Vermeidung von Alveolarkollaps bei endotrachealer ... · 6 • Üblicherweise werden intubierte...
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Aus dem Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin
des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(Direktor: Prof. Dr. med. A. E. Goetz)
Vermeidung von Alveolarkollaps
bei endotrachealer Absaugung durch
Erhaltung des Trachealdruckes
– Untersuchung einer neuen Technik auf Basis
eines doppellumigen Endotrachealtubus
Dissertation
zur Erlangung des Grades eines Doktors der Medizin,
dem Fachbereich Medizin der Universität Hamburg vorgelegt von
Claas T. Buschmann
aus Hamburg
Hamburg (2006)
Angenommen vom
Fachbereich Medizin der Universität Hamburg
am : 20. Juni 2007 ________
Gedruckt mit Genehmigung des
Fachbereiches Medizin der Universität Hamburg
Prüfungsausschuss: der Vorsitzende : em. Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schulte am Esch
em. Direktor des Zentrums für Anästhesiologie und Intensivmedizin
des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(Direktor: Prof. Dr. med. A. E. Goetz)
______________________________
Prüfungsausschuss: 2. Gutachter : PD Dr. med. Dipl.-Ing. T. Krause
Chefarzt der Abteilung für Anästhesie, Intensivmedizin und
Schmerztherapie des Krankenhauses Reinbek St. Adolf-Stift
______________________________
Prüfungsausschuss: 3. Gutachter: PD Dr. med. T. Strate
Oberarzt der Klinik und Poliklinik für Allgemein-, Visceral- und
Thoraxchirurgie des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
(Direktor: Prof. Dr. med. Prof. h. c. J. R. Izbicki, FACS)
______________________________
Prüfungsausschuss: stellv. Mitglied: Prof. Dr. med. A. E. Goetz
Direktor des Zentrum für Anästhesiologie und Intensivmedizin des
Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
______________________________
meiner Familie
______________________________________________________________________________________________ 3
Inhaltsverzeichnis Arbeitshypothese und Fragestellung ........................................................... 4
Einleitung ............................................................................................................ 5
Endotracheale Absaugung im offenen System.......................................... 5
Tracheale Gas-Insufflation (TGI)................................................................ 7
Endotracheale Absaugung im geschlossenen System.............................. 7
Material und Methoden .................................................................................... 12
Statistik....................................................................................................... 19
Ergebnisse .......................................................................................................... 20
Diskussion .......................................................................................................... 33
Zusammenfassung ........................................................................................... 42
Literaturverzeichnis .......................................................................................... 43
Danksagung ........................................................................................................ 49
Curriculum vitae ................................................................................................ 50
Anhänge .............................................................................................................. I
Anlage I...................................................................................................... I
Anlage II..................................................................................................... II
Anlage III.................................................................................................... III
Anlage IV.................................................................................................... IV
Anlage V..................................................................................................... V
Anlage VI.................................................................................................... VII
Eidesstattliche Versicherung...................................................................... IX
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Arbeitshypothese und Fragestellung
Endotracheale Absaugung durch konventionelle einlumige Endotrachealtuben (SL-
ETT) provoziert sowohl bei Durchführung im offenen wie auch im geschlossenen
System alveoläre Kollapszustände, da mit subatmosphärischem Druck abgesaugt
werden muss, der den Trachealdruck Ptr vermindert. Während endotrachealer
Absaugung im offenen System fällt durch Diskonnektion von Patient und
Beatmungsgerät der Trachealdruck Ptr auf Atmosphären-Niveau ab. Bei
endotrachealer Absaugung im geschlossenen System resultiert durch den Druckabfall ∆P entlang des SL-ETT ebenfalls eine Verminderung von Ptr. Zudem kann es –
bedingt durch den räumlichen Abstand vom Messort des Ptr und tatsächlichem Ptr –
zu Verfälschungen des durch das Beatmungsgerät erhobenen Druckes kommen, so
dass während endotrachealer Absaugung ein nicht der Realität entsprechender
Beatmungsdruck vom Beatmungsgerät nachgeregelt wird.
Bei Beatmung über einen doppellumigen Endotrachealtubus (DL-ETT) kann Ptr auch
während endotrachealer Absaugmanöver auf eingestelltem Niveau gehalten werden,
wenn dessen Inspirations- bzw. Exspirationslumina unabhängig voneinander an den
Inspirations- bzw. Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes angeschlossen sind;
weitere Voraussetzung ist, dass das Beatmungsgerät während der Gaslieferung in
Richtung Patient – also auch während endotrachealer Absaugung – den im
Exspirationsschenkel des Schlauchsystems gemessenen Druck der Regelung
zugrundelegt.
Mit der vorgelegten Studie sollte überprüft werden, ob während endotrachealer
Absaugmanöver durch einen DL-ETT alveoläre Kollapszustände vermieden werden
können. Hierzu wurde an Schweinen mittels Lungenlavage ein Acute Respiratory
Distress Syndrome (ARDS) mit erhöhter Kollapsneigung des Lungengewebes
simuliert. Das Absaugen mit der neuen DL-ETT-Technik wurde bei jedem Tier mit
konventionellem Absaugen im geschlossenen und im offenen System verglichen; die
Daten wurden randomisiert.
Atemmechanik, Hämodynamik sowie arterielle und gemischtvenöse Blutgase wurden
sowohl während Absaugung als auch während Beatmung (vor / nach Absaugung)
verfolgt; zur Beurteilung der alveolären Kollapszustände nach endotrachealer
Absaugung wurden von einigen Tieren Spiral-CT-Aufnahmen der Lungen angefertigt.
Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass Alveolarkollaps und damit
zusammenhängende Veränderungen von Gasaustausch, Atemmechanik und
Hämodynamik bei konventionellem Absaugen typischerweise auftreten, sich durch die
Anwendung der neuen DL-ETT-Technik aber vermeiden lassen.
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Einleitung
Im Rahmen einer Intensivtherapie, während Operationen oder in der Notfallmedizin
kann es notwendig werden, Patienten mit mangelnder Spontanatmung zur
Verbesserung der systemischen Oxygenierung zu intubieren und künstlich zu
beatmen. Hierzu werden die Atemwege des Patienten in der Regel durch einen
Endotrachealtubus über ein sogenanntes „Y-Stück“ mit dem Beatmungsgerät
verbunden. Allerdings ist der intubierte Patient dann nicht mehr selbstständig in der
Lage, anfallendes Bronchialsekret, Blut oder Aspirate jeglicher Art, die sich in seinen
Luftwegen befinden, abzuhusten und damit zu entfernen. Dies kann neben einer
Vergrößerung der Diffusionsbarriere (bei Stoffen in der flüssigen Phase) auch eine
mechanische Beeinträchtigung des Beatmungsvorganges (bei Stoffen in der festen
Phase) hervorrufen und damit den Gasaustausch des Patienten behindern. Um dann
einen Abfall der arteriellen O2-Sättigung mit nachfolgender O2-Mangelversorgung zu
verhindern, wird allgemein die endotracheale Absaugung der Sekrete mittels
Absaugkatheter als adäquates Mittel angesehen und praktiziert. Die technische
Durchführung dieser Maßnahme geschieht üblicherweise im sogenannten „offenen
System“, welches im Folgenden erläutert werden soll:
Endotracheale Absaugung im offenen System
Die Atemwege des beatmeten Patienten sind über einen einlumigen
Endotrachealtubus (SL-ETT) und ein sogenanntes „Y“-Stück mit dem
Beatmungsgerät verbunden. Um den Absaugkatheter in die Luftwege des Patienten
einführen und endotracheal absaugen zu können, muss an der Verbindung Y-Stück /
SL-ETT diskonnektiert werden.
Dieses Vorgehen zur endotrachealen Absaugung beinhaltet erhebliche Nachteile für
den beatmeten Patienten:
• Aus hygienischen Gründen erscheint es problematisch, dass durch die zur
endotrachealen Absaugung erforderliche Diskonnektion von Y-Stück und SL-
ETT Kreuzkontaminationen ermöglicht werden (Carlon et al.1, 1987).
• Nicht-spontan atmende Patienten können während des Absaugmanövers nicht
beatmet werden: Diese Apnoe-Phasen resultieren in potenziell gefährlichen
Hypoxien.
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• Üblicherweise werden intubierte Patienten mit einem individuell an die
Erfordernisse der jeweiligen Situation angepassten FiO2 beatmet. Dieser
inspiratorische Sauerstoff-Anteil kann bis zu 100 % betragen, liegt allerdings
meist bei einem FiO2 von 50 %, in jedem Fall aber über dem O2-Gehalt der
Raumluft von 21 %. Nach erfolgter Diskonnektion kann die zur suffizienten
Oxygenierung des Patienten erforderliche inspiratorische O2-Konzentration der
Atemluft jedoch nicht mehr aufrechterhalten werden – in der Folge kommen
die Luftwege des Patienten in Kontakt mit Raumluft, deren O2-Gehalt nur 21 %
beträgt. Dadurch entstehende – an den Bedürfnissen des Patienten
gemessene – hypoxische Gasgemische in den Atemwegen können Gewebs-
und Organbeeinträchtigungen nach sich ziehen.
• Bei Patienten, die mit positiv-endexspiratorischem Druck (PEEP) beatmet
werden, kommt es durch die zur endotrachealen Absaugung erforderliche
Diskonnektion von Y-Stück und SL-ETT zu einem signifikanten
endotrachealen und endobronchialen Druckverlust. Diese intrathorakale
Druckänderung kann sich hämodynamisch auswirken, birgt aber vor allem für
Patienten mit Acute Respiratory Distress (ARDS) bzw. seiner leichteren Form
Acute Lung Injury (ALI) weitere Probleme in sich: Es ist Standard, dieses
Patientenkollektiv mit PEEP zu beatmen, um eine suffiziente Oxygenierung
des Organismus zu gewährleisten (Koutsoukou et al.2, 2002). Durch
Diskonnektion fällt der Beatmungsdruck in Trachea und Bronchien auf
Atmosphären-Niveau – als Konsequenz können Alveolen, die unter PEEP-
Beatmung offengehalten und somit am Gasaustausch teilnehmen konnten,
sich aufgrund der Retraktionskraft des Lungengewebes zusammenziehen und
kollabieren. Die Folge ist eine verminderte Oxygenierung des Blutes in den
zuführenden Lungenkapillaren und damit eine verminderte Oxygenierung des
gesamten Organismus. Untersuchungen von Lachmann et al. im Jahre 1992
haben gezeigt, dass es zwischen 5 und 7 Minuten in Anspruch nimmt, um die
kollabierten Alveolen mittels Blähmanöver lege artis zu rekrutieren3 und damit
die Gesamtzahl der Alveolen auf das Ausgangsniveau vor offener
endotrachealer Absaugung zu erhöhen – in der intensivmedizinischen Praxis
geschieht dies durch einfache Blähmanöver, die allerdings auch zwischen 30
und 60 Sekunden Zeit in Anspruch nehmen – dies ist Zeit, in welcher der
beatmete Patient nicht suffizient oxygeniert werden kann.
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Ansätze zur Vermeidung der oben geschilderten Probleme während endotrachealer
Absaugung liefern beispielhaft zwei Verfahren, die nachfolgend geschildert werden:
Tracheale Gas-Insufflation (TGI)
Bei diesem Verfahren werden über einen zusätzlichen Katheter zwischen 2 und 15
l/min O2 zusätzlich zur maschinellen Inspiration während der Exspirationsphasen
insuffliert und führen zu einer Sauerstoffanreicherung der im Totraum befindlichen
Luft – durch vermehrte Totraumventilation entstandenen oder im Entstehen
begriffenen hyperkapnischen bzw. hypoxischen Zuständen kann so begegnet werden.
Die Oxygenierung des beatmeten Patienten wird somit verbessert, und azidotisch
bedingten Organbeeinträchtigungen kann vorgebeugt werden.
Dieser Ansatz zur Lösung der beschriebenen Probleme berücksichtigt allerdings, da
immer noch diskonnektiert werden muss, nicht den hygienischen Aspekt. Die
Konstanterhaltung eines an den individuellen Erfordernissen des Patienten nicht-
hypoxischen FiO2 durch TGI behebt lediglich die Auswirkungen des durch offene
endotracheale Absaugung provozierten Sauerstoffmangels, nicht aber die Ursache:
Bei endotrachealer Absaugung im offenen System ist die Diskonnektion des Patienten
vom Beatmungsgerät als wichtigste Determinante des trachealen Druckverlustes zu
werten. Einen anderen Weg geht die nachfolgend beschriebene endotracheale
Absaugung im sogenannten „geschlossenen“ System:
Endotracheale Absaugung im geschlossenen System
Auch hier sind die Atemwege des beatmeten Patienten über einen SL-ETT und ein
sogenanntes „Y“-Stück mit dem Beatmungsgerät verbunden. Um den Absaugkatheter
in die Luftwege des Patienten einführen und endotracheal absaugen zu können, muss
die Verbindung Y-Stück / SL-ETT allerdings nicht mehr diskonnektiert werden;
vielmehr geschieht die Einführung des Absaugkatheters mittels eines Bronchoskopie-
Adapters zwischen Y-Stück und SL-ETT. Dieser Adapter ermöglicht ein knickfreies
Einführen des Absaugkatheters und verlagert dadurch das Y-Stück um 90°. Die
Angleichung supraatmosphärischer an atmosphärische Drücke wird verhindert, da der
PEEP-Beatmungsdruck zu keinem Zeitpunkt aus dem System entweichen kann.
Kommerziell verfügbare Sets zur endotrachealen Absaugung im geschlossenen
System, wie sie beispielsweise von der Fa. Mallinckrodt Medical® (Mirandola / Italien)
angeboten werden, bieten zusätzlich den Vorteil, dass der Absaugkatheter mit einer
Plastikhülle überzogen ist und deshalb nicht nach jedem endotrachealen
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Absaugmanöver ausgewechselt werden muss – Möglichkeiten der Kontamination mit
infektiösem Material werden somit minimiert (Carlon et al.1, 1987; Johnson et al.4,
1994).
Der relevantere Aspekt der endotrachealen Absaugung im geschlossenen System
besteht allerdings nicht in der Adressierung des hygienischen Problems, sondern
vielmehr in der Tatsache, dass der für das Beatmungsgerät zu regelnde PEEP am
aboralen Ende des Y-Stückes durch Vermeidung der Diskonnektion von Patient und
Beatmungsgerät nicht mehr in dem Ausmaß erniedrigt wird, wie es bei endotrachealer
Absaugung im offenen System geschieht – alveoläre Kollapszustände größeren
Ausmaßes können verhindert werden.
Obwohl die Vorteile der endotrachealen Absaugung im geschlossenen System im
Gegensatz zum offenen System auf der Hand liegen, wird auch im geschlossenen
Absaugmodus noch ein Faktor wirksam, der den zu regulierenden Beatmungsdruck
nach oral erniedrigt und damit die Regelgröße für das Beatmungsgerät verfälscht:
Nach dem Gesetz von Hagen-Poiseuille (1839), beschrieben von Busse5:
r4 * π * ∆P
I = ——————
8 * ŋ * l
erhöht sich der Innenwiderstand einer Röhre u. a. mit zunehmender Länge, die
treibende Druckdifferenz verringert sich mithin. Der Druck, der am Ende der Röhre
wirksam wird (und in diesem Fall im Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes als
Beatmungsdruck erhoben wird), entspricht also nicht dem Druck am Anfang der
Röhre – der tatsächliche Ptr und der durch das Beatmungsgerät am Zusammenfluss
von Inspirations- und Exspirationsschenkel (=Y-Stück) erhobene und als Regelgröße
genutzte Druck können erheblich voneinander abweichen. Als Konsequenz misst das
Beatmungsgerät einen höheren als den tatsächlichen durch endotracheale
Absaugung verminderten Ptr und reagiert entsprechend mit einer nicht ausreichenden
Druckerhöhung.
Alveoläre Kollapszustände können auch bei endotrachealer Absaugung durch einen
ETT im geschlossenen System nicht vollständig vermieden werden, obgleich dies zur
suffizienten Oxygenierung des beatmeten Patienten wünschenswert wäre. Das
Ausmaß des trachealen Druckverlustes mit nachfolgender Atelektasenbildung bei
endotrachealer Absaugung im geschlossenen System fällt lediglich geringer aus als
bei endotrachealer Absaugung im offenen System und wird bedingt durch die
folgenden Faktoren:
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• Die Leistung der Absaugvorrichtung, d. h. das Ausmaß der Druck-
„Negativierung“ in der Trachea.
• Die Durchmesser und Längen von SL-ETT bzw. Absaugkatheter – der
Druckabfall ∆P entlang des SL-ETT steht in Relation zum verbleibenden
Restlumen des SL-ETT. Maisch et al. setzten im Jahr 2001 möglichst dünne
Absaugkatheter ein6; so ließ sich neben der Verringerung des
Innenwiderstands eines SL-ETT auch der Verlust von Ptr während
endotrachealer Absaugmanöver vermindern. Im klinischen Alltag ist dieses
Vorgehen nicht unbegrenzt durchführbar, da das oftmals zähe Bronchialsekret
nur durch entsprechend große Absaugkatheter abgesaugt werden kann –
diese limitieren aber aufgrund des begrenzten Platzangebotes im Innenlumen
des SL-ETT den inspiratorischen Sauerstoff-Flow. Ferner kann am
Innenlumen des SL-ETT anhaftendes Bronchialsekret dessen Lumen weiter
einengen. Auch hierdurch wird der inspiratorische Sauerstoff-Flow behindert.
Physikalisch betrachtet gilt für Absaugkatheter und SL-ETTs analog zum Ohm´schen
Gesetz (1826) die Beziehung zwischen treibender Druckdifferenz ∆P und Stromstärke
I, beschrieben von Busse5: ∆P
I = ———
R
Somit ergibt sich, dass eine Verringerung des Tubuslumens, was durch Einführung
eines Absaugkatheters in den SL-ETT bzw. durch Verlegung des Innenlumens des
ETT mit Bronchialsekret zwangsläufig erfolgen muss, den Innenwiderstand des SL-
ETT erhöht. Des Weiteren erhöht sich nach dem Gesetz von Hagen-Poiseuille5 der
Innenwiderstand des SL-ETT aber auch mit zunehmender Länge von SL-ETT bzw.
Absaugkatheter. Dies bedeutet für den spontan atmenden Patienten bzw. das ihn
beatmende Gerät eine erhöhte Atemarbeit, da diese gerätebedingten Widerstände zur
suffizienten Oxygenierung des Organismus überwunden werden müssen. Die
Verringerung des Innenwiderstandes des SL-ETT erscheint also wünschenswert.
Auch wird ein SL-ETT wie Luftröhre und Bronchien wechselweise von Inspirations-
und Exspirationsluft durchströmt und trägt somit zum Totraum bei. Der im Totraum
entstehende Widerstand muss vom spontan atmenden Patienten bzw. von dem ihn
beatmenden Respirator ebenfalls überwunden werden. Der Totraum sollte also soweit
wie möglich reduziert werden. Dieses kann durch den Einsatz eines doppellumigen
Endotrachealtubus (DL-ETT) geschehen:
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Ein DL-ETT weist an seinem kaudalen Ende entsprechend den anatomischen
Gegebenheiten des Bronchialbaumes eine Bifurkation auf; Inspirations- und
Exspirationsluft werden aber für den jeweiligen Lungenflügel nicht voneinander
getrennt. Es handelt sich also im engeren Sinne um einen SL-ETT, der es allerdings
ermöglicht, einen Lungenflügel separat zu beatmen. Für die vorgelegte Studie wurde
an einem DL-ETT das über die Bifurcatio hinausragende Lumen abgeschnitten. Am
proximalen Ende konnten die beiden Lumina separat an den Inspirations- bzw.
Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes angeschlossen werden. Mithin besitzt
dieser modifizierte DL-ETT nun für Inspirations- bzw. Exspirationsluft zwei getrennte
Lumina und endet nach Intubation mit seinem kaudalen Ende kranial der Bifurcatio
tracheae – er ersetzt also praktisch das Y-Stück bzw. verlängert dieses bis an das
tracheale Ende des DL-ETT. Die Trennung von Inspirations- und
Exspirationsschenkel der Beatmungsvorrichtung wird damit ebenfalls automatisch an
das tracheale Ende des DL-ETT verlagert. Während aller Atemphasen wird Ptr nun
korrekt an das Beatmungsgerät übertragen – im jeweils „passiven“, gerade nicht für
die Beatmung genutzten Lumen des DL-ETT stellt sich eine starre Luftsäule ein.
Diese wird erst am intrakorporalen Ende des DL-ETT verwirbelt, wenn Inspirations-
und Exspirationsluft nicht mehr in getrennten Lumina verlaufen. Da mehrere Typen
von Beatmungsgeräten den am Gerät eingestellten Beatmungsdruck mittels Sensoren
im Exspirationsschenkel des Beatmungskreises messen, ergibt es sich somit während
der Inspirationsphase, dass die gemessene Regelgrundlage dem tatsächlichen Ptr
entspricht. 1993 beschrieben Banner et al., dass eine solche Druckmessung am
trachealen Ende eines Endotrachealtubus den Innenwiderstand des SL-ETT und
damit die Atemarbeit für einen spontan atmenden Patienten verringert7. Mit dieser
Verlagerung des Referenzpunktes für die Druckmessung geht gleichzeitig eine
Minderung des im ETT befindlichen Totraumes mit resultierender Innenwiderstands-
Verminderung einher: Die Trachea, die normalerweise Bestandteil des anatomischen
Totraumes ist, wird de facto Teil des Beatmungsgerätes – dieses entlastet den
Patienten von allen Widerständen in den Schläuchen und im ETT.
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Im Rahmen der vorgelegten Studie sollte geklärt werden, ob es durch Verwendung
eines DL-ETT möglich ist, Unterschreitungen des am Beatmungsgerät vorgegebenen
PEEP-Beatmungsdruckes mit nachfolgenden alveolären Kollapszuständen trotz der
trachealen Druck-Negativierung infolge endotrachealer Absaugung zu vermeiden.
Dazu wurden an Schweinen verglichen:
• Endotracheale Absaugung im offenen System durch einen
einlumigen Endotrachealtubus (SL-ETT)
• Endotracheale Absaugung im geschlossenen System durch einen
einlumigen Endotrachealtubus (SL-ETT)
• Endotracheale Absaugung im geschlossenen System durch einen
doppellumigen Endotrachealtubus (DL-ETT)
Es wurde die Hypothese aufgestellt, dass ein Verlust von Ptr und damit
einhergehende alveoläre Kollapszustände unter folgenden Voraussetzungen
vermieden werden können:
• Die endotracheale Absaugung mittels Absaugkatheter erfolgt durch den
Exspirationsschenkel eines doppellumigen Endotrachealtubus, dessen
Inspirations- bzw. Exspirationslumina unabhängig voneinander an den
Inspirations- bzw. Exspirationsschenkel eines Beatmungsgerätes
angeschlossen sind.
• Die Messung des Beatmungsdruckes erfolgt im Exspirationsschenkel des
Beatmungsgerätes. Dieser durch den Exspirationsschenkel des
doppellumigen Endotrachealtubus an das Beatmungsgerät übermittelte Ptr
wird als Regelgröße während aller Atmungsphasen genutzt.
• Das Beatmungsgerät ist vor Beginn des Absaugmanövers auf einen den
Bedürfnissen eines ARDS- / ALI-Patienten angepassten, zu definierenden
PEEP-Beatmungsdruck ( = Baseline-Niveau ) eingestellt. In der vorgelegten
Studie betrug der PEEP-Beatmungsdruck 16 mbar.
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Material und Methoden
Nach Zustimmung des regionalen Ethik-Kommitees für Tierversuche konnte die
vorgelegte Studie in Übereinstimmung mit den NIH-Richtlinien über die Behandlung
von Versuchstieren im Forschungslabor des Institutes für Klinische Physiologie der
Universität Uppsala / Schweden (Direktor: Prof. Dr. med. G. Hedenstierna) an
insgesamt 7 Schweinen durchgeführt werden.
Die Versuchstiere wogen 27,1 (23/32) kg [Mittelwert (Minimum/Maximum)]. Nach
intramuskulärer Prämedikation mit Xylazine (2,2 mg/kgKG), Tiletamin und Zolazepam
(je 6 mg/kgKG) und Atropin (0,04 mg/kgKG) wurde an einer Ohrvene ein peripher-
venöser Zugang angelegt (18 G), und die Narkose konnte mittels Fentanyl (2,5 µg/kgKG) intravenös induziert werden; im weiteren Verlauf wurde die Narkose durch
kontinuierliche Infusion von Ketamin (25–50 mg/kgKG*h), Midazolam (90–180 µg/kgKG*h), Fentanyl (3–6 µg/kgKG*h) sowie Pancuronium (0,25–0,50 mg/kgKG*h)
aufrechterhalten. Die Volumenhomöostase wurde mittels Ringer-Laktat-Lösungen
bzw. Dextran-Infusionen je nach arteriellem Blutdruck und Herzfrequenz
sichergestellt.
Das Versuchstier wurde tracheotomiert und mit einem Tracheostomie-Tubus intubiert
(Innendurchmesser 7,0 mm, Modell Hi-Contour™, Fa. Mallinckrodt®, Athlone / Irland).
Auf diesen wurde ein gewelltes Plastikröhrchen (Innendurchmesser 22 mm, Länge
100 mm) aufgesteckt, welches die eigentliche „Trachea“ darstellte. Diese Verlagerung
der Trachea aus dem Hals nach extrakorporal bot folgende Vorteile:
• Zeitraubende und traumatisierende Re-Intubationen der Trachea des
Versuchstieres für die drei verschiedenen Durchläufe der Studie konnten
vermieden werden – das gewellte Plastikröhrchen wurde mit dem jeweils zu
studierenden Endotrachealtubus intubiert;
• Ptr konnte direkt am Ort seiner Entstehung mittels Sensoren erhoben und mit
dem Druck an der Atemwegsöffnung Pao verglichen werden.
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Das Versuchstier wurde Volumen-kontrolliert mit einem Servo 300™-Ventilator (Fa.
Siemens-Elema AB Electromedical Systems Division®, Solna / Schweden) beatmet,
und es wurde zur Anlage eines Blasenkatheters eine Zystostomie durchgeführt.
Die gewählten Beatmungsparameter sind nachfolgender Tabelle zu entnehmen:
Nach Rückenlagerung auf einem Heizkissen wurde das Versuchstier fixiert; diese
Lagerungsposition wurde über den gesamten Versuchszeitraum hinweg nicht
verändert, um lagerungsbedingte hämodynamische Artefakte auszuschließen.
Es wurden wiederholte bronchoalveoläre Lavagen mit jeweils 2000 ml einer 39° C
warmen, 0,9%-Natriumchlorid-Lösung durchgeführt, bis die nachfolgende Surfactant-
Depletion in einem PaO2 von nicht mehr als 100 mmHg bei einem PEEP-
Beatmungsdruck von 5 mbar und einer FiO2 von 1.0 resultierte.
Einstellungen am Beatmungsgerät� Modus VC� RR 30 / min� PEEP 5 mbar� FiO2 1.0 � Inspirationsfraktion 25 % [Fluss] + 10 % [Pause] � Vt 8-12 ml / kgKG, um einen PaCO2
zwischen 35 und 45 mmHg zu gewährleisten
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Jeder Versuchsdurchgang bestand aus den Teilen A, B und C:
• Teil A:
Endotracheale Absaugung durch SL-ETT mit Diskonnektion
(offenes System)
Bei diesem Versuchsteil wurde durch einen handelsüblichen einlumigen
Endotrachealtubus der Fa. Mallinckrodt® (Athlone / Irland), Modell Hi-
Contour™ mit einem Innendurchmesser von 8,0 mm abgesaugt.
• Teil B:
Endotracheale Absaugung durch SL-ETT ohne Diskonnektion
(geschlossenes System)
Bei diesem Versuchsteil wurde das gleiche Modell verwendet; als Verbindung
zwischen Beatmungsgerät und SL-ETT wurde ein handelsüblicher
Bronchoskopie-Adapter („Swivel“-Konnektor) verwendet.
• Teil C:
Endotracheale Absaugung durch DL-ETT
(geschlossenes System)
Bei diesem Versuchsteil wurde durch einen ursprünglich aus der
Thoraxchirurgie bekannten Endotrachealtubus zur getrennten Beatmung von
rechtem und linkem Lungenflügel der Fa. Mallinckrodt® (Athlone / Irland),
Modell Broncho-Cath Left™, Größe 41 Ch, abgesaugt. Dieser DL-ETT wurde
dahingehend modifiziert, dass oberhalb der distalen Bifurkation des DL-ETT
das bronchiale Lumen abgeschnitten wurde. Am proximalen Ende wurden die
beiden Lumina separat an den Inspirations- bzw. Exspirationsschenkel des
Beatmungsgerätes angeschlossen.
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Die Versuchsaufbauten für die jeweiligen Teile A, B, und C sind im Anhang als
Anlagen I, II und III schematisch dargestellt; als Anlage IV liegt ein randomisiertes
Schema zum Versuchsablauf bei. Falls es nach Vorgabe des Random-Schemas
erforderlich war, die Endotrachealtuben zwischen den Versuchsteilen zu wechseln,
wurde der Tracheostomie-Tubus am Ende der Exspirationsphase vor Beginn der
Diskonnektion abgeklemmt und erst wieder nach kompletter Rekonnektion geöffnet,
um den Verlust von Lungenvolumen zu minimieren. Jeder Versuchsteil bestand aus
vier Phasen:
• Rekrutierungsmanöver 2 Minuten
• Baseline-Beatmung 5 Minuten
• Endotracheale Absaugung 20 Sekunden
• Baseline-Beatmung 5 Minuten
• War der gesamte Versuchsablauf beendet und am Versuchstier war kein
weiterer Versuchsablauf vorgesehen, wurde ein hyperkaliämischer
Herzstillstand mittels 20 ml 1-M-Kaliumchloridlösung 7,46% (Fa. DeltaSelect®
GmbH, Pfullingen / Deutschland) i. v. induziert.
Rekrutierung Baseline-Ventilation Intervention Baseline-Ventilation0 1 2 / 0 1 2 3 4 5 / 0 / 0 1 2 3 4 5
Messpunkt Messpunkt Messpunkt
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Nachfolgend ist der Zeitplan eines kompletten Versuchsteiles mit den erforderlichen
Einstellungen am Beatmungsgerät für die jeweiligen Phasen des Versuchsteiles
dargestellt:
Die endotracheale Absaugung wurde mit einer Vakuum-Absaugpumpe der Fa. AGA®
(Espoo / Finnland), Modell MS-33™, durchgeführt, die mittels eines 210 mm langen
Verbindungsstückes (Innendurchmesser 24 Ch, Fa. Maersk Medical A/S®, Lynge /
Dänemark) und eines 2-Liter-Reservoirs mit einem Absaugkatheter
(Außendurchmesser 16 Ch, Modell PharmaPlast™, Fa. Maersk Medical A/S®, Lynge /
Dänemark) verbunden war.
Zur Vorbereitung der endotrachealen Absaugung wurde das Verbindungsstück
abgeklemmt und die Pumpe eingeschaltet. Der Absaugkatheter wurde durch den
Bronchoskopie-Adapter mit Diaphragma in den SL-ETT bzw. in das
Exspirationslumen des DL-ETT eingeführt. Nach Erreichen der gewünschten Position
– 1 cm oberhalb des proximalen Endes des ETT – wurde die Klemme langsam (2 – 4
Sekunden) vom Verbindungsstück entfernt, und es wurde für 20 Sekunden
endotracheal abgesaugt. Danach wurde das Verbindungsstück erneut abgeklemmt
und der Absaugkatheter entfernt.
Phase Einstellungen am Beatmungsgerät Dauer� Modus PCV (offene und geschlossene Absaugung)� PEEP 30 mbarRekrutierung � Pinsp 30 mbar über PEEP-Niveau = 60 mbar 2 min� RR 15 / min� Inspirationsfraktion 50 % � Trigger aus� Modus VC (offene und geschlossene Absaugung)Baseline- � PEEP 16 mbarBeatmung I � RR 30 / min� Inspirationsfraktion 25 % [Fluss] + 10 % [Pause] 5 min� Vt 6-8 ml / kg� Trigger aus� Modus CPAP (nur geschlossene Absaugung)Intervention � PEEP 16 mbar 20 sec� Trigger maximal sensitivBaseline- � wie Baseline-Beatmung IBeatmung II 5 min
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Das Absaugmanöver fand in Apnoe statt:
• Während der Absaugung im offenen System wurde der SL-ETT vom
Beatmungsgerät diskonnektiert,
• Während der Absaugung im geschlossenen System blieb der ETT mit dem
Beatmungsgerät verbunden, der Beatmungsmodus wurde auf CPAP
umgestellt.
Um das Beatmungsgerät in die Lage zu versetzen, den Beatmungsdruck am
Zusammenfluss von Inspirations- und Exspirationsschenkel (also Y-Stück [SL-ETT
geschlossen] oder „Trachea“ [DL-ETT]) zu messen und entsprechend zu regulieren,
wurde der für den Beatmungsdruck maßgebliche Messpunkt vom
Inspirationsschenkel in den Exspirationsschenkel verlagert. Hierzu wurde für den
Zeitraum der Intervention mittels eines Dreiwege-Hahnes der inspiratorische
Transducer vom Inspirationsschenkel getrennt und stattdessen mit dem
Exspirationsschenkel des Respirators verbunden (siehe nachfolgende Abbildung):
Konnektor Dreiwege-Hahn
Transducer "EX" Transducer "IN"
Exspiration Inspiration
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Die invasive Blutdruckmessung erfolgte über einen Katheter in der operativ
freigelegten rechten A. femoralis. Per Venae sectio konnte durch eine 8,0 Ch-
Schleuse (Fa. Cordis Corporation®, Miami, Florida / USA) ein Swan-Ganz™-
Rechtsherzthermodilutionskatheter Modell CCOmbo CCO/SvO2, Größe 7,5 F der Fa.
Edwards Lifesciences LLC® (Irvine, California / USA) in die rechte V. jugularis interna
eingeführt und nach Erreichen der A. pulmonalis zur kontinuierlichen Überwachung
der Herz-Kreislauf-Funktionen (PAP, PCvP, kontinuierliches HZV) genutzt werden. In die
ebenfalls operativ freigelegte rechte A. carotis communis wurde zur Online-
Blutgasanalyse ein Paratrend™7FL-Katheter (Modell MPS7004S) eingebracht. Die
Ergebnisse der Analyse von PaO2 und PaCO2 wurden mittels des Online-Blutgas-
Monitoring-Systems Trend-Care™ (Modell TCM7000) dargestellt. Katheter und
Monitoring-System sind Produkte der Fa. Diametrics Medical Inc.®, Roseville,
Minnesota / USA.
Herzfrequenz, intraarterieller Blutdruck, peripher-venöse O2-Sättigung, zentraler
Venendruck und pulmonal-arterieller Blutdruck wurden mittels eines SC9000XL™-
Monitors (Fa. Siemens Medical Solutions USA Inc. ®, Electromedical Systems Group,
Danvers, Minnesota / USA) überwacht. Diese Daten wurden atemhubweise
zusammen mit den korrespondierenden Werten des Beatmungsgerätes sowie der
Online-Blutgasanalyse auf einem Computer aufgezeichnet.
In die Luftwege wurden zwei Sensoren appliziert, um Gasfluß, Drücke sowie
exspiratorisches CO2 zu messen: Während der Beatmung durch den SL-ETT wurde
ein Sensor proximal zwischen dem Y-Stück und dem Bronchoskopie-Adapter sowie
ein zweiter Sensor distal zwischen der „Trachea“ und dem Tracheostomie-Tubus
angebracht. Während der Beatmung durch den DL-ETT wurden die Sensoren an den
beiden Verbindungen DL-ETT / In- bzw. Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes
positioniert (siehe Anlagen I – III). Die Signale wurden mittels zweier zugehöriger
Monitore (CO2SMO+™, Fa. Novametrix Medical Systems, Inc.®, Wallingford,
Connecticut / USA) verarbeitet, dargestellt und ebenfalls auf Computern
aufgezeichnet. Das zur Auswertung der erhobenen Daten verwendete
Softwareprogramm Analysis+™, Version 5.0, wird ebenfalls von der Fa. Novametrix
angeboten.
Während der letzten Minute der beiden Baseline-Beatmungsphasen wurden end-
exspiratorische und end-inspiratorische Okklusionen für jeweils 5 bis 7 Sekunden
durchgeführt, d. h. direkt vor Intervention bzw. am Ende eines Durchganges. Vor
diesen Okklusionen wurden arterielle und gemischt-venöse Blutgasanalysen (BGA)
durchgeführt. Eine weitere arterielle BGA wurde sofort nach Intervention – noch vor
______________________________________________________________________________________________ 19
Wiederbeginn der Baseline-Beatmung – entnommen. Das Blut für arterielle und
gemischt-venöse BGA wurde der A. femoralis bzw. A. pulmonalis entnommen.
Das Probenmaterial wurde bis zur Analyse mit einem ABL 330™-Gerät (Fa.
Radiometer®, Copenhagen / Dänemark) in Eis gelagert.
An vieren der sieben Versuchstiere wurden während der end-exspiratorischen
Okklusionen (sowohl direkt vor endotrachealer Absaugung als auch am Ende eines
Durchganges) und sofort nach endotrachealer Absaugung Spiral-CT-Aufnahmen des
Thorax durchgeführt (Somatom Sensation 16™, Fa. Siemens®, Forchheim /
Deutschland).
Zwei dieser Versuchstiere waren vor Durchführung der Studie mit Spiral-CT-
Aufnahmen einer weiteren Studie ohne Spiral-CT-Aufnahmen unterworfen worden, so
dass Daten von insgesamt neun Studien (4 mit Spiral-CT-Aufnahmen, 5 ohne Spiral-
CT-Aufnahmen) zur Auswertung zur Verfügung standen.
Aus den Spiral-CT-Daten wurden Serien von Querschnittsbildern rekonstruiert und mit
dem Softwareprogramm MALUNA™ Version 2.02 – Mannheimer Lung Analysis Tool
– des Institues für Anästhesiologie und Intensivmedizin der Universität Mannheim
(Direktor: Prof. Dr. med. Dr. med. K. van Ackern) auf Gas-Inhalt in der Lunge des
Versuchstieres analysiert. Der Gas-Inhalt in einem Slice war definiert als die Summe
aller Gas-Inhalte der einzelnen Voxel multipliziert mit deren anteiligem Gas-Inhalt. Der
anteilige Gas-Inhalt für Dichtewerte ≥ 0 Hounsfield Units (HU) war 0 und proportional
zu den HU der Dichtewerte zwischen –1 und –1000 HU.
Eine Zusammenfassung aller erhobenen Parameter ist im Anhang als Anlage V
beigefügt.
Statistik
Die Resultate sind als Mittelwerte (Minimum/Maximum) oder als Mittelwerte ±
Standardabweichung dargestellt. Die Signifikanz-Testung für Differenzen zwischen
den verschiedenen Zuständen wurde mittels Varianz-Analyse und t-Test für
verbundene Stichproben, korrigiert nach Bonferroni (wenn nicht anders angegeben),
durchgeführt.
______________________________________________________________________________________________ 20
Ergebnisse
Das zu Beginn eines Durchganges mittels Druck-kontrollierter Beatmung
durchgeführte 2-minütige Rekrutierungsmanöver (PEEP 30 mbar / PEEPpeak 60 mbar)
und die weitere Beatmung mit einem PEEP von 16 mbar resultierten in einer
Elevation des PaO2 auf 532 ± 76 (290 / 628) mmHg, welcher in der Folge auf diesem
Niveau sistierte. In den vier mit Spiral-CT-Aufnahmen durchgeführten Studien betrug
das Gas-Volumen nach Rekrutierung 1.462 ± 65 (1.356 / 1.558) ml.
Da zwischen den drei Versuchsteilen zu diesem Zeitpunkt noch keine Differenzen
bestanden, konnte für die jeweiligen Interventionen von gleichen Bedingungen
ausgegangen werden.
Die Absaugpumpe erreichte bei Absaugung durch den nicht-obstruierten Katheter
einen steady-state-Fluß von 22 ± 1,5 l/min, was einen Druckabfall entlang des SL-
ETT von 7,9 ± 1,2 (6 / 10) mbar zur Folge hatte. Während der Zeit, in der der
Verbindungsschlauch der Absaugpumpe noch abgeklemmt war, akkumulierte
Unterdruck im Reservoir. Daher waren Saugerfluss und somit der Druckabfall entlang
des SL-ETT vorübergehend [5,8 ± 0,8 (4,4 / 7,2) Sekunden] höher [Spitzenfluss 41 ±
8 (28 / 54) l/min und maximales ∆P 22,2 ± 9,6 (12 / 36) mbar].
______________________________________________________________________________________________ 21
-30
-20
-10
0
10
20
30
-60
-40
-20
0
20
40
60
-30
-20
-10
0
10
20
30
Die nachstehende Abbildung zeigt für das Versuchstier 7 repräsentativ Absaugfluss,
Druck an der Luftwegs-Öffnung und Ptr während endotrachealer Absaugung in den
drei verschiedenen Set-Ups:
SL-ETT (o) SL-ETT (g) DL-ETT
Flo
w [l
/min
] in
den
ET
T (
Abs
aug-
Flo
w)
Dru
ck [[ [[
mba
r] a
n
Luftw
egs-
Öffn
ung
Messpunkt:
Y-Stück = Atmosphärendruck
Messpunkt:
Y-Stück
Messpunkt:
Verbindungsstück ETT /
Inspirationsschenkel Respirator
Dru
ck [[ [[
mba
r] in
der
Tra
chea
(P
tr)
Zeit [Teilung = 1 Sekunde]
Die Datenspuren für die endotracheale Absaugung im geschlossenen System
zeigten, dass die Saugerfluss-getriggerten CPAP-Atemhübe von kurzen Pausen
unterbrochen waren. Die Datenspuren für die endotracheale Absaugung im offenen
System waren nicht unterbrochen. Während der endotrachealen Absaugung durch
den DL-ETT wurde Ptr auf dem Niveau des PEEP gehalten. Im Gegensatz dazu
sistierte während der geschlossenen Absaugung durch den SL-ETT der Druck am Y-
Stück (Pao, „airway opening pressure“) auf PEEP-Niveau, Ptr hingegen fiel um den
Betrag ∆P ab. Während der endotrachealen Absaugung im offenen System sank Ptr
um ∆P unter Atmosphärendruck ab.
______________________________________________________________________________________________ 22
Die nachfolgende Tabelle 1 zeigt als Summation der erhobenen Daten unter anderem
die steady-state-Levels des Ptr; eine Legende der verwendeten Abkürzungen findet
sich vorstehend.
Legende der verwendeten Abkürzungen:
DL-ETT = Intervention durch DL-ETT
SL-ETT (g) = Intervention durch SL-ETT – ohne Diskonnektion
SL-ETT (o) = Intervention durch SL-ETT – mit Diskonnektion
prä (Zeitpunkt 1) = direkt vor Intervention, während Baseline-Beatmung I
post (Zeitpunkt 2) = direkt nach Intervention, vor Baseline-Beatmung II
(Ausnahme: pulmonal-arterieller Druck 30 bis 60 Sekunden nach Intervention)
+5 min (Zeitpunkt 3) = 5 min nach Intervention, während Baseline-Beatmung II
signifikante (p < 0,05) Differenzen:
a = SL-ETT (g) vs. SL-ETT (o)
b = DL-ETT vs. SL-ETT (o)
c = DL-ETT vs. SL-ETT (g)
d = Zeitpunkt nach Intervention (2 / 3) vs. Zeitpunkt vor Intervention (1)
x = kein Test durchgeführt – n zu gering
______________________________________________________________________________________________ 23
Tabelle 1
Zeit- SL-ETT (o) SL-ETT (g) DL-ETTpunkt
Ptr während steady-state- -8,1 ± 1,2 7,3 ± 1,3 a 16,9 ± 0,9 b,c
Absaugung
Lungenvolumen [ml] 1 1.514 ± 42 1.422 ± 60 1.451 ± 62
(CT , n = 4) 2 302 ± 79 x 851 ± 211 1.377 ± 95 x
3 1.240 ± 77 x 1.220 ± 53 1.402 ± 52 x
Lungenvolumen [ml],
mittels 5- 20 Atemzügen 791 ± 126 448 ± 168 a 163 ± 115 b, c
nach Intervention rekrutiert
dynamische Compliance Cdyn 1 30,3 ± 5,2 30,2 ± 4,8 29,9 ± 5,1
des respiratorischen Systems 2 19,7 ± 2,8 20,3 ± 2,7 26,2 ± 3,7 b,c
3 22,4 ± 4,3 22,5 ± 4,1 25,6 ± 3,7 b,c
PaCO2 [mmHg] 1 45,7 ± 9,6 46,5 ± 10,1 36,3 ± 4,9 b,c
2 67 ± 7,4 d 64,5 ± 9,1 d 54,9 ± 4,9 b,c,d
3 49,3 ± 6,1 50,4 ± 10,3 d 37,3 ± 4,4 b,c
PaO2 [mmHg] 1 527 ± 72 511 ± 99 557 ± 50
2 62 ± 6 158 ± 107 d 521 ± 56 b,c,d
3 435 ± 115 468 ± 96 532 ± 45 b
Herzfrequenz (1/min) 1 102 ± 20 102 ± 18 104 ± 18
2 101 ± 19 100 ± 18 103 ± 19
3 102 ± 19 106 ± 19 d 105 ± 19
mittlerer arterieller 1 81 ± 15 80 ± 16 80 ± 16
Blutdruck [mmHg] 2 93 ± 15 95 ± 14 d 81 ± 15 c
3 86 ± 16 89 ± 15 d 84 ± 15
pulmonal-arterieller 1 26,4 ± 4,7 27,6 ± 5,6 27,2 ± 6,7
Blutdruck [mmHg] 2 34,8 ± 5,3 d 31,6 ± 7 d 28,9 ± 5,9 b
3 27,8 ± 4,4 28,8 ± 6,6 26,6 ± 4,9
zentral-venöser 1 12,3 ± 1,6 12,8 ± 1,6 12,7 ± 1,7
Blutdruck [mmHg] 2 9,4 ± 1,7 d 10,3 ± 1,5 d 12,7 ± 1,5 b,c
3 11,8 ± 1,5 d 12 ± 1,7 d 12,2 ± 1,9
______________________________________________________________________________________________ 24
Die Felder A2, B2 und C2 der nachfolgenden vier Abbildungen zeigen das Auftreten
von Atelektasen sofort nach Intervention im Vergleich zum voll rekrutierten Zustand
vor Intervention (A1, B1 und C1). Eine Spiral-CT-Serie bestand aus je 60 Aufnahmen
zu den drei verschiedenen Zeitpunkten eines Durchganges. Die hier dargestellte
Auswahl zeigt exemplarisch jeweils die 34. (33. – 36.) Aufnahme einer Spiral-CT-
Serie. So wurde gewährleistet, dass die annähernd gleiche anatomische Struktur mit
den jeweiligen Spiral-CT-Serien erfasst wurde, da sich der Schnittbildabstand von 5
mm nicht veränderte. Es handelt sich hier um Schnittbilder auf der Ebene oberhalb
des Diaphragmas bzw. unterhalb des Perikards.
Tier 4.2
Zeitpunkt Teil A Teil B Teil C
DL-ETT SL-ETT geschlossen SL-ETT offen
nach Rekrutierung
/ vor Intervention
1
direkt
nach Intervention
2
5 Minuten
nach Intervention
3
______________________________________________________________________________________________ 25
Tier 5
Zeitpunkt Teil A Teil B Teil C
SL-ETT geschlossen SL-ETT offen DL-ETT
nach Rekrutierung
/ vor Intervention
1
direkt
nach Intervention
2
5 Minuten
nach Intervention
3
______________________________________________________________________________________________ 26
Tier 6.2
Zeitpunkt Teil A Teil B Teil C
DL-ETT SL-ETT offen SL-ETT geschlossen
nach Rekrutierung
/ vor Intervention
1
direkt
nach Intervention
2
5 Minuten
nach Intervention
3
______________________________________________________________________________________________ 27
Tier 7
Zeitpunkt Teil A Teil B Teil C
SL-ETT geschlossen DL-ETT SL-ETT offen
nach Rekrutierung
/ vor Intervention
1
direkt
nach Intervention
2
5 Minuten
nach Intervention
3
______________________________________________________________________________________________ 28
Alveolärer Kollaps fand sich am ausgeprägtesten nach endotrachealer Absaugung im
offenen System, war aber nach endotrachealer Absaugung durch den DL-ETT
praktisch nicht vorhanden. Die Re-Rekrutierung während der nach Intervention
folgenden Baseline-Beatmungsphase (Felder A3, B3 und C3) war nicht vollständig.
Die Analyse der Gas-Volumina in den CT-Bildern korrespondierte mit dieser
Tatsache, wie die folgende Abbildung zeigt:
Während endotrachealer Absaugung durch den DL-ETT konnten mindestens 95%
des durch Rekrutierung erreichten Lungenvolumens gehalten werden, während bis zu
86% des Initialvolumens nach Intervention durch den SL-ETT (sowohl im offenen als
auch geschlossenen System) verloren wurden. Eine Zusammenfassung dieser Daten
findet sich in obenstehender Tabelle 1. Die tidale Re-Rekrutierung nach Intervention
wurde mittels der inspirierten, aber nicht wieder exspirierten Volumina der ersten
Baseline-Atemhübe nach Intervention quantifiziert: Das Defizit ( = die Differenz
zwischen exspirierten und inspirierten Volumina) sank exponentiell ab. Nach 5 – 20
Atemhüben wurde ein neuer steady-state nach Intervention erreicht, abhängig vom
Ausmaß des vorangegangenen alveolären Kollapses. Die re-rekrutierten Volumina
sind in obenstehender Tabelle 1 ebenfalls zusammengestellt.
Gas-Volumina in den Lungen der vier CT-Versuchsdurchgänge
während der drei verschiedenen Versuchsteile
0
200
400
600
800
1000
1200
1400
1600
1800
DL-
ETT post
DL-
ETT +5m
in
SL-E
TT (g) p
ost
SL-E
TT (g
) +5m
in
SL-E
TT (o
) post
SL-E
TT (o) +
5min
Versuchsteil
Vol
ume
(ml)
4.2
5
6.2
7
______________________________________________________________________________________________ 29
Ein weiterer Indikator für alveolären Kollaps bzw. Wiedereröffnung kollabierter
Lungenareale ist die Compliance: Wir erhoben die Daten der dynamischen
Compliance des respiratorischen Systems (Cdyn); diese wurden vom Beatmungsgerät
atemhubweise errechnet [ Vt / (Pplat – PEEP)]. In nachfolgender Grafik sind die
Compliance-Werte der einzelnen Versuchstiere dargestellt:
Während der ersten 5 Minuten der Baseline-Beatmungsphase I erreichte Cdyn die
höchsten Werte; es gab keine signifikanten Unterschiede zwischen den einzelnen
Versuchsteilen. Der durch Intervention induzierte Abfall der Compliance fand sich am
ausgeprägtesten bei Absaugung durch den SL-ETT (sowohl im offenen als auch
geschlossenen System). Am Ende der nachfolgenden Baseline-Beatmungsphase II
verbesserten sich diese Werte – das Niveau der erhaltenen Compliance nach
Intervention durch den DL-ETT wurde jedoch nicht erreicht (siehe Tabelle 1).
Verhalten der dynamischen Compliance
während der drei verschiedenen Versuchsteile
10
15
20
25
30
35
40
DL-
ETT post
DL-
ETT +5m
in
SL-E
TT (g) p
ost
SL-E
TT (g
) +5m
in
SL-E
TT (o
) post
SL-E
TT (o
) +5m
in
Versuchsteil
Cdy
n (m
l/mba
r)
1
2
3
4.1
4.2
5
6.1
6.2
7
______________________________________________________________________________________________ 30
Die folgende Grafik zeigt den zeitlichen Verlauf von PaCO2 sowie PaO2 eines
repräsentativen Versuchablaufes (Versuchstier 3), erhoben mittels des Online-
Blutgas-Monitoring-Systems Trend-Care™:
Die PaCO2-Kurve zeigte sowohl während Intervention als auch während
Manipulationen am Versuchsaufbau (Austausch von Equipment zwischen den
Versuchsteilen) vorübergehende Anstiege mit nachfolgendem exponentiellen Abfall.
Die Verringerung des apparativen Totraumes durch Verwendung eines DL-ETT führte
zu einer effektiveren CO2-Elimination und damit zu einem verringerten PaCO2-Level.
Der arterielle O2-Druck, durch Rekrutierung und anschließende Baseline-Beatmung
(Phase I) auf über 500 mmHg angehoben, fiel nach Intervention durch den DL-ETT
nur schwach ab. Im Gegensatz dazu stand der starke Abfall dieser Kurve nach
Intervention durch den SL-ETT, der bei Verwendung des SL-ETT im geschlossenen
System nur unwesentlich schwächer ausgeprägt war als im offenen System und der
nach Baseline-Beatmungsphase II nicht komplett reversibel war. Diese Tatsache ließ
sich bei allen Versuchstieren beobachten (siehe obenstehende Tabelle 1).
Versuchstier 3: Online-Blutgasanalyse
0
100
200
300
400
500
600
700
0:00 0:10 0:20 0:30 0:40 0:50Zeit
PaO
2 (m
mH
g)
0
20
40
60
80
100
120
140
PaC
O2
(mm
Hg)
PaO2
PaCO2
SL-ETT (o) DL-ETT SL-ETT (g)
______________________________________________________________________________________________ 31
Die beiden folgenden Grafiken zeigen die in-vitro-BGA-Daten aller Versuchstiere:
Verhalten des PCO2
während der drei verschiedenen Versuchsteile
0
10
20
30
40
50
60
70
80
90
100
DL-ETT p
ost
DL-ETT +
5min
SL-ETT (g
) pos
t
SL-ETT (g
) +5m
in
SL-ETT (o
) pos
t
SL-ETT (o
) +5m
in
Versuchsteil
PC
O2
(mm
Hg)
1
2
3
4.1
4.2
5
6.1
6.2
7
Verhalten des PaO2
während der drei verschiedenen Versuchsteile
0
100
200
300
400
500
600
700
DL-ETT p
ost
DL-ETT +
5min
SL-ETT (g
) pos
t
SL-ETT (g
) +5m
in
SL-ETT (o
) pos
t
SL-ETT (o
) +5m
in
Versuchsteil
PaO
2 (m
mH
g)
1
2
3
4.1
4.2
5
6.1
6.2
7
______________________________________________________________________________________________ 32
Die Interventionen durch die verschiedenen Endotrachealtuben zeigten
charakteristische hämodynamische Veränderungen:
• Absaugung durch den SL-ETT sowohl im offenen als auch im geschlossenen
System führte zu einem geringen, aber signifikanten Abfall des zentral-
venösen Blutdruckes, gefolgt von einem hauptsächlich vorübergehenden
Anstieg sowohl des systemischen als auch des pulmonal-arteriellen
Blutdruckes. Der pulmonal-arterielle Blutdruck erreichte sein Maximum 30 bis
60 Sekunden nach Durchführung des Absaugmanövers.
• Nach Intervention durch den DL-ETT blieben die beschriebenen
hämodynamischen Veränderungen aus (siehe Tabelle 1).
Während aller durchgeführten Interventionen blieb die Herzfrequenz mit 103 ± 18
Schlägen pro Minute stabil.
______________________________________________________________________________________________ 33
Diskussion
Mit der vorgelegten Studie konnten wir nachweisen, dass Ptr während endotrachealer
Absaugmanöver durch einen DL-ETT auf eingestelltem Niveau gehalten werden
kann, wenn dessen Inspirations- bzw. Exspirationslumina unabhängig voneinander an
den Inspirations- bzw. Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes angeschlossen
sind. Weitere Voraussetzung ist, dass das Beatmungsgerät bei endotrachealer
Absaugung durch einen DL-ETT die Gaszufuhr anhand des Ptr regulieren kann, der
im Exspirationsschenkel erhoben und mit dem eingestellten Sollwert verglichen wird.
Mit dieser Technik kann der mit konventionellen Absaugmanövern assoziierte Abfall
des Ptr verhindert werden. Als Folge dessen werden gewöhnliche Konsequenzen wie
alveoläre De-Rekrutierung mit nachfolgender Behinderung des pulmonalen
Gasaustausches sowie kardiale und hämodynamische Beeinträchtigungen mit
mechanischen Behinderungen des respiratorischen Systems verhindert. Während
Intervention durch einen SL-ETT (sowohl im offenen als auch im geschlossenen
System) war die Vermeidung dieser Effekte nicht möglich.
Die Gefahren der konventionellen endotrachealen Absaugung mittels Diskonnektion
von ETT und Beatmungsgerät (endotracheale Absaugung im „offenen System“) sind
seit langem bekannt (De Campo et al. 8, 1979, Barnes et al. 9, 1986). Diese Methode
kann bei prädisponierten Patienten zu hypoxämischen Zuständen führen, ausgelöst
durch Verlust von Lungenvolumen, insbesondere alveoläre De-Rekrutierung
(Brochard et al. 10, 1991; Cereda et al. 11, 2001; Maggiore et al. 12, 2003). Diese hat
ihren Ursprung zunächst in einem Abfall des kontinuierlich dehnenden
Beatmungsdruckes – wie PEEP oder CPAP –, aber auch in einem Druckabfall ∆P
entlang des ETT, ausgelöst durch den Saugerfluß. Je ausgeprägter die alveoläre
Kollapsneigung der Lunge des Patienten ist und je höhere Beatmungsdrücke zum
Offenhalten rekrutierter Alveolarbereiche erforderlich sind, desto ausgeprägtere
nachteilige Folgen hat die Diskonnektion von Patient und Beatmungsgerät (Carlon et
al. 1, 1987). Diese De-Rekrutierung ist reversibel, ein großer Prozentsatz des
Lungenvolumens kann durch die nach Absaugung wieder einsetzende Beatmung re-
rekrutiert werden (Maggiore et al. 12, 2003).
Zur Minimierung der geschilderten negativen Effekte werden diverse Techniken
diskutiert: Eine Anhebung des FiO2 sowohl vor als auch nach Absaugmanövern kann
bei Patienten mit weniger schweren Gasaustauschstörungen eine gefährliche Hypoxie
verhindern (Barnes et al. 9, 1986; Craig et al. 13, 1984). Zusätzlich oder alternativ
werden Atemzüge mit höheren Tidalvolumina sowie die Anwendung erhöhter
______________________________________________________________________________________________ 34
Atemwegsdrücke diskutiert (De Campo et al. 8, 1979; Barnes et al. 9, 1986). Bereits
1991 propagierten Brochard et al.10 für die endotrachealer Absaugung im offenen
System, dem Patienten über einen speziellen ETT, der separate Lumina für O2-
Insufflation während Diskonnektion und Absaugung aufwies, mit erhöhtem Druck
zusätzliches O2 anzubieten: Konstante tracheale Gas-Insufflation (TGI) könne vor
allem bei Patienten mit ARDS bzw. ALI einen PaO2-Abfall verhindern, da nach dem
Druckabfall durch Diskonnektion den funktionsfähig verbliebenen Alveolen vermehrt
O2 angeboten werde und zusätzlich der Druck des verabreichten Gasgemisches eine
alveoläre De-Rekrutierung auffangen könne. Der Staudruck des verabreichten Gases
erhielt den Ptr konstant auf 10 cm Wassersäule während Apnoe und verhinderte ein
Absinken des Lungenvolumens während Absaugung fast völlig. Weiterhin wandten
Blanch et al. selektive TGI an Hunden mit unilateraler ARDS-Lungenschädigung an
und beschrieben 2001, dass die TGI-Technik der vom ARDS betroffenen
Lungenhälfte zugute komme, ohne die gesunde Lungenhälfte trotz des zusätzlichen
Volumenangebotes zu überdehnen14. Da jedoch der Ptr nicht überwacht wird, birgt
diese Methode – wie auch andere Techniken der TGI – die Gefahr der Auslösung
eines Barotraumas, falls die Absaugung durch muköse Obstruktionen des
Absaugkatheters behindert wird oder die Absaugung durch einen großlumigen
Absaugkatheter erfolgen soll, der ohne Saugung in den ETT eingeführt wird
(Nahum15, 1994; Kacmarek16, 2002).
In unserer Studie konnte nach Intervention die nachfolgende Baseline-
Beatmungsphase II einen großen Anteil kollabierter Lungenareale re-rekrutieren und
die damit induzierten Gasaustausch-Behinderungen wieder aufheben. Einfach
durchzuführende Maßnahmen wie die Elevation des FiO2 oder Re-
Rekrutierungsmanöver können die kurzfristigen, nach offener Absaugung
auftretenden Probleme beseitigen, und durch ein zusätzliches Rekrutierungs-Manöver
nach Intervention kann ein Zustand wiederhergestellt werden, der dem steady-state
vor Intervention nahezu entspricht.
Der Vermeidung von De- und Re-Rekrutierung mittels der in der vorgelegten Studie
beschriebenen Technik erscheint dennoch wünschenswert: Johnson und Mitarbeiter
beobachteten 1994 während und nach offener Absaugung ein signifikant erhöhtes
Auftreten kardialer Arrhythmien mit Frequenzsteigerung sowie eine Erhöhung des
systemischen Blutdruckes. Nach endotrachealer Absaugung im geschlossenen
System traten diese Effekte nicht in diesem Ausmaß auf4. Da Hypoxämien durch
vorhergehende Hyperoxygenation vermieden wurden, wurde diese Tatsache auf
intensivere Manipulationen am ETT sowie auf manuell applizierte Atemhübe während
der Absaugung im offenen System zurückgeführt. Arterielle Füllungsdrücke wurden
______________________________________________________________________________________________ 35
nicht gemessen. Die Daten unserer Studie zeigen ebenfalls, dass intrathorakale
Druckänderungen während endotrachealer Absaugmanöver Effekte auf das Herz-
Kreislauf- und Gefäßsystem beinhalten: Sowohl während Absaugung im offenen
System wie auch – wenn auch geringer ausgeprägt – während Absaugung im
geschlossenen System durch einen SL-ETT war ein Abfall des zentralvenösen
Blutdruckes zu beobachten. Nach Wiederbeginn der Baseline-Beatmung stieg der
pulmonal-arterielle Blutdruck an. Wir führen diese Tatsache auf die einsetzende
intrathorakale Druckerniedrigung nach Intervention zurück. Die Senkung von sowohl
rechtsventrikulärer Vorlast als auch linksventrikulärer Nachlast mit konsekutiver
Entleerung und Druckerniedrigung im pulmonal-arteriellen Gefäßsystem verkehrte
sich nach Wiedereinsetzen der Beatmung aufgrund der nun wieder erhöhten
intrathorakalen Drücke vorübergehend ins Gegenteil. Diese kardiorespiratorischen
Konsequenzen sind in vorangegangenen Studien nicht explizit geprüft worden,
wenngleich eine Verminderung des PEEP mit dem Auftreten von circulatorischen
Beeinträchtigungen bei prädisponierten Patienten in Zusammenhang gebracht
worden ist (Lemaire et al.17, 1988).
Re-Rekrutierungsmanöver mittels normaler Atemhubvolumina erreichen nicht das
Ausmaß der alveolären Rekrutierung vor endotrachealer Absaugung und sind
inkomplett (Maggiore et al.12, 2003). Ferner ist das Ausmaß des Verlustes an
Lungenvolumen nach endotrachealer Absaugung im offenen System von anderer
Qualität als nach Reduzierung des PEEP (durch 6-sekündige Beatmung mit
atmosphärischem Druck): Hiernach war die Compliance des respiratorischen Systems
erhöht, d. h. die Lungen waren „bereit“ für die Applikation von wiederholtem PEEP,
während nach endotrachealer Absaugung im offenen System die Compliance
vermindert war und die Lungen sich nicht effektiv rekrutieren ließen.
(Re-)Rekrutierungsmanöver sind in der Lage, pulmonalen Gasaustausch und
Lungenvolumen zu verbessern und zu erhöhen; allerdings beinhaltet dies auch die
Anwendung erhöhter transpulmonaler Drücke, die wiederum Schäden des
Lungengewebes und Kreislauf-affektive Nebenwirkungen nach sich ziehen können:
Atemhubweise und damit repetitive De- und Re-Rekrutierungen mittels hoher
Tidalvolumina induzieren in der vorgeschädigten Lunge neben einem Serum-Anstieg
entzündlicher Mediatoren wie beispielsweise TNF-α oder MIP-2, welche von
destruiertem Alveolar-Epithel freigesetzt werden (Chiumello et al.18, 1999), vor allem
sog. „shear stress“: Wiederholte (Re-)Rekrutierungsmanöver führen zu einem Anstieg
des transpulmonalen Druckes, was sich in Überdehnung des Lungengewebes äußert
(Crotti et al.19, 2001) und Volu- und Barotraumata setzt. Der durch Erhöhung der
intrapulmonalen Scherkräfte hervorgerufene mechanische Stress kann zu
______________________________________________________________________________________________ 36
intraparenchymalen Zysten führen, die der weiteren ARDS-Progression Vorschub
leisten (American Thoracic Society20, 1999). Kontinuierliche alveoläre De- und Re-
Rekrutierungsmanöver mit nachfolgendem „shear stress“ können bekanntermaßen
eine Ventilator-assoziierte Lungenschädigung hervorrufen (Ranieri et al.21, 1999); dies
gilt insbesondere für vorgeschädigte Lungen (Taskar et al.22, 1997). Studien zu
diesem Sachverhalt haben sich in der Vergangenheit auf tidale De- und Re-
Rekrutierungsmanöver konzentriert. Es ist unklar, in welchem Ausmaß die Ergebnisse
auf Lungen übertragen werden können, die über einen relativ langen Zeitraum (20 bis
30 Sekunden oder mehr), dafür allerdings in längeren Intervallen (Stunden) einem
negativen Druck ausgesetzt sind. In einer Studie an Kaninchen nach erfolgter
Lungen-Lavage (Suh et al.23, 2002) waren wiederholte Beatmungszyklen mit einer 10-
minütigen Beatmungsphase und niedrigem PEEP und 20-minütige Beatmungszyklen
mit hohem PEEP über 3 Stunden hinweg für das Lungengewebe schädlicher als eine
1-stündige Beatmung mit niedrigem PEEP, gefolgt von 2-stündiger Beatmung mit
hohem PEEP. Dieses zeigt das lungenschädigende Potential von kurzzeitiger De-
Rekrutierung – die langfristigen Konsequenzen für das Lungengewebe nach erfolgter
endotrachealer Absaugung sind heute noch unbekannt. Es muß allerdings bezweifelt
werden, dass eine durch ARDS und beispielsweise damit einhergehende Formation
von hyalinen Membranen (Muscedere et al.24, 1994) vorgeschädigte Lunge dauerhaft
in der Lage ist, die oben erwähnten Schädigungen zu kompensieren.
Re-Rekrutierungsmanöver nach endotrachealer Absaugung sind bisher nur im
Kontext mit kontrollierter Beatmung studiert worden. Es ist zum jetzigen Zeitpunkt
nicht klar, ob die Ergebnisse auf spontan atmende Patienten – mit oder ohne
mechanische Unterstützung – übertragbar sind. Nach Absaugung sollten Patienten
nicht zusätzlich der Belastung einer verminderten Compliance des respiratorischen
Systems ausgesetzt werden. Durch kleinere Tidalvolumina (mit geringerem re-
rekrutierendem Potential) ist die vom Patienten durchführbare, selbstständige
Verbesserung des pulmonalen Gasaustausches limitiert.
Durch endotracheale Absaugung im geschlossenen System können intrapulmonale
Drücke und damit Lungenvolumina potenziell konstant gehalten werden. Kommerziell
erhältliche Sets zur endotrachealen Absaugung im geschlossenen System bieten
zusätzlich den Vorteil, dass der Absaugkatheter mit einer Plastikhülle überzogen ist
und deshalb nicht nach jedem endotrachealen Absaugmanöver ausgewechselt
werden muss – die Möglichkeit der Kontamination mit infektiösem Material sowohl in
Richtung Patient als auch in Richtung Personal wird somit minimiert (Carlon et al.1,
1987; Johnson et al.4, 1994), wenngleich diese Vorgehensweise andere Risiken in
sich birgt:
______________________________________________________________________________________________ 37
Während des Absaugvorganges kann der Fluss durch den Absaugkatheter zwischen
0 (z. B. bei Katheterverstopfung durch zähe Schleimpfropfen oder nicht
eingeschalteter Absaugpumpe) und 20 bis 30 l/min – dieser Wert überschreitet das
Atemminutenvolumen der meisten Patienten deutlich – variieren. So können
Volumen-kontrollierte Beatmungsformen zu bedrohlich hohen intrapulmonalen
Drücken führen, wenn Patienten kontinuierlich Atemhübe erhalten, diese aber durch
obstruierte Katheter und ETTs wegen eines nicht arbeitenden Absaugsystems nicht
wieder abatmen können. Andererseits können die Beatmungsdrücke auch sehr stark
abfallen, wenn das Beatmungsgerät dem Patienten weniger Gas nachliefert als durch
Absaugung entnommen wird (Taggart et al.25, 1988; Stenqvist et al.26, 2001). Zwei
weitere Patientenstudien erhärten dies: Wenn durch Absaugung zusätzliche,
Volumen-kontrollierte Atemzüge mit einem suffizienten inspiratorischen Fluss
getriggert werden, bleiben Lungenvolumen und Gasaustausch konstant (Cereda et
al.11, 2001); falls der Trigger ausgeschaltet wird, resultiert der bekannte Abfall von
intrathorakalem Druck und Volumen (Maggiore et al.12, 2003).
Druck-kontrollierte Beatmungsverfahren sind effektiver in der Lage, die benötigte
Gaszufuhr während endotrachealer Absaugung zu regulieren (Maggiore et al.12,
2003), wenn die gewählten Trigger-Einstellungen dies erlauben. Der intrapulmonale
Druck kann den maximal eingestellten Wert nur dann überschreiten, wenn ein aktiver
Patient ausatmet oder hustet – die Gefahr pulmonaler Gewebeschädigung durch
Überdruck ist gering. Jedoch ist bei Verwendung eines SL-ETT der den Lungen
nächstgelegene Mess- und Regelpunkt das Y-Stück, d. h. die Luftwegsöffnung. Der
Druckabfall ∆P entlang des SL-ETT und somit der effektive Ptr sind nicht
vorhersehbar: Der Fluss der Absaugpumpe kann variieren, und der effektive
Widerstand im SL-ETT kann durch Knicks oder Sekretverlegung erhöht sein
(Stenqvist et al.26, 2001). So kann Ptr auch im Druck-unterstützten oder -kontrollierten
Beatmungsmodus unter PEEP-Niveau liegen, falls ∆P größer als der gewählte
Druckunterschied zwischen Inspiration und Exspiration ist.
Die Lösung dieses Problems liegt in der kontinuierlichen Messung von Ptr und der
daran ausgerichteten Druckregelung des Beatmungsgerätes. Abgesehen von
endotrachealen Absaugmanövern erlaubt die Messung des tatsächlichen Ptr die
Beobachtung der Mechanik des respiratorischen Systems ohne Beeinflussung durch
gerätebedingte Widerstände (Karason et al.27, 2001). Weiterhin erleichtert sie die
Atemarbeit des spontan atmenden Patienten: Zwischen ETT und Beatmungsgerät
befindliches Equipment – wie Wärme-Feuchte-Tauscher oder flexible
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Faltenschlauchsegmente – ruft Widerstände hervor, die nun nicht mehr überwunden
werden müssen (Messinger et al.28, 1995, Reissmann et al.29, 2001). Dieses
zusätzliche Equipment trägt aber nicht nur zur Erhöhung des Innenwiderstandes des
ETT bei – hier können auch prädisponiert Knicks, Stenosen o. ä. auftreten.
Die kontinuierliche Messung und Regelung des Ptr kann mittels DL-ETT geschehen:
Die Widerstände im ETT und in den Schläuchen als Teil des Beatmungsgerätes
werden laufend überwacht – die Drucksensoren des Beatmungsgerätes messen über
den Exspirationsschenkel des DL-ETT den Ptr (wohingegen in der Trachea als
Bestandteil des anatomischen Totraumes dies bei Verwendung eines SL-ETT nicht
ohne weiteres möglich ist). Potenziell gefährliche Knicks und Verstopfungen sind so
frühzeitig zu detektieren und zu beseitigen. Auch die Software-gestützte Überprüfung,
ob der ETT geknickt oder verstopft ist, ist sicher möglich. Ein DL-ETT ist jeglichen
separaten Messmethoden mittels Katheter überlegen, weil während normaler
Beatmung beide Lumina wechselweise von Luft durchströmt werden. In jeder Phase
kann also Ptr durch das gerade nicht durchströmte, „passive“ Lumen akkurat an das
Beatmungsgerät übertragen (Reissmann et al.29, 2001; Lethvall et al.30, 2002) und der
Druckregelung zugrundegelegt werden.
Ferner beschrieben Lethvall et al.30 in Jahr 2001, dass die Elimination von CO2 zur
Vermeidung hyperkapnischer bzw. hypoxischer Zustände des beatmeten Patienten
mittels der oben erwähnten TGI-Technik ebenso effizient möglich war wie mittels DL-
ETT.
Weiterhin reduziert sich bei Verwendung eines DL-ETT der apparative Totraum. Als
Folge kann ein konstanter CO2-Gehalt mit einem geringeren Aufwand an Ventilation
eliminiert werden, so dass die kontrollierte Beatmung mit kleineren Tidalvolumina und
hohem PEEP mit einem geringeren Hyperkapnie-Risiko behaftet ist. Diese „Lungen-
protektive Beatmungsstrategie“ bedeutet, während kontrollierter Beatmung den
PEEP-Beatmungsdruck erhöhen zu können, ohne gleichzeitig die Spitzendrücke
anheben zu müssen – Ventilator-assoziierte Lungenschädigungen können vermieden
werden. Diese Technik ist mit einem signifikanten Absinken der Mortalität bei ARDS-
Patienten korreliert (Amato et al.31, 1998).
Moderne Beatmungsgeräte besitzen üblicherweise sowohl im Exspirations- wie auch
im Inspirationsschenkel Druck-Transducer. Wenn diese in der beschriebenen Weise
mit einem DL-ETT verbunden werden, kann durch jeweils einen Transducer Ptr
kontinuierlich erhoben werden, und das Beatmungsgerät kann DL-ETT und
Beatmungskreis überwachen. Die uns bekannten Beatmungsgeräte sind nicht in der
______________________________________________________________________________________________ 39
Lage, den exspiratorischen Beatmungsdruck basierend auf inspiratorischer
Druckmessung zu regulieren; dies erklärt, warum konventionelle Wärme-Feuchte-
Tauscher oder vergleichbares Equipment als Fehlerquelle für Signal-Transmissionen
in Richtung Beatmungsgerät bekannt sind.
Jedoch können Beatmungsgeräte wie Draeger EVITA® oder Nellcor Puritan Bennett
840® einen inspiratorischen Flow liefern, welcher auf der Druckmessung im
exspiratorischen Schenkel des Beatmungskreises basiert. So war es in einer Bench-
Studie mit einem unmodifizierten EVITA-Beatmungsgerät, welches in der
beschriebenen Weise mit einem DL-ETT verbunden war, möglich, Ptr während
Absaugung – sogar in Kombination mit spontanem Atmen – konstant zu halten
(Reissmann et al.29, 2001). Spontanes Atmen, verbunden mit einer geringeren
Nachfrage an Beatmung, wird erleichtert und erfordert weniger Unterstützung
(Reissmann et al.29, 2001; Lethvall et al.30, 2002; Larsson et al.32, 1992; Liebenberg et
al.33, 1999), denn neben der erwähnten Reduzierung des Totraums beim Einsatz
eines DL-ETT wird der Atemwegswiderstand und damit die Atemarbeit für intubierte
Patienten im Gegensatz zur Verwendung eines SL-ETT deutlich vermindert.
Allerdings kann das Beatmungsgerät während endotrachealer Absaugungmanöver im
geschlossenen System keine Beatmungsphasen detektieren – unabhängig vom Typ
des ETT: Hierzu müssten Saugerfluss und Bewegungen des Patienten unterschieden
werden können, wofür zusätzliche Signale vom Patienten und / oder der
Absaugpumpe erforderlich wären und sowohl den technischen Aufwand wie auch den
zeitlichen Ablauf dieser notwendigen Maßnahme erheblich verkomplizieren würden.
Absaug-synchrone, atemhubweise Kompensation kann also während
Absaugmanövern nicht gewährleistet werden. Darüberhinaus wird jede assistierende
Komponente mit einem positiven Feedback, die auf Flow-Messung basiert, wie z. B.
Automatic Tube Compensation (Guttmann et al.34, 1993), Flow-proportionale
Assistenz oder Volumen-proportionale Assistenz, während Absaugmanövern
abgeschaltet werden müssen, da das Beatmungsgerät den Absaugfluss sonst als
Anstrengung des Patienten „missdeuten“ könnte – hohe Beatmungsdrücke mit
schädigendem Potential für das Lungengewebe wären die Folge.
Aus technischen und logistischen Gründen musste in der vorgelegten Studie ein
Beatmungsgerät verwendet werden, welches den inspiratorischen Flow via
Transducer im inspiratorischen Schenkel regulierte. Durch die oben beschriebene
Modifikation konnte die gewünschte Druckmessung im CPAP-Modus durchgeführt
werden, was wir als Beweis für die Richtigkeit des Prinzips ansehen. Durch
Drucküberhöhungen („overshoots“) während anderer Druck-unterstützter
______________________________________________________________________________________________ 40
Beatmungsmodi wurde klar, dass die Software des Beatmungsgerätes nicht in der
Lage war, die durchgeführte mechanische Modifikation suffizient umzusetzen.
Unsere Studie zeigt, dass die Konstanterhaltung des PEEP in der Trachea den
Verlust von Lungenvolumen und konsekutive Gasaustauschbehinderungen minimiert
– auf die Fortsetzung der Beatmung während Absaugung im geschlossenen System
haben wir verzichtet, um Vergleichbarkeit mit der Absaugung im offenen System zu
gewährleisten. Allerdings können nicht nur endotracheale Absaugmanöver, sondern
auch Apnoe-Zustände in beatmeten Patienten zu einer – wenn auch wenig
ausgeprägten – De-Rekrutierung mit nachfolgendem Alveolarkollaps führen, falls der
PEEP-Beatmungsdruck auf ein zu geringes Niveau eingestellt ist. Wir führten keine
PEEP-Titration durch und nahmen diesen Effekt in Kauf. Ein Kontroll-Versuchsteil
unter Apnoe ohne Intervention hätte den Benefit einer individuellen PEEP-Titration
verdeutlichen können, wenngleich bekannt ist, dass ein optimaler PEEP nicht
existiert, da in der vorgeschädigten Lunge der zum Öffnen kollabierter Areale
erforderliche Beatmungsdruck über einen weiten Bereich verteilt ist (Maggiore et al.35,
2001). Diese von uns durch Bronchiallavagen mit einem Surfactant-depletierenden
Agens durchgeführte Lungenschädigung dient der ARDS-Simulation im Tiermodell.
Sie ist allgemein akzeptiert, wird praktiziert und ist reproduzierbar (Muscedere et al.24,
1994; Taskar et al.22, 1997; Suh et al.23, 2002; Schiller et al.36, 2003). Dennoch
erscheint dieses Vorgehen problematisch: Während ein klinisch manifestes ARDS
herdförmige und diffuse, heterogene Läsionen des Alveolarepithels hervorruft
(Bernard et al.37, 1994), induzieren Bronchiallavagen im Gegensatz dazu relativ
homogene Schädigungen des gesamten Epithels, wenngleich auch hier
mikroskopisch Abstufungen festzustellen sind (Schiller et al.36, 2003) – so existieren
geschädigte und nicht-geschädigte Alveolarbereiche im Modell nicht parallel
nebeneinander, was im klinischen Alltag bei ARDS-Patienten allerdings vorkommt.
Ein erniedrigter Ptr mit Verlust von Lungenvolumen, welcher auf endotracheale
Absaugung zurückzuführen ist, ist nicht nur in der Intensivmedizin von Bedeutung:
Auch im Zusammenhang mit Anästhesie können Lagerung sowie Verlust von
Bewusstsein und Muskeltonus zur Entwicklung von Atelektasen in abhängigen
Regionen beitragen. Lungen-Kompression im Thorax aufgrund chirurgischer
Prozeduren wie Abdominal-OPs mit Capnoperitoneum tragen hierzu ebenfalls bei
(Thamm38, 2005). Von diesen lagerungs- und druckabhängigen Atelektasen zu
differenzieren sind sogenannte „Resorptions-Atelektasen“, die durch intraoperative
Beatmung mit erhöhtem FiO2 bedingt werden können; sie sind nicht von Ödemen
______________________________________________________________________________________________ 41
begleitet und durch ein einzelnes Beatmungsmanöver mit Vitalkapazität schnell
reversibel (Hedenstierna et al.39, 1989). Wenn allerdings die Beatmung auf
Atmosphären-Niveau fortgesetzt wird, erscheinen diese Atelektasen schnell wieder.
Die Vermeidung erfolgt durch PEEP-Beatmung (Hedenstierna40 2000; Neumann et
al.41, 1999). Auch postoperative Atelektasenbildungen sind ein häufiges Phänomen,
welches mit protahierter Gasaustauschstörung und allgemeiner Morbidität
zusammenhängen kann (Lindberg et al.42, 1992). Momentan ist über die alveoläre
Bedeutung gängiger anästhesiologischer Prozeduren wie Narkose-Ausleitung und
Extubation wenig bekannt; theoretisch wird jedoch auch hier das Auftreten von
Atelektasen begünstigt. Nur wenige Beatmungsgeräte erlauben die Aufrechterhaltung
eines erhöhten System-Druckes (CPAP) während Spontanatmung. Bei
Wiedereinsetzen der Spontanatmung sind die ersten Atemzüge aus Gründen wie
reduzierter Vigilanz oder Schmerz flach; tidale Rekrutierung kann nicht ausgelöst
werden. Externe Unterstützung der Spontanatmung oder Rekrutierungsmanöver sind
unter diesen Umständen schwierig durchzuführen. Ferner wird aus
Sicherheitsgründen vor Extubation mit erhöhtem FiO2 beatmet, was die oben
beschriebenen Resorptions-Atelektasen nach sich ziehen kann. Schließlich wird Ptr
noch durch endotracheale Absaugmanöver während der Entfernung des
Endotrachealtubus – zur Entfernung von möglicherweise oberhalb des ETT-Cuffs
akkumulierten Materials – negativiert. Dieses Vorgehen wird zwar nicht generell
empfohlen, aber doch zur Aspirationsprävention durchgeführt.
Die in dieser Studie beschriebene Durchführung von Beatmungen unter Verwendung
eines DL-ETT scheint zur Vermeidung vieler der aufgeführten Nachteile zweckmäßig.
Weitere Studien können zeigen, ob postoperative pulmonale Komplikationen wie
Atelektasenbildungen in der beschriebenen Weise verhindert bzw. deren Verläufe
abgemildert werden können. Ebenfalls ist zu prüfen, ob die beobachteten positiven
Effekte auch für weniger homogene Lungenerkrankungen gelten, so beispielsweise
für das ARDS aus intrapulmonalen Gründen.
______________________________________________________________________________________________ 42
Zusammenfasung
Endotracheale Absaugung durch konventionelle einlumige Endotrachealtuben (SL-
ETT) provoziert sowohl bei Durchführung im offenen wie auch im geschlossenen
System alveoläre Kollapszustände, da mit subatmosphärischem Druck abgesaugt
werden muss, der den Trachealdruck Ptr vermindert. Während endotrachealer
Absaugung im offenen System fällt durch Diskonnektion von Patient und
Beatmungsgerät der Trachealdruck Ptr auf Atmosphären-Niveau ab. Bei
endotrachealer Absaugung im geschlossenen System resultiert durch den Druckabfall ∆P entlang des SL-ETT ebenfalls eine Verminderung von Ptr. Zudem kann es –
bedingt durch den räumlichen Abstand vom Messort des Ptr und tatsächlichem Ptr –
zu Verfälschungen des durch das Beatmungsgerät erhobenen Druckes kommen, so
dass während endotrachealer Absaugung ein nicht der Realität entsprechender
Beatmungsdruck vom Beatmungsgerät nachgeregelt wird.
Bei Beatmung über einen doppellumigen Endotrachealtubus (DL-ETT) kann Ptr auch
während endotrachealer Absaugmanöver auf dem eingestellten Niveau gehalten
werden, wenn dessen Inspirations- bzw. Exspirationslumina unabhängig voneinander
an den Inspirations- bzw. Exspirationsschenkel des Beatmungsgerätes
angeschlossen sind und das Beatmungsgerät während der Gaslieferung in Richtung
Patient – also auch während endotrachealer Absaugung – den im
Exspirationsschenkel gemessenen Druck der Regelung zugrundelegt.
Mit der vorgelegten Studie sollte überprüft werden, ob während endotrachealer
Absaugmanöver durch einen DL-ETT alveoläre Kollapszustände vermieden werden
können. Hierzu wurde an Schweinen mittels Lungenlavage ein Acute Respiratory
Distress Syndrome (ARDS) mit erhöhter Kollapsneigung des Lungengewebes
simuliert. Das Absaugen mit der neuen DL-ETT-Technik wurde bei jedem Tier mit
konventionellem Absaugen im geschlossenen und im offenen System verglichen, die
Daten wurden randomisiert.
Atemmechanik, Hämodynamik und Blutgase wurden sowohl während Absaugung als
auch während Beatmung (vor / nach Absaugung) verfolgt; von einigen Tieren wurden
Spiral-CT-Aufnahmen der Lunge angefertigt.
Es hat sich gezeigt, dass alveoläre Kollapszustände während endotrachealer
Absaugmanöver im geschlossenen System durch die Verwendung eines DL-ETT
vermieden werden können. Weiterhin ergaben sich folgende Vorteile:
• Verminderung des Totraumes;
• Verminderung des gerätebedingten Widerstandes;
• Möglichkeit zur Anwendung einer Lungen-protektiven Beatmungsstrategie.
______________________________________________________________________________________________ 43
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(nach Erstautor in der zitierten Reihenfolge)
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study on lungmorphology and gas exchange. European Respiratory Journal 2:
528-535
40. Hedenstierna G, Rothen HU (2000): Atelectasis formation during anesthesia:
Causes and measures to prevent it. Journal of Clinical Monitoring 16: 329-335
______________________________________________________________________________________________ 48
41. Neumann P, Rothen HU, Berglund JE, Valtysson J, Magnusson A,
Hedenstierna G (1999): Positive end-expiratory pressure prevents atelectasis
during general anaesthesia even in the presence of a high inspired oxygen
concentration. Acta Anaesthesiologica Scandinavica 43: 295-301
42. Lindberg P, Gunnarsson L, Tokics L, Secher E, Lundquist H, Brismar B,
Hedenstierna G (1992): Atelectasis and lung function in the postoperative
period. Acta Anaesthesiologica Scandinavica 36: 546-553
______________________________________________________________________________________________ 49
Danksagung
Ich möchte mich bei den nachfolgenden Personen für die vielfältige Unterstützung
bedanken, ohne die die Durchführung der vorliegenden Studie nicht möglich gewesen
wäre:
• em. Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schulte am Esch
a (em. Direktor des Zentrums für Anästhesiologie und Intensivmedizin
des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf)
• Prof. Dr. med. G. Hedenstierna
a (Direktor der Abteilung für Klinische Physiologie des Universitätsklinikums Uppsala / Schweden)
• dem gesamten Team des Forschungslabors der Abteilung für Klinische
Physiologie des Universitätsklinikums Uppsala / Schweden, insbesondere:
• Agneta Roneus
• Karin Fagerbrink
• Eva-Maria Hedin
• PD Dr. med. Hajo Reissmann
a (Facharzt für Anästhesiologie – Apotheke des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf
– Chefapotheker: Dr. M. Baehr)
• Dr. med. Stephan H. Böhm
a (Facharzt für Anästhesiologie)
• Dr. med. Oliver C. Thamm
a(Assistenzarzt für Chirurgie in der Chirurgischen Klinik des Krankenhauses St.-Adolf-Stift Reinbek
– Chefarzt: Prof. Dr. med. A. Eggert)
• Tanja Pesch
(Tierärztin)
• Romy Kaufmann
• meinen Eltern und Geschwistern
______________________________________________________________________________________________ 50
Curriculum vitae
Claas T. Buschmann
______________________________________________________________ Geburtsdatum 27. Januar 1977
______________________________________________________________ Geburtsort Hamburg
______________________________________________________________ Schulabschluß Juni 1996 Abitur am Heisenberg-Gymnasium, Hamburg-Harburg
______________________________________________________________ Wehr-/Ersatzdienst Juli 1996 – August 1997
Ausbildung zum Rettungssanitäter, dann Ersatzdienst beim Deutschen Roten Kreuz Hamburg-Harburg e. V. als Rettungssanitäter
______________________________________________________________ Berufliche Qualifikationen Februar 1998 – Juli 1998 Fortbildung zum Rettungsassistenten
Januar 2004 – März 2004
Weiterbildung zum Lehrrettungsassistenten
August 1998 – Juni 2000 Ausbildung zum Industriekaufmann bei der GlaxoSmithKline
(ehemals GlaxoWellcome) Deutschland GmbH & Co. ______________________________________________________________ Studium seit Oktober 2000
Studium der Humanmedizin an der Universität Hamburg
September 2002 Ärztliche Vorprüfung
seit Oktober 2002 Promotion zum Dr. med. bei Herrn em. Prof. Dr. med. Dr. h. c. J. Schulte am Esch
(em. Direktor des Zentrums für Anästhesiologie und Intensivmedizin des Universitätsklinikums Hamburg-Eppendorf)
über das Dissertationsthema
„Vermeidung von Alveolarkollaps bei endotrachealer Absaugung durch Erhaltung des Trachealdruckes
– Untersuchung einer neuen Technik auf Basis eines doppellumigen Endotrachealtubus“
Februar 2003 Universitätsklinikum Uppsala / Schweden,
Institut für Klinische Physiologie
( Direktor: Herr Prof. Dr. med. G. Hedenstierna )
August 2003
Erster Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
April 2006 Zweiter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
voraussichtlich April 2007
Dritter Abschnitt der Ärztlichen Prüfung
______________________________________________________________________________________________ I
Anhänge
Anlage I
Schematischer Versuchsaufbau für endotracheale Absaugung im offenen SL-ETT-Modus:
AbsaugkatheterI. D. 16 Fr
⇒ CO2SMO
Exspiration ⇐ ⇑ EX
Diskonnektion
⇐
Inspiration ⇒SL-ETT
I. D. 8 mm
"Trachea"I. D. 22 mm
CO2SMO
IN
______________________________________________________________________________________________ II
Anlage II
Schematischer Versuchsaufbau für endotracheale Absaugung im geschlossenen SL-ETT-Modus:
AbsaugkatheterI. D. 16 Fr
Exspiration ⇐
CO2SMO
EX
Inspiration ⇒SL-ETT
I. D. 8 mm
"Trachea"I. D. 22 mm
CO2SMO
IN
______________________________________________________________________________________________ III
Anlage III
Schematischer Versuchsaufbau für endotracheale Absaugung im geschlossenen DL-ETT-Modus:
AbsaugkatheterI. D. 16 Fr
Exspiration ⇐ EX
Inspiration ⇒ IN
DL-ETTO. D. 41 Fr
"Trachea"I. D. 22 mm
______________________________________________________________________________________________ IV
Anlage IV
Randomisiertes Schema zum Versuchsablauf
Tier Versuchsteil A Versuchsteil B Versuchsteil C
1 SL-ETT offen SL-ETT geschlossen DL-ETT
2 DL-ETT SL-ETT offen SL-ETT geschlossen
3 SL-ETT offen DL-ETT SL-ETT geschlossen
4.1 SL-ETT geschlossen DL-ETT SL-ETT offen
4.2 DL-ETT SL-ETT geschlossen SL-ETT offen
5 SL-ETT geschlossen SL-ETT offen DL-ETT
6.1 SL-ETT offen SL-ETT geschlossen DL-ETT
6.2 DL-ETT SL-ETT offen SL-ETT geschlossen
7 SL-ETT geschlossen DL-ETT SL-ETT offen
______________________________________________________________________________________________ V
Anlage V
Erhobene Parameter
Während der gesamten Studie wurden Parameter zur Beurteilung der Auswirkung der
durchgeführten Interventionen auf das Versuchstier sowie zur Überwachung der Herz-
Kreislauf-Funktionen des Versuchstieres erhoben.
Hämodynamische Parameter
• Herzfrequenz via A.-femoralis-Katheter
• invasiv erhobener arterieller Blutdruck via A.-femoralis-Katheter
• Continuous Cardiac Output via A.-pulmonalis-Katheter
(Swan-Ganz™)
Respiratorische Parameter
• SpO2 via Pulsoxymetrie-Ohrclip
(Monitor SC9000XL™)
• SvO2 via A.-pulmonalis-Katheter
(Swan-Ganz™)
• zentraler Venendruck via A.-pulmonalis-Katheter
(Swan-Ganz™)
• PCO2 in der Exspirationsluft via CO2SMO+™
• PaCO2 sowie PaO2 via A.-femoralis-Katheter
(Paratrend™ / Trend-Care™)
______________________________________________________________________________________________ VI
Zusammenfassend wurden zur Beurteilung der Auswirkung der Interventionen auf
den Organismus des Versuchstieres herangezogen:
• PaO2
• PaCO2
• PCO2
• dynamische Compliance Cdyn als Maß für den Grad der Atelektasenbildung
nach Intervention: Indem jeweils erste und letzte Minute der Cdyn-Werte der
beiden Baseline-Beatmungsphasen der drei Durchgänge gemittelt wurden,
konnten Aussagen über die Auswirkung der Interventionen auf die
Dehnbarkeit der Versuchstierlunge getroffen werden
• rekrutiertes Volumen Volrekr als Maß für den Grad der Atelektasenbildung nach
Intervention
• (Spiral-CT-Aufnahmen der Versuchstier-Lunge / n = 4)
• pH-Wert
• Standard-HCO3-
• Basen-Überschuss
• Hämoglobin
• zentralvenöse O2-Sättigung
• periphervenöse O2-Sättigung
• hämodynamische Parameter
(Herzfrequenz, intraarterieller Blutdruck, pulmonal-arterieller Blutdruck, zentral-
venöser Blutdruck, continous Cardiac Output, continous Cardiac Index)
______________________________________________________________________________________________ VII
Anlage VI
Verzeichnis der verwendeten Abkürzungen in alphabeti scher Reihenfolge
• A. Arterie
• ALI Acute Lung Injury
• ARDS Acute Respiratory Distress Syndrome
• BGA Blutgasanalyse
• C (°) Celsius (Grad)
• Cdyn dynamische Compliance des respiratorischen Systems
• CPAP kontinuierlicher, positiver Atemwegs-Beatmungsdruck
• cm Zentimeter
• CT Computertomographie
• ∆P Druckabfall
• DL-ETT doppellumiger Endotracheal-Tubus
• ETT Endotracheal-Tubus
• FiO2 inspiratorischer Sauerstoff-Fluß
• Fr French
• HU Hounsfield Unit
• kg Kilogramm
• l/min Liter pro Minute
• mbar Millibar
• mg/kg/KG*h Milligramm pro Kilogramm Körpergewicht pro Stunde
• MIP-2 Makrophagen-induziertes inflammatorisches Protein 2
• µg Mikrogramm
• mm Millimeter
• mmHg Millimeter Quecksilbersäule
• NIH National Institute of Health
• Pao (Beatmungs-)Druck an der Atemwegs-Öffnung
• Pinsp inspiratorischer Beatmungsdruck
• Pplat Plateau-Beatmungsdruck
• Ptr Trachealdruck
• PaO2 arterieller Sauerstoff-Partialdruck
• PaCO2 arterieller Kohlendioxid-Partialdruck
______________________________________________________________________________________________ VIII
• PCO2 Kohlendioxid-Partialdruck in der Exspirationsluft
• PEEP positiver end-exspiratorischer Beatmungsdruck
• PEEPpeak positiver end-exspiratorischer Beatmungsspitzendruck
• RR Respirations-Rate pro Minute
• SL-ETT einlumiger Endotrachealtubus
• SpO2 Sauerstoffsättigung des periphervenösen Blutes
• SvO2 Sauerstoffsättigung des zentralvenösen Blutes
• TGI tracheale Gas-Insufflation
• TNF-α Tumornekrosefaktor α
• V. Vena
• Vt Tidalvolumen
• Volrekr rekrutiertes Lungenvolumen
______________________________________________________________
______________________________________________________________________________________________ IX
Eidesstattliche Versicherung
Ich versichere hiermit ausdrücklich, dass ich die vorliegende Arbeit selbstständig und
ohne fremde Hilfe verfasst, andere als die von mir angegebenen Quellen und
Hilfsmittel nicht benutzt und die aus den benutzten Werken wörtlich oder inhaltlich
entnommenen Stellen einzeln nach Ausgabe (Auflage und Jahr des Erscheinens),
Band und Seite des benutzten Werkes kenntlich gemacht habe.
Ferner versichere ich, dass ich diese Dissertation bisher nicht einem Fachvertreter an
einer anderen Hochschule zur Überprüfung vorgelegt oder mich anderweitig um
Zulassung zur Promotion beworben habe.
Weiterhin versichere ich, dass weder zu Firmen, deren Produkte in dieser
Dissertationsschrift genannt werden noch zu Firmen, die entsprechende
Konkurrenzprodukte vertreiben, finanzielle Verbindungen bestehen.
__________________
(Claas T. Buschmann)
Matrikel-Nummer: 53 26 14 5