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1 Einleitung Im Zuge von Neu- und Ausbaumaßnahmen im Straßen- und Autobahnbau entstehen vielfach Böschungen durch Einschnitte und Aufschüttungen, die zum Zwecke einer anschließenden Begrünung in der Regel mit Oberboden angedeckt werden. Die Neigung dieser Böschungen beträgt ge- wöhnlich zwischen 1:1,5 und 1: 2. Damit ist die – meist in einer Stärke von 15 bis 20 cm aufzubringende – Oberbodenschicht stark rutschungs- und erosionsgefährdet. Bindige (Lehme) und erosionsanfällige Bodenarten (besonders schluffreiche Sub- strate, bindige Rohböden mit geringer Ag- gregatstabilität) erhöhen naturgemäß die Rutschungs- und Erosionsgefahr (Blume 1990). Um Rutschungen und Erosion zu verhin- dern oder zumindest drastisch zu reduzie- ren, kommen vor dem Auftrag geeigneter Oberböden vorwiegend ingenieurbiologi- sche Verfahren bzw. Bauweisen zum Ein- satz. Hierbei handelt es sich vorwiegend um Faschinen oder Flechtzäune (Schlü- ter 1996, Zeh 2007). Die folgende vergleichende Bewertung von Faschinen und Flechtzäunen soll dazu beitragen, die jeweils am besten geeignete Bauweise zur Erzielung der gewünschten Böschungssicherung auszuwählen. Bei dieser Bewertung spielen – neben der ak- tuell anzustrebenden Böschungssicherung – auch Fragen der Langlebigkeit, die zu erwartenden Baukosten sowie mögliche Probleme der technischen und baulichen Umsetzung eine wichtige Rolle. Gleichzei- tig werden Aussagen zum Stand der Tech- nik, zur Herstellung und zum Einbau von Faschinen und Flechtzäunen, zu den Be- lastungen, welchen sie standhalten müs- sen, und zu den Erosionsrisiken, die sie absichern können, getroffen. 2 Fragestellung Die hinsichtlich der Böschungssicherung vorrangig zu stellenden Fragen lauten wie folgt: – Wie groß ist die Erosions- bzw. Rut- schungsgefahr für den auf Rohboden- böschungen anzudeckenden Oberboden? Welche Vorgaben werden für die Siche- rung von Böschungen durch Flechtzäune und Faschinen in der Fachliteratur, in gängigen Regelwerken und von Exper- ten aus der Praxis für derartige Bau- werke gemacht? Wie fällt der direkte Vergleich zwischen Faschinen und Flechtzäunen aus? Wo liegen die Möglichkeiten und Grenzen von Faschinen und Flechtzäunen in Be- zug auf die Verhinderung von Rut- schungen bei Oberbodenandeckungen an Böschungen? Die im Folgenden getroffenen Aussagen basieren auf langjähriger Berufserfahrung der Autoren im Bereich Projektbetreuung und Projektüberwachung, auf einschlägi- gen Literaturangaben, auf Erfahrungsbe- richten von praxisorientierten Fachleuten sowie auf Baustellenunterlagen und LV- Texten in Standardleistungskatalogen des Landschaftsbaus. 3 Standortbewertung 3.1 Erosions- und Rutschungsgefahr für Oberbodenaufträge auf Böschungen Erosions- und Rutschungsgefahr an einer Böschung hängen von folgenden Faktoren ab: Böschungslänge: Je länger die Böschung Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung · Böschungssicherung 347 Straße und Autobahn 6.2008 Vergleichende Bewertung von Faschinen und Flechtzäunen zur Böschungssicherung im Verkehrswegebau Egon Stalljann und Stephan Bloemer Zu begrünende Böschungen entlang von Verkehrswegen werden häufig mit Oberboden angedeckt. Solche Bodenandeckungen sind bei den üblichen Böschungsneigungen von 1 : 1,5 bis 1 : 2 stark erosions- und rutschungsgefährdet. Durch das Aufrauhen des Untergrundes und die Herstellung einer guten Verzahnung zwischen Rohböschung und anzudeckendem Oberboden kann die Rutschungsgefahr verringert werden. In der Regel sind jedoch weitergehende ingenieurbiologische Schutzmaßnahmen wie der Bau von Faschinen oder Flechtzäunen erforderlich. Der Beitrag vergleicht die Bauweisen Faschinen und Flechtzäune zur Sicherung von Bodenaufträgen hinsichtlich ihrer Herstellung, ihrer technischen Umsetzung, ihrer Erosionsschutzwirkung und ihrer Kosten. Slopes along traffic routes which have to be vegetated are generally covered with topsoil. Taking into account the slope inclination, which is commonly 1 : 1,5 to 1 : 2, topsoil covers are strongly exposed to erosion and land slides. The risk of slides can be reduced by preparing a rough slope surface before applying the topsoil in order to achieve an effective soil layer interlocking. Additionally, as a general rule, bioengineering measures such as fascines and wickerwork fences are required to attain a reliable slope protection. The article compares the two bioengineering techniques, fascines and wickerwork fences, with regard to the aspects of fabrication, technical implementation, erosion control and expenses. Verfasseranschriften: Dr. E. Stalljann, SW-Düngesysteme GmbH, Am Exer 10 b, 38302 Wolfenbüttel; Geogr. S. Bloemer, M.A., Bender GmbH & Co. KG, Niederlassung Düsseldorf, Henkelstr. 282, 40599 Düsseldorf

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1 Einleitung

Im Zuge von Neu- und Ausbaumaßnahmenim Straßen- und Autobahnbau entstehenvielfach Böschungen durch Einschnitteund Aufschüttungen, die zum Zwecke eineranschließenden Begrünung in der Regelmit Oberboden angedeckt werden. DieNeigung dieser Böschungen beträgt ge-wöhnlich zwischen 1:1,5 und 1: 2. Damitist die – meist in einer Stärke von 15 bis20 cm aufzubringende – Oberbodenschichtstark rutschungs- und erosionsgefährdet.Bindige (Lehme) und erosionsanfälligeBodenarten (besonders schluffreiche Sub-strate, bindige Rohböden mit geringer Ag-gregatstabilität) erhöhen naturgemäß dieRutschungs- und Erosionsgefahr ( B l u m e1990). Um Rutschungen und Erosion zu verhin-dern oder zumindest drastisch zu reduzie-ren, kommen vor dem Auftrag geeigneterOberböden vorwiegend ingenieurbiologi-sche Verfahren bzw. Bauweisen zum Ein-satz. Hierbei handelt es sich vorwiegendum Faschinen oder Flechtzäune ( S c h l ü -t e r 1996, Z e h 2007).Die folgende vergleichende Bewertungvon Faschinen und Flechtzäunen soll dazu

beitragen, die jeweils am besten geeigneteBauweise zur Erzielung der gewünschtenBöschungssicherung auszuwählen. Beidieser Bewertung spielen – neben der ak-tuell anzustrebenden Böschungssicherung– auch Fragen der Langlebigkeit, die zuerwartenden Baukosten sowie möglicheProbleme der technischen und baulichenUmsetzung eine wichtige Rolle. Gleichzei-tig werden Aussagen zum Stand der Tech-nik, zur Herstellung und zum Einbau vonFaschinen und Flechtzäunen, zu den Be-lastungen, welchen sie standhalten müs-sen, und zu den Erosionsrisiken, die sieabsichern können, getroffen.

2 Fragestellung

Die hinsichtlich der Böschungssicherungvorrangig zu stellenden Fragen lauten wiefolgt:– Wie groß ist die Erosions- bzw. Rut-

schungsgefahr für den auf Rohboden-böschungen anzudeckenden Oberboden?

– Welche Vorgaben werden für die Siche-rung von Böschungen durch Flechtzäuneund Faschinen in der Fachliteratur, ingängigen Regelwerken und von Exper-

ten aus der Praxis für derartige Bau-werke gemacht?

– Wie fällt der direkte Vergleich zwischenFaschinen und Flechtzäunen aus? Woliegen die Möglichkeiten und Grenzenvon Faschinen und Flechtzäunen in Be-zug auf die Verhinderung von Rut-schungen bei Oberbodenandeckungenan Böschungen?

Die im Folgenden getroffenen Aussagenbasieren auf langjähriger Berufserfahrungder Autoren im Bereich Projektbetreuungund Projektüberwachung, auf einschlägi-gen Literaturangaben, auf Erfahrungsbe-richten von praxisorientierten Fachleutensowie auf Baustellenunterlagen und LV-Texten in Standardleistungskatalogen desLandschaftsbaus.

3 Standortbewertung

3.1 Erosions- und Rutschungsgefahr fürOberbodenaufträge auf Böschungen

Erosions- und Rutschungsgefahr an einerBöschung hängen von folgenden Faktorenab:

– Böschungslänge: Je länger die Böschung

Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung · Böschungssicherung

347Straße und Autobahn 6.2008

Vergleichende Bewertung von Faschinenund Flechtzäunen zur Böschungssicherung im VerkehrswegebauEgon Stalljann und Stephan Bloemer

Zu begrünende Böschungen entlang von Verkehrswegen werden häufig mit Oberboden angedeckt. SolcheBodenandeckungen sind bei den üblichen Böschungsneigungen von 1: 1,5 bis 1: 2 stark erosions- undrutschungsgefährdet. Durch das Aufrauhen des Untergrundes und die Herstellung einer guten Verzahnungzwischen Rohböschung und anzudeckendem Oberboden kann die Rutschungsgefahr verringert werden. In derRegel sind jedoch weitergehende ingenieurbiologische Schutzmaßnahmen wie der Bau von Faschinen oderFlechtzäunen erforderlich. Der Beitrag vergleicht die Bauweisen Faschinen und Flechtzäune zur Sicherung vonBodenaufträgen hinsichtlich ihrer Herstellung, ihrer technischen Umsetzung, ihrer Erosionsschutzwirkung undihrer Kosten.

Slopes along traffic routes which have to be vegetated are generally covered with topsoil. Taking into accountthe slope inclination, which is commonly 1: 1,5 to 1: 2, topsoil covers are strongly exposed to erosion and landslides. The risk of slides can be reduced by preparing a rough slope surface before applying the topsoil in orderto achieve an effective soil layer interlocking. Additionally, as a general rule, bioengineering measures such asfascines and wickerwork fences are required to attain a reliable slope protection. The article compares the twobioengineering techniques, fascines and wickerwork fences, with regard to the aspects of fabrication, technicalimplementation, erosion control and expenses.

Verfasseranschriften:Dr. E. Stalljann, SW-Düngesysteme GmbH,Am Exer 10 b, 38302 Wolfenbüttel;Geogr. S. Bloemer, M.A.,Bender GmbH & Co. KG,Niederlassung Düsseldorf,Henkelstr. 282, 40599 Düsseldorf

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ist, desto schneller und erosionswirksa-mer fließt das Oberflächenwasser ab,und desto schwerer ist die Last des an-gedeckten Oberbodens, die RichtungHangfuß drückt.

– Böschungsneigung: Sie beeinflusst dieAblaufgeschwindigkeit des Oberflä-chenwassers und die Rutschungsgefahrdes angedeckten Oberbodens.

– Bodenart (Körnung): Kleinere Boden-partikel werden eher verlagert als grö-ßere, bindige Böden neigen verstärkt zuRutschungen. Schluffige Böden sind be-sonders erosionsgefährdet.

– Niederschlagsmenge und -intensität:Menge und Energie des ablaufendenWassers pro Zeiteinheit.

– Rauigkeit der Oberfläche: Sie wird durchBewuchs, Mikrorelief, Bodengefüge undKornstruktur beeinflusst.

Bei der Herstellung von Böschungen istgemäß DIN 18918 (DIN 2003) zu gewähr-leisten, dass kein Oberflächenwasser vonoben unkontrolliert über die Böschung ab-geleitet wird. Dies würde unweigerlich zumehr oder weniger starken Erosionsbil-dungen führen. Hier sind geeignete bau-liche Maßnahmen oberhalb der Böschung(Dränage- und Abflussgräben, kleineDämme mit gezielten Abflussstellen, etc.)zu ergreifen, um derartige Effekte zu ver-hindern.Wird auf einer profilierten Böschung eineOberbodenschicht aufgetragen, ist daraufzu achten, dass eine ausreichende Verzah-nung zwischen Unter- und Oberbodenhergestellt wird. Abrutschungen vonOberbodenandeckungen treten vor allemdann auf, wenn diese ihre volle Feldkapa-zität erreicht haben und der Unterbodenmangels Verzahnung zu einer Gleitflächewird. Dann können ganze Bodenpartienabrutschen und unter Umständen sogar

den motorisierten und unmotorisiertenVerkehr gefährden. Diese Effekte lassensich durch eine Ansaat nicht kurzfristigverhindern. Erst wenn die Pflanzen ein in-tensives und ausreichend tiefes Wurzel-werk entwickelt haben, verringert sich dieGefahr einer Rutschung. Der wirksamsteSchutz gegen derartige Phänomene ist einstabiler Profilaufbau mit guter Bodenver-zahnung.

Sind diese notwendigen Verzahnungs-arbeiten nicht Teil des ausgeschriebenenLeistungsumfangs, sollten bei glatt gestal-teten Böschungsoberfächen entsprechendeBedenken angemeldet und dieser fehlendeArbeitsschritt (Aufrauen der Böschung vorFaschinen- bzw. Flechtzaunbau und Bo-denandeckung) vom anbietenden bzw.ausführenden Bauunternehmen als Nach-trag eingefordert werden.

Ein mögliches Abrutschen von angedeck-tem Oberboden kann über die notwendigeund in der DIN 18918 geforderte Verzah-nung zwischen anstehendem bzw. ge-schüttetem Rohboden und angedecktemOberboden hinaus durch das Anbringenvon Faschinen oder Flechtzäunen weitest-gehend verhindert werden. Dabei ist unbe-dingt auf eine fachgerechte Bauweise unddie Berücksichtigung der auftretendenZugkräfte zu achten.

3.2 Auswirkungen des Klimawandels aufdie Erosions- und Rutschungsgefahr

In diesem Zusammenhang ist eindringlichdarauf hinzuweisen, dass im Zuge des glo-balen Klimawandels künftig mit einerdeutlich erhöhten Erosionsproblematik zurechnen ist. Die Winterniederschläge dürf-ten sich, je nach Region, um 10 bis 50%erhöhen (Speka t , Enke und Kre i en -kamp 2007). Darüber hinaus wird die

Niederschlagsvariabilität zunehmen, es istalso vermehrt mit Starkniederschlägen zurechnen. Schon im 20. Jahrhundert habendie Winterniederschläge besonders imWesten und Süden Deutschlands deutlichzugenommen (S chönw i e s e et al. 2003).Die klimatischen Veränderungen sind fürUnternehmen, die im Erosionsschutz aktivsind, bereits seit geraumer Zeit deutlichwahrnehmbar.

3.3 Bewährte Alternativen zur Oberboden-andeckung auf Böschungen

Die Nachteile von Oberbodenandeckungensind in der Fachliteratur hinlänglich be-schrieben und können durch fachgerechteRohbodenbegrünungen problemlos um-gangen werden. Anstelle eines mit inge-nieurbiologischen Bauweisen wie Faschi-nen oder Flechtzäune aufwändig zu si-chernden Oberbodenauftrages kann deranstehende Rohboden mit speziellen Re-zepturen per Nassansaat erfolgreich be-grünt und gegen Erosion gesichert werden( S t a l l j a n n 1987, 2000 und S t a l l -j a n n und Wa g n e r 2001). Dieses ober-bodenlose Verfahren ist seit vielen JahrenStand der Technik und wird von speziali-sierten Begrünungsunternehmen routine-mäßig und großflächig angewendet( B l o e m e r 2000, 2002 und 2003, K i r -m e r und T i s c h e w 2006).

4 Sicherung von Böschungen durchFaschinen und Flechtzäune – vergleichende Bewertung

Der Einbau von Faschinen und Flechtzäu-nen gehört zu den ingenieurbiologischenSicherungsbauweisen. In der gängigen Fach-literatur ( Vo l k m a n n 1976, B e g e -m a n n und S c h i e c h t l 1986, S ch l ü -t e r 1996, G r ay und So l i r 1996, F l o -r i n e t h 2004, Z e h 2004) werden Art,Herstellung und Bauausführung für dieAnbringung von Faschinen und Flecht-zäunen ausführlich beschrieben.

4.1 Beschreibung Faschinen nach Zeh

„Faschinen werden aus lebenden Ästenund/oder toten Ruten zu 20 bis 40 cmdicken Walzen zusammengebunden. Dabeihaben die lebenden Weidenäste bzw. dietoten Ruten einen Durchmesser von 2 bis4 cm bei Astlängen von 2 bis 6 m. DieWalzen werden durch geglühten Draht miteiner Stärke von 2 bis 3 mm zusammen-gebunden. Die Walzen werden durch 30bis 60 cm lange, in den Boden eingeschla-gene Holzpflöcke (Durchmesser 3 bis 5 cm)

Böschungssicherung · Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung

348 Straße und Autobahn 6.2008

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oder Stahlstäbe (Durchmesser 10 bis 20mm) verankert.Je nach Bauweise und Aufgabenstellungwerden die Walzen horizontal, schräg bzw.rautenförmig oder vertikal eingebaut. Beihorizontaler Anordnung wirkt die FaschineWasser speichernd. Bei geneigter oder ver-tikaler Anordnung wirkt sie wegen derlängsgerichteten Äste entwässernd. Bei lebenden Faschinen wird durch denhohen Wasserverbrauch der anwachsen-den Weiden dem Boden Wasser entzogenund damit die Erosion verhindert. Die Ver-wurzelung erhöht der Schutz vor Rut-schungen und verbessert die Verzahnungzwischen Untergrund und angedecktemBoden. Darüber hinaus wirken die Walzenauch als Barrieren, die die vom rut-schungsgefährdeten Boden ausgehendenKräfte auffangen.“ Bei horizontal bis geneigt verlegten Tot-holzfaschinen wirken die verlegten Wal-zen ausschließlich als Barrieren, die denrutschungsgefährdeten Boden bremsenund die vom angedeckten Boden ausgeüb-ten Kräfte aufnehmen. Mit der Zeit füllensich die Walzen mit feuchtem Boden (ein-geschwemmtem und gefiltertem Erosions-sediment), was ihre Wirkung als brem-sende Barriere noch erhöht ( Z e h 2007)(Bilder 1 und 2).

4.2 Beschreibung Flechtzaun nach Zeh

„Lange Pfähle aus Holz oder Stahl werdenin 100 bis 300 cm Abständen in die Erdegeschlagen. Dazwischen setzt man in Ab-ständen von ca. 30 cm kurze, lebende“ …oder tote … „Steckhölzer (Spieker) von 30bis 80 cm Länge. Danach sind lange, bieg-same Ruten ausschlagfähiger“ … oder to-ter… „Weiden (Mindestlänge 120 cm) mitdem dicken Ende in den Boden zu stecken

und nach Korbmacherart um die Pfähle zuflechten. Je nach Bauweise und Aufgaben-stellung werden die Flechtzäune horizon-tal oder rautenförmig eingebaut. Konsolidierend für lose Oberbodenschich-ten; nur geringe Tiefenwirkung“. ( Z e h2007) (Bilder 3 und 4).

4.3 Vergleichende Bewertung von Faschineund Flechtzaun

4.3.1 Bewertungsaspekt: Technischer Einbau

Faschine– Rasche und einfache Ausführung; vor-

produzierte Walzen bzw. Wippen wer-

Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung · Böschungssicherung

349Straße und Autobahn 6.2008

Bild 1: SchematischeDarstellung des Hang-faschinenbaus (Quelle: Begemann undSchiechtl 1986)

Bild 2: Rautenförmigverlegte Hangfaschinenvor Oberboden-andeckung, Orts-umgehung Neuhäusel

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den hangseitig vor die eingeschlagenenPfähle gelegt, oder die Pfähle werdendurch die Wippen geschlagen.

– Die Vorproduktion erhöht die Einbauge-schwindigkeit enorm, was im Hinblickauf die Ausnutzung von Schönwetter-perioden oder bei eng gesetzten Aus-führungsterminen ein wichtiges Argu-ment darstellt.

– Verhinderung von Verstopfungen derEntwässerung, störungsfreie Dränung.

Flechtzaun

– Zeit- und arbeitsaufwendige, ver-gleichsweise komplizierte Ausführung,da jede Rute vor Ort um Pflöcke undSpieker geflochten werden muss. HoherMaterialverbrauch.

– Nur sehr lange, gut flechtbare Äste sindgeeignet.

– Unbrauchbar bei steinigen Bodenver-hältnissen, da die in den Boden zu ste-ckenden Rutenenden nur schwer imsteinigen Untergrund sicher zu befesti-gen sind.

– Gute Anpassung an bestehende Gelände-verhältnisse, z. B. bei schlängelndemBachverlauf unterhalb eines Hanges.

– Benötigt bei geringem Raumangebot

(z. B. schmaler Bachlauf) weniger Quer-profil.

4.3.2 Bewertungsaspekt Kosten

– Bei einem Faschinendurchmesser bzw.einer Flechtzaunhöhe von 20 cm und ei-ner Verlegemenge von 1000 bis 5 000 mliegen die durchschnittlichen Preise fürden Flechtzaun im Schnitt etwa um das1,5-fache je Laufmeter (Preisniveau2007) über den Preisen für Faschinen.Diese Angabe geht von auskömmlichenPreisen aus, die eine korrekte Bauaus-führung ermöglichen. Die Mehrkostenfür den Flechtzaun im Vergleich zur Fa-schine begründen sich in dem deutlichhöheren Arbeitsaufwand vor Ort.

4.3.3 Bewertungsaspekt Böschungssicherndebzw. ingenieurbiologische Wirkung

Faschine– Hohe Böschungssicherung, da breite

Wippen optimal die vom rutschungsge-fährdeten Boden ausgehenden Kräfteauffangen (Höhendurchmesser = Brei-tendurchmesser).

– Die Wirkung der Wippen steigt mit derMenge des in ihnen durch den Filter-effekt gesammelten Erdreichs.

– Damit nimmt die böschungssicherndeWirkung durch die Menge des in derWalze gesammelten Bodenmaterials mitder Zeit noch zu.

– Vergleichsweise geringer Arbeitsauf-wand und damit verbunden geringereTrittbelastung als beim Flechtzaunbau.Daher keine zusätzlichen Störungen immeist labilen Böschungsbereich.

– Geringere Anforderung an Länge undBiegsamkeit der Äste.

– Lebendfaschinen gewährleisten beioberflächlicher Einbringung und guterErdbedeckung eine bessere Durchwur-zelung des Bodens als Flechtzäune auslebenden Weidenruten.

– Schräg eingebaute Faschinen bieteneine bessere Hangentwässerung alsschräg eingebaute Flechtzäune.

Flechtzaun

– Haupteinsatzbereich von Flechtzäunenist die Böschungsfußsicherung an ge-schiebearmen Gewässern.

– Im Vergleich zur Faschine geringereBöschungssicherung bei Erdandeckungda die Flechtzaunstrukturen die vomrutschungsgefährdeten Boden ausge-henden Kräfte nicht optimal auffangen.

– Hohe Zahl der in den Boden eingesteck-ten Flechtruten lockert und destabili-siert den Untergrund.

– Der intensive und deutlich höhere Ar-beitsaufwand und die damit verbun-dene stärkere Trittbelastung beim Ein-bau von Flechtzäunen führen zu zu-sätzlichen Störungen im meist labilenBöschungsbereich.

– Flechtzaune erreichen nicht die Drän-leistung von Faschinen.

5 Fazit und Ausblick

Vor dem Einbau von Faschinen und Flecht-zäunen ist darauf zu achten, dass der an-zudeckende und gegen Erosion und Rut-schung zu sichernde Oberboden eine guteVerzahnung mit dem anstehenden oderaufgeschütteten und dann meist verdich-teten Rohboden hat. Ferner ist darauf zuachten, dass geeignete Maßnahmen ergrif-fen werden, um unkontrolliert von oben indie Böschung eintretendes Oberflächen-wasser zu vermeiden. Beides, eine ausrei-chende Verzahnung und den Schutz vorunkontrolliert ablaufendem Oberflächen-wasser, fordert die DIN 18918.

Fasst man die in der Fachliteratur, in Re-gelwerken und in Herstellerangaben dar-

Böschungssicherung · Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung

350 Straße und Autobahn 6.2008

Bild 3: SchematischeDarstellung des Flecht-zaunbaus (Quelle: Zeh 2007)

Bild 4: Rautenförmigverlegter Flechtzaun,Reihenabstand 1,5 m,Pflockabstand 0,5 m;Baustelle Bahn AG, ICENeubautrasse Mann-heim/Stuttgart, BereichRollenbergtunnelportalOst

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gelegten Angaben zur Eignung von Fa-schinen und Flechtzäunen zusammen undergänzt diese durch die umfangreiche Pro-jekterfahrung der Autoren und durchÄußerungen und Erfahrungen von Fach-leuten der Ingenieurbiologie, kann festge-halten werden, dass der Einbau von Fa-schinen im Vergleich zum Einbau vonFlechtzäunen die stabilere Bauweise anBöschungen zur Sicherung von angedeck-tem Oberboden darstellt und damit heuteStand der Technik ist.

Betrachtet man darüber hinaus die zu er-wartenden Baukosten, muss festgehaltenwerden, dass der Einbau von Faschinen inHanglagen zur Stabilisierung von ange-decktem Oberboden im Vergleich zumEinbau von Flechtzäunen die preisgünsti-gere Sicherungsbauweise darstellt. Unterdem Aspekt einer zügigen Umsetzung vonBaumaßnahmen ist der Einbau von Fa-schinen dem Einbau von Flechtzäunenwiederum überlegen. Durch eine möglicheVorfertigung von Faschinen können kurzeBauzeiten sowie geeignete und meist kurzeSchönwetterperioden optimal genutztwerden.

Zusammengefasst ist bei einem direktenVergleich der Einbau von Faschinen zurStabilisierung von Bodenandeckungen anBöschungen in den Bereichen Bauwerksta-bilität, geringere Baukosten und schnellereBauzeiten dem Flechtzaun überlegen. ImHinblick auf sich verstärkende Nieder-schläge im Winter und die zunehmendeGefahr von Starkregenereignissen im Rah-men der globalen Klimaveränderung unddie damit verbundene erhöhte Gefahr vonErosion und Rutschungen sollten aus-schreibende Stellen wie Ingenieurbürosund Kommunen die Faschine dem Flecht-zaun unbedingt vorziehen.

Wo immer möglich, sollte darüber hinausder Rohbodenbegrünung ohne Oberboden-andeckung als einzig wirklich standortge-rechte Begrünung und Böschungssiche-rung der Vorzug gegeben werden.

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Faschinen und Flechtzäune zur Böschungssicherung · Böschungssicherung

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