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32 RAAbits Ethik/ Philosophie September 2012 S II 1 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12 Von Platon bis Popper – Grundprobleme der Erkenntnistheorie erörtern Grit Arnold, Marburg Klasse: 11 / 12 Dauer: 12 Stunden Arbeitsbereich: Anthropologie / Erkenntnistheorie Ist unser Verstand bei der Geburt eine leere Festplatte, ähnlich der tabula rasa Lockes? Oder sind alle Gegenstände der Erkenntnis bereits als Ideen in uns vorhanden, wie Platon glaubt? Diese Einheit gibt einen Überblick über drei grundlegende Positionen der Erkenntnistheorie: Platon, Locke und Kant. Die Schülerinnen und Schüler lernen, vermeintlich sicheres Wissen zu hinterfragen und Urteile, Schlüsse sowie den Wahrheitsanspruch moderner Wissenschaften kritisch zu reflektieren. Methodische Grundprinzipien dieser Einheit sind kooperative und binnendifferenzierende Arbeitsweisen, welche den Lernenden unter Berücksichtigung größtmöglicher Selbstständig- keit einen Zuwachs an personalen und sozialen Kompetenzen ermöglichen. Was können wir wissen? Erkenntnistheoretische Positionen von Platon bis Popper. © akg-images. zur Vollversion

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32 RAAbits Ethik / Philosophie September 2012

S II 1ErkenntnistheorieA Anthropologie · Beitrag 12

Von Platon bis Popper –

Grundprobleme der Erkenntnistheorie erörtern

Grit Arnold, Marburg

Klasse: 11 / 12Dauer: 12 StundenArbeitsbereich: Anthropologie / Erkenntnistheorie

Ist unser Verstand bei der Geburt eine leere Festplatte, ähnlich der tabula rasa Lockes? Oder sind alle Gegenstände der Erkenntnis bereits als Ideen in uns vorhanden, wie Platon glaubt?

Diese Einheit gibt einen Überblick über drei grundlegende Positionen der Erkenntnistheorie: Platon, Locke und Kant. Die Schülerinnen und Schüler lernen, vermeintlich sicheres Wissen zu hinterfragen und Urteile, Schlüsse sowie den Wahrheitsanspruch moderner Wissenschaften kritisch zu reflektieren.

Methodische Grundprinzipien dieser Einheit sind kooperative und binnendifferenzierende Arbeitsweisen, welche den Lernenden unter Berücksichtigung größtmöglicher Selbstständig-keit einen Zuwachs an personalen und sozialen Kompetenzen ermöglichen.

Was können wir wissen? Erkenntnistheoretische Positionen von Platon bis Popper.

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S II2 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

Fachwissenschaftliche Orientierung

I Empirismus versus Rationalismus – wer hat Recht?

Die Frage „Was kann ich wissen?“ ist Ausgangspunkt aller Philosophie. Nur wer die Quellen menschlicher Erkenntnis zu bestimmen vermag (Metaphysik), kann die Fragen „Was soll ich tun?“ (Moral), „Was darf ich hoffen?“ (Religion) und „Was ist der Mensch?“ (Anthropologie) beantworten.1

Rationalisten sind überzeugt, dass unsere Erkenntnis der Dinge durch die Vernunft bestimmt ist. Durch sie hat der Mensch Anteil am Kosmos, dessen logische Ordnung es ihm ermöglicht, sie deduktiv zu erfassen, vor aller Erfahrung. Der Aufbau der Welt lässt sich, so die Überzeugung der Rationalisten, aus reinen Prinzipien des Denkens erkennen.

Der Empirismus hingegen sieht die Grundlagen menschlicher Erkenntnis in der Erfahrung. Nichts ist im Verstand, was nicht vorher von den Sinnen erfasst worden wäre. Alle Leistungen des Verstandes lassen sich unmittelbar aus der Erfahrung ableiten.

Diesen erkenntnistheoretischen Gegensatz von Rationalismus und Empirismus hebt Kant in der Einheit seines Kritizismus auf. Er räumt Verstand und Sinnlichkeit den gleichen Stellenwert ein. Alle unsere Erkenntnis, so Kant, geht von der Erfahrung aus. Dennoch entspringt sie ihr nicht. Sie wird geformt durch die im Geist vor aller Erfahrung bereitliegenden Anschauungsformen und Kategorien. Unsere Erkenntnis folglich ist abhängig von unserem Erkenntnisvermögen.

II Jeder ist zur Erkenntnis berufen, aber nur wenige sind auserwählt – Platons Rationalismus

Platon gilt als Vertreter des Rationalismus. Die Vernunft erachtet er als maßgebliches Instrument der Erkenntnis, die (Sinnes-)Wahrnehmung hingegen schließt er als Erkenntnisquelle aus.

Nach seiner Überzeugung existieren zwei Welten: diejenige der unveränderlichen Ideen und diejenige des Vergänglichen. Beide sind miteinander verbunden, denn die Ideen sind in der sichtbaren Welt gegenwärtig. Sie ist nach ihrem Vorbild geformt. Die Ideen existieren objektiv. Sie werden nicht von unserem Bewusstsein gesetzt, sondern erinnert. Wir tragen sie in uns, denn unsere Seele hat sie in ihrem früheren, jenseitigen Dasein bereits geschaut und bei ihrem Eintritt in den Körper vergessen. Ziel philosophischer Erziehung ist es deshalb, die Ideen mittels der Vernunft wiederzuerkennen. Der Mensch ist keine tabula rasa. Seine Seele ist bereits mit den wichtigsten „Ideen“ beschrieben.

Eine ontologische Schlüsselposition kommt bei Platon der „Idee des Guten“ zu. Sie ist Ziel und Ursprung allen Seins. Nur in ihrem Lichte vermögen wir die Dinge, die uns umgeben, zu erkennen. Der Weg zur Schau der „Idee des Guten“ entspricht der natürlichen Bestimmung des Menschen. Notwendig ist dazu, die alltägliche Erkenntnishaltung zugunsten der philosophi-schen zu verlassen. Diese Umwendung der Seele erfolgt über den Stufengang der Erkenntnis und Gewöhnung.

III Jeder ist zur subjektiven Erkenntnis berufen – Lockes Empirismus

Locke gilt als Begründer des modernen Empirismus. Vehement leugnet er das Vorhandensein angeborener Ideen. Seiner Überzeugung nach entspricht das Bewusstsein zu Beginn des Le-bens einer tabula rasa. Das Wahrnehmungsvermögen prägt dem bis dahin unbeschriebenen Verstand Ideen ein, aus denen er sich seine innere Welt erbaut.

Einfache Ideen gehen auf Erfahrungen zurück, welche aus äußerer Sinneswahrnehmung (sen-sation) und innerer Selbstwahrnehmung (reflection) resultieren. Sie wirken auf den menschli-chen Geist ein. Erst unser Verstand lässt aus ihnen komplexe Ideen erwachsen, mithilfe derer wir die Welt um uns strukturieren.

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S II 3ErkenntnistheorieA Anthropologie · Beitrag 12

IV Die Synthese von Rationalismus und Empirismus – Kants Kritizismus

Auf den Konflikt zwischen Empirismus und Rationalismus antwortet Kant mit seiner transzen-dentalen Vernunftkritik. In der Einheit seines Kritizismus führt er beide Theorien zusammen.

Kant geht davon aus, dass alle Erkenntnis mit der Erfahrung beginnt, aber nicht aus ihr allein entspringt. Seiner Überzeugung nach gibt es reine Vernunftideen, welche als regulative Ideen im Dienste der Erfahrung wirken. Der Mensch kommt nicht als tabula rasa zur Welt. Er verfügt über Ordnungsmechanismen des Verstandes und der Sinnlichkeit. Sie strukturieren unsere Wahrnehmung.

Erst die Wechselwirkung von Subjekt und Objekt, das Zusammenspiel zwischen Betrachter und Gegenstand folglich, macht Erkenntnis möglich. Da der Erkenntnisprozess im Wesentlichen je-doch von unserem Erkenntnisvermögen abhängig ist, lässt sich ein absoluter Wahrheitsan-spruch von Wissen nicht rechtfertigen.

V Wissen ist nicht absolut! – Poppers Scheinwerfertheorie

Moderne Naturwissenschaften arbeiten mit empirischen Methoden. Mithilfe von Experimenten suchen sie ihre Annahmen über die Wirklichkeit zu belegen. Diese sind jedoch stets von der Erfahrung abhängig und deshalb anfällig für Irrtümer. Vermögen Wissenschaftler auf diesem Wege sicheres Wissen zu erlangen?

Popper antwortet auf diese Frage mit seiner „Scheinwerfertheorie“. Nicht aus passiven Wahr-nehmungen sondern aktiven Beobachtungen ziehen Wissenschaftler ihre Erkenntnis. Ihre Be-obachtungen erfolgen planmäßig. In gezielt konstruierten Experimenten werden Hypothesen überprüft. Die Ergebnisse dieses Prozesses nutzt der Forscher für die Bildung und Validierung weiterer Hypothesen. Wissenschaft besteht nach Popper also aus einem Regress aus Hypothe-se, Erwartungshorizont, Beobachtung und Erkenntnis. Ein Sachverhalt gilt solange als wahr, bis dieser durch neue Hypothesen, Erwartungshorizonte und Beobachtungen widerlegt wird. Ein absoluter Wahrheitsgehalt von Wissenschaften, aber auch von Erkenntnis kann daher nicht abgeleitet werden.

Didaktisch-methodische Überlegungen

I Wie bettet sich die vorliegende Unterrichtseinheit in den Lehrplan ein?

Ethik: Unterrichtseinheit „Menschenbilder in Philosophie und Wissenschaft“

Vernunft und Sinnlichkeit gelten in der philosophischen Anthropologie als abgrenzende Merk-male des Menschen. Aus ihrer unterschiedlichen Gewichtung entwickelten sich die drei erkennt-nistheoretischen Strömungen Rationalismus (Platon), Empirismus (Locke) und Kritizismus (Kant). Sie alle befassen sich mit der „Erkenntnis“ bzw. der Erkenntnisfähigkeit des Menschen, die im Zentrum der Auseinandersetzungen dieser Einheit steht. Zugleich wird im Rahmen die-ser Einheit der Wahrheitsanspruch moderner Wissenschaften, insbesondere der Humanwissen-schaften, reflektiert. Die Lernenden hinterfragen deren Postulate und Forschungsergebnisse und lernen diese für ihr Selbstbild und ihr Menschenbild zu gewichten.

Philosophie: Unterrichtseinheit „Philosophie und Wissenschaft“

Kants Frage „Was kann ich wissen?“ stand bereits im Fokus der Einführung in das Fach Phi-losophie. Nicht nur die Sicherheit der Erfahrung, sondern auch die Frage nach ihren Grenzen wurde thematisiert. Diese Einheit bietet sich an als Einleitung in die Einheit „Philosophie und Wissenschaft“. Sie erörtert Erkenntnismöglichkeiten, bezieht zentrale philosophische Erkennt-

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S II6 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

Materialübersicht

Stunde 1 Was können wir wissen? – Eine Einführung in die Erkenntnistheorie

M 1 (Ab) Ist Erkenntnis ohne Erfahrung möglich? – Ein Gedankenexperiment

Stunde 2 Empirismus oder Rationalismus – wer hat Recht?

M 2 (Tx) Empirismus oder Rationalismus – wer hat Recht?

Stunde 3 bis 6 Platon, Locke und Kant – arbeitsteilige Gruppenarbeit

M 3 (Ab) Wie gelingt die Gruppenarbeit?

M 4 Gruppe 1: Platon

M 4a (Gd) Platons „Höhlengleichnis“ – eine Abbildung

M 4b (Tx) Platon: „Das Höhlengleichnis“ – ein Auszug aus der Politeia

M 4c (Tx) Wie interpretiert man Platons „Höhlengleichnis“? – Eine Deutung

M 4d (Ab) Platons Höhlengleichnis – Recherchetipps

M 4e (Ab) Was wissen Sie über Platons „Höhlengleichnis“? –

Ein Multiple-Choice-Test

M 5 Gruppe 2: John Locke

M 5a (Gd) Locke: Entstehung und Arten von Ideen

M 5b (Tx) Der Ursprung der Erkenntnis – ein Auszug aus Lockes Essay

M 5c (Tx) Lockes „Essay concerning Human Understanding“ – eine Einführung

M 5d (Ab) Lockes „Essay concerning Human Understanding“ – Recherchetipps

M 5e (Ab) Was wissen Sie über Lockes Erkenntnistheorie? – Ein Multiple-Choice-Test

M 6 Gruppe 3: Immanuel Kant

M 6a (Gd) Kant und die Kopernikanische Wende in der Philosophie

M 6b (Ab) Verstand versus Erfahrung? – Kants Kritik der reinen Vernunft

M 6c (Tx) Ordnungsmechanismen des Verstandes – ein fiktives Interview

M 6d (Tx) Die Erkenntnistheorie Kants – Filmtipps

M 6e (Ab) Was wissen Sie über Kants Erkenntnistheorie? – Ein Multiple-Choice-Test

Stunde 7 und 8 Platon, Locke und Kant – Präsentation der Gruppenarbeitsergebnisse

Stunde 9 und 10 Empirische Überprüfung der Erkenntnistheorien

M 7 (Tx) Thomas Saum-Aldehoff: Baby als Denker

Stunde 11 und 12 Vorschlag für eine Lernerfolgskontrolle

M 8 (Tx) Popper: „Kübelmodell“ oder „Scheinwerfertheorie“?

M 9 (Ab) Evaluationsbogen

Anmerkungen

Ab = Arbeitsblatt, Gd = grafische Darstellung, Tx = Text

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S II 7ErkenntnistheorieA Anthropologie · Beitrag 12

M 1 Ist Erkenntnis ohne Erfahrung möglich? – Ein Gedankenexperiment

In einem Briefwechsel zwischen John Locke und seinem Freund Molyneux wurde 1692 folgen-

des Problem aufgeworfen:

Man denke sich einen Blindgeborenen, der nur durch den Tastsinn gelernt

hat, einen Würfel von einer Kugel zu unterscheiden. Angenommen, es ge-

länge, diesem Blinden im Erwachsenenalter zum Augenlicht zu verhelfen.

Würde er Kugel und Würfel richtig identifizieren, ohne die beiden Gegen-

stände zu berühren?

Aufgaben (M 1)

1. Formulieren Sie das oben skizzierte Problem in eigenen Worten (Problem 1). Achten Sie

dabei darauf, welche Angaben der Text liefert.

2. Abstrahieren Sie das Problem, indem Sie die Fragestellung mithilfe der Begriffe „Erkennt-

nis“ und „Erfahrung“ formulieren (Problem 2).

3. Formulieren Sie eine Antwort auf das Problem. Begründen Sie diese in drei Sätzen.

Aufgabe 1

Problem 1:

Angaben des Textes:

Aufgabe 2:

Problem 2:

Aufgabe 3:

Antwort:

Begründung:

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S II10 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

M 2 Empirismus oder Rationalismus – wer hat Recht?

Empirismus: „Der menschliche Verstand ist bei seiner Geburt wie ein leeres Blatt Papier

(tabula rasa). Er wird im Laufe seines Lebens geprägt.“

Der moderne Empirismus entwickelte sich in England zu Beginn des 17. Jahrhunderts. Er geht davon aus, dass alles Wissen seinen Ursprung allein in der Erfahrung hat. Empiristen wie John Locke sind überzeugt, dass nichts im Verstand sein kann, was nicht zuvor durch die Sinne erfasst worden wäre (Sensualismus). Alle Vernunftbegriffe sind demnach einzig auf Erfahrung zurück-zuführen. Was aber ist „Erfahrung“?

Unter Erfahrung verstehen wir im weiteren Sinne die Gesamtheit aller Dinge, welche unstruktu-riert auf uns Menschen einwirken. Diese nehmen wir mithilfe unserer Sinne wahr. Erfahrung im engeren Sinne bezieht sich auf das einzelne Subjekt und beinhaltet dessen konkretes sinnliches Empfinden, seine Wahrnehmung. Beide Definitionen gehen davon aus, dass der Mensch als Erkenntnissubjekt den Dingen passiv gegenübersteht.

Rationalismus: „Der menschliche Verstand ist von Geburt an wie ein beschriebenes Papier.“

Der moderne Rationalismus entwickelte sich im 17. Jahrhundert in Europa. Die Wurzeln des Rationalismus reichen jedoch bis in die griechische Antike, bis zu Platon zurück. Rationalisten sind überzeugt, dass sich die Dinge, die uns umgeben, mithilfe der ratio (lateinisch: Vernunft) erkennen lassen. Erfahrung als Erkenntnisquelle lehnen sie ab. Sie sind überzeugt, der Mensch kenne seit seiner Geburt die Idee „Hund“, noch bevor er Schäferhunde oder Huskies gesehen habe. Er müsse sich nur an die ihm eingeborenen Ideen erinnern. Wie ist das möglich?

Rationalisten sind überzeugt, dass wir in einem Kosmos leben, der vernünftigen Prinzipien folgt. Da jeder Mensch einen Funken dieser Vernunft in sich trägt, hat er Anteil an allen Dingen des Kosmos und vermag sie zu erkennen. Dabei beschränkt sich der Rationalist nicht nur auf materielle Dinge. Er bezieht auch immaterielle Dinge wie Normen und Werte mit in seine Über-legungen ein.

Aufgaben (M 2)

Einzelarbeit (arbeitsteilig)

1. Markieren Sie die Textstellen, welche Aussagen zum Ursprung der Erkenntnis beinhalten.

2. Erklären Sie Ihre These.

3. Wenden Sie Ihre Theorie auf das Gedankenspiel Lockes (M 1) an.

Partnerarbeit

1. Erklären Sie Ihrem Partner Ihre These. Beginnen Sie mit dem Empirismus.

2. Vergleichen Sie beide Theorien. Notieren Sie Unterschiede stichpunktartig auf eine Folie.

3. Beantworten Sie Lockes Frage im Gedankenexperiment aus der Perspektive beider Theorien.

Plenum

1. Präsentieren Sie Ihre Arbeitsergebnisse. Der Zufall entscheidet, welche Gruppe vorträgt.

2. Beantworten Sie Nachfragen so gut wie möglich.

3. Benennen Sie Unklarheiten.

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S II16 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

M 4 Gruppe 1: Platon

a) Platons „Höhlengleichnis“ – eine Abbildung

Grafik: Doris Köhl.

Aufgaben (M 4a)

1. Beschreiben Sie die Abbildung.

2. Betrachten Sie die Menschen im Bild. Erläutern Sie, in welcher Situation sie sich befinden.

3. Die Sonne taucht in der Beschriftung zweimal auf: einmal als „Idee des Guten“ (Sonnen- und

Liniengleichnis) und einmal als „Feuer“ (Gleichnisebene). Stellen Sie Vermutungen darüber

an, wie dies zu deuten sein könnte.

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S II18 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

c) Wie interpretiert man Platons „Höhlengleichnis“? – Eine Deutung

Platons „Höhlengleichnis“ ist dem siebten Buch der Politeia

entnommen, in welcher Platon seine Vorstellungen von

einem gerechten Staat entwickelt. 370 v. Chr. entstanden,

gilt sie bis heute als eines der bedeutendsten Werke der po-

litischen Philosophie.

Platons Entwurf eines gerechten Staates setzt voraus, dass

die Philosophen die Klasse der Herrschenden stellen, denn

nur sie streben nach Wahrheit und Erkenntnis. Allein die Er-

kenntnis der „Idee des Guten“ aber ermöglicht ihnen, den

Staat gerecht zu führen. Welche ethischen und intellektuel-

len Anforderungen aber muss ein Philosoph erfüllen, um

das Höchste, die „Idee des Guten“, schauen zu können? Die-

sen Bildungsweg, den Aufstieg zu den Ideen, veranschau-

licht das Höhlengleichnis.

Wir Menschen, so Platon, gleichen in Höhlen angeketteten Wesen, welche die Schatten künst-

licher Gegenstände, von einer Lichtquelle an die Wand geworfen, für die Wirklichkeit halten.

Indem wir ans Tageslicht geführt werden und die natürlichen Gegenstände erblicken, begreifen

wir, dass wir zuvor nur Schatten gesehen haben.

Die künstlichen Gegenstände und deren Schatten entsprechen im Gleichnis unserer sinnlichen

Erfahrung, die Welt außerhalb der Höhle entspricht der Welt des Vernünftig-Einsehbaren. Dabei

stehen im Gleichnis die natürlichen Dinge für die Ideen und die Sonne für die Idee des Guten.

Je höher wir folglich in unserer Erkenntnis steigen, desto wertvoller ist sie und desto sicherer,

weil sie ihre Quelle nicht mehr in der Anschauung hat, sondern in der Vernunft.

Ideen im Sinne Platons sind Urbilder. Sie existieren objektiv, unabhängig von unserem Be-

wusstsein. Ideen werden nicht von uns entwickelt, sie werden wiedererinnert. Unsere Seele hat

sie in ihrem früheren, jenseitigen Dasein bereits geschaut und bei ihrem Eintritt in den Körper

wieder vergessen. Erkennen und Lernen ist folglich Wiedererinnerung.

Nach Platon existieren zwei Welten: diejenige der unveränderlichen Ideen und diejenige des

Vergänglichen. Beide sind miteinander verbunden, denn die Ideen sind in der sichtbaren Welt

gegenwärtig. Die Gegenstände der sichtbaren Welt sind nach ihrem Muster geformt. Die exis-

tierende Welt bildet demzufolge eine Einheit. Aber nur die Welt der Ideen besteht wirklich. Sie

ist der Welt des Vergänglichen übergeordnet, ethisch wie ontologisch.

Der Weg zur Schau der „Idee des Guten“ entspricht der natürlichen Bestimmung des Menschen.

Dazu muss die alltägliche Erkenntnishaltung jedoch zugunsten der philosophischen verlassen

werden. Diese Umwendung der Seele erfolgt über den Stufengang der Erkenntnis und Ge-

wöhnung. Platon versteht Philosophie als Ethik. Nur wer philosophiert, vermag zur „Idee des

Guten“ zu gelangen. Sie ist alleiniger Bezugspunkt für die moralische Bewertung all unserer

Handlungen.

Autorentext.

Aufgaben (M 4c)

1. Lesen Sie den Text.

2. Erläutern Sie den Zusammenhang zwischen Seele und Erkenntnis.

3. Erklären Sie die beiden nachfolgenden Thesen „Der Mensch ist zur Erkenntnis fähig, die aus

der Widererinnerung besteht.“ und „Die Erkenntnis bedarf der Vernunft“.

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Platon (4. Jh. v. Chr.)

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S II 23ErkenntnistheorieA Anthropologie · Beitrag 12

M 5 Gruppe 2: John Locke

a) Locke: Entstehung und Arten von Ideen

Aufgaben (M 5a)

1. Unterscheiden Sie mithilfe der Grafik „sensation“ und „reflection“.

2. Nehmen Sie eine erste Einordnung der Begriffe „Aktivität“ und „Passivität“ vor.

3. „Wissen ist die Wahrnehmung des Zusammenhangs von Ideen.“ Nennen Sie mögliche

Schlussfolgerungen für Umfang und Objektivität von Wissen.

Ideen

sind Vorstellungen, die der

Mensch in seinem Bewusstsein

vorfindet. Sie entstammen aus-

schließlich unserer Erfahrung.

Drei Arten von komplexen Ideen

bildet der Mensch aus:

a) Substanzen

– sind für sich selbst bestehende

Einzeldinge oder Spezies (z. B.

Gold, Mensch, Pflanze).

b) Modi

– sind komplexe Ideen, die nicht

für sich bestehen, sondern an

Substanzen vorkommen (ein

Tag ist ein Modus der Zeit).

Daneben gibt es gemischte

Modi, zu denen auch die Mo-

ralbegriffe gehören (z. B. Ge-

rechtigkeit).

c) Relationen

– sind Ideen wie die von Ursa-

che und Wirkung.

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S II 39ErkenntnistheorieA Anthropologie · Beitrag 12

M 7 Thomas Saum-Aldehoff: Baby als Denker

Thomas Saum-Aldehoff ist Journalist und Psychologe. Seit 1992 arbeitet er als Wissenschafts-

redakteur der Fachzeitschrift „Psychologie heute“. Er erforscht den Zusammenhang zwischen

frühkindlicher Entwicklung und Persönlichkeit. Die zentrale Frage des nachfolgenden Artikels

lautet: Wissen Kinder bereits alles von der Welt, bevor sie Erfahrungen gesammelt haben?

Kinder sind Wissenschaftler und Philosophen. Schon

im Windelalter tragen sie Theorien über Raum und

Zeit, Belebtes und Unbelebtes in ihrem Kopf. […] bis

zur Einschulung haben sie gelernt, sich hypotheti-

sche Seelenzustände auszumalen und die Welt aus

der Perspektive eines anderen […] zu erleben.

Babytheater im psychologischen Laboratorium: Im

Zuschauersessel, auf dem Schoß von Mama, thront

der Säugling, beobachtet fasziniert das Treiben auf

der Puppenbühne gegenüber. Dort taucht soeben

von rechts oben ein Krokodil auf, spaziert langsam,

aber stetig nach links, verschwindet hinter einer Ab-

sperrung. Konzentriert starrt der wenige Monate alte Knirps auf das Sichthindernis – und heißt

das Krokodil strampelnd willkommen, als es wie erwartet nach einigen Augenblicken auf der

anderen Seite wieder auftaucht. Krokodil ab.

Auftritt: Hund. Auch der zieht von rechts nach links über die Bühne, trottet auf die Absperrung

zu, entschwindet den Blicken – und kommt nicht wieder zum Vorschein. Der kleine Theaterbesu-

cher ist baff. […] Was geht hier vor, wie kann das sein? Ein Hund löst sich doch nicht so einfach

mir nichts, dir nichts in Luft auf.

Derlei experimentelles Babytheater ist unter Entwicklungspsychologen in den letzten Jahren in

Mode gekommen. Die Reaktionen der kleinen Teilnehmer geben den Wissenschaftlern Hinwei-

se darauf, wie Kinder dieses Alters die Welt wahrnehmen und mit welchen Erwartungen und

Hypothesen sie das Geschehen um sich verfolgen.

Diese Versuche haben auf verblüffende Weise unser Bild vom neugeborenen Menschen korri-

giert. Kinder […] kommen keineswegs als leere Schwämme auf die Welt, die einfach aufsaugen,

was sie um sich herum „vorfinden“. Sie haben vielmehr schon bei Geburt ein Konzept von Welt.

Sie „wissen“ bestimmte Dinge, ohne dass sie diese erst lernen müssten. […] Neugeborene

haben […] Theorien über Dinge, Lebewesen und Menschen, sie orientieren sich an kausalen

Prinzipien, treffen Vorhersagen. Im Wechselspiel mit der Umwelt verfeinern und erweitern sie

ihre Weltkonzepte während des ersten Lebensjahres, und bereits mit dem Schuleintritt steht das

Grundgerüst der kindlichen Metaphysik. […]

Noch vor dem Krabbelalter haben Babys ein Konzept von Bewegung, Entfernung und Ge-

schwindigkeit. Kommt ein Ball bedrohlich schnell auf sie zugerollt, schrecken sie zurück. […]

Das Konzept der Kausalität ist Kleinkindern ebenfalls nicht fremd. Vor allem „verstehen“ sie von

Geburt an, dass sie mit ihren eigenen Handlungen in der Welt etwas bewirken können. Forscher

spannten beispielsweise eine Schnur vom Fuß des Babys zu einem Mobile. Begeistert lernte

der Säugling binnen kurzem, die Figuren an der Decke durch ausgelassenes Strampeln in wilde

Tänze zu versetzen.

Text: Psychologie heute. Ausgabe Juni 2001, S. 40 – 42, gekürzt.

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Haben Kinder bereits ein Konzept von Welt?

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S II44 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

M 8 Popper: „Kübelmodell“ oder „Scheinwerfertheorie“?

Ziel Poppers ist es, den Anspruch an Wissenschaft herauszuarbeiten. Er lehnt den Empirismus

ebenso ab wie den Kritizismus Kants (Kübelmodell, Kübeltheorie) ab. Popper entwickelt statt-

dessen ein neues Erkenntniskonzept – das Scheinwerfermodell.

1. Ich beginne mit einer kurzen Charakterisierung der zu kriti-

sierenden Auffassung, die ich gewöhnlich als „Kübeltheorie der

Wissenschaft“ […] bezeichne.

Diese Auffassung geht von der […] Feststellung aus, daß wir zu-

nächst einmal Wahrnehmungen haben müssen, bevor wir über

die Welt etwas wissen können […]. Daraus wird geschlossen,

daß unser Wissen oder unsere Erfahrung entweder aus Wahr-

nehmung besteht (naiver Empirizismus) oder doch wenigstens

aus verarbeiteten, geordneten und klassifizierten Wahrnehmun-

gen (Bacon und, in radikaler Form, Kant). […]

Die reinen Empiristen raten uns nun, in diesen Prozeß der An-

schauung des Wissens so wenig als möglich störend einzugreifen.

Wahres Wissen ist reines Wissen, unvermengt mit Vorurteilen,

die wir zu unseren Wahrnehmungen, zur reinen Erfahrung, hin-

zuzutun geneigt sind; Irrtum ist das Produkt dieser Zutaten, das

heißt, unseres störenden Eingreifens in diesen Prozeß.

Im Gegensatz zu dieser Ansicht lehrt Kant, daß es reine Wahrneh-

mung gar nicht gibt, und daß die Erfahrung eine Art von Assimi-

lations- oder (Um-)Formungsprodukt ist – das gemeinsame Produkt von Wahrnehmungen und

[…] Zutaten unseres Geistes. Die Wahrnehmungen sind sozusagen der Rohstoff, der dem Kübel

von außen zugeführt wird, und der in dem Kübel eine Art von […] Verarbeitung oder Verdauung

unterworfen wird – einer Art von systematischer Klassifikation. […]

Ich glaube, daß alle diese Ansichten dem tatsächlichen Prozeß der Erfahrungsbildung und dem

tatsächlichen Verfahren der Forschung in keiner Weise gerecht werden, obwohl Kants Auffas-

sung vielleicht so uminterpretiert werden kann, daß sie der hier zu vertretenden Auffassung

wesentlich näher kommt als der reine Empirizismus.

Zwar muss man wohl zugeben, daß wir ohne Erfahrung nicht Wissenschaft betreiben kön-

nen […]; niemals aber bilden die Wahrnehmungen nach der hier zu vertretenden Ansicht das

Material – im Sinne der „Kübeltheorie“ –, aus dem sich die „Erfahrung“ oder die „Wissenschaft“

aufbaut.

2. In der Wissenschaft spielt nicht so sehr die Wahrnehmung, wohl aber die Beobachtung eine

große Rolle. Eine Beobachtung aber ist ein Vorgang, in dem wir uns äußerst aktiv verhalten.

In der Beobachtung haben wir es mit einer Wahrnehmung zu tun, die planmäßig vorbereitet

ist, die wir nicht „haben“ […], sondern „machen“, wie die deutsche Sprache ganz richtig sagt.

Der Beobachtung geht ein Interesse voraus, eine Frage, ein Problem – kurz, etwas Theoreti-

sches; können wir doch jede Frage in Form einer Hypothese formulieren, mit dem Zusatz: „Ist

das so? […]“ In diesem Sinne können wir geradezu behaupten, daß der Beobachtung die Frage,

die Hypothese, […] jedenfalls ein Interesse, also etwas Theoretisches […] vorausgeht. Beobach-

tungen sind immer selektiv, setzen also etwas wie ein Selektionsprinzip voraus. […]

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Sir Karl Raimund Popper

(1902 – 1994) begründete den

kritischen Rationalismus.

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S II46 Erkenntnistheorie A Anthropologie · Beitrag 12

Zu 2:

Poppers „Scheinwerfertheorie“ Kants Erkenntnistheorie

Intention * Klärung der Frage nach dem

Wahrheitsanspruch von Wissen-

schaft

* Eine Theorie ist solange wahr,

bis sie widerlegt ist.

* Erkenntnis von Dingen

* Aufhebung des Streites zwischen

Empirismus und Rationalismus

Theorie * Wissenschaftler beobachten

aktiv, sie nehmen nicht passiv

wahr.

* Hypothese-Erwartungshorizont-

Beobachtung-Erkenntnis (The-

orie)

* Regress

* Erkenntnis ist abhängig von

Beobachtungen. Diese wiede-

rum sind abhängig von den

Gegenständen selbst, aber auch

von den Hypothesen über sie

und dem dazugehörigen Erwar-

tungshorizont.

* Wahrnehmung ist der Ausgangs-

punkt jeder Erkenntnis.

* Sie wird verarbeitet mittels der

apriorischen Formen Raum und Zeit

und der Kategorien des Verstandes.

„Kübel“: Verstand / Denken: Katego-

rien der Modalität, Relation, Quali-

tät, Quantität

* Beispiel: Brille bei Kleist

* Kopernikanische Wende: Gedanken

ohne Inhalte sind leer, Anschauun-

gen ohne Begriffe sind blind.

Gemeinsam-

keit

* Es gibt keine Erkenntnis a priori.

Erkenntnis ist immer abhängig

von Beobachtung.

* Um Erkenntnis zu erlangen, ist ein

Zusammenspiel von Wahrnehmung

und Denken erforderlich.

* Es gibt keine Erkenntnis a priori.

Zu 3:

Theoretische Aufgabe der Wissenschaft

Aufgabe der Wissenschaften ist es, auf Fragen Antworten zu geben. Dabei beziehen sie sich

auf bereits „existierende Erkenntnisse“, welche auf den Erwartungshorizont neuer Forschun-

gen wiederum einwirken. Erkenntnisse können jederzeit verifiziert und falsifiziert werden. Der

Anspruch des Erklärens in Form einer Theoriebildung bleibt.

Praktische Aufgabe der Wissenschaft

Wissenschaften machen Vorhersagen möglich. Dies geschieht aus dem Blickwinkel bereits

„existierender Erkenntnisse“, welche auf den neuen Erwartungshorizont einwirken. Zudem er-

möglichen Wissenschaften Aussagen über die technische Anwendung – gemäß dem Regress

von Hypothesen, Erwartungshorizonten und Beobachtungen. Der Ansatz erscheint daher prag-

matisch: Nur das, was dem Menschen in irgendeiner Form nützt, wird erforscht und kann dem-

entsprechend „erkannt“ werden.

Ein objektiver Wahrheitsanspruch ist laut Popper nicht Ziel moderner Wissenschaften. Vielmehr

ist es ihr Anliegen, Theorien über die Wirklichkeit anzufertigen. Diese gelten solange als wahr,

bis sie widerlegt werden.

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VORS

CHAU