Vom Paradies in die Hölle und wieder zurück Bericht... · Und es hat sich gelohnt. Die Ironman-WM...

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IRONMAN-WM HAWAII, 10. Oktober 2015 Vom Paradies in die Hölle und wieder zurück von Thomas Srb Zwei Wochen Hawaii mit Doris, Judith und Tanja. Es waren zwei paradiesische Wochen, unterbrochen durch einen kleinen Höllenritt: die Ironman-WM in Kona mit 3,8 Kilometern Schwimmen im welligen Pazifik, 180 Kilometern Radfahren durch die Gluthitze der Lavawüste und 42,2 Kilometern Laufen über den höllisch heißen Highway. Es waren zwei perfekte Wochen, mit lediglich einer kleinen Einschränkung: ausgerechnet der Renntag selbst ist nicht ganz optimal gelaufen. Alleine schon, was sich in der Woche vor dem Rennen in Kona abspielt, ist eine Reise wert: jeden Morgen trifft man sich zum Schwimmen am Pier und zum Kaffee-Trinken im Pazifik beim Coffee-Boat. Am Alii-Drive rennen den ganzen Tag über sportliche Menschen auf und ab. Dazwischen wummern die Hochprofilfelgen der Zeitfahrräder durch die Straßen. Man trifft sich zur Nationenparade und zum Underpants-Run. Dieses Erlebnis kann man nicht kaufen. Die Ironman-WM in Kona ist „By Qualification Only“. 2.300 der besten Triathletinnen und Triathleten aus aller Welt haben das heuer geschafft und sorgen für die außergewöhnliche Stimmung vor dem großen Rennen am Samstag. Überall wird einem in diesen Tagen in Kona das Gefühl vermittelt, dass man Teil eines besonderen Ereignisses ist.

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IRONMAN-WM HAWAII, 10. Oktober 2015

Vom Paradies in die Hölle und wieder zurück

von Thomas Srb

Zwei Wochen Hawaii mit Doris, Judith und Tanja. Es waren zwei paradiesische Wochen,unterbrochen durch einen kleinen Höllenritt: die Ironman-WM in Kona mit 3,8 KilometernSchwimmen im welligen Pazifik, 180 Kilometern Radfahren durch die Gluthitze der

Lavawüste und 42,2 Kilometern Laufen über denhöllisch heißen Highway. Es waren zwei perfekteWochen, mit lediglich einer kleinen Einschränkung:ausgerechnet der Renntag selbst ist nicht ganzoptimal gelaufen.

Alleine schon, was sich in der Woche vor demRennen in Kona abspielt, ist eine Reise wert: jedenMorgen trifft man sich zum Schwimmen am Pier undzum Kaffee-Trinken im Pazifik beim Coffee-Boat. AmAlii-Drive rennen den ganzen Tag über sportlicheMenschen auf und ab. Dazwischen wummern dieHochprofilfelgen der Zeitfahrräder durch die Straßen.Man trifft sich zur Nationenparade und zum

Underpants-Run. Dieses Erlebnis kannman nicht kaufen. Die Ironman-WM inKona ist „By Qualification Only“. 2.300der besten Triathletinnen undTriathleten aus aller Welt haben dasheuer geschafft und sorgen für dieaußergewöhnliche Stimmung vor demgroßen Rennen am Samstag.

Überall wird einem in diesen Tagen inKona das Gefühl vermittelt, dass manTeil eines besonderen Ereignisses ist.

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Selbst der Rad-Check-In in der Wechsel-zone ist besonders: jeder Teilnehmerwird von einem eigenen Helfer begleitet,der einem persönlich alles genau erklärt.Dadurch geht das Einchecken auch sehrrasch – ein großer Vorteil, denn auf dieWechselzone am Pier brennt die Sonnegnadenlos herunter.

Schneller als gedacht ist dann derRenntag da. Ich habe eigentlich eingutes Gefühl, als ich in der Früh begleitetvon Doris den Weg zum Start antrete.Ich bekomme von zwei Helfern dieStartnummern-Tattoos verpasst, pumpedie Reifen auf und stecke die Flaschen aufs Rad. Danngeht’s nochmals kurz ins Hotel und schließlich insGedränge des Schwimmstarts.

Ich habe mittlerweile viel darüber nachgedacht, was beidem Rennen alles passiert ist. Jetzt würde mein Berichtschon viel analytischer ausfallen. Und die Analyse folgtauch noch. Zunächst aber die unmittelbare Geschichtemeines Rennens, wie ich es am 10. Oktober 2015 inKona erlebt habe:

Das Rennen:

Auf den ersten Blick sieht die Ironman-WM in Kona wieeine Heldentat aus: Qualifikation geschafft, neun MonateVorbereitung ohne gröbere Zwischenfälle überstanden, einige wirklich gute Rennenabgeliefert, gesund und gut vorbereitet am Pier in Kona ins Wasser gesprungen. Dafürhabe ich lange und hart trainiert. Und es hat sich gelohnt. Die Ironman-WM war eineinzigartiges Erlebnis. Ich habe allerdings erwartet, dass angesichts dieses Erlebnissesdas Ergebnis fast bedeutungslos ist. Ich habe mich getäuscht. Von Anfang an bekomme

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ich während des Rennens das Ergebnis nicht aus dem Kopf. Bei jeder Zwischenzeit denkeich: da hätte schon etwas mehr gehen müssen. Heldengeschichten fangen anders an.

Schon das Schwimmen ist eigentlich vorallem Schadensbegrenzung: Kampf gegennervöse Mitstreiter, Kampf gegen die Wellen,Kampf gegen die Seekrankheit. Irgendwannist es dann vorbei. Ich habe zwar vielgekämpft, aber trotzdem nicht das Gefühlgehabt, dass der Kampf erfolgreich war:1:22:16 für die 3,8 Kilometer. Selbst wennman berücksichtigt, dass der Pazifik sehrunruhig gewesen ist und natürlich kein Neoerlaubt war, kann ich damit nicht zufriedensein. Da bin ich schon mindestens fünfMinuten hinter meinem Plan. Dass vieleandere ebenfalls langsamer geschwommensind als geplant, ist kein Trost.

Danach das Radfahren: nach einer kleinen Schleife in Kona geht es Richtung Nordennach Hawi. Zunächst steht der Wind günstig. Ich sollte also Richtung Hawi fliegen.Angepeilt ist eine Radzeit von 5:30 Stunden, also ca. 33 km/h. Das schaut zunächst ganzgut aus. Es ist allerdings schon um halb neun in der Früh sehr heiß. Nach meinenErfahrungen mit Hitzerennen in diesem Sommer bedeutet das für mich: vorsichtiganfangen. Ich versuche daher, mich zurück zu halten und verfolge ganz genau, was meinePulsuhr und mein Tachometer anzeigen.

Der Queen-K-Highwayführt durch die Einsam-keit der Lava-Wüste, dielediglich alle 16 Kilometerdurch eine Verpflegungs-station unterbrochenwird. Kurz vor Hawi ziehtdann ein heftiger Regen-schauer durch. Derwarme Regen ist garnicht unangenehm, erwird aber von heftigemGegenwind begleitet, wasden Anstieg nach Hawisehr mühsam macht.Dafür geht´s dann nachder Wende in Hawi mit 60bis 70 km/h wieder runter.Ich bin froh, als ich

wieder in die Sonne komme. Denn die Abfahrt ist zwar nicht anspruchsvoll, aber auf dernassen Straße kann immer etwas passieren.

Jetzt will ich eigentlich nach dem verhaltenen Start aufs Tempo drücken, allerdings kommtGegenwind auf, der sehr unangenehm von schräg vorne bläst. Es geht immer wiederlanggezogene Hügel hinauf – mit geradezu lächerlich niedriger Geschwindigkeit. Und

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selbst bergab muss ich arbeiten,um auf Tempo zu kommen. Es istein Kampf gegen die Hügel, einKampf gegen die Hitze, einKampf gegen den Wind. Dass dieanderen genauso kämpfen, istkein Trost. Denn bei mir kommtnoch der Kampf gegen einmieses Körpergefühl dazu. DasDurchschnittstempo sinkt und ichschaffe es nicht, auf Angriffumzuschalten. Das Radfahrenfühlt sich trotz Schneckentempound erstaunlich niedrigenPulswerten viel härter an alserwartet. Ich habe das Gefühl,dass irgendwas meine Beinelähmt. Die Hitze? Vielleicht war die Akklimatisationszeit doch zu kurz? Oder einfach nurein schlechter Tag? Wenn ich das wüsste! Meine Gedanken drehen sich im Kreis. Nach5:35:22 Stunden sind die 180 Radkilometer geschafft. Wieder fünf Minuten auf den Planverloren. Nächster Halt: das Dixie-Klo in der Wechselzone. Und wieder rinnen ein paarMinuten davon. Dann geht´s endlich raus auf die Laufstrecke, auf die um zwei Uhrnachmittags die Sonne herunter brennt.

Zunächst geht´s die Küstenstraße, den Alii-Drive,nach Süden. Die heiße Luft steht, aber es stehenauch viele Zuschauer da und Einheimische, die mitihren Gartenschläuchen alle mit Wasser zumKühlen versorgen. Etwa jede Meile gibt´s eineVerpflegungsstation. Viel Trinken ist bei diesenBedingungen ohnehin Pflicht, ich versuche michauch noch dadurch abzukühlen, dass ich mir jedeMenge Eiswürfel in den Rennanzug und in meineKappe stecke. Das Eis auf der Haut oder am Kopftut zwar im ersten Moment ein bisschen weh.Wenn das Eis dann aber schmilzt, wird es wirklichangenehm kühl. Der Kühleffekt hält allerdings nichtlange an. Schon bevor ich die nächste Labestationerreiche, ist das Eis geschmolzen und derRennanzug fast trocken. Und das, obwohl ich amAnfang nur etwa 8 Minuten für jede Meile zwischenden Labestationen brauche.

Dann erreiche ich den Wendepunkt bei der blauenKirche am Alii-Drive, es geht zurück nach Kona und nach etwa 16 Kilometern denberüchtigten Anstieg auf der Palani-Road hinauf. Fast alle Läufer rund um mich wandernhinauf. Das kommt für mich aber nicht in Frage. Noch geht´s mir gut, obwohl mir schonklar ist, dass ich auch beim Laufen langsamer sein werde als erhofft. Von der Palani-Roadgeht es dann nach links auf den Queen-K-Highway und auf diese Stelle freue ich michschon sehr. Da hat „Hannes Hawaii Tours“, unser Reiseveranstalter, eine kleine Party-Meile eingerichtet, in der die Fans ihre Sportler anfeuern können. Auch mein Fanklubwartet schon auf mich. Es ist schön, dort Doris, Judith und Tanja zu sehen sowie unsere

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Freunde Robert, Susi und Matthias.Mit einem Lächeln laufe ich denHighway hinaus Richtung Energy-Lab,zur Schlüsselstelle der Laufstrecke.

Mein Gott, ist das zäh: dermenschenleere Highway durch dieWüste. Lediglich einige ähnlicheNarren wie ich laufen, wandern oderschleppen sich hier entlang. VonVerpflegungsstation zu Verpflegungs-station. Bei Gluthitze und nachmittlerweile neun Stunden im Wasserund „on the road“. Da hab ich in der

Wüste genug Zeit, um darüber nachzudenken, wie ich das Rennen jetzt weiter gestaltensoll. Mein Zeitplan hat sich in den Wellen, im Wind und in der Hitze bereits erledigt.Wenigstens das Daylight-Finish sollte aber zu schaffen sein, also der Zieleinlauf beiTageslicht. Herumtrödeln gibt´s jetzt nicht mehr: Nur bei den Verpflegungsstationenerlaube ich mir kurze Gehpausen, um mich ordentlich zu versorgen. Dazwischen sucheich mir immer wieder ein kleines Ziel. Ich nehme mir irgendjemanden vor mir als Gegnervor und versuche, ihn bis zur nächsten Verpflegungs-station einzuholen.

Endlich geht´s links vom Highway ab und runter zumEnergy-Lab. Zunächst bergab mit Gegenwind,angenehm kühl. Dann ist unten der Wendepunkt undes geht wieder bergauf. Das habe ich mir schlimmervorgestellt. Die Hitze hat spürbar nachgelassen, dennes ist schon fast 17 Uhr und in etwas mehr als einerStunde wird die Sonne untergehen. Als ich wieder aufden Highway einbiege, ist auch ein bisschen Windaufgekommen. Von jetzt an geht´s dem Ziel entgegen,etwa zehn Kilometer liegen noch vor mir. Ich vertreibemir die Langeweile und die Müdigkeit wieder damit, mirfür jede Labestation jemanden auszusuchen, den icheinholen will. Manchmal klappt´s, manchmal nicht. Aberes ist jedesmal ein kleines Ziel, das mich dem großenZiel näher bringt.

Ein Hügel noch, von Ferne sehe ich schon die Beach-

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Flags der Party-Zone von „Hannes HawaiiTours“. Ungefähr zwei Kilometer sind es vondort noch ins Ziel. Als ich näher komme,lösen sich aus der bunten MenschenmengeGestalten mit den eigens für dieses Rennenentworfenen T-Shirts meines „Fanklubs“.Zwei Kilometer vor dem Ziel. Schwimmen,Radfahren, und 40 Kilometer Laufen.Geschafft! Jetzt kann eigentlich nichts mehrpassieren. Die Sonne steht noch immer überdem Horizont. Ich klatsche ab mit Doris,Judith und Tanja – mit Robert, Susi und

Matthias – und mit allen anderen, die mirihre Hand hinstrecken.

Rechtskurve in die Palani-Road, diesmalbergab und das Ziel schon fast vor Augen.Dann aber noch einmal links abbiegen,einen Häuserblock muss ich nochumrunden. Schließlich erreiche ich wiederden Alii-Drive und jetzt sind es nur nochwenige hundert Meter bis zum Ziel.Tausende Zuschauer feuern mich an.Links von mir nähert sich die Sonne amHorizont dem Pazifik. Vor mir beginnt derTeppich des Zielkanals. Am Ende wartetdas Ziel, ein blumengeschmücktes Tor –ein Heldentor. Startnummer nach vorne,Kappe vom Kopf. Von diesem legendärenRennen am Ende der Welt will ichordentliche Zielfotos haben. Mit einemLächeln und erhobenen Armen renne ich

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durchs Heldentor:„You Are An Ironman!“

Es war ein unglaublich zähesRennen. Es hat ewig gedauert, bis ichhineingefunden habe. Es hat ewiggedauert, bis ich nicht mehr mitZahlen, Geschwindigkeiten, Puls-werten, diversen Rechnungen undenttäuschten Erwartungen beschäftigtwar. Es hat ewig gedauert, bis ich dasRennen nicht mehr mit Plan undVerstand gelaufen bin, sondern mitdem Herzen. Natürlich hätte etwasmehr gehen können. Ich hätte es mirgewünscht. Aber es könnte immeretwas mehr gehen.

Pfeif auf die Ergebnisliste. Zahlen,Zeiten und Platzierungen sindbedeutungslos. Ich stehe nach demZieleinlauf in der Athleten-Zone, in

einem wunderbaren Südsee-garten. Ich stehe unter Palmenauf der grünen Wiese amStrand in Kona. Ich habe denIronman auf Hawaii geschafft –den legendären Triathlon, vondem zehntausende träumen,für den sich aber nur einBruchteil davon überhauptqualifizieren kann. Aus derFerne höre ich, wie weitereFinisher im Ziel begrüßtwerden. Qualifiziert, gestartetund gut durchgekommen.Jeder, der das Ziel erreicht, isteiner mehr, der sich einenTraum erfüllt. Geschafft. Ichbin müde. Am Horizont versinktdie Sonne groß und rot imPazifik.

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Die Analyse:

Ich könnte mir die Analyse des Rennensleicht machen: die zwei Hauptziele habeich erreicht: gesund und munter das Zielerreichen. Und zwar als Daylight-Finisher,also bei Tageslicht. Passt, was will manmehr? Ich hab die Finishermedaille beimwichtigsten Triathlon der Welt. Was willman mehr? Dazu zwei Wochen imSüdsee-Paradies mit meinen Liebsten.Was will man mehr?

Na ja, es wäre halt schön gewesen, wennich bei diesem absoluten sportlichen

Höhepunkt auch in Höchstform gewesen wäre. Und das war ich leider nicht. WobeiSchwimmen und Laufen im Rahmen des Erwartbaren waren. Im Radfahren hab ich michaber unter Wert verkauft.

Schwimmen: 1:22 Stunden ist ganz okay für mich, wenn man die Umstände in Rechnungstellt: raue See, kein Neo und vor allem praktisch kein Schwimmtraining vor Hawaii, weilausgerechnet heuer das Schwimmbad in Klosterneuburg saniert worden ist und daher abAugust gesperrt war. Ich bin heuer sicher schon besser geschwommen, aber dass dieSchwimmform leidet, wenn man nicht viel zum Schwimmen kommt, muss man wohlakzeptieren.

Laufen: 3:54 Stunden sind sicher keine Glanztat, aber auch okay. Ich bin kein Hitzeathletund muss daher vorsichtig sein. Und immerhin war das in meiner Altersklasse von 262Finishern die 83. Laufzeit, also im ersten Drittel. Bei der Qualität des Starterfeldes in Konabrauche ich auch da nicht zu meckern.

Radfahren: 5:35 Stunden – das ist der Knackpunkt. Es ist sowohl im direkten Vergleich zueinzelnen Mitstreitern als auch im Vergleich zur gesamten Altersklasse viel zu langsam.Nur AK-Platz 147. Normalerweise habe ich heuer bei allen Rennen im Radfahrenzumindest die gleiche Teilplatzierung geschafft wie im Laufen. Da fehlen also mehr als 60Plätze, oder etwa 20 Minuten. Angesichts der Tatsache, dass mein Durchschnittspuls amRad bei 125 gelegen ist, glaube ich nicht, dass es tatsächlich ein körperliches Problemwar. Ich vermute, dass ich einfach ein bisschen zu viel Respekt vor der Hitze gehabt undmich unbewusst selbst mehr gebremst habe als nötig. Dadurch habe ich zwar sicherinsgesamt weniger gelitten als viele andere. Anders formuliert, habe ich dadurch abermeine Leistungsgrenze beim Radfahren nicht ausgereizt.

Insgesamt nehme ich mir jedenfalls zwei Dinge vor, sollte ich jemals wieder in Hawaiiantreten dürfen: ich werde beim Radfahren nicht mehr so übervorsichtig agieren. Und ichwerde schon früher anreisen. Denn die Zeitumstellung und die Akklimatisation habe ichwirklich unterschätzt. Erst gegen Ende der zweiten Woche auf Hawaii habe ich das Gefühlgehabt, dass sich mein Körper an die feuchte Hitze gewöhnt hat.

Trotzdem bleibt auch vom Rennen viel Positives: gerade auf Hawaii zählt ja der Spruchbesonders, dass das Hauptproblem nicht ist, die Ziellinie zu erreichen, sondern dieStartlinie. Während einer langen Vorbereitung auf einen wichtigen Tag kann so vielpassieren: Verletzungen, Unfälle, Krankheiten … Und obwohl es mich im Nachhinein ein

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wenig wurmt, glaube ich doch, dass es sehr vernünftig war, das erste Rennen in Hawaiidefensiv anzulegen. Seine Leistungsgrenze wirklich auszureizen, ist immer eineGratwanderung – eine Gratwanderung, die in Hawaii besonders bitter enden kann. Ich binin einer akzeptablen Zeit auf zwei Beinen laufend ins Ziel gekommen und kann mich nochan alles erinnern! Und die Finishermedaille ist auch ein schönes Stück.

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Rückkehr ins Paradies

Nach dem Höllenritt des Rennens bin ich zumGlück schnell ins Paradies zurückgekehrt. Nocham Renntag haben wir uns die Finishline-Partynicht entgehen lassen und am Sonntag waren wirbei der Siegerehrungs-Show. Dann haben sichdie Triathleten langsam vertschüsst – teilweisenach Hause, teilweise auf andere hawaiianischeInseln. So ist also ein bisschen Ruhe eingekehrt,um Big Island noch ein bisschen näher zuerkunden: beim Schnorcheln, bei Wanderungendurch den Regenwald oder beim Durchquereneines Lavatunnels. Die größte Insel Hawaiis hat

viel mehr zu bieten, als die Lavawüste, die man von der Ironman-Übertragung kennt.

Auch die Gipfeltour mit dem Allrad-Auto auf den 4.205 Meter hohen Mauna Kea ist sichnoch ausgegangen. Wir haben dort oben einen wirklich beeindruckendenSonnenuntergang erlebt, zwischen den Vulkankegeln und den verschiedenenObservatorien. Es war ein traumhafter Sonnenuntergang am Mauna Kea über denWolken, die unterhalb von etwa 3.500 Metern gehangen sind. Es waren zwei traumhafteWochen auf Hawaii, in denen lediglich ein Tag nicht ganz perfekt war. Aber nicht nur überden Wolken am Mauna Kea ist dieser eine Tag, der unten groß und wichtig erscheint,plötzlich nichtig und klein.