Vom umgekehrten Schiffsrumpf - walter-fensterbau.de · die Struktur der Balken freizulegen und in...

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16 jezza! Architektur- reportage Kathedrale Vom umgekehrten Schiffsrumpf zur

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Architektur- reportage

Kathedrale

Vomumgekehrten

Schiffsrumpf zur

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Text: Sigrid Römer-Eisele, Fotos: Ela Brühl

Der Blick schweift durch die Fens-ter hinüber zur Uttinger Pfarrkir-che Mariä Heimsuchung mit ihrer

Zwiebelhaube und den Obstbäumen des danebenliegenden Pfarrhausgartens. Hier, direkt gegenüber dieses kirchlichen Ensembles, hat in jüngster Zeit ein altes Uttinger Bauernhaus eine erstaunliche Wandlung vollzogen – von außen, aber noch viel mehr von innen. Von einer „Herz-Lungen-Transplan-tation“ spricht Architektin Ela Brühl denn auch, wenn sie sich an die teilweise sehr heikle Umgestaltung erinnert, die sie gemein-sam mit ihrem Ehemann, dem Bootsbauer Peter Liebner, an ihrem eigenen Haus durchgeführt hat. „An einem Tag wäre die entkernte Hülle um ein Haar wie ein Kartenhaus eingestürzt. Die Nordwand beulte sich aus und muss-te eilig von einer Baggerschaufel gestützt werden“, erinnert sie sich heute noch mit Schrecken. „Doch dabei ist nicht mal der Putz gesprungen. Das Haus hat alles ertragen und mitgemacht“, sagt sie rück-blickend. Und heute präsentiert es sich in einer ungeahnten Blüte und äußerlich in seinem ursprünglichen Aussehen von 1835. Doch der Reihe nach.

Angefangen hatte alles damit, dass dem aus Utting stammenden Peter Liebner das Haus vor neun Jahren aufgrund seines handgehauenen Dachstuhls aufgefallen war. Solch ein Zeugnis alter Handwerks-kunst hat heute Seltenheitswert und sorgte bei dem Bootsbau-Meister und Eigentümer der Liebner-Werft in Pürgen für Begeisterung. Wie ein umgedrehter Schiffsrumpf erschien ihm das Gewirk aus Holzbalken. Und so bemühte er sich um das Gebäude, für das er sich einen Ausbau zum Loft wünschte – nicht zuletzt, um die Struktur der Balken freizulegen und in Gänze wirken zu lassen.

Mit seiner Ehefrau Ela Brühl, Architektin und Innenarchitektin, hatte er die idea-le Partnerin für dieses Projekt, die sich gemeinsam mit ihm auf die Suche nach den Wurzeln des Bestandshauses begab. „Parole Rückführung!“ lautete die Vorgabe

der beiden, und ließ Ela Brühl ins Staatsarchiv pilgern, um dort die tra-ditionelle Fensterauftei-lung, Dachneigung und Überplattung der Fas-sade zu studieren, die hier in der Region Am-

mersee-Westufer typisch war. Gemeinsam besichtigten sie vergleichbare Gebäude im Bauernhofmuseum Glentleiten, um ein stimmiges Konzept für die Fassade und den Zugang im ersten Stock zu ent-wickeln. Für den Innenraum entschieden sich die beiden für einen Ausbau zum mo-dernen Loft mit traditionellen Attributen.

Komplizierte Unterfangung

Eine Schlüsselentscheidung war, die Bodenplatte für das Gebäude um einein-halb Meter tiefer zu legen, als der vorge-fundene Erdgeschossboden (es gab kein Fundament, das Haus stand „im Dreck“). Damit wollten die Bauherren in den bei-den Geschossen darüber jeweils eine at-traktive Raumhöhe von 2,55 m erreichen.

Dem komplizierten Unterfangen stellte sich nach einigem Suchen die Baumeister Herbert Maier Bau GmbH aus Bad Wö-rishofen. „Todesmutig wurde – Lücke für Lücke – auf das erforderliche Niveau ab-gegraben, unterfangen, ein Fundament betoniert und die Lücke aufgemauert. War diese stabil, konnte so weiter verfahren werden. In dieser Phase blieben so man-che Spaziergänger stehen und fragten sich, was wir mit diesem ‚hässlichen’ Haus anfangen und warum wir hier soviel Ener-

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gie reinstecken“, erinnert sich Ela Brühl heute schmunzelnd. Doch das Ergebnis erfreut jetzt nicht nur die Eigentümer, sondern auch die Menschen vor Ort, die die Verwandlung miterlebt haben.

Mittels einer Feuchtigkeitssperre be-kam das alte Haus „trockene, warme Füße“ - und zwar zum ersten Mal in sei-ner Geschichte. Im Innenraum gruben Bagger das Erdreich bis zur gewünsch-ten Tiefe aus – ein skurriler Anblick, den die fotografische Baudokumentation illustriert: Die modernen Baumaschinen inmitten dieser „Kathedrale aus Schutt“. Eine neue Bodenplatte konnte schließ-lich gegossen werden: Darauf entstan-den erste Mauern, die – nach und nach verbunden mit den Außenwänden – allmählich wieder für Stabilität sorgten, die bis dahin die zahlreichen Spreiz-streben vage aufrechterhalten hatten. Damit war der heikelste Bauabschnitt bewältigt – die Baufirma aus Bad Wöris-hofen hatte das Gebäude gesichert und nach unten vergrößert.

Da kein Kellerausbau für das Gebäude denkbar war, entschieden sich die Bau-herren für eine externe Technikzentrale im angeböschten Gartenbereich. In einem eigenständigen Kubusbau (der in diesem Frühjahr mit Erdreich abgedeckt und bepflanzt wird) ist die moderne Brennwertheizung mit unterstützender Solaranlage und riesigen Pufferspei-chern untergebracht. Von hier aus legte die Firma Seeler Sanitär aus Markt Kal-tental (die die gesamte Heizungs-, Sani-tär-, Solaranlage sowie die hochwertige Badausstattung mit Markengeräten bei diesem Bauvorhaben realisierte) Versor-gungstrassen hinüber ins Wohnhaus.

Nun konnte man sich dem Dachstuhl zuwenden. Dieser wurde mittels Spann-gurten wieder gerade gerichtet und fixiert. Um die Balken von innen sicht-bar zu belassen, wurde die Dämmung obendrauf gepackt und das Dach neu eingedeckt. Bei diesem Arbeitsschritt bestand der erfahrene Statiker, der bei allen komplizierten Unterfangen zuvor grünes Licht gegeben hatte, darauf, dass die eingeplanten Dachkollektoren nicht aufgeständert, sondern an Stelle der Dachpfannen als In-Dach-Kollektoren aufgebracht würden, weil eine doppelte Belastung zu schwer für das historische Gebälk geworden wäre. „Heute bin ich sehr froh darüber, weil das Dach da-durch von außen als eine Ebene wahr-genommen wird“, so Ela Brühl.

Kamin wie in einem schottischen Schloss

Beim Innenausbau entschieden sich Brühl und Liebner für eine kreative Verbin-dung von Gegensätzen zwischen dem luf-tig-hohen Wohnzimmer mit 8,50 m Höhe, das unweigerlich zu einem ehrfürchtigen Blick hinauf zum First führt, und behag-lichen Nebenräumen sowie einer wohn-lichen Küche mit einer Raumhöhe von 2,55 Meter. So kommt der Wunsch nach viel Raum zum Atmen und Gemütlichkeit gleichermaßen zum Zuge. Für das Wohn-zimmer hatte Peter Liebner einen Traum: Er wünschte sich einen Kamin in der Grö-ße eines schottischen Schloss-Kamins – so groß, „dass man einen Ochsen darin braten könne“, so Ela Brühl schmunzelnd. Um zu-mindest annäherungsweise dieses Ziel zu erreichen, bedurfte es einiger Tüftelei, weil solch‘ große Kamine freilich nicht so ohne weiteres genehmigt werden. Hier arbeite-te das Team Liebner, Kaminkehrer Biederer und Kaminbau-Meister Dosch (Fa. Dosch Kamine & Fliesen, Seefeld) sehr eng zusam-men. Mittels größerer Essen und Raumab-züge (vorgegeben durch die Raumhöhe) sowie allerhand Technik, entstand schließ-lich ein äußerst stattlicher Kamin, den An-dreas Dosch aus unzähligen gesäuberten Reichsformatziegeln aufmauerte, die zuvor aus dem Hausabbruch herausgekommen waren. Viel Handwerkskunst war vonnöten, um die Kaminmauer auf ihrem hohen An-stieg bis hinauf zum First so fein zurückzu-nehmen, dass sie exakt am Deckenbalken vorbei streicht. Diese Besonderheit im Haus wurde in enger Abstimmung mit den Fens-tern geplant, die die Fa. Walter Fensterbau

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aus Augsburg nach traditionellen Vorla-gen mit sechs Glasfeldern (wie auch beim Pfarrhof gegenüber) und extrem schmalen Sprossen (trotz Drei-Scheiben-Verglasung) erstellte. Das oben in den Fenstern inte-grierte Regel-Air-System lässt (mittels eines Bimetalls, das auf Druck und Unterdruck re-agiert) Frischluft in den Rahmen strömen. Hier wärmt sich diese auf und fließt an der Rahmenunterseite temperiert ins Haus. Historisches Aussehen trotz High-Tech-In-nerem – so sparten sich die Bauherrn eine elektrisch betriebene Lüftungsanlage mit Betriebsgeräusch. Selbst die Dunstabzugs-haube darf bei Kaminbetrieb laufen – es strömt immer ausreichend Frischluft nach.

Nach halbjähriger Planungs- und ein-einhalbjähriger Bauphase hat das einst unscheinbare Dorfhaus eine Ausstrahlung erlangt, die weit über den Ursprungszu-stand hinaus gehen dürfte. Die Anordnung und Gestaltung der Räume im eigenen Wohnbereich, aber auch in den drei Praxen für Heilberufe, die im Erdgeschoss vermie-tet sind, wurde durch Innenarchitektin Ela Brühl mit feinem Gespür für Raumnutzung und Ästhetik umgesetzt. Eingerichtet mit hochwertigen Möbeln ausgewählter Ma-nufakturen, mit denen die Innenarchitektin seit Jahren zusammenarbeitet (Ela Brühl hat in der Alten Schmiede Inning einen Showroom mit Atelier eingerichtet, in dem sich ihre Kunden bei der Auswahl und Zu-sammenstellung ihrer Einrichtung orientie-ren können) und ergänzt mit aufeinander abgestimmten Wohntextilien, erstrahlt der umgekehrte Schiffsrumpf nun als Kathe-drale exklusiver Wohnkunst. Architektonische Planung, Bauleitung so-wie Innenraumkonzept: Architekturbüro Ela Brühl München, www.elabruehl.de

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