind Makromoleküle, die sich aus wiederholenden, ähnlichen oder
identischen Untereinheiten („repeating units“) zusammensetzen. Diese können nichtpolymere
Substituenten niedrigen Molekulargewichtes enthalten, von denen die Struktur und die
physikochemischen Eigenschaften der EPS stark beeinflusst werden. Beispielsweise tragen
extrazelluläre Polysaccharide häufig Acetyl, Succinyl- oder Pyruvyl-Gruppen oder auch
anorganische Substituenten wie z.B. Sulfat. Proteine können durch Oligosaccharide
glykolisiert sein (Glykoproteine) oder Fettsäure-Reste enthalten (Lipoproteine).
Definitionsgemäß sind die EPS außerhalb der Zellen lokalisiert. Die Makromoleküle gelangen
auf verschiedenen Wegen in die extrazelluläre Matrix. Ein möglicher Weg wäre die aktive
Sekretion, die Ablösung von Bestandteilen der äußeren Membran Gram-negativer Zellen bzw.
der Zellwand Gram-positiver Zellen, die Lysis von Zellen oder die Sorption aus der wässrigen
Umgebung. Gram-negative Bakterien wie P. aeruginosa weisen einen weiteren Mechanismus
der Freisetzung von zellulärem Material auf, das blebbing: Sie geben während des normalen
Wachstums Membranvesikel nach außen ab [Cadieux et al., 1983, Beveridge et al. 1997, Li et
al. 1990]. Diese können Enzyme (Peptidglykan-Hydrolysen) enthalten, mit denen benachbarte
Zellen im Biofilm lysiert werden [Beveridge et al., 1997]. Material, das durch Absterben oder
Lysis freigesetzt wird, kann in der Biofilmmatrix zurückgehalten und durch die verbleibenden
Biofilmpopulationen in einer Art von Recycling wieder verwertet werden [Flemming und
Wingender, 2000].
Da sich die EPS aus verschiedensten Materialien zusammensetzen können, erscheint es
schwer, Aussagen über die Struktur einer solchen Matrix zu treffen. Man weiß, dass die
Mikroorganismen über einen längeren Zeitraum immobilisiert werden und sich synergetische
Gemeinschaften ausbilden [Flemming, 1994]. Die Kräfte, die diesen Biofilm
zusammenhalten, beruhen nicht auf kovalenten Bindungen, sondern sind jede für sich
betrachtet sogar recht schwache Kräfte. Das Zusammenspiel dieser Kräfte macht die
2 Theorie
10
Beständigkeit der Biofilmmatrix aus. Drei Bindungstypen werden für eine solche Interaktion
von schwachen Kräften postuliert [Flemming et al., 2000]:
• Dispersions-Wechselwirkungen („hydrophobe Wechselwirkungen“,
Bindungsenergie: 2,5 kJ/mol)
• elektrostatische Wechselwirkungen (Bindungsenergie: 12-29 kJ/mol) und
• Wasserstoffbrückenbindungen (Bindungsenergie: 10-30 kJ/mol).
Diese Kräfte wirken nicht nur zwischen den EPS-Molekülen, sie erstrecken sich auch auf
Partikel. Aus diesem Grunde wird die EPS auch als „Klebstoff“ beschrieben, der das
Konsortium aus Bakterien, abiotischen Partikeln und anderen Biofilmbestandteilen
zusammenhält [Flemming u. Wingender 2000]. Aufgrund der schwachen Wechselwirkungen
entwickelt sich ein Netzwerk fluktuierender Haftpunkte, die sich ständig lösen und wieder
verbinden. Je nach Art der Scherkräfte, die auf das Netzwerk einwirken, finden sich die
gleichen Haftpunkte wieder, und der Biofilm verhält sich als Gel. Sind es verschiedene
Haftpunkte, verhält sich der Biofilm wie eine hochviskose Flüssigkeit [Flemming et al.,
2000]. Sehr viele Aspekte sprechen für die gezielte Bildung der verschiedenen EPS-
Strukturen. Diese Strukturen spiegeln sehr genau die Konditionen wider, unter denen die
Mikroorganismen existieren. Die EPS ist das Gebäude für die Ausbildung einer Kommune
von verschiedenen Mikroorganismen [Flemming, 2002 Gesprächsnotiz Forscherrunde].
Abb. 2.2: Darstellung der verschiedenen Wechselwirkungsarten innerhalb der EPS-Matrix
EPS TA M CM Cy
CH2
CH2OH
COO-
OHCOO -
Ca2+
COO
CH2
OH
CH2OH
OOC-
+ + + + ++
+
- - - - - --
- - - -
+ +OH
CH2OH
CH2+ ++
-
ionische Anziehungs-kräfteionische
Abstoßungs-kräfte
Wasserstoff-brücken-bindungen
elektrostatischeAnziehungs-kräfte
v. d. Waals Wechselwirkungen
EPS TA M CM Cy
CH2
CH2OH
COO-
OHCOO -
Ca2+
COO
CH2
OH
CH2OH
OOC-
+ + + + ++
+
- - - - - --
- - - -
+ +OH
CH2OH
CH2+ ++
-
ionische Anziehungs-kräfteionische
Abstoßungs-kräfte
Wasserstoff-brücken-bindungen
elektrostatischeAnziehungs-kräfte
v. d. Waals Wechselwirkungen
EPS TA M CM Cy
CH2
CH2OH
COO-
OHCOO -
Ca2+
COO
CH2
OH
CH2OH
OOC-
+ + + + ++
+
- - - - - --
- - - -
+ +OH
CH2OH
CH2+ ++
-
EPS TA M CM CyEPS TA M CM Cy
CH2
CH2OH
COO-
OHCH2
CH2OH
COO-
OHCOO -
Ca2+
COO -
Ca2+Ca2+
COO
CH2
OH
CH2OH
OOC-
+ + + + ++
+
- - - - - --
- - - -
+ +OH
CH2OH
CH2+ ++
-
COO
CH2
OH
CH2OH
OOC-
+ + + + ++
+
- - - - - --
- - - -
+ +OH
CH2OH
CH2+ ++
-
ionische Anziehungs-kräfteionische
Abstoßungs-kräfte
Wasserstoff-brücken-bindungen
elektrostatischeAnziehungs-kräfte
v. d. Waals Wechselwirkungen
2 Theorie
11
2.3 Pseudomonas aeruginosa Bakterien des Stammes Pseudomonas aeruginosa gehören zur Familie der
Pseudomonadaceae. Es handelt sich um ein Gram-negatives, polar begeißeltes Bakterium mit
gerader oder gekrümmter Zellform, das keine Sporen ausbildet.
Abb. 2.3: SEM Aufnahme von P. aeruginosa Bakterien
Es entwickelt verschiedene stammspezifische Kolonietypen, die von Phillips (1969) aufgrund
von Untersuchungen des Aussehens ausschließlich klinischer Stämme in sechs verschiedene
Typklassen eingeteilt werden. Er benannte sie mit den Kategorien klassisch, coliformen-
ähnlich, rau, runzelig, mucoid und winzig [Schlegel, 1992]. Die mucoide Form beschränkt
sich auf solche Stämme, die nach Übernachtkultur auf Standard-Agarnährmedien ein
wässriges, schleimiges Aussehen besitzen, das auf die Überproduktion des extrazellulären
Polysaccharids Alginat zurückzuführen ist [Govan, 1990].
Es handelt sich bei P. aeruginosa um ein anspruchsloses, chemoorganotrophes Bakterium,
das seine Energie durch aerobe Atmung gewinnt. Es kann eine große Zahl organischer
Verbindungen, z.B. einfache organische Säuren und Zucker, Aminosäuren, Gelatine, sowie
aromatische Verbindungen (Benzoat, Phthalsäure, p-Kresol u.a.) stoffwechselphysiologisch
umsetzen. Zucker werden im Allgemeinen über den ENTNER-DOUDOROFF-WEG
abgebaut.
P. aeruginosa ist ein Bakterium, das zahlreiche oligotrophe aquatische und terrestrische
Standorte in der Umwelt und wässrige bzw. feuchte Standorte in technischen Systemen
besiedeln kann [Shoreit und Soltan, 1992; Botzenhart und Döring, 1993]. Dort können sie
sowohl von unbelebten als auch von belebten Oberflächen isoliert werden.
P. aeruginosa ist in der Lage, bei Pflanzen, Tieren und Menschen Krankheiten zu
verursachen. Es ist ein opportunistischer Erreger, das heißt, es handelt sich um einen
2 Theorie
12
fakultativ pathogenen Keim, der nur bei Patienten mit reduziertem Allgemeinzustand zu
Infektionen führen kann. Besonders betroffen sind Patienten mit Immundefekten,
Frischoperierte, Rauschmittel- und Alkoholabhängige und Frühgeborene. Die Übertragung
erfolgt durch indirekte Kontaktinfektion [Pschyrembel, 1990]. Menschen die durch P.
aeruginosa infiziert werden, leiden unter Mittelohrvereiterungen, Wundinfektionen mit
Bildung eines blaugrünen Eiters (vornehmlich bei Brandwunden) und geschwächte
Individuen sogar an Bakteriämien.
Gehäuft wird P. aeruginosa im Sputum von Patienten mit der autosomal rezessiven
Erbkrankheit Cystische Fibrose (CF) gefunden. Die Bakterien können bei diesem
Krankheitsbild zu besonders schweren und lebensbedrohlichen Lungeninfektionen beitragen,
die häufig zum vorzeitigen Tod des Patienten führen [Clarke, 1990].
P. aeruginosa bildet zahlreiche extrazelluläre Produkte, von denen eine Reihe als
Pathogenitätsfaktoren angesehen werden. Dazu zählen unter anderem das extrazelluläre
Polysaccharid Alginat sowie Exotoxin A, Exotoxin S, alkalische Protease, Elastase und
Phospholipase C [Susanne Grobe, 1996].
2.4 Polysaccharide Polysaccharide gehören neben Proteinen zu den wesentlichen Bestandteilen der EPS. Sie
bestimmen maßgeblich die Eigenschaften von Biofilmen. Eine Betrachtung der speziellen
Wesensmerkmale von Polysacchariden ist also unumgänglich und liefert eine Erklärungsbasis
für das Verhalten von komplexen Biofilmsystemen.
Polysaccharide sind hochpolymere Kohlenhydrate, d.h. Makromoleküle der allgemeinen
Form CnHmOx. Sie werden wegen ihrer charakteristischen glykosidischen Bindungen
zwischen den Zuckerresten auch Glycane genannt. Homopolysaccharide sind aus nur einem
Monomer aufgebaut, Heteropolysaccharide bestehen aus zwei oder mehreren. Man
unterscheidet ferner lineare und verzweigte Moleküle. Im ersten Fall spricht man von Ketten-
oder Fadenmolekülen [Pilnik u. Voragen, 1980].
Die wichtigsten Bausteine der Polysaccharide sind die Hexosen wie D-Glucose, D-Mannose,
D-Galaktose und D-Fructose. In Algen kann auch die L-Galaktose vertreten sein. Als
Pentosebausteine finden sich L-Arabinose und D-Xylose sowie L-Fructose und L-Rhamnose.
Weitere Bausteine sind die am C-6 oxidierten Uronsäuren mit D-Glucoron und D-
Galakturonsäure, ferner findet man bei Algen die L-Mannuron- und D-Guluronsäure (s. Abb.
2 Theorie
13
2.4). Bei tierischen Polysacchariden kommen die stickstoffhaltigen Bausteine Glucosamin
und Galaktosamin vor, ferner die Iduronsäure als Baustein des Heparins [G. Franz, 1991].
Abb. 2.4: Häufig auftretende Zuckerbausteine pflanzlicher Polysaccharide
Der Vergleich von Polysacchariden und Proteinen verdeutlicht die enorme Vielfalt der
glykosidischen Bindung. Betrachtet man die Struktur eines simplen Dipeptids mit einer Art
von Aminosäure, so kann nur eine einzelne Struktur resultieren, nämlich zwei
Aminosäurereste verbunden durch eine Peptidbindung. Dagegen kann eine viel breitere
Auswahl von verschiedenen Disacchariden aus einem Monosaccharidtyp entstehen, da jede
O
HO
OH
OH
OH
Pentosen
β-D-Xylose
OHO OHOH
OH
α-L-Arabinopyranose
HOH2C
OH
OH
OHO
α-L-Arabinofuranose
O
HO
OH
OH
OH
CH2OH
Hexosen
O
HO
OHOH
CH2OH
OH
β-D-Mannose
β-D-Glucose
O
HO
OH
OH
OH
α-D-Galactose
O
COOH
OH
OH
OHOH
Uronsäuren
β-D-Glucuronsäure
O
COOH
OH
OH
H3CO OH
α-D-4-O-Methyl-glucuronsäure
O
COOH
OH
OH
OH
HO
β-D-Galacturonsäure
O
OH
HO OHCH3
OH
Desoxyhexosen
α-L-Rhamnose
O OHCH3
OH
HOOH
α-L-Fucose
O
HO
OH
OH
OH
Pentosen
β-D-Xylose
OHO OHOH
OH
α-L-Arabinopyranose
HOH2C
OH
OH
OHO
α-L-Arabinofuranose
O
HO
OH
OH
OH
CH2OH
Hexosen
O
HO
OHOH
CH2OH
OH
β-D-Mannose
β-D-Glucose
O
HO
OH
OH
OH
α-D-Galactose
O
COOH
OH
OH
OHOH
Uronsäuren
β-D-Glucuronsäure
O
COOH
OH
OH
H3CO OH
α-D-4-O-Methyl-glucuronsäure
O
COOH
OH
OH
OH
HO
β-D-Galacturonsäure
O
OH
HO OHCH3
OH
Desoxyhexosen
α-L-Rhamnose
O OHCH3
OH
HOOH
α-L-Fucose
2 Theorie
14
der 5 verschiedenen glykosidischen Bindungen (1-1, 1-2, 1-3, 1-4 oder 1-6, Nummerierung
der C-Atome im glykosidischen Ring s. Abb. 2.5) gebildet werden kann.
Abb. 2.5: Darstellung der 6 verschiedenen Kohlenstoffatome in einem Monosaccharid (Hexose)
Zusätzlich zu dem anomerischen Kohlenstoffatom an der 1-Position kommt die α- oder β-
Konformation, z.B. ist die Hydroxylgruppe an C-1 entweder oberhalb oder unterhalb der
Ebene der D-Serie der Zuckerringstruktur angeordnet. Somit sind insgesamt 11 verschiedene
Disaccharidstrukturen möglich. Mit Rücksicht auf eine korrekte Polysaccharidstruktur wird
die 1-1 Bindung ausgelassen, dies ergibt für den Kettenschluss 8 mögliche
Disaccharidstrukturen. Somit erhält man eine 8-mal größere Divergenz von
Polysaccharidstrukturen im Vergleich zu Proteinen. Ein weiterer Anstieg der Divergenz
entsteht durch die 30 verschiedenen Monosaccharide, welche in Polysacchariden im
Gegensatz zu den 20 möglichen Aminosäuren der Proteine gefunden werden können.
Außerdem können die Polysaccharide mit verschiedenen „nicht-Kohlehydrat“-Gruppen
substituiert sein.
Polysaccharide sind wasserlösliche oder stark quellbare Stoffe, die kolloidale, hochviskose
Lösungen oder Dispersionen mit plastischem und pseudoplastischem Fließverhalten ergeben.
Daraus leiten sich die funktionellen Eigenschaften wie Verdickung, Wasserbindevermögen,
Stabilisierung von Suspensionen und Emulsionen sowie Gelbildung ab, die zu verschiedenen
Sammelbegriffen geführt haben: Pflanzenschleime, Pflanzengummis, Hydrokolloide,
Quellstoffe, Bindemittel, Gelier- und Verdickungsmittel.
Die Grenze zwischen Oligo- und Polysacchariden lässt sich nicht durch einen numerischen
Wert des Polymerisationsgrades oder der Molekularmasse angeben. Die für den kolloidalen
Charakter verantwortlichen Eigenschaften sind jedoch sicher mit hochpolymeren
Polysacchariden verknüpft.
OH
O
CH2OHOH
OH
OH 1 4
3 2
5
6
2 Theorie
15
2.4.1 Typische Formen von Polysacchariden
Die dreidimensionale Form eines Polysaccharids wird durch die Strukturen der
Monosaccharide bestimmt, aus denen es zusammengesetzt ist. In diesem Überblick werden
nur die Strukturen von Hexosen, genauer gesagt der Pyranosering, betrachtet.
Es gibt vier Hauptpyranoseringformen, namentlich zwei Sessel- und zwei Wannenformen
(Abb. 2.5). Die Monosaccharide sind in der Lage, zwischen diesen verschiedenen Ringformen
zu konvertieren, obwohl eine Form energetisch bevorzugt ist.
Abb. 2.6: Sessel- und Wannenformen der Pyranose-6-ringstruktur von Monosacchariden. Diese Strukturen stehen im Gleichgewicht miteinander, sowie mit dem Furanose-5-ring und den geraden Kettenformen der Monosaccharide.
Weil die Wannenformen relativ instabil sind, existieren die Hexosen vornehmlich in einer der
beiden Sesselformen. Für die meisten D-Zucker ist die 4C1 Sesselformation bevorzugt, wobei
die L-Zucker normalerweise in der 1C4-Form konfigurieren. Die Präferenz für die Sesselform
begründet sich durch die Substituenten. Der größte Teil der Substituenten, z.B. am C-5
gebundene, wird in der energetisch bevorzugten äquatorialen Position gehalten. Die
Anbindung von Substituenten verursacht dadurch den Wechsel in die bevorzugte Sesselform
und verändert somit die dreidimensionale Struktur der Polysaccharide.
O
O
OO
Sesselform
Wannenform
1C4 4C1
B1,41,4B
O
O
OO
Sesselform
Wannenform
1C4 4C1
B1,41,4B
2 Theorie
16
Die Form der durch glykosidische Bindungen geknüpften Polysaccharide wird zum größten
Teil durch die Konformation der enthaltenen Monosaccharideinheiten diktiert. Zwei Faktoren
bei der Verknüpfung von Monosacchariden müssen berücksichtigt werden:
1. Die Form des Sessels beeinflusst die Orientierung der glykosidischen Bindung.
2. Position und Orientierung der glykosidischen Bindung beeinflussen den Rotationsgrad
um die glykosidische Bindung.
Die einfachste Polysaccharidstruktur ist die homopolymere D-Glucose mit der β-D-Glucose
und der 1C4-Form, bei der alle Substituenten äquatorial zur Ringebene angeordnet sind. Die
α-D-Glucose hat im Gegensatz dazu einen axialen Substituenten am C-1 (Abb. 2.7).
Abb. 2.7: Die vorherrschende Ringform von α-D-Glukose mit axialer Hydroxylgruppe am C1
und β-D-Glukose mit äquatorialer Hydroxylgruppe am C1.
Diese relativ kleine Veränderung in der Monosaccharidkonformation hat einen enormen
Effekt auf die daraus resultierende Polysaccharidstruktur. Theoretisch sind bis zu acht
Polysaccharidstrukturen möglich. D-Glucose formuliert eine von nur 4 Typen von
Polysaccharidformen. Die vier Arten einfacher Polysaccharidformen wurden von Rees 1977
ausgearbeitet (Abb. 2.8). Mathematisch werden sie als Helices beschrieben, obwohl nur ein
Typ als konventionelle Helix erscheint. Polyglycane die als β1-4 (Celluose) oder α1-3
verknüpft sind, formen eine erweiterte Rippenstrukur, in der die planaren Zuckerringe
hauptsächlich parallel zur Längsachse der Helix stehen.
Neutrale Polysaccharide dieses Typus sind nahezu unlöslich, weil die Oberflächen der Helix
axial relativ hydrophob sind, d.h. hydrophobe H-Atome sind axial angeordnet und dem
Lösungsmittel ausgesetzt. Polyglucane mit α1-4 (Amylose) oder β1-3 (Curdlan)
Verknüpfungen können hohle Helices formen, obwohl in Lösung wahrscheinlich nur flexible
Fäden existieren.
O H O H 2C
OH
O H
HO H O O HO H 2C
OH HO
HO
O H α-D-Glucose
β-D-Glucose axial
äquatorial
2 Theorie
17
gestreckt helical gefaltet flexibel β1-4 Glucan α1-4 Glucan α1-2 Glucan α1-6 Glucan α1-3 Glucan β1-3 Glucan β1-2 Glucan β1-6 Glucan Abb. 2.8: Die vier Basisformen einfacher Polysaccharide. Die Form der Polysaccharide wird durch die enthaltenen Monosaccharide und durch die Art der glykosidischen Bindung bestimmt. [Powell, 1979] Die α oder β1-2 Verknüpfung resultiert in Polysacchariden, die eine rigide Struktur bilden.
Sie werden häufig als gefaltetes Band beschrieben. Die sterische Behinderung, die aus der
nahen Nachbarschaft der Bindungen resultiert, schränkt die freie Rotation der glykosidischen
Bindung ein. Polyglycane mit einer α oder β1-6 Bindung (z.B. Dextrane) bilden wegen der
anwachsenden Bewegung, die um die glykosidischen Bindungen möglich sind, flexible
Windungen.
2.5 Bakterielle Polysaccharide
Bakterielle Polysaccharide variieren hauptsächlich in ihrer strukturellen Komplexität. Die
einfachsten Beispiele sind die Homopolymeren, z.B. Cellulose. Sie enthalten einen Typ von
Monosaccharideinheiten, die durch eine Art von glykosidischer Bindung verbunden sind.
Die Heteropolymere können im Gegensatz dazu verzweigte Moleküle sein, wobei
verschiedene Monosaccharide mit verschiedenen glycosidischen Verknüpfungen beteiligt sein
können. Das komplexeste Polysaccharid ist das durch Rhizobium trifolii abgesonderte mit
acht sich wiederholenden Zuckerresten [Mc Neil et al., 1986].
Es ist wichtig, die große Diversität der Polysaccharidstruktur hervorzuheben. Es gibt nicht
weniger als 83 verschiedene Arten von Kapselpolysacchariden (die K antigene) in der
Gattung Klebsiella [Atkins et al., 1979]. Ähnliche Verhältnisse liegen bei vielen anderen
Bakterienarten vor.
2 Theorie
18
Es ist sehr wahrscheinlich, dass viele Wechselwirkungen zwischen Mikroorganismen und
ihrer externen Umgebung von der biologischen Spezifität dieser Polymere beherrscht werden.
Die Gegenwart von negativen Ladungen ist ein Merkmal der meisten bakteriellen
Polysaccharide. Normalerweise sind diese negativen Ladungen ein Ergebnis der Aufnahme
von Uronsäuren in das Polymer. Uronsäuren sind Hexosen, in denen die primäre
Alkoholgruppe am C-6 zur korrespondierenden Carbonsäure oxidiert wurde, folglich wird D-
Guluronsäure derivatisiert durch Oxidation von D-Glucose. Negative Ladungen können durch
Substitution von einigen der Monosaccharidbestandteilen, mit Pyruvyl-, Succinyl-, Acetyl-
oder Formyl-Gruppen eingetragen werden. Die vorherrschende negative Ladung, gekoppelt
mit dem charakteristisch hohen Molekulargewicht von vielen Polysacchariden, bewirkt
normalerweise die Ausbildung von hochhydratisierten, gelartigen Netzwerken, wobei ein
kleiner Anteil der Polymere mit vergleichbar großen Wassermengen wechselwirkt.
Bakterielle Polysaccharide variieren enorm in ihren Strukturen, vom simplen
Homopolysaccharid bis zum komplexen, hochsubstituierten, verzweigten Hetero-
polysaccharid. Die chemische Analyse der Strukturen dieser Polysaccharide hat oft schwer
interpretierbare Ergebnisse produziert. Ein Hauptgrund hierfür ist die partielle Resistenz der
glykosidischen Bindungen gegen eine saure Hydrolyse. Folglich muss die Hydrolyse in einem
stark sauren Milieu durchgeführt werden, dies kann aber wiederum zu einer partiellen
Decarboxylierung der Uronsäuren führen. Diese starken Säuren können auch andere Hexosen
und Substituenten abbauen. Dies führt zu Unterschätzungen oder Fehlidentifikationen der
Zuckerprodukte. Dennoch wurden analytische Techniken entwickelt und verbessert, um
Analysen von vielen bakteriellen Polysacchariden durchzuführen.
Die exakte Funktion vieler bakterieller Polysaccharide ist immer noch eine offene Debatte,
obwohl es keinen Mangel an Vorschlägen für die biologische Rolle dieser Materialien gibt
[Dudman, 1977]. Es ist ebenfalls noch nicht klar, warum einige Bakterien einzelne Kapseln
bilden (wie Klebsiella pneumoniae), während andere eine viel lockerere Verbindung haben,
wie P. aeruginosa. Bei einigen Bakterien ist es ganz einfach, die mögliche Rolle der
Polysaccharide zuzuschreiben, wie als Virulenzfaktoren, adhäsive oder schützende Schichten,
während andere Funktionen obskur erscheinen. Den Polysacchariden aus mucoiden Stämmen
von P. aeruginosa werden zahlreiche Rollen einschließlich des Schutzes gegen Angriffe
durch das Gastimmunsystem, Adhäsionsvermittlung und Kontrolle der Exoenzymaktivität
zugeschrieben. Es sollte hervorgehoben werden, dass bakterielle Polysaccharide
normalerweise antigen sind, und es wird diskutiert, dass die Uronsäuren die hauptantigenen
Faktoren sind [Dudman u. Wilkinson, 1965].
2 Theorie
19
2.6 Charakterisierung von Polysacchariden in Lösung
Polysaccharide besitzen aufgrund intra- und intermolekularer Wechselwirkungen bestimmte
Konformationen in Lösung. Diese lassen sich oft in idealisierte Strukturkategorien einteilen.
Unverzweigte Polysaccharide, die nur eine geringe Wechselwirkung zwischen ihren
Seitengruppen aufweisen, bilden in Lösung oft Zufallsknäuel. Für Zufallsknäuel lässt sich nur
eine mittlere Konformation bzw. eine mittlere Größe angeben. Sie kann durch den so
genannten Streumassenradius (Gyrationsradius) RG charakterisiert werden. Wenn die
Polymerkette aus Monomereinheiten i gleicher Masse mi besteht, ist RG definiert als
N
R
m
RmR i
i
ii
iii
G
∑∑
∑==
22
(Gl. 2.1),
wobei 2iR das mittlere Abstandsquadrat der Einheit i vom Massenschwerpunkt des
Makromoleküls angibt (N Anzahl der Monomereinheiten). RG kann experimentell mit Hilfe
von Streumethoden bestimmt werden. Eine Analyse der Gestalt des Zufallsknäuels zeigt, dass
im Mittel die Segmente sphärisch symmetrisch um den Massenschwerpunkt angeordnet sind.
Für den quadratisch gemittelten End-zu-End-Abstand h eines idealen, frei beweglichen
Polysaccharidknäuels ergibt sich
Nlh ⋅= (Gl. 2.2),
wobei l die Bindungslänge der N Monomereinheiten ist.
Bei einer Erhöhung der Anzahl der Monomere in einem ungeordneten Knäuel nimmt die
Ausdehnung des Knäuels also mit N zu. Als Wert für 2GR ergibt sich für das Knäuel
6hR
22G = (Gl. 2.3) .
Der experimentell bestimmbare Streumassenradius RG stellt somit ein Maß für die
Ausdehnung des Zufallsknäuels in der Lösung dar (s. Abb. 2.9).
2 Theorie
20
Abb. 2.9: Idealisierte Struktur eines linearen Polysaccharids in Lösung. Zufallsknäuel mit Massezentrum ⊗
Das ungeordnete Knäuel ist die am wenigsten strukturierte Konformation, die eine
Polymerkette in Lösung annehmen kann. Sie entspricht dem Zustand maximaler
Konformationsentropie. Der größte Teil des Volumens eines Zufallsknäuels in Lösung besteht
aus Lösemittel, die Raumerfüllung des Polysaccharids beträgt oft nur einige Prozent.
Eventuell vorhandene Oberflächenladungen der Makromoleküle besitzen auch einen großen
Einfluss auf die Konformation des Makromoleküls in Lösung. Aus der Debye-Hückel-
Theorie der Elektrolytlösungen folgt, dass bei geringen Salzkonzentrationen im Lösemittel
die Potentiale der Oberflächenladungen des geladenen Makromoleküls (Makroions) relativ
weitreichend sind. Gleichartige Ladungen auf dem Makroion, deren Potentiale große
Reichweiten besitzen, versuchen sich abzustoßen (s. Abb. 2.10). Bei hohen Salzkonzen-
trationen dagegen können die Salzionen die Oberflächenladungen des Makromoleküls
abschirmen.
Abb. 2.10: Konformation eines Polysaccharids mit negativen Oberflächenladungen bei verschiedenen Ionenstärken des Lösemittels
l l l l
N1
l l l l
N1
----
--
-
-----
---
---
--
-
-- - --
--
- -- -
--
--
-
--
-
- -
- --
---
----
kleine
großeIonenstärke
----
--
-
-----
---
---
--
-
-- - --
--
- -- -
--
--
-
--
-
- -
- --
---
----
kleine
großeIonenstärke
H2O
2 Theorie
21
2.6.1 Mittlere Molmasse
Viele Polysaccharide sind nicht molekulareinheitlich, d.h. sie sind polydispers. Das bedeutet,
dass ihre Molmasse eine gewisse Verteilung um einen zu definierenden Mittelwert M besitzt.
Zur Charakterisierung von Makromolekülen wie Polysacchariden ist es daher sinnvoll, diese
Mittelwerte anstelle vollständiger Verteilungsfunktionen anzugeben. Die gebräuchlichsten
Mittelwerte sind das Zahlenmittel Mn und das Gewichtsmittel Mw der Molmasse. Welcher der
Mittelwerte relevant ist, bestimmt die Methode mit der das Makromolekül untersucht wird.
Stützt man sich bei der Bestimmung der Molmasse auf eine so genannte kolligative
Eigenschaft, wie z.B. die Osmose, oder auf chemische Analysenmethoden (Endgruppen-
bestimmung), so kommt es lediglich auf die Anzahl der Moleküle in der Lösung an. Damit
wird hierbei das Zahlenmittel bestimmt:
∑
∑∑
∑−==
iii
ii
ii
iii
n Mc
c
N
MNM 1 (Gl. 2.4).
Bei der Ermittlung der Molmasse aus Lichtstreuexperimenten oder der Sedimentations-
geschwindigkeit hängt das statistische Gewicht einer Massenfraktion nicht nur von der
Anzahl der Moleküle, sondern auch von der Molekülmasse ab.
Hier misst man das Massenmittel:
∑
∑∑
∑∑∑
===
ii
iii
ii
iii
iii
iii
w m
Mm
c
Mc
MN
MNM
2
(Gl. 2.5).
Mit Hilfe der Ultrazentrifuge kann man das z-Mittel bestimmen, es wird daher auch als
Zentrifugenmittel bezeichnet:
∑∑
=
iii
iii
z MN
MNM 2
3
=∑∑
iii
iii
Mc
Mc 2
(Gl. 2.6).
Hier wird kubisch über die Teilchenzahl gemittelt.
2 Theorie
22
Da die Eigenschaften von Polymeren nicht nur von der Molmasse, sondern auch von deren
Verteilung abhängen, ist zur Charakterisierung von Makromolekülen neben der mittleren
Molmasse auch die Polydispersität (d) der Probe bedeutend:
n
w
MM
d = (Gl. 2.7).
Für polydisperse Systeme gilt allgemein: zWn MMM ≤≤ und demzufolge d ≥ 1. Dabei
bezieht sich das Gleichheitszeichen auf eine molekulareinheitliche (monodisperse) Probe.
Abbildung 2.11 zeigt eine differentielle Massenverteilungskurve einer breitverteilten
Polymerprobe mit den zuvor definierten Größen.
Abb. 2.11: Differentielle Massenverteilungskurve einer Polymerprobe
In der Praxis wird oft auch der sog. viskosimetrische Mittelwert verwendet:
a
iii
i
aii
MN
MNM
11
⎥⎥⎥
⎦
⎤
⎢⎢⎢
⎣
⎡=
∑∑ +
η (Gl. 2.8),
wobei a (0,5<a<2,0) der Exponent der MARK-HOUWINK-Gleichung (s. Gl. 2.13) ist. Mη
liegt meist zwischen Mn und Mw.
0
0,1
0,2
0,3
0,4
0 500000 1000000
Molmasse (g/mol)Mn Mw Mz
Ant
eil (
%)
2 Theorie
23
2.6.2 Viskosimetrie
Das Fließverhalten von Lösungen makromolekularer Substanzen wird weitgehend durch die
Größe und Form der gelösten Makromoleküle bestimmt. Aus diesem Grund erlauben
Viskositätsmessungen eine, wenn auch nur grobe, Charakterisierung der Molekülgestalt und
Bestimmung der Masse gelöster Biomoleküle.
Der von Staudinger eingeführten viskosimetrischen Methode [Hoffmann et al., 1977] zur
Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes liegt die Erscheinung zugrunde, dass
Fadenmoleküle die Viskosität eines Lösungsmittels, in welchem sie gelöst sind, schon bei
verhältnismäßig niedrigen Konzentrationen beträchtlich erhöhen, und zwar umso stärker, je
höher ihr Molekulargewicht ist. Diese Methode eignet sich für lineare, wenig verzweigte
Moleküle; sie versagt jedoch bei kugelförmigen oder stark verzweigten Molekülen. Man kann
den Zusammenhang zwischen η, der Viskosität der Lösung, und η*, der Viskosität des reinen
Lösemittels durch folgende Reihe beschreiben:
[ ]{ }...1* ++= Pcηηη (Gl. 2.9).
cP: Konzentration Polymer, [η]: intrinsische Viskosität (Dimension: Konz.-1)
Die intrinsische Viskosität [η], auch als Staudinger-Index bezeichnet, kann hier als eine Art
Virialkoeffiezient angesehen werden. Man bestimmt die intrinsische Viskosität indem man
folgenden Grenzwert bildet:
[ ] [ ]⎟⎟⎠
⎞⎜⎜⎝
⎛ −=
→ P
*
0c c1/
limP
ηηη (Gl. 2.10)
(Einheit:cm3/g). Sie wird im Allgemeinen experimentell ermittelt und als Richtwert
angegeben, da sie stoffspezifische Vergleiche der Systeme ermöglicht.
Für die experimentelle Bestimmung von Viskositäten gibt es verschiedene Methoden. In
einem Ostwald-Viskosimeter werden die Durchlaufzeiten der Proben und des Lösungsmittels
ermittelt. Der Quotient aus der Differenz der Durchlaufzeiten der Probe [tP in s] und des
Lösemittels [tL in s] durch die Durchlaufzeit des Lösungsmittels ergibt die sogenannte
spezifische Viskosität [ηspez]:
L
LPspez t
tt −=η (Gl. 2.11).
2 Theorie
24
Aus dem Verhältnis der spezifischen Viskosität und der Polymerkonzentration cP erhält man
dann die sogenannte reduzierte Viskosität [ηred]:
P
spezred c
ηη = (Gl. 2.12).
cP: Polymerkonzentration in g/100mL
Durch Extrapolation der reduzierten Viskosität gegen die Konzentration der Polysaccharide
auf 0g/100mL erhält man die konzentrationsunabhängige intrinsische Viskosität [η].
Den Einfluss der unterschiedlichen Konformation der Fadenmoleküle unter verschiedenen
Bedingungen (Lösemittel, Temperatur) auf das Knäuelvolumen und damit auf die Form der
Viskosität-Molmassen-Beziehung berücksichtigten Mark und Houwink durch einen
allgemeinen Exponenten a der Molmasse:
[ ] aMK ηη ⋅= (Gl. 2.13),
wobei K und a Konstanten sind, die vom Lösemittel und von der Art des Makromoleküls
abhängen. So fand z. B. Smidsrød (1970) für das Polysaccharid Alginat in wässriger Lösung
für K einen Wert von 2,0x10-5 cm3/g und für a wurde ein Wert von 1 angenommen.
Die Gleichung gilt streng genommen nur für monodisperse Substanzen. Die experimentelle
Bestimmung der Konstanten erfolgt mit einheitlichen Faktoren und bei Kenntnis der
Molmasse, welche mit Hilfe anderer Messmethoden (z.B. Lichtstreuung oder
Sedimentationsmessungen) bestimmt wird. Der Zahlenwert von Mη liegt gewöhnlich
zwischen dem Zahlenmittel und dem Massenmittel der Molmasse, in der Regel jedoch näher
beim Massenmittel. Wenn a=1 ist, wird Mη = Mm.
In Tabellenwerken sind Werte für K und a von Makromolekülen angegeben, so dass man im
Falle bekannter Makromolekülsorten mit Hilfe von Kalibrationsmessungen an Standard-
polymeren aus der Messung von [η] die Molmasse abschätzen kann.
Umgekehrt kann, wenn M bekannt ist, die grobe Form a des Moleküls aus Visko-
sitätsmessungen bestimmt werden. Bei Polyelektrolyten ist wiederum zu beachten, dass die
Grenzviskositätszahl von der Ionenstärke abhängt.
Bei den bisher betrachteten Lösungen wurde vorausgesetzt, dass die Teilchen nicht
intramolekular wechselwirken. In konzentrierten Lösungen oder hochmolekularen Substanzen
treten jedoch hydrodynamische Wechselwirkungen auf, wodurch Assoziatstrukturen,
mesomorphe Phasen und Gelnetzwerke entstehen können. Ihre Viskositätseigenschaften
bezeichnet man als „Strukturviskosität“. Unter dem Einfluss von Scherbeanspruchung, z.B.
2 Theorie
25
im Strömungsgefälle, können Strukturänderungen auftreten: Die Moleküle orientieren sich
oder werden gestreckt, Aggregate können zerfallen und mesoskopische Strukturen (z.B.
Assoziationskolloide) können Phasenumwandlungen durchlaufen.
2.6.3 Ausschlusschromatographie
Die Ausschlusschromatographie SEC (engl. Size Exclusion Chromatography) ist eine
Methode zur Bestimmung der Molmasse und der Molmassenverteilung von Polymeren. Da
häufig Gele als Füllmaterialien verwendet werden, wird die Ausschlusschromatographie
häufig noch als Gel Permeations Chromatographie GPC bezeichnet. In der neueren Literatur
hat sich der Oberbegriff Ausschlusschromatographie SEC durchgesetzt. Sie basiert auf dem
Prinzip der Flüssigkeitschromatographie. Die Trennung der Oligomere bzw. Polymere erfolgt
aufgrund ihres hydrodynamischen Volumens und somit nach Molekülgröße.
Die SEC-Säule ist mit einem porösen Material definierter Porengröße gefüllt. Man bezeichnet
sie als stationäre Phase. Die Trennung beruht im Unterschied zu anderen
chromatographischen Methoden nicht auf chemischen oder physikalischen
Wechselwirkungen mit der stationären Phase. Effekte, die auf diesen Mechanismen beruhen,
müssen sogar ausgeschlossen werden, da adsorbierte Moleküle das Trennergebnis
verfälschen, bzw. die verwendete Säule unbrauchbar machen können. Häufig verwendete
Säulenfüllmaterialien sind Dextran, Agarose und andere modifizierte Polysaccharide.
Aufgrund der nicht vorhandenen chemischen und physikalischen Wechselwirkungen des
Makromoleküls mit dem Säulenmaterial werden im Gegensatz zu anderen
chromatographischen Methoden die Teilchen hinsichtlich ihrer Größe getrennt und zwar in
abnehmender Reihenfolge ihrer Größe. Die Fraktionierung der Probe erfolgt durch die Poren
des Füllmaterials. Die Moleküle werden in den Poren zurückgehalten und somit aus dem
Fluss der mobilen Phase entfernt. Die effektive Größe der Makromoleküle bestimmt die
Aufenthaltszeit in den Poren. Moleküle, die größer sind als die Porengröße der Packung,
werden ausgeschlossen und wandern vorbei, sie verlassen die Säule zuerst. Dagegen können
Moleküle, deren Durchmesser viel kleiner ist als der der Poren, in das gesamte Porensystem
eindringen. Sie werden deshalb als letzte eluiert. Dazwischen liegen die Moleküle mit
mittlerer Größe, deren durchschnittliche Retention in den Poren von ihrem Durchmesser
abhängt [Skoog u. Leary, 1996] (s. dazu Abb. 2.12 und Abb. 2.13)
2 Theorie
26
Abb. 2.12: Schematische Darstellung des Trennprinzips der SEC bei einem Säulenfüllmaterial (S) mit Poren (P) gleicher Geometrie und Größe für Teilchen (A-F) mit unterschiedlichen hydrodynamischen Volumina [Theisen A., 1993] 2.6.3.1 Verteilungskoeffizient kSEC
Unter typischen chromatographischen Bedingungen stellt sich ein Gleichgewicht zwischen
der Anzahl der gelösten Moleküle in der mobilen und der stationären Phase ein. Es ist deshalb
sinnvoll, einen Verteilungskoeffizienten kSEC einzuführen, der den Zusammenhang zwischen
der Konzentration der Polymerteilchen in der mobilen und in der stationären Phase
beschreibt.
kSEC = cm/cs ≤ 1 (Gl. 2.14).
cm = Konzentration der Polymerteilchen in der mobilen Phase
cs = Konzentration der Polymerteilchen in der stationären Phase
Die für die Praxis entscheidenden Parameter, die kSEC beeinflussen, sind
1. die Porengröße, die Porengrößenverteilung, die Porenform der stationären Phase
und
2. die Güte des Lösemittels, die Form der gelösten Teilchen und das hydrodynamische
Volumen der gelösten Teilchen.
S = Säulenfüllmaterial P = Pore A - F = Teilchen unterschiedlicher Größe
2 Theorie
27
Abb. 2.13:Schematische Darstellung des Trennprinzips der SEC für Teilchen mit zwei unterschiedlichen hydrodynamischen Volumina nach verschiedenen Durchflusszeiten der mobilen Phase (I<II<III). [Theisen, A., 1993]
2.6.3.2 Elutionsvolumen Ve
Das Elutionsvolumen Ve einer Probe, welche die Poren vollständig durchdringen kann, setzt
sich aus zwei Anteilen zusammen:
Ve = V0 + Vi (Gl. 2.15).
Vi = Volumen des Lösemittels, das in den Poren zurückgehalten wird
V0 = Freies Volumen außerhalb der Gelpartikel
Moleküle mittlerer Größe sind dazu in der Lage, in eine Fraktion K des Lösemittels überzugehen, die sich in den Poren befindet. Das Elutionsvolumen Ve für diese retardierten Moleküle wird durch folgende Gleichung
beschrieben:
Ve = V0 + K⋅Vi (Gl. 2.16).
K = Verteilungskoeffizient der gelösten Substanz
Für Moleküle, die zu groß sind, um in das Gel einzudringen, wird K = 0 und Ve = V0. Für
Moleküle, die ungehindert in das Gel eindringen können, wird K = 1 und Ve = (V0 + Vi). Im
ungünstigen Fall einer Wechselwirkung zwischen den gelösten Teilchen und der
Geloberfläche (z.B. Adsorption) erhöht sich der in den Poren zurückgehaltene Anteil an
gelösten Teilchen. K wird also größer als 1.
2 Theorie
28
Durch Auflösen der Gleichung 2.13 nach dem Verteilungskoeffizienten K erhält man:
cs = Konzentration der Polymerteilchen in der stationären Phase
cM = Konzentration der Polymerteilchen in der mobilen Phase
2.6.3.3 Ausschlussgrenze
Die Ausschlussgrenze legt die Molekularmasse einer Komponente fest, ab der keine
Retention mehr erfolgt. Alle Moleküle, die eine höhere Molekularmasse als die
Ausschlussgrenze aufweisen, sind so groß, dass sie nicht mehr retardiert werden und
zusammen in einem Peak eluieren.
2.6.3.4 Permeationsgrenze
Die Permeationsgrenze stellt die obere Grenze der Molekularmasse dar, bei der die gelösten
Moleküle vollständig in alle Poren eindringen können. Alle Moleküle mit dieser oder
geringerer Molekularmasse sind so klein, dass sie in einer einzigen Bande stark verzögert am
Ende eluieren.
Somit wird jedes Molekül, das weder ausgeschlossen wird noch vollständiger Permeation
unterliegt, entsprechend seines hydrodynamischen Volumens von der SEC- Säule eluiert. Die
Kalibrierung erfolgt üblicherweise mit Molmassenstandards. Da allerdings die Übertragung
auf andere Polymertypen aufgrund von physikalisch-chemischen Eigenschaften nur mit
geringer Genauigkeit möglich ist und Molmassenstandards nur in kleiner Auswahl erhältlich
sind, verwendet man auch die Methode der universellen Kalibrierung. Aus dem
Einstein´schen Viskositätsgesetz folgt, dass die Größe [η]M proportional zum
Teilchenvolumen ist. Folglich besteht auch eine Proportionalität zum Elutionsvolumen bei der
Ausschlusschromatographie.
Folgende Gleichung müsste also annähernd erfüllt sein:
log([η]M) = C - DVe (Gl. 2.18).
[η] = Grenzviskositätszahl; M = Molmasse
mcsc
iV
)0Ve(VK =
−= (Gl. 2.17).
2 Theorie
29
Die Parameter C und D müssen durch Kalibration mittels Polymerproben bekannter
Molmasse bestimmt werden.
Eine optimale Trennung des polymeren Materials wird in vielen Fällen nur dann erreicht,
wenn Säulen mit Füllungen verschiedener Porendurchmesser hintereinander geschaltet sind.
Dies sorgt jedoch für steigende Retentionszeiten.
2.7 NMR Untersuchungen an Polysacchariden
Bei der Polysaccharid-Analyse werden sowohl Protonen (1H) als auch 13C-Kernresonanz-
(NMR) Verfahren angewendet. Die magnetische Abschirmung von Protonen oder C-Atomen
eines Moleküls durch ihre Umgebung, d.h. der Einfluss der Molekülstruktur, führt zu
charakteristischen Signallagen im Kernresonanzspektrum, die als chemische Verschiebungen
bezeichnet werden. Sie werden auf die Signale von Referenzsubstanzen wie z.B.
Tetramethylsilan bezogen und in ppm ausgedrückt. Typische Gruppierungen, wie anomere
Protonen und C-Atome, Methylgruppen oder Carbonylgruppen können anhand ihrer
charakteristischen chemischen Verschiebungen identifiziert werden (s. Tab. 2.2).
Tab. 2.2: Chemische Verschiebungen typischer Gruppierungen in Polysacchariden für 1H- und 13C-NMR Spektren
1H δ (ppm) 13C δ (ppm) CH3C ~1,5 CH3C ~15
CH3CON 1,8-2,1 CH3COH CH3CO2 2,0-2,2 CH2CO2
20-23
CH(NH) 3,0-3,2 CH2C 38 CH3O 3,3-3,5 CH3O 55-61
H-2 bis H-6´ 3,5-4,5 CH(NH) 58-61 H-5 4,5-4,6 CH2OH 60-65
H-1 (axial) 4,5-4,8 C-2 bis C-5 65-75 H-C(OH)2 5,2 C-Xa 80-87
HO 5,0-5,4 C-1 (ax.-O, red.) 90-95 H-1 (äqu.) 5,3-5,8 C-1 (äqu.-O, red.) 95-98
HCO2 5,9 C-1 (ax.-O, glyk..) 98-103 C-1 (äqu.-O, glyk.) 103-106
COOH 174-175
C=O 175-180 Abkürzungen: ax.→axial, äqu.→äquatorial, red.→reduziert, glyk.→glykosidisch
a) an glykosidischer Bindung beteiligte nicht-anomere 13C
2 Theorie
30
Bei der 1H-NMR beeinflussen Protonen an Nachbar-C-Atomen die Protonensignale. Durch
Spinkopplungen entstehen dadurch Multipletts, wobei n benachbarte Protonen eine
Signalaufspaltung in n+1 Untersignale ergeben. So ist z. B. das Methylsignal von Ramnose
wegen des Einflusses des Protons an C5 ein Dublett (Abb. 2.13). Die Signale anomerer
Protonen werden durch Protonen an C2 in gleicher Weise aufgelöst. Aus der Lage und
Feinstruktur solcher anomerer Dubletts kann man die anomere (α- oder β-) Konfiguration der
glycosidischen Bindungen erkennen [Lemieux und Stevens, 1966].
Abb. 2.14: Kopplung der Protonen der Methylgruppe mit dem Proton am C-5 des glykosidischen Ringes am Beispiel α-L-Ramnose
Wegen der geringen Häufigkeit natürlicher 13C Isotope (ca. 1%) spielt in der 13C-NMR-
Spektroskopie eine C-C Kopplung keine Rolle. Daher sind 13C-Resonanzspektren meist
übersichtlicher als Protonenresonanzspektren, vor allem wenn durch Entkopplungstechniken
der Einfluss der Protonen auf 13C-Signale aufgehoben wird. In derartigen (Breitband
entkoppelten) 13C-Spektren ergibt jedes C-Atom nur ein Signal. Die Signale von α- und β-
glykosidischen C-Atomen erscheinen an verschiedenen Stellen im Spektrum. Um zu
unterscheiden, ob ein Signal vom anomeren C-Atom einer Aldose oder einer Ketose stammt,
verwendet man die Technik der „off-resonance“-Spektroskopie [Bock und Pederson, 1983;
Benn und Günther, 1983]. Dabei werden nur die Spin-Spin-Kopplungen zwischen den
untersuchten C-Atomen und weiter entfernten Protonen im Molekül, nicht aber die direkten
C-H-Kopplungen ausgeschaltet. In so aufgenommen Spektren ergeben anomere C-Atome von
Ketosen nach wie vor Singulett-Signale, die von Aldosen jedoch Dublett-Signale (s. Abb.
2.14). Die Substitution eines C-Atoms durch andere Substituenten wie O-Acetylgruppen führt
zu einer Veränderung seiner chemischen Verschiebung, die als α-Shift bezeichnet wird; das
Signal erscheint bei höherem Feld als das des unsubstituierten C-Atoms. Mittels
Vergleichssubstanzen kann also die Substitutionsstelle an einem Zuckerbaustein erkannt
werden [Hall, 1964; Jennings und Smith, 1978; Gorin, 1981].
O
OH
HO OHCH3
OH
H
2 Theorie
31
Abb. 2.15:„off-resonance“ Spektroskopie an Aldosen (hier: α-L-Glucopyranose) und Ketosen (hier: β-D-Fructopyranose)
2.7.1 Nachweis anomerer Konfiguration
Die anomeren Konfigurationen glykosidischer Bindungen von Aldosen lassen sich in vielen
Fällen relativ gut mit der 1H-NMR-Spektroskopie bestimmen. Die Basis dafür ist die
winkelabhängige Kopplungsstärke anomerer Protonen an C1 mit den Protonen an C2. Bei
axialem Proton an C2 (Gluco-Konfiguration) sind die Kopplungen derart, dass α-Anomere
Singulett-Signale oder sehr schwach aufgelöste Dublett-Signale (Kopplungskonstanten J1,2
=1-4Hz) und β-Anomere ausgeprägte Dublett-Signale (Kopplungskonstanten J1,2=7-12 Hz)
ergeben. Eine genaue Zuordnung der Bindungen in einem Polysaccharid ergibt sich jedoch
praktisch immer aus der Kombination chemischer Reaktionen (Periodatoxidation, Smith-
Abbau, Fragmentierungen, Oligosaccharidanalyse) mit der Kernresonanzspektroskopie
[Schmidt et al., 1983].
Für die Bestimmung anomerer Konfigurationen eignet sich auch die 13C-Kernresonanz-
spektroskopie, wobei verschiedene Entkopplungstechniken verwendet werden. In einfachen
Fällen ist eine Charakterisierung durch Bestimmung der chemischen Verschiebung, im
Vergleich mit Referenzsubstanzen oder mit Literaturwerten, möglich. Eine elegante Technik
zur Bestimmung von anomeren Konfigurationen der Zuckerbausteine eines Polysaccharids
besteht in einer als „Gated Decoupling“ bezeichneten Methode [Bock und Pederson, 1983;
Benn und Günther, 1983]. Hier werden durch Kopplung von anomeren C1-Atomen mit den
anomeren 1H Protonen charakteristische Werte zusammengehöriger Signale für α-Anomere
(ca. 170Hz) und für β-Anomere (ca. 160 Hz) erhalten. Diese Technik ist vor allem bei der
Analyse von solchen Polysacchariden von Interesse, die Zucker der manno-Konfiguration
(z.B. Mannose oder Ramnose) enthalten, deren äquatoriale Position des Protons an C2 eine
Charakterisierung über Kopplungskonstanten im 1H-NMR-Spektrum nicht gestattet; sowohl
O CH2OH
OHOH
OH
OH
1
2
34
5
6
β-D-Fructopyranoseα-L-Glucopyranose
O
CH2OH
OH
OH
OHOH
H1
23
4
5
6
O CH2OH
OHOH
OH
OH
1
2
34
5
6
β-D-Fructopyranose
O CH2OH
OHOH
OH
OH
1
2
34
5
6
β-D-Fructopyranoseα-L-Glucopyranose
O
CH2OH
OH
OH
OHOH
H1
23
4
5
6
α-L-Glucopyranoseα-L-Glucopyranose
O
CH2OH
OH
OH
OHOH
H1
23
4
5
6
2 Theorie
32
α- als auch β-Anomere zeigen in diesen Fällen Singulett- oder sehr schwach aufgelöste
Dublettsignale.
2.7.2 Bestimmung der Sequenz
Die chemischen Verschiebungen in NMR-Spektren beinhalten wegen der Empfindlichkeit zu
Nachbargruppen ebenfalls den Einfluss der Sequenz. Dieser Einfluss ist ziemlich deutlich bei
Heteropolysacchariden, wird aber ebenfalls in 13C-NMR Spektren von Homopolysacchariden
mit unterschiedlichen Bindungsarten beobachtet. In Blockcopolymeren wie Alginaten zeigen
sich unterschiedliche 1H- und 13C-Signale durch verschiedene Sequenzen von D-Mannuron-
und L-Guluronsäure [Grasdalen et al., 1977, 1979 u. 1981; Grasdalen, 1983].
So entwickelte die Gruppe um Grasdalen eine Zuordnung der einzelnen Signale in 1H- und 13C-NMR-Spektren. Sie untersuchten hierfür Alginate, die durch chemische oder
enzymatische Methoden teilweise degradiert wurden. Der Abbau der Alginate ist notwendig,
um die molekulare Beweglichkeit in Lösung zu erhöhen und ein besseres Signal-Rausch-
Verhältnis zu erzielen. Für die Zuordnung wurden verschiedene Alginate mit bereits
bekannter Zusammensetzung eingesetzt. Zusätzlich wurde eine Fraktionierung des Alginats in
seine drei charakteristischen Bestandteile vorgenommen, der Mannuronat-, der Guluronat-
und der alternierenden Fraktion. Die Signale insbesondere der Kohlenstoffe an den
Verknüpfungs-stellen (C-1 und C-4) erscheinen bei unterschiedlichen chemischen
Verschiebungen in Abhängigkeit von ihren Nachbarn zur rechten und zur linken Seite. Das
heißt, man kann ein 13C-Signal einer bestimmten Dreiereinheit der Monomerbausteine
zuordnen, einer sogenannten Triade. Bei zwei Monomerbausteinen im Alginat, dem α-L-
Guluronat (G) und dem β-D-Mannuronat (M), ergeben sich somit acht verschiedene
Kombinationsmöglichkeiten für die Triaden: MMM, MMG, GMM, GMG, MGG, GGM,
MGM und GGG. Aus einem 13C-NMR-Spektrum eines teilweise abgebauten Algenalginats
erhält man somit Informationen über die Monomerzusammensetzung, die Monomersequenz
und die Zusammensetzung der Kettenenden.
Die Kernresonanzspektroskopie ist ein unersetzliches Werkzeug in der Strukturaufklärung
von Polysacchariden. Die verschiedenen Variationen, in der sie eingesetzt werden kann, und
die Tatsache dass es sich um eine nichtinvasive Methode handelt, die, im Falle von 1H-NMR,
nur geringe Substanzmengen benötigt, sind die enormen Vorteile der NMR-Spektroskopie.
Dennoch soll darauf hingewiesen werden, dass für eine zuverlässige Strukturanalyse
chemische Methoden unerlässlich sind. Daher ist das sicherste Verfahren zur
Strukturaufklärung von Polysacchariden die Kombination von chemischen Methoden und
2 Theorie
33
physikalischen Verfahren, wie NMR-Spektroskopie, Massenspektrometrie und Methoden zur
Molmassenbestimmung, wie sie hier bereits erwähnt wurden.
2.8 Alginate
2.8.1 Entdeckung von Alginaten
Das Polysaccharid Alginat wurde 1881 zuerst von Stanford aus Braunalgen isoliert. Die erste
Charakterisierung erfolgte 1883 von Stanford. Hierbei wurden viele physikalische und
chemische Eigenschaften, die heute noch gültig sind, beschrieben. Nachfolgende Studien an
Alginaten verwenden die meist technisch ausgereifteren chemischen und/oder
physikochemischen Techniken, einschließlich NMR, Lichtstreuung, Viskosimetrie, und
Elektronenmikroskopie. Diese Techniken haben das Wissen über diese Polysaccharide
verfeinert und erweitert. Was zunächst nur vermutet wurde, bestätigte sich nach wenigen
Jahren [1933 von Schoeffel und Link], nämlich dass es sich beim Alginat um ein
Uronsäurepolymer handelt. Die Uronsäuren sind Monosaccharide, welche am C-6 oxidiert
wurden, um eine Carboxylgruppe zu schaffen und sind deshalb negativ geladen. Schoeffel
und Link fanden fälschlicherweise, dass die β-D-Mannuronsäure das einzige Monosaccharid
ist, aus dem Alginat aufgebaut wird. Erst nachfolgende Arbeiten etablierten die Gegenwart
von verschiedenen Anteilen einer zweiten Uronsäure, dem α-L-Guluronat [Fischer und
Doerfel, 1955], seitdem ist Alginat als Copolymer bekannt.
Die Beobachtung, dass P. aeruginosa in der Lage ist, „alginatähnliches“ Polysaccharid zu
synthetisieren, wurde als erstes von Linker und Jones [1964] publiziert. Mucoide Stämme
dieses Bakteriums wurden schon vorher von Sonnenschein [1927] isoliert. In nachfolgenden
intensiveren Studien bestätigten Linker und Jones [1966], dass O-acetyliertes Alginat die
Hauptkomponente des P. aeruginosa-Schleims ist. Später entdeckte man, dass verwandte
Pseudomonaden wie P. fluorescens, P. mendocina, P. putida [Govan et al., 1981] und P.
syringae p.v. glycina [Fett et al., 1986] unter bestimmten Wachstumsbedingungen Alginat
produzieren können. Alginat wurde außerdem nur von einer nicht-pseudomonaden Spezies
isoliert, von einem Bakterium namens Azotobacter vinelandii [Gorin und Spencer, 1966].
2 Theorie
34
2.8.3 Die chemische Zusammensetzung von Alginaten
Die Alginate sind eine Familie von ähnlichen Molekülen. Die meisten strukturellen
Informationen dieser Polysaccharide wurden aus Material, dass aus Braunalgen isoliert
wurde, gewonnen. Die bakteriellen Polysaccharide ähneln einander, weisen jedoch kleine
wichtige Unterschiede in der Zusammensetzung und in strukturellen Details auf. Alginate
sind unverzweigte (1-4)-verknüpfte Polysaccharide aus β-D-Mannuronat (M) und seinem C-5
Epimer α-L-Guluronat (G) (s. Abb. 2.16).
Abb. 2.16: Monomereinheiten des Alginats: β-D-Mannuronat (M) und α-L-Guluronat (G)
Das relative Verhältnis der beiden Uronsäuren variiert von Alginat zu Alginat und ist ein
Hauptfaktor für die Bestimmung der Eigenschaften dieser Polysaccharide. Der
Mannuronat/Guluronat-Anteil (M/G-Verhältnis) und weitaus wichtiger die Anordnung der
Uronsäuren im Polysaccharid sind Indikatoren für die Eigenschaften eines einzelnen
Alginatpräparates. Das M/G-Verhältnis von Alginaten aus Braualgen [Stockton et al., 1980]
und aus A. vinelandii [Larsen und Haug, 1971] basiert auf den Wachstumsverhältnissen des
Organismus. Bakterielle Alginate aus P. aeruginosa sind ausnahmslos substituiert mit O-
Acetylgruppen [Sherbrock-Cox et al., 1984]. Experimente unter Einsatz des selektiven
enzymatischen Abbaus des Alginats und der Analyse der Abbauprodukte durch
Gelpermeationschromatographie implizieren, dass die O-Acetylgruppen nur an Mannuronat-
resten gebunden sind [Davidson et al., 1977]. Weitere Experimente haben gezeigt, dass bei
Alginatproben aus P. aeruginosa das Molverhältnis der O-Acetylgruppen zu D-Mannuronat
größer als eins ist [Sherbrock-Cox et al., 1984]. Detaillierte Analysen von bakteriellem
Alginat durch 1H-NMR offenbarten, dass einige Mannuronatreste 2,3-di-O-acetyliert waren,
obwohl die mono-O-acetylierte Form stärker vorherrscht [Skjåk-Bræk et al., 1986].
O
R O
O R
O
O C O O -6
5
4
3 2
1
O
OH
O
OH
O
COO-
6
5
4
3
21
M G
2 Theorie
35
2.8.3 Die Blockstruktur von Alginaten
Aus den Haworthprojektionen von β-D-Mannuronat und α-L-Guluronat ist zu entnehmen,
dass keine Unterschiede in den Strukturen bestehen. Die Epimerisierung am C-5 bewirkt
einen Konformationswechsel der zwei Monosaccharideinheiten. Weil die Carboxylgruppe der
größte Substituent am Zuckerring ist, wird sie in der energetisch günstigsten Konformation in
äquatorialer Position gehalten. Deshalb existiert β-D-Mannuronat bevorzugt in der 4C1
Sesselform und α-L-Guluronat in der 1C4 Konformation. Die Kombination der beiden
Ringformen ergibt verschiedene dreidimensionale Strukturen. Mit β-D-Mannuronat sind die
Verknüpfungen durch die C-1 und C-4 Positionen beide äquatorial zum planaren Zuckerring.
Die Verknüpfungen über dieselben C-Atome bei α-L-Guluronat sind im Gegensatz zum
Mannuronat axial. Die Sequenz der Uronsäuren in den einzelnen Alginatmolekülen hat starke
Effekte auf die Alginatstruktur. Die zwei verschiedenen Uronsäuren können innerhalb des
Alginatmoleküls in drei verschiedenen Formen angeordnet sein, um Blockstrukturen
auszubilden. Es können homopolymere Regionen wie poly-β-D-Mannuronat oder poly-α-L-
Guluronat oder heteropolymere Regionen mit einem „Zufallsarrangement“ von Monomeren
gebildet werden (s. Abb. 2.16).
O
-OOC OH
O OO
HO
-OOC OH
O O
HO
OH-OOC
OO
HO
-OOC OH
O
O
O OH
-OOC
OH
O
O
OH
OH
-OOC
O
OOH
-OOC
OH
O
O
OH
OH
-OOC
O
O
O OH
-OOC
OH
O
-OOC OH
OO
O
OH
OH
-OOC
OO
HO
OH-OOC
O
Abb. 2.17: Struktur der verschiedenen Alginatblöcke in einem Alginatmakromolekül
MMM-Block
GGG-Block
GMGM-Block
2 Theorie
36
Diese drei Typen können in einem einzigen Alginatmolekül enthalten sein. Polymannuronat -
Bereiche enthalten diäquatoriale Verknüpfungen und bilden bandartige Strukturen ähnlich
wie Cellulose. Die Gegenwart von negativen Ladungen am C-6 sichert die Löslichkeit des
Polysaccharids. Polyguluronatblöcke sind diaxial verknüpft und bilden Zickzackketten. Die
Struktur ist analog zum Polyuronidpektat, das hauptsächlich für die Geleigenschaft von
Marmelade, Konservierungen und anderen Produkten aus Früchten verantwortlich ist.
Alginat ist ein Polyanion und als solches in der Lage, mit Kationen Wechselwirkungen zu
erzeugen. Wie bei Kationenaustauschern basiert die Selektivität und die Bindungsstärke auf
der Art des Kations und den Eigenschaften des Polymers. Divalente und polyvalente Kationen
werden durch alle Alginattypen fest gebunden und verknüpfen die Polysaccharide zu einer
Gelmatrix. Bereiche des Polysaccharids bilden teilweise starke Chelatkomplexe mit
divalenten Kationen, speziell mit Calcium. Das so genannte „Egg-Box Modell“ (Abb. 2.17)
erklärt diese spezielle Wechselwirkung für Guluronat-Blöcke [Rees, 1972].
Abb. 2.18: Die Chelatisierung von Calcium durch Polyguluronat (Egg-Box Struktur). Die grauen Kugeln stellen die Calciumionen dar [Rees, 1972].
O
O
OH
OHO
O OO
O O
COO
Ca2+
Ca2+
Ca2+
2 Theorie
37
Polyguluronateinheiten bilden mit Calciumionen eine Struktur wie Eier (Ca2+) in einem
Eierkarton (Alginat). Die Calciumionenbindung ist stark, weil zusätzlich zur ionischen
Bindung mit den Carboxylgruppen verschiedene Ring- und Hydroxyl-O-Atome in der Lage
sind, die Kationen zu chelatisieren. Die Polyguluronatbereiche unterscheiden Kationen
aufgrund ihrer Hydratationsvolumina (Ionenradius). Deswegen bindet Polyguluronat
Calciumionen sehr stark und andere divalente Kationen schwächer [Smidsrød und Grasdalen,
1984]. Polyguluronatreiche Alginate bilden feste, aber spröde Gele. Solche, in denen
Polymannuronat oder alternierende Sequenzen vorherrschen, sind elastischer. Für eine
effektive Gelierung ist es wichtig, dass die Guluronatblöcke wenigstens 20
Monomereinheiten lang sind. Die Gelierung basiert auf einer kooperativen Kationenbindung.
Damit dieser Prozess stattfindet, sind Verbindungszonen ausreichender Länge notwendig.
In Braunalgen und A. vinelandii sind alle drei Blockstrukturtypen enthalten [Gacesa, 1988].
Alginate aus P. aeruginosa enthalten kein Polyguluronat [Sherbrock-Cox et al., 1984]. Es ist
noch nicht ganz klar, ob andere Pseudomonaden Alginat mit Guluronatblöcken produzieren.
Osman et al., 1986 fanden nach einer 1H-NMR Untersuchungen Spuren von Polyguluronat in
zwei Pseudomonaden. Es ist schwer, diese Beobachtungen mit den chemischen Daten zu
vergleichen, insbesondere weil diese guluronathaltigen Alginate ein niedriges M/G-Verhältnis
besitzen und somit nur geringe Anteile an G-Blöcken enthalten. Ein anderes Bild zeigt sich
bei einem Alginat, das von Hacking et al. [1983] aus P. mendocina isoliert und analysiert
wurde. Man fand für dieses Polysaccharid ein M/G-Verhältnis von 0,5. Dieser ausgewogene
Wert legt die Vermutung nahe, dass hier auch einige Polyguluronatblöcke enthalten sein
können. Zusammenfassend kann man sagen, dass Alginat aus P. aeruginosa keine
Polyguluronatblöcke enthält, aber andere Pseudomonaden davon abweichende Alginate
produzieren können.
2 Theorie
38
2.8.4 Eigenschaften von Alginaten
Die physikalischen Eigenschaften von Alginaten entsprechen in charakteristischer Weise
denen eines hochmolekularen Polyanions. Lösungen von Natriumalginaten sind hochviskos
und die Makromoleküle „binden“ Wasser und geladene Moleküle.
Alginat fällt aus, wenn der pH-Wert niedriger ist als die pKa-Werte der
Uronsäurekomponenten. Der pKa-Wert für D-Mannuronat beträgt 3,38 und der für L-
Guluronat 3,65 [Haug und Larsen, 1961]. Obwohl die pKa-Werte für die Uronsäuren im
Polymer leicht unterschiedlich sind, sind sie annährend identisch mit denen der Monomeren
[Haug et al., 1967]. Polymannuronat- und Polyguluronatblöcke können durch Mineralsäuren
partiell hydrolysiert und anschließend durch selektive Fällung bei pH 2,85 fraktioniert werden
[Haug et al., 1967].
Die Monomerzusammensetzung und der O-Acetyl-Gruppengehalt sind hauptsächlich
verantwortlich für das Ionisierungsverhalten der bakteriellen Alginate [Delben et al., 1982].
O-Acetylgruppen modifizieren die Ionisierungseigenschaften der Polysaccharide. Die O-
Acetylgruppen haben drastische Auswirkungen auf die Eigenschaften der Alginate. Dies zeigt
sich besonders deutlich bei den Charakteristika der Gelbildung und den Eigenschaften der
daraus resultierenden Gele. Demnach ist klar, dass die Polysaccharidsubstitution ein
Haupteinflussfaktor auf die chemischen, physikalischen und biologischen Eigenschaften der
Alginate ist.
2.8.5 Molekülgrößen der Alginate
Obwohl es allgemein bekannt ist, dass Alginate große Makromoleküle sind, ist es schwer, ihre
Molekulargröße zu bestimmen. Polysaccharide sind polydispers, deshalb enthält eine
Alginatextrakt keine Alginate einer einzigen Molekülgröße. Außerdem werden zur Extraktion
und Reinigung von Alginaten Methoden eingesetzt, die diese teilweise abbauen. Trotzdem
wurden viele Versuche zur Molekülgrößenbestimmung besonders an Alginaten aus P.
aeruginosa durchgeführt. Donnan und Rose (1950) fanden, dass die intrinsische Viskosität
von Algenalginaten direkt proportional zu ihrer Molekülgröße ist. Diese Methode wurde dann
verwendet, um die Molekülgrößen von Alginaten aus mucoiden P. aeruginosa Stämmen zu
bestimmen. Diese Polysaccharide wurden von Patienten mit chronischen Krankheiten
2 Theorie
39
einschließlich cystischer Fibrose isoliert. Es wurden Molmassen zwischen 120000 g/mol und
480000 g/mol gefunden.
Bei Alginatlösungen verringert sich durch Bearbeitung und Lagerung die Molmasse. So
wurde bei Alginaten aus P. aeruginosa-Isolaten durch bestimmte Lagerungs- und
Verarbeitungsbedingungen eine partielle Depolymerisation festgestellt. Dieses Phänomen
wurde von Swann, 1970 auch bei anderen Polysacchariden beobachtet. Ein weiteres Problem
bei der Lagerung von Alginaten stellt die Gegenwart von alginatabbauenden Enzymen
(Lyasen) dar. Es ist bekannt, dass 60% der mucoiden P. aeruginosa Stämme eine
polymannuronsäurespezifische Lyase produzieren [Dunne und Buckmire, 1985]. Russel und
Gacesa bestimmten die Molmassen von Alginaten aus P. aeruginosa [Russel und Gacesa,
1989]. Sie fanden Werte von 28.000 g/mol bis zu 1.550.000 g/mol, wobei mehr als die Hälfte
der Proben in einem Bereich von 277.000 bis 885.000 lagen. Diese Alginate wurden auch auf
eine Lyaseaktivität hin untersucht, es wurde jedoch keine detektiert.
Die Größenbestimmung der Makromoleküle ist immer mit Schwierigkeiten verbunden, nicht
zuletzt wegen des Risikos der Scherkraftzerstörung der Moleküle während des
Reinigungsprozesses. Die Molmasse sollte durch mehrere Methoden bestimmt werden.
Hierfür bieten sich u.a. die Methoden der dynamischen Lichtstreuung, die
Gelpermeationschromatographie und die Ultrazentrifugation an.
2.8.6 Eigenschaften von Alginatgelen
Praktisch alle Alginate bilden in Gegenwart von divalenten oder polyvalenten Kationen,
unabhängig von der Blockstruktur der Polysaccharide, Gele. Die einzige Ausnahme dieser
Regel sind Proben, in denen ein extensiver Abbau der Alginate stattgefunden hat.
Alginat aus P. aeruginosa enthält keine Polyguluronatanteile, deshalb sind die Gele aus den
Polysacchariden dieses Organismus flexibel und elastisch. Alginatlösungen aus P.
aeruginosa-Alginaten bilden ein Gel bei einer Ca2+-Konzentration von 3 mM Ca2+ [Haug und
Larsen, 1971]. Govan und Harris (1986) haben gezeigt, dass Kulturen mucoider P.
aeruginosa gelartige Mikrokolonien bilden, wenn sie bei dieser Calciumionenkonzentration
wachsen. Diese Konzentration wurde gewählt, weil man das schleimbildende Verhalten in
den Lungen von Patienten mit cystischer Fibrose untersuchen wollte. Man findet ein ca. 3mM
Ca2+-Konzentration in der extrazellulären Flüssigkeit eines solchen Patienten [Case, 1984]. Es
handelt sich hierbei um eine sinnvolle, weitgehend akzeptierte Abschätzung. Daher ist klar,
2 Theorie
40
dass vermutlich ausreichend Calcium in der CF-Lunge ist, um sicherzustellen, dass das
Alginat mucoider P. aeruginosa Stämme gelieren wird.
Eine signifikante Eigenschaft von Algenalginaten ist die heteropolymere Zufallsblockstruktur.
Studien haben gezeigt, dass ein Überwiegen von statistischen Blockstrukturen zu Gelen führt,
die in der Lage sind, große Mengen von Wasser zu binden [Smidsrød, 1974]. Die
Wasserbindung in ionischen Gelen wird durch zwei Hauptfaktoren bestimmt. Der positive
osmotische Druck, der sich durch Mischung von Gegenionen mit Wasser ergibt, wird
ausgeglichen durch die begrenzte Elastizität der Gelnetzwerke [Skjåk-Bræk et al., 1989b].
Folglich sind die Hydrophilie und die Flexibilität der Ketten, genauso wie die Zahl der
Verknüpfungsstellen, dafür verantwortlich, wie viel Wasser von Alginatgelen gebunden
werden kann.
3 Material
41
Kapitel 3
Material
3.1 Bakterien
Für diese Arbeit wurden unterschiedliche Pseudomonaden verwendet. Zum einen ein
mucoides Isolat von P. aeruginosa aus dem Sputum eines CF-Patienten, der Stamm FRD1
(Ohman und Chakrabarty, 1981). Aus diesem Stamm wurden zwei Mutanten entwickelt. Der
Stamm FRD1152 besitzt eine Mutation im algF2-Gen, er hat einen Defekt in der O-
Acetylierung von Alginat (Franklin und Ohman, 1993). Der Stamm FRD1153 besitzt eine
Mutation im algJ3-Gen, die ebenfalls zu einem Defekt in der O-Acetylierung von Alginat
führt. Aus einem Fleischzerlegebetrieb wurde ebenfalls ein mucoides Isolat erhalten, der
Stamm SG81 (Grobe, 1995)
Die Stammhaltung erfolgte auf Pseudomonas-Isolierungs-Agar (siehe 3.2). Nach jeweils vier
Wochen wurden die Stämme auf neue Nährplatten geimpft.
3 Material
42
3.2 Nährmedium
Es wurde Pseudomonas-Isolierungs-Agar (PIA) zur Anzucht und Stammhaltung der
Bakterien verwendet.
Zusammensetzung:
20g Bacto-Pepton, 1,4g MgCl2, 10g K2SO4, 0,025g Irgasan DP-300, 13,6g Bacto-Agar
(Ciba-Geigy), 2g Glycerin (Merck)
45g des Fertiggranulats (Difco) wurden in 998 mL destilliertem Wasser gelöst und mit 2g
Glycerin (Merck) versetzt.
Die Nährmedien wurden 20min bei 120°C autoklaviert, zu je 20 mL in Petrischalen gegossen
und bei 4°C aufbewahrt (max. 4 Wochen).
3.3 Polysaccharide
a) Algenalginat: Manucol LB, Natrium-Salz, aus Braunalgen (ISP Alginates)
b)Bakterienalginate: gewonnen auf Kulturen von:
Pseudomonas aeruginosa FRD1
Pseudomonas aeruginosa FRD1152
Pseudomonas aeruginosa FRD1153
Pseudomonas aeruginosa SG81
(gereinigt nach Wingender et al., 2001 siehe auch 4.2.2)
3 Material
43
3.4 Lösungen und Puffersysteme
physiologische Kochsalzlösung (0,14 mol/L NaCl-Lösung)
8,18 g Natriumchlorid (Merck) wurden mit destilliertem Wasser auf 1000 mL aufgefüllt und
portionsweise autoklaviert.
Tris-HCl-Puffer
Für den 0,05 mol/L Tris-HCl-Puffer wurden 6,06 g Tris(hydroxyl)-aminomethan eingewogen,
zu 2/3 auf 1000mL aufgefüllt. Der jeweilige pH-Wert (7,2 bzw. 7,5) wurde mit 25%iger
Salzsäure eingestellt und anschließend die Lösung bis 1000 mL aufgefüllt. Die Puffer wurden
20 min bei 121°C autoklaviert und bei 4°C aufbewahrt.
Natriumacetatpuffer
Für den 1 mmol/L Natriumacetatpuffer wurden 82,03 mg Natriumacetat eingewogen und zu
2/3 auf 1000 mL mit destilliertem Wasser aufgefüllt. Der pH-Wert (4,5) wurde mit 1 mol/L
Salzsäure eingestellt und anschließend die Lösung bis 1000 mL aufgefüllt. Der Puffer wurde
20 min bei 121°C autoklaviert.
3.5 Chemikalien
NaOH p.A. Fluka
Salzsäure konz. Merck
Ethanol reinst DAB Merck
Ethanol absolut Riedel-de Haen
Diethylether Riedel-de Haen
CaCl2·2H2O p.A. Fluka
Pyridin p.A. Riedel-de Haen
Essigsäureanhydrid p.A. Merck
Titriplex III p.A.(Ethylendiamintetraessigsäure-di-Natriumsalz) Merck
Natriumazid p.A. Merck
MnCl2·4H2O p.A. J. T. Baker
3 Material
44
NaCl p.A. Riedel-de Haen
Sicapent mit Indikator Merck
Hydroxylamin-Hydrochlorid Sigma
FeCl3·6H2O Fluka
Acetylcholinchlorid Fluka
Sulfaminsäure (Amidoschwefelsäure) Sigma
KOH Riedel-de Haen
Natriumtetraborat·10H2O Fluka
H2SO4 konz. p.A. Merck
m-Hydroxybiphenyl(3-Phenolphenol), 90% Sigma
D2O 98% Sigma
KBr p.A. Riedel-de Haen
Glycerin p.A. Merck
Tris(hydroxymethyl)aminomethan Merck
Natriumacetat p.A. Merck
Enzyme
Alginatlyase aus Flavobakterium multivolum Sigma (A-6973)
Proteinase K aus Tritirachium album Sigma (P-6556)
Benzonase, Reinheitsgrad 1 aus Serratia mavescens Merck (101694)
4 Methoden
45
Kapitel 4
Methoden
4.1 Biochemisch-präparative Methoden
4.1.1 Reinigung von kommerziellen Algenalginaten Das Natriumalginat wird in destilliertem Wasser mit einer Konzentration von 20 g/L gelöst
und 1h bei 4000 rpm zentrifugiert. Der Überstand wird nochmals 1h bei 4000 rpm
zentrifugiert. Der dabei erhaltene Überstand wird über Nacht gegen zweimal 5 L destilliertes
Wasser dialysiert (Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassen-
ausschlussgrenze 12.000-14.000 g/mol) und anschließend lyophilisiert.
4.1.2 Milde saure Hydrolyse von Alginaten Die verschiedenen gereinigten Alginate werden mit destilliertem Wasser versetzt, bis eine
homogene Lösung entsteht. Anschließend wird die Lösung mit 0,3 mol/L auf einen pH-Wert
von 3,0 eingestellt. Das Substrat wird nun für 30-60 Minuten hydrolysiert, abgekühlt und mit
Natronlauge 0,3 mol/L neutralisiert, gegen zweimal 5 L destilliertes Wasser dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und lyophilisiert.
4 Methoden
46
4.1.3 Saure Hydrolyse von Alginaten 2 g der verschiedenen gereinigten Alginate werden in 200 mL destilliertem Wasser gelöst.
Die Lösung wird mit verdünnter Salzsäure auf eine Konzentration von 0,3 mol/L HCl
eingestellt und bei 100°C für 30 Minuten hydrolysiert. Nach dem Abkühlen wird mit 1 mol/L
Natronlauge neutralisiert und über Nacht gegen zweimal 5 L destilliertes Wasser dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und lyophilisiert.
4.1.4 Fraktionierung von Alginaten (modifiziert nach Haug et al., 1974)
Das gereinigte Alginat wird mit 20 Teilen 0,3 mol/L Salzsäure bei 100 °C hydrolysiert. Nach
20 min wird die Lösung vom unlöslichen Material durch Filtration befreit, neutralisiert und
durch Eindampfen aufkonzentriert. Die Lösung wird gegen dest. Wasser dialysiert und das
Oligosaccharid durch Gefriertrocknung isoliert. Man erhält die so genannte MG-Fraktion.
Das verbleibende unlösliche Material wird in frischer 0,3 mol/L Salzsäure suspendiert und die
Hydrolyse wird für weitere 20 h fortgesetzt. Die Suspension wird filtriert und die gewonnene
Lösung wird verworfen. Das unlösliche Material wird in dest. Wasser suspendiert und durch
Zugabe von Natronlauge gelöst. Die Lösung wurde gegen dest. Wasser dialysiert, das
Volumen wird auf 0,5% Alginat eingestellt, Natriumchlorid wird zugegeben bis 0,1 mol/L .
Diese Lösung wird mit ungefähr gleichen Volumenteilen 0,025 mol/L Salzsäure versetzt, bis
sich ein pH-Wert von 2,85 einstellt. Die resultierende Suspension wird zentrifugiert, das
unlösliche Material wird in dest. Wasser suspendiert und beide Fraktionen werden
neutralisiert und dialysiert. Die beiden Fraktionen werden isoliert durch Fällung mit eiskaltem
Ethanol (Eiswasserbad), gewaschen mit eiskaltem Ethanol und Ether und schließlich
getrocknet. Die getrockneten Fraktionen werden in wenig dest. Wasser gelöst, dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und gefriergetrocknet. (M-Fraktion: löslich bei pH 2,85 und G-
Fraktion: unlöslich bei pH 2,85.
4 Methoden
47
4.1.5 Chemische Acetylierung von Algenalginat (modifiziert nach Skjåk-Bræk et al., 1988)
250 mL der gereinigten Algenalginatlösung werden unter Rühren mit Hilfe einer
Injektionskanüle in 500 mL 0,1 mol/L CaCl2-Lösung getropft. Die dabei entstehenden
Calciumalginatperlen werden über Nacht bei 4°C in der CaCl2-Lösung gelagert. Nach
Dekantierung der überstehenden Lösung wurden die Alginatperlen mit 250 mL Pyridin
versetzt und bei Raumtemperatur 22 h stehengelassen. Nach Entfernen des Pyridins wurden
die Alginatperlen mit 250 mL einer Mischung aus Pyridin und Essigsäureanhydrid
(Mischungsverhältnis 1:1) überschichtet. Die Mischung wurde über einem 40°C temperiertem
Wasserbad 2,5 h gerührt. Nach Beendigung der Reaktionszeit wurde das Pyridin-Essigsäure-
anhydrid-Gemisch entfernt und die Perlen wurden dreimal mit 250 mL Aceton und dreimal
mit 250 mL destilliertem Wasser gewaschen. Die Alginatperlen wurden unter Rühren in
250 mL 0,05mol/L Na2EDTA gelöst. Die Lösungen wurden 24h gegen zweimal 5 L
0,1 mol/L NaCl, anschließend 24h gegen zweimal 5 L destilliertem Wasser dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und zum Abschluss lyophilisiert.
4.1.6 Chemische Deacetylierung von bakteriellen Alginaten (modifiziert nach Evans und Linker, 1973)
250 mg der jeweiligen gereinigten Alginate werden in 50 mL destilliertem Wasser gelöst und
mit 25 mL 0,3 mol/L NaOH versetzt. Der Ansatz wird für 2 h bei Raumtemperatur gerührt.
Nach der Inkubation wurde das Substrat neutralisiert, über Nacht gegen zweimal 5 L
destilliertes Wasser dialysiert (Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland;
Molmassenauschlussgrenze 12.000-14.000 g/mol) und anschließend lyophilisiert.
4 Methoden
48
4.1.7 Enzymatischer Abbau von Alginaten Enzymlösung
Alginatlyase aus Flavobakterium multivolum mit 1 mg/mL in Tris-HCl-Puffer (pH 7,5) lösen.
Alginatlösung
400 mg greinigtes Alginat (nach 4.1.1) in 50 mL Tris-HCl-Puffer pH 7,5 lösen.
Die Alginatlösung wurde auf 37°C temperiert und unter Rühren 5 mL der Enzymlösung
zugegeben (Verhältnis 10:1). In mehreren Zeitintervallen ( 3min bis 48h ) wurden jeweils 4
mL der Lösung abgenommen. Die Enzymreaktion in der entnommen Probe wurde durch
erhitzen (10 Minuten) in einem 80°C heißen Wasserbad gestoppt. Die so erhaltenen Lösungen
wurden abgekühlt und am SEC-Malls vermessen (s.4.3.5).
4.1.8 Fällung von Alginaten durch Calcium- und Manganionen Die Fällung der Alginate erfolgte nach der von Lee et al. 1996 beschriebenen Methode. Für
die Kationenlösungen wurden CaCl2x2H2O und MnCl2x4H2O der Firma VWR International
GmbH, Darmstadt verwendet. Die Salze wurden in destilliertem Wasser gelöst und
verschiedene Konzentrationen bis zu 0,3 mol/L eingestellt. In sterilen Zentrifugenröhrchen
(PP) wurden 8 mL der jeweiligen Alginatlösung (Konzentration 4 mg/mL in dest. Wasser)
vorgelegt. Anschließend wurden 2 mL der Salzlösung dazugetropft. Die Lösungen wurden
mit dem Reagenzglasschüttler gut durchgemischt und 20 h bei 20°C stehengelassen.
Anschließend wurden die Proben bei 40.000xg bzw. 15.000xg für eine Stunde bei 10°C
zentrifugiert und der Überstand abdekantiert. Die Alginatkonzentration im Überstand wurde
durch den modifizierten Sulfamat/m-Hydroxydiphenyl-Assay von Filisetti-Cozzi und Carpita
(s. 4.3.2) bestimmt. Als Standard wurden gereinigte Alginate eingesetzt. Die Menge des
gefällten Alginats wurde zurückgerechnet aus der Menge des Alginats im Überstand und der
ursprünglich eingesetzten Alginatmenge.
4 Methoden
49
4.2 Mikrobiologische Methoden
4.2.1 Stammhaltung der Bakterien Die Stammhaltung von P. aeruginosa FRD1, FRD1152, FRD1153 und SG81 erfolgte auf
Pseudomonas-Isolierungsagar (PIA). Die Überimpfung auf frische Agar-Nährmedien erfolgte
alle drei bis vier Wochen. Dazu wurden Einzelkolonieausstriche jeweils für 24 h bei 36°C
bebrütet. Die Lagerung der Kulturen erfolgte bei 4°C im Kühlschrank.
4.2.2 Reinigung von bakteriellen Alginaten (modifiziert nach Wingender et al., 2001)
Mucoide Einzelkolonien von Übernachtkulturen auf PIA von P. aeruginosa SG81, FRD1 und
FRD1152 werden jeweils in 10 mL 0,14 mol/L NaCl-Lösung mit einer Zelldichte von 2·108
Zellen mL-1 suspendiert. Auf PIA-Platten werden jeweils 0,1 mL dieser Suspension
ausplattiert. Nach Bebrütung der Platten für 24 h bei 36°C wird der konfluente
Bakterienbewuchs von jeweils 8 Platten vorsichtig mit einem Metallspatel abgenommen, in
100 mL steriler 0,14 mol/L NaCl-Lösung suspendiert und unter Rühren bei Raumtemperatur
30 min homogenisiert. Die Suspension wird 2h bei 40000 x g (10°C) zentrifugiert. Die
Überstände wurden anschließend durch Celluloseacetat-Membranfilter (0,2µm Porengröße,
pyrogenfrei Sartorius, Minisart) filtriert. Die so erhaltenen EPS-haltigen Lösungen werden
unter Rühren mit der dreifachen Menge eiskaltem, vergällten Ethanol versetzt und 30 min im
Eisbad gerührt. Die entstandenen Präzipitate werden über eine Nutsche filtriert und auf der
Nutsche zweimal mit eiskaltem Ethanol und anschließend einmal mit eiskaltem absoluten
Ethanol gewaschen. Die Präzipitate werden fünf Tage im Vakuum-Exsikkator über P2O5
getrocknet, wobei das P2O5 täglich gewechselt wurde.
Die trockenen Rohpräparate wurden in sterilem 50 mmol/L Tris-HCl-Puffer, pH 7,5 in einer
Konzentration von 2,5 mg/mL gelöst. Nach Zugabe von MgCl2 (Endkonzentration 2 mmol/L)
und 5U/mL Benzonase (Merck, Reinheitsgrad 1, 25 U/µL) wird der Ansatz 4 h bei 36°C
inkubiert. Nach Zugabe frisch hergestellter sterilfiltrierter Proteinase K-Lösung (Sigma, aus
Tritirachium album, 11,6 U/mg; gelöst in 50 mmol/L Tris-HCl-Puffer pH 7,5;
Endkonzentration 5 µg/mL) wurde weitere 24 h bei 36°C inkubiert und anschließend bei
20.000xg für 30 min bei 10°C zentrifugiert.
4 Methoden
50
Der erhaltene Überstand wurde zweimal gegen 5 L destilliertes Wasser für 24 h dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und anschließend lyophilisiert.
4.2.3 Isolierung der EPS Mit Hilfe eines Metallspatels wurde der konfluente Bakterienrasen von ca. 20 Platten
vorsichtig abgeerntet und in einem Gewichtsverhältnis von 1:16 in destilliertem Wasser
suspendiert. Die Bakteriensuspension wurde im Anschluss 2h bei 10°C und 40.000xg
zentrifugiert, der Überstand dekantiert und durch Celluloseacetat-Membranfilter (0,2 µm
Porengröße, pyrogenfrei) steril filtriert. Zur Abtrennung niedermolekularer Verbindungen
wurde die EPS-Lösung über Nacht zweimal gegen 5L einionisiertes Wasser dialysiert
(Visking Dialyseschlauch, Serva Heidelberg, Deutschland; Molmassenauschlussgrenze
12.000-14.000 g/mol) und anschließend lyophilisiert.
4 Methoden
51
4.3 Chemisch-analytische Methoden
4.3.1 Bestimmung von Acetylgruppen (Hestrin, 1949)
Lösung 1:
1 Volumen 2mol/L Hydroxylamin in dest. Wasser + 1 Volumen 3,5 mol/L NaOH
(vor Gebrauch frisch ansetzen)
Lösung 2:
37%ige HCl, 1:3 mit dest. Wasser verdünnt
Lösung 3:
0,37 mol FeCl3 x 6 H2O ( c=0,1 mol/L)
Standard:
5 mmol Acetylcholinchlorid (Sigma) in Natriumacetat-Puffer (c=0,001 mol/L, pH 4,5)
1 mL Alginatlösung (2 mg/mL) in 0,001 mol/L Natriumacetat-Puffer, pH 4,5, wurde mit 2
mL Lösung 1 vermischt. Nach 1 min Inkubation bei Raumtemperatur erfolgte die Zugabe von
Lösung 2. Nach kurzem Durchmischen wurde 1 mL Lösung 3 zugesetzt und sofort die
Absorption bei 540 nm gegen einen Leerwert, der anstelle der Probe A dest. Wasser enthielt,
gemessen.
4 Methoden
52
4.3.2 Bestimmung von Uronsäuren (Filisetti-Cozzi und Carpita, 1991)
Lösung 1: 4 mol/L Sulfaminsäure in destilliertem Wasser mit gesättigter KOH-Lösung
(0,792 g/mL destilliertes Wasser) aus pH 1,6 eingestellt
Lösung 2: 0,075 mol/L Natriumtetraborat-Decahydrat in konz. H2SO4
Lösung 3: 0,15% m-Hydroxybiphenyl in 0,5%iger NaOH-Lösung
Standard: 200 µg gereinigtes Alginat (Manucol LB, FRD1, FRD1153, SG81) in 1mL
destilliertem Wasser
Zu 0,4 mL Probe bzw. destilliertem Wasser (Blindwert) werden jeweils 40 µL Lösung 1
pipettiert und durchgemischt. Dann werden 2,4 mL Lösung 2 hinzu gegeben und
durchgemischt. Die Ansätze werden für 20 min bei 100°C im Wasserbad erhitzt und
anschließend 5 min im Eisbad abgekühlt. Es werden 80 µL Lösung 3 hinzu gegeben und die
Proben gut durchgemischt. Nach weiteren 10 min bei Raumtemperatur wird die Absorption
aller Ansätze bei 525 nm im Photometer gegen destilliertes Wasser gemessen. Die Proben
werden dreifach angesetzt.
4 Methoden
53
4.4 Physikalisch-analytische Methoden
4.4.1 NMR-Analyse der teilweise abgebauten Alginate
Die Proben wurden in D2O bei pD 7,0 gelöst (75mg/ml). Die 13C-NMR Spektren wurden mit
einem DRX 500 NMR-Spektrometer mit 64K x 1024 Datenpunkten, einer spektralen Weite
von 32680Hz, einem 90° Puls und einer Wartezeit von 2,5 s zwischen den Pulsen
aufgenommen.
Die Deuteriumresonanz wurde als „field-frequency-lock“ verwendet. Die Temperatur im
Messkopf betrug 60°C, um die Viskosität der Probe zu verringern und somit einer
Linienverbreiterung vorzubeugen.
Die Spektren wurden entkoppelt ohne NOE aufgenommen, d.h. ein Reversed Gated-
Decoupling-Experiment wurde durchgeführt. Bei diesem Experiment ist der 1H-BB-
Entkoppler nur während des Radiofrequenzpulses und der Datenaufnahme im 13C-Kanal
eingeschaltet.
Die aufgenommenen Spektren wurden mit Hilfe des Bruker 1D-Win-NMR Programmes
ausgewertet.
Die chemische Verschiebung wird sowohl von der Position des 13C-Atoms im C-6-Ring als
auch von der Sequenz der Monomereinheiten (ME) α-L-Guluronat (G) und β-D-Mannuronat
(M) bestimmt. Da die Resonanzlinien von der vorangehenden bzw. folgenden
Monomereinheit abhängig sind, können pro Position im C-6-Ring theoretisch insgesamt acht
Triadenresonanzlinien unterschieden werden. Mit Kenntnis der zugehörigen chemischen
Verschiebungen ist es möglich, die Signale in einem 13C-NMR-Spektrum einer bestimmten
Triadensequenz zuzuordnen.
Grasdalen et al. haben Algenalginatspektren aufgenommen und die Signale zugeordnet
[Grasdalen et al., 1981]. Die Zuweisung der Signale erfolgte durch Referenzen zu
Spektraldaten für Alginatfraktionen, durch Doppelresonanzexperimente, durch Änderung von
pD und durch Verwendung von Proben unterschiedlicher bekannter chemischer
Zusammensetzung und unterschiedlichen Graden der Polymerisation [Grasdalen et al., 1981].
4 Methoden
54
M G
Abb. 4.1:M-Monomereinheit eines Alginats mit R = H, COCH3 , G-Monomereinheit eines Alginats
Die Signale der einzelnen Kohlenstoffatome C-1 bis C-6 (s. Abb. 4.1) erscheinen bei
unterschiedlichen chemischen Verschiebungen und spalten aufgrund unterschiedlicher
Nachbarn in der Copolymerkette auf. Die C-1 Resonanzen lieferten die Möglichkeit alle 8
Triadensequenzen zuzuordnen. In den C-6 Resonanzen waren MMM und GGG
unterscheidbar, in den C-4 und C-5 Resonanzsignalen des Mannuronates konnten alle vier
Triaden mit M als Zentralatom zugeordnet werden (MMG, MMM, GMM und GMG).
Die Zuordnung erfolgte mit Hilfe des Bruker 1-D Win-NMR-Programmes. Die
Integralgrenzen wurden manuell eingegeben, für jedes Triadensignal jeweils 5-mal unter
leichter Variation der Integralgrenzen. Anschließend wurden die durchschnittlichen
Integralgrenzen und die durchschnittlichen relativen Intensitäten dieser Signale ermittelt. Die
relativen Integralintensitäten wurden normiert.
Es gilt:
FM + FG = 1 (4.1)
daraus folgt:
FMMM + FMMG + FGMM + FMGM + FGGG + FGGM + FMGG + FGMG =1 (4.1a)
Das Verhältnis von Mannuronsäure zu Guluronsäure (M/G-Verhältnis) ermittelt man mit:
FM = FMMM + FMMG + FGMM + FGMG
FG = FGGG + FGGM + FMGG + FMGM
nach:
G
M
FF
GM
= (4.2)
O
R O
O R
O
O C O O-6
5
4
3 2
1
O
OH
O
OH
O
COO-
6
5
4
3
21
4 Methoden
55
Aus den Triadensequenzverteilungen ließen sich die Diadensequenzverteilungen berechnen:
FMM = FMMM + FGMM
FMG = FMMG + FGMG (4.3)
FGG und FGM erhält man durch Ersetzen der Indices M durch G.
4.4.2 Berechnung einer statistischen Verteilung der Triade aus dem M/G-
Verhältnis
Aus den unter 4.3.1 ermittelten Werten für das Mannuronat/Guluronat-Verhältnis lassen sich
unter Einbeziehung einer einfachen Statistik Wahrscheinlichkeiten für die Häufigkeit
einzelner Triaden in den Alginaten bestimmen. Die Berechnungen erfolgten auf Grundlage
des statistischen Modells von Bernoulli („ultimate model“). Es berücksichtigt den Einfluss der
letzten Monomereinheit am Ende der wachsenden Kette beim Anlagerungsschritt einer neuen
Einheit.
Die Berechnung dieser Zahlenwerte kann der Abbildung 4.2 entnommen werden.
M G
p(M) p(G)
MM MG GG
p(M)·p(M) 2·p(M)·p(G) p(G)·p(G)
MMM MMG MGM GMG GGM GGG
p(M)·p(M)·p(M) 2·p(M)·p(M)·p(G) p(M)·p(G)·p(M) p(G)·p(M)·p(G) 2·p(G)·p(G)·p(M) p(G)·p(G)·p(G)
wobei p(M)=F(M) aus Gl.4.1 und p(G)=F(G) aus Gl.4.1 Abb. 4.2: Ermittlung der Wahrscheinlichkeiten von Diaden und Triaden aus dem M/G-Verhältnis.
4 Methoden
56
4.4.3 Infrarotspektroskopie von Alginaten Es wurden verschiedene Alginate, wie gereinigtes Manucol LB, acetyliertes Manucol LB und
bakterielles Alginat aus P.aeruginosa SG81 vermessen. Hierzu wurden 10 mg über P2O5 im
Exsikkator getrocknetes Alginat mit 20 mg KBr in einem Achat-Mörser feinst vermahlen und
unter Druck zu KBr-Presslingen (Schichtdicken ca. 1mm) verarbeitet. Mit Hilfe eines FT-IR-
Spektrometers (FT-F 155 Spektrometer der Firma BioRad, Krefeld) erfolgte die Aufnahme
von IR-Spektren im Wellenzahlbereich von 4000 cm-1 bis 400 cm-1.
4.4.4 Viskosimetrie von Alginaten Die Viskosität von Alginaten wurde mit Hilfe eines Ostwaldviskosimeters im Vergleich zum
verwendeten Lösungsmittel bei 20 °C bestimmt.
Bestimmung des mittleren Molekulargewichtes von Alginaten
Für die Bestimmung des mittleren Molekulargewichts werden verschieden konzentrierte
Alginatlösungen in 0,1 mol/L NaCl hergestellt. Die Proben werden im Viskosimeter 5 min bei
20°C temperiert, anschließend werden die Durchflusszeiten ermittelt. Es werden mindestens
fünf Messwerte pro Probe ermittelt. Die spezifische und die reduzierte Viskosität werden mit
Hilfe der Durchflusszeiten berechnet:
spezifische Viskosität reduzierte Viskosität
l
lpspez t
tt −=η (4.4)
cspez
red
ηη = (4.5)
ηspez: spezifische Viskosität ηred: reduzierte Viskosität tl : Durchlauf des Lösungsmittels (s) c : Alginatkonzentration (g/100mL) tp : Durchlaufzeit der Probe (s)
Durch Extrapolation der reduzierten Viskosität gegen die Konzentration der Alginate auf 0
g/100mL wird die intrinsische Viskosität [η] ermittelt. Mit Hilfe der Mark-Houwink-
Beziehung und den Konstanten K und α wurde das mittlere Molekulargewicht errechnet
[Smidsrød, 1970].
4 Methoden
57
Mark-Houwink-Beziehung:
[η]=K x Mα (4.6)
[η]: intrinsische Viskosität (100 mL/g) M: mittleres Molekulargewicht K: 2,0x105 α: 1,0
Weiterhin wurde mit Hilfe der intrinsischen Viskosität nach Donnan und Rose [1950] der
Polymerisationsgrad der Alginate bestimmt. Unter der Annahme, dass ein Uronsäurebaustein
ein durchschnittliches Molekulargewicht von 200 besitzt, wurde damit das mittlere
Molekulargewicht des Alginats bestimmt. [McDowell, 1977]
Gleichung nach Donnan und Rose D.P.= [η] x 58 (4.7) D.P.: Polymerisationsgrad [η] : intrinsische Viskosität (100 mL/g)
4.4.5 Dichtemessungen Die Dichtemessungen erfolgten mittels einer digitalen Dichtemesseinrichtung für
Flüssigkeiten und Gase (Dichtemesser DMA 60/Messzelle DMA 602). Die
Dichtebestimmung mit dieser Apparatur beruht auf der Messung der Schwingungsdauer einer
mit der Messflüssigkeit gefüllten oder von der Messflüssigkeit durchströmten
Biegeschwingers in Form eines schwingenden U-Rohres. Die Dichtemessungen wurden für
die Ermittlung der Viskosität benötigt, aus diesem Grunde wurde zur Dichtebestimmung die
gleiche Temperatur eingestellt wie bei der Viskositätsmessung. Das Gerät wird kalibriert,
indem die Schwingungsdauer für Luft und für destilliertes Wasser gemessen wird. Diese
beiden Messwerte liegen als Literaturwerte vor. Aus den Messwerten und den Literaturwerten
wird eine Apparatekonstante K ermittelt. Danach wurden die Alginatlösungen vermessen.
Für jede Messung wurde das U-Rohr mit ca 1 mL der entsprechenden Probe gefüllt. Das
Einbringen der Probe in den Schwinger erfolgte mittels einer Injektionsspritze. Nach dem
Temperaturangleich wurde der Schwingwert für die Probe abgelesen. Die Messungen wurden
für jede Probe fünfmal wiederholt.
4 Methoden
58
Es gilt für die Ermittlung von K:
Luft2
OH2
LuftOH
TTK
2
2
−
−=
ρρ (4.8)
Für die Dichte der Probe gilt:
)TT(K 2OH
2obePrOHobePr 22
−+= ρρ (4.9)
obePrρ : Dichte der Probe bei der Temperatur T [g/cm3]
OH2ρ : Dichte von destilliertem Wasser bei der Temperatur T [g/cm3]
obePrT : Schwingungsdauer der zu untersuchenden Flüssigkeit bei T
OH2T : Schwingungsdauer von destilliertem Wasser bei T
4.4.6 Bestimmung der Viskosität von Alginatproben in Gegenwart von Calcium-
und Manganionen
Die Viskositäten der verschiedenen Alginatlösungen wurden mit einem Ostwald-
Viskosimeter gemessen. Dazu wurden 5 mL der zu untersuchenden Flüssigkeit über einen
Trichter mit einer G2-Fritte in das Viskosimeter gegeben. Dann wurde die Flüssigkeit bis über
die erste Marke angesaugt und die Zeit gemessen, in der der Flüssigkeitsmeniskus beim
Zurückfließen von Marke 1 bis zur Marke 2 fällt. Die Messungen wurden bei 25°C
durchgeführt.
Die Viskosimeterkonstante wurde berechnet nach:
tC 25
OH
25OH
2
2
⋅=
ρ
η (4.10)
mit: t : mittlere Durchlaufzeit; 25OH2
ρ = 0,997g/cm3; 25OH 2
η =899,85µPa·s
Die Viskosität η kann dann nach folgender Gleichung berechnet werden:
tC ⋅⋅= ρη (4.11)
mit: C: Viskosimeterkonstante t: Durchlaufzeit ρ : Dichte der Lösung
4 Methoden
59
4.4.7 Leitfähigkeitstitration von Alginatlösungen gegen Calcium- und Manganionen Von den verschiedenen Alginaten werden je 150mg in 100mL Wasser gelöst und gegen 0,1
mol/L Calciumchlorid und Manganchloridlösung titriert. Die jeweiligen Leitwerte werden
gegen die zugetropfte Konzentration der Kationen aufgetragen. Durch diesen Graphen werden
Ausgleichsgeraden gelegt und somit die Diskontinuität ( ∞→2
2
dcd λ ) (Äquivalenzpunkt) und
die Steigungen der Geraden bestimmt.
4.4.8 Bestimmung der Molmasse von Alginaten mit SEC-Malls Die Lösungen wurden in einer SEC-Malls Anlage untersucht. Die SEC-Einheit der Anlage
besteht aus drei Säulen. Eine Vorsäule (Knauer Säulen, Einlassfilter A0109) soll das
Eindringen von sehr großen Partikeln in die beiden eigentlichen SEC-Säulen verhindert. Bei
den SEC-Säulen handelt es sich um eine „PSS SUPREMA linear XL“, Partikelgröße 20µm
und eine „PSS SUPREMA 100“, Partikelgröße 10µm. Das Streulichtphotometer ist ein Dawn
F der Firma Wyatt Technology. Bei der eingesetzten Glaszelle handelt es sich um eine K5
Durchflusszelle. Hinter der Streulichteinheit ist noch ein Differentialrefraktometer geschaltet
hierbei handelt es sich um ein Optilab Multiref 902b der Firma Wyatt Technology.
Die aufgezeichneten Daten wurden ausgewertet mit dem „Astra for Windows 4.90.07 QELSS
2.xx.Ink“ der Firma Wyatt Technology ausgewertet.
Mit Hilfe der GPC wurden die zwei verschiedenen Möglichkeiten für den Abbau des Alginats
getestet. Im Rahmen der ersten Versuchsreihe wurde das Algenalginat Manucol LB mit Hilfe
der sauren Hydrolyse abgebaut. Es wurden verschieden Hydrolysezeiten von 30 min bis zu
48h getestet. Die zweite Versuchreihe beinhaltet den enzymatischen Abbau mit einer
kommerziell erwerblichen Alginatlyase. Hier wurden die Inkubationszeiten in einem
Zeitfenster von 3 min bis 48h variiert.
Zusätzlich wurden SEC-Malls Analysen der Mannuronat-, der Guluronat-, der MG-Fraktion
und der bakteriellen EPS durchgeführt.
200 mg des getrockneten Alginats der jeweiligen Hydrolysestufe wurden in einen 25mL-
Kolben überführt. Der Kolben wird mit einer 0,5 molaren Tris-Lösung aufgefüllt und die
Probe gelöst.
4 Methoden
60
Nach einer Betriebsdauer des Lasers von mindestens einer Stunde und einer entsprechenden
Durchspülzeit mit filtrierter entgaster 0,5 molarer Tris-Lösung kann die Probe an der SEC-
Malls Apparatur vermessen werden. Die Fließgeschwindigkeit der mobilen Phase beträgt
1mL/min.
Die Probe wurde, um eine möglichst vollständige Füllung der 100µL Probenschleife des
Injektors zu erreichen, im Überschuss zugegeben und zur nochmaligen Reinigung über einen
Sterilfilter (0,2µm Porengröße) filtriert. Die Probenmenge betrug 8g/L und die injizierte
Menge damit 8·10-4g. Es wurden für jede Probe mindestens 3 Wiederholungsmessungen
durchgeführt.
5 Ergebnisse
61
Kapitel 5
Ergebnisse
5.1 Charakterisierung des Algenalginats Manucol LB Bei Manucol LB handelt es sich um ein kommerziell erwerbliches Natriumalginat der Firma
ISP Alginates (U.K.) Ltd, das aus Braunalgen gewonnen wird. Das Manucol LB wird in
pharmazeutischer Qualität hergestellt und z.B. Antaziden zugesetzt. Es ist ein hellbraunes
Pulver mit einem relativ geringen Guluronatanteil. Seine Lösungen sind im Vergleich zu
anderen Alginaten niedrigviskos.
5.1.1 Fraktionierung des Algenalginats Manucol LB Das Alginat setzt sich zusammen aus den Monomeren α-L-Mannuronat und β-D-Guluronat,
und entlang eines Alginatpolymerstranges findet man homopolymere und alternierende
Bereiche. Die fraktionierende Hydrolyse ermöglicht die Isolierung alternierender und
homopolymerer Bereiche der Alginatkette (s. Kapitel 4.1.4). Hierzu wurde gereinigtes
Manucol LB in (10mg/mL) 0.3mol/L Salzsäure suspendiert und erst einmal 0,5 h
hydrolysiert. Die Suspension wurde heiß filtriert. Der Rückstand der Filtration wurde erneut
in 0,3 mol/L Salzsäure über Nacht (19h) hydrolysiert. Das Hydrolysat wurde erneut filtriert
und der Rückstand neutralisiert, wobei eine klare Lösung entstand. Diese Lösung wurde
solange mit NaOH behandelt, bis sich ein pH-Wert von 2,85 einstellte. Hierbei entstand
erneut eine Suspension. Der Feststoff wurde durch Zentrifugation abgetrennt und enthält die
5 Ergebnisse
62
guluronatreiche Fraktion (G-Fraktion). Der Überstand enthält die mannuronatreiche Fraktion
(M-Fraktion).
Von der M-Fraktion und der G-Fraktion wurden jeweils 75 mg/mL in D2O gelöst und 13C-
NMR spektroskopisch untersucht. Die so gewonnenen Spektren wiesen beide 6 deutlich
getrennte Linien auf, wie es aufgrund der unterschiedlichen Kohlenstoffatome im Monomeren
erwartet wurde. Die Zuordnung der Signale erfolgte wie von Grasdalen et al. beschrieben und
kann den Abbildungen 5.1 und 5.2 entnommen werden.
Abb. 5.1: Mannuronatfraktion mit sechs klar unterscheidbaren Linien für die jeweiligen Kohlenstoffatome
Abb. 5.2: Guluronatfraktion mit sechs klar unterscheidbaren Linien für die jeweiligen Kohlenstoffatome
(ppm)60708090100110120130140150160170180190
M-6
M-1 M-4, M-5
M-3, M-2
(ppm)60708090100110120130140150160170180190
G-6
G-1 G-4G-3
G-5,G-2
5 Ergebnisse
63
Die jeweiligen chemischen Verschiebungen der Signale wurden mit THF als externen
Standard relativiert und sind in Tabelle 5.1 aufgeführt (SDBS, Integrated Spectral Data Base
System for organic compounds).
Tab. 5.1: Chemische Verschiebungen der Mannuronat- und Guluronatkohlenstoffe in wässriger Lösung. Die Signale wurden mit THF als Standard bei 68,00 ppm relativiert [Quelle: SDBS-Datenbank]
C-Atom Mannuronat
(ppm)
Guluronat
(ppm)
1 101,29 101,89
2 71,19 66,31
3 72,60 70,31
4 79,19 81,17
5 77,19 68,44
6 176,02 176,21
Eine weitere Charakterisierung der Fraktionen erfolgte durch die SEC-Malls Analyse (s.
Kapitel 4.4.8). Hierzu wurden die jeweiligen Alginate in Tris-HCl-Puffer pH 7,2 gelöst und
vermessen. In Abb. 5.4 und 5.5 sind die Ergebnisse der Messungen vom Streulichtphotometer
(Detektor 11) und Differentialrefraktometer (RI) aufgeführt.
0,29
0,30
0,31
0,32
0,33
0,34
0 5 10 15 20 25
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
Det
ekto
r 11
(Vol
t)
Guluronatfraktion
RI (
Vol
t)
Volumen (mL)
Abb. 5.3: SEC-Malls der Guluronatfraktion
5 Ergebnisse
64
0 5 10 15 20 25
0,0
0,2
0,4
0,6
0,8
0,29
0,30
0,31
0,32
0,33
0,34
RI (
Vol
t)
Volumen (mL)
Det
ekto
r 11
(Vol
t) Mannuronatfraktion
Abb. 5.4: SEC-MALLS der Mannuronatfraktion
Die Daten, die mit der SEC-Malls Methode gewonnen werden konnten, wurden für die
Ermittlung der Molmassen der einzelnen Fraktionen verwendet (s. Tab.5.2).
Eine weitere Methode, die molare Masse von Makromolekülen zu bestimmen, ist die
Viskosimetrie (s.4.4.4). Nach der Mark-Houwink-Beziehung (Gl. 4.6) ist es möglich, die
Molmasse von Makromolekülen über die Ermittlung der intrinsischen Viskosität zu
extrapolieren. In den folgenden Graphen ist die reduzierte Viskosität gegen die Konzentration
g/100mL aufgetragen. Die Extrapolation der Werte für die reduzierte Viskosität gegen die
Konzentration Null liefert die intrinsische Viskosität. Dieser Wert wird in die Mark-Houwink-
Beziehung (s. Kap. 4 Gl. 4.6) eingesetzt und die Gleichung nach der Molmasse aufgelöst. Die
so bestimmten Molmassen sind mit den aus der SEC-Malls Methode ermittelten Daten in
Tabelle 5.2 aufgeführt.
5 Ergebnisse
65
0,2 0,3 0,4 0,5 0,6 0,7 0,8 0,9
0,180
0,182
0,184
0,186
0,188
0,190
0,192
0,194
0,196
0,198
0,200
redu
zier
te V
isko
sitä
t
Konzentration [g/100mL]
Abb. 5.5: Auftragung der reduzierten Viskosität gegen die Konzentration g/100mL. Der Achsenabschnitt liefert die intrinsische Viskosität hier am Beispiel Polymannuronat
Tab. 5.2: Molare Massen der beiden homopolymeren Fraktionen
Alginat intrinsische
Viskosität
molare Masse [g/mol]
aus Viskosimetrie
molare Masse (Mn)
[g/mol] aus SEC-Malls
Mannuronat 0,174 8675 10220
Guluronat 0,169 8450 9986
Zur weiteren Charakterisierung der beiden Fraktionen wurden FT-IR-Spektren aufgezeichnet.
Hierzu wurden einige mg des getrockneten Alginats mit KBr verrieben und anschließend
Presslinge hergestellt. Diese Presslinge wurden im FT-IR-Spektrometer der Firma BioRad
vermessen (s. Kapitel 4.4.3). Der hier abgebildete Bereich entspricht dem gemessenen
Wellenzahlenbereich von 4000 bis 500 cm-1.
5 Ergebnisse
66
3500 300 0 2 500 2000 150 0 1 000 50020
30
40
50
60
70
80 M -Fraktion
Tran
smis
sion
sgra
d (in
%)
W ellenzahl (cm -1)
3500 3000 2500 2000 1500 1000 500
20
30
40
50
60G-Fraktion
Tran
smis
sion
sgra
d (in
%)
W ellenzahl (cm -1)
Abb. 5.6 FT-IR-Spektren der M-Fraktion und der G-Fraktion
5 Ergebnisse
67
5.1.2 Milde saure Hydrolyse des Algenalginats Manucol LB Zunächst einmal sollten die von Grasdalen et al. 1986 publizierten Ergebnisse reproduziert
werden. Hierfür wurde das kommerziell erwerbliche Algenalginat Manucol LB gereinigt (s.
Kapitel 4.1.1), in dest. Wasser gelöst (10 mg/mL) und die Lösung mit 1 mol/L Salzsäure auf
einen pH-Wert von 3,0 eingestellt (s. Kapitel 4.1.2). Die entstandene Suspension wurde bei
100°C hydrolysiert und nach Vorschrift aufgearbeitet.
Aus dem so gewonnenen Alginat wurde eine Lösung mit 75mg/mL in D2O angesetzt und ein
hochauflösendes 13C-NMR-Spektrum bei 60°C aufgezeichnet. Die Zuordnung und
Bezeichnung der einzelnen Resonanzsignale, z.B. M-1 oder G-6, wurde von Grasdalen et al.
übernommen. Es handelte sich bei M-1 um das Signal einer Mannuronateinheit, das dem
Kohlenstoffatom an der C-1-Position im glykosidischen C-6-Ring zugeordnet wird. Die
Nummerierung der C-1 bis C-6 wurde bereits unter Kapitel 4.4.1, Abb. 4.1 eingeführt. Bei
dem G-6-Signal handelte es sich um das Resonanzsignal des C-6-Atoms einer Guluronat-
einheit. Im Folgenden wurden auch Bezeichnungen wie z.B. C-1 verwendet. Hierbei handelte
es sich um die Resonanzsignale des C-1-Atoms von Mannuronat- und Guluronat-Einheiten.
Die Zuweisung der jeweiligen Positionen im glykosidischen Ring ist in den folgenden
Abbildungen dargestellt. Die C-6-Peaks liegen bei ca. 180 ppm und stammen von der
Carboxyl-Gruppe der jeweiligen Monomerbausteine. Bei ca. 101,5 ppm bis 100,5 ppm findet
man die Signale für die anomeren Kohlenstoffatome in der C-1-Position des jeweiligen
glykosidischen Rings. Die Signale der übrigen Kohlenstoffatome erscheinen im
Resonanzbereich von 81,5 bis 68,4 ppm.
5 Ergebnisse
68
(ppm)
708090100110120130140150160170180190
Abb. 5.7: 13C-NMR-Spektrum von Manucol LB nach 0,5 h Hydrolyse in D2O
Weil die Signale gerade im Bereich von 101 bis 62 ppm sehr dicht beieinander liegen, wurde
dieser Bereich gesondert in Abbildung 5.8 dargestellt.
(ppm)646872768084889296100104108
Abb. 5.8: Ausschnitt des 13C-NMR Spektrums von Manucol LB nach 0,5 h Hydrolyse
Carboxyl-Resonanzen C-6-Position
Anomere C-1-Position
übrige Kohlenstoffresonanzen
C-1 (M u. G)
G-4M-4
M-5
M-3;M-2; G-3
G-5
G-2
5 Ergebnisse
69
Eine weitere Vergrößerung einzelner Teilbereiche des Spektrums zeigt deutlich die
Feinstruktur der Signale. Grasdalen et al. [1981] haben diese einzelnen Signale zugeordnet.
Für die anomeren Kohlenstoffe an der C-1-Position, ca. 103-100 ppm, können acht Signale
zugeordnet werden. Diese Signale erhält man aus dem kompletten Satz von acht
Triadensequenzen. Es handelt sich hierbei um die verschiedenen Möglichkeiten, die beiden
Monomerbausteine Mannuronat (M) und Guluronat (G) zu Dreiersequenzen, so genannten
Triaden, zu kombinieren. Das jeweilige Signal stammt vom Zentralmonomeren M oder G, das
abhängig von den Nachbarn zur Rechten und zur Linken ein Signal bei bestimmter
chemischer Verschiebung aufweist. Die Zuordnung zu den jeweiligen Triaden ist in
Abbildung 5.9 dargestellt.
(ppm)100,2100,6101,0101,4101,8102,2102,6103,0103,4
MMG
GMG
MGG/GGG
MMM
GMM
GGM
MGM
Abb. 5.9: Zuordnung der Triadensequenzen im Bereich der anomeren Kohlenstoffe
Die C-1 Resonanzen liefern als einzige den kompletten Satz der Triadensequenz. Die übrigen
C-Atome der beiden Monomereinheiten ermöglichen lediglich die Zuordnung einzelner
Triadenkombinationen. Die Carboxylresonanzen enthalten zwei Signale, die von den
homomolekularen MMM und GGG Sequenzen stammen (Abb. 5.10). Mit den C-4(M) und C-
5(M) Signalen existiert eine weitere Möglichkeit, die Häufigkeit der Kombinationen der
Monomerbausteine M und G mit M als Zentralmolekül zu bestimmen. Die Zuordnung in den
Spektren ist in Abb. 5.11 dargestellt.
5 Ergebnisse
70
MMM
GGG
(ppm)173174175176177178179
Abb. 5.10: Zuordnung einzelner Triadensequenzen im Resonanzbereich der Carboxyl-Signale
MMG MMM
GMMGMG
GMM
MMMGMG
MMG
(ppm)76,077,078,079,080,0
Abb. 5.11: Zuordnung einzelner Triadensequenzen im Resonanzbereich der C-4(M)- und C-5(M)-Signale
übrige Kombinationen
C-4(M) C-5(M)
5 Ergebnisse
71
Die genauen Verschiebungswerte für die einzelnen Signale wurden mit Hilfe von THF
normiert (s. Tabelle 5.3)
Tab. 5.3: Zuordnung der Signale zu einzelnen Triaden in 13C-NMR-Spektren vom Algenalginat Manucol LB*
MMM MMG GMM GMG MGM MGG GGM GGG
C-1 101,3 102,5 101,2 102,4 100,7 102,0 100,8 101,9
C-4 79,2 79,5 78,7 78,7
C-5 77,3 76,9 77,6 77,2
C-6 176,1 176,4
*Die chemischen Verschiebungen, in ppm, sind normiert gegen THF (68,00 ppm u. 25,77
ppm) (Resonanzsignale THF aus SDBS-Datenbank).
Tab. 5.4: Chemische Verschiebungen (in ppm) der restlichen Signale, die nicht einzelnen Triaden zugeordnet werden können
C-6 177,0-176,6
G-5 68,9-68,5
G-4 81,2
G-3 70,6
M-3 73,0-72,5
G-2 66,3-65,8
M-2 71,9 u. 71,25
5 Ergebnisse
72
5.1.3 Ermittlung der optimalen Hydrolysezeit Die Dauer der Hydrolyse bestimmt das Molekulargewicht des Alginats. Es gilt, die
Alginatmoleküle so wenig wie möglich zu spalten, aber trotzdem eine geringviskose,
hochkonzentrierte Lösung für die NMR-Spektroskopie zu erhalten. Aus diesem Grunde
wurde die Hydrolysezeit variiert. Das Manucol LB wurde 30 Min, 2h und 4h hydrolysiert.
Von den aufgearbeiteten Hydrolysaten wurde hochauflösende 13C-NMR-Spektren
aufgenommen. Löst man nun die einzelnen Signale in den drei verschiedenen Spektren auf,
erkennt man, dass sich das Spektrum während der Hydrolyse verändert. Wie die Veränderung
aussieht, soll am Beispiel der anomeren Kohlenstoffe an der C-1-Position gezeigt werden.
(Abb. 5.12). Die Resonanzsignale der C-6, C-5 und C-4 Kohlenstoffe werden im Anhang
unter A.7 und A.8 gezeigt. Auch in diesen Bereichen wurde eine Veränderung detektiert. Die
kürzeren Ketten der stärker hydrolysierten Alginaten bewirken ein besseres Signal-zu-
Rausch-Verhältnis, die Einzelsignale spalten sich aber auf und erschweren damit die
Zuordnung zu den unterschiedlichen Triadensequenzen.
(ppm)100,6101,4102,2103,0
(ppm)100,6101,4102,2103,0
Abb. 5.12: C-1 Resonanzen bei unterschiedlichen Hydrolysezeiten
5 Ergebnisse
73
Das Verhältnis der Signale zueinander wird verschoben. Die Peaks MMG/GMG,
MMM/GMM und GGM/MGM der C-1 Resonanzen sind nach 30 min Hydrolyse annähernd
gleich groß. Nach vier Stunden Hydrolyse ist die größte Signalgruppe die der MMG/GMG
Triaden, die der MMM/GMM und GGM/MGM Triaden hat um ca. 30% abgenommen. Die
Signale der MGG/GGG Triade verändern sich während der Hydrolyse kaum.
Die Signale im Bereich der Resonanzen für die Kohlenstoffpositionen C-6, C-1, C-4 (M) und
C-5 (M) wurden zugeordnet. Im nächsten Schritt erfolgte die Bestimmung der relativen
Intensitäten dieser Signale durch Integration (s. Kapitel 4.3.1). Die Grenzen der Integrale
wurden für jedes Signal manuell eingegeben. Dies wurde, um eine höhere Genauigkeit zu
erreichen, jeweils 5 mal durchgeführt, dabei wurden die Integralgrenzen leicht variiert. Die
erhaltenen Werte für die Integrationsgrenzen und die relativen Integrale wurden gemittelt. Die
relativen Intensitäten der einzelnen Triadensignale wurden gemäß Gleichung 4.1 (Kapitel
4.1.3) normiert und lieferten dann die Verteilung der Triadensequenzen des Alginats. Mit
Gleichung 4.2 konnte das M/G-Verhältnis berechnet werden.
Es wurden Werte von 1,43 (59%/41%) nach 30 min, 1,34 (57%/43%) nach 2h und 1,46
(59%/41%) nach 4h Hydrolyse gefunden. Diese Ergebnisse sind der Tabelle 5.3 zu
entnehmen. Aus den ermittelten Triadensequenzverteilungen lassen sich durch Addition der
einzelnen Werte nach Einsetzen in Gl. 4.3 aus Kapitel 4.3.1 die Diadensequenzverteilungen
berechnen. Diese Werte sind auch in Tabelle 5.3 aufgeführt.
Mit den wie oben beschrieben berechneten M/G-Verhältnissen ließen sich gemäß der in
Kapitel 4.3.2 unter 4.4 aufgeführten Gleichungen die statistischen Verteilungen der
Diadensequenzen berechnen. Grundlage für diese berechneten Verteilungen waren die
statistischen Aussagen von Bernoulli. Demnach ist die Anlagerung eines Monomers in eine
Copolymerkette unabhängig von der Art der vorherigen Monomereinheit.
5 Ergebnisse
74
Tab. 5.5: Verteilung der Diaden- und Triadensequenzen in Manucol LB, die roten Werte sind die statistisch berechneten
Hydrolyse-
rate FMM
FMG
FGM FGG FMMM
FMMG
FGMM FGMG FMGM
FGGM
FMGG FGGG M/G
0,5 h 0.29
0,35
0,27
0,24
0,15
0,17
0,14
0,20
0,30
0,28
0,15
0,10
0,18
0,14
0,16
0,20
0,07
0,07
1,43
59%/41%
2 h 0,30
0,30
0,27
0,25
0,17
0,18
0,15
0,18
0,30
0,28
0,12
0,10
0,19
0,14
0,14
0,21
0,09
0,08
1,34
57%/43%
4 h 0,28
0,35
0,28
0,24
0,15
0,17
0,15
0,20
0,20
0,28
0,20
0,10
0,26
0,14
0,07
0,20
0,13
0,07
1,46
59%/41%
MMM MMG MGM GGM GMG GGG0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0,5 h Hydrolyse
0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
MMM MMG MGM GGM GMG GGG0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
2 h Hydrolyse
0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
MMM MMG MGM GGM GMG GGG0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
4 h Hydrolyse
0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
Abb. 5.13: Verteilung der einzelnen Triadenbausteine im Algenalginat Manucol LB, die Säulen sind die experimentell ermittelten Daten, die Punkte die statistischen Werte
5 Ergebnisse
75
Der hydrolytische Abbau des Algenalginats Manucol LB wurde mit Hilfe der SEC-Malls
Methode für verschiedene Hydrolysezeiten untersucht (s. Kapitel 4.4.8). Das Manucol wurde
bis zu 48 h hydrolysiert und nach Vorschrift 4.1.3 aufgearbeitet. Das so erhaltene getrocknete
Alginat wurde in Tris-HCl-Puffer gelöst und mit der SEC-Malls-Anlage analysiert. In der
folgenden Abbildung (5.14) wurde das mittlere Retentionsvolumen, das in direkter
Abhängigkeit zur Molmasse steht, gegen die jeweilige Hydrolysedauer aufgetragen. Durch
die Datenpunkte wurde eine klassische exponentielle Zerfallsfunktion gelegt.
0 10 20 30 40 50
15,0
15,5
16,0
16,5
17,0
17,5
18,0
mitt
lere
s Ret
entio
nsvo
lum
en
Zeit (h)
FIT exponentieller Zerfallsaure Hydrolyse
Abb. 5.14: Abbau des Algenalginats Manucol LB durch saure Hydrolyse mit Salzsäure
Neben der sauren Hydrolyse existiert eine weitere Möglichkeit, die Makromoleküle
abzubauen. Es handelt sich hierbei um den enzymatischen Abbau mit Hilfe einer
Alginatlyase. Die hier eingesetzte Lyase ist kommerziell erwerblich (Sigma) und wurde vom
Flavobakterium sp. isoliert. Das Manucol LB wurde in Tris-HCl-Puffer gelöst und bei 36°C
mit verdünnter Lyaselösung versetzt. Nach verschiedenen Bebrütungszeiten wurde der Abbau
durch das Erhitzen der Lösung auf über 80°C unterbrochen. Die Alginatlösungen wurden
dialysiert und lyophilisiert. Anschließend wurden die Proben für die SEC-Malls-Analyse
präpariert. In der folgenden Abbildung (Abb. 5.15) wurde, wie beim hydrolytischen Abbau,
das mittlere Retentionsvolumen gegen die Bebrütungszeit aufgetragen. Die Messwerte
wurden korreliert mit einer klassischen exponentiellen Zerfallsfunktion.
5 Ergebnisse
76
0 20 40 60 80 100 120 140 160 180 200
15,0
15,5
16,0
16,5
17,0
17,5
18,0
FIT exponentieller Zerfallenzymatischer Abbau
mitt
lere
s R
eten
tions
volu
men
Zeit (min)
Abb. 5.15: Enzymatischer Abbau des Algenalginats Manucol LB
5 Ergebnisse
77
5.2 Acetylierung des Algenalginats Manucol LB
Bei bakteriellen Alginaten können die C-2 und/oder C-3 Positionen acetyliert sein. Um nun
im Vorfeld den Einfluss der Acetylgruppen auf die Eigenschaften der Alginate zu
untersuchen, wurde das Algenalginat Manucol LB chemisch acetyliert.
Diese Acetylierung wurde bereits von Skjåk-Bræk (1988) beschrieben. Die dort beschriebene
Methode wurde leicht modifiziert und am Manucol LB angewendet (s. Kapitel 4.1.5). Ob im
Versuchsverlauf eine Acetylierung stattgefunden hat, wurde mit Hilfe von FT-IR
Spektroskopie überprüft. Die beiden folgenden Spektren (Abb. 5.16 und Abb. 5.17) wurden
vom unbehandelten und chemisch acetyliertem Manucol LB aufgenommen. Man sieht sehr
deutlich die Veränderung der Signale im Bereich 1740 cm-1 und 1250 cm-1. Signale in diesen
Bereichen werden den C-O-Streckschwingungen der Acetylgruppen zugeordnet.
3500 3000 2500 2000 1500 1000 50025
30
35
40
45
50
55
60
Tran
smis
sion
sgra
d (in
%)
Wellenzahl (cm-1)
Manucol LB gereinigt
Abb. 5.16: FT-IR-Spektrum des gereinigten Algenalginats Manucol LB
5 Ergebnisse
78
3500 3000 2500 2000 1500 1000 500
15
20
25
30
35
40
45
50
55
60acetyliertes Manucol LB
Tran
smis
sion
sgra
d (in
%)
Wellenzahl (cm-1)
Abb. 5.17: FT-IR-Spektrum des chemisch acetylierten Algenalginats Manucol LB
Zur weiteren Charakterisierung der beiden Alginate (acetyliert und unbehandelt) wurden die
Molmassen über die intrinsische Viskosität ermittelt (s. Kapitel 4.3.3). Hier wird, wie bereits
in Abschnitt 5.1.1 beschrieben, die reduzierte Viskosität der Alginate für jede
Verdünnungsreihe gegen die Konzentration aufgetragen (Abb. 5.18 und 5.19). Die
Extrapolation auf die Konzentration 0 liefert dann als Ordinatenabschnitt den Wert der
intrinsischen Viskosität.
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,01,2
1,4
1,6
1,8
2,0
2,2
2,4
2,6
2,8
3,0gereinigtes Manucol LB
redu
zier
te V
isko
sitä
t (10
0mL/
mg)
Konzentration (g/100mL)
Abb. 5.18: Verdünnungsreihe des gereinigten Alginats
1740
cm
-1
1250
cm
-1
5 Ergebnisse
79
0 0,2 0,4 0,6 0,8 1,01,0
1,5
2,0
2,5
3,0
3,5
4,0 acetyliertes Alginat
redu
zier
te V
isko
sität
(100
mL/
g)
Konzentration (g/100mL)
Abb. 5.19: Verdünnungsreihe des acetylierten Alginats
Unter Verwendung der Mark-Houwink-Beziehung (mit K= 2.0 .10-5 und α=1.0; s. Gleichung
4.6) wurden die in Tabelle 5.6 aufgeführten Werte für die mittleren Molmassen der Alginate
berechnet. Aus der Gleichung nach Donnan und Rose [1950] (s. Gleichung 4.7) wurde der
Polymerisationsgrad berechnet, diese Werte sind ebenfalls der Tabelle 5.6 zu entnehmen.
Tab. 5.6: Mittlere Molmassen der verschiedenen Alginate ermittelt aus den jeweiligen intrinsischen Viskositäten
Alginat η mittl. Molmasse (g/mol)
D.P.
gereinigtes Alginat 1.477 73874 85,7
acetyliertes Alginat 1.452 72614 84,2
hydrolysiertes Alginat 0.613 30606 36,6
hydrol., acetyl. Alginat 0.791 36766 45,9
Die molaren Massen der beiden nicht abgebauten Alginate wurden mit der SEC-Malls-
Methode und weiterhin durch Ultrazentrifugation ermittelt. Die SEC-Malls Methode lieferte
Werte von 61171g/mol für das Manucol LB und 60243g/mol für das acetylierte Alginat.
Durch Ultrazentrifugation konnten Molmassen von ca. 60000g/mol ermittelt werden für beide
Alginate (mündliche Aussage von Andrea Straatmann).
5 Ergebnisse
80
Abschließend wurde ein hochauflösendes 13C-NMR-Spektrum des 1h nach Kapitel 4.1.3
hydrolysierten, acetylierten Alginats aufgenommen (Abb. 5.20). Man sieht sehr deutlich die
den Acetylgruppen zugeordneten Signale im Carboxylgruppenbereich und das CH3-Signal.
Desweiteren erkennt man, dass im Bereich der anomeren und der übrigen Kohlenstoffe die
Anzahl der Signale im Spektrum zugenommen hat. Eine eindeutige Triadenzuordnung ist in
diesem Spektrum nicht mehr möglich.
(ppm)
2030405060708090100170180
Abb. 5. 20: 13C-NMR-Spektrum des acetylierten Manucol LB
Carboxylgr. der Acetylgr.
CH3- der Acetylgr.
5 Ergebnisse
81
5.3 Wechselwirkungen von Algenalginat und acetyliertem Alginat mit Mangan und Calcium
5.3.1 Wechselwirkungen der homopolymeren Fraktionen mit Mangan Ein wesentliches Merkmal der Alginate ist ihre Fähigkeit, mit zweiwertigen Kationen Gele zu
bilden. Mit Calciumionen bilden sich besonders stabile Gele aus. Diese Gele können sogar
sehr spröde sein, wenn das Alginat hohe Guluronatanteile besitzt. In den folgenden
Versuchsreihen wurde mit Calcium und für die NMR-Untersuchung mit Mangan gearbeitet.
Das paramagnetische Mangan wurde als Sonde für die Wechselwirkungen zweiwertiger
Kationen mit dem Polyanion Alginat eingesetzt. Zunächst einmal wurde das Verhalten von
Mangan gegenüber den homopolymeren Fraktionen getestet.
Abb. 5.21 zeigt zwei Spektren der M-Fraktion, das obere ohne Zusatz von Mangan und das
untere bei einer Mangankonzentration von 0,75 mmol/L.
708090100170180[ ]
(ppm )708090100170180
[ ]
Abb. 5.21: Hochauflösende 13C-NMR-Spektren der Mannuronatfraktion aus Manucol LB ohne Zusatz von Kationen (oben) und in 0,75 mmol/L Mn2+-Lösung
M-Fraktion
M-Fraktion in 0,75 mmol/L Mn2+
M-6 M-1 M-4
M-5
M-3
M-2
5 Ergebnisse
82
Die gesamten Konzentrationsreihen der beiden homopolymeren Fraktionen werden in Abb.
5.22 und 5.23 gezeigt. Hier wurden die jeweiligen Habwertsbreiten der Kohlenstoffe des
glykosidischen Ringes als Funktion der Konzentration aufgetragen.
00.3
0.50.75
1
2
3
4
5
6
0
50
100
150
200
250
Abb. 5.22: Veränderung der Halbwertsbreiten der Signale im 13C-NMR-Spektrum der M-Fraktion mit zunehmender Mangankonzentration
00.3
0.50.75
1
2
34
56
0
50
100
150
200
250
Abb. 5.23: Veränderung der Halbwertsbreiten der Signale im 13C-NMR-Spektrum der G-Fraktion mit zunehmender Mangankonzentration
Kohlenstoffposition
Konzentration (mmol/L)
Hal
lbw
erts
brei
te (H
z)
M-Fraktion
Hal
lbw
erts
brei
te (H
z)
Konzentration (mmol/L)
Kohlenstoffposition
G-Fraktion
5 Ergebnisse
83
5.3.2 Wechselwirkungen des Algenalginats und des acetylierten Alginats mit Mangan Hierzu wurde das Alginat nach Abschnitt 4.1.1 gereinigt und nach Abschnitt 4.1.3
hydrolysiert und weiter aufgearbeitet. Es wurde eine Konzentrationsreihe mit
unterschiedlichen Mangankonzentration angesetzt und hochauflösende NMR-Spektren
aufgezeichnet. In Abb. 5.24 sind die kompletten Spektren dargestellt. Zur besseren Übersicht
wurde auch hier der Bereich zwischen 160 ppm und 110 ppm ausgeschnitten und der Bereich
zwischen 110 ppm und 60 ppm vergrößert.
708090100170180
708090100170180(ppm )
708090100170180
Abb. 5.24: Gesamtalginatspektren Manucol LB mit zunehmender Mangankonzentration (0;0,3mmo/L und 0,75mmol/L)
0,3 mmol/L Mn2+
0,75 mmol/L Mn2+
C-1 GGM MGM
M-5 G-2
C-6
C-6
C-6
G-5
5 Ergebnisse
84
In Abb 5.24 kann man die Auswirkungen der Manganzugabe auf das gesamte Spektrum
nachvollziehen. Man sieht hier wie bei den beiden homopolymeren Fraktionen, dass nur
einige Signale in Wechselwirkung mit den Manganionen treten und aus diesem Grunde
verbreitert werden. Die stärkste Wechselwirkung erfolgt an den C-6 Kohlenstoffen; die C-1
Resonanzlinien werden teilweise beeinflusst. Der genaue Einfluss auf die C-1 Resonanzen mit
zunehmender Mangankonzentration ist in Abb. 5.25 dargestellt.
1 0 0 , 01 0 1 ,01 0 2 ,01 0 3 ,0
1 0 0 ,01 0 1 , 01 0 2 , 01 0 3 ,0
( p p m )1 0 0 ,01 0 1 ,01 0 2 ,01 0 3 ,0
Abb. 5.25: C-1 Resonanzen des Algenalginats Manucol LB, ohne Zusatz von Kationen (oben), in 0,3 mmol/L Mn2+-Lösung und in 0,75 mmol/L Mn2+-Lösung
Man beobachtet bereits bei einer Mangankonzentration von 0,3 mmol/L den kompletten
Einbruch des Signals für GGM/MGM und eine starke Wechselwirkung mit dem MGG/GGG
Signal. Es gilt festzuhalten, dass die Signale, die Mannuronatmonomere als Zentraleinheit
besitzen nahezu keine Veränderung zeigen. Im Bereich zwischen 84 ppm und 60 ppm
beobachtet man starke Auswirkungen auf das M-5 und G-2 Signal.
0,3 mmol/L Mn2+
0,75 mmol/L Mn2+
MMG GMG
MGG GGG
MMM GMM
MGG MGM
5 Ergebnisse
85
In der nächsten Versuchsreihe wurden die Wechselwirkungen des chemisch acetylierten
Alginats mit Mangan untersucht. Hierzu wurde das Alginat nach Vorschrift 4.1.5 acetyliert
und anschließend nach Vorschrift 4.1.3 hydrolysiert. Das so erhaltene moderat abgebaute
Alginat wurde wiederum eingesetzt, um eine Mangankonzentrationsreihe hochauflösend
NMR-spektroskopisch zu untersuchen. Die gesamten Spektren sind in Abb. 5.26 dargestellt.
20406080100180 170
20406080100170180
( p p m )
20406080100170180
Abb. :5.26: Gesamtalginatspektrum des acetylierten Manucol LB
Carboxylgr. der Acetylgr. C-6
CH3- der Acetylgr.
0,3 mmol/L Mn2+
0,75 mmol/L Mn2+
5 Ergebnisse
86
Das Gesamtalginatspektrum zeigt weniger signifikante Verbreiterungen als das nicht
acetylierte Manucol LB. Die C-6 Resonanzlinien werden verbreitert. Die Carboxyl-
kohlenstoffe der Acetylgruppen zeigen keinerlei Veränderung, genauso wie die Methyl-
Kohlenstoffe, die den Acetylgruppen zugeordnet werden.
Der direkte Vergleich des Manucol LB und des chemisch acetylierten Manucol LB ist am
Beispiel der C-1 Resonanzen in Abbildung 5.27 dargestellt.
(ppm)100,8101,6102,4103,2
MMGGMG
MGGGGG
MMMGMM
GGMMGM
(ppm)102,4103,2104,0104,8
MMGGMG
MGGGGG
MMMGMM
GGMMGM
(ppm)100,8101,6102,4103,2
GGMMGM
(ppm)102,4103,2104,0104,8
GGMMGM
(ppm)100,8101,6102,4103,2
GGMMGM
(ppm)102,4103,2104,0104,8
GGMMGM
Abb. 5.27: Vergleich der C-1 Resonanzen des Manucol LB (unbehandelt und acetyliert) bei verschiedenen Mangankonzentrationen
0,75 mmol/L Mn2+
0,3 mmol/L Mn2+
5 Ergebnisse
87
Im direkten Vergleich der C-1 Resonanzen lässt sich festhalten, dass die Peaks des
acetylierten Manucol LB in dem hier gewählten Mangankonzentrationsbereich weniger stark
beeinflusst werden als die des nicht acetylierten Alginats.
5.3.3 Einfluss von Calcium- und Manganionen auf das Algenalginat und das acetylierte Alginat Zur weiteren Charakterisierung der Wechselwirkung mit zweiwertigen Kationen wurden
Leitfähigkeitstitrationen mit Calcium und Mangan durchgeführt. Hierzu wurden in
Alginatlösungen mit definierten Massenkonzentrationen Lösungen der beiden Kationen-
chloride mit definierten Molmassenkonzentrationen in 0,1 mL Schritten zugetropft und die
jeweiligen Leitfähigkeiten notiert.
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
200
400
600
800
1000
1200
Leitf
ähig
keit
(µS/
cm)
CaCl2-Konzentration (mmol/L)
Leitfähigkeitstitration acetyliertes Alginat 1mg/mL
Abb. 5.28: Leitfähigkeitstitration des acetylierten Alginats gegen CaCl2-Lösung
Gemessen wurde die spezifische Leitfähigkeit κ mit einer Leitfähigkeitsmesszelle, die den
Wert von κ sofort angibt. Die Titrationen wurden bei 25°C durchgeführt. Die Leitfähigkeiten
wurden gegen die Konzentration (Mn2+ oder Ca2+) aufgetragen. Anschließend wurden die
Datenpunkte durch lineare Funktionen korreliert. Hierzu wurden die Datensätze von 5
Messkoordinaten verwendet. Die einzelnen linearen Funktionen wurden über ihre Steigungen
5 Ergebnisse
88
miteinander verglichen und die größte Steigungsdifferenz wurde ermittelt. Die Datenpunkte
mit dem größten Sprung in der Steigung lieferten die Äquivalenzpunkte.
Die so ermittelten Punkte sind in Tabelle 5.7 aufgeführt. Zusätzlich wurden in der Tabelle die
jeweiligen Korrelationswerte der Ausgleichsgeraden unter Korrelation FIT; sowie das
Verhältnis der beiden Steigungen der Ausgleichsgeraden unter m2/m1 aufgeführt. Die
Titrationsverläufe der anderen Proben sind im Anhang unter A.1 bis A.3 aufgeführt.
Tab. 5.7: Ergebnisse der Titrationen für 1mg/mL Alginatlösungen gegen Mangan und Calcium
Kation Äquivalenzpunkt
(mmol/L)
Korrelation
FIT
Steigungsverhältnis
m2/m1
Ca2+ 0,17 1.r=0,9990
2. r=0.9996 1,45
acetyliertes Alginat
Ca2+ 0,20 1. r=0,9986
2. r=0,9997 1,66
Mn2+ 0,20 1. r=0,9982
2. r=0,9999 1,38
acetyliertes Alginat
Mn2+ 0,19 1. r=0,9977
2. r=0,9998 1,24
Des weiteren wurden Fällungsexperimente der beiden Alginate mit den Ionen Mangan und
Calcium durchgeführt. In den Abbildungen 5.29 und 5.30 wird die Fällbarkeit der Alginate
durch Calcium und Mangan dargestellt. Hierzu wurden, wie von Lee et al. [1990]
beschrieben, Alginatlösungen angesetzt und mit den Kationen versetzt. Nach Reifung des
Niederschlages über Nacht wurde der Überstand durch Zentrifugation abgetrennt. Die
restliche Alginatkonzentration des Überstandes wurde mit Hilfe des Uronsäuretestes nach
Fillisetti-Cozzi und Carpita [1991] (s. Kapitel 4.3.2) bestimmt. Die so ermittelten Massen
wurden von der Ausgangsmasse subtrahiert. Die Differenz ergab die ausgefällte Masse
Alginat. Diese Massen werden gegen die jeweiligen Kationenkonzentrationen aufgetragen
und man erhält die folgenden Fällungsdiagramme:
5 Ergebnisse
89
0 10 20 30 40 50 600
20
40
60
80
100
Calciumkonzentration (mM)
gefä
lltes
Alg
inat
(%)
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
Abb. 5.29: Calcium induzierte Fällung von acetyliertem (blau) und nicht acetyliertem (schwarz) Manucol LB
0 10 20 30 40 50 600
10
20
30
40
50
60
70
Mangankonzentration (mM)
gefä
lltes
Alg
inat
(%)
0
20
40
60
Abb. 5.30: Mangan induzierte Fällung von acetyliertem (blau) und nicht acetyliertem
(schwarz) Manucol LB
5 Ergebnisse
90
Abschließend wurde der Einfluss der beiden Ionen (Ca2+ und Mn2+) auf die Viskosität der
Alginatlösungen ermittelt. Hierzu wurden wie in Kapitel 4.3.5 beschrieben, Lösungen der
Alginate mit fünf verschiedenen Ionenkonzentrationen angesetzt und mit einem
Ostwaldviskosimeter die Durchlaufzeiten ermittelt. Zur Berechnung der Viskosität nach
Gleichung 4.11, Kapitel 4.4.6 mussten die Dichten der untersuchten Lösungen bestimmt
werden. Dies geschah nach Kapitel 4.4.5 mit Hilfe eines Dichteschwingers. Abb. 5.31 zeigt
nun die Viskositäten der beiden unterschiedlichen Alginate mit zunehmender Ca2+ bzw.
Mn2+-Konzentration.
0,00
0,20
0,40
0,60
0,80
1,00
1,20
1,40
1,60
1,80
0 1 2 3 4 5 6 7 8 9 10
Mangan- bzw. Calciumionenkonzentration (mmol/L)
Visk
ositä
t Pa *
s x 1
0-2
acetyliert, Ca2+ acetyliert, Mn2+ unbehandelt, Ca2+ unbehandelt, Mn2+ Abb. 5.31: Viskositäten Manucol LB (acetyliert und hydrolysiert sowie unbehandelt und
hydrolysiert) in Abhängigkeit von der Mangan- bzw. Calciumionenkonzentration
5 Ergebnisse
91
5.4 Charakterisierung von bakteriellen Alginaten aus P. aeruginosa Stämmen
In dieser Arbeit wurden vier verschiedene bakterielle Alginate untersucht. Diese Alginate
stammen von vier verschiedenen P. aeruginosa Stämmen. Das erste wurde aus einem 24h
alten Biofilm des mucoiden P. aeruginosa SG81 Stammes gewonnen. Es handelt sich hierbei
um eine Umweltisolat aus einem Aufwuchs eines Abflusses in einem Fleischzerlegebetrieb
[Susanne Grobe, 1995].
Beim nächsten Stamm handelt es sich um ein mucoides Isolat von P. aeruginosa aus dem
Sputum eines Patienten mit cystischer Fibrose, dem FRD1 Stamm [Ohman und Chackrabarty,
1981]. Der Stamm FRD1152 besitzt eine Mutation im algF2-Gen, er hat einen Defekt in der
O-Acetylierung von Alginat [Franklin und Ohman, 1993]. Der Stamm FRD1153 besitzt eine
Mutation im algJ3-Gen, die ebenfalls zu einem Defekt in der O-Acetylierung von Alginat
führt [Franklin und Ohman, 1993]. Die Stammhaltung und die Anzucht der Biofilme erfolgte
wie unter 4.2.1 beschrieben. Die Alginate wurden grundsätzlich aus 24h alten Biofilmen mit
konfluentem Plattenbewuchs nach Vorschrift 4.2.2 isoliert und gereinigt.
Vom Alginat aus SG81 wurde ein FT-IR-Spektrum nach Abschnitt 4.4.3 aufgenommen. Abb.
5.31 zeigt dieses Spektrum. Man sieht hier die charakteristischen Signale bei 1740 cm-1 und
1250 cm-1. Diese Signale stammen von den C-O-Streckschwingungen der Acetylgruppen, die
im bakteriellen Alginat enthalten sind.
3500 3000 2500 2000 1500 1000 500
10
20
30
40
50
60
Tran
smis
sion
sgra
d (%
)
Wellenzahl (cm-1)
bakterielles Alginat aus P. aeruginosa SG81
Abb. 5.32: FT-IR Spektrum des Alginats isoliert aus dem Bakterium P. aeruginosa SG81
5 Ergebnisse
92
Von allen Alginaten wurden SEC-Malls Analysen zur Bestimmung der Molmassen
durchgeführt (s. Kapitel 4.4.8). Für die Analysen wurden die EPS der Stämme FRD1 und
FRD1153 nach 4.2.3 gereinigt, in Tris-HCl-Puffer gelöst und nach 4.4.8 analysiert. Die SEC-
Malls Analysen der Alginate aus SG81 und FRD1152 wurden nach einer einstündigen
Hydrolyse (4.1.2) vermessen. Zur Veranschaulichung wurden die Daten des RI-Detektors und
des Streulichtdetektors 11 für das Alginat aus FRD1 in diese Arbeit aufgenommen (Abb.
5.32), die übrigen Analysen sind im Anhang unter A.4 bis A.6 aufgeführt. Die aus den
Analysen bestimmten Molmassen sind in Tabelle 5.8 aufgeführt.
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28-0.0050.0000.0050.0100.0150.0200.0250.0300.035
RI-
Det
ekto
r (V
olt)
Volumen in mL
0.28
0.30
0.32
0.34
0.36
Det
ekto
r 11
Abb. 5.33: SEC-Malls Analyse des bakteriellen Alginats aus P. aeruginosa FRD1
Tab.5.8: Mittlere Molmassen der Alginate aus den verschiedenen P. aeruginosa Stämmen, ermittelt durch SEC-MALLS
M [g/mol] SG81 abgebaut
FRD1 FRD1152 abgebaut
FRD1153
Mn 179 000 1 330 000 209 000 685 000
Mw 190 000 1 450 000 232 000 765 000
Mz 204 000 1 590 000 254 000 843 000
5 Ergebnisse
93
Es ist bekannt, dass sich die Alginate aus den vier verschiedenen Pseudomonaden im
Acetylierungsgrad und in der Molmasse unterscheiden. Da die Molmassen und auch die
Acetylierung die Hydrolysierbarkeit beeinflussen, wurden auch hier Voruntersuchungen zum
Abbauverhalten durchgeführt.
Am Beispiel des Alginats aus dem FRD1 Stamm soll gezeigt werden, wie stark sich die
Acetylgruppen auf die Qualität der NMR-Spektren auswirken. Das Alginat wurde 1h
hydrolysiert. Das obere Spektrum in Abb. 5.34 zeigt dieses Alginat.
Die Abbaubarkeit der Alginate wurde durch den Acetylierungsgrad stark beeinflusst; so
zeigte sich, dass Spektren der Alginate der beiden Mutanten bereits nach 1 h Hydrolyse ein
gutes Signal zu Rausch-Verhältnis aufweisen. Beim Alginat aus SG81 und FRD1 konnten
auch nach 2 h Hydrolyse keine exakten Zuordnungen getroffen werden.
Da die Acetylierung keinen Einfluss auf die Sequenz hat, wurde das Alginat deacetyliert.
Hierzu wurden die beiden Alginate aus SG81 und FRD1 in dest. Wasser gelöst und mit 0,1
mol/L Natronlauge versetzt. Die Lösungen wurden bei Raumtemperatur gerührt und nach
Abschnitt 4.1.6 aufgearbeitet. Die so erhaltenen getrockneten Alginate wurden in D2O gelöst
und hochauflösende 13C-NMR-Spektren aufgezeichnet. Die enorme Verbesserung der
Qualität kann dem unterem Spektrum von FRD1 in Abb. 5.34 entnommen werden.
Man fand beim Alginat aus FRD 1 einen C-6-Resonanzenbereich von 178,29 ppm bis 176,00
ppm. Die C-1-Resonanzfrequenzen liegen zwischen 103,07 und 101,58 ppm, hier konnten
alle Triadensequenzen bis auf GGG zugeordnet werden. Das C-4(G) Resonanzsignal liegt bei
82,97 ppm und das C-5(G) Signal bei 70,66 ppm.
5 Ergebnisse
94
(ppm)708090100110120130140150160170180
(ppm)708090100110120130140150160170180
Abb. 5.34:Spektrum des gereinigten Alginats gewonnen aus P.aeruginosa FRD1 nach 1h Hydrolyse (oben). Spektrum des hydrolysierten und deacetylierten Alginats aus P. aerunginosa FRD1 (unten)
Für FRD 1152 und FRD 1153 konnten die Zuordnungen aufgrund der guten Qualität der
Spektren leichter vorgenommen werden. Aber auch hier zeigten sich starke Unterschiede zu
den Algenalginatspektren. Die Zuordnung der Kohlenstoffresonanzen im Bereich 120 ppm
bis 10 ppm wurde exemplarisch für das Alginat aus FRD1152 in Abb. 5.35 durchgeführt.
Die C-1-Resonanzen der Bakterienalginate von FRD 1152 und FRD 1153 liegen im Bereich
von 104,28 ppm und 102,48 ppm. Die Signale beider Mutanten erscheinen bei gleichen
chemischen Verschiebungen. Dies findet man auch für das G-4 und G-5 Signal der beiden
Alginate, G-4 liegt bei 82,94 ppm und G-5 bei 70,66 ppm (70,64 ppm). Diese chemischen
Verschiebungen wurden für alle Bakterienalginate gefunden. Der Bereich der M-4 und M-5
Resonanzen liegt zwischen 81,01 ppm und 79,02 ppm. Die beiden Bakterienalginate lieferten
im M-4- und M-5-Bereich gleiche Aufspaltungsmuster, aber in ihrer Feinstruktur konnten
5 Ergebnisse
95
keine Triadensignale zugeordnet werden. Alle Werte für die chemischen Verschiebungen sind
der Tabelle 5.10 zu entnehmen.
(ppm)2030405060708090100110
C-1(M),(G)
G-4
M-4,M-5
M-3,M-2,G-4 G-5
G-2
-CH3der Acetylgr.
Abb. 5.35: Ausschnitt aus dem 13C-NMR Spektrum von FRD1152 ohne die Carboxyl-resonanzen (C-6)
Die Triadenzuordnung im Bereich der C-1 Resonanzen wird in dieser Arbeit exemplarisch für
das Alginat aus SG81 gezeigt. Abbildung 5.36 enthält zum einen das Gesamtalginatspektrum
für das SG81 und zum anderen eine Vergrößerung der C-1 Resonanzen. Man sieht sehr
deutlich, dass im Vergleich zum Algenalginat aufgrund der Abwesenheit von G-Blöcken nur
drei Hauptpeaks vorhanden sind. Aus diesem Grunde konnten auch nur sechs der acht
möglichen Triaden zugeordnet werden. Die zugeordneten Triaden sind ebenfalls der
Abbildung zu entnehmen.
5 Ergebnisse
96
40 60 80 100 120 140 160 180
[ppm]
102,2 103,0 103,8 104,6 105,4
MMGGMG
MMM
GMM
GGMMGM
Abb. 5.36: Gesamtspektrum des aus P. aeruginosa SG81 gewonnenen Alginats; vergrößert wurde der Bereich der C-1 Resonanzen und die Signale wurden den jeweiligen Triaden zugeordnet
Die Triadenzuordnung erfolgte bei den anderen hier nicht explizit aufgeführten bakteriellen
Alginaten auf die gleiche Weise. In Tabelle 5.9 sind für alle Alginate die chemischen
Verschiebungen der einzelnen Signale aufgeführt. Die chemischen Verschiebungen wurden
relativiert gegen Glycerin. Das Glycerin ist aufgrund der Anzuchtbedingungen im Alginat in
Spuren enthalten. Die chemischen Verschiebungen der Glycerinsignale wurden der SDBS-
Datenbank (Integrated Spectral Data Base System for Organic Compunds, s. Tab. 5.9)
entnommen.
5 Ergebnisse
97
Tab. 5.9: Chemische Verschiebungen im Bereich 105 ppm – 63 ppm der einzelnen Signale in 13C-NMR-Spektren der verschiedenen Alginate aus den vier verschiedenen P. aeruginosa Stämmen
SG81 FRD1 FRD1152 FRD1153
C-1(M & G)
MMG
GMG
MGG
MMM
GMM
GGM
MGM
104,62
104,49
103,55
103,42
103,22
103,13
104,52
104,06
103,07
102,64
102,10
101,58
104,57
103,42
104,19
103,37
103,16
102,88
102,76
104,68
104,51
104,37
103,50
103,31
103,07
102,87
C-1(red. end) 96,93 - - -
G-4 83,33 82,97 83,22 83,37
M-4 81,42
80,73
80,99
80,42
81,29
80,62
81,47
80,71
M-5 79,67 79,06 79,30 79,40
M-nonred.
end 76,06 - - -
M-3 74,95
74,76 74,43
74,84
74,67
74,95
74,79
M-2 74,10
73,33
73,78
72,97
74,02
72,23
74,14
73,35
G-3 72,75 72,31 72,55 72,64
G-5 71,09 70,67 70,94 70,97
G-2 68,28 67,79 68,03 68,15
Glycerin 63,05 63,05 63,05 63,05
5 Ergebnisse
98
Wie beim Algenalginat wurden die den einzelnen Triaden zugeordneten Peaks quantitativ
untersucht. Die Vorgehensweise entsprach der in Abschnitt 4.4.1 beschriebenen. Hierzu
wurde durch Integration die Fläche der Peaks bestimmt und die Gesamtfläche der Peaks (ohne
GGG) auf 1 normiert. Die so erhaltenen Triadensequenzverteilungen sind der Tabelle 5.10 zu
entnehmen. Bei den bakteriellen Alginaten wurden ebenfalls Werte für eine einfache
statistische Verteilung der Triaden nach 4.4.2 aufgrund des Mannuronat/Guluronat-
verhältnisses ermittelt. Diese Werte sind rot in der Tabelle 5.10 aufgeführt.
Tab. 5.10: Triadensequenzverteilungen der verschiedenen Alginate isoliert aus den vier untersuchten P. aeruginosa Stämmen
Alginat isoliert aus: FM FG FMMM FMMG FMGM FGGM FGMG FM/FG
P. aeruginosa SG81 0,76 0,24 0,11
0,44
0,51
0,28
0,13
0,14
0,09
0,09
0,16
0,04 3,17
P. aeruginosa FRD1 0,68 0,32 0,18
0,31
0,32
0,30
0,13
0,15
0,20
0,13
0,17
0,07 2,13
P. aeruginosa FRD1152 0,67 0,34 0,31
0,30
0,16
0,30
0,24
0,15
0,08
0,15
0,21
0,08 2,21
P. aeruginosa FRD1153 0,69 0,31 0,34
0,33
0,16
0,29
0,24
0,15
0,03
0,13
0,21
0,07 2,61
Zur visuellen Verdeutlichung der Differenzen zwischen statistischen und experimentellen
Werten wurde auch hier die Darstellung über kombinierte Säulen-/Liniendiagramme gewählt.
Die Säulen in den in Abbildung 5.37 aufgeführten Diagrammen entsprechen den
experimentellen Werten, die Linien setzen sich aus den statistischen Werten zusammen.
5 Ergebnisse
99
MMM MMG MGM GGM GMG GGG
0.0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
SG81
0.0
0.1
0.2
0.3
0.4
0.5
0.6
MMM MMG MGM GGM GMG GGG0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
FRD1
MMM MMG MGM GGM GMG GGG0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
FRD1152
MMM MMG MGM GGM GMG GGG
0.00
0.05
0.10
0.15
0.20
0.25
0.30
0.35
FRD1153
Abb. 5.37: Triadensequenzverteilungen der verschiedenen Alginate (Balken) im Vergleich zu den statistischen Verteilungen der Alginate (Punkte)
5 Ergebnisse
100
5.5 Wechselwirkung der bakteriellen Alginate mit zweiwertigen Kationen
5.5.1 13C-NMR-spektroskopische Untersuchung der Wechselwirkungen der bakteriellen Alginate mit zweiwertigen Manganionen Das gute Gelierungsvermögen von Algenalginaten wird durch das Egg-Box-Modell
beschrieben. Hierbei komplexieren die Kationen mit den Guluronateinheiten in
homopolymeren Sequenzen der Alginatketten (s. Abb. 2.17 in Kapitel 2.8.3). Die hier
untersuchten Alginate aus P. aeruginosa Stämmen enthalten keine Guluronatblöcke, d.h. das
Egg-Box-Modell beschreibt nicht die Wechselwirkungen von zweiwertigen Kationen mit
diesem Alginaten.
In dieser Arbeit sollen die Interaktionen von zweiwertigen Kationen mit den bisher
beschriebenen bakteriellen Alginaten untersucht werden. Hierzu wurden die Stämme zu
konfluenten Biofilmen ausgestrichen und die Alginate nach Abschnitt 4.2.2 gereinigt. Die so
erhaltenen Alginate wurden hydrolysiert, dialysiert und lyophilisiert.
Die Wechselwirkungen mit zweiwertigen Kationen wurde mittels hochauflösender 13C-NMR-
Spektroskopie untersucht. Hierzu wurden wie beim Algenalginat paramagnetische
Manganionen als Sonde eingesetzt, die in zwei verschiedenen Konzentrationen (0,3mmol/L
und 0,75mmol/L) vorlagen. Die Hydrolysate wurden in destilliertem Wasser und den
Manganlösungen gelöst und bei 60°C vermessen. In Abb. 5.38 sind die Spektren vom Alginat
des Stammes FRD1153 mit zunehmender Manganionenkonzentration dargestellt.
5 Ergebnisse
101
20708 090100170180
2 07 08 09 0100170180
( p p m )
2 07 08 09 01 0 01 7 01 8 0
Abb. 5.38: Mangankonzentrationsreihe mit Alginat, das aus FRD1153 gewonnen wurde
Die stärkste Wechselwirkung zeigen die Carboxylatkohlenstoffe (C-6) bei 180 ppm und die
anomeren Kohlenstoffe (C-1) bei 105 bis 102 ppm. Zur besseren Veranschaulichung wurde
der Bereich der C-1 Resonanzen in Abb. 5.39 gesondert dargestellt.
0,5mmol/L Mn2+
0,75mmol/L Mn2+
C-6
GGM/MGM
M-5
G-5 G-2
Glycerin
5 Ergebnisse
102
101102103104105106
101102103104105106
(ppm)101102103104105106
Abb. 5.39: C-1 Resonanzen des aus FRD1153 gewonnenen Alginats mit zunehmender Mangankonzentration
Die Signale, die vollkommen ausgelöscht sind, zeigen die stärksten Wechselwirkungen mit
dem Mangan. Die übrigen Signale zeigen schwache bzw. gar keine Verbreiterung. Nach einer
Bestimmung der chemischen Verschiebungen dieser Peaks wurde deutlich, dass einige Peaks
einem Shift unterliegen. Diese Änderung der chemischen Verschiebung wird durch eine
örtliche Nähe des Mangans zu den Kohlenstoffatomen im glykosidischen Ring der beiden
Monomerbausteine hervorgerufen. Es handelt sich also auch um eine Wechselwirkung mit
den Manganionen. In der Tabelle 5.11 sind alle Änderungen der chemischen Verschiebungen
durch Manganionen aufgeführt. Ein wirklicher Shift wurde ab einer Änderung, die größer als
0,20 ppm ist, angenommen. Diese Werte sind in der Tabelle fett hervorgehoben.
0,5 mmol/L Mn2+
0,75 mmol/L Mn2+
GGM/MGM
5 Ergebnisse
103
Tab. 5.11:
Chemische Verschiebungen (ppm) des Alginats FRD1153 bei unterschiedlichen Mangankonzentrationen, normiert an der chem. Verschiebung von Glycerin bei 63,05 ppm[SDBS Datenbank].
chemische Verschiebungen
Signal o. Mn2+
(ppm)
0,5mmol/L
(ppm)
0,75mmol/L
(ppm)
∆
(ppm)
G-4 83,20 83,22 83.29 0,09
C-4
MMG/MMM 81,23 81,26 81,30 0,07
C-4
GMM/GMG 80,62 80,60 80,66 0,06
M-5 79,29 79,36 79,59 0,30
M-3 74,91 74,92 74,96 0,05
M-2 74,08 74,09 74,10 0,02
G-3 72,62 72,64 72,73 0,11
G-5 70,92 70,99 71,02 0,10
G-2 68,15 68,22 68,38 0,23
In der nächsten Versuchsreihe wurde der Einfluss auf das Alginat, das aus dem Bakterium des
Stammes FRD1 isoliert wurde, untersucht. Hierfür wurde im Gegensatz zur vorangegangenen
Bestimmung der Sequenzverteilung das Alginat nicht deacetyliert. Aus diesem Grunde zeigt
das Spektrum wieder zusätzliche Peaks. Das Alginat wurde hydrolysiert und eine
Konzentrationsreihe mit Mangan angesetzt.
In Abb. 5.40 sind die Spektren dargestellt. Hier zeigt sich wie beim Algenalginat, dass die
Acetylgruppenpeaks keinerlei Veränderung erfahren. Die Wechselwirkung mit den
Manganionen findet ausschließlich mit den Ringkohlenstoffatomen der Monomerbausteine
statt.
5 Ergebnisse
104
20708 090100170180
180 708090100 20
(ppm )
207 0809010017 01 8 0
Abb. 5.40: Konzentrationsreihe mit Alginat aus FRD1 mit zunehmender Mangan-konzentration
In Abb. 5.41 wurde der Bereich der C-1 Resonanzen vergrößert. Eine genaue Zuordnung zu
einzelnen Triaden konnte wegen der Acetylgruppen nicht durchgeführt werden. Es zeigt sich
aber, dass bei einer Konzentration von 0,3 mmol/L noch alle Signale, wenn auch verbreitert
erkennbar sind. Erst bei einer Konzentration von 0,75 mmol/L findet eine Auslöschung der
Signale im Bereich 102 ppm bis 100 ppm statt. Für die übrigen Signale wurden wie beim
Alginat aus FRD1153 die chemischen Verschiebungen ermittelt. Hier fand ebenfalls ein Shift
einiger Signale statt. Dieser Shift wird in Tabelle 5.12 aufgeführt, die Verschiebungen größer
0,20 ppm sind fett hervorgehoben.
0,75mmol/L Mn2+
0,5mmol/L Mn2+
5 Ergebnisse
105
9799101103105107109
(ppm)9799101103105107109
9799101103105107109
Abb. 5.41: C-1 Resonanzen des aus FRD1 gewonnenen Alginats mit zunehmender Mangankonzentration
Tab. 5.12:
Chemische Verschiebungen (ppm) der einzelnen Signale aus Alginat aus FRD1 normiert gegen Glycerin bei 63,05 ppm
chemische Verschiebung
Signal o. Mn2+
(ppm)
0,5mmol/L
(ppm)
0,75mmol/L
(ppm)
∆
(ppm)
G-2 68,14 68,25 68,36 0,22
G-2 67,08 67,27 67,31 0,23
M-2 74,06 74,07 74,09 0,03
G-3 72,39 72,41 72,43 0,04
M-3 74,72 74,78 74,94 0,22
G-4 83,19 83,25 83,27 0,08
M-4 81,23 81,27 81,29 0,06
G-5 70,65 70,84 70,89 0,24
M-5 79,79 79,83 80,44 0,65
0,5 mmol/L Mn2+
0,75 mmol/L Mn2+
5 Ergebnisse
106
Die Tabelle 5.13 enthält eine Zusammenstellung der durch die Wechselwirkungen mit
Mangan hervorgerufenen Verschiebung der Resonanzsignale für die Alginate aus den
Stämmen FRD1 und FRD1153. Zusätzlich wurde ein relativer Abstand der Kohlenstoffe zum
Mangan über Gleichung 6.1 ermittelt.
Tab. 5.13:
Veränderungen der chemischen Verschiebung (Shift) der Resonanzsignale durch Zugabe von Mn2+-Ionen. Die verwendeten Alginate wurden aus mucoiden Aufwüchsen der Stämme FRD1 und FRD1153 isoliert.
Stamm C-Atom Shift (ppm) rrel aus 1/r3
FRD1 M-5 0,65 1,15
M-3 0,22 1,65
G-5 0,24 1,61
G-2 0,22 1,88
G-2 0,23 1,63
FRD1153 M-5 0,30 1,49
G-5 0,10 2,15
G-2 0,23 1,63
Die verschiedenen Alginate die von den vier verschiedenen Stämmen isoliert werden konnten,
wurden im Rahmen einer Diplomarbeit affinitätschromatographisch untersucht. Bei der
verwendeten Methode handelt es sich um eine Lectinaffinitätschromatographie. Hierzu wurde
das Alginat in 10 mM Phosphat-Puffer pH 7,5 gelöst (1mg/mL) und auf eine mit ConA-
Sepharose 4B gepackten Säule gegeben. Es handelt sich hierbei um Concanavalin A, das an
Sepharose 4B durch die Cyanbromidmethode gebunden ist. Auf diesem Wege konnten drei
verschiedene Fraktionen gewonnen werden. Die Fraktionen des Alginats aus SG81 wurden
von Straatmann, 2003 charakterisiert. Im Rahmen dieser Arbeit wurde von einer Fraktion des
Alginats aus P. aeruginosa SG81 ein hochauflösendes 13C-NMR-Spektrum aufgezeichnet
(Abb. 5.42). Es handelt sich hierbei um die Fraktion die als erste von der Säule eluiert. Dieses
Spektrum zeigte Charakteristika, die bereits durch die Messung der
Mangankonzentrationsreihen detektiert wurden. Aus diesem Grunde wurde das Alginat dieser
Fraktion mit EDTA-Lösung behandelt, dialysiert, lyophilisiert und erneut ein Spektrum
aufgezeichnet. Dieses Spektrum ist ebenfalls in Abb. 5.41 aufgeführt.
5 Ergebnisse
107
7 08 09 01 0 0170180
7 08 09 01001 7 0180
( p p m )
7 08 09 01 0 01 7 01 8 0
Abb. 5.42: 13C-NMR-Spektren von Alginat, das aus SG81 gewonnen wurde. Oben: gereinigtes Alginat, Mitte: Oberes Alginat fraktioniert durch ConA-Sepharose™ 4B (Fraktion1), Unten: fraktioniertes Alginat nach einer Behandlung mit EDTA
gereinigtes Alginat aus SG81
Alginat aus SG81 fraktioniert über ConA-Sephacrylsäule
Alginat aus SG81 fraktioniert über ConA-Sephacrylsäule nach Behandlung mit EDTA
5 Ergebnisse
108
5.5.2 Fällungsversuche von bakteriellen Alginaten mit Calcium- und Manganionen
Wie schon unter Abschnitt 5.3 beschrieben wurden auch an bakteriellen Alginaten
Fällungsexperimente durchgeführt. Hierzu wurden die nach 4.2.2 gereinigten Alginate des
Stammes FRD1 und FRD1153 eingesetzt. Zusätzlich wurden Fällungsexperimente an den
nach 4.1.6 deacetylierten Alginaten des Stammes FRD1 durchgeführt. Die Fällung erfolgte
wie unter 4.1.8 beschrieben. Die Bestimmung des in der Lösung verbleibenden Alginats
erfolgte nach dem Sulfamat/m-Hydroxydiphenyl-Assay von Filisetti-Cozzi und Carpita (s.
4.3.2). In der Abb. 5.44 und 5.44 wird die Fällbarkeit in Abhängigkeit von der
Ionenkonzentration des jeweiligen Kations (Ca2+ und Mn2+) dargestellt.
0 10 20 30 40 50 600
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FRD1153 FRD1
Calciumkonzentration (mmol/L)
gefä
lltes
Alg
inat
(%)
0
20
40
60
80
100
Abb. 5.43: Vergleich der Fällbarkeit der beiden Alginate FRD1153 und FRD1 mit Calcium
5 Ergebnisse
109
0 10 20 30 40 50 600
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
FRD1 FRD1153
Mangankonzentration (mmol/L)
gefä
lltes
Alg
inat
(%)
0
20
40
60
80
100
Abb. 5.44: Vergleich der Fällbarkeit der beiden Alginate aus FRD1 und FRD1153 mit Manganionen
5 Ergebnisse
110
6 Diskussion
111
Kapitel 6
Diskussion
6.1 Untersuchungen am Algenalginat Manucol LB
Das Manucol LB wird aus Braunalgen der Gattung Laminara digitata gewonnen. Die
Gewinnung von Alginat aus Braunalgen erfolgt durch eine Reihe von
Ionenaustauschprozessen. Zur Reinigung und zur Isolierung wird das in den Pflanzen
enthaltene Calciumalginat in wasserlösliches Natriumalginat überführt. Die Algen werden
direkt aus dem Meer oder bei Ebbe vom Strand geerntet [Pilnik und Voragen, 1980]. Die
Algen werden zunächst maschinell getrocknet und zerkleinert. Anschließend werden Salze
und andere Verunreinigungen durch einen Waschprozess entfernt. Das Calciumalginat wird
durch einen Aufschluss mit Soda in lösliches Natriumalginat überführt. Die reine
Natriumalginat-Lösung wird dann gefriergetrocknet. Die Monomerzusammensetzung der
Natriumalginate hängt von der Art der Braunalge und von den Wachstumsbedingungen ab
[Ertesvag und Valla, 1997].
6 Diskussion
112
6.1.1 Fraktionierung des Algenalginats Manucol LB
Beim Algenalginat Manucol LB handelt es sich um ein Blockcopolymer mit drei
unterschiedlichen Sequenzen. In einer Alginatkette existieren Bereiche homopolymerer und
alternierender Zusammensetzung. Es ist möglich, die Bereiche durch fraktionierende
Hydrolyse voneinander zu trennen [Haug et al., 1967]. Die Hydrolyse mit Salzsäure erfolgt
wie jede andere saure Hydrolyse von Alginaten in einer Suspension. Das Hydrolyselimit liegt
bei 30% und die Depolymerisationsrate nimmt in der unlöslichen Phase drastisch ab. Die
Substanzen, die getrennt werden sollen enthalten äquivalente Mengen der Carboxylgruppen
und unterscheiden sich nur in ihren Uronsäurezusammensetzungen. Der durchschnittliche
Polymerisationsgrad der Fraktionen nach der Hydrolyse liegt bei 20 Monomereinheiten [Haug
et al., 1967]. Die durch Viskosimetrie und SEC-Malls bestimmten Molmassen des Manucol
LB liegen zwischen 8450 g/mol und 10220 g/mol (s. Tabelle 5.2). Die Polymerisationsgrade
dieser Alginate liegen also zwischen 40 und 50 Monomereinheiten. Diese Abweichung von
den von Haug et al. publizierten Daten lässt sich auf die hier durchgeführte Dialyse
zurückführen. Nach der Fällung der Alginate durch Ethanol und der Trocknung wurden sie
erneut in entionisiertem Wasser gelöst und gegen Wasser dialysiert. Dieser zusätzliche
Verfahrensschritt entfernt die niedermolekularen Bestandteile des Alginats: Die SEC-Malls
Analysen der beiden homopolymeren Fraktionen (Abb. 5.3 und Abb. 5.4) zeigen im
Streulichtphotometer (Detektor 11) einen scharfen Peak, die Auftragung der
Brechungsindizes gegen das Volumen liefert zwei Peaks: einen bei 17,5 mL mit einer
Intensität von 0,8 V und einen kleineren bei ca. 20 mL mit einer Intensität von 0,2 V. Man
erhält durch fraktionierende saure Hydrolyse und anschließender Dialyse homopolymere
Substanzen mit einer schmalen Molmassenverteilung. Bei dem zweiten Peak des RI-
Detektors handelt es sich um den Brechungsindex des eingesetzten Tris-Puffers.
Die Molmassenbestimmung durch Viskosimetrie beruht auf dem Zusammenhang zwischen
der Molekülgröße und der Lösungsviskosität. Systematische Untersuchungen auf diesem
Gebiet wurden von Berl, Blitz und Ostwald sowie später von Staudinger, Kuhn, Mark,
Fikentscher und Houwink durchgeführt. Die Untersuchungen Staudingers deuten auf einen
einfachen Zusammenhang zwischen der Grenzviskositätszahl (intrinsische Viskosität) von
Polymerlösungen und der mittleren Molmasse des gelösten Polymeren hin.
6 Diskussion
113
Zur Bestimmung der intrinsischen Viskosität der Alginate wird für jede Verdünnungsreihe die
reduzierte Viskosität gegen die Konzentration aufgetragen. Die Extrapolation auf die
Konzentration 0 liefert dann als Ordinatenabschnitt den Wert für die intrinsische Viskosität.
Die gemessenen Werte sind exemplarisch für Polymannuronat in Abbildung 5.5 dargestellt.
Die molare Masse der Proben wurde dann über die Mark-Houwink-Beziehung (Kapitel 4,
Gleichung 4.6) berechnet. Diese Molmassen sowie die über SEC-Malls ermittelten sind der
Tabelle 5.2 zu entnehmen.
Von den beiden Fraktionen wurden hochauflösende 13C-NMR-Spektren aufgezeichnet, diese
werden in den Abbildungen 5.1 und 5.2 gezeigt. Die Spektren enthalten jeweils sechs
hervorstechende Linien. Diese Linien konnten nach Grasdalen et al., 1981 zugeordnet werden.
Die chemischen Verschiebungen wurden gegen THF normiert und sind der Tabelle 5.1 zu
entnehmen. Man sieht in den beiden Spektren sehr kleine Signale, die von einer geringen
Verunreinigung mit der jeweils anderen Komponente stammen. Diese Signale können von
einem geringen Anteil niedermolekularer Alginatbausteine stammen. Abschließend wurden
FT-IR-Spektren zur Charakterisierung der beiden homopolymeren Fraktionen aufgezeichnet.
Die beiden Spektren zeigen keine signifikanten Unterschiede. Leichte Abweichungen findet
man im Fingerprintbereich. Die Variationen schwanken aber ebenfalls mit der
Probenzubereitung. Da die Alginate sehr hygroskopisch sind variiert die Qualität der
aufgezeichneten Spektren stark. Die Arbeitsgruppe um Fillipov und Kohn [1974] führte eine
quantitative Bestimmung des Mannuronat/Guluronat-Verhältnisses durch Einsatz von FT-IR
Spektroskopie ein. Unter den in dieser Arbeit angewandten Probevorbereitungsbedingungen
konnten diese Ergebnisse allerdings nicht verifiziert werden. Die quantitative Bestimmung
des M/G-Verhältnisses durch FT-IR-Spektroskopie scheint aber aufgrund der Hygroskopie
und der Empfindlichkeit der Signale im Fingerprintbereich sehr schwierig und ist wohl nur als
Richtwert zu sehen.
In den folgenden Abbildungen (6.1 u. 6.2) wurden die beiden homopolymeren Fraktionen mit
ChemOffice 8.0 modelliert und einer einfachen Energieminimierung in einem MM2 Kraftfeld
unterzogen.
6 Diskussion
114
Abb. 6.1: Energieminimierte Struktur des Poly-α-L-Guluronates
Abb. 6.2: Energieminimierte Struktur des Poly-β-D-Mannuronats
Das α-L-Guluronat bildet die erwartete α-helicale Struktur (s. Abb. 6.1). Da das Mannuronat
β-Konformation besitzt wurde eine Faltblattstruktur erwartet. Diese Struktur konnte ebenfalls
mit dem Chem3D Programm simuliert werden.
6 Diskussion
115
6.1.2 Milde saure Hydrolyse von Manucol LB
Im vorherigen Abschnitt wurde die Fraktionierung der beiden homopolymeren Komponenten
des Algenalginats beschrieben. Die Auftragung der Spektren der beiden Monomerbausteine
gegen das Gesamtalginatspektrum (Abb. 6.3) verdeutlicht sehr schön, wie sich das
Gesamtalginatspektrum aus den beiden Einzelkomponenten zusammensetzt.
180 170 160 110 100
(ppm)
90 80 70
Abb. 6.3:Vergleich der Spektren, gewonnen aus den Mannuronat-, Guluronat- und Gesamtalginatfraktionen.
Polymannuronatspektrum
Polyguluronatspektrum
Gesamtalginatspektrum
6 Diskussion
116
Das Gesamtalginatspektrum enthält zusätzliche Signale. Diese Signale entstehen aufgrund der
Sensibilität der Kohlenstoffatome im Monomerbaustein zu den Kohlenstoffatomen im
Nachbarmonomerbaustein. So hat ein C-1 Kohlenstoff des Mannuronats mit zwei
„Guluronaten“ rechts und links als Nachbarn eine andere chemische Verschiebung als ein C-1
Mannuronat mit zwei „Mannuronaten“ als Nachbarn. Aufgrund dieser spezifischen
chemischen Verschiebungen ist es möglich, die acht verschiedenen
Kombinationsmöglichkeiten der Monomereinheiten mit einem Nachbarn zur Linken und
einem Nachbarn zur Rechten zu unterscheiden. Die Zuordnung dieser verschieden
chemischen Verschiebungen wurde ebenfalls von Grasdalen et al. [1981] durchgeführt und im
Rahmen dieser Arbeit übernommen. Die Abbildung 6.3 soll die Komplexität des
Gesamtalginatspektrums durch Betrachtung der Einzelkomponenten des Copolymers
vereinfachen.
Die Zuordnungen von Grasdalen et al. [1981] wurden vollständig übernommen und können
den Abbildungen 5.7 bis 5.11 entnommen werden. Die chemischen Verschiebungen der in
dieser Arbeit zugeordneten Signale wurden gegen THF normiert und sind in den Tabellen 5.3
und 5.4 aufgeführt.
6 Diskussion
117
6.1.3 Ermittlung der optimalen Hydrolysezeit
Die geringe natürliche Häufigkeit von 13C-Kernen bedingt für die NMR-Spektroskopie ohne
zusätzliche Verstärkung der Signale durch den Kern-Overhauser-Effekt (NOE) relativ lange
Messzeiten. Bei Polymeren, die hochviskose Lösungen bilden, verlängert sich die Messzeit
noch stärker, da die Moleküle und damit auch die Atome in den Molekülen weniger
beweglich sind. Die in dieser Arbeit untersuchten Alginate waren nicht angereichert. Eine
Verstärkung der NMR-Signale über den NOE kam ebenfalls nicht in Frage, da derart
verstärkte Signale keine quantitative Analyse erlauben. Um dennoch das Signal-Rausch-
Verhältnis zu bessern und die Messzeit zu verkürzen, wurde die Beweglichkeit der Atome
erhöht. Dies wurde zum einen durch Messung bei höherer Temperatur und zum anderen durch
Abbau der Alginate gewährleistet. Es wurden zwei Abbaumethoden für Alginate getestet, die
saure Hydrolyse [Haug et al., 1967] und der enzymatisch bedingte Abbau [P. Tielen, 1999].
In den Abbildungen 5.14 und 5.15 sind die Zerfallsreihen vom Alginat für beide Methoden
dargestellt. Der Abbau entspricht bei beiden Methoden einem exponentiellen Zerfall, einer
Reaktion erster Ordnung. Es handelt sich bei beiden Reaktionen um eine β-
Eliminierungsreaktion. Diese Reaktion spaltet die Kette und bildet zwei verschiedenen Enden
aus, eine Hydroxygruppe (Abb. 6.4 Produkt A) und eine ungesättigte Uronsäure (Abb. 6.4,
Produkt B). Dieser Spaltungsmechanismus wurde von Haugen et al. [1990] für Alginatlyasen
aus Klebsiella aerogenes und Haliotis sp. gefunden. Die so gebildeten Endgruppen werden im
NMR-Spektrum bei fortgeschrittener Hydrolyse detektiert. Die Signale der reduzierten Enden
erscheinen bei ca. 97 ppm und die der nicht reduzierten Enden bei ca.76 ppm.
Die β-Eliminierungsreaktion verläuft in drei Phasen. Im ersten Schritt erfolgt eine
Kompensation der negativen Ladung des Carboxylatanions. Dann wird das Proton am C-5
Kohlenstoff basenkatalysiert, abstrahiert und schließlich die 4-O-glykosidische Bindung β-
eliminert. Bei der enzymatischen Spaltung erfolgt diese Reaktion über die
Aminosäuregruppen der Lyase und bei der sauren Hydrolyse über die Hydroniumionen als
elektrophil und Wasser als nukleophil.
6 Diskussion
118
COO-
RO
RO
RO
OR
COO-
COO-
OH
OH
OO
OO O
O
O
COO-
RO
OR
COO-
OH
OH
OO
OOH
COO-
RO
OR
COO-
RO
RO
RO
OR
COO- OO
O
+
β Eliminierung
Produkt A Produkt B Abb. 6.4: β-Eliminierungsreaktion zur Spaltung der Alginatketten
Eine genauere Betrachtung der Abbauprodukte über die SEC-Malls Analyse zeigt jedoch
signifikante Unterschiede in der Entstehung der Abbauprodukte. Während bei der sauren
Hydrolyse die Alginate nach und nach einheitlich verkürzt werden, liegen bei der
enzymatischen Methode abgebaute Fragmente neben ursprünglichen Ketten vor.
Abb. 6.5: Auftragung des Retentionsvolumens gegen die Hydrolysedauer der einzelnen Bestandteile des abgebauten Alginats
Enzymatische Hydrolyse von Manucol LB
12131415161718
192021
0 100 200 300 400
Hydrolysedauer (min)
Ret
entio
nsvo
lum
en (m
l)
unlösliche Partikellösl. Polysaccharid alösl. Polysaccharid bSalzpeak
1440 2880
Enzymatische Hydrolyse von Manucol LB
12131415161718
192021
0 100 200 300 400
Hydrolysedauer (min)
Ret
entio
nsvo
lum
en (m
l)
unlösliche Partikellösl. Polysaccharid alösl. Polysaccharid bSalzpeak
1440 2880
6 Diskussion
119
Abb. 6.6: Auftragung des Retentionsvolumens der einzelnen Bestandteile des Hydrolysats gegen die Hydrolysedauer Die durch hydrolytische und enzymatische Spaltung ermittelten Zerfallsreihen geben
Aufschluss über das Abbauverhalten des Manucol LB und dienen als Orientierungshilfe um
definierte Abbauprodukte dieses Alginats herzustellen. Mit Hilfe dieser Daten ist es möglich,
durch die Wahl des Abbauverfahrens, Alginatfragmente nach den Anforderungen die sie
erfüllen sollen zu generieren.
Die Abbildung 6.5 zeigt, dass mit zunehmender Bebrütungsdauer der Enzym-Alginat-Lösung
ausschließlich hochmolekulare Bestandteile (nicht abgebaute Alginate, rote Dreiecke) und
kurze Fragmente (blaue Rauten) vorhanden sind. Moleküle mittlerer Länge können nicht
mehr detektiert werden. Dies spricht für einen Abbaumechanismus, der direkt an der
einzelnen Kette stattfindet. Das Enzym baut das Alginat also Kette für Kette ab.
Bei der sauren Hydrolyse finden sich zu jedem Zeitpunkt der Reaktion unabgebaute Alginate,
mittlere Alginatketten und kurze Alginatfragmente (Abb. 6.6). Dies spricht für einen Abbau,
der nicht auf einzelne Ketten gerichtet ist. Die Hydroniumion greifen zufällige Positionen der
Ketten an und spalten diese. Eine graphische Veranschaulichung dieser Abbaumechanismen
wird in Abbildung 6.7 gezeigt.
Saure Hydrolyse von Manucol LB
12131415161718192021
0 10 20 30 40 50 60
Hydrolysedauer (h)
Ret
entio
nsvo
lum
en (m
l)unlösliche Partikellösl. Polysaccharid alösl. Polysaccharid bSalzpeak
6 Diskussion
120
Abb. 6.7: Schematische Darstellung der Abbauprozesse während der sauren Hydrolyse (links) und des enzymatischen Abbaus (rechts) mit zunehmender Hydrolyse- bzw. Bebrütungsdauer
Die quantitative Analyse der Alginate sollte an gleichmäßig abgebauten Polymeren erfolgen,
deshalb wurden das Manucol LB und auch die bakteriellen Alginate durch saure Hydrolyse
behandelt.
Als nächsten Schritt galt es, die optimale Hydrolysedauer für die im Rahmen dieser Arbeit
gestellten Anforderungen an das Manucol LB zu finden. Die saure Hydrolyse der Alginate ist
eine Reaktion in zwei Phasen, da unter sauren Bedingungen 20% des Alginats in Lösung
vorliegen, der größte Teil jedoch als nicht gelöster Anteil im Substrat verbleibt [Haug et al.,
1967]. Die Hydrolyse erfolgt in der ersten Phase relativ zügig, da ausschließlich gelöste
Bestandteile abgebaut werden. Mit fortschreitender Hydrolysedauer nimmt die
Geschwindigkeit des Abbaus allerdings ab. Für ein optimales 13C-NMR-Spektrum von
Polymeren ist es notwendig die Polymere gerade so stark zu verkürzen, dass die Viskosität
der Lösung sinkt und die Mobilität der Moleküle steigt, denn so erhält man gute Werte für das
Signal-Rauschverhältnis ohne zusätzliche Isotopenanreicherung. Es wurden NMR-Spektren
saure Hydrolysemit 1m HCl bei 100°C
enzymatischer Abbaumit Alginat-Lyase bei 37°C und pH 7,5
Manucol LB in wässriger Lösung
1 1
2 2
t
t
saure Hydrolysemit 1m HCl bei 100°C
enzymatischer Abbaumit Alginat-Lyase bei 37°C und pH 7,5
Manucol LB in wässriger Lösung
1 1
2 2
t
t
6 Diskussion
121
für Hydrolysezeiten von 30 min, 2h und 4h Stunden aufgezeichnet. Hier zeigte sich, dass für
längere Hydrolysezeiten das Signal-Rausch-Verhältnis besser wird, die einzelnen Signale aber
weniger eindeutig zugeordnet werden können (s. Abbildung 5.12). Für die Sequenzanalyse
wurden die NMR-Spektren quantitativ ausgewertet. Es wurde die Fläche der den einzelnen
Triaden zugeordneten Signale integrativ ermittelt, das Verhältnis der einzelnen Flächen
bestimmt und die Gesamtsumme der acht Triaden auf eins normiert (s. Kapitel 4.4.1,
Gleichungen 4.1 bis 4.3). Die experimentell ermittelten Werte für die Sequenzverteilungen
wurden in Abbildung 5.13 zusammen mit statistisch berechneten Werten aufgetragen.
Grundlage für die Berechnung dieser Werte lieferte eine einfache Statistik, die den
Gleichungen aus Abb. 4.2 in Kapitel 4.4.2 entnommen werden kam. Die Sequenzverteilungen
zeigen bei Hydrolysedauern bis zu einer Stunde eine relativ gute Übereinstimmung der
experimentellen und der berechneten Werte. Daraus lässt sich folgern, dass sich die einzelnen
Copolymerbausteine, im Algenalginat Manucol LB, gemäß einer einfachen Statistik mit
leichtem Überschuss an alternierenden Bereichen anordnen.
Vergleicht man die Sequenzanalysen der drei Proben, so zeigen sich deutliche Unterschiede
in den Triadenverteilungen (s. Abbildung 5.13). Man findet eine Abnahme des MMG/GMM
Signals um 33% und des GGM/MGG Signals um 50% mit fortschreitender Hydrolysedauer.
Eine prozentuelle Zunahme wird für die Häufigkeit von GGG Triaden (40%) sowie für die
GMG und MGM (ca. 35%) gefunden. Diese Resultate decken sich mit den von Smidsrød et
al. [1969] gemachten Beobachtungen, dass im pH-Bereich von 2 bis 4 die Guluronatblöcke
und strikt alternierende Bereiche nur wenig abgebaut werden. Die Abnahme der MMG/GMM
und GGM/MGG Signale spricht für eine bevorzugte Spaltung gerade dieser Bereiche der
Alginatkette. Smidsrød et al. [1969] fanden in ihrer Untersuchung, dass die
Mannuronatblöcke am stärksten abgebaut werden, durch einen bevorzugten Angriff am C-4
des Mannuronats. Diese Ergebnisse konnten im Rahmen dieser Arbeit nicht bestätigt werden.
Die Häufigkeit der MMM Triaden hat während der hier gewählten Hydrolysedauer nicht
abgenommen.
Da für die weiteren Untersuchungen die ursprüngliche Triadenzusammensetzung
weitestgehend erhalten bleiben sollte, wurden alle NMR-Messungen am Manucol LB nach
einer Hydrolysedauer zwischen 30 Minuten und einer Stunde durchgeführt.
6 Diskussion
122
Die folgende Abbildung zeigt eine Alginatkette mit statistisch angeordneten Bausteinen. Sie
wurde ebenfalls mit ChemOffice 8.0 modelliert und im MM2 Kraftfeld einer einfachen
Energieminimierung unterzogen.
Abb. 6.8: Energieminimierte Struktur eines Algenalginatstranges mit statistischer Anordnung.
Man sieht trotz der relativ geringen Anzahl von Monomeren sehr deutlich die Tendenz des
Copolymeren, knäuelartige Strukturen auszubilden. Die Knäuelbildung kann jedoch durch
Gegenionen und pH-Wert der Lösung beeinflusst werden. Diese Faktoren wurden in der
einfachen Energieminimierung nicht berücksichtigt.
6 Diskussion
123
6.1.4 Acetylierung des Algenalginats Manucol LB
Im zweiten Teil dieser Arbeit wurden bakterielle Alginate von verschiedenen P. aeruginosa
Stämmen untersucht. Diese Alginate können an der C-2 und/oder der C-3 Position acetyliert
sein. Um die Auswirkungen der Acetylgruppen auf die Eigenschaften der Alginate im Vorfeld
bestimmen zu können, wurde das Manucol LB acetyliert.
Das Manucol LB wurde nach einer Vorschrift von Skjåk-Bræk et al., 1989a acetyliert. Die
von Skjåk-Bræk et al. [1989a] beschriebene Präparation wurde leicht modifiziert. Für die
Acetylierung wurde das Natriumalginat in stabile Calciumalginatperlen umgewandelt. Die
Abb 6.9 zeigt eine TEM-Aufnahme von einer solche Perle. Calciumalginatperlen werden zur
Immobilisierung von Zellen und Enzymen eingesetzt. Die Aufnahme zeigt der deutlich die
Porosität und die große Oberfläche einer solchen Perle.
Abb. 6.9: TEM Aufnahme einer Calciumalginatperle Dr. G. Bickerstaff, Department of Biological Sciences, University Paisley]
Diese Perlen schrumpfen nicht durch Zugabe von organischen Lösungsmitteln [Grasdalen et
al., 1974]. Die Calciumionen koordinieren bevorzugt an den Guluronatgruppen des Alginats,
dies ist ein weiterer Aspekt für die Verwendung von Calciumalginatperlen. Die Koordination
von Calcium schützt das Guluronat vor Acetylierung, somit können die Mannuronatbausteine
selektiv acetyliert werden. Die selektive Acetylierung des Mannuronates ermöglicht eine
relativ genaue Modellierung des im zweiten Teil dieser Arbeit untersuchten Bakterienalginats.
Zur qualitativen Überprüfung der Acetylierung wurde von dem getrockneten Alginat ein FT-
IR-Spektrum aufgenommen (s. Abbildung 5.17). Der Vergleich mit dem nicht acetylierten
Alginat (Abb. 5.16) zeigt deutlich die zusätzlichen CO-Streckschwingungssignale im
6 Diskussion
124
Spektrum des acetylierten Manucols. Der Acetylierungsgrad wurde weiterhin durch den
photometrischen Test von Hestrin bestimmt. Hier wurde ein Wert von 26% bezogen auf den
Mannuronatanteil detektiert. Dieser Acetylierungsgrad entspricht den Werten der ebenfalls in
dieser Arbeit untersuchten bakteriellen Alginate (s. Tab. 6.2).
Zur vollständigen Charakterisierung des acetylierten Alginats wurde die Molmasse durch
Viskosimetrie (s. Kapitel 4.4.4), durch SEC-Malls (s. Kapitel 4.4.8) und durch
Ultrazentrifugation bestimmt. Die Molmassen sind in Tabelle 6.1 aufgeführt.
Tabelle 6.1: Molmassen (g/mol) des gereinigten und acetylierten Manucol LB
Alginat Molmasse
Viskosimetrie
Molmasse
SEC-Malls
Molmasse
Ultrazentrifug.
gereinigtes Alignat 73.874 61.171 ca. 60.000
acetyliertes Alginat 72.614 60.243 ca. 60.000
Die Molmassen weichen, wie der Tabelle zu entnehmen ist, nicht stark voneinander ab. Das
bedeutet, die Acetylierung erfolgt trotz der stark sauren Bedingungen nicht unter Abbau des
Algenalginats. Diese Beobachtung entspricht den Aufzeichnungen von Skjåk-Bræk et al.
[1989b]. Die relativ geringen Abweichungen der durch die verschiedenen Methoden
gewonnenen Molmassen sind ebenfalls hervorzuheben. Die mit geringem apparativen
Aufwand durchzuführende Methode der Molmassenbestimmung durch Viskosimetrie zeigt
eine gute Näherung zu den beiden aufwendigeren Methoden (SEC-Malls und
Ultrazentrifugation). Das bedeutet, dass die in der Mark-Houwink-Gleichung eingesetzten
Konstanten in dem hier gewählten Molmassenbereich die Eigenschaften des Alginatmoleküls
sehr genau widerspiegeln.
6 Diskussion
125
6.1.5 Wechselwirkungen des Manucol LB und des acetylierten Manucol LB mit
Mangan
Im Rahmen dieser Arbeit wurden die Wechselwirkungen der beiden zweiwertigen Kationen
Calcium und Mangan mit Alginat untersucht. Ziel dieser Untersuchen war es, den
Bindungsmechanismus der Alginate mit zweiwertigen Kationen näher zu beschreiben. Hierfür
wurden hochauflösende 13C-NMR-Spektren der Alginate in Gegenwart unterschiedlicher
Kationenkonzentrationen aufgezeichnet. Es wurde vermutet, dass sich das Spektrum bei einer
koordinativen Bindung der Kationen zu einzelnen Monomerbausteinen bzw. zu funktionellen
Gruppen der einzelnen Bausteine verändert. Da die Kohlenstoffatome keine direkte Bindung
mit den Kationen eingehen, erwartete man zwei Änderungen des Spektrums. Die erste
Möglichkeit ist eine Verschiebung der Signale aufgrund der neuen chemischen Umgebung.
Die zweite mögliche Änderung ist eine Verbreiterung der betroffenen Signale aufgrund der
eingeschränkten Beweglichkeit koordinativ gebundener funktioneller Gruppen.
Zunächst wurden Konzentrationsreihen mit unterschiedlichen Calciumionengehalten
angesetzt und vermessen. Hierbei detektierte man in hochaufgelösten Spektren keine
signifikanten Veränderungen. Eine Erklärung für diese Beobachtungen wäre, dass bei den
gewählten Konzentrationen immer noch ein großer Überschuss nicht gebundenen Alginats
vorlag. Das gebundene Alginat wurde als Calciumkomplex ausgefällt und konnte somit
hochauflösend nicht detektiert werden. Festkörper NMR-Untersuchungen wurden an den
Algenalginaten aufgrund der geringen natürlichen 13C-Isotopenhäufigkeit nicht durchgeführt.
An dieser Stelle sollte jedoch auf die Veröffentlichung von Lattner et al. [2003] hingewiesen
werden. Lattner et al. machten Festkörperuntersuchungen an 13C angereicherter bakterieller
EPS, die Alginat als Hauptkomponente enthielten. Diese EPS zeigte mit zunehmender
Calciumionenkonzentration eine selektive Linienverbreiterung. Da Festkörper NMR-
Experimente keine genaue Zuordnung der Triadensequenzen ermöglichen, wurde nach einem
Ion gesucht, welches die gleiche Ladungszahl besitzt, einen ähnlichen Ionenradius, aber
weniger starke Effekte auf die Gelbildung der Alginatlösung hat. Mangan ist ein Element der
siebten Nebengruppe mit der Ordnungszahl 25. Calcium ist ein Erdalkalimetall mit der
Ordnungszahl 20. Eine wichtige Oxidationszahl des Mangans ist +2 das entspricht der
Elektronenkonfigurationen d5. Calciumionen besitzen hauptsächlich die Oxidationszahl +2.
Für beide Ionen Ca2+ und Mn2+ ist sechs die häufigste Koordinationszahl. Der Ionenradius des
Ca2+ liegt bei 100 pm, der von Mn2+ bei 83 pm für highspin-Konfiguration. Die zweiwertigen
Manganionen liegen in neutraler bzw. saurer Lösung als Hexaaquamangan(II)-Ion
6 Diskussion
126
[Mn(H2O)6]2+ [Holleman u. Wiberg, 1976]. Das Mn(II) besitzt ein ungepaartes Elektron.
Ionen in denen ungepaarte Elektronen vorhanden sind, besitzen ein permanentes
magnetisches Moment. Ohne äußeres Feld sind die magnetischen Momente statistisch verteilt
und heben sich gegenseitig auf. Legt man ein äußeres Feld an, so richten sich die
magnetischen Momente in Feldrichtung aus, es entsteht eine Magnetisierung, die dem
äußeren Feld gleichgerichtet ist (s. Abbildung 6.10). Die paramagnetische Suszeptibilität ist
unabhängig von der Feldstärke, aber temperaturabhängig, da eine Temperaturzunahme der
Ausrichtung der permanenten Magnete im äußeren Feld entgegenwirkt [Riedel, 1990]. Das
zweiwertige Manganion ist relativ stabil in wässriger Lösung, was einen weiteren Vorteil für
die hier gemachten Untersuchungen darstellte.
Abb. 6.10: Orientierung der Spins paramagnetischer Mn2+-Ionen (in Lösung ) in einem äußeren Magnetfeld B0
Paramagnetische Ionen spielen in der NMR-Spektroskopie eine wichtige Rolle. Bei 13C-
NMR-Messungen wird normalerweise darauf geachtet, paramagnetische Verunreinigungen zu
vermeiden. Sie verkürzen die Relaxationszeiten und verbreitern damit die Linien. Die
Gegenwart von paramagnetischen Ionen verursacht zusätzlich eine Verschiebung der Signale.
Da aber nicht alle Signale eines Moleküls gleichmäßig beeinflusst werden, lässt sich der
Effekt gezielt bei der Spektrenanalyse einsetzen. Hickley fand 1969, dass mit den
paramagnetischen Ionen der Lanthanoiden Verschiebungen ohne wesentliche
Linienverbreiterung zu erreichen sind. Durch Zugabe eines Verschiebungsreagenzes sind die
untersuchten Kerne schwächer abgeschirmt, die Signale sind nach tiefem Feld verschoben.
Die Verschiebung ist umso größer, je geringer der Abstand des beobachteten Kerns ist. Die
Verschiebung der Signale lässt sich zurückführen auf eine Wechselwirkung zwischen dem
N
S
NN
S
M n 2+
B 0
N
S
NN
S
N
S
NN
S
M n 2+M n 2+
B 0
6 Diskussion
127
Spin des ungepaarten Elektrons und dem Kernspin. Hierbei muss man zwei Arten der
Wechselwirkung unterscheiden, die beide zu Signalverschiebungen führen: die Kontakt- und
die Pseudokontaktwechselwirkung. Beide setzen eine Komplexbildung zwischen dem
Substrat und dem paramagnetischen Metall-Ion voraus, wobei sich in Lösung ein
Gleichgewicht zwischen freien Komponenten und Komplexen einstellen wird. Durch die
Kontaktwechselwirkung wird im Komplex Spindichte des ungepaarten Elektrons auf das
Substratmolekül übertragen. Da die Spindichteverteilung am Ort der beobachteten Kerne sehr
unterschiedlich ist, wird auch der Verschiebungseffekt nicht überall im Molekül gleich groß
sein.
Die Pseudokontaktwechselwirkung ist eine dipolare Wechselwirkung zwischen dem
magnetischen Dipolfeld des ungepaarten Elektrons und dem des beobachteten Kernes. Diese
Wechselwirkung geht durch den Raum. Gleichung 6-1 gibt den Zusammenhang zwischen
Verschiebung durch Dipol-Dipol-Wechselwirkung und den geometrischen Daten des
Komplexes wieder:
3
2
Dip r1cos3K −
=υ∆ (6-1),
wobei r der Abstand des paramagnetischen Liganden zum beobachteten Kern und υ der
Winkel zwischen der Verbindungslinie und der Achse des Komplexes ist. K ist eine
Konstante, die das magnetische Moment des paramagnetischen Metallions berücksichtigt.
Aus der Gleichung 6-1 folgt, dass der Verschiebungseffekt mit r3 abnimmt, ∆Dip für alle
Kerne gleich groß ist und ∆Dip positiv oder negativ sein kann, je nachdem ob (3cos2υ-1)
größer oder kleiner Null ist [Friebolin, 1999].
Im dieser Arbeit sollte das Komplexierungsverhalten zweiwertiger Kationen mit Alginat
näher untersucht werden. Man vermutet für Mangan einen ähnlichen
Anlagerungsmechanismus wie bei Calciumionen. Aufgrund des Effektes der
paramagnetischen Ionen des Mangans wurde eine Veränderung des Alginatspektrums
erwartet. Die Beeinflussung der Resonanzsignale des Alginats sollte Informationen über den
Komplex Mangan-Alginat liefern und somit indirekt auch Informationen über Calcium-
Alginatkomplexe. Die Untersuchungen wurden zunächst an den homopolymeren Fraktionen,
die nach Kapitel 4.1.4 gewonnen wurden, durchgeführt. Hierfür wurden Konzentrationsreihen
mit gleichen Alginatanteilen, aber unterschiedlichen Mangankonzentrationen angesetzt. Von
diesen Lösungen wurden hochauflösende 13C-NMR-Spektren nach der reversed gated
decoupling Methode (s. Kapitel 4.4.1) aufgezeichnet. Die homopolymeren Fraktionen wurden
6 Diskussion
128
zuerst untersucht, um die Wechselwirkung der einzelnen Monomerbausteine des Alginats
unabhängig voneinander zu betrachten. Die Spektren wurden verglichen und zeigten
signifikante Linienverbreiterungen an bestimmten Kohlenstoffatomen des glykosidischen
Ringes. Zwei dieser Spektren sind in Abbildung 5.21 für die M-Fraktion exemplarisch
dargestellt. Man sieht hier sehr deutlich, dass beim Mannuronat nur zwei Signale verbreitert
werden, siehe dazu auch Abb. 5.22. Dort sind die Halbwertsbreiten der einzelnen Signale
gegen die Mangankonzentration aufgetragen. Aus der Grafik lässt sich entnehmen, dass die
stärkste Beeinflussung an der C-6 Position gefunden wird. Das C-6 ist der Kohlenstoff der in
dissoziierter Form negativ geladenen Carboxylgruppe. Die zweite Verbreiterung findet sich
am Kohlenstoff der Position 5, also der direkt benachbarte Kohlenstoff. Man kann also von
einer Wechselwirkung der Manganionen mit der negativ geladenen Carboxylgruppe
ausgehen. Das Manganion befindet sich in direkter Nähe zum C-6 Kohlenstoff und verursacht
aufgrund des zusätzlichen Magnetfeldes eine starke Verbreiterung des Signals. Dieses
Magnetfeld strahlt auch auf das C-5-Atom aus und verbreitert somit auch sein Signal. Diese
Linienverbreiterungen sprechen für eine ausschließliche Wechselwirkung der Manganionen
mit der Carboxylatgruppe.
Bei der Konzentrationsreihe des Guluronates findet sich ein anderes Ergebnis (s. Abb. 5.23).
Hier detektiert man wiederum die starke Verbreiterung des Carboxyl-Kohlenstoffsignals, eine
mäßige Verbreiterung des C-5 Resonanzsignals, aber zusätzlich auch eine Verbreiterung des
C-1-Signals. Diese zusätzliche Wechselwirkung lässt sich auf verschiedene
Komplexstrukturen der Manganionen mit Mannuronat bzw. Guluronat zurückführen.
Diese verschiedenen Möglichkeiten beruhen auf den unterschiedlichen Strukturen der beiden
homopolymeren Fraktionen. Das Mannuronat enthält diaxiale Verknüpfungen und bildet
bandartige Strukturen aus. Die Guluronateinheiten sind axial verknüpft und bilden Zick-Zack-
Ketten [Gacesa und Russel, 1990]. Die bandartige Struktur des Mannuronats ermöglicht den
Manganionen lediglich eine Anlagerung entlang der Kette. Die Form der Kette verhindert
Koordinationen mit anderen Sauerstoffen im Ring, somit werden auch keine weiteren
Kohlenstoffsignale verändert. In Abb. 6.11 ist eine im MM2 Kraftfeld energieminimierte
Struktur eines Mannuronathexamers in Gegenwart eines Manganions dargestellt.
Auch die zusätzliche Wechselwirkung des Mangans mit dem C-1 Kohlenstoff des
Polyguluronats lässt sich auf die Struktur des Homopolymers zurückführen. Die durch
Guluronat ausgebildeten Zick-Zack-Ketten verursachen einen leichten Versatz der einzelnen
Bausteine. Die Manganionen wechselwirken bevorzugt mit dem Carboxylat-Sauerstoff.
Durch den leichten Versatz ist aber genügend Platz, um zusätzliche Elektronendichte der
6 Diskussion
129
freien Elektronenpaare des Ringsauerstoffs auf das Mangan zu übertragen. Aus dieser
Wechselwirkung ergibt sich die zusätzliche Verbreiterung des C-1 Kohlenstoffsignals, das in
direkter Nachbarschaft zum Ringsauerstoff steht.
In Abbildung 6.12 ist eine einfache Energieminimierung eines Guluronathexamers in
Gegenwart eines Manganions dargestellt.
Abb. 6.11: Energieminimierte Struktur eines Mannuronathexamers in Gegenwart eines Manganions
C-6 C-6
C-5 C-5
6 Diskussion
130
Abb. 6.12: Energieminimierte Struktur eines Guluronathexamers in Gegenwart eines zweiwertigen Manganions
Die beiden Abbildungen zeigen einfache energieminimierte Strukturen der jeweiligen
Uronsäurehexamere. Sie sollen die NMR-Daten graphisch verdeutlichen. Man sieht in Abb.
6.11 sehr deutlich die Anlagerung des Mangans an zwei Carboxylatgruppen des
Mannuronathexamers. Diese Anlagerung erfolgt entlang der Kette und die anderen
Kohlenstoffatome der Monomereinheiten werden nicht von dem Paramagnetismus des
Manganions beeinflusst. Dies ist eine mögliche Interpretation der durch NMR-Spektrokopie
gefundenen Verbreiterungen. In Abbildung 6.12 erkennt man deutlich, dass das C-1
Kohlenstoffatom in direkter Nähe zu dem Manganion steht und somit sein Resonanzsignal im 13C-NMR-Spektrum der Guluronatfraktion verbreitert ist.
Wie schon vorher beschrieben, dienen die Abbildungen 6.11 und 6.12 zur Veranschaulichung
der durch NMR gefundenen Resultate. Die Abbildungen zeigen mögliche Anlagerungen des
Manganions an die beiden Homopolymeren. Die Struktur der Hexamere wurde in Chem3D
Ultra energieminimiert, anschließend ein Manganion zugefügt und erneut eine Minimierung
durchgeführt. Die Minimierung erfolgte bei 300 K und basiert auf einem MM2 Kraftfeld und
liefert die energetisch günstigste Konformation. Die ermittelte Energie liegt bei -149 kcal für
das Mannuronathexamer und bei -264 kcal für das Hexamer des Guluronats. Da es sich bei
der Minimierung um eine einfache Konformationsenergieermittlung handelt und allgemeine
Parameter zur Berechnung eingesetzt wurden, sind die Zahlenwerte der aus dem Programm
C-6
C-6
C-1C-5
C-5
6 Diskussion
131
ermittelten Bindungsabstände nicht in diese Arbeit aufgenommen worden. Diese Abbildungen
sollen als Visualisierung der gemessenen NMR-Ergebnisse dienen. Sie stellen keine
theoretische Arbeit dar. Es zeigt sich jedoch eindeutig, dass das hier verwendetet MM2
Kraftfeld die NMR-Ergebnisse reproduziert.
Als nächstes wurden die Einflüsse von Manganionen auf das gesamte Alginat betrachtet.
Hierfür wurde das Manucol LB nach Kapitel 4.1.2 hydrolysiert und ebenfalls eine
Konzentrationsreihe mit Mangan angesetzt. Die 13C-NMR-Spektren sind in Abbildung 5.24
aufgeführt. Die Einflüsse des Mangans auf das Alginat sind deutlich in den aufgenommenen
Spektren zu erkennen. Wie unter Kapitel 6.3 beschrieben, ist es möglich, die Signale im
Spektrum einzelnen Triaden zuzuordnen. Diese Sensibilität der Kohlenstoffatome auf die
nächsten Nachbarn ermöglicht eine präzise Zuordnung der von den Manganionen
bevorzugten Bausteine der Alginatkette. In diesem Falle würden für die Signale der
Kohlenstoffatome einer Position mit unterschiedlichen Triaden unterschiedliche
Verbreiterungen erwartet werden. Dies findet man tatsächlich in den aufgezeichneten
Spektren. Besonders deutlich zeigt sich dieser Effekt bei den Resonanzsignalen der C-1
Kohlenstoffe des Guluronats (s. Abbildung 5.25). Man sieht eine Verbreiterung des
GGM/MGM Signals. Dieses Signal ist bereits bei einer Konzentration von 0,3mmol/L Mn2+
aufgrund der extremen Verbreiterung kaum detektierbar. Eine geringere Verbreiterung findet
man für das MGM/GGG Signal. Die C-1 Resonanzsignale der Triaden mit Mannuronat als
Zentralatom werden nicht verbreitert. Diese Ergebnisse sprechen für einen bevorzugten
Aufenthaltsort der Manganionen an GM Einheiten der Alginatketten mit Präferenz zum
Guluronat. Auch hierfür wurde eine Energieminimierung im MM2 Kraftfeld durchgeführt,
diese ist in Abbildung 6.13 dargestellt.
Abb. 6.13: Energieminimierte Struktur eines MG-Hexamers (M: grün; G: grau) in Gegenwart von zweiwertigen Manganionen
C-1 C-1
6 Diskussion
132
Die Energieminimierung zeigt, dass der C-1 Kohlenstoff der Mannuronatgruppe die größte
Entfernung zum Manganionion hat und aus diesem Grunde auch keinerlei Wechselwirkung
der C-1(M) Kohlenstoffe detektiert werden kann. Das bedeutet weiterhin, dass auch für diese
Wechselwirkung des Mangans mit alternierenden Ketten zur die Energieminimierung im
MM2 Kraftfeld eine plausible Struktur liefert.
Es wurden noch weitere Wechselwirkungen der einzelnen Kohlenstoffe des Manucol mit
Mangionen detektiert. Man fand eine Verbreiterung der M-5 und G-5 Signale sowie eine
Verbreiterung des G-2 Signals. Diese Verbreiterungen können nicht eindeutig durch eine
Energieminimierung visualisiert werden. Bei der starken Wechselwirkung der
Carboxylkohlenstoffe (C-6) der einzelnen Monomerbausteine mit den Manganionen wirkt
wiederum ein Teil des Magnetfeldes auf die direkt benachbarten C-5 Kohlenstoffe. Das G-2
Signal kann natürlich auch aufgrund eines solchen Effektes betroffen sein. Nimmt man an,
dass weitere Elektronendichte vom glykosidischen Sauerstoff auf das Manganion übertragen
wird, so ist nicht nur der C-1 Kohlenstoff betroffen, sondern auch der direkte Nachbar, der C-
2 Kohlenstoff des Guluronates. Dies würde die Verbreiterung des G-2 Signals erklären.
6.1.6 13C-NMR-Spektroskopie an acetyliertem Alginat in Gegenwart von
Manganionen
Die Untersuchungen am Algenalginat Manucol LB repräsentieren eine erste Näherung der
Wechselwirkungen bakterieller Alginate mit Mangan. Da sich die bakteriellen Alginate aber
nicht nur in ihrer Sequenz, sondern auch durch die Anwesenheit von Acetylgruppen
unterscheiden, wurde das Manucol LB, wie unter Kapitel 4.1.5 beschrieben, acetyliert. Den
Effekt der Acetylgruppen auf die Hydrolysierbarkeit und Sequenzanalyse der Alginate wurde
bereits unter Kapitel 6.1.4 der Diskussion beschrieben. In den folgenden Abschnitten soll der
Effekt der Acetylierung der Mannuronateinheiten des Manucol LB auf die Wechselwirkungen
mit Mangan diskutiert werden. Die NMR-Spektren dieser Mangankonzentrationsreihe finden
sich in Abb. 5.26 des Ergebnisteils. Man sieht deutlich, dass aufgrund der geänderten
chemischen Umgebung die Anzahl der Signale zugenommen hat. Weiterhin sieht man, dass
der Effekt von Mangan auf die Kohlenstoffe, die im unacetylierten Zustand am stärksten
beeinflusst werden, wesentlich geringer ist. Vergleicht man die C-6 Resonanzen aus Abb.
5.24 (ca.180 ppm) mit denen der Abb. 5.26, erkennt man bei den letzteren ein zusätzliches
Signal, dass von den Acetylgruppenkohlenstoffen stammt. Dieses Signal verändert sich in
dem hier gewählten Mangankonzentrationsbereich nicht. Dies ist ein eindeutiges Zeichen,
6 Diskussion
133
dass die Acetylgruppen in keiner Weise mit den Manganionen in Wechselwirkung treten.
Außerdem sieht man, dass die Carboxylresonanzen der Monomereinheiten weniger stark
verbreitert werden. Das bedeutet, die Wechselwirkung von Manganionen mit den
Alginatketten nimmt generell ab. Eine acetylierte Alginatkette zeigt hydrophobere
Eigenschaften als das Alginat mit Hydroxylgruppen am C-2 bzw. C-3 Kohlenstoff.
Der Vergleich der C-1 Resonanzen der beiden verschiedenen Alginate verdeutlicht die
schwächere Wechselwirkung des acetylierten Polysaccharids im Vergleich zum nicht
acetylierten. Hier findet man, dass der Zerfall des GGM/MGM Signals wesentlich schwächer
ist. Das bedeutet nicht nur, dass die acetylierten Mannuronateinheiten schwächere
Wechselwirkungen zeigen, sondern dass sich die Acetylierung auf das gesamte Molekül aus
wirkt und die Affinität des Guluronats zum Mangan in gleicher Weise wie die des acetylierten
Mannuronats zum Mangan beeinträchtigt.
6.1.7 Einfluss der Kationen Mangan und Calcium auf die Eigenschaften des
Manucol LB und des acetylierten Manucol LB
Zur weiteren Charakterisierung der Wechselwirkungen von Mangan mit Manucol LB und
acetyliertem Manucol LB wurden Leitfähigkeitstitrationen durchgeführt. An dieser Stelle
erfolgte ebenfalls ein Vergleich der Wechselwirkungen von Mangan und Calcium mit den
beiden Alginaten. Der jeweilige Leitwert wurde in µS/cm notiert. Der Verlauf einer solchen
Titration ist in Abb. 5.28 am Beispiel des acetylierten Alginats mit Calcium dargestellt. Die
anderen Titrationsverläufe sind im Anhang unter A.1 bis A.3 aufgeführt.
Aus den eingesetzten Alginatkonzentrationen von 1mg/mL konnten Stoffmengen-
konzentrationen von 5 mmol/L bezogen auf das jeweilige Alginatmonomer berechnet werden.
Die ermittelten Äquivalenzpunkte liegen zwischen den Werten 0,17 und 0,20 mmol/L für
Calcium- bzw. Manganionen bei den beiden Alginaten bedeutet. Das bedeutet eine
Anbindung der Ionen erfolgt an jedem zwanzigsten Monomer.
Das verwendete Algenalginat Manucol LB enthält homopolymere Guluronatbereiche die
durch das in dieser Arbeit gewählte Verfahren (Kap. 4.1.5) nicht acetyliert werden. Eine
Acetylierung macht das Gesamtmolekül zwar hydrophober aber die
Monomerzusammensetzung wird nicht verändert. Es ist bekannt, dass zweiwertige Kationen
bevorzugt mit Guluronatmonomeren wechselwirken. Aufgrund des durchgeführten
Experimentes kann man sagen, dass die Mangan- bzw. Calciumionen mit den
homopolymeren G-Blöcken dieses Alginats wechselwirken müssen da keine signifikanten
6 Diskussion
134
Unterschieden bei den Äquivalenzpunkten detektiert werden konnten und dieser Bereich des
Alginats nicht verändert wurde.
Die Titration der Alginate gegen die beiden Kationen zeigte einige Schwierigkeiten auf. Um
lokale Leitfähigkeitsmaxima durch Gelbildung an der Eintropfstelle zu vermeiden musste
während der Bestimmung stark gerührt werden. Die Umdrehungszahl des Rührers wurde für
alle Bestimmungen gleich gehalten, um somit einem Fehler vorzubeugen. Die Titrationen
konnten auch nur in sehr niedrigem Konzentrationsbereich durchgeführt werden, sodass
lediglich Aussagen über die Wechselwirkungen der Kationen entlang einer Alginatkette
gemacht werden können. Eine weitere Erhöhung der Kationenkonzentration führt zur
Gelbildung und zur Ausfällung von unlöslichen Calcium- bzw. Manganalginaten. Die relativ
geringen Änderungen in den Steigungen stellten ebenfalls ein Problem dar, da die
Äquivalenzpunkte nur schwer sehr eindeutig zu bestimmen waren.
Unter Berücksichtigung dieser Faktoren kann man aus den in Tabelle 5.7 aufgeführten
Ergebnissen schließen, dass die Monomerzusammensetzung entscheidend für
Wechselwirkung der beiden Kationen Mn2+ und Ca2+ ist. Zusätzlich kann man festhalten, das
beide Ionen Mn2+ und Ca2+ wohl hauptsächlich mit den nicht acetylierten homopolymeren G-
Blöcken wechselwirken. Diese Wechselwirkung findet aufgrund der niedrigen
Kationenkonzentrationen entlang einer Alginatkette statt. Mit dem hier gewählten Experiment
und den eingestellten Bedingungen war es nicht möglich Unterschiede zwischen acetyliertem
Manucol LB und nicht acetyliertem Manucol LB sowie zwischen den beiden Kationen Mn2+
und Ca2+ hervorzuheben.
Zum Abschluss wurde die Fällbarkeit der Alginate durch Mangan- und Calciumionen getestet
(s. Abb. 5.29 und 5.30). Hierzu wurden Alginatlösungen mit bestimmten Mengen der
jeweiligen Kationenlösungen versetzt, stehengelassen und anschließend zentrifugiert. Der
verbliebene, nicht gefällte Alginatanteil wurde durch den Uronsäuretest (4.3.2) bestimmt und
somit die gefällte Menge zurückgerechnet. Hier bestätigten sich wiederum die Erwartungen.
Das Alginat lässt sich deutlich besser durch Calcium fällen. Es wurden bis zu ca. 90% des
gesamten Alginats gemessen, wohingegen durch Mangan nur ca. 50% des gesamten Alginats
gefällt werden konnten. Hier wurden die Unterschiede zwischen acetyliertem und
unbehandeltem Manucol LB sehr deutlich. Die Fällbarkeit des acetylierten Alginats durch
Calciumionen sank um etwa 30%. Noch größer war der Effekt beim acetylierten Alginat und
den Manganionen, hier sank die Fällbarkeit um 80%.
6 Diskussion
135
Als letztes wurden die Veränderungen der Viskositäten der verschiedenen Alginate in
Gegenwart unterschiedlicher Calcium- bzw. Mangankonzentrationen gemessen. Diese
Ergebnisse sind in Abbildung 5.31 aufgeführt. Hier sieht man sehr deutlich die Zunahme der
Viskosität durch Calciumionen. Dieser Effekt wurde bereits vielfach in der Literatur
beschrieben. Des weiteren beobachtet man niedrigere Viskositäten der acetylierten Alginate
sowie eine schwächere Zunahme der Viskosität mit steigender Calciumionenkonzentration.
Die Viskositäten der Manganionen zeigen keine signifikanten Veränderungen.
Zusammenfassend lässt sich zur Charakterisierung der Wechselwirkungen von Manganionen
und Calciumionen mit acetylierten Algenalginaten sagen:
- die Acetylierung verringert die Wechselwirkungen des paramagnetischen Ions
Mangan mit den Monomerbausteinen des Alginats
- die Acetylierung beeinträchtigt die durch Calcium- und Manganionen induzierte
Fällung des Alginats
- die Acetylierung beeinträchtigt kaum die Anzahl der möglichen
Anknüpfungspunkte zweiwertiger Kationen im Konzentrationsbereich von 5
mmol/L Manucol LB
- die Acetylierung bewirkt einen geringeren Anstieg der Viskosität des Alginats
durch Zugabe von Calcium.
Durch die chemische Acetylierung wird aber weder die Molmasse (Tab. 6.1) noch die
Polydispersität der Moleküle erhöht. Die hohe Affinität von Algenalginat zu divalenten
Kationen basiert auf den strukturellen Charakteristika des Polymers. Die Polyguluronatanteile
im Alginat mit ihren Carboxyl- und Hydroxylgruppen und der polyanionische Charakter des
Moleküls sind in dieser Wechselwirkung einbezogen [Atkins et al.; 1973; Nilsson, 1992;
Ress, 1972]. Durch die Acetylierung des Algenalginats wird weder der Guluronatanteil noch
die Dissoziation der Carboxylgruppe signifikant beeinflusst. Dentini et al. [1984] fanden eine
Modifizierung der Ionisierungseigenschaften dieser Alginate Die Acetylierung setzt die
negative Nettoladung des Polymers herab und erhöht damit seinen hydrophoben Charakter.
Eine weitere Erklärung für die schwächeren Effekte divalenter Kationen auf acetylierte
Alginate ist die sterische Behinderung der Bindung der Ionen zum Polymer [Morris et al.,
1978; Morris u. Rees, 1980].
6 Diskussion
136
6.2 Charakterisierung bakterieller Alginate von P. aeruginosa
Im Rahmen dieser Arbeit wurden vier verschiedene mucoide Stämme von P. aeruginosa
untersucht. Von diesen Stämmen wurden nach 4.2.1 und 4.2.2 Biofilme gezogen; aus den
Filmen wurde das extrazelluläre Polysaccharid Alginat durch Reinigung nach 4.2.2 isoliert.
Bei zwei der untersuchten Stämme handelt es sich um Kulturen von ehemals nativen
Biofilmen. Die beiden anderen Stämme sind Mutanten mit Defekten in der O-Acetylierung.
Ein Ziel dieser Arbeit war die Bestimmung der Sequenz dieser Alginate. Insbesondere sollte
der Einfluss der Mutation auf die Zusammensetzung des Alginats untersucht werden.
Zunächst jedoch wurde ein IR-Spektrum des Alginats aus P. aeruginosa aufgenommen. Hier
sieht man wiederum deutlich die Acetylgruppen des Mannuronats. Der Bande bei 1730 cm-1
wird der Absorption der C=O Streckschwingung zugeschrieben. Dies ist eine
charakteristische Bande der O-Acetylgruppen des Alginats [Evans u. Linker, 1973;
Sherbrock-Cox et al., 1984]. Eine weitere für die Acetylgruppe charakteristische Bande ist die
der C-O-C-Streckschwingung bei 1250 cm-1. Bei allen bakteriellen Alginaten wurden diese
Banden registriert, bei den beiden Mutanten waren sie jedoch nur sehr schwach ausgeprägt.
Von den Stämmen FRD1 und FRD1153 wurde nach Kapitel 4.2.3 EPS isoliert. Diese EPS
wurde mit Hilfe der SEC-Malls Analyse untersucht. Die Daten zeigen, dass die Molmassen
dieser bakteriellen Alginate bei ungefähr 1 ·106 g/mol liegen (Tab. 5.8). Die Alginate aus den
vier verschiedenen Pseudomonaden unterschieden sich im Acetylierungsgrad. Da die
Acetylierung die Hydrolysierbarkeit stark beeinflusst (s. Abb. 5.33), wurden die beiden
Alginate aus den nativen Stämmen nach 4.1.6 deacetyliert und anschließend hydrolysiert. Von
zwei hydrolysierten Alginaten wurden SEC-Malls Analysen gemacht. Die ermittelten
Molmassen lagen beim Alginat aus SG81 und beim Alginat aus FRD1152 bei ca. 200.000
g/mol (Tab. 5.8). Von allen Stämmen wurden hochauflösende 13C-NMR-Spektren
aufgezeichnet und die Resonanzsignale nach Grasdalen et al. [1981] zugeordnet. Die Spektren
der bakteriellen Alginate unterschieden sich von denen des Algenalginats Manucol LB. Der
signifikanteste Unterschied findet sich bei den Resonanzsignalen der Kohlenstoffe der C-1
Position im glykosidischen Ring. Man sieht deutlich, dass die Signale der GGG/MGG
Triaden fehlen. Es ist bereits bekannt, dass Alginate des Bakteriums P. aeruginosa keine G-
Blöcke enthalten [Haug et al., 1973]. Die anderen Signale konnten den restlichen Triaden
zugeordnet werden und durch Integration konnte die Sequenz eines jeden bakteriellen
Alginats bestimmt werden (Kap. 4.4.1 Gl. 4.1-4.2). In der Tabelle 5.10 sind diese Werte
6 Diskussion
137
aufgeführt. Die Abb. 5.36 zeigt einen Vergleich der vier verschiedenen bakteriellen Alginate.
In den Abbildungen werden die experimentell ermittelten Werte mit den aus dem M/G-
Verhältnis nach 4.4.2 berechneten statistischen Werten aufgeführt. Ein direkter Vergleich der
M/G-Verhältnisse der Alginate aus den vier Stämmen von P. aeruginosa zeigt nur marginale
Unterschiede. Die relativen Mannuronatanteile liegen bei 0,76 (SG81) und 0,68 (FRD1) für
die Wildtypen und bei 0,67 (FRD1151) bzw. 0.69 (FRD1153) für die beiden Mutanten. Die
Unterschiede zwischen den Stämmen sind unerheblich und liegen innerhalb der
experimentellen Ungenauigkeit.
Wie erwartet unterschieden sich die Alginate signifikant durch ihre Acetylierungsgrade. Das
Alginat der Mutante FRD1152 enthält nur 17% der Acetylgruppen des Alginats aus FRD1.
Diese durch die NMR-Spektroskopie gewonnenen Zahlen stehen in guter Übereinstimmung
mit den über Hestrin [1949] ermittelten Acetylierungsgraden aus Tab. 6.2. Der Acetylierungs-
grad für das Alginat aus FRD1153 lag unterhalb der Detektionsgrenze (5%) und konnte
deshalb durch die NMR-Spektroskopie nicht ermittelt werden.
Über den Acetylgruppentest von Hestrin wurde ein Acetylierungsgrad von 0,02 ermittelt.
Dieser Wert liegt bei 7% des Acetylierungsgrades des Ausgangsstammes FRD1.
Tab. 6.2: Acetylgruppengehalt der vier verschiedenen bakteriellen Alginate und des chemisch acetylierten Manucol LB. Ermittelt nach Hestrin, 1949
Alginat (% w/w)
Acetylierungsgrad
bez. auf
Gesamtmolekül
SG81 *1 6,79 0,23
FRD1 *2 8,06 0,27
FRD1152 *2 1,33 0,05
FRD1153 *2 0,70 0,02
Manucol LB 7,68 0,26
*1) aus S. Grobe, 1994; *2) aus P. Tielen 1999
Der interessanteste Unterschied zwischen den verschiedenen Alginaten zeigt sich bei der
Betrachtung der Monomersequenzen. Abb. 5.36 enthält einen Vergleich zwischen der
relativen Verteilung verschiedener Triaden FXYZ, die experimentell bestimmt wurden
(Balken), mit den korrespondierenden Häufigkeiten PXYZ=PX · Py · PZ einer komplett
6 Diskussion
138
statistischen Kettenverteilung, die auf dem M/G-Verhältnis basiert (Linien). Während das
Algenalginat Manucol LB (Abb. 5.13) nur schwache Abweichungen zwischen
experimentellen und berechneten Triadenhäufigkeiten zeigen, stellt sich die Situation für die
bakteriellen Alginate aus SG81 und FRD1 komplett anders dar. Die Häufigkeit der Triade
MMM ist wesentlich geringer als durch das M/G-Verhältnis berechnet. Bei einem
Mannuronatgehalt von 0,76 für den Stamm SG81 wird eine Häufigkeit von PMMM=(0,76)3=
0,44 erwartet. Stattdessen wurde nur ein Wert von FMMM=0,11 gemessen. Gleichzeitig sind
die Häufigkeiten der MMG/GMM Triaden sowie der GMG Triade stark erhöht. Im Gegensatz
zum Algenalginat sind die GGG Triaden nicht präsent.
Diese Beobachtungen deuten auf die Gegenwart eines aktiven Kontrollmechanismus während
der Biosynthese eines bakteriellen Alginats. Offensichtlich existiert ein Mechanismus, der die
Ausbildung von MMM Triaden vermeidet und die Bildung von MMG/GMM sowie GMG
Triaden bei der Alginatsynthese bevorzugt. Dieser Mechanismus scheint bei den Mutanten
FRD1152 und FRD1153 beeinflusst zu sein. Im Gegensatz zu den beiden Wildtypen
produzieren diese Stämme Alginate, denen die signifikanten Abweichungen von den
statistisch ermittelten Werten fehlen. In diesen Fällen ist die experimentell detektierte
Häufigkeit der MMM Triade weitestgehend identisch mit den statistisch berechneten
Häufigkeiten. Die Acetylierung der Mannuronateinheiten während der Biosynthese des
Alignats ist offensichtlich gekoppelt mit dem Mechanismus, homo-M-Blöcke zu vermeiden
und alternierende Bereiche bevorzugt auszubilden.
Die biologische Motivation für die bevorzugte Produktion alternierender Blöcke in
bakteriellem Alginat ist nicht bekannt. Im folgenden Abschnitt werden jedoch einige
Spekulationen für eine solche Motivation aufgeführt. Die potentiellen Vorteile des
resultierenden Alginats bezüglich der mechanischen Stabilität der in Wasser geformten
Gelphase könnte ein solcher Grund sein. Messungen der Mobilität der Monomereinheiten in
Alginatketten [Mayer et al., 2001] zeigen, dass Calciumionen fester durch MG- oder GM-
Blöcke gebunden werden als durch Mannuronat gebildete M-Blöcke [Lattner et al., 2003].
Die Tendenz von zweiwertigen Kationen zu MG oder GM Paaren, wurde auch für
Calciumionen in Gegenwart von G-Blöcken detektiert [Wang et al, 1993]. Diese Ergebnisse
sprechen für einen weiteren, zusätzlich dem von Rees [1970] postulierten
Komplexierungsmechanismus. Im Gegensatz zu dem von Wang et al. untersuchten
Algenalginat fehlen den in dieser Arbeit untersuchten bakteriellen Alginaten aus P.
aeruginosa G-Blöcke. Aus diesem Grunde können stabile Gele nicht über den „egg-box“-
Mechanismus ausgebildet werden. Verwendet man die von Wang et al. gemachten
6 Diskussion
139
Beobachtungen, dass selbst Alginate mit G-Blöcken an den GM- bzw. MG-Positionen des
Alginatstrangs in Wechselwirkung mit zweiwertigen Kationen treten, lassen sich die in Tab.
5.10 beobachteten überproportionalen Häufigkeiten von alternierenden Sequenzen erklären.
Die beiden nativen Stämme von P. aeruginosa produzieren Alginate mit größeren
Häufigkeiten an MG- oder GM-Paaren, damit diese bakteriellen Alginate stabile Gele mit
zweiwertigen Kationen, bevorzugt Calciumionen, bilden können. Diese Hypothese soll durch
die Untersuchung der Wechselwirkungen dieser Alginate mit Calcium und Mangan in den
nächsten Abschnitten bestätigt werden.
6.3 Wechselwirkung der bakteriellen Alginate mit den
zweiwertigen Kationen Calcium und Mangan
6.3.1 13C-NMR-spektroskopische Untersuchung der Wechselwirkungen der
bakteriellen Alginate mit Manganionen
Für die Wechselwirkungen der bakteriellen Alginate mit Manganionen wurden die Alginate
aus FRD1 als Wildtyp und das Alginat aus FRD1153 als Mutante ausgewählt. Das Alginat
aus FRD1153 enthält den niedrigsten Acetylgruppenanteil. Die Alginate wurden nach 4.2.2
isoliert, gereinigt und nach 4.1.3 hydrolysiert. Für die Untersuchung der Wechselwirkungen
mit Mangan wurde das Alginat aus FRD1 nicht deacetyliert, da der Effekt dieser für P.
aeruginosa Alginate charakteristischen Bausteine einbezogen werden sollte.
Es wurden wie bei der Untersuchung des Algenalginats Konzentrationsreihen der Alginate
mit Mangan angesetzt und hochauflösende 13C-NMR-Spektren aufgezeichnet. Die Spektren
des Alginats aus der Mutante FRD1153 sind in Abb. 5. 38 aufgeführt. In Abb. 5.39 sind die
C-1 Resonanzen des Alginats mit zunehmender Mangankonzentration dargestellt. Das
Spektrum des acetylierten Alginats aus FRD1 enthält zusätzliche Signale aufgrund der durch
die O-Acetylgruppen veränderten chemischen Umgebung (s. Abb. 5.40) Aus diesem Grunde
war eine Zuordnung einzelner Triaden in diesem Spektrum nicht möglich (s. Abb. 5.41).
6 Diskussion
140
Doch zunächst einmal die Ergebnisse aus der Mangankonzentrationsreihe mit dem nahezu
unacetyliertem Alginat der Mutante FRD1153. Eine starke Verbreiterung der Signale und
damit die stärkste Wechselwirkung mit den Manganionen wird für die C-6 Resonanzen und
die Resonanz der GGM/MGM Triaden detektiert. Eine starke Wechselwirkung mit
Manganionen bedeutet in diesem Zusammenhang die größte Nähe bzw. die längste
Aufenthaltsdauer des Manganions in der Nähe der C-1 bzw. C-6 Resonanzen. Schwächere
Wechselwirkungen in Form von Linienverbreiterungen werden für die M-5, G-5 und G-2
Signale gefunden. Für diese drei Signale wurden auch Änderungen der chemischen
Verschiebung detektiert. Für das Signal des C-5 Kohlenstoffs des Mannuronats wurde ein
Shift von 0,30 ppm gefunden. Der Shift für das G-2 Signal beträgt 0,23 ppm und für das G-5
Signale 0,10 ppm. Die starken Wechselwirkungen mit C-6 und dem MGM/GGM Triaden sind
auch beim Algenalginat Manucol LB detektiert worden. Die beiden Alginate aus FRD1153
und das Manucol LB besitzen einige Gemeinsamkeiten. Die M/G-Verhältnisse von 0,59/0,41
für das Algenalginat und 0,69/0,31 für das Alginat aus FRD1153 liegen in ähnlicher
Größenordnung. Die Sequenz beider Alginate entspricht annähernd statistischen
Anordnungen. Der einzige signifikante Unterschied der beiden Alginate ist die komplette
Abwesenheit von GGG Triaden bei dem bakteriellen Alginat. Aus diesem Grunde erstaunt es
nicht, dass die Wechselwirkungen ähnlicher Natur sind.
Das Alginat, das von dem Bakterium des Stammes FRD1 gebildet wird, besitzt ein M/G-
Verhältnis von 0,68 zu 0,32 und ist also ebenfalls mit dem Alginat aus FRD1153 und
Manucol LB vergleichbar. Die Spektren zeigen die gleichen Auffälligkeiten wie bei dem
chemisch acetylierten Manucol LB (Abb. 5.39). Im Bereich der Carboxyl-Kohlenstoffe bei
ca. 180 ppm wird das Signal der Carboxylgruppen des Alginats vollkommen ausgelöscht. Das
Signal der Acetylgruppen zeigt hingegen keinerlei Veränderung. Die Signale der C-1
Resonanzen werden im Bereich der MGM/GGM Triaden ausgelöscht. Es wurde ebenfalls
eine Verbreiterung der M-5, G-5 und G-2 Resonanzen gefunden. Eine Bestimmung der
chemischen Verschiebungen der einzelnen Signale brachte auch hier einen Shift bestimmter
Signale hervor (Tab. 5.12). Detektiert wurde Veränderungen der chemischen Verschiebungen
für G-2 von 0,22 ppm, für G-5 von 0,24 und für M-5 von 0,65 ppm. Diese
Kohlenstoffatomresonanzen wurden ebenfalls beim Alginat aus FRD1153 verschoben.
Zusätzlich wurde das Signal der M-3 Resonanz um 0,22 ppm verschoben. Diese zusätzlich
Verschiebung spricht für leicht veränderte Wechselwirkung des Manganions mit der
acetylierten Alginatkette aus FRD1. Für dieses bakterielle Alginat wurde eine
energieminimierte Struktur über ChemOffice 8.0 ermittelt, sie wird in der Abbildung 6.14
6 Diskussion
141
gezeigt. Die Struktur macht deutlich, das eine Wechselwirkung unter Mitwirkung der OH-
Gruppe am M-3 nur durch eine 1-4-verknüpfte GM-Sequenz erfolgen kann. In diesem Falle
liegt die OH-Gruppe des C-3 Kohlenstoffs direkt neben der glykosidischen Bindung am C-4
des Mannuronats.
Abb. 6.14: Energieminimierte Struktur einer M-G-M(ac)-G-M-M(ac)-Sequenz in Gegenwart eines Manganions
Die über die Änderung der chemischen Verschiebung aus Gl. 6.1 ermittelten relativen
Abstände der Kohlenstoffe zum Mangan ergeben, dass das G-5 Atom die größte Nähe besitzt,
die Atome M-3 und G-2 etwa den gleichen Abstand haben und das M-5 den größten Abstand
besitzt. Für das Alginat aus FRD1153 wurden ebenfalls über Gleichung 6.1 aus den
Änderungen der chemischen Verschiebungen die relativen Abstände der Kohlenstoffatome
zum Manganion bestimmt. Hier fand man den größten Abstand für das G-5, gefolgt vom G-2
und schließlich das M-5 mit der größten Nähe zum Mangan.
Diese Unterschiede zwischen dem Alginat aus FRD1 und FRD1153 beruhen vermutlich auf
den strukturellen Unterschieden der beiden Alginate. Der signifikanteste Unterschied sind die
im FRD1 enthaltenen Acetylgruppen. Zusätzlich besitzen die beiden Alginate eine andere
Sequenz. Das Bakterium P. aeruginosa FRD1 bildet bevorzugt Alginate mit alternierenden
Ketten und vermeidet homopolymere M-Blöcke. Das Alginat der Mutante FRD1153 bildet
nahezu statistisch angeordnete Alginatketten [Schürks et al., 2002]. Aus diesem Grunde ist
der Unterschied in den Wechselwirkungen der Alginate mit Mangan nicht eindeutig den
G-6 M-6
G-2 M-3
6 Diskussion
142
Acetylgruppen zuzuschreiben. Es ist jedoch sehr wahrscheinlich, dass zweiwertige Kationen
wie das Mangan mit den GM-Sequenzen des acetylierten Alginats eine andersartige
Wechselwirkung eingehen. Dies liegt an der durch die Acetylierung veränderten negativen
Nettoladung. Es liegen also zwei unterschiedliche Wechselwirkungen von acetyliertem und
acetylgruppenfreiem, bakteriellem Alginat mit Manganionen vor. Diese Beobachtungen
werden unterstützt durch die vom chemisch acetyliertem Manucol gefundenen Ergebnisse.
Die starken Wechselwirkungen der GM-Sequenz mit Mangan wurden auch bei CD-
Experimenten von Wang et al., 1994 mit Alginaten und Calcium detektiert. Bei dieser starken
Wechselwirkung waren die Carboxylgruppen, Hydroxylgruppen und Ring-Sauerstoffe
beteiligt. Die im Rahmen dieser Arbeit detektierten Verbreiterungen der M-5 und M-3
Signale indizieren, dass M-Reste ebenso an der Manganwechselwirkung beteiligt sind. Die
Beteiligung von Mannuronatresten an Wechselwirkung mit Mangan wurde für alle in Rahmen
dieser Arbeit detektierten Alginate beobachtet. Das ist besonders bemerkenswert für das
Algenalginat Manucol LB, da es über homopolymere G-Blöcke verfügt und trotzdem starke
Wechselwirkungen mit MG-Blöcken detektiert wurden. Dies gibt einen Hinweis darauf, dass
nicht ausschließlich G-Reste, sondern ebenso GM (oder MG)-Sequenzen an der
Wechselwirkung beteiligt sind. Das bedeutet, dass M-Reste ebenfalls eine Rolle im
Gelierungsprozess von Alginat mit Calcium spielen.
6 Diskussion
143
6.3.2 Affinitätschromatographie von Alginat aus P. aeruginosa SG81
Im Rahmen einer Diplomarbeit wurde von den vier hier untersuchten verschiedenen Stämme
Alginat nach 4.2.2 isoliert und affinitätschromatographisch untersucht. Bei der verwendeten
Methode handelte es sich um eine Lectinaffinitätschromatographie bei der das Lectin
Concanavalin A (ConA) an die Sepharose 4B gebunden wurde. Concanavalin A ist ein
tetrameres Metalloprotein, das aus Canavalia ensiformis isoliert wurde.
Das ConA bindet Moleküle, die α-D-Mannopyranosyl, α-D-glucopyranosyl und sterisch
verwandte Reste besitzen. Die bindenden Zucker benötigen Hydroxylgruppen. ConA mit
Sepharose 4B wird zur Trennung und Reinigung von Glykoproteinen, Polysacchariden und
Glykolipiden routinemäßig eingesetzt. Essentiell für die Bindungseigenschaften von ConA
Sepharose 4B ist die Gegenwart von Mn2+ und Ca2+. Die beiden Ionen sind im ConA komplex
gebunden. Strathmann [2003] zeigte, dass Alginat mit fluoreszenzmarkiertem ConA
visualisiert werden kann und geht von einer Bindung des ConA an die Alginatbausteine aus.
Zur Untersuchung der Spezifität und Art der Bindung von gereinigtem Alginat von
P.aeruginosa SG81 an ConA wurde eine Lektin-Affinitätschromatographie mit der oben
beschriebenen Säulenpackung durchgeführt. Das aufgegebene Alginat eluierte in drei
verschiedenen Fraktionen. Es wurde vermutet, dass die drei Fraktionen drei verschiedene
Alginate enthalten. Aus diesem Grunde sollte eine Sequenzanalyse der verschiedenen
Alginate erfolgen.
Von der ersten Fraktion wurde ein hochauflösendes NMR-Spektrum aufgezeichnet (s. Abb.
5.42). Diese Fraktion enthält Alginat, welches nicht an ConA bindet. Das NMR-Spektrum
zeigte Charakteristika, die bei Alginaten in Gegenwart des paramagnetischen Ions Mangan
gefunden werden. Es wurde festgestellt, dass die Aktivität der ConA Sepharose 4B Säule mit
jedem neuen Chromatographiedurchlauf sinkt und somit die Trennbarkeit der Alginate durch
die Säule verschlechtert wurde. Dies ist ein wichtiges Indiz für die Affinität von Manganionen
zu Alginaten. Das in der Säule enthaltene Mangan wird mit jedem Chromatographie-
durchgang ausgewaschen und somit nimmt die Mangankonzentration in der Säule ab. Für die
Bindungseigenschaften von ConA ist die Gegenwart von Mn2+ essentiell. Eine sinkende
Manganionenkonzentration erklärt den Abfall der Aktivität der Säule.
Wenn man nun bedenkt, dass die Affinität von Alginat zu Calciumionen, die ebenfalls in der
Säule enthalten sind, viel größer ist, liegt die Vermutung nahe, dass diese Ionen ebenfalls
nach und nach ausgewaschen werden. Ein Beweis dieser Vermutung konnte durch die NMR-
6 Diskussion
144
Spektroskopie nicht erbracht werden, da ein hochauflösendes Alginatspektrum in Gegenwart
von Caliumionen keine besonderen Charakteristika aufweist (s. 6.1.5).
Das Alginat der ersten Fraktion wurde mit EDTA-Lösung behandelt, dialysiert und
lyophilisiert. Dieses Alginat wurde 13C-NMR-spektroskopisch untersucht. Das Spektrum ist
ebenfalls in Abb.5.41 (unten) aufgeführt. Die Abbildung 5.41 enthält weiterhin ein Spektrum
des nach 4.2.2 gereinigten Alginats aus P.aeruginosa SG81 (oben). Vergleicht man die drei
Spektren miteinander, so sieht man, dass der Fraktion 1 durch die EDTA-Behandlung die
Manganionen entzogen wurden. Das resultierende Spektrum (unten) ist nahezu identisch mit
dem Spektrum des gereinigten Alginats (oben). Es zeigt schärfere Linien, da durch die
Behandlung mit EDTA andere zweiwertige Ionen (z.B. Ca2+-Ionen) ebenfalls entfernt werden.
Bei der Lektin-Affinitätschromatographie muss also die Affinität der Alginate zu
zweiwertigen Ionen berücksichtigt werden. Die Säule sollte nach jedem
Chromatographiedurchgang mit den beiden Ionen behandelt werden und somit erneut
aktiviert werden. Genaue Aspekte über das Bindungsverhalten von ConA zu Alginaten
konnten durch diese Untersuchung bisher nicht beleuchtet werden.
6 Diskussion
145
6.3.3 Fällungsversuche bakterieller Alginate mit Calcium- und Manganionen
In der folgenden Tabelle wurde bei einer Konzentration von 10 mmol/L des jeweiligen Ions
der Anteil des gefällten Alginats bestimmt.
Tab. 6.3: Fällbarkeit der verschiedenen Alginate bei Kationenkonzentrationen von 10 mmol/L für Calcium und Mangan
Alginat Kation
(10mmol/L)
Alginat gefällt
(%)
Ca 44,7 FRD1
Mn 0
Ca 99,3 FRD1153
Mn 72,2
Ca 98,6 FRD1 deacetyliert
Mn 68,9
Ca 74,1 Manucol LB
Mn 20,8
Ca 17,6 Manucol LB acetyliert
Mn 0
Die Fällungsversuche zeigen die gleichen Tendenzen die bereits bei Manucol LB und
acetyliertem Manucol LB beobachtet wurden. Das nicht acetylierte Alginat aus FRD1153
lässt sich besser fällen als das Alginat aus FRD1. Die Fällbarkeit mit Calciumionen ist bei
allen Alginaten besser als mit Manganionen.
6 Diskussion
146
Fasst man die unter 6.3.1 und 6.3.3 diskutierten Ergebnisse für die bakteriellen Alginate aus
P. aeruginosa zusammen, so lassen sich folgende Aspekte festhalten:
- Die Manganionen zeigen eine große Präferenz zu GM- bzw. MG-Sequenzen der
Alginate von FRD1 und FRD1153
- Das Alginat aus FRD1153 zeigt eine dem Algenalginat Manucol LB analoge
Wechselwirkungen mit Mangan- und Calciumionen. Dies lässt sich auf die
Sequenz und die Acetylierung des Alginats zurückführen.
- Das Alginat aus FRD1 zeigt aufgrund seiner Acetylierung und seiner Sequenz eine
andere Wechselwirkung als das Alginat aus FRD1153 oder das Manucol LB. Hier
werden zusätzlich M-3 Kohlenstoffe durch das durch Mangan erzeugte
magnetische Moment beeinflusst
- Die Manganionen im Alginat der Fraktion 1 aus der Lektin-Affinitätschroma-
tographie von Alginat aus SG81 lassen sich durch EDTA-Behandlung entfernen.
Dies zeigt die Reversibilität dieser Wechselwirkung an
- Die Fällbarkeit der bakteriellen Alginate aus P. aeruginosa FRD1 und FRD1153
ist analog zu der bei Manucol LB beobachteten Fällbarkeit
Diese Ergebnisse unterstützen die unter 6.2 aufgestellte Hypothese für Alginate aus mucoiden
P. aeruginosa Stämmen. Es wurde vermutet, das diese Bakterien bevorzugt alternierende
Ketten produzieren. Die überproportionale Häufigkeit von alternierenden Sequenzen lässt sich
auf das Komplexierungsverhalten mit zweiwertigen Kationen zurückführen. Das durch die
Bakterien extrazellulär ausgeschiedene Alginat bildet mit den anderen Bestandteilen der EPS
eine stabile Matrix für Biofilme dieser Bakterien.
7 Zusammenfassung
147
Kapitel 7
Zusammenfassung
Im ersten Teil dieser Arbeit wurde das Algenalginat Manucol LB untersucht und durch verschiedene Methoden charakterisiert. Ein IR-Spektrum wurde aufgezeichnet und die Molmasse wurde durch Viskosimetrie, SEC-Malls und Ultrazentrifugation ermittelt. Das Manucol LB diente als Modellsubstanz, woran die für die Untersuchungen der wesentlich teureren bakteriellen Alginate benötigten Bedingungen eingestellt wurde. Es wurden zwei Abbaumethoden getestet, die saure Hydrolyse mit verdünnter Salzsäure und der enzymatische Abbau. Es zeigte sich, dass die saure Hydrolyse für die weiteren Untersuchungen die günstigere Abbaumethode darstellt. Durch die an den Abbau anschließende Charakterisierung der Monomersequenz mit hochauflösender 13C-NMR-Spektroskopie nach Grasdalen et al. [1986] wurde eine nahezu statistische Anordnung der einzelnen Monomerbausteine entlang der Kette ermittelt. Eine Fraktionierung des Alginats erfolgte ebenfalls durch saure Hydrolyse. Hierbei konnten zwei Fraktionen gewonnen werden, die zu jeweils über 90% aus Polymeren der beiden Monomerbausteine α-L-Guluronat und β-D-Mannuronat bestehen. Mit Hilfe der hochauflösenden 13C-NMR-Spektroskopie wurden die Wechselwirkungen mit paramagnetischen, zweiwertigen Manganionen an der M-Fraktion, der G-Fraktion und dem moderat abgebauten Manucol LB untersucht. Hierbei wurden zwei verschiedene Anlagerungsmechanismen für das Mangan an homopolymeres Mannuronat und Guluronat gefunden. Dieser Unterschied konnte durch eine einfache Energieminimierung simuliert werden. Das moderat abgebaute Manucol LB diente zur Bestimmung der Wechselwirkungen der Manganionen mit den einzelnen Blockbausteinen des Alginats. Dies erfolgte über die den einzelnen Triaden zugeordneten Signale im 13C-NMR-Spektrum. Hier fand man eine Bevorzugung der GGG-Triade und der alternierenden Bestandteile der Alginatkette, wobei die Signale mit Guluronat als Zentralmolekül stärker beeinflusst wurden. Als nächstes wurde das Manucol LB chemisch acetyliert. Durch die Acetylierung sollten die bakteriellen Alginate so gut wie möglich simuliert werden. An diesem Alginat wurden ebenfalls die Wechselwirkungen mit paramagnetischen Manganionen und mit Calciumionen untersucht. Die 13C-NMR-spektroskopische Untersuchung lieferte im Vergleich zum nicht
7 Zusammenfassung
148
acetylierten Alginat eine schwächere Wechselwirkung der Manganionen mit den Monomerbausteinen des Alginats. Die Acetylierung erschwert die durch Calcium- und Manganionen induzierte Fällung des Alginats. Es wurde ein geringerer Anstieg der Viskosität des acetylierten Manucols durch Zugabe von Calcium- und Manganionen beobachtet als dies beim nicht acetylierten Manucol LB der Fall war. Bei den durchgeführten Leitfähigkeitstitrationen konnte allerdings keine Unterscheidung zwischen acetyliertem und nicht acetyliertem Manucol LB sowie zwischen den beiden verwendeten Kationen Ca2+ und Mn2+ getroffen werden. Dies wurde zurückgeführt auf die durch die Acetylierung unveränderte Sequenz des Alginats. Im zweiten Teil der Arbeit wurden Alginate aus vier mucoiden Stämmen von P. aeruginosa isoliert und untersucht. Die Monomersequenzen wurden bestimmt und die Verteilung der Triadenbausteine mit einer einfachen Statistik verglichen. Hier fand man für die Alginate der beiden „Wild-Stämme“ SG81 und FRD1 eine signifikante Abweichung von einer rein statistischen Anordnung. Bei diesen Alginaten wurde ein hoher Anteil alternierender Sequenzen detektiert. Die aus FRD1 mutierten Stämme FRD1152 und FRD1153 zeigten diese Tendenz nicht mehr. Aus diesen Ergebnissen wurde die Hypothese aufgestellt, dass ein Kontrollmechanismus während der Biosynthese von bakteriellen Alginaten aktiv ist. Dieser Mechanismus vermeidet die Ausbildung homopolymerer Sequenzen und bevorzugt die Bildung alternierender Bereiche. Im nächsten Teil der Arbeit wurde untersucht, ob die Wechselwirkungen mit Kationen eine Ursache für die bevorzugte Bildung alternierender Ketten sein kann. Mit Hilfe der 13C-NMR-Untersuchungen der bakteriellen Alginate mit Manganionen konnte eine große Präferenz der Ionen zu GM- bzw. MG-Sequenzen dieser Alginate beobachtet werden. Das Alginat aus FRD1 zeigte aufgrund seiner Acetylierung und seiner stark alternierenden Sequenz eine andere Wechselwirkung als die Alginate mit statischen Verteilungen der Monomerbausteine (Mutanten und Manucol LB). Diese Ergebnisse konnten durch Energieminimierungen in einem MM2-Kraftfeld simuliert werden. Die Fällbarkeit der bakteriellen Alginate aus P. aeruginosa ist analog zu der bei Manucol LB beobachteten Fällbarkeit. Das nicht acetylierte Alginat lässt sich besser fällen als das acetylierte und durch Calciumionen lassen sich die Alginate vollständiger ausfällen als durch Manganionen. Diese Ergebnisse unterstützen die aufgestellte Hypothese für Alginate aus mucoiden P. aeruginosa Stämmen. Die überproportionale Häufigkeit von alternierenden Sequenzen lässt sich auf das Komplexierungsverhalten mit zweiwertigen Kationen zurückführen. Das durch die Bakterien extrazellulär ausgeschiedene Alginat bildet mit den anderen Bestandteilen der EPS eine stabile Matrix für Biofilme dieser Bakterien.
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149
Kapitel 8
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Anhang
165
Anhang Anhang A
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
200
400
600
800
1000
1200
Leitf
ähig
keit
(µS/
cm)
CaCl2-Konzentration (mmol/L)
Leitfähigkeitstitration Alginat 1mg/mL
Abb. A.1: Leitfähigkeitstitration des Algenalginats gegen CaCl2-Lösung
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
Leitf
ähig
keit
(µS/
cm)
MnCl2-Konzentration (mmol/L)
Leitfähigkeitstitration Alginat 1mg/mL
Abb. A.2: Leitfähigkeitstitration des Algenalginats gegen MnCl2-Lösung
Anhang
166
0.0 0.2 0.4 0.6 0.8 1.0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
Leitf
ähig
keit
(µS/
cm)
MnCl2-Konzentration (mmol/L)
Leitfähigkeitstitration acetyliertes Alginat 1mg/mL
Abb. A.3: Leitfähigkeitstitration des acetylierten Alginats gegen MnCl2-Lösung
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
-0.0050.0000.0050.0100.0150.0200.0250.0300.035
RI-D
etek
tor (
Vol
t)
Volumen in mL
0.2850.2900.2950.3000.3050.3100.3150.320
Det
ekto
r 11
Abb. A.4: SEC-Malls Analyse der EPS isoliert aus P. aeruginosa SG81
Anhang
167
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28-0.0050.0000.0050.0100.0150.0200.0250.0300.0350.040
RI-
Det
ekto
r (V
olt)
Volumen in mL
0.2750.2800.2850.2900.2950.3000.3050.3100.315
Det
ekto
r 11
Abb. A.5: SEC-Malls Analyse der EPS isoliert aus P. aeruginosa FRD1152
6 8 10 12 14 16 18 20 22 24 26 28
-0.005
0.000
0.005
0.010
0.015
0.020
RI-D
etek
tor (
Vol
t)
Volumen in mL
0.27
0.28
0.29
0.30
0.31
0.32
0.33
Det
ekto
r 11
Abb. A.6: SEC-Malls Analyse der EPS isoliert aus P. aeruginosa FRD1153
Anhang
168
76,276,677,077,477,878,278,679,079,8
0,5h Hydrolyse
76,276,677,077,477,878,278,679,079,479,8
2h Hydrolyse
76.276.677,077,477,878,278,679,079,479,8
4h Hydrolyse
79,4
Abb. A.7: Resonanzen der C-4 und C-5 Position von Manucol LB nach unterschiedlichen
Hydrolysezeiten.
MMG
MMM
GMMGMG
GMM
MMM GMG
MMG
Anhang
169
174,8175,6176,4177,2178,0178,8
174,8175,6176,4177,2178,0178,8
174,8175,6176,4177,2178,0178,8
0,5 h Hydrolyse
2 h Hydrolyse
4 h Hydrolyse
Abb. A.8: Carboxylresonanzen (C-6) von Manucol LB nach unterschiedlichen Hydrolysezeiten
MMM
GGG
Anhang
170
Anhang B Abbildungsverzeichnis Abb. 2.1: 5 Stadien der Biofilmentwicklung von P.aeruginosa 1) conditioning film,
2) reversible und irreversible Adhäsion, 3) EPS-Produktion und Bildung von Mikrokolonien, 4) reifer, konfluenter Biofilm, 5) Ablösung einzelner Bestandteile und weitere Ausbreitung [P. Dirckx und D. Davies, 2003] 7
Abb. 2.2: Darstellung der verschiedenen Wechselwirkungsarten innerhalb der EPS-Matrix 10
Abb. 2.3: SEM Aufnahme von P. aeruginosa Bakterien 11 Abb.2.4: Häufig auftretende Zuckerbausteine pflanzlicher Polysaccharide 13
Abb. 2.5: Darstellung der 6 verschiedenen Kohlenstoffatome in einem Monosaccharid (Hexose) 14
Abb. 2.6: Sessel- und Wannenformen der Pyranose-6-ringstruktur von Monosacchariden. Diese Strukturen sind im Gleichgewicht miteinander, sowie mit dem Furanose-5-ring und den geraden Kettenformen der Monosaccharide 15
Abb. 2.7: Die vorherrschende Ringform von α-D-Glukose mit axialer Hydroxylgruppe am C1 und β-D-Glukose mit äquatorialer Hydroxyl- gruppe am C1 16
Abb. 2.8: Die vier Basisformen einfacher Polysaccharide. Die Form der Poly- saccharide wird bestimmt durch die enthaltenen Monosaccharide und durch die Art der glykosidischen Bindung. [Powell, 1979] 17
Abb. 2.9: Idealisierte Struktur eines linearen Polysaccharids in Lösung Zufallsknäuel mit Massezentrum ⊗ 20
Abb. 2.10: Konformation eines Polysaccharids mit negativen Oberflächen- ladungen bei verschiedenen Ionenstärken des Lösemittels 20
Abb.2.11: Differentielle Massenverteilungskurve einer Polymerprobe 22
Abb.2.12: Schematische Darstellung des Trennprinzips der SEC bei einem
Anhang
171
Säulenfüllmaterial (S) mit Poren (P) gleicher Geometrie und Größe für Teilchen (A-F) mit unterschiedlichen hydrodynamischen Volumina [Theisen A., 1993] 26
Abb.2.13: Schematische Darstellung des Trennprinzips der SEC für Teilchen mit zwei unterschiedlichen hydrodynamischen Volumina nach verschiedenen Durchflusszeiten der mobilen Phase (I<II<III). [Theisen, A., 1993] 27
Abb. 2.14: Kopplung der Protonen der Methylgruppe mit dem Proton am C-5 des glykosidischen Ringes am Beispiel α-L-Ramnose 30
Abb. 2.15: „off-resonance“ Spektroskopie an Aldosen (hier: α-L-Glucopyranose) und Ketosen (hier: β-D-Fructopyranose) 31
Abb. 2.16: Monomereinheiten des Alginats β-D-Mannuronat (M) und α-L-Guluronat (G) 34
Abb. 2.17: Struktur der verschiedenen Alginatblöcke in einem Alginatmakromolekül 35
Abb. 2.18: Die Chelatisierung von Calcium durch Polyguluronat (Egg-Box Struktur). Die grauen Kugeln stellen die Calciumionen dar (Rees, 1970) 36
Abb. 4.1: M-Monomereinheit eines Alginats mit R = H, COCH3 , G-Monomer- einheit eines Alginats 54
Abb. 4.2: Ermittlung der Wahrscheinlichkeiten von Diaden und Triaden aus dem M/G-Verhältnis 55
Abb.5.1: Mannuronatfraktion mit sechs klar unterscheidbaren Linien für die jeweiligen Kohlenstoffatome 62
Abb.5.2: Guluronatfraktion mit sechs klar unterscheidbaren Linien für die jeweiligen Kohlenstoffatome 62
Abb. 5.3: SEC-Malls der Guluronatfraktion 63
Abb. 5.4: SEC-MALLS der Mannuronatfraktion 64
Abb. 5.5: Auftragung der reduzierten Viskosität gegen die Konzentration g/100mL. Der Achsenabschnitt liefert die intrinsische Viskosität hier am Beispiel Polymannuronat
65
Anhang
172
Abb. 5.6 FT-IR Spektren der M-Fraktion und der G-Fraktion 66
Abb. 5.7: 13C-NMR-Spektrum von Manucol LB nach 0,5 h Hydrolyse in D2O 68
Abb. 5.8: Ausschnitt des 13C-NMR Spektrums von Manucol LB nach 0,5 h Hydrolyse 68
Abb. 5.9: Zuordnung der Triadensequenzen im Bereich der anomeren Kohlenstoffe 69
Abb. 5.10: Zuordnung einzelner Triadensequenzen im Resonanzbereich der Carboxyl-Signale 70
Abb. 5.11: Zuordnung einzelner Triadensequenzen im Resonanzbereich der C-4(M)- und C-5(M)-Signale 70
Abb. 5.12: C-1 Resonanzen bei unterschiedlichen Hydrolysezeiten 72
Abb. 5.13: Verteilung der einzelnen Triadenbausteine im Algenalginat Manucol LB, die Säulen sind die experimentell ermittelten Daten die Punkte die statistischen Werte 74
Abb. 5.14: Abbau des Algenalginats Manucol LB durch saure Hydrolyse mit Salzsäure 75
Abb. 5.15: Enzymatischer Abbau des Algenalgantes Manucol LB 76
Abb. 5.16: FT-IR-Spektrum des gereinigten Algenalginats Manucol LB 77
Abb 5.17: FT-IR-Spektrum des chemischen acetylierten Algenalginats Manucol LB 78
Abb. 5.18: Verdünnungsreihe des gereinigten Alginats 78
Abb. 5.19: Verdünnungsreihe des acetylierten Alginats 79
Abb. 5. 20: 13C-NMR Spektrum des acetylierten Manucol LB 80
Abb. 5.21: Hochauflösende 13C-NMR-Spektren der Mannuronatfraktion aus Manucol LB ohne Zusatz von Kationen (oben) und in 0,75 mmol/L Mn2+-Lösung 81
Anhang
173
Abb. 5.22: Veränderung der Halb^swertbreiten der Signale im 13C-NMR-Spektrum der M-Fraktion mit zunehmender Mangankonzentration 82
Abb. 5.23: Veränderung der Halbwertsbreiten der Signale im 13C-NMR-Spektrum der G-Fraktion mit zunehmender Mangankonzentration 82
Abb. 5.24: Gesamtalginatspektren Manucol LB mit zunehmender Mangankonzentration (0;0,3mmo/L und 0,75mmol/L). 83
Abb. 5.25: C-1 Resonanzen des Algenalginats Manucol LB, ohne Zusatz von Kationen (oben), in 0,3 mmol/L Mn2+-Lösung und in 0,75 mmol/L Mn2+-Lösung 84
Abb.:5.26: Gesamtalginatspektrum des acetylierten Manucol LB 85
Abb. 5.27: Vergleich der C-1-Resonanzen des Manucol LB (unbehandelt und acetyliert) bei verschiedenen Mangankonzentrationen 86
Abb. 5.28: Leitfähigkeitstitration des acetylierten Alginats gegen CaCl2-Lösung 87
Abb. 5.29: Calcium induzierte Fällung von acetyliertem (schwarz) und nicht acetyliertem (rot) Manucol LB 89
Abb. 5.30: Mangan induzierte Fällung von acetyliertem und nicht acetyliertem Manucol LB 89
Abb. 5.31: Viskositäten des Manucol LB (acetyliert und hydrolysiert sowie Unbehandelt und hydrolysiert) in Abhängigkeit von der Mangan- bzw.
Calciumionenkonzentration 90
Abb. 5.32: FT-IR Spektrum des Alginats isoliert aus dem Bakterium P. aeruginosa SG81 91
Abb. 5.33: SEC-Malls Analyse des bakteriellen Alginats aus P. aeruginosa FRD1 92
Abb. 5.34: Spektrum des gereinigten Alginats gewonnen aus P.aeruginosa FRD1 nach 1h Hydrolyse (oben). Spektrum des hydrolysierten und deacetylierten Alginats aus P. aerunginosa FRD1 (unten) 94
Abb. 5.35: Ausschnitt aus dem 13C-NMR Spektrum von FRD1152 ohne die Carboxylresonanzen (C-6) 95
Anhang
174
Abb. 5.36: Gesamtspektrum des aus P. aeruginsa SG81 gewonnenen Alginats; vergrößert wurde der Bereich der C-1 Resonanzen und die Signale wurden den jeweiligen Triaden zugeordnet 96
Abb. 5.37: Triadensequenzverteilungen der verschiedenen Alginate (Balken) im Vergleich zu den statistischen Verteilungen der Alginate (Punkte) 99
Abb. 5.38: Mangankonzentrationsreihe mit Alginat, dass aus FRD1153 gewonnen wurde 101
Abb. 5.39: C-1 Resonanzen des aus FRD1153 gewonnenen Alginats mit zunehmender Mangankonzentration 102
Abb. 5.40: Konzentrationsreihe mit Alginat aus FRD1 mit zunehmender Mangankonzentration 104
Abb. 5.41: C-1 Resonanzen des aus FRD1 gewonnenen Alginats mit zunehmender Mangankonzentration 105
Abb. 5.42: 13C-NMR-Spektren von Alginat, das aus SG81 gewonnen wurde. Oben: gereinigtes Alginat, Mitte: Oberes Alginat fraktioniert durch ConA-Sepharose™ 4B (Fraktion1), Unten: fraktioniertes Alginat nach einer Behandlung mit EDTA 107
Abb. 5.43: Vergleich der Fällbarkeit der beiden Alginate FRD1153 und FRD1 mit Calcium bei einer Zentrifugationsgeschwindigkeit von 40.000xg 108
Abb. 5.44: Vergleich der Fällbarkeit der beiden Alginate aus FRD1 und FRD1153 mit Manganionen bei einer Zentrifugationsgeschwindigkeit von 40.000xg 109
Abb.6.1: Energieminimierte Struktur des Poly-α-L-Guluronats 114
Abb.6.2: Energieminimierte Struktur des Poly-β-D-Mannuronats 114
Abb.6.3:Vergleich der Spektren gewonnen aus den Mannuronat-, Guluronat- und Gesamtalginatfraktionen. 115
Abb. 6.4: β-Eliminierungsreaktion zur Spaltung der Alginatketten 118
Abb. 6.5: Auftragung des Retentionsvolumens gegen die Hydrolysedauer der einzelnen Bestandteile des abgebauten Alginats 118
Anhang
175
Abb. 6.6: Auftragung des Retentionsvolumens der einzelnen Bestandteile des Hydrolysats gegen die Hydrolysedauer 119
Abb. 6.7: Schematische Darstellung der Abbauprozesse während der sauren Hydrolyse (links) und des enzymatischen Abbaus (rechts) mit zunehmender Hydrolyse- bzw. Bebrütungsdauer 120
Abb. 6.8: Energieminimierte Struktur eines Algenalginatstranges mit statistischer Anordnung 122
Abb. 6.9: TEM Aufnahme einer Calciumalginatperle [Dr. G. Bickerstaff, Department of biological Sciences, University Paisley] 123
Abb. 6.10: Orientierung der Spins paramagnetischer Mn2+-Ionen (in Lösung ) in einem äußeren Magnetfeld B0 126
Abb. 6.11: Energieminimierte Struktur eines Mannuronathexamers in Gegenwart eines Manganions 129
Abb. 6.12: Energieminimierte Struktur eines Guluronathexamers in Gegenwart eines zweiwertigen Manganions 130
Abb. 6.13: Energieminimierte Struktur eines MG-Hexamers (M: grün; G: grau) in Gegenwart von zweiwertigen Manganionen 131
Abb. 6.14: Energieminimierte Struktur einer M-G-M(ac)-G-M-M(ac)-Sequenz in Gegenwart eines Manganions 141
Anhang
176
Anhang C Tabellenverzeichnis
Tab. 2.1: Beispiele für unerwünschte Biofilme 5
Tab. 2.2: Chemische Verschiebungen typischer Gruppierungen in Polysacchariden
für 1H- und 13C-NMR Spektren 29
Tab. 5.1: Chemische Verschiebungen der Mannuronat- und Guluronatkohlen- stoffe in wässriger Lösung. Die Signale wurden mit THF als Standard normiert[Quelle: SDBS-Datenbank] 63
Tab. 5.2: Molare Massen der beiden homopolymeren Fraktionen 65
Tab. 5.3: Zuordnung der Signale zu einzelnen Triaden in13C-NMR Spektren vom Algenalginat Manucol LB (in ppm) 71
Tab. 5.4: Chemische Verschiebungen (in ppm) der restlichen Signale, die nicht einzelnen Triaden zugeordnet werden können 71
Tab. 5.5: Verteilung der Diaden- und Triadensequenz in Manucol LB, die roten Werte sind die statistisch berechneten 74
Tab. 5.6: Mittlere Molmassen der verschiedenen Alginate ermittelt aus den jeweiligen intrinsischen Viskositäten 79
Tab. 5.7: Ergebnisse der Titrationen für 1 mg/mL Alginatlösungen gegen Mangan und Calcium 88
Tab. 5.8: Mittlere Molmassen der Alginate aus den verschiedenen P. aeruginosa Stämmen ermittelt durch SEC-Malls 92
Tab. 5.9: Chemische Verschiebungen im Bereich 105 ppm – 63 ppm der einzelnen Signale in 13C-NMR-Spektren der verschiedenen Alginate aus den vier verschiedenen P. aeruginosa Stämmen 97
Tab. 5.10: Triadensequenzverteilungen der verschiedenen Alginate isoliert aus den vier untersuchten P. aeruginosa Stämmen 98
Anhang
177
Tab. 5.11: Chemische Verschiebungen (ppm) des Alginats aus FRD1153 bei unterschiedlichen Mangankonzentrationen, normiert an der chem. Verschiebung von Glycerin bei 63,05 ppm (SDBS-Datenbank) 103
Tab. 5.12: Chemische Verschiebungen (ppm) der einzelnen Signale aus Alginat aus FRD1 normiert gegen Glycerin bei 63,05 ppm (SDBS-Datenbank) 105
Tab. 5.13: Veränderungen der chemischen Verschiebung (Shift) der Resonanzsignale durch Zugabe von Mn2+-Ionen. Die verwendeten Alginate wurden aus mucoiden Aufwüchsen der Stämme FRD1 und FRD1153 isoliert 106
Tab. 6.1: Molmassen (g/mol) des gereinigten und acetylierten Manucol LB 124
Tab. 6.2: Acetylgruppengehalt der vier verschiedenen bakteriellen Alginate und des chemisch acetylierten Manucol LB. Ermittelt nach Hestrin,1949) 137
Tab. 6.3: Fällbarkeit der verschiedenen Alginate bei Kationenkonzentrationen von 10 mmol/L für Calcium und Mangan 145
Anhang
178
Curriculum Vitae
Persönliche Daten Name Natascha Emmerichs Geburtsname Schürks Geburtstag 08.03.1973 Geburtsort Sevelen jetzt Issum Familienstand verheiratet, keine Kinder
Schulbildung 1979 – 1983 Gemeinschaftsgrundschule Borth-Wallach 1983 – 1989 priv. Mädchenrealschule, Marienschule in Xanten, mittlere Reife 1993 - 1994 Berufsbildende Schulen des Kreises Kleve in Geldern,
allgemeine Fachhochschulreife
Berufsausbildung 1989 – 1993 Ausbildung zur Chemielaborantin, Bayer AG, Werk Uerdingen
Hochschulbildung an der Gerhard-Mercator-Universität Duisburg 1994 – 2000 Studium der Chemie mit dem Wahlpflichtfach Technische Chemie Abschluss: Diplom Chemikerin
Promotion 2000 – 2004 Promotion im Fachbereich Physikalische Chemie der Universität Duisburg-Essen, Campus Duisburg Thema: „Untersuchung der Wechselwirkungen von zweiwertigen Mangan- und Calciumionen an Algen- alginat und an Alginaten aus verschiedenen Stämmen des Bakteriums Pseudomonas aeruginosa“
Berufstätigkeit 04/2000 – 01/2004 Wissenschaftliche Mitarbeiterin im Fachbereich Physikalische Chemie der Universität Duisburg-Essen Campus Duisburg seit 02/2004 Referendariat für Sekundarstufe II am Gymnasium für die Fächer Chemie und Physik Duisburg, den 13.04.2004
Selbständigkeitserklärung Hiermit erkläre ich, die vorliegende Arbeit selbständig ohne fremde Hilfe verfasst zu haben und nur die angegebene Literatur und Hilfsmittel verwendet zu haben. Natascha Emmerichs 13.April 2004