Vernetzung der Rehabilitation

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lich vorgehalten. Der Hinweis von Prof. Dr.Welsch sollte natürlich sehr ernst ge- nommen werden. Es geht nicht an, dass die Berufsgenossenschaften als Träger des Heilverfahrens, der sich dann ei- ner Steuerung desselben rühmt, faktisch nicht ansprechbar sind. Wer steuern will, muss natürlich erreichbar und prä- sent sein. Nehls, Erfurt In meinem – wie angeführt etwas pro- vokativen – Vortrag habe ich bereits ei- nen Lösungsansatz, eine Kooperation zwischen dem Lehrfachmann und dem Unfallchirurgen, angeführt. Sehr wich- tig ist in diesem Zusammenhang die An- merkung, dass die Zusammenarbeit zwi- schen dem Sachbearbeiter und dem D- Arzt nicht klappt, denn Letzterer möch- te das Problem zügig telefonisch lösen, findet aber keinen Ansprechpartner. Mein Vorschlag hierzu ist, dass die BG-Unfallkliniken oder auch vielleicht die zugelassenen Krankenhäuser den Patienten an der „langen Leine“ lassen und die Rehabilitation mitsteuern, in- dem sie z. B. Rezepte ausstellen und den Patienten hin und wieder einbestellen. Zudem ist auch an eine Qualifizierung des Unfallchirurgen im Hinblick auf die Rehabilitationsmedizin zu denken. Es gibt die Zusatzbezeichnung „Arzt für Physikalische und Rehabilitationsmedi- zin“, die allerdings m. E. mit neuem In- halt ausgefüllt werden müsste, weil sich das Gebiet der Rehabilitation ebenfalls weiterentwickelt hat. Der 3. Vorschlag, beim Ansprechen eines Verletzungsthe- mas immer auch die medizinische Re- habilitation einzubeziehen, wurde hier durch Prof. Dr. Probst vorgestellt. Dass dies immer noch nicht selbstverständ- lich ist, zeigt die Tatsache, dass gestern 1 / 3 der Ärzte den Saal vor dem Vortrag von Frau Borlinghaus verlassen hat. von Rimscha, München Auch hier kann von einer Provokation ge- sprochen werden. In der Diskussion zwi- schen Prof. Dr. Rüter und Frau Borling- haus wurde etwas Ähnliches angespro- chen; es gibt Kommunikationsprobleme im Haus. Das ist eine Sache, die die Ärz- te vielleicht etwas verbessern können. Wright, Hösbach Zu dem Einwand von Prof. Dr.Welsch ist Folgendes anzuführen: Sehr häufig ist es sehr schwierig, die Dinge über den Sach- bearbeiter oder den Berufshelfer zu re- geln. In der Praxis läuft die Sache völlig anders ab: Der Berufshelfer wird infor- miert. Ich dränge den Patienten „Rufen Sie an.“ Jeden Tag sitze ich ihm im Nacken. Dann erhalte ich vom Berufs- helfer die Information, die Sache sei im Fluss. Der Sachbearbeiter verspricht, den Berufshelfer anzurufen und fragt, wie er weiter vorgehen soll. Die Antwort ist, den Patienten weiter krank zu schrei- ben. Dann teilt der behandelnde Chef- Trauma und Berufskrankheit · Supplement 2 · 2000 S283 Trauma Berufskrankh 2000 · 2 [Suppl 2]: S283–S284 © Springer-Verlag 2000 Rehabilitation Hans-Jürgen von Rimscha 1 · Michael Nerlich 2 1 Landesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften, München 2 Abteilung für Unfallchirurgie,Klinikum der Universität Regensburg Vernetzung der Rehabilitation Diskussion mit dem Auditorium Assessor H.-J. von Rimscha Landesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften, Am Knie 8, 81241 München von Rimscha, München Vielen Dank, Herr Nehls, für ihre ja manchmal vielleicht etwas provozierend klingenden Ausführungen, die aber doch sehr zu denken geben, nachdem die Un- terschiede zwischen Möglichkeit und Wirklichkeit dargestellt worden sind, nicht nur weil es um Kosten geht, son- dern auch um Schicksale der Betroffe- nen. Gibt es zu den Referaten Fragestel- lungen oder Anmerkungen oder Kritik? Vor allem die Ärzteschaft müsste sich et- was provoziert fühlen. Prof. Dr. Welsch, München Aus meiner Erfahrung kann ich nur un- terstützen, was hier vorgetragen wurde. Es muss aber hier auch den Berufsge- nossenschaften ein Spiegel vorgehalten werden. Manchmal ist es wirklich sehr schwer, bei einer bestimmten Berufsge- nossenschaft mit einem Sachbearbeiter Kontakt aufzunehmen. Man wird wie der Buchbinder Wanninger von einer Stelle zur anderen verbunden. Hier sind sicher wichtige Dinge nicht in Ordnung und man müsste sich einmal zusam- mensetzen und diese Problematik mit- einander besprechen. von Rimscha, München Wir haben dies in unserem Heilverfah- rensausschuss, der hier für den Landes- verband Bayern und Sachsen tagt, unse- ren Mitgliedern auf Sachbearbeiter- oder Geschäftsführerebene sehr deut-

Transcript of Vernetzung der Rehabilitation

lich vorgehalten. Der Hinweis von Prof.Dr.Welsch sollte natürlich sehr ernst ge-nommen werden. Es geht nicht an, dassdie Berufsgenossenschaften als Trägerdes Heilverfahrens, der sich dann ei-ner Steuerung desselben rühmt, faktischnicht ansprechbar sind. Wer steuernwill, muss natürlich erreichbar und prä-sent sein.

Nehls, Erfurt

In meinem – wie angeführt etwas pro-vokativen – Vortrag habe ich bereits ei-nen Lösungsansatz, eine Kooperationzwischen dem Lehrfachmann und demUnfallchirurgen, angeführt. Sehr wich-tig ist in diesem Zusammenhang die An-merkung,dass die Zusammenarbeit zwi-schen dem Sachbearbeiter und dem D-Arzt nicht klappt, denn Letzterer möch-te das Problem zügig telefonisch lösen,findet aber keinen Ansprechpartner.

Mein Vorschlag hierzu ist, dass dieBG-Unfallkliniken oder auch vielleichtdie zugelassenen Krankenhäuser denPatienten an der „langen Leine“ lassenund die Rehabilitation mitsteuern, in-dem sie z. B. Rezepte ausstellen und denPatienten hin und wieder einbestellen.Zudem ist auch an eine Qualifizierungdes Unfallchirurgen im Hinblick auf dieRehabilitationsmedizin zu denken. Esgibt die Zusatzbezeichnung „Arzt fürPhysikalische und Rehabilitationsmedi-zin“, die allerdings m. E. mit neuem In-halt ausgefüllt werden müsste, weil sichdas Gebiet der Rehabilitation ebenfallsweiterentwickelt hat. Der 3. Vorschlag,beim Ansprechen eines Verletzungsthe-

mas immer auch die medizinische Re-habilitation einzubeziehen, wurde hierdurch Prof. Dr. Probst vorgestellt. Dassdies immer noch nicht selbstverständ-lich ist, zeigt die Tatsache, dass gestern1⁄3 der Ärzte den Saal vor dem Vortragvon Frau Borlinghaus verlassen hat.

von Rimscha, München

Auch hier kann von einer Provokation ge-sprochen werden. In der Diskussion zwi-schen Prof. Dr. Rüter und Frau Borling-haus wurde etwas Ähnliches angespro-chen; es gibt Kommunikationsproblemeim Haus. Das ist eine Sache, die die Ärz-te vielleicht etwas verbessern können.

Wright, Hösbach

Zu dem Einwand von Prof. Dr.Welsch istFolgendes anzuführen: Sehr häufig ist essehr schwierig,die Dinge über den Sach-bearbeiter oder den Berufshelfer zu re-geln. In der Praxis läuft die Sache völliganders ab: Der Berufshelfer wird infor-miert. Ich dränge den Patienten „RufenSie an.“ Jeden Tag sitze ich ihm imNacken. Dann erhalte ich vom Berufs-helfer die Information, die Sache sei imFluss. Der Sachbearbeiter verspricht,den Berufshelfer anzurufen und fragt,wie er weiter vorgehen soll. Die Antwortist,den Patienten weiter krank zu schrei-ben. Dann teilt der behandelnde Chef-

Trauma und Berufskrankheit · Supplement 2 · 2000 S283

Trauma Berufskrankh2000 · 2 [Suppl 2]: S283–S284 © Springer-Verlag 2000 Rehabilitation

Hans-Jürgen von Rimscha1 · Michael Nerlich2

1Landesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften, München2Abteilung für Unfallchirurgie, Klinikum der Universität Regensburg

Vernetzung der RehabilitationDiskussion mit dem Auditorium

Assessor H.-J. von RimschaLandesverband Bayern und Sachsen der gewerblichen Berufsgenossenschaften,Am Knie 8, 81241 München

von Rimscha, München

Vielen Dank, Herr Nehls, für ihre jamanchmal vielleicht etwas provozierendklingenden Ausführungen,die aber dochsehr zu denken geben, nachdem die Un-terschiede zwischen Möglichkeit undWirklichkeit dargestellt worden sind,nicht nur weil es um Kosten geht, son-dern auch um Schicksale der Betroffe-nen.

Gibt es zu den Referaten Fragestel-lungen oder Anmerkungen oder Kritik?Vor allem die Ärzteschaft müsste sich et-was provoziert fühlen.

Prof. Dr. Welsch, München

Aus meiner Erfahrung kann ich nur un-terstützen, was hier vorgetragen wurde.Es muss aber hier auch den Berufsge-nossenschaften ein Spiegel vorgehaltenwerden. Manchmal ist es wirklich sehrschwer, bei einer bestimmten Berufsge-nossenschaft mit einem SachbearbeiterKontakt aufzunehmen. Man wird wieder Buchbinder Wanninger von einerStelle zur anderen verbunden. Hier sindsicher wichtige Dinge nicht in Ordnungund man müsste sich einmal zusam-mensetzen und diese Problematik mit-einander besprechen.

von Rimscha, München

Wir haben dies in unserem Heilverfah-rensausschuss, der hier für den Landes-verband Bayern und Sachsen tagt, unse-ren Mitgliedern auf Sachbearbeiter-oder Geschäftsführerebene sehr deut-

Groß, Bad Wildungen

Ich denke, es kann niemand im Raumdefinitiv für einen Schwachpunkt imSystem verantwortlich gemacht werden.Die Umschulungsmaßnahmen laufenoft ins Leere. Ich möchte bezweifeln,dass der im Vortrag von Herrn Nehls an-geführte Mann den Posten als Hausmeis-ter bekommt, und ob der Maurer dannwirklich Büromensch wird, ist auch dieFrage. Bei vielen Patienten besteht eineDemotivation, weil ihnen die Arbeits-marktlage bekannt ist. Das bedeutet,dass einem Patienten > 50 Jahre bewusstist, dass er in Wirklichkeit überhauptkeine Chancen hat und dass die Um-schulung „für die Katz“ ist.

von Rimscha, München

Das ist ein Arbeitsmarktproblem, daswir selbst nicht beherrschen.Allerdingssind die Berufshelfer insofern auf dieseSituation vorbereitet, dass von einer be-stimmten Altersgrenze an sehr aufwen-dige Umschulungen an sich grundsätz-lich nicht mehr durchgeführt werden.

Hermes, Erfurt

Wir haben die Erfahrung gemacht, dassdie Eingliederung in den Arbeitsmarkt

mit den Umschulungen, insbesonderewenn die Personen etwas älter sind, im-mer schwieriger wird.Wir bemühen unseigentlich, eine Wiedereingliederung di-rekt in das Arbeitsleben, entweder inden bisherigen Betrieb oder in anderenBetrieben,zu erreichen.Was wir bräuch-ten, ist eine objektive Messung der Leis-tungs- und der Einsatzfähigkeit.Auch daexistieren neuerdings verschiedene Sy-steme.Wir werden uns sicher auch über-legen müssen, inwieweit diese Systemegeeignet sind, festzustellen, was der Pa-tient auch in Zukunft leisten kann, v. a.in körperlicher Hinsicht. Hier solltenauch einige Pilotprojekte mit den ver-schiedenen Systemen durchgeführt wer-den.

von Rimscha, München

Das wurde auch gestern von Dr. Schulzschon angeregt und angesprochen. Hiersind natürlich auch wir als Berufsgenos-senschaft gefragt, wir sollten hier einesystematische Evaluation einbringen.

S284 Trauma und Berufskrankheit · Supplement 2 · 2000

Rehabilitation

arzt mit: „Wiedereingliederung gibt esbei mir nicht.“ Jetzt habe ich den „Schwar-zen Peter“.Was soll ich in einem solchenFall tun? Der Berufshelfer kommt nicht,der Sachbearbeiter gibt die Anweisung,die Sache weiter zu bearbeiten, somitbleibt nur der Ausweg, den Patientenweiter krank zu schreiben. Da müsstedoch die BG eigentlich von sich aus sa-gen, „Aus! Feierabend!“ Oder die Be-rufshelfer müssten etwas schneller tätigwerden. Hier sehe ich ein ganz großesManko.

von Rimscha, München

Vielen Dank Herr Wright, diese Sachewird aufgegriffen werden.Vielleicht ma-chen wir eine Sitzung gemeinsam mit D-Ärzten, in der diese Kommunikations-probleme auch einmal an Einzelfällendargestellt werden. Es werden immerwunderbare Systeme vorgeführt, aberdie Fälle, bei denen Probleme auftreten,die sollten durchaus einmal betrachtetund diskutiert werden.