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Portfolio Epoche Barock Autor: Nicolas Ruh 1) Zeitraum, geografische Verbreitung Die Epoche des Barock im engeren Sinne umfasst das gesamte 17te Jahrhundert und den Beginn des 18ten, also ca. 1600 – 1725. Als kunsthistorische Epoche kann das Barock in weiten Teilen Europas angesiedelt werden, getragen hauptsächlich von europaweit agierenden Herrscherhäusern und Kirche(n), bzw. den von ihnen abhängigen Künstlern (Architekten, Maler, Bildhauer, Poeten,...). Im engeren literaturwissenschaftlichen Sinn gibt es jedoch viele Besonderheiten des deutschen Barock, der weit mehr als andere Länder von den Erfahrungen des 30-jährigen Kriegs geprägt wurde. Das Barock folgt auf die Renaissance (bzw. Reformation, Humanismus) im 16ten Jahrhundert, in der Gelehrte die griechische Hochkultur wiederentdecken, die über weite Teile des vorhergehenden „Mittelalters“ in Vergessenheit geraten war. Die Renaissance führte insbesondere in romanische beeinflussten Gebieten (z.B. Italien) zu einer künstlerischen und architektonischen Hochkultur. Im literarischen Sinn hat die Renaissance in deutschsprachigen Gebieten wenig Bleibendes hervorgebracht, auch weil sich die Deutsche Sprache erst im Verlauf des Barock als anerkannte Hochsprache durchgesetzt hat. 2) Gesellschaftliche/politische Zustnde oder Vernderungen Mit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Nach verbreiteten Schätzungen kamen zwischen 30% und stellenweise 70% der Bevölkerung um – nicht nur infolge von Kampfhandlungen und Hinrichtungen, sondern auch aufgrund der indirekten Folgen des Kriegs wie Hungersnöten und Seuchen (besonders die Pest wütete, oft mehrmals, in fast allen großen und kleinen deutschen Städten). Der Dreißigjährigen Krieg umfasst eine Vielzahl von Phasen (oder einzelnen Kriegen?) Interessenskonflikten, Beteiligten, grob zusammenfassend könnte man sagen, es ging um Hegemonialinteressen verschiedener Herrscherhäuser und Regionalfürsten sowie um die Machtverteilung zwischen Staat(en) bzw. kleinerer Fürstentümern und Kirche(n). Ebenso grob gesagt führte der Krieg zu wenigen Ergebnissen oder Veränderungen, allenfalls könnte man sagen, dass die vielen kleinen Fürsten im deutschsprachigen Gebiet eine grössere Unabhängigkeit erlangten. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus; einzelne Fürsten

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Portfolio Epoche BarockAutor: Nicolas Ruh

1) Zeitraum, geografische Verbreitung Die Epoche des Barock im engeren Sinne umfasst das gesamte 17te Jahrhundert und den Beginn des 18ten, also ca. 1600 – 1725. Als kunsthistorische Epoche kann das Barock in weiten Teilen Europas angesiedelt werden, getragen hauptsächlich von europaweit agierenden Herrscherhäusern und Kirche(n), bzw. den von ihnen abhängigen Künstlern (Architekten, Maler, Bildhauer, Poeten,...). Im engeren literaturwissenschaftlichen Sinn gibt es jedoch viele Besonderheiten des deutschen Barock, der weit mehr als andere Länder von den Erfahrungen des 30-jährigen Kriegs geprägt wurde.Das Barock folgt auf die Renaissance (bzw. Reformation, Humanismus) im 16ten Jahrhundert, in der Gelehrte die griechische Hochkultur wiederentdecken, die über weite Teile des vorhergehenden „Mittelalters“ in Vergessenheit geraten war. Die Renaissance führte insbesondere in romanische beeinflussten Gebieten (z.B. Italien) zu einer künstlerischen und architektonischen Hochkultur. Im literarischen Sinn hat die Renaissance in deutschsprachigen Gebieten wenig Bleibendes hervorgebracht, auch weil sich die Deutsche Sprache erst im Verlauf des Barock als anerkannte Hochsprache durchgesetzt hat.

2) Gesellschaftliche/politische Zustande oder VeranderungenMit dem Dreißigjährigen Krieg (1618-1648) erlebte das Deutsche Reich einen politischen, wirtschaftlichen und kulturellen Verfall. Nach verbreiteten Schätzungen kamen zwischen 30% und stellenweise 70% der Bevölkerung um – nicht nur infolge von Kampfhandlungen und Hinrichtungen, sondern auch aufgrund der indirekten Folgen des Kriegs wie Hungersnöten und Seuchen (besonders die Pest wütete, oft mehrmals, in fast allen großen und kleinen deutschen Städten).Der Dreißigjährigen Krieg umfasst eine Vielzahl von Phasen (oder einzelnen Kriegen?) Interessenskonflikten, Beteiligten, grob zusammenfassend könnte man sagen, es ging um Hegemonialinteressen verschiedener Herrscherhäuser und Regionalfürsten sowie um die Machtverteilung zwischen Staat(en) bzw. kleinerer Fürstentümern und Kirche(n). Ebenso grob gesagt führte der Krieg zu wenigen Ergebnissen oder Veränderungen, allenfalls könnte man sagen, dass die vielen kleinen Fürsten im deutschsprachigen Gebiet eine grössere Unabhängigkeit erlangten. Nach dem Ende des Dreißigjährigen Krieges bildete sich in Deutschland der Territorialabsolutismus heraus; einzelne Fürsten und Herrscherhäuser rissen immer mehr Macht an sich und griffen zunehmend direkter in das Leben ihrer Untertanen ein. Die Einflussnahme der absolutistischen Herrscher dehnte sich aus auf alle Lebensbereiche wie Erziehung, Bildung, Wirtschaft und Kirche und machte klare Vorgaben. Das Leben an den absolutistischen Fürstenhöfen hatte den französischen Absolutismus in Versailles zum Vorbild (Sonnenkönig Louis XIV). Luxuriöse Bauten wurden errichtet und ein verschwenderisches Leben geführt. Gleichzeitig war die Bezahlung durch einen Fürsten oder die Kirche die einzige Möglichkeit für einen Künstler, an Geld zu gelangen – dementsprechend entstand in jener Zeit fast ausschliesslich „Auftragskunst“.Der zunehmend ausufernde Lebensstil der Herrscher, der im Kontrast stand zur immer ärmer werdenden Landbevölkerung ,führte zu gesellschaftlicher Unzufriedenheit (Bauernaufstände).

3) Themen, Motiven, KontroversenIm Barock gab es drei sehr deutliche Motive, die in verschiedenen Formen immer wieder durchgespielt und variiert wurden:

• Vanitas mundi (Eitelkeit der Welt)

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• Memento mori (Gedenke des Todes)• Carpe diem (Nutze den Tag )

Das erste Motiv ist "Carpe Diem", was übersetzt "Nutze den Tag" bedeutet. Man soll also den Tag leben, ihn genießen und sich auf die Gegenwart konzentrieren.Das zweite Motiv "Vanitas" bezieht sich auf die ursprüngliche Bedeutung "Misserfolg" oder auch "Vergänglichkeit" und stellt diese beiden Lebenseinstellungen in den Vordergrund.Das dritte und letzte Motiv ist "Memento Mori" und definiert den Todesgedanken zu dieser Zeit. "Memento Mori" bedeutet ins Deutsche übersetzt "Bedenke dass du stirbst" und ist, ähnlich wie schon das erste Motiv "Carpe Diem" ein Aufruf an alle, den Moment zu genießen und die Gegenwart bewusst zu erleben.Alle drei Motive sind Ausdruck einer in dieser Epoche tief verwurzelten Zwiegespaltenheit (Antithetik), die aus der Allgegenwärtigkeit des Todes (durch Krieg, Hunger, Seuchen,...) im Alltag der Menschen entsteht.

Antithetik:Diesseits JenseitsEwigkeit ZeitSchein SeinSpiel ErnstLebensgier TodesbewusstseinAufbau ZerstörungBlüte Verfallcarpe diem in memento moriErotik, Wollust Tugend, AskeseWohlstand ArmutGesundheit Krankheit

Vereinfacht gesagt: Aufgrund ihrer Lebensumstände waren sich die Menschen im Barock der Vergänglichkeit des Lebens sehr bewusst, was entweder zu einer Ausrichtung auf das Jenseits führt (nach dem Motto: Das Leben ist kurz, viel wichtiger ist die ungleich längere Ewigkeit man tut alles, um Pluspunkte für das Jenseits zu sammeln) oder zu einer gesteigerten Lebensgier (Motto: Ein Morgen gibt es vielleicht nicht, also lasst uns das heute geniessen man macht keine Pläne sondern prasst, handelt impulsiv, kümmert sich nicht um Konsequenzen in der Zukunft...)

4) Vorbilder, Ziele und LeitgedankenWährend in der Renaissance die Dichtungen noch vorwiegend in Lateinisch geschrieben worden waren, so wurden sie im Barock allmählich von der Deutschen Sprache abgelöst.Für die Literaturreform an sich steht Martin Opitz mit seinem Werk Buch von der Deutschen Poeterey (1624). Es war die erste deutschsprachige Poetik und enthielt Vorschriften für Verse und Textverfassungen für beinahe alle Gattungen. Sie war eine Regelpoetik: "Damit aber die syllben vnd worte in die reime recht gebracht werden / sind nachfolgende lehren in acht zue nehmen." (Kapitel 7). Opitz' Intention war es, eine Anleitung für regelgerechtes Dichten aufzustellen, nach der sich deutsche Dichter richten sollten. Martin Opitz setzte sich für die Verwendung des alternierenden Versprinzips (Jambus und Trochäus) ein, das der deutschen Sprache am besten entspreche. Für Opitz war die Einteilung der Inhalte an Genres gebunden, d. h. bestimmte Genres eigneten sich für die Darstellung bestimmter Inhalte.Die Barockdichter hielten sich auch meist an die Vorgaben, denn der barocke Leser erwartete von ihm, dass das Werk einer bestimmten Gattung den Vorgaben entsprach. Nur selten wurden bestimmte Vorgaben ein wenig abgeändert. Die Dichtungen des Barock sind daher keine Erlebnisdichtungen, da Formen als auch Themen vorgegeben wurden.Das Vorbild der Barocken Literatur ist also eine sehr starre, durchreglementierte Interpretation der griechischen Klassik. Der Begriff „Vorbild“ ist hier also sehr ernst zu nehmen, die Dichter des Barock hatten keinerlei Anspruch etwas neu oder besser zu

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machen, vielmehr galt es als höchste Stufe der Vollendung, den antiken Vorbildern möglichst nahe zu kommen.Inhaltlich weicht die Literatur des Barock allerdings weit von den antiken Vorbildern ab, indem sie fast ausschliesslich die drei oben angeführten Motive behandelt (und nicht, z.B. Götter oder Heldengeschichten oder Fragen der Moral).

5) Vorherrschende Medien, Gattungen und FormenDer Barock zeichnet sich aus durch eine hohe Formstrenge (Sprachgesellschaften), auch als Reaktion auf Zerstörung durch 30-jährigen Krieg und die Vergänglichkeit des Daseins. Dazu kommt das im Vergleich zur heutigen Zeit andere Kunstverständnis: Das neuhochdeutsch Wort „Kunst“ leitet sich ab von „künstlich“ also von Menschenhand gemacht. Kunst ist also Handwerk und hat - zur damaligen Zeit - wenig zu tun mit Kreativität. Auch dadurch erklärt sich die extreme Regelhaftigkeit der Literatur des Barock. Gattungen:

• In der Lyrik waren Sonett, Elegie, Epigramm und Ode die vorherrschenden Formen („hohe Lyrik“ mit den oben aufgeführten Motiven). Dazu kommen derbe und mündlichere Formen (Lieder, Spottgedichte,...) die allerdings kaum überliefert sind.

• Das Drama folgt typischerweise der Opitzschen Interpretation der klassischen Tragödie – aber auch derbe Schwänke und Laientheater sind verbreitet.

• Der Barockroman unterteilt sich in drei wesentliche Gattungen: der höfisch-historische Roman, der Schäferroman und der niedere Roman, zu welchem auch der Schelmenroman (oder Pikaroroman) gehört.

Von andauernder Bedeutung sind insbesondere die Sonette und wenige bekannte Schelmenromane.Formale Besonderheiten:

• Insistierende Nennung: Erweiterung einer Aussage durch wiederholte Betrachtung aus verschiedenen Perspektiven, Variieren und Umkreisen einer Hauptidee.

• Häufung: Wiederholung und Variation von Wörtern, Beispielen, Vergleichen, Bildern, Satzgliedern und Sätzen, ohne dass sich immer der Aussageinhalt verändert.

• Besonderheiten des Satzbaus: Wegfall von Konjunktionen und bereits schon einmal genannter Satzglieder, verselanges Nichtnennen des Subjekts und Prädikats, die oft mehreren Sätzen gemeinsam sind.

• Antithetik: Wörter, Versteile, Halbverse, ganze Verse und Strophen werden einander gegenübergestellt.

• Emblematik: besondere Bildsprache des Barock. Die Embleme (wörtlich "Sinnbilder") waren allgemein bekannt, ihre Bedeutung festgelegt und durch Tradition verbürgt. Sie wurden in Büchern gesammelt und von dort in die Malerei und in die Literatur übernommen. Ein Emblem besteht aus drei Teilen: einer Überschrift (inscriptio), die eine Sentenz, ein Sprichwort, eine moralische Forderung enthält, einem Bild (pictura), das z.B. Pflanzen, Tiere, Geräte, Tätigkeiten, Vorgänge des menschlichen Lebens, eine mythologische, biblische, historische Figur oder Szene zeigt, und einer meist in Versen verfassten Erklärung (subscriptio).

6) Wichtige Autoren und WerkeAutoren

• Andreas Gryphius (1616-1664)• Paul Fleming (1609-1640)• Martin Opitz (1597-1639)

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• Christian Hoffmann von Hoffmannswaldau (1616-1679)• Hans-Jakob Christoffel von Grimmelshausen (um 1621-1676)

Werke• Gryphius: Sonette• Fleming: Teutschen Poemata (1646) • Martin Opitz: Buch von der deutschen Poeterey, 1624• Grimmelshausen: Der Abentheuerliche Simplicissimus Teutsch, 1669• Gryphius: Horribilicribrifax (1663)

7) Zusammenhange mit anderen EpochenDie Epoche des Barock stellt in mancherlei Hinsicht einen kulturellen Niedergang dar, der zwischen dem „Lichtblick“ der vorhergehenden Renaissance (im deutschen Sprachgebiet oft Reformation oder Humanismus genannt) und der „Erleuchtung“ der nachfolgenden Epoche der Aufklärung liegt.Natürlich gehen die Errungenschaften der Renaissance nicht komplett vergessen: Die damals wiederentdeckte Antike gilt weiterhin als hehres Vorbild und die Deutsche Sprachen entwickelt sich weiter zu einer anerkannten Hoch- und zumindest teilweise standardisierten Schriftsprache – eine Bewegung, die von der Reformation, der vom Reformator Martin Luther ins Deutsche übersetzten „Lutherbibel“ und deren schneller Verbreitung dank des eben erfundenen Buchdrucks angestossen worden war.

Die Epoche des Barock erlangt ihre bis heute andauernde Bedeutung auch dadurch, dass hier (für die Deutsche Sprache/Literatur) all die Regeln definiert wurden, durch deren Missachtung oder Neugestaltung sich viele spätere Epochen definieren.

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8) Bilder & Symbole (Quellen)Sammeln sie grafisches Material (mind. 5 Bilder) zur Veranschaulichung der Epoche, z.B. Bilder aus jener Zeit, Symbole für diese Zeit oder Dokumentarisches (Kleidung, Architektur, Maschinen,...). Geben sie jeweils die URL der Quelle an.

Abbildung 1: Claude Paradin: Dévises héroiques. Lyon 1551

Inschrift zu Abb1: Du willst fromm sein: sieh dir nur diesen an, der einst war, was du bist, und, was du bald schon selbst sein wirst: Asche.

Abbildung 2: Aneau, Barthélemy, 1552: EX MAXIMO MINIMUM.

Inschrift zu Abb1: Dies sind die Überreste des Tempels, in dem Das lebendige Bild Gottes gewesen sein soll Dies ist auch die Ruine jenes Hauses, In dem die Vernunft einst residierte.Und nun ist es das schreckliche Bild des Todes. Ein luftiges Haupt ohne Hirn.

Abbildung 3: Pieter Brueghel d. J., Triumph des Todes, 1572

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Abbildung 4: Pieter Claesz, Vanitas, 1630

Abbildung 5: Antonio Pereda, Vanitas, 1634

Abbildung 6: Vanitas-Stilleben von Hendrik Andrieszen (1607-1655) aus dem Jahr 1635

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Abbildung 7: Venusfest von Rubens (1635)

9) Beispielhafte Texte oder Ausschnitte (Quellen)Sammeln sie mindestens fünf kurze Texte, Gedichte, Sprüche oder Textausschnitte als Beispiel dafür, wie zu jener Zeit geschrieben wurde. Geben sie jeweils die vollständigen Quellenangaben an (Titel, Autor, Jahr, ggf. Verlag oder URL)

Es ist alles eitel. DV sihst / wohin du sihst nur Eitelkeit auff Erden.

Was dieser heute baut / reist jener morgen ein:

Wo itzund Städte stehn / wird eine Wiesen seyn /

Auff der ein Schäfers-Kind wird spielen mit den Herden.

Andreas Gryphius, Sonett (1. Strophe), um 1630

Christian Hofmann von Hofmannswaldau (1617-1679)Die WeltWAs ist die Welt / und ihr berühmtes gläntzen? Was ist die Welt und ihre gantze Pracht?Ein schnöder Schein in kurtzgefasten Gräntzen / Ein schneller Blitz bey schwartzgewölckter Nacht.

Ein bundtes Feld / da Kummerdisteln grünen;Ein schön Spital / so voller Kranckheit steckt.Ein Sclavenhauß / da alle Menschen dienen /Ein faules Grab / so Alabaster deckt.

Das ist der Grund / darauff wir Menschen bauen / Und was das Fleisch für einen Abgott hält.Komm Seele / komm / und lerne weiter schauen / Als sich erstreckt der Zirckel dieser Welt.

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Streich ab von dir derselben kurtzes Prangen / Halt ihre Lust vor eine schwere Last.So wirstu leicht in diesen Port gelangen / Da Ewigkeit und Schönheit sich umbfast

10)Kurzzusammenfassung (mit Quellenangaben)Die literaturgeschichtlichen Epoche des Barock (ca. 1600 – 1725) in Deutschland war geprägt von den Verheerenden Erfahrungen des Dreissigjährigen Krieges sowie den damit einhergehenden Seuchen und Hungersnöten. Die Allgegenwärtigkeit des Todes führt zu einer immer präsenten Antithetik zwischen Lebensgier und Todesbangen, die sich auch in den prägenden Motiven („Vanitas mundi“, „Memento mori“, „Carpe diem“)des Barock niederschlägt.

Sowohl das Emblem wie das Sonett sind typische Erscheinungsformen des Barock. Das Emblem thematisiert die Endlichkeit der Welt (vanitas mundi). Im Angesicht des Todes (memento mori) ist die Lebensaufgabe klar: Nutze deine Tage auf Erden für ein frommes Leben (carpe diem).

11)LiteraturverzeichnisFühren sie alle für ihre Recherchen zur Epoche verwendeten Quellen auf, auch diejenigen, auf die sie nicht weiter oben verweisen. Auslassen können sie die Quellenangaben für die Bilder und Beispieltexte.http://www.frustfrei-lernen.de/deutsch/barock-deutsche-literatur-epochen.htmlhttp://www.literaturwelt.com/epochen/barock.htmlhttp://www.pohlw.de/literatur/epochen/barock.htmhttp://blog.zeit.de/schueler/2012/02/16/thema-literatur-des-barock-1600-1720/

Becker, F. (2003). Deutsch – Literaturgeschichte/Epochen. Stuttgart: Ernst Klett Verlag.Kabisch, E.-M. (2006). Literaturgeschichte. Leipzig: Ernst Klett Verlag. Schurf , B. und Wagener, A. (Hrsg.). (2009). Themen, Texte und Strukturen. Berlin: Cornelsen.Frey, P. (2012). Wege zur Literatur -Deutsch am Gymnasium 4. Rothenburg: Fuchs Verlag