Verletzungen und Überlastungsschäden im Motorrad-Enduro-Sport

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SCHWERPUNKT Verletzungen und Uberlastungssch aden im Motorrad-Enduro-Sport Manuel Sabeti 1 , Markus Serek 2 , Matthias Geisler 4 , Tom Pachtner 5 , Maximilian Schmidt 2,4 , Richard Crevenna 3 , Karin Pieber 3 1 AKH Wien, Orthopa ¨die, Wien, Osterreich 2 Orthopa ¨disches Rehabilitationszentrum, St. Andra ¨, Osterreich 3 AKH Wien, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien, Osterreich 4 Landesklinikum Voralpen Lilienfeld, Osterreich 5 Krankenhaus St. Po ¨lten, Urologie, St. Po ¨lten, Osterreich Eingegangen am 12. Januar 2012; akzeptiert am 13. Februar 2012 Historisches Im Jahre 1817 wurde von Karl Drais ein zweira ¨driges Laufrad zur Fortbe- wegung entwickelt. Der na ¨chste Schritt in der Entwicklung des Mo- torrades war die Implementierung eines Motors anstatt der Beine und der Ko ¨ rperkraft zur Erleichterung der Lokomotion. Louis Perreaux kon- struierte 1871 das ,,Dampfveloci- ped‘‘. Gottlieb Daimler verwendete 1885 als erster einen Benzinmotor in seinem ,,Reitwagen‘‘, welcher aber u ¨ber Stu ¨tzra ¨der verfu ¨gte und demnach nicht einspurig war. Hilde- brand und Wolfmu ¨ller stellten 1894 das erste Serienmotorrad vor. 1904 wurde die FICM (Federation Interna- tionale des Clubs Motorcyclistes) ge- gru ¨ndet. 1907 fand das erste offi- zielle Motorradrennen der Geschich- te auf der Isle of Man statt. Um die Belastbarkeit von Mensch und Ma- schine im Wettkampf zu messen, wurde 1913 das erste Gela ¨nde-Mo- torrad-Enduro-Rennen ausgetragen. Seither finden weltweit Enduro-Mo- torrad-Rennen statt, von denen wohl das bekannteste die Rallye Dakar ist. Eines der ha ¨rtesten Enduro-Rennen weltweit ist das ja ¨hrlich seit 1995 abgehaltene Erzbergrodeo in Eisen- erz, Osterreich. Allgemeines Motorrad-Wettkampfsport und be- sonders die Off-road-Disziplinen wie Moto Cross und Moto Enduro gelten, der allgemeinen Meinung nach, als Hochrisiko-Sportarten. Moderne En- duro- Wettkampfmotorra ¨der wiegen meist weniger als 105 kg und ko ¨nnen bis zu 50 ps und mehr leisten. Diese technischen Voraussetzungen haben zu einer notwendigen und auch wesentlichen Verbesserung der Si- cherheitsausru ¨stung der Athleten beigetragen. Eine moderne Schutz- kleidung umfasst einen Helm mit Gesichtsschutz, Schutzbrille, Na- cken- und davon getrennt Wirbelsa ¨u- lenprotektor, Protektorenweste, Handschuhe, Schutzhose und Stiefel. Trotz all dieser Sicherheitsmaßnah- men sind eine Vielzahl an Zusammenfassung Sechs Prozent aller gestarteten Fahrer sturzten. Zwei Prozent erlitten eine Ver- letzung, wovon 80 Prozent banal waren. Mehr als 50% aller Untersuchten zeig- ten Uberlastungssyndrome, wovon Hand, Handgelenk und Unterarm die am haufigsten betroffenen Regionen waren. Das transiente Karpaltunnelsyn- drom und das beginnende Kompart- mentsyndrom der Unterarmbeugemus- kulatur konnten als Diagnosen etabliert werden. Eine Therapie mit Coolpacks und einfachen Vibrationsdampfern brachte subjektive Verbesserungen. Schlusselworter Motorrad – Unfall – Uberlastung M. Sabeti et al. Accidents and Injuries in Enduro Motorcycling Abstract According to public opinion, enduro- motorcycling is a dangerous sports. Lit- tle is known of accident mechanism during a competition and overuse inju- ries in enduro- motorcycling. Aim of this study is to evaluate accident and injury patterns as well as overuse syndromes. To detect overuse injuries volunteering athletes were examined immediately before and after each run. Six percent of all started riders sustained an acci- dent. Two percent got injured of which 80% were of superficial kind. More then 50% of all examined riders pre- sented overuse injuries with predomi- nance at the forearm, the wrist and the hand. The transient carpal tunnel syn- drome and the beginning compartment syndrome of the forearm flexors were established as diagnosis. Coolpacks and simple vibration blockers led to subjective improvement. Competitive enduro- motorcycling is an average risky sports. The incidence of overuse reactions is evident in more of 50% of all riders and is hence a relevant issue in sports medicine. Keywords Motorcycle – Accident – Overuse SportOrthoTrauma 28, 74–78 (2012) Elsevier – Urban&Fischer www.elsevier.de/SportOrthoTrauma doi:10.1016/j.orthtr.2012.02.010 Orthopadie Traumatologie 74 M. Sabeti et al. Verletzungen und Uberlastungsschaden im Motorrad-Enduro-Sport SCHWERPUNKT

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Zusammenfassung

Sechs Prozent aller gestarteten Fahrerst€urzten. Zwei Prozent erlitten eine Ver-letzung, wovon 80 Prozent banal waren.Mehr als 50% aller Untersuchten zeig-ten €Uberlastungssyndrome, wovonHand, Handgelenk und Unterarm dieam h€aufigsten betroffenen Regionenwaren. Das transiente Karpaltunnelsyn-drom und das beginnende Kompart-mentsyndrom der Unterarmbeugemus-kulatur konnten als Diagnosen etabliertwerden. Eine Therapie mit Coolpacksund einfachen Vibrationsd€ampfernbrachte subjektive Verbesserungen.

Schl€usselw€orterMotorrad– Unfall – €Uberlastung

M. Sabeti et al.

Accidents and Injuries inEnduro Motorcycling

Abstract

According to public opinion, enduro-motorcycling is a dangerous sports. Lit-tle is known of accident mechanismduring a competition and overuse inju-ries in enduro- motorcycling. Aim of thisstudy is to evaluate accident and injurypatterns as well as overuse syndromes.To detect overuse injuries volunteeringathletes were examined immediatelybefore and after each run. Six percentof all started riders sustained an acci-dent. Two percent got injured of which80% were of superficial kind. Morethen 50% of all examined riders pre-sented overuse injuries with predomi-nance at the forearm, the wrist and thehand. The transient carpal tunnel syn-drome and the beginning compartmentsyndrome of the forearm flexors wereestablished as diagnosis. Coolpacksand simple vibration blockers led tosubjective improvement. Competitiveenduro- motorcycling is an averagerisky sports. The incidence of overusereactions is evident in more of 50% ofall riders and is hence a relevant issuein sports medicine.

KeywordsMotorcycle– Accident– Overuse

SportOrthoTrauma 28, 74–78 (2012)Elsevier – Urban&Fischer

www.elsevier.de/SportOrthoTraumadoi:10.1016/j.orthtr.2012.02.010

Orthop€adieTraumatologie

74 M. Sabeti et al. � Verletzungen un

SCHWERPUNKT

SCHWERPUNKT

Verletzungen und€Uberlastungssch€aden imMotorrad-Enduro-Sport

Manuel Sabeti1, Markus Serek2, Matthias Geisler4, Tom Pachtner5,Maximilian Schmidt2,4, Richard Crevenna3, Karin Pieber31AKH Wien, Orthopadie, Wien, €Osterreich2Orthopadisches Rehabilitationszentrum, St. Andra, €Osterreich3AKH Wien, Physikalische Medizin und Rehabilitation, Wien, €Osterreich4Landesklinikum Voralpen Lilienfeld, €Osterreich5Krankenhaus St. Polten, Urologie, St. Polten, €Osterreich

Eingegangen am 12. Januar 2012; akzeptiert am 13. Februar 2012

Historisches

Im Jahre 1817 wurde von Karl Draisein zweiradriges Laufrad zur Fortbe-wegung entwickelt. Der nachsteSchritt in der Entwicklung des Mo-torrades war die Implementierungeines Motors anstatt der Beine undder Korperkraft zur Erleichterung derLokomotion. Louis Perreaux kon-struierte 1871 das ,,Dampfveloci-ped‘‘. Gottlieb Daimler verwendete1885 als erster einen Benzinmotorin seinem ,,Reitwagen‘‘, welcheraber uber Stutzrader verfugte unddemnach nicht einspurig war. Hilde-brand und Wolfmuller stellten 1894das erste Serienmotorrad vor. 1904wurde die FICM (Federation Interna-tionale des Clubs Motorcyclistes) ge-grundet. 1907 fand das erste offi-zielle Motorradrennen der Geschich-te auf der Isle of Man statt. Um dieBelastbarkeit von Mensch und Ma-schine im Wettkampf zu messen,wurde 1913 das erste Gelande-Mo-torrad-Enduro-Rennen ausgetragen.Seither finden weltweit Enduro-Mo-torrad-Rennen statt, von denenwohl

d €Uberlastungssch€aden im Motorrad-Enduro-S

das bekannteste die Rallye Dakar ist.Eines der hartesten Enduro-Rennenweltweit ist das jahrlich seit 1995abgehaltene Erzbergrodeo in Eisen-erz, €Osterreich.

Allgemeines

Motorrad-Wettkampfsport und be-sonders die Off-road-Disziplinen wieMoto Cross und Moto Enduro gelten,der allgemeinen Meinung nach, alsHochrisiko-Sportarten. Moderne En-duro- Wettkampfmotorrader wiegenmeist weniger als 105 kg und konnenbis zu 50 ps und mehr leisten. Diesetechnischen Voraussetzungen habenzu einer notwendigen und auchwesentlichen Verbesserung der Si-cherheitsausrustung der Athletenbeigetragen. Eine moderne Schutz-kleidung umfasst einen Helm mitGesichtsschutz, Schutzbrille, Na-cken- und davon getrennt Wirbelsau-lenprotektor, Protektorenweste,Handschuhe, Schutzhose und Stiefel.Trotz all dieser Sicherheitsmaßnah-men sind eine Vielzahl an

port

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SCHWERPUNKT

tragischen Schicksalen bekannt. Inder internationalen Fachliteraturwird intensiv uber Pravention undTherapie des akuten Motorrad-Traumas reflektiert [2,3]. UberUberlastungsschaden ist hingegennur sehr wenig bekannt.In der normalen Bevolkerung liegtdas Auftreten von karpaltunnelarti-gen Beschwerden bei 2 bis 5% [4].Die Inzidenz des KTS steigt signifi-kant bei der Kombination von Kraft,Vibration und dorsalflektierterHandgelenkstellung an. Bei Polizei-motorradfahrern konnte dies unteranderem gezeigt werden [1]. Einweiterer relevanter Faktor ist dieUberlastung der Unterarmmuskeln,die durch ihre anatomische Situa-tion (enge Faszien, hoher Quer-schnitt proximal,...) bei langerer in-tensiver Beanspruchung symptoma-tisch werden. In manchen Fallenwurde aufgrund eines chronischenKompartmentsyndroms eine Fas-zienspaltung bei Motorradrennfah-rern durchgefuhrt.

Abbildung 1Tadeusz Blazusiak in voller Driftaktion im Proreporter.at zur Verf€ugung gestellt).

M. Sabe

Erzbergrodeo

Das Erzbergrodeo war anfanglicheine Zusammenkunft von Enduro-Begeisterten um Karl Katoch. ImLaufe der Zeit entwickelte sich einmittlerweile international bekann-tes und beruhmt-beruchtigtes Mo-torrad-Event. Das Rennen selbst istaber nicht im internationalen Welt-cup gelistet. Im Wesentlichen be-steht das Rennen aus zwei Veran-staltungen: dem Prolog, aus demdie besten 500 Fahrer sich dann furdas Hare Scramble qualifizieren. DerProlog ist eine ca. 10-13 km lange(Fahrzeit zwischen ca.10-20 min)schottrig-steinige Bergauf-Etappe(Abb. 1). Das Streckenprofil ist re-prasentativ fur Standard-Enduro-Strecken. Der Prolog wird an zweiaufeinander folgenden Tagen ausge-tragen. Die Zeiten beider Tage er-geben einen Mittelwert, welcherdie Platzierung bestimmt. Das HareScramble ist eine hochst unwirtlichenahezu unuberwindbare Bergauf-

log (5 x Erzbergsieger, Bild von Motorrad-

ti et al. � Verletzungen und €Uberlastungssch€a

und Bergab-Etappe (meist erreichenweniger als funf Prozent der Gestar-teten das Ziel). In der hier prasen-tierten Arbeit werden Ergebnisse ei-ner uber drei Jahre (2005 bis 2007)konsekutiv durchgefuhrten Studieam Erzberg berichtet. In diesemZeitraum gingen insgesamt 2923 of-fiziell gemeldete Athleten im Prologan den Start.

Verletzungen

Um einen moglichst exakten Uber-blick uber Unfalle, Unfallmechanis-men sowie deren Auswirkungen aufden Korper zu erkennen, wurden ander Strecke postierte Sanitater, amZiel positionierte Untersucher undalle Notarzte mit vorgefertigtenFragebogen ausgestattet. Ein we-sentliches Ziel dieser Untersuchunglag darin herauszufinden, ob es Zu-sammenhange zwischen Unfallartund Verletzungsmuster gibt. 2005verunfallten 10% aller Fahrer, wo-von sich 34% verletzten. Das Ren-nen 2005 war jenes mit der hochs-ten Unfall-, aber im Vergleich zuden anderen Jahren das mit dergeringsten Verletzungsrate. Insge-samt erlitten sechs Prozent aller ge-starteten Athleten einen Unfall undzwei Prozent verletzten sich. 94%aller gesturzten Fahrer kamen ausder Amateur-Klasse mit einer durch-schnittlichen Renn-Erfahrung vonfast vier Jahren. 67% aller Sturzepassierten am ersten Tag und 41%davon im ersten Streckendrittel.Mehr als 80% aller Verletzungenwaren banaler Natur wie zum Bei-spiel: oberflachliche Abschurfun-gen, Prellungen oder Zerrungen.Nahezu 70% aller Verletzungen wa-ren an Armen und Beinen zu finden.Insgesamt liegt das Risiko, eineschwere Verletzung wie zumBeispiel Kapsel-Bandverletzungen,Knochenbruch, Pneumothorax zuerleiden, bei ca. 0,5 Prozent(Abb. 2, der Fahrer sturzte schwer,

den im Motorrad-Enduro-Sport 75

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Abbildung 2Gest€urzter Fahrer des Prologs mit komplexer Kapsel-Bandverletzung des Kniegelenkes.

SCHWERPUNKT

beendete den Lauf und kollabiertemit hochgradiger Knieinstabilitatim Ziel).70% der Gesturzten meinten, dass zuhoheGeschwindigkeit der Sturzgrundwar. Mehr als 90% aller Sturze pas-sierten meist am Eingang oderam Ausgang einer Kurve, wobei inknapp 70% Arme und Beine verletztwurden.

€Uberlastungssch€aden

Ein weniger spektakulares abersportmedizinisch hoch relevantesProblem stellt das Auftreten vonUberlastungsschaden dar. In derLiteratur lasst sich daruber nichtsehr viel finden. Aus eigener Erfah-rung ist mir aber bekannt gewesen,dass nach langerer oder ambitio-nierter Fahrweise schmerzhafte undleistungseinschrankende Beschwer-

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den auftreten konnen. Aus diesemGrund wurde eine Untersuchunggestartet, um erstens zu erheben,ob Uberlastungserscheinungen hau-fig sind. Zweitens, welche Korperre-gionen am ehesten betroffen sindund drittens, wenn moglich, eineDiagnose zu stellen und diese auchzu therapieren. Zu diesem Zweckwurden beim zuvor vorgestelltenErzbergrodeo jeweils unmittelbarvor und nach dem Prolog, im Start-und Zielbereich eine Befragung undklinische Untersuchungen an frei-willigen Athleten durchgefuhrt.In die erste Untersuchung wurden170 Athleten eingeschlossen. Eszeigte sich durch das Absolvierendes Prologs (ca. 10-20 min Fahrzeit)bereits ein hoch signifikanter An-stieg von Schmerzen in der Hand-und Unterarmregion. Eine weitereVerstarkung der Schmerzen wurdenach dem zweiten Lauf (am darauf-

d €Uberlastungssch€aden im Motorrad-Enduro-S

folgenden Tag) beobachtet. Nachdem zweiten Lauf hatten 51% derAthleten relevante Schmerzen anHanden und 53% an Unterarmen.Wir bemerkten im Zielbereich, dasssich sehr viele Athleten sofort nachUberquerung der Ziellinie die Handeausschuttelten. Auf genaueres Fra-gen hin bestand der Verdacht, dassdie Fahrer zumindest kurzfristig uberein klinisch relevantes Karpaltunnel-syndrom (KTS) klagten. In der zwei-ten Versuchsreihe wurden nun eineKraftmessung sowie eine klinischeTestserie zur Erkennung des KTS im-plementiert (Jamar-Vigorimeter).An 128 eingeschlossenen Fahrernkonnte eine hoch signifikante Ab-nahme der Kraft im Faustschluss bei-der Hande nach dem ersten und vorallem zweiten Lauf im Prolog festge-stellt werden (52% Pravalenz). Profiserholten sich aber zwischen den Lau-fen besser als Amateure. Dies lasstauf den relevant besseren Trainings-zustand der Profis schließen. Einsignifikanter Unterschied zwischenrechts und links konnte nicht beob-achtet werden. Ebenso zeigte sichein dramatischer Anstieg von KTS-artigen Beschwerden nach dem ers-ten und besonders nach dem zweitenLauf mit 45%-iger Pravalenz.In Summe war die rechte Hand hau-figer betroffen. Dies ist dadurch er-klarbar, dass die rechte Hand dieGashand ist und demnach nahezupermanent in einer Dorsalflexions-stellung gehalten wird. Dadurchwird der Karpalkanal fur die uberden Lenker weitergeleiteten Vibra-tionen geoffnet. Ein Unterschiedzwischen Amateuren und Profis wur-de nicht gesehen. Dies ist plausibel,da die Handgelenkanatomie fur alleFahrer mehr oder weniger vergleich-bar ist.In Summe hatten mehr als dieHalfte aller untersuchten Athletenrelevante Einschrankungen durchUberlastungsschaden. Das Handge-lenk sowie der Unterarm waren

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Abbildung 3Fahrer mit Coolpacks und selbst hergestellten Vibrationsd€ampfern.

SCHWERPUNKT

die dominant betroffenen undsymptomatischen Korperregionenund in allen Fahrerklassen nach-weisbar. Profis erholen sich schnel-ler als Amateure. Das transiente KTSund die relevante Uberlastung derHandgelenk- und Unterarmflexorensind ein sportart-immanentes Prob-lem und sind in allen Fahrerklassennachweisbar.Basierend auf diesen Erkenntnissenist die logische Konsequenz, dieetablierte Diagnose auch zu behan-deln. In einer weiteren Versuchsrei-he wurden freiwillige Athleten durchvorhergehende Randomisierung inzwei Gruppen gelost. Gruppe einswar die Kontrollgruppe und erhieltkeine Therapie. Gruppe zwei erhieltvor dem zweiten Lauf Kaltepackun-gen fur die Unterarmbeugemuskula-tur und selbst hergestellte Vibra-tionsdampfer in den Handschuh(Abb. 3). Der erste Lauf war fur beideGruppen als Ausgangswert vorgese-hen. 84 Athleten wurden analysiertvon denen 60% die bekannten Uber-lastungsreaktionen im Laufe desRennens entwickelten. Vergleichs-weise hatten in der Therapiegruppe29% der Fahrer Uberlastungsreaktio-nen und 71% meinten, dass die an-gewandte Therapie hilfreich gewe-sen sei. Ein signifikanter Therapie-effekt konnte nicht beobachtetwerden.Anhand der vorliegenden Datenkann zusammenfassend gesagt wer-den, dass Motorrad-Enduro-Wett-kampfsport eine maßig riskanteSportart ist, bei der das Sturzrisikobei ca. 6% liegt. Die haufigsten Un-falle passieren in Kurven durch zuhohe Geschwindigkeit. 80% allerUnfalle enden mit leichten Verlet-zungen. Dem 6%-igen Sturzrisikosteht jedoch eine uber 50%-igeInzidenz an Uberlastungsschaden,vor allem der Hand und Unterarmre-gion, die in allen Fahrerklassen zufinden ist, gegenuber. Bedenkt maneinerseits die kurze Renndauer

M. Sabe

(10-20 min/Lauf) und andererseitsdas schnelle und nachhaltige Auf-treten der Symptome, so muss aufeine betrachtliche Erhohung desSturzrisikos basierend auf Uberlas-tungsreaktionen geachtet werden.Die hier vorgestellten Therapiean-satze zeigten eine subjektive, abernicht objektivierbare Verbesserungder Symptome.

ti et al. � Verletzungen und €Uberlastungssch€a

Interessenkonflikt

Der Autor erklart, dass kein Interes-senkonflikt vorliegt.

Literatur

[1] S.M. Mirbod, Assessment of hand-armvibration exposure among traffic policemotorcyclists, Int. Arch. Occup. Envi-ron. Health 70 (1) (1997) 22–28.

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SCHWERPUNKT

[2] C. Schonle, Accident causes and preven-tion of injuries in Enduro-motorbikesport, Sportverletz Sportschaden 5 (2)(1991) 108–114.

[3] G.W. Varley, Sports Injury or trauma?Injuries of the competition off-road

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motorcyclist Injury, International Jour-nal of the Care of the Injured 24 (1993)443–446.

[4] R.A. Werner, Evaluation of work relatedcarpal tunnel syndrome, J Occup Rehabil16 (2006) 207–222.

d €Uberlastungssch€aden im Motorrad-Enduro-S

Korrespondenzadresse:Dr. Manuel SabetiAKH WienOrthopadieWahringer Gurtel 18-20A-1090 WienTel.: +43 (0) 1 4 04 00 40 60.E-Mail: [email protected]

Available online at www.sciencedirect.com

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