Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler ... · PDF fileVor fliegenden...

3
URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM170214_HyFly.pdf Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- und Entwicklungsprojekt zum Umgang mit Erregern im Luftverkehr Foto: Jan-Peter Kasper/FSU Prof. Dr. Klaus D. Jandt koordiniert das Projekt "HyFly". Ein Husten hier, ein Schnaufen dort: Wartezimmer in Arztpraxen gehören - nicht nur im Winter - zu den Orten mit einer hohen Keimdichte. Überall, wo Menschen zusammenkommen und einige Zeit gemeinsam verbringen, besteht ein Risiko, sich mit Krankheitserregern anzustecken. Auch Bahnhöfe und Flughäfen gehören zu den Orten, von denen ein Gefährdungspotenzial ausgehen könnte. Gerade mit den Flughäfen und dem Luftverkehr setzt sich ein Forschungs- und Entwicklungsprojekt auseinander, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen des Konsortiums InfectControl 2020 koordiniert wird. Die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft Vor fliegenden Keimen schützen 1

Transcript of Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler ... · PDF fileVor fliegenden...

Page 1: Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler ... · PDF fileVor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- und Entwicklungsprojekt

URL: http://www.uni-jena.de/Forschungsmeldungen/FM170214_HyFly.pdf

Vor fliegenden Keimen schützen

Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- undEntwicklungsprojekt zum Umgang mit Erregern im Luftverkehr

Foto: Jan-Peter Kasper/FSU

Prof. Dr. Klaus D. Jandt koordiniert das Projekt "HyFly".

Ein Husten hier, ein Schnaufen dort: Wartezimmer in Arztpraxen gehören - nicht nur im Winter - zuden Orten mit einer hohen Keimdichte. Überall, wo Menschen zusammenkommen und einige Zeitgemeinsam verbringen, besteht ein Risiko, sich mit Krankheitserregern anzustecken. AuchBahnhöfe und Flughäfen gehören zu den Orten, von denen ein Gefährdungspotenzial ausgehenkönnte.

Gerade mit den Flughäfen und dem Luftverkehr setzt sich ein Forschungs- undEntwicklungsprojekt auseinander, das von der Friedrich-Schiller-Universität Jena im Rahmen desKonsortiums InfectControl 2020 koordiniert wird. Die Partner aus Wissenschaft und Wirtschaft

Vor fliegenden Keimen schützen 1

Page 2: Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler ... · PDF fileVor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- und Entwicklungsprojekt

wollen innerhalb von drei Jahren "effektive Strategien zur Kontrolle von und im Umgang mitAusbreitungswegen von Erregern im Luftverkehr" entwickeln. InfectControl 2020 fördert das kurz"HyFly" genannte Projekt mit rund 2,6 Millionen Euro aus Mitteln des Bundesministeriums fürBildung und Forschung (BMBF).

Treffpunkt für Erreger aus aller Welt

Auf Flughäfen und in Flugzeugen treffen nicht nur gesunde auf bereits erkrankte Menschen, auchErreger aus allen Teilen der Welt sind dort zu finden und werden oftmals durch die Passagiere inandere Länder getragen - das war schon immer so. InfectControl 2020 führt Wissenschaftlerunterschiedlicher Disziplinen mit dem Ziel zusammen, Infektionen bereits am Ort der Entstehungwirkungsvoll zu verhindern. Das Projekt HyFly will nun aktive Prävention leisten und dazubeitragen, Infektionsketten im Flugverkehr zu verstehen und zu unterbrechen. "Vorbeugung mitden aktuellsten Erkenntnissen aus der Forschung ist das Ziel", erläutert Prof. Dr. Klaus D. Jandtvon der Universität Jena. Der Materialwissenschaftler ist Koordinator des Verbundes und ergänzt:"Dank der Partner aus unterschiedlichen Branchen wird am Ende nicht nur ein Weißbuchvorliegen, um bei Flughäfen infektionsrelevante Punkte aus bau- und prozessplanerischer Sicht zuentschärfen. Sondern es werden auch Musterlösungen für neue Werkstoffe, z. B. mit einer deutlichreduzierten Keimhaftung vorliegen, und diese sollen später auch in den Handel kommen", erwartetJandt.

Wenn Reinigung den Keimen die Besiedelung erleichtert

Der Materialwissenschaftler von der Universität Jena und sein Team werden untersuchen, welcheRolle Materialien und Materialoberflächen bei der Verbreitung von Infektionen im Luftverkehrspielen. Neben dem Verständnis für die Zusammenhänge zwischen mikrobieller Kontaminationund den Materialeigenschaften ist es das Ziel, Lösungen zur Unterbrechung einerInfektionsverbreitung durch Materialien abzuleiten und umzusetzen. Eine besondereHerausforderung bei den Forschungen liegt darin, dass solche Materialoberflächen üblicherweisebesonders häufig und intensiv gereinigt und desinfiziert werden. Diese Maßnahmen verändern aufDauer aber die Eigenschaften der Materialoberfläche. "In dem Projekt soll untersucht werden, wiesich Veränderungen von Materialoberflächen in Folge von Reinigungsmaßnahmen auf diemikrobielle Besiedlungsneigung auswirken", sagt Prof. Jandt. Die Jenaer Materialexperten wollenals Alternative zu chemischen Desinfektionsverfahren die Behandlung mit Licht wie UV-Strahlunguntersuchen, speziell die Effektivität von UV-LED als alternative Lichtquelle zuQuecksilber-Niederdruckmetalldampflampen.

Bei der Verbreitung von Infektionskrankheiten rund um den Globus sind auch die klimatischenBedingungen äußerst wichtig. Welche Rolle das regionale Klima an den verschiedenenFlughafenstandorten sowie die globale Erwärmung spielen, untersuchen beispielsweise die amProjekt beteiligten Klimaforscher des Potsdam-Instituts für Klimafolgenforschung.

Bis 2019 will HyFly ein umfassendes Paket an neuen Entwicklungen und Maßnahmen geschnürthaben, um auf Keime, die eine relevante Gefahr für die öffentliche Gesundheit darstellen könnten,im Luftverkehr angemessen reagieren zu können.

Die beteiligten Partner:Am Projekt HyFly sind folgende Partner beteiligt: Friedrich-Schiller-Universität Jena,Fraunhofer-Institut für Zelltherapie und Immunologie, Technische Universität Braunschweig,Potsdam-Institut für Klimafolgenforschung, Robert Koch-Institut, Schmuhl FaserverbundtechnikGmbH & Co. KG, Airport Service Gesellschaft mbH, Villeroy & Boch AG.

Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- undEntwicklungsprojekt zum Umgang mit Erregern im Luftverkehr 2

Page 3: Vor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler ... · PDF fileVor fliegenden Keimen schützen Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- und Entwicklungsprojekt

InfectControl 2020InfectControl 2020 ist ein Konsortium aus Wirtschaftsunternehmen und akademischen Partnern,das gemeinsam auf nationaler ebenso wie auf globaler Ebene wirksame Medikamente gegen neueKrankheitserreger entwickelt. Gegründet wurde es im Rahmen der Fördermaßnahme "Zwanzig20 -Partnerschaft für Innovation" des Bundesministeriums für Bildung und Forschung (BMBF), durchdie es finanziell unterstützt wird. Mit InfectControl 2020 ist ein hochinnovativer Forschungsverbundetabliert worden, der grundlegend neue Strategien zur frühzeitigen Erkennung, Eindämmung underfolgreichen Bekämpfung von Infektionskrankheiten sowohl entwickeln als auch kommerziellerfolgreich implementieren will.

Kontakt:Prof. Dr. Klaus D. Jandt und PD Dr. Jörg BossertOtto-Schott-Institut für Materialforschung der Friedrich-Schiller-Universität JenaLöbdergraben 3207743 JenaTel.: 03641 / 947730E-Mail: [email protected]

Materialwissenschaftler koordiniert großes Verbundforschungs- undEntwicklungsprojekt zum Umgang mit Erregern im Luftverkehr 3