Voll im Stress? Resilienz contra Reformenalles ständig, Abläufe, Hierarchien, Teams, Projekte....

9
Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II www.zeit.de/schulangebote Inhalt: 2 Einleitung: Thema und Lernziele 3 Artikel: Wann ist Erholung eigentlich Arbeit geworden? 6 Aufgaben 8 Unterrichtsvorschlag 9  Internetseiten zum Thema Thema im Dezember 2020: Voll im Stress? Resilienz contra Reformen Resilienz- und Achtsamkeitstraining sollen uns bei der Stressbewältigung helfen. Doch manchmal setzen uns solche Selbstoptimierungsprogramme erst recht unter Druck. Verlieren wir dabei aus dem Blick, dass eigentlich Unternehmen und Schulen in der Pflicht stehen, uns unnötige Belastungen zu ersparen? In dieser Unterrichtseinheit analysieren Ihre Schülerinnen und Schüler Stressauslöser im Schulalltag und entwickeln Lösungsansätze, diese zu reduzieren oder besser mit Belastungen zurechtzukommen. An- hand eines Experteninterviews diskutieren sie, inwiefern in den Konzepten von Achtsamkeit und Resili- enz die neoliberale Idee der Eigenverantwortlichkeit steht. Werden hier die strukturellen Probleme auf eine individuelle Ebene verschoben? Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für Lehrkräfte der Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag im Monat. Sie beleuchten ein Thema aus der ZEIT oder von ZEIT ONLINE, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur praktischen Umsetzung im Unterricht. In Zusammenarbeit mit:

Transcript of Voll im Stress? Resilienz contra Reformenalles ständig, Abläufe, Hierarchien, Teams, Projekte....

  • Kostenloses Unterrichtsmaterial für die Sekundarstufe II

    www.zeit.de/schulangebote

    Inhalt:

    2 Einleitung: Thema und Lernziele

    3 Artikel: Wann ist Erholung eigentlich Arbeit geworden?

    6 Aufgaben

    8 Unterrichtsvorschlag

    9  Internetseiten zum Thema

    Thema im Dezember 2020:

    Voll im Stress? Resilienz contra ReformenResilienz- und Achtsamkeitstraining sollen uns bei der Stressbewältigung helfen. Doch manchmal setzen uns solche Selbstoptimierungsprogramme erst recht unter Druck. Verlieren wir dabei aus dem Blick, dass eigentlich Unternehmen und Schulen in der Pflicht stehen, uns unnötige Belastungen zu ersparen?

    In dieser Unterrichtseinheit analysieren Ihre Schülerinnen und Schüler Stressauslöser im Schulalltag und entwickeln Lösungsansätze, diese zu reduzieren oder besser mit Belastungen zurechtzukommen. An-hand eines Experteninterviews diskutieren sie, inwiefern in den Konzepten von Achtsamkeit und Resili-enz die neoliberale Idee der Eigenverantwortlichkeit steht. Werden hier die strukturellen Probleme auf eine individuelle Ebene verschoben?

    Diese Arbeitsblätter sind ein kostenloser Service für Lehrkräfte der Oberstufe und erscheinen jeden ersten Donnerstag im Monat. Sie beleuchten ein Thema aus der ZEIT oder von ZEIT ONLINE, ergänzt durch passende Arbeitsanregungen zur praktischen Umsetzung im Unterricht.

    In Zusammenarbeit mit:

    www.zeit.de/schulangebote

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 2

    »Stressfrei. Leben. Jetzt!«, »Entspannt schaffst du alles!« oder »Den Alltag entschleunigen lernen!«: Der Markt für Ratgeberliteratur und Trainingsangebote zu Stressbewältigung, Resilienzstärkung und Achtsamkeit ist riesig. Viele Menschen hoffen, mithilfe solcher Bücher und Workshops besser mit privaten oder beruflichen Belastungen fertigzuwerden. Die Frage ist nur: Wer oder was ist eigentlich für meinen Stress verantwortlich?

    Die Soziologin Greta Wagner sieht diesen Trend zur Selbstoptimierung kritisch. In den Konzepten von Acht-samkeit und Resilienz verberge sich die neoliberale Idee der Eigenverantwortung, sagt sie in einem Interview auf ZEIT ONLINE. Unternehmen würden auf diese Weise ihren Verantwortungsbereich auf die Beschäftigten auslagern. Denn häufig sind es die Arbeitsbedingungen, die stressen: Arbeitsverdichtung und Zeitdruck, hohe Anforderungen an permanente Flexibilität, Erreichbarkeit rund um die Uhr, Multitasking oder Digi-talisierung. Man könnte die Arbeitsbedingungen verbessern und die Beschäftigten entlasten, indem man zusätzliche Arbeitskräfte anstellt. Doch das kostet weit mehr als Kurse in »Mindfulness-Training«. Daher wer-den Beschäftigte angehalten, ihre Freizeit möglichst effektiv zu nutzen, um den Druck auszuhalten und dem Unternehmen Fehlzeiten zu ersparen. Resilienz- und Achtsamkeitstraining kann also auch verdecken, dass Arbeitgeberinnen und Arbeitgeber versäumen, unnötige Stressfaktoren zu vermeiden und Organisations-strukturen zu schaffen, die nicht überfordern.

    Doch wie sieht es im Schulalltag aus? Offenbar ist Stress kaum aus dem Schulalltag wegzudenken: Der Lehrerberuf birgt hohe psychische und physische Belastungen und großes zwischenmenschliches Konflikt-potenzial. Lernende müssen mit den Bildungsanforderungen und dem Leistungsdruck fertigwerden. Zu-dem hat die Corona-Pandemie mit den Hygiene-Vorschriften und Homeschooling-Phasen alle Beteiligten im Bildungssystem vor bisher unbekannte Herausforderungen gestellt. Die Frage dabei ist: Kann man die Stressoren zum Teil ausschalten oder zumindest entschärfen?

    In dieser Unterrichtseinheit entwickeln die Schülerinnen und Schüler Ideen, wie man einen stressarmen Schulalltag umsetzen könnte. In einem Fragebogen beschäftigen sie sich zunächst mit ihrem persönlichen Stressempfinden im schulischen Kontext und differenzieren dabei zwischen intrinsischen und extrinsischen Faktoren. Sie identifizieren, welche Schulstrukturen ihnen besonders viel Druck machen, und tauschen sich über wirksame Gegenmaßnahmen aus.

    Anhand des Interviews lernen sie dann die Thesen der Soziologin Greta Wagner kennen und stellen betrieb-liches Stressmanagement in einen politischen Kontext einer neoliberalen Wirtschafts- und Gesellschafts-ordnung. Sie reflektieren auch das Phänomen »Freizeitstress« und diskutieren grundlegend die Verantwort-lichkeit für Stressbewältigung beziehungsweise Stressvermeidung. Auf dieser Grundlage entwickeln sie in Gruppenarbeit Vorschläge für eine stressfreie Schule und überlegen, welche Ideen sie dann tatsächlich umsetzen können.

    Einleitung: Thema und Lernziele

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 3

    Arbeitsblatt Wann ist Erholung eigentlich Arbeit geworden?

    Gestresst, überlastet und viel zu viel Druck – das kennt fast jeder. Eine neue Studie behauptet jetzt: Auch die digitalen Hilfsmittel, die uns eigentlich entlasten sollen, stressen. Jeder fünfte Arbeitnehmer fühlt sich davon sogar stark belastet. Aber was stresst uns eigentlich an der Arbeit? Seit wann sprechen alle von Stress? Und woher rührt das Gefühl, sich individuell um den eigenen Stress kümmern zu müssen? In den Konzepten von Achtsamkeit und Resilienz verbirgt sich die neoliberale Idee der Eigenverantwortung, sagt die Soziologin Greta Wagner.

    ZEIT ONLINE: Frau Wagner, wie geht es Ihnen?

    Greta Wagner: Gut, ich bin ganz ungestresst.

    ZEIT ONLINE: Die meisten Menschen meines Umfelds antworten auf diese Frage mit: »Ganz gut, nur etwas gestresst.« Warum sind denn alle so gestresst?

    Wagner: Mit Stress werden sehr unterschiedliche Zustände kommuniziert. Die Beschreibung reicht von leichter Anspannung bis zu Gefühlen starker Überforderung, die auf lange Sicht auch krank machen können. Seit den Neunzigerjahren nimmt die Verwendung des Wortes zu. Das heißt nicht, dass Menschen in vorausgegangenen Epochen weniger Belastungen ausgesetzt waren. Aber jede Zeit hat ihre typischen Leiden. In unserer sind das Erschöpfung, Stress und Gefühle des Ungenügens. […]

    ZEIT ONLINE: Um mit Stress zurechtzukommen, kann man Übungshefte für mehr Achtsamkeit im Alltag, Dankbarkeitstagebücher und Ratgeber kaufen. Solche Bücher locken mit Versprechen wie »Entspannt schaffst du alles!« oder »Den Alltag entschleunigen lernen!« Stimmt etwas nicht mit mir, wenn mich schon das Ausrufezeichen in diesen Titeln stresst?

    Wagner: Ihre Intuition, dass es hierbei nicht nur um Erholung geht, sondern auch eine Aufforderung zur Anstrengung kommuniziert wird, ist richtig. Die Ausrufezeichen, die Sie ansprechen, verweisen auf die unausgesprochene Pflicht, die in vielen Arbeitsverhältnissen besteht, sich um die Regeneration der eigenen Ressourcen zu kümmern und dafür zu sorgen, dass man nicht krank wird – vor allem nicht psychisch krank, denn hier drohen die längsten Fehlzeiten.

    Durch Achtsamkeitsübungen die Grenze zwischen Arbeit und Nichtarbeit eigenverantwortlich zu ziehen ist nicht nur persönlich von Vorteil, sondern auch Teil der Anforderungen im Job. Die Freizeit soll als Erholung von der Arbeit effektiv genutzt werden. In Vorstellungsgesprächen wird beispielsweise oftmals die Frage gestellt: »Was tun Sie denn für Ihre eigene Erholung?«

    ZEIT ONLINE: Erholung ist also zur Arbeit geworden?

    Nach der Arbeit ist vor der Arbeit. Unternehmen erwarten, dass Mitarbeiter ihr Stresslevel selbst senken. Woher das kommt, erklärt die Soziologin Greta Wagner.

    5

    10

    15

    20

    25

    30

    35

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 4

    Wagner: Ja, Stressmanagement gehört zur Arbeit am Selbst, die von Arbeitgebern auch mitunter erwartet wird. Denken Sie zum Beispiel daran, dass es Unternehmen gibt, die Yogaräume einrichten.

    ZEIT ONLINE: Es gibt auch Unternehmen, die ihren Mitarbeiterinnen sogenannte Mindfulness-Trainings anbieten – auf Deutsch schlicht Achtsamkeitstrainings. Ist das nicht eigentlich sehr nett?

    Wagner: Klar, viele Mitarbeiterinnen schätzen das auch. Die Idee der Achtsamkeit stammt aus der buddhistischen Lehre, wird jedoch seit den Siebzigerjahren auch zur Reduktion von Stress eingesetzt und dabei von ihren religiösen Wurzeln losgelöst. Große Verbreitung findet sie in den Tech-Unternehmen des Silicon Valley. Aber diese Strategien sind ambivalent, weil sie den Angestellten sehr viel Eigenverantwor-tung dafür übertragen, einen individuellen Umgang mit organisational verursachten Problemen zu finden.

    Oftmals würde die Einstellung von mehr Personal den Stress effektiver mindern, aber zu höheren Kosten. Mit Mindfulness Trainings lernen die Arbeitenden, Stress durch Termindruck und internationale Konkurrenz selbst auszugleichen, indem sie an ihrer eigenen psychischen Belastbarkeit arbeiten. Dieses kulturelle Muster findet sich eben in vielen Bereichen der Gegenwartsgesellschaft: Wer trotz Achtsamkeitstraining noch gestresst ist, ist selbst schuld.

    ZEIT ONLINE: Aber jenseits von Schuld – ist Stress nicht auch ein Statussymbol?

    Wagner: Natürlich verweist Stress auf ein gewisses Maß an Aktivität, und dabei handelt es sich um einen hochgeschätzten Wert in der kapitalistischen Gegenwartsgesellschaft. Passivität und Antriebslosigkeit sind verpönt und treffen, wenn überhaupt, nur noch im Rahmen medizinischer Diagnosen auf Verständ-nis. Jemand, der ständig im Stress ist, scheint mir aber dennoch nicht unbedingt mit einem Statusgewinn rechnen zu können, weil er oder sie die Anforderungen an Zeitmanagement, an eigenverantwortliche Grenzziehungen und an wirksame Erholung verfehlt.

    ZEIT ONLINE: Bedeutet das, dass unser heutiger Stress ein anderer ist als der der Siebzigerjahre?

    Wagner: Die Ansprüche an die Flexibilität der Menschen haben sich gewandelt, das zeigt sich zum Bei-spiel in viel brüchigeren Berufsbiografien. Auch die Digitalisierung verursacht neue Anpassungsprobleme. Insbesondere mehrere Arbeiten gleichzeitig erledigen zu müssen und die Verdichtung der Arbeitszeit werden als Stressoren erlebt. In den Unternehmen haben sich Organisationsformen entwickelt, die sich durch flachere Hierarchien, flexiblere Arbeitszeiten und mehr Eigenverantwortung auszeichnen und in der das kreative Potential der Beschäftigten viel stärker gefragt ist.

    ZEIT ONLINE: Als Patentlösung gegen den Stress gilt neben der bereits erwähnten Achtsamkeit die sogenannte Resilienz: die Idee also, dass man durch die Stärkung persönlicher Ressourcen psychische Widerstandskraft in Krisenzeiten erlangt. Wie ordnen Sie dieses Konzept ein?

    40

    45

    50

    55

    60

    65

    70

    75

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 5

    80

    85

    90

    95

    100

    105

    110

    115

    Wagner: Die Resilienzforschung ist in den Fünfzigerjahren entstanden. Man hat versucht, Faktoren zu ermitteln, die eine relativ große psychische Widerstandsfähigkeit nach biografischen Katastrophen er-klären können. Diese Idee wird auf die Situation moderner Arbeit übertragen, und das bedeutet, die sub-jektiven Ressourcen von Arbeitnehmerinnen zu stärken, damit sie durch anfallenden Stress nicht krank werden. Sie sollen zum Beispiel die Fähigkeit erlernen, sich in ihrer Freizeit ad hoc entspannen zu können, um in Stressphasen nicht auszubrennen. Die Verbreitung des Konzepts der Resilienz wird zu Recht dafür kritisiert, dass es den Fokus ganz im Sinne der Zeit eher auf den Umgang mit Katastrophen legt, anstatt darauf, sie zu vermeiden.

    ZEIT ONLINE: Aber die Idee, mit Krisen gut umgehen zu können, komme, was wolle, klingt doch erst ein-mal verlockend.

    Wagner: Ja, und sie trifft die Arbeitsrealität in vielen Unternehmen. In vielen Unternehmen ändert sich alles ständig, Abläufe, Hierarchien, Teams, Projekte. Mitarbeiterinnen klagen darüber, dass es keine Routinen gibt, an die sie sich gewöhnen können. Ich habe einmal vor Führungskräften eines Chemie-konzerns gesprochen. Viele Teilnehmerinnen aus dem Publikum beschwerten sich darüber, dass, sobald sie sich ihre Arbeit zu eigen gemacht hatten, die nächste Organisationsreform bevorstand. Vor diesem Hintergrund erscheint die innere Einstellung, die alles mit Gelassenheit annimmt, für Arbeitgeber wie für Arbeitnehmer attraktiv. Die Frage, wie man Arbeit so gestalten kann, dass sie Gefühle von Überforderung erst gar nicht kreiert, gerät dabei aus dem Fokus. Die Verantwortung liegt also wieder im individuellen Handeln und nicht in der Organisationsstruktur. Dieses kulturelle Muster findet sich in allen Lebensbe-reichen wieder.

    ZEIT ONLINE: Wie neu ist dieses kulturelle Muster denn?

    Wagner: Es gewinnt seit den Neunzigerjahren an Bedeutung und zeigt sich seit den frühen Nullerjahren auch in Reformprojekten wie der Agenda 2010: Eigenverantwortung für die Altersvorsorge, Eigenverant-wortung für die eigene Gesundheit, Lockerung des Kündigungsschutzes, Einführung der Hartz-IV-Ge-setze. Der Umbau der Gesellschaft, in der Lebensrisiken wie Arbeitslosigkeit und Krankheit zunehmend individuell und nicht kollektiv getragen werden sollen, ist das, was man gemeinhin als Neoliberalisierung der Sozialordnung bezeichnet.

    ZEIT ONLINE: Welche Alternative gäbe es denn zum eigenverantwortlichen Umgang mit Stress?

    Wagner: Die Frage scheint mir eher, welche Auslöser von Stress man in einer solidarisch organisierten Gesellschaft vermeiden kann. Institutionen, die die Sicherheit gewähren, nach Schicksalsschlägen, Krank-heit oder wenn der Erfolg mal ausbleibt, nicht durch das soziale Netz zu fallen, senken auch das Stress-niveau. […] In einer Gesellschaft, in der Markt und Wettbewerb als Lösung fast aller Probleme favorisiert werden, muss man für den Erhalt und den Ausbau solidarischer Institutionen kämpfen.

    Interview: Ann-Kristin Tlusty, ZEIT ONLINE 4. 9. 2019, www.zeit.de/arbeit/2019-08/selbstoptimierung-stress-stressmanagement-achtsamkeit (gekürzt)

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 6

    Aufgaben

    Einstieg

    1. Einen Fragebogen zum Thema Stress beantworten und auswerten Thematisch geht es bei diesen Fragen um Ihre Arbeit (Schule, Ausbildung) und Ihr Freizeitverhalten bzw. die Erholung von der Arbeit oder Schule. Ermitteln Sie anschließend im Plenum die größten Stressverursacher und Ihre besten Stressbewältigungsstrategien, und unterscheiden Sie, welchen Druck Sie sich selbst machen, und welcher von außen kommt.

    a) Wie geht es Ihnen jetzt gerade? Wie hoch ist Ihr Stresslevel – und warum?

    b) Nennen Sie Ihre größten Stressfaktoren / Stressmomente / Stressverursacher 1. 2. 3.

    c) Was hilft Ihnen, besser Anspannungen abzubauen und belastbarer zu werden? 1. 2. 3.

    d) Kennen Sie das Phänomen »Freizeitstress« bei sich? Wenn ja: Was passiert da?

    e) Homeschooling und digitaler Unterricht: Was empfinden Sie dabei als belastend? Und welche Strategien haben Sie entwickelt, um besser damit klar zu kommen? Stressfaktoren Bewältigungsstrategien

    f) Welche Maßnahmen zur Stressbewältigung gibt es an Ihrer Schule? Welche weiteren würden Sie sich wünschen?

    g) Was könnte Ihre Schule ändern, damit vermeidbarer Stress gar nicht erst entsteht?

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 7

    2. Das Textverständnis klären und die Kernthesen der Autorin herausarbeitena) Recherchieren Sie arbeitsteilig folgende Begriffe, und klären Sie, welches gedankliche Konzept

    zugrunde liegt. Recherchieren Sie hierfür ggf. auch im Internet. Resilienz | Achtsamkeit | Mindfulness-Trainings | Neoliberalismus | Agenda 2020

    b) Interpretieren Sie folgende Thesen anhand des Textes. Arbeiten Sie insbesondere die gesell-schaftspolitischen und ökonomisch-sozialen Aspekte heraus.• Erholung ist zur Arbeit geworden. (Zeile 37)• Die Einstellung von mehr Personal würde den Stress oft effektiver mindern, aber zu höheren

    Kosten führen. (Zeile 50)• Die Verbreitung des Konzepts der Resilienz auf die Arbeitswelt wird zu Recht kritisiert.

    (Zeile 82)• Lebensrisiken werden zunehmend individuell und nicht kollektiv getragen. (ab Zeile 105)• In den Konzepten von Achtsamkeit und Resilienz verbirgt sich die neoliberale Idee der Eigen-

    verantwortung. (Zeile 4)c) Erschließen Sie, inwiefern Stressempfinden und Stressbewältigung nicht nur eine persönliche

    Dimension besitzen, sondern auch Merkmal eines politischen bzw. ökonomischen Konzeptes sind.

    3. Blitzlichtumfrage: Das Phänomen »Freizeitstress« besprechen Ist Erholung für Sie schon zur Arbeit geworden? Stresst Sie Ihre Freizeit? Antworten Sie hierauf nacheinander kurz in Ich-Form. Die einzelnen Statements werden zunächst nicht kommentiert. Erörtern Sie die Beiträge erst, nachdem sich alle geäußert haben, und suchen Sie für die angespro-chenen Probleme Verbesserungs- und Lösungsvorschläge.

    4. Digitalisierung und Homeschooling: Eine Meckerrunde mit konstruktiven Lösungsideen abhalten Greifen Sie die Frage e) aus dem Einstieg nochmals auf, und tauschen Sie sich über Stressfaktoren in Verbindung mit digitalem Lernen aus. Notieren Sie dazu in einem Brainstorming-Verfahren sowohl Stressoren als auch Ihre Bewältigungsstrategien.

    5. Die Verantwortlichkeit für Stressbewältigung diskutieren• Wer ist eigentlich primär dafür verantwortlich, dass ich mit meinem Schulstress besser zu-

    rechtkomme? Ich selbst? Die Schulverwaltung? Oder mein familiäres Umfeld?• Wer ist Auslöser? Mache ich mir selbst Stress, oder sind es äußere Faktoren? • Was ist besser: Stressbewältigung oder Stressvermeidung?

    Erörtern Sie diese Fragen. Halten Sie Ihre Kerngedanken schriftlich fest.

    6. Stressmanagement und Stressabbau: Lösungen für die Schule suchen Meditation oder Mediation, veränderte Zeitstrukturen, mehr Ansprechpersonen, Lärmpegel reduzie-ren, Achtsamkeits- und Resilienztraining oder mehr Bewegung: Schulen haben recht unterschiedli-che Ansätze gefunden, Stress zu bewältigen oder gar zu vermeiden. Entwerfen Sie in Gruppenarbeit Ihre Idee gegen Schulstress. Diese muss nicht umfassend sein: Greifen Sie einen Stressfaktor heraus, und entwicklen Sie Vorschläge, wie man besser damit umgehen könnte. Entwerfen Sie für Ihre Idee eine ansprechende Präsentationsform, um Ihr Publikum zu überzeugen.

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 8

    Unterrichtsvorschlag Voll im Stress? Resilienz contra Reformen

    Phase Aktion Sozialform/ Methode Material

    Einstieg Fragebogen: Die Schülerinnnen und Schüler beantworten den Fragebogen zunächst in Einzelarbeit und werten diesen anschließend im Plenum aus. Hierbei können häufig ge-nannte Stressfaktoren an der Tafel festgehalten werden. Hier wird auch eine erste Differenzierung zwischen intrinsi-schen und extrinsischen Stressoren vorgenommen.

    Einzelarbeit Besprechung im Plenum

    • Aufgabe 1• Tafel /Board

    ErarbeitungErgebnis- sicherung 1

    Die Schülerinnen und Schüler lesen den Text, klären zentrale Begriffe und arbeiten die Kernthesen heraus.

    Hierbei sollten sie einen Transfer ziehen von individuellen Aspekten des Stressmanagements zum politischen, neoli-beralen Konzept der Eigenverantwortung und Abbau der kollektiven Verantwortung und Sozialpolitik.

    Für eine Vertiefung bietet es sich an, das Thema Ratgeber-literatur zu Resilienz, Achtsamkeit und Stressmanagement anzusprechen und auch verborgene Motive hinter Mindful-ness- Trainings in Betrieben kritisch zu hinterfragen. In dieser Unterrichtsphase steht die Verantwortung für Unternehmen bzw. der Politik für die Stressbewältigung im Vordergrund.

    Einzelarbeit Partnerarbeit Plenum »Think - Pair - Share«

    • Aufgabe 2• Text »Wann ist Erho-

    lung eigentlich Arbeit geworden«

    Blitzlichtrunde Die Klasse äußert sich zum Phänomen »Freizeitstress«. Hier können unterschiedliche Themen angesprochen werden: Handystress durch den »Zwang«, immer online sein zu müssen, zu voller Terminkalender, Zwänge durch einen Selbstopimierungsanspruch oder auch leistungsorientierte Hobbys wie Musik oder Sport.

    In dieser Unterrichtsphase steht die Eigenverantwortung für die Stressbewältigung im Vordergrund.

    Plenum • Aufgabe 4

    Diskussion Die Klasse diskutiert die Verantwortlichkeit für die Stress-bewältigung. Hierbei geht es darum, zwei unterschiedliche Auslöser zu identifizieren: Stress durch eigenes Verhalten (wie zum Beispiel Prokrastination) und Stress durch äußere Faktoren (z. B. zu eng getaktete Klausurentermine).

    Tabellarisch werden diese Faktoren an der Tafel festgehalten und im Einzelnen besprochen.

    Plenum • Aufgabe 5• Tafel /Board

    Erarbeitung Ergebnis- sicherung 2

    Die Schülerinnen und Schüler entwickeln konkrete Konzep-te für eine möglichst stressfreie Schule. Hierbei können sie Kritik an Schulstrukturen üben, die sie belasten. Gleichzei-tig erarbeiten sie Vorschläge, diese zu reformieren oder aber Belastungen, die nicht zu vermeiden sind, leichter zu bewältigen. Interessant wird diese Aufgabe insbesondere dann, wenn die Schülerinnen und Schüler möglichst realistische Ideen entwickeln, die man dann tatsächlich umsetzen könnte.

    Für eine Präsentation bietet es sich an, ein unterhaltsames Format zu entwickeln wie beispielsweise die Vorstellung von Geschäftsideen in der TV-Show »Die Höhle der Löwen«, als Vorbereitung darauf, die Reformideen der Schulleitung zu präsentieren.

    Gruppenarbeit Besprechung im Plenum oder vor der Schulverwaltung

    • Aufgabe 6

  • »ZEIT für die Schule«-Arbeitsblätter | Voll im Stress? Resilienz contra Reformen 9

    IMPRESSUMProjektleitung: Franziska Sachs, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, Projektassistenz: Jannike Möller, Zeitverlag Gerd Bucerius GmbH & Co. KG, didaktisches Konzept und Arbeitsaufträge: Susanne Patzelt, Wissen beflügelt

    ZEIT für Lehrer: Workshop-Aufzeichnung »Ach t sam keit & Re si li en z«verlag.zeit.de/zeit-fuer-lehrer/rueckblick/zeit-fuer-lehrer/aufzeichnung-der-workshops-achtsamkeit-resilienz

    ZEIT ONLINE: Die besten Mittel trägt man in sichwww.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/psychologie-glueck-positive-zufriedenheit-zuversicht-corona-krise

    ZEIT ONLINE: Stoizismus: »Angst zu haben ist reine Zeitverschwendung«www.zeit.de/wissen/2020-08/stoizismus-william-irvine-philosophie-pandemie-glueck-stoa

    ZEIT ONLINE: Wie wir aktiv unsere Seele stärkenwww.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-07/resilienz-corona-krise-widerstandsfaehigkeit-psychologie-forschung-training

    Das Deutsche Schulportal: »Achtsamkeit ist wie ein Muskel, den man trainieren kann«deutsches-schulportal.de/schulkultur/resilienz-achtsamkeit-ist-wie-ein-muskel-den-man-trainieren-kann

    Das Deutsche Schulportal: Deutscher Schulpreis 2020 – Wo Achtsamkeit auf dem Stundenplan stehtdeutsches-schulportal.de/schulkultur/deutscher-schulpreis-2020-gymnasium-essen-nord-ost

    Internetseiten zum Thema: Voll im Stress? Resilienz contra Reformen

    Coaching und eLearning

    Als Lehrkraft erhalten Sie kostenfreien Zugriff auf das

    E-Learning-Paket zu den fünf Themen der UNCONFERENCE:

    »Achtsamkeit & Resilienz«, »Digital & analog«, »Old School,

    New School«, »Cybermobbing« und »Desinformation, Fake-

    News«. Das videobasierte Lernmaterial ist praxisorientiert, mit

    Tipps für mögliche Problemsituationen im Schulalltag sowie

    Zugang zu ZEIT-Artikeln, Arbeitsblättern und weiterführenden

    Materialien.

    verlag.zeit.de/zeit-fuer-lehrer

    https://verlag.zeit.de/zeit-fuer-lehrer/rueckblick/zeit-fuer-lehrer/aufzeichnung-der-workshops-achtsamkeit-resilienz/https://verlag.zeit.de/zeit-fuer-lehrer/rueckblick/zeit-fuer-lehrer/aufzeichnung-der-workshops-achtsamkeit-resilienz/https://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/psychologie-glueck-positive-zufriedenheit-zuversicht-corona-krisehttps://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-11/psychologie-glueck-positive-zufriedenheit-zuversicht-corona-krisehttps://www.zeit.de/wissen/2020-08/stoizismus-william-irvine-philosophie-pandemie-glueck-stoahttps://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-07/resilienz-corona-krise-widerstandsfaehigkeit-psychologie-forschung-traininghttps://www.zeit.de/wissen/gesundheit/2020-07/resilienz-corona-krise-widerstandsfaehigkeit-psychologie-forschung-traininghttps://deutsches-schulportal.de/schulkultur/resilienz-achtsamkeit-ist-wie-ein-muskel-den-man-trainieren-kann/https://deutsches-schulportal.de/schulkultur/deutscher-schulpreis-2020-gymnasium-essen-nord-ost/