UP-Campus 1/2007

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Zeitschrift der Passauer Publikationen Gruppe

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Impressum

13. Ausgabe des UP-CampusMagazins (4. Jahrgang, 1. Ausg.), Ausg. 1/2007 (Winter 2006/2007, erschienen im Januar 2007) Auflage: 2000 Stück in Passau, Druck: Wolf Plusz Kft. Budapest, Verlag: Passauer Publikationen Gruppe

ISSN: 1863-7701Herausgeber: dr. jur. Bence Bauer und Dr. Florian HartlebChefredaktion: Florian Steidl und Johannes PinklLayout: Christoph StößRedaktion: Melani Barlai, Bence Bauer, Florian Hartleb, Johannes Pinkl, Sebastian Schalk, Eva Schindler, Florian Steidl, Christoph StößAbbildungen: Christoph StößAnzeigenleitung: Stefan Haßfurter, Florian Steidl

Die Verantwortung im Sinne des Presserechts (V.i.S.d.P.) tragen die Herausgeber. Alle namentlich gekennzeichneten Artikelspiegeln die Meinung des Verfassers, nicht die der Redaktion oder des Herausgebergremiums wider. Ein herzlicher Dank giltallen Inserenten!

Kontakt: Passauer Publikationen Gruppe Florian Steidl, Chefredakteur, Tel.: 0851/9871706, Email: [email protected], Web: www.ppg-online.de

Liebe Leserinnen und Leser,

nach einem (hoffentlich) guten Start ins neue Jahr liegt euch nun die neue Ausgabe des UP-Cam-pusMagazins vor. Sie enthält neben einem Artikel über das fränkisch-bayerische Verhältnis, einem Interview mit Edmund Stoiber als Nachschlag zu dem Artikel über die Föderalismusreform aus Ausgabe Nr. 13 (IV/2006) und einer kritischen Auseinandersetzung mit Gerhard Schröders kürzlich publizierten Memoiren einen fundierten Artikel über neue Chancen für ein Stipendium bei einem Begabtenförderungswerk.

Wir wünschen allen Leserinnen und Lesern viel Spaß bei dieser Ausgabe!

Die Redaktion

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„Ein Bayer und ein Schwab, die schissen in ein Grab. Aus dem Gestank, entstand der Frank.“ Diese provokante, hinlänglich bekannte These wird heute im Diskurs über die fränkisch-rest-bayerische Beziehung gerne verwandt. Gegen-seitige Sticheleien und Spötteleien nehmen das beiderseitige Verhältnis auf die Schippe. Doch auch ernste Wünsche des bayerischen Teils der Franken, auf den sich dieser Text bezieht, nach einer Loslösung von Bayern existieren seit den achtziger Jahren, verkörpert durch verschiedene Interessengruppen wie dem Fränkischen Bund. Sind fränkische Abspaltungstendenzen vom Frei-staat Bayern begründet und ist an der manchmal behaupteten Benachteiligung der Franken durch die Politik etwas Wahres dran? Einige Beobach-tungen.

Historischer Horizont Ab dem Jahr 1500 kam es unter Kaiser Maximi-lian I. zu einer Einteilung des Reiches in Kreise, die bis zum Ende des Heiligen Römischen Reiches 1806 währte. Der aus der Reform hervorgegan-gene fränkische Reichskreis wird gemeinhin als das erstmalige Aufkommen eines dauerhaften fränkischen Gemeinschaftsgefühls betrachtet. 2005 beschloss der Bayerische Landtag anläss-lich dieses Ereignisses die Erhebung des zweiten Julis als Tag der Franken. Nach und nach wurden vom Reichsdeputati-onshauptschluss von 1803 bis zur Zeit nach dem Wiener Kongress 1816 sämtliche, bis da-hin geographisch zersplitterte fränkische Ge-biete, darunter die freien Reichsstädte Rothen-burg und Nürnberg, die Hochstifte Bamberg und Würzburg, einige Fürstentümer sowie Reichs- und Markgrafschaften, an das 1806 durch den Frieden von Preßburg zum Königtum erhobene Bayern angegliedert. Seine geographische Ge-stalt änderte Bayern seitdem nur noch marginal. Selbst im (deutsch-) Deutschen Bruderkrieg mit Preußen konnte Bayern seine Einheit bewahren. Der Freistaat Coburg entschloss sich erst nach dem Ersten Weltkrieg 1920 zum Beitritt zu Bay-ern. Sichtbar integriert wurde der bayerische Teil Frankens durch den fränkischen Rechen, der von Rot und Weiß (Silber) mit drei aus dem Weiß aufsteigenden Spitzen geteilt ist. Als fränki-sches Gemeinschaftssymbol gilt der Rechen seit dem Jahre 1835, in dem das große Bayerische Staatswappen durch den König von Bayern, Lud-wig I., eingeführt wurde. Der Wittelsbacher titu-lierte sich auf Grund der Symbolik und seinem Integrationswillen der noch relativ neuen baye-rischen Gebiete zugleich Herzog von Franken, Herzog in Schwaben und Pfalzgraf bey Rhein. Damit war ein Schritt für die formale Gleichset-zung Frankens mit den anderen drei bayerischen Staatsvölkern, den Altbayern, Oberpfälzern und

Schwaben, getan.Der Rechen verkörpert die drei nordbayerischen und ebenfalls von König Ludwig I. eingeführten Regierungsbezirke Ober- Unter- und Mittelfran-ken. Die Entstehung einer „neufränkischen Iden-tität“ (Karl Bosl) lässt sich auf das noch heute stark verankerte fränkische Gemeinschaftsbe-wusstsein zurückführen. Die Regierungszentra-le und die Volksvertretung der Neuzeit residiert in München nach einem kurzen Intermezzo in Bamberg, das begründet und erzwungen wurde durch die Wirren und Tumulte der Novemberre-volution nach dem Ersten Weltkrieg. Der historische Abriss zeigt, dass sich Bayern keineswegs die fränkischen Gebiete „einver-leibte“, wie oft suggeriert wird. Stattdessen war der Zuschlag von Teilen Frankens an Bay-ern Bestandteil der jeweils geltenden Verträge oder die Gebiete wurden im Tausch, vor allem mit Preußen, erworben. Die jeweils herrschen-den Monarchen versuchten, die Bajuwarisierung der angegliederten Gebiete durch Integration schnell voranzutreiben, was angesichts des bald einsetzenden wirtschaftlichen Aufschwungs als gelungen betrachtet werden kann.

Politische PerspektivePersonell sind die Franken in der Bayerischen Staatsregierung oder an anderer wichtiger Stelle an den Machthebeln der Politik alles andere als dürftig vertreten. Mit Innenminister Günther Beckstein, Umweltminister Werner Schnappauf, Staatskanzleichef Eberhard Sinner sowie drei Staatssekretären sind die Franken im Kabinett Stoibers in einem ausgewogenen Verhältnis bedacht. Im Bayerischen Landtag gibt der Erlangener Joachim Herrmann als Fraktionschef der Regierungspartei den Ton an, in welcher wiederum der Nürnberger Markus Söder als Generalsekretär fungiert. Ähnlich sieht es bei der sozialdemokratischen Oppositionspartei aus. Viele der Stellvertreter von Fraktionschef Franz Maget sind Franken. Dies lässt die Taktik zu, Fraktionsentscheidungen über die Köpfe Südbayerns zu fällen: Für die Mehrheit der Stimmen braucht ein gesamtfränkisches Projekt nur die Stimme eines weiteren kleinen Bezirks.Um der Zentralisierung in München entgegen-zuwirken hat Werner Schnappauf mit der größ-ten Behördenverlagerung in der Geschichte des Freistaats ein Landesamt für Umwelt mit einer Zweigstelle in Hof geschaffen. Doch wo ein Ende positiv erscheint, tauchen am anderen Ende neue Probleme auf. Durch die kürzlich zu Elit-einstitutionen erhobenen beiden großen Univer-sitäten Münchens droht eine Wissenschaftskon-zentration im Süden Bayerns zu entstehen. Ob dies gravierende Auswirkungen auf Nordbayern haben wird, bleibt abzuwarten.

„Franken. Frei statt Bayern!?“Beobachtungen zu den fränkisch-bayerischen Beziehungen

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Wirtschaftliche WerteFranken steuerte nicht nur zur geographischen Größe des heutigen Bayerns einiges bei, sondern avancierte im Laufe der fortschreitenden Bindung an Bayern im 19. und 20. Jahrhundert zum Keim wirtschaftlichen Wohlergehens, welches mit den restlichen bayerischen Regierungsbezirken sehr wohl mithalten konnte und kann. Die ehemalige Reichsstadt Nürnberg wurde in der ersten Hälfte des 19. Jahrhunderts zu einer aufstrebenden Industriestadt, während München mit seinem Zentrum der Ästheten und Künstler und das weitläufige (alt-) bayerische Hinterland mit seiner Ackerbaukultur bereits rückständig erschienen. Ansteigender Lebensstandard und Wirtschaftswachstum waren im Norden schnel-ler zu verzeichnen als im Süden des Freistaates, auch weil man auf eine neue Form der Mobili-tät setzte. Dank Bayerns modernisierungswilli-gen Visionären, ihrem unternehmerischen Mut und ihrer finanziellen Risikobereitschaft konn-te im Jahr 1835 zwischen Nürnberg und Fürth eine kurze Eisenbahnstrecke eingeweiht werden. Damit war der Grundstein für das erste Eisen-bahnnetz in Deutschland gelegt. Die Vernetzung der fränkischen Städte brachten in hohem Maße Transporterleicherungen. Dieses trug ebenso wie das große Arbeitskräftepotenzial, das aus der ra-schen Umwandlung von Haupt- in Nebenerwerbs-landwirtschaften frei wurde, zu einer schnelleren Industrialisierung in Nordbayern bei. Beispielhaft für diese Entwicklung kann die ober-fränkische Stadt Selb genannt werden, die noch heute für ihr Porzellan weithin bekannt ist. Die Manufakturen, die sich während der fränkischen Industrialisierung dort ansiedelten, exportierten bereits früh ihre Produkte nach Übersee. Dies zeigt auch die Orientierung und Beeinflussung der fränkischen Wirtschaft durch die nördlichen und westlichen Nachbarregionen sowie dem Ausland.Wenn heute ein Franke beim Bayerischen Minis-terpräsidenten anmahnt, die „Franken nicht zu vergessen“, dann zeigt sich darin ein Gefühl der Vernachlässigung, das sich bis heute scheinbar unauslöschlich in den Köpfen der Franken ein-gebrannt hat. Dies könnte im Zusammenhang mit der Randlage im Norden Bayerns stehen, obwohl Franken nach dem Zweiten Weltkrieg trotz Zerstörungen immer noch von seiner al-ten Wirtschaftskraft zehren konnte. Nordbayern hatte außerdem lange eine gemeinsame Gren-ze mit der ehemaligen DDR, so dass Sachsen, der nördliche Wirtschaftspartner der alten Tage, vorerst ausfiel. Fakt war weiterhin, dass die (in-ter-)nationalen Gelder für den Wiederaufbau Bayerns mehrheitlich in den bis dato noch rück-ständigen ländlichen Gebiete im Süden sowie in die Förderung des Wirtschaftsraumes München flossen, während fränkische Gebiete eher außen vor blieben. Befremdende Nachwirkungen dieser Politik zei-gen sich an der Tatsache, dass die höchste Ar-

beitslosenquote in Bayern mit teilweise deutlich über acht Prozent, freilich noch unter Bundes-durchschnitt, in den drei fränkischen Bezirken zu messen ist. Auch in Bezug auf die Wirtschafts-kraft weist Bayern ein Nord-Süd-Gefälle auf. Nicht umsonst wird Franken als das „Armenhaus Bayerns“ bezeichnet. Eine historische Begrün-dung lässt sich dafür allerdings, wie gezeigt, nicht finden. Dass die wirtschaftliche Dynamik der Nordprovinzen auch heute noch zu spüren ist, zeigen aktuell Pläne der Städte Bamberg und Coburg, wonach ein neuer Flughafen im äu-ßersten Norden Bayerns den nicht EU-tauglichen Coburger Flugplatz ablösen soll.

Kulturelle KonfrontationenBayerns tief verwurzelte kulturelle Tradition ist nicht zuletzt auf die bereichernd wirkenden Ein-flüsse Frankens zurückzuführen. Das verwun-dert nicht, wenn man sich vor Augen führt, was die bayerischen Nordprovinzen zu bieten haben: Alljährlich sticht der weltbekannte Nürnberger Christkindlesmarkt mit seinen original Nürnber-ger Lebkuchen und echtem Christkindles-Glüh-wein die adventlichen Darbietungen anderer Städte aus. Differenzen bestehen auch in kon-fessioneller Hinsicht: Während die fränkische Bevölkerung mehrheitlich protestantisch ist, herrscht im altbayerischen Süden der Katholi-zismus vor. Interessant erscheint unter dem kul-turellen Aspekt, dass die Franken schon immer einen sich vom Katholizismus unterscheidenden protestantischen Konservatismus vertraten, von ihrer Haltung zum Staat nationaler, in vergange-nen Zeiten nationalistischer, monarchistischer, „deutscher“ gewesen sind als die Altbayern, die sich oft darauf beschränkten, in weiß-blauen Perspektiven zu denken.

Fazit„In Berlin gelte ich als Bayer, in Bayern als Fran-ke, in Franken als Nürnberger – ich bin immer diskriminiert“. Dieser scherzhafte Ausspruch von Günther Beckstein ist nicht zutreffend vor dem Hintergrund, dass eine Benachteiligung der fränkischen Regierungsbezirke betreffend ihrer politischen Einflussmöglichkeit nicht ausgemacht werden kann. Ebenso wenig gibt es haltbare historische Fakten, die von einer Einverleibung Frankens durch den mit kralligen Pranken be-wehrten bayerischen Löwen zeugen. In der wirt-schaftlichen Entwicklung Bayerns hatte Franken gar einen nicht zu unterschätzenden Anteil, und mit einer gewissen kulturellen Diversität konn-ten und können Franken wie Bayern sich nur gegenseitig bereichern. Grund zur ernsthaften Sorge um die Einheit Bayerns besteht also nicht. Trotz des manchmal dick aufgetragenen Baju-warenwesens der Altbayern und der leisen Ab-spaltungsträumereien einer fränkischen Minder-heit ist die Welt unter dem weiß-blauem Himmel noch in Ordnung.

von Florian Steidl

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nSchröders Entscheidungen – was bleibt wirklich?

Von der deutschen Öffentlich-keit viel beachtet, erschien Ende Oktober 2006 die Autobi-ographie des vormaligen Bun-deskanzlers Gerhard Schröder. Allerdings verbietet es sich, von einer Autobiographie im stren-gen Sinne zu sprechen, denn das Werk arbeitet im wesentli-chen nur die Kanzlerjahre ab.

Das etwas mehr als 500 Seiten starke Werk gliedert sich in zehn Kapitel. Als erster Eindruck hin-terlässt der Autor – oder viel-mehr der Verlag – den Eindruck einer (Ent-)Täuschung. Große Ränder links und rechts, oben und unten, fünf Leerseiten zwi-schen jedem einzelnen Kapitel und eine über 13 Seiten sich erstreckende, unnütze Zeitta-fel bauschen das Buch auf und strecken es über Maßen. Zu-dem wird der Betrachter mit zahllosen, teilwei-se in schlechter Qualität abgedruckten Bildern genervt: Professionell geschriebene Memoiren eines großen Staatsmannes sehen schon der Form nach anders aus.

Doch der Leser soll des Inhalts, nicht der Form wegen zum Erinnerungsband des Basta-Kanz-lers greifen. Und da entpuppt sich Schröder als das, was er wohl wirklich war: Viel Eigenlob und Selbstbestätigung, viel Eigensinn und Selbstge-fälligkeit. Es erstaunt immer wieder aufs Neue, wie wenig Einsichten, Weisheiten und Moralitä-ten vermittelt werden und wie sehr die trotzi-ge Behauptung, alles richtig gemacht zu haben, durchschimmert. Auch wenn Schröder in vielen Bereichen natürlich viel offener und weltläufiger war als Kohl bleibt er des ultimativen Beweises schuldig: Was hat er erreicht, was ist geblieben aus seiner Kanzlerschaft?

Schröder handelt einige gewichtige Entscheidun-gen seiner von vielen so kritisch betrachteten Regierungsjahre ab. Zugute halten muss man ihm auf jeden Fall, dass er als einziger verant-wortlicher Politiker im März 2003 den Mut gehabt hat, mit etlichen Missständen aufzuräumen und auch eine unbequeme, aber notwendige Politik einzuleiten. Mit der Agenda 2010 jedoch opfer-te Schröder seine eigene Regierungsverantwor-tung, denn letztendlich spülte ihn der Unmut der traditionellen SPD-Wähler aus dem Kanzleramt.

Insbesondere aber tut eine wachsame Beschäf-tigung mit einem Phänomen not, dem Schröder mehr als 30 Seiten widmet: Der Freundschaft zu Russland, will heißen zu seinem Freund Putin.

Der Altkanzler kann und darf sich auch verantwortlich dafür fühlen, im Einklang mit dem autoritären Regime des Vladi-mir Putin für eine Spaltung der Europäischen Union und eine tiefe Krise im Verhältnis zu den USA gesorgt zu haben. Obzwar die Große Koalition nach einem Jahr ihres Bestehens keine großen Schritte getan hat, so konnte die neue Kanzlerin Mer-kel zumindest das Grundgerüst deutscher Nachkriegspolitik, die transatlantische Partner-schaft, wieder gerade rücken.

Letztlich bestand Schröders Verdienst aber vor allem darin, die Missstände der Ära Kohl er-kannt zu haben, lösen konnte er sie gleichwohl nicht. Obzwar Schröder für eine Verjüngung und Modernisierung der bun-

desrepublikanischen Politik sorgte, mehr als kos-metische Eingriffe waren das nicht. Oftmals ent-puppte sich sein fiebriger, aktionistischer Stil als wahre Plage: Gesetze verloren ihre Integrität, mussten nachgebessert und ausgetauscht wer-den; Minister kamen und gingen; die Erfindung des Rades wurde einmal im Quartal als große Sensation zelebriert – in der Summe seiner sie-ben Regierungsjahre bescherte uns der Mann aus Hannover viel Chaos, Hektik, Durcheinander, alles in allem ein unstetes Gefühl, dass die Re-gierungsspitze nicht Herr ihres Handelns ist.

Der übertriebene Medienwirbel um das Buch und das daraufhin einsetzende altkluge Auftreten des Kanzlers haben alle enttäuscht, die mit einem einsichtigen und mild gewordenen Altkanzler gerechnet haben: Nichts davon war zu merken, vielmehr erweckt Schröder den Anschein, dass es noch mal so richtig losgehen soll; doch wo-mit? Schröder als abgewählter SPD-Vorsitzender und abgewählter Kanzler ist zweifelsohne Ver-gangenheit – nur dies zu erkennen, bedarf es noch einiger Einsichten.

von Bence Bauer

Gerhard Schröder:Entscheidungen

Mein Leben in der PolitikHoffmann und Campe

2006, 544 Seiten, 25,00 EURISBN: 978-3-455-50014-1

Buchcover „Entscheidungen“

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sAm 20.11.2006 ist die mit Spannung erwartete Neuausgabe des legendären FFA-Wörterbuchs Legal Terms mit der ISBN 978-3-9809241-7-7 auf den Markt gekommen. Das praktische Nach-schlagewerk, das schon seit 1991 in Passau er-scheint, hat sich zu einem nicht mehr wegzuden-kenden Repertoire der FFA gemausert.

Was vor 15 Jahren als eine kleine, schwarz-weiße Billigkopie mit kaum mehr als 30 Seiten begann, ist heute der Verkaufsschlager der Passauer Pu-blikationen Gruppe. Der Verlag verkauft im Jahr mehrere Tausend Exemplare und ermöglicht so Studenten mit internationaler Ausrichtung die gezielte Vorbereitung auf die FFA-Prüfungen. Doch neben Studenten in Passau setzen auch anderswo immer mehr angehende Juristen das kleine Wörterbuch ein, seitdem die Belegung fremdsprachlicher Kurse in vielen Studienord-nungen verpflichtend geworden ist.

Jedoch zählen längst schon Referendare und Anwälte zur Zielgruppe der Wörterbücher: Die Rechtsanwaltskanzlei Lovells setzt das Werk in seiner Arbeit ein und auch Einzelanwälte mit in-ternationaler Klientel greifen gerne auf den Klas-siker aus Passau zurück.

Der Autor Bence Bauer achtet dabei darauf, das Nachschlagewerk kontinuierlich zu erweitern und zu verbessern. Seit der 7. Ausgabe betreut er das Manuskript und sorgt für möglichst pra-xisnahe Einträge und Bezüge. Er übernahm im Jahre 2001 das Werk vom damaligen Autor Mar-tin Arendts, der einst ebenso in Passau studiert hatte.

Seit Anbeginn verfügen die Legal Terms über eine ISBN-Nummer und sind zudem in der Deutschen Bibliothek und der Bayerischen Staatsbibliothek gelistet. Seit 2004 kann man zusätzlich über das Verzeichnis lieferbarer Bücher (VLB) Bestellun-gen über den Buchhandel aufgeben. Dabei gilt für Verbraucher der Einheitspreis von 5,- EUR, übrigens auch für alle weiteren Wörterbücher der Passauer Publikationen Gruppe.

Neu im November 2006 erschienen auch die von Kathrin Haberle betreuten Business Terms in der zweiten Auflage. Der Verlag hat im Herbst 2005 erstmals die englischen Business Terms und die französischen Termes Economiques veröffent-licht und ist damit in eine Marktlücke vorgesto-ßen, die deutlich macht, wie wichtig adäquate, qualitativ hochwertige Nachschlagewerke in die-sem Preissegment sind – auch für Wirtschafts-wissenschaftler. Das englische Büchlein wurde dabei im ersten Jahr des Feldeinsatzes weiter perfektioniert und konnte bereits nach einem Jahr neu erscheinen.

Die Passauer Publikationen Gruppe blickt ins-gesamt mit Stolz auf die vielzähligen Wörterbü-cher zurück. Für die Juristen bietet der Verlag neben dem englischen Original Kompendien in französischer, spanischer, italienischer, unga-rischer und türkischer Sprache an. Die Wirt-schaftswissenschaftler können auf die englische und französische Edition zurückgreifen. Dabei ist es erklärtes Ziel des Verlages, die FFA und die Studenten zu fördern sowie jungen Autoren und Nachwuchswissenschaftlern Beistand zu geben in ihren ersten Veröffentlichungen. Mit jedem neuen Titel wird dieses Engagement des Vereins unterstrichen und fortgeführt.

von Christoph Stöß

Legal Terms – nun schon seit 15 Jahren erfolgreich für die FFA

Cover „Legal Terms“

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Eines der bedeutendsten Projekte der Großen Koalition in Berlin war vergangenen Sommer der Abschluss des Gesetzgebungsverfahrens für die Grundgesetzänderung zur Reform des Föderalis-mus in Deutschland. Einer, der von Anfang an zusammen mit Franz Müntefering (SPD) zunächst als Vorsitzender der „Kommission von Bundestag und Bundesrat zur Modernisierung der bundesstaatlichen Ordnung“ für die Reform gekämpft, sich in der späteren Debatte immer wieder eingebracht und somit entscheidenden Anteil am Ergebnis der Grundge-setzänderung hat, ist Dr. Edmund Stoiber (CSU). Im Interview mit dem UP-CampusMagazin wirft er nochmals einen Blick auf die Auswirkungen der Reform für Studenten und Hochschulen. Das Interview knüpft an den Artikel „Operation Föderalismusreform“ in der letzten Ausgabe an.

UP-CampusMagazin: Grüß Gott, Herr Minis-terpräsident. Von Ihnen stammt der markante Ausdruck „Mutter aller Reformen“, mit der Sie das Ergebnis der Föderalismusreformdebatte gewürdigt haben. Wie kann man die Grundge-setzänderungen in Bezug auf die Hochschulen kurz und knapp zusammenfassen? Dr. Edmund Stoiber: Durch die Föderalismus-reform kommen die klassischen Stärken und Vorzüge unserer historisch gewachsenen bun-desstaatlichen Ordnung wieder voll zum Tragen. Es sind dies Aufgaben- und Bürgernähe, Wett-bewerb um die besten Konzepte und Problem-lösungen in regionaler und kultureller Vielfalt. Zu diesem Zweck sieht das jetzt verabschiedete Gesetz zur Änderung des Grundgesetzes die kla-rere Zuweisung von Aufgaben- und Verantwor-tungsbereichen an Bund und Ländern vor. Das gilt für die Gesetzgebung, wo die mit teilweise

komplexen Kompetenzverflechtungen verbun-dene Rahmengesetzgebung abgeschafft wurde, ebenso wie für die Verwaltung und die Finanz-beihilfen. Hier ist die Abschaffung der Gemein-schaftsaufgabe Hochschulbau von besonderer Bedeutung. Die Länder, bei denen schon bisher die Hauptverantwortung für das Hochschulwe-sen lag, das für unsere Zukunftsfähigkeit in der Wissensgesellschaft von überragender Bedeu-tung ist, erhalten nun auch die uneingeschränk-te Verantwortung für den Hochschulbau. Länder, die sich – wie schon in der Vergangenheit Bayern – mit vollem finanziellen Engagement dieser Zu-kunftsaufgabe stellten, werden darin nun nicht mehr durch das bürokratische Korsett der ver-pflichtenden Gemeinschaftsaufgabe gehemmt.

UP-CampusMagazin: Der Bund zieht sich in den kommenden Jahren aus der Hochschulbau-finanzierung weitgehend zurück. Für die Länder bedeutet das im Umkehrschluss eine größere finanzielle Verantwortung. Müssen Hochschulen und Studenten jetzt noch mehr sparen?

Dr. Edmund Stoiber: Die von Bund und Län-dern gemeinsam finanzierte Gemeinschaftsauf-gabe Hochschulbau läuft Ende 2006 aus. Der Hochschulbau liegt dann in der Verantwortung der Länder. Bis zum Jahr 2013 werden den Län-dern für die Erfüllung dieser Aufgabe aber wei-terhin Gelder des Bundes zu Verfügung stehen, die so genannten Kompensationsmittel. Auf-grund seines bisherigen hohen finanziellen En-gagements im Hochschulbau erhält Bayern von allen Ländern den größten Anteil aus den Kom-pensationsmitteln. Wie die Kompensationsmittel in den Jahren 2014 bis 2019 verwendet werden, wird 2012 entschieden. Der von der Staatsregierung beschlossene Ent-

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rwurf des Doppelhaushalts 2007/2008 sieht für den Hochschulbau die Beibehaltung der bisheri-gen Finanzausstattung vor. Befürchtungen, zum Ausgleich wegfallender Bundesmittel müssten die Hochschulen und Studierenden mehr spa-ren, sind deshalb unbegründet. Auch das Inno-vationsbündnis Hochschule 2008 zwischen der Staatsregierung und den staatlichen Universi-täten und Fachhochschulen, sichert den Hoch-schulen eine finanzielle Bestandsgarantie auf der Basis des Nachtragshaushalts 2006.

UP-CampusMagazin: Experten sprechen von der Gefahr eines „Ping-Pong-Effekts“ in der Ge-setzgebungskompetenz zwischen Bund und Län-dern. Dieser werde durch die Möglichkeit einer Abweichungsgesetzgebungskompetenz der Län-der begünstigt. Was bedeutet dies, und sind die Leidtragenden dann die Studenten, die hinsicht-lich der Freizügigkeit und Mobilität im Bundesge-biet erheblich verunsichert werden könnten?

Dr. Edmund Stoiber: Die Länder können frü-hestens ab dem 1. August 2008 von den bun-desgesetzlichen Regelungen zu Hochschulzulas-sung und Hochschulabschlüssen abweichen, es sei denn, der Bund macht vorher von seiner Ge-setzgebungskompetenz Gebrauch, indem er das Hochschulrahmengesetz ändert oder aufhebt. Auch wenn und soweit die Länder von eigenen Gesetzgebungskompetenzen Gebrauch machen, werden die Länder sicherstellen, dass die Mobi-

lität der Studierenden über Ländergrenzen hin-weg nicht behindert wird.

UP-CampusMagazin: Ein Blick in die Zukunft für nachfolgende Generationen: Inwiefern sind künftige Studienanfänger von der Reform be-troffen?

Dr. Edmund Stoiber: Die Profilbildung der Hochschulen erfordert auch eine individuelle Ausgestaltung des Hochschulzugangs- und -zu-lassungsrechts. Mit bewerberorientierten Eig-nungsfeststellungs- und Zulassungsverfahren wird eine stärkere Passgenauigkeit von Studi-engangs- und Bewerberprofil angestrebt. Wir versprechen uns davon auch ein Zurückgehen der Studienabbrecherquote und der damit oft verbundenen persönlichen Enttäuschungen und „Fehlinvestitionen“ an Arbeit, Zeit und finanziel-len Mitteln.

UP-CampusMagazin: Vielen Dank für das Ge-spräch.

Die Fragen stellte Florian Steidl

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ft Haushaltsdebatten im Deutschen Bundestag fol-gen immer dem gleichen Muster. Wenn die Eck-pfeiler der deutschen Politik nach traditionellen Verbalattacken und wechselseitigen Generala-brechnungen finanziell besiegelt sind, packen Journalisten Kameras, Mikrofone und Blöcke ein und verlassen mit einer Vielzahl von Parlamenta-riern den Sitzungssaal. Die Diskussion der Etats der vermeintlich weniger bedeutsamen Bundes-ministerien schafft es daher nur selten in den Blickpunkt der Öffentlichkeit. Eine Entschei-dung, die talentierte Studentinnen und Studen-ten hellhörig machen müsste, hat es auch nicht zur Headline geschafft.

Der „Finanzkuchen“Das Bundesministerium für Bildung und For-schung (BMBF) darf im Jahr 2007 zur Begabten-förderung im Hochschulbereich 99,4 Millionen Euro verteilen. 2006 standen der Bildungsminis-terin, Annette Schavan (CDU), noch 87,7 Millio-nen Euro zur Verfügung. Die exemplarische Be-trachtung der entsprechenden Haushaltsposten in den Jahren 1998 (34,4 Mio. Euro) und 2002 (51,4 Mio. Euro) verdeutlicht, dass die Große Ko-alition in der Frage der universitären Begabten-förderung Kurs hält und dabei das Tempo noch erhöht. Den Finanzkuchen teilen sich elf Begab-tenförderungswerke, die vom Bildungsministeri-um für die Unterstützung kluger Studenten und Doktoranden verantwortlich sind: die Studien-stiftung des deutschen Volkes, die konfessionel-

len Stiftungen Cusanuswerk und Evangelisches Studienwerk Villigst, die Förderinstitutionen der Sozialpartner Hans-Böckler-Stiftung (DGB) und Stiftung der Deutschen Wirtschaft (Arbeitgeber), sowie die parteinahen Werke Friedrich-Ebert-Stif-tung (SPD), Friedrich-Naumann-Stiftung (FDP), Hanns-Seidel-Stiftung (CSU), Heinrich-Böll-Stif-tung (Bündnis 90/Die Grünen), Konrad-Adenau-er-Stiftung (CDU), Rosa-Luxemburg-Stiftung (Linkspartei). Diese elf Stiftungen sind Mittler zwischen der Bundesrepublik und den deutschen Nachwuchswissenschaftlern. Durch die Verga-be von Stipendien an begabte und motivierte Jungakademiker befriedigen sie das ureigenste Interesse des Staates nach Selbsterhaltung und Reproduktion. Nicht zuletzt darin liegt aus staat-licher Sicht die Legitimation für Begabtenförde-rung aus öffentlichen Haushaltsmitteln und die aktuelle Erhöhung der Zuwendungen. Allein die Studienstiftung des Deutschen Volkes kann mit Hilfe der großzügigen Finanzspritze den Stipen-diatenstamm von derzeit knapp 6.500 auf ca. 9.000 erhöhen. Erklärtes Ziel der Bundesregie-rung um Kanzlerin Angela Merkel ist, die Förder-quote in Deutschland auf ein Prozent anzuheben und dadurch die Zahl der Stipendiatinnen und Stipendiaten bis zum Ende der Legislaturperiode im Jahr 2009 zu verdoppeln.

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ver Ersatz zu Leistungen nach dem Bundesaus-bildungsförderungsgesetz (BAföG), schließlich müssen die monatlichen Bezüge von einheitlich maximal 525 Euro und 80 Euro Büchergeld nicht zurückgezahlt werden. Darüber hinaus gewährt die Universität Passau den Stipendiatinnen und Stipendiaten eine Befreiung von Studienbeiträ-gen - eine bayernweit einmalige Begünstigung und ein klares Bekenntnis zur Unterstützung ta-lentierter junger Menschen.

Ein Stipendium auf großzügige Geldspritzen für klamme und bedürftige Studentenportemon-naies zu reduzieren, wäre verfehlt. Ebenso sind Stipendien keine Belohnung für vergangene Leistungen, keine Auszeichnung zur Selbstver-marktung des eigenen Egos und kein Ansporn zur Produktion akademischer Hochleistungs-maschinen. Begabtenförderung ist Auftrag und Sendung, die Hoffnung auf einen engagierten Beitrag zum Gemeinwohl, eine Investition in die Zukunft von Gesellschaft, Wirtschaft und Politik.

„Für die immer komplexeren Herausforderungen unserer Welt brauchen wir Menschen, die mit ho-her Kompetenz, wacher Intelligenz und sozialer Verantwortung zu denken und zu arbeiten gelernt haben“, formulierte Bundespräsident a.D. Dr. Ro-man Herzog bei einer Jubiläumsfeier des Cusa-nuswerkes den zukunftsweisenden Anspruch der staatlichen Zuwendungen. Deshalb steht neben der finanziellen Unterstützung als zweite große Säule die ideelle Förderung von Stipendiatinnen und Stipendiaten. Das Angebot von studienbe-gleitenden Wochenendseminaren, Ferienakade-mien, Fachschaftstagungen, Symposien in di-versen Bereichen, internationale Begegnungen, Bildungsreisen etc. verleihen diesem pathetisch-plakativen Begriff greifbare Substanz. Hinter all den Veranstaltungen verbirgt sich letztendlich der Zweck, den Stipendiaten einen Blick über die Fächergrenzen hinaus zu eröffnen und einen Dia-log zwischen den verschiedensten Disziplinen zu etablieren. „Begabtenförderung geschieht nicht nur, damit aus einem begabten Physikstudenten ein noch besserer Physiker wird. Begabtenför-derung soll Physikstudenten mit Philosophen ins Gespräch bringen, Germanisten mit Biologen, Mediziner mit bildenden Künstlern“, bringt Her-zog seinem Wunsch nach dem Ein- und Ausüben einer „grundlegenden akademischen Tugend“ zum Ausdruck.

Persönlichkeit ist gefragtDie stetige Entwicklung der deutschen Hoch-schulen hin zur Massenuniversität ist mit einer schleichenden Entwertung der einzelnen Stu-dierenden verbunden. Die begonnene Bache-lorisierung, durch die das Hochschulstudium vom ersten bis zum letzten Tag durchgeplant zu sein scheint, beschneidet die Studierenden in ihrer Individualität zusätzlich. Die Begabten-förderungswerke sind in höchstem Maße daran

interessiert, die-sem Trend durch ihr Angebot entgegenzusteuern. Deshalb hat sich die Ar-beitsgemeinschaft der elf Stiftun-gen in einer gemeinsamen Erklärung zu einer „umfassen-den Individualförderung“ bekannt. Schon bei der Auswahl der Stipendiatinnen und Stipendi-aten fällt großes Gewicht auf die Persönlichkeit des Bewerbers. So verlangt beispielsweise die Hanns-Seidel-Stiftung neben überdurchschnittli-chen Schul- und Studienleistungen „Engagement im politischen, kirchlichen oder sozialen Umfeld und persönliche Eignung“. Und die Stiftung der Deutschen Wirtschaft ist auf der Suche nach „weltoffenen aktiven jungen Menschen, die sich für das Gemeinwohl einsetzen und die zugleich ihre persönliche Entwicklung zielstrebig ange-hen“. Vor diesem Ausgangspunkt kann es nur folgerichtig sein, die persönlichen Fähigkeiten jedes Stipendiaten während der Förderungszeit und darüber hinaus individuell zu unterstützen. Die Zugehörigkeit zu einer Stiftung schafft Ge-meinsamkeiten, sie versammelt gleich gesinnte Menschen. Es entstehen Freundschaften in den Hochschulgruppen vor Ort und weltumspannen-de Netzwerke, deren Bedeutung in persönlicher und beruflicher Hinsicht oft unterschätzt wird. Stipendiaten, Altstipendiaten, Referenten, För-derer, Vertrauensdozenten aus allen Bereichen – alle Beteiligten profitieren vom Austauschver-hältnis, das ein Stipendium ermöglicht.

Vorurteile überwinden Trotz dieser vielen Vorteile, die ein Stipendium bieten kann, sind erschreckend wenige Studen-tinnen und Studenten über das Angebot der Begabtenförderungswerke in Deutschland in-formiert. Und wer sich dafür interessiert, wird immer wieder zum Teil grotesken Vorurteilen konfrontiert. Der Grund liegt wohl darin, dass Begriffe wie „Elite“ in der gesellschaftlichen Re-alität tendenziell negativ besetzt sind und dass Themen wie „(Hoch-)Begabung“ tabuisiert wer-den. Stipendiaten gelten allzu häufig als Stre-ber, die regelmäßig die universitäre Notenskala nach oben hin sprengen, nebenbei Aristoteles und Kant intellektuell zum Erblassen bringen, ansonsten aber lebensunfähig sind. Würde man dieser landläufig durchaus verbreiteten Ansicht Glauben schenken, wäre die Förderung begab-ter, motivierter Studenten und Promovenden als Strafe zu qualifizieren. Derartige Vorstellungen haben keine Schnittmenge mit der Realität, wie auch die Förderwerke in einer gemeinsamen Erklärung verlautbaren ließen: „Begabtenförde-rung hat nichts mit elitärer Selbstgenügsamkeit zu tun. Sie dient der Allgemeinheit im Engage-ment für Wissen, Können, Initiative und Verant-wortungsbewusstsein der kommenden Genera-tion“.

von Johannes Pinkl

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Paul Lendvai, Jahrgang 1929, ist nicht immer der weit gereiste und weltgewandte Journalist gewesen, wie wir ihn bei der Financial Times und bei ORF kennen- und schätzen gelernt haben. Der als Ungar geborene Österreicher, oder sa-gen wir Österreich-Ungar, selbst jüdischer Ab-stammung, hat die Tage des Ungarnaufstandes 1956 im wahrsten Sinne des Wortes hautnah miterlebt, damals noch als Berufsanfänger bei einer ungarischen Tageszeitung.

Nach seinem 1999 bei Bertelsmann erschiene-nen Standardwerk „Die Ungarn“ setzt der mit ei-ner Vielzahl von Publikationen aufwartende Len-dvai seinem Schaffen die Krone auf: Das brillant recherchierte Werk über die Tage des Volksauf-standes 1956 trägt nicht nur ein umfassendes Personen- und Sachregister sowie ein umfang-reiches Stichwortverzeichnis mit sich, sondern auch einen einwandfreien Fußnotenapparat. Das Buch könnte fast schon als wissenschaftliches denn als journalistisches Machwerk gesehen werden: Gründlich, fundiert und präzise ist es allemal. Damit beweist der Kenner Ungarns dem Leser auch, dass ein seriöser und richtig ver-standener Journalismus immer schon saubere Wissenschaft ist.

Der Inhalt gibt uns eine detaillierte Nacherzäh-lung der Geschehnisse und vieler einzelner Ak-teure. So gesehen erfahren wir sehr viel über die unterschiedlichsten Charaktere, die diese bewegenden Tage geprägt haben. Lendvai sieht auch den späteren KPU-Chef Kádár in einem sehr kritischen Licht und räumt mit dem post-kommunistischen Kádármythos der kleinen Leu-te auf: Kádár war nichts anderes als ein Verräter und Intrigant.

Packend geschrieben, ausführlich alles Wesent-liche dargelegt ist diese Neuerscheinung einer der besten Geschichtsbücher, die das Jahr 2006 zum 50-jährigen Jubiläum gesehen hat. Trotz der Seriosität und der Tiefenwelt, in die uns der Autor bringt, liest sich das Werk flüssig und an-genehm. Es ist allen, die sich für die Geschichte des 20. Jahrhunderts interessieren, mehr als zu empfehlen: ein absolutes Muss!

von Florian Hartleb

Paul Lendvai:Der Ungarnaufstand 1956

Bertelsmann2006, 318 Seiten, 22,95 EUR

ISBN-13: 978-3570005798

Der Aufstand von 1956 aus erster Hand

Ungarische Literatur vom Feinsten

Der hierzulande noch völlig unbekannte und un-entdeckte Antal Szerb gilt in seinem Heimatland Ungarn als einer der begnadetsten Literaten des 20. Jahrhunderts. Seine zwischen den Weltkrie-gen geschriebenen und erschienenen Werke zählen nicht nur zum Literaturkanon ungarischer Sekundarstüfler, sondern vor allem und beson-ders zu den schönsten und faszinierendsten Bü-chern der Epoche.

Die nunmehr vom Verlag dtv premium betreute Reihe des ungarischen Klassikers ist nicht der erste Versuch, den Genius des von den Nazis ermordeten Juden einzufangen und dem heimischen Publikum anzuvertrauen: Bereits in den 70er Jahren erschienen in Deutschland die Erstübersetzungen. Die nun völlig neu ins Deutsche gesetzten Meisterstücke zeugen nicht nur von der Virtuosität der Übersetzer („Reise im Mondlicht“ von Christina Viragh, ISBN-13: 978-3423243704; „Die Pendragon-Legende“ von Susanne Großmann-Vendrey, ISBN-13: 978-3423244251; das hier besprochene Werk von Timea Tankó), sondern auch mit dem Konflikt, der uns immer quält: Der Weltklassiker „Reise im Mondlicht“ wurde 1974 zunächst korrekter als „Der Reisende und der Mond“ übersetzt, doch kann er weder mit Sprache, noch mit Ausdruckskraft erfasst werden.

Das Buch kreist um die Motive der rastlosen Su-che, der Suche nach Mann und nach Frau, um Freiheit und Unterdrückung, um Ausbruch und Gefangenschaft. Das immer wiederkehrende Bild des „Ulpius-Hauses“ bleibt ein der ungarischen Literatur verbundenes Motiv, heute ist bereits ein Verlag danach benannt. Die Jugendfreundin Eva und mit ihr das „Ulpius-Haus“ bleiben be-stimmend im Handeln des Hauptdarstellers.

Nunmehr erscheint nach Dezember 2003 und Dezember 2004 im Dezember 2006 die Antholo-gie „In der Bibliothek“, die berühmte Erzählun-gen des Autors versammelt – übrigens in deut-scher Erstausgabe. Allen, die Szerb noch nicht kennen, ist dieses Buch am meisten zu emp-fehlen: Es ermöglicht einen kleinen Einblick in das Denken und in die Mentalität dieses großen Schriftstellers.

von Florian Hartleb

Antal Szerb:In der Bibliothek

dtv premium2006, 280 Seiten, 14,00 EUR

ISBN-13: 978-3423245623

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Seite 13 - Ausgabe I / 2007

Was als plakative Werbung eines Einrichtungs-hauses vor einigen Jahren begann, entpuppt sich als treffende Suggestivfrage unserer Ge-neration. Gleich hinter des Deutschen liebsten Kind, dem Auto, rangiert das, was uns eigentlich am nächsten ist: unsere Wohnung, dessen Ein-richtung und all die kleinen Details, die dazuge-hören.

„Zeig mir wie Du wohnst, und ich sag Dir, wer Du bist“ sagt Peter Richter in seinem neuen Buch „Deutsches Haus – eine Einrichtungsfibel“ und trifft damit unseren Zeitgeist. Ähnlich wie Flo-rian Illies in seinem Beststeller Generation Golf kann auch Richter auf den reichen Erfahrungs-schatz der Post-Wiedervereinigungsgeneration zurückblicken und bringt damit typische Alltags-beobachtungen zu Papier.

Von der Wiege bis zur Bahre – der Autor ent-hüllt in einzelnen Kapiteln, zugleich Lebenssta-tionen eines jeden von uns, die Bedeutung und jeweilige Funktion unseres Heims. Das Deutsche Haus hat Ecken und Kanten, vor allem aber ei-nige merkwürdige Parallelen in den Lebensent-würfen und Biographien seiner Bewohner. Man ertappt sich selbst dabei, wie man den Umzug mit Freunden macht, wie ihn Richter beschreibt; und durchlebt selbst, wie das Kinderzimmer war, das uns im Buch imaginär aufgetan wird: fast wie das eigene.

Die Generation der Zwanziger ist, dank Wie-dervereinigung und Ernüchterung zum Jahr-tausendwechsel, häuslicher und ein Stück weit auch konservativer geworden. Wie mein Heim, so mein Gemüt – Richter erkennt dies in aller Schärfe und karikiert unsere guten Stuben öst-lich und westlich der Elbe.

Doch was bleibt nach der Generation Golf, der Generation Praktikum und nun der Generation Ikea? Nicht viel mehr als das Scheitern von Le-bensentwürfen, der Abschied vom Hype der 90er und die Rückbesinnung auf ganz und gar heimi-sche Werte – auf jeden Fall aber ein kurzweiliges und geistreiches Werk eines aufstrebenden jun-gen deutschen Autors.

von Sebastian Schalk

Peter Richter:Deutsches Haus – eine Einrichtungsfibel

Goldmann2006, 223 Seiten, 18,00 EUR

ISBN-13: 978-3442301119

Lebst Du noch oder wohnst Du schon?

Neues Standardwerk der Populismusforschung

Nachdem der renommierte Bonner Politikprofes-sor Frank Decker schon vor einigen Jahren mit einem viel beachteten Werk zum Thema Popu-lismus („Der neue Rechtspopulismus“, ISBN-13: 978-3810039361) aufwartete, veröffentlicht nunmehr der Wiesbadener VS-Verlag unter der Federführung von Decker ein kompaktes Kom-pendium.

Das unter dem frappierend Titel „Populismus–Gefahr für die Demokratie oder nützliches Kor-rektiv“ erschienene, 254 Seiten starke Buch versammelt nach einem einführenden Kapitel des Herausgebers Frank Decker und drei weite-ren Aufsätzen zur Begriffsbestimmung in sieben Arbeiten durchweg anerkannter Forscher unter-schiedliche Aspekte und Spielarten des Popu-lismus. Hier werden populistische Bewegungen verschiedener Länder dargestellt und verglichen, bis hin zu einer Momentaufnahme in der gegen-wärtigen Bundesrepublik, für die namentlich der Herausgeber selbst und Florian Hartleb verant-wortlich zeichneten.

Wohltuend hebt sich dieses Werk vom Einheits-brei einiger bereits bekannter Veröffentlichun-gen ab. So beschäftigen sich Decker und Hartleb ausführlich mit dem Populismus von links, einem Phänomen, das bisher noch keine große Beach-tung geschenkt wurde; Rydgren wagt einen Ver-gleich zwischen Dänemark und Schweden, de-ren Populismus er als Wohlfahrtschauvinismus kennzeichnet. Daneben gelingt Bachmann ein gekonnter Überblick über populistische Bewe-gungen in den Ländern Mittel- und Osteuropas.

Der verblüffendste Aufsatz kommt als krönen-der Abschluss: Jun untersucht die These, dass in vielen westlichen Demokratien Europas populis-tische Elemente Eingang in Regierungsentschei-dungen gefunden haben. Er spricht in seiner Schlussbemerkung vom „eingebauten Populis-mus“ der Wettbewerbsdemokratien.

Nicht nur für Politologen und Nachwuchspolitiker, sondern auch für Journalisten, Verfassungsjuris-ten und alle allgemein Interessierte bietet sich das Werk als Kurzübersicht über den aktuellen Stand der populistischen Herausforderung an.

von Bence Bauer

Frank Decker: Populismus – Gefahr für die Demokratie

oder nützliches Korrektiv?VS-Verlag

2006, 254 Seiten, 24,90 EURISBN-13: 978-3531145372

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Seite 14 - Ausgabe I / 2007

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Ist die bürgerliche Epoche in Europa am Ende? Diese Frage stellen sich die Publizisten Joachim Fest, Wolf Jobst Siedler und Frank A. Meyer in dem Buch „Der lange Abschied vom Bürgertum“. Zuverlässigkeit, Gesetzestreue und Pflichtbe-wusstsein – das sind für die drei Autoren zentra-le bürgerliche Tugenden. Und diese altbewährten Tugenden sehen sie aktuell in unserer Gesell-schaft in Gefahr. In einer Zeit, in der intensiv über den Verlust von Werten diskutiert wird, ist der 138-seitige Band ein wertvoller Leitfaden, der Orientierung und Hintergrundwissen liefert.

Nach Ansicht der Gesprächspartner ist nach dem Zweiten Weltkrieg das Bürgertum in Deutschland allmählich verschwunden. „Bürger mit Manieren und Krawatte“ bestimmen immer weniger das öffentliche Leben. Deutlichster Ort dieser Ent-wicklung ist nach Meinung Siedlers die Haupt-stadt Berlin. In Berlin, so Siedler, sei die „Entbür-gerlichung“ am deutlichsten spürbar. Gleichwohl gibt es nach Ansicht Fests, Siedlers und Meyers trotz des schwindenden Einflusses der bürgerli-chen Schicht in Europa noch einige wenige Bei-spiele gelebten Bürgertums. Dabei sei es eine zentrale Leistung der verbliebenen Angehörigen des Bürgertums, sich immer in Frage zu stellen und selbstkritische Menschen hervorzubringen, die auch an ihren eigenen Positionen unablässig zu zweifeln wissen.

Um die Entwicklung des Bürgertums nicht nur theoretisch zu beschreiben, sondern auch an-hand von konkreten Beispielen zu manifestieren, enthält der Band Fotos und Kurzbiografien her-ausragender Persönlichkeiten, die die deutsche Geschichte prägten: Walther Rathenau als pro-minenter Politiker der Weimarer Republik, The-odor Wolff als der wohl einflussreichste Chefre-dakteur der Weimarer Zeit und Konrad Adenauer als erster Kanzler der Bundesrepublik. Das Buch informiert die Leser, inwieweit diese Persönlich-keiten dem Bürgertum entstammten und in wel-cher Weise dies ihrer Karriere förderlich war.

Das aufgezeichnete Gespräch überzeugt durch die Klarheit der Gedanken, durch detailliertes Geschichtswissen und durch die Eloquenz der drei beteiligten Publizisten. Ein interessanter Blick auf zwei Jahrhunderte deutscher Geschich-te und die Entwicklung einer ganz bestimmten gesellschaftlichen Schicht: dem Bürgertum.

von Eva Schindler

Joachim C. Fest, Wolf J. Siedler, Frank A. Meyer: Der lange Abschied vom Bürgertum

wjs Verlag2005, 138 Seiten, 16,00 EUR

ISBN-13: 978-3937989105

Abschied vom Bürgertum?

Die Nomaden der Globalisierung

Der viel gerühmte Kenner des Ostens unseres Kontinents, der Professor aus Frankfurt/Oder und Universalgelehrte Karl Schlögel, überrascht mit einem neuen Werk, das uns in nachdenkli-cher, doch treffsicherer Weise eine neue Begleit-erscheinung unserer globalisierten Welt schil-dert: das neue Nomadentum der Gastarbeiter.

Nach einer Begriffsbestimmung gleich zu Beginn differenziert Schlögel in wissenschaftlich akku-rater Manier zwischen der stummen und der er-zwungenen Migration. Während in der stummen Migration vor allem die mobile, arbeitende Be-völkerung als Gastarbeiter ihr Glück im Ausland versucht, sind die erzwungenen Migranten die Flüchtlinge und Verfolgten, die Habenichtse und Verjagte.

Die Conclusio des Autors ist trotzdem eine positi-ve: Die Nomaden bringen uns und der Welt eine positive Veränderung ihrer Umwelt, sie sind die echte Avantgarde (S.112). Während früher der Reisende neben Zwangsumtausch, Visum, Ein-ladung, vorgekaufter Zugfahrkarte, Transitschei-nen und langwieriger Vorausplanung schwerfäl-lig durch den großen Raum sich bewegte, fast schon ächzend unter der Last geschlossener Schlagbäume und undurchdringlicher Weiten, so donnert die heutige Nomadenflut dank offener Grenzen und Billigfliegern durch Zeit und Raum.

Die Transitachsen von heute sind vor allem die Achsen zwischen Ost und West: Der Osten als neue Kategorie des Raumes definiert den Strom der modernen Nomaden. Das neue Europa ist vor allem ein interurbanes Europa, Städte und Metropolen sind die Oszillographen der reisen-den und rastlosen Protagonisten des Diesseits.

Hier flicht der Kenner virtuos seine tief greifen-den Kenntnisse des osteuropäischen Raumes und dessen urbaner Zentren ein. Es gelingt ihm, die aktuellen Themen Migration und Globalisierung mit seinen Favoriten Städte, Raum und Osten an einem imaginären roten Faden aufzuknüpfen.

Schön geschrieben und den Zeitgeist packend erkannt, bietet uns das neue Werk des Autors ein hervorragendes Bildnis unserer unruhigen Zeit.

von Melani Barlai

Karl Schlögel:Planet der Nomaden

wjs Verlag2006, 150 Seiten, 16,00 EUR

ISBN-13: 978-3937989167

Page 15: UP-Campus 1/2007

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KontaktFlorian Steidl, ChefredakteurTel.: 0851 / 9871706fl [email protected]

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