Utopie Kreativ (Sayı. 199, Mayıs 2007, Nationaler Kommunismus Nach Auschwitz-Die DDR Und Die...

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Bei seinen Verhören durch die Stasi wird der Kommunist Hans Schrecker als »Drecksjude« bezeichnet (Otto 1993, S. 114). Die DDR verweigert jüdischen NS-Opfern die Restitution ihres Eigentums mit der Begründung, man wolle nicht »zionistische Großbesitzer« entschä- digen (Timm 1993, S. 69). Anfang der 50er Jahre verlässt ein Großteil der Mitglieder jüdischer Gemeinden die DDR, mehrere Gemeindevor- sitzende fliehen aus Angst vor Verfolgung (ebenda). Israel wird in den 60er Jahren von Walter Ulbricht als »gegen die Rechte des arabischen Volkes gerichtete (…) Speerspitze« des Imperialismus bezeichnet. (Keßler 1995, S. 150). Im Oktober 1988 erhält der Präsident des Jü- dischen Weltkongresses Edgar Bronfman von Erich Honecker den »Großen Stern der Völkerfreundschaft« in Gold (Meining 2002, S. 466 f.). Im gleichen Jahr erkennt die DDR den virtuellen Staat Palä- stina an, den die PLO in Algier gegründet hat und empfängt Arafat drei- mal mit allen Ehren. 1990 stehen die DDR und Israel, nach über 40 Jah- ren fast ohne offizielle Kontakte, kurz vor der Aufnahme diplomatischer Beziehungen, 1990 bittet die letzte DDR-Volkskammer die Jüdinnen und Juden in aller Welt um Verzeihung für Heuchelei und Feindselig- keit der offiziellen DDR-Politik (Keßler 1995, S. 147). So vielfältig und widersprüchlich zeichnet sich das Verhältnis der DDR zu Jüdinnen und Juden, zum Zionismus und zu Israel. Mittler- weile ist auch dies ein recht gut ausgeleuchtetes Terrain. 1 Das Verhält- nis zu den Palästinenserinnen und Palästinenesern und der PLO hinge- gen macht den deutlich kleineren Teil der Literatur aus. 2 Die KPD – antisemitisch und antizionistisch vorbelastet? Voraussetzung der Positionen zu Juden, Antisemitismus, Zionismus müssen zunächst in der leninistisch-stalinistischen Vorgeschichte, also den Positionen der KPD gesucht werden 3 , denn aus deren Führungs- riege rekrutierte sich schließlich die spätere DDR-Spitze. Die traditio- nelle marxistischen Positionierung, also eine gewisse Blindheit für das Problem des Antisemitismus der lediglich als mittelalterliches Relikt betrachtet wird und eine klar assimilationistische und somit antizioni- stische Vorstellung von der Lösung der »Judenfrage«, finden sich auch hier, jedoch mit einigen der spezifisch deutschen Situation geschuldeten Färbungen. Die KPD verurteilte den Antisemitismus häufig in ihren Schriften und vertrat eine antizionistische Position, was für sie bei- spielsweise die Ausschreitungen in Palästina im Jahre 1929 als antiim- perialistischen nationalen Befreiungskampf erscheinen ließ. 4 Die For- schung zeigt jedoch auch, dass die KPD in puncto Antisemitismus mehr Peter Ullrich – Jg. 1976, Soziologe, Kulturwissen- schaftler, Promotion zum Thema »Der Nahostkonflikt und die Linke in Groß- britannien und der Bundes- republik«, Arbeitsgebiete: Rezeption des Nahostkon- flikts, soziale Bewegungen, Globalisierungskritik, Dis- kursanalyse, Überwachung. jüngste Veröffentlichung: Eu- ropa. Transnationale Normierung und nationales Beharren, Berlin: Dietz (zus. mit T. Kachel). Zuletzt in UTOPIE kreativ: Wissen- schaftlich Arbeiten mit freier Software, Heft 193 (Novem- ber 2006) Kontakt: ullrich(-)uni-leipzig.de 1 Es gibt neben unzäh- ligen Aufsätzen mehrere umfangreiche Untersuchun- gen. Timm (1997) widmet sich vorangig dem Verhältnis der DDR zum Staat Israel, Mertens (1997) und Offenberg (1998) untersu- UTOPIE kreativ, H. 199 (Mai 2007), S. 455-467 455 PETER ULLRICH Nationaler Kommunismus nach Auschwitz – die DDR und die Jüdinnen und Juden. Ein Bilanzierungsversuch

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  • Bei seinen Verhren durch die Stasi wird der Kommunist HansSchrecker als Drecksjude bezeichnet (Otto 1993, S. 114). Die DDRverweigert jdischen NS-Opfern die Restitution ihres Eigentums mitder Begrndung, man wolle nicht zionistische Grobesitzer entsch-digen (Timm 1993, S. 69). Anfang der 50er Jahre verlsst ein Groteilder Mitglieder jdischer Gemeinden die DDR, mehrere Gemeindevor-sitzende iehen aus Angst vor Verfolgung (ebenda). Israel wird in den60er Jahren von Walter Ulbricht als gegen die Rechte des arabischenVolkes gerichtete () Speerspitze des Imperialismus bezeichnet.(Keler 1995, S. 150). Im Oktober 1988 erhlt der Prsident des J-dischen Weltkongresses Edgar Bronfman von Erich Honecker denGroen Stern der Vlkerfreundschaft in Gold (Meining 2002,S. 466 f.). Im gleichen Jahr erkennt die DDR den virtuellen Staat Pal-stina an, den die PLO in Algier gegrndet hat und empfngt Arafat drei-mal mit allen Ehren. 1990 stehen die DDR und Israel, nach ber 40 Jah-ren fast ohne ofzielle Kontakte, kurz vor der Aufnahme diplomatischerBeziehungen, 1990 bittet die letzte DDR-Volkskammer die Jdinnenund Juden in aller Welt um Verzeihung fr Heuchelei und Feindselig-keit der ofziellen DDR-Politik (Keler 1995, S. 147).

    So vielfltig und widersprchlich zeichnet sich das Verhltnis derDDR zu Jdinnen und Juden, zum Zionismus und zu Israel. Mittler-weile ist auch dies ein recht gut ausgeleuchtetes Terrain.1 Das Verhlt-nis zu den Palstinenserinnen und Palstinenesern und der PLO hinge-gen macht den deutlich kleineren Teil der Literatur aus.2

    Die KPD antisemitisch und antizionistisch vorbelastet?Voraussetzung der Positionen zu Juden, Antisemitismus, Zionismusmssen zunchst in der leninistisch-stalinistischen Vorgeschichte, alsoden Positionen der KPD gesucht werden3, denn aus deren Fhrungs-riege rekrutierte sich schlielich die sptere DDR-Spitze. Die traditio-nelle marxistischen Positionierung, also eine gewisse Blindheit fr dasProblem des Antisemitismus der lediglich als mittelalterliches Reliktbetrachtet wird und eine klar assimilationistische und somit antizioni-stische Vorstellung von der Lsung der Judenfrage, nden sich auchhier, jedoch mit einigen der spezisch deutschen Situation geschuldetenFrbungen. Die KPD verurteilte den Antisemitismus hug in ihrenSchriften und vertrat eine antizionistische Position, was fr sie bei-spielsweise die Ausschreitungen in Palstina im Jahre 1929 als antiim-perialistischen nationalen Befreiungskampf erscheinen lie.4 Die For-schung zeigt jedoch auch, dass die KPD in puncto Antisemitismus mehr

    Peter Ullrich Jg. 1976,Soziologe, Kulturwissen-schaftler, Promotion zumThema Der Nahostkoniktund die Linke in Gro-britannien und der Bundes-republik, Arbeitsgebiete:Rezeption des Nahostkon-ikts, soziale Bewegungen,Globalisierungskritik, Dis-kursanalyse, berwachung.jngste Verffentlichung: Eu-ropa. TransnationaleNormierung und nationalesBeharren, Berlin: Dietz(zus. mit T. Kachel). Zuletztin UTOPIE kreativ: Wissen-schaftlich Arbeiten mit freierSoftware, Heft 193 (Novem-ber 2006) Kontakt:ullrich(-)uni-leipzig.de

    1 Es gibt neben unzh-ligen Aufstzen mehrereumfangreiche Untersuchun-gen. Timm (1997) widmetsich vorangig dem Verhltnisder DDR zum StaatIsrael, Mertens (1997) undOffenberg (1998) untersu-

    UTOPIE kreativ, H. 199 (Mai 2007), S. 455-467 455

    PETER ULLRICHNationaler Kommunismusnach Auschwitz die DDRund die Jdinnen und Juden.Ein Bilanzierungsversuch

  • als nur unsensibel war. Auch sie hoffte, wie schon Generationen vonMarxisten vor ihr, auf das revolutionre Potenzial des antisemitischenund extrem nationalistischen Mobs und kam diesem auch gelegentlichmit Karikaturen von hakennasigen jdischen Kapitalisten entgegen.Den Hintergrund dafr bildet ihre Vorstellung vom Charakter des Fa-schismus, derzufolge hinter diesem das Kapital stand. Dies lie dieKPD jedoch auch annehmen, dass der Antisemitismus der Nazis nurvorgeschoben sei und nichtjdische wie jdische Kapitalisten ein Inter-esse an seiner Durchsetzung htten.5

    Besonders in die Kritik gerieten die beiden nationalbolschewistischenPhasen whrend der Ruhrbesetzung 1923 (Schlageterkurs) und ab1930. Die Kommunistinnen und Kommunisten versuchten damals of-fensiv Rechte fr sich zu gewinnen. Berhmt-berchtigt wurde dieRede der Vorsitzenden Ruth Fischer vor nationalistischen Studierendenin der sie fragt: Sie rufen auf gegen das Judenkapital, meine Herren?Wer gegen das Judenkapital aufruft, meine Herren, ist schon Klas-senkmpfer, auch wenn er es nicht wei. Sie sind gegen das Judenkapi-tal und wollen die Brsenjobber niederkmpfen. Recht so. Tretet die Ju-denkapitalisten nieder, hngt sie an die Laterne, zertrampelt sie. Abermeine Herren, wie stehen Sie zu den Grokapitalisten, den Stinnes,Klckner...?6.

    An dieser Stelle tritt nur zu deutlich die fatale Ignoranz der KPD ge-genber dem Antisemitismus zutage. Trotzdem ist Vorsicht geboten,wenn, wie Kistenmacher (2005, o. J.) dies versucht, die KPD zu einemHaufen von Antisemiten gestempelt werden soll. Kistenmacher (2005)argumentiert dabei sehr schwach. Nicht nur macht er der KPD posthumArgumentationsvorschlge. So htte sie beispielsweise die Zivilisati-ons- und Fortschrittsmission des Zionismus loben knnen ein Vor-schlag, mit dem die KPD die Einseitigkeiten der Sozialdemokratieunter anderen Vorzeichen wiederholt htte. Obwohl die angefhrtenkommunistischen Antisemitismen, die Ignoranz gegenber den Jdin-nen und Juden und der nationalbolschewistische Kurs schon fr sichsprechen, erweckt Kistenmachers Darstellung einen bereindeutigenEindruck, der durch die Belege aber nicht gedeckt ist. Alles was gegenseine Position der durch und durch antisemitisch-antizionistischen KPDspricht, verniedlicht Kistenmacher, wenn er es auch in der Regel nichtverschweigt. Dazu gehrt neben der parteiinternen Kritik an antisemiti-schen Auswchsen die Tatsache, dass der inkriminierte Antizionismusin der KPD quantitativ nur eine marginale Rolle gespielt hat und auch,dass sein Hauptmotor nicht antijdische Vorurteile gewesen sein ms-sen, sondern eben die universalistische kommunistische Hoffnung aufdie Lsung aller Probleme durch die Revolution, die schon immer diemarxistische Feindschaft gegenber dem Zionismus fundierte. Beson-ders Keler (1994 a, S. 59 ff.) weist auf die sich jeweils regende inner-parteiliche Kritik an diesen Auswchsen hin und auch darauf, dass dieParteipresse immer wieder gegen Antisemitismus polemisierte. Dochder Zionismus wurde ganz traditionell bekmpft (was seine Gegner hei-ligte), zur Lsung des Antisemitismus auf Assimilation gesetzt.

    Erst Ende der 30er Jahre wird der KPD das ganze Ausma des Ter-rors der Nazis gegen die Juden deutlich. Erst hier erkannten sie, dass derAntisemitismus nicht nur vorgeschoben, sondern tatschlich wesentli-cher Bestandteil der NS-Ideologie und -Praxis war. Doch da war die Ar-

    chen die jdischen Gemein-den und ihre Behandlungdurch Partei und Staat; frden Zeitraum bis 1967 tutdies auch Keler (1995).Hartewig (2000) zeichnetdie Biographien jdischerKommunisten in der DDRnach. Wolffsohn (1995) undMeining (2002) untersuchendas Verhltnis der DDR zuJdinnen und Juden, zuIsrael und zu den Palsti-nenserInnen im Ganzen.Haury (2002) widmet sichdem Zusammenhang vonAntisemitismus, Antizionis-mus und Nationalismus inder DDR-Ideologie. Ausge-whlte Aspekte behandelndie Sammelbnde Berg-mann/Erb/Lichtblau (1995)und Keler (1993 a).

    2 Die genannten Werkebehandeln diese Beziehungvorrangig als einen Faktorund Kontext der Beziehun-gen DDR-Israel. Eigenstn-dige Untersuchungen zumThema gibt es nicht, einenberblick versucht Polkehn(1999).

    3 Ausfhrlich untersuchtendas Thema Keler (1994 a,S. 40-65), Haury (2002,Kap. 5) und Kistenmacher(2005, o. J.).4 Anders die internatio-nale, besonders die westli-che Sozialdemokratie, die inden Auseinandersetzungenwiederum ausschlielichdie Effendis, also dasabsterbende Feudalsystem,am Werk sah und dem-zufolge eher die jdischeSeite untersttzte.

    5 Siehe dazu vor allemKistenmacher (2005, o. J.)6 Auch muss die Authen-tizitt der viel zitiertenQuelle hinterfragt werden es war der sozialdemokrati-sche Vorwrts, der sichbietende Mglichkeiten zur

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  • beiterinnen- und Arbeiterbewegung lngst zerschlagen, ein Teil ihrerBasis zu den Nazis bergelaufen und die NSDAP sa fest im Sattel.

    Das chiliastische Vertrauen in die orthodoxe Theorie der kommendenRevolution und die Mission des Proletariats hatten bis zuletzt verhin-dert, dass sich KPD und SPD verbndeten. Die KPD machte sogar Zu-gestndnisse an den faschistischen Mob in der festen berzeugung,die Nazis wrden sehr schnell von der in nchster Zukunft erwartetenRevolution hinweggefegt. Es war jedoch vor allem die traditionelleBlindheit des mittlerweile um den Leninismus und Stalinismus ange-reicherten Marxismus und nicht eine tiefe Judenfeindschaft, die diesePositionen in der KPD bedingten. Festzuhalten bleibt, dass sich in derKPD der Weimarer Republik schon ideologische Grundstrukturen n-den lassen, die auch in der Politik der DDR wiederkehrten, wenngleichin dieser zustzlich noch die Folgen des nationalsozialistischen Juden-mordes eine wichtige Rolle spielten.

    DDR-Antisemitismus?Es stehen sich in der Diskussion um das Verhltnis der DDR zu denJdinnen und Juden sowie zum Staat Israel letztlich zwei grundlegendePositionen gegenber, welche streiten, ob es einen genuinen Antisemi-tismus der SED-Diktatur gab, der ein entscheidendes Moment der DDRund der sie legitimierenden Ideologie darstelle oder eben nicht. Der er-sten Ansicht sind beispielsweise wenn auch mit divergierenden Be-grndungen Thomas Haury, Michael Wolffsohn, Lothar Mertens, Ul-rike Offenberg und eingeschrnkt Peter Maser, im brigen vorrangigAutoren aus dem Westen Deutschlands (nur Peter Maser ist ausgewan-derter Ex-DDR-Brger). Die Gegenposition geht von antisemitischenoder antisemitisch gefrbten Auswchsen in der Geschichte der DDRaus, ohne diese zu einem bestimmenden oder grundlegenden Momentzu erklren und wird vor allem von ostdeutschen Autorinnen und Auto-ren vertreten, die noch in der DDR sozialisiert wurden (Mario Keler,Wilfriede Otto). Der Zusammenhang zwischen Herkunft und der Ein-schtzung dieser Fragen ist bemerkenswert. Letztlich geht es in der De-batte darum, ob und wie die DDR ihrem eigenen Anspruch (oder auch:Grndungs-Mythos, so beispielsweise Wolffsohn 1995, S. 384, Har-tewig 2000, S. 614), nmlich das bessere Deutschland zu reprsen-tieren, wirklich entsprach. Zwischen allen Autoren, die sich intensivermit dieser Frage befassten, besteht nmlich durchaus Einigkeit darin,dass dem nicht ohne Weiteres so ist, ja, dass es sich insbesondere beimVerhltnis der DDR zu den Jdinnen und Juden und zum Staat Israelum eines der dunklen Kapitel der DDR-Geschichte handele.

    Dabei hatten nach dem Ende des Zweiten Weltkriegs gerade viele derzurckkehrenden Jdinnen und Juden die SBZ/DDR zu ihrer Heimatgewhlt, weil sie im sozialistischen Teil Deutschlands die klarere Ab-kehr von NS-System erwarteten.7 Als problematisch fr diese Men-schen erwies sich jedoch nicht nur der in der Bevlkerung noch weitverbreitete Antisemitismus8, der in der SBZ/DDR in der Regel konse-quent verfolgt wurde, sondern auch bald die sich selbst als eindeutig an-tifaschistisch verstehende SED. Herzog (1999) listet fnf schwerwie-gende Vorwrfe auf, die typischerweise aufgefhrt werden, wenn es umdas Versagen des SED-Antifaschismus vor den Jdinnen und Judenging; zu diesen nun im Einzelnen.9

    Diffamierung der KPD sichernicht auslie.

    7 In den Zeiten desKalten Krieges schien vielenjdischen Kommunisten ausDeutschland die DDR dereinzige Ort, an dem sieglaubten, leben zu knnen.Insbesondere Knstler,Schriftsteller und einigeIntellektuelle kamen.(Hartewig 2000, S. 616)

    8 Beispiele bei Groehler(1993), Otto (1993, S. 114),Timm (1997, S. 99 ff.).

    9 An dieser Stelle wirdnur die Typologie vonHerzog bernommen, diejeweiligen inhaltlichenFllungen basieren aberauf den verschiedenen an-gegebenen ausfhr-licheren Untersuchungen.

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  • 1) Verweigerte RestitutionDie SED-Fhrung weigerte sich entgegen den Bemhungen einzelnerFunktionre und einer kurzfristig in Thringen praktizierten Sonderre-gelung (Timm 1997, S. 60) ab Ende der vierziger Jahre strikt, eine Re-stitution jdischen arisierten Eigentums vorzunehmen. Dies musseinerseits im Zuge der allgemein angestrebten Verstaatlichungskampa-gnen von Eigentum in der DDR verstanden werden, traf andererseitsaber die Jdinnen und Juden gesondert, und das auch, weil schon wie-der stereotype Begrndungen mit klarer Nhe zum Antisemitismus Ver-wendung fanden. Die Ablehnung von Restitution mit der Begrndung,dass die zionistischen Grobesitzer (vgl. Timm 1993, S. 69) ohnehinenteignet worden wren, ist in mehrfacher Hinsicht fatal. Nicht nur,dass Jdinnen/Juden und Zionistinnen/Zionisten in eins gesetzt werden,nein, auch das antisemitische Motiv des immer reichen, kapitalistischenJuden wird wieder bedient. Einen der Hintergrnde fr diese historischeFehlleistung bildet das Verstndnis der kommunistischen Bewegungvon Antisemitismus und Nationalsozialismus, wie es oben erlutertwurde.

    2) Rassisch Verfolgte als Opfer zweiter KlasseGleichzeitig zeichnete die DDR ein sehr spezisches Bild des Wider-standes gegen den Nationalsozialismus, in dem fast ausschlielichkommunistische Antifaschistinnen und Antifaschisten eine Rolle spiel-ten. Dabei wurde auch deren Rolle als Verfolgte des NS gegenber deranderer Verfolgter aufgewertet. Kommunistische Antifaschistinnen undAntifaschisten bekamen den Status Kmpfer gegen den Faschismuszugewiesen, whrend so genannte rassisch Verfolgte den zweitklassi-gen Status von bloen Opfern des Faschismus und Opfern derNrnberger Gesetzgebung erhielten. Ganz eindeutig kamen alle aner-kannten Opfergruppen in den Genuss von Vergnstigungen, die sie an-gesichts ihres Leidensweges gegenber der Normalbevlkerung besserstellten, doch der Opferstatus der rassisch Verfolgten musste von die-sen zunchst erkmpft werden und beinhaltete beispielsweise nicht dieEhrenpension der Kmpfer (Keler 1995, S. 37 ff., Timm 1997, Kap.2). Zudem wurde mit der Ausung der VVN im Januar 1953 auch dieOrganisation, die noch am ehesten die Interessen vieler jdischer NS-Opfer wahrnahm, beseitigt (Timm 1997, S. 123.)

    3) (Nicht-)Aufarbeitung des NS und der ShoahEinen der Hintergrnde dieser Ungleichbehandlung mag das Verstnd-nis der SED von der Shoah bilden. Der nationalsozialistische Juden-mord wurde in der DDR nie seinem Stellenwert entsprechend gewr-digt.10 Er wurde natrlich nicht geleugnet oder verschwiegen, aber warnach der herrschenden Auffassung nicht zentral fr das Verstndnis desNS, dessen imperialistischer Charakter durch die Dimitroffsche Fa-schismusdenition vorrangig betont wurde. Expansive Kapitalinteres-sen wurden also sehr hoch bewertet, ideologische Momente wie der(Vernichtungs-)Antisemitismus jedoch bestenfalls als Beiwerk oderVerschleierungstaktik gesehen. Das im Zuge der Blockkonfrontationsehr schlechte Verhltnis zum Staat Israel wird diese gewisse Ignoranzgegenber dem Leiden der Jdinnen und Juden zustzlich verstrkthaben.

    10 Ausfhrlich schildernGroehler (1993) undMertens (1995) die NS-Aufarbeitung in der DDR.

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  • Die DDR glaubte sich zudem auf der Siegerseite der Geschichte, wur-den doch in der DDR nach eigener Auffassung mit der Abschaffung desKapitalismus auch die Ursachen des Faschismus beseitigt. Zudemwurde in der DDR von Beginn an ein bereindeutiges Bild der NS-Nachfolgestaaten gemalt, in dem Westdeutschland als faschistisch undder Osten als antifaschistisch galt (Schwanitz 1993, S. 144, vgl. Lepsius1988, Hartewig 2000, S. 614). Dass auch die Mehrheit der Ostdeut-schen noch wenige Jahre zuvor begeisterte NS-Anhnger gewesen seinmssen, wurde hingegen recht bald verschwiegen. Whrend in der di-rekten Nachkriegszeit noch verschiedene kommunistische Politiker diegroe Schuld der (meisten) Deutschen anerkannten11, nderte sich diesim Zuge der Stabilisierungsbemhungen der SMAD/SED-Diktatur.Schon Ende der vierziger Jahre wurde der klare antifaschistische Kurszugunsten eines national-patriotischen aufgeweicht (Keler 1995,S. 148). In diesem Kontext ist die ab da mgliche Aufnahme von so ge-nannten nominellen PGs in die SED und die Grndung der NDPDu. a. als Auffangbecken fr ehemalige NSDAP-Mitglieder zu sehen(Groehler 1993, S. 83 f.).12 Die Versuche, auf nationaler Basis Zustim-mung zum sozialistischen System zu erzeugen, bedeuteten also auchdie notwendige Leugnung der Verstrickung der breiten deutschen Be-vlkerungsschichten in den NS. Dies erfolgte, indem die Bevlkerungals verfhrt und der Nationalsozialismus als Werk einiger weniger Ver-treter der Grobourgeoisie dargestellt wurden (vgl. auch Schatzker1994).

    4) Die Jahre 1952/53Das wohl dunkelste Kapitel der Benachteiligung von Jdinnen und Ju-den in der DDR, die sich zu offenem Antisemitismus auswuchs, bildendie Suberungswellen der frhen 50er Jahre, besonders der Jahre1952/53.

    Den Hintergrund bildet eine neue Terrorwelle im gesamten stalini-sierten Ostblock, die erst mit dem Tod Stalins 1953 ihr Ende fand.Antizionismus und Antisemitismus wurden am Beginn der 50er Jahrezu prgnanten Komponenten Stalinscher Politik (Timm 1997, S. 111)und sollten helfen, die Unzufriedenheit der Bevlkerungen der Volks-demokratien auf jdische Kommunistinnen und Kommunisten zu len-ken. In den osteuropischen Lndern fanden dementsprechend Schau-prozesse gegen kommunistische Funktionre statt. Besonders derProzess gegen Rudolf Slnsky? in der CSSR (1952), in welchem 11 der14 Angeklagten Juden waren, verbarg seine antisemitische Storich-tung nicht. Zionismus wurde in diesem Prozess neben Kosmopolitis-mus, Trotzkismus und Titoismus zu einem der wichtigsten Anklage-punkte, er galt als Agentur des amerikanischen Imperialismus (vgl.Timm 1997, S. 114).

    Das ideologische Klima dieser Zeit ist heute nur schwer vorstell-bar. Die volksdemokratischen Fhrungen schrten, was Haury (2002,S. 403) Agentenhysterie nannte. Jede Abweichung von der Partei-linie, jeder von Moskau unabhngige Weg (Jugoslawien) wurde alskonterrevolutionr in belster Weise diffamiert. In der DDR wurdenalle Parteimitglieder in mehreren Wellen von Parteikontrollkommissio-nen berprft, wobei jdische Herkunft zunchst gesondert vermerktwurde, was spter vielen von ihnen zum Verhngnis wurde. Insbeson-

    11 So konstatiert bei-spielsweise Walter Ulbricht1945 das Versagen derdeutschen Arbeiterklasseund des schaffendenVolkes (in Keler 1995,S. 34).

    12 Nach Meining (2002)saen in der damaligenVolkskammer 50 ehemaligePGs und 12 in der Regie-rung.

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  • dere diejenigen, die whrend des NS in der Westemigration waren, alsowhrend der Terrorwellen in den 30er Jahren nicht im EinussbereichStalins, galten als verdchtig und sollten weitgehend ihres Einussesberaubt werden. Sie waren mehrheitlich Juden (Hartewig 2000, S. 2).

    Paul Merker, der schon 1950 kaltgestellte prominente (nichtjdische)Westremigrant und bis dahin hohe Parteifunktionr, sollte die Haupt-gur eines fr die DDR geplanten Schauprozesses werden.13 Vorgewor-fen wurde ihm unter anderem, dass er mit der Forderung nach Ent-schdigung des den jdischen Staatsbrgern zugefgten Schadensdie Verschiebung von deutschem Volksvermgen betreibe (Keler1995a, S. 37). Ihm wurde also gerade auch sein seit der Exilzeit in Me-xiko bestehender unermdlicher Einsatz fr die Wiedergutmachung anden Jdinnen und Juden zum Verhngnis. In der vom ZK der SED 1952verffentlichten Broschre zu den Lehren aus dem Prozess gegen dasVerschwrerzentrum Slnsky? wird ein eindeutig antisemitischesBedeutungsgeecht aufgebaut. Neben Tiraden ber die Agententtig-keit und die Hetze des Zionismus ndet sich mehrfach Kritik anjdischen Kapitalisten. Im Rahmen der Kampagne, in welcher dieBedeutungsdifferenzen der Konzepte jdisch und zionistisch ver-schwimmen und beide zutiefst negativ konnotiert werden, verlierenviele hohe jdische Funktionre ihre Posten, werden die Wohnungenvon Jdinnen und Juden durchsucht, und die Betreffenden langen Ver-hren unterzogen. Es kommt zu Verhaftungen und einer Fluchtwelle,um sich diesen zu entziehen; mehrere hundert Jdinnen und Juden ver-lassen in dieser Zeit die DDR (Offenberg 1998, S. 84-90). Erschtterndlesen sich die Berichte ber die Denunziationen, Selbstbezichtigungen,Kotaue und ngierten Verstrickungen der Funktionre mit dem Impe-rialismus. Erst Stalins Tod beendet diese stark antisemitische Terror-phase, doch ihre Bewertung spaltet noch heute die Gemter.14

    5) AntiisraelismusAuch die Politik der SED Israel gegenber sieht sich dem Vorwurf desAntisemitismus ausgesetzt. Dabei folgte die SED 1947/1948, wie zu-meist auch spter, ganz der Moskauer Linie und uerte sich positivber die Grndung Israels, das, mal ganz abgesehen von den noch fri-schen Bildern der Gaskammern als moralische Rechtfertigung, kurzzei-tig nicht so sehr wie die es umgebenden arabischen Staaten als rck-stndig angesehen wurde. Das Verhltnis der Ostblockstaaten zu Israelkhlte jedoch schnell ab, als sich Israel immer eindeutiger dem Westenzuwendete und die Hoffnung auf seine Integration in das sozialistischeLager aufgegeben werden musste.Gerade fr die Zeit nach 1953 wird das Verhltnis der DDR zu Israel alshoch problematisch angesehen. Die DDR weigerte sich bis in die 80erJahre hinein, ernsthaft mit Israel zu verhandeln oder mit anderenjdischen Organisationen mehr als nur geringfgige Restitution fr j-dische NS-Opfer zu gewhren. Gleichzeitig frnte die DDR einem mi-litanten Antizionismus, der seinen Hhepunkt whrend des Sechs-Tage-Krieges 1967 und whrend der israelischen Invasion im Libanon imJahre 1982 erreichte. Anders als in Polen, wo die Mehrheit der jdi-schen Bevlkerung aus dem Land gedrngt wurde, fhrte diese Israel-feindschaft jedoch nicht zu einer erneuten Diskriminierung der in derDDR lebenden Jdinnen und Juden.

    13 Ausfhrlich widmensich dem Fall Merker Kie-ling (1993), Keler (1995,S. 85-98) und Meining(2002, Kap. 2).

    14 Die KPD der frhenBundesrepublik, die sich inallen grundlegenden Fragenan der SED orientiertebzw. von dieser Weisungenbekam (Staritz 1995,S. 213), ist ein interessanterSonderfall, da sie die anti-semitisch-antizionistischenKampagnen nicht in derWeise mittrug, wie diesein der DDR vonstattengingen. Auch der Feldzuggegen den Kosmopolitis-mus ndet sich in ihrenPublikationen so nicht(Staritz 1995).

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  • Schwanitz (1993) macht eine Entwicklung des SED-ofziellen Bildesauf den Staat Israel aus, die von einem differenzierten linken Bild zuBeginn (bis 1954), ber ein linksextremes (bis 1961) schlielich zueinem kompletten Trugbild fhrt. Das differenzierte Bild beispielsweiseenthielt noch die Erkenntnis, dass Israel auch eine Folge der Shoah dar-stellte, was jedoch abgesehen von den spten vierziger Jahren in derDDR meist komplett ausgeblendet wurde (Timm 1997a).

    Die meiste Zeit bestimmte der Ost-West-Konikt das Bild, sowie dieDeutschlandpolitik, also der Versuch der DDR, durch Anbiederung andie arabischen Staaten (Schwanitz 1993, Polkehn 1999) die Hallstein-Doktrin aufzubrechen. Israel wurde dabei zur Speerspitze des Imperia-lismus und war beliebtes Objekt der Hetze ostdeutscher Medien (Timm1993, S. 72). Meining (2002, S. 305) bezeichnet die DDR als das isra-elfeindlichste Land im Ostblock. Dies erweist sich beispielsweise in dertendenzisen Berichterstattung. So wurde das Massaker von Sabra undShatila, das mit Duldung Israels von christlichen Milizen in einem pa-lstinensischen Flchtlingslager im Libanon verbt wurde, im NeuenDeutschland direkt der israelischen Armee unterstellt (Timm 1993). Miteiner an antisemitische Stereotype erinnernden Sprache wurde im NDwhrend des Sechs-Tage-Krieges berichtet, die israelischen Macht-haber seien von der Tollwut der Aggressivitt gepackt (Meining2002, S. 305). Auch ehemalige Parteigenossen wirkten interessanter-weise an dieser Art der Berichterstattung als wichtige Pressefunktionremit (ebenda).

    Die berbordende Militanz, mit der gerade Israel als besonders feind-liches Land betrachtet wurde, ging erst in den 80er Jahren zu Ende, alsdie DDR bestrebt war, ihre internationalen (Handels-)Beziehungen zuverbessern.

    6) Die DDR und die jdischen GemeindenNicht Gegenstand von Herzogs (1999) Aufzhlung neuralgischerPunkte des Verhltnisses der DDR zu den Jdinnen und Juden, aberdurchaus der kritischen Forschung ist die Lage der jdischen Ge-meinden. Anders als in Polen waren die jdischen Brger der DDRnach der Terrorwelle 1952/53 keinen Repressionen ausgesetzt, dieber das Ma hinaus gingen, das alle DDR-Brger betraf. Trotzdemgilt auch das Verhltnis der DDR zu ihren jdischen Brgern als nichtunproblematisch. Die Kritik bezieht sich auf das vor allem instru-mentelle Verhltnis des Staates zu ihnen und den jdischen Gemein-den. Sie hatten, wie insbesondere Mertens (1997) herausarbeitet, alsFeigenblatt fr die antizionistische Politik der SED herzuhalten, bei-spielsweise durch demonstrativ israelfeindliche Erklrungen jdi-scher DDR-Brger.15 Allerdings entstand denen, die sich dieser Stra-tegie entzogen, keinerlei Nachteil, worauf Keler (1995, S. 151)hinweist. Offenberg (1998) kritisiert, dass die DDR Jdinnen und Ju-den nur als religise Gruppe anerkannte, nicht jedoch als nationaleoder kulturell eigenstndige Minderheit und, dass die jdischen Ge-meinden sich dem nicht widersetzten, sondern den ofziellen Kursmeist widerspruchslos mittrugen. Das dahinter stehende Konzept be-zeichnet Hartewig (2000, S. 11) als rote Assimilation. Auf der Ha-benseite kann die DDR verbuchen, dass die jdischen Gemeindennicht unerheblich nanziell untersttzt wurden (Timm 1993).

    15 Hier wird wieder deut-lich, dass die stets gefor-derte klare Unterscheidungzwischen Jdinnen undJuden auf der einen Seite,sowie Israel und dem Zio-nismus auf der anderen,trotzdem nicht durchge-halten wurde, dass sicheben Jdinnen und Judenzu Israel uern sollten.

    ULLRICH DDR und Juden 461

  • Das komplizierte Verhltnis der DDR zu Jdinnen und Juden sowiezum Staat Israel nderte sich noch einmal ab Mitte der 80er Jahre.16 DieKontakte zu Israel sollen nach Vorstellungen der SED-Fhrung norma-lisiert werden. Es kommt zu einem Drei-Stufen-Plan zur Herstellung di-plomatischer Beziehungen, vorsichtig wird die Mglichkeit der wirt-schaftlichen Kooperation ausgelotet. Die DDR-Fhrung prft dieswar der bisherige Hinderungsgrund fr Israel, die Beziehungen zurDDR zu normalisieren die Mglichkeit von Wiedergutmachungszah-lungen. Auch auf der symbolischen Ebene kommt es zu Bewegungen.So wird endlich die lange abgelehnte Zusammenarbeit mit der Gedenk-sttte Yad Vashem in Angriff genommen. Und auch nach innen wird J-disches aufgewertet. Die DDR bemht sich um die Errichtung einesCentrum Judaicum und gestaltet 1988 ein pompses Gedenken andie Opfer der Reichspogromnacht, zu dem auch viele israelische undandere jdische Wrdentrger aus aller Welt eingeladen werden.

    Den Hintergrund dieser Wandlungen bilden zum Teil Entwicklungen,die fr den ganzen Ostblock gelten, der seit Beginn der Perestrojkaseine Beziehungen zu Israel berdachte (Timm 1997, S. 293 ff.). Wich-tigster Grund ist aber die wirtschaftliche Situation der DDR (vgl. v. a.Meining 2002, S. 468-503). Diese strebte die Meistbegnstigungsklau-sel fr den US-Handel an, scheiterte aber, da die USA dies seit jeher anWiedergutmachungen fr die Opfer der Shoah knpften, was die DDRbis zuletzt nicht leistete. Ein weiteres Movens mag in dem Wunsch Er-ich Honeckers gelegen haben, einmal im Weien Haus in New Yorkempfangen zu werden. Die DDR-Fhrung glaubte, beide Ziele durchVerbesserung ihrer Beziehungen zu jdischen Organisationen zu errei-chen. Dies zeigt, wie sehr pragmatische Erwgungen durchaus die Po-tenz besaen, ideologische Positionen zu modizieren.17 Entscheiden-den Durchbrchen kam jedoch die politische Wende und damit dasEnde der DDR zuvor. Erst unter den Regierungen Hans Modrow undLothar de Maiziere erkannte die DDR ihre Mitverantwortung fr jdi-sches Leid als Nachfolgegesellschaft des NS an, erklrte sich zutatschlicher Wiedergutmachung bereit und distanzierte sich in einemVolkskammerbeschluss von dem jahrelang praktizierten Antizionismus(Timm 1997, S. 333-359).

    Die DDR und PalstinaWie schon erwhnt, spielt in der Forschung die Beziehung der DDRund der SED zu den Palstinenserinnen und Palstinensern und ihrenOrganisationen nur eine untergeordnete Rolle, bzw. interessiert nur alswichtiger Kontext der Beziehungen der DDR zu Israel18 (Polkehn 1999,S. 32), eigenstndige Untersuchungen fehlen.

    Polkehn (1999) weist in seinem Versuch eines berblicks, in den ne-ben den erwhnten auf Israel bezogenen Studien auch eigene Erfahrun-gen und ein begrenztes Quellenstudium eingingen, drei grundlegendePrmissen der DDR-Auenpolitik in dieser Hinsicht aus. Erstens, folgtedie DDR fast immer der Moskauer Linie. Zweitens war ihre Auenpo-litik stets Mittel der Auseinandersetzung mit dem anderen deutschenStaat, was bis in die 70er Jahre hinein vor allem der Kampf gegen dieHallstein-Doktrin war. Und drittens verstand sie sich als antifaschistischund internationalistisch, was Polkehn auch ernst nimmt und nicht wieandere als Grndungsmythos abtut.

    16 Ausfhrlich in Timm(1997, Kap. 11), Mertens(1997, bes. Kap. VI, VII, VIII,X und XI), Meining (2002, S.351-367).

    17 Bzw. nach Meining(2002) und Wolffsohn (1995)die in der SED-Fhrungherrschenden antisemiti-schen Vorstellungen von derMacht der Juden.

    18 So z. B. in Timm(1997), Wolffsohn (1995),Meining (2002).

    462 ULLRICH DDR und Juden

  • Die DDR sah die Palstinafrage lange Zeit nur als Flchtlingsproblem,ihre Nahostpolitik war vor allem auf die eigene Anerkennung ausge-richtet. Die DDR-Medien verhielten sich, so Polkehn (ebenda, S. 33),auch in der Zeit der grbsten Hetze gegen Israel weniger pro-palsti-nensisch als eben vielmehr aggressiv anti-israelisch. Doch es kommtnoch in den 60er Jahren zu ersten vorsichtigen Kontakten zur PLO.Richtige Beziehungen bilden sich in der Zeit zwischen 1970 und 1973heraus, die PLO akkreditiert 1970 einen Vertreter in Ostberlin undArafat besucht 1971 zum ersten Mal die DDR.

    Im Verhltnis zu den Palstinenserinnen und Palstinensern frdertedie DDR immer die realistischen Standpunkte; sie versucht sogarmigend gegen allzu nationalistische, terroristische und antiisraelischeStandpunkte vorzugehen. Nationalistische Konzeptionen der palsti-nensischen Widerstandsorganisationen, die eine Liquidierung des Staa-tes Israel beinhalten, werden nicht untersttzt, so der Manahmeplandes Politbros (Timm 1997, S. 277), die Anschlge auf die israelischeNationalmannschaft von Mnchen werden klar verurteilt. Im Zuge derIntensivierung der Beziehungen (1973 werden sie ofziell) kommt esaber auch zur Zusammenarbeit im nichtzivilen Bereich, die jedochgegenber der humanitren Untersttzung nur einen kleinen Teil aus-macht (Timm 1997, S. 545). Die DDR gehrt zudem zu den Lndern,die 1988 den Staat Palstina anerkennen und die PLO kann 1989 sogareine ofzielle Botschaft in Ostberlin erffnen. Es gibt hervorragendeBeziehungen zwischen PLO-Chef Arafat und dem DDR-Staats- undParteichef Erich Honecker. Die Versuche der DDR in den 80er Jahren,sich Israel und den amerikanischen jdischen Organisationen an-zunhern, fhren jedoch nicht zu einer Verschlechterung des Verhlt-nisses zur PLO. Noch im Oktober 1989 erhlt Yassir Arafat den groenStern der Vlkerfreundschaft, wie knapp ein Jahr zuvor der Prsidentdes jdischen Weltkongresses E. Bronfman.Sozialismus, Jdinnen, Juden ein Verhngnis?Es ist bezeichnend, dass die Diskussion um DDR und Jdinnen/Juden, Zionismus Antisemitismus und Antizionismus dominiert wirdvon dem besonders dunklen Kapitel der frhen 50er Jahre. Auch wennsich der SED-Staat spter deutlich anders zeigte und eine spezischeRepression gegen Juden der Vergangenheit angehrte, fhrt jedochdiese Zeit vor Augen, was also auch im Sozialismus mglich ist bzw.war. Doch wie ist dieser Ausbruch von Antisemitismus zu verstehen?Und worin grndet die besondere kommunistische Israelfeindschaft?

    Angelika Timm bezeichnet den Antisemitismus aus der SED alsstrategischen Antisemitismus (Timm 1997, S. 125); Keler (1995,S. 86) spricht vom Zweckantisemitismus Stalins. Sie betonen seineRolle innerhalb der parteiinternen Auseinandersetzungen, in deren Ver-lauf sich die aus Moskau zurckgekehrte Ulbricht-Gruppe gegen inner-parteiliche Konkurrenten insbesondere der Westemigration durchsetzteund sich dazu u. a. des Antisemitismus bediente. Fr diese Sicht spricht,dass auf dem Hhepunkt der Suberungen 1953 gleichzeitig auch meh-rere Urteile wegen antisemitischer uerungen ergingen und dass diemeisten Jdinnen und Juden, die nichts mit der Partei- oder Staats-fhrung zu tun hatten, wohl auch keinen Repressionen ausgesetzt wa-ren (Timm 1997, S. 125). Ohnehin basierte die herrschaftssichernde sta-

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  • linistische Terrorwelle auf verschie-denartigen Verschwrungstheorienund Repression gegen unterschiedliche Gruppen. In diesem Sinne siehtdenn auch Otto (1993) den Antisemitismus vorrangig als SU-Import.Diese Sicht ist sicher nicht ganz falsch, greift aber doch zu kurz.

    Eine interessante Interpretation, die ein tieferes Verstndnis deslinken Antisemitismus und zeitweise weltbildhaften Antizionismus er-mglicht, legte der Soziologe Thomas Haury mit seiner 2002 erschie-nenen Dissertation vor. Haury zeigt, dass das Weltbild des Marxismus-Leninismus welches keinesfalls mit dem Marxismus oder allenSpielarten des Marxismus gleichzusetzen ist, sondern die herrschendeerstarrte Doktrin der staatssozialistischen Lnder bezeichnet (vgl. Elbeo. J.) strukturelle (nicht inhaltliche) Gemeinsamkeiten mit dem anti-semitischen Weltbild aufweist.

    Der moderne Antisemitismus, so Haury (2002, S. 105 ff.), sei eineSemantik, die sich unabhngig vom konkreten Inhalt durch drei Struk-turmerkmale auszeichne: Personizierung, Manichismus und Kon-struktion identitrer Kollektive (vgl. Holz 2005, S. 12 f., 23 ff.). Judengelten dem Antisemitismus als Personizierung der modernen Gesell-schaft, insbesondere ihrer ungeliebten und unverstandenen Seiten. Ma-nichisch trennt der Antisemitismus zudem zwischen den Juden ei-nerseits, die fr alles Bse verantwortlich zeichnen und dem als gutkonstruierten Gegenstck, beispielsweise dem Volk. Im Gegensatzzum Rassismus wird das jdische Andere nicht als unterlegenes(letztlich abgespaltenes eigenes) konstruiert, sondern als berlegen,woraus auch die Vernichtungsperspektive rhrt. Wenn der Antisemitis-mus auch an den jahrhundertealten (christlichen) Antijudaismus an-knpft, so gewinnt er doch seit seiner Herausbildung als modernerAntisemitismus im 19. Jahrhundert noch ein entscheidendes Strukturm-oment in seiner Funktion bei der Schaffung als homogen imaginierternationaler Kollektive. Gerade im Fall der deutschen Nationalbewegungim 19. Jahrhundert ist der von Beginn an virulente Antisemitismus (ne-ben der besonderen Erb-Feindschaft zu Frankreich) offensichtlich,worauf Haury mit Nachdruck hinweist. Die Juden stellen quasi dasideale Gegenbild fr den Nationalismus und Patriotismus dar, da sienicht nur ein Feindbild im Innern abgeben knnen, sondern durch dieSpezik der jdischen Existenz quasi als Gegenprinzip zur Nation ansich fungieren.

    Wie Haury zeigt, bestehen schon im Leninschen Weltbild dieseStrukturelemente, auch wenn dieser sich eindeutig nie antisemitischuert, sondern ein klarer Gegner des Antisemitismus ist. Aber er ist,besonders nach 1917, also im Brgerkrieg, grenzenlos in seinem ma-nichischen Hass gegen die Feinde des Kommunismus, ja sogar nurAbweichler von seiner Position, die er immer hart bekmpft und dasalles auf Basis seiner orthodoxen Theorie mit universellem Geltungs-anspruch. In der DDR-Ideologie der 50er Jahre spitzt sich dies nocheinmal zu. Die zwei als in unberwindlichem Gegensatz zueinanderstehend konstruierten Lager sind der Imperialismus auf der einenSeite und die friedlichen Vlker auf der anderen. Auf die deutsche Si-tuation heruntergebrochen standen sich die sozialistische DDR und diefaschistische BRD gegenber. In diesem Bild war, besonders in derheien Phase des Kalten Krieges Anfang der 50er Jahre, keinerlei Platzfr Zwischentne (Strukturtyp 1: Manichismus).19

    19 Dies ist zu unter-scheiden von der spterenPhase der angestrebtenfriedlichen Koexistenz.

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  • Auch die Personalisierung (Strukturtyp 2) der gesellschaftlichen Ver-hltnisse fand Anfang der 50er Jahre in der Anti-Kosmopolitismus-Kampagne ihren Hhepunkt, sowohl in der Deutung des NS als Werkeiniger Vertreter der Finanzoligarchie als auch der Darstellung desneuen Feindes als Clique von Wallstreet-Kapitalisten, in der Redevon der okkulten Herrschaft der Dollarknige (Zitate aus Haury2002, S. 351). Zugleich wurde in der Terrorwelle ein innerer Feind kon-struiert, vertreten durch die Agenten, Saboteure, Parasiten undVolksfeinde.20 Dazu trat nun ab Ende der vierziger Jahre ein extre-mer Nationalismus (Strukturtyp 3: Konstruktion identitrer Kollek-tive, vgl. Haury 2004), der zum Teil auf der kommunistischen Ideolo-gie basierte, die ihren Antinationalismus ohnehin lange abgelegt hatte,und zum Teil auf der strategischen Herausforderung der Legitimationder SED-Herrschaft, da mit ihren sozialistischen Programmpunkten al-leine nicht die erhoffte Zustimmung zu erzielen war.

    Haurys Arbeit legt nahe, dass die Schaltstelle einer dem Antisemi-tismus afnen Strukturerweiterung des Marxismus-Leninismus dortliegt, wo realpolitisch die Nation zum Problem, bzw. der Kommunis-mus zur Staatsideologie wird. (Maubach 2003) und damit seinen Uni-versalismus verstanden als Bewegung fr ein gutes Leben fr alleMenschen zugunsten eines nationalen, herrschaftsstabilisierendenPartikularismus aufgibt. Ganz klar widerspricht der Antisemitismusdem Inhalt linker Weltbilder, auch dem der SED, und doch wurde er indieser Situation manifest, wo sich ein mani-chisch-verschwrungs-theoretischer ML-Abklatsch des Marxismus mit der Notwendigkeit dernationalen Legitimierung und Integration konfrontiert sah. Keineswegsist dies jedoch als deterministische Beziehung misszuverstehen, daherMaubachs Wortwahl (Affinitt). Bewusst und unbewusst an denweitverbreiteten Bevlkerungsantisemitismus anzuschlieen, war zu-nchst nur eine Potenz, die sich in der Koniktsituation manifestierte.Zu der strukturellen Anschlussfhigkeit kommt als konkrete inhaltlicheVoraussetzung noch das Erbe der bisherigen Kommunistischen Juden-politik: die traditionelle Ignoranz gegenber dem Antisemitismus undder ideologisch begrndete Antizionismus. Das Phnomen des sekun-dren Antisemitismus, des Antisemitismus nach und wegen Auschwitz,hat zustzlich als Katalysator fungiert, da die Verbrechen der NS-Volks-gemeinschaft die Vorstellung einer deutschen Nation nachhaltig des-avouiert hatten, weswegen die DDR im Akt der nationalen Neukonsti-tuierung also auch kein Interesse an einer kritischen Aufarbeitung deseigenen Versagens bzw. der eigenen Verbrechen haben konnte. Dieszeigt sich insbesondere in der Haltung gegenber den jdischen NS-Opfern und in der Entschdigungsfrage.

    Zudem ist noch einmal zu betonen, dass es sich bei diesem stellen-weise auftretenden Antisemitismus wohl meist nicht um subjektiv emp-fundene, bewusste Abneigung gegen Jdinnen und Juden ging oder denGlauben an eine jdische Weltverschwrung, sondern eben um die po-tenziell zu einer so gearteten Aktualisierung drngenden strukturellenAnschlusspunkte, die einen linken Antisemitismus zum Ausbruch brin-gen knnen und das Verhltnis von Sozialismus und Kommunismus zuJdinnen und Juden so kompliziert machen. Es war der mit fast mes-sianischem Eifer verfochtene Glaube an die Revolution, ihre alle natio-nalen, religisen, aber auch alle Klassenpartikularismen aufhebende

    20 Erschreckend ist auchdie Nhe zum NS-Vokabu-lar, was bis zum Kampfgegen die Entartung [sic!]der Tanzmusik ging (Haury2002, S. 384).

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  • Wirkung, die auf Basis der den Jdinnen und Juden zugeschriebenenSonderrolle und der damit verbundenen Vorurteile, den kommunisti-schen Antizionimus bedingte, der sich zum manifesten Antisemitismusauswachsen konnte.

    Ein analytisches Kernproblem ist dabei der linke Universalismus,bzw. das Aufgeben desselben. Die sozialdemokratische Abwendungvom marxistischen Klassenkampf-Universalismus hin zu nationalerPolitik am Beginn des 20. Jahrhunderts fhrte zu einer Offenheitgegenber einem kolonialistisch begrndetenen Prozionismus, der wie-derum antiarabische Elemente enthielt. Die kommunistische Abwen-dung von Klassenkampf-Universalismus whrend seiner jeweiligen na-tionalen Implementierung fhrte zu vorbergehendem manifestenAntisemitismus. Doch auch damit ist das Problem noch nicht ausrei-chend geklrt. Denn die Darstellung des blind spot Antisemitismus dermarxistischen Arbeiterinnen- und Arbeiterbewegung auch in ihren nichtantisemitischen Phasen zeigt, dass auch die spezischen Fllung desUniversalismusbegriffs zentral ist. Der marxistische und klar interna-tionalistische Sozialismus war zwar nicht antijdisch, aber auch ebenschon blind. Hier zeigt sich, dass sein um Klassenkampf zentriertesWeltbild nur vorgab, auch die Jdinnen und Juden sowie ihre partiku-lare Verfolgung mit zu erfassen (deutlich im Glauben, dass der Antise-mitismus ein verschwindendes Relikt darstelle und der Zionismus, derschlielich auch vielen Jdinnen und Juden das Leben rettete, wennauch auf Kosten der arabischen Bevlkerung Palstinas, nur eine bour-geoise Ablenkung vom Sozialismus bedeute). Auschwitz, aber auch derStalinismus haben gezeigt, wie sehr diese Annahme fehl schlug. Dadieses Erbe der sozialistisch-kommunistischen Geschichte auch heutenoch seine deutlichen Spuren in Teilen der Linken hinterlassen hat, istweiter zu fragen, welches Universalismus eine linke Politik bedarf, dieein glckliches Leben fr alle Menschen, den Kampf gegen Unter-drckung aller Gruppen zum Inhalt haben will.21 Ein Klassenkampfuni-versalismus (Simplizismus?) ohne zumindest eine Anreicherung umeinen Menschenrechtsuniversalismus hat die notwendigen Vorausset-zungen offensichtlich nicht, vielmehr hat er sein Versagen auch bei j-dischem partikularen Leid unter Beweis gestellt.

    Noch eine Bemerkung zum Abschluss. Ein groer Teil der das Ver-hltnis von Sozialismus/Kommunismus und Judentum kritisierendenLiteratur wirft dem Kommunismus seinen Assimilationismus vor.22 DieKritik trifft aber nur, weil tatschlich Assimilation als Forderung vor-rangig an Jdinnen und Juden getragen wurde und eben nur dem An-spruch nach universales Bestreben nach Ausung nationaler und reli-giser Partikularismen war, die in der Praxis so oft nicht eingelstwurden. Genau in dieser Ungleichbehandlung liegt das Problem, nichtin der universalistischen, antinational-internationalistischen Idee, dieKapferer (2004, S. 302 ff.) Erlsungs- oder Ausungsantisemitis-mus nennt, weil sie die Juden nicht um jeden Preis als Volk aner-kennen und erhalten will.

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    21 Nicht zufllig ist hiersicher die Parallele zum Ver-sagen der Arbeiterinnen-und Arbeiterbewegung beimThema Frauenrechte.

    22 Dies betrifft an ersterStelle Edmund Silberner(1962, 1983), aber auchbeispielsweise LouisRapoport (1992).

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