VCD Bahnhofstest - Kurzfassung
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Transcript of VCD Bahnhofstest - Kurzfassung
Ein Projekt der Ortsgruppe Dresden
Bahnhofstest 2010/11 Service, Sicherheit und Sauberkeit an Bahnstationen im Verkehrsverbund Oberelbe
Foto: Felix Thiele
Bahnhofstest 2010/11 1
Vorwort – Warum ein Bahnhofstest?
Liebe Leserinnen und Leser,
Mobilität ist ein wichtiges Bedürfnis der Bevölkerung. Voraussetzung dabei ist die
Sicherung einer umwelt- und stadtverträglichen, sicheren und sanften Mobilität, die
durch einen hohen Anteil des öffentlichen Personenverkehrs am Modal Split erreicht
werden kann.
Um diese Attraktivität des öffentlichen Personenverkehrs zu fördern, muss Wert auf
Kundenorientierung gelegt werden. Neben bezahlbaren Fahrpreisen, Schnelligkeit,
Zuverlässigkeit und Pünktlichkeit, gepflegten Fahrzeugen sowie ausreichender
Taktfrequenzen ist die Aufenthaltsqualität an Bahnhöfen und auf Bahnsteigen für die
Attraktivität einer Fahrt mit öffentlichen Verkehrsmitteln – so auch mit der Eisenbahn
- von Bedeutung.
In ihren Publikationen nennt die Deutsche Bahn AG „Wohlfühlbahnhöfe“ ihr Ziel.
Doch wie kundenfreundlich sind unsere Bahnstationen wirklich? Welche Bereiche
bergen noch Verbesserungspotenzial? Haltestellen wie Bahnstationen sind der erste
Kontakt mit dem öffentlichen Verkehr, und oft auch das sichtbarste Aushängeschild.
Als "Vorzimmer des Verkehrs" müssen sie einladend und funktional zugleich sein.
Ungepflegte Stationen mit unzureichendem Informationsangebot schrecken dagegen
ab.
Um einerseits gelungene Umsetzungen des Infrasturkturmanagements im
Bahnhofsbereich aufzuzeigen und andererseits auf Missstände hinzuweisen, hat der
Verkehrsclub Deutschland Landesverband Elbe-Saale e.V., Ortsgruppe Dresden, mit
vorliegender Studie alle 129 dem Personenverkehr dienenden, bahnrelevanten
Stationen des Verkehrsverbundes Oberelbe (VVO) hinsichtlich Service, Sicherheit
und Sauberkeit geprüft.
Bahnhofstest 2010/11 2
Inhaltsverzeichnis
1. Motivation ........................................................................................ 4
1.1 Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden ............................................ 4
1.2 Überprüfte Stationen ..................................................................................... 5
1.3 Vorgehensweise............................................................................................. 7
2. Bewertung und Auswertung ............................................................... 8
2.1 Stationskategorisierung .................................................................................. 8
2.2 Kriterien und Anforderungen ......................................................................... 9
2.3 Aspekt: Barrierefreiheit ................................................................................ 10
2.4 Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride ............................................................... 12
2.5 Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation ...................................... 13
2.6 Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit ............................ 15
2.7 Aspekt: Zugangebot .................................................................................... 16
2.8 Die Gewichtung ........................................................................................... 18
3. Die Ergebnisse ................................................................................. 19
3.1 Gesamteindruck ........................................................................................... 19
3.2 Missstände und Defizite insgesamt .............................................................. 20
3.3 Erfreuliche Merkmale insgesamt .................................................................. 23
3.4 Die Letztplatzierten – So bitte nicht! ............................................................ 23
3.5 Die Testsieger – Vorbildlich! ......................................................................... 26
3.6 Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden ............................................................... 28
3.7 Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt ......................................................... 30
3.8 Die Stationen im Überblick .......................................................................... 32
4. Fazit ................................................................................................ 40
4.1 Welche Maßnahmen müssen getroffen werden? ......................................... 40
4.2 Vorgesehene oder gegenwärtig durchgeführte Sanierungen........................ 41
4.3 Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee ....................................... 43
4.4 Schlusswort und Dank ................................................................................. 48
Bahnhofstest 2010/11 3
5. Anhang ........................................................................................... 49
5.1 Der Bewertungsbogen ................................................................................. 49
5.2 Die Gewichtungstabelle ............................................................................... 51
5.3 Pressespiegel und Öffentlichkeitsarbeit........................................................ 54
5.4 Ansprechpartner und Treffpunkte ............................................................... 56
Bahnhofstest 2010/11 4
1. Motivation
1.1 Der VCD und die Rolle der Ortsgruppe Dresden
Der Verkehrsclub Deutschland ist ein eingetragener Verein, der sich seit 1986 mit
effizienter Mobilität und stadtverträglicher Verkehrsentwicklung beschäftigt. Seinen
bundesweit 60.000 Mitgliedern und Förderern bietet der VCD Interessenvertretung,
Beratung und praktische Leistungen vom Schutzbrief bis zur ökologischen
Rentenversicherung. Seine Ziele sind ein optimales Bus- und Bahnangebot, mehr
Platz für Fahrräder, umweltschonende Autos, mehr Sicherheit für Kinder, sichere und
gute Fuß- und Radwegeverbindungen auch für Senioren und Mobilitätsbeschränkte.
So sieht verkehrsträgerübergreifende nachhaltige Mobilität aus.
Um diese Zielvorstellung zu verwirklichen, setzt sich der VCD für eine
stadtverträgliche, zukunftsfähige Verkehrsentwicklung ein. Der VCD ist somit der
einzige Verkehrsclub mit Klimaschutzfaktor, dessen Credo lautet: Wir machen uns
stark für eine umwelt- und sozialverträgliche, sichere und gesunde Mobilität!
Zukunftsfähige Verkehrspolitik ist für den VCD nicht nur auf ein einziges
Verkehrsmittel fixiert, sondern setzt auf eine intelligente Kombination und das
sinnvolle Miteinander aller Arten von Mobilität. Dabei arbeitet der VCD auf zwei
unterschiedlichen Ebenen: Zum einen berät er als Fach- und Lobbyverband Politik
und Wirtschaft, initiiert innovative Projekte, setzt Themen auf die Agenda und
begleitet Gesetzgebungsprozesse. Zum anderen vertritt der VCD als Mitglieder- und
Verbraucherverband die Interessen aller mobilen Menschen.
Dem Landesverband Elbe-Saale, der die Bundesländer Sachsen, Sachsen-Anhalt und
Thüringen umfasst, gehören 1.300 Mitglieder an. Aktive Ortsgruppen gibt es unter
anderem in Dresden, Leipzig, Halle, Erfurt, Gera und Freiberg.
Dresden, als mitgliederstärkste Ortsgruppe im Landesverband, behandelt vor allem
regionale Themen in der Region Dresden. So verfolgt und bewertet sie aktuelle
politische Entwicklungen wie den Entwurf des Luftreinhalteplans oder des
Nahverkehrsplans des Verkehrsverbundes Oberelbe. Außerdem berät die Ortsgruppe
hinsichtlich Verkehrsplanung und Fahrgastmanagement, wie dem Ausbau von
Straßen oder der Einführung von Sozialtickets, mit dem Ziel, gestaltend in die
Zukunftsplanung einzugreifen. Des Weiteren ist sie am Runden Tisch zum Entwurf
des Verkehrsentwicklungsplanes 2025 beteiligt und bearbeitet jedes Jahr ein
größeres Projekt. Im Jahr 2009 befasste sich die Ortsgruppe mit optimaler
Verkehrsplanung für Fußgänger am Beispiel von Straßenüberwegen in Dresden.
Bahnhofstest 2010/11 5
1.2 Überprüfte Stationen
Überprüft wurden alle 129 Stationen im Einzugsgebiet des Verkehrsverbundes
Oberelbe (VVO), die von Personenzügen bedient werden.
Zum Testzeitpunkt waren dies folgende Stationen:
Dresden-Friedrichstadt, Dresden-Cotta, Dresden-Kemnitz, Dresden-Stetzsch,
Cossebaude, Niederwartha, Radeberg-Naundorf, Dresden Freiberger Straße,
Dresden Mitte, Dresden-Neustadt, Dresden-Pieschen, Dresden-Trachau, Radebeul
Ost, Radebeul West, Radebeul-Zitzschewig, Coswig, Neusörnewitz, Meissen,
Meissen Triebischtal, Miltitz-Roitzschen, Deutschenbora, Nossen, Riesa, Seerhausen,
Stauchitz, Glaubitz, Nünchritz, Priestewitz, Niederau, Weinböhla, Zeithain, Tiefenau,
Wülknitz, Gröditz, Prösen West, Prösen, Elsterwerda, Elsterwerda-Biehla, Prösen Ost,
Frauenhain, Zabelitz, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Lampertswalde, Ortrand,
Ruhland, Hosena, Lauta, Schwarzkollm, Hoyerswerda, Hoyerswerda-Neustadt,
Lohsa, Uhyst(Spree), Dresden-Strehlen, Dresden-Reick, Dresden-Dobritz, Dresden-
Niedersedlitz, Dresden-Zschachwitz, Heidenau, Heidenau Süd, Heidenau-
Großsedlitz, Pirna, Obervogelgesang, Stadt Wehlen, Kurort Rathen, Königstein, Bad
Schandau, Krippen, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Pirna-Copitz, Pirna-Copitz Nord,
Lohmen, Dürrröhrsdorf, Helmsdorf, Stolpen, Langenwollmsdorf Mitte,
Langenwollmsdorf, Neustadt, Krumhermsdorf, Sebnitz, Amtshainersdorf, Ulbersdorf,
Mittelndorf, Goßdorf-Kohlmühle, Porschdorf, Rathmannsdorf, Dohna, Köttewitz,
Weesenstein, Burkhardswalde-Maxen, Mühlbach, Niederschlottwitz,
Oberschlottwitz, Glashütte, Bärenhecke-Johnsbach, Bärenstein, Lauenstein,
Hartmannmühle, Geising, Kurort Altenberg, Dresden-Plauen, Freital-Potschappel,
Freital-Deuben, Freital-Hainsberg, Freital-Hainsberg West, Tharandt, Edle Krone,
Klingenberg-Colmnitz, Dresden-Industriegelände, Dresden-Klotzsche, Dresden
Grenzstraße, Dresden-Flughafen, Weixdorf Bad, Weixdorf, Hermsdorf, Ottendorf-
Okrilla Süd, Ottendorf-Okrilla Haltepunkt, Ottendorf-Okrilla Nord, Laußnitz,
Königsbrück, Langebrück, Radeberg, Arnsdorf, Kleinröhrsdorf, Großröhrsdorf,
Pulsnitz, Bischheim-Gersdorf, Kamenz.
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Der Netz- und Tarifzonenplan zeigt den Verbundbereich des VVO Quelle: Verkehrsverbund Oberelbe, Stand Dezember 2010
Bahnhofstest 2010/11 7
1.3 Vorgehensweise
Mit der Planung für den Bahnhofstest wurde im Mai 2010 begonnen, fertig gestellt
wurde er im April 2011. Die Bewertung der Stationen erfolgte im Zeitraum Juli bis
Oktober 2010 Das Gebiet der VVO umfasst 129 Stationen, die von einem
zwölfköpfigen Projektteam verantwortungsbewusst und objektiv bewertet wurden.
Zuerst wurden Aufgabengebiete und Verantwortlichkeiten abgesteckt. Die weitere
Vorgehensweise gliederte sich in folgende Aufgabenbereiche:
Alle testrelevanten Stationen ermitteln.
Stationen zu "Routen" zusammenfassen. Etwa vier bis acht Stationen bilden
ein Bündel. Möglichst nahe beieinander und durch Relationen verbunden,
sodass ein Bündel an einem (oder einem halben Tag) zu schaffen ist.
Einzelne Routen zeitlich planen.
Kriterienkatalog erstellen.
Den Fragebogen erstellen.
Einen Pretest durchführen, also den Bewertungsbogen anhand ausgewählter
Stationen testen, um herauszufinden, ob er in sich schlüssig ist, die Kriterien
verständlich formuliert und vollständig sind.
Einen Leitfaden erstellen mit Hinweisen und Durchführung einer
Informationsveranstaltung für die Tester, damit jeder weiß, worauf beim
Bewerten zu achten ist, um jede Bahnstation mit demselben Maßstab zu
bewerten.
Da die Projektmitarbeiter jeweils unterschiedliche Kriterien als wichtig erachten,
müssen Kompromisse eingegangen werden, damit ein gemeinsamer Nenner
gefunden wird. Außerdem gibt es Kriterien, die binär (ja, nein) und quantitativ und
damit objektiv zu beantworten sind (Fahrkartenautomat vorhanden?) und solche, die
qualitativ und damit subjektiv sind und im Auge des Betrachters liegen: Gibt es eine
ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten? Macht der Bahnhofsvorplatz grundsätzlich
einen gepflegten Eindruck?
Bahnhofstest 2010/11 8
2. Bewertung und Auswertung
2.1 Stationskategorisierung
Um jeden Bahnhof anforderungsgerecht zu betrachten und dadurch die Stationen
vergleichbar und den Handlungsbedarf objektiv bestimmbar zu machen, ist es
wichtig, das Notenschema explizit aufzuschlüsseln, um eine Gleichheit der Benotung
zu erreichen. Des Weiteren gilt für unterschiedliche Bahnhofskategorien ein
differenziertes Verständnis von Anforderungen an deren Qualität. Deshalb wurden
die überprüften Bahnhöfe kategorisiert, wobei auf ein einheitliches Verständnis der
verschiedenen Bahnhofskategorien Wert gelegt werden muss. Diese Kategorisierung
hängt von der verkehrlichen Bedeutung der Station ab. Die Ausformulierung der
einzelnen Bewertungskriterien erfolgt in Anlehnung an gesetzliche Grundlagen.
Die Eisenbahn-Bau- und Betriebsordnung (EBO) enthält folgende Formulierungen:
„Bahnhöfe sind Bahnanlagen mit mindestens einer Weiche, wo Züge beginnen,
enden, ausweichen oder wenden dürfen.“ (§ 4 Abs. 2, EBO II), sowie „Haltepunkte
sind Bahnanlagen ohne Weichen, wo Züge planmäßig halten, beginnen oder enden
dürfen.“ (§ 4 Abs. 8, EBO II).
Darauf aufbauend folgt der VCD, bis auf kleine Ausnahmen, der Kategorisierung der
Deutschen Bahn AG (Kategorien 1 bis 6), die alle Stationen nach ihrer verkehrlichen
Bedeutung, vor allem unter Berücksichtigung des Fahrgastaufkommens, einordnet.
Dabei wurden die von der DB vorgegebenen Kategorien 1 und 2, 3 und 4, sowie 5
und 6 vom VCD zusammengefasst. Im weiteren Sprachgebrauch werden Stationen,
die der Kategorie 3 zugeordnet werden, „Haltepunkte“ genannt, diejenigen der
Stationskategorie 2 „Bahnhöfe“ und diejenigen der Kategorie 1 „Hauptbahnhöfe“,
wobei letzte Gruppe nur Dresden-Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt betrifft.
Allen drei Stationskategorien diente der gleiche Bewertungsbogen, jedoch
unterschied sich die Gewichtung.
Bahnhofstest 2010/11 9
2.2 Kriterien und Anforderungen
Jede einzelne Station wurde in drei Bereiche gegliedert, die unabhängig überprüft
wurden:
Bahnhofsvorplatz und Empfangsgebäude außen
Empfangsgebäude beziehungsweise überdachte Wartemöglichkeiten
Bahnsteige und Bahnsteigzugänge
Einige Kriterien wurden in mehreren Kapiteln überprüft (Fahrscheinautomat,
Liniennetzplan), andere nur in einem (B&R). Als Grundlage für die Erstellung der
Kriterien dienten folgende unterschiedliche Normen:
Erscheinungsbild und Ausstattung des Bahnhofsvorplatzes und des
Empfangsgebäudes außen
Bewertet wurden die Merkmale Sauberkeit, baulicher Zustand des Gebäudes und die
Pflege eventuell vorhandener Anlagen sowie das Vorhandensein von
Fahrgastinformationen. Des Weiteren wurde getestet, ob Wegweiser auf wichtige
Punkte wie Sehenswürdigkeiten oder Ämter hindeuten. Ist leicht ersichtlich, welche
Linien von welchem Bahnsteig zu welchen Zielen fahren? Sind Sitzgelegenheiten
auch in Stoßzeiten ausreichend und Papierkörbe vorhanden?
Erscheinungsbild und Ausstattung des Empfangsgebäudes innen
Sofern ein Gebäude vorhanden ist, wurden der bauliche Zustand, die Sauberkeit,
sowie das Vorhandensein von sanitären Anlagen nach DIN 18024-2, der
Bauvorschrift für barrierefreie sanitäre Anlagen, bewertet. Selbstverständlich geschah
dies im Rahmen der Möglichkeiten der Bahnhofstester. Außerdem wurden die
Aufenthaltsqualität, die ausreichende Zahl an Sitzgelegenheiten, die Nähe zu
Bahngleisen und Anzeigetafeln und der Wind- und Wetterschutz der Gebäude
untersucht.
Erscheinungsbild und Ausstattung der Bahnsteige und Bahnsteigzugänge
Bahnsteige und Bahnsteigzugänge wurden hinsichtlich Sitzgelegenheiten,
Überdachung, sowie Windschutz und Wartemöglichkeiten untersucht. Obwohl die
Verordnung über den Bau und Betrieb der Straßenbahnen (BOStrab) nur den Betrieb
von Straßenbahnhaltestellen regelt, wird diese als Grundlage der Bewertung
herangezogen. Die BOStrab regelt in Deutschland rechtliche Minimalanforderungen
für Bahnsteige an Straßen- und U-Bahnen sowie an Bussen. Darin sind praktisch
Bahnhofstest 2010/11 10
keine Schutzvorkehrungen für Passagiere zwingend vorgeschrieben, allerdings wird
zu deren Vorhandensein geraten: „Haltestellen sollen Bahnsteige besitzen sowie
Wetterschutz- und Sitzmöglichkeiten bieten.“ (§31, Abs. 1, S. 3 BOStrab) Auch die
Eisenbahnbetriebsordnung (EBO) schreibt keine Schutzmaßnahmen für wartende
Passagiere an Bahnsteigen zwingend vor. Außerdem wurde wieder das
Vorhandensein von Fahrgastinformationen, Fahrscheinautomaten, Sitzgelegenheiten,
Uhren und ausreichender Beleuchtung kontrolliert. Zudem überprüften die Tester das
Vorhandensein einer Lautsprecherdurchsage und ob der Stationsname auch vom Zug
aus gut lesbar und die Abfahrtsanzeige intakt ist.
Bahnsteig des Haltepunktes Grenzstraße
Im Anhang ist ein Musterexemplar des Bewertungsbogens zu finden.
2.3 Aspekt: Barrierefreiheit
Gemäß DIN 18 024-1, die die barrierefreie Ausstattung von Straßen, Plätzen,
Wegen, öffentlichen Verkehrs- und Grünanlagen sowie Spielplätzen regelt, müssen
Nutzer in die Lage versetzt werden, von fremder Hilfe weitgehend unabhängig zu
sein. Dies gilt insbesondere für Rollstuhlbenutzer, Blinde, Sehbehinderte, Gehörlose,
Hörgeschädigte, Gehbehinderte, Menschen mit sonstigen Behinderungen, ältere
Menschen, sowie Kinder und klein- und großwüchsige Menschen. Dabei ist
Barrierefreiheit nicht nur für Ältere, Blinde und Rollstuhlfahrer wichtig. Auch wer
einen Kinderwagen schiebt oder einen Koffer schleppt, weiß offene, gut erkennbare
Wege ohne Stolperfallen zu schätzen.
Wichtig sind hierbei die problemlose Erreichbarkeit von Bus- oder Bahnsteig mit
tatsächlich funktionierenden Aufzügen oder Rolltreppen oder das Vorhandensein
Bahnhofstest 2010/11 11
eines taktilen Leitsystems. Für Bahnsteige gilt, dass sie einen Höhenunterschied von
drei Zentimetern zu den entsprechenden Fahrgasträumen an mindestens einem
Zugang nicht überschreiten dürfen. Witterungsschutz auch für Rollstuhlbenutzer ist
vorzusehen. Öffentliche Fernsprechstelle und Notrufanlage müssen auch durch
Rollstuhlbenutzer angefahren und benutzt werden können. Bedienungselemente, z.
B. an Geld- und Fahrkartenautomaten, Schaltern, Tastern sowie alle Notrufschalter,
müssen anfahrbar und auch mit eingeschränkter Greiffähigkeit leicht benutzbar sein
und eine Höhe von 85 Zentimetern vorweisen, gleiches gilt auch für Ablageflächen.
Durch optisch kontrastierende Gestaltung müssen sie leicht für blinde und
sehbehinderte Menschen erkenn- und nutzbar sein. Alle Gebäudeebenen müssen
stufenlos, gegebenenfalls mit einem Aufzug oder einer Rampe, erreichbar sein. An
stark frequentierten, zentralen Bahnhöfen sind Sanitäranlagen nach DIN 18024-2
vorzusehen, die vorsieht, dass in jeder Sanitäranlage mindestens eine für
Rollstuhlbenutzer geeignete Toilettenkabine einzuplanen ist.
Der Haltepunkt Köttewitz ist für Mobilitätsbeschränkte schwer erreichbar, da an beiden Zugängen eine sehr steile Steigung zu überwinden ist, einmal abwärts, einmal aufwärts.
Dagegen hat der Haltepunkt Burkhardswalde-Maxen zwar einen durch eine nur schwach ansteigende Rampe barrierefreien Zugang, jedoch fällt das Schieben eines Rollstuhles, Rollators oder Kinderwagens aufgrund des Kieselsteinbelages schwer.
Von den 127 getesteten Stationen sind nur 43 rollstuhlgerecht. Obwohl in den
letzten Jahren große Anstrengungen unternommen wurden, den Zugang zu
öffentlichen Verkehrsmittel mobilitätseingeschränkten Personen zu ermöglichen,
zeigte der Bahnhofstest noch große Mängel an vielen Haltepunkten. Durch den
teilweisen Ausbau der S 1 im Stadtgebiet von Dresden haben sich die Bedingungen
sehr verbessert. Demgegenüber fehlen im Bereich Sächsische Schweiz sowie
zwischen Dresden-Neustadt und Meißen behindertengerechte Zugänge.
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2.4 Aspekt: Bike&Ride und Park&Ride
Um die Verkehrsträger miteinander besser zu verknüpfen muss ein einfacher
Wechsel vom Fahrrad bzw. Pkw zum ÖPNV gewährleistet werden. Gerade im
ländlichen Raum ist es unerlässlich, dass an Bahnstationen oder auch wichtigen
Busverknüpfungspunkten Möglichkeiten zum Abstellen von Fahrrädern und Pkw
vorhanden sind. So wird das Einzugsgebiet einer Station mit relativ wenig Aufwand
erheblich vergrößert, was sich positiv auf die Nachfrage auswirkt.
An vielen Stationen im VVO wurde das Konzept des B&R erfolgreich umgesetzt, wie das Beispiel Ottendorf-Okrilla Süd zeigt.
Auch Frauenhain geht bei der Umsetzung von B&R beispielhaft voran.
Bahnhofstest 2010/11 13
Bei der Einrichtung der Abstellmöglichkeiten sollten nach Auffassung des VCD
gewisse Mindeststandards erfüllt sein:
kurze Zugangswege zur Station
ausreichende Kapazität
überdachte Fahrradständer
Abstellmöglichkeiten sollten gut sichtbar bzw. wahrnehmbar sein
übersichtliche Zugangswege zu den Abstellplätzen
Sauberkeit und Schadensfreiheit sollten selbstverständlich sein
2.5 Aspekt: Fahrgastinformation und –kommunikation
Bei der Deutschen Bahn AG gilt die Richtlinie 813.03 „Wegeleit- und
Informationssysteme“ mit der Ergänzung vom August 2003 „Bahnhöfe,
Transporteure und Verkehrsverbünde – integrierte Gestaltungs- und
Informationssysteme“ sowie das Design-Manual (Nr. 813.9391). Bahnstationen sind
demnach einheitlich auszustatten. Diese Ausstattung ist im VVO-Gebiet fast
vollständig abgeschlossen. In Einzelfällen sind fehlende Details der Ausstattung zu
verzeichnen.
Königsbrück bietet seinen Besuchern eine große Vielfalt an Informationen, wie Ausflugstipps und Umgebungspläne.
Bahnhofstest 2010/11 14
Vorbildlich ist Dresden-Klotzsche ausgestattet: Überdachter und wettergeschützter Wartebereich, DB Pluspunkt zum Ticketerwerb und Vorhandensein wichtiger Aushänge und Informationen.
Für Verwirrung seitens der Fahrgäste sorgt ein Aushang in Mühlbach, auf dem die Reisenden darauf hingewiesen werden, dass die Züge nur mit gültigem Fahrschein zu betreten sind. Da an der Station jedoch kein Automat vorhanden ist, bekommen unwissende Reisende Panik, die sich erst legt, wenn sie lesen, was – nach einigen weiteren Sätzen – ganz unten auf dem Aushang zu lesen ist: „Wir können Ihnen an diesem Bahnsteig leider keinen Fahrscheinverkauf anbieten. Steigen Sie bitte ein und nutzen Sie nach Betreten des Fahrzeuges den Automaten im Zug.“
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2.6 Aspekt: Aufenthaltsqualität, Sauberkeit, Schadensfreiheit
Bei der Ausstattung der Stationen muss nach Funktion und Bedeutung untergliedert
werden. So haben große Bahnhöfe mit vielen Fahrgästen und Umsteigern andere
Ausstattungsanforderungen als Haltepunkte, an denen nur wenige Züge verkehren.
Grundsätzlich sollten am Bahnsteig Sitzgelegenheiten und ein Wetterschutz zum
Unterstellen vorhanden sein. Eine ausreichende Beleuchtung ist für die Sicherheit
unbedingt notwendig. Alle Stationen sollten über längere Zeiträume hinweg keine
groben Beschädigungen aufweisen und regelmäßig gereinigt werden. Es sollte
erkennbar sein, dass an der Station noch Züge halten. Abfalleimer und Aschenbecher
tragen zur Sauberkeit bei.
Der Bahntunnel in Radebeul Ost wirkt abschreckend.
Bei erhöhtem Fahrgastaufkommen bzw. Umsteigern sind überdachte Bahnsteige
wünschenswert. In den großen Bahnhöfen mit Fernverkehrsanschluss sollte es
beheizte Warteräume geben. Kleine Versorgungsangebote wie Bäcker und Bistro
runden das Angebot ab. Die Bahnsteige sollten immer überdacht sein.
Bahnhofstest 2010/11 16
Guten Wetterschutz und eine gepflegte Atmosphäre bietet die Station Weixdorf Bad.
2.7 Aspekt: Zugangebot
Untersucht wurden die Verknüpfung von Bahn und Bus sowie das Vorhandensein
von Umsteigemöglichkeiten, die Nähe zur Bushaltestelle und die Abstimmung der
Taktzeiten.
In Königsbrück können Fahrgäste direkt und ohne die Überwindung von Stufen vom Bahnsteig aus den Bussteig erreichen.
Ein Bahnhof ist nur entsprechend attraktiv, wenn Züge in einem nachvollziehbaren
Takt fahren. Wünschenswert sind leicht merkbare Taktfolgen (30- bzw. 60-
Bahnhofstest 2010/11 17
Minutentakt), an großen Bahnhöfen leicht merkbare Abfahrtszeiten. So prägt sich
leicht ein, dass Am Hauptbahnhof Dresden jeweils zu jeder vollen und halben Stunde
die S1 in beide Richtungen abfährt. Dabei ist ein gut abgestimmtes Zugangebot nur
sinnvoll, wenn das Gesamtpaket stimmt, also auch die Bus-Zubringer funktionieren.
Als Negativbeispiel lässt sich die stark frequentierte Strecke nach Leipzig nennen. Die
Züge dieser Relation im Einstundentakt sind tagsüber regelmäßig voll und Sitzplätze
knapp. Verständlich ist, dass aufgrund des Fernverkehrs kein Halbstundentakt
angeboten werden kann, jedoch sollte geprüft werden, ob möglicherweise zwei
Nahverkehrszüge nacheinander angeboten werden können. Alternativ dazu wären
ein RE und ein RB mit mehreren Zwischenhalten denkbar.
…denn was nutzt der schönste Bahnhof, wenn kein Zug fährt?
Bahnhofstest 2010/11 18
2.8 Die Gewichtung
Um einen quantitativen Vergleich der Bahnstationen untereinander zu schaffen
sowie das Gesamtniveau der Qualität der Bahnstationen im VVO zu ermitteln,
wurden die vom VCD bewerteten Faktoren gewichtet. Unterschiedliche Kriterien
flossen unterschiedlich stark in die Gesamtbeurteilung ein. Dabei ergibt sich die
Kategorienote aus dem Quotienten der Summe der gewichteten Noten und der
Summe der Gewichtungsfaktoren. Die Gesamtnote ergibt sich dann aus dem
Quotienten der gewichteten Kategorienoten und der Summe der
Kategoriegewichtungsfaktoren.
Wieder gilt zu beachten, dass für die drei Stationskategorien unterschiedliche
Gewichtungen berücksichtigt wurden. Die Gewichtungsfaktoren sind der Tabelle im
Anhang zu entnehmen. Gesetzliche Grundlagen, Normen und Verordnungen, sowie
internationale Standards lieferten die Grundlagen unserer Kriterienbewertungen.
Bei der finalen Bewertung entschieden wir uns für ein Punktesystem, das die
unterschiedliche Gewichtung der einzelnen Kriterien, wie auch die Einordnung der
Stationskategorien berücksichtigt. Jedes Kriterium wurde einzeln analysiert und
diskutiert, um eine ergebnisorientierte Gewichtung zu erhalten. Dabei wurden
Gewichtungspunkte von 1 bis 4 vergeben, wobei 1 für die weniger wichtigen und 4
für die essentiellen Kriterien stand. Dabei wurden die drei Stationskategorien einzeln
betrachtet, da an einen Bahnhof der Kategorie 2 andere Anforderungen gestellt
werden, als an einen Haltepunkt der Kategorie 3 und an einen Hauptbahnhof der
Kategorie 1.
Für jede Stationskategorie wurde durch Addition der Gewichtungspunkte eine
Maximalpunktzahl ermittelt:
Kategorie 1 - Hauptbahnhof: 242
Kategorie 2 – Bahnhof: 214
Kategorie 3 – Haltepunkt: 132
Da aufgrund von Baumaßnahmen, zeitweisen Außerbetriebseins oder schlichtem
Nichtvorhandenseins bei einzelnen Stationen bestimmte Aspekte nicht bewertet
werden konnten und somit bei der Ermittlung der Gesamtbewertung auch nicht
berücksichtigt wurden, weicht die zu erreichende Maximalpunktzahl teilweise von
diesen Angaben ab.
Bahnhofstest 2010/11 19
3. Die Ergebnisse
3.1 Gesamteindruck
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass die beiden Hauptbahnhöfe, Dresden
Hauptbahnhof und Dresden-Neustadt, die Tester weitestgehend zufriedenstellten
und dem überwiegenden Teil der Anforderungen genügten. Die 16 Bahnhöfe der
Kategorie 2 erzielten sehr stark voneinander abweichende Ergebnisse. Einige dieser
Stationen erfüllten die Anforderungen zu weiten Teilen, andere erreichten nur sehr
wenige Punkte. Die 111 getesteten Haltepunkte (Kategorie 3) schnitten sehr schlecht
ab: Nur 14 davon erreichten gute Ergebnisse (mindestens 80% der Punkte). Es stellte
sich heraus, dass die Aufenthaltsqualität und Fahrgastinformation umso geringer
ausfällt, je „kleiner“, abgelegener und als Verkehrsknotenpunkt unbedeutender eine
Station und das sie umgebene Gebiet ist.
Eindrücke.
Bahnhofstest 2010/11 20
3.2 Missstände und Defizite insgesamt
Durchweg negativ wurde das unzureichende Vorhandensein von Sitzgelegenheiten
bewertet. Bis auf wenige Ausnahmen ist die Zahl der überdachten und
windgeschützten Sitzplätze schon bei leicht überdurchschnittlichem
Fahrgastaufkommen unzulänglich. Häufig müssen sich Fahrgäste bei Regen unter ein
kleines Dach drängen, durch das kaum Abstand zum Nebenmann gewährt wird.
Darüber hinaus ist der Zustand der Sitzgelegenheiten häufig unzumutbar und
intolerabel oder Wartende können sich nur durch den Verzehr von Speisen und
Getränken eine Sitzgelegenheit in einem Bistro oder Imbiss „erkaufen“.
Gleichfalls lässt auch der Zustand von Wartehäuschen und Wetterschutz zu
wünschen übrig. Häufig wirken diese Häuschen aufgrund von starken
Verschmutzungen und Vandalismusschäden nicht einladend und mindern so die
Aufenthaltsqualität des Reisenden.
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Viele Wartehäuschen sind sehr heruntergekommen und bieten keine große Aufenthaltsqualität.
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In Radeberg dagegen können sich Fahrgäste und Wartende wohlfühlen.
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3.3 Erfreuliche Merkmale insgesamt
Der überwiegende Teil der getesteten Stationen ist gut mit Fahrgastinformationen
ausgerüstet und bietet Reisenden ein vielfältiges Angebot an Verbund- und
Umgebungsplänen und Tarifinformationen. Zudem erhalten Reisende Ausflugstipps
und weitere wichtige Hinweise, wie die Hausordnung und Empfehlungen für weitere
Beförderungsmöglichkeiten (Sachsenticket, Elbe-Labe-Ticket, Schmalspurbahnen).
Die in den Informationsvitrinen ausgehängten Informationsmedien machen bis auf
die klassischen Abfahrts- und Ankunftsplakate sowie die Tarifinformationen einen
uneinheitlichen Eindruck. Als hilfreich und verständlich wurden Informationen zu
baustellenbedingten Fahrplanänderungen empfunden.
Das Konzept des B&R, sowie des P&R, also die Möglichkeit, Motorfahrzeuge und
Fahrräder abzustellen, wurde größtenteils gelungen umgesetzt. Sowohl Parkplätze,
wie auch Fahrradständer waren an vielen Stationen in ausreichender Zahl vorhanden.
Wünschenswert wäre, dass vor allem Fahrradabstellanlagen in geringerer Distanz zu
den Bahnsteigen vorhanden wären, da diese teilweise zu weit davon entfernt sind
und somit näher liegende Geländer und Laternenpfahle als Abstellmöglichkeit
genutzt werden. Des Weiteren sollten diese zumindest teilweise überdacht sein.
3.4 Die Letztplatzierten – So bitte nicht!
Als besonders schlechte Bahnhöfe sollen hier diejenigen genannt werden, die nur
zwischen 25 und 40% der Anforderungen erfüllen. So lassen sich die Stationen
Burkhardswalde-Maxen, Dresden-Cotta, Hartmannmühle, Lauenstein,
Oberschlottwitz, Pirna-Copitz, Rathmannsdorf, Schmilka-Hirschmühle, Schöna, Stadt
Wehlen und Wülknitz nennen. Diesen Stationen aus der dritten Stationskategorie,
dem Haltepunkt, mangelt es nicht nur an Sitzgelegenheiten und
Fahrgastinformationen, zudem ist teilweise auch kein barrierefreier Zugang möglich.
Noch schlechter, mit etwa 25% erfüllter Anforderungen, steht es um die
Aufenthaltsqualität in Bischheim-Gersdorf, Gröditz, Helmsdorf, Köttewitz,
Obervogelgesang und Stolpen, die teilweise keinerlei Wetterschutz bieten.
Bahnhofstest 2010/11 24
Viel zu bemängeln hatten Tester an den Haltepunkten Bischheim-Gersdorf, Gröditz, Köttewitz, Obervogelgesang und Stolpen.
Bahnhofstest 2010/11 25
Absolutes Schlusslicht aller Stationen ist Lohmen mit gerade einmal 17% erfüllter
Anforderungen. Lohmen bot zum Testzeitpunkt weder eine dynamische
Fahrplananzeige, noch eine Zeitanzeige oder eine verständliche Durchsage bei
Zugeinfahrt. Ferner bot der Haltepunkt Lohmen nur sehr wenige Sitzgelegenheiten,
die außerdem nur notdürftig überdacht sind. Besonders bemängelt wurde das Fehlen
eines Aushangfahrplans und mehrerer Seitenscheiben des Wartestandes. Dies ist
jedoch dem hohen Aufkommen von Vandalismus zuzurechnen, das die
Instandhaltung des Haltepunktes stark erschwert. Der Bahnsteig kann zumindest von
einer Seite barrierefrei erreicht werden, jedoch ist der Weg stark von Unkraut
bewachsen, sodass das Schieben eines Rollstuhles, Kinderwagens oder Rollators
schwerfällt.
Unter den Stationen der Kategorie 2 belegen Dresden-Industriegelände und
Dresden-Zschachwitz die letzten Plätze. Die Station Dresden-Zschachwitz erreichte
nur 28% der Punkte, da das Angebot an P&R und B&R zu gering ist, das
Wartehäuschen schadhaft ist und starke Vandalismusschäden aufweist und die
Station insgesamt abschreckend wirkt. Noch schlechter, mit nur 26% der Punkte,
schnitt die Station Dresden-Industriegelände ab, da aufgrund der zu geringen
Bahnsteigbreite die Bewegungsfreiheit eingeschränkt ist und das Wenden eines
Rollstuhls erschwert wird. Zudem ist der Zugang nur über eine steile
Fußgängerbrücke möglich.
Bahnhofstest 2010/11 26
3.5 Die Testsieger – Vorbildlich!
Zufriedenstellende Ergebnisse in Kategorie 3 mit mindestens 75% erreichten:
Cossebaude, Freital-Potschappel, Großenhain Cottbusser Bahnhof, Hoyerswerda
Neustadt, Kamenz, Laußnitz, Niederau und Nossen.
Den überwiegenden Teil der Anforderungen (über 85%) erfüllten außerdem
Altenberg, Arnsdorf, Freital-Deuben, Glashütte, Klingenberg-Colmnitz, Königsbrück,
Nünchritz und Tharandt.
Testsieger unter den Haltepunkten sind Pirna (92%) und Radeberg mit 94%, sowie
Dresden Flughafen mit 96%.
Die Nutzung des Bahnhofsgebäudes Radeberg ging seit der Wende immer weiter
zurück, bis im Jahre 2002 die Stadt Radeberg das Bahnhofsgebäude von der Bahn
kaufte, um dessen Verfall zu stoppen. Im Jahre 2007 wurde die vollständige
Sanierung fertig gestellt und die Mittelhalle, als Bestandteil der Übergangsstelle
Bus/Bahn, übergeben. Außerdem zogen die ersten neuen Mieter ein, unter anderem
die Wärmeversorgung Radeberg, der RVD Regionalverkehr Dresden und ein
Kioskbetreiber. Seither ist der Haltepunkt Radeberg sehr ästhetisch und modern
gestaltet und kann als Vorbild für eine erfolgreiche Sanierung und Nutzung
herangezogen werden.
Beispielhaft sind unter den Bahnhöfen der Kategorie 2 die Stationen Reick, Strehlen,
Freiberger Straße, Dobritz, Bad Schandau, die zwischen 85% und 93% der Punkte
erreichten. Die genannten Stationen sind weitestgehend barrierefrei und
rollstuhlgerecht und bieten kurze Wege zu Anschlussmöglichkeiten.
Bahnhofstest 2010/11 27
Die Tester fanden auch sehr fahrgastfreundliche Haltepunkte vor, wie hier in Arnsdorf, Glashütte, Flughafen, Königsbrück und Nünchritz.
Bahnhofstest 2010/11 28
3.6 Im Fokus: Hauptbahnhof Dresden
Auf ihrer Webseite verspricht die Deutsche Bahn AG: „Unsere Mitarbeiter sorgen für
Sauberkeit und Sicherheit im und um den Hauptbahnhof Dresden“. Dass dies nur
teilweise der Fall ist, hat unser Bahnhofstest ermittelt.
Der Hauptbahnhof Dresden ist der wichtigste Verkehrsknotenpunkt im
Verkehrsverbund Oberelbe und verfügt über eine Fläche von 4.186 m². Das
Fahrgast- und Besucheraufkommen beträgt 60.000 Personen täglich, die laut DBAG
mit täglich 50 Fernverkehrs-, 249 Nahverkehrszügen und 236 S-Bahnen reisen.
Im Bahnhofstest erreichte der Hauptbahnhof 77% der Punkte, was für einen derart
wichtigen Knotenpunkt unzureichend ist. Auffallend ist, dass im und außerhalb des
Bahnhofsgebäudes kaum Sitzgelegenheiten außerhalb der Bistros und Kioske
vorhanden sind, sodass wartende Fahrgäste genötigt werden, Gastronomie in
Anspruch zu nehmen.
Im Hauptbahnhof werden Reisende auf vielfältige Weise über Fahrpläne,
Fahrscheine und Ausflugsziele informiert. Trotz kleinerer Mängel schnitt der
Hauptbahnhof deshalb im Bahnhofstest im Bereich Fahrgastinformation- und
kommunikation mit am besten ab.
Innerhalb des Gebäudes ist zwar ein Stadt- und Umgebungsplan vorhanden, über
den sich Besucher und Ortsfremde informieren können, jedoch ist dieser nicht auf
Anhieb zu finden, da er hinter einer Bäckerei versteckt ist.
Bahnhofstest 2010/11 29
Fahrscheinautomaten sind bei Normalbetrieb in ausreichender Zahl vorhanden,
jedoch unzureichend für Stoßzeiten und bei sehr hohem Fahrgastaufkommen,
beispielsweise bei Sportturnieren oder Stadtfesten.
Äußerlich präsentiert sich das Bahnhofsgebäude sehr ästhetisch und optisch
ansprechend. Trotz der Dauerbaustelle bietet das Gebäude einen tollen Anblick
durch die Verschmelzung von traditioneller Bauweise und modernster Architektur.
Die meisten der bewerteten Anforderungen wurden vom Bahnhofsvorplatz und der
Empfangshalle erfüllt. Sowohl die hohe Zahl an Zugängen in allen
Himmelrichtungen, die vielfältigen Möglichkeiten der Fahrgastinformation, wie auch
die intelligente Verknüpfung mit anderen Verkehrsmitteln überzeugten.
Dringend verbessern muss sich allerdings die Situation um
Fahrradabstellmöglichkeiten auf allen Seiten des Gebäudes. In Ermangelung
ausreichender Fahrradständer werden Räder willkürlich abgestellt, was zur
Versperrung wichtiger Fluchtwege führt und die Gefahr von Fahrraddiebstahl
steigert. Aus diesen Gründen fordert der VCD die Einrichtung eines zentralen
Fahrradhauses nach dem Vorbild anderer Städte wie Kiel oder Münster.
Grundsätzlich bietet der Hauptbahnhof seinen Fahrgästen und Besuchern ein großes
Spektrum an Service und Information, jedoch birgt er noch viel
Verbesserungspotential. Zu berücksichtigen ist allerdings, dass sich der Bahnhof
derzeit im Umbau befindet. In naher Zukunft soll den Fahrgästen „ein neues,
vielfältiges Shopping- und Gastronomieangebot mit flexiblen Öffnungszeiten“ zur
Verfügung stehen. Ob sich dadurch auch die Aufenthaltsqualität verbessert, gilt es
abzuwarten. Eine Überprüfung des zukünftigen Zustands ist geplant.
Bahnhofstest 2010/11 30
3.7 Im Fokus: Bahnhof Dresden-Neustadt
Der Bahnhof Dresden Neustadt, auch Neustädter Bahnhof genannt, befindet sich
nördlich der Elbe und wurde 1901 in Betrieb genommen. Etwa 30.000 Reisende
täglich nutzen den zweitgrößten Dresdner Bahnhof.
Der Durchgangsbahnhof ist mit dem Empfangsgebäude Richtung Schlesischen Platz
angelegt. Auf dem Vorplatz trifft man auf ÖPNV, sowie Taxistand, Pkw-Parkplätze
und die überfüllten Radabstellplätze. Anlässlich des 100-jährigen Bestehens wurde
mit Modernisierungsmaßnahmen begonnen. Zu erwähnen ist hier die
Modernisierung des Empfangsgebäudes, der Decke und der Wände, sowie die
Neugestaltung des Wartebereiches und der dynamischen Abfahrtstafeln.
Die Empfangshalle ist ebenerdig, jedoch sind die beiden Tunnel, die zu den vier
Bahnsteigen führen, von allen vier Eingängen nur über mehrere Treppenstufen zu
erreichen. An allen Eingängen sind Notrufsäulen installiert, die ein
mobilitätsbeschränkter Reisende betätigen kann, um Hilfe durch das Servicepersonal
anzufordern, jedoch ist dies nicht im Sinne der Barrierefreiheit: Als barrierefrei gelten
Gebäude, die für jeden Menschen ohne Hilfe zugänglich gemacht werden. Ein
Mensch möchte nicht abhängig sein von der Hilfe anderer, zudem stellt sich die
Frage, wer hilft, Hürden zu überwinden, wenn außerhalb der gewöhnlichen
Arbeitszeiten des Servicepersonals Hilfe in Anspruch genommen werden muss.
Das selbstständige Erreichen des Bahnsteiges ist für mobilitätsbeschränkte Menschen
ebenfalls kaum möglich, da weder Rolltreppe, noch Aufzug vorhanden sind. Die
Ansage der ankommenden oder abfahrenden Züge auf den Bahnsteigen und in den
Tunneln ist für Fahrgäste, insbesondere für sehbeeinträchtigte Reisende hilfreich,
aber fehlende Bodenmarkierung macht die Orientierung dorthin sehr schwierig.
Neben DB Service Point, DB Reisezentrum und mehreren Fahrkartenautomaten gibt
es Blumen-, Lebensmittel- und Zeitschriftenläden sowie mehrere Imbissstände in der
Empfangshalle.
Einen bewachten Aufenthaltsraum, der im Winter beheizt und regelmäßig gesäubert
wird, findet man gegenüber der Toiletten. Innerhalb der Halle sind acht Gleise
vorhanden, die dem Personenverkehr zur Verfügung stehen. Die Gleise außerhalb
Bahnhofstest 2010/11 31
der Halle sind nur für den Güterverkehr. Nur während der Bauarbeiten an den
Gleisen und Tragwerken waren diese mit Behelfsbahnsteigen versehen worden.
Diese Nutzung ist jedoch vorbei. In den Tunneln und auf den Bahnsteigen sind
elektronische Anzeigetafeln für die jeweiligen Gleise zu finden. Die Bahnsteige sind
sauber, allerdings mehr als in die Jahre gekommen, was den positiven
Gesamteindruck, den man in der Empfangshalle vermittelt bekommt, trübt. Die
anstehende (nicht nur geplante) Sanierung lässt auf eine Verbesserung des
Gesamteindrucks hoffen.
Zusammenfassend lässt sich sagen, dass der Bahnhof Dresden-Neustadt im
Bahnhofstest 75% der Punkte erreichte, was keinem schlechten Ergebnis entspricht,
aber zur weiteren Optimierung des Fahrgastmanagements anregen sollte.
Bahnhofstest 2010/11 32
3.8 Die Stationen im Überblick
Einen Überblick über den Gesamteindruck einzelner Stationen gibt die nachfolgende
Tabelle. Sofern positive oder negative Merkmale bei der Bewertung auffielen, finden
diese ebenso Erwähnung.
Legende der Symbole:
mehr als 80% der Punkte erreicht
50 bis 80% der Punkte erreicht
weniger als 50% der Punkte erreicht
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Altenberg 3 - -
Arnsdorf 3 Fahrgastinformation Mangelhafte
Überdachung
Bad Schandau 2 Taktiles Leitsystem Keine Durchsage bei
Zugeinfahrt
Bärenhecke-
Johnsbach 3
Ausreichend
Sitzgelegenheiten
Verschmutzungen,
nicht befestigter
Schotter
Bärenstein 3 - Kein
Fahrscheinautomat
Bischheim-
Gersdorf 3 - -
Burkhardswalde-
Maxen 3
Wartebereich an vier
Seiten windgeschützt,
ebenerdiger Zugang
Kein
Fahrscheinautomat,
wenig
Fahrgastinformation
Cossebaude 3 Dynamische
Abfahrtsanzeige
Schlechter baulicher
Zustand des Gebäudes
Coswig 2 Reisecenter Unzureichende
Barrierefreiheit
Deutschenbora 3 - -
Dohna 3 Rampe Vandalismusschäden
am Wartehäuschen
Bahnhofstest 2010/11 33
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Dresden Cotta 3 Beleuchtung Fehlende
Fahrgastinformation
Dresden Dobritz 2 Aufzug
Unzureichende
Fahrradabstell-
möglichkeiten
Dresden
Flughafen 3 Aufzüge -
Dresden
Freiberger Straße 2 - -
Dresden
Friedrichstadt 3
Schadensfrei und
sauber
Kein
Fahrscheinautomat
Dresden
Grenzstraße 3 Windschutz vorhanden -
Dresden
Hauptbahnhof 1
Fahrpaninformation,
Touristeninformation
Fahrradabstellanlagen
unzureichend
Dresden
Industriegelände 2
Ausreichend
Sitzgelegenheiten
Unzureichende
Wegweisung
Dresden Kemnitz 3 Sitzgelegenheiten
Schlechte
Erreichbarkeit der
Bushaltestelle
Dresden
Klotzsche 2 Notrufsäule
Gebäude verschlossen,
Zustand schlecht
Dresden Neustadt 1 - -
Dresden
Niedersedlitz 2 - Rampe zu steil
Dresden Pieschen 3 - -
Dresden Plauen 3 Sitzgelegenheiten
Unzureichende
Fahrradabstell-
möglichkeiten
Dresden Reick 2 Dynamische
Abfahrtsanzeige P&R vorhanden
Dresden Stetzsch 3 - Kein
Fahrscheinautomat
Dresden Strehlen 2 Ansage bei Zugeinfahrt -
Bahnhofstest 2010/11 34
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Dresden Trachau 3 - -
Dresden
Zschachwitz 2 -
Schadhafter
Bahnhofsvorplatz
Dührröhrsdorf 3 Ausreichende
Bahnsteigbreite
Kein
Fahrscheinautomat,
kein Wartehäuschen
Edle Krone 3 -
Vandalismusschäden
am Wartehäuschen,
unzureichende
Beleuchtung
Frauenhain 3 Neue
Sitzgelegenheiten
Zerstörte Zeitanzeige,
schlechte
Erreichbarkeit der
Bushaltestelle
Freital-Deuben 3 P&R vorhanden Schlechte
Beschilderung
Freital-Hainsberg 3 Reisezentrum
vorhanden
Keine Ampel an
vielbefahrener Straße
am Bahnhofsvorplatz
Freital-Hainsberg
West 3
Fahrscheinautomat
und
Fahrgastinformation
vorhanden
Nicht barrierefrei
erreichbar
Freital-
Potschappel 3
Umgebungsplan
vorhanden
Unzureichende Kfz-
Abstellplätze
Geising 3 Bushaltestelle
erreichbar
Unzureichende
Fahrradabstell-
möglichkeit
Glashütte 3 Fahrscheinautomaten P&R kostenpflichtig
Glaubitz 3 - Schadhaftes Gebäude
innen
Goßdorf-
Kohlmühle 3
Stadt- und
Umgebungsplan
vorhanden
Unzureichende
Überdachung
Bahnhofstest 2010/11 35
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Gröditz 3 Fahrscheinautomat
vorhanden
Unzureichender
Windschutz
Großenhain
Cottbuser
Bahnhof
3 Reisezentrum
vorhanden…
…leider beschränkte
Öffnungszeiten
Großröhrsdorf 3 Fahrscheinautomat Kein Wartehäuschen
Hartmannmühle 3 Windschutz vorhanden Sitzplätze
unzureichend
Heidenau 2 Aufzug vorhanden Windschutzhäuschen
stark verschmutzt
Heidenau Süd 2 - Rampe nicht für
Rollstühle geeignet
Heidenau-
Großsedlitz 2
Sitzgelegenheiten
ausreichend
Windschutzhäuschen
stark verschmutzt
Helmsdorf 3 - Kein Windschutz
Hermsdorf 3 Ausreichend
Fahrradabstellplätze Keine Zeitanzeige
Hosena
(kein VVO) 3
Mehrere
Wartehäuschen
Verschmutzungen im
Gebäude
Hoyerswerda 3 - -
Hoyerswerda
Neustadt 3 - -
Kamenz 3 Sitzgelegenheiten
ausreichend
Kein Angebot an
Gastronomie und
Handel, nur Kiosk
Kleinröhrsdorf 3 Schadensfrei und
sauber
Kein Abfallbehälter am
Bahnsteig
Klingenberg-
Colmnitz 3
Bushaltestelle direkt
am Bahnsteig
Kein Stadt- und
Umgebungsplan
Königsbrück 3 Erreichbarkeit
Bushaltestelle
Unzureichender
Windschutz
Königstein 3 Fahrgastinformation Keine
Fahrradabstellplätze
Bahnhofstest 2010/11 36
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Köttewitz 3 Sitzgelegenheiten
ausreichend
Bahnsteig durch Gras
und Steinchen nicht
barrierefrei
Krippen 3 Stadt- und
Umgebungsplan Keine Beleuchtung
Lampertswalde 3 Sitzplätze ausreichend Keine Möglichkeit zum
Fahrscheinkauf
Langebrück 3 - Aushangfahrpläne
verschmutzt
Lauenstein 3 Ausreichend
Sitzgelegenheiten
Kein
Fahrscheinautomat
Laußnitz 3 P&R und B&R
ausreichend Keine Zeitanzeige
Lauta 3 - -
Lohmen 3 - Beschädigtes
Wartehäuschen
Lohsa 3 - -
Meissen 3
Informationen für
Touristen und
Wanderer
Unzureichende
Fahrradabstell-
möglichkeiten
Meissen
Triebischtal 3 Rampe gut befahrbar -
Miltitz-Roitzschen 3 - -
Mühlbach (Pirna) 3 - Windschutz
unzureichend
Niederau 3 Fahrscheinautomat
vorhanden
Keine Tarifinformation
am Bahnsteig
Nossen 3 - -
Nünchritz 3 - -
Oberschlottwitz 3 Fahrgastinformation
vorhanden
Wartehäuschen in
schlechtem Zustand
Bahnhofstest 2010/11 37
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Obervogelgesang 3 Fahrgastinformation
vorhanden Keine Zeitanzeige
Ortrand 3 Ebenerdiger Zugang Von B&R kein direkter
Zugang zum Bahnsteig
Ottendorf-Okrilla 3 Wartehäuschen
vorhanden
Sitzgelegenheiten in
schlechtem Zustand
Ottendorf-Okrilla
Süd 3
Abschließbare Boxen
für persönliche
Gegenstände
Wenige
Sitzgelegenheiten
Pirna 3 Kiosk vorhanden
Kein
personenbetreuter
Fahrscheinverkauf
Pirna-Copitz 3 -
Nur Überdachung
ohne seitlicher
Windschutz
Pirna-Copitz Nord 3 Ausreichende
Bahnsteigbreite -
Porschdorf 3 - -
Priestewitz 3 Verknüpfung mit
Anschlussbuslinien
Unzureichende
Bahnsteigbreite
Pulsnitz 3 Schadensfreiheit Kein Windschutz
vorhanden
Radeberg 3
„Wohlfühlbahnhof“,
benutzerfreundlich
gestaltet, saubere
sanitäre Anlagen
-
Radebeul Ost 2 Nähe zur
Schmalspurbahn
Abschreckender
Zustand des Zugangs
Radebeul West 3 -
Keine
Sitzgelegenheiten im
Gebäude
Radebeul-
Naundorf 3 Barrierefreier Zugang
Kein
Fahrscheinautomat
vorhanden
Bahnhofstest 2010/11 38
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Radebeul-
Zitzschwewig 3
Ausreichende
Bewegungsfreiheit
Wenig ausgestatteter
Bahnsteig
Rathen 3 Schadensfreiheit Unzureichende
Fahrscheinautomaten
Rathmannsdorf 3 - -
Riesa 2 - -
Ruhland
(kein VVO) 3
Ansage auch bei
Verzögerungen
Fahrscheinautomat
schlecht bedienbar da
von Sonne geblendet
Schmilka-
Hirschmühle 3 -
Zu schmaler Bahnsteig,
Gefahr bei
Schnellzügen
Schöna 3 - Sitzgelegenheiten nur
Richtung Dresden
Schwarzkollm 3 - -
Seerhausen 3 - -
Stadt Wehlen 3 Gepflegter Eindruck Wenig
Fahrgastinformationen
Stauchitz 3 - -
Stolpen 3 - Unzureichende
Überdachung
Tharandt 3 Insgesamt in gutem
Zustand, neue Anlagen
Fehlende Ansage bei
Zugeinfahrt
Tiefenau 3 Fahrgastinformation Bodenbelag nicht für
Rollstuhl geeignet
Uhyst 3 - -
Ulbersdorf 3 Fahrgastinformationen Unzureichende
Überdachung
Weesenstein 3 - Rampe nicht für
Rollstuhl geeignet
Bahnhofstest 2010/11 39
Station Gesamt-
eindruck
Stations-
kategorie Positiv ist… Negativ ist…
Weinböhla 3 Ausreichende Zahl
Fahrradabstellplätze -
Weixdorf 3 Ausreichend
Fahrradabstellplätze
Vandalismusschäden
am Wartehäuschen
Weixdorf Bad 3
Kulturelle Nutzung des
alten Bahnhofsgebäudes:
Dixie
Vermüllte Grünflächen
Wülknitz 3 - Unzureichende
Überdachung
Zabelitz 3 Fahrgastinformation -
Zeithain 3 - Unzureichende
Überdachung
Bahnhofstest 2010/11 40
4. Fazit
4.1 Welche Maßnahmen müssen getroffen werden?
Damit das Reisen mit öffentlichen Verkehrsmitteln angenehmer und sicherer wird
und schließlich mehr Menschen diese effiziente Mobilitätsmöglichkeit nutzen, sollten
die festgestellten Mängel und Probleme weitestgehend abgestellt werden. Bahnhöfe
und Stationen müssen ein angenehmes Umfeld bieten, das Zugangebot muss
attraktiv sein und durch Vertaktung und Anschlusssicherung die verschiedensten
Reiseketten ermöglichen. Informationen müssen einfach und klar verfügbar sein,
insbesondere im Fall von Abweichungen vom normalen Betriebsablauf.
Um Barrierefreiheit zu erreichen, muss die gesamte Zuwegung zu einer Station
diesem Kriterium entsprechen und die Bahnsteige müssen eine Höhe von 55
Zentimetern aufweisen, um den stufenlosen Zugang zum Zug zu gewährleisten.
Dabei muss die gesamte Reisekette passen, sonst bleibt der Nutzen aus. So waren
z.B. bislang alle Stationen der Müglitztalbahn nach Altenberg barrierefrei, nur der
wichtigste Knotenbahnhof – Heidenau – nicht. Dieses Defizit wird gerade beseitigt.
Was die größtenteils desolaten Bahnhofsgebäude betrifft, scheint die beste Lösung
darin zu liegen, diese aus der Immobilienzuständigkeit der DB herauszulösen, indem
sie von einer Kommune oder einem Verein gekauft werden und dann mit
Engagement und Ideen wieder mit Leben gefüllt werden. Gute Beispiele dafür sind
Sebnitz, Radeberg, Pirna oder Radebeul-Ost.
Ein nur schwer zu bewältigendes Problem stellen Vandalismusschäden dar, entweder
an der Infrastruktur selbst (z.B. wiederholt in Lohmen) oder an Fahrrädern in abseits
gelegenen und schwer einsehbaren B&R-Anlagen. Eine gewisse Entschärfung dieser
Probleme tritt bei höheren Fahrgastzahlen ein, d.h. durch eine stärkere
Frequentierung der Anlagen und der damit verbundenen verstärkten „sozialen
Kontrolle“.
Bahnhofstest 2010/11 41
4.2 Vorgesehene oder gegenwärtig durchgeführte
Sanierungen
Gegenwärtig laufen bis zum Jahr 2016 (der Fertigstellungstermin verschiebt sich seit
einigen Jahren kontinuierlich) umfangreiche Bauarbeiten im sogenannten „Dresdner
Knoten“. So wie die Stationen zwischen Dresden-Mitte und Pirna bereits um- und
ausgebaut wurden, werden in den nächsten Jahren ebenfalls die S-Bahnhöfe
zwischen Dresden-Neustadt und Meißen-Triebischtal runderneuert.
Umbaumaßnahmen in Pirna
Dazu zählen die völlige Trennung (und somit geringere Störanfälligkeit) von
Nahverkehr sowie Fern- und Güterverkehr, die Sanierung jeweils mit Barrierefreiheit
(Beispiele: bereits fertig Dresden-Strehlen, noch zu bauen Dresden-Pieschen), die
Verlegung zwecks besserer Zugänglichkeit (wie in Dresden-Reick bereits geschehen,
noch zu bauen Dresden-Trachau – Zugang zur Linie 4) sowie der Neubau von
Stationen (bereits fertig gestellt: Dresden-Freiberger Straße, noch zu bauen Dresden-
Bischofsplatz, Meißen Altstadt). Die Stationen erhalten grundsätzlich
Fahrgastinformationsanlagen.
In diesem Zusammenhang wird auch der eigentliche Verkehrsbereich des Bahnhofs
Dresden-Neustadt völlig neu gestaltet (Bahnsteige, Barrierefreiheit).
Bahnhofstest 2010/11 42
Auch die „Dauerbaustelle“ Dresden Hauptbahnhof wird dann abgeschlossen sein,
wobei unzumutbare Provisorien wie Wartebereiche verschwinden und ersetzt
werden. Hier sind auch die Bahnsteige der Mittelhalle noch zu sanieren.
An allen wichtigen Stationen werden dynamische Fahrgastinformationen (DFI)
installiert, die insbesondere im Fall von Abweichungen den Fahrgast informieren. Die
entsprechende Technik ist in den letzten Jahren immer preiswerter geworden, statt
kostenaufwändiger Kabelverlegungen können heute Informationen per SMS an diese
Geräte geschickt werden.
Zusammen mit dem Vorhaben des unternehmensübergreifenden rechnergestützten
Betriebsleitsystems RBL (so kann z.B. ein wenig verspäteter Regionalbus einer Bahn
die Verspätung mitteilen, damit diese nach Möglichkeit warten kann) sind hier
perspektivisch neue Chancen gegeben, damit dem Fahrgast bezüglich Anschlüssen
und Information eine sichere und stressfreie Fahrt mit dem ÖPNV geboten wird.
Auf den Regionalbahnstrecken zwischen Radeberg und Kamenz, Heidenau und
Altenberg sowie dem Sächsische-Schweiz-Ring Pirna-Neustadt/Sa.-Sebnitz-Bad
Schandau hat im Dezember 2010 die Städtebahn Sachsen die DB Regio abgelöst.
Das neue Unternehmen hat, nach einer Anlaufphase, in jedem Zug einen
Zugbegleiter, der auch (ohne Zuschlag) Tickets verkauft. Die Verfügbarkeit von
Automaten auf den betreffenden Stationen wäre somit völlig neu zu bewerten.
Teilweise plant die DB, diese abzubauen, was aber in der neuen Situation kein großes
Defizit darstellen würde.
An zahlreichen Stationen plant der Verkehrsverbund Oberelbe außerdem weitere
Park&Ride- und Bike&Ride-Anlagen. Die bisherige Nutzung wird registriert und bei
Erweiterungsbedarf (wie z.B. in Dresden-Klotzsche) sind entsprechende Ausbauten
geplant.
Die genannten Vorhaben werden aus verschiedenen Quellen finanziert:
Landesinvestitionsprogramm Sachsen (LIP), Verkehrsprojekte Deutsche Einheit
(VDE), Gemeindeverkehrsfinanzierungsgesetz (GVFG), Infrastrukturprogramm des
Verkehrsverbundes Oberelbe, Leistungs- und Finanzierungsvereinbarung (LuFV)
zwischen Bund und DB AG.
Es bestehen gute Chancen, dass die Mehrzahl der festgestellten Defizite und
Probleme in den nächsten Jahren abgestellt werden können. Die Praxis zeigt aber
auch die Gefahren, dass durch Mittelkürzungen oder Zweckentfremdung, vor allem
durch den Freistaat Sachsen, Vorhaben zeitlich gestreckt oder gar aufgegeben
werden müssen.
Bahnhofstest 2010/11 43
4.3 Interview mit den Bahnhofstestern – ein Resümee
Wie lange hat das Bewerten jeder einzelnen Station gedauert?
Hannes Lieberoth: Ich hatte ja eher die kleinen Stationen, da war die
Wartezeit auf den nächsten Zug oft ein Vielfaches der Prüfzeit. Deshalb
habe ich mir Zeit gelassen. Etwa 20 Minuten habe ich dann gebraucht.
Kathrin Viergutz: Ich habe mir drei ganze Tage Zeit genommen, um
"meine" Stationen zu testen. Insgesamt hatte ich, glaube ich, 20 Stationen.
Sie waren alle rund um Weesenstein. Ich habe mir also die schönste Gegend
ausgesucht und natürlich den Bahnhofstest genutzt, um Sachsen noch
besser kennenzulernen und seine Sehenswürdigkeiten zu besichtigen. Jetzt
kenne ich die Burg Weesenstein, Lauenstein und den schönen
Wintersportort Altenberg. Für jeden Bahnhof waren 30 Minuten Testzeit
vorgesehen. Da ich fast ausschließlich sehr kleine Haltepunkte überprüft
habe, die kein Bahnhofsgebäude haben, haben mir 20 Minuten ausgereicht.
Jakob Schwan: Etwa 20 bis 30 Minuten, je nach Stationsgröße. Bei größeren
Bahnhöfen mit ausgebautem Bahnhofsvorplatz musste ich zum Bewerten
größere Wege zurücklegen, sodass es länger gedauert hat.
Mostafa Azim: Für die Bewertung jeder einzelnen Station habe ich, je nach
Größe, 15 bis 30 Minuten gebraucht. Da ich beim VCD mein
Pflichtpraktikum für mein Studium der Geographie an der Technischen
Universität Dresden absolvierte, habe ich den größten Teil der Stationen
getestet. Insgesamt war ich zweieinhalb Monate an mehreren Tagen der
Woche mit der Evaluation beschäftigt, davor habe ich bei der Erstellung des
Bewertungsbogens und der Aufschlüsselung der Kriterien geholfen.
Welche deiner Station ist dir in Erinnerung geblieben?
Kathrin Viergutz: In Erinnerung geblieben ist mir der Haltepunkt Köttewitz,
da er in einem sehr idyllischen Waldstück liegt. Leider ist der Zugang durch
den sehr steilen Schuttweg nicht barrierefrei, jedoch haben die beiden
Bahnhofshäuschen einen ganz eigenen Charme. Wunderschön ist auch der
Bahnhofsvorplatz in Altenberg, der den Bahnsteig mit dem Busbahnhof
verbindet. Das ist eine gelungene Umsetzung von Stadtverschönerung, mit
vielen Blumenbeeten und Sitzgelegenheiten, fast wie ein Mini-Park. Leider
gibt es aber auch viele Stationen, zu denen sich als einzig Positives nennen
lässt, dass es Züge gibt, die einen möglichst schnell von dort wegbringen.
Bahnhofstest 2010/11 44
Andreas Heubner: Ottendorf-Okrilla Süd ist mir in Erinnerung geblieben,
weil das die einzige meiner Stationen war, die abschließbare und kostenlose
Boxen hat, in der Radfahrer ihr Zubehör verstauen können.
Mostafa Azim: Positiv überrascht bin ich von Radeberg, was sicherlich mit
der dortigen Brauerei zusammenhängt. Negativ haben sich die vielen
kleineren Haltepunkte eingeprägt, die verlassen und hoffnungslos
erscheinen.
Jakob Schwan: Ich hatte eher nur die schlechten Stationen. Ich habe die
Bahnhöfe um Ruhland getestet und die sind ja alle recht runtergekommen.
Besonders Hosena ist mir da schlecht in Erinnerung. Der Bahnsteigzugang in
Hosena führt noch durch das Bahnhofsgebäude. Im Gebäude ist aber alles
geschlossen und ziemlich dreckig. Man erkennt noch, dass dort früher mal
viel los war, aber jetzt ist es sehr trist. Dann habe ich noch die Bahnhöfe
Richtung Tharandt getestet. Die sind alle frisch saniert und ordentlich. Aber
auch nix Besonderes, da im Einheits-S-Bahn-Baustil. Gelungen finde ich den
Busbahnhof in Freital-Deuben, den man ja noch zum Bahnhofsvorplatz
zählen kann. Dort gibt es auch noch eine Fahrgastinformation.
Hannes Lieberoth: In Lohsa bei Hoyerswerda konnte ich eine Stunde am See
in der Sonne liegen und lesen.
Hast du eine zeitlich geplante Tour gemacht und hast du dadurch Zeit gespart?
Hannes Lieberoth: Ja, ich habe eine geplante Tour gemacht. Es war sehr
sinnvoll, sich den Fahrplan vorher genau anzuschauen.
Mostafa Azim: Ja klar, ohne Planung hätte ich vielleicht nur die Hälfte der
Stationen je Tour testen können. Es war nicht ganz einfach, bei einigen
eingleisigen Strecken, da ich dort keine andere Möglichkeit hatte, als zu
warten. Wenn es möglich war, habe ich mein Fahrrad mitgenommen, um
zum nächsten Bahnhof zu kommen. Allerdings musste ich ein paar Mal
Landstraßen und Waldwege in Kauf nehmen. Im Durchschnitt war es zeitlich
nicht möglich, mehr als fünf Stationen an einem Tag zu testen.
Jakob Schwan: Ich hatte die Tour vorher geplant, um nicht so lange an den
Stationen warten zu müssen. Dadurch war natürlich meine Aufenthaltszeit
begrenzt. Meistens hat diese ausgereicht, manchmal war sie aber auch recht
knapp, so dass ich es gerade so geschafft habe, alle Fragen zu beantworten.
Letztlich wollte ich aber nicht weitere 30 Minuten in Orten wie
Lampertswalde verbringen, nur um noch 5 Minuten über den Bahnsteig zu
laufen und habe mich deshalb etwas beeilt, um weiterfahren zu können wie
geplant.
Bahnhofstest 2010/11 45
Bist du gut mit dem Bewertungsbogen zurechtgekommen?
Jakob Schwan: Unklar waren mir die Angaben in der Kopfzeile. So stand
dort „ausreichende Zahl ja/nein“ und „gut/nicht gut“. Ich wusste aber nicht
bei welchem Punkt man jetzt bei ausreichend oder gut ein Kreuz machen
sollte. Wie z.B. bei der Bahnhofsuhr: ist die jetzt gut oder nicht gut? Wenn’s
mir unklar war, habe ich einfach nix angekreuzt, sondern die gewonnenen
Eindrücke mit Worten umschrieben.
Hannes Lieberoth: Die meisten Kriterien waren klar formuliert. Bei mir gab es
selten ein Gebäude, weswegen der dritte Teil oft wegfiel. Manchmal gab es
bei der Zuordnung Probleme, da bei kleinen Bahnhöfen nun mal Bahnsteig
und Vorplatz oft verschmelzen. Aber ich denke, ich habe das auf dem
Bewertungsbogen verständlich beschrieben, sodass die Auswerter wussten,
was ich meine.
Mostafa Azim: Da wir im Vorfeld der eigentlichen Bewertung einen Pretest
durchgeführt haben, also unseren Fragebogen anhand mehrerer Stationen
auf Vollständigkeit getestet haben, wurden die gröbsten Unklarheiten
bereits zu Beginn beseitigt. Außerdem hatte ich nach den ersten 20
Stationen Routine, sodass ich bald sehr gut mit dem Formular zurechtkam.
Was hat dir besonders viel Spaß gemacht?
Mostafa Azim: Bei meiner ersten Tour war es 36°C heiß, die Züge waren
klimatisiert und fast pünktlich. Der letzte Testtag war mit - 4° bitter kalt.
Ärgerlich waren die Türen, die sich erst nicht öffnen und dann aufgrund
von Eis und Schnee nicht mehr schließen ließen. Von sechs Stationen
konnte ich an diesem Tag deshalb nur drei testen, am Ende wurde es sehr
spät und kalt. Während der Wartezeit in Stolpen gab es hinter dem
Bahnhof Obst und Säfte, die sehr köstlich waren, was vielleicht noch einen
weiteren Besuch wert ist in Verbindung mit einer Besichtigung der Burg
Stolpen.
Hannes Lieberoth: Man hat gesehen, dass Hoyerswerda wohl wirklich nicht
viel zu bieten hat. Aber das Zugfahren war meistens angenehm.
Jakob Schwan: Das Wetter war natürlich traumhaft letztes Jahr, als ich den
Test gemacht habe. Ich weiß noch, dass es wirklich warm war in Ruhland
und Umgebung.
Kathrin Viergutz: Besonders interessant fand ich die Zusammenfassung von
Stationen zu Bündeln und die zeitliche Planung der Touren vor Beginn der
eigentlichen Bewertung. Ich liebe es, Fahrpläne zu studieren und zu
Bahnhofstest 2010/11 46
interpretieren. Dadurch habe ich – zumindest theoretisch und vom
Schreibtisch aus – viele Verbindungen und Linien kennengelernt, die ich
bisher nicht kannte. Außerdem habe ich dadurch viele neue Städtenamen
gehört und so Anregungen für Wochenendausflüge erhalten.
Sollte in etwa zwei Jahren ein weiterer Test stattfinden, um zu überprüfen, ob etwas
verändert wurde? Hast du Verbesserungsvorschläge für den nächsten Test?
Hannes Lieberoth: Ich denke, wir brauchen keinen weiteren Test. Ich finde
eine gute Bedienung ist wichtiger als der perfekte Bahnhof. Außerdem
sollten immer ausreichend Informationen vorhanden sein und die Station
einen gepflegter Eindruck machen. Ansonsten muss man beachten, dass
man bei sehr kleinen Stationen mit wenigen Fahrgästen keinen
Luxusbahnhof erwarten sollte.
Lutz Dressler: Ja, ein weiterer Test wäre toll! Dann sollten wir uns noch
besser mit Barrierefreiheit beschäftigen und auch ganze Bahnsteige und
Züge daraufhin prüfen.
Mostafa Azim: Selbstverständlich, nicht nur für uns sondern auch für den
VVO und die Fahrgäste, für die wir das ja machen. Vielleicht können noch
weitere Landesverbände in ihrem Bundesland einen ähnlichen Bahnhofstest
durchführen, um Vergleiche zu schaffen.
Kathrin Viergutz: Ich halte es für sinnvoll, nach einer gewissen Zeit einen
weiteren Bahnhofstest durchzuführen. Vielleicht können wir uns dann auf
ein paar wenige Stationen konzentrieren, bei denen wir gravierende Mängel
festgestellt haben, um zu überprüfen, ob Verbesserungen veranlasst
wurden.
Jakob Schwan: Ich finde, ein nächster Test in zwei Jahren ist zu kurzfristig.
Bis dahin kann sich nicht wirklich viel ändern. Dann gibt es vielleicht einen
Papierkorb mehr an der Station, aber sonst ist alles beim Alten. Wenn, dann
sollte ein nächster Test frühestens in fünf Jahren erfolgen.
Was erwartest du von den Verantwortlichen?
Lutz Dressler: Verantwortlich sind nicht nur die Deutsche Bahn und der
VVO, auch das Land Sachsen als Besteller, aber auch Kommunen und
teilweise auch Private, wenn es beispielsweise darum geht, Flächen für
Fahrradparkhäuser zur Verfügung zu stellen.
Hannes Lieberoth: Die Bahnhöfe sollten ihren Bedürfnissen nach
ausgestattet sein. Das heißt notwendiges wie Fahrradstellplätze,
Überdachung und aktuelle Infos. Die kleinen Stationen, die ich getestet
Bahnhofstest 2010/11 47
habe, erfüllten sicher nicht alle Kriterien des Tests, doch ich fand die
Ausstattung an allen zweckmäßig, es war sauber und gepflegt und dem
Aufkommen angemessen. Einziger Kritikpunkt sind bei einigen Stationen die
Zugangswege. die sollten oft besser ausgeschildert und in Stand gehalten
werden.
Kathrin Viergutz: Ich erwarte, dass unsere Anregungen von den
Verantwortlichen ernst genommen werden, da sie die Empfindungen der
Fahrgäste, also der Personen, für die eine Dienstleistung erbracht wird,
widerspiegeln.
Jakob Schwan: Wichtig finde ich, dass an den Stationen wieder Leben
einkehrt. Eine Fahrkartenausgabe in Kleinstadt-Bahnhöfen wird es sicher
auch in Zukunft nicht geben. Aber ein Kiosk im Bahnhof oder Bäcker/
Fleischer neben dem Bahnhof wäre denkbar. So gäbe es eine
Einkaufsmöglichkeit und gleichzeitig wieder eine Unterstellmöglichkeit bei
schlechtem Wetter.
Bahnhofstest 2010/11 48
4.4 Schlusswort und Dank
Der VCD ist angewiesen auf das Engagement seiner aktiven Mitglieder, die sich in
ihrer Freizeit unbezahlt und ehrenamtlich engagieren, um ihre Stadt und ihre Region
lebenswerter zu machen. Nicht immer ist es einfach, die ehrenamtlichen Aufgaben in
den Alltag einzugliedern – gerade in beruflich oder privat stressigen Zeiten. Umso
mehr ist die regelmäßige und kontinuierliche Beteiligung an der Vereinsarbeit zu
honorieren. Denn auch wenn alles freiwillig und unbezahlt ist, so ist es auch für
unsere Ortsgruppe wichtig, dass einmal angefangene Projekte wie der Bahnhofstest
in guter Qualität zu Ende gebracht werden, um auch einen Nutzen der Projekte zu
erzielen.
Deshalb soll an dieser Stelle allen Beteiligten ein großes Dankeschön ausgesprochen
werden. Ohne die Bereitschaft, Zeit und Mühe für eine „gute Sache“ zu investieren,
gäbe es keine Projekte wie den Bahnhofstest.
Projektbeteiligt waren: Mostafa Azim, Torsten Belter, Lutz Dressler, Andreas
Heubner, Karsten Imbrock, Clemens Kahrs, Hannes Lieberoth, Torsten Meerbach,
Stefan Schmidt, Jakob Schwan, Rosemarie Stelzner und Kathrin Viergutz.
Gemeinsam wurden Kriterien ermittelt, der Fragebogen erstellt und die Gewichtung
festgelegt. Außerdem wurde in mehreren Projektsitzungen die Vorgehensweise bei
der Auswertung diskutiert.
Besonderer Dank gilt den Mitarbeitern des Projektteams „Test“, die sich die Zeit
genommen haben, durch den Verbundraum zu fahren, um die einzelnen Stationen
einer Bewertung zu unterziehen: Mostafa Azim, Lutz Dressler, Andreas Heubner,
Hannes Lieberoth, Jakob Schwan und Kathrin Viergutz.
Bahnhofstest 2010/11 49
5. Anhang
5.1 Der Bewertungsbogen
Bahnhofstest 2010/11 50
Bahnhofstest 2010/11 51
5.2 Die Gewichtungstabelle
Durch das erstellte Punktesystem wird die Gewichtung der einzelnen Kriterien
verdeutlicht. Dabei gelten für die drei Stationskategorien jeweils leicht voneinander
abweichende Gewichtungen.
1.
Hauptbahnhof 2.
Bahnhof 3.
Haltepunkt
Gesamtpunktzahl 242 214 132
1. Bahnhofsvorplatz und Empfangsgebäudes außen
78 60 44
Beleuchtung 4 4 4
Wegweisung zu Verkehrsmitteln 2 2 2 Wegweisung zu Straßen und öffentlichen Punkten
2 2 2
Schadensfreiheit 4 4 4
Sauberkeit 4 4 4
Pflege der Anlagen 0 0 0
Abfallbehälter 3 1 0
Dynamische Anzeige 4 2 0
Uhr 2 1 0
Aushangfahrplan vorhanden 1 1 0
…lesbar 1 1 0
Liniennetzplan vorhanden 1 0 0
…lesbar 1 0 0
Stadtplan / Umgebungsplan vorhanden 2 1 0
…lesbar 2 2 0
Wabenplan VVO vorhanden 0 0 0
…lesbar 0 0 0
Tarifinformation VVO vorhanden 0 0 0
…lesbar 0 0 0
Nahverkehrspläne, z.B. Bus-Anschlüsse 2 1 1
…lesbar 2 2 2
Fahrkartenautomat 2 0 0
Reisezentrum, persönliche Beratung 0 0 0
Kiosk mit Fahrkartenverkauf 0 2 4
Beidseitiger Zugang 4 3 0
Zebrastreifen/ Ampelübergang 4 4 4
Verknüpfung mit Anschlussbuslinien 0 0 0
Erreichbarkeit Bushaltestelle 4 4 2
Abstimmung der Taktzeiten 4 4 2
Fahrrad-Abstellplätze 4 4 4
...Kostenfreiheit 1 1 1
Bahnhofstest 2010/11 52
1.
Hauptbahnhof 2.
Bahnhof 3.
Haltepunkt
Kfz-Abstellplätze 4 4 2
...Kostenfreiheit 1 1 1
barrierefrei erreichbar 4 4 4
Wegweiser zu Aufzügen/Rolltreppen 1 1 1
Taktiles Leitsystem, Blindenschrift (wo?) 0 0 0
Funksprechanlage / Notrufsystem 4 0 0
Sicherheitseinrichtungen 0 0 0
Durchsage vorhanden bei ZugEINfahrt 0 0 0
Erreichbarkeit der Bedienungselemente 2 0 0
Bedienungselemente für Blinde ausgestattet
2 0 0
2. Erscheinungsbild des Empfangsgebäudes innen
95 89 24
Baulicher Zustand des Gebäudes innen 0 0 0
Beleuchtung 4 4 1 Wegweisung zu Straßen und öffentlichen Punkten
2 1 1
Schadensfreiheit 4 4 1
Sauberkeit 4 4 1 Aufenthaltsqualität und Sitzgelegenheiten
4 4 1
Sanitäre Anlagen 4 4 1
Sanitäre Anlagen behindertengerecht 4 4 1
Angebot an Gastronomie und Handel 4 4 0
Abfallbehälter 4 4 0
Aushangfahrplan vorhanden 2 2 0
…lesbar 2 2 0
Liniennetzplan vorhanden 2 2 0
…lesbar 2 2 0
Stadtplan / Umgebungsplan vorhanden 2 2 0
…lesbar 2 2 0
Wabenplan VVO vorhanden 2 2 0
…lesbar 2 2 0
Tarifinformation VVO vorhanden 2 2 0
…lesbar 2 2 0
Nahverkehrspläne, z.B. Bus-Anschlüsse 1 1 0
Fahrkartenautomat 4 2 0
Reisezentrum, persönliche Beratung 4 4 4
Kiosk mit Fahrkartenverkauf 0 2 2
barrierefrei erreichbar 4 4 2
Wegweiser zu Aufzügen/Rolltreppen 4 4 1
Taktiles Leitsystem, Blindenschrift (wo?) 4 4 1
Funksprechanlage / Notrufsystem 4 4 4
Bahnhofstest 2010/11 53
1.
Hauptbahnhof 2.
Bahnhof 3.
Haltepunkt
Feuerlöscher 4 2 1
Durchsage vorhanden bei ZugEINfahrt 0 0 0
…verständlich 0 0 0
Erreichbarkeit der Bedienungselemente 4 4 1 Bedienungselemente für Blinde ausgestattet
4 4 1
Gepäckwagen 4 1 0
3. Bahnsteige und Bahnsteigzugänge 69 65 64
Sitzgelegenheiten 4 4 4
Überdachung komplett 4 2 1 Bewegungsfreiheit (Bahnsteigbreite) ausreichend
4 4 4
Windschutz / Wartehäuschen 4 4 4
Bahnhofsnamensschild 4 4 4
Zeitanzeige 4 4 4
Dynamische Fahrgastinformation 4 4 4
Abfallbehälter 3 3 3
Aushangfahrplan vorhanden 2 2 2
…lesbar 2 2 2
Liniennetzplan vorhanden 2 2 2
…lesbar 2 2 2
Stadtplan / Umgebungsplan vorhanden 0 0 0
Wabenplan VVO vorhanden 2 2 2
…lesbar 2 2 2
Tarifinformation VVO vorhanden 2 2 2
…lesbar 2 2 2
Fahrkartenautomat 4 4 4
persönliche Beratung 4 2 2
Kiosk mit Fahrkartenverkauf 0 0 0
Ansage + Anzeige bei Zugdurchfahrt 2 2 2
…verständlich 2 2 2
Aufzug/Rampe/Rolltreppe 2 2 2
…an allen relevanten Bahnsteigen 2 2 2
Rolltreppe 0 0 0
…an allen relevanten Bahnsteigen 0 0 0
…in beide Richtungen 0 0 0
Gepäckband 1 1 1
…an allen relevanten Bahnsteigen 1 1 1
Rampe (Steilheit/Breite) 4 4 4
Bahnhofstest 2010/11 54
5.3 Pressespiegel und Öffentlichkeitsarbeit
VCD: Touristische Informationen an vielen Bahnhöfen im VVO mangelhaft
Ohne Frage – die Wirtschaft in Dresden und Umgebung ist in ganz besonderem
Maße vom Tourismus abhängig. Wer allerdings mit der Bahn ins Dresdner Umland
anreist, sollte sich selber gut vorbereiten und kann nicht auf touristische Hinweise
vertrauen, so Lutz Dressler vom Verkehrsclub Deutschland (VCD) Landesverband
Elbe-Saale.
Der ökologisch orientierte Verkehrsclub hatte die Kundenfreundlichkeit der Bahnhöfe
im Verkehrsverbund Oberelbe (VVO) innerhalb der letzten fünf Monate untersucht
und beabsichtigt, die Auswertung noch in diesem Monat zu präsentieren. Bei der
Untersuchung hat er festgestellt, dass sich an gerade einmal einem guten Viertel der
127 Bahnhöfe und Haltepunkte im Gebiet des VVO Stadt- oder Umgebungspläne
befinden. Wegweiser zu Straßen oder öffentlichen Punkten sind ebenfalls nur an
jedem vierten Bahnhof vorhanden.
"Insbesondere Gäste, die umweltfreundlich mit der Bahn unterwegs sind, sollten
doch einen hervorragenden Service mit touristischen Informationen bekommen", so
VCD-Sprecher Lutz Dressler. "Negativ aufgefallen ist uns auch, dass bei zwei Fünftel
aller kleineren Stationen keine Tarifinformationen aushängen. Woher soll denn ein
Urlauber wissen, welches die passende Fahrkarte im Verkehrsverbund ist?"
Dressler begrüßt es allerdings ausdrücklich, dass der Dresdner Hauptbahnhof ab
sofort eine eigene Touristeninformation besitzt: "Zwar verfügt die Dresden
Tourismus GmbH mit Bahnhof und Kulturpalast nur über zwei Standorte, dafür sind
die dann aber optimal platziert – zentral und stark frequentiert. Ein idealer dritter
Standort wäre nach Meinung des VCD der Neustädter Bahnhof."
Für den Tourismus von entscheidender Bedeutung sind neben den
Sehenswürdigkeiten der Region natürlich auch eine gute Fernzuganbindung und ein
attraktives Nahverkehrsangebot. Deshalb hat der VCD auch die
Landtagsabgeordneten dringlich aufgefordert, den geplanten massiven Kürzungen
für den öffentlichen Nahverkehr im sächsischen Landeshaushalt nicht zuzustimmen.
Dresden, am 6. Dezember 2010
Quelle: www.vcd.org/elbe-saale/archiv/presse-2010-12-06.php
Bahnhofstest 2010/11 55
Lutz Dressler, Pressesprecher des VCD Landesverbandes Elbe-Saale, stellt den Bahnhofstest vor.
Präsentation der vorläufigen Ergebnisse in Kooperation mit der Verbraucherzentrale
Sachsen
Am 1. Dezember 2010 luden der VCD und die Verbraucherzentrale Sachsen zu einer
gemeinsamen Podiumsdiskussion in den Roten Salon im Umweltzentrum Dresden,
Schützengasse 18. Dabei stellte Lutz Dressler, Pressesprecher des VCD, die
vorläufigen Ergebnisse des Bahnhofstestes vor und die Verbraucherzentrale,
vertreten durch Herrn Fischer, präsentierte die durchgeführte Evaluation von
Fahrradabstellanlagen und Fahrscheinautomaten an Bahnstationen in Sachsen.
Eingeladen waren Interessierte aus Verbünden und Verkehrsunternehmen,
Verkehrsreferenten der Parteien, sowie Bürgermeister und Stadtplaner. In der auf die
Vorträge folgenden Diskussion tauschten sich Referenten und Gäste über
verkehrsrelevante Themen aus und knüpften strukturübergreifende Kontakte.
Bahnhofstest 2010/11 56
5.4 Ansprechpartner und Treffpunkte
Wir hoffen, dass Sie aus unserer Studie einige Erkenntnisse gewonnen haben. Über
Feedback zum Bahnhofstest freuen wir uns sehr. Wenn Sie weitere Informationen
wünschen, steht Ihnen der Leiter der Ortsgruppe Dresden, Karsten Imbrock, unter
der Telefonnummer 0351-4218528 oder per Mail an [email protected] gerne Rede
und Antwort.
Die Ortsgruppe Dresden trifft sich jeweils am zweiten Mittwoch des Monats im
Umweltzentrum, Schützengasse 18, 01067 Dresden. Wenn Sie sich für effiziente
Mobilität interessieren und Dresden noch lebenswerter machen möchten, sind Sie
herzlich eingeladen, an unseren Treffen teilzunehmen. Auch Nicht-VCD-Mitglieder
sind willkommen.
Herausgeber VCD Landesverband Elbe Saale e.V., Ortsgruppe Dresden Schützengasse 18, 01067 Dresden Telefon: 0351-4218528, Mail: [email protected] www.vcd.org/dresden
Redaktion Redaktion: Kathrin Viergutz, Lutz Dressler Gestaltung und Satz: Kathrin Viergutz Redaktionsschluss: 17.08.2011 V.i.S.d.P.: Karsten Imbrock
Der Bahnhofstest wurde erstellt unter der weiteren Mitarbeit von Mostafa Azim, Torsten Belter, Andreas Heubner, Clemens Kahrs, Hannes Lieberoth, Torsten Meerbach, Stefan Schmidt, Jakob Schwan, Rosemarie Stelzner.
Verwendung von Auszügen aus der Publikation unter Angabe der Quelle gestattet.