Vor-/Endverstärker Audio Research SP20/0S450 · Selbst wann ün einer Endstufe i

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Vor-/Endverstärker Audio Research SP20/0S450 Autor Jasaf Bruckmosor Fotoyrufie: Ralf Wimer

Audio Research ist eine der ganz

gl'oßen Röhren-Schmieden in der

High-End-Szene. Da fällt der Apfel

nicht weit vom Stamm. Selbst wann

ün einer Endstufe i<eüne Röhren

stecl<en, sondern ein Scbaltver­

stärl<er.

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Wie ein Himmel voller Sternschnuppen

Die Gelegenheit war günstig. ZW11 einen wärmten in meiner An­lage zwei Geräte aus dem bestens belew11undeten Hause Audio Re­seai·ch auf. Zum anderen war die Stadt Salzburg genau zu dieser Zeit wieder einmal voller Livemusik In der Reihe "Jazz & the City" wa­ren unter anderem Michel Portal und Louis Sclavis als exklusives Duo 7.U hören - ein Erlebnis, das dem Jazz-FreLmd wohJ nur einmal im leben gegönnt ist. Die beiden französ ischen Ausnalunemusiker trafen in dem intimen Kellergewölbe eines Altstadtrestaurants zu­sammen. Zeitweise breitete sich dort der eindringlich ~onore Ton von zwei Bassklarinetten aus. Daru1 wieder setzte Michel Portal strahlend helle Tontupfer auf dem Tenorsa.xofon in den Raum.

Klar, dass ich zu Hause umgehend meine CDs von PortaltUld Seia­vis hervorholen musste. Auch wegen der nachhaltigen Erfahrung, dass ein vorausgegangenes Live-Erlebnis für die Qualitätseinschät­zung hochwertiger Komponenten ein hervorragender Gradmesser ist. Ich legte also Musiqr•es De Cinemas in den l'hilips-Transport meines Theta-Laufwerks ein, eine CD des Label Bleu aus dem }ahr

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1994 (LBLC 6574 ). Vergleichspunkt war der zweite Track"Max mon amour" mit dem Solo von Portal auf der ßassklarinette.

Schon nach wenigen Tönen zeigte sich, dass ich meine Erwar­tungen in Audio Research nicht zu hoch gesteckt hatte. Da war er wieder, dieser sonore Ton in den liefen Registern , über die Michel Portal in den Höhen präzise Triller setzt. Und da wttr a uch die leichte Verzweiflung des Test-Autors, die in den Notizen so fo r­muliert isr: .,Wie soll ich diese beiden Testgeräte kJa r1glich be­schreiben; wenn sie alles mit einer derartigen Selbst versrändlich ­keir zu Gehör bringen, ja mit einer frappierenden Narü rl ichkeit, die jederzeit in der Lage ist, die Erinnerung an die-Live-Session im Restaurantkeller wachzurufen?!"

Klar war n ur, dass die Entwickler aus Plymouth, Min nesota, kei­ne halben Sachen machen, selbst wenn sie ungewohn te Wege ge­hen. Ich hatte aber, ehrLich gesagt, doch so etwas wie eine ,.Röbrensignalur" erwartet Denn dann wäre die klangliche Be­schreibung ein Kinderspiel gewesen. Aber nein, die brandneue

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Vorstufe SP20 un d die Endstufe D$450 haben mir genau diesen Gefallen nicht getan. Diese Kombination aus einer klassischen Röhrenvorstufe und einer revolutionären Class-D-Endstufe scheint ein er Zwischenwelt vot) Röhre und 1'ransistor zu cntst<unmen, einer WeiL, in der alles Platz hat, was der na­turgetreuen Wiedergabe d ient . .

An zwei Instrumenten von Track 4 U11d 5 der CD von Michel Portal wurde diese Symbiose besonders deutlich. Das eine war das Schlagwerk von Mino Ci­nelu, das sich wie ein ausgebreiteter Fächer über die ganze Stereobasis er­streck-te. Von dem dumpf angeschla­genen Fell einer Trommel auf der linken

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Vor-/Endverstärl,er Audio Research SP20/DS450

Seite bis zum flirrenden Tambourin ganz rechts, von dem man meinte, jedes einzelne Metallplättchen w hören. Auf 'lhck 5 stand das Klavier von Rita Mar­cotulli - auch sie war in Salzburg zu hören - fest verankert in der Mitte. Rundherum gliederte sich das Schlag­zeug wie in einem Halbkreis auf. Darü­ber steuerte Paolo Fresu einen verhalte­nen Trompetenton bei, der in den oberen Registern auch den schrillen Glanz von lvliles Davis annehmen konnte. Die Luft dazwischen war ge­schwängert von der angespannten Auf­merksamkeit, die Jazzmusiker auf die­sem Weltniveau auszeichnet.

Nach solcher Intensität war Track 6 geradezu eine Erholung. Juan Jose Mo­salini und sein Orchester spielen Tango pur. Die SP20 und d ie D$450 geben diese Musik so rhythmisch wieder, mit so viel Schwung und tänzerischer Ele­ganz, dass man sagen muss: Wer bei dieser mitreißenden Darstellung den Tango nicht lernt, der lernt ihn nim­mermehr. Klassisch auch das Accorde­on von Richard Galliano, sein schriller Ton und die kraftvolle Bewegung der Luft im Balg des Instruments.

Gut möglich, dass Audio-Resea rch­Liebhaber der ersten Stunde bis hierher ihren Augen nicht ganz getraut haben. Wie soll eine derart durchsichtige Wie­dergabe möglich sein, die die Klangfar­ben eines Klaviers, einer ßassklarinette, einer Percussion vom Grundton bis zu den Obertönen so treffend erfasst, wenn doch in der Endstufe keine einzi­ge der geliebten Röhren glimmt? 1m Laufe der Hörstunden haben sich zwei Antworten auf diese Frage aufgedrängt.

Zum einen scheint das Geheimnis in der glücklichen Verbindung der beiden

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Geräte zu liegen. Denn die Röhrenvorstufe isl Audio Research pur, wenn man so will. Diese SP20 im neuen, sachUchen Design wurde erst bei der CES 2014 in Las Vegas vorgestellt und ist seit wenigen Monaten in Deutschland greifbar. Die Vorstufe ist ein Abkömm­ling der Reference 10, die mit 30000 Euro freilich mehr als dreiMal so viel kostet. Da hören sich die 9200 Euro für die SP20 geradezu ziviüsiert an, zumal wenn man bedenkt, wie komplett diese Vor­stufe ausgestattet ist. Tatsächlich habe ich immer wieder prüfend nachgedacht, was mir fehlt. Aber da ist schlicht und einfach alles vorhanden, bis hin zur Monitorschleife, ei ner äußerst feinsinnigen Lautstärkeregel ung und der wertigen Fernbedienung. Besonders faszi nierend ist, wieviele Funktionen die Entwickler in

dem sehr schlichten Display mit Touchscreen untergebracht ha­ben. Die Lautstärkeanzeige rechts oben ist mit ihrem dezenten Grün auch aus größerer Entfernung gut abzulesen. ·Links oben werden die Eingänge angezeigt, die individuell benannt werden können. Alle weiteren Einstellungen verbergen sich hinter zwei blauen Balken und drei lcons, die sehr logisch und intuitiv zu be­dienen sind. Und das, obwohl sieb jede Menge Features dahinter verbergen, angefangen von Stereo/Mono und Phase über die Ba­lance und d ie Wahl der Ausgänge (Lautsprecher oder Kopthörer) bis zur [mpedanzanpassung des Phonoeingangs. Darüber hinaus lässt sich über das Menü die Empfmdlichkeit jedes Eingangs defi­nieren, sodass beim Umschalten die Lautstärke gleich bleibt.

Apropos Phonoeingan g. Dem gebührt ein besonderes Lob. Zunächst, weil er sehr praxisgerecht ausgelegt ist. Es können Impe­danzen von 100,200,500 und lOOO Ohm sowie von 47 kOhm ge­wählt werden. Dazu kommt, dass sich die Verstärkung von 58 dB bei einem Kilohertz für meine Tonabnehmer als vollkommen aus­reichend erwiesen haL Das Benz LP zum Beispiel hat sich mit sei­nen 0,3 m V an diesem Phonoeingang äußerst wohl gefühlt. Ich ha­be, weil ich es nicht g34Z glauben wollte, mit dem Phonoeingang der SP20 und der hauseigenen Phonovarstu fe Cadence von Jeff Rowland mehrfach NB-Vergleiche angestellt. Ein unfairer Ver­gleich, wenn man allein bedenkt, dass Audio Research die Phono­vorstufe inkludiert hat und eine neue Cadence allein schon etwa die Hälfte der "all inclusive" SP20 kostete.

Un ter anderem drehte sich für diesen Wettstreit die Philips-Ein­spielung ("an original 35 rum film recording") der Pianokonzerte Nr. l und Nr. 2 von Franz Uszt (PHS 900-000) auf dem schweren Teller des Kuzma Refercnce. Swjatoslaw Richter wird vom London Symphony Orchestra unter KirillKondraschin begleiLet. Bei der an­gebotenen Ausgangsleistung der MC-Systeme von rund 0,3 m V hal

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sich die "mitgelieferte" Phonovarstufe der SP20 gegenüber dem "stand-alone"­Geräl von )eff Rowland keinerlei ßlöße gegeben. lm Gegenteil, die SP20 hat mit der Option 47 kOhm sogar noch extra Plillkte sammeln können. Klanglich spielten die beiden Phonovarsrufen auf Augenhöhe. Wenn man einen Unter­schied heraushören wollte, dann war die Cadence, die mit Eingangsübertragern und TransisLOren aufgebaut ist, unten ein wenig druckvoller und fülliger. Zwn Beispiel war das Pedal des Flügels eine Spur deutlicher wahrzunehmen. Dage­gen haben die beiden 6H30 Trioden, die in der SP20 für das Phonosignal zustän­dig sind, die Mitten etwas leuchtender dargestellt. In Summe ergab das klang­lich ein Patt, aber wenn man das Preis­Leistungs-Verhältnis einbezieht, dann bat die SP20 dieses Duell klar für sich entschieden.

Es ist die feinsi.nni.gkeit, die diese Röhrenvorstufe auszeichnet. Das gilt in gleicher Weise fü1· die Line-Eingänge, die ebenfalls mit zwei 6H30 Trioden ausgestaltet sind. Elli11gt011 on tlle nir, ei-

ne Hommage des Louis Seiavis Sextetts an Duke Ellington aus dem Jahr 1992 (TDA Records 032 CD), bot als Deispiel dafür ein exzellent eingefangenes Schlagzeug. Da wird ein flecken augeschlagen Ulld ist nicht sofort weg, sondern schwingt langsam aus. Da intoniert Scla­vis nach einer aufgeregten E-Gitarre in aller Ruhe das Hauptmotiv von "Caravan". Und da gibt es ein Klavier, das viel düe.b.-ter aufge­nommen wurde als jenes auf der CD von Michel Portal, und das die SP20 gerade deshalb so unbestechlich naturgetreu darstellt.

Auf Talking Timbukt11 (WCD C40) von AJi Farka Toure und Ry Cooder gehen die akustische und die elektrische Gitarre einen.lc­bendi.gen Dialog ein. Die Solostimme gibl die Audio Research-Vor-

Mitspieler Laufwerk: Kuzma Relerence Tonarm: Kuzma stabi reference Kabel: Cardas Ton­abnehmer: Benz Micro Ruby Open A1r. Benz LP. Ortolan Rohmann Une: Jet! Row­land Synergy II Phono: Jeff Rowland Candence Endstufen: Jeff Rowland Modell Z Phono und Une: Cardas Golden Reference. Cardas Neutral Reference LS: Brod­mann Acoustics Lautsprecher: Trenner & Friedl, Parker 95 (update 2005) CD-lauf­werk: Theta Oata Basic !Philips COM-9 Pro) Wandler: Theta DSPro Generation 111

Hi-Rez Formate: MacBook Pro mit Playersoftware Decibel und Amarra Zubehör: SID Analog (Sound improvemem disc . .A''l. Millenium Karbon LP-Matte. Clearlight Audio RDC-Kegel, SIC (sound improvement coupler). Audioplan Sieamin Antispike SIAS, ART Dämpfer

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Oben links: Oie Einschaltverzögerung der Endstufe OS450 begrenzt beim Einschalten kurzzeitig den Strom

Oben rechts: Oie Eingänge der Endstufe sind symmetrisch und unsymme­trisch ausgelegt Darüber sitzen die Buchsen für den 12-Volt-Trigger. Links und rechts übergeben massive Gardas-Klemmen das Signal an die Laut­sprecherkabel

Rechts: Auf der Unterseite der Ausgangsplatine sind die MOSFETs für die Class-0-Schaltung montiert, die einen Wirkungsgrad von 93 Prozent erreicht

Unten:·oas Herz des Schaltverstärkers sitzt unter den schwarzen Kühlrip­pen. Vorne ist die Spule für die Glättung des Ausgangssignals zu sehen. Großen Aufwand betreibt Audio Resea rch bei der Siebung des völl ig analog aufgebauten Netzteils, das einen wesentlichen Anteil am Klangergebnis hat

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stufe mil jenem leicht gepressten Klang wieder, der für diese wun­derbare CD im Grenzland von Jazz und World Music so charak­teristisch ist. AufTrack 2 spielt Ry Cooder eine "acoustic toy guitar", die nur zarte. leise Töne beibringen kann. Sie haben aber neben der dominanten E-Gitarre einen ganz eigenen Stellenwert, auf den die SP20 genau achtet.

"Mir scheint", so steht es in den Notizen,"als ob man bei jedem In­strument die ga nze Palette der Obertöne mithört und daher die je­weilige Klangfarbe sogenaugetroffen wird." Diese Vorstufe lässt zu jeder Art von Musik vielfältige Bilder im Kopf entstehen. Mil Lockerheit erzeu&rt die SP20 bei Track 4 eine Atmosphäre wie bei ei­ner Schlangenbeschwümng. Es erfordert keine Anstrengung, son­dern ergibt sich wie von selbst, dass man bei " the gras snake" der Schlange direkt zuschaut, wie sie sich durch das Gras schlängelt.

Die SP20 ist eine Aufdeckerin, auch was die anderen Kompo­nenten der Anlage betrifft.ln meiner Kette hat sie die doch schon betagte Laufwerk-Wandler-Kombi von T heta als SchwachpunJ..'t ausgemacht. Ein jadis Orphee oder wenigstens der Norma Revo DS-1 wären hier richtig am Platz gewesen. Beide haben einen nachdrUckliehen Fußabdruck in meiner Anlage hinterlassen. Der Franzose bestach im Image-Test mit seiner samtigen, aber präzi­sen Wandlung der digitalen Daten. Aber auch der Norma, der in einer besonders interessanten Preiskategorie liegt, wäre mü seinen grob- und feindynamischen Fähigkeiten ein adäquater Zuspicler für d ie SP20 gewesen. Womit endlich ein Wort zur Endstufe D$450 gesagt werden muss.

Denn die hat den aufdeckeriscbcn Effekt der SP20 weiter ''erstärkt. Um es kurz auf den Punkt zu bringen: Dieser Schaltverstärker ist ~absolut erste Gerät aus der Gruppe der Class-D-Endstufen, das mich überzeugt hat. Alles, was bisher aus dieser Kategorie in meiner Anlage mitgespielt hat, war zwar aus vielen praktischen Gründen w1d auch wegen eines durchwegs guten Preis-Leistungs-Verhältnis­ses sein Geld wert. Aber auf die klanglichen Höhen wie dle offenbar hauseigene Class-0-Schaltllng von Audio Research haben es jene Endstufen nicht gebrad1t, in denen Stan dardmodule von TCE- Po­wer oder Hypex für d ie Verstärk-ung sorgen. ·

Die DS450 von Audio Research bringt die "röhrenähnliche" Le­bendigkeit, die von allen Class-0-Herstellern versprochen wird, tatsächlich auch an die Lautsprecherklemmen. Die wichtigste Vor­aussetzung dafür ist das Netzteil mit dem schweren hauseigenen Trafo und 217000 f.IP Kapazität. Die erste Generation Class-D -Ver­stärker hatte unter anderem darunter gelitten, dass die Entwickler das Netzteil vernachlässigten. Die DS450 kann bis zu 35 Ampere

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Oben links: Ein Kanal des vollsymmetrisch aufgebauten Une-Eingangs. Oie Stereo-Röhre und die beiden Elkos bearbeiten jeweils eine Hälfte des symmetrischen Signals

Oben Mitte: Auch auf der Platine des Phonozweiges ist der vollsymmetri­sche Aufbau mit den beiden 6H30 Trioden gut zu erkennen

Oben rechts: Die Vorstufe glänzt ebenso wie die Endstufe mit einer auf­wendigen Stromversorgung

Unten links: Die vier Röhren sind jeweils einzeln nummeriert, sodass sie bei einem Austausch absolut gleichwertig ersetzt werden können

Unten: Oie Transistoren des Phonoeingangs werden paarweise ausge­wä hlt und vergossen, damit ihre thermischen Kennl inien deckungsgleich sind

Strom liefern. Die Ausgangsleistung des 9100-Euro-Gerätes beträgt 450 Wan an 8 Ohm und 550 Watt pro Kanal an 4 Ohm. Grobdynamisch gibt es damit im Alltagsgebrauch keine Grenzen, und feindynamisch sind Class-D-Verstärker ohnehin gut angeschrieben. Sie hätten trotzdem gern noch mehr Leistung? Dann dLirtcn Sie sich über die modera­ten Mehrkosten der Monoendstufen DS450M freuen, die als Paar mit 11 200 Euro zu Buche schlagen. Die Ausgangsstufe der DS450 folgt

dem pulsweitenmodulierten analogen Schaltu11gskonzept des DSi200, jedoch mit der doppelten Anzahl an 500-Watt­MOSFET-Leistwlgstransistoren je Ka­nal. Die Arbeitsfrequenz liegt bei 400 kHz, womit diese Endstufe auch unter schwierigsten Lasten kühl bleibt. Aber nur thermisch, nicht im Klang. Denn der Klang ist von einer Lebendigkeit, die mich im Vergleich mit meinen}effRow­land M.odell2 Monoendstufen doch ei­nigermaßen frappiert hat.

"Noch aufgeräumter, noch einmal mehr Feindynamik und vor allem mehr Druck", heißt es an dem Punkt der Hör­notizen, an dem zusätzlit;h zur SP20 die D$450 ihre Arbeit aufgenommen hat. Bewusst als zweite, denn eines wird Au­dio Research nicht müde zu betonen: einspielen, einspielen, einspielen. Die 600 Stunden, die unübersehbar auf der Verpackung angegeben sind, waren im Rahmen dieses Tests njchl zu erreichen. Sehr wohl war aber leicht nachvollzieh­bar, dass diese Endstufe etwa ein halbe Stunde lang nach dem Einschalten mu­sikalisch zulegt. Im Übrigen zieht dieser 450-Wan-Hammer im Ruhezustand nur 55 Watt aus der Steckdose. Da darf selbst der umweltbewusste HiFi-Freund

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Vor-/tEndverstärker Audio Research SP20/DS450

eirunal am Freitagabend einschalten, wenn am Samstag eine längere Hörses­sion angesagt ist .

Mit der DS450 wird eine solche Sessi­on dann zum großen Vergnügen, wenn man sich gern von vielen Details über­raschen lässt. Diese sü1d auf zahlreichen Aufnahmen , die ich seit Langem gut kenne, schon inm1er "irgend wie" da ge­wesen. Aber nie in der Präzision, nie in dem Scheinwerferlicht wie bei dieser Kombi aus Röhrenvorstufe und Class­D-Verstärker. Zum Beispiel der Kna­benchor auf der Cannen -CD mit Teresa Berganza unter Claudio Abbado. Der bleibt auch bei der 05450 selbstver­ständlich ein Chor. Aber es ist schon höch~t bemerkenswert, \vie weit man in diesen Chor hineinsieht, wie gleichsam einzeln e Gesichter erkennbar werden, wie dieser Chor tatsächlich zu einer Summe seiner Teile wird.

Bei diversen Produktionen, in denen geklatscht wird - etwa bei Campanion von Patricia Barber - könnte man rnit dieser Endstufe glatt anfangen, die Hän­de bnv. die Menschen zu zählen, die in den Appla us einstimmen. Selbstver­ständlich ist daran auch die SP20 stark

beteiligt, denn das alles muss zuerst einmal durch die Vorstufe durchkommen. Ich muss aber gestehen, dass ich im Zuge dieses Tests meine Sichtweise ein wenig revidiert habe. Bislang war ich im­mer der Meimmg gewesen, dass vor allem die Vorstufe dafür zu­ständig sei, eine weite und tiefe Bühne aufzumachen und sie bis in die letzten Ecken auszuleuchten. Nur gut, weru1 die Endstufe dieses Bild dann auch mit der nötigen Kr~ hinmah. -

Die DS450 hat dieses festgefügte Weltbild aus den Angeln geho­ben. Denn sie hat schlicht w1d einfach noch einmal zugelegt. Sie hat nichtnur das Gesamtpaket an die Lautsprecher weitergereicbt, das sie von der Vorstufe zugespielt bekam, sondern sie hat sich auch selbst noch einmal um den Inhalt gekümmerL Etwa nach dem Motto: Schau mal einer an, was sich da noch alles finden lässt! Das ist nicht nur eine anonyme Zuhörerschaft, die da ldatscht. Nein, das sind alles Individuen, mit ihren jeweils ganz,individuel­len zwei Händen, die ihren eigenen Klang zum Chor der Applau­dierenden beitragen .

Ein bisscheu blumig w1d fan tasievoll, meinen Sie? Sorry, so war es eben. Es lässt sich aber selbstverständlich auch an musikali­schen Beispielen erläutern. Zum Beispiel daran, dass in der Stim­me von Teresa Berganza mehr Koloratur war, mehr Schmelz und mehr Körper. Dass da auch die ganz hohen Töne noch voller Farb­kraft strahlten. Dass dieser leichte Shift nicht nur angedeutet, son­dern präsent war, wenn Patricia Barber in die Oberstimme wech­selte. Und dass bei Track 2 von Campanion die Bassseiten nicht nuT angezupft wurden, sondern richtig gesurrt haben und erst dann aLtsgeklungen sind. Der blecherne Nachklang eines Beckens oder dieser unverkennbare Ton einer Kuhglocke auf den1 Schlag­zeug- Beispiele über Beispiele ließen sich aufzählen für die Erfah-

Lassen keine Wünsche offen: Ein- und Ausgänge in symmetrischer und unsmmyetrischer Ausführung

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rung, dass diese Endstufe bei allder Kraft und Wucht, die sie ver­mitteln kann, kein "Haudrauf' ist. Es mag durchaus sein, dass für Hörer, die der Traditionsmarke Au­

dia Research schon über die Jahrzehnte die Treue halten, die 05450 eine ungewohnte Herausforderung isr.lch selbst bin mit sehr hohen Erwartungen, aber nicht vorbelastet an diesen Test herangegangen. Und ich wurde nicht enttäuscht. lm Gegenteil. Mi t der SP20 und der DS450 ist es Audio Research gelungen, die Vorteile einer exzel­lenten Röhrenvorstufe mit dem Konzept eines endlos kräftigen Schaltverstärkers zu verbinden. Hier geht es nicht um einen Tribut an die Energiewcode, wenngleich dieser hochwillkommen ist. Die Kombination der brandneuen Röhrenvorstufe und der bereits be­währten Glass-O-Endstufe vennittelt eine hoch spannende Klang­erfahrung, die tief in die jeweilige Aufnahme hineinschauen lässt.

Zu einem Gesamtpreis von 18300 Euro lädtAudio Research zu ei­nem ganz entspannten, beseelten Zuhören ein. Zu einer Wanderung in das Innenleben der Musik. J'vlan hört und staunt. Oder besser vielleicht: Man sieht lllld staunt, ~veil sich vor dem geistigen Auge ein Bild voller Glanzlichter auftut. Wie e.in Himmel voller Stern­schnuppen. 0

Röhrenvorverstärker Audio Research SP20 Röhren: 4 x 6H30 Dual Triode. Haltbarkeit 4000 Stunden. einze ln markiert für einen all­fälligen Ausiausch (unter 300 Euro für alle vier Röhren) Frequenzgang: Une: 2Hz bis 80 kHz bei+/-3 dB Phono: 10Hz bis20kHz bei '----- --- --=:...._ _ _ _J

+/- 0,1 dB Eingänge: I x Phono. 4 x Une Cinch. 1 x Monitor Cinch, 2 x BAL XLR; RS 232 Schnittstelle Ausgänge: 2 x BAL XLR, 1 x Cinch; 1 x Record Cinch; 12 Volt-Trigger Maße (8/H/T): 48/13.4/42 crn Gewicht: 7.4 kg Garantie: 2 Jahre Preis: 9200 Euro

Endverstärker Audio Research DS450 Ausgangsleistung: 450 Wan in 8 Ohm, 550 Wan in 4 Ohm leistungsba ndbreite: 5Hz bis45kHz be1 -3 dB Maße (8/H/T): 48/17.8/46,7 cm Garantie: 2 Jahre Ge­wicht: 24,5 kg Preis: 9100 Euro Paarpreis für DS450M (Mono): 11 200 Euro

Kontakt: Audio Reference GmbH. Alsterkrugchaussee 435,22335 Hamburg. Telefon 040/53320359. www.audlo-reference.de

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