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Engels Berlin 1961; H. Ley, Geschichte der Aufklärung und des Atheismus, Bd. I, Berlin 1966; G. Redlow, Theoria, Berlin 1966;·1. C. Lüth, Die Struktur des Wirk- lichen im Empedokleischen System »Über die Natur«, Meisenheim am Glan 1970; F. Krafft, Anaxagoras und Empedokles, in: Die Großen der Welt- geschichte, Bd. I, Zürich 1971; Y1CTO- pHI! aHTH'JHoli lIHaJleKTHKH, Mocxsa 1972; F. Jürß, Von Thales zu Dernokrit, Leipzig! Jena/Berlin 1977. Friedrich Tomberg Engels, Friedrich (28. 11. 1820 Barmen - 5. 8. 1895 London) nach seinem Freund und Kampfgefährten -+ Marx »der be- deutendste Gelehrte und Lehrer des modernen Proletariats« (2, Bd. 2, 5). Seit dem Jahre 1844 durch eine feste, produktive Freund- schaft verbunden, widmeten E. und Marx ihr Leben der gemeinsa- men Ausarbeitung des Marxismus. Als glühender Revolutionär und genialer Wissenschaftler trug E. ge- meinsam mit Marx zur Entwick- lung aller Grundbestandteile des Marxismus - der marxistischen Philosophie, der politischen Öko- nomie und des wissenschaftlichen Kommunismus - bei und leitete durch die Begründung des dialekti- schen und historischen Materialis- mus eine Revolution im philoso- phischen Denken der Menschheit ein. Über seinen Beitrag zur Ent- wicklung der marxistischen Welt- anschauung hinaus bereicherte er in Anwendung des dialektischen und historischen Materialismus': das menschliche Wissen um her-',: vorragende Erkenntnisse auf vei~:i schiedenen anderen Wissensgebie-' ten: der Geschichte, insbesonder.e'" der Geschichte des deutschen Vol~Y kes, der Militärtheorie, der Ästhe- -. tik, der Sprachwissenschaft, der Li,'. teraturtheorie und der Untersu- chung philosophischer Fragen der; Naturwissenschaften. Besondere . Verdienste erwarb sich E. mit der· .. Fertigstellung und Herausgabe des zweiten und dritten Bandes des; »Kapitals« nach dem Tode von Marx. Wie Marx widmete auch E. sein, ganzes Leben der Verschmelzung von Arbeiterbewegung und wissen" c, schaftlieher sozialistischer Theo- rie. Bis ins hohe Alter setzte er :; seine Fähigkeiten und seine Bega- :~ bung ein, um zur Lösung dieser hi- storischen Aufgabe beizutragen, und leistete Unschätzbares bei der Verbreitung und Durchsetzung der marxistischen Philosophie in der deutschen und internationalen Ar- beiterbewegung. In diesem Sinne kämpfte E. unermüdlich und un-

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Engels

Berlin 1961; H. Ley, Geschichte derAufklärung und des Atheismus, Bd. I,Berlin 1966; G. Redlow, Theoria, Berlin1966;·1. C. Lüth, Die Struktur des Wirk-lichen im Empedokleischen System»Über die Natur«, Meisenheim amGlan 1970; F. Krafft, Anaxagoras undEmpedokles, in: Die Großen der Welt-geschichte, Bd. I, Zürich 1971; Y1CTO-pHI! aHTH'JHoli lIHaJleKTHKH, Mocxsa1972; F. Jürß, Von Thales zu Dernokrit,Leipzig! Jena/Berlin 1977.

Friedrich Tomberg

Engels,Friedrich

(28. 11. 1820 Barmen - 5. 8. 1895London) nach seinem Freund undKampfgefährten -+ Marx »der be-deutendste Gelehrte und Lehrerdes modernen Proletariats« (2, Bd.2, 5). Seit dem Jahre 1844 durcheine feste, produktive Freund-schaft verbunden, widmeten E.und Marx ihr Leben der gemeinsa-men Ausarbeitung des Marxismus.Als glühender Revolutionär undgenialer Wissenschaftler trug E. ge-meinsam mit Marx zur Entwick-lung aller Grundbestandteile desMarxismus - der marxistischenPhilosophie, der politischen Öko-nomie und des wissenschaftlichenKommunismus - bei und leitetedurch die Begründung des dialekti-schen und historischen Materialis-mus eine Revolution im philoso-phischen Denken der Menschheitein. Über seinen Beitrag zur Ent-wicklung der marxistischen Welt-anschauung hinaus bereicherte erin Anwendung des dialektischen

und historischen Materialismus':das menschliche Wissen um her-',:vorragende Erkenntnisse auf vei~:ischiedenen anderen Wissensgebie-'ten: der Geschichte, insbesonder.e'"der Geschichte des deutschen Vol~Ykes, der Militärtheorie, der Ästhe- -.tik, der Sprachwissenschaft, der Li,'.teraturtheorie und der Untersu-chung philosophischer Fragen der;Naturwissenschaften. Besondere .Verdienste erwarb sich E. mit der· ..Fertigstellung und Herausgabe deszweiten und dritten Bandes des;»Kapitals« nach dem Tode vonMarx.Wie Marx widmete auch E. sein,ganzes Leben der Verschmelzungvon Arbeiterbewegung und wissen" c,

schaftlieher sozialistischer Theo-

rie. Bis ins hohe Alter setzte er :;;seine Fähigkeiten und seine Bega- :~bung ein, um zur Lösung dieser hi-storischen Aufgabe beizutragen,und leistete Unschätzbares bei derVerbreitung und Durchsetzung dermarxistischen Philosophie in derdeutschen und internationalen Ar-beiterbewegung. In diesem Sinnekämpfte E. unermüdlich und un-

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versöhnlich gegen Idealismus undMetaphysik, er setzte sich im Gei-ste des streitbaren Materialismusständig mit Formen und Spielartender bürgerlichen Philosophie undIdeologie, mit jedweder opportuni-stischen und revisionistischen Ent-stellung und Verfälschung desMarxismus auseinander.E. wurde in einer Fabrikantenfami-lie geboren: Er besuchte das Gym-nasium in Elberfeld, jedoch nahmihn sein Vater vorzeitig von derSchule, um ihn in einem BremerHandelshaus ausbilden zu lassen.Hier kam er mit der Gruppe »Jun-ges Deutschland« in Berührungund veröffentlichte unter demPseudonym Oswald seine erstenpublizistischen Arbeiten. Währenddes Militärdienstes in Berlin be-suchte er Philosophievorlesungenund verkehrte im Kreis von Jung-hegelianern. Entschieden wandteer sich gegen die reaktionäre AI-tersphilosophie --> Schellings undverteidigte leidenschaftlich diePhilosophie --> Hegels. In dieserZeit entwickelte er sich zum revolu-tionären Demokraten. Schriftenvon --> Feuerbach übten großenEinfluß auf seine weltanschaulicheEntwicklung aus. 1842 übersiedelteE. nach Manchester. Hier lernte erdas furchtbare Elend der Fabrikar-beiter kennen. und wurde mit Füh-rern der englischen Arbeiterbewe-gung bekannt. In England vollzogsich sein Übergang zum proletari-schen Revolutionär und Kommu-nisten. Die beiden Arbeiten» Um-risse zu einer Kritik der National-ökonomie« (1844) - veröffentlichtin den »Deutsch-FranzösischenJahrbüchern« - und »Die Lageder arbeitenden Klasse in Eng-land« (1845) weisen diesen Schritt

Engels

auch theoretisch aus. Ende August,Anfang September 1844 begrün-dete er seinen Freundesbund mitMarx. Als erste gemeinsame Arbei-ten entstehen »Die heilige Fami-lie« (1845) und »Die deutscheIdeologie« (1846). In den Jahren1845-1847 leistete er in der PariserGemeinde des Bundes der Gerech-ten eine umfangreiche politischeArbeit. Die »Grundsätze des Kom-munismus« sind eine wertvolleVorarbeit für das »Manifest derKommunistischen Partei« (1848),welches beide Denker gemeinsamverfaßten. Zusammen mit Marxvertrat er während der Revolutionvon 1848 die »Forderungen derkommunistischen Partei inDeutschland« und in der »NeuenRheinischen Zeitung« die Interes-sen des Proletariats. Als Adjutantim Willichsehen Freikorps nahmE. an den Kämpfen in der Pfalzund in Baden teil.Nach der Niederlage der Revolu-tion verfaßte er mit Marx die »An-sprache der Zentralbehörde an denBund« sowie seine Bücher »Derdeutsche Bauernkrieg« (1850),»Revolution und Konterrevolutionin Deutschland« (1851/52), die be-reits entscheidende Erfahrungendieser Revolution für die Theorieder Arbeiterklasse aussprachen. InAufsätzen für die »New-YorkDaily Tribune« und für das Lexi-kon' »New American Cyclopae-dia« erwarb er sich als marxisti-scher Militärtheoretiker großesAnsehen. 1864 stand er Marx beider Gründung der InternationalenArbeiterassoziation (1. Internatio-nale) aktiv zur Seite. 1870 gehörteer zu den ständigen Mitarbeitern

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Engels

des »Volksstaates« und wurde Mit-glied des Generalrates der 1. Inter-nationale. Selbstlos unterstützte erdie Pariser Kommunarden.Zu den bedeutendsten Schriftender Begründer des Marxismus ge-hört sein Buch »Herrn Eugen Düh-rings Umwälzung der Wissenschaft(xAnti-Dühringc)« (1876/78). Überviele Jahre betrieb er intensive For-schungen zur Naturdialektik; seinWerk »Dialektik der Natur« bliebjedoch unvollendet. Nach demTode von Marx gaben solcheSchriften wie »Die Entwicklungdes Sozialismus von der Utopie zurWissenschaft« (1880), »Der Ur-sprung der Familie, des Privatei-gentums und des Staats« (1884),»Ludwig Feuerbach und der Aus-gang der klassischen deutschenPhilosophie« (1888) dem kämpfen-den Proletariat eine unschätzbaretheoretische Hilfe: In all diesenSchriften sowie in seinem umfang-reichen Briefwechsel leistete E.einen bedeutenden Beitrag zur wei-teren Entwicklung der materialisti-schen Geschiehtsauffassung in An-wendung auf die verschiedenstenGeb'iete der Vergangenheit undGegenwart gesellschaftlicher Ent-wicklung, des politischen undideologischen Klassenkampfesund zur Selbsterkenntnis des Prole-tariats.Indem er den zweiten und drittenBand des »Kapitals«, des Haupt-'werkes von Marx, herausgab, hater eine selbstlose Arbeit geleistet.Wiederholt sprach er davon, erhabe in der gemeinsamen Arbeitmit Marx nur die »zweite Violine«gespielt, tatsächlich aber hat E.einen bedeutenden selbständigen

Beitrag in die Herausbildung undEntwicklung der marxistischenTheorie eingebracht. Bis zu seinemTode erwies er sich als ein erfahre-ner und weitblickender Führer undtreuer Ratgeber der internationa-len Arbeiterbewegung.Bereits vor der denkwürdigen Be-gegnung mit Marx im Jahre. 1844 inParis hatte E. in selbständigenSchriften Grundsteine zur Schaf-fung des dialektischen und histori-schen Materialismus gelegt. Veröf-fentlicht in den von Marx und -+

Ruge 1844 in Paris herausgegebe-nen »Deutsch-Französischen Jahr-büchern«, zählen die »Urnrisse zueiner Kritik der Nationalökono-mie« zu seinen bedeutsamsten Pu-blikationen. Hier untersuchte er»vom sozialistischen Standpunktaus die grundlegenden Erschei-nungen der modernen Wirtschafts-ordnung als zwangsläufige Folgender Herrschaft des Privateigen-turns ... Der Umgang mit Engelstrug zweifellos dazu bei, daß Marxden Entschluß faßte, sich mit derpolitischen Ökonomie zu befassen,jener Wissenschaft, in der seineWerke ... eine wahre Umwälzunghervorgerufen haben«. (2, Bd. 2,10) In welchem Maße der junge E.selbständig und wesentlich unab-hängig von Marx zu Grundlagendes dialektischen und historischenMaterialismus vordrang, doku-mentiert aber vor allem sein Werküber »Die Lage der arbeitendenKlasse in England« (1845), in demer die ersten Elemente der marxi-stischen Theorie· der Produktiv-kräfte vortrug, auf der Basis einerdialektisch-materialistischen Ana-lyse der Entstehung und Entwick-lung des modernen Industrieprole-tariats und seines historisch sich

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entwickelnden Klassenkampfes ge- Engelsgen die Bourgeoisie die welthistori- --------------sehe Schöpferkraft der Arbeiter-klasse erläuterte und den Grund-stein zur völligen Neubegründungdes Verhältnisses von Philosophieund einzelnen Wissenschaftenlegte.»Engels aber hat als erster gesagt,daß das Proletariat nicht nur eineleidende Klasse ist; daß gerade dieschmachvolle wirtschaftliche Lage,in der sich das Proletariat befindet,es unaufhaltsam vorwärtstreibtund es zwingt, für seine endgültigeBefreiung zu kärnpfen.« (2, Bd. 2,9) --+ Lenin würdigte die » Lage derarbeitenden Klasse in England«als ein hinreißend geschriebenesBuch, als die zeitgenössisch »besteDarstellung der Lage des moder-nen Proletariats« und erklärte: »Inwenigen Worten lassen sich dieVerdienste von Marx und Engelsum die Arbeiterklasse wie folgt zu-sammenfassen: Sie erzogen die Ar-beiterklasse zu Selbsterkenntnisund Selbstbewußtsein und setztenan die Stelle der Träumereien dieWissenschaft.« (2, Bd. 2,6)Das erste Gemeinschaftswerk vonMarx und E. war die »Heilige Fa-milie« (1845); es wurde größten-teils von Marx in Paris niederge-schrieben. Hier formulierten sie inihrer Auseinandersetzung mit der»kritischen Kritik« --+ Bruno Bau-ers und seiner Anhänger zum er-stenmal die Kategorie der Produk-tion als grundlegende Bestimmungder materialistischen Geschichts-auffassung. Sie unterzogen denHegeischen objektiven Idealismusder Kritik, erarbeiteten wesentlicheGrundzüge der materialistischenDialektik und würdigten die Ver-dienste des englischen und franzö-

sischen Materialismus. In Anwen-dung der materialistischen Dialek-tik - als deren Kern sie den dialek-tischen Widerspruch erkannten -auf die kapitalistische Produk-tionsweise umrissen Marx und E.erstmals in nahezu vollendeterForm die welthistorische Missiondes Proletariats als Schöpfer desKommunismus. Im Jahre 1845/46verfaßten Marx und E. »Die deut-sche Ideologie«. In diesem Werklegten sie zum erstenmal in relativgeschlossener Form die dialek-tisch-materialistische Geschichts-auffassung dar. Sie deckten die all-gemeinen Bewegungsgesetze dermenschlichen Gesellschaft auf underkannten in dem Widerspruchzwischen Produktivkräften undProduktionsverhältnissen dieHaupttriebkraft der gesellschaftli-chen Entwicklung. In diesem Zu-sammenhang wurden wichtigeGrundlagen für die Theorie derökonomischen Gesellschaftsfor-mation als eines einheitlichen so-zialen Organismus geschaffen undwesentliche Prozesse und Merk-male der kommunistischen Gesell-schaftsordnung umrissen. Im Mit-telpunkt der Voraussage über dasWesen des Kommunismus standendamals die Beziehungen zwischenIndividuum und Gesellschaft. Alskardinale Voraussetzung zurSchaffung der kommunistischenOrdnung definierten Marx und E.die Errichtung der politischenMacht der Arbeiterklasse. Die»Deutsche Ideologie« blieb un-vollendet und zu Marx' und E.'Zeiten unveröffentlicht. Erst 1932brachte die KPD unter Ernst Thäl-mann im Bunde mit der »Kornmu-

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Engels

nistischen Internationale« diesesWerk heraus.Das berühmteste von E. und Marxgemeinsam verfaßte Werk ist das»Manifest der KommunistischenPartei« (1848). »Mit genialer Klar-heit und Ausdruckskraft ist in die-sem 'Werk die neue Weltanschau-ung umrissen: der konsequente,auch das Gebiet des gesellschaftli-chen Lebens umfassende Materia-lismus, die Dialektik als die umfas-sendste und tiefste Lehre von derEntwicklung, die Theorie des Klas-senkampfes und der weithistori-schen revolutionären Rolle desProletariats, des Schöpfers einerneuen, der kommunistischen Ge-sellschaft.« (2, Bd. 21,36) Der Ver-zicht auf eine prinzipienfeste Hal-tung zu Grundfragen des dialekti-schen und historischen Materialis-mus hätte nach E. die Arbeiterbe-wegung zur Bedeutungslosigkeitverdammt und ihre revolutionäreVorhut zum Interessenvertreter derIdeologie und Politik der Ausbeu-terklasse gemacht. Ausgehend vondieser Erkenntnis, für deren kon-krete Ausrichtung auch der Um-stand bedeutsam war, daß E. imRahmen der Arbeitsteilung mitMarx die Aufgabe zufiel, die ge-meinsamen »Ansichten in der pe-riodischen Presse, also namentlichim Kampf mit gegnerischen An-sichten, zu vertreten« (I, Bd. 21,328), entstand 1877178 sein Haupt-werk »Herrn Eugen Dührings Um-wälzung der Wissenschaft (xAnti-Dühring-)«, in dem alle bisher ge-wonnenen wesentlichen Erkennt-nisse des Marxismus auf dem Ge-biet der Philosophie, der politi-schen Ökonomie und des wissen-

schaftliehen Kommunismus zu-sammengefaßt und systematischdargestellt wurden.In der »Dialektik der Natur«,einem Werk, das 1871 begonnenwurde, aber unvollendet blieb,zeigte E. an Hand eines reichhalti-gen Materials aus der Geschichteder Naturwissenschaft, daß derenEntwicklung in letzter Instanz im-mer durch die Bedürfnisse der Pra-xis, der Produktion bedingt warund ist. Allseitig untersuchte er dieWechselbeziehungen von Philoso-phie und Naturwissenschaft, zeigtederen untrennbare Zusammen-hänge und bewies, daß »in der Na-turwissenschaft durch ihre eigeneEntwicklung die metaphysischeAuffassung unmöglich geworden«ist, die »Rückkehr zur Dialektiksich unbewußt, daher wider-spruchsvoll und langsam« voll-zieht und die Dialektik, vom Mysti-zismus befreit; »eine absolute Not-wendigkeit für die Naturwissen-schaft« wird. (1, Bd. 20, 476) Dabeivertiefte E. den Materialismus unddie Dialektik; klassifizierte die Be-wegungsformen der Materie undformulierte erstmals die dreiGrundgesetze der materialisti-schen Dialektik, indem er zeigte,daß diese Gesetze wirkliche El1,t-wicklungsgesetze der Natur, alsoauch für die »theoretische Natur-forschung gültig sind« (1, Bd.20,349) und wies damit zugleich denWeg zur Lösung grundlegendertheoretischer Probleme der Natur-wissenschaften seiner Zeit. Jahre-lang von -+ Bernstein der Arbeiter-bewegung vorenthalten, wurde die»Dialektik der Natur« erstmals1925 in der Sowjetunion veröffent-licht.Im Jahre 1880 entstand aus drei

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Kapiteln des »Anti-Dühring« dieSchrift »Die Entwicklung des So-zialismus von der Utopie zur Wis-senschaft«. Die zuerst in französi-scher Sprache erschienene (1880)und danach ins Polnische über-setzte (1882) Broschüre brachte E.1883 auch in deutscher Spracheheraus. Sie ist eine »Entwicklungs-geschichte des Sozialismus« imGrundriß und ein Musterbeispielder Anwendung der materialisti-schen Dialektik. E.' Schrift ist einepopuläre Einführung in den dia-lektischen und historischen Mate-rialismus und umreißt in der engli-schen Einleitung, die 1892 verfaßtwurde, die Geschichte des engli-schen und französischen Materia-lismus. Hier prägte er den Begriff»historischer Materialismus« undgab zugleich eine glänzende Dar-stellung des reaktionären Wesensdes philosophischen Agnostizis-mus. Diese Arbeit trug die Er-kenntnisse des »Anti-Dühring«tief in die Reihen des deutschenund internationalen Proletariatsund wurde die nieistübersetzteSchrift des Marxismus, nicht zu-letzt deswegen, weil sie in knapper,aber treffender und einprägsamerWeise die welthistorische Missionder Arbeiterklasse als Schöpfer desSozialismus erläutert. 'Teils legal, teils illegal in Deutsch-land verbreitet war sein Werk »DerUrsprung der Familie, des Privatei-gentums und des Staats« (1884).Schon bald nach seinem Erschei-nen ins Italienische, Dänische undFranzösische übersetzt, gab dieSchrift erstmalig eine historisch-materialistische Analyse der vorka-pitalistischen Gesellschaftsformatio-nen. Insbesondere beleuchtete E.den Übergang von der Urgesell-

Engels

schaft in die Sklaverei und ent-hüllte die gesetzmäßige Entste-hung und Entwicklung der Klassenund des Staates. Er zeigte, daß dasPrivateigentum, der Staat und dieFamilie historische Erscheinungensind und - historisch entstanden -sich mit der kommunistischen Ge-sellschaftsformation gesetzmäßigauflösen und absterben. DiesesWerk bestätigte nicht nur die allge-meingültigen, vom Marxismus auf-gedeckten Gesetze der gesellschaft-lichen Entwicklung, esumriß dar-über hinaus die Geschichte der Fa-milie und erläuterte die historischeStellung der Frau in der Gesell-schaft. In glänzender Weise erläu-terte E. das KIassenwesen und dieUnterdrückerfunktion des Ausbeu-terstaates und begründete erneutdie Notwendigkeit der Diktaturdes Proletariats. Das Werk bildetzugleich eine vernichtende Kritikaller reformistischen Illusionen inder Staatsfrage und wurde auchdeshalb zum unentbehrlichen theo-retischen Rüstzeug der kämpfen-den Arbeiterklasse. Als Ende derachtziger Jahre des vorigen Jahr-hunderts der Marxismus bereitsweit über die deutsche Arbeiterbe-wegung hinaus Vertreter in fast al-len Ländern Europas ebenso wie in,Amerika gefunden hatte, veröffent-lichte E. 1888 seine später berühmtgewordene Arbeit »Ludwig Feuer-bach und der Ausgang der klassi-schen deutschen Philosophie«. Siewürdigt in eindrucksvoller Weisedie philosophischen Quellen desMarxismus, vor allem die epoche-machenden philosophischen An-sichten Hegels und Feuerbachs. E.gab dabei eine ebenso glänzende

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Engels

wie populäre systematische Dar-stellung der neuen Qualität dermarxistischen Philosophie undlegte einprägsam die Grundlagendes dialektischen und historischenMaterialismus dar. Das Wesen unddie Formen des gesellschaftlichenBewußtseins standen mit im Mit-telpunkt seiner Analyse, er reflek-tierte Erkenntnisse sozialistischerMoral und Ethik. Anerkennendschrieb er bereits damals: »Undnur bei der Arbeiterklasse bestehtder deutsche theoretische Sinn un-verkümmert fort ... Die deutscheArbeiterbewegung ist die Erbin derdeutschen klassischen Philoso-phie.« (1, Bd. 21, 307)Nicht weniger bedeutsam sind diezahllosen philosophischen Doku-mente aus dem vier Bände mit na-hezu 3000 Druckseiten umfassen-den Briefwechsel, den E. nach demTode von Marx mit Führern undTheoretikern der deutschen und in-ternationalen Arbeiterbewegungführte. Bekannt geworden sind vorallem die Briefe an -4 Bebei, -4

Mehring, Sorge, Schmidt, -+

Kautsky, Bloch, Danielson, Star-kenburg u. a. Fragen der materiali-stischen Geschichtsauffassung, derErkenntnistheorie, der Dialektikstehen auch hier im Mittelpunktder Erörterungen. E.' »Alters-briefe« verkörpern ein Kompen-dium des dialektischen und histori-schen Materialismus und demon-strieren überzeugend Lenins Fest-stellung, daß Marx und E. ihr gan-zes Augenmerk »auf eine ernst-hafte theoretische Weiterentwick-lung des Materialismus, auf seineAnwendung auf die Geschichte,d. h. auf die Vollendung des Ge-

bäudes der materialistischen Philo-sophie bis oben hinaufc gerichtethaben. (2, Bd. 14, 241) E. unter-suchte hier die dialektisch-materia-listischen Beziehungen zwischengesellschaftlichem Sein und gesell-schaftlichem Bewußtsein, zwi-schen Basis und Überbau und ent-wickelte und bestimmte zentraleKategorien der materialistischenGeschichtsauffassung. Diese Briefeerhellen die unzerstörbare Einheitvon Materialismus und Dialektik;sie sind treffende Zeugnisse der or-ganischen Einheit des dialekti-schen und historischen Materialis-mus und seiner schöpferischen An-wendung auf die Erforschung derGeschichte ebenso wie des wissen-schaftlichen Kommunismus. Ge-meinsam mit Marx gab E. mit sei-nem gesamten Schaffen wissen-schaftlich begründete Antwortenauf jene Fragen, die die gesell-schaftliche Entwicklung ebensowie die Gesellschafts- und die Na-turwissenschaften historisch aufdie Tagesordnung gesetzt hatten.Beide arbeiteten die Weltanschau-ung des Proletariats aus, indem siedie objektiven Gesetzmäßigkeltender gesellschaftlichen Entwicklungim allgemeinen wie die der kapita-listischen Gesellschaftsordnung imbesonderen aufdeckten. Auf die-sem Fundament verwandelten sieim Prozeß der kritischen Verarbei-tung und Fortführung des gesam-ten überlieferten Wissens derMenschheit und der Verallgemei-nerung der Erfahrungen des Klas-senkampfes der deutschen und in-ternationalen Arbeiterbewegungden Sozialismus aus einer Utopiein eine Wissenschaft.Große Verdienste erwarb sich E.dadurch, daß er gemeinsam mit

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Marx' den Nachweis führte, daßdie Arbeiterklasse ihren Kampf ge-gen die Bourgeoisie nur dann er-folgreich führen kann, wenn an' ih-rer Spitze eine revolutionäreKampfpartei steht. Er verteidigtedie Notwendigkeit der revolutionä-ren Klassenpartei und der Diktaturdes Proletariats gegenüber allen re-formistischen und anarchistischenAnschauungen. Indem er den An-archismus als »die Kindheit derProletarierbewegung« (I, Bd.18,34) charakterisierte, setzte er sichenergisch mit dem kleinbürgerli-chen Revolutionarismus auseinan-der und lehnte entschieden dessenAuffassungen ab, die Arbeiterbe-wegung könne ohne Zentralisationund ohne Autorität ihrer Führungdie Bourgeoisie bezwingen. Gegenjedwede von den konkreten Bedin-gungen des Klassenkampfes undder Reife der proletarischen Bewe-gung abstrahierende Revolutions-spielerei gewandt, bestimmte erdas linke Sektierertum als tödlicheGefahr für die revolutionäre Arbei-terklasse. Nicht weniger heftigwandte sich E. gegen rechten Op-portunismus und Reformismusund setzte sich ständig mit jenenIdeologen auseinander, die ver-suchten, »den Klassenkampf desProletariats gegen seine Unterdrük-ker in eine allgemeine Menschen-verbrüderungsanstalt zu verwäs-sern«. (1, Bd.34, 391) Dabei be-kämpfte er alle Versuche, den Mar-xismus in eine klassenindifferenteLehre umzumodeln und ihn miteinem abstrakt-ethischen Geredevon Freiheit, Gerechtigkeit undBrüderlichkeit zu »untermauern«oder zu liquidieren. -E. verließ keinen Augenblick denBoden des proletarischen Klassen-

Erlgels

kampfes und machte weder demlinken noch dem rechten Opportu-nismus irgendwe1che Zugeständ-nisse. Als Patriot und Internationa-list hob er sowohl in der Theorieals auch in der Praxis hervor, daßder Klassenkampf des Proletariatsseiner »innersten Natur nach« in-ternational ist, und hielt es für un-umgänglich, daß sich die Arbeiteraller Länder auf der Grundlageeines gemeinsamen theoretischenProgramms vereinen und auf derBasis des proletarischen Interna-tionalismus gegen den Kapitalis-mus und für den Sozialismus undKommunismus kämpfen. Er wiesnach, daß der dialektische und hi-storische Materialismus fest aufdem Boden der Wissenschaft steht,sich auf ihre Ergebnisse stützt unddiese zum Nutzen des menschli-chen Fortschritts verallgemeinert.Zeit seines Lebens maß er der Wis-senschaft eine fundamentale Rollein der Entwicklung der Gesell-schaft zu. Die Naturwissenschaftverkörperte für ihn eine erstrangigeProduktivkraft, dies erkannte erbereits auch in ihrer speziellen Be-deutung für die sozialistische Ge-seilschaft: »Von ihr wird eine neueGeschichtsepoche datieren, in derdie Menschen selbst, und mit ihnenalle Zweige ihrer Tätigkeit, na-mentlich auch die Naturwissen-schaft, einen Aufschwung nehmenwerden, der alles Bisherige in denSchatten stellt.« (I, Bd. 20, 324)Die marxistische Philosophie warund ist nach E. unvereinbar mit je-der mystifizierenden Erklärung derWelt, gleich in welcher Form undGestalt, da sie die wirkliche Weltso auffaßt, wie sie sich gibt. Der

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Engels keit ihrer itnmertieferen Erkennt-nis bestritten. So unterwarf er den

dialektische Materialismus stellt Agnostizismus einer vernichtendeneine »auf einer bestimmten Auffas- Kritik, indem er als dessen »schla-sung des Verhältnisses von Materie gendste Widerlegung ... die Pra-und Geist beruhende allgemeine xis, nämlich das Experiment undWeltanschauung« dar. (I, Bd.21, die Industrie« (1, Bd. 21, 276) her-278) Daher rückte E. die Grund- ausstellte. In diesem Sinne appel-frage der Philosophie in den Mit-, Iierte er an die Fähigkeit, die Krafttel punkt aller philosophischen Be- und die Macht des menschlichentrachtungen und weltanschauli- Verstandes wie der Wissenschaftchen Auseinandersetzungen: »Je überhaupt, die Welt zu erkennen,nachdem diese Frage so oder so be- ihre objektiven Gesetzmäßigkeitenantwortet wurde. spalteten sich die aufzudecken und, auf diese Er-Philosophen in zwei große Lager. kennmisse gestützt, den gesell-Diejenigen, die die Ursprünglich- schaftliehen Fortschritt auf allenkeit des Geistes gegenüber der Na- Gebieten zum Wohle des Men-tur behaupteten, also in letzter In- sehen immer zweckgerichteter vor-stanz eine Weltschöpfung irgendei- anzuführen.ner Art annahmen ... , bildeten das In unmittelbarer Einheit mit seinenLager des Idealismus. Die andern, erkenntnistheoretischen Überle-die die Natur als das Ursprüngli- gungen entwickelte E. die materia-ehe ansahen, gehören zu den ver- listische Dialektik als Methode derschiednen Schulen des Materialis- marxistischen 'Philosophie. Ermus.« (I, Bd. 21, 275) Sich gegen stellte sie in unüberbrückbaren Ge-die Entstellung und Verfälschuhg gensatz zur Metaphysik und arbei-des dialektischen Materialismus tete überzeugend ihre universelleals einer philosophischen Weltan- Bedeutung als Instrument der Er-schauung bar aller Ideale wen- kenntnis und der Veränderung derdend, verteidigte er die Kornmuni- Welt heraus. Auf dieser Basis for-sten, die-Träger und Verfechter des mulierte und begründete er diemarxistischen philosophischen zentrale These des dialektischenMaterialismus als wahrhaft huma- Materialismus, daß die »wirklichenistische Revolutionäre. Im Geiste Einheit der Welt ... in ihrer Mate-des streitbaren Materialismus rialität« besteht (I, Bd. 20, 41), undkämpfte E. unversöhnlich gegen leistete Grundlegendes zum dialek-jede Form des Idealismus und der tisch-materialistischen VerständnisMetaphysik und ließ keinerlei des Wesens der Bewegung und ih-Zweifel an dem Erkenntnisopti- rer Grundformen sowie von Raummismus des dialektischen und hi- und Zeit als Existenzformen derstorischen Materialismus. In die- Materie. Auf diese Weise vertieftesem Sinne entwickelte E. die marxi- E. den monistischen Charakter desstische Erkenntnistheorie als dia lek- dialektischen Materialismus undtisch-materialistische Widerspiege- bewies das atheistische Wesen derlungstheorie. Er trat all jenen Philo- marxistischen Philosophie. Seinsophen entgegen, die die Erkenn- Beitrag zur Entwicklung und An-barkeit der Welt oder die Möglich- wendung der materialistischen

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Dialektik ist nahezu unerschöpf- Engelslieh, In Fortführung des gesamtendialektischen Denkens der Marx und E. in ihnen die dialekti-Menschheit von -+ Heraklit bis sehe Daseinsweise aller Erschei-Hegel baute er die materialistische nungen in Natur, Gesellschaft undDialektik in untrennbarer Einheit Denken und daß alle drei Gesetzemit dem philosophischen Materia- stets und überall eine Einheit bil-lismus - somit als Theorie und den und in Wechselwirkung ste-Methode - zur höchsten Form hen. Als Quelle der Entwicklungmenschlichen Denkens und Han- betrachtete E. den Widerspruch,delns aus. Sie wurde das schärfste wobei er die Mannigfaltigkeit dertheoretische Kampfinstrument und in der antagonistischen Klassenge-das beste Arbeitsmittel der Begrün- seilschaft wirkenden Widersprü-der des Marxismus. Im Gegensatz ehe auf einen Grundwiderspruchzur Metaphysik und zu idealisti- zurückführte. E. definierte die ma-sehen Dialektik-Auffassungen ließ terialistische Dialektik auch all ge-E. keinerlei Unklarheit darüber, mein als »Wissenschaft des Ge-daß die materialistische Dialektik samtzusammenhangs« (1, Bd.20,als philosophische Theorie und 307) und drückte damit den Tatbe-Methode Widerspiegelung der ob- stand aus, daß die »Welt ein ein-jektiven Dialektik als Bewegung heitliches System, d. h. ein zu sam-und Entwicklung in der Wirklich- menhängendes Ganzes vorstellt«,keit selbst ist: »Die Dialektik, die (I, Bd.20, 574) Auf dieser Grund-sog. objektive, herrscht in der gan- lage untersuchte er die Art undzen Natur, und die sog. subjektive Weise dieses ZusammenhangesDialektik, das dialektische Den- und deckte - in Abhängigkeit vonken, ist nur Reflex der in der Natur dem zeitgenössischen Stand dersich überall geltend machenden Natur- und Gesellschaftswissen-Bewegung in Gegensätzen«. (1, schaften - wesentliche Zusam-Bd.20: 481) Ausgehend davon, menhänge auf, die er als Wechsel-daß die Dialektik in allen Berei- wirkung verstand. »Wechselwir-chen der Wirklichkeit - in allen kung ist das erste, was uns ent-Gegenständen, in jedem Zustand gegen tritt, wenn wir die sich be-und in allen einzelnen Prozessen - wegende Materie im ganzen undwirkt, bestimmte E. drei »Hauptge- großen ... betrachten.« (1, Bd. 20,setze: Umschlag von Quantität und 499) Als wichtige Formen des Zu-Qualität - Gegenseitiges Durch- sarnmenhangs der Dinge und Pro-dringen der polaren Gegensätze zesse untersuchte E. das Verhältnisund Ineinander-Umschlagen, von Einzelnem, Besonderem undwenn auf die Spitze getrieben - Allgemeinem, von NotwendigkeitEntwicklung durch den Wider- und Zufälligkeit, von Notwendig-spruch oder Negation der Nega- keit und Freiheit, die Kausalitättion - Spirale Form der Entwick- u. a.

'lung«. (1, Bd.20, 307) Nachdem Die Begründer des MarxismusHegel diese Gesetze in idealisti- wandten Materialismus und Dia-scher Manier als bloße Denkge- lektik schöpferisch auf die Gesell-setze formuliert hatte, entdeckten schaft an und schufen den histori-

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Engels

sehen Materialismus. »Die materia-listische Anschauung der Ge-schichte geht von dem Satz aus,daß die Produktion, und nächst derProduktion der Austausch ihrerProdukte, die Grundlage aller Ge-sellschaftsordnung ist; daß in jedergeschichtlich auftretenden Gesell-schaft die Verteilung der Produkte,und mit ihr die soziale Gliederungin Klassen oder Stände, sich da-nach richtet, was und wie produ-ziert und wie das Produzierte aus-getauscht wird. Hiernach sind dieletzten Ursachen aller gesellschaft-lichen Veränderungen und politi-schen Umwälzungen zu suchennicht in den Köpfen der Men-schen, in ihrer zunehmenden Ein-sicht in die ewige Wahrheit undGerechtigkeit, sondern in Verände-rungen der Produktions- und Aus-tauschweise; sie sind zu suchennicht in der Philosophie, sondern inder Ökonomie der betreffendenEpoche.« (I, Bd. 20, 248/49)Nach E. war die Entdeckung derArbeit, der Produktion als der »er-sten Grundbedingung allesmenschlichen Lebens« (I, Bd.20,444) die entscheidende theoreti-sche Voraussetzung zur Begrün-dung des historischen Materialis-mus.Entdeckten die. Begründer desMarxismus bereits 1845 in Gestaltder Produktivkräfte und der Pro-duktionsverhältnisse die bei denSeiten der Produktion - und damitin der Übereinstimmung der Pro-duktionsverhältnisse mit dem Cha-rakter der Produktivkräfte das all-gemeinste objektive Bewegungsge-setz aller Geschichte - so arbeiteteE. nicht nur die Rolle der Arbeit im

Prozeß der Menschwerdung her-aus; er leistete Hervorragendes,um die Allgemeingültigkeit diesesHauptgesetzes der gesellschaftli-chen Entwicklung in allen Typender ökonomischen Gesellschafts-formation nachzuweisen, wobei eru. a. bei aller grundlegenden Über-einstimmung die Wirkungsweisevon Natur- und Gesellschaftsgeset-zen unterscheidet: »Nun aber er-weist sich die Entwicklungsge-schichte der Gesellschaft in einemPunkt als wesentlich verschieden-artig von der der Natur. In der Na-tur sind es - soweit wir die Rück-wirkung der Menschen auf die Na-tur außer acht lassen - lauter be-wußtlose blinde Agenzien, die auf-einander einwirken und in derenWechselspiel das allgemeine Ge-setz zur Geltung kommt. Von al-lem, was geschieht ... , geschiehtnichts als gewollter bewußterZweck. Dagegen in der Geschichteder Gesellschaft sind die Handeln-den lauter mit Bewußtsein begabte,mit Überlegung oder Leidenschafthandelnde, auf bestimmte Zweckehinarbeitende Menschen; nichtsgeschieht ohne bewußte Absicht,ohne gewolltes Ziel. Aber dieser'Unterschied, so wichtig er für diegeschichtliche Untersuchung ina-mentlich einzelner Epochen undBegebenheiten ist, kann nichts än-dern an der Tatsache, daß der Laufder Geschichte durch innere allge-meine Gesetze beherrscht wird.«(I, Bd.21, 296) E. räumte demMenschen und seinem bewußtenHandeln als Haupttriebkraft dieSchlüsselstellung bei der Durchset-zung der objektiven Bewegungsge-setze der gesellschaftlichen Ent-wicklung ein. Zugleich analysierteer eingehend Formen des gesell-

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schaftliehen Bewußtseins, ihre dia- Engelslektische Determinierung durch -------------die Basis und ihre aktive Funktionim Prozeß des gesellschaftlichenFortschritts. Dabei ging er hin-sichtlich der dialektischen Wech-selbeziehungen von Basis undÜberbau davon aus, »daß in jedergeschichtlichen Epoche die vor-herrschende wirtschaftliche Pro-duktions- und Austauschweise unddie aus ihr mit Notwendigkeit fol-gende gesellschaftliche Gliederungdie Grundlage bildet, auf der diepolitische und intellektuelle Ge-schichte dieser Epoche sich auf-baut und aus der allein sie erklärtwerden kann«, (I, Bd. 21, 357)War die Produktion und Repro-duktion des Lebens für E. »das inletzter Instanz bestimmende Mo-ment« in der Geschichte, so wargleichermaßen unbestritten:»Mehr hat weder Marx noch ich jebehauptet. Wenn nun jemand dasdahin verdreht, das ökonomischeMoment sei das einzig bestim-mende, so verwandelt er jenen Satzin eine nichtssagende, abstrakte,absurde Phrase«, (I, Bd.37, 463)»Die schließliehe Suprematie derökonomischen Entwicklung ...findet statt innerhalb der durch daseinzelne Gebiet selbst vorgeschrie-benen Bedingungen: in der Philo-sophie z. B. durch Einwirkung öko-nomischer Einflüsse... auf dasvorhandne philosophische Mate-rial, das die Vorgänger geliefert ha-ben. Die Ökonomie schafft hiernichts a novo, sie bestimmt aberdie Art der Abändrung und Fort-bildung des vorgefundnen Ge-dankenstoffs, und auch das meistindirekt, indem es die politischen,juristischen, moralischen Reflexesind, die die größte direkte Wir-

kung« ausüben. (I, Bd.37, 493)Mit diesen Wirkungen befaßte sichE. sehr eingehend und erläutertesie anhand des Rechts (I, Bd.37,463), des Staates (I, Bd.37, 490)und anderer Einrichtungen desÜberbaus, seiner gesellschaftli-chen Bewußtseinsformen und derdiesen entsprechenden Institutio-nen. In Verallgemeinerung der imLaufe von Jahrzehnten gewonne-nen marxistischen Erkenntnisseund Einsichten vollbrachte E. imAlter mit der Klärung der Dialek-tik von Basis und Überbau eineschöpferische, unvergängliche Lei-stung.Große Aufmerksamkeit verwandteE. darauf, Rolle und Funktion derReligion als eine Form der Ideolo-gie der Ausbeuterklassen zu klä-ren, wozu er sich ausführlich mitUrsprung, Entwicklung und Wesender Religion, speziell des Christen-tums, befaßte. Dabei erkannte er,daß »alle Religion nichts andresals die phantastische Widerspiege-lung in den Köpfen der Menschenist, derjenigen äußern Mächte, dieihr alltägliches Dasein beherr-schen, eine Widerspiegelung, inder die irdischen Mächte die Formvon überirdischen annehmen«. (I,Bd. 20, 294) Die Kritik der Reli-gion war für E. ein notwendigerBestandteil der Begründung undEntwicklung des dialektischen undhistorischen Materialismus undseiner Verbreitung in den Reihendes kämpfenden Proletariats. E.leistete einen wertvollen Beitragzur Begründung und Entwicklungder sozialistischen Moral und Ethik.Er arbeitete das humanistische We-sen der revolutionären Arbeiter-

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Engels und Sozialismus predigten. Dabei. ging er konsequent gegen alle Op-

klasse und ihres Klassenkampfes portunisten vor, die derartigeheraus, wobei er in vorausschauen- Theorien in der Arbeiterbewegungder Weise die·sozialistischen Bezie- verbreiteten. Immer wieder warntehungen von Individuum und Kol- er die Arbeiter vor Leuten, dielektiv umriß. Bleibendes voll- »von der »Unparteilichkeitc ihresbrachte er in seinen Untersuchun- höheren Standpunkts einen übergen zur Familie und zur Stellung allen Klassengegensätzen undder Frau in der Geschichte sowie Klassenkämpfen erhabenen Sozia-mit seinen Überlegungen zur Be- lismus« proklamierten. Sie seienstimmung zahlreicher Kategorien »entweder Neulinge, die nochder sozialistischen Ethik, wobei er massenhaft zu lernen haben, oderdie persönlichen und gesellschaft- aber die schlimmsten Feinde derliehen Triebkräfte, die ideellen und Arbeiter, Wölfe im Schafspelz«. (I,materiellen Stimuli des Handeins Bd. 22, 270)des einzelnen erörterte und auf Bei der Entwicklung der marxisti-grundlegende Fragen, wie z. B. den sehen Lehre von Staat und Revolu-Begriff »Glück«, zu sprechen kam. tion leistete E. Unvergängliches.Als Haupttriebkraft der gesell- Einprägsam charakterisierte er dasschaftliehen Entwicklung der Aus- Wesen des Staates als Instrumentbeuterordnungen charakterisierte der Klassenherrschaft. »Der StaatE. den Klassenkampf Wiederholt ist also nicht von Ewigkeit her. Esbetonte er, daß es Marx war, »der hat Gesellschaften gegeben, diedas große Bewegungsgesetz der ohne ihn fertig wurden, die vonGeschichte zuerst entdeckt hatte, Staat. und Staatsgewalt keine Ah-das Gesetz, wonach alle geschieht- nung hatten. Auf einer bestimmtenliehen Kämpfe, ob sie auf politi- Stufe der ökonomischen Entwick-sehern, religiösem, .philosophi- lung, die mit Spaltung der Gesell-sehern oder sonst ideologischem schaft in Klassen notwendig ver-Gebiet vor sich gehn, in der Tat nur- bunden war, wurde durch dieseder mehr oder weniger deutliche Spaltung der Staat eine Notwen-Ausdruck von Kämpfen gesell- digkeit. Wir nähern uns jetzt mit ra-schaftlicher Klassen sind«. (I, sehen Schritten einer Entwick-Bd. 21, 249) Als erster erörterte er lungsstufe der Produktion, auf derdie Entstehung der Arbeiterklasse das Dasein dieser Klassen nicht'und die historischen Stufen und nur aufgehört hat, eine Notwendig-Formen ihres Kampfes gegen die keit zu sein, sondern ein positivesBourgeoisie, wobei für ihn unbe- Hindernis der Produktion wird. Siestritten war, daß die höchste Form werden fallen, ebenso unvermeid-des Klassenkampfes der politische lieh, wie sie früher entstanden sind.Kampf ist. Mit ihnen fällt unvermeidlich derSchonungslos bekämpfte E. alle Staat.« (I, Bd.21, 168) Diese Er-Ideologien und Theorien, die den kenntnisse waren u. a. GrundlageKlassenfrieden zwischen Bourgeoi- für E.' Charakteristik des qualitativsie und Proletariat oder gar direkt neuen Wesens der sozialistischeneine Versöhnung von Kapitalismus Gesellschaft als erste Stufe des

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Kommunismus. »Mit der Besitzer- Engelsgreifurig der Produktionsmitteldurch die Gesellschaft ist die Wa- nach der Revolution von 1848 (I,renproduktion beseitigt und damit Bd. 21, 306), gab er hervorragendedie Herrschaft des Produktes über Einschätzungen der progressivendie Produzenten ... Der Umkreis philosophischen Leistungen undder die Menschen umgebenden Le- historisch bedingten Grenzen derbensbedingungen, der die Men- bürgerlichen und vorbürgerlichensehen bis jetzt beherrschte, tritt Philosophie. Im besonderen wür-jetzt unter die Herrschaft und Kon- digte er die epochalen Leistungentrolle der Menschen, die zum er- 'von Hegel und Feuerbach wie dersten Male bewußte, wirkliche Her- klassischen deutschen Philosophieren der Natur, weil und indem sie überhaupt. Darüber hinaus be-Herren ihrer eignen Vergesell- schäftigte sich E. mit allen Haupt-schaftung werden. Die Gesetze ih- perioden der Geschichte der Philo-res eignen gesellschaftlichen Tuns, sophie, wobei er die Entwicklungdie ihnen bisher als fremde, sie be- der Philosophie stets als Kampfherrschende Naturgesetze gegen- zwischen Materialismus und Ide-überstanden, werden dann von den alismus und zwischen DialektikMenschen mit voller Sachkenntnis und Metaphysik darstellte. Vielfäl-angewandt und damit beherrscht. tig sind E.' Einschätzungen desDie eigne Vergesellschaftung der Klassencharakters des vormarx-Menschen, die ihnen bisher als von sehen Denkens, wobei er davonNatur und Geschichte aufgenötigt ausging: »Die herrschenden Ge-gegenüberstand, wird jetzt ihre danken sind weiter Nichts als derfreie Tat. Die objektiven, fremden ideelle Ausdruck der herrschendenMächte, die bisher die Geschichte materiellen Verhältnisse, die alsbeherrschten, treten unter die Kon- Gedanken gefaßten herrschendentrolle der Menschen selbst. Erst materiellen Verhältnisse; also dievon da an werden die Menschen Verhältnisse, die eben die eineihre Geschichte mit vollem Be- Klasse zur herrschenden machen,wußtsein selbst machen; erst von also die Gedanken ihrer Herr-da an werden die von ihnen in Be- schaft.« (1, Bd. 3, 46)wegung gesetzten gesellschaftli- E. gehört zu den größten philoso-ehen Ursachen vorwiegend und in phisehen Denkern der Menschheit.stets steigendem Maß auch die von Wie Erkenntnis und Tat bei ihmihnen gewollten Wirkungen haben. zusammengehörten, so war auchEs ist der Sprung der Menschheit sein ganzes Leben und Werk vonaus dem Reich der Notwendigkeit einem tiefen Optimismus undin das Reich der Freiheit.« (I, kämpferischer Lebensbejahung ge-Bd. 19,226) prägt. Bebel schrieb in seinen Me-Bedeutsame Leistungen voll- moiren über ihn: »Persönlich warbrachte E. schließlich als marxisti- Engels ein reizender, liebenswürdi-scher Philosophiehistoriker. ger Mensch, der es mit MartinAusgehend von einer umfassenden Luthers Parole hielt, daß Wein,Analyse des Niedergangs des bour- Weib und Gesang des Lebensgeoisen philosophischen Denkens Würze seien, wobei er aber auch

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des Ernstes der Arbeit nicht ver-gaß. Er war bis an sein Lebensendeeiner der fleißigsten Menschen, dernoch, nachdem er schon das sieb-zigste Lebensjahr zurückgelegthatte, Rumänisch erlernte und mitlebhaftestem Interesse allen Ereig-nissen folgte.« (3, 493/94)

Werke: (I) Kar! Marx /Friedrich Engels,Werke, Berlin 1955 ff.; Karl Marx/Friedrich Engels, Gesamtausgabe(MEGA), Berlin 1976.Lileratur:(2) W. I. Lenin, Werke, Berlin1961-1964; (3) Mohr und General.Erinnerungen an Marx und Engels,Berlin 1970; J1. <1>.l1J1bH'IeB, 0 KHHre<1>.3HreJlbCa »J1IO,UBHr<1>eHep6ax H KO-neu KJlaCCH'1eCKOH HeMel.\KOH <!>HJlO-CO<!>HH«, MOCKBa 1940; M. B. Ce-pe6p!IKOB, <1>PH,UPHX3HreJ1bC B MOJlO-,UOCTH, J1eHHHfpa,U 1958; H. Ullrich,Der junge Engels, Bd. I, Berlin 1961,Bd. 2, Berlin 1966; 3HreJlbc - reope-TH/(, Mocxsa 1970; 3HreJlbC H npo-6J1eMbI HCTOPHH, MOCKBa 1970; Fried-rich Engels und moderne Probleme derPhilosophie des Marxismus, Hrsg.M. Klein/H. Ley, Berlin 1971; Philo-soph der Arbeiterklasse, Friedrich En-gels 1820-1970. Beiträge, Hrsg, A. Ko-sing/F. Richter, Berlin 1971; FriedrichEngels: Sein Leben und Wirken, hrsg.vom Institut für Marxismus-Leninis-mus beim ZK der KPdSU, Moskau1970, Moskau/Berlin 1973; FriedrichEngels. Eine Biographie, hrsg. vom Insti-tut für Marxismus-Leninismus beimZK der SED, Berlin 1970, 1981; Fried-rich Engels über die Dialektik der Na-turwissenschaft. Texte, zusammenge-stellt und hrsg. von B. M. Kedrow, Ber-!in 1979.Weitere Angaben zur Bibliographie -->

Marx.Horst Ullrich