Vom langen Weg des Umdenkensrrr 400...men von Mord und Totschlag. 1987 steht aber auch für den...

2
76 Heft Nr. 17 - ltgg sACHoR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinrand-pfarz I Vom langen Weg des Umdenkensrrr Die Präsentation von SACHOR 15-1/98 am 4.6.1998 in Bacharach: Rede zum Leitartikel ,,Das Mahnmal am Rhein - Christlicher Antijudaismus am Beispiel des Wernerkultes" von Doris Spormann ,,Liebe Gäste, liebe Freunde, es ist fast auf den Tag genau ein Jahr her, daß wir uns an diesem Ort getroffen haben, um die Restaurie- rung der historischen Wernerkapelle und ihre Ausgestaltung als Mahnmal festlich zu begehen. Orte der Ge- schichte - Denkmale - sind Steine des Anstoßes zur geistigen Auseinander- setzung mit der Vergangenheit. Wir sollten sie nicht mit Geschichtsklitte- rung zähmen, mit Rheinromantik ver- kleistern, sondern wir sollten das Gespräch mit den Steinen der Denk- male wagen: Einer, der diese Auseinandersetzung sehr früh beginnt, war Friedrich Paff. ln der "Hexe von Bacharach" be- schreibt er die Ruine: Schatten hoher Mauern geworfen aufs Gras. Gesichter von Drachen und Teufeln, die alte Quelle ist versiegt und am Altar ist nur ein toter Stein, ein Grab, die lnschrift schon verwest... ... und in der Wand Nischen offen wie ein Grab, kauert deine Angst, dort suchen Kinder Schutz vor Regen. ...inmitten dieser nackten Pfeiler stumm - glaslos der Himmel offenes Fenster... ...die Gräber zertreien. Auf den Denkmälern fehlen die Namen der Opfer damals und heute.., ...und über der Stadt wacht eine Ruine - aus jüdischem BIut und aus Stein. Mit dieser für mich sehr eindringli- chen Sprache artikulierl Paff die Aus- einandersetzung mit der Geschichte, kritisch und unbequem. Für ihn schrei- en die Steine aus der Mauer lauter, als seine Mitmenschen hören können oder hören wollen. Was geht uns das an? Mit der Wernerlegende wurde ich zum ersten Mal konfrontiert als klei- nes Mädchen im Alter von etwa 10 Jahren. Man hatte mir eine Heiligenle- gende zur Erstkommunion geschenkt. Die darin enthaltene Wernergeschich- te prägte sich mir ein, zum einen weil sie in der unmittelbaren heimatlichen Umgebung spielte, zum andern, weil sie mich ärgerte. Die Warnung vor den Juden, die Werner leichtfertig in den Wind geschlagen haben soll, schien mir absurd. Werners Verhalten hielt ich für völlig normal, und das angeblich daraus resultierende Ver- hängnis irritierte mich. Zur gleichen Zeit besuchte ich regelmäßig meine jüdische Nachbarin, trank bei ihr Kakao und führte ihre Hunde spazie- ren. Diese reale zwischenmenschli- che Begegnung war für mich überzeu- gender als das diffuse Gift einer scheinbaren Erbauungsgeschichte in Kinderhand. Damals hätte ich gerne die lnformationen bekommen und ver- standen, die Professor Erwin lserloh etwa zweiJahre später, im Jahr 1963, in seinem Aufsatz niederschrieb, mit dem er die Streichung des Wernerfe- stes im Trierer Bistumskalender be- gründete. Schon damals fordefte lser- loh, die Wernerkapelle in Bacharach zu einem Mahnmal für die jüdischen Opfer der Pogrome auszugestalten. Zunächst war dieser Aufsatz, aus- gelöst durch den Geist des ll. Vatika- nischen Konzils, interessante lnside- rinformation für Theologen, und die Unterdrückung des Kultes vollzog sich halbherzig und schamhaft, mit großer seelsorgerischer Rücksicht auf die gewachsene Tradition. Eine echte Aufklärung der Gläubigen und eine Rücknahme der Verleumdungslegen- de hat mich als Kind nirgends erreicht. Als ich zum ersten Mal von einer Aus- einandersetzung um den Wernerkult erfuhr, war ich bereits eine junge Frau. Man schrieb das Jahr 1970. Damals erregte die Entfernung des Sandsteinreliefs in Oberwesel die Gemüter. Die Zeitung schrieb vom "Bildersturm um den Werner von Oberwesel". Wir erfahren beiläufig, daß es zu diesem Zeitpunkt noch die traditionelle Wernerprozession am "Patronatsfest des Oberweseler Orts- heiligen" gibt. Bereits 1969 hat der Bischof zu Trier die Renovierung der Wernerkapelle in Oberwesel mit Öff- nung des Außenfestes angeregt und die Entfernung des Wernerreliefs gefordert. Das Sandsteinrelief sollte auf Anforderung des Generalvikariats Trier im Trierer Diözesanmuseum an unzugänglicher Stelle eingelagert werden. Der Kirchenvorstand von Oberuresel verbot jede weitere Tätig- keit an der Kapelle, insbesondere den Abtransport des Bildes nach Trier. Das Relief verschwand zunächst an unbekanntem Ort. Anfang der 7Oiger Jahre, fast 10 Jahre nach offizieller Streichung des Festes im Bistumska- lender, wird die Sakramentsprozessi- on am früheren Festtag des Stadtpa- trons abgeschafft. Die Kunstführer schrieben im Zusammenhang mit dem Sandsteinrelief von "modernem Bildersturm". Dann wird es still um die Legende bis zum Jahr 1987. 1987 ist das Jaht in dem sich zum 700. Mal der Todestag des Werner von Oberwesel jährt. Das Datum fixiert auch den Beginn einer 700jähri- gen Verleumdungskampagne gegen die Juden, die Auslösung von Pogro- men von Mord und Totschlag. 1987 steht aber auch für den Beginn einer Diskussion vor Ort. ln Bacharach formiert sich der Bauver- ein zur Renovierung der gotischen Ruine, die im Kontext ihrer Geschich- te nur als Mahnmal begriffen werden kann. Josef Heinzelmann aus Lang- scheid setzt sich 1987 in einem aus- führlichen Hörfunkbeitrag mit der viel- schichtigen Problematik des Werner- kultes auseinander. Zu dieser Zeit wird das Sandsteinrelief, das mittler- weile in der Michaeliskapelle bei Lieb- frauen wiederaufgestellt ist, mit einem

Transcript of Vom langen Weg des Umdenkensrrr 400...men von Mord und Totschlag. 1987 steht aber auch für den...

Page 1: Vom langen Weg des Umdenkensrrr 400...men von Mord und Totschlag. 1987 steht aber auch für den Beginn einer Diskussion vor Ort. ln Bacharach formiert sich der Bauver-ein zur Renovierung

76 Heft Nr. 17 - ltgg sACHoR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinrand-pfarz I

Vom langen Weg desUmdenkensrrrDie Präsentation von SACHOR 15-1/98 am 4.6.1998 in Bacharach: Rede zum Leitartikel,,Das Mahnmal am Rhein - Christlicher Antijudaismus am Beispiel des Wernerkultes"

von Doris Spormann

,,Liebe Gäste, liebe Freunde,es ist fast auf den Tag genau ein

Jahr her, daß wir uns an diesem Ortgetroffen haben, um die Restaurie-rung der historischen Wernerkapelleund ihre Ausgestaltung als Mahnmalfestlich zu begehen. Orte der Ge-schichte - Denkmale - sind Steine desAnstoßes zur geistigen Auseinander-setzung mit der Vergangenheit. Wirsollten sie nicht mit Geschichtsklitte-rung zähmen, mit Rheinromantik ver-kleistern, sondern wir sollten dasGespräch mit den Steinen der Denk-male wagen:Einer, der diese Auseinandersetzungsehr früh beginnt, war Friedrich Paff.ln der "Hexe von Bacharach" be-schreibt er die Ruine:

Schatten hoher Mauerngeworfen aufs Gras.

Gesichter von Drachen und Teufeln,

die alte Quelle ist versiegtund am Altar ist nur ein toter Stein,ein Grab, die lnschrift schon verwest...... und in der Wand

Nischen offen wie ein Grab,kauert deine Angst,

dort suchen Kinder Schutz vor Regen....inmitten dieser nackten Pfeilerstumm -

glaslos der Himmel offenes Fenster......die Gräber zertreien.Auf den Denkmälern

fehlen die Namen der Opferdamals und heute..,

...und über der Stadt wacht eine Ruine -

aus jüdischem BIut und aus Stein.

Mit dieser für mich sehr eindringli-chen Sprache artikulierl Paff die Aus-einandersetzung mit der Geschichte,kritisch und unbequem. Für ihn schrei-en die Steine aus der Mauer lauter,als seine Mitmenschen hören könnenoder hören wollen.Was geht uns das an?

Mit der Wernerlegende wurde ichzum ersten Mal konfrontiert als klei-

nes Mädchen im Alter von etwa 10Jahren. Man hatte mir eine Heiligenle-gende zur Erstkommunion geschenkt.Die darin enthaltene Wernergeschich-te prägte sich mir ein, zum einen weilsie in der unmittelbaren heimatlichenUmgebung spielte, zum andern, weilsie mich ärgerte. Die Warnung vorden Juden, die Werner leichtfertig inden Wind geschlagen haben soll,schien mir absurd. Werners Verhaltenhielt ich für völlig normal, und dasangeblich daraus resultierende Ver-hängnis irritierte mich. Zur gleichenZeit besuchte ich regelmäßig meinejüdische Nachbarin, trank bei ihrKakao und führte ihre Hunde spazie-ren. Diese reale zwischenmenschli-che Begegnung war für mich überzeu-gender als das diffuse Gift einerscheinbaren Erbauungsgeschichte inKinderhand. Damals hätte ich gernedie lnformationen bekommen und ver-standen, die Professor Erwin lserlohetwa zweiJahre später, im Jahr 1963,in seinem Aufsatz niederschrieb, mitdem er die Streichung des Wernerfe-stes im Trierer Bistumskalender be-gründete. Schon damals fordefte lser-loh, die Wernerkapelle in Bacharachzu einem Mahnmal für die jüdischenOpfer der Pogrome auszugestalten.

Zunächst war dieser Aufsatz, aus-gelöst durch den Geist des ll. Vatika-nischen Konzils, interessante lnside-rinformation für Theologen, und dieUnterdrückung des Kultes vollzog sichhalbherzig und schamhaft, mit großerseelsorgerischer Rücksicht auf diegewachsene Tradition. Eine echteAufklärung der Gläubigen und eineRücknahme der Verleumdungslegen-de hat mich als Kind nirgends erreicht.Als ich zum ersten Mal von einer Aus-einandersetzung um den Wernerkulterfuhr, war ich bereits eine jungeFrau. Man schrieb das Jahr 1970.Damals erregte die Entfernung desSandsteinreliefs in Oberwesel dieGemüter. Die Zeitung schrieb vom

"Bildersturm um den Werner vonOberwesel". Wir erfahren beiläufig,daß es zu diesem Zeitpunkt noch dietraditionelle Wernerprozession am"Patronatsfest des Oberweseler Orts-heiligen" gibt. Bereits 1969 hat derBischof zu Trier die Renovierung derWernerkapelle in Oberwesel mit Öff-nung des Außenfestes angeregt unddie Entfernung des Wernerreliefsgefordert. Das Sandsteinrelief sollteauf Anforderung des GeneralvikariatsTrier im Trierer Diözesanmuseum anunzugänglicher Stelle eingelagertwerden. Der Kirchenvorstand vonOberuresel verbot jede weitere Tätig-keit an der Kapelle, insbesondere denAbtransport des Bildes nach Trier.Das Relief verschwand zunächst anunbekanntem Ort. Anfang der 7OigerJahre, fast 10 Jahre nach offiziellerStreichung des Festes im Bistumska-lender, wird die Sakramentsprozessi-on am früheren Festtag des Stadtpa-trons abgeschafft. Die Kunstführerschrieben im Zusammenhang mitdem Sandsteinrelief von "modernemBildersturm". Dann wird es still um dieLegende bis zum Jahr 1987.

1987 ist das Jaht in dem sich zum700. Mal der Todestag des Wernervon Oberwesel jährt. Das Datumfixiert auch den Beginn einer 700jähri-gen Verleumdungskampagne gegendie Juden, die Auslösung von Pogro-men von Mord und Totschlag.

1987 steht aber auch für denBeginn einer Diskussion vor Ort. lnBacharach formiert sich der Bauver-ein zur Renovierung der gotischenRuine, die im Kontext ihrer Geschich-te nur als Mahnmal begriffen werdenkann. Josef Heinzelmann aus Lang-scheid setzt sich 1987 in einem aus-führlichen Hörfunkbeitrag mit der viel-schichtigen Problematik des Werner-kultes auseinander. Zu dieser Zeitwird das Sandsteinrelief, das mittler-weile in der Michaeliskapelle bei Lieb-frauen wiederaufgestellt ist, mit einem

Page 2: Vom langen Weg des Umdenkensrrr 400...men von Mord und Totschlag. 1987 steht aber auch für den Beginn einer Diskussion vor Ort. ln Bacharach formiert sich der Bauver-ein zur Renovierung

Heft Nr. 17 - 1t99 SACHOR - Beiträge zur Jüdischen Geschichte und zur Gedenkstättenarbeit in Rheinland-pfalz 77

erklärenden Text versehen. Reinf riedeGleinser berichtet in der Lokalzeitung.Michael Kluck, Pfarrer der evangeli-schen Kirchengemeinde lädt zu einemökumenischen Gemeindeabend ein,der nach anfänglichen Zögern ge-meinsam mit der katholischen pfarr-gemeinde Oberwesel zustandekommt. Es beginnt etwas wie "Auf-klärungsarbeit an der Basis", ein offe-nes Umgehen mit dem Problem. VorOrt findet ein fester Kern von enga-gierten Leuten zusammen, die sichkonsequent einer Fortsetzung desKultes widersetzen, sich zu Wort mel-den, den faulen Frieden vermeiden.

1988 werden anläßtich des 50.Gedenktages der Reichspogromnachtin den mittelrheinischen Gemeindenökumenische Arbeitskreise gebildet,zur Gestaltung von Gedenkgottes-diensten. Logischerweise ist auch dienicht aufgearbeitete Geschichte derJuden in den mittelrheinischen Städ-ten Thema derArbeitskreise. ln dieserRunde lerne ich Dechant Nagel-schmitt aus Bacharach als Mitstreiterkennen. ln Bacharach wird die Forde-rung ausgesprochen, die Ruine alsMahnmal auszugestalten. Damalshabe ich persönlich die Verwirklichungeines Mahnmals noch nicht für mög-lich gehalten. ln der NachbarstadtOberwesel wird 1988 auf Initiative derArbeitsgemeinschaft f ür Landschafts-,Umweltschutz und Denkmalpflegee. V. ein Hinweisschild an der ehema-ligen Synagoge angebracht. Der ur-sprünglich vorgesehene Text nahmauch auf die Zerstörung der jüdischenGemeinde in Oberwesel anläßlich derWernerpogrome Bezug. Leider wurdediese Passage durch das Veto desdamaligen Stadtpfarrers verhinderl.

1995 veröffentlicht Gerd Mentgen,Professor an der Universität Trier,eine kenntnis- und detailreiche Arbeitim Jahrbuch für Westdeutsche Lan-desgeschichte. 1996 wird das Wer-

nerkrankenhaus in Oberwesel in"Loreley - Kliniken" umbenannt.

1998 ist das Mahnmal in Bacha-rach vollendet, mehr als 30 Jahrenachdem Professor lserloh zumersten Mal dieses Zeichen der Aus-einandersetzung und des Umdenkensgefordert hatte. Der ökumenischeGottesdienst vor einem Jahr war dannauch ein Meilenstein in der 700 jähri-gen Geschichte von Unwahrheit undVerleumdung. "Wie ein Wunder,,erschiene es ihr, sagte Pfarrerin BirgitBecker in ihrer Predigt. Und ichdenke, viele, die die Vorgeschichtekannten, haben den Tag vor einemJahr ähnlich empfunden. Seit lserlohsAufsatz im Jahr 1963 bis zur Errich-tung des Mahnmals in Bacharach1997 ist es ein weiter Weg gewesen,der in vielen kleinen Schritten mitEngagement und Hoffnung, großerGeduld, manchmal mit dem Mut derVerzweiflung und dem langen Atemder Solidarität gegangen wurde. Beiall denen, die mit mir gemeinsamunterwegs waren, möchte ich michheute bedanken. Aber wir wissen, daßwir mit unserer Aufgabe nicht amEnde sind. Es geht um Aufklärungsar-beit an der Basis. Die schuldhafte Ver-strickung der Christen fordert eineehrliche Auseinandersetzung mit denhistorischen Ereignissen, gerade inden Gemeinden, die jahrhundertelangKultzentren waren.

Der vorliegende Aufsatz in SACHORist vor allem als lnformationsmaterialfür Lehrer gedacht, die im Rahmendes Geschichts- und Religionsunter-richts als Multiplikatoren tätig werden.Darüber hinaus ist er eine umfassen-de lnformation für Lokalhistoriker unddie Menschen vor Ort, die kritischnach der Geschichte ihrer Heimat fra-gen. Ein Mahnmal bleibt nutzlos,wenn wir nicht mit historischen Fak-ten, die uns eine Mahnung sein sol-len, klar umgehen. Solange hinter vor-

gehaltener Handdie Bef ürchtunggeäußert wird,daß das Benen-nen der Faktenund die Solidaritätmit den jüdischenOpfern Antisemi-tismus auslösenkönnte und diesals Vorwand fürVerschweigen gilt,ist das Ja kein Jaund das Nein keinNein und angebli-

Fred Mases aus Australten im Alter van 7l Jahren.Foto. Ralf Jung

che Einsicht Heuchelei und erneuterVerrat an den Opfern.

Das Mahnmal aus Stein ist einStein des Anstoßes, von dem wir unserhoffen, daß er Denkprozesse aus-löst, die die Herzen der Menschenerreichen. Erst dann gibt es eineChance für den Flegenbogen der Ver-söhnung über der Ruine von Bacha-rach, über der Geschichte von Bacha-rach und Oberwesel."

Als Ehrengast war auch FredMoses aus Australien anwesend. Vorfast genau einem Jahr befand er sichauf einer Europa-Rundfahrt und kamrein zufällig zur Wernerkapelle wäh-rend der Einweihungsfeier am 08.Juni 1997. Fred Moses, ein in Berlingeborener Jude, ging in Schlesien zurSchule. lm Dezember 1939 (!), alsobereits nach Kriegsausbruch, gelanges ihm von Genua aus mit einem itali-enischen Schiff nach Chile zu fliehen.Dort lebte er 25 Jahre. Danach ver-brachte er einige Jahre in Israel, umdann für immer nach Australien aus-zuwandern. lm vergangenen Jahr warer mit dem Fahrrad rn serner immernoch geliebten alten Heimat auf Spu-rensuche und radelte von Jugendher-berge zu Jugendherberge.

Ein Jahr später besuchte erBacharach wieder und war ein gerngesehener Gast anläßlich der Präsen-tation der Zeitschrift ,,SACHOR -Beiträge zur Jüdischen Geschichteund Gedenkstättenarbeit in Rhein-land-Pfalz' Ausgabe 1 5.

ln einem Brief an Frau DorisSpormann schreibt er:

,,Bewegungen wie 'Sachor' spre-chen mich sehr an, denn sie stre-ben nicht nur ein Ende im Zwiespaltder Konfessionen an, unter derBerücksichtigung der Vergangen-heit (Gedenke!), sondern sie stel-len mit Sicherheit auch ein Bollwerkdar, gegen die sich wieder regen-den faschistischen Strömungen."

Sommer '98; Wernerkapelte Bacharach pfarrertn Birgit Becker(Mitte). Dois Spormann (vorne links), kath. pfarrer Nagelschmidt (hinten llnks). Rolf Jung (hinten rechts) Foto; Bolf Jung