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Der 3D Newsletter wurde klimaneutral gestellt und auf Recyclingpapier gedruckt, das mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist. Geschichte Zeitenwende Vereint 25 Jahre Deutsche Bank im wiedervereinten Deutschland. Foto: © Owen Franken / Corbis Im Jubiläumsjahr der deutschen Einheit schaut man nach Frankfurt. Für das große Bürgerfest präsentiert sich die weltoffene Stadt als Gastgeberin. Drei Tage lang wird auf dem Römerberg, dem Paulsplatz, der Zeil und am Main unter dem Motto „Grenzen überwinden“ gefeiert. Dazu erwartet die Mainmetropole eine Million Besucher. Auch die Deutsche Bank feiert mit – aus gutem Grund: Die Wieder vereinigung markiert einen Meilenstein in der eigenen Unternehmensgeschichte. Viele Mitarbeiter sind Zeitzeugen, erinnern sich an die Tage des Umbruchs und den Start des Bankgeschäftes in den neuen Bundesländern. Heute betreut die Deutsche Bank dort rund 1,5 Millionen Kunden, davon rund 100.000 Firmenkunden. Ein Rückblick auf 25 Jahre Deutsche Bank in den neuen Bundesländern. Wir sind ein Volk! Eine kleine, aber entscheidende Variation kündigt die Wende an: Aus „Wir sind das Volk“ wird „Wir sind ein Volk“. Die Mehrheit der DDRBürger wünscht sich einen Zusammenschluss mit der wirtschaftlich florierenden Bundesrepublik. Früher als andere Wirtschaftsvertreter plädiert auch der damalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, für eine Einheit beider deutscher Staaten: „Die Öffnung der Mauer hat die Frage nach der deutschen Wiedervereinigung aufgeworfen. Vielleicht sollten wir besser Einigung sagen. Nach meiner Meinung ist ein geeinter deutscher Staat unbedingt wünschenswert, nicht wegen der Größe oder der Macht, sondern weil dies – historisch, kulturell und unter menschlichen Gesichtspunkten – ein natürliches Bestreben ist.“ Erleben darf Herrhausen diese Einigung nicht mehr. Während sich die Deutschen noch immer über den Fall der Mauer freuen, wird er am 30. November 1989 ermordet. Politiker in Ost und West verhandeln bereits über die Währungs, Wirtschafts und Sozialunion der beiden deutschen Staaten. Zum 1. Juli 1990 tritt sie in Kraft. Es ist ein Datum, das nach dem Mauerfall am 9. November den zweiten bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit bildet. Fortsetzung Seite 5 – 7 Deutsche Bank Corporate Citizenship Newsletter Deutschland Herbst/Winter 2015 Einblicke Diversity & Inclusion Die aktuelle Flüchtlingskrise Innovation fördern Vor und Mitdenker Kunst DIE 80ER Born to Be Talentförderung im Spitzensport Herausgeber Deutsche Bank AG Taunusanlage 12 60262 Frankfurt am Main Bildung | Soziales | Kunst & Musik | Mitarbeiterengagement 3D Erfahren Sie mehr über das weltweite gesellschaftliche Engagement db.com/gesellschaft Kontakt und Bestellmöglichkeit [email protected]

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Der 3D Newsletter wurde klimaneutral gestellt und auf Recyclingpapier gedruckt, das mit dem Blauen Engel ausgezeichnet ist.

GeschichteZeitenwende

Vereint25 Jahre Deutsche Bank im wiedervereinten Deutschland.

Foto: © Owen Franken / Corbis

Im Jubiläumsjahr der deutschen Einheit schaut man nach Frankfurt. Für das große Bürgerfest präsentiert sich die weltoffene Stadt als Gastgeberin. Drei Tage lang wird auf dem Römerberg, dem Paulsplatz, der Zeil und am Main unter dem Motto „Grenzen überwinden“ gefeiert. Dazu erwartet die Mainmetropole eine Million Besucher. Auch die Deutsche Bank feiert mit – aus gutem Grund: Die Wieder­vereinigung markiert einen Meilen stein in der eigenen Unternehmensgeschichte. Viele Mitarbeiter sind Zeitzeugen, erinnern sich an die Tage des Umbruchs und den Start des Bank geschäftes in den neuen Bundesländern. Heute betreut die Deutsche Bank dort rund 1,5 Millionen Kunden, davon rund 100.000 Firmen kunden. Ein Rückblick auf 25 Jahre Deutsche Bank in den neuen Bundesländern.

Wir sind ein Volk!Eine kleine, aber entscheidende Variation kündigt die Wende an: Aus „Wir sind das Volk“ wird „Wir sind ein Volk“. Die Mehrheit der DDR­Bürger wünscht sich einen Zusammenschluss mit der wirtschaftlich florierenden

Bundesrepublik. Früher als andere Wirtschaftsvertreter plädiert auch der damalige Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Alfred Herrhausen, für eine Einheit beider deutscher Staaten: „Die Öffnung der Mauer hat die Frage nach der deutschen Wiedervereinigung aufgeworfen. Vielleicht sollten wir besser Einigung sagen. Nach meiner Meinung ist ein geeinter deutscher Staat unbedingt wünschenswert, nicht wegen der Größe oder der Macht, sondern weil dies – historisch, kulturell und unter menschlichen Gesichtspunkten – ein natürliches Bestreben ist.“ Erleben darf Herrhausen diese Einigung nicht mehr. Während sich die Deutschen noch immer über den Fall der Mauer freuen, wird er am 30. November 1989 ermordet. Politiker in Ost und West verhandeln bereits über die Währungs­, Wirtschafts­ und Sozialunion der beiden deutschen Staaten. Zum 1. Juli 1990 tritt sie in Kraft. Es ist ein Datum, das nach dem Mauerfall am 9. November den zweiten bedeutenden Meilenstein auf dem Weg zur deutschen Einheit bildet.

Fortsetzung Seite 5 – 7

Deutsche Bank Corporate Citizenship Newsletter

DeutschlandHerbst / Winter 2015

EinblickeDiversity & InclusionDie aktuelle Flüchtlingskrise

Innovation fördernVor­ und Mitdenker

Kunst DIE 80ER

Born to BeTalentförderung im Spitzensport

HerausgeberDeutsche Bank AG Taunusanlage 12 60262 Frankfurt am Main

Bildung | Soziales | Kunst & Musik | Mitarbeiterengagement

3D

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Ökologie Grüne Immobilien

Die 155 Meter hohen Doppeltürme der Deutschen Bank sind ein Wahrzeichen des Frankfurter Finanzzentrums. 1985 wurden sie in der Taunusanlage 12 eingeweiht. Doch nach über 20­jähriger Nutzung stand eine Modernisierung aufgrund veränderter Brandschutzvorschriften an. Nach einer umfassenden Gebäudeanalyse entschied sich die Bank für eine Komplettsanierung. Dabei war es erklärtes Ziel, die höchsten ökologischen Standards zu erfüllen und die Energie­effizienz wesentlich zu verbessern. Man wählte den Entwurf des Architekten Mario Bellini. Der Mailänder erinnert sich an seine erste Begegnung mit den Doppeltürmen: „Die Türme standen wie mächtige Monolithen in der Skyline. Das hatte schon etwas sehr Kraftvolles und Großes. Doch je näher ich kam, desto schwächer wurde dieses Gefühl.“ Er sah sofort, woran es dem Gebäude fehlte. „Nirgends war ein Zentrum, um das herum sich der Raum organisierte. Da gab es die vielen langen Flure mit Türen links und rechts – ohne jede räumliche Hierarchie. Es war uns allen schnell klar, dass hier eine Menge Arbeit auf uns wartete.“ So startete 2008 das größte Umbauprojekt Europas. Über 3.300 Arbeiter und Ingenieure aus 24 Nationen verbauten 150 Tonnen Stahl und verlegten 12.000 Kilometer Elektrokabel. 20.000 LKW­Fahrten waren für Anlieferung und Entsorgung nötig. 99% der Materialien wurden recycelt. Ein Mammutprojekt.

Grüne Technik für das 21. JahrhundertZwei Jahre später war die radikale Verjüngungskur der Türme abgeschlossen, aus der Großbaustelle war eines der umweltfreundlichsten Hochhäuser weltweit geworden. Die Auf züge produzieren Strom, der Beton kühlt die Räume und in der atmenden Fassade lässt sich jedes zweite Fenster öffnen. „Wir konnten sehr nachhaltig bauen, die weltweit höchsten Standards für grünes Bauen setzen, hochwertige Arbeits plätze schaffen, einen sehr offenen architektonischen Raum verwirklichen – und der Stadt zugleich einen markanten Bestandteil ihrer Skyline lassen“, sagt Mario Bellini. Seit der Fertigstellung der zwei Türme im Jahr 2010 sind sie das Markenzeichen einer neuen Ära und weithin sichtbare Symbole für das ökonomische und ökologische Selbstver ständnis einer Bank, die sich ihrer gesellschaftlichen Verant wortung als weltweit agierendes Unternehmen seit jeher bewusst ist. Ab 2008 reduzierte die Bank ihren CO₂­Ausstoß in 20­Prozentpunkt­Schritten pro Jahr. 2012 wurde so die vollständige und weltweite Klimaneutralität des Geschäftsbetriebs erreicht.

Mehr als 40% des globalen CO₂­Ausstoßes werden von Gebäuden verursacht. Die Deutsche Bank hat mit etwa 4.000 Bürogebäuden, Filialen und sonstigen Immobilien, auf die ungefähr 80% der eigenen CO₂­Emissionen ent ­ fallen, ein gewaltiges Einsparpotenzial. Die Energie effizient zu nutzen und damit den ökologischen Fußabdruck zu reduzieren, hat daher hohe Priorität. Die Frankfurter Zentrale ist dabei das wegweisende Pilotprojekt: Durch die Sanie rung konnte der Energieverbrauch um die Hälfte, der Verbrauch von Wasser um über 70% und die CO₂­Emissionen um fast 90% gesenkt werden. Aufgrund ihrer Ressourcen und Energieeffizienz wurden die Türme als weltweit erste Hoch­haussanierung mit den jeweils höchst möglichen Zertifikaten LEED in Platin und dem Gold der Deutschen Gesellschaft für Nachhaltiges Bauen prämiert.

Symbole einer neuen ÄraTrotzdem, wer vor den Doppeltürmen steht, mag zunächst stutzig nach oben blicken. Die 55.000 Quadratmeter große Glasfassade hat sich optisch kaum verändert und ist doch die wohl größte Innovation der Türme. Sie dämmt so effizient, dass die Heizung nur noch an rund 60 Tagen im Jahr laufen muss. Im Eingangsbereich sticht eine 33 Tonnen schwere Kugel ins Auge, die aus 1.400 Einzel ­ teilen besteht und wegen ihrer offenen Struktur „Sphäre“ getauft wurde. Kunstvoll ineinander verschlungen symbolisieren die Stahlbahnen Stabilität und Stärke, aber zugleich auch Dynamik und Wandel. Darüber wurde ein rundes, 18 Meter breites Dachfenster ausgeschnitten, das die Kraft und Masse der Türme auch im Inneren erleben lässt und für mehr Licht und Luft sorgt. Das Foyer zwischen den beiden Türmen sowie der Konferenzbereich und der BrandSpace, das Markenforum der Deutschen Bank, sind für jedermann öffentlich zugänglich.

Die gesamte Architektur wirkt wie eine Einladung – und soll es auch sein. „Wir haben viele Bezüge geschaffen zwischen den Türmen und der Stadt: Der neu gestaltete Vor platz wirkt viel freundlicher. Es ist eine Fläche, auf der man sich wohlfühlt, über die man gerne läuft“, sagt Bellini. „Diese neue Piazza gehört jetzt zu den Türmen, genauso wie das Foyer nun umgekehrt ein Teil der Stadt ist. So haben wir Stadt und Türme miteinander verbunden.“ Das mehr als 16 Meter hohe, voll verglaste Portal der Türme steht am 3. Oktober 2015 auch als Botschafter für ein Vierteljahrhundert deutsche Einheit.

Taunusanlage 12, Frankfurt am MainMehr als nur Stahl und Beton.

EditorialThorsten Strauß

InternationalDiversity & Inclusion

Als eine führende globale und in ihrem Heimat­markt Deutschland fest verankerte Bank freuen wir uns, mit ganz Deutschland 25 Jahre Wieder­ver einigung zu feiern – sei es als Partner des Bürgerfests zum Tag der Deutschen Einheit 2015 rund um unsere Zentrale in Frankfurt am Main, durch unser Buch „Vereint“ oder unsere Konferen­zen in Berlin. Die Deutsche Bank ist seit der ersten Stunde in den neuen Bundesländern enga­giert und hat so maßgeblich dazu beigetragen, den Wirtschaftsstandort Deutschland zu stärken.

Deutschland ist heute erfolgreicher denn je – und steht gleichzeitig vor neuen großen Heraus­forderungen, bei deren Lösung wir auf unsere Erfahrungen aus der Vergangenheit zurückgreifen können. Beide Seiten dieser Medaille wollen wir in der aktuellen Ausgabe des 3D Newsletters beleuchten. Wir gehen auf Entwicklungen der letzten 25 Jahre ein und stellen Projekte vor, die den Standort Deutschland voranbringen. Die Innovationskraft des Landes ist ungebrochen. Das beweisen zum Beispiel die mehr als 2.800 Initia­tiven, die seit 2006 als Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen prämiert wurden und die Zukunfts­fähigkeit Deutschlands sichern. In diesem Jahr stehen Projekte im Fokus, die sich mit Digitali­sierung und Vernetzung auseinandersetzen.

Als Global Player setzen wir auf multikulturelle Teams und auf ein offenes Arbeitsumfeld. Diver sity, Inclusion und interkulturelle Verständigung sind für uns entscheidende Erfolgsfaktoren. Daher brin­gen wir uns gezielt dort ein, wo wir – auch jenseits unseres eigenen Unternehmens – einen Beitrag dazu leisten können, Menschen das „Ankommen“ in einem neuen Lebensumfeld zu ermöglichen. Mehr als je zuvor, engagieren sich unsere Kollegen in ganz Deutschland, um Flüchtlinge effektiv zu unterstützen.

Ich lade Sie herzlich ein, sich von den Beiträgen in diesem 3D Newsletter inspirieren zu lassen, unsere Projekte kennenzulernen und würde mich freuen, wenn Sie auch anderen davon erzählen. Thorsten Strauß Global Head of Communications, CSR & Public Affairs

In Deutschland verankert

Willkommen!

Höchst ungewöhnlich: eine Bank, die sich für Besucher öffnet und in deren Konzernzentrale Publikumsverkehr ausdrücklich erwünscht ist. Dafür stehen die Türme der Deutschen Bank, in denen sich auch ein Museum ganz anderer Art befindet: der 2011 eröffnete BrandSpace, das erste öffentlich zugängliche Markenforum eines Finanzdienstleisters, das bereits mehr als 100.000 Interessierte besucht haben.

Jünger und internationaler als je zuvor präsentiert sich die Sammlung Deutsche Bank in den Türmen – auch in kostenfreien öffentlichen Führungen. Die Auswahl von rund 1.800 Papierarbeiten und Fotografien von 100 Künstlern aus 40 Ländern lädt ein zu einer Entdeckungsreise durch die globale Kunstszene, die sich an über 900 Standorten der Bank fortsetzen lässt.

KunstführungenAnmeldung unter deutsche-bank.de/kunst

BrandSpaceÖffnungszeiten: montags bis freitags, 09:00–19:00 Uhrthe-brandspace.de

ZertifiziertBereits 46 Deutsche Bank­Immobilien haben die international aner­kannten Leadership in Energy and Environmental Design (LEED)­ Zertifizierungen erhalten.

46 ReduziertDer eingesparte Strom in der sanierten Konzernzentrale, 11,4 MWh p.a., entspricht dem Jahresverbrauch von rund 1.900 Einfamilienhäusern.

11,4 MWh p.a.Recycelt99% der Materialien aus den alten Türmen wurden wiederverwendet.

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Es ist die Vielfalt der modernen Gesellschaft, die das Wirtschaftsleben prägt. Wer erfolg­reich sein will, muss diese Vielfalt als Quelle von Inspiration, Leistung und Fortschritt erkennen und nutzen. Innovative Lösungen entstehen nicht auf Knopfdruck, sondern in einem offenen und kreativen Arbeitsum­feld, das den Herausforderungen der Gegen­wart mutig und engagiert begegnet.

Die Erfahrung zeigt: Gemischte Teams treffen ausgewogenere Entscheidungen, erzielen bessere Ergebnisse und gehen mit innovativen Lösungen erfolgreicher auf Kundenwünsche ein. Ein Team ist eben mehr als die Summe seiner einzelnen Mitspieler. „Der Mehrwert von Vielfalt kommt erst dann zur Geltung, wenn wir uns neuen Perspek­tiven öffnen und sie zur Entfaltung bringen“, sagt Gülabatin Sun, die in diesem Jahr zur Botschafterin der Antidiskriminierungs­stelle des Bundes ernannt wurde.

Als Global Player mit Mitarbeitern aus mehr als 140 Nationen weiß die Deutsche Bank, dass die Zusammenarbeit mit Menschen, die unterschiedliche Erfahrungen mitbringen, für alle Seiten ein Gewinn ist. Multikulturelle Teams prägen das Gesicht der Bank. Die Deutsche Bank wählt ihre Mitarbeiter daher stets unab ­hängig von Nationalität, Geschlecht, sexu ­eller Orientierung, Alter, Religion, Kultur und Werdegang aus.

Die aktuelle Flüchtlingskrise fordert alleDerzeit fliehen weltweit 60 Millionen Menschen vor Gewalt, Terror und Verfol ­gung, die Hälfte davon sind Kinder. Etwa 800.000 Flüchtlinge werden bis Ende des Jahres nach Deutschland kommen. Hier erhoffen sie sich Frieden, Schutz und neue Perspektiven. Jetzt geht es darum, diese Men ­

schen nach ihrer Ankunft nicht alleinzu lassen. Das Engagement aller – ob Politik, Unter­nehmen oder Privatperson – ist gefragt.

In vielen Städten und Gemeinden stehen Mitarbeiter der Deutschen Bank den Neuankömmlingen bereits zur Seite. Sie richten Flüchtlingsunterkünfte ein, gestal ­ ten das Zuhause auf Zeit, organisieren Begeg nungsfeste, ermöglichen integrative Koch events oder Sportveranstaltungen, unterstützen die Menschen bei Behörden­gängen und sammeln Kleidung, Essen oder Spielzeug. Allein im Sommer 2015 haben sich bereits rund 250 Kollegen in ganz Deutschland etwa 300 Tage tatkräftig für Flüchtlinge eingesetzt. Und jede Woche kommen neue Projekte dazu – ein klares Bekenntnis zur offenen Gesellschaft Deutschlands.

In Frankfurt hat das Sozialdezernat der Stadt gemeinsam mit der Deutsche Bank Stiftung und acht weiteren Stiftungen Frankfurt hilft ins Leben gerufen. Das Pro ­ gramm bündelt das ehrenamtliche Engage­ment der Bürger in der Region und ver ­ mittelt Kontakte zwischen Flüchtlingen und freiwilligen Helfern. Auch in zahlreichen weiteren Städten gibt es Initiativen, die sich zum Ziel gesetzt haben, alle Beteiligten bestmöglich zu vernetzen.

Doch die Neuankömmlinge wollen nicht nur in die Gesellschaft, sondern auch so schnell wie möglich in Bildungs­ und Arbeits­welt integriert werden. Die Deutsche Bank und ihre Stiftung überlegen daher gemein­sam mit ihren gemeinnützigen Partner­organisationen, wie sie die Born to Be­Pro­gramme, die Jugendlichen helfen, ihr Potenzial voll zu entfalten, noch gezielter auf die Bedürfnisse von jungen Flücht ­ lingen ausrichten können.

Immer mehr Kollegen stehen auch gemeinnützigen Organisationen als Berater zur Seite – zum Beispiel im Rahmen des startsocial-Wettbewerbs, der Beratungssti­pendien für soziale Projekte bereitstellt – darunter zunehmend mehr Initiativen, die Flüchtlinge unterstützen. Bereits 20 dieser Projekte wurden bisher schon von Deutsche Bank­Mitarbeitern gecoacht – eines davon wurde sogar zum Bundespreis­träger gewählt und im Juni 2015 im Kanzleramt ausgezeichnet.

deutsche­bank.de/vielfaltdb.com/cr/de/konkret­engagement­fuer­fluechtlinge.htm

Bewusst buntWenn Unterschiede den Unterschied machen.

„Diskriminierung jedweder Art darf in unserer Gesell­schaft keinen Platz haben. Deshalb engagieren wir uns für Vielfalt und wollen, dass alle Talente gleiche Chancen bekommen.“

Gülabatin Sun Deutsche Bank, Global Head of Diversity & Inclusion

Tatkräftig Rund 250 Kollegen haben allein im Sommer 2015 bereits 300 Tage lang Hilfsmaßnahmen für Flüchtlinge unterstützt.

25033 Tonnen, 1.400 Einzelteile: die „Sphäre“ / rechts: Selbstporträt (aus der Serie „Tati“) des afrikanischen Fotografen Samuel Fosso, der mit seinen Bildern in den Türmen vertreten ist Foto: © Samuel Fosso, 1997, Courtesy Jean Marc Patras / galerie

1.126 Deutschbanker laufen für die Charta der Vielfalt.

We diversityDeutsche Bankdeutsche-bank.de/vielfalt

33D Deutsche Bank Herbst / Winter 20152 3D Deutsche Bank Herbst / Winter 2015

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„Was die DDR braucht, ist eine Kombination aus drei Reformen, einer Preisreform, einer Währungs­reform und einer Reform der Besitzverhältnisse, insbesondere die Wiedereinführung des Rechts auf privates Eigentum in wichtigen Wirtschafts­bereichen.“

Alfred HerrhausenSprecher des Vorstands der Deutschen Bank, 1985–1989

GeschichteZeitenwende

Oben:1. Juli 1990, 00:00 Uhr: Ansturm auf die Deutsche Bank am Alexanderplatz in BerlinFoto: ullstein bild, Berlin

Sommer 1989: Alfred Herrhausen unterzeichnet das deutsch­sowjetische Wirtschaftsabkommen – zusammen mit Michail Gorbatschow, Helmut Kohl und Hans­Dietrich Genscher Foto: ullstein bild, Berlin

Engagement für DeutschlandStimmen der Zeit

#einheitsmomenteGeschichten zu 25 Jahren deutsche Wiedervereinigung: 15 Persönlichkeiten erinnern sich.

„Das gemeinsame kulturelle Erbe konnten auch verschiedene politische Systeme nicht wegwischen. Der Ruf ‚Wir sind ein Volk‘ zeigt das nur zu genau.“

Prof. Dr. h.c. Klaus­Dieter Lehmann Präsident des Goethe­Instituts

„Das Wort ‚Wahnsinn‘ erklärt am besten, was mit dem Mauerfall und ein Jahr später mit der deutschen Einheit voll­endet wurde. Wir sollten uns immer wieder bewusst werden, wie wenig selbst­verständlich diese Entwicklung war.“

Wolfgang ThierseEhemaliger Präsident des Deutschen Bundestages

Die Welt aus den Fugen

Die Alfred Herrhausen Gesellschaft und die Frankfurter Allgemeine Zeitung holten im Rahmen der Konferenzreihe Denk ich an Deutschland Mitte September erneut führende Köpfe aus Wirtschaft, Gesellschaft und Politik an einen Tisch. Auch dieses Mal standen aktuelle Herausforderungen des Weltgeschehens im Fokus der Konferenz, die unter dem Titel „Die Welt aus den Fugen – Auf der Suche nach neuen Gewissheiten“ diskutiert wurden.

Lange herrschten auf dem europäischen Kontinent Frieden, Sicherheit und Wohlstand in bis dahin ungekanntem Maße. Doch die europäische Friedensordnung ist ins Wanken geraten. Die Wirtschafts­ und Finanzkrise hat die Grenzen der Solidarität innerhalb der Europäischen Union sichtbar gemacht. Flüchtlingsströme erreichen Europa, zugleich erstarken die Kräfte an den politischen Rändern.

Über diese Probleme der Gegenwart und Deutschlands Rolle in der Welt diskutierten unter anderen Ursula von der Leyen, Peer Steinbrück, Anne­Marie Le Gloannec, Martin Schulz, Enrico Letta und Heinrich August Winkler in der Hauptstadt repräsentanz der Deutschen Bank. In diesem Jahr stand der Denk ich an Deutschland­Konferenz, die bereits zum siebten Mal stattfand, das Institute for Strategic Dialogue als Kooperationspartner zur Seite.

alfred-herrhausen-gesellschaft.de

Fortsetzung von Seite 1

Neustart mit HindernissenDer 1. Juli markiert für die Deutsche Bank den Beginn eines erfolgreichen Comebacks, mit dem sie zu ihren Wurzeln zurückkehrt: Sie ist ein Berliner Kind und war in Ostdeutschland an vielen Standorten vertreten: 1870 in der Hauptstadt gegründet, hat sie dort bis April 1945 ihre Zentrale. Doch nach Kriegs­ende schließen die Sowjets alle Filialen und beenden die Geschäftstätigkeit. Die Deutsche Bank wird zum „ruhenden Institut“ und darf nur noch Tätigkeiten der eigenen Abwicklung und Auflösung durchführen. Aus dem ostdeutschen Alltag verschwindet die größte deutsche Bank für Jahrzehnte. Und daran ändert auch der Mauerfall zunächst nichts. In den Tagen und Wochen, die folgen, kommen die DDR­Bürger in die Deutsche Bank­Filialen im Westen. Das Begrüßungsgeld von 100 D­Mark steht jedem DDR­Bürger bei der Einreise in die Bundesrepublik zu. Allein in den Deutsche Bank­Niederlassungen in Berlin zahlen die Bankangestellten 62 Mio. D­Mark Begrüßungsgelder an Ostberliner aus.

In den ersten Tagen kommt es dabei zu turbulenten Szenen. Es hatte sich herumgesprochen, dass die Deutsche Bank ihre Schalter auch sonntags öffnen würde. Ein Mitarbeiter einer Zweigstelle in Rudow erinnert sich: „Zum Teil seit 2 Uhr nachts warteten die Menschen geduldig darauf, dass wir öffnen. Mein Chef rief bei der Caritas an, bat um heißen Tee und etwas zu essen, was auch sofort gebracht wurde. Pausen machten wir nicht – wir wollten Geld auszahlen, so viel wie möglich!“ Doch je später es wird, desto

länger werden die Schlangen. Kurz sieht es so aus, als könne nicht allen geholfen werden. Erst die Idee eines Mitarbeiters bringt die Wende. Man solle die Amerikaner um Hilfe bitten, sagt er, die könnten die Wartenden zu Filialen bringen, wo nicht so ein Ansturm herrsche. Und es klappt: „Eine Stunde nach dem Anruf waren die ersten zehn Busse der Amerikaner da, brachten die Leute zum Ku’damm und nach Neukölln, wo sie ihr Geld bekamen.“ Als an diesem Abend die Schalter schließen, hat allein die Filiale in Rudow eine halbe Mio. D­Mark ausgezahlt.

Nach dem Mauerfall hoffen mehr als 16 Millionen DDR­Bürger auf Teilhabe am westlichen Lebensstandard. Die Angleichung der Lebensverhältnisse in Ost und West hat für die Politik daher oberste Priorität. Sie soll mit der Umstellung der Ostmark auf die D­Mark beginnen. Und die Zeit drängt. „Kommt die D­Mark, bleiben wir hier, kommt sie nicht, geh’n wir zu ihr“, rufen die Demonstranten auf den Straßen. Zehntausende ziehen in den Westen, der Osten leert sich. So organisieren die DDR­Regierung und die Westpartner die Um­stellung im Rekordtempo. Die Ankunft der neuen Währung, die für so viele Ost­deutsche das Symbol von Wohlstand und wirtschaftlicher Freiheit ist, feiern die Menschen in den größeren Städten aus­gelassen. Über Nacht öffnet sich nicht nur eine Grenze, sondern auch ein Markt. Waren strömen ins Land und füllen die chronisch leeren Regale. Die Bürger der noch exis ­ tierenden DDR wollen ihre Ersparnisse in D­Mark tauschen – je eher, desto besser.

„Ich habe 1990 große Freude und Dankbarkeit empfunden. Diese Gefühle sind bis heute nicht ganz verblasst“, sagt Wolfgang Thierse, SPD­Politiker und ehemaliger Präsident des Deutschen Bundestages. „Die deutsche Einheit war aber kein bloßes Geschenk, sondern das hart errungene Ergebnis einer friedlichen Revolution – der ersten ihrer Art in der Geschichte unseres Volkes.“ Während Thierse erzählt, streift er durch die Dauerausstellung „Alltag in der DDR“, die im Museum in der Kulturbrauerei in Berlin zu sehen ist. Er spricht von Fehlern und Versäumnissen in den dramatischen Jahren des Umbruchs, aber auch von den Erfolgen, die durch erhebliche politische Anstrengungen in den Jahren danach möglich wurden.

Zeitzeugen berichtenDer Beitrag ist Teil des Zeitzeugendokuments #einheitsmomente, das die Deutsche Bank anlässlich des 25. Jubiläums der deutschen Wiedervereinigung ins Leben gerufen und im Rahmen einer festlichen Veranstaltung im Museum für Kommunikation Berlin am 1. Oktober vorgestellt hat. 15 Persönlichkeiten aus Politik, Wirtschaft, Kultur und Sport erinnern sich an ihre Wendezeit, an den Aufbruch und an die Jahre, in denen Ost und West zusammenwuchsen. Henry Maske, Petra Pau, Manuela Schwesig, Ulrich Wickert und viele andere sprechen über ihre Erwartungen und Bedenken, ihre Hoffnungen und Wünsche im Hinblick auf ein wieder vereinigtes Deutschland. Es sind seltene, persönliche Einblicke in eine Zeit, die die Lebensgeschichte aller Deutschen geprägt hat. Jeder weiß, wo er war, als die Mauer fiel, erin nert sich an die Fernsehbilder aus Berlin,

als Menschen mit Hammer und Meißel Löcher in die Mauer am Brandenburger Tor schlugen. Die Mauer im Kopf war hartnäckiger. Es musste Zeit ins Land gehen, bis das Gefühl der Einheit im Volk angekommen war. Ein Vierteljahrhundert, in dem das deutsch­deutsche Wir­Gefühl beständig gewachsen ist.

Kulturelles GedächtnisBeim Zusammenwachsen half die gemeinsame Kultur, die die Deutschen schon vor der politischen Einheit verbunden hatte. „Sie hat das geschafft, was Politik lange Zeit nicht zustande gebracht hat: ein Band zwischen allen Deutschen zu knüpfen“, sagt Prof. Dr. h.c. Klaus­Dieter Lehmann, der seit sieben Jahren Präsident des Goethe­Instituts ist. Lehmann, der das deutsche Bibliothekswesen umge­krempelt und die Museumsinsel saniert hat, blickt sich im Niobidensaal des Neuen Museums um. „Ein Gefühl der Zusammen gehörigkeit kann nur dann entstehen, wenn es ein kulturelles Gedächt nis gibt. Geschichte, Tradition, Wissen und Bildung sind dafür wiederum ganz entschei­dende Faktoren.“ Museen gehören für ihn zu den Orten, deren kultureller Reichtum das Einheits gefühl einer Nation fördert. Und sie lassen nachkommende Generationen auf vergangene Zeiten zurückblicken. Denn längst lebt in Deutschland eine Generation, die das letzte Kapitel der DDR nicht mehr oder nur als Kind miterlebt hat. Für sie gehört das Ost­West­Denken längst zur Geschichte.

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Foto: © STAFF/Reuters/Corbis

53D Deutsche Bank Herbst / Winter 20154 3D Deutsche Bank Herbst / Winter 2015

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GeschichteZeitenwende

1870 Gründung der Deutschen Bank in Berlin

Oktober 1929 Fusion mit dem größten Wettbewerber, der Disconto­Gesellschaft, zur neuen „Deutsche Bank und Disconto­Gesellschaft“; Aufstieg zur führenden deutschen Filialbank mit fast 300 Niederlassungen

Oktober 1937 Rückführung des Firmennamens in Deutsche Bank

April 1945 Zwangsschließung aller Kreditinstitute in Groß­Berlin durch den sowjetischen Stadtkommandanten

1947/48 Verschärfung des Konflikts zwischen den westlichen und östlichen Siegermächten; Aufspaltung der Deutschen Bank in zehn regionale Teilinstitute

Juni 1948 Währungsreform mit Einführung der D­Mark in den westlichen Besatzungszonen und in Berlin West; Beginn der Berlin­Blockade bis Mai 1949

Juli 1948 Gründung der „Deutschen Notenbank“ als Zentralbank der sowjetischen Besatzungszone; Währungsreform; Einführung einer eigenen Mark (Ost) als nicht konvertierbare Binnenwährung

Oktober 1949 Gründung der DDR

Mai 1957 Wiedererrichtung der Deutsche Bank AG mit Sitz in Frankfurt am Main

November 1989 Mauerfall in Berlin; Ermordung des Vorstandssprechers Alfred Herrhausen

April 1990 Gründung der Deutsche Kreditbank AG zur Aufnahme des Geschäftsbankenanteils der Staatsbank der DDR

Juni 1990 Gründung einer gemeinsamen Geschäftsbank von Deutscher Bank und Staatsbank unter dem Namen „Deutsche Bank – Kreditbank AG“ mit rund 9.000 Mitarbeitern

Juli 1990 Währungs­, Wirtschafts­ und Sozialunion mit der DDR; Einführung der D­Mark in Ostdeutschland

Oktober 1990 Deutsche Wiedervereinigung

Jahresergebnis 1998 Nach langen Investitionen schreibt die Region Ost der Deutschen Bank erstmals schwarze Zahlen

September 2005 Eröffnung der Pilotfiliale „Q110“ in Berlin­Mitte

Juni 2006 Übernahme der Berliner Bank

September 2013 Neuorganisation des Inlands­geschäfts; die neue Geschäftsregion Ost umfasst die neuen Länder und Berlin mit 1,5 Millionen Kunden, davon rund 100.000 Firmenkunden

1. Juli 1990, 00:00 Uhr, Berlin, AlexanderplatzAm Nachmittag des 30. Juni, wenige Stunden bevor die neue Währungs­, Wirtschafts­ und Sozialunion in Kraft tritt, herrscht eine flirrende Stimmung, denn es ist auch noch Fußball­WM. Man freut sich auf das Viertelfinalspiel Deutschland gegen die Tschechoslowakei. Tausende Autos sind dauerhupend in der Stadt unterwegs, die Seitenfenster heruntergekurbelt, die Deutschlandfahnen flattern im Fahrtwind. Am Alexanderplatz vor dem „Haus der Elektro­industrie“ sammelt sich derweil eine immer größer wer ­ dende Menschenmenge. Denn Geld abheben ist nur am Bankschalter möglich, in die Geldautomaten der DDR passt die Westmark nicht hinein. In einem der Geschäfte hat die Deutsche Bank mit ein paar bunten Luftballons und Aufstellern hektisch Quartier bezogen. Und alle wissen: In wenigen Stunden wird hier Geschichte geschrieben.

Als um Mitternacht die Währungsunion beginnt, öffnet die Deutsche Bank am Alexanderplatz als erste Bank ihre Schalter. Per Lautsprecher beruhigt der Pressesprecher der Bank die aufgeregt Wartenden: Man habe „genügend Geld für alle da“. Rund 300 Fotografen, Journalisten und TV­Reporter beschreiben den nächtlichen Tumult für die ganze Welt. Polizei ist vor Ort; doch auch sie kann den Ansturm nicht bremsen. Und irgendwann geht das Geld aus, neues muss schleunigst beschafft werden. Erst am Morgen beruhigt sich die Lage. Rund 10 Mio. D­Mark hat die Deutsche Bank allein am Alexanderplatz in diesen Stunden unter die Leute gebracht. Die Bilder jener Nacht gehen um die Welt. Nach mehr als vier Jahrzehnten ist Deutschland wieder zu einem gemeinsamen Wirtschafts­ und Währungsraum vereint.

Alles ist NeulandGemeinsam mit der Staatsbank der DDR gründet die Deutsche Bank ein Joint Venture: die „Deutsche Bank – Kreditbank AG“. In nur wenigen Wochen entsteht eine funktionsfähige Geschäftsbank mit über 9.000 Mitarbeitern,

davon mehr als 8.000 aus der Staatsbank. So kann die neue Bank pünktlich zum Start der Währungsunion an 140 Standorten ihre Schalter öffnen. Was heute so kontrolliert klingt, lief tatsächlich etwas chaotischer ab. Denn zu nächst mangelt es an allem: Telefonleitungen, EDV­Netzen, Computern, Faxgeräten, Druckern, Rechenzentren. Eine schnelle Antwort gibt es meist nur per Funktelefon.

Zugleich müssen die ehemaligen Angestellten der Staatsbank für das neue Bankgeschäft geschult werden. Denn das eigentliche Kreditgeschäft und der Kern des Bankgeschäfts, die Bewertung von Risiken, sind den meisten unbekannt. „Es ist deprimierend für uns zu erfahren, dass wir von dem, was wir gelernt haben, nichts anwenden und übernehmen können. (…) Alles ist Neuland“, beschreibt eine der neuen Kolleginnen ihren ersten Eindruck. Rund 1.000 westdeutsche Mitarbeiter gehen für ein Jahr als „Starthelfer“ in die neuen Bundesländer, 400 bleiben auf Jahre.

„Wir haben in der DDR in einer Art kontrolliertem Chaos begonnen“, wird der damalige Vorstandssprecher Hilmar Kopper später sagen. Denn wofür die Bundesrepublik viele Jahre hatte, das müssen Menschen und Wirtschaft in Ostdeutschland nun im Zeitraffer bewältigen. Rund 250 Mio. D­Mark investiert die Deutsche Bank bis zum Start der Währungsunion allein in den Aufbau des ostdeutschen Filialnetzes. „Jetzt beginnt das Geschäft, jetzt kommt der große Test“, so Hilmar Kopper.

Die Bank soll den Test bestehen. Keine drei Monate nach Geschäftsbeginn begrüßt sie bereits den 250.000. Privat­kunden in den neuen Ländern. Täglich werden 5.000 neue Konten eröffnet. Viele Menschen nutzen die neue Zeit für den Aufbau einer beruflichen Existenz. Doch mit Firmenkunden ist das Geschäft zunächst alles andere als einfach. Die Bank hat sich zum Ziel gesetzt, die großen Betriebe und Kombinate bei der Umstrukturierung und Modernisierung mit Krediten zu unterstützen. Aber jede reguläre Form der Risikoeinschätzung ist praktisch

unmöglich: Sachlich fundierte Bilanzen, Gewinn­ und­Verlust­Rechnungen oder sonstige Zahlen sind nicht zu bekommen. Eine Vorhersage über den Erfolg unternehmerischen Handelns zu geben, ist fast nicht möglich.

Deutsche Bank geht ins RisikoViele Kredite sind zunächst von der Treuhand besichert, doch die Bank geht immer mehr ins eigene Risiko – zum Teil bis an die Grenzen des wirtschaftlich Machbaren. Ein ostdeutsches Kreditvolumen von 18 Mrd. D­Mark steht Ende 1992 auf eigener Rechnung in den Büchern. Zwei Jahre später werden die letzten noch vorhandenen staatlich verbürgten Liquiditätskredite von der Treuhandanstalt abgelöst. Ab da verantwortet die Bank die Risiken allein, die in den neuen Ländern dreimal so hoch liegen wie in den alten.

Nach etwa einem Jahrzehnt ist der Aufbau des Geschäfts in den neuen Bundesländern im Wesentlichen abge schlos sen. Noch heute arbeiten rund 1.000 Mitarbeiter „der ersten Stunde“ für die Deutsche Bank. Für viele von ihnen waren die Jahre des Umbruchs und Aufbaus die prägende Zeit ihres Berufslebens. „Der Strukturwandel in Wirtschaft und Gesellschaft“, sagt Harald Eisenach, heute Vorsitzender der Geschäftsleitung der Region Ost, „war ohne Zweifel ein steiniger Weg.“ Doch seit etwa zehn Jahren belegen steigende Beschäftigungs­ und Umsatz ­zahlen den Aufholprozess der neuen Bundesländer. Die Deutsche Bank ist dort heute ein selbstverständlicher Teil des Wirtschafts­ und Geschäftslebens. Darüber hinaus hat sie dort vermehrt in Bereiche investiert, die deutschland ­ weit oder weltweit Dienstleistungen erbringen. Beispiele sind das Zentrum für Risikomanagement in Berlin oder das unter anderem für die Bearbeitung des Kredit­ und Zahlungsverkehrsgeschäfts wichtige Technische Zentrum in Schkeuditz bei Leipzig.

Highlights des gesell schaft­ lichen Engagements in den neuen Bundesländern

Musikgymnasium Schloss Belvedere, WeimarAnlässlich ihres 125­jährigen Jubiläums finanziert die Deutsche Bank den Neubau des Gymnasiums für musikalisch besonders begabte Kinder.

Modernisierung sozialer EinrichtungenNach der Wiedervereinigung ist es zentrales Ziel, die Standards sozialer Einrichtungen anzugleichen. Die Deutsche Bank übergibt 80 komplett mit medizinischem Equipment ausgestattete VW Polo – im Wert von je 50.000 D­Mark – an Sozialstationen in den neuen Bundesländern.

Deutsche Guggenheim / Deutsche Bank KunstHalleAm Berliner Hauptsitz der Deutschen Bank findet 1997–2012 internationale Gegen­wartskunst im Deutsche Guggenheim eine Plattform. Im April 2013 öffnet die Deutsche Bank KunstHalle ihre Türen – sie zeigt Ausstellungen aktueller Kunst aus aller Welt.

Herzogin Anna Amalia Bibliothek, WeimarEin Brand im Jahr 2004 zerstört über 50.000 Bücher, Noten und Handschriften. Kurz danach legt die Bank einen Fonds mit 250.000 Euro Ersteinlage zur Wiederbeschaffung der Werke auf.

Soforthilfe nach Flutkatastrophen Nach den schweren Überschwemmungen in den Jahren 2002 und 2013 stellen die Bank, ihre Stiftungen, Mitarbeiter und Kunden den Opfern der Hochwasser insgesamt mehr als 7 Mio. Euro zur Verfügung. Die Deutsche Bank stundet Rückzahlungen und ermöglicht unbürokratische Einzelkredite. Viele Mitarbeiter engagieren sich zudem als ehrenamtliche Helfer vor Ort.

Festspiele Mecklenburg­VorpommernDie Deutsche Bank Stiftung fördert seit 2006 unter anderem die Internationale Kammermusikreihe Junge Elite bei den alljährlich von Juni bis September stattfindenden Festspielen.

Handelshochschule LeipzigIm Jahr 2011 richtet der Stiftungsfonds der Deutschen Bank den „Lehrstuhl für Innovationsmanagement und Entrepreneurship“ an der Handelshochschule Leipzig ein. Aktuell unterstützt die Bank auch das SpinLab – The HHL Accelerator, das jungen Unternehmen die nötige Infrastruktur und Beratung zur Verfügung stellt.

Selam Opera!Die Deutsche Bank Stiftung lädt seit 2011 zusammen mit der Komischen Oper Berlin dazu ein, das Musiktheater unabhängig von sprachlichen oder kulturellen Barrieren zu entdecken. Im April 2013 wird der Operndolmuş eingeführt. Der Kleinbus fährt regelmäßig in Stadtteile mit hohem Ausländeranteil und präsentiert vor Ort ein musikalisches Programm.

Zeitreise

Eine Zeitreise in die ostdeutschen Auf bau­jahre der Bank bietet das Buch „Vereint. 25 Jahre Deutsche Bank in den neuen Bundesländern“.

Martin L. Müller/Reinhard FrostMitteldeutscher Verlag, 136 Seiten, 19,95 Euro

bankgeschichte.de

Ende 1989: Schlangestehen für das Begrüßungsgeld in Berlin­Kreuzberg Foto: ullstein bild, Berlin Ab jetzt für Sie da: Bankbusse ersetzen fehlende Filialen und Geschäftsstart in Gera

Eine Chronik

73D Deutsche Bank Herbst / Winter 20156 3D Deutsche Bank Herbst / Winter 2015

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Innovation fördern Vernetzte Welt

Kunst Deutsche Bank & Städel Museum

Die polarisierenden Künstler der 1980er Jahre sind das Spiegelbild eines Jahrzehnts, das zwischen 68er­Bewegung, New Wave und wiedervereinigtem Deutschland große Talente hervorbrachte. Künstler wie Ina Barfuss, Helmut Middendorf und Salomé eroberten in jener Zeit mit figurativer Malerei den westdeutschen Kunstmarkt. Damals galt das Medium Malerei als aus der Zeit gefallen und überholt, an den Kunsthochschulen standen längst Performance­Kunst, Installationen, Fotografie und Film im Fokus. Erst die um 1950 geborene Generation wendete sich wieder der figurativen Malerei zu, provozierte durch ihre ungewöhnliche Ausdruckskraft, aggressive Bildsprache und die Brisanz ihrer Motive.

Widersacher der KonzeptkunstDie Künstler lebten in einer Welt, die von Anarchie und Subkulturen geprägt war, und verstanden sich als Gegenbild des etablierten Kunstbetriebs jener Tage. Zeitgleich setzten sie sich kritisch mit ihrer unmittelbaren Gegenwart auseinander. Ihre Arbeiten waren expressiv, farbenstark, irritierend und mischten die künstlerischen Zentren der BRD – etwa den Berliner Moritzplatz oder die Mülheimer Freiheit in Köln – auf. Mit ihrem hohen malerischen Tempo und ihrer ungezügelten Intensität revolutionierten sie den Kunstbetrieb. Trotzdem waren sie keine homogene Bewegung. Im Gegenteil, die Kunstszene der 80er Jahre war vielschichtig und widersprüchlich und zeichnete sich durch ein Nebeneinander unterschiedlicher Strömungen und Einflüsse aus. Sie ließ auch Einzelgängern wie Volker Tannert und Andreas Schulze Raum für ihre Kunst.

Gut drei Jahrzehnte später ist eine Auswahl von rund 90 Werken dieser ereignisreichen Dekade – darunter auch einige Arbeiten aus der Sammlung Deutsche Bank – in der Sonderausstellung „Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“ im Städel Museum zu sehen. Damit zeigt

die Frankfurter Institution einmal mehr, dass sie neben den Alten Meistern auch eine beeindruckende Auswahl zeit­genössischer Kunst besitzt. Die Sammlung Gegenwarts kunst, die ihren Fokus auf die Malerei nach 1945 legt, stellt für die kunsthistorische Neubewertung dieser Epoche den idealen Rahmen dar. Insgesamt sind in der Ausstel lung 27 Künstler mit ihren teils großformatigen Werken vertreten, darunter auch Hans Peter Adamski, Walter Dahn, Jiří Georg Dokoupil, Rainer Fetting, Albert Oehlen und der unvergessene Martin Kippenberger. Es sind Kunstwerke, die einst als „heftig“ und „wild“ bezeichnet wurden und bis heute nichts von ihrer Lebendigkeit verloren haben.

Deutsche Bank@StädelBereits seit den 1970er Jahren unterstützt die Deutsche Bank das Städel Museum – mit hochkarätigen Leihgaben aus der Unternehmenssammlung, wie Skulpturen von Max Beckmann und Joseph Beuys, oder der Förderung von Ausstellungen. Einen Höhepunkt fand die Kooperation vor drei Jahren: Anlässlich der Eröffnung der neuen Gartenhallen wurden 600 Gemälde und Skulpturen, Originale auf Papier und Druckgrafiken aus der Sammlung Deutsche Bank als Leihgabe an das Frankfurter Museum übergeben. Darunter auch viele Werke deutscher Gegenwartskünstler, die die Städel­Sammlung wunderbar ergänzen. Zum 200. Geburts ­ tag des Städels unterstützt die Deutsche Bank als Haupt­förderer die Sonder ausstellung sowie die Filmangebote zur Gegenwartskunst im Rahmen der Digitalisierung des Museums.

„Die 80er. Figurative Malerei in der BRD“, Städel Museum, 22. Juli bis 18. Oktober 2015 80er.staedelmuseum.dedb-artmag.de

„Als wir am Moritzplatz unsere ,Heftige Malerei‘ formierten, ging es uns um ,das Bild‘, um neue, noch nie gesehene Bilder. Wir haben eben nicht daran geglaubt, dass die Malerei tot sei.“

Rainer Fetting

DIE 80ERIn den 1980er Jahren hat eine neue Künstlergeneration die Malerei revolutioniert. Das Frankfurter Städel widmet ihr mit der Deutschen Bank als Hauptförderer eine große Schau.

IN BETWEEN. BERLIN

Anlässlich der großen Jubiläumsfeier zur deutschen Wiedervereinigung präsentiert die Deutsche Botschaft in Washington D.C. ein Ausstellungsprojekt der beiden Berliner Künstler Friederike von Rauch und Jürgen Frank. Das von der Deutschen Bank geförderte Projekt „IN BETWEEN. BERLIN“ zeigt zehn Foto­Diptychen der beiden Künstler, also jeweils zwei Bilder, die zusammen eine künstlerische Aussage bilden, eine Vereinigung unterschiedlicher Perspektiven der Hauptstadt. Der eine blickt auf Charaktere, die die Stadt prägen, und lässt sich auf ihre Lebensgeschichten ein. Die andere blickt auf ungewöhnliche Räume, auf die Schönheit, aber auch auf die Brüche Berlins, jener vielseitigen Metropole, die wie keine andere deutsche Stadt die Wahrnehmung Deutschlands im Ausland prägt. In ihren gemeinsamen Werken verschmelzen die Blickwinkel zu einer neuen Botschaft. Sie zeigen, wie sich die Stadt für die Menschen, die in ihr wohnen und leben, anfühlt: Nachdenklich und wider­sprüchlich, aber auch mutig und frei.

Bühne frei für gute IdeenSeit 2006 wurden bereits 2.855 Gewinner beim Wettbewerb Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen prämiert.

2.855 Wissenstransfer auf AugenhöheSeit seinem Start im Jahr 2001 hat startsocial 1.000 soziale Initiativen durch kostenlose Beratungs­stipendien unterstützt. Rund 250 Deutsche Bank­Mitarbeiter engagieren sich dabei als Juror oder Coach.

1.000

Vor­ und MitdenkerAusgezeichnete Orte im Land der Ideen stärken die Innovationskraft Deutschlands.

Unaufhaltsam schreitet die Digitalisierung der modernen Welt voran. Ein Hashtag bringt politische Prozesse in Gang, eine App zählt Kalorien, ein Chat vernetzt Menschen aus aller Welt. Jeder kann per Mausklick auf das weltweite Wissen zugreifen und globale Ressourcen nutzen. Doch obwohl kreative Köpfe hierzulande jeden Tag neue Ideen hervorbringen, denken noch zu wenige Unternehmer, gesellschaftliche Akteure und Wissenschaftler in digitalen Dimensionen – Potenziale bleiben ungenutzt. Daher steht der diesjährige Wettbewerb Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen unter dem Motto „Stadt, Land, Netz! Innovationen für eine digitale Welt“. Er ermutigt Unter nehmen, Forschungs­einrichtungen, Start­ups und Bildungsträger, sich weiterhin den Herausforderungen der digital vernetzten Welt zu stellen. Aus über 1.000 Bewerbungen kürte die hochkarätig besetzte Jury 100 Ausgezeichnete Orte im Land der Ideen – für den digitalen Wandel in Deutschland. Der Titel ist ein renommiertes Gütesiegel für Innovationskraft made in Germany.

Im Jahr 2015 feiert der Wettbewerb sein zehnjähriges Jubiläum. Zu diesem Anlass fand vom 10. bis zum 13. September auf dem Washingtonplatz direkt vor dem Haupt­bahnhof in Berlin das Festival der Ideen statt. Getreu dem Veranstaltungsmotto „Mitdenken. Mitmachen. Miterleben. “ konnten sich die Besucher von den Ausgezeichneten Orten der letzten zehn Jahre inspirieren lassen. Neben verschiedenen kreativen Workshops und einem breit gefächerten Kulturprogramm gab es für alle die Möglichkeit, sich an der Wahl des Publikumssiegers 2015 zu beteiligen.

Viele Wege führen ins Netz„Die 100 Ausgezeichneten Orte zeigen, wie vielfältig die Menschen den digitalen Wandel hierzulande gestalten: mit innovativen E­Health­Projekten, Ideen für Smart Living oder Bildungsprojekten, die vielen Menschen die digitale Teilnahme ermöglichen. Insbesondere die Preisträger in der Kategorie Wirtschaft beweisen, dass deutsche Unternehmen das Potenzial einer digitalisierten Welt kreativ zu nutzen wissen“, sagt Ulrich Grillo, Präsident des Bundes­verbands der Deutschen Industrie e. V. (BDI) und Präsident der Initiative Deutsch land – Land der Ideen. Ein Beispiel ist die Open­Source­Software PanBox, die das Fraunhofer SIT und die IT­Firma Sirrix entwickelt haben. Die Software verschlüsselt die Daten lokal, bevor sie den Rechner verlassen. Erst nach dem Herunterladen aus der Cloud werden sie wieder entschlüsselt. PanBox trägt damit erheblich zum Schutz von Daten in der Cloud und somit zu mehr Sicherheit im Netz bei.

Ein weiterer Sieger aus der Rubrik Wirt schaft ist die auticon GmbH. In dem Berliner IT­Start­up arbeiten ausschließlich Berater mit bestimmten Formen von Autis­mus. Quellcodes prüfen, Daten erfassen oder Software testen – kein Problem für die auticon­Berater, die vor allem durch ihre hohe Konzentrationsfähigkeit und ihr ana­lytisch­logisches Denken überzeugen. Aus den gemischten Projektteams sind sie längst nicht mehr wegzudenken.

Die gemeinnützige Initiative Digitale Helden liefert mit ihrem gleichnamigen Mentorenprogramm in der Kategorie  Gesellschaft eine Antwort auf die Frage, wie ein Peer­to­Peer­Programm einen Beitrag zur Prävention und Bewältigung von Cyber­mobbing unter Schülern leisten kann: Schüler der Klassen 8 bis 10 werden in Online­Kursen und Workshops ausgebildet, um jüngere Schüler zu Themen wie Datenschutz, Foto­urheberrecht oder Cybermobbing zu beraten.

Expertise und Engagement führen zum Erfolg Der Facettenreichtum innovativer Ideen zeigt sich hierzulande auch in vielen Bereichen des sozialen Sektors. Die Zivil­gesellschaft engagiert sich und entwickelt eigene Problemlösungen. Doch auch die Helfer können Hilfe gebrauchen. Der bundesweite Wettbewerb startsocial, der unter der Schirmherrschaft von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel steht, unterstützt seit mehr als zehn Jahren das soziale Engagement von gesellschaftlichen Akteuren. In der ersten Runde des diesjährigen Wettbewerbs bewarben sich 386 soziale Initiativen für viermonatige Beratungsstipendien. Während dieser Zeit arbeiten Experten aus der Wirtschaft, dem öffentlichen Sektor und dem Non­Profit­Bereich mit den Stipendiaten an der Weiterentwicklung ihrer Initiativen. Rund 250 Deutsche Bank­Mitarbeiter stehen den Teilnehmern als Juroren oder Coaches ehrenamtlich zur Verfügung. In der zweiten Runde wird dann über die überzeugends ­ ten 25 startsocial­Projekte entschieden, die sich über eine Einladung ins Bundes­kanzleramt im Juni 2016 zur feierlichen Bundes preisverleihung freuen dürfen. Sieben herausragende Initiativen werden dann mit Geldpreisen in Höhe von insgesamt 35.000 Euro ausgezeichnet, eine davon mit dem Sonderpreis der Bundeskanzlerin.

deutsche-bank.de/ideendeutschland-vernetzt.destartsocial.dedeutsche-bank.de/mitarbeiterengagement

„Deutschland sprüht vor Ideen“: Größter Streetart­Workshop zum Auftakt des Festivals der Ideen in BerlinFoto: Deutschland – Land der Ideen/Bernd Brundert

Eine Ära kehrt zurück ins kunsthistorische Rampenlicht: DIE 80ER im Städel Foto: Städel Museum

93D Deutsche Bank Herbst / Winter 20158 3D Deutsche Bank Herbst / Winter 2015

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Deutschland neu erleben Transatlantic Outreach Program Lederhosen, solide Autos, Bratwurst und Brezeln – Klischees über Deutschland sind in Amerika weit verbreitet. Die Vermittlung eines modernen und vielfältigen Deutschlandbildes an nordamerikanischen Schulen steht daher im Mittelpunkt des Transatlantic Outreach Program (TOP), einer Gemeinschaftsinitiative des Auswär ­ tigen Amtes, der Deutschen Bank, der Robert Bosch Stiftung, des Goethe­Instituts und von Siemens. Das Programm ermöglicht rund 100 amerikanischen Lehrern pro Jahr eine zweiwöchige Studienreise nach Deutschland. Im Anschluss geben sie ihre Eindrücke und Erfahrungen als Multiplikatoren an Kollegen und Schüler weiter. Das TOP­Netzwerk besucht zudem regionale Bildungskonferenzen und stellt etwa 100.000 Schülern 30.000 Lernmaterialien zur Verfügung. Das Programm richtete sich zunächst primär an Sozialkundelehrer, seit 2014 steht es auch Lehrern aus den MINT­Fachbereichen (Mathematik, Informatik, Naturwissenschaft und Technik) offen. Darüber hinaus bietet TOP auch ein einwöchiges Kompaktprogramm in Deutschland für Entscheidungsträger aus dem amerikanischen Bildungssystem an.

In diesem Jahr besuchten drei der sechs Studiengruppen die Deutsche Bank in Frankfurt. In der Zentrale nehmen die Teilnehmer an Führungen teil und gewinnen einen Einblick in die unternehmerische Verantwortung oder das Berufsausbildungsprogramm der Bank. Den Abschluss der Besuche bildet stets eine Diskussionsrunde, in der auch Fragen zu gesellschaftspolitischen Themen erörtert werden. Ein offener Dialog, den die Teilnehmer rege nutzen.

goethe.de/top

Große Chancen Born to BeEs ist ein großer Tag für die neuen Stipendiaten des STUDIENKOMPASS: der Tag der Aufnahmezeremonie. Bundesweit gehen bis Mitte Oktober 300 Jugendliche aus nichtakademischen Elternhäusern die ersten Schritte auf dem Weg in Richtung Universität. Drei Jahre lang werden sie individuell bei der Studien­ und Berufsorien­tierung gefördert. „Als Erste in meiner Familie habe ich den Sprung an die Hochschule geschafft. Ich hoffe, dass noch ganz lange viele, viele Schüler so wie ich von dieser intensiven Förderung profitieren“, sagt Katharina Keilpflug, STUDIENKOMPASS­Alumna und Studierende an der Universität Rostock. Die Erfolgsrate des Programms spricht für sich: Mehr als 95% der Teilnehmer nehmen ein Studium auf.

So wie der STUDIENKOMPASS gehen mit dem Beginn des neuen Schuljahres weltweit zahlreiche Born to Be­ Projekte der Deutschen Bank und ihrer Stiftungen in die nächste Runde. Im Jahr 2014 profitierten 1,2 Millionen junge Menschen von den Initiativen. In Deutschland unterstützt beispielsweise das Förderprogramm START im Schuljahr 2015/2016 erneut rund 640 engagierte Schüler mit Migrationshintergrund dabei, einen höheren Bildungs­abschluss zu erreichen. Das Deutsche Schüler stipendium, das sich an Jugendliche mit schwierigen Startbedingungen richtet, hat nach den Sommerferien ebenfalls wieder neue Stipendiaten in sein Programm aufgenommen. Und auch das Musikgymnasium Schloss Belvedere freut sich über frische Talente, die in den kommenden Jahren eine hochqualifizierte Instrumentalausbildung erhalten.

deutsche-bank-stiftung.dedeutsche-bank.de/borntobe

2.900 Stipendiaten profitierten seit 2007 vom STUDIENKOMPASSFoto: STUDIENKOMPASS / Stefanie Graul

TOP­Teilnehmer im Deutschen BundestagFoto: TOP

Preisträger Stephen A. Ross

Gesellschaftliches EngagementZukunftsweisend

LeistungsträgerSeit 2001 hat die Deutsche Bank 1.126 Athleten gefördert.

1.126 EdelmetallDie unterstützten Sportler haben bei Europa­meister schaften, Weltmeisterschaften, Olympischen Spielen und Paralympics insgesamt 1.745 Medaillen gewonnen, darunter 668 Goldmedaillen.

1.745

Born to BeTalentförderung im Spitzensport

Ausgezeichnet Deutsche Bank Prize in Financial EconomicsSchon zum sechsten Mal verlieh das Center for Financial Studies (CFS) zusammen mit der Goethe­Universität in Frankfurt am Main am 24. September den Deutsche Bank Prize in Financial Economics. Preisträger 2015 ist der US­Finanz ökonom Stephen A. Ross. Er ist Franco Modigliani Professor für Finanz­ und Wirtschaftswissenschaft an der Sloan School of Management des Massachusetts Institute of Technology. Sein Forschungsgebiet ist breit angelegt und umfasst die Ökonomie der Unsicherheit, die Unter nehmensfinanzierung, die Entscheidungstheorie und die Finanzökonometrie. „Stephen A. Ross hat unser heutiges analytisches Verständnis von und unseren praktischen Umgang mit Finanzinnovationen dauerhaft geprägt“, begründete der Juryvorsitzende Jan Pieter Krahnen die Preisvergabe an den international renommierten Wirtschaftswissenschaftler. Die wichtigsten von Ross entwickelten Modelle haben die Praxis entscheidend geprägt. Sie finden weltweit Anwendung und gehören zum Standard in der Wissenschaft und im Finanzsektor.

Bereits seit 2005 werden mit dem Deutsche Bank Prize in Financial Economics alle zwei Jahre herausragende Forschungs­leistungen zu relevanten Fragen der Ökonomie und Finanz wissen ­ schaft ausgezeichnet. Der vom Stiftungs fonds Deutsche Bank geförderte Preis ist mit 50.000 Euro dotiert und zählt damit zu den höchsten Auszeichnungen in den Bereichen Finanzen, Geld und Makroökonomie in Europa. Zwei der bisherigen Preis träger – Eugene Fama und Robert J. Shiller – erhielten im Jahr 2013 gemeinsam den Nobelpreis für Wirtschaftswissenschaften.

deutsche-bank.de/dbprizeifk-cfs.de/dbprize

Gold! Die Deutsche Bank Sport­Stipendiatin des Jahres 2014, Malaika Mihambo, hat mit ihrem 6,73 Meter weiten Sprung bei der U23­Europameisterschaft in Tallinn im Juli 2015 die Goldmedaille gewonnen. Ein Erfolg, der nicht überrascht. Die Siegerin der Publikumswahl vom letzten Jahr überzeugt seit Langem mit sehr guten Leistungen – sei es auf dem Sportplatz oder in ihrem Politik­studium. Nun standen erneut fünf Athleten bei der Online­Abstimmung zum Sport­Stipendiaten des Jahres 2015 in den Startlöchern: Aline Focken, Weltmeisterin im Ringen, Laura Grasemann, WM­Neunte im Buckelpistenfahren, Maximilian Hartung, Fechtweltmeister 2014, Sophia Saller, U23­Weltmeisterin im Triathlon, und die sehbehinderte Schwimmerin Maike Naomi Schnittger, WM­Bronzemedaillen­gewinnerin 2015. Das Publikum hat gewählt. Sophia Saller ist die Siegerin (siehe Kasten) und hat allen Grund zur Freude: Die Deutsche Bank, die 400 studentische Athleten mit 400 Euro pro Monat unter ­ stützt, verdoppelt ihr Stipendium für drei Semester auf monatlich 800 Euro. Die anderen vier Finalisten erhalten für den gleichen Zeitraum eine Zusatzförderung in Höhe von 200 Euro.

Doppelbelastung meisternStudium und Training zu koordinieren und beidem gerecht zu werden, ist für Spitzen­sportler oft eine große Heraus forderung. Der bei den Fechtweltmeister schaften in Moskau frisch gekürte Bronze gewinner Maximilian Hartung, 25, kennt diese Doppelbelastung zur Genüge. Neben seinem straffen Trainingsplan studiert er Soziologie, Politik und Wirtschaft an der Zeppelin Universität in Friedrichshafen und engagiert sich ehrenamtlich in verschie denen Sport­Organisationen. „Jede Uni, selbst jeder Dozent, geht anders oder auch gar nicht auf die Bedürfnisse von Spitzen athleten ein. Leistungssport und Studium sind zwei Fulltime­Jobs. Wer in Deutschland beides erfolgreich schafft, hat Riesenglück.“

Unterstützung erfährt er, wie aktuell 3.800 weitere Nachwuchssportler, von der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Ringerin Aline Focken, die im Septem­ ber 2014 in Usbekistan die Goldmedaille bei den Weltmeisterschaften gewann und in Saarbrücken ihren Master in „Prä­ vention und Gesundheitsmanage ment“ macht, arbeitet parallel sogar noch als Sport therapeutin. Ihr Alltag ist eng getaktet. „Bevor ich um 9 Uhr mit dem Auto 60 km nach Dormagen zum Training fahre, lerne ich morgens früh für mein Studium. Nach dem Training geht es weiter – 30 km nach Neuss, wo ich bis nachmittags als Therapeutin arbeite, anschließend wieder zum Training und abends steht dann eventuell nochmals Lernen an. Pro Woche trainiere ich somit zehn Einheiten, arbeite 10 bis 15 Stunden in der Praxis, dazu kommt das Studium.“ Eine Dreifachbelastung, die sie bravourös meistert.

Karriere, fertig, los!Als Nationaler Förderer der Stiftung Deutsche Sporthilfe unterstützt die Deutsche Bank seit 2001 junge Talente im deutschen Sport. Im Rahmen der Initiative Sprungbrett Zukunft engagiert sie sich auch über das Finanzielle hinaus. Ziel ist es, durch ein Mentorenprogramm, Kennwort­Bewerbungen und Kurzzeit­ Praktika für Athleten schon während der Sportkarriere die ersten beruflichen Weichen zu stellen. Beim Mentorenprogramm werden Top manager und Entscheider aus der Wirtschaft langjährige Karriere­begleiter und „Sparringspartner“ der Athleten. Die Deutsche Bank stellt aktuell neun Mentoren, die die jungen Sportler beraten. Darüber hinaus unterstützt sie die Praktikantenbörse – Unternehmen suchen Spitzensportler, die von Bundeskanzlerin Dr. Angela Merkel im Oktober 2014 gestartet wurde.

sportstipendiat.dedeutsche-bank.de/sporthilfe

Zwei Seiten einer MedailleDie Deutsche Bank fördert junge Top­Athleten in Partnerschaft mit der Stiftung Deutsche Sporthilfe.

Sophia Saller, Deutsche Bank Sport­Stipendiatin des Jahres 2015 / Finalisten der Publikumswahl (links) Fotos (links unten): Florian Schöllhorn und Maximilian Klein

SiegerehrungSophia Saller heißt die frisch gekürte Deutsche Bank Sport­Stipendiatin des Jahres 2015. Die Triathlonweltmeisterin 2014 (Altersklasse U23) hat neben ihrer sport lichen Karriere Mathematik an der Universität Oxford studiert und im Juni ihre letzte Masterprüfung mit der Auszeichnung „First Class Honours“ abgeschlossen. Nun setzt sie ihr Studium mit einer Promotion in Oxford fort – und geht weiterhin mit dem Blick auf Top­Platzierungen bei Rennen der „World Triathlon Series“ an den Start.

sophiasaller.eu

113D Deutsche Bank Herbst / Winter 201510 3D Deutsche Bank Herbst / Winter 2015

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Wie war Ihr Start in Deutschland?

Ich habe bei null angefangen, kannte niemanden. Natürlich wusste ich, dass es nicht einfach werden würde, aber mit so vielen Hindernissen hatte ich doch nicht gerechnet. Ich hatte in der Türkei an einer der besten Universitäten Statistik studiert und nach meinem Abschluss direkt eine Stelle im Vertrieb einer großen, internationalen Bank in Ankara bekommen. Alles ganz problemlos. Meinem damaligen Mann zuliebe bin ich dann vor acht Jahren nach Frankfurt gezogen. Ich kannte weder das Land noch die Kultur noch die Sprache. Die ersten zwei Jahre habe ich also erst mal Deutsch gelernt. Das war eine frustrierende Zeit: Plötzlich war ich wieder Schülerin, hatte kein eigenes Geld mehr, keine Freunde, fühlte mich unselbst ständig und in vielen Situationen ausge schlossen. Wie ein Kind, das niemand versteht. Auch die Jobsuche gestaltete sich schwierig. Ich hatte so viele Fragen, aber keine Antworten. Wo finde ich Jobangebote? Was muss in meinen Bewerbungs unterlagen stehen? Wie führe ich ein Bewerbungsgespräch? Zum Glück hat mich ein Freund auf beramí aufmerksam gemacht. Das Mentoring­Programm Einsteigen, Umsteigen, Aufsteigen begleitet gut qualifizierte Migrantinnen aus allen beruflichen Branchen auf ihrem Weg in den deutschen Arbeitsmarkt – also Menschen wie mich.

Wie konnte Ihnen beramí helfen?

In meinem Kurs waren 15 Frauen aus allen Teilen der Welt. Es war ein gutes Gefühl zu sehen, dass es anderen Frauen genauso ging wie mir und sie mit den gleichen Schwierigkeiten zu kämpfen hatten. Jede Teilnehmerin hatte eine persön liche Mentorin oder einen Mentor, die oder der sie während des Projektjahres unterstützt hat. Neben den Einzelcoachings gab es auch Gruppentreffen und ein individuell auf die Teilnehmerinnen abgestimmtes Workshop­Programm, darunter Bewerbungstrainings, Coachings u. a. zum Thema Selbstmarketing sowie Seminare zu Arbeits­ und Familien ­recht. Am Anfang stand ich vor einer Wand aus tausend Regeln, einem Dschungel aus Fachbegriffen – egal ob für den Lebenslauf, das Anschreiben oder das Bewerbungs­gespräch. Doch nach und nach kam Licht ins Dunkel. Erste Netzwerke entstanden. Ich habe vor allem nach Menschen Ausschau gehalten, die in der Finanzwelt arbeiten, da mir brancheninterne Kontakte oder ein Fürsprecher im Unternehmen für die erfolgreiche Jobsuche unerlässlich schienen. Sowohl meine Mentorin als auch eine Mit­arbeiterin von beramí haben mich sehr unterstützt. Ich nenne sie noch heute „meine Engel“. Ich hatte auch gleich zu Anfang des Programms Glück: Bereits zwei Monate nach dem Start hatte ich mein erstes Vorstellungsgespräch bei der Deutschen Bank. Dort habe ich länger als ein Jahr freibe­ ruflich als Statistikerin gearbeitet. Es war ein tolles Gefühl, damals diese Chance zu bekommen.

Wie ging es nach dem Abschluss des beramí-Programms für Sie weiter? Am Ende des Programms war ich immer noch bei der Deutschen Bank beschäftigt. In dieser Zeit habe ich ein Angebot für eine befristete Anstellung als Kreditanalystin von der İşbank bekommen. Als der Vertrag nicht verlängert wurde, musste ich erneut Bewerbungen schreiben. Ich bekam viele Einla dungen und konnte das im beramí­Programm Erlernte in den Bewerbungs­gesprächen anwenden. Natürlich gab es nicht nur Zusagen, aber Aufgeben war für mich keine Option. Ich habe mich weiter beworben und nebenher als Dolmetscherin gearbeitet. Dann bekam ich ein tolles Jobangebot von der Eurocity Bank in Frankfurt und habe sofort zugesagt. Für einige andere Teilnehmerinnen war der Einstieg schwieriger, weil ihre Studienabschlüsse hier nicht anerkannt wurden. Als Rechts anwältin oder Ärztin werden sie in Deutschland kaum arbeiten können, viele müssen eine neue Ausbildung machen oder umschulen. Andere nehmen Jobs an, die weit unter ihren Qualifikationen liegen. Das ist traurig, denn Deutschland braucht ja dringend Fachkräfte, hilft ihnen aber wenig bei der beruflichen Integration. Dabei sind gut ausgebildete Einwanderer, die arbeiten wollen, doch ein Gewinn für den deutschen Arbeitsmarkt und die Gesellschaft. Vereine wie beramí können zur Integration einen entschei­denden Beitrag leisten. Momentan überlege ich übrigens auch, mich selbst als Mentorin in dem Projekt einzubringen.

Welche Tipps würden Sie Frauen geben, die in Deutschland beruflich Fuß fassen wollen?

Zunächst muss man die Sprache lernen. Das öffnet viele Türen und hilft bei der Integration. Und es fördert das Selbstbewusst sein. Heute kann ich mit jedem sprechen, bin ein aktiver Teil der Gesellschaft und habe viele Freunde. Wichtig ist auch, sich ein Netzwerk aufzubauen, Kontakte zu knüpfen und engagiert zu sein. Wenn Hindernisse auftauchen, darf man nicht davor zurückschrecken, sondern sollte nach Vereinen oder Programmen suchen, die einem helfen. Natürlich bittet niemand gerne um Hilfe. Auch für mich war das neu, in der Türkei brauchte ich das nicht. Aber in Deutschland habe ich gelernt, Hilfe anzunehmen – und es ist ein schönes Gefühl. Deswegen helfe ich heute anderen und engagiere mich ehren amtlich für Menschen in schwierigen Situationen. Nur wenn ich in die Türkei fliege und meine ehemaligen Kollegen sehe, die fast alle schon in höheren Positionen tätig sind als ich, werde ich etwas wehmütig. Aber trotzdem möchte ich nicht zurückgehen. Mir gefällt die deutsche Arbeitswelt, die Ordnung und das exakte Arbeiten, der Fleiß und die vielen Regeln, auf denen das System basiert – das alles passt einfach gut zu mir. Für mich ist Deutschland jetzt meine Heimat, Frankfurt mein Zuhause.

berami.dedeutsche-bank.de/mitarbeiterengagement

AngekommenAls Selin Babacan, 39, von Ankara nach Frankfurt am Main zog, brachte sie außer einem akademischen Titel auch sieben Jahre Berufserfahrung mit. Trotzdem fiel ihr der Einstieg in die Berufswelt schwer. Erst das Projekt Einsteigen, Umsteigen, Aufsteigen. Mentoring für Migrantinnen in Frankfurt am Main von beramí berufliche Integration e. V., das seit 2005 gut qualifizierte Migrantinnen in Deutschland beim Wiedereinstieg in ihren Beruf unterstützt, brachte sie wieder auf Erfolgskurs – so wie schon 163 Teilnehmerinnen aus 54 Ländern vor ihr. Das Projekt wird vom Frauenreferat der Stadt Frankfurt finanziert. Seit 2007 haben sich rund 30 Deutsche Bank­Mitarbeiter als Mentoren engagiert.

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