Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte...

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Untervazer Burgenverein Untervaz Texte zur Dorfgeschichte von Untervaz 1936 Asklepsios und sein Geschlecht auf Münzen Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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Untervazer Burgenverein Untervaz

Texte zur Dorfgeschichte

von Untervaz

1936

Asklepsios und sein Geschlecht auf Münzen

Email: [email protected]. Weitere Texte zur Dorfgeschichte sind im Internet unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/dorfgeschichte erhältlich. Beilagen der Jahresberichte „Anno Domini“ unter http://www.burgenverein-untervaz.ch/annodomini.

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1936193619361936 Asklepsios und sein Geschlecht auf MünzenAsklepsios und sein Geschlecht auf MünzenAsklepsios und sein Geschlecht auf MünzenAsklepsios und sein Geschlecht auf Münzen Dr. Oscar Bernhard in: Ciba Zeitschrift. Basel. Februar 1936. Seite 1014-1020.

Asklepios und sein Geschlecht auf griechischen und römischen MünzenAsklepios und sein Geschlecht auf griechischen und römischen MünzenAsklepios und sein Geschlecht auf griechischen und römischen MünzenAsklepios und sein Geschlecht auf griechischen und römischen Münzen

(Asklepiaden im engeren Sinne)

von Oscar Bernhard, Dr. med., Dr. phil. h.c., St. Moritz

S. 1014: Während unsere modernen Münzen nur Geld bedeuten und meistens gemäss

strenger Gesetze fabrikmässig mit schablonenhaft vernüchterten Bildern

versehen sind, waren die antiken Münzen Geld- und Denkmünzen zugleich

und sind dadurch unentbehrlich geworden für die Geschichte, die

Kulturgeschichte usw.

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Manche von ihnen sind auch wahre Prunkstücke plastischer Kleinkunst, ich

möchte nur die herrlichen Gepräge sizilianischer Münzen erwähnen, über die

Goethe die viel zitierten Worte schrieb: «Aus diesen köstlichen Münzen lacht

uns ein unendlicher Frühling von Blüten und Früchten der Kunst entgegen.»

Sie erzählen uns vom ganzen Leben des alten Hellas und Rom, d. h. seit der

Zeit der Einführung der griechischen Münzprägung im frühen 7. Jahrh. v.

Chr. bis zum letzten weströmischen Kaiser, dem jungen Romulus mit dem

Übernamen «Augustulus», 475 -476n. Chr.

Jahrhundertelang spielten auf den Münzen des klassischen Altertums die

Darstellungen von Gottheiten eine grosse Rolle. Erst nach Alexander dem

Grossen, also seit dem Ende des 4. Jahrh. v. Chr., wurden die

Götterabbildungen auf der Vorderseite der Münzen durch die Porträtköpfe der

Dynasten verdrängt, für die Rückseite bleiben sie aber auch weiterhin, d. h.

bis zum definitiven Siege des Christentums über das Heidentum unter

Constantin dem Grossen (306-337), ein beliebter Vorwurf. Speziell der

Heilgötter-Kultus bot den alten Stempelschneidern zahlreiche und beliebte

Motive und unter diesen namentlich der Heilgott Asklepios und seine Sippe.

Ich will hier aus dem grossen Material einschlägiger Münzen, wobei die

Prägungen der drei hauptsächlichsten Asklepiosstädte, Epidauros, Pergamon

und Kos, wegen ihrer Zahl und Schönheit besonders zu erwähnen sind, eine

kleine aber sorgfältige Auswahl mit kurzem begleitendem Text geben. (Vgl.

Oscar Bernhard: Griechische und römische Münzbilder in ihren Beziehungen

zur Geschichte

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S. 1015: der Medizin. Verlag Orell Füssli Zürich-Leipzig-Berlin 1926, wo dieses

Thema ausführlicher behandelt ist.)

I. Asklepios und sein Geschlecht auf griechischen MünzenI. Asklepios und sein Geschlecht auf griechischen MünzenI. Asklepios und sein Geschlecht auf griechischen MünzenI. Asklepios und sein Geschlecht auf griechischen Münzen

Unter "griechischen Münzen" versteht der Numismatiker alle antiken Münzen

mit Ausnahme der reichsrömischen. "Griechisch" sind demnach auch die

lateinischen Kolonial- und die vielen Provinzialprägungen Roms.

Die Abb. 1-3 (Seite 1014) beziehen sich auf den Asklepios-Mythos. Als Vater

des Asklepios nennt der Mythos den Sonnengott und gleichzeitigen Götterarzt

Apollon. Derselbe erzeugte mit Aigla (die «Glänzende»), der wegen ihrer

Schönheit auch Koronis genannten Tochter des Lapithenfürsten Phlegyas, den

berühmten Sohn.

Abb. 1, eine pergamenische Kupfermünze der Sabina, gest. um 138 n. Chr.,

der Gattin des für alles Griechische begeisterten Kaisers Hadrian, zeigt uns

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die verschleierte Koronis stehend mit Inschrift. An diese Gottesmutter

erinnert noch ein kleines Dörfchen. nahe dem Hieron von Epidauros mit dem

Namen Koroni. Über die Geburt des Asklepios existieren verschiedene

Versionen. Pausanias (Paus. 2, 26,4-5), berichtet darüber:

"Als Phlegyas in den Peloponnes ging, folgte ihm seine Tochter, von der er

noch nicht wusste, dass sie von Apollon schwanger sei. Da sie im Lande der

Epidaurier niederkam, setzte er das Kind auf dem Berge aus, welchen sie zu

unserer Zeit Titthion nennen, damals aber hiess er Myrtion. Da gab nun eine

der auf dem Berge weidenden Ziegen dem ausgesetzten Kinde Milch, und der

Hund, welcher die Herde schützte, bewachte es. Aresthanas aber, denn so

hiess der Hirt, als er die Zahl seiner Ziegen nicht richtig fand und auch den

Hund vermisste, durchsuchte alles auf das genaueste, und da er ein Kind fand,

wollte er es aufheben. Als er aber näher kam, sah er einen Glanz von dem

Kinde ausstrahlen, in der Meinung, dass es etwas Göttliches sei, wie es auch

war, habe er sich abgewandt, und sogleich verbreitete sich über Land und

Meer die Kunde, der Knabe könne alles, was er wolle, an den Kranken heilen

und auch Tote auferwecken".

Die Auffindung des ausgesetzten Asklepioskindes durch den Hirten wird

durch eine Bronzemünze von Epidauros des Antoninus Pius, 138-161 n. Chr.,

Abb. 2, illustriert.

Sie ist wohl einem Tempelmonumente, wahrscheinlich einem Relief,

entnommen. Sie zeigt, wie der Hirte Aresthanas den kleinen Asklepios, von

einer Ziege gesäugt, auffindet. In seiner Haltung ist der Schreck, den der vom

Kind ausstrahlende Glanz auf ihn ausübt, sichtbar. Ein solches

Tempelmonument scheint noch im Mittelalter in Epidauros vorhanden

gewesen und das darauf dargestellte Kind als Christuskind verehrt worden zu

sein. So schreibt der französische Kosmograph Andre Thevet, der 1549 bis

1551 im griechischen Osten war, «et la (a Epidaure) estoit adoré Esculape ou

passans nous visitasmes le lieu habité des pauvres Chrestiens Grecs - et me

montrerent l'Effigue d'un enfant alaitté d'une chèvre et ayant un chien pres de

luy, qui le gardoit, lequel enfant avait le visage tout environné de rayons

comme du soleil, etc.»

Eine andere Überlieferung lässt Apollon das Kind dem heilkundigen

Kentauren Cheiron, welcher auf dem Pelion-Gebirge in der thessalischen

Landschaft Magnesia hauste, zur Pflege bringen.

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Dort lernte es die Kräfte der Wurzeln des Waldes und die linden Säfte der

Kräuter kennen (vgl. Horn. Il. IV, 218/219) und manchen heilkräftigen

Zauberspruch. So wurde es, erwachsen, ein helfender Arzt, vielen zum Segen,

die siech waren von Wunden und Krankheit. Abb. 3, eine Kupfermünze der

Magneten, 2. Jahrh. v. Chr., zeigt den Cheiron.

Ein ständiger Begleiter des Asklepios, sein Wahrzeichen, war die Schlange,

das uralte Symbol des Erdgeistes. Sie wurde in seinen Heiligtümern gezüchtet

und als Gottheit verehrt. Die Asklepios-Schlange, deren Heimat das südliche

Europa ist, erreicht eine Länge bis zu 1½ m, ausnahmsweise auch darüber

hinaus, sie gehört zu den Landnattern und ist auch eine vorzügliche Kletterin.

Sie heisst nach dem Gotte Coluber Aesculapii.

Abb. 4, eine autonome Kupfermünze aus Kos, 1. Jahrh. v. Chr., zeigt uns

dieselbe in lebhafter Beweglichkeit sich ringelnd.

Ein weiteres Attribut des Gottes ist der Schlangenstab, wie uns Abb. 5, eine

autonome Kupfermünze von Pergamon, 2. Jahrhundert v. Chr., zeigt.

Derselbe hat sich allmählich zu dieser Form entwickelt. Als ein früheres

Attribut des Asklepios finden wir auf Münzen und Statuen zur Betonung der

göttlichen Würde das Szepter oder einen Stab von szepterartiger Länge. Die

den Gott meistens begleitende Schlange ist dabei in wechselnder, aber freier

Stellung dargestellt. Später ringelt sich die Schlange immer häufiger um den

Stab, der auch eine dickere knorrigere Form annimmt und dem Gott zur

Stütze dient. So ist dann das zusammengesetzte Attribut, der Schlangenstab,

entstanden. Wir finden denselben auf

S. 1016: Münzen auch isoliert dargestellt, hauptsächlich auf solchen von Städten,

welche durch Asklepios-Heiligtümer und -Heilstätten berühmt waren, z. B.

von Pergamon, Aigeai, Kos. Für Kos, welches die Geburts- und

Wirkungsstätte von Hippokrates gewesen und durch seine Ärzteschule

berühmt geworden ist, wurde der Schlangenstab zum Wappen. Er ist dann

auch das Symbol des ärztlichen Berufes geworden und hat als solches die

antike Welt überdauert.

Als Asklepios' Geburtsland galt auch Thessalien, die Wohnstätte des Cheiron,

und die Städte Trikka, Magnesia und andere stritten sich um die Ehre, sein

Geburtsort zu sein. In Trikka lag auch der älteste Asklepios-Tempel, welcher

aber bald von dem in Epidauros überflügelt wurde.

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In Epidauros entwickelte sich Asklepios zum göttlichen Arzte und dort wurde

die Prophezeiung, die dem ausgesetzten Gotteskinde zuteil geworden war,

Wirklichkeit. Zirka drei Wegestunden von der am Meere gelegenen Stadt

Epidauros liegt in einer anmutigen Talmulde, von bewaldeten Hügeln

umkränzt, «der heilige Bezirk», das berühmte Hieron des Asklepios. Mit dem

Heiligtum und seinen Tempeln waren Wohnungen für die Priester-Ärzte und

für die Kranken verbunden. Auch für die Unterhaltung der Pilger war gesorgt,

so hatte das Hieron ein grosses Theater, ein Stadion zur Abhaltung von

Wettspielen und Pferderennen u. a. m. Nach dem Muster des Hieron von

Epidauros entstanden weitere Kultstätten des Asklepios, Asklepieien oder

Hiera genannt. Von Epidauros aus wurden die berühmten Heiligtümer des

Asklepios in Sikyon, Pergamon, Kos, Kyrene usw. gegründet und zwar

meistens so, dass die in Epidauros gezüchtete Asklepiosschlange als Gott -

man kann hier von einer Inkarnation sprechen - den neuen Heiligtümern

übergeben wurde, öfters mit feierlicher Aufmachung. So soll Asklepios in

Gestalt einer Schlange auf einem Maultiergespann nach Sikyon

(Gurkenstadt), einer Stadt im nördlichen Peloponnes, begleitet von der

Sikyonerin Nikagora, gekommen sein (Paus. 11, 10, 3). Früher hiess die Stadt

Mekone, die Mohnstadt. Hier fand Demeter Linderung ihres Schmerzes über

den Raub ihrer Tochter Persephone durch den Genuss von Opiumsaft.

Als Schlange kam, von einer Deputation bedeutender Männer abgeholt, der

Gott auch nach Rom (siehe später, S. 1019).

Das Altertum zählte nahezu zweihundert dem Asklepioskultus geweihte Orte.

Der gewöhnliche Idealtypus zeigt den Gott als einen Mann auf reifer

Lebensstufe. Sein Kopf ist dem des Zeus ähnlich. Nur ist alles ins Mildere

gestimmt, der Ausdruck ist gütiger, das Haupthaar weniger aufstrebend, die

Lockenbildung zierlicher, der Bart im ganzen weniger voll. Sehr oft ist aber

die sichere Unterscheidung, ob es sich um einen Zeus- oder um einen

Asklepioskopf handelt, schwer, namentlich wenn die Attribute des letzteren,

Schlange oder Schlangenstab, fehlen.

Abb. 6, eine Billon-Münze des Kaisers Traianus, 98-117 n. Chr., aus

Alexandreia, zeigt uns die Büste des Asklepios mit Lorbeerkranz und

Schlangenstab. Abb. 7, eine Gross-Bronze des Septimius Severus, 193-211 n.

Chr., aus Aigeai, Kilikien, zeigt uns ebenfalls die Büste des Asklepios mit

Binde.

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Auf Abb. 8, einer Silbermünze (Tetradrachmon) von Kos, 170 v. Chr., sehen

wir den stehenden bärtigen Asklepios mit nacktem Oberkörper auf den

Schlangenstab sich stützend. Abb. 9, eine autonome Kupfermünze von

Pergamon, 2. Jahrh. v. Chr., gibt die dortige berühmte Kultstatue des

stehenden Asklepios wieder. Dieselbe wurde zum Vorbilde für die antike

Welt und war sehr verbreitet. Wir finden sie nicht nur auf autonomen

Stadtmünzen und auf den Kaisermünzen Pergamons, sondern auch auf vielen

Münzen anderer Städte des Altertums. Abb. 10, ein Tetradrachmon von

Athen, mit der Eule auf einer Amphora und Inschrift, 50 v. Chr., zeigt den

Asklepios mit Schlangenstab als Beizeichen. Pausanias hat vielleicht diese

Statue im Auge, wenn er schreibt: "Der Tempel des Asklepios (in Athen, das

Asklepieion liegt im südlichen Abhang der Akropolis, ungefähr in deren

Mitte) ist in bezug auf die Bildsäulen, welche dem Gotte und dessen Sohne

daselbst geweiht sind, und in bezug auf die Gemälde sehenswert" (Paus. I,

21,4).

Sehr interessant ist auch Abb. 11, S. 1017, eine autonome Silbermünze aus

Epidauros, 350 v. Chr. Vs. Kopf des Apollon Maleatas, Rs. Asklepios auf

einem Throne, einen Stab in der Linken, die Rechte über den Kopf einer

Schlange haltend, unter dem Throne liegt ein Hund. In manchen Asklepios-

Tempeln wurden nämlich auch Hunde gehalten. Die Begründung dieser

Verehrung finden wir in der Geburtssage, wo der Hund das ausgesetzte Kind

bewachte. Die Münze gibt ein getreues Abbild der berühmten Asklepios-

S. 1017: Statue in Gold und Elfenbein des Thrasymedes im Asklepieion von

Epidauros, so wie sie Pausanias noch gesehen und beschrieben hat (Paus. 2,

27, 2).

Die Abb. 9-11 geben uns Beispiele davon, wie längst verschwundene, sonst

nur durch die Werke von Historikern und Dichtern uns übermittelte

Kunstwerke in den antiken Münzen bildlich erhalten geblieben sind. Als ein

weiteres einschlägiges Beispiel möchte ich hier noch Münzen von Elis aus

der Zeit des Kaisers Hadrianus erwähnen, welche den olympischen Zeus des

Pheidias in ganzer Gestalt und den Kopf der Statue allein wiedergeben.

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Abb. 12, eine Kupfermünze des Septimius Severus aus Nikopolis, zeigt den

stehenden Asklepios in einem viersäuligen Tempel. Die Abb. 13-20 beziehen

sich auf die Familie des Asklepios. In Epidauros gründete Asklepios seine

Familie. Dort fand er seine Gattin Epione, die (Schmerzstillende). Später

wurde Epione durch die Tochter Hygieia verdrängt, welche gewissermassen

den Rang einnahm, der sonst der Gattin gebührte. Die griechischen Münzen

kennen meistens nur diese. - Abb. 13, eine autonome Bronzemünze von

Epidauros aus dem 3. Jahrh. v. Chr., zeigt uns auf der Rs. die Epione linkshin

schreitend, eine Schale tragend, einen Schröpfkopf als Beizeichen.

Die Hygieia wird ähnlich und mit den gleichen Attributen dargestellt wie ihre

Mutter Epione, nur erscheint sie in jungfräulicher, reicherer Gewandung. Wir

finden sie auf griechischen Statuen und auf Münzen stehend, seltener sitzend,

die Schlange fütternd, abgebildet. Bald schlingt sich die Schlange um ihren

Hals oder hängt von der Schulter herunter, bald hält die Göttin die um den

Leib geschlungene Schlange mit beiden Händen. Auch finden wir sie neben

einer freien Schlange oder neben einem von einer Schlange umringelten

Altare stehend abgebildet. So sehen wir die Göttin auf den Abb. 14 und 15,

kleinasiatischen Kupfermünzen aus Hadrianopolis und Dionysopolis des

Elagabalus, 218-222 n. Chr. Eine Kupfermünze des Hadrianus, 117-138 n.

Chr., aus Abunoteichos, Abb. 16, zeigt uns Asklepios mit Hygieia vereint.

Zur Sippe des Asklepios gehören noch die jugendlichen Heilgötter

Telesphoros und Janiskos. Denselben, namentlich Telesphoros, begegnen wir

häufig auf Münzen. Dieser kleine, rundliche, als Kind aufgefasste Heilgott

mit einer spitzen Haube und langem Gewande, dem « Münchner Kindl,)

ähnlich, wird oft allein dargestellt, meistens aber als Begleiter seines Vaters,

dann auch seiner Schwester Hygieia, Abb. 20, zuweilen auch mit beiden zu

einem Heilgötter-Trio vereinigt, Abb. 19. Janiskos, der andere Heildämon,

erscheint ebenfalls öfters auf Münzen, bald allein, bald mit Asklepios

zusammen, oder zwischen Asklepios und Hygieia. Er wird immer als nackter,

schöner Götterknabe dargestellt.

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Abb. 17, eine Bronzemünze des Antoninus Pius aus Pergamon, zeigt den

Telesphoros in der bekannten Verhüllung und mit der typischen Kapuze. Abb.

18, eine solche des Gallienus, 253-268 n. Chr., ebenfalls aus Pergamon, zeigt

den nackten Knaben Janiskos. Abb. 19, eine Kupfermünze des Elagabalus aus

Ni-

S. 1018: kopolis ad Istrum, zeigt uns die drei Heilgötter Asklepios, Hygieia und

Telesphoros vereint. Abb. 2o, eine autonome Kupfermünze aus Hierapolis in

Phrygien, 3. Jahrh. n. Chr., zeigt uns Hygieia mit Kalathos linkshin thronend,

hinter ihr auf einem Gestell Telesphoros von vorn.

Abb. 21, 22 und 23 geben uns Beispiele von Assimilierung römischer Kaiser

und ihrer Familienglieder mit olympischen Göttern, d. h. hier mit Heilgöttern.

Abb. 21, eine Gross-Bronze des L. Verus, 161-169 n. Chr., zeigt das Porträt

des M. Aurelius mit seinem charakteristischen langen Barte als M. Aurelius-

Asklepios, der den Schlangenstab nach Art des Szepters hält, ihm gegenüber

dessen Gemahlin Faustina jun. in matronaler Tracht, mit über den Nacken

hängendem Schleier, in der Rechten die Schlange. Vielleicht stellt hier die

beschleierte Gattin des Kaisers die Epione dar.

Abb. 22, eine Bronze-Münze der Crispina, Gattin des Commodus, gest. um

183 n. Chr., aus Aigeai (Kilikien), mutet in der Auffassung und Darstellung

ganz modern an, nacktes Brustbild der Hygieia mit Diadem nach rechts, um

den Hals Schlange, rechts Kontremarke : Nike.

Abb. 23, eine Gross-Bronze des Severus Alexander, 222-235 n. Chr.,

ebenfalls aus Aigeai, zeigt uns die Büste des Kaisers mit Schlangenstab als

Asklepios.

Ich lasse hier noch einige Tempelmünzen des Kaisers Caracalla, 211-217 n.

Chr., aus Pergamon folgen. Der junge Kaiser hat im Jahre 214 das

Asklepieion von Pergamon besucht, um dort für seine von ausschweifendem

Leben verursachten Leiden Heilung zu suchen.

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Abb. 24, Seite 1019, zeigt uns den Kaiser Caracalla als Feldherr zu Pferd, die

Kult-Statue des Asklepios (vgl. S. 1014 Abb. 9), welche die Stadtgöttin auf

der rechten Hand trägt, adorierend. Abb. 25 zeigt uns Caracalla links im

priesterlichen Gewande einer Opferung beiwohnend, rechts oben ein Tempel

mit viersäuliger Front und thronendem Asklepios. Unter dem Tempel ein

Zebustier, der von einem Opferdiener, dem Buphonos (Stiertöter), auf

Geheiss des Kaisers getötet wird.

Auf Abb. 26 sehen wir auf einem Postamente unter einem von einer

Tempelschlange umringelten Baume die Statue des Telesphoros. Rechts

neben ihr den adorierenden Kaiser in Feldherrntracht, mit Szepter in der

Linken. Pergamon hatte einen eigenen Telesphorostempel, das Telesphoreion.

(Auch die Darreichung von Weihgeschenken wird durch Münzen illustriert, s.

Nr. 26 dieser Zeitschrift, S. 898, vgl. auch O. Bernhard, Op. cit., S. 47ff.) Hier

verehrt der Kaiser speziell den kleinen Heilgott Telesphoros. Derselbe kommt

auf reichsrömischen Münzen nur auf solchen Caracallas vor (s. S. 1020 Abb.

36).

2. Aesculapius und seine Sippe auf römischen Münzen2. Aesculapius und seine Sippe auf römischen Münzen2. Aesculapius und seine Sippe auf römischen Münzen2. Aesculapius und seine Sippe auf römischen Münzen

Der Asklepios-Kultus wurde als solcher von den Römern übernommen, und

so finden wir ihn in den gleichen Darstellungen wie auf den griechischen

auch auf den römischen Münzen. Verhältnismässig früh kam er nach Rom. -

Anfangs des 3. Jahrhunderts v. Chr. wütete in Rom eine Pest. Im Jahre 293

wurde auf Befehl der sibyllinischen Bücher eine Deputation nach Epidauros

geschickt, um Hilfe zur Bekämpfung der Seuche zu erbitten (Liv. 10,47). Sie

kehrte mit einer heiligen Schlange zurück. Bei der Ankunft in Rom .

entschlüpfte die Epidauros-Schlange den Heimkehrenden in der Nähe der

Tiberinsel (Val. Max. I, 8, 2). Man sah darin den Wunsch des Gottes, hier ein

Heim zu haben, und gründete dann auf der Insel, jetzt Isola S. Bartolomeo,

einen Asklepiostempel. Ähnliches erzählt

S. 1019: uns Pausanias von der Gründung der Stadt Epidauros Limera. Epidaurische

Auswanderer hatten von zu Hause eine Schlange mit sich geführt. Als sie an

die Südspitze des Peloponnes kamen, schlüpfte diese aus dem Schiffe und

verkroch sich in die Erde nicht weit vom Meere. Darauf beschlossen die

Auswanderer daselbst zu bleiben und sich anzubauen (Paus. 3, 23, 6).

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Ein Bronzemedaillon des Antoninus Pius, Abb. 27, illustriert auf der

Rückseite die Ankunft der Aesculapiusschlange in Rom: AESCVLAPIVS,

unter einem der zwei Bogen eines Gebäudes (Brücke) gleitet rechtshin auf

starken Wellen ein Schiff mit einem Schiffs beamten und einer grossen

hinausschiessenden Schlange. Dieser streckt der linkshin über den Wellen

gelagerte bärtige Tiberis die Rechte entgegen, im linken Arm hält er ein

Schilfrohr. Im Hintergrund der Hügel Aventinus mit Gebäuden. - Die Pest

verschwand und Asklepios wurde unter dem Namen Aesculapius der Heilgott

der Römer, seine Tochter Hygieia als Salus deren Heilgöttin, sie verdrängte

die altrömischen Göttinnen Salus und Valetudo und übernahm den Namen der

ersteren.

In dem auf der Tiberinsel gegründeten Tempel des Äskulap wurde der Kultus

nach epidaurischem Muster gepflegt. In Rom hatte sich dann die heilig

gehaltene Schlange bei unbeschränkter Vermehrung so eingebürgert, dass

man bald von einer wirklichen Schlangenplage reden konnte. Sie wurde zum

richtigen Haustiere und damit schliesslich zu einer Belästigung (Plin. nat.

hist. XXIX, 72.). Die warmblütigen Römerinnen gingen so weit, dass sie die

zutrauliche Schlange zur Kühlung um Hals und Busen trugen. Von Rom aus

wurde sie allgemach mit den Legionen weiter verbreitet und siedelte sich

dann auch in nördlicheren Ländern an, namentlich in der Nähe von

Heilbädern, wohin sie von den Römern als Heilsymbol verpflanzt wurde.

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So findet man sie in Ländern, in denen sie anderweitig nicht vorkommt, in der

Nähe von Bädern, in Deutschland bei Schlangenbad und Ems, in der Schweiz

im untern Tessin und im Wallis, fast ausschliesslich zwischen den Trümmern

von Römerbädern.

Trotzdem der Asklepios-Kultus so früh nach Rom gekommen war, so

begegnen wir ihm auf Münzen eigentlich erst recht seit der Kaiserzeit und der

Entwicklung Roms zum Weltreiche unter Einverleibung des Griechentums,

wobei der Geist des eroberten Griechenlandes und seiner Kolonien seiner-

S. 1020: seits sich den Eroberern aufgedrängt hatte und von denselben aufgenommen

worden war. Früher schon, Seite 1018, habe ich die Vergöttlichung römischer

Kaiser und ihrer Angehörigen erwähnt. Schon Augustus, 30 v. Chr. bis 14 n.

Chr., hatte der kaiserlichen Vergöttlichung den Weg gebahnt und. nach

seinem Tode hatte ihn Tiberius unter die Götter versetzt (Divus).

Ich lasse hier auch eine kleine Aufstellung von einschlägigen Münzen folgen.

Abb. 28, ein Bronzemedaillon des Kaisers Hadrianus, 117-138 n. Chr., zeigt

uns den stehenden Äskulap von vorn sich mit der Rechten auf den

Schlangenstab stützend. Abb. 29, ein Bronzemedaillon des M. Aurelius, 161-

180 n. Chr., zeigt eine jugendliche, halbnackte Frau unter einem Baume

rechtshin stehend, wie sie einer Schlange, welche sich um die Statue der Salus

oder der Valetudo ringelt, einen eiförmigen Gegenstand darreicht. Unter dem

Tische, auf dem die Statue steht, ein Vogel. Abb. 30 zeigt uns die Büste der

«Salus Augusta», als welche der Kaiser Tiberius seine Mutter Livia (gest. 29

n. Chr.) darstellen liess. Abb. 31, eine Grossbronze des Hadrianus, stellt die

stehende Salus dar, sich mit der Linken auf eine Säule stützend,

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in der erhobenen Rechten eine Schale haltend, aus welcher sie eine um ihre

Brust geringelte Schlange füttert. Abb. 32, thronende Salus, Kupfermünze des

Traianus, 98-II7 n. Chr. Abb. 33, ein Bronzemedaillon des Hadrianus, zeigt

uns in feiner Ausführung, wie die stehende Salus in freier Gewandung eine

Schlange füttert, die sich um einen Baum geringelt hat. Die Göttin lehnt sich

an einen bekränzten Altar, unter dem Kranze steht die Inschrift: SALVS.

Abb. 34, ebenfalls ein sehr schönes Bronzemedaillon des Hadrianus, zeigt die

Salus halbnackt neben dem jugendlichen nackten Äskulap, die um den Stab

des letzteren geringelte Schlange streichelnd. Rechts eine Statue auf einer

Säule. Abb. 35, ein Bronzemedaillon der Faustina jun., Gattin des M. Aurel,

gestorben 175 n. Chr., zeigt in feiner Darstellung die sitzende Salus mit

entblösstem Oberkörper, in der ausgestreckten Rechten eine Schale, aus

welcher sie eine Schlange füttert. (Die Ähnlichkeit des Kopfes der

dargestellten Göttin mit dem der Faustina jun., wie wir ihn auf Gold- und

Silbermünzen sehen, lässt annehmen, dass sich die Kaiserin hier als Salus hat

darstellen lassen.) Abb. 36, eine Mittelbronze des Caracalla, zeigt uns

Äskulap mit Telesphoros (vgl. oben S. 1017). Abb. 37, eine Goldmünze

desselben Kaisers, stellt Äskulap in einem achtsäuligen Tempel dar, vor

demselben ein Altar, welchem der Kaiser und ein Priester sich nähern.

Wegen ihrer besonders schönen künstlerischen Ausführung, welche für die

hohe römische Prägekunst in der frühen Kaiserzeit spricht, möchte ich

besonders die Abb. 28, 29, 30, 33, ,4, 35 und 37 hervorheben.

Wegen der Tastatur konnten einzelne griechische Worte nicht übertragen werden. Internet-Bearbeitung: K. J. Version 04/2009