VO N KATRIN NUSSMAYA Ein ganz nonnales Paar · Nein, werte Damen und Herren, SdrKa mus ist nicht...

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4. MAI 2014 I111 DI EPRE ,S SE.COM /11/ DlePresseamSomrtag "Oie Hochzeit bedeutet, dass wir uns lieben." Diana Wurzinger und Andreas Maxones gaben sich am Samstag das Jawort. /11 1 t-1i'!X WegsCh!idler e sehen it Be' erung lieben nicht anders. Das zeigen Diana Wurzinger und Andreas Maxones, die nach langer Partnerschaft geheiratet haben. .. VO N KATRIN NUSSMAYA Ein ganz nonnales Paar D ianil. Wur:Ginger und An- dreas Maxones mägen Fuß- ball, Volksmusik und, am meisten von allem, einan- der. Er ist sportlich, sie singt gerne. Er ist ein wenig zurückhaltend, vor der Kamera will er sie nicht küssen, sie ist ein Energiebündel und küsst ihn doch. Er mag Bier, sie lieber Weilt. Abends sehen sie gemeinsam fern, unterhalten sich oder spielen Gesellschaftsspiele. Ganz normal eigentlich, ein österrei- thisches Durchschnittspärcheu. Und doch sind sie etwas Besonde- res. Die beiden leben in einem betreu- ten Wohnhaus der Lebenshilfe, wo sie 24 Stunden am Tag begleitet werden: beim Sport, im Haushalt, bei Ausflü- gen. Wurzinger, eine 47-jährige Graze- rin, hat das Downsyndrom, der 42-jäh- rige Ennstaler Maxones eine geistige Behinderung. Sie gehören zusammen, das weiß jeder im Wohnhaus. Nun ha- ben sie geheiratet. Graz, zwei Tage vor der Hochzeit. "Ich freu mich so auf Samstag", sagt Maxones. "Komm doch auch!" Das Brautkleid, klassisch cremeweiß, mit Schleier und Schleppe, ist sicher im Kasten verstaut. Wurzinger passt auf, dass ihr Bräutigam es nicht zu Gesicht bekommt, wenn sie es Besuchern zeigt. Die Ringe hütet er. Kutsche, kirchliche Trauung, Festtafel - alles ist vorberei- tet. Fragt man Wwzinger nach dem Tag, an dem sie ilirem Andreas zum ersten Mal begegnete, dann sprudeln die Sätze. Mithilfe ihrer Betreuer lässt sich eine Geschichte rekonstruieren: Kennengelernt haben sie sich in einem Wohnhaus der Lebenshilfe, in dem Maxones lebte und Wurzinger als "Ex- terne" betreut wurde. Als sie einmal mit Grippe im Bett lag, wollte er sie un- bedingt besuchen. "Er hat angeläutet bei mir im 15. Stock. Wir haben ein Grillhendl.gegessen. Danach haben wir gespielt, Mensch ärgere dich nichl, ge- tratscht, Kaffee getrunken. Es ist schon lange her", erzählt Wurzinger, über zwanzig Jahre schon. Seit damals sind die bei den ein Paar. Zuerst Zimmernachbarn. In den 1990er- Jahren zogen sie, einer nach dem ande- ren, ins Lebenshilfe-Wolmhaus in der Casalgasse, wo sie auch heute noch le- ben. Zunächst waren sie in unter - schiedlichen WGs untergebracht, dann wurden sie Zimmernachbarn. "Da seid ihr in der Nacht iIl1l1ler mit dem Bett- zeug hin- und hergewandert", erinnert Rober! Kovacic, der Leiter der Wohn- gruppe, die beiden mit einem Grinsen. Seit vorigem Iahr sind die Zilmner von Maxones und Wurzinger zusätzlich vom Rest der WG abgetrennt Hier ha- ben sie ihr eigenes Reich. In seinem Zimmer schlafen sie, in ilirem haben sie ein gemeinsames Wohnzimmer. Sie sei verliebt wie am ersten Tag, sagt Wurzinger, wenn nicht noch mehr. Mit dem Heiraten hat sich das Paar Zeit gelassen. Kovacic glaubt, dass das auch mit dem Umfeld zu tun hat: "Men- » Andreas ist super drauf und unternehmungslustig. Schön, romantisch, hübsch. Meine Eltern sind beide im Himmel, aber wenn ich heirate, dann schauen sie von oben herunter. « DIANA WURZINGER DIe Grazerln,47, Ober Ihren Ehemann » Wir gehen zusammen fort, erled i gen tun wir alles selber . Wenn wir fortfahren wollen. dann brauchen wir die Betreuer. Zum Sturm-Spiel, da gehen wir allein hin. « NDREAS HAXONES Der 42-Jlhrlge Ober das gemeinsame Leben sehen mit Behinderung haben heute eine höhere gesellschaftliche Akzep- tanz." Das hätten Wurzinger und Ma- xones gespürt und sich schließlich ans Heiraten herangetraut. Auf den Antrag hatte Wurzinger schon gewartet, ge- steht sie. Genau am Muttertag, beim Frühstück, ging Maxones ins Zimmer und holte den Ring, den er beim Juwe- lier am Hauptplatz gekauft hatte. "Auf einmal steht er auf, geht auf die Knie und sagt: Willst du meine Frau wer- den? Da hab ich gesagt: Ja, ich will!" Besser gemeinsam. Was die bei den an- einander schätzen? Maxones will nicht so recht antworten. Er braucht ein biss- ehen; wird Kovacic später erklären, manchnlal muss man ihm Bedenkzeit geben, weiterplaudern, und dann wie- der zu ihm zurückkommen. Wurzinger versucht ihren Bräutigam zu einer Ant- wort zu ermuntern: "Schatz, red!", drängt sie, "Was gefällt dir an mir? Dass ich hübsch bin und so. Sag schon, trau dich drüber!" Sie muss jedenfalls nicht lange überlegen, was sie an ihm mag. Er sei immer super drauf, unterneh· mungslustig, er v.ürde "alles mit mir machen". Und sein Körper erstl "Ge- nau! Schön, romantisch, hübsch!" Jetzt ist auch Maxones aus der Reserve ge- lockt: "Wir gehen zusammen fort. Erle- digen tun wir alles selber", erzählt er. Tatsächlich gibt ihnen die Bezie- h\mg ein Stück der Selbstständigkeit, die sie al,lfgrund ihrer Behinderung ein- büßen mussten, zurück. Vor allem Ma- xones würae in letzter Zeit v.ieder etwas abbauen, erzählen die Betreue.r; allein schafft er nur die kurzen, bekannten Strecken, für einen geregelten Tagesab- lauf braucht er Menschen, die ihm bei- stehen. Wurzinger, die sehr selbstsicher scheint, ist ihm im Alltag eine große Hilfe. Gemeinsam fährt das Paar ins Liebenauer Stadion, zuerst mit dem Bus und dann zu fuß weiter, ausgestattet mit Schals und Trikots ihrer Lieblings- mannschaft, Sturm Graz. Auch Konzer- te der Edlseer besuchen sie, und wenn alles klappt, werden sie zudem bald M- beitskollegen: Wurzinger arbeitet der- zeit in einer Wascherei der Lebenshilfe, wo sie für die Bewohner eines Senio- . renheims die Wasche authängt, bügelt, zusammenlegt. bas geht aufs Kreuz, sagt sie, daher mächte sie in die Tages- werkstätte, in der auch Maxones be- schäftigt ist, wechseln. Unter der Woche würden sie dann einfache industrielle Tätigkeiten übernehmen: Wasserfar- benkästen llild Ölkreiden zusammen- bauen, etikettieren und verpacken. Wie es nach der Hochzeit weiter- geht? Am Sonntag, um halb fünf, ist Sturm-Spiel, gegen Wiener Neustadt, da müssen die beiden ihrer Mann- schaft beistehen. Unter der Woche wer- den sie arbeiten, in iluer Freizeit fern- sehen, Kaffee trinken, den Edlseern auf Tour nachreisen. Wurzinger streichelt ilirem Bräutigam über den Hals. "Die Hochzeit bedeutet, dass wir uns lie- ben", sagt sie. Verheiratet zu sein macht glücklich, ist sie sicher. Eifer- sucht sei den heiden fremd, Negatives können sie übereinander nicht sagen, und genervt vom jeweils anderen seien sie auch nie. Das ist wohl das Einzige, was sie wirklich vom österreichischen Durchschnittspaar unterscheidet. ,/lI

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Page 1: VO N KATRIN NUSSMAYA Ein ganz nonnales Paar · Nein, werte Damen und Herren, SdrKa mus ist nicht sexy. Und diese dauernde' Ironie ist anstrengend. Woher soll ich wissen, was Sie meinen?

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Nein, werte Damen und Herren, SdrKa mus ist nicht sexy. Und diese dauernde' Ironie ist anstrengend. Woher soll ich wissen, was Sie meinen?

VON BETTINA STEINER

ag nicht mehr. Hab keine Lust. Mag kein Bonmot mehr hören, keine sarkas­tische Spitze, finde es öde, dass man bei jeder Gelegenheit das eine meint und das Gegenteil sagt und sich anschlie·

ßend beklagt, wenn man nicht verstanden wird. ,,Jetzt haben sie sich den dritten Mops gekauft. Das ist wahre Liebe zur Kreatur." Sagt ein Kollege.

Und meint damit: Liebe Kollegin, ich gehe da­von aus, ja, es ist mein gutes Recht davon auszuge­hen, dass Sie wissen, wie verrückt ich es finde, wenn jemand drei, ich betone drei Hunde hat, und dann auch noch Möpse. Und zwar deshalb, weil es objektiv gesehen ein Zeichen von geistiger Um­nachtung ist, drei, ich betone drei HW1de zu haben, und noch dazu Möpse - und jeder, der nicht genau­so geistig umnachtet ist, muss mir zustimmen und mindestens schmw1Zeln. Jetzt!

Weiß ich aber nicht, muss ich aber nicht, tu ich aber nicht.

Ironiezeichen? So ist das mit der Ironie. Von der man immer sagt, sie sei sanft und freundlich, was manchmal stimmt ("Mama, du altes Schlachtross", sagt Töchterl und rubbelt mir das Haar), aber oft auch nicht: Weil Ironie voraussetzt, dass man sich einig ist, was richtig und falsch, gut und böse, schlau und blöd ist. Und deshalb, liebe Leute, und nicht nur, weil es im Text keine Ironiezeichen wie hochgezogene Augenbrauen oder die erhobene Stimme gibt, fuilktioniert schriftliche Ironie meis­tens nicht: Weil man sich so an Leute wendet, die einen entweder nicht gut genug kennen oder sogar anderer Meinung sind: Vielleicht meint der Kerl ja' wirklich, Spindelegger habe das Zeug zum neuen Kreisky.

Und ja, auch das muss möglich sein. Aber ich weiß, ich befinde mich auf verlorenem

Posten. Vergangenes Wochenende habe ich einer halbstündigen Konversation gelauscht, in der kein einziger Satz gemeint war, wie er gesagt wurde, und sich vor allem die Herren übertrumpften, den Vor­tragenden des vergangenen Abends verbal hinzu­richten ("Noch fünf Minuten länger, meinte einer, und er wäre für den Nobelpreis vorgeschlagen wor­den"), was nicht nur mühsam war (ich hatte den Vortrag nicht gehört), sondem auch fruchtlos: Am Ende wusste ich effektiv nicht, worum es überhaupt gegangen war: Tulpenzwiebeln? Bemannte Mars­fahrt? Wie alle Formen der Kommunikation, die nur dazu dienen, einander zu versichern, dass die anderen Trotteln sind, jedenfalls inl Vergleich zu einern selbst, bringen auch Ironie und Sarkasmus keine Erkenntnis, zumindest wenn man die Be­hauptung, dass alle anderen Trotteln sind, nicht als Erkenntnis werten will.

Und dafür war mir diese Konversation wirklich nicht unterhaltsam genug. 1111

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4. MAI 2014 I111 DIEPRE,SSE.COM /11/ DlePresseamSomrtag

"Oie Hochzeit bedeutet, dass wir uns lieben." Diana Wurzinger und Andreas Maxones gaben sich am Samstag das Jawort. /111 t-1i'!X WegsCh!idler

e sehen it Be' erung lieben nicht anders. Das zeigen Diana Wurzinger und Andreas Maxones, die nach langer Partnerschaft geheiratet haben. .. VO N KATRIN NUSSMAYA

Ein ganz nonnales Paar

Dianil. Wur:Ginger und An­dreas Maxones mägen Fuß­ball, Volksmusik und, am meisten von allem, einan­

der. Er ist sportlich, sie singt gerne. Er ist ein wenig zurückhaltend, vor der Kamera will er sie nicht küssen, sie ist ein Energiebündel und küsst ihn doch. Er mag Bier, sie lieber Weilt. Abends sehen sie gemeinsam fern, unterhalten sich oder spielen Gesellschaftsspiele. Ganz normal eigentlich, ein österrei­thisches Durchschnittspärcheu.

Und doch sind sie etwas Besonde­res. Die beiden leben in einem betreu­ten Wohnhaus der Lebenshilfe, wo sie 24 Stunden am Tag begleitet werden: beim Sport, im Haushalt, bei Ausflü­gen. Wurzinger, eine 47-jährige Graze­rin, hat das Downsyndrom, der 42-jäh­rige Ennstaler Maxones eine geistige Behinderung. Sie gehören zusammen, das weiß jeder im Wohnhaus. Nun ha­ben sie geheiratet.

Graz, zwei Tage vor der Hochzeit. "Ich freu mich so auf Samstag", sagt Maxones. "Komm doch auch!" Das Brautkleid, klassisch cremeweiß, mit Schleier und Schleppe, ist sicher im Kasten verstaut. Wurzinger passt auf, dass ihr Bräutigam es nicht zu Gesicht bekommt, wenn sie es Besuchern zeigt. Die Ringe hütet er. Kutsche, kirchliche Trauung, Festtafel - alles ist vorberei­tet. Fragt man Wwzinger nach dem Tag, an dem sie ilirem Andreas zum ersten Mal begegnete, dann sprudeln die Sätze. Mithilfe ihrer Betreuer lässt sich eine Geschichte rekonstruieren: Kennengelernt haben sie sich in einem Wohnhaus der Lebenshilfe, in dem Maxones lebte und Wurzinger als "Ex­terne" betreut wurde. Als sie einmal mit Grippe im Bett lag, wollte er sie un­bedingt besuchen. "Er hat angeläutet bei mir im 15. Stock. Wir haben ein Grillhendl.gegessen. Danach haben wir gespielt, Mensch ärgere dich nichl, ge­tratscht, Kaffee getrunken. Es ist schon lange her", erzählt Wurzinger, über zwanzig Jahre schon. Seit damals sind die bei den ein Paar.

Zuerst Zimmernachbarn. In den 1990er­Jahren zogen sie, einer nach dem ande­ren, ins Lebenshilfe-Wolmhaus in der Casalgasse, wo sie auch heute noch le­ben. Zunächst waren sie in unter­schiedlichen WGs untergebracht, dann wurden sie Zimmernachbarn. "Da seid ihr in der Nacht iIl1l1ler mit dem Bett­zeug hin- und hergewandert", erinnert

Rober! Kovacic, der Leiter der Wohn­gruppe, die beiden mit einem Grinsen. Seit vorigem Iahr sind die Zilmner von Maxones und Wurzinger zusätzlich vom Rest der WG abgetrennt Hier ha­ben sie ihr eigenes Reich. In seinem Zimmer schlafen sie, in ilirem haben sie ein gemeinsames Wohnzimmer.

Sie sei verliebt wie am ersten Tag, sagt Wurzinger, wenn nicht noch mehr. Mit dem Heiraten hat sich das Paar Zeit gelassen. Kovacic glaubt, dass das auch mit dem Umfeld zu tun hat: "Men-

» Andreas ist super drauf und unternehmungslustig. Schön, romantisch, hübsch. Meine

Eltern sind beide im Himmel, aber wenn ich heirate, dann

schauen sie von oben herunter. «

DIANA WURZINGER DIe Grazerln,47, Ober Ihren Ehemann

» Wir gehen zusammen fort, erledigen tun wir alles selber. Wenn wir fortfahren wollen.

dann brauchen wir die Betreuer. Zum Sturm-Spiel, da gehen wir

allein hin. « NDREAS HAXONES

Der 42-Jlhrlge Ober das gemeinsame Leben

sehen mit Behinderung haben heute eine höhere gesellschaftliche Akzep­tanz." Das hätten Wurzinger und Ma­xones gespürt und sich schließlich ans Heiraten herangetraut. Auf den Antrag hatte Wurzinger schon gewartet, ge­steht sie. Genau am Muttertag, beim Frühstück, ging Maxones ins Zimmer und holte den Ring, den er beim Juwe­lier am Hauptplatz gekauft hatte. "Auf einmal steht er auf, geht auf die Knie und sagt: Willst du meine Frau wer­den? Da hab ich gesagt: Ja, ich will!"

Besser gemeinsam. Was die bei den an­einander schätzen? Maxones will nicht so recht antworten. Er braucht ein biss­ehen; wird Kovacic später erklären, manchnlal muss man ihm Bedenkzeit geben, weiterplaudern, und dann wie-

der zu ihm zurückkommen. Wurzinger versucht ihren Bräutigam zu einer Ant­wort zu ermuntern: "Schatz, red!", drängt sie, "Was gefällt dir an mir? Dass ich hübsch bin und so. Sag schon, trau dich drüber!" Sie muss jedenfalls nicht lange überlegen, was sie an ihm mag. Er sei immer super drauf, unterneh· mungslustig, er v.ürde "alles mit mir machen". Und sein Körper erstl "Ge­nau! Schön, romantisch, hübsch!" Jetzt ist auch Maxones aus der Reserve ge­lockt: "Wir gehen zusammen fort. Erle­digen tun wir alles selber", erzählt er.

Tatsächlich gibt ihnen die Bezie­h\mg ein Stück der Selbstständigkeit, die sie al,lfgrund ihrer Behinderung ein­büßen mussten, zurück. Vor allem Ma­xones würae in letzter Zeit v.ieder etwas abbauen, erzählen die Betreue.r; allein schafft er nur die kurzen, bekannten Strecken, für einen geregelten Tagesab­lauf braucht er Menschen, die ihm bei­stehen. Wurzinger, die sehr selbstsicher scheint, ist ihm im Alltag eine große Hilfe. Gemeinsam fährt das Paar ins Liebenauer Stadion, zuerst mit dem Bus und dann zu fuß weiter, ausgestattet mit Schals und Trikots ihrer Lieblings­mannschaft, Sturm Graz. Auch Konzer­te der Edlseer besuchen sie, und wenn alles klappt, werden sie zudem bald M­beitskollegen: Wurzinger arbeitet der­zeit in einer Wascherei der Lebenshilfe, wo sie für die Bewohner eines Senio- . renheims die Wasche authängt, bügelt, zusammenlegt. bas geht aufs Kreuz, sagt sie, daher mächte sie in die Tages­werkstätte, in der auch Maxones be­schäftigt ist, wechseln. Unter der Woche würden sie dann einfache industrielle Tätigkeiten übernehmen: Wasserfar­benkästen llild Ölkreiden zusammen­bauen, etikettieren und verpacken.

Wie es nach der Hochzeit weiter­geht? Am Sonntag, um halb fünf, ist Sturm-Spiel, gegen Wiener Neustadt, da müssen die beiden ihrer Mann­schaft beistehen. Unter der Woche wer­den sie arbeiten, in iluer Freizeit fern­sehen, Kaffee trinken, den Edlseern auf Tour nachreisen. Wurzinger streichelt ilirem Bräutigam über den Hals. "Die Hochzeit bedeutet, dass wir uns lie­ben", sagt sie. Verheiratet zu sein macht glücklich, ist sie sicher. Eifer­sucht sei den heiden fremd, Negatives können sie übereinander nicht sagen, und genervt vom jeweils anderen seien sie auch nie. Das ist wohl das Einzige, was sie wirklich vom österreichischen Durchschnittspaar unterscheidet. ,/lI