Von Der Erlösung Des Letzten Borgia-Erbens

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Von der Erlösung des letzten Borgia-Erbens - Fortsetzung eines fiktiven Romans - jwr47 Der Epilog in Klabunds Roman „Borgia“ endet mit der Abweisung des „Letztbesten“ der Borgia- Familie an der Höllenpforte. Es ist Juan Borgia, der als Francisco de Borja am 2. Juli 1565 zum dritten General des Jesuitenordens benannt wird. !Da geht Juan Borgia zu den Jesuiten und wird im Jahre 1565 ihr General. Um den Fluch und die Schande vom Namen Borgia zu nehmen, wird er von der Kurie nach seinem Tode als Bester der Borgia heiliggesprochen“ 1 . Tatsächlich starb Francisco de Borja im Alter von 62 Jahren am 1. Oktober 1572 in Rom. Sein Nachfolger wurde Everard Mercurian . 1624 wurde Francisco de Borja durch Papst Gregor XV. selig und im Jahre 1671 durch Papst Klemens X. heiliggesprochen. „San Francesco Borgia! Armer Heiliger – wer ruft zu dir in seiner Not, wer weiht dir Wachsherzen und Kerzen? Wer trägt dein Medaillon auf der Brust? Niemand ruft nach dir. Niemand betet zu dir. Einsam stehst du, abseits von allen andern Heiligen, am Thron Gottes“ 2 . In seiner Einsamkeit wünscht er in die Hölle zu den Teufeln zu gehen, wo die Borgias hingehören. Der Luzifer jedoch verweigert ihm den Zutritt, weil er das Eintrittsgeld von tausend Golddukaten nicht bezahlen kann: „Was, du, ein Borgia, willst kein Geld haben? Du lügst. Du bist nur ein schmutziger Geizhals oder hast dein Vermögen im Himmel angelegt, weil Gott der Herr dir mehr Zinsen versprochen hat. Mit Hunderttausenden von Dukaten sind deine erlauchten Anverwandten hier eingetroffen. Als Alexander Borgia kam, haben meine Bediententeufel acht Tage lang Kisten mit Gold geschleppt. Scher dich zum Himmel, wenn du den höllischen Zoll nicht zahlen kannst oder willst. Und schlug ihm das Höllentor vor der Nase zu. Zwischen Himmel und Hölle, nirgends beheimatet, irrt ruhelos umher der letzte Borgia“ 3 . So endet Klabunds Roman Borgia, aber dessen Irrgang ist noch nicht zu Ende. Verzweifelt such der letzte und beste Borgia nach den tausend Golddukaten, die er für die Wiedervereinigung mit seiner Familie am Höllentor entrichten soll. Und jedes Jahr wird der Zutrittsbetrag durch Inflation mit dem zweiprozentigen Wucherzinseszins angehoben. Jedes Jahr verzweifelter sieht er die Rettung schwinden, denn Luzifer kennt keine Gnade... Dann aber begegnete er die Seele des persischen Königs Gaichatu , der aufgrund seines extravaganten Lebensstils und einer entleerten Staatskasse die Emission von zusätzlichem „Papiergeld“ erfunden hatte 4 . Während seiner Herrschaft war Gaichatu bekannt für seinen Hang zu Wein, Frauen und Abartigkeit, weshalb er einige Jahrhunderte Fegefeuer abgesessen hatte. 1 Aus dem Epilog , Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 ) 2 Aus dem Epilog , Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 ) 3 Aus dem Epilog , Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 ) 4 Geschichte Fiatgeld

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Der Epilog in Klabunds Roman „Borgia“ endet mit der Abweisung des letzten Besten der Borgia-Familie an der Höllenpforte. Es ist Juan Borgia, der als Francisco de Borja am 2. Juli 1565 zum dritten General des Jesuitenordens benannt wird. Tatsächlich starb Francisco de Borja im Alter von 62 Jahren am 1. Oktober 1572 in Rom. Sein Nachfolger wurde Everard Mercurian. 1624 wurde Francisco de Borja durch Papst Gregor XV. selig und im Jahre 1671 durch Papst Klemens X. heiliggesprochen. In seiner Einsamkeit wünscht er in die Hölle zu den Teufeln zu gehen, wo die Borgias hingehören. Der Luzifer jedoch verweigert ihm den Zutritt, weil er das Eintrittsgeld von tausend Golddukaten nicht bezahlen kann.So endet Klabunds Roman Borgia, aber dessen Irrgang ist noch nicht zu Ende. Verzweifelt such der letzte Borgia nach den tausend Golddukaten, die er für die Wiedervereinigung mit seiner Familie am Höllentor entrichten soll. Und jedes Jahr wird der Betrag durch Inflation mit dem zweiprozentigen Wucherzinseszins angehoben. Jedes Jahr steigt die Verzweiflung und die Rettung wird jedes Jahr verzweifelter, denn Luzifer kennt keine Gnade....

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Von der Erlösung des letzten Borgia-Erbens- Fortsetzung eines fiktiven Romans -

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Der Epilog in Klabunds Roman „Borgia“ endet mit der Abweisung des „Letztbesten“ der Borgia-Familie an der Höllenpforte. Es ist Juan Borgia, der als Francisco de Borja am 2. Juli 1565 zumdritten General des Jesuitenordens benannt wird.

!Da geht Juan Borgia zu den Jesuiten und wird im Jahre 1565 ihr General.

Um den Fluch und die Schande vom Namen Borgia zu nehmen, wird er von der Kurie nachseinem Tode als Bester der Borgia heiliggesprochen“1.

Tatsächlich starb Francisco de Borja im Alter von 62 Jahren am 1. Oktober 1572 in Rom. SeinNachfolger wurde Everard Mercurian. 1624 wurde Francisco de Borja durch Papst Gregor XV. seligund im Jahre 1671 durch Papst Klemens X. heiliggesprochen.

„San Francesco Borgia!

Armer Heiliger – wer ruft zu dir in seiner Not, wer weiht dir Wachsherzen und Kerzen? Werträgt dein Medaillon auf der Brust?

Niemand ruft nach dir.

Niemand betet zu dir.

Einsam stehst du, abseits von allen andern Heiligen, am Thron Gottes“2.

In seiner Einsamkeit wünscht er in die Hölle zu den Teufeln zu gehen, wo die Borgias hingehören.Der Luzifer jedoch verweigert ihm den Zutritt, weil er das Eintrittsgeld von tausend Golddukatennicht bezahlen kann:

„Was, du, ein Borgia, willst kein Geld haben? Du lügst. Du bist nur ein schmutzigerGeizhals oder hast dein Vermögen im Himmel angelegt, weil Gott der Herr dir mehr Zinsenversprochen hat. Mit Hunderttausenden von Dukaten sind deine erlauchten Anverwandtenhier eingetroffen. Als Alexander Borgia kam, haben meine Bediententeufel acht Tage langKisten mit Gold geschleppt. Scher dich zum Himmel, wenn du den höllischen Zoll nichtzahlen kannst oder willst. Und schlug ihm das Höllentor vor der Nase zu.

Zwischen Himmel und Hölle, nirgends beheimatet, irrt ruhelos umher der letzte Borgia“3.

So endet Klabunds Roman Borgia, aber dessen Irrgang ist noch nicht zu Ende. Verzweifelt such derletzte und beste Borgia nach den tausend Golddukaten, die er für die Wiedervereinigung mit seinerFamilie am Höllentor entrichten soll. Und jedes Jahr wird der Zutrittsbetrag durch Inflation mit demzweiprozentigen Wucherzinseszins angehoben. Jedes Jahr verzweifelter sieht er die Rettungschwinden, denn Luzifer kennt keine Gnade...

Dann aber begegnete er die Seele des persischen Königs Gaichatu, der aufgrund seinesextravaganten Lebensstils und einer entleerten Staatskasse die Emission von zusätzlichem„Papiergeld“ erfunden hatte4. Während seiner Herrschaft war Gaichatu bekannt für seinen Hang zuWein, Frauen und Abartigkeit, weshalb er einige Jahrhunderte Fegefeuer abgesessen hatte.

1 Aus dem Epilog, Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 )2 Aus dem Epilog, Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 )3 Aus dem Epilog, Borgia von Klabund (Projekt: Gutenberg > Klabund > Borgia, 1928 )4 Geschichte Fiatgeld

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Als dieser von Francisco de Borjas Verzweiflung erfuhr riet er ihm der Menschheit das Papiergelderneut als Erfindung einzuflüstern. Mit diesem Papiergeld könne man die fehlenden Golddukatenwieder beschaffen und so das Zutrittsgebühr zur Hölle finanzieren...

Man schrieb das Jahr 1913, als sich im Geheimen auf einer Privatinsel, Jekyll Island, eineausgelesene Freundesgruppe traf und die Federal Reserve Bank gründeten. Die Bänker entwarfenein Geldsystem, das ohne Gold funktionieren sollte und nannten es Fiatgeld, auf das es etwas wertsei.

Vielen Jahrzehnten später erst gelang es ihnen sich von dem Gold zu lösen und es war JohnMaynard Keynes der das Edelmetall ungestraft als barbarisches Relikt zu deklarieren wagte5.

So fingen die Zentralbanken Milliarden neues Geld in den Wirtschaftskreislauf zu pumpen. Mitjedem frisch gedruckten Dollar entwertet die FED die eigene Währung und macht gleichzeitig dasGold wertloser. Das Edelmetall ist nun - fast geschenkt – für einige Scheine umsonst zu haben...

Letzte Woche konnte sich nun San Francesco Borgia mit den Abertausenden Kisten vollerGolddukaten zum Höllentor begeben und anklopfen. Es war das letzte Gold, das dieErdenbewohner in den unterirdischen Londoner und New Yorker Panzerschränkenzusammengekratzt hatten. Jetzt waren die Goldspeicher leer und gehörte das barbarisches Reliktwirklich der Vergangenheit an.

Luzifer war gerade auf einer Dienstreise um die Kriegsdrohungen zu schärfen und hatte dieTorwache seinem Vertrauten Alexander Borgia anvertraut. Auf das vertraute Klopfzeichen desneuen Höllenbesuchers öffnete er spaltenweise das Tor und freute sich über den letzten Borgia, dermit den Milliarden Kisten Golddukaten nun Einlass begehrte. Diesmal wurden nun ZehntausendeBediententeufel heran gerufen, die drei und achtzig Jahre Golddukaten in die Hölle verstauensollten. Aus Platzmangel mussten gar einige Sünder durch vorzeitiger Entlassung Platz verschaffenfür die letzte Goldfuhre, aber jetzt war das Gröbste geschafft...

So wurde das barbarische Relikt von der Erde in die Hölle verbannt und durch sauberem Papiergeldersetzt. Das war die letzte Legende die man je vom Gold gehört hat, denn von barbarischen Reliktensoll man schnellstens Abschied nehmen um nicht selber als Barbaren eingestuft zu werden. Und werwill denn in unserer zivilisierten Welt gerne als Barbar zu Buche stehen?

5 In truth, the gold standard is already a barbarous relic. - A Tract on Monetary Reform (1923), p. 172 John Maynard Keynes